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Full text of "Die irische Helden- und Königsage bis zum siebzehnten Jahrhundert"

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6  kxyieacv  na  Gaeöilge  p^  Saoizfräxr  Ei]t6ann 

Die  irische  Helden-  und  Königsage 

bis  zum  siebzehnten  Jahrhundert 


Von 

Rudolf  Thurneysen 

Teil  I  und  II 


Gedruckt 

mit  Unterstützung  der  Abteilung  für  irische  Sprache 

der  Däil  Eireann 


Halle  (Saale) 

Verlag  von   Max  Niemeyer 

1921 


-.n 


HrcloCvt 


Vorwort. 

Mein  Buch  richtet  sich  nach  zwei  Seiten.  Einmal  an 
meine  Mitarbeiter  auf  dem  Gebiet  der  keltischen  Philologie, 
indem  es  in  das  Chaos  der  irischen  Sagenwelt  einige  Ordnung 
zu. bringen  sucht.  Sodann  an  alle  Sagenforscher  und  Sagen- 
freunde, die  des  Irischen  nicht  kundig  sind.  Für  sie  sind  die 
ausführlichen  Analysen  der  irischen  Sagen  bestimmt.  Gewiß 
können  sie  den  Wortlaut  nicht  ersetzen,  namentlich  nicht  für 
den  künstlerischen  Genuß,  und  es  sind  deshalb  durchgehends 
alle  mir  bekannten  Übersetzungen  angeführt;  aber  ich  war 
bestrebt,  wenigstens  keinen  Sagenzug  zu  übergehn,  der  für 
sie  irgendwie  von  Bedeutung  sein  könnte.  So  hoffe  ich,  daß 
sie  diese  Zusammenfassung  des  weit  zerstreuten  Stoffes  als 
brauchbar  befinden  werden. 

Das  Werk  ist  wesentlich  die  Frucht  eines  Urlaubs,  den 
mir  die  Großherzoglich  Badische  Regierung  für  das  Sommer- 
semester 1911  mit  einer  Reiseunterstützung  gewährte.  Er 
setzte  mich  in  den  Stand,  Bibliotheken  von  Brüssel,  London, 
Oxford,  Dublin  und  Edinburg  (diese  leider  nur  einen  Tag)  zu 
besuchen  und  viele  noch  nicht  faksimilierte  Handschriften 
genauer  kennen  zu  lernen,  die  bei  der  Herausgabe  der  Sagen  .*,,v^j^,,, 
zum  Teil  schon  benutzt,  zum  Teil  übergangen  waren,  auch 
einige  noch  nicht  veröffentlichte  Texte  abzuschreiben  oder 
auszuziehen.  Namentlich  auf  der  Bibliothek  der  K.  Irischen 
Akademie  zu  Dublin  wurde  mir  die  Arbeit  auf  jede  denkbare 
Weise  erleichtert,  wofür  ich  hier  nochmals  meinen  besten 
Dank  aussprechen  möchte.  Ich  habe  dem  Buch  den  etwas 
stolzen,  ursprünglich  geplanten  Titel  belassen,  obschon  nur 
zwei  Teile  fertiggestellt  sind,  von  denen  jedoch  der  zweite, 
der  Hauptteil  ein  abgerundetes  Ganzes  bildet.    Um  auch  die 


rv  Vorwort- 

weiteren  zu  vollenden,  wäre  ein  nochmaliger  längerer  Aufent- 
halt auf  den  irischen  und  englischen  Bibliotheken  notwendig, 
und  ob  sich  das  bei  der  heutigen  Weltlage  und  bei  meinen 
Jahren  wird  ausführen  lassen,  ist  zweifelhaft.  Es  soll  also 
der  Titel  ja  nicht  etwa  andere  abhalten,  den  Teilen,  die  ich 
als  III — V  angesetzt  hatte,  ihre  Arbeit  zuzuwenden  und  sie 
in  meinem  Sinn  oder  in  anderer  Gestaltung  auszuführen. 
Ursprünglich  hatte  ich  natürlich  vorgehabt,  noch  vor  Ab- 
schluß von  Teil  II  dieselben  Bibliotheken  nochmals  zu  be- 
suchen, um  etwaige  Lücken  auszufüllen.  Da  kam  der  Krieg 
und  dann  der  so  friedlos  gestaltete  Friede.  Glücklicherweise 
hat  sich  aber  bei  der  Ausarbeitung  ergeben,  daß  ich  meine 
Notizen  doch  so  genau  genommen  hatte,  daß  mir  —  so  weit 
ich  es  bis  jetzt  überblicke  —  nichts  von  irgendwelchem  Be- 
lang gefehlt  hat.  Möchten  nur  die  gewaltigen  Gemüts- 
bewegungen jeder  Art  die  Ebenmäßigkeit  der  Arbeit  nicht 
zu  sehr  beeinträchtigt  haben. 

Daß  das  Buch  trotz  der  teuern  Zeiten  erscheinen  kann, 
verdanke  ich  dem  Unternehmermut  des  Herrn  Verlegers, 
dann  in  erster  Linie  der  hochherzigen  Unterstützung  von 
irischer  Seite,  von  der  das  Titelblatt  berichtet.  Mein  wärmster 
Dank  ist  ihnen  gewiß. 

Mai  1921. 

R.  Thurneysen. 


Inhalt. 

Seite 

Vorwort in 

Abkürzungen xi 

Erster  Teil:  Allgemeines 1 

Kap.  1.   Einleitung 3 

2.  Überlieferung  und  Zeitbestimmung 11 

3.  Die  Handschrift  von  Druim  Sneclita(i) 15 

4.  Flannacän  mac  Cellaich 19 

5.  Cormacs  Glossar 19 

6.  Cinsed  ua  h-Artacäin     20 

7.  Die  Sagenlisten 21 

8.  Der  Kompilator ,   .   .    .   .  24 

9.  LU  und  der  Interpolator 27 

10.  Eawl.  502 32 

11.  Der  Bearbeiter  C  der  Täin  bö  Cuailnge 33 

12.  Das  Buch  von  Leinster  (LL) 33 

13.  Dinnsenchas 36 

14.  Gilla  Mo-Dutu  und  das  Bansen chas     •    .    .   .  46 

15.  Lebor  Gabäla  und  Acallam  na  Senörach      *     47 

16.  Cöir  Anmann 48 

17.  Die  Handschriften  D.  4. 2,  GBL,  BB  und  das  Buch  von  Lecan  50 

18.  Das  Buch  des  Dekans  von  Lismore 52 

19.  Keating 52 

20.  Die  Form  der  Sagentexte 53 

21.  Erzähler,  Verfasser  und  Dichter  der  Sagen 65 

22.  Land  und  Leute     74 

23.  Sprachliche  Bemerkungen 85 

Zweiter  Teil:  Die  Ulter  Sage 87 

Kap.  1.   Einleitendes  zur  Ulter  Sage 89 

2.  Täin  bö  Cuailnge  „Das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge"  96 

3.  Fassung  I  (die  sogenannte  LU -Version) 99 

4.  Fassung  II 113 

5.  Fassung  III 117 

6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge    .    .  118 

7.  Der  Kampf  CüChulainns  mit  Fer  Diad 219 

8.  Die  Interpolazionen  in  Fassung  I 235 

9.  Die  Einleitung  in  Fassung  II 241 


VI  .  Inhalt. 

Seite 

Kap.  10.    Dinusenchas :    1.  Äth  Luain  und  Mag  Tarbga 245 

2.  Siiab  Callann 246 

3.  Gäirech 247 

4.  Dün  mac  Nechtain  Scene 247 

5.  Äth  Gabla  und  Urard 247 

6.  Garn  Fraich  (STd  Fraich) 248 

11.  Remscela  Täna  hö  Cuailnge  „Die  Vorerzählungen  des  Weg- 
treibens der  Rinder  von  Cuailnge" 248 

12.  Faillsigud  Täna  bü  Cuailnge  „Das  Kundwerden  des  Weg- 
treibens der  Rinder  von  Cuailnge" 251 

1.  Fassung  LL 252 

2.  Fassung  D.  4.  2 253 

3.  Fassung  Egerton  1782 254 

4.  Imthecht  na  Tromdäime  „Die  Wanderung  der  schweren 
Schar  (der  lästigen  Gäste)" 254 

13.  Compert  ConCulainn  „CüChulainns  Empfängnis":  Fassung  I  268 

Fassung  II 271 

14.  Compert  Conchobuir  „Conchobors  Empfängnis":  Fassung  I  273 

Fassung  II     274 

15.  De  chophur  in  da  mucado  (mucida)   „Vom  .  .  .  der  zwei 
Schweinehirten" 276 

Anhang:  Dinnseuchas  von  Luimnech 284 

16.  Täin  bü  Fraich  „Das  Wegtreiben  von  Fraechs  Rindern"  .   .  285 

Teil  I 286 

Teil  II .  291 

III.  Dinnsenchas  von  luber  Biene  und  Carn  Fraich  .    .  293 

IV.  Die  Ballade 293 

17.  Tochmarc  Treblainne  „Das  Werben  um  Treblann"   ....  296 

18.  Aislinge  ^nguso  „^ugus'  Traumgesicht" 300 

19.  Täin  bö  Dartada  „Das  Wegtreiben  der  Rinder  der  Dartaid"  303 

20.  Täin  bö  Regamain  „Das  Wegtreiben  von  Regamons  Rindern"  306 

21.  Täin  bö  Regamna  „Das  Wegtreiben  der  Rinder  (des  Rinds) 

von  R . . ." 309 

22.  Echtra  Nerai  „Nera's  Abenteuer"     311 

23.  Täin  bö  Flidais  „Das  Wegtreiben  der  Rinder  der  Flidais"  .  317 

24.  Fochonn  loingse  Fergusa  meic  Roig  „Die  Ursache  der  Ver- 
bannung von  Fergus  mac  Roig" 321 

25.  Longas  mac  n-Uislenu   (n-Uisnig)    „Die  Verbannung   der 
Söhne  Uisliu's  (Uisnech's)  I 322 

IL  Oided  mac  n-üisnig  (Oidhe  Chloinne  Uisneach)  „Der 

Tod  der  Söhne  (Kinder)  Uisnech's" 327 

III.  Der  Fortsetzer  (Täin  bö  Flidaise  II) 334 

26.  Tochmarc  Ferbe  oder  FTs  Conchobair  „Das  Werben  um 
Ferb"  oder  „Conchobors  Vision" 351 

Fassung  I  (Gedicht) 353 

Fassung  II      354 


Inhalt.  vn 

Seite 

Kap.  27.   Oes  Ulad  „Der  Schwächeznstand  der  Ulter"  A 359 

B 860 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Ard  Macha 363 

28.  Cath  Ruis  na  RTg  „Die  Schlacht  von  Ros  na  RTg"    ...  363 

29.  Die  sonstigen  CüChulainn- Sagen 376 

30.  Verba  Scäthaige  „Die  Worte  der  Scäthach" 376 

31.  Tochmarc  Emire  (Eraere)  „Das  Werben  um  Emer"    .   .   .  377 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Inber  n-Ailbine 395 

32.  Foglaim  ConCulainn  „ CüChulainns  Lehre" 396 

33.  CüChulainns  Zweikampf  mit  seinem  Sohn 403 

I.  Aided  ^nfir  Aife  „Der  Tod  von  Aife's  Einzigem"  404 

II.  Dinnsenchas  von  Lecht  iEnfir  Aife 406 

III.  Gesetzestext 406 

IV.  Die  Ballade 407 

V.  Aided  Chonlseich   mic  ConCulainn    „Der  Tod  von 

Conlsech  mac  ConCulainn"     408 

VI.  CüChulainns  Klage 412 

Anhang:  Gedicht  auf  den  gcß  hulga 412 

34.  Serglige  ConCulainn  ocus  senet  Emire  „CüChulainns 
Krankenlager  und  Emers  einzige  Eifersucht" 413 

II.  Die  Ballade ^ 425 

35.  Aided  (Lugdach  Riab  n-Derg  ocus)  Derbforgaill  „Der  Tod 

von  (Lugaid  mit  den  roten  Streifen  und)  Derbforgaill     .    .  426 

36.  Emer  und  Tuir  Glesta 428 

37.  Forfes  Fer  Fälchae  „Der  nächtliche  Angriff  auf  die  Fir 
Fälchae" 429 

38.  Dinnsenchas  von  Ailech 431 

39.  Aided  ConRoi  I  „CüRoi's  Tod"  I 431 

40.  Amra  ConRoi  „Die  Totenklage  um  CüRoi" 435 

41.  Andere  Fassungen  der  CüRoi-Sage,  A  und  B 436 

C.  Brinna  Ferchertne  „Ferchertne's  Traumrede"     .    .    .  437 

42.  Aided  ConRoi  II  „CüRoi's  Tod"  II 440 

Keating 443 

43.  Zwei  Gedichte  auf  CüRoi 444 

44.  Die  verlorene  Sage  von  Fiamain  mac  Foroi 446 

45.  Fled  Bricrenn  „Bricriu's  Gastmahl" 447 

L  Der  alte  Text     450 

IL  Die  Interpolazionen • 462 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Fleh  m-Buana 466 

46.  Fled  Bricrenn  ocus  longes  mac  n-Duil  Dermait  „Bricriu's 
Gastmahl  und  die  Verbannung  der  Söhne  von  Dael 
Dermait" 467 

47.  Mesca  Ulad  „Die  Trunkenheit  der  Ulter"  oder  Bsethreim 
Ulad  CO  Temair  Luachra  „Die  tolle  Fahrt  der  Ulter  nach 
Temair  Luachra" 473 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Luibnech 484 


VIII  Inhalt. 

Seite 
Kap.  48.   Aided  Guill  meic  Carbada  ocus  Aided  Gairb  Gliiine  Rige 
„Der   Tod   von   GoU  mac   Carbada  und   der   Tod  Garb's 

von  Glenn  Eige" 485 

49.  Comracc  ConCulainn  re  Senbecc  ua  n-Ebricc  a  Segais  „Die 
Begegnung  CüChulainns  mit  Senbecc,  dem  Enkel  Ebriccs, 

aus  der  Segais" • 490 

50.  Aus  dem  Dinnsenchas:  I.  Srüb  Brain 491 

n.  Garn  Conaill 492 

III.  Lia  Linngadäin 493 

51.  Scel  mucce  Maie  Dathö  „Die  Geschichte  vom  Schwein  des 

Mac  Dathö" • 494 

Anhang  I:   Gedicht 498 

II,  Dinnsenchas  von  Mag  Lena 499 

III.  Dinnsenchas  von  Carman 500 

IV.  Dün  Ciürc  („Corc's  Burg") 500 

52.  Aus  dem  Dinnsenchas:   I.  Druim  n-Asail    ........  501 

II.  Mac  Mucrime 501 

ni.  Geis  Chorainn 502 

IV.  Dumae  Selga 503 

V.  Loch  n-Erne 504 

VL  Lecht  Ele 505 

53.  Cath  Etair  „Der  Kampf  von  Etar" 505 

Anhang:  Dinnsenchas.    I.  Loch  Dergderc 511 

IL  Äth  Cliath  Cualann  ....  512 

54.  Weitere  Geschichten  von  Athirne 512 

I.  Athirne  vom  Geiz  geheilt 513 

IL  Athirne  wird  Lehrer  von  Amorgein  (Amorgene)     .  513 

III.  Aigidecht  Athirni  „Athirne  als  Gast" 515 

55.  Tochmarc   Luaine   ocus   aided  Athirni   „Das  Werben   um 
Luaine  und  Athirne's  Tod" 515 

56.  Nede  mac  Adnai 518 

I.  Immacaldam  in  da  thuar(ad)  „Die  Unterredung  der 

zwei  ..."     518 

IL  Nede  und  Caier 523 

57.  Conchobors  Haushalt     524 

Anhang:  Die  Schlacht  von  ^Enach  Macha 527 

58.  Cath  Leitrech  Ruide  (Ruige)  „Die  Schlacht  von  Letir  Ruide"  527 

59.  Gocad    Fergusa    (Ferguis)    ocus    Conchobair    „Der   Krieg 
zwischen  Fergus  und  Conchobor" 529 

60.  Ferchuitred   Medba   oder   Cath  Boinne  „Medbs  Anteil  an 
Männern"  oder  „Die  Schlacht  am  Boyne-Fluß" 531 

61.  Aided  Chonchobuir  „Conchobors  Tod" 534 

A  535.  —  B  und  C  538.  —  D  539. 

62.  Echtra  Fergusa  maic  Lete  (A  540) 539 

B.  ^mthechta  Tuaithe  Luchra  ocus  aided  Fergusa  „Die 

Wanderung  der  Tuath  Luchra  und  Fergus'  Tod"     .  541 


Inhalt.  IX 

Seite 
Kap.  63.   Brislech  mür  Maige  Muirtheimne  „Das  große  Fällen  von 
Mag  Muirtheimne"    oder   Aided  ConCuIainn   „CüChulainns 

Tod« 547 

Fassung  A 549 

Fassung  B 557 

I.  Das  große  Fällen  von  Mag  Muirtheimne  ....  558 

II.  Der  rote  Ansturm  Conall  Cernach's 564 

Anhang:   Aus  dem  Dinnsenchas.    1.  Acall    ......  566 

2.  Temair 567 

64.  Siaburcharpat  ConCuIainn  „CüChulainns  Geisterwagen    .   .  567 

65.  Aided  Cheltchair  maie  Uthechair  (Uthidir)  „Der  Tod  von 
Celtchar  mac  Uthechair  (oder  Uthidir)" 571 

66.  Aided    Lsegairi    Buadaig    „Der    Tod    Lsegaire    des    Sieg- 
reichen"       574 

67.  Aided  Fergusa  maic  Roig  (Roich)  „Der  Tod  von  Fergus 

mac  Roig" 575 

68.  Aided  Ceit  maic  Mägach   „Der  Tod  von  Cet  mac  Mägach" 
oder:  Orgain  Belchon  (Belcon)  Breifne  „Das  Morden  Belchu's 

von  Breifne" 577 

69.  Aided  Ailella   ocus  Conaill  Cernaig  „Der  Tod  von  Ailill 

und  Conall  Cernach" 579 

Anhang:   1.  Dinnsenchas  von  Mag  Luirg.    2.  Aus  Cöir 

Anmann 582 

70.  Aided  Meidbe  „Der  Tod  der  Medb" 583 

Anhang:    1.   Medbs   Grab.     2.   Dinnsenchas   von   Carn 

Furbaide 585 

71.  Bruiden  Da-Chocse  „(Die  Zerstörung  der)  Halle  Da-Choca's"  586 

Anhang:   1.  Dinnsenchas  von  Druim  Suamaich  (593).  — 

2.  (594) 593 

72.  Cath  Airtig  „Die  Schlacht  von  Airtech"      594 

73.  Der  Sagenkreis  von  Etäin  und  Conaire  Mör 597 

74.  Tochmarc  Etäine  „(Das  erste)  Werben  um  Etäin"    ....  598 

Anhang:  1.  Dinnsenchas  von  Cnogba  (603).  —  2.  (604)  603 

75.  De  gabäii  int  slda  „Über  die  Besitzergreifung  des  Sids"  .  604 

76.  Aus  dem  Dinnsenchas:  A.  Boann  II 605 

B.  Boann  I 606 

C.  Macnia  mac  /Engusa 607 

D.  Ein    Cinaed  ua  h-Artacäin  zu- 
geschriebenes Gedicht     ....  608 

E.  (Airne  Fingein  und  Altrom  tige 

da  medar) 610 

77.  Das  zweite  Werben  um  Etäin    .    .    . 610 

78.  Das  dritte  Werben  um  Etäin     612 

79.  Aus  dem  Dinnsenchas:   1.  Rä(i)th  Cruachan 616 

2.  Rä(i)th  Esa 617 

80.  De  sTl  Conairi  Möir  „Vom  Samen  Conaire  des  Großen"     .  619 


X  Inhalt. 

Seite 
Kap.  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergse  (Da-Derga)  „Die  Zerstörung  der 

Halle  von  Ua  Dergse  (oder  Da-Derga)" 621 

82.  Aus  dem  Dinnsenchas:  1.  Belach  Conglais 653 

2.  Lecga 654 

3.  Mag  Life 654 

4.  Mag  m-Breg 655 

5.  Es  Ruaid 655 

6.  Tuag  Inbir  und  Loch  n-Echach  656 

7.  Räth  Cnämrosa 656 

83.  Die  Kompilazion  in  Egerton  1782     657 

84.  De  maccaib  Conairi  „Von  Conaire's  Söhnen" 663 

85.  Bückblick 666 

Nachträge  und  Berichtigungen 671 

Verzeichnis:   1.  Irische  Personen-,  Götter-  und  Stammesnamen    .   .  673 

2.  Ortsnamen 692 

3.  Irische  Ausdrücke;  Namen  von  Tieren,  Waffen  usw.  701 

4.  Texte  und  Sagentitel 703 

5.  Handschriften 707 


Abkürzungen. 


Auecdota  from  Ir.  Mss.  s.  S.  65. 

BB  =  Buch  von  Ballymote,  s.  S,  51. 

Bibliography  =  Bibliography  of  Irisli  pliilology  and  of  printed  Irish 
literature,  s,  S.  10. 

Brit.  Mus.  =  British  Museum  zu  London. 

d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue  =  H.  d'Arbois  de  Jubainville,  Essai  d'un 
catalogue  de  la  litterature  epique  de  l'Irlande,  s.  S.  7. 

Dinnsenchas  A,  B,  C  s.  S.  36  ff. 

Eg.  =  Egerton. 

GBL  =  Gelbes  Buch  von  Lecan,  s.  S.  51. 

hgg.  =  herausgegeben. 

Hs.,  Hss.  =  Handschrift(en). 

IT  =  Irische  Texte  mit  (Übersetzungen  und)  Wörterbuch,  hgg.  von 
(Wh.  Stokes  und)  E.  Windisch,  s.  S.  65. 

KZ  =  (Kuhns)  Zeitschrift  für  vergleichende  Sprachforschung  auf  dem 
Gebiete  der  indogermanischen  Sprachen. 

LL  =^  Buch  von  Leinster,  s.  S.  33  ff. 

LU  =  Lebor  na  h-Uidre,  s.  S.  27  ff. 

Mackinnons  Katalog  ==  Donald  Mackinnon,  A  descriptive  catalogue  of 
Gaelic  manuscripts  in  the  Advocates'  Library  Edinburgh,  and  else- 
where  in  Scotland.    Edinburgh  1912. 

Metr.  Dindsh.  =  Edward  Gwynn,  The  metrical  Dindshenchas,  s.  S.  45. 

O'Curry,  Manners  a.  Customs  s.  S.  7. 

O'Curry,  Lectures  on  the  Ms.  Materials  s.  S.  6. 

RC  =  Revue  Celtique. 

R.  Ir.  Ac.  =  Royal  Irish  Academy  (zu  Dublin). 

Trin.  Coli.  =  Trinity  College  (Dublin). 

übers.  =  übersetzt. 

ZCP  =  Zeitschrift  für  Celtische  Philologie. 

Zs.  =  Zeitschrift. 

Zu  ir.  Hss.  I,  II  =  R.  Thurneysen,  Zu  irischen  Handschriften  und  Literatur- 
denkmälern. Abhandlungen  der  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu 
Göttingen,  Philolog.-histor.  Klasse,  Neue  Folge,  Bd.  XIV,  Nr.  2  (1912).  — 
Zweite  Serie,  ebenda  Nr.  3  (1913). 


Erster  Teil 


Allgemeines 


Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König-sa^e. 


^,A        Kap.  I.     Eiuleitung. 

Als  reiches,  buntes  Gera  enge  schüttet  die  mittelirische 
Überlieferung-  den  Inhalt  ihres  Füllhorns  vor  uns  aus.  Es 
sind  duftende  Blüten  von  frischer  Farbe  darunter  und  auch 
fades  Stroh.  Aber  den  Stoff  zu  sondern  und  zu  sichten 
und  das  Zusammengehörige,  auseinander  Hervorgewachsene 
zusammenzustellen  hat  man  kaum  erst  begonnen.  Eine  irgend- 
wie genügende  Geschichte  der  irischen  Literatur  gibt  es  nicht; 
so  möchte  das  Folgende  die  Grundlage  für  einige  ihrer  Kapitel 
abgeben^   ^^ 

Neben  der  lyrischen  Dichtung,  den  didaktischen  Werken 
in  prosaischer  und  poetischer  Form  und  den  Gesetzestexten 
'nefimen  Erzählungen  den  ersten  Rang  ein.  Man  kann  sie  in 
die  zwei  großen  Kla^ssen  der  religiösen  Erzählung .  (Heiligen- 
legende, biblische  Geschichte)  und  der  weltlichen  Helden-  und 
Königsage  (Qeschichte)  scheiden.  Jene  verwendet  neben  der 
irischen*  vielfach  die  lateinische  Sprache,  die  zweite  hält  sich  ■ 
ans  Irische.  Nur  sie  soll  hier  behandelt  werden.  Die  beiden 
Gebiete  sind  freilich  nicht  immer  streng  zu  sondern.  Namentlich 
die  Geschichte  der  Könige  des  5.  bis  7.  Jahrhunderts  berührt 
und  kreuzt  sich  vielfach  mit  der  Heiligenlegende,  weil  in  jener 
Zeit  der  Apostel  Irlands,  Patricius,  und^die  Gründer  der  großen 
irischen  Klöster  lebten;  auch  die  Schiffahrtsagen  verknüpfen 
beide.  Das  hindert  jedoch  nicht,  die  Scheidung  im  allgemeinen 
innezuhalten.  ^) 

Bei  der  Behandlung  der  Sagen  schiene  wohl  am  nächsten 
zu  liegen,  eine  zeitliche  Reihenfolge  zu  beobachten,  mit  den 

^)  Zur  Heiligeulegende  vgl.  besonders  C.  Plummer,  Vitae  Sanctorum 
Hiberniae,  2  Bde.,  Oxford  1910.  Auch  J.  B.  Bury,  The  Life  of  St.  Patrick, 
London  1905;  Gertrud  Brüning,  Adamnaus  Vita  Colurabae  und  ihre  .Ab- 
leitungen, ZCP  11,  213  ff. 

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4  1, 1.    Einleitung. 

ältesten  Texten  zu  beginnen  und  mit  den  jüngsten  zu  schließen. 
Das  ist  jedoch  untunlich.  Einmal  sind  wir  gegenwärtig  noch 
nicht  in  der  Lage,  alle  Texte  zeitlich  genau  einzureihen. 
Sodann  liegen  viele  Sagen  in  mehrfacher  Bearbeitung  aus 
verschiedenen  Jahrhunderten  vor;  man  müßte  also  inhaltlich 
aufs  engste  Zusammengehöriges  auseinanderreißen.  Dadurch 
ist  stoffliche  Anordnung  geboten. 

Ich  halte  es  für  praktisch,  vier  große  Abteilungen  zu 
machen : 

1.  (als  Teil  II):  Die  ülter  Sage.  Sie  ist  mit  den 
Königslisten  kaum  verknüpft,  abgesehen  von  ihren  jüngsten 
Ausläufern,  und  bildet  daher  ein  leicht  abzugrenzendes  Ganzes. 
Mit  ihr  ist  der  Sagenkreis  von  Etäin  und  Conaire  zu 
verbinden,  der  zwar  ursprünglich  von  ihr  unabhängig  war 
und  eigentlich  zur  Königsage  gehört,  aber  dadurch,  daß  ein 
früher,  für  die  Späteren  maßgebender  Bearbeiter  Helden 
der  Ulter  Sage  in  ihn  aufgenommen  hat,  mit  ihr  unlöslich 
verschmolzen  ist.  Man  darf  wohl  sagen,  daß  manche 
dieser  Sagen  den  Höhepunkt  der  irischen  Erzählerkunst  dar- 
stellen. 

2.  (als  Teil  III):  Die  Finn-Sage  oder,  wie  man  sie 
wegen  Macphersons  berühmter  Fälschung  oft  nennt,  der 
ossianische  Sagenkreis.  Dieser  ist  aber  zu  der  Zeit,  da 
er  in  den  Vordergrund  tritt,  schon  so  mit  der  Geschichte  des 
Hochkönigs  Cormac  mac  Airt  verknüpft  und  diese  hängt  wieder 
so  enge  mit  der  seines  Vaters  Art  ^Enfer  und  seines  Groß- 
vaters Conn  Cetchathach  zusammen,  daß  man  die  diese  drei 
Fürsten  und  ihre  Zeitgenossen  betreffenden  Erzählungen  am 
besten  aus  der  Königsage  heraushebt  und  mit  der  Finn-Sage 
zugleich  bespricht.  Als  Anhang  mögen  die  Schiffahrt - 
sagen  folgen,  die  man  nicht  gern  auseinanderreißen  wird, 
obschon  ihre  Träger  in  die  verschiedensten  Jahrhunderte  ge- 
hören. ^) 

3.  (als  Teil  IV):  Der  mythologische  Sagenkreis,  die 
Königsage  und  (wirklich)  historische  Texte.  Zwischen 
Königsage  und  Geschichte  ist  nach  der  irischen  Auffassung 


*)  Vgl.  zu  diesen  einstweilen  Zimmer,   Brendans  Meerfahrt.    Zs.  für 
deutsches  Altertum  33  (1889),  S.  129  ff.  257  ff . 


I,  1.    Einleitung-.  5 

kein  Unterschied.  Der  niytliologische  Sagenkreis  ist  in  den 
Quellen,  aus  denen  wir  ihn  am  besten  kennen,  so  in  die 
Urgeschichte  Irlands  einbezogen,  daß  eine  Trennung  ge- 
Avaltsam  wäre.  Aber  natürlich  kommen  die  überirdischen 
Wesen  (Elfen  und  Feen)  in  Texten  jeder  Art  vor,  und 
manche  Episoden  müssen  daher  schon  in  den  anderen  Teilen 
behandelt  werden.  In  diesem  vierten  sollen  auch  alle  übrigen 
einheimisclien  Erzählungen  Aufnahme  finden,  die  nicht  mit  II 
oder  III  in  Verbindung  gebracht  sind. 

4.  (als  Teil  V):  Auswärtige  Stoffe  (Bearbeitungen  und 
Übersetzungen). 

Die  Mehrzahl  der  Texte  ist,  namentlich  im  letzten  halben 
Jahrhundert,  gedruckt  worden,  großenteils  mit  Übersetzungen 
ins  Englische.  Deutsche  oder  Französische.  Aber  die  philo- 
logische Bearbeitung  steht  noch  fast  ganz  aus.  Selbst  die 
Ausgaben,  die  über  den  Abdruck  einer  einzelnen  Handschrift 
hinausgehen,  verzichten  meist  auf  die  Herstellung  des  ur- 
sprünglichen Wortlauts  oder  verschmähen  dabei  die  auf  anderen 
Gebieten  längst  ausgebildeten  Methoden  und  Hilfsmittel  wie 
die  Aufstellung  eines  Handschriftenstammbaums  und  verfahren 
in  altmodischer  Weise  rein  eklektisch.  Und  gar  das  Ver- 
hältnis der  verschiedenen  Texte  zueinander,  das  eigentliche 
literaturgeschichtliche  Problem  ist  nur  in  ganz  wenig  Fällen 
in  Angriff  genommen  worden.  Viel  lieber,  als  die  wirklich 
vorliegende  Masse  genealogisch  zu  ordnen,  ist  man  darüber 
hinausgegangen  und  hat  die  nicht  überlieferten  Vorstufen  zu 
erkennen  gesucht,  obschon  doch  jenes  die  Grundlage  für 
dieses  abgeben  muß.  Anderseits  wird  der  gesamte  Sagenstoff 
häufig  wie  eine  einheitliche  Masse  behandelt,  die  ältesten 
Sagen  nach  Maßgabe  der  jüngsten  Umgestaltungen  gedeutet, 
kurz  ein  Getriebe,  das  mehr  an  mittelalterliche  Polyhistorie 
als  an  moderne  Wissenschaft  erinnert.  In  dieser  Eichtung 
war  oft  nicht  einmal  der  erste  Schritt  getan.  Und  doch  liegt 
die  Sache  für  die  irische  Sagenforschung  besonders  günstig, 
indem  die  Überlieferung  verhältnismäßig  reich  ist,  was  mit 
dem  sehr  geringen  Umfang  vieler  Sagen  texte  zusammenhängt. 
Auch  das  Ungeschick  mancher  jüngerer  Erzähler  hilft  mit. 
indem  sie  ihre  Vorbilder  schlecht  verdecken,  wohl  ^ar  einfach 
ausschreiben. 


6  I,  l.    Einleitung. 

Von  älteren  Bearbeitern  dieses  Gebiets  mögen  die  folgenden 
kurz  charakterisiert  werden. 

Ein  höchst  verdienstliches  Buch  waren  Edward  O'Reill^^'s 
Irish  Writers  (1820),  0  worin  er  alle  ihm  bekannten  Werke 
oder  Dichtungen  von  Verfassern  zusammenstellte,  deren  Lebens- 
zeit oder  Todesjahr  uns  bekannt  ist  oder  ihm  bekannt  schien, 
bis  zum  Jahre  1750.  Glücklicherweise  kennen  wir  nämlich  die 
Zeit  mancher  älterer  Dichter  aus  den  Angaben  der  irischen 
Annalen,  über  die  Teil  IV  zu  handeln  haben  wird.  Leider 
sind  O'Reilly's  Bemerkungen  über  die  Handschriften,  aus  denen 
er  die  Kunde  der  Werke  schöpfte,  heute  oft  kaum  mehr  zu 
verwerten,  da  die  Handschriften  ihren  Besitzer  oder  ihren 
Standort  gewechselt  haben.  Auch  kann  man  jetzt  natürlich 
in  manchen  Punkten  über  ihn  hinauskommen.  Eine  Liste 
aller  irischen  Dichter,  die  wir  mit  Namen  kennen,  der  sagen- 
haften wie  der  wirklichen ,  gibt  K.  Meyer,  A  Primer  of  Irish 
Metrics  (1909),  S.  27  ff.  mit  chronologischen  Angaben,  aber 
ohne  Aufzählung  ihrer  Werke.  Eine  Erneuerung  von  O'Reilly's 
Verzeichnis  nach  dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  wäre 
sehr  an  der  Zeit;  bestände  sie  schon,  so  wäre  sie  mir  von 
unschätzbarem  W^erte  gewesen.-) 

Eugen  O'Curiy,  Lectures  on  the  manuscript  materials  of 
ancient  Irish  history  (1861 ,  Neudruck  1878)  bespricht  und 
analysiert  eine  große  Zahl  der  einschlägigen  Texte  und  Hand- 
schriften und  gibt  in  der  Appendix  Proben.  Durch  ihn  hat 
man  einen  guten  Einblick  in  den  Reichtum  der  Überlieferung 
erhalten.  Ganz  naiv  nimmt  er  aber  oft  die  Angaben  und 
Schilderungen  der  Quellen  als  maßgebend  nicht  für  die  Zeit 
ihrer  Entstehung,  sondern  der  Personen,  die  in  ihnen  auf- 
treten, und  vermischt  späteste  und  frühe  Fassungen  der  Er- 


')  Tiausacitious  ol  the  Iberno-Oeltic  Society  Vol.  I  P.  I,  contaiuiug 
a  chronological  acconnt  of  nearly  four  hnndred  Irish  writers,  commeucing 
with  the  earliest  accoiiut  of  Irish  history,  and  carried  down  to  the  year 
of  the  Lord  1750;  with  a  descriptive  catalogue  of  such  of  their  works  as 
are  still  extant  in  verse  or  prose,  consistiug  of  upwards  of  one  thousand 
separate  tracts.     Dublin  1820. 

-)  Barron,  History  of  Irish  literature  in  chronological  order  (Ancient 
Jreland  I  [\m]  S.  66  ff.  122  ff.)  kenne  ich  nicht  (vgl.  Bibliography  of  Irish 
Philologj  S.  7."j).     Ks  wird  heute  kaum  mehr  von  Bedeutung  sein. 


1,1.    EiuleituDg.  7 

Zählungen.  Noch  mehr  tritt  das  hervor  in  seinen  Vorlesungen 
On  the  manners  and  customs  of  the  ancient  Irish  (1873),  die 
nach  seinem  Tode  W.  K.  Sullivan  auf  Grund  seiner  Manu- 
skripte in  zwei  Bänden  mit  einer  einbändigen  Einleitung 
herausgegeben  hat.  Auch  sie  zeigen  seine  Belesenheit  in 
irischen  Handschriften  und  haben  manche  mittelirische  Aus- 
drücke in  ihrer  Bedeutung  bestimmt,  auch  O'Reilly's  Angaben 
über  die  Werke  einiger  Dichter  berichtigt  und  ergänzt. 

Whitley  Stokes,  ohne  dessen  unermüdliche  Herausgeber- 
tätigkeit das  Aufblühen  der  keltischen  Philologie  gar  nicht 
denkbar  wäre,  hatte  selber  keine  philologische  Ader,  wie  er 
denn  von  Beruf  Jurist,  von  Neigung  Folklorist  war.  Am 
liebsten  hätte  er  jede  Handschrift  einzeln  mit  Übersetzung 
herausgegeben;  Handschriftenverhältnisse  zu  untersuchen  lag 
ihm  nicht,  und  sein  Variantenapparat  ist  selten  ganz  zu- 
verlässig. Auch  wenn  er  sich  gelegentlich  über  das  Ver- 
hältnis verschiedener  Fassungen  derselben  Sage  ausspricht, 
etwa  die  eine  als  die  Kürzung  einer  anderen  bezeichnet, 
kann  man  fast  darauf  wetten,  daß  es  sich  umgekehrt  verhält. 
Als  charakteristisch  darf  wohl  angeführt  werden,  daß  er,  der 
Herausgeber  des  für  die  Datierung  anderer  Denkmäler  überaus 
wichtigen  gereimten  Heiligenkalenders  (Felire)  von  ^Engus 
mac  ^ngobann  (1880  und  wieder  1905),  ihn  ins  Ende  des 
10.  Jahrhunderts  verlegen  wollte  und  erst  durch  Strachan 
darauf  hingewiesen  werden  mußte,  daß  die  Sprache  zu  der 
Angabe  der  (späteren)  Vorrede  stimmt,  wonach  er  ca.  800 
gedichtet  ist;  daß  er  sogar  das  Datum,  das  der  Text  selber 
an  die  Hand  gibt,  in  beiden  Ausgaben  übersah  oder  miß- 
verstand. 9 

Nach  zweieinhalbmonatlichem  Aufenthalt  auf  englischen 
und  irischen  Bibliotheken  verfaßte  H.  d'xA.rbois  de  Jubainville 
seinen  Essai  d'un  catalogue  de  la  litterature  epique  de  ITrlaude 
(1883),  ein  überaus  praktisches  Werk,  ohne  das  ich  meine 
Arbeit  nicht  wohl  hätte  unternehmen  können.  Er  zählt  darin 
alle  Sagentexte  in  alfabetischer  Ordnung  auf  mit  genauer 
Angabe  der  Handschriften,  die  ihm  bekannt  geworden  sind,  und 
der  gedruckten  Ausgaben.    Die  Mängel,  die  das  Verzeichnis 


')  Siehe  dazu  ZCP  6,  G. 


8  1, 1.    Einleitung. 

hatte  und  die  zum  Teil  darauf  beruhten,  daß  er  mehr  nach 
den  Katalogen  als  nach  den  Handschriften  selber  gearbeitet 
hatte,  waren  dann  leicht  mit  der  Zeit  auszugleichen.  Es  ist 
bis  zum  Jahr  1912  ergänzt  durch  G.  Dottin,  RC  33,  1.0 
D'Arbois  hat  später  die  Vorlesungen,  die  er  am  College  de 
France  über  keltische  Stoffe  hielt,  in  derselben  Breite,  in  der 
sie  vorgetragen  wurden,  veröffentlicht  in  seinem  Cours  de 
litterature  celtique.^)  Ich  werde  hier  und  da  darauf  zu  ver- 
weisen haben. 

Ernst  Windisch  und  Heinricli  Zimmer  habe  ich  als  Student 
zu  meinen  Lehrern  im  Keltischen  zählen  dürfen.  Ihre  Manen 
werden  mir  aber  verzeihen,  wenn  ich  an  ihre  Arbeiten,  so- 
weit sie  die  Sagenforschung  betreffen,  trotzdem  die  kritische 
Sonde  ansetze.  Zimmer  war  der  erste,  der  die  uns  be- 
rührenden Probleme  mit  kräftiger  Hand  anfaßte,  der  sich  ein 
scharf  umrissenes  Bild  von  der  Zusammensetzung  und  Ab- 
hängigkeit gewisser  Texte  zu  gestalten  suchte.  Aber  seine 
Hand  war  —  ich  möchte  sagen  —  zu  kräftig.  Die  Ansicht, 
die  er  sich  einmal  gebildet  hatte,  mochte  sie  im  wesentlichen 
richtig  oder  unrichtig  sein,  beherrschte  ihn  dauernd  so,  daß 
er  alles  ihr  Entgegenstehende  übersah  oder  durch  sehr  ge- 
waltsame Konjekturen  oder  Deutungen  kurzweg  beseitigte. 
War  die  Grundanschauung  falsch,  wie  z.  B.  die,  daß  Finn 
den  nordischen  Wikingergestalten  nachgebildet  sei  und  daß 
seine  Kriegerschar,  die  fian{y}),  einen  nordischen  Namen  trage, 
oder  daß  die  Patriciuslegende  lediglich  auf  wissentlichen 
Fälschungen  des  Bischofsitzes  Armagh  beruhe,  so  ergab  sicli 
ein  völlig  schiefstehendes,  der  Grundlage  entbehrendes  Ge- 
bäude.^)    Und   aucli   wo   der   Ausgangspunkt  gesicliert   war. 

*)  Einiges  weitere  bei  mir,  Zu  ir.  Hss.  I  und  II  (1912  —  13). 

-)  Bd.  I  (1883)  Introduction  a  Tetiide  de  la  litterature  celtique.  II  (1884) 
Le  cycle  nythologique  irlandais  et  la  mytliologie  celtique.  V  (1892)  L'epopee 
celtique  en  Irlande.  Tome  preraier  (Übersetzungen).  VI  (1899)  La  civili- 
sation  des  Celtes  et  celle  de  T^popee  bomerique.  VII.  VIII  (1895)  Etudes  sur 
le  droit  celtique  (das  nützlichste  Buch  dieser  Reihe).  XII  (HJ02)  Principaux 
auteurs  de  l'antiquit^  a  consulter  sur  Thistoire  des  Celtes  depuis  les  temps 
les  plus  anciens  jusqu'au  regne  de  Theodose  I<'«". 

^)  Wie  falsch  er  z.  B.  auch  über  Colnmbas  Erwähnung  bei  Notker 
Halbulus  urteilte  (Sitz.-Ber.  der  Berliner  Akademie,  phil.-hist.  Kl.  1909. 
S.  583  ff.),  zeigt  (i.  Brüuing  ZCP  11,  288  fr. 


1,1.    KiiilHitinig-.  '• 

war  seine  Hand  zu  gewaltsam  und  zerriß  häufig-  den  Knäuel, 
den  sie  entwirren  sollte.  So  haben  seine  Ergebnisse  nui- 
in  Fällen,  die  besonders  einfach  lagen,  wie  z.  B.  bei  den 
Schifl'ahrtsagen,  sich  der  nachprüfenden  Forschung  bewährt. 
Aber  es  bleibt  sein  großes  Verdienst,  die  Probleme  klar  auf- 
gestellt zu  haben. 

Fast  genau  das  Gegenbild  zu  Zimmer  ist  Windisch. 
Greift  jener  mit  zu  derber  Hand  zu,  so  ist  die  Windischs  so 
zaghaft,  daß  sie  die  Probleme  kaum  zu  berühren  wagt.  Ist 
etwa  einer  der  Texte,  von  denen  wir  ja  eine  so  große  Zahl 
eben  durch  seine  sorgfältigen  Ausgaben  kennen  und  ver- 
stehen, aus  verschiedenen  Quellen  kompiliert,  so  weist  er 
wohl  etwa  auf  Widersprüche  hin,  verzichtet  aber  auf  jeden 
Versuch,  die  Bestandteile  zu  scheiden.  Nun  muß  es  gewiß 
jedem  unbenommen  bleiben,  solche  Fragen  für  unlösbar  zu 
halten.  Aber  Windisch  geht  doch  oft  Aveiter,  indem  er  gewisse 
Veränderungen  der  „Sage"  zuschreibt,  die  auf  ganz  bestimmte 
Bearbeiter  zurückgehen.  Als  charakteristisch  kann  man  die 
Behandlung  erwähnen,  die  er  der  Historia  regum  Britanniae 
des  Galfred  von  Monmouth  in  seiner  Schrift:  Das  keltische 
Britannien  bis  zu  Kaiser  Arthur  (1912)  angedeihen  läßt.  Fr 
sucht  nicht  etwa  zu  bestimmen,  was  Galfred  mit  einiger 
Fantasie  aus  den  uns  bekannten  Quellen  (Nennius,  Gildas  und 
den  Stammbäumen  von  Wales)  herausarbeiten  konnte,  um  so 
festzulegen,  welche  Bestandteile  er  sicher  von  anderer  Seite 
hergenommen  haben  muß,  sondern  schiebt  lieber  fast  das 
Ganze  unbekannten  Mittelgliedern  oder  „der  sagenhaften  Über- 
lieferung" zu.  Gewiß,  die  Änderungen  der  „Sage*'  gehen  ja 
immer  auf  menschliche  Urheber  zurück.  Aber  wenn  man 
etwa  die  Umgestaltung,  der  Eichard  Wagner  den  Parsifalstoff 
unterzieht,  der  „Sage"  zuschriebe,  so  würde  man  doch  das 
Bild  für  den  mit  den  Tatsachen  nicht  Vertrauten  erheblich 
fälschen.  So  kann  es  nicht  verwundern,  daß  sich  Windisch 
Jahre  lang  mit  der  Ausgabe  de^  ausführlichsten  Sagen textes. 
der  Täin  Bö  Cuailnge,  beschäftigen  konnte,  ohne  das  Ver- 
hältnis zwischen  den  zwei  ältesten  Fassungen  desselben  zu 
durchschauen.  Die  Annahme  unbekannter  Mittelglieder  spielt 
ja  überhaupt  in  dei'  Sagenforschung  eine  übergroße,  unheil- 
volle Rolle;   ihre   Urheber  niaclien  sich  selten  klar,   daß  sie 


' !-.-.%  r .  V*«"^ 


10  I,  i.   Einleitung. 

dann  mindestens  von  der  Gestalt  dieser  Mittelglieder  irgend 
eine  Vorstellung  geben  müssen,  wenn  sich  nicht  alles  in 
Nebel  auflösen  soll. 

Über  Arbeiten,  die  einzelne  Sagen  betreffen,  wird  bei 
diesen  die  Rede  sein.  Als  förderlich  möchte  ich  gleich  hier 
etwa  noch  Kimo  Meyers  Einleitung  zu  Fianaigecht  (1910) 
nennen,  wo  er  die  zeitliche  Folge  der  älteren  Texte  der 
Finn-Sage  zu  bestimmen  sucht,  i)  und  Lucius  Gwjnns  Arbeit 
über  Togail  Bruidne  Da  Derga  (ZCP  10,  209,  vgl.  9,  353). 
Ferner  die  vergleichende  Zusammenstellung  der  in  Schottland 
vom  16.  bis  19.  Jahrhundert  gesammelten  Balladen  durch 
(/ampbell,  Leabhar  na  Feinne  I  (1872). 

Zum  Schluß  ist  die  überaus  nützliche  Bibliograpliy  of 
Irish  philology  and  of  printed  Irish  literature  (von  R.  I.  Best), 
ligg.  von  der  National  Library  of  Ireland  (1913),  nicht  zu 
übergehen,  die  durch  ihr  vollständiges  Verzeichnis  aller  ge- 
druckten Ausgaben  und  Abhandlungen  mir  eine  höchst  will- 
kommene Stütze  war.  Auf  sie  darf  ich  für  einzelne  Aufsätze 
verweisen,  da  ich  nur  die  Hauptarbeiten  zitieren  werde. 

Die  gedrängte:!  Überblicke  über  die  gesamte  gälische 
oder  keltische  Literatur  können  natürlich  die  hier  be- 
handelten Probleme  kaum  streifen.  Es  mögen  hier  noch 
genannt  sein: 

Dottin,  La  litterature  gaelique  de  Tlrlande,  in  der 
Revue  de  synthese  historique  III  (1901),  S.  00. 

Douglas  Hyde,  A  literary  liistory  of  Ireland  from  eai'liest 
times  to  the  present  day  (1903). 

Eleanor  Hu  11,  A  text  book  of  Irish  literature  1.  II 
(1906.  1908). 

H.  Zimmer,  Sprache  und  Literatur  der  Kelten  im  all- 
gemeinen, bei  Hinneberg,  Die  Kultur  der  Gegenwart,  Teil  I, 
Abt.  X.  1  (1909),  S.  1;  Kuno  Meyer,  Die  irisch -gälische 
Literatur,  ebd.  S.  78;  L.  Ch.  Stern,  Die  schottisch -gälische 
Literatur,  ebd.  S.  98. 

E.  C.  Quiggin,  Artikel  Cell  in:  The  Encyclopaedia 
Britannica,  11^^'  edition,  Vol.  V  (1910),  S.  611.  besonders  Celtic 
literature,  S.  622. 


')  Ergänzt  Z(T  8,  5^9. 


1, 2.    Überiieferuu^  inid  Zeitbestimmung.  1 1 

Ders.,  Prolegomena  to  the  study  of  the  later  Irisli  bards 
1200—1500,  in:  Proceedings  of  the  British  Academy  V  (1911). 

A.  G.  van  Hamel,  Inleiding  tot  te  keltische  Taal-  en 
Letterkunde  (1917). 

Noch  nicht  zugegangen  ist  mir:  Thomas  MacDonagh, 
Literature  in  Ireland:  Studies  Irish  and  Anglo-Irish  (1916). 

Meine  Absicht  ist,  in  diesem  AVerke  alle  mir  bekannten 
irischen  Sagen  je  nach  ihrer  Bedeutung  ausführlicher  oder 
kürzer  zu  analysieren  und  dabei  ihr  Verhältnis  zueinander 
klarzulegen,  möglichst  die  Quellen  nachzuweisen,  aus  denen 
jede  von  ihnen  geflossen  ist  und  dadurch  die  Arbeitsweise 
der  späteren  Verfasser  ins  Licht  zu  stellen.  Die  Begründung 
dessen,  was  ich  in  diesem  allgemeinen  Teil  vorausschicke, 
kann  ich  meist  erst  in  den  folgenden  Teilen,  bei  den  einzelnen 
Sagen  geben.  Über  das  Überlieferte  hinauf zugelien  liegt  nicht 
in  meinem  Plane. 


Kap.  2.    Überlieferung  und  Zeitbestimmnug. 

Die  meisten  irischen  Sagen  namentlich  der  früheren  Zeit 
sind  uns  in  Sammelhandschriften  überliefert,  in  denen  allerlei  ^^ 

Stoff,  Zusammengehöriges  und  Verschiedenartiges,  vereinigt 
ist.  Die  älteren  stammen  alle  aus  Klöstern,  den  einzigen 
Stätten,  an  denen  die  Schreibkunst  wirklich  heimisch  Nvar. 
Vom  14.  Jahrhundert  an  finden  wir  dann  auch  solche  von 
weltlichen  Schreibern,  indem  etwa  ein  sefichaid,  ein  Historiker, 
sich  Texte  selber  abschreibt  oder  durch  andere  abschreiben 
läßt  oder  ein  vornehmer,  begüterter  Irländer  einen  Schreiber 
dazu  anstellt.  Die  hauptsächlichsten  Sammlungen  dieser  Hand- 
schriften befinden  sich  heute  in  den  Dubliner  Bibliotheken 
des  Trinity  College')  und  der  K.  Irischen  Akademie  und  im 
Britischen  Museum  zu  London.^)  Daneben  kommen  besonders 
die  Bodleiana  in  Oxford,  die  Advocates'  Library  in  Edinburg,^) 


')  Abbot;  Catalogue  of  the  mannscript^  in  the  library  of  Trinity 
College,  Dublin  (1900). 

'^)  O'Grady,  Catalogue  of  Irish  Mss.  (unvollendet). 

^)  Mackinnon,  A  descriptive  catalogue  of  Gaelic  manuscripts  in  the 
Advocates'  Library  Edinburgh  and  elsewhere  in  Scotland  (1912").  tJber 
andere  Hss.-Kataloge  s.  die  Bibliography,  S.  bS. 


12  I,  2.    Überlieferung  und  Zeitbestiinmung. 

die  K.  Bibliothek  in  Brüssel  und  das  Franziskanerkloster  in 
Dublin  für  unsere  Stoffe  in  Betracht,  um  Vereinzeltes  zu 
übergehen. 

Die  älteren  Handschriften  sind  in  der  Kegel  Avundervoll 
geschrieben.  Aber  gegen  das  16.  Jahrhundert  hin  ändert  sich 
das  vielfach.  Es  kommen  Schreiber  vor,  die  sich  jede  Ab- 
kürzung erlauben,  mit  der  Ortografie  ein  geradezu  kind- 
liches Spiel  treiben,  und  zwar  je  unverständlicher  ihnen  der 
Text  ist,  um  so  willkürlicher,  so  daß  nur  in  solchen  Hand- 
schriften überlieferte  Texte  der  Herstellung  und  dem  Ver- 
ständnis ungemeine  Schwierigkeit  bieten.  Die  Papierkopien 
seit  dem  17.  Jahrhundert  entstammen  dann  oft  so  ungeübten 
Händen,  daß  die  ganze  Ortografie  ins  Wanken  gekommen  ist 
und  die  gröbsten  Textverderbnisse  eingetreten  sind. 

Man  kann  sich  wohl  fragen,  wie  die  frommen  Insassen 
der  alten  Klöster  dazu  kamen,  die  oft  sehr  unheiligen  Ge- 
schichten auf  ihr  kostbares  Pergament  aufzuzeichnen.  In  der 
Tat  finden  wir  bei  den  Mönchen  eine  doppelte  Richtung.  In 
ihren  Denkmälern  spricht  sich  zum  Teil  der  Jubel  aus,  daß 
das  Heidentum  durch  das  Christentum  überwunden  ist.  daß 
die  Burgen  der  alten  Sage  in  Trümmern  liegen,  während  die 
Klöster  blühen  und  ihre  Heiligen  Wunder  tun.  So  besonders 
im  Prolog  des  Heiligenkalenders,  den  ..^ngus  mac  ^Engobaun 
zwischen  797—808  gedichtet  hat:  „Die  wuchtige  Burg  von 
Temair  (Sitz  der  alten  Hochkönige  von  Irland)  ist  unter- 
gegangen mit  dem  Tod  ihrer  Herrscher:  mit  einer  Fülle  ehr- 
würdiger Helden  dauert  das  große  Ard  Machae  (Armagh, 
Patricius'  Gründung)  fort"  (V.  105  ff.).  ,.Die  Burg  von  Cruachain 
(in  Connaught)  ist  dahin  nebst  Ailill.  dem  Siegeskind:  schöne 
Würde  über  Fürsten  ist  in  der  Stadt  von  Cluain  (Kloster 
('lonmacnois)"  (V.  177  ff.).  „Die  stolze  Burg  von  Aillenn  (in 
Leiuster)  ist  untergegangen  nebst  ihrer  kämpf  reichen  Schar: 
die  sieghafte  Brigit  (die  Heilige  von  Leinster)  ist  groß  und 
ihr  vielbesuchter  Begräbnisplatz  ''Kildare)  schön*'  (V.  189  ff.). 
„Die  Burg  von  Hmain  (in  Ulster)  ist  dahingeschwunden,  nur 
daß  ihre  Steine  noch  da  sind:  das  vielbesuchte  Glenn-Da-Locha 
(Kloster  Glendal()ugh)^ist  der  Begräbnisplatz  ('das  Rom')  des 
Weltwestens"  (V.  198  ff.),  und  so  fort.  Ähnlich  spricht  sich 
der  Verfasser   des  Hymnus   auf  Patricius  aus,   der  wohl  ins 


I,  2.    Überlieferung  und  Zeitbestimmung.  1«5 

9.  Jahrhundert  gehört:  „In  Ard  Macha  ist  das  Königtum,  längst 
ist  Emain  verlassen;  Diln  Tiethglaise  (Downpatrick)  ist  eine  große 
Kirche:  nicht  lieb  ist  mir,  obwohl  verödet,  Temair"  (V.  43  f.j. 
Allein  daneben  her  geht  eine  andere  Strömung.  Die 
Klöster  waren  nicht  nur  Sitze  der  Frömmigkeit  und  Askese, 
sondern  auch  der  Wissenschaft.  Hier  wurden  auch  die  Chronik 
des  Eusebius-Hieronymus  und  ihre  Fortsetzungen  weitergeführt 
und  irische  Ereignisse  verzeichnet.  Dabei  ergab  sich  nun  für 
die  vielen  Jahrhunderte,  die  vor  der  Zeit  der  Gründung  der 
irischen  Klöster  liegen,  eine  gewaltige  Lücke,  was  irische 
Geschichte  betrifft.  Was  war  in  jenen  Perioden  in  Irland 
geschehen?  So  weit  unsere  Denkmäler  hinaufgehen,  sehen 
wir  die  irische  Klosterwissenschaft  emsig  beschäftigt,  diese 
Lücke  auszufüllen.  Zunächst  wurden  die  Stammbäume  der 
irischen  Fürstenhäuser  bis  auf  Noah  oder  Adam  verlängert. 
Damit  wurde  die  irische  Königsage  eingegliedert,  und  da  diese 
wieder  mit  der  Heldensage  zum  Teil  enge  verknüpft  war,  fand 
auch  diese  Aufnahme  und  bald  auch  Interesse  bei  den  klöster- 
lichen Schreibern.  Selbst  der  mythologische  Sagenkreis  wurde 
mit  einbezogen,  indem  man  ihn  euhemerisierte.  So  sagt  z.  B. 
Cormacs  Glossar  (ca.  900)  §  896  von  dem  alten  Meergott  und 
Elf  Manannän  mac  Lir  („Sohn  des  Meeres"),  er  sei  ein  be- 
rühmter Kaufmann  und  trefflicher  Steuermann  gewesen,  der 
Witterungsumschläge  vorauszusehen  verstand;  darum  hätten 
ihn  die  Iren  und  Britten  einen  Gott  des  Meeres  genannt  und 
als  Sohn  des  Meeres  bezeichnet.  Die  Tätigkeit  dieser  Pseudo- 
wissenschaft  im  einzelnen  zu  verfolgen,  wird  Aufgabe  von 
Teil  IV  sein.  Ganz  geheuer  waren  aber  den  Klostergelehrten 
diese  Stoffe  nicht,  und  ihr  Gefühl  mag  am  besten  das  Nach- 
wort ausdrücken,  das  in  einer  Handschrift  des  12.  Jahrhunderts 
den  umfangreichen  Sagentext  Täin  Bö  Cuailnge  schließt  i): 
„Aber  ich,  der  ich  diese  Geschichte  oder  richtiger  Fabel  ge- 
schrieben habe,  schenke  einigem  in  dieser  Geschichte  oder 
Fabel  keinen  Glauben.  Denn  einiges  darin  ist  Blendwerk 
der  Teufel,  einiges  aber  dichterische  Erfindung,  einiges  wahr- 
scheinlich, einiges  nicht,  einiges  zur  Ergötzung  von  Toren 
(erfunden)."     Wir  wollen  ihnen  aber  dankbar  sein,   daß  sie 

')  In  Windisohs  Ausgabe  6208  ff . 


14  1, 2.    Überlieferang-  und  Zeitbestimmung:. 

ihre  Bedenken  überwunden  und  uns  den  reichen  Stoff  über- 
liefert haben. 

Die  älteste  Handschrift,  die  uns  Sagentexte  aufbewahrt, 
LU  (s.  unten  Kap.  9),  ist  rund  um  1100  geschrieben.  Das 
gibt  aber  nur  den  Endpunkt  für  die  zeitliche  Bestimmung. 
Denn  die  verschiedene  Gestalt  der  Sprache,  die  ihr  Inhalt 
zeigt,  lehrt  ohne  weiteres,  daß  manche  Bestandteile  viel 
älter  sind  Sie  ist,  wie  viele  spätere  Handschriften,  ein 
Beleg  für  die  erfreuliche  Tatsache,  daß  die  alten  Texte 
auch  von  späteren  Schreibern  sprachlich  meist  recht  getreu 
wiedergegeben  werden,  abgesehen  etwa  von  ortografischen 
Neuerungen.  Eine  schwierigere  Aufgabe  ist  aber,  genauer  zu 
bestimmen,  in  welche  Zeit  die  einzelnen  Texte  nach  ihrer 
erstell  Niederschrift  gehören.  Von  umfangreicheren  poetischen 
Werken,  deren  Entstehungszeit  wir  kennen  und  die  uns  also 
die  Sprachgestalt  einer  bestimmten  Periode  genau  kennen 
lehren,  liegen  erst  zwei  in  einigermaßen  kritischen  Ausgaben 
vor.  Erstens  der  schon  mehrfach  erwähnte  Heiligenkalender 
{Feiire)  von  ^ngus  mac  ^Engobann,  zwischen  797—808  ver- 
faßt ;i)  ferner  der  Saltair  na  Rann  („Strofenpsalter"),  der  die 
biblische  Geschichte  in  150  Abschnitten  erzählt  und  von  iEngus 
Cele-De  im  Jahr  der  großen  Viehseuche  987  gedichtet  ist.  2) 
Die  (prosaische)  Vita  Tripartita  des  Patricius  ist  zwar  in  der 
zweiten  Hälfte  des  9.  Jahrhunderts  verfaßt;  aber  es  ist  noch 
nicht  untersucht,  inwiefern  die  späten  Handschriften  die 
Sprache  des  Originals  getreu  bewahrt  haben. •■^)  Dagegen  hat 
sich  gezeigt,  daß  die  Annalen  von  Ulster,  die  im  Jahre  1588 
abgeschlossen  sind,  die  Einträge  auch  früherer  Jahrhunderte 
ziemlich  in  der  Form  geben,  in  der  sie  zuerst  gemacht  worden 
sind.'»)  Andere  altirische  Handschriften  können  wir  zwar  auch 
annähernd  oder  genauer  datieren;  aber  ihre  irischen  Bestandteile 


0  ^^^'  von  Stokes  1880  und  abermals  1905.  Zur  Zeitbestimmung- 
s.  ZCP  6,  6. 

2)  Hgg-.  von  Stokes  1883.  Der  Dichter  selber  zählt  (V.  2339  f.)  irrig 
988  Jahre  seit  Christi  Geburt. 

»)  Hgg.  von  Stokes  1887.    Zur  Zeit  der  Abfassung  vgl.  ZCP  12,  279. 

*)  Annala  Uladh.  Annais  of  Ulster,  hgg.  von  W.  M.  Hennessy  und 
Mac  Carthy,  4  Bde.,  1887  —  1901.  Zur  Sprache  vgl.  Th.  Ö  Maille,  The 
language  of  th'^  Annais  of  Ulster  (1910). 


1,3.    Die  Handschrift  von  Druini  Snechtaü).  15 

sind  häufig  aus  älteren  Quellen  geschöpft,  so  daß  sie  nur  einen 
Endtermin  abgeben. 

Können  wir  uns  an  Hand  dieser  Denkmäler  einigermaßen 
ein  Bild  der  vor  der  Zeit  der  Sagenhandschriften  liegenden 
Entwicklung  der  irischen  Sprache  gestalten,  so  genügt  es  doch 
oft  nicht  zur  annähernden  Datierung.  Denn  natürlich,  so  enge 
sich  die  Abschreiber  meist  an  ihre  Vorlage  anschließen,  hier 
und  da  entschlüpft  ihnen  doch  eine  jüngere  Form.  Man  kann 
also  die  Texte  nicht  ohne  weiteres  nach  den  jüngsten  in  ihnen 
auftretenden  Sprachformen  zeitlich  bestimmen,  es  müßten  denn 
verschiedene  von  einander  unabhängige  Handschriften  sie  sicher 
der  ersten  Niederschrift  zuweisen.  Aber  auch  die  alten,  später 
untergegangenen  Formen  zum  Stützpunkt  zu  nehmen,  ist  nicht 
immer  unbedenklich.  Denn  es  hatte  sich  unverkennbar  ein 
gewisser  Sagenstil  herausgebildet,  dem  auch  spätere  Verfasser 
folgten.  Bis  ins  12.  Jahrhundert  treffen  wir  bei  einigen  das 
Bestreben,  die  alte  Sprachform  beizubehalten.  Und  wenn  diese 
sich  bei  ihnen  oft  durch  Mißformen  als  künstlich  verrät,  so 
sind  wir  doch  nicht  sicher,  daß  Frühere  in  der  Nachahmung 
nicht  glücklicher  gewesen  sind.  Die  Unsicherheit  gilt  übrigens 
auch  für  die  Folgezeit,  da  erst  seit  Ende  des  14.  Jahrhunderts 
zahlreichere  Handschriften  vorliegen  und  die  Sprachentwicklung 
in  dieser  Periode  einstweilen  noch  weniger  erforscht  ist  als  in 
der  altirischen.  Man  muß  sich  daher  nach  Denkmälern  um- 
sehen, die  eine  Datierung  auf  einem  anderen  als  dem  sprach- 
lichen Wege  ermöglichen.  Namentlich  von  ihnen  soll  im 
Folgenden  die  Rede  sein.  Doch  lasse  ich  dabei  solche,  die 
nur  einen  Text  betreffen,  beiseite,  da  sie  bei  den  betreffenden 
Sagen  erwähnt  werden  müssen.  Ebenso  die,  die  sich  auf  die 
Königslisten  und  die  fabelhafte  Urgeschichte  Irlands  beziehen; 
denn  an  ihrer  Hand  soll  Teil  IV  das  allmähliche  Entstehen 
und  Anwachsen  dieser  Fabeleien  auseinandersetzen.  Schon 
hier  bespreche  ich  aber  auch  einige  Werke,  die  sich  auf  einen 
beschränkteren  Sagenbereich  erstrecken. 


Kap.  8.    Die  Handschrift  von  Drnim  Snechta(i). 

In  Handschriften  des  11. — 12.  Jahrhunderts  und  solchen, 
die   aus  ihnen   abgeschrieben  sind,   wird  öfters  ein  („Heft**) 


16  I,  3.   Die  Handschrift  vou  Druim  Snechta(i). 

oder  lebor  („Buch")  Dromma  Snechfa  oder  Snechtai  (von 
Drumsnat  bei  Monaghan)  als  Quelle  erwähnt.  Ich  habe  Zu 
ir.  Hss.  I,  23  ff.  in  Ergänzung  der  früheren  Ausführungen  von 
O'Curry  und  Zimmer  alles  zusammengestellt,  was  wir  von 
dieser  verschollenen »)  Handschrift  wissen  (mit  Nachträgen 
ZCP  10,  392  ff.  444).  Sie  enthielt  außer  Notizen  über  die 
Urgeschichte  Irlands  und  —  vielleicht  damit  verbundenen  — 
Genealogien  -)  auch  zur  irischen  Heldensage  gehörige  Texte. 
Von  solchen  zeigen  die,  die  ausdrücklich  als  aus  dieser  Hand- 
schrift geschöpft  bezeichnet  sind,  eine  bedeutend  ältere  Sprache 
als  die  meisten  anderen  Sagentexte.  Und  da  sie  in  manchen 
Handschriften  unter  oder  unmittelbar  neben  Sagentexten  stehen, 
die  dieselbe  Altertümlichkeit  der  Sprache  aufweisen,  ist  nicht 
zu  zweifeln,  daß  auch  diese  derselben  Quelle  entstammen.  Die 
Sprache  weist  über  unsere  älteste  umfangreichere  Glossen- 
handschrift, die  Würzbuj'ger  (jlossen,  hinauf,  die  etwa  der 
Mitte  des  8.  Jahrhunderts  angehören.  ^)  Das  Buch  von  Druim 
Snechta  war  also  aus  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts 
oder  war  —  was  weniger  wahrscheinlich  ist  und  für  uns 
ohne  Belang  wäre  —  aus  einer  Handschrift  dieses  Alters  ab- 
geschrieben. Damit  gewinnen  wir  einen  erwünschten  Anhalt 
für  die  zeitliche  Bestimmung  der  in  ihr  enthaltenen  Sagen. 

Einen  der  Benutzer  kennen  wir  mit  Namen.  Die  Hand- 
schrift Egerton  88,  fol.  14r,  b  sagt,  sie  bringe  Exzerpte,  die 
(riolla-Commain  O'Conyalain  aus  dem  C'in  Droma  Snechtai  ge- 
macht habe.  Das  ist  ohne  Zweifel  Gilla-Comäin  ua  Congalaig, 
der  fer  löiffinn  (Studienmeister)  von  Ros  Commäin  (Roscommon), 
der  nach  den  Annalen  der  Vier  Meister  im  Jahr  1135  von 
den  Conmaicne  getötet  worden  ist.    Einen  besonderen  Zweig 

')  Keating  (17.  Jh.)  hat  sie  nicht  mehr  gekaunt.  Wo  er  sie  erwähnt, 
schöpft  er  ans  anderen  Handschriften,  z.B.  des  Lebor  Gabala,  die  ihrer- 
seits das  (']}i  Dromma  Sn^-chtn  benutzt  hatten  und  erwähnten  (s.  a.  a.  0.). 
Die  Berufung  auf  das  Buch  von  Druim  Snechta  in  dem  jungen  Text 
Hruiden  Da-Choc«'  (Teil  II  Kap.  71  i^  (>)  ist  ohne  Zweifel  Schwindel  „nach 
berühmten  Mustern". 

'•')  Die  (tenoalogicn  im  Buch  von  Lecan  kenne  ich  nicht  im  Wortlaut, 
sondern  nur  aus  den  Angaben  O'Currv's,  Lectures  on  the  Ms.  Materials, 
8.13-14. 

")  Die  Datierung  von  Pokorny  (/(T  U\  m)  ..frühestens  700—770" 
.scheint  mir  nich*  gnuz  sicher. 


1,8.   Die  Handschrift  von  Dniim  Snechta(i).  17 

der  Überlieterung'  stellt  nach  den  bisher  bekannten  Lesarten 
wohl  die  fragmentarisclie  und  falsch  gebundene  Handschrift 
des  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  4.  22,  S.  40  —  43.  46  —  51  dar,  die 
leider  immer  noch  nicht  vollständig  veröffentlicht  ist.  i)  Wieder 
einen  anderen  vermutlich  LIJ,  falls  nicht  Gilla-Commäin  seine 
Abschrift  so  früh  genommen  hat,  daß  schon  diese  vor  1106 
geschriebene  Handschrift  daraus  schöpfen  konnte  und  zwar 
nicht  unmittelbar.  Am  meisten  ist  in  zwei  Handschriften  des 
16.  Jahrhunderts  aufbewahrt,  in  R.  Ir.  Ac,  23.  N.  10,  S.  57  ff.  und 
ßrit.  Mus.,  Egerton  88,  fol.  llrff.  Darnach  enthielt  das  Heft 
von  Druim  Snechta  (die  Reihenfolge  von  1 — 9  nach  23.  N.  10): 

1.  Imram  Brain  (Schiffahrt -Sage). 2) 

2.  Compert  ConCulainn  (Teil  II  Kap.  13, 1). 

3.  Vier  Geschichten  von  Mongän  (Teil  IV).  ^) 

4.  Verba  Scäthaige  (Teil  II  Kap.  30). 

5.  Echtra  Machae  (Teil  IV).*) 

6.  Forfes  Fer  Falchse  (Teil  II  Kap.  37). 

7.  Echtra  Conlai  (Teil  III).  •^) 

8.  Togail  Bruidne  ui  Dergae  (Teil  II  Kap.  81). 

9.  Baue  Chuinn  Chetchathaig  (Teil  III).  ß) 

10.  Tochmarc  Etäine  (Teil  II  Kap.  78). 

Ferner  mehrere  Gedichte: 

11.  Fil  and  grian  Glinni  hAi,  eine  Beschreibung  von 
allerlei  Speisen  in  dunklen  Kunstausdrücken.')  Dieses  Gedicht 
begann  vielleicht  einst  die  ganze  Sammlung,  jedenfalls  die 
Exzerpte  von  Gilla-Commäin,  da  es  in  Eg.  88  mit  dem  Satz 
eingeleitet  wird:  Incipiatur  nunc  Cin  Broma  Sneclitai  usw. 

12.  Zwei  Gedichte  (vom  ersten  nur  der  Schluß  er- 
halten),   in    denen    der   Druide   Bran's   sprechend   auftritt,  s) 

^)  Einiges  bei  mir,  Zu  ir.  Hss.  1,34  ff.  56ff. ;  anderes  bei  K.  Meyer, 
ZCP  9,  339  (s.  u.). 

-)  Hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  The  voj'age  of  Bran  (1895)  I.  1. 

'•^)  Hgg.  \\.  übers,  von  K.  Meyer,  ebd.  42. 

*)  H&&-  von  K.  Meyer,  Archiv  für  Celt.  Lexicogr.  III,  325. 

^)  Hgg.  von  Windisch,  Ir.  Grammatik  8. 118. 

**)  Hgg.  von  mir,  Zu  ir.  Hss.  I,  48. 

')  Hgg.  von  K.  Meyer,  Hibernica  minora  (1894)  S.  4G. 

«)  Hgg.  von  K.  Meyer,  ZCP  9,  339.  Ob  auch  das  Gedicht  des  alten 
Weibes  (der  ^'onne)  von  Beare,  das  Bergin  (Eriu  7,  240)  nach  H.  4.  22,  S.  44 
Thurneysen,  Dio  irische  Helden-  und  Köuig-sag-e.  2 


18  I,  8.  Die  Handschrift  von  Dniim  Sneclita(i). 

Sie  Stehen  in  der  einzigen  Handschrift  H.  4.  22  unmittelbar 
vor  Nr.  1. 

Überblickt  man  alles  Erhaltene,  so  scheint  es,  daß  der 
Sammler  zunächst  einige  Gedichte  (11.  12)  aufgeschrieben 
hatte.  Auch  bei  Nr.  1  wollte  er  zunächst  nur  das  Gedicht 
mit  der  Beschreibung  des  Feenlandes  bringen,  wie  der  Anfang 
zeigt:  „Fünfzig  Strofen  sang  das  Weib  aus  den  Ländern  Un- 
bekannter" usw.  Aber  er  entschloß  sich  dann  doch,  die  ganze 
Erzählung  von  der  Fahrt  Brans  ins  Feenland  in  knapper 
Form  aufzunehmen:  „Folgendes  ist  der  Anfang  der  Erzählung" 
(§  2,  Meyer),  vermutlich  weil  ihm  auch  das  zweite  Gedicht 
(Meyer  §  33  ff.)  der  Aufzeichnung  wert  schien.  So  hat  er  dann 
auch  den  ähnlichen  Text  7.,  die  Entrückung  Conla's  ins  Feen- 
reich, aufgenommen.  Und  auch  10.  hat,  wenn  das  Gedicht 
über  das  Feenland  wirklich  aus  Cln  Dromma  Snechtai  stammt, 
ähnlichen  Inhalt.  Da  ihn  Nr.  1  zur  Aufzeichnung  ganzer  Sagen 
geführt  hatte,  schloß  er  2.  die  Empfängnis  CüChulainns  von 
einem  Elfen  an  und  daran  weiter  die  Mongän- Geschichten  (3.), 
deren  erste  die  gleich  wunderbare  Empfängnis  Mongäns  be- 
richtet. Dagegen  4.,  G.  und  9.  bringen  wieder  nur  poetische 
oder  ,,retorische"  Stücke  mit  ganz  knapper  oder  gar  keiner 
Einleitung,  so  daß  uns  die  Sage,  zu  der  sie  gehörten,  verloren 
geht.  Nur  5.  eine  kurze  Erzählung.  Dagegen  8.  enthält  nur 
abgerissene,  kurze  Notizen  über  die  wohl  schon  damals  um- 
fangreiche Sage  vom  Tode  Conaire's.  und  diesen  Eindruck 
machen  auch  die  kurzen  erhaltenen  Abschnitte  über  die 
irische  Urgeschichte,  obschon  hier  die  Art  der  Zitate  kein 
sicheres  Urteil  über  den  Grundtext  gestattet,  weil  es  bloße 
Exzerpte  Späterer  sein  können. 

Man  kann  mit  Fug  bezweifeln,  daß  ein  Klosterbruder 
diese  Sammlung  angelegt  hat,  die  großenteils  Feen-  und 
Elfengf^scliichten  enthält;  sie  macht  eher  den  Eindruck,  daß 
ein  weltlicher  Dichter  und  Sagenerzähler  der  Sammler  ge- 
wesen ist. 


herausgegeben  hat,  zu  dieser  Schicht  der  Handschrift  gehört,  sagt  er  nicht 
und  ist  daher  zweifelhaft.  Nach  anderen  Handschriften  hgg.  von  K.  Meyer, 
Otia  Merseiana  I.  119. 


1,4-.    Flaniincaii  inac  ("ellaicl).     I,').    ConiiHcs  (-»los-fn-.  10 

Kap.  4.    Plannacäii  mac  Cellaich. 

Wir  sind  nun  leider  zu  einem  großen  Sprung  bis  ins 
Knde  des  9.  Jahrliunderts  genötigt.  ^)  Flannacän  mac  ( -ellaich 
ua  Carmen,  König  von  Bregia,  der  896  sein  Leben  verloren 
hat, 2)  war  auf  den  Einfall  gekommen,  den  Tod  mancher 
Helden  der  Sage  und  Geschichte  auf  die  einzelnen  Wochen- 
tage von  Montag  bis  Sonntag  zu  verteilen.  Sein  Gedicht, 
das  uns  in  GBL  (Faks.)  125  a  27  erhalten  ist,  bezeugt  uns 
von  vielen  Sagen,  daß  sie  zu  seiner  Zeit  schon  bestanden. 
Es  ist  noch  nicht  gedruckt. 


Kap.  5.    Corniacs  Glossar. 

Auf  Cormac  mac  (yuilen(n)äin,  Bischof  von  Cashel,  der 
901  König  von  Munster  wurde  und  als  solcher  nach  der  ver- 
lorenen Schlacht  von  Belach -Mugna  908  ums  Leben  kam, 
wird  ein  Glossar  zurückgeführt,  das  den  Titel  Sanas  Cormaic 
„('ormacs  Flüstern"  oder  „Mitteilung  eines  Geheimnisses" 
führt.  3)  Es  war  in  der  Handschrift  Saltair  Chaisil  oder 
Saltair  CJwrmaic  „Psalter  von  Cashel  (von  Cormac)"  ent- 
halten, die  wohl  im  Avesentlichen  zur  Zeit  Cormacs  geschrieben 
war,  aber  im  Anfang  des  11.  Jahrhunderts  Zusätze  erhielt, 
und  von  der  große  Stücke  nach  einer  Abschrift  des  Jahres 
1453  in  der  Oxforder  Handschrift  Land  610  vorliegen.^)    Das 


^)  Gedichte  von  Ortlianach  ua  Coilläma,  der  uach  den  Annalen  der 
Vier  Meister  839  gestorben  ist  —  die  Jahreszahlen  sind  für  diese  Periode 
mir  ungefähr  richtig  — ,  werden  bei  einzelnen  Sagen  zu  erwähnen  sein. 

-)  Annais  of  Ulster,  a.  895  (=  896):  Flannacän  mac  CeaUaigh  ri 
Breagh  a  Nordmannis  iugulatus  est. 

^)  Über  die  Handschriften  und  ihr  Verhältnis  habe  ich  in  der  Fest- 
schrift für  E.  Windisch  (1914)  S.  8ff.  gehandelt.  Zu  den  dort  genannten 
Ausgaben  kommt  jetzt  noch :  K.  Meyer,  Cormacs  Glossar  nach  der  Hand- 
schrift des  Buches  der  Ui  Maine.    Sitz.-Ber.  der  Berl.  Akad.  1919,  S.  290. 

*)  Über  Saltair  Chaisil  vgl.  besonders  O'Donovan,  Leabhar  na  g-ceart 
or  The  book  of  rights  (1847)  XXII  ff.;  Zimmer,  Zs.  für  deutsches  Altertum 
35,  118  ff.;  Neues  Archiv  19,  436  ff.;  MacNeill,  Ir.  Texts  Society,  Bd.  7, 
XX VII ff.;  ZCP  10,  81  ff.  Die  Königslisten  reichen  nur  bis  in  die  Mitte 
des  8.  Jahrhunderts,  nur  drei  sind  bis  ins  11.  Jh.  weitergeführt. 

2* 


20  1,5.   Cormacs  Glossar.     1,6.  Ciueed  ua  li-Artacain. 

Glossar  geht  unzweifelhaft  auf  Cormac  zurück,  i)  Es  etymo- 
logisiert irische  Wörter  und  erklärt  ungewöhnliche  Aus- 
drücke der  Dichter-  und  Gesetzessprache.  Davon  sind  einige, 
leider  nicht  allzu  viele  aus  Sagentexten  entnommen,  die  teils 
direkt  genannt,  teils  aus  den  Zitaten  erkennbar  sind,  also 
um  900  vorhanden  waren. 


Kap.  6.    Cinaed  ua  h-Artacain. 

Hier  muß  ich  leider  ein  Zeugnis  von  der  Hand  weisen, 
das  viel  zu  zeitlichen  Bestimmungen  benutzt  worden  ist. 
Drei  Handschriften,  LL  (Faks.)  31a;  Oxford,  Land  610  fol.  74r 
und  Brit.  Mus.,  Egerton  1782  fol.  52  r  bringen  ein  längeres 
Gedicht,  das  aufzählt,  wo  die  Helden  der  Sage  gefallen  sind 
und  begraben  liegen,  und  das  auf  diese  Weise  die  Existenz 
vieler  uns  bekannten  Sagen  für  seine  Zeit  bekundet.  2)  In 
den  beiden  ersten  Handschriften  wird  es  Cinaed  ua  h-Artacäin 
zugeschrieben,  in  der  dritten  ist  es  anonym.  Cinaed  ist  ein 
bekannter  Dichter,  der  975  gestorben  ist 3)  und  von  dem  uns 
mehrere,  gewiß  echte  Gedichte  erhalten  sind.'*)  Eine  schein- 
bar so  ausgiebige  Urkunde  für  den  Sagenbestand  im  10.  Jahr- 
hundert zu  verwerfen  wird  man  sich  ungern  entschließen  und 
ist  mir  sehr  schwer  geworden.  In  den  ersten  Fällen,  wo 
Sagentexte,  die  nicht  älter  als  das  11.  Jahrhundert  sein  können, 
im  Gedicht  erwähnt  sind,  glaubte  ich  mit  der  Annahme  aus- 
zukommen, daß  ältere  Sagen  im  11.  Jahrhundert  Umbildungen 
erfahren  hätten.  Aber  diese  wurde  unwahrscheinlich,  als 
diese  Fälle  sich  häuften.  Den  Ausschlag  gab  dann  Teil  II 
Kap.  70  Anhang  2,  wo  eine  Sagenform,  die  der  Dichter  Cüan 
ua  Lothchäin  (f  1024)  gestaltet  hat,  von  dem  angeblichen 

1)  Vgl.  K.  Meyer,  ZOP  8,  178. 

-)  Hgg-.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  23,  303.  In  LL  sind  einige  Strofen 
von  Bischof  Finn  von  Kildare  (f  1160)  eingeschoben  (s.  Kap.  12).  In  Eg.  1782 
finden  sich  viele  Glossen',  weniger  (davon  unabhängige)  in  Land  610  (wo 
der  Schluß  des  Gedichtes  fehlt).     Beides  sind  spätere  Zutaten. 

8)  Cinaed  ua  Ärtugan  prhneceis  Krenn  („Hauptdichter  von  Irland") 
quieuit.    Annais  of  Ulster,  a.  974  (=  975). 

*)  Siehe  O'Reilly,  Trish  Writers  LXII;  O'Curry,  Manners  a.  Customs 
II,  105  ff. 


I,  G.   ('iiijed  ua  h-Artacaiii.     1,7.    Die  SagenÜHten.  21 

(Jinaed  wiedergegeben  wird.  So  ist  kein  Zweifel  melir  möglich, 
das  Gedicht  kann  nicht  von  ihm  herrühren.  Wann  es  ent- 
standen ist,  läßt  sich  bei  seiner  farblosen  Sprache  schwer 
bestimmen;  es  scheint  nicht  vor  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahr- 
hunderts gedichtet  zu  sein  (s.  Teil  II  Kap.  31).  Übrigens  sei 
schon  hier  darauf  hingewiesen,  daß  ein  anderes  nicht  vor 
dem  12.  Jahrhundert  entstandenes  Gedicht  gleichfalls  Cinaed 
zum  Verfasser  haben  will  (Teil  II  Kap.  76  D).  Der  berühmte 
Name  wurde  also  mehrfach  verwertet  oder  mißbraucht. 


Kap.  7.    Die  Sageiilisteu. 

Die  mittelalterlichen  Handschriften  bewahren  ans  zwei 
lange  Verzeichnisse  von  Sagen,  die  man  als  A  und  B  zu 
unterscheiden  pflegt.  Sie  zählen  die  Sagen  auf,  die  man  unter 
gemeinsamen  Titeln  zusammenfassen  konnte,  wie  togla  „Zer- 
störungen (von  Burgen)",  tochomlada  „Einwanderungen", 
täna  bö  „Wegtreiben  von  Rindern"  usw.  So  oft  sie  benutzt 
worden  sind,  so  ist  doch  —  ich  möchte  fast  sagen,  selbst- 
verständlich —  ihr  gegenseitiges  Verhältnis  bisher  nicht 
untersucht. 

Die  Liste  B  findet  sich  in  den  einleitenden  Abschnitten 
der  Erzählung  Äirec  menman  Uraird  male  Coise  „Verstandes- 
Ertindung  des  Urard  mac  Coise".')  Darin  wird  berichtet, 
daß  die  Burg  Clartha  des  Dichters  Urard  (Airard)  mac  Coise 
(f  990)^)  von  Cenel  (dem  Geschlecht)  Eogain  raaic  Neill  zer- 
stört und  ausgeraubt  worden  war,  und  daß  sich  der  Ge- 
schädigte deshalb  zum  Oberkönig  von  Irland,  Domnall  mac 
Muirchertaig  (f  980)  begab.  Vom  König  aufgefordert,  ihm 
eine  Geschichte  zu  erzählen,  schlägt  er  ihm  nun  alle  be- 
kannten Sagen  vor,  zum  Schluß  aber  Orgain  cathrach  Mail 
Milscothaig    „die    Zerstörung    der   Stadt    (cathair)   von    Mael 

*)  Nach  den  drei  Handschriften  des  15.-16.  Jhs.:  R.  Ir.  Ac,  23.  N.  10: 
Oxford,  Rawlinson  B.  512  und  Brit.  Mus.,  Harleiau  5280  hgg.  von  K.  Meyer, 
Anecdota  from  Ir.  Mss.  II  (1908)  42.  Die  Liste  auch  bei  d'Arbois,  Essai 
d'un  catalcgue,  S.  260. 

-)  Airard  mac  Coissi  prlmeces  J^renl  („Hauptdichter  von  Irland") 
_.  .  .  mortui  sunt,  .\nnals  of  Ulster,  a.  989  (-^  990).  Über  diesen  Dichter 
0  Curry,  Manners  a.  Oustonis  II,  126  ff. 


22  1, 7.  Die  Sageiilisteii. 

Milscotliacli"  („dem  honigwortigen  Kahlen"),  unter  welchem 
Namen  er  sich  selber  verbirgt.  Der  König,  der  diese  letzte 
Erzählung  nie  gehört  hat,  läßt  sie  sich  vortragen,  und  der 
T3ichter  schildert  nun  in  verdeckter  Weise  die  Zerstöi'ung 
seiner  Burg.  Es  ist  nicht  anzunehmeu,  daß  es  sich  um  einen 
historischen  Bericht  handelt.  Immerhin  muß  die  Geschichte 
zu  einer  Zeit  erfunden  worden  sein,  als  sein  Name  noch 
wohlbekannt  war. 

Die  laste  A  (ohne  av eitere  Einkleidung)  ist  schon  in  LL 
(Mitte  12,  Jh.,  s.  Kap.  12),  Faks.  189b  erhalten,  außerdem  in 
der  Handschrift  des  16.  Jahrhunderts,  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3. 
17,  Col.  797.1)  Der  längere  Titel  beginnt:  I)o  nemtlngnd  filec/ 
i  scelaih  ociis  i  comgnimaih  „Von  der  Adelung  des  fili,  (die 
besteht)  in  Erzählungen  und  in  Heldentaten"  (wohl  zu  bessern 
comgneib  „S.ynchronismen").2)  Sie  will  fünfmal  fünfzig  pnm- 
sceJa  „Haupterzählungen"  aufführen,  enthält  aber  nur  204  Titel. 

Eine  Vergleichung  beider  Listen  zeigt  deutlich,  daß  sie 
selbständige  Änderungen,  wesentlich  Erweiterungen  eines 
älteren  Verzeichnisses  darstellen,  das  wohl  ins  10.  Jahrhundert 
gehört;  jüngere  Sagen  sind  in  den  gemeinsamen  Titeln  nicht 
enthalten.  Natürlich  kann  in  der  einen  oder  anderen  Liste 
ein  Titel  gelegentlicli  ausgefallen  sein;  aber  im  allgemeinen 
sind  nur  die,  in  denen  sie  übereinstimmen,  alt.  Am  besten 
bewahrt  ist  das  Ursprüngliche  in  den  fünf  Abschnitten,  die 
in  B  den  Schluß  bilden.  Die  aitheda  „Entweichungen"  (d.  h. 
Frauen,  die  mit  einem  Anderen  davongehen)  von  B  finden  sich 
alle  in  A  wieder,  das  aber  fünf  weitere  hinzufügt.  Auch  in 
den  darauffolgenden  tofjla  „Zerstörungen*'  stimmt  B  mit  A 
überein,  das  den  Abschnitt  aber  als  ersten  der  ganzen  Liste 
hat.  Die  zwei  weiteren  Sagen  Togail  hruidnc  vi  JJerga  und 
Togail  bruidne  Da-Choca.  di(^  A  überdies  nennt,  sind  sicher 
alt,  finden  sich  aber  in  B  in  einem  anderen  (früheren)  Ab- 
schnitt, der  denselben  Titel  togla  nochmals  führt.  Vielleicht 
waren   sie   zufällig   in   einer  Quelle   von  B  von  den  übrigen 

')  Nach  LL  hgg.  von  U'Curiy.  lyeclnres  ou  the  Ms.  Materials  584. 
nach  Tl.  3.  17  von  O'Looney.  Proceedings  of  the  R.  Ir.  Ac.  2.  Serie.«?.  Vol.  T 
(1879),  21(). 

-)  Vg"l.   lii.st.e  L:  aninuitini  roiimilmc  7  prinisifcul  n-Erenn. 


1,7.   Die  kSa/^enli.steii. 


getrennt  Avorden,  das  dann  zu  ihnen  acht  weitere  (darunter 
so  junge  wie  die  Zerstörung  Trojas,  die  kaum  vor  dem 
12.  Jahrhundert  ins  Irische  übertragen  ist)  beigefügt  hat.^) 
Die  zwei  Abschnitte  tomadmann  ocus  flsi  ocus  serca  ocus 
sluagid  „Ausbrüche  (von  Seen)  und  Visionen  und  Liebschaften 
und  Kriegszüge"  und  tochornlada  „Einwanderungen"  decken 
sich  in  A  und  B  völlig,  außer  daß  B  ein  tomaidm  mehr  hat 
(Tomaidm  Bri).  Dasselbe  gilt  für  den  größten  Teil  des 
umfangreichen  letzten  Abschnitts  (in  B)  oircne  (airgne) 
„Plünderungen.  Totschläge";  nur  hat  B  sieben  Titel  mehr'^) 
und  A  reiht  Braflang  Scoine  und  Aigidecht  Artuir  hinten  an. 

Von  den  übrigen  Teilen  in  B  mag  der  unmittelbar  vor- 
hergehende tochmarca  „Werbungen"  alt  sein,  da  diese  Texte 
sprachlich  zu  den  älteren  gehören.  Seine  drei  Nummern 
kehren  in  A  hintereinander,  wenn  auch  anders  geordnet, 
wieder;  aber  A  hat  davor  und  dahinter  zehn  weitere  Titel 
beigefügt,  darunter  solche  von  sicher  jungen  Sagen  wie  Toch- 
marc  Feirhe  (Teil  II  Kap.  26),  Tochmarc  mna  Cruinn  (Teil  II 
Kap.  27).  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  den  täna  bö  „Weg- 
treiben von  Kindern",  die  B  an  zweiter  Stelle  bringt.  Von 
seinen  fünf  Nummern  enthält  auch  A  vier,  und  da  die  fehlende 
Tain  ho  Begamna  in  B  unmittelbar  hinter  Tain  ho  Begamain 
steht,  mag  A  absichtlich  oder  unabsichtlich  den  ähnlich 
klingenden  Titel  weggelassen  haben;  es  fügt  aber  sieben 
andere  hinzu.  Zweifelhafter  ist  es  bei  den  echtrai  (echtrada) 
„Abenteuern";  denn  die  drei  Titel,  worin  sie  übereinstimmen, 
stehen  in  A  nicht  nebeneinander  und  B  hat  daneben  sieben, 
A  elf  Titel,  die  sich  in  der  andern  Liste  nicht  linden. 

Sicher  ganz  neu  hinzugefügt  ist  in  B  der  Anfangs- 
abschnitt, der  keinen  Obertitel  führt,  sondern  verschiedene 
Sagen  aufzählt,  darunter  Jain  ho  Cuailngni.  das  im  Ab- 
schnitt täna  hö  wiederkehrt,  und  viele  Titel,  die  nur  einzelne 
Episoden  dieser  selben  Sage  bezeichnen  wie  Caladgleo  Cethirn, 
Mellgleo    Jliach    usw.      Ebenso    wohl    der    Abschnitt    catha 


')  Togail  britidne  Belcon  Breifne  ist  wohl  nicht  verschieden  von 
Orcain  Belcon  Breifne,  das  auch  ß  in  dem  .Schhißabschnitt  airgne  bringt, 
so  daß  die  Sage  zweimal  erscheint. 

•^)  Eine  Erzähhine*.  Orcahi  IHiine  Binne,  erscheint  in  A  in  einem 
anderen,  ihm  aUein  angehörigen  Abschnitt  als  J^'orhai^  l>uin  Binnü 


24  I,  7.  Die  Sageiilisteii.     T.  8.   Der  Kompilator. 

,. Schlachten",  da  von  den  sieben  Nummern  in  B  nur  zwei  in 
A  ebenso  wiederkehren,  eine  {Cath  AichJi)  in  A  als  Forhais 
Aide  in  einem  andern  Abschnitt  steht  und  umgekehrt  A 
sieben  in  B  nicht  genannte  catha  bringt;  die  Übereinstimmung 
in  zwei  Titeln  dürfte  also  lediglich  Zufall  sein.  Ebenso 
weichen  in  B  alle  als  fessa  ..Gastmähler"  und  haili  „Ver- 
zückungen, Profezeiungen"  bezeichneten  Sagen  von  den  in 
A  unter  demselben  Stichwort  aufgezählten  ab.  Der  Abschnitt 
coimperta  „(wunderbare)  Empfängnisse*'  B  fehlt  in  A  ganz: 
da  aber  die  Texte  jedenfalls  größtenteils  zu  den  älteren  ge- 
hören, ist  nicht  unmöglich,  daß  A  ihn  zufällig  ausgelassen  hat. 

Als  hysterogen  ergeben  sich  außer  den  schon  erwähnten 
die  in  B  fehlenden  Rubriken  von  A:  uatJia  „Höhlen",  imrama 
„Schiffahrten",  oitte  „gewaltsame  Tode",  forhossa  „nächtliche 
Angriffe,  Belagerungen",  da  der  einzige  Titel  Forhais  Fer 
Falga,  der  in  B  wiederkehrt,  dort  in  dem  jungen  Anfangs- 
abschnitt steht. 

Bleibt  so  auch  einiges  zweifelhaft,  so  läßt  sich  doch  die 
alte  zugrunde  liegende  Liste  mit  ziemlicher  Sicherheit  heraus- 
schälen. Da  eine  ihrer  Geschichten  im  Anfang  des  10.  Jahr- 
hunderts spielt:  Se)c  Gormlaithe  do  Niall  {ßlunduh)  „Niall 
Schwarzknies  (f  919)  Liebe  zu  Gormlaith  (f  948)",')  ander- 
seits für  ihr  Alter  spricht,  daß  so  viele  der  beiden  Listen 
gemeinsamen  Sagen  uns  nicht  überliefert  sind,  dürfen  wir  sie 
ohne  Bedenken  selber  ins  10.  Jahrhundert  setzen.  Aber  die 
überlieferten  Sagenlisten  zeigen  Zusätze,  die  bis  ins  12.  Jahr- 
hundert weisen. 

Eine  ganz  kurze  und  zwar  deutlich  gekürzte  Sagenliste 
von  nur  21  Titeln  bringt  auch  die  junge  Einleitung  zum 
Gesetzesfext  Senchus  Mör  I,  46. 

Kap.  8.    Der  Kompilator. '^j 

Die  beiden  umfangreichsten  Texte  der  älteren  Sage,  das 
Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuaihige  (Teil  11  Kap.  2 ff.)  und 


')  Siehe  d'Arbois  de  Jubainville,  Introduction  a  la  litteiature  celtiqiie, 
8.362.  Vgl.  Bergiu,  Miscellan.y  presented  to  Kuno  Meyer  (1912),  S.  :34">: 
O'Rahilly,  GadeHca  I  (1013),  S.294. 

-)  Vgl.  H.  Zimmer,   über  den  compilatorischeii  cluiiakter  der  irischen 


1,8.   Der  Konipilator.  25 

die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergae  (Teil  II  Kap.  81  j 
sind  uns  nicht  in  einheitlicher  Gestalt  überliefert,  sondern 
aus  verschiedenen  Fassungen  zusammengearbeitet.  Das  gibt 
der  erstere  ausdrücklich  an  und  erliellt  beim  zweiten  ohne 
weiteres  aus  seinem  Inhalt.  Und  zwar  gehen  sie  der  ganzen 
Überlieferung  nach  unzweifelhaft  auf  denselben  Bearbeiter 
zurück.  Da  sie  sich  schon  in  dem  vor  1106  geschriebenen 
Lü  (Kap.  9)  linden,  müssen  sie  älter  sein,  können  jedoch  nach 
der  Sprachform  der  in  den  ersten  eingeschobenen  Sätze  des 
Kompilators  nicht  über  das  11.  Jahrhundert  hinaufgehen,  zu- 
mal dieser  Text  einige  Bestandteile  hat,  die  selber  nicht 
älter  sind.  AVäre  es  sicher,  daß  auch  die  Überlieferung  der 
ältesten  Fassung  des  „Werbens  um  Emer"  (Teil  II  Kap.  31) 
auf  den  Kompilator  zurückgeht  —  was  leider  nicht  streng 
zu  beweisen  ist  — ,  so  würden  wir  eine  nähere  Datierung 
dadurch  gewinnen,  daß  diese  Fassung  schon  in  einer  zwischen 
1049 — 1061  geschriebenen  Handschrift,  dem  Buch  des  Dub- 
Da- Lethe  stand.  Der  Kompilator  ist  kein  Künstler,  sondern 
nur  darauf  bedacht,  möglichst  alles  zu  bringen,  was  er  in 
verschiedenen  Fassungen  vorfindet.  Daß  dadurch  Wider- 
sprüche und  Dubletten  entstehen,  kümmert  ihn  fast  nie. 

Zimmer  (a.a.O.  678 ff.)  hat  geglaubt,  den  Kompilator  mit 
einer  wohlbekannten  Persönlichkeit,  mit  Flann  Mainistrech 
identifizieren  zu  können.  Dieser  Flann  bezeichnet  sich  selber 
in  einem  Gedicht')  als  fer  leiginn  Mainistrech,  Studienmeister 
des  berühmten  Klosters  Monasterboice  in  der  Grafschaft 
Louth.  Er  hat  uns  viele  Aufzählungsgedichte  hinterlassen, 
die  fast  alle  die  Königsage  betreffen  und  daher  in  Teil  IV 
zu  würdigen  sein  werden,'^)  und  ist  nach  den  Annalen  der 
Vier  Meister  am  27.  November  1056  gestorben.  3)  Seine  Lebens- 
zeit würde  also  zu  der  für  den  Kompilator  anzusetzenden 
sehr  wohl  passen. 


sagentexte  im  sogenannten  Lebor  na  hUidre  (KZ  28,  ilTj,   der  aber  den 
„Kompilator"  noch  nicht  vom  „Interpolator"  (Kap.  9)  unterscheiden  konnte. 

»)  ZCP  10,  271  Str.  V. 

-)  Sie   sind   aufgeführt   bei  O'Uurry,    Mauners  a.  Cu.<?toms  II,  149  ft". 
ilber  ein  weiteres  Gedicht  s.  Teil  IT  Kap.  6t  T). 
^)  Vgl.  auch  Annais«  of  Ulster,  a.  1056. 


/ 


26  I,  8.  Der  Kompilator. 

Zimmers  Beweisführung  ist  aber  jetzt,  wo  wir  über  die 
Beschaffenheit  der  Handschrift  LU  so  viel  besser  unterrichtet 
sind  (s.  Kap.  9).  in  mancher  Hinsicht  ohne  weiteres  hinfällig. 
Ich  brauche  also  nur  auf  die  Hauptpunkte  einzugehen.  Zimmer 
(S.  684  f.)  übersetzt  einen  Vers  in  Flanns  Gedicht  LL  131  b  45: 
Conaire  mor  mad  cert  ein  siecht  cona  slog  i  mBrudin  „Conaire 
Mör  wurde,  wenn  die  Cin  ('das  Heft')  recht  hat,  mit  seiner 
Schar  in  dem  Palast  (des  Da  Derga)  erschlagen"  und  sieht 
in  dem  .,Heft"  Cln  Dromma  Snechta  (s.  oben  Kap.  3).  Wäre 
die  Übersetzung  richtig,  so  würde  daraus  gerade  hervorgehen, 
daß  Flann  der  Kompilator  nicht  sein  kann.  Denn  wir  wissen 
jetzt,  daß  dieser  die  Handschrift  von  Druim  Snechta  nicht 
benutzt  hat,  indem  in  der  „Zerstörung  der  Halle  des  Ua 
Dergae"  nur  LU  am  Schluß  eine  Notiz  aus  diesem  „Heft" 
verwertet,  aber  nicht  die  anderen  Handschriften  derselben 
Kompilazion,  so  daß  es  dem  Kompilator  selber  unbekannt  war. 
Aber  Zimmers  Übersetzung  ist  falsch,  da  der  Reim  mit  hrtidiv 
kurzes  i  in  cin  verlangt,  so  daß  es  heißt:  „wenn  (diese)  Schuld 
(an)  richtig  (historisch)  ist". 

Ein  anderer  Schluß  Zimmers  (685  ff.)  ist  ebenfalls  un- 
haltbar. Nachdem  im  „Werben  um  Etäin"  (Teil  II  Kap.  74) 
in  LU  berichtet  ist,  daß  Mac  Öc  der  zauberischen  Fee  Fuam- 
nach  den  Kopf  abgeschlagen  habe.  Avird  hinzugefügt:  „indessen 
ist  an  anderem  Ort  überliefert,  daß  sie  durch  Manannän  in 
Bri  Leith  getötet  worden  sind,  wovon  es  heißt"  usw.,  und 
als  Beleg  wird  eine  Strofe  aus  einem  Gedicht  Flanns  (LL 
IIb  20  f.)  angeführt.  Zimmer  meint,  der  Kompilator  Flann 
zitiere  sich  hier  selbst  und  weise  darauf  hin,  daß  er  früher 
eine  andere  Ansicht  vertreten  habe.  Diese  Polemik  gegen 
sich  selber  ist  natürlicli  ganz  unannehmbar;  vielmehr  wird 
liier  Flann  als  Gegeninstanz  gegen  die  Angabe  der  Sage  auf- 
geführt und  kann  mit  dem  Überlieferer  des  Sagentextes  nicht 
dieselbe  Person  sein.  Übiigens  geht  der  Text  „das  Werben 
um  Etäin"  wahrscheinlich  gar  nicht  auf  den  Kompilator 
zurück. 

So  bleibt  nur  die  Notiz  in  LU  39  a  15  (und  GBL  192  a  22j 
hinter  einem  zusammengestoppelten  Text  über  die  Begräbnis- 
plätze Irlands  und  die  dort  begrabenen  berülimten  Personen: 
dieses  hätten  Flann  und  Eochaid  Eolach  („der  Kundige")  uu 


T,  8.   Der  Kompilator.     I,  9.   LU  inul  der  Interpolator.  27 

Cenii ')  zusammengestellt  aus  verschiedenen  Handschriften,  die 
mit  Namen  genannt  werden  (Zimmer.  S.  678  f.).  Aber  daraus 
zu  folgern,  daß  gerade  Flann  nun  auch  der  Komjjilator  der 
großen  Sagentexte  gewesen  ist,  dazu  liegt  durchaus  kein 
Grund  vor,  da  ja  natürlich  jeder  Klostergelehrte  aus  möglichst 
vielen  Quellen  sammelte.  Und  nur  daß  seine  Zeit  ungefähr 
stimmen  würde,  genügt  nicht,  in  ihm  unseren  Kompilator  zu 
sehen.  Flann,  den  fast  alle  seine  Werke  als  andauernd  mit 
der  Königsgeschichte  beschäftigt  zeigen,  würde  wohl  die  Sagen 
viel  fester  in  dem,  was  man  für  Geschichte  hielt,  verankert 
haben,  als  der  Kompilator  tut.  Wir  müssen  also  den  ..Kom- 
pilator" bis  auf  weiteres  namenlos  lassen. 

Auf  ihn  geht  vielleicht  auch  das  aus  zwei  Texten  zu- 
sammengesetzte „Wegtreiben  von  Fraechs  Rindern"  (Teil  II 
Kap.  16),  ferner  „CiiChulainns  Geisterwagen"  (Kap.  64)  zurück. 
Dagegen  scheint  mir  die  aus  mindestens  drei  Quellen  zu- 
sammengearbeitete „Verzückung  (Weissagung)  des  ScaV' 
(s.  Teil  111)2)  eine  ganz  andere  Hand  und  Arbeitsweise  zu 
verraten,  steht  auch  handschriftlich  in  ganz  anderer  Um- 
gebung. Eher  wird  man  geneigt  sein,  ältere  einheitliche 
Sagen,  die  im  11.  Jahrhundert  Änderungen  erlitten  zu  haben 
scheinen,  dem  Kompilator  zuzuschreiben,  der  ja  auch  solche 
Texte,  die  er  nicht  in  verschiedenen  Fassungen  kannte,  in 
seine  Sammlung  aufgenommen  haben  wird;  vgl.  das  schon 
erwähnte  „Werben  um  Emer"  (Teil  11  Kap.  31). 

Der  Kompilator  war  kein  großer  Geist  und  ohne  künst- 
lerisches Empfinden.  Aber  seine  Arbeit  muß  der  damaligen 
Klostergelehrsamkeit  kongenial  gewesen  sein.  Keine  seiner 
Quellen  ist  uns  überliefert;  seine  Kompilazion  hat  sie  völlig 
verdrängt. 

Kap.  9.     LU  und  der  Interpolator. 

Erst  jetzt  kommen  wir  zu  der  ältesten  Handschrift,  in 
der  uns  Sagentexte  überliefert  sind.  Sie  befindet  sich  in  der 
K.  Irischen  Akademie   und   zählt  noch  67  Pergamentblätter. 


0  Vgl.  zn  Kochaia  Teil  TT  Kap.  49;  ZOP  H.  ^>(>l:  VIVM. 
?)  Hgg\  von  K.  Meyer,  ZOP  :},  457;  12,  23U. 


28  I,  9.  IjU  und  der  luterpolator, 

von  denen  nicht  alle  vollständig  sind;  außerdem  zeigen  Lücken 
am  Anfang,  im  Innern  und  am  Schluß,  daß  sie  einst  bedeutend 
umfangreicher  war.  Genannt  wird  sie  allgemein  Leabhar  na 
h-Uidhri  oder  —  mit  älterer  Ortograiie  —  Lehor  na  h-Uidre 
(abgekürzt  L\j)  „das  Buch  der  dunkelfarbigen  (Kuh)",  so 
schon  in  einem  Eintrag  in  der  Handschrift  selber  (Faks.. 
S.  37),  der  nicht  älter  sein  kann  als  1470J)  Der  Anlaß  zu 
dieser  Benennung  ist  klar.  In  dem  berühmten  Kloster  Clon- 
macnois  (C'Iuain  maccu-Nois  in  King's  County)  wurde  als 
Reliquie  eine  Kuhhaut  aufbewahrt;  w^er  sich  zum  Sterben 
auf  sie  legte,  kam  nicht  in  die  Hölle.  Sie  hatte  nach  der 
Legende^)  einer  dunkelfarbigen  Kuh  angehört  die  dem  heiligen 
daran,  dem  späteren  Gründer  des  Klosters  gefolgt  war,  als 
er  als  Jüngling  zur  Schule  des  heiligen  Finnian  (Finnen)  in 
Clonard  ging,  obschon  seine  Eltern  sie  ihm  verweigert  hatten, 
und  die  ihm  und  anderen  dort  den  Lebensunterhalt  durch 
wunderbare  Milchfülle  gewährt  hatte.  Ein  Sagenerzähler 
etwa  des  14.  Jahrhunderts  hat  ersonnen,  Fergus,  ein  Haiipt- 
held  in  der  Sage  „das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge", 
habe  nach  seinem  Tode  diese  ganze  Erzählung  dem  h.  Ciarän 
offenbart,  und  dieser  habe  sie  auf  jene  Haut  seiner  dunkel- 
farbigen (Kuh)  aufgezeichnet.  3)  Nun  ist  LU  in  Clonmacnois 
geschrieben  und  enthält  „das  Wegtreiben  der  Rinder  von 
Cuailnge".  So  glaubte  man  wohl  in  ihm  die  Handschrift  des 
h.  Ciarän  selber  zu  liaben,  wiewohl  sich  ein  anderer  Schreiber 
nennt. 

Die  Handschrift  ist  1870  von  der  Irischen  Akademie  in 
einem  (von  O'Longan  nachgemalten)  Faksimile  herausgegeben 
mit  Bemerkungen  über  ihre  früheren  Schicksale  und  mit  einer 
Inhaltsangabe,  und  lange  Zeit  wurde  nicht  beachtet,  daß  es 
den  Duktus  der  Handschrift  nur  ungenau  wiedergibt.  Erst 
R. I. Best*)  hat  nachgewiesen,  daß  diese  von  drei  verschiedenen 
Händen  geschrieben  ist,  eine  Entdeckung,  die  sich  nicht  nur 

J)  Vielleicht  weist  die  Schreibung  Aodh  für  älteres  jEd{h)  eher  ins 
16.  Jahrhundert. 

'^)  Siehe  Plummer,  Vitae  Saiictorum  Hiberuiae  I.  2(J.')  i?  XV;  8t-okes, 
Lives  of  Saints  from  the  Book  of  Lismore,  Z.  4103  ff. 

■')  Siehe  Teil  II  Kap.  12, 4  §  12. 

*)  NoteR  on  the  Script  of  Lebor  na  Huitlre.    Kriu  (>  oyi"-)>  1<>1 


1,9.   LIJ  und  der  Interpolator.  29 

für  die  Haudscliritt  selber,  sondern  für  die  ganze  ältere  Sagen- 
geschichte als  von  dei'  größten  Bedeutung  erweist.  Zwei  Hände 
gehören  den  ursprünglichen  Schreibern  an  (von  Best  A  und  M 
genannt).  Sie  sind  gleichzeitig,  wie  sich  daraus  ergibt,  daß 
öfters  A  eine  Seite  oder  einen  Text  beginnt  und  M  ihn  ab- 
löst. A  wird  demnach  die  übergeordnete  Persönlichkeit,  viel- 
leicht der  Abt  des  Klosters  selber  sein.  M  nennt  sich  zwei- 
mal am  Eande  in  einer  prohatio  pennae  (55  b,  70a);  es  ist 
Mael-Muire,  der  nach  den  Annalen  der  Vier  Meister  im  Jahr 
1106  von  „Zerstörern"  (Räubern)  in  der  Steinkirche  von  Clon- 
macnois  getötet  worden  ist.  Sein  Vater  Celechar  war  als 
Bischof  von  Clonmacnois  1067  gestorben,  sein  Großvater  Conn 
na  m-Bocht  („der  Armen")  ebenda  1059.  Sein  Urahne  Tor- 
bach mac  Gormäin  (f  807  als  Abt  von  Armagh)  gehörte  zu 
den  Ui  Cellaig  in  Bregia. ')  So  können  wir  die  alten  Teile 
der  Handschrift  rund  um  1100  datieren. 

Aber  sie  hat  durch  einen  Späteren,  den  Best  als  H,  ich 
als  „  Interpolator "  bezeichne,  große  Änderungen  erfahren. 
Nicht  nur  hat  dieser  einzelne  Wörter  oder  Zeilen,  die  wohl 
verblaßt  waren,  neu  geschrieben  und  manche  Glossen  und 
Randbemerkungen  beigefügt,  sondern  er  hat  große  Teile, 
manchmal  ganze  Spalten  oder  gar  Seiten  ausradiert  und 
mehrere  neue  Pergamentblätter  eingeschoben  oder  an  Stelle 
von  alten  gesetzt.  Zum  Teil  hat  er  auf  dem  so  gewonnenen 
Raum  ganze  neue  Texte  eingetragen;  namentlich  hat  er  aber 
oft  die  alten  Texte  erweitert  und  interpoliert.  Das  ist  nun 
von  größter  Wichtigkeit  für  solche  Sagen,  die  uns  sonst  nur 
in  der  interpolierten  Gestalt  oder  gar  nur  in  LU  vorliegen. 
Als  alt  ergibt  sich  in  ihnen  ohne  weiteres,  was  von  A  oder 
M  geschrieben  ist,  aber  nicht  umgekehrt  als  jung,  was  vom 
Interpolator  herrührt.  Denn  er  hat  auf  dem  neugeschaffenen 
Raum  häufig  auch  das  aufgenommen,  was  er  vom  Alten 
durch  Rasur  oder  durch  Wegschneiden  von  Blättern  hatte 
beseitigen  müssen.  Zum  Glück  können  wir  sein  Verfahren 
genau  in  dem  umfangreichen  „Wegtreiben  der  Rinder  von 
(Juailnge"    beobachten,   für   das  uns  eine  nicht  interpolierte 

^)  Die  vollständige  Abneureihe  von  Msel-Muire  hat  Zimmer,  KZ  28, 
671  ff.  im  Einzelnen  an  der  Hand  der  Annalen  verfolgt. 


30  I,  9.   LU  und  der  luteipolator. 

Handschrift  (GBL)  daneben  zur  Verfügung-  steht.  Hier  und 
da  haben  freilich  kleinere  oder  größere  Abschnitte  des  alten 
Textes  ganz  weichen  müssen,  und  in  der  Sage  „die  Empfängnis 
CnChulainns"  (Teil  II  Kap.  13)  hat  er  die  zweite  Hälfte  einer 
anderen,  uns  auch  selbständig  vorliegenden  Fassung  einfach 
an  die  Stelle  des  alten  Schlusses  gesetzt.  Aber  in  der  Regel 
hat  er  nicht  selber  verschiedene  Sagen  zusammengearbeitet, 
sondern  er  hat  aus  Handschriften  mit  erweiterten  Fassungen 
das  nachgetragen,  was  im  alten  Text  fehlte.  Das  ergibt  sich 
daraus,  daß  wir  mehrfach  von  LU  unabhängige  Handschriften 
besitzen,  die  dieselben  interpolierten  oder  umgearbeiteten  Texte 
enthalten.  Einmal,  beim  „Krankenlager  CfiChulainns"  (Teil  II 
Kap.  34),  ist  als  Quelle  eines  interpolierten  Textes  „das  gelbe 
Buch  von  Släne"^)  angegeben,  zwar  mit  hellerer  Tinte,  aber 
gewiß  alt.  Ob  er  noch  anderes  aus  dieser  Handschrift  ge- 
schöpft hat,  wissen  wir  nicht;  gerade  diese  Sage  liegt  nur  in 
LU  und  in  einer  Abschrift  vor.  Aber  es  ist  wahrscheinlich. 
daß  wenigstens  mehrere  der  interpolierten  Texte  auf  einen 
Bearbeiter  zurückgehen  und  aus  derselben  Quelle  stammen. 

Sind  die  Interpolazionen  in  Texte  eingefügt,  die  schon 
vom  „Kompilator"  (Kap.  8)  aus  verschiedenen  zusammen- 
gearbeitet Avaren,  so  ergibt  sich  ein  höchst  kompliziertes  Ge- 
bilde, und  es  ist  kein  Wunder,  daß  Zimmer,  welchem  Kom- 
pilator  und  Interpolator  in  eine  Person  zusammenrannen, 
mehrfach  fehlgegriffen  hat.  Es  gibt  wohl  kein  anderes  Sagen- 
gebiet, wo  wir  —  gerade  dank  der  Handschrift  LU  —  so 
handgreiflich  verfolgen  können,  wie  Sagen  sich  vermischen 
und  dann  wieder  von  späteren  Bearbeitern  vereinheitlicht 
werden.  Das  Irische  lehrt  uns,  wie  schwer,  fast  unmöglich 
es  sein  muß,  aus  solchen  späteren  Gestaltungen  die  ursprüng- 
lichen Bestandteile  durch  Konjektur  wieder  zu  scheiden.  Ich 
glaube  nicht,  daß  das  z.  B.  bei  der  späteren  Gestalt  des 
„Wegtreibens  der  Kinder  von  Cuailnge"  irgend  jemand  ge- 
lingen könnte. 

Derselbe  Interpolator  H  hat  sich  noch  an  einer  zweiten 
einst   in   Clonmacnois   befindlichen    Handschrift    betätigt,    an 

*)  SUcht  lihair  budi  Slani  inso  LU  43a.  Slane  liegt  in  der  Cxrafschaft 
Meath.  Die  iiischeu  Handschriften  werden  oft  nach  der  Farbe  ihres  Kiu- 
baudes  genannt. 


T, !).   LU  und  (Inr  Iiiter])olator.  -il 

Tigernachs  Annalen,')  deren  Fragment  heute  einen  Bestand- 
teil der  Oxforder  Handschrift  Kawlinson  B.  502  (Faks.)  1—24 
bildet.*-^)  Auch  das  hat  Best,  Eriu  7  (1914),  114 ff.  nach- 
gewiesen. Und  auch  das  ist  wichtig,  weil  erst  diese  Er- 
kenntnis uns  befähigt,  die  ursprünglichen  Einträge,  die 
sich  auf  die  irische  Königs-  und  Heldengeschichte  beziehen, 
von  den  später  interpolierten  zu  sondern.  Bisher  ging  die 
Datierung  vielfach  irre. 

Können  wir  die  Zeit  des  Interpolators  H  bestimmen?  Er 
nennt  sich  nirgends,  und  der  konservative  Charakter  der  irischen 
Schrift  gestaltet  —  für  mich  wenigstens  —  kein  sicheres 
Urteil.  Doch  haben  wir  einige  Anhaltspunkte.  Er  benutzt  in 
seinen  Randbemerkungen  das  Prosa-Dinnsenchas  (unten  Kap.  13) 
und  zwar  nicht  nur  das  ältere  B  (s.  Teil  II  Kap.  10,4),  sondern 
auch  die  jüngere  Fassung  C  (Teil  II  Kap.  65  §  5  Anm.). 
Dinnsenchas  B  ist  auch  in  der  erweiterten  Fassung  von  Toch- 
marc  Emire  (Teil  II  Kap.  31)  verwendet,  aus  der  er  inter- 
poliert. Ferner  schöpft  er  oder  seine  Quelle  am  Schluß  von 
Täin  bö  Flidais  (Teil  II  Kap.  23)  aus  dem  jungen  Text  Cath 
Airtig  (Teil  II  Kap.  72),  der  doch  sicher  nicht  über  den  An- 
fang des  13.  Jahrhunderts  hinaufgeht.  Somit  ist  der  Inter- 
polator  wohl  im  13.  Jahrhundert  tätig  gewesen;  ihn  weiter 
herabzusetzen,  läßt  seine  Sprache  und  Ortografie  nicht  zu. 
Aber  natürlich  sind  die  Texte,  die  er  benutzt  hat,  zum  Teil 
weit  älter;  das  ist  bei  den  einzelnen  Sagen  zu  untersuchen. 
Dabei  sind  also  drei  Personen  wohl  auseinanderzuhalten: 
1.  der  Interpolator  H  des  LU;  2.  der  oder  die  Redaktoren  der 
erweiterten  Fassungen,  aus  denen  er  schöpft;  3.  der  oder  die 
Verfasser,  deren  Werk  diese  Redaktoren  (oder  dieser  Redaktor) 
selber  benutzt  haben.  Denn  mehrfach  wird  sich  ergeben,  daß 
ihnen  vollständige  Parallelversionen  von  Sagen  vorlagen,  die 
sie  nur  exzerpierten.  3) 

*)  So  genannt,  weil  sie  Tigernacli  in  Clonmacnois  von  ca.  1066  bis 
zu  seinem  Tode  1088  fortgesetzt  hat;  s.  MacNeill,  Eriu  7, 105. 

2)  Hgg.  von  Stokes,  RC  16,  374. 

^)  Die  Texte,  die  der  Interpolator  H  erweitert  hat,  sind  namentlich 
Aided  Echach  maic  Maireda  (s.  Teil  IV),  hgg.  von  O'Grady,  Silva  Gadelica 
I,  233,  übers.  II,  265;  vgl.  Zimmer,  KZ  28, 676  A.;  Täin  bü  Cuailngc  (Teil  II 
Kap.  2 ff.);    Täin  bü  Flidais  (11,23);    Tochmarc  Emire  (11,31);    Serglige 


32  I,  9.  LIJ  und  der  Interpolator.    I,  10.  Eawl.  502. 

Leider  scheint  LIT  in  älterer  Zeit  wenig  benutzt  worden 
zu  sein;  seine  vielen  Lücken  lassen  sicli  daher  durch  keine 
direkten  oder  indirekten  Abschriften  ausfüllen.  Nur  bei 
einem  Text  (Teil  II  Kap.  34)  geht  wahrscheinlich  die  zweite 
Handschrift  auf  LU  zurück,  und  gerade  dieser  ist  in  LU 
vollständig  erhalten.  Doch  ist  liier  ein  anderes  Sagen- 
manuskript zu  nennen,  das  für  uns  wertvoll  ist,  weil  es,  von 
LU  unabhängig,  sich  mehrfach  mit  ihm  berührt:  Brit.  Mus., 
Egerton  1782,  das  auf  fol.  24r  das  Datum  1419  trägt.O  Es 
ist  namentlich  dadurch  wichtig,  daß  es  die  beiden  großen 
Texte  „das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge"  (frag- 
mentarisch) und  „die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergae" 
in  der  erweiterten  Fassung  bringt,  die  der  Interpolator  von 
LU  benutzt  hat.  Andere  Sagentexte  tragen  zum  Teil  etwas 
jüngeres  Gepräge  als  die  in  LU  enthaltenen  Fassungen  der- 
selben. Auf  Eg.  1782  ging  teilweise  die  Handschrift  zurück, 
die  sich  als  Nr.  XXXII  in  der  Advocates'  Library  in  Edinburg 
befand,  aber  seit  1841  verschollen  ist  (s.  Teil  II  Kap.  3  u.  10). 
Große  Stücke  von  Eg.  1782  sind  ferner  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  von  Aodh  O'Dalaigh  kopiert  in  den  Hand- 
schriften Trin.  Coli.  ^Dublin)  H.  1.  13  und  H.  1.  14;2)  eine 
moderne  Abschrift  der  Täin  bö  Cuailnge  auch  in  Brit.  Mus., 
Egerton  114.3) 

Kap.  10.    Rawl.  502. 

Der  Hauptbestandteil  des  Bandes  Oxford,  Rawlinson  B.  502, 
(Faks.)  S.  25 — 166,  scheint  nach  dem  Ende  der  in  ihm  ent- 
haltenen Stammbäume  in  den  20  er  Jahren  des  12.  Jahrhunderts 
geschrieben.  4)    Er  ist  durch  seine  Gedichte,  Stammbäume  und 


ConCulainn  (II,  84);    Fled  Bricrenn   (II,  45);    S/aburcharpat   ConCiilüinu 
(11,64);  Togail  hruiäne  ui  Dergce  (II,  81). 

*)  Siehe  K.  Meyer,  Fianaigeclit,  S.  XXXI.  Doch  ist  die  Handschrift 
nicht  einheitlich,  sondern  aus  verschiedener  Heften  zusammengebunden 

2)  Siehe  Zu  ir.  Hss.  I,  1  f. 

3)  Siehe  Nettlau,  RC  10,  333  f. 

*)  Die  alten  Teile  der  Handschrift  sind  von  der  Clarendon  Press  in 
fotografischem  Faksimile  herausgegeben  mit  einer  Einleitung-  voii  K.  Meyer 
(1909). 


1,11.   Der  Bearbeiter  C  der  Täin  b.  C.  —  T,  12.   LL.  33 

Königslisten  namentlich  für  dje  Königsage  (Teil  IV)  wichtig, 
enthält  aber  von  der  sonstigen  Heldensage  leider  sehr 
wenig*. 


Kap.  11.     Der  Kearbeiter  C  der  Taiii  ho  Cuailiige. 

Nach  dem  Kompilator  (Kap.  8)  ist  der  nächste  Bearbeiter 
von  Prosasagen,  von  dessen  Tätigkeit  wir  uns  ein  genaues 
Bild  gestalten  können,  derjenige,  der  die  Kompilazion  „das 
Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge"  nebst  den  Inter- 
polazionen  in  ein  einheitliches  Werk  und  in  einen  Stil  um- 
goß, den  er  freilich  nicht  selber  schuf,  sondern  in  einigen 
jungen  Teilen  der  Sage  vorgefunden  hatte  (Teil  II  Kap.  4). 
Im  Bestreben  altertümlich  zu  sein,  hat  er  mehrfach  die  Sprache 
schlimm  mißhandelt.  In  demselben  Stil  hat  er  dann  auch 
„die  Trunkenheit  der  Ulter"  (II,  47)  neu  bearbeitet  und  eine 
eigene  Erzählung  „die  Schlacht  von  Ros  na  Rlg"  (II,  28) 
verfaßt.  0  Wir  können  ihn  ziemlich  sicher  ins  erste  Viertel 
des  12.  J ahrhundeits  datieren  (II,  4).  Er  ist  von  sehr  großem 
Einfluß  nicht  nur  auf  seine  Zeitgenossen  gewesen,  wie  z.  B. 
der  eine  der  Bearbeiter  von  Dares  Phrygius^)  eine  Menge 
von  Ausdrücken  ihm  entlehnt,  sondern  fast  die  ganze  Prosa 
der  Folgezeit  bis  ins  17.  Jahrhundert  richtet  sich,  so  gut 
sie's  versteht,  nach  seinem  Muster.  Auch  in  Wales  wurde 
er  bekannt,  Avie  ihm  entnommene  Namen  und  Motive  in  den 
kymrischen  Sagen  des  12.  Jahrhunderts  zeigen.  =^) 


Kap.  12.    Das  Buch  von  Leinster  (LL). 

Die  umfangreichste  der  älteren  Sagenhandschriften  be- 
findet sich  im  Trinity  College  (Dublin)  H.  2.  18  und  wird 
jetzt  allgemein,  hauptsächlich  durch  O'Curry's  Einfluß,   „das 


^)  Den  Nachweis  der  Identität  gibt  im  Einzelnen  eine  Dissertazion 
von  Fräulein  Annie  Power,  die  kurz  vor  dem  Kriege  bei  der  philosophischen 
Fakultät  Bonn  eingereicht  wurde,  aber  noch  nicht  veröffentlicht  ist. 

2)  Togail  Troi.  The  destruction  of  Troy,  hgg.  von  Stokes  (1882). 
Einen  etwas  älteren  Text  stellt  die  Fassung-  dar.  die  Stokes  IT  Tl.  1 
herausgegeben  hat. 

8)  Siehe  ZCP  12,  281. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Köuigsag-e.  3 


34  I,  12.   Das  Buch  von  Leinster  (LL). 

Buch  von  Leinster",  irisch  Leahhar  Laighneach  oder  (mit  alter- 
türaelnder  Schreibung)  Lebor  Laignech  genannt  (abgekürzt 
LL).0  Im  17.  Jahrhundert  scheint  sie  andere  Namen  ge- 
tragen zu  haben.  Die  Handsclirift  E.  Ir.  Ac,  B.  TV.  2,  in  die 
im  Jahr  1627  einige  Gedichte  daraus  eingetragen  sind,  als 
sie  noch  vollständiger  war,  bezeichnet  sie  als  Leahar  na 
h-lJachonghäla^)  Aber  auch  Leahhar  Glinne  Da  Locha  „Buch 
von  Glendalough"  scheint  sich  auf  dieselbe  Handschrift  oder 
Teile  dsrselben  zu  beziehen,  wiewohl  O'Clery  in  der  Vorrede 
zu  seiner  Redakzion  des  Leabhar  Gabhäla  (1631)  sowohl 
Leabhor  Ghlinne  Da  Laclia  als  Leabhor  na  h-Uaeongmhäla 
unter  seinen  Quellen  nennt. 3)  Beide,  sowohl  Leabhar  na 
h-üachongbhäla  als  Lehor  Glinne  Da  Locha  werden  in  rund 
um  1400  geschriebenen  Handschriften,  dem  Buch  von  Bally- 
mote  und  dem  Gelben  Buch  von  Lecan,  als  Quellen  an- 
geführt, aber  bei  Stücken,  die  sich  in  LL  wenigstens  in 
seinem  heutigen  Zustand  nicht  finden.^)  Offenbar  wurden 
diese  alten  Titel  nur  im  17.  Jahrhundert  fälschlich  auf  diese 
Handschrift  oder  ihre  Teile  übertragen,  mitsamt  dem  alten 
Fehler  na  huachongbäla  für  na  nuachongbäla  „der  neuen 
Niederlassung"  {=  Noughaval). 

Die  alten  Blätter  der  Handschrift,  die  nach  Atkinson 
von  (Faks.)  S.  1  bis  354,  vielleicht  bis  376  reichen,^)  sind,  wie 
Windisch  in  seiner  xiusgabe  der  Täin  bö  Cuailnge  S.  910 
nachgewiesen  hat,  von  ^d  mac  Crimthainn,  Abt  von  Tir- 
Dä-Glas  (engl.  Terryglas  in  Grafschaft  Tipperary)  geschrieben.«) 
Eine  Bemerkung  auf  S.  288  zeigt  ihn  im  Schriftenaustausch 
mit  Finn  mac  Gormäin,  Bischof  von  Kildare,  der  ihm  den 
ehrenden  Titel  „fer  Mgind  ('Studienmeister')  des  hohen  Königs 

*)  In  einem  von  CLongan  nachgemalten  Faksimile  veröffentlicht  von 
der  K.  Irischen  Akademie,  mit  einer  Einleitung  und  Inhaltsangabe  von 
R.  Atkinson  (1880). 

2)  Archiv  für  Celt.  Lexicographie  III,  302;  Eriu  8,  64. 

=')  Gedruckt  bei  0 'Curry,  Lectures  on  the  Ms.  Materials,  S.  555  f.  Vgl. 
über  die  Frage  Atkinson,  Einleitung  zu  LL. 

«)  Siehe  O'Currj  a.  a.  0.  S.  496  f. ;  BB  255  a  6.  Atkinson  führt  in 
seiner  Erörterung  gerade  die  alten  Belegstellen  nicht  an. 

■*)  Mit  Ausnahme  des  eingehefteten  kleineren  Blattes  Ö.  179 — 180. 

°)  Siehe  LL  313,  unterer  Rand.  Trotzdem  Terryglas  ir.  Munster 
liegt,  nennt  ^d  den  König  von  Leinster  seinen  Herrn. 


I,  VI.    Das  Buch  von  Leinster  (TiL).  •^o 

von  Süd-Irland  und  Haupthistoriker  (primsenchaid)  von  Leinster" 
beilegt.  Da  Biscliof  Fiun  llüO  gestorben  ist,')  muß  dieses 
Heft,  das  wohl  mit  S.  269  beginnt,  vor  oder  spätestens  in 
diesem  Jahr  geschiieben  sein.  8.  275  oben  wird  zwar  darübei* 
gejammert,  daß  Diarmait  mac  Donncha(da)  m(eicj  Murchfada),^* 
König  von  Leinster,  übers  Meer  vertrieben  worden  sei,  ein 
Ereignis  des  Jahres  116(3,  das  bekanntlich  der  Anlaß  zur 
Eroberung  Irlands  durch  die  Engländer  geworden  ist.  Aber 
diese  Bemerkung  wird  A^lö.  nachträglich  eingetragen  haben. 
Bischof  Finn  ist  auch  vS.  32  a  genannt,  wo  in  das  Cin^ed  ua 
h-Artacäin  zugeschriebene  Gedicht  (Kap.  6)  einige  von  ihm 
verfaßte  Strofen  eingefügt  sind;  ob  das  noch  zu  seinen  Leb- 
zeiten geschah,  wissen  wir  freilich  nicht.  Der  Tod  jenes 
Diarmait  (1171)  und  die  Herrschaft  der  Saxain  (Engländer) 
ist  am  Ende  der  Liste  der  Leinster -Könige  später  nach- 
getragen, s)  Und  die  Eandnotiz  S.  49:  „Gestern  wurde  Dom- 
nall  mac  Congal(aig)  h(ua)  Conch(obair)  Fa[ilge]  getötet" 
weist  auf  das  Jahr  1161  (Atkinson,  S.  7),  in  welchem  also 
diese  Seite  schon  geschrieben  war.  Aber  in  der  Königsliste 
von  Offaly  (8.  40  d)  sind  noch  fünf  Nachfolger  von  Domnall 
genannt.  '*) 

Das  Buch  von  Leinster  enthält  auch  eine  Bearbeitung 
des  Lebor  Gabäla  (s.  Teil  IV),  das  unter  König  Ruadri 
(regiert  seit  1156,  f  1198)  verfaßt  war.  Eine  andere  Be- 
arbeitung dieses  Werks  nennt  speziell  das  zwölfte  Jahr  seiner 
Regierung,  also  1168.  In  LL  weist  die  schön  verzierte  erste 
Seite  darauf  hin,  daß  sie  als  Anfangsblatt  der  ganzen  Hand- 
schrift gemeint  war.  Da  nun  andere  Teile  spätestens  ins 
Jahr  1160  weisen  (s.  o.),  ist  nicht  sicher,  ob  1168  nur  als 
das  Jahr  jener  besonderen  Fassung  des  Lebor  Gabäla  an- 
zusehen ist,  während  das  Original  werk  etwa  ein  Jahrzehnt 

*)  Annais  of  Ulster,  s.  a. 

^)  Gewöhnlich  heißt  er  Diarmait  mac  Murchada. 

3)  Atkinson,  Einl.  7.  Hier  heißt  er  IJiarmait  mfacj  Don-Mnr-.  aber 
sein  Vorgänger  Enna  w.  Don-  m.  Mur-  (f  1126). 

*)  Vielleicht  hörte  die  Liste  nrsprüuglich  mit  dem  dritten  Nachfolger^ 
Diarmait  mac  Congalai-g,  auf,  dessen  Tod  nicht  verzeichnet  ist.  Ohne 
Einsicht  der  Handschrift  sind  überhaupt  diese  Listen  nicht  ohne  weiteres 
zu  verwenden.    Es  mnß  das  einmal  gründlicher  nutersucht  werden. 

3* 


36  1, 12.  LL.  —  1, 13.  Dinnseuchas. 

früher  entstanden  wäre,  also  bevor  ^d  seine  Handschrift  an- 
legte. Ist  es  jedoch  das  Jahr  des  Originals,  so  müßte  er  sich 
erst  nachträglich  entschlossen  haben,  das  Pergamentheft,  in 
das  er  dieses  Monumentalwerk  der  irischen  Geschichte  ein- 
trug, zum  ersten  der  ganzen  Handschrift  zu  stempeln,  i) 

Jedenfalls  ist  sicher,  daß  LL  vor  oder  um  1160  begonnen 
war  und  wohl  hauptsächlich  in  den  60  er  Jahren  des  12.  Jahr- 
hunderts geschrieben  worden  ist.  Es  enthält  unter  anderem 
die  beste,  zum  Teil  einzige  Überlieferung  der  Werke  des 
in  Kap.  11  besprochenen  Sagenbearbeiters.  Freilich  ist  oft 
bemerkt  worden,  daß  der  Schönheit  der  Schrift  und  dem 
Alter  der  Handschrift  die  Güte  der  Textüberlieferung  nicht 
immer  entspricht;  doch  muß  man  dafür  vielleicht  weniger  ^d 
selber  als  seine  Quellen  verantwortlich  machen.  Außerdem 
ist  die  Handschrift  jetzt  durch  Ausfall  mancher  Blätter 
lückenhaft. 

Zu  einer  Zeit,  da  sie  noch  vollständiger  war,  sind  aus 
ihr  manche  Sagentexte  —  wohl  mittelbar  —  in  die  Hand- 
schrift des  16.  Jahrhunderts  geflossen,  die  jetzt  in  Edinburg, 
Advocates'  Library,  als  Nr.  XL  bezeichnet  ist;  s.  Teil  II 
Kap.  16.  47.  48.  61.  65.  Einiges  in  LL  Fehlende  kann  daher 
daraus  ergänzt  werden.  Doch  brach  die  Sage  Mesca  Ulad 
(II,  47)  schon  damals  da  ab,  wo  auch  jetzt  die  Lücke  (hinter 
S.  268)  beginnt;  sie  bleibt  für  uns  ein  Bruchstück. 

Kap.  13.    Dinnsenclias. 

Ich  habe  die  Besprechung  von  LL  vorausgeschickt,  ob- 
schon  einige  hier  zu  kennzeichnende  Werke  bereits  in  ihm 
vorhanden  sind,  also  früher  fallen.  Doch  haben  sie  in  späterer 
Zeit  Umgestaltungen  erfahren,  die  ich  in  der  Behandlung 
nicht  trennen  wollte. 

Hiei  ist  vor  allem  das  Dinnsenchas  zu  nennen.  Senchas 
bedeutet  „Überlieferung,  Geschichte",  dinn  gewöhnlich  einen 
hervorragenden  Ort,  „Hügel,  Anhöhe".    Aber  hier  bezeichnet 


*)  Für  die  erstere  Aunahme  spricht  vielleicht,  daß  eine  andere  Be- 
arbeitung ein  nur  bis  zum  Jahr  llGl  reichendes  Stück  einfügt.  Vgl.  Zu 
ir.  Hss.  II,  5  0".;  Lucius  Gwynn,  Eriu  8,  114  ff. 


I 


I,  13.    DiiniHeucbaH.  37 

es  jeden  Ort,  von  dem  etwas  zu  berichten  ist,  das  Kompositum 
also  etwa  „Geschichte  der  Orte",  d.  h.  die  Herkunft  der  Orts- 
namen. •)  Seit  Anfang  der  Sagen  Überlieferung  finden  wir,  daß 
die  Erzähler  sich  Helden  zum  Teil  dadurch  schaffen,  daß  sie 
Teile  von  Ortsnamen  auf  Personen  beziehen,  nach  denen  sie 
sie  benannt  sein  lassen.  So  ist  der  Held  dei*  Sage  „Brans 
Schiffahrt",  die  sich  schon  im  Heft  von  Druim  Snechta 
(Kap.  3)  fand,  aus  dem  Vorgebirgsnamen  Srilb  Brain  „Raben- 
schnabel" (eigentlich  „-schnauze")  erwachsen.  Einer  der 
ersten  Helden,  die  in  dem  „Wegtreiben  der  Rinder  von 
Cuailnge"  durch  CüChulainn  fallen,  ist  Frpech;  er  wird  in 
Äth  Froich  „Furt  des  Heidekrauts"  ertränkt  und  seine  Leiche 
nach  Sul  Froich  „Heidekraut -Elfenhügel"  getragen;  so  ist 
das  Heidekraut  (frcech)  zum  Helden  geworden.  Und  in  der- 
selben Sage  wie  in  vielen  anderen,  namentlich  in  der  Vor- 
geschichte Irlands,  sind  eine  Unmenge  von  Personennamen 
auf  diese  Weise  gewonnen.  Besonders  seit  dem  10.  Jahr- 
hundert finden  wir  dann  ganze  Gedichte,  die  Ortsnamen  er- 
klären, indem  sie  die  angeblich  darin  genannte  Person  dort 
umkommen  lassen  oder  sonstwie  mit  dem  Ort  in  Verbindung 
bringen.  Auf  diesem  Verfahren  beruht  das  Dinnsenchas, 
über  dessen  Entstehung  uns  nur  das  Buch  von  Leinster  auf- 
klärt. Es  liegt  uns  in  drei  Hauptfassungen  vor,  die  ich  A, 
B  und  C  nenne. 

Dinnsenchas  A. 

Einen  Bestandteil  von  LL  bildet  eine  Sammlung  von 
117  kürzeren  oder  längeren  Gedichten,  unter  die  nur  wenige 
kurze  Prosaabschnitte  eingestreut  sind.  Sie  ist  zum  Glück 
vollständig  erhalten  —  abgesehen  von  einigen  unleserlichen 
Stellen  —  und  füllt,  im  Faksimile  falsch  angeordnet,  die 
Seiten  151—158.  161  164.  211—216.  191—210.  Nur  S.  158  b 
unten  sind  vom  Gedicht  über  Bl  Lagen  nur  drei  Strofen  ge- 
geben, für  das  übrige  freier  Raum  gelassen;  es  scheint  jedoch 


')  Anders  gebraucht  scheint  dinmenchus  iu  Rawl.  502,  S.  82  b,  wo 
Tint€r  dem  Titel  Dmd^eytchas  Lagen  viele  Berichte  zusammengestellt 
■werden ,  <lio  sich  auf  Leinster  beziehen ,  von  denen  aber  nur  Vereinzelte 
Ortsnamen  erklären.  Man  würde  also  besser  „Lokalgeschicbte  von  Leinster'* 
übersetzen. 


•]8  I,  18.    Diimsencha.s. 

von  Anfang  an  fragmentarisch  in  die  Sammlung  aufgenommen 
worden  zu  sein,  da  auch  Fassung  C  (Nr.  32)  es  wohl  benützt, 
aber  nicht  selber  bringt  wie  die  anderen  Gedichte.  Die 
meisten  Stücke  erklären  Ortsnamen  auf  die  oben  beschriebene 
Weise.  Einige  berichten  auch  nur  Ereignisse,  die  sich  an 
bestimmten  j  meist  zu  Anfang  genannten  Orten  abgespielt 
haben,  ohne  daß  deren  Namen  darauf  zurückgingen.  Solche 
sind  dann  in  den  jüngeren  Fassungen  —  ihrem  Charakter 
gemäß  —  nicht  benutzt;  aber  man  darf  daraus  nicht  ohne 
weiteres  schließen  —  wie  gelegentlich  geschehen  ist  — ,  daß 
sie  nicht  der  ursprünglichen  Sammlung  angehörten.  Diese 
führt  als  Ganzes  noch  nicht  den  Titel  Dinnsenchas.  sondern 
nur  über  einzelnen  Gedichten  steht  Dinnsenchas  von  Srüb 
Brain,  Dinnsenchas  von  Loch  Lein  usw.  Manche  Gedichte 
rühren  von  auch  sonst  bekannten  Verfassern  des  9.-11.  Jahr- 
hunderts her;  so  von  Msel  Muru  [Othna]  f  887,  Cormac  mac 
Cul(ennäin)  f  908,  Cinaed  ua  h-Artacäin  f  975,  MacLiag 
t  1016,  Cüän  ua  Lothchain  f  1024,  Eochaid  Eolach  [ua  CerinJ. 
wohl  ein  Zeitgenosse  oder  Nachfolger  von  Flann  Mainistrech, 
der  1056  gestorben  ist;i)  MacRaith  ua  Paain.  vielleicht  der- 
selbe wie  Mac  Meic-Raith,  der  „Hochdichter  von  Munster'*, 
der  nach  den  Annalen  der  Vier  Meister  bis  1098  lebte  (oder 
sein  Vater?).  Andere  sind  sonst  unbekannt,  wie  Bard  Maile 
(10.  Jh.?),  Fulartach  (11.  Jh.?),^)  Macula  mac  ^ngusa,  ^Ed 
mac  Carthaig.  Weitaus  die  meisten  Gedichte  sind  aber 
anonym  überliefert. 

Im  Schlußteil  der  Sammlung  (S.  202  ff.)  finden  sich  einige, 
die  nicht  zum  alten  Bestand  gehören.  Denn  es  ließe  sich 
ihrem  Inhalt  nach  nicht  verstehen,  warum  sie  von  den  späteren 
Bearbeitern,  namentlich  von  0  übergangen  wären.  So  das 
über  Druim  n-Ässail  und  über  Älmu^^  (202a)  und  wohl 
auch  das  unmittelbar  folgende  über  LocJi  Eiach,  dessen  In- 
halt in  der  Fassung  B  nur  in  LL  (nicht  in  Bb)  sich  findet 
und  auch  in  C  fehlt  außer  in  wenigen  Handschriften  wie  dem 
Buch  von  Lecan,  die  selbständig  nachgetragen  haben.  |)    Des- 

0  Siehe  oben  S.  26  f. 

-)  Siehe  Edw.  Gwynu,  Metrical  Diucl«henchas  III.  47t. 

^)  Hgg-  von  Edw.  Gwvnn,  Metr.  Dindsh.  TT.  78. 

')  Siehe  Gwymi  a.  a.  6.  IIT,  324. 


I,  13.    DiiinBencbas.  3i> 

gleichen  sicher  das  über  Boann  208  b,  welches  von  Cinaed 
ua  h-Artacäin  verfaßt  sein  will  (s.  Teil  11  Kap.  70, 4).  So 
könnten  ebenso  nachträglich  aufgenommen  sein:   Medbs  Grab 

203  b,  Golls  Grab  in  May  Baigni  204  a,  Lege  205  b  (das  nur 
im  Buch  von  Lecan  [C]  verwertet  ist)  und  die  folgenden 
sechs  Gedichte  aus  dem  Finn'schen  Sagenkreis,  ferner  May 
Femin  209  b.  Doch  gehören  auch  aus  diesem  Teil  einige 
sicher  zum  Ursprünglichen:  Snam  Da  Kn  202b,  Sliab  Fuaif 

204  a  und  das  Schlußgedicht  des  Ganzen  Carn  Mail  210  a. 
da  die  jüngeren  Fassungen  sie  kennen. 

Aber  auch  die  alte,  d.  h.  von  dem  Bearbeiter  C  vor- 
gefundene Sammlung  scheint  nicht  über  das  12.  Jahrhundert 
hinaufzugehen;  denn  das  Gedicht  über  Luimnech  155a  dürfte 
auf  der  Fassung  der  Sage  von  den  zwei  Schweinehirten 
fußen,  die  nicht  wohl  älter  sein  kann  (Teil  II  Kap.  15,  vgl. 
Anhang).  Es  scheint  also  jemand,  der  an  diesen  Orts- 
geschichten Gefallen  fand,  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahr- 
hunderts möglichst  viele  Gedichte  dieser  Art  gesammelt  zu 
haben.  Er  hat  vermutlich  auch  selber,  vielleicht  vereint  mit 
Gesinnungsgenossen,  nach  solchen  Mustern  weitergedichtet, 
und  manche  der  anonymen  Gedichte  werden  diesen  Ursprung 
haben. 

Dinnsenchas  B. 

Eine  Bearbeitung  dieser  Gedichtsammlung  liegt  uns  in 
doppelter  Fassung  vor,  die  ich  als  Ba  und  Bb  unter- 
scheide. 

Ba,  im  ganzen  die  ältere,  steht  nur  in  LL;  diese  Be- 
arbeitung war  also  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  auch 
schon  vorhanden  und  zwar  schon  vor  1147,  da  sie  Gilla 
Mo-Dutu  (Kap.  14)  benutzt  zu  haben  scheint  (s.  Teil  II 
Kap.  79,  2).  Leider  ist  Ba  nicht  vollständig.  Es  beginnt 
(in  dem  falsch  geordneten  Faksimile)  auf  S.  159—160.  Dann 
fehlen  wohl  zwei  Blätter  (s.  u.).  Das  Weitere  bis  zum  Ende 
folgt,  mit  dem  Schluß  von  Sinann  beginnend,  auf  S.  165—170. 
Im  ganzen  enthält  LL  67  Nummern  (davon  eine  —  in  Bb 
erhaltene  —  unvollständig).  Diese  Fassung  ist  als  Ganzes 
nicht  gedruckt;  einige  Abschnitte  bringt  z.  B.  O'Grady,  Silva 
Gadelica   11     am    Ende    (Kxtracts);    andere,    besondei-K    die. 


40  1, 13.    Diunseiielias. 

welche   sowohl   in  Bb    als   in   C    fehlen.    Stokes  RC  16,  269 
Nr.  154—159.0 

Bb  liegt  in  zwei  fragmentarischen  Handschriften  vor. 
Der  Anfang  in  Oxford,  Rawl.  506  fol.  11 — 15  (nach  Stokes 
etwa  Ende  des  14.  oder  Anfang  des  15.  Jahrhunderts);  nach 
Nr.  52  bricht  das  Bruchstück  ab.  Herausgegeben  und  über- 
setzt von  Stokes,  Folk-Lore  ITI  (1892),  S.  467. 

Die  andere  Handschrift  besteht  aus  sechs  Pergament- 
blättern in  Edinburg,  Advocates*  Librarj'  Nr.  XVI  (Kilbride 
CoUection  Nr.  12,  nach  Stokes  etwa  Ende  15.  Jh.).  Zwischen 
fol.  1,  das  den  Anfang  enthält,  und  2  fehlt  ein  Blatt, 
zwischen  3  und  4  mehrere  (nach  Stokes'  Schätzung  drei) 
Blätter.  Der  Schluß  ist  auf  fol.  5  erhalten.^)  Nur  die  in 
Rawl.  506  fehlenden  Abschnitte  hat  Stokes,  Folk-Lore  IV 
(1893),  S.  471  herausgegeben  und  übersetzt. 

Ba  und  Bb  sind  verschieden  geordnet.  Nur  im  Anfang 
1 — 5  stimmen  sie  überein:  doch  schiebt  Bb  zwischen  Nr.  1 
und  2  einen  in  Ba  fehlenden  Abschnitt  Mag  m-Breg  ein. 
Dagegen  die  zwei  Handschriften  von  Bb  zeigen  in  den  in 
Beiden  erhaltenen  Teilen  dieselbe  Anordnung.  Aber  der  in 
Edinb.  XVI  erhaltene  Schluß  beginnt  fol.  4  mit  dem  Ende 
des  Abschnitts  Titag  Jnhir,  w^elches  Rawi.  506  Nr.  46  ent- 
spricht. In  letzterer  Handschrift  folgen  darauf  noch  sechs 
Abschnitte,  die  in  jener  nicht  vorhanden  sind,  und  doch 
können  sie  nicht  spätere  Zutaten  sein,  da  fünf  von  ihnen 
sich  auch  in  Ba  finden.  Vermutlich  standen  sie  in  Edinburg 
auf  den  Blättern,  die  vor  fol.  4  ausgefallen  sind,  so  daß  hier 
die  Reihenfolge  doch  nicht  ganz  die  gleiche,  sondern  Tiiag 
Inbir  mehr  gegen  das  Ende  verschoben  war. 

Nun  zu  Gestalt  und  Inhalt  von  Dinnsenchas  B.  Die 
alte  Gedichtsammlung  A  enthält  LL  200  a  einige  Prosa- 
abschnitte. Der  eine.  Hath  Cnamrossa.  ist  ein  Prosaauszug 
aus   einem   Teil    des  rn   derselben   Sammlung  stehenden  Ge- 

')  Aber  >;r.  IHl  (ebd.  S.  279)  gebort  nicbt  zum  Dinnsenchaii.  Nr.  ItJO 
ist  ans  A  abg'ednickt. 

'^)  Auf  dem  größtenteils  unleserlich.en  0.  Blatt  bat  eine  scblechtere 
Hand  das  Gedicbt  über  Allech  eingetragen,  das  PJdw.  C-Jwynn,  Poems  froni 
the  Pindshencbas  S.  34  nacb  anderen  Handscbriftm  horau^Jg-e^eben  bat. 
Siehe  Mackinnons  Katalog  8. 136. 


I,  13.    lüiiiiseuchas.  1 1 

diclits  LL  195  a.  Die  zwei  folgenden  geben  die  Herkunft 
der  Namen  Beriu  und  Breehmag  in  ein  par  Prosasätzen  und 
hängen  daran  je  eine  vierzeilige  Strofe.  Diese  dürften  liaupt- 
sächlicli  das  Muster  für  den  Bearbeiter  B  gebildet  haben. 
Denn  auch  er  gibt  die  Etymologie  der  Ortsnamen  jeweils  in 
ein  paar  dürftigen  Sätzen  in  Prosa  und  schließt  die  Abschnitte 
in  der  Regel  mit  vier  Zeilen  Poesie,  die  einiges  davon  wieder- 
holen. Das  gilt  für  Ba  Nr.  1 — 59. »)  Die  noch  folgenden  acht 
(von  Echtya  LL  170  a  an)  bestehen  jedoch  nur  aus  Prosa  ohne 
die  Schlußstrofe.  Aber  diese  fehlen  in  Bb  bis  auf  einen  und 
sind  wohl  zum  Teil  spätere  Zugaben  (s.  u.).  Der  eine  Ab- 
schnitt Eäth  Cruachan  (LTi  170  a)  kehrt  in  Bb  (Nr.  27)  als 
May  Cruachan  wieder  (s.  Anm.  1).  gehurt  also  sicher  zum 
alten  Bestände. 

Dem  Bearbeiter  B  kam  es  offenbar  nicht  auf  die  Kunst- 
form der  Gedichte  der  Sammlung  A  an,  sondern  nur  auf  den 
Inhalt j  die  Etymologie;  als  poetischer  Schmuck  genügte  ihm 
eine  Strofe.  Zählt  mau  alle  in  Ba  und  Bb  sich  findenden 
Abschnitte  zusammen,  so  erhält  man  98,  die  freilich,  wie  zum 
Teil  schon  bemerkt,  nicht  sämtlich  der  ursprünglichen  Gestalt 
des  Dinnsenchas  B  angehören.  Davon  sind  51  ganz  oder  teil- 
weise Prosaauszüge  aus  A.  Es  sind  also  lange  nicht  alle 
Gedichte  von  A  verwertet,  sondern  nur  ungefähr  die  Hälfte. 
Doch  geht  B  wohl  nicht  auf  eine  ältere,  noch  nicht  so  um- 
fangreiche Sammlung  zurück:  denn  unter  den  benutzten  Ge- 


^)  Drei  ötrofeu  hat  der  Abscliiiitt  2.  Laijin  uud  13.  FaffaiuL  der  in 
Bb  fehlt.  Bei  43.  Mag  Miirisci,  ^vo  drei  Etymologien  gegeben  werden, 
erhält  jede  ihre  Strofe.  Ohne  Strofe  sind  in  LL  —  abgesehen  vorn  Schluß- 
teil  —  1.  Ternuir,  (11.  Dün  Masc  s.  n.).  14.  Adarca,  26.  Lecc  Tollcind, 
32.  Chittech,  46.  'Tonn  Chlidna.  Bei  35.  Findloch  Cera  hat  LL  ans  Ver- 
sehen die  Strofe  von  34.  Mag  Tarbga  angefügt,  aber  durch  Verweisungs- 
zeichen auf  den  Irrtum  aufmerksam  gemacht,  dabei  aber  vergessen,  die 
zu  35.  gehörige  Strofe  nachzutragen,  die  in  Bb  bewahrt  ist.  Von  den  drei 
in  LL  strofenlosen  Abschnitten,  die  auch  in  Bb  erhalten  sind,  ist  46.  Totw 
Chlidtm  auch  in  Bb  ohne  eine  solche.  Bei  32.  Cleittech  sind  hier  zwei 
Strofen  in  alter  Sprache  angehängt,  die  Bischof  Mel  in  den  Mund  gelegt 
werden,  bei  1.  Temuiv  eine  Strofe  im  gewöhnlichen  Stil.  Im  Schlußt^il 
ist  in  LL  62.  RätU  Cruachan  ohne  Strofe,  in  Bb  aber  die  übliche  Strofe 
vorhanden.  Entweder  hat  in  solchen  Fällen  Rb  dfn  fehlonden  poetischen 
Abschluß  ergänzt  oder  Ba  ihn  weggelassen. 


42  I,  IB.    Dinusenchas. 

dichten  befinden  sich  so  junge  wie  Lidmnech  (s.  oben  8.  39). 
Vielmehr  hat  B  eine  Auswahl  getroffen.  Offenbar  hat  aber 
dieser  Beaibeiter  sich  nicht  nur  passiv  an  dieser  Art  Etymo- 
logie erfreut,  sondern  eine  Menge  weiterer  Ortsdeutungen  in 
demselben  Stil  hinzugefügt.  Er  ist  ein  Mann  von  Leinster. 
Das  ergibt  sich  daraus,  daß  er  gleich  nach  Temair,  dem 
Namen  der  Burg  der  Hochkönige  von  Irland,  den  er  an  den 
Anfang  stellt,  La(jin  „Leinster"  und  eine  Reihe  von  in  Leinster 
befindlichen  Orten  etymologisch  erklärt. 

In  Ba  tührt  die  Sammlung  keinen  Gesamttitel.  Aber  Bb 
stellt  eine  Einleitung  voran  über  die  Entstehung  des  Senchas 
dinn  Erenn  „Geschichte  der  Orte  Irlands".  Der  Dichter 
Aimirgin  mac  Amalgada  von  den  Dcsi  soll  Finntan  mac 
Bochrai,  der  nach  der  Sage  die  Sündflut  überlebt  hat  bis  ins 

7.  Jahrhundert  n.  Chr.,  durch  dreitägiges  Fasten  gezwungen 
haben,  ihm  die  „wahre  C-reschichte  der  irischen  Orte"  kund- 
zutun. Das  wird  in  die  Zeit  des  Königs  Diarmait  mac 
Cerbaill,  den  die  Annalen  von  Ulster  im  Jahre  565  oder  572 
sterben  lassen,  des  weisen  Cenn-Faelad  mac  Ailella  (f  679) 
und  des  Abts  Flann  Febla  mac  Scannlain  von  Armagh  (f  715) 
verlegt,  die  also  als  gleichzeitig  lebend  gedacht  sind.')  Die 
Einleitung  schließt  mit  einem  angeblich  von  Cilän  ua  Lochon 
(=  Lothchäin)  verfaßten  Gedicht  von  20  Strofen,  in  dem  eine 
Menge  irischer  Ortsnamen  aufgezählt  werden.-)  Damit  hat 
das  Dinnsenchas  als  Ganzes  seinen  Namen  erhalten.  Viel- 
leicht gehörte  der  Erfinder,  der  Redaktor  von  Bb,  selber  zu 
den  Desi  in  Munster. 

Die  42  Abschnitte,  die  sowohl  in  Ba  als  in  Bb  erhalten 
sind,  decken  sich  meist  im  Wortlaut;  manchmal  weichen  sie 
auch  ab,  Avobei  die  Neuerungen  größtenteils  auf  Seite  von  Bb 
zu  liegen  scheinen.  Im  Anfang  zitiert  Ba  mehrfach  den  Be- 
ginn  der  Gedichte   (A),   aus  denen   B  geschöpft  ist;   so  bei 

8.  Mag  Life,  I.  Loch  Garman,  6.  Sliab  Bladma,  1.  Mag 
Eaigni]  das  ist  in  Bb  immer  weggelassen.  Doch  hat  Ba 
auch  einige  eigene  Zusätze  wie  bei   1.  Ihnuir.  wo  es  einen 


')  D&H  Ganise  ist  dem  .,Kun(lw«»r(len  <ler  Tftin  hb  Cuailnge'*  (TeiJ  D 
Kap.  12)  nachgebildet. 

'    Von  Stokes  niclit.  abgednickt,   dalier  mir  im  Wortlaut  uubekaimt. 


I,  18.    I>iini8en<5has.  io 

Artikel  von  Cormacs  Glossar  anführt,  oder  bei  40.  Seig 
Massud .  Bb  hat  32  Abschnitte,  die  in  LL  fehlen;  wenn  wir 
bei  diesem  dei^  Ausfall  von  zwei  Blättern  annehnjen,  so 
würden  sie  sie  ungefähr  füllen,  obschon  nicht  ausgeschlossen 
ist,  daß  sich  etwa  auch  Zusätze  von  Bb  darunter  befinden. 
.Jedenfalls  hat  sie  der  Bearbeiter  C  sämtlich  vorgefunden. 

Mit  den  25  Abschnitten  in  Ba,  die  anderseits  in  unserem 
Bb  nicht  stehen,  verhält  es  sich  wohl  verschieden.  Einige 
sind  sicher  unursprüngliche  Stücke,  so  die,  die  sich  nur  in 
LL  (nicht  in  C)  finden.  Davon  sind  11.  Dan  Ma[i\sc, 
60.  Echtga  (LL  170  a)  und  61.  Loch  Eiach  aus  Gedichten 
geschöpft,  die  in  der  Sammlung  A  in  LL  enthalten  sind;') 
ganz  isoliert  ist  das  letzte  Stück  67.  LofJi  n-Oirhsen.  Diese 
können  vom  Schreiber  der  Handschrift  LL  selber  beigefügt 
sein.  Weniger  sicher  ist  die  Unursprünglichkeit  bei  vier 
ebenfalls  in  dem  strofenlosen  Schlußteil  stehenden  Abschnitten 
63.  Carn  Mail,  64.  Uäth  Mör  (wo  als  Quelle  Echtrai  [Bresail] 
„Bresals  Abenteuer"  genannt  sind),  65.  Odba,  66.  Dan  mac 
Nechtain  Scenai,  da  sie  in  C  wiederkehren.  Bei  der  großen 
Mehrzahl  der  in  Bb  fehlenden  Stücke  ist  spätere  Entstehung 
von  vornherein  ganz  unwahrscheinlich.  Vermutlich  standen 
sie  in  Rawl.  506  im  verlorenen  Schluß,  in  Edinb.  XVI  auf 
den  vor  fol.  4  ausgefallenen  Blättern;  es  sind  deren  also  gewiß 
mehr  als  nur  drei  anzunehmen,  wie  Stokes  meinte. 

Dinnsenchas  C. 

Weitaus  am  verbreitetsten  ist  eine  dritte  Fassung  des 
Dinnsenchas;  Edw.  Gwynn  (III,  S.  VIII)  zählt  16  Hand- 
schriften auf,  deren  älteste  um  1300  geschrieben  scheint  und 
von  denen  freilich  nur  wenige  annähernd  vollständig  sind.'-) 
Sie  besteht  im  wesentlichen  aus  einer  Vereinigung  von  Dinn- 
senchas A  und  B.    Sie  gibt  zunächst  in  Prosa  die  Herkunft 


^)  Bei  IL  ist  der  Anfang  des  Gedichts  zitiert,  bei  üO.  einige  Stieb- 
worte des  Gedichts  (LL  198  b).  Dieses  Gedicht  ist  nach  LL  und  einer 
anderen,  nicht  zum  Dinnsenchas  gehörigen  Handschrift  herausgegeben  und 
übersetzt  von  Edw.  Gwynn,  Metr.  Dindsh.  III,  804,  vgl.  531. 

2)  Die  dort  ebenfalls  genannte  Land  010  enthält  nicht  Fassung  ('. 
sondern  nach  8tokes,  EC  15,274  nur  zwei  Artilfel,  von  denen  der  eine 
{J)üu  Mose)  sich  sonst  nur  in  A  und  Ba.  also  in  LL  findet. 


44  I,  18.    üinuseuchas. 

der  Ortsnamen  und  fügt  daran  die  Gedichte  der  Sammlung  A. 
soweit  B  aus  solchen  geschöpft  hat.  In  den  anderen  aus  B 
übernommenen  Abschnitten,  wo  also  alte  Credichte  fehlen, 
ersetzt  sie  in  der  Eegel  die  Schlußstrofe  von  B  durch  eigene 
Poesie  von  etwas  mehr  Ausdehnung.  Im  Wortlaut  der  Prosa 
steht  sie  Bb  näher  als  Ba,  hat  jenem  auch  die  Einleitung 
entnommen.  Oft  aber  ergänzt  oder  verbessert  sie  die  dürftigen 
Angaben  von  B  durch  Anlehnung  an  die  älteren  Gedichte 
oder  durch  Beiziehung  anderer  Quellen.  Sie  hat  ferner 
viele  Gedichte  der  Sammlung  A  verwertet,  die  B  übergangen 
hatte,  so  daß  in  C  das  Meiste  von  A  wieder  vorliegt.  Außer 
manchen  Zusätzen,  wie  z.  B.  unter  1.  Temair  einer  ausführ- 
lichen Aufzählung  der  einzelnen  dort  befindlichen  Orte,  die 
wohl  auf  eigener  Ortskenntnis  beruht,  bringt  C  wenig  Neues. 
In  5.  Inher  n-Äilhine  und  30.  Dün  Crimthainn  benutzt  es 
ältere  Gedichte,  die  der  Sammler  A  nicht  gekannt  hatte.') 
Auch  112.  Mag  Lena  ist  ein  älteres  Stück,  da  schon  die  im 
ersten  Viertel  des  12.  Jahrhunderts  entstandene  Fassung  der 
Sage  Mesca  Ulad  (Teil  II  Kap.  47)  von  sen-mag  Lena  in 
mucceda^)  „dem  alten  Feld  Lena's  des  Schweinehirten''  spricht, 
also  diese  Deutung  dos  Ortsnamens  schon  kennt.  So  mögen 
auch  die  übrigen  über  A  und  B  hinausgehenden  Abschnitte 
69.  Mag  n-Äi,  92.  Carraic  I^etlideirg.  95.  Lecht  jEnfir  Äife, 
107.  I^och  Gahar.  144.  Äih  n-Ga^/a  wenigstens  teilweise  nicht 
von  C  selber  erfunden  oder  unmittelbar  aus  den  uns  bekannten 
Sagentexten  geschöpft,  sondern  anderswoher  bezogen  sein. 
Einzelne  Handschriften  haben  aber  dann  den  Bestand  noch 
etwas  vermehrt,  namentlich  das  Buch  von  Lecan,  das  teils 
mit  einer  kleinen  Gruppe  anderer  Handschriften  zusammen, 
teils  allein  mehrere  neue  Abschnitte  einschiebt. 

C  hat  dem  Dinnsenchas  eine  geografische  Einteilung  ge- 
geben nach  den  fünf  irischen  Landschaften  („Fünfteln").  Es 
beginnt  mit  Mide  (1—8),  geht  mit  9.  auf  Leinster,  mit  44. 
auf  Munster  über,  schreitet  dann  mit  dem  Grenzfluß  Sinann 
(Shannon,  Nr.  59)  nach  Connaught  (60—79)  fort,  um  über  die 

')  Die  Prosa  von  J)\la  Crimthainn  schöpft  es  ans  Lebor  Gab&la 
(LL  28  a)  iiixl  hat  auch  /..  B.  iK).  Mag  n-Itha  nach  diesem  Werke  nm- 
j^estaltet. 

'^)  etl.  Hennessy  S.  14. 


I,  13.    Dlnnseücha».  45 

Grenz  Wasser  Loch  n-Erne  und  Es  Uuaid  (80.  81)  mit  Ulster 
(82 — 129)  zu  scliließen.  ('  ist  überliaupt  viel  mehr  sorgfällige 
Gelehrtenarbeit  als  B.  auch  im  sprachlichen  Ausdruck  reichei- 
und  gewandter. 

Für  die  Entstehungszeit  dieser  Redakzion  ist  wichtig, 
daß  sie  in  einem  Zusatz  zu  Tonn  Chlidna  (Nr.  45)  ein  Gedicht 
aus  der  Erzählung  Acallam  na  Senörach  (Z.  3883  ff.)  zitiert, 
die  nicht  zu  bald  nach  1142  geschaffen  ist.^)  Anderseits  ist 
C  schon  dem  Interpolator  von  LU  bekannt  (s.  oben  Kap.  9j 
und  in  Bruiden  Da-Chocm  (Teil  II  Kap.  71)  verwertet.  Man 
möchte  darnach  diese  Fassung  etwa  rund  um  1200  ansetzen. 

Nur  die  prosaischen  Teile  von  C  hat  Stokes  vornehmlich 
nach  der  ziemlich  vollständigen  Handschrift  von  Rennes  in 
der  Revue  Celtique  15,  272.  418;  16,  31  (Nr.  1—78.  83—129) 
herausgegeben,  die  in  Rennes  fehlenden  Abschnitte  79 — 82. 
130.  139-146  ebenda  15,481;  16,31.  83.  147;  ferner  die 
späteren  Zusätze,  die  das  Buch  von  Lecan  enthält,  ebenda 
16,  135.  147  (Nr.  131—138.  147— 153).2) 

Von  den  Gedichten  sowohl  in  A  als  in  C  gab  Edward 
Gwynn  zunächst  elf  heraus  in  „Poems  from  the  Dind- 
shenchas"^)  (1900).  Dann  hat  er  eine  kritische  Gesamtaus- 
gabe aller  Gedichte  begonnen  in  „The  Metrical  Dindshenchas" 
Part  I— III  (1903  —  1913).^)  Der  vierte  Teil  soll  den  Schluß 
bringen  und  über  die  Handschriftsverhältnisse  orientieren. 
Für  die  noch  nicht  veröffentlichten  von  C  beigefügten  Ge- 
dichte liegt  mir  nur  das  Faksimile  des  Buchs  von  Ballymote 
vor,  und  da  in  diesem  zwischen  S.  406  und  407  ein  Blatt 
fehlt,  versagt  auch  diese  Quelle  für  Nr.  112 — 117.  Hier  hat 
mir  R.  I.  Best  mit  Abschriften  aus  anderen  Handschriften, 
namentlich  dem  Buch  von  Lecan,  freundlichst  ausgeholfen. 


*)  Vgl.  unten  S.  48. 

■^)  Außerdem  hat  Stokes  in  Folk-Lore  IV,  492  die  Etymologien  von 
Loch  ÜB,  Mag  n-l)ermach  und  Cnucha  aus  Egerton  1781  fol.  75v  heraus- 
gegeben, die  nicht  zum  Dinnsenchas  gehören,  von  denen  aber  zwei  im 
Buch  von  Lecan  (Nr.  152.  153)  Aufnahme  gefunden  haben. 

3)  R.  Ir.  Ac,  Todd  Lecture  Series,  Vol.  VII. 

*)  R.  Ir.  Ac,  Todd  Lecture  Series,  Vol.  VIII -^X. 


46  I,  14.    Gilla  Mo-Dutu  und  das  Baiiäenchas. 

So  viel  mag:  über  die  Gestaltung"  dieser  Sammlungen  im 
allgemeinen  genügen.  Sie  sind  wichtig,  weil  sie  uns  an  einer 
Fülle  von  Beispielen  lehren,  wie  man  mit  der  Überlieferung 
umsprang.  Denn  manclie  der  Ortsnamenerklärungen  in  A 
und  B  sind  aus  uns  bekannten  Sagen  und  Geschichten  ge- 
schöpft. Bald  sind  sie  ihnen  im  Avesentlichen  entnommen, 
bald  sind  ihnen  nur  einzelne  Motive  oder  auch  nur  einige 
Eigennamen  entliehen,  die  dann  sehr  frei  verwertet  werden. 
Manches  ist  auch  einfach  erfunden  unter  Benutzung  allgemein 
verbreiteter  Sagenelemente;  namentlich  die  neuen  Artikel 
in  B  sind  meist  sehr  einförmig  nach  den  älteren  Mustern 
gebildet.  Ich  bespreche  in  den  folgenden  Teilen  bei  den 
einzelnen  Sagen  jeweils  die  Stücke  des  Dinnsenchas,  die  an 
sie  anknüpfen. 


Kap.  14.     Oilla  Mo-Dutu  und  das  Bansenchas. 

In  LL  136  b  ist  ein  langes,  kunstvolles  Gedicht  über- 
liefert, das  nach  der  Angabe  der  beiden  Schlußstrofen  Gilla 
Mo-Dutu')  im  Jahr  1147  in  Daminis  (Devenish,  Grafschaft 
Fermanagh  in  Ulster)  verfaßt  hat.  Er  gibt  darin  —  als 
erster,  wie  er  sich  rühmt  —  eine  Aufzählung  hervorragender 
Frauen  von  Eva  bis  auf  seine  Zeit.  Die  meisten  der  älteren 
sind  der  irischen  Helden-  und  Königsage  entnommen  und 
können  bisweilen  für  jüngere  Formen  der  Sagen  einen  End- 
termin abgeben.    Das  Werk  ist  nicht  gedruckt. 

Dieses  Gedicht  ist  dann  in  eine  prosaische  Liste  auf- 
gelöst und  dabei  beträchtlich  erweitert  worden.  Sie  führt 
im  Buch  von  Ballymote  den  Titel  Bainsenchas  Erind  „Frauen- 
geschichte Irlands"  und  liegt,  so  viel  ich  weiß,  in  drei  Hand- 
schriften vor.  Unvollständig  in  BB  (c.  1400),  S.  282—286 
des   Faksimile;    es    bricht    286b    unten    mit   Ihinlaith    ingen 

*)  Im  Chronicum  Scotorum,  das  zum  Jahre  922  eine  Strofe  zitiert, 
Gille  Mo-Ci(du  genannt.  Vielleicht  ist  es  derselbe  Dichter  wie  der,  der 
sich  in  dem  langen  Gedicht  über  die  Könige  Irlands:  Eri  ogh  inis  na 
ncemh  (hgg.  von  MacCarthy,  R.  Ir.  Ac,  Todd  Lecture  Series,  Bd.  III,  408) 
Ghilla  Mo-Duhda  nennt.  Auch  er  preist  in  der  drittletzten  Strofe  Daminis, 
nennt  freilich  als  seinen  ,;Ort'  (=^  Heimat?)  ^4/y/  m-Brcccan  (Ardbracoan 
in  Meath).     Die  Prosaeinleitung  bezeichnet  ihn  als  einen  Blinden. 


I,  14.   Das  Bansenchas.     1, 15.    Lebor  Gabäla  und  Acallain.  47 

Murcertaiy  ab  und  läßt  die  folg'ende  Seite  unbeschrieben, 
wohl  weil  die  Vorlage  versagte.  Das  Ende  vollständig,  wie 
es  scheint,  in  Edinburg,  Advocates'  Library  Nr.  VII  (Kilbride 
Oollection,  Nr.  3),  etwa  aus  derselben  Zeit,  fol.  4v  —  5v,  abei- 
nicht  mit  Eva,  sondern  erst  mit  Scota  (=  BB  282  b  44) 
beginnend.')  Endlich  die  Brüsseler  Handschrift  6131 — 3 
(17.  Jh.)  fol.  74 — 8G  beginnt  nach  meinen  Notizen  mit  Tea 
inyhean  Luighdheach  m{i)c  Ithe  {=■-  BB  283  a  35)  und 
schließt  mit  Corcair  i(n(jhean)  t  Chosgr(aidh)  d'Eilibh  mathair 
Giolla  Chaoimhgliin  m{i)c  Maoil  SeacJilainn  l  Cimieitt(igh). 
Der  Text  ist  nicht  gedruckt;  ich  bin  auf  das  Faksimile 
von  BB  angewiesen. 

Für  die  Datierung  dieser  Redakzion  ist  wichtig,  daß  sie 
Scenb  Ingen  Sceithirne  (BB  284  a  24)  mit  einem  Eintrag  aus 
der  späten  Sage  Bruiden  JDa-Chocce  (Teil  II  Kap.  71)  ein- 
fügt; sie  ist  also  wohl  nicht  vor  dem  13.  Jahrhundert  vor- 
genommen. Ob  eine  Untersuchung  des  in  BB  fehlenden 
Schlußteils  eine  genauere  zeitliche  Bestimmung  ergäbe,  kann 
ich  nicht  sagen. 

Kap.  15.    Lebor  Grabäla  und  Acallam  ua  Senörach. 

Hier  muß  ich  zwei  umfangreiche  Literaturwerke  Avenigstens 
kurz  erwähnen,  deren  eingehendere  Besprechung  in  Teil  IV 
und  III  gehört. 

Das  Lebor  Gabäla  (Leabhar  Gabhäla)  „Buch  von  der 
Besitzergreifung  Irlands",  wie  es  gewöhnlich  genannt  wird, 
ist  in  seiner  ältesten  Gestalt  wesentlich  eine  Prosabearbeitung 
mehrerer  „historischer"  Gedichte  von  Gilla  Caemäin,  deren 
eines  aus  dem  Jahr  1072  stammt,  mit  Beiziehung  weniger 
anderer  Quellen.  Sie  ist,  wie  oben  S.  35  f.  bemerkt  wurde, 
um  1 168  oder  ein  Jahrzehnt  früher  entstanden  und  enthält  die 
ganze  Geschichte  Irlands  von  Noah  (später  von  Adam)  an 
bis  zur  Zeit  ihrer  Verfassung,  zum  Teil  freilich  nur  in  Ge- 
stalt von  Königslisten.  Dieser  Rahmen  ist  sehr  bald  mit 
weiterem    Stoff    ausgefüllt   worden,    und   in   diesen   Rahmen 


0  Siehe  Mackinnons  Katalog-  S.  112.     Die  Liste  schließt  nach  ihm 
mit  Derhorgaill  danghter  of  Tadg",   son  of  Gilla  Padraig,  king-  of  Ossory. 


48  1, 15.   Acallam  na  Senörach.    1, 16.  Cöir  Anmann. 

wurden  dann  die  bestehenden  oder  neu  entstehenden  Sagen 
und  Fabeleien  eingespannt.  So  übte  sie  auf  die  spätere 
Sagengestaltung  einen  tiefgehenden  Einfluß  aus  und  bildete 
bis  ins  17.  Jahrhundert  den  Grundriß  der  irischen  Geschichte.^) 
Die  Acallam  na  Senörach  „Unterredung  der  Alten 
(Senioren)"  gehört  ganz  der  Finn-Sage  an.  Der  Verfasser 
läßt  Finns  Sohn  0{i)ssm  (Gissen)  und  ein  anderes  Mitglied 
von  Finns  Kriegerschar  (fiann),  Finns  Neffen  Cailte  mac 
CrunncJion  meic  Bönäin  als  uralte  Männer  bis  zur  Zeit  des 
Irenaposteis  Patricius  leben.  Indem  Cailte  mit  diesem  Irland 
durchwandert,  erzählt  er  ihm  eine  Menge  Erlebnisse  von  Finn 
und  seinen  Genossen,  wonach  viele  Orte  Irlands  benannt  sein 
sollen.  Es  ist  also  eine  Art  Dinnsenchas,  aber  in  eine  Rahmen- 
erzählung gekleidet,  aus  Prosa  und  Versen  gemischt.  Ob  es 
diesem  Werk  allein  zu  verdanken  ist,  daß  in  den  folgenden 
Jahrhunderten  die  Finn-Sage  die  Ulter  Sage  mehr  und  mehr 
in  den  Hintergrund  drängt,  ist  vielleicht  zweifelhaft,  aber 
sicher  hat  es  viel  dazu  beigetragen.  Die  späteren  Finn- 
ßalladen  haben  oft  die  Gestalt,  daß  ein  Mitglied  der  fiann 
im  Gespräch  mit  Patricius  vorgestellt  wird.  Die  Zeit  der 
Entstehung  der  Acallam  ist  dadurch  einigermaßen  bestimmt, 
daß  einerseits  llainistir  JDroichit  Ätha  „das  Kloster  von 
Drogheda"  (Zeile  53)  genannt  wird,  das  1142  gestiftet  worden 
ist,  anderseits  bereits  die  Fassung  C  des  Dinnsenchas  sie 
kennt  (s.  oben  S.  45).  Man  wird  sie  also  nicht  zu  weit  von 
1200  abrücken  dürfen.  Die  Handschriften  sind  nicht  älter 
als  das  15.  Jahrhundert;  der  Schluß  fehlt  in  allen. 2) 

Kap.  16.    Cöir  Anmaiiii. 

Cöir  Anmann  „das  Richtige  (die  richtige  Deutung)  der 
Namen"  ist  ein  Verzeichnis  von  Personennamen  der  irischen 

^)  Vgl.  einstweilen  Zu  ir.  Hss.  II  S.  3;  ZCP  10,384;  12,283;  van 
Hamel,  ebd.  10,97.  Eine  Gesamtausgabe,  zunächst  der  jüngsten  Fassung- 
(17.  Jh.),  haben  begonnen  Macalister  und  T.  MacNeill,  Leabhar  Gabhala. 
The  Book  of  C.'onquests  of  Ireland.  The  Kecension  of  Micheal  6  Oleirigh, 
P.  I.    Dublin  1916. 

'•*)  Siehe  einstweilen  die  teilweise  Ausgabe  von  O'Grady,  Silva 
Gadelica  1,91  (die  Übersetzung-  11,101)  und  die  vollständige  von  Stokes. 
IT  IV,  1  (19(X)). 


I,  IG.    iXnv  Aumaini.  49 

Geschichte  und  Sage,  auch  einiger  Stanimesnamen  und  will 
erklären,  was  diese  Namen,  besonders  die  Beinamen  bedeuten 
und  wie  ihre  Trägei"  zu  ihnen  gekommen  sind.  Es  liegt  in 
zwei  Fassungen  vor,  einer  kürzeren  und  einer  längeren. 

Von  der  kürzeren  sind  vier  Handschriften  verzeichnet: 
Edinburg,  Advocates'  Library  Nr.  I  (nach  Mackinnon  14.  Jh.j 
8.5;  ebenda  Nr.  VII  (Kilbride  Tollection  Nr.  3;  frühes  15.  Jh.?) 
fol.  1;  Buch  von  Ballymote  (c.  1400)  S.  249a  (Faks.);  Buch 
von  Lecan  (15.  Jh.)  S.  441.  Die  Namen  sind  nach  den  Anfangs- 
buchstaben geordnet. ')  Sie  ist  als  Ganzes  nicht  gedruckt; 
O'Grady  bringt  im  Schlußteil  seiner  Silva  Gadelica  (Extractsj 
einige  Abschnitte  nach  Edinb.  VII  (bei  ihm  als  K  bezeichnet). 

Die  längere  Liste  ist  deutlich  jünger  und  hat  teils  die 
älteren  Artikel  erweitert,  teils  neue  (nach  Stokes  171)  hinzu- 
gefügt; sie  enthält  287  Nummern  und  liegt  nur  in  der  Hand- 
schrift Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  18  (c.  1500)  S.565a  vor.  Der 
Redaktor  hat  die  Reihenfolge  völlig  verändert.  Nach  Stokes 
hat  er  eine  chronologische  Anordnung  angestrebt;  jedenfalls 
folgt  er  teilweise  gewissen  Königslisten.  Stokes  hat  dieses 
Verzeichnis  IT  IIL  2  nebst  einigen  Lesarten  von  BB  heraus- 
gegeben und  übersetzt,  aber  nicht  angemerkt,  welche  Bestand- 
teile auch  der  kürzeren  Liste  angehören,  so  daß  der  Benutzer 
das  selber  heraussuchen  muß.  Doch  gibt  er  am  Schluß  (S.  408) 
die  wenigen  Namen,  die  die  längere  Liste  ausgelassen  hat, 
nach  dem  Buch  von  Lecan.  2) 

Zur  Erklärung  der  Namen  benützen  die  Verfasser  vielfach 
die  auch  uns  bekannten  Sagen,  mit  denen  sie  freilich  zum  Teil 
sehr  eigenmächtig  verfahren.  Viele  Deutungen  haben  sie  aber 
unzweifelhaft  selber  erfunden,  wenn  sie  dabei  auch  meist 
alte,  abgedroschene  Sagenmotive  verwenden.  Da  die  spätesten 
Königsnamen  solche  des  7.  Jh.'s  sind,  können  sie  zur  Datierung 
des  Werkes  nicht  dienen.    Auch  die  ältere  Liste  scheint  nicht 

')  In  BB  herrscht  eiuige  Verwirrung-.  Hinter  E  sind  ^tLV/  Gusdan, 
Breasal  Beolacli,  Breasal  Bronncam  eingeschoben  (252  a  19)  und  namentlich 
mitten  in  den  Buchstaben  F  einige  Artikel  von  M  und  N  hineingeraten 
(253a  17 — 28).  AVie  sich  die  anderen  Handschriften  dazu  verhalten,  ist 
mir  unbekannt.  Mackinnon  (Katal.  107.  112)  bemerkt  nur,  daß  die  zwei 
Edinburger  Handschriften  in  der  Anordnung  etAvas  von  BB  abweichen. 

■^)  BB  hat  außerdem  den  Artikel  Moitect  preiwimen)  254  a  3. 

Thurneysen,  Die  irischo  Holden-  und  Königsag-e.  4 


50        I,  17.   Die  Hss.  D.  4,  2,  GBL,  BB  und  das  Biicli  von  Leean. 

Über  das  13.  Jahrhundert  hinaufzugehen,  so  daß  sie  für  Zeit- 
bestimmungen höchstensjbei  späten  Sagenformen  in  Betracht 
kommt.  Ich  führe  Cöir  Anmann  hauptsächlich  da  an,  wo  es 
eine  wirkliche  Umgestaltung  der  älteren  Sagen  darstellt;  die 
fantastischen  Etymologien  an  sich  sind  für  die  Sagen geschichte 
ohne  Belang. 


Kap.  i;.    Die  Handschriften  1>.  4.  2,  GBL,  BB 
und  das  Buch  tou  Ijccan. 

Erst  mit  dem  Ausgang  des  14.  Jahrhunderts  setzt  die 
etwas  reichlichere  handschriftliche  Überlieferung  der  Sagen- 
texte ein.  Für  die  Zeit  von  LL  an  bis  dahin  ist  man  daher 
vielfach  aufs  Raten  angewiesen,  zumal  die  Sprache  der  Er- 
zählungen dieser  späteren  Zeit  einen  ziemlich  einheitlichen 
Charakter  zeigt.  Vielleicht  daß  einmal  die  genaue  sprachliche 
Analyse  sicher  datierter  Denkmäler  dieser  Jahrhunderte  festere 
Anhaltspunkte  gewährt;  aber  solche  grammatische  Unter- 
suchungen fehlen  bis  jetzt  fast  ganz.  So  muß  ich  bekennen, 
daß  ich  oft  im  Zweifel  bin,  ob  ein  Text  dem  13.,  14.  oder  auch 
15.  Jahrhundert  angehört,  und  meine  ungefähren  Datierungen 
sind  nur  Vermutungen,  die  die  Folgezeit  vielleicht  zu  be- 
richtigen haben  wird. 

Um  so  mehr  ist  zu  begrüßen,  daß  wenigstens  eine 
dazwischenliegende  Sagenhandschrift  ein  Datum  zu  tragen 
scheint.  R.  Ir.  Academy,  D.  4.  2  (früher  Stowe  Ms.  992)  be- 
steht aus  91  zum  Teil  falsch  gebundenen  Pergamentblättern. 
vSie  geht  auf  verschiedene  Schreiber  zurück,  von  denen  zwei 
sich  fol.  56v,  b  und  64v,  b  nennen;  beide  schreiben  darnach 
im  Kloster  Cell  Chormaic  (heute  Frankford  in  King's  County).i) 
Oben  an  der  ersten  Seite  der  Handschrift  steht  MCCC  mit 
einem  lateinischen  Spruch.  2)  Wenn  das  auch  nicht  die  Art 
ist,  wie  sonst  irische  Schreiber  zu  datieren  pflegen,  ist  doch 
kaum  etwas  anderes  anzunehmen,  als  daß  diese  Handschrift 
im  Jahre  1300  begonnen  wurde,  wie  es  auch  K.  Meyer  faßt. 


•)  Die  Notizen  sind  gedruckt  bei  K.  Meyer,   Merngfud    IJilix   inaicc 
Leirtis.    The  Irish  Odyssey,  S.  V. 
'^)  Siebe  K.  Meyer  a.  a.  0. 


1,17.    Die  Hss.  D.  4.  2,  GBL,   HI5  inul  das  Buch  von   Lecan.         51 

Das  ist  wichtig-  zur  Erkenntnis,  in  weichem  Stil  und  in 
Avelcher  Sprache  man  im  13.  .lahrhundert  erzählte,  und  sie 
^ibt  einen  spätesten  Termin  namentlich  für  die  irische  Be- 
arbeitung auswärtiger  Sagenstott'e.  von  denen  sie  mehrere 
enthält.  Aber  auch  irische  Sagen,  die  hier  zueist  auftreten. 
oder  Umarbeitungen  älterer  Texte  erhalten  so  eine  ungefähre 
zeitliche  Bestimmung  (vgl.  Teil  11  Kap.  13  II;  Kap.  36).  Sie 
zeigen  uns  eine  Verkümmerung  des  sprachlichen  Ausdrucks 
und  den  tiefen  Bildungsstand,  der  die  Verfasser  so  mancher 
jüngerer  Sagen  kennzeichnet.  Daß  sie  auch  Stücke  des 
Dinnsenchas  C  enthält,  bestätigt,  daß  dieses  um  jene  Zeit 
schon  vorhanden  war  (oben  Kap.  13). 

Von  Handschriften,  die  an  das  Ende  dieser  Periode  ge- 
hören, seien  hier  w^enigstens  die  drei  umfangreichsten  Folianten 
genannt.    Es  sind: 

Das  „Gelbe  Buch  von  Lecan"  (abgekürzt  GBL),  Trin. 
Coli.  (Dublin)  H.  2.  16,  ein  Band,  in  dem  verschiedene  ältere 
Handschriften  vereinigt  sind:  der  Name  gehörte  ursprünglich 
nur  der  einen  von  ihnen  (Faks.  S.  1 — 16)  an.  Zwei  Hauptteile 
des  Bandes,  S.  17— 216  und  S.  217—354  sind  nach  den  Rand- 
noten zu  datieren,  der  erste  1391 — 92,  der  zw^eite  1398—99.1) 
Aus  dem  reichen  Inhalt  sei  die  Kopie  der  Tain  bö  Cuailnge 
hervorgehoben  als  einzige  der  nicht  interpolierten  Fassung. 
Ein  (leider  schlecht  geratenes)  fotografisches  E'aksimile  mit 
einer  Einleitung  und  Inhaltsangabe  von  Robert  Atkinson  hat 
die  K.  Irische  Akademie  1896  herausgegeben. 

Das  „Buch  von  Ballymote"  (abgekürzt  BB),^)  R.  Ir.  Ac, 
23.  P.  12  ist  zwischen  1384 — 1406  geschrieben.  Das  foto- 
grafische Faksimile  der  K.  Ir.  Akademie  mit  Einleitung  und 
Inhaltsangabe  von  R.  Atkinson  (1887)  gibt  es  vortrefflich 
wieder. 

Das  „Buch  von  Lecan",  R.  Ir.  Ac,  23.  P.  2  enthält  in 
seinem  Anfangsteil  (fol.  30v,  b)  das  Datum  1418.     Es  liegt 

')  Siehe  Atkinson,  Einleitung  S.  2;  K.Meyer,  ZCP  12,432,  der  aber 
mir  S.  299  —  330  als  durch  das  zweite  Datum  bestimmt  ansieht. 

-)  Neuerdings  von  einigen  auch  mit  LB  (Lebor  Baile-Möta);  doch 
ist  LB  als  Abkürzung  für  eine  andere  Handschrift  {Leahhar  Breac  ,.Ge- 
sprenkeltes  Buch"),  die  hauptsächlich  religiösen  und  legend  arischen  Inhalt 
hat,  eingebürgert. 

4* 


52  1, 18.  Das  Buch  des  Dekans  von  Lismoie.    T,  19.  Keating. 

leider  noch  nicht  im  Faksimile  vor  und  eine  Inhaltsangabe 
ist  meines  Wissens  nicht  gedruckt. 


Kap.  18.     Das  Buch  des  Dekans  yon  Lisiuore. 

James  Mac  Gregor  (f  1551).  Dekan  (Dean)  von  Lismore 
in  Argyllshire  (Schottland)  und  sein  Bruder  Duncan  sammelten 
gälische  Gedichte  und  schrieben  sie  1512 — 29  nicht  in  irisch- 
gälischer,  sondern  in  englischer  Ortografie  nieder,  was  die 
Lesung  und  das  Verständnis  sehr  erschwert.  Diese  Sammlung 
befindet  sich  jetzt  in  Edinburg,  Advocates'  Library  Nr.  XXXVII 
(J.  Mc  Kenzie,  Nr.  1)  und  enthält  unter  anderem  c.  30  Balladen, 
die  vorwiegend,  doch  nicht  ausschließlich  dem  Sagenkreis  von 
Finn  angehören.  Sie  ist  uns  ein  erwünschtes  Zeugnis,  daß 
diese  zum  Teil  auch  später  fortlebenden  Gedichte  schon 
um  1500  vorhanden  waren  und  —  obschon  großenteils  irischen 
Ursprungs  —  auch  in  Schottland  umliefen.  Herausgegeben 
und  übersetzt  von  MacLauchlan  und  Skene,  The  Dean  of 
Lismore's  Book  (1862)  und  genauer  von  Cameron.  Reliquiae 
Celticae  I  (1892).i) 

Diese  Handschrift  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
irischen  „Buch  von  Lismore"  (Lismore  Castle,  Grafschaft 
Waterford,  Irland)  aus  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts, über  dessen  Inhalt  Stokes,  Lives  of  Saints  from 
the  Book  of  Lismore  (Anecdota  Oxoniensia.  1890)  orientiert 
Es  ist  im  Besitz  des  Duke  of  Devonshire. 

Kap.  19.     Keating. 

Am  Ende  der  Periode,  über  die  hin  ich  die  Entwicklung 
der  irischen  Sage  verfolge,  steht  das  große  Werk  des  Doktors 
der  Theologie  Geoffrey  Keating  (ir.  Seathnin  Ceitinn):  Foras 
feasa  ar  Eirinn  „die  Kunde  von  Irland",  das  er  1633  oder 
1634  vollendet  zu  haben  scheint.  2)  Es  enthält  die  ganze 
Geschichte  Irlands  von  der  ersten  (fabelhaften)  Besiedelung 

1)  Vgl.  auch  Mackiniious  Katalog  S.  225  ff. 

*)  Vollständig  zum  ersten  Mal  herausgegeben  und  übersetzt  von 
Comyn  und  Dinneen,  Trish  Texts  Society,  Bd.  IV  (1001),  VIIT  (190.')),  IX 
(1906). 


b 


I,  19.  Keatiug.    T,  20.  Die  Form  der  Sagentexte.  5'5 

bis  zum  Anfang  der  englischen  Eroberung  und  bildet,  in 
zahlreichen  Handschriften  verbreitet,  die  Hauptgrundlage  der 
neuirischen  Schriftsprache.  Trotz  dieser  seiner  Bedeutung 
ist  es  weder  in  seinem  Verhältnis  zur  früheren  Sprache  i) 
noch  zu  seinen  Quellen  untersucht.  Als  Abschluß  der  früheren 
Geschichtswerke  sowie  als  Kunstwerk  wird  es  in  Teil  IV 
zu  würdigen  sein.  Aber  es  hat  außer  der  Königsage  und 
-geschichte  auch  manches  aus  der  sonstigen  Heldensage  auf- 
genommen. 

Es  ist  oft  behauptet  worden  und  zum  Teil  sicher,  daß 
Keating  noch  Handschriften  zu  Gebote  standen,  die  heute 
verloren  sind.  Aber  mit  Unrecht  hat  man  auf  verschollene 
Quellen  geschlossen,  da  wo  er  nicht  genau  die  Texte  wieder- 
gibt, die  uns  noch  vorliegen.  In  allen  Fällen,  die  ich  bei 
Ausarbeitung  von  Teil  II  genauer  zu  prüfen  hatte,  sind  die 
Abweichungen  nur  solche,  die  er  entweder  vornahm,  um  die 
Widersprüche  der  älteren  Erzählungen  auszugleichen,  oder 
weil  die  Überlieferung  seinem  Geschmack  und  Anstands- 
gefühl nicht  zusagte.  Verlorene  Quellen  dürfen  wir  nur  an- 
nehmen, wo  die  Erklärung  durch  solche  eigene  Umgestaltung 
ausgeschlossen  ist;  in  den  für  Teil  11  in  Betracht  kommenden 
Kapiteln  bin  ich  aber  auf  keinen  solchen  Fall  gestoßen. 
Keating  als  Quellenwerk  zu  zitieren,  wo  uns  ältere  Texte 
erhalten  sind  —  was  häulig  geschieht  — ,  ist  wissenschaftlich 
unstatthaft.  Ich  werde  ihn  hauptsächlich  da  anführen,  wo 
er  ältere  Sagen  umgebildet  hat,  wo  er  also  für  mich  das 
letzte  Glied  der  Sagenentwicklung  darstellt. 

Kap.  20.     Die  Form  der  Sageiitexte. 

Die  Sprach  form  der  Erzählungen  war  in  der  älteren  Zeit 
durchaus  die  Prosa.  Erst  allmählich  hat  sich  daneben  auch 
eine  erzählende  Poesie  entwickelt,  ohne  doch  die  Prosa- 
erzählung in  der  Literatur  verdrängen  zu  können;  vielmehr 
sind   solche   Gedichte   oft    später   selber   in   Prosa   aufgelöst 


')  Es  liegt  in  zwei  aus  Keatiuj^s  Zeit  stammenden  Rezensionen  vor, 
«lie  eine  in  rein  nexiirischer,  die  andere  in  archaisierender  Spraclie  (s. 
Dinneen,  Ir.  T.  See.  VIII  S.  XIV  ff.). 


54:  I,  20.    Die  Form  der  Sagentexte. 

worden.  Anderseits  sind  aber  schon  in  die  älteren  Prosa- 
sagen, namentlich  die  umfangreicheren,  sehr  oft  Stücke  in 
poetischer  Form  oder  gehobener  Sprache  eingestreut.  Wir 
können  darunter  zwei  Gattungen  unterscheiden. 

1.  Die  eine,  namentlich  in  den  älteren  Sagen  beliebte, 
aber  bis  ins  12.  Jahrhundert  und  darüber  hinaus  gelegentlich 
verwendete  führt  den  Namen  retoric  {refhork^^)  aus  dem 
lateinischen  Adverb  rhetorice.  Solche  Stellen  werden  in  einigen 
Handschriften  durch  ein  an  den  Rand  geschriebenes  r.  ge- 
kennzeichnet. Wohl  durcli  Mißverständnis  dieses  r.  nennen 
sie  dann  jüngere  Texte  bisweilen  rose  oder  roscad'^)  „Spruch". 
Sie  bestehen  meist  aus  sehr  kurzen,  oft  durch  Alliterazion 
verbundenen  Sätzen  oder  Satzgliedern  in  überaus  bilderreicher 
Sprache  mit  ungewöhnlicher  Wortstellung,  seltenen  Wörtern 
oder  Wortformen  und  lockerer  syntaktischer  Fügung.  Manch- 
mal scheint  ein  gewisser  Parallelismus  der  Glieder  angestrebt, 
so  daß  sie  an  die  kirchlichen  Sequenzen  erinnern.  Wie  der 
Name  retoric  besagt,  ist  es  die  namentlich  im  Spätlatein  ge- 
schätzte hochretorische  Sprache,  die  den  Verfassern  als  Muster 
vorschwebte.  AVie  sjiezieli  irische  Latinisten  sie  handhabten, 
zeigen  die  Hisperica  Famina,')  wo  solche  „Retoren"  (rhetorum 
florigera  caterua  A,  Zeile  8)  wetteifernd  dieselben  Themen  in 
künstlicher  Sprache  behandeln.  Als  Beispiel  vergleiche  man 
etwa  die  Parallelstellen'*): 

A:  Quis  tales  poscet  possores,  ut  melchilentum  concesserini 
opiminium  ? 

Nam'"")  Äusonlca  tue  subliyat  catena.  ob  hoc  Scottigenam 
hauä  cripitundo  eulogium. 

Sed  furibiindos  perculam  amite  Aniicllos. 

Uenusti  excusant  acctilce  parcas  amplecti  sub  numine  idi- 
monias. 

B:   Qtii  tales  poscet^)  lecto  famine  pvssessores.   nt  melchi- 
lenta  largo  faiwrc  concesserint  eduUa.Y 

0  In  dem  späten  Text  „Battle  of  M.igh  Rath"  (ed.  O'Donovan  S.  92) 
zu  rilhlearg  verderbt. 

2)  Z.  B.  ZOP  8,  5:11;  .Silva  Gadelica  I,  251. 
^)  Hgg-  von  Jenkinson,  Cambridge  190S. 
♦)  Jenkinson  kS.  10,  271  ff.;  25, •65  ff. 
^)  Non  Hs.  ")  posseet  Hr. 


r,  20.    Die  Form  der  Sag:eiitexte,  oT) 

Num  strictiis  liomcmi  tenoris  me  septricat  nexus  nee  Scoti- 
(jenum  aperto  forcipe  pomjw  seriem. 

Sed  capta  arborei  stihitis  claua  caninum^)  dcmicubo 
tumultiim. 

Uenusti  Imlas  castelli  marmoreo  damiore  excusant  iccoUe,'^) 
nam  uagis  assiduo  impetu  grauantur  coloni  torniis. 

Licet  tarnen  cxfiJgHam  cum  uernia  largientnr  einilam. 

Es  wird  auch  einem  des  Lateins  Kundigen  vielleicht 
nicht  gleich  klar  sein,  daß  mit  diesen  Worten  jemand  hohe 
Herrschaften  zum  Essen  einlädt  und  die  bellenden  Hunde 
mit  dem  Knüttel  verjagt.  Im  Irischen,  das  uns  nicht  so  gut 
bekannt  ist  wie  das  Lateinische,  und  wo  Flexionsendungen 
vielfach  fehlen,  sind  solche  Stellen  noch  weit  schwerer  zu 
verstehen,  und  die  Dunkelheit,  die  die  Verfasser  erstreben, 
verhüllt  uns  häufig  völlig  den  Sinn;  aber  nicht  nur  uns, 
sondern  schon  den  älteren  Abschreibern,  die  sie  uns  daher 
auch  noch  schlimm  verderbt  überliefern.  Wenn  einst  jemand 
alle  diese  retorischen  Stücke  vereinigt  und  vergleicht,  wird 
er  vielleicht  etwas  tiefer  in  ihr  Verständnis  eindringen;  wir 
müssen  sie  einstweilen  oft  unenträtselt  lassen. 

Meine  Überzeugung  ist  übrigens,  daß  die  irischen  retorics 
nicht  nur  nach  dem  lateinischen  Muster  sich  gerichtet  haben, 
dem  sie  wohl  in  der  Künstlichkeit  der  Sprache,  aber  nicht 
im  Satzbau  gleichen.  Sie  werden  in  den  Sagen  sehr  häufig 
in  Weissagungen  und  profetischen  Enthüllungen  verwendet, 
und  es  scheint  mir  zweifellos,  daß  sie  auch  der  abgerissenen, 
strukturlosen,  dunklen  Rede  der  Verzückten  und  Wahrsagenden 
nachgebildet  waren.  Ich  möchte  das  sogar  als  ihren  ersten 
Ursprung  ansehen.  Daneben  kommen  sie  freilich  auch  sonst 
vor,  z.  B.  bei  Wortkämpfen,  bei  Begrüßungen  feindlicher  Helden 
und  so  fort.  Immer  sind  sie  aber  Personen  der  Sagen  in  den 
Mund  gelegt,  also  als  gesprochen  oder  gesungen  gedacht. 

Zwar  zeigen  auch  manche  beschreibenden  Stücke  einen 
gewissen  retorischen  Stil;  aber  er  ist  ganz  andeier  Art.  Er 
besteht  hauptsächlich  darin,  daß  viele  alliterierende  Beiwörter 
aneinandergefügt    werden.     Häufig    wird    auch    ein   gewisser 


')  eaminum  Hs. 

■•*)  Lies  accolae  oder  incolue. 


5G  I,  20.    Die  Form  der  Sagen  texte. 

Kythmus  beobachtet,  indem  eine  Keihe  von  Parallelsätzen  je 
mit  einem  dreisilbigen  Wort  schließen.  So  steht  er  in  näherer 
Berührung'  mit  der  eigentlich  rythmischen  Dichtung,  zu  der 
wir  uns  nun  wenden. 

2.  Die  gewöhnliche  Poesie  des  Irischen  ist  strofisch. 
silbenzählend  und  gereimt,  auch  mit  häufiger  Alliterazion 
geschmückt.  Über  ihre  Formen,  die  mit  der  spätlateinischen 
Eythmik  zusammenhängen,  aber  sehr  künstlich  ausgearbeitet 
sind,  ist  hier  nicht  zu  handeln. i)  Es  genüge  zu  sagen,  daß 
die  vierzeilige  Strofe  die  häufigste  ist  und  unter  den  Versen 
der  siebensilbige.  Daß  diese  Dichtung  über  die  Zeit  der 
literarischen  Überlieferung  zurückreicht,  zeigt  sich  darin,  daß 
eine  Unmenge  von  Wörtern  von  Anfang  an  nur  noch  poetisch 
sind  und  offenbar  zur  tradizionellen  Ausrüstung  des  Dichters 
gehören. 

Stofflich  überragen  alle  anderen  an  Zahl  die  Aufzählungs- 
gedichte. Schon  die  ältesten  erhaltenen  Proben  sind  Stamm- 
bäume, aneinandergereihte  Eigennamen,  die  je  von  einigen 
alliterierenden  oder  reimenden  Beiwörtern  begleitet  sind.  Aber 
alles  muß  dieser  Dichtung  Stoff  bieten:  die  Schlachten,  die 
ein  König  oder  ein  Stamm  geschlagen  hat;  die  Könige  einer 
Landschaft;  die  Heiligen  des  Jahres;  Helden,  die  an  einem 
Zug  teilgenommen  haben  oder  zu  einem  bestimmten  Sagen- 
kreis gehören,  oder  ihre  Frauen;  die  Leute,  die  an  einem  Ort 
begraben  liegen;  die  Wochentage  oder  die  Örter.  an  denen 
die  Helden  gefallen  sind;  die  Wunder,  die  ein  Heiliger  ver- 
richtet hat,  und  so  ins  Unendliche  weiter;  nichts,  was  sicli 
irgendwie  aufzählen  läßt,  wird  verschmäht.  Bis  in  die  späteste 
Zeit  sind  sie  beliebt  und  zum  Teil  volkstümlich,  wie  z.  B.  das 
Lied  Conalls,  in  dem  er  besingt,  welchen  Helden  ei'  als  Rache 
für  CüChulainn  den  Kopf  abgeschlagen  hat  (Teil  II  Kap.  63  B). 
Und  unwillkürlich  verfallen  die  Dichter,  auch  wenn  sie  sonstige 
Stoffe  behandeln,  in  die  gereimte  Aufzählung.  Den  Vogel  hat 
wohl  Flann  Mainistrech  abgeschossen,  der  im  .lahre  1050  die 

'j  Siehe  *lie  irischen  Verslehren,  die  ich  IT  111, 1  herausgegeben  und 
analysiert  habe,  nebst  den  Nacliträgen  Zn  ir.  Hss.  1,59.  11,22.  Ferner 
K.  Meyer,  A  Primer  of  Irish  Metrirs  (VM)).  Ober  ältere,  noch  nicht 
silbenzählende  Formen  vgl.  K.  Aleyer.  Über  die  älteste  irische  Dichtnnof  T.  Tl 
(Abh.  d.  Her).  AU.,  phil.-hist.  Kl.  1013.  1914V 


I,  20.    Die  Form  d^r  Sagentexte.  'U 

ganzen  Chronica  des  ßeda,  die  „Weltkönige''  von  Ninus  bis 
auf  Kaiser  Leo  III.  in  außerordentlich  kunstvolle  Verse  ge- 
bracht hat.»)  Wenn  man  diese  Gedichte  bisweilen  als  einen 
bedauerlichen  Auswuchs  der  irischen  Poesie  bezeichnet  hat. 
so  urteilt  man  nach  modernem,  nicht  nach  irischem  Maßstab. 
Sie  bilden  zweifellos  den  Grundstock;  darin  vor  allem  wurden 
offenbar  die  Dichterlehrlinge  geschult. 

Eng  mit  diesen  verwandt  sind  die  Preis-  und  Spottlieder. 
Das  Lob  eines  Herrn,  auf  dessen  Lohn  der  Dichter  angewiesen 
war  oder  dessen  Tod  er  zu  beklagen  hatte,  wird  gesungen  in 
fortwährend  variierender  Schilderung  des  Adels,  der  Frei- 
gebigkeit, der  Tapferkeit  des  Gepriesenen,  des  Schmerzes  über 
seinen  Tod.  und  die  Spottlieder  auf  dessen  oder  auf  die 
eigenen  Gegner  bestehen  meist  aus  langen  Reihen  von  Schimpf- 
wörtern und  kränkenden  Vergleichen.  2)  Gewiß  bricht  auch 
manchmal  eine  persönliche  Note  durch  das  Konvenzionelle 
hindurch. 

Von  den  eigentlich  lyrischen  Gedichten,  dem  köstlichsten 
Bestandteil  der  irischen  Dichtung,  ist  leider  nicht  allzuviel 
überliefert,  da  die  Klostergelehrsamkeit  ihnen  meist  die  Auf- 
nahme versagte,  insoweit  sie  nicht  religiösen  Charakters 
waren.  Wir  finden  darunter  solche,  die  von  innigem  Einleben 
in  die  Natur  zeugen,  etwa  einem  Einsiedler  im  Walde  in  den 
Mund  gelegt  oder  auch  dem  in  der  Schlacht  toll  gewordenen 
König  Suibne  Geilt,  dei'  in  efeuumrankten  Baumkronen  lebte. 

In  den  Sagen  werden  die  Gedichte  oder  Lieder  immer 
von  den  darin  auftretenden  Personen  gesprochen  oder  ge- 
sungen. Sie  können  natürlich  den  verschiedensten  Inhalt 
haben.  Gute  Erzähler  wenden  sie  hauptsächlich  in  bewegten 
Szenen,  bei  leidenschaftlichen  Ausbrüchen  an;  besonders  häufig 
sind  auch  Gespräche  in  poetischer  Form.  Erst  in  den  jüngeren 
Texten  werden  solche  Stücke  zuer>;t  in  Prosa  und  dann  noch 
in  Versen  ausgeführt,  so  daß  diese  nur  einen  Schmuck,  keinen 
notwendigen  Bestandteil  der  Erzählung  bilden. 


')  Vg'l.  ZOP  10,  261).  396. 

-)  Eine  gute  Auswahl  von  Resten  älterer  Piei«-  und  .Spottlietler  gibt 
K.  Meyer,  Brnchstiicl^e  der  iiltoim  r.yrik  Irlands;  Ahhnndl.  d.  B«^rl.  Ak., 
phil.-liist  Kl.  1919. 


58  I,  20.    Die  Form  der  Sagen  texte. 

Unter  diesen  Gredichten  sind  gelegentlich  auch  erzälileiide 
oder  berichtende,  aber  immer  in  der  ich-  oder  wir- Form.  Und 
auch  in  der  späteren  Zeit,  als  sich  das  erzählende  Gedicht,  die 
Ballade  voll  entwickelt  hatte,  wird  es  gern  einem  der  Be- 
teiligten in  den  Mund  gelegt  oder  in  Gesprächsform  gekleidet. 
Daneben  finden  wir  aber  seit  dem  9.  Jahrhundert  Anfänge 
der  poetischen  Erzählung  in  der  dritten  Person.  Eins  der 
frühesten  Beispiele  dürfte  der  Hymnus  auf  Patricius  sein,  der 
nicht,  wie  andere  Gediclite  dieser  Art,  einfach  die  Wunder 
des  Heiligen  aneinanderreiht,  sondern  mit  seiner  Geburt  be- 
ginnt und  mit  seinem  Tode  schließt,  also  eine  Art  Lebens- 
beschreibung gibt.i)  So  ist  der  Ursprung  vielleicht  bei  der 
religiösen  Dichtung  zu  suchen,  die  ja  lateinische  Vorbilder 
hatte.  Ähnlich  sind  in  der  fabelhaften  Seereise  von  Snedgus 
und  MacRiagla,  die  dem  9. — 10.  Jahrhundert  angehört,  die 
Träger  der  Handlung  zwei  Mönche. '0  Und  987  hat  ^Engus 
Cele-De  die  ganze  biblische  Geschichte  in  Verse  gebracht.  3) 
Aber  schon  früh  schlug  die  weltliche  Dichtung  denselben  Weg 
ein.  Mtel  Muru  Othna  (f  887)  stellt  vor  seine  gereimte  Auf- 
zählung der  irischen  Stämme  eine  lange  Einleitung,  die  die 
ganze  Urgeschichte  Irlands  erzählt.*)  Derselbe  Dichter  reimt 
eine  Geschichte,  die  die  Herkunft  des  Ortsnamens  Ath  Liac 
Find  erklären  soll.-^)  Und  gerade  diese  Art  der  Dichtung, 
die  Erzählung  von  Begebenheiten,  die  zur  Benennung  von 
Orten  führten,  nimmt  dann  im  10.— 12.  Jahrhundert  außer- 
ordentlich zu,  wie  die  große  Sanmilung  Dinnsenchas  (oben 
Kap.  13)  zeigt.  Aber  auch  ohne  solchen  gelehrten  Vorwand 
werden  nun  Sagenstoffe  in  Versen  besungen,  wie  das  wohl 
noch  dem  10.  Jahrhundert  augehörende  „Werben  um  Ferb*' 
(Teil  II  Kap.  26)  oder  etwa  im  11.  die  Erzählung  von  den 
Ivindern  Tuirills.«)    Am  liäufigsten  aber  wird  die  Balladen  form 

')  Thesaurus  Falaeohibernicus  11,  307  ff. 

-)  Hgg.  von  mir,  Zwei  Versionen  der  mittehrischen  Legende  von 
Snedgus  und  Maclliagla  (1004). 

^)  Saltair  na  Rann,  hgg.  von  Stokes  (1883). 

*)  Todd,  The  Trish  version  of  the  Historia  Britonum  ot  Nenniun  (1848), 
S.  220  ff. 

^)  LL  163  b. 

«)  ZOP  12,  239. 


I,  20.    Die  Form  der  Sagentexte.  59 

bei  vStoft'en  des  Sagenkreises  von  Finn  im  13.  -15.  Jalirhiuidert 
nnd  darüber  hinaus;  nur  teilweise  ist  dabei  die  alte  icli-  oder 
wir-  Form  beibehalten. 

Trotz  dieses  Aufblühens  der  Kpik  hat  es  die  irische 
Dichtung  bis  zum  17.  Jahrhundert  zu  keinem  eigentlicli 
epischen  Versmaß  gebracht,  das  für  ausführliche  Erzählungen 
tauglich  wäre.  Sie  bleibt  bei  der  vierzeiligen  Strofe  mit 
meist  siebensilbigen,  kunstvoll  gereimten  Versen,  die  den 
ruhigen  E'luß  des  Berichts  erschweren  und  ihn  in  lauter  ab- 
gerissene Teilchen  auflösen.  Es  gibt  daher  wohl  eine  große 
Anzahl  von  Balladen,  aber  kein  Epos. 


Weist  die  Sprache  der  Gedichte  über  die  Zeit  der  ältesten 
Überlieferung  zurück,  so  ist  das  bei  der  Prosa  der  älteren 
Sagfti  nicht  der  Fall.  So  sorgfältig  die  Erzähler  bei  Be- 
gebenheiten, die  vor  die  Ankunft  des  Irenaposteis  Patricius 
fallen,  alles  Christliche  fernhalten  (außer  in  Weissagungen), 
ihre  Sprache  ist  voll  von  lateinischen  Lehnwörtern,  die  sicli 
aus  den  Klöstern  verbreitet  und  oft  schon  einen  merklichen 
Bedeutungswandel  durchgemacht  hatten.  So  ist  die  gewöhn- 
lichste Bezeichnung  des  Kriegers  Uevh,  aus  lat.  laiciis  „Laie*'. 
Das  Gefolge  oder  die  Angehörigen  der  Fürsten  und  Helden 
heißt  muinter  (muntar.  montar).  d.  i.  monasterium  „Kloster", 
bezeichnete  also  ursprünglich  die  Gefolgschaft  des  Abts.  Altere 
Respektspersonen  werden  mit  popa,  pohha  angeredet:  das  ist 
das  christliche  papa,  ursprünglich  die  Bezeichnung  des  Geist- 
lichen und  Mönchs.  „Auf  immer"  heißt  co  bräth.  eigentlich 
„bis  zum  (jüngsten)  Gericht";  die  Hauptmahlzeit i^r«?ww,y>ro?in? 
"=l'dt prandiiim;  „Abschied  nehmen"  celehrad,  eigentlich  „(die 
Messe)  zelebrieren";  der  Kuß  j^öc  aus  oscidum  paeis  „Friedens- 
kuß". Die  Zahl  der  Psalmen  tri  cwcait  „dreimal  fünfzig"  wird 
auch  in  weltlichen  Sagen  gerne  für  eine  größere  Zahl  ver- 
wendet, und  so  fort.  Die  älteren  Erzähler  etwa  des  8.  Jahr- 
hunderts sprechen  also  die  christianisierte  Sprache  ihrer  Zeit; 
eine  Tradizion  setzt  hier  eist  mit  der  Niederschrift  der 
Sagen  ein. 

Der  Stil  der  Prosasagen  hat  sich  im  l^auf  der  Jahr- 
liuuderte  sehr  geändert.     Die  ältesten   bestehen  ^lus  kuiv.en, 


60  I,  20.    Die  Form  der  Sagentexte. 

abgerissenen,  notizenartigen  Sätzen.  Und  da  einige  aus  der 
Handschrift  von  Druim  Snechta  (Kap.  3)  stammen,  die  zum 
Teil  wirklich  nur  Notizen  über  Sagen  enthält,  könnte  man 
annehmen,  daß  die  mündlichen  Erzähler  seit  jeher  ausführlicher 
gewesen  seien.  Aber  andere  Texte,  die  nicht  aus  dieser  Hand- 
schrift geflossen  sind,  zeigen  ganz  denselben  Stil,  z.B.  „CüRoi's 
Tod"  (Teil  II  Kap.  39)  oder  „Liadain  und  Curithir".i)  Auch 
die  ausgeführteren  Sagen  wie  „das  Wegtreiben  der  Rinder 
von  Cuaiinge"  (Teil  II  Kap.  2  ff.)  weichen  kaum  ab.  Es  scheint 
also  wirklich  in  der  älteren  Zeit  so  erzählt  worden  zu  sein. 
Ruhepunkte  in  diesen  vorwärtsstürzenden,  sprunghaften  Er- 
zählungen bilden  einesteils  die  Gespräche,  die  zum  Teil  sehr 
ausführlich  wiedergegeben  werden,  anderseits  die  Schilderungen, 
bei  denen  gerne  verweilt  wird. 

Allmählich  wird  die  Sprache  dann  etwas  gelenkiger,  z.B. 
in  Fled  Bricrenn  (Teil  II  Kap.  45).  Auch  werden,  wie  gfchon 
bemerkt,  die  Schilderungen  gern  retorisch  ausgestaltet.  Dieser 
retorische  Stil  greift  im  11.  Jahrhundert  auf  erzählende  Stücke 
über,  vgl.  die  jungen  Episoden  im  „AVegtreiben  der  Rinder 
von  Cuailnge"  (Teil  II  Kap.  6  §  56  ff.  und  Kap.  7),  und  der 
jüngere  Bearbeiter  dieser  Sage  im  Anfang  des  12.  Jahrhunderts 
hat  diesen  Stil  auf  die  ganze  lange  Erzählung,  sowie  auf  die 
Sage  Mesca  Ulad  (Teil  II  Kap.  47)  ausgedehnt  und  eine  eigene 
Sage  in  dieser  Darstellungsweise  erfunden  (Teil  II  Kap.  28). 
Diesem  Beispiel  hat  sich  die  Folgezeit  nicht  entziehen  können. 
Schon  ein  Bearbeiter  des  Trojanischen  Kriegs  schließt  sich 
ihm  an.  2)  Und  namentlich  die  Erzählungen  des  13. — 15.  Jahr- 
hunderts sind  voll  von  diesem  Wortgeklingel,  das  besonders  in 
Häufung  von  Synonymen  und  Aneinanderreihung  alliterierender 
Beiwörter  besteht.  So  wird  der  Stil  oft  unerträglich  weit- 
schweifig. Und  während  die  alten  Sagen  im  allgemeinen  sehr 
kurz  sind  und  aucli  die  ausgeführteren  in  knapper  Fassung 
erzählen,  werden  jetzt  die  Geschichten  immer  umfangreicher 
und  dehnen  sich  oft  zu  endloser  Länge.  Dabei  werden  aber 
die  Berichte  nicht  etwa  anschaulicher.  Von  Anfang  an  geht 
die  irische  Sage   mehi*  aufs  Emozionelle  als  auf  klare  Dar- 


')  Wg^.  von  K.  Meyer  OvH)*J). 
«)  Siehe-obeii  S.  33. 


1,20.    Die  Form  der  Sa^entexte.  til 

Stellung  aus.  Aber  die  Anschaulichkeit  nimmt  mit  den  .Jahr- 
hunderten eher  ab  als  zu.  Namentlich  die  Kampfszenen  er- 
geben in  der  älteren  Zeit  in  der  Regel  ein  klares  Bild, 
während  sie  später  nur  in  hochklingenden  Worten  vorgefülirt 
werden,  oline  daß  man  von  den  Kinzelvorgängen  irgend  eine 
Anschauung  gewinnt.  Man  könnte  meinen,  die  Erzähler  liätten 
in  dem  stets  kriegserfüllten  Irland  einen  Kampf  nie  wirklich 
gesehen.  Aber  offenbar  verlangte  ihr  Publikum  nichts  Rea- 
listisches, sondern  nur  Erregung. 

Wie  ein  Erzähler  so  dem  anderen  seinen  Stil  ablauscht, 
so  entlehnt  er  ihm  auch  seine  Motive,  so  daß  manche  stereotyp 
werden.  Ich  möchte  nur  eines  hervorheben.  In  den  längeren 
Sagen  fehlt  fast  nie  das  Motiv,  daß  ein  Späher  oder  Bote 
die  nahenden  Feinde  oder  einen  heranfahrenden  Krieger  be- 
schreibt, ohne  ihn  selber  zu  kennen.  Aus  seinem  Bericht 
erkennt  dann  ein  Kundiger,  wer  der  Beschriebene  ist,  und 
nennt  ihn  mit  Namen.  Wohl  am  originellsten  ist  dieser 
übliche  Sagenbestandteil  einmal  im  „Wegtreiben  der  Rinder 
von  Cuailnge"  (Teil  II  Kap.  6  §70)  ausgestaltet:  der  Arzt 
Fingin  erkennt  an  jeder  einzelnen  Wunde  Cetherns,  ob  ein 
Mann  oder  eine  Frau  oder  mehrere  sie  ihm  beigebracht  haben: 
Cethern  beschreibt  dann  jeweils  die,  die  ihn  verwundet  haben, 
und  CüChulainn  kann  sie  darnach  bestimmen  und  nennen. 
Solche  Schilderungen  und  Erkennungen  schienen  so  unent- 
behrlich, daß  z.  B.  beide  Fassungen  der  Bearbeitung  des 
Trojan  er  kriegs  (Dares  Phrygius)  einen  solchen  Teil  ein- 
schieben, obschon  er  ihrer  Quelle  fehlt.  ^)  Aber  weit  übei* 
Irlands  Grenzen  hinaus  hat  man  gerade  an  diesen  Stücken  Ge- 
fallen gefunden.  Man  trifft  Nachahmungen  in  der  kymrischen 
Erzählung  von  Branwen'^)  und  in  der  isländischen  liaxd^ela 
Saga,  Kap.  63.3) 

Natürlich  sind  auch  manche  andere  Züge  stereotyp,  z.  B. 
daß  die  Gelage  meistens  drei  Tage  und  drei  Nächte  dauern, 
und  Ähnliches. 


')  IT  11,1  S.  28  Z.  836  ff.  und  Togail  Troi,  ed.  Stokes  S.34  Z.  1358  ff. 
*'')  The  Text  of  the  Mabinogioii,  ed.  Rhys  a.  Evans,  S.  35  t'.  (bei  Lotb, 
Les  Mabinogion  I-,  137  f.). 

»)  In  Meißners  tjbersetzung  (Tbule,  Bd.  VI)  S.  191  ff. 


^>2  I,  20.   Die  Form  der  Sagen  texte. 

Wenn,  wie  oben  bemerkt,  die  Sprache  der  vSagen  christlich 
ist,  so  ist  dagegen  inhaltlich  manches  Vorcli ristliche  in  ihnen 
lebendig,  wie  das  auch  im  Volksglauben  oder  -aberglauben  bis 
in  die  neuere  Zeit  in  Irland  der  Fall  war  oder  ist.  Namentlich 
spielen  überirdische  oder  übermenschliche  AVesen  in  den  Er- 
zählungen eine  nicht  unbedeutende  Eolle.  Und  wenn  im 
Einzelnen  erst  beim  mythologischen  Sagenkreis  (Teil  IV)  davon 
die  Rede  sein  kann,  so  muß  doch  schon  hier  einiges  einleitend 
berührt  werden.  Der  allgemeine  Name,  womit  die  Iren  diese 
Wesen  bezeichnen,  ist  aide  (Plural),  was  ich,  wo  es  sich  um 
männliche  W>sen  handelt,  mit  „Elfen",  Avenn  um  weibliche, 
mit  „Feen"  wiedergebe.  Ihre  Wohnungen  heißen  sul  und 
werden  meist  in  Hügeln  gedacht,  die  teils  vorhistorische  Grab- 
hügel, teils  natürlicher  Art  sind.  Als  ein  Haupt -Elfenbezirk 
galt  Bruig  {Brug)  na  Boinne  „die  Landschaft  des  Boj^ne- 
Flusses"  nördlich  der  unteren  Bo3^ne  oberhalb  Drogheda,  in 
der  sich  mehrere  alte  (jrabhügel,  darunter  der  mächtige  von 
Newgrange  befinden;  auch  Bru(i)g  Maie  ind  Ö{i)c  genannt, 
weil  es  der  Wolinsitz  des  Elfs  Mac  Ör ')  („des  jungen  Knaben") 
ist,  des  Sohnes  des  Dagda  „des  guten  Gottes",  der  auch  Eociui 
Ollath{a)ir  „Eochu  der  große  Vater"  heißt.  Andere  Elfen,  die 
öfters  auftreten,  sind  Mider  oder  Midir,  als  dessen  Wohnung 
Bri  Leith  („Hügel  des  Grauen")  beim  Dorf  Ardagh  in  der 
Grafschaft  Longford  gilt;  ferner  3Ianannän  mac  Lir  („Sohn 
des  Meeres"),  wie  sein  Name  besagt,  auf  der  Insel  Man 
(ir.  Mana,  Gen.  Manann)  zu  Hause,  ein  ehemaliger  Meergott. 2) 
Als  Vater  des  Helden  CüChulainn  wird  Lug  mac  Ethnenn 
(oder  E f hierin)  viel  genannt,  dessen  Mutter  E{i)tliniu  {Eitline) 
ursprünglich  wohl  nicht  verschieden  ist  von  dem  gleichnamigen 
Fluß,  engl.  Inny.  Als  im  Süden  von  Irland,  in  Munster  (Graf- 
schaft Tipperary)  gelegen  wird  mehrfach  Sul  al  (ar.  fer)  Eemen 
(Femiin,  Fernin)  „das  std  jenseits  Femen"  erwähnt,  der  Sitz 
des  Elfs  Bodb.  Auch  aus  einer  Spalte  im  Burghügel  von 
Cruachain  in  Connaught  kommen  allerlei  Zaubertiere  und  ge- 
spenstische Wesen,  und  so  wird  sie  manclimal  als  Eingang  in 

^)  Zu  den  verscliiedenen  Formen  dieses  Namens  vgl.  Teil  II  Kap  74. 
Zu  der  Landschaft:  Coffey,  New  (trang-e  and  other  incised  tunnili  of  Ire- 
land  (1912). 

'^)  Im  Kymrisohen,  wo  die  Insel  Mnnaw  heißt,  MatMwyddan  ah  Llyr. 


I,  20.    Die  Form  der  Sagentexte.  OH 

ein  sid  betrachtet.  Feen  wohnen  oft  auf  fernen,  unljekannten 
Inseln.  Diese  Wesen  sind  gewöhnlich  den  Menschen  unsichtbar. 
Nur  in  der  Xacht  vor  samnin  (Allerheiligen,  l.Novemberj  sind 
die  sid  geöffnet  und  können  ihre  Insassen  von  menschlichen 
Augen  wahrgenommen  werden.  Daher  werden  Elf  engeschichten 
gern  in  diese  Zeit  verlegt. 

Diese  und  andere  göttliche  und  halbgöttliche  Wesen  werden 
namentlich  in  der  gelehrten  Klosterliteratur  und  im  Anschluß 
daran  in  jüngeren  Sagen  als  Tuatha  l)ee  Danann  (oder  Bonann) 
„Stämme  der  dee  ('Götter')  Danann"  zusammengefaßt.  Die 
eigentlichen  dee  Danann  scheinen  ursprünglich  nur  die  drei 
Brüder  Brian,  luchair  (luchor)  und  lucharba  zu  sein;  daß 
Donann  (Danann)  ihre  Mutter  bezeichnet,  ist  vielleicht  nur 
spätere  Gelehrtendeutung,  oder  es  ist  aus  Anann  umgebildet, 
da  Ann  (Ana)  in  Cormacs  Glossar  31.  104  als  mater  deoriim 
Hihernensium  erklärt  wird.')  Warum  auch  die  übrigen  Wesen 
„ihre  Stämme"  oder  „ihr  Stamm"  heißen,  ist  nicht  klar,  wenn 
sie  auch  alle  genealogisch  miteinander  verbunden  werden. 
Die  gelehrte  Geschichtschreibung  faßte  die  Tuatha  Dee  Danann 
als  die  zauberkundige  Bevölkerung  Irlands  vor  der  Ankunft 
der  Galen. 

Neben  den  side,  manchmal  zu  ihnen  gerechnet,  tritt  eine 
Reihe  dämonischer  w^eiblicher  Wesen  auf,  die  etwa  in  Gestalt 
von  Vögeln  (Krähen)  erscheinen  und  an  den  Schlachten  und 
Leichenhaufen  ihre  Freude  haben.  2)  Am  häufigsten  wird 
Bodh  (jünger  auch  Badb)  erwähnt,  manchmal  auch  in  der 
Mehrzahl  (Bodba)  und  später  geradezu  appellativisch  für 
solche  Dämoninnen  gebraucht.  Daneben  nicht  selten  die 
Mor- rigain  (jünger  auch  3Ior(r)igu,  Mörrigu),  eigentlich 
„Maren -Königin",  was  Thes.  Palaeohib.  I,  2  lat.  lamia  über- 
setzt; auch  diese  bisweilen  in  der  Mehrzahl.  ^\)  Endlich  die 
sinnverwirrende  Kemain  (Nemon),  besonders  die  letztere 
manchmal  als  Be-Neit  „Frau  des  Schlachtengottes  Neit" 
gedacht,  aber  in  jüngeren  Sagen  nicht  mehr  verwendet. 


^)  Wohl  sicher  „gelehrt"   ist  ihre  Umdeutung*  als  tri  dee  dann  „die 
drei  Götter  der  Dichtkunst". 

^)  Vgl.  Heunessy,  The  anclent  Irish  goddess  of  war.     RC  1,  32. 
3)  Z.  B.  Corraac  697. 


64  I,  20.   Die  Form  der  Sagentexte. 

Als  gespenstische  Eiesen  erscheinen  die  Fomo(i)re  (-ri). 
auch  Fomöre  geschrieben  (mit  Anlehnung  an  das  Adjektiv 
mör  „groß")  oder  Fomoraig.  Sie  wohnen  nicht  in  Irland, 
sondern  steigen  aus  dem  Meer  oder  kommen  auf  Schiffen  von 
jenseitigen  Inseln.  Die  Ansicht,  die  wohl  zuerst  K.  Meyer  „Zur 
ältesten  irischen  Dichtung"  II,  6  •)  ausgesprochen  hat,  es  handle 
sich  um  einen  wirklichen,  einst  an  der  irischen  Seeküste  an- 
gesiedelten Stamm,  überzeugt  mich  nicht.  Die  durchgehende 
Schreibung  Fomore  (nicht  -miire)  macht  den  Zusammenhang 
mit  muir  „Meer"  unwahrscheinlich. 2)  Am  ehesten  scheint  mir 
das  Wort,  das  dem  deutschen  „Mar"  ahd.  altisländ.  m«ra  engl. 
mare  entsprach,  darin  zu  stecken,  wie  in  Mor- rigain  (s.o.), 
dem  Eigennamen  Morand  d.i.  Mor -find  „marenweiß",  mor- 
draige  in  den  Mailänder  Glossen  fol.  52  Genitiv  „eines  Blöd- 
sinnigen" von  '"mor-drech,  eigentlich  „Marengesicht".  Sie  wären 
als  „unter(seeische)  Maren"  bezeichnet  (vgl.  Stokes,  EC  12, 128). 

Ihr  Gegenstück,  die  Zwerge  werden  wohl  in  den  irischen 
Märchen  immer  eine  bedeutende  Eolle  gespielt  haben,  sind 
aber  verhältnismäßig  selten  in  die  Helden-  und  Königsage 
eingedrungen.  Der  Zwerg  heißt  ahac^)  oder  hichrupän  „Klein- 
Körperchen".  Noch  sollen  als  gespenstische  A\'esen  die  häna- 
naig  und  hocmiaig  (von  hän  „bleich"  und  hoc  „Bock''  abgeleitet) 
und  die  geniti  glinne  (etwa  „Lacherinnen  der  Schlucht")  er- 
wähnt werden.  In  Seen  und  stehenden  Wassern  denkt  man 
sich  oft  ein  gewaltiges  Untier  {beist,  paist  aus  lat.  hestia)  ver- 
borgen. Die  jüngeren  Sagen  haben  an  solchem  Spuk  be- 
sonderes Gefallen. 

Alle  Gestalten  der  Sage,  zum  Teil  sogar  die  gespenster- 
haften Wesen  werden  durch  die  gelehrten  „Historiker"  mit 
einem  Netz  von  Genealogien  überwoben  und  verkoppelt,  so 
daß  schließlich  alles  einigermaßen  miteinander  verwandt  ist. 
wenn  auch  die  gemeinsamen  Stammväter  bisweilen  sehr  weit 


')  Abhandl.  d.  Berl.  Ak.,  pliil.-bist.  Kl.  19i:i  Nr.  10.  Er  zitiert  dort 
auch  einen  synkopierten  Genitiv  Fowra. 

2)  So  z.B.  MacNeill,  Phases  of  Iri.sh  History,  S.  87  f. 

^)  Das  entsprechende  mittelkymrische  afanc  bezeichnet  ein  im  Wasser 
hausendes  Untier,  und  da  der  Name  zu  ir.  auh  Ack.  ahiuu  ., Wasser", 
kymr.ufon  „Fluß"  gehören  wird,  mag  das  die  ursprüngliche  Bedeutung-  sein. 


1,21.    Erzähler,  Verfasser  uiul  Dichter  der  Sag^n.  0.% 

iu  der  Vorzeit  liegen.    Diesen  Genealogien  nachzugehen  liabe 
ich  bei  der  x\nalyse  der  Sagen  verzichtet. 

Von  Sammlungen  von  Ausgaben  der  Sagentexte  mögeji 
hier  genannt  sein: 

Transactions  of  the  Ossianic  Societ}'  I — \'I  (1854  — 61  j. 

Irische  Texte,  von  Windisch  (und  Stokes)  I— TV,  2  (1880 
bis  1909). 

Royal  Irish  Academy,  Todd  Lecture  Series  I — X  (1889 
bis  1913). 

Standish  H.  O'Grady,  Silva  Gadelica.     1892. 

Irish  Texts  Society  1— XTV  und  XIX  (1899—1917). 

Anecdota  from  Irish  Manuscripts,  edited  by  0.  J.  Bergin. 
R.  I.  Best,  Kuno  Meyer,  J.  G.  O'Keelte  I— V  (1907—1913). 

Anderes  ist  bei  den  einzelnen  Sagen  erwähnt. 

Kap.  21.    Erzähler,  Verfasser  und  Dichter  der  Sagen. 

Wer  hat  diese  Sagen  —  zu  einer  Zeit,  wo  man  noch 
nicht  las  oder  vorlas  —  vorgetragen?  Davon  melden  im 
allgemeinen  die  Texte  wenig;  doch  linden  sich  einige  An- 
gaben oder  Andeutungen. 

Zunächst  sind  es,  wie  bei  allen  Völkern,  die  Blinden,  die 
durch  Gesänge  oder  Erzählungen  ihre  Zuhörer  ergötzen  und 
so  ihren  Lebensunterhalt  gewinnen.  In  der  Sage  „Verbannung 
der  Söhne  Uisliu's"  (Teil  II  Kap.  25)  führt  der  „Geschichten- 
erzähler" {scelaige)  König  Conchobors  den  Namen  Fedlimid 
mac  Baill  „Sohn  des  Blinden";  er  hat  die  Erzählerkunst 
offenbar  von  seinem  Vater  ererbt.  Der  Verfasser  einer  hoch- 
retorischen  Totenklage  um  den  Piktenapostel  Columba  ist 
Dallän  („Blindchen").  Und  in  der  Sage  von  Fergus'  Tod 
(Teil  II  Kap.  67)  hat  der  König  Ailill  von  Connaught  einen 
Bruder  Lugaid  daJl-sces  „den  blinden  Dichter".  Der  Verfasser 
der  Totenklage  um  den  Munster -Fürsten  Mathgamain  (f  976) 
wird  als  Dali  Mathgamhna  „Mathgamains  Blinder"  bezeichnet.') 

Dann  haben  natürlich  die  fahrenden  Leute,  das  was  die 
Iren  ces  däna  „Leute  der  Kunst"  nennen,'^)  außer  durch  Musik 

»)  The  War  of  the  Gaedhil  with  the  Gaill,  ed.  Todd  8.  96. 
-)  Noch   weiter  ist  der  Begriff  cerd,   der  die  ganze   umherziehende 
Gesellschaft,  auch  die  Handwerker  einschließt. 

Thurnoysen,  Die  irische  Heldeu-  und  Königfsag'e.  5 


6G  I,  21.   Erzähler,  Verfasser  und  Dichter  der  Sagen. 

und  Gesang  und  andere  Künste,  auch  durch  Erzählen  ihr 
Publikum  unterhalten.  So  verwandelt  Gilla  Mo-Dutu  im 
12.  Jahrhundert  den  obigen  Fedlimid  ohne  weiteres  in  einen 
scelaige  is  chruittire  „Erzähler  und  Harfner"  (LL  138  a).  Und 
IT  III  1,70  §  18  wird  einer  gleichzeitig  ein  fetanach  „Pfeifer", 
cornaire  „Hornbläser"  und  scelaige  „Erzähler"  gescholten. 
Unter  den  Musikanten  standen  am  höchsten  die  Harfenspieler; 
ihr  Instrument  ist  die  crot  i)  oder  auch  das  timpän  {tympanum). 
In  der  Harfenkunst  übertrafen  die  Iren  im  12.  Jahrhundert 
nach  dem  Urteil  von  Giraldus  Cambrensis  alle  Völker;  er  kann 
nicht  genug  bewundern,  wie  sie  trotz  unglaublich  schnellen 
Spiels  Melodie  und  Harmonie  einhalten.  Selbst  Bischöfe  und 
Äbte  spielten  die  Harfe.  2) 

Noch  näher  lag  aber  das  Erzählen  den  vokalen  Künstlern. 
Der  Sänger  und  Dichter  heißt  in  Irland  wie  im  alten  Gallien 
und  wie  in  Wales  „Barde"  (bard),  sein  Lied  hairdne.  Wenn 
eine  Verslehre  des  9. — 10.  Jahrhunderts  unter  den  Barden 
wieder  eine  Reihe  von  Rangstufen  unterscheidet,  acht  Arten 
„freie  Barden"  [scerhaird)  und  acht  „unfreie"  {dcerhaird),  so 
entspricht  das  w^ohl  nur  dem  Bedürfnis  nach  Schematisierung, 
der  in  dem  an  wirklicher  Ordnung  armen  Irland  so  oft  in 
theoretischen  Schriften  hervortritt.-^)  Aber  aus  und  über 
diesen  Bardenstand  hat  sich  eine  besondere  Klasse  schon  in 
vorchristlicher  Zeit*)  erhoben,  der  fdi  (Gen.  fded),  ursprüng- 
lich „der  Seher"  (zu  kymrisch  givelet  „sehen"),  aber  in  der 
historischen  Zeit  der  studierte  und  gelehrte  Dichter.  Diese 
ßi  traten  nach  Einführung  des  Christentums  in  Irland  sehr 

^)  Chrotta  hritamia  bei  Veuantius  Fortunatus,  Canii.  7,  8,  64.  —  Öfter 
erwähnt  wird  die  nwnn-ehrof,  über  deren  besondere  Gestalt  wir  nichts 
wissen. 

'^)  Mirum  qtiod,  in  tanta  tarn  praecipiü  diyäorum  rapacitate,  jnusica 
servatur  proportio;  et  arte  per  omnia  indemni,  inter  cn'spatos  modulos 
organaque  multipUciter  intricata,  tarn  suavi  velocitate,  tani  dispari  paritat^, 
tarn  discordi  concordia,  consona  redditur  et  completur  meJodia.  —  Suh 
obtuso  grossioris  chordae  sonrtu  gracüium  tinnitus  h'centius  ludunt.  Topo- 
praphia  Hiberniae,  S.  153  f.  Giraldus  nennt  die  Harfe  citharn ;  die  Sait«n 
waren  zu  seiner  Zeit  aus  Metall. 

3)  IT  III,  1,  Verslehre  I. 

*)  Vgl.  den  alten  Genitiv  vdita:i  auf  einer  Ooom-Inscbrift  (Macalister. 
Studies  in  Irisb  Epigraphy,  Nr.  70). 


I,  21.    Erzähler,  Verfasser  uud  Dichter  der  Sagen.  •m 

früh  in  enge  Verbindung  mit  der  Klostergelehrsamkeit.  Das 
drückt  sich  in  der  alten  Legende  aus,  daß,  als  der  heilige 
Patricius  um  Ostern  in  die  Versammlung  des  heidnischen 
Königs  Lsegaire  trat,  sich  keiner  vor  ihm  erhob  als  nnr  dei- 
fili  {poeta  optimus)  Dubthach. ')  P'ür  die  fdi  gehörte  es 
geradezu  zum  Beruf,  die  Sagen  zu  kennen  und  zu  erzählen. 
Kine  alte  Verslehre-)  verlangt,  daß  der  fili  im  er.sten  Jahi- 
des  Studiums  neben  seinen  anderen  Aufgaben  20  Erzählungen 
(drechta,  eigentlich  „Stücke")  lernen  soll,  im  zweiten  liO.  im 
dritten  40  und  so  fort,  so  daß  aufs  sechste  70  fallen,  aufs 
letzte  (§  130)  gar  140.=^)  Auch  die  Sagenliste  A  (oben  Kap.  7) 
sagt,  daß,  um  vollgültig  („eine  geheiligte  Person",  nemed)  zu 
sein,  der  fili  die  in  ihr  aufgezählten  Sagen  kennen  müsse. 
Und  in  der  alten,  aus  dem  Buch  von  Druhn  Snechta  (Kap.  3j 
stammenden  Erzählung  von  Mongan^)  erzählt  der  fili  Forgoll 
diesem  Fürsten  jeden  Abend  vom  1.  November  bis  zum  1.  Mai 
eine  Geschichte.  Den  fili  Urard  mac  Coise  haben  wir  oben 
Kap.  7  als  Erzähler  kennen  gelernt.  Durch  diese  Kenntnis 
der  alten  Überlieferung  und  der  Stammbäume  der  Adels- 
geschlechter ist  der  fili  zugleich  ein  send/ a id.  einer  der 
senchas  „die  Geschichte"  kennt,  ebensogut  wie  die  Kloster- 
gelehrten, die  übrigens,  wenn  sie  dichten,  auch  ihrerseits  fili 
genannt  werden.  Eine  andere  Bezeichnung  des  Dichters,  eces, 
scheint  mehr  „Gelehrter"  zu  bedeuten  {eicse  etwa  „Wissen- 
schaft", wobei  die  Etymologie,  wie  man  sie  zu  jener  Zeit 
verstand,  eine  Hauptrolle  spielt). 

Die  Ausbildung  des  fili  erforderte  daher  eine  längere 
Lernzeit.  Er  begab  sich  hiezu,  wie  mehrfach  in  den  Sagen 
hervortritt,  in  die  Lehre  eines  anerkannten  Dichters;  der 
iß'ces  wird  als  umgeben  von  eicslni  „Dichterschülern"  vor- 
gestellt.'^) Schon  Texte  des  8. — 9.  Jahrhunderts,  wie  z.  B. 
die  erwähnte  Verslehre,  unterscheiden  eine  Reihe  von  sieben 
Stufen,  die  der  studierende  fili  durchläuft;  die  oberste  ist  die 

^)  Buch  von  Armagh  4  b  2. 
'')  IT  III,  1,  Verslehre  II. 

^')  Ähnlich,  aber  mit  etwas  anderer  Verteilung-  in  der  Einleitung-  /um 
(resetzestext  Senchus  Mör  I,  44  f. 

*)  Hgg*-  von  K.  Meyer,  The  Voyage  of  Bran  I,  45  ff. 
*)  Z.  B.  Corraacs  Glossar  s.v.  1059  prull. 


6o  I,  21 .    Erzähler,  Verfasser  und  Dichter  der  8agen. 

des  ollam  „des  Meisters".  Nach  gewissen  Texten  kann  der 
fili  nur  ollam  werden,  wenn  der  bisherige  gestorben  ist 
(s.  Teil  II  Kap.  561);  manchmal  wird  aber  ollam  einfach 
als  Titel  des  ausgelernten  fili  angesehen,  und  namentlich  in 
jüngerer  Zeit  Averden  anerkannte  Dichter  öfters  so  genannt. 
Bisweilen  stehen  die  fili  im  Dienst  eines  einzelnen  Herrn, 
wie  z.B.  in  der  CüEoi-Sage  (Teil  II  Kap.  39  ff.)  Ferchertne 
als  der  spezielle  fili  von  CüRoi  erscheint.  Meist  aber  ziehen 
sie  von  einem  Gönner  zum  anderen,  und  ihre  Wanderungen 
können  sich  erstrecken,  soweit  die  gälische  Zunge  klingt,  bis 
nach  Schottland  und  der  Insel  Man.  ^j  Auch  die  Wikinger 
Staaten  in  Dublin  und  Waterford  suchen  sie  auf.  Schon  aus 
dem  9.  Jahrhundert  ist  uns  eine  preisende  Strofe  auf  König 
Amlaib  (Olaf)  von  Dublin  bewahrt.  2)  Und  nachdem  die  Nord- 
länder im  10.  Jahrhundert  das  Christentum  angenommen  hatten, 
scheint  ein  reger  Verkehr  geherrscht  zu  haben.  ^) 

Früh  sind  Ansätze  vorhanden,  daß  die  Dichtkunst  erblich 
wird.  Der  Bardengrad  geht  vom  Großvater  bis  zum  Urenkel 
nicht  verloren,  selbst  wenn  die  Bardenkunst  von  ihm  nicht 
mehr  ausgeübt  wird,  meldet  die  Verslehre  IT  III,  1,  S.  5.  In 
der  Sage  Teil  II  Kap.  561  beansprucht  Nede,  der  Sohn  des 
gestorbenen  ollam  Adna,  die  o??am -Würde  für  sich  selber. 
Und  so  finden  wir  im  späteren  Mittelalter  und  zu  Anfang 
der  Neuzeit  vielfach  den  fili  und  senchaid  als  erblichen  Stand 
bei  irischen  Großen  und  ihren  Stämmen.  Die  interessante 
Stelle  aus  den  Erinnerungen  des  Marquis  von  Clanricarde, 
welche  Bergin,  Journal  of  the  Ivernian  Society  V  (1913), 
S.  156  ff.  herausgegeben  hat,  besagt,  daß  die  Dichterschule 
(poetical  Seminary  or  School)  im  Anfang  des  17.  Jahrhunderts 
nur  den  Abkömmlingen  von  Dichtern  offen  stand.  Die  Schüler 
wurden  damals  auf  Nacht  und  Tag  in  ein  dunkles,  fenster- 
loses Haus  gesperrt,  bis  sie  ihre  jeweilige  Aufgabe  gelöst 
hatten,  und  die  völlige  ilusbildung  dauerte  sechs  oder  sieben 
Jahre.  Gelegentlich  wird  in  älteren  Texten  erwähnt,  daß 
die  Dichter  Harfner  in  ihrem  Dienst  hatten,  die  sie  offenbar 


*)  Vgl.  Cormac  a.  a.  0. 

0  Siehe  Zu  ir.  Hss.  I,  81. 

»)  Siehe  Zeugnisse  bei  K.  Meyer,  Sitz.-Ber.  d.  Berl.  Ak.  1918  S.  1039. 


I,  21.    Erzähler,  Verfasser  und  Dichter  der  ."Sagen.  09 

beim  Vortrag  ilirer  Lieder  begleiteten J)  Denn  daß  sie  selber 
ihre  Lieder  sangen,  geht  schon  aus  dem  Namen  des  fili 
vierten  Grades:  cano,  Gen.  canat,  „Sänger*'  hervor. 

Der  Stand  der  fili  war  in  der  alten  Zeit  hoch  angesehen. 
Der  ollatn  steht  an  Adel  (Rechtsansprüchen)  dem  ri  tuaiihe 
„Gaufürsten"  gleich,  sagt  ein  Gesetzestext, ^)  und  der  fili  hat, 
wie  die  Fürsten,  bei  seinen  llundgängen  das  Recht  auf  Ver- 
pflegung mit  einer  je  nach  seiner  Rangstufe  wechselnden 
Zahl  von  Begleitern,  der  ollam  mit  24.^)  Es  wird  sogar  für 
denkbar  gehalten,  daß  ein  König  seine  Stellung  mit  dem 
Dichteramt  (fiHdeckt)  vertauscht.^)  Denn  der  Lohn  (duas) 
für  die  Lieder  des  fili  w^ar  hoch.  Er  wird  namentlich  in 
Rindern  und  Pferden  bemessen;')  doch  war  natürlich  der 
Freigebigkeit  des  Gönners  keine  Grenze  gesteckt,  und  die 
Sagen  berichten  gern  von  fabelhaft  reichen  Geschenken. 

Die  Achtung,  die  man  vor  den  fili  hatte,  beruhte  aber 
nicht  nur  auf  der  Schätzung  ihrer  Kunst  und  ihrer  Kennt- 
nisse, sondern  ebensosehr  auf  der  Furcht  vor  ihrem  Zorn. 
Denn  wenn  ein  Preislied  den  Namen  des  Gepriesenen  durch 
das  ganze  gälische  Land  hin  verherrlichen  konnte,  so  stand 
es  auch  in  des  Sängers  Macht,  durch  ein  Schmähgedicht 
früheren  Glanz  zu  verdunkeln.  Namentlich  wird  in  den 
Sagen  als  stehende  Eigenschaft  des  fili  angenommen,  daß  er 
eine  ailges,  wörtlich  „Schimpf- Bitte"  aussprechen  kann,  eine 
Biite,  deren  Verweigerung  Schimpf  bringt  und  die  Ehre  raubt. 
„Ehre"  und  „Antlitz"  werden  im  Irischen  mit  demselben  Wort 
enech,  ainech  bezeichnet;  auch  „Wange"  {gruad)  wird  in  der- 
selben Bedeutung  gebraucht.  PJinem  das  Antlitz  erröten 
machen,  einem  die  Röte  in  die  AVaugen  treiben  (enechrucce, 
imdergad,  yris  gruaide  usw.)  ist  dasselbe  wie  einem  seine 
Ehre  nehmen.  Das  Mittel  dazu  ist  cer  (fem.),  das  man  — 
nach  den  überlieferten  Beispielen  —  besser  mit  „Ver- 
wünschungs  -  Spruch  "    als   mit   „Spottlied"    übersetzt. '^)     Die 

')  E  Gwynn,  Metrical  Diudsheuchas  III,  532. 

•*)  Anc.  La  WS  V,  112,  vgl.  5(5. 

3)  Ebd.  56  ff. 

0  Eriu  6,  136.  149. 

^)  Siehe  IT  111,1  S.  112  f. 

'')  Vgl.  zum  Folgenden  Robinson,   »Satirists  and  Enohauters  in  Earl}' 


70  1,21.    Erzähler.  Vei'fa,s>er  uiul  Dichter  der  Sagen. 

Wirkung  der  (by  besteht  nicht  nur  etwa  darin,  daß  durch 
Verbreitung  eines  Spottlieds  die  Elire  des  Betroffenen  ge- 
schmälert wird,  sondern  sie  ist  unmittelbar  und  wird  manch- 
mal ganz  körperlich  gefaßt,  indem  dem  Geschmähten  Pusteln 
auf  der  Stirn  oder  der  Wange  hervortreten  und  das  Gesicht 
entstellen.  Über  ein  Land  ausgesprochen,  nimmt  ihm  die  (by 
die  Fruchtbarkeit.  Das  verbindet  den  fiW  mit  dem  cahüe 
und  der  han-chäinte,  was  ich  mit  „Spruchmann"  und  „Spruch- 
weib"  i\bersetze:  diese  besitzen  ebenfalls  die  Fähigkeit  der 
ailges  und  der  cer.  haben  aber  nicht  die  höhere  Kunst  des 
ftli.  Auch  die  Schmiede  gehören  in  diese  gefürchtete  Ge- 
sellschaft, da  sie  gleichfalls  kräftige  Sprüche  kennen. 

Ähnlich  nahe  steht  der  fiU  dem  Druiden  {drui).  Dieser 
kommt  zwar  schon  in  den  älteren  Erzählungen  vor,  spielt 
aber  dort  keine  große  Rolle.  In  der  Ulter  Sage  weiß  der 
Druide  Cathbad  zu  sagen,  zu  welchen  Handlungen  ein  be- 
stimmter Tag  gut  ist  (Teil  II  Kap.  G  §  17);  auch  zu  profe- 
zeien,  welche  Schicksale  ein  Kindlein,  das  noch  im  Mutter- 
leibe ruht,  haben  wird  QT,  25  I).  In  dem  jüngeren  Einschub 
in  das  „Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge"  (II,  6  §  77) 
darf  der  König  in  der  Versammlung  erst  nach  seinen  drei 
Druiden  sprechen.  Um  so  häufiger  treten  Druiden  (in  den 
lateinischen  Texten  magi)  in  der  Heiligenlegende  auf,  wo  sie 
gegenüber  den  irischen  Heiligen  ihre  Zauberkünste  spielen 
lassen  wie  Simon  Magus  gegenüber  Petrus,  der  offenbar  viel- 
fach das  Vorbild  für  diese  Geschichten  abgegeben  hat.')  So 
berührt  sich  der  Druide  mit  corrc/ttinerh,  dem  eigentlichen 
Zauberer,  und  die  weibliche  Druidin  {han-drui).  die  auch 
manchmal  erscheint,  mit  ammait.  der  Hexe.  Aus  der  christ- 
lichen Legende  dringen  dann  die  Druiden  im  10.— 12.  Jahr- 
lumdert  als  Zauberer  vielfach  in  die  Heldensage  ein.  und  in 


Irish  Literature.  Studies  in  the  History  of  Relij^ions  preseiited  to  C.  H.  Tov 
(1912)  S.  95  tf.  -  Ursprünglich  .scheint  (//•  „Tadel"  zu  hedeuteu  wie  das 
Kompositum  t.-ath-air.  Als  eine  besondert  Art  der  ar  wird  gläm  clic{/()eHn 
genaimt. 

')  Vgl.  über  liie  irischen  Druiden  die  reiche  ZusHuinieustellung  von 
Plummer,  Vitac  Hauctorum  ITiberniae  1  S.  CLYIII  ff.  Auch  d'Arbois  de 
.Tubainville.  T.os  dmide«  et  le^-  dieux  celtiques  a  forme  d'animaux  (1906) 
S.  91  tf. 


1,21.    Erzähler,  Verfa«rter  und  Dichter  der  Sagten.  71 

deu  jüngsten  Erzählungen  verschmelzen  sie  fast  mit  den  ßi. 
Denn  auch  der  fili  hat  Mittel  wie  den  Zauber  imhas  for- 
osndai  („das  Wissen  [?],  das  aufhellt"),  um  die  Zukunft  und 
anderes  zu  ergiünden,  oder  teinm  heda  („Eröffnung  durch  das 
Lied"),  der  ihm  Verborgenes  kundtut  und  Namen  Unbekannter 
enthüllt.  ^)  Das  eigentliche  Wort  für  Weissager,  fäüh  (--  lat. 
uates),  wird  dagegen  meist  nur  für  die  biblischen  und  christ- 
lichen Profeten  verwendet;  doch  kommt  namentlich  die  Zu- 
sammensetzung fäithliaig  „AVahrsager-Arzt"  vor,  da  auch  der 
Arzt  die  verborgene  Krankheit  ergründet  und  gleichfalls  mit 
Sprüchen  umzugehn  weiß.  Hieher  gehört  auch  der  Ausdruck 
lecerd  „Arzt- Dichter".  Ferner  wird  wie  anderwärts,  so  in 
Irland  oft  auch  dem  Narren  und  Schwachsinnigen  Profeten- 
gabe zugeschrieben.  So  weiß  in  der  „Zerstörung  der  Halle 
des  Ua  Derga"  (Teil  II  Kap.  81  §  74)  der  Narr  {druth)  voraus- 
zusagen, daß  er  im  bevorstehenden  Kampf  zuerst  fallen  wird. 
Und  dadurch  berührt  er  sich  wieder  mit  dem  fili,  wie  in 
„Liadain  und  Curithir"^)  Mac-Dä-Cherda  Narr  {oinmit)  und 
Hochdichter  (ardfdi)  genannt  wird.  So  bedeutet  das  Sub- 
stantiv halle  sowohl  „Verrücktheit"  als  „Verzückung,  Weis- 
sagung". Die  Leute  aller  dieser  Klassen  werden  gelegentlich 
als  fisid  „AVissender"  bezeichnet.  Es  ist  also  dem  fili, 
eigentlich  „Seher"  (s.  o.),  doch  etwas  von  seiner  ursprüng- 
lichen Eigenschaft  in  der  Sage  geblieben. 

So  vielseitig  waren  die  fili,  sei  es  in  Wirklichkeit,  sei 
es  nach  der  Darstellung  der  Sagen,  deren  Überlieferung  als 
eine  ihrer  Hauptpllichten  betrachtet  wurde.  Es  ist  aber 
nicht  zu  bezweifeln,  daß  auch  die  meisten  Verfasser  und  Er- 
finder neuer  Sagen  in  ihrem  Kreise  zu  suchen  sind.  Bei 
manchen  poetischen  ist  das  ohne  weiteres  klar,  indem  die  fili 
entweder  im  Gedicht  selber  ihren  Namen  anbringen  oder  die 
Herkunft  sonst  glaubwürdig  überliefert  ist.  Die  Prosasagen 
pflegen  freilich  keinen  Verfasser  zu  nennen;  wollen  doch  auch 
die  neu  erfundenen  angeblich  nur  Altübei-liefeites  darstellen. 


')  In  den  Beisjjielen  für  teium  Ictda  bricht  der  pH  in  retorische 
Ausdrücke  aus,  als  deren  Scldnß  der  gesuchte  Name  herausspriugt ;  vgl. 
Cormars  Glossar  s.  v.  1018  orc  ireitk  und  1059  prtdl.  Ähnlieh  RO  25,  348, 
wo  en  sich  um  «m/y^<.s  for-ortndfii  liaiulelt. 

2)  ed.  K.  Meyer  8.  12,  IT». 


72  I,  21.    Erzähler,  Verfa.sser  und  Dichter  der  8;igen. 

Und  wenn  am  Schluß  von  „Mael-Düin's  Schiffahrt"  ^d  Finn. 
„der  Hochweise  von  Irland*'  als  der  bezeichnet  ist,  der  die 
Erzählung  ,.geordnet*'  habe,9  so  ist  gewiß  nicht  ein  wirk- 
licher Redaktor  gemeint,  sondern  es  wird  ein  Weiser  der 
Vorzeit  vorgeschoben,  vielleicht  der  Md,  der  in  der  Verslehre 
IT  III  1,  66  zwischen  Ferchertne  und  Sencha  mac  Ailella. 
zwei  sagenhaften  fiU  des  Ulter  Kreises,  aufgeführt  ist.  Daß 
aber  auch  die  Prosasagen  auf  fili  zurückgehen,  zeigt  sich 
schon  durch  die  vielen  eingestreuten  Gedichte,  die  ja  nur  ein 
fdi  oder  ein  Barde  gestalten  konnte. 

Woher  die  Sammelhandschriften  der  Klöster  ihren  Inhalt 
nahmen,  geben  sie  in  der  Regel  nicht  an,  oder  wenn  sie 
Quellen  nennen,  so  sind  es  meist  deutlich  wieder  Kloster- 
handschriften. Aber  die  ersten  Niederschriften  sind  wohl 
nicht  so  entstanden,  daß  ein  Klosterinsasse  einem  fili  seine 
Geschichten  abgefragt  hat.  sondern  wir  werden  eher  an- 
zunehmen liaben,  daß  manche  fiM  sich  die  Lese-  und  Schreib- 
kunst aneigneten  und  selber  aufzeichneten,  was  ihnen  er- 
innerungswert  schien,  und  wohl  auch  eigene  Erzeugnisse. 
Eine  /?/i- Handschrift  vermuteten  wir  oben  (Kap.  o)  in  dem 
Heft  von  Druim  Snechta.  Daß  es  eigene  Sammlungen  der 
Gedichte  eines  Verfassers  gab,  zeigt  die  Bitte  von  Bischof 
Finn  in  LL  318  am  Rande,  ^Ed,  der  Schreiber  der  Hand- 
schrift, möge  ihm  duanaire  Meic  Lonäm,  das  Liederbuch  des 
Dichters  (Flann)  mac  Lonäin  (f  920)  zukommen  lassen. 
Nachdem  aber  eiumal  die  Klostergelehrten  an  diesen  Stoffen 
Gefallen  gefunden  liatten,  liaben  sie  gewiß  auch  oft  selber 
weiter  fabuliert,  wie  das  für  manche  Gedichte  dieses  Inhalts 
direkt  bezeugt  ist.  Namentlicli  die  Geschichtsklitterung,  die 
die  Lücke  von  der  Erschaffung  der  Welt  bis  zum  Einsetzen 
der  eigentlichen  irischen  Königsage  ausfüllen  soll  (Teil  IV). 
entstammt  deutlich  größtenteils  klösterlichen  Kreisen.  Die 
Verbindung  zwischen  dem  fili  und  der  Klosterwissenschaft 
blieb  eben  noch  lange  eine  sehr  enge. 

Nachdem  die  alten  Sagen  niedergeschrieben  waren,  bildeten 
diese  schriftlichen  Texte  fast  die  alleinige  Grundlage  für  die 
späteren  Umgestaltungen  und  Neuschöpfungen,    (rewiß  wurden 

')  RC  10,  f)4. 


[,  21.    Erzäbler,  Verfa.sser  iiii'i  f)i(;bter  (hr  Sa^en.  7o 

auch  die  schriftlicli  fixierten  Sagen  durch  Eizähler  iniindlicli 
im  Lande  vorgetragen  und  dabei  vermutlich  mannigfach  ver- 
ändert. Aber  die  späteren  Bearbeiter  und  Verfasser  haben 
sich  fast  nie  auf  diese  mündliche  Überlieferung  gestützt, 
sondern  sie  gründen  ihre  Arbeit  auf  die  großenteils  auch  uns 
noch  vorliegenden  Schrifttexte,  wenn  sie  etwa  auch  andere 
Motive  aus  Märchen  usw.  einmengen.  Das  läßt  sich  oft  mit 
Händen  greifen,  indem  ganze  prosaische  Stücke  oder  Aus- 
drucksweisen herübergenommen  werden.  So  ist  die  spätere 
Sagenentwicklung  eine  ausgesprochen  literarische,  wie  denn 
auch  ihre  Sprache  oft  eine  merkwürdige  Mischung  von  über- 
kommenen Formen  mit  den  gleichzeitigen  darstellt.  Nur 
manche  junge  Finn- Balladen  dürften  durch  ältere  mündlich 
überlieferte  angeregt  sein.  Auch  die  jüngsten  Bearbeiter 
sind  uns  freilich  meist  in  ihrer  Person  unfaßbar.  Doch  habe 
ich  den  Eindruck,  daß  manche  in  den  jüngeren,  prolixen, 
zum  Teil  kindlichen  Stil  umgegossene  Prosasagen  auf  einen 
und  denselben  Verfasser  zurückgehen.  So  möchte  ich  den 
Modernisator  von  Cath  Ruis  na  Rig  (Teil  II  Kap.  28),  von 
Foglaim  ConCulainii  (TI,  32),  vielleicht  auch  den  von  Brislech 
Mör  Maige  Muirtheimne  (II,  03  ß)  für  dieselbe  Person  halten. 
Ebenso  steht  es  wohl  mit  der  jüngsten  Fassung  von  Oided 
mac  n-Uisnig  (II,  25 II)  und  von  Oided  chloinne  Tuirenn 
(Teil  IV),  die  vielleicht  mit  der  nicht  auf  ältere  irische  Sagen 
gegründeten  Erzählung  Oided  chloinne  Lir  „Tod  der  Kinder 
Ler's"  derselben  Feder  entsprungen  sind.  Freilich  müßte  das 
eingehendere  CJntei'suchung  noch  bestätigen.  Die  Zeit  dieser 
jüngsten  Umgestaltungen  ist,  wie  oben  bemerkt,  schwer  zu 
bestimmen.  Doch  enthält  schon  das  im  Ausgang  des  14.  tlahr- 
hunderts  geschriebene  Gelbe  Buch  von  Lecan  S.  300  ff. 
wenigstens  eine  Erzählung  in  diesem  Stil,  die  Schlacht  von 
Mag  Kath  (Teil  IV),';  so  daß  auch  die  anderen  nicht  oder 
nicht  erheblich  jünger  zu  sein  brauchen.  Als  dann  namentlich 
seit  dem  10.  Jahrhundeit  das  billige  Papier  das  kostbare 
Pergament  verdrängte,  verbreiteten  sich  zahlreiche  Ab- 
schriften gerade  diesei'  jüngsten,  daher  verständlichsten  Sagen- 
formen  durch   das  gälische  liand.    Die  Vollendung  der  eng- 

')  Hgg.  von  O'Douova«  (1842). 


74  T,  22.    Land  iiud  Leute. 

lisclieu  Eroberung'  drängte  das  Gälische  in  die  unteren 
Volksschichten  hinab;  ihre  P^rzähler  schöpften  aus  solchen 
Papierhandschriften,  von  denen  viele  sehr  ungeschulte  Schreiber 
verraten.  Der  alte  Stand  der  fili  und  Barden  war  ver- 
schwunden. 

So  gehen  die  in  der  Neuzeit  irischen  und  schottischen 
Erzählern  abgelauschten  Sagen  nicht  etwa  auf  uralte  münd- 
liche Überlieferung  zurück,  sondern  es  sind  deutlich  Um- 
gestaltungen dieser  späten  literarischen  Schöpfungen  und 
Umarbeitungen,  nur  vermischt  mit  allgemein  europäischen 
Märchenmotiven  und  Ähnlichem.  Doch  diese  Periode  muß 
ich  einheimischen  Sammlern  zur  Erforschung  überlassen;  mit 
dem  Beginn  des  „papierenen  Zeitalters"  schließe  ich  meine 
Untersuchung. 

Kap.  22.    Laud  und  Leute. 

Es  kann  nicht  meine  Absicht  sein,  hier  eine  Geschichte 
oder  Schilderung  der  irischen  Kultur  zu  geben.  Ich  verweise 
dafür  namentlich  auf  das  schon  in  Kap.  1  erwähnte  Werk 
von  O'Curry.  Manners  and  customs  of  the  ancient  Irish  (1873) 
und  auf  P.  W.  Joyce,  A  social  history  of  ancient  Ireland  (1903). 
Beide  verwenden  unkritisch  Texte  der  verschiedensten  Jahr- 
hunderte und  maclien  kaum  einen  Versuch,  späte  Fabeleien 
von  wirklich  Überliefertem  zu  trennen.  Erst  wenn  die  Quellen 
kritisch  gesichtet  und  nach  ihrer  Abhängigkeit  voneinander 
genauer  bestimmt  sind,  wird  man  sicherer  urteilen  können. 
Hier  sollen  nui'  ein  paar  Grundtatsachen  und  Fachausdrücke, 
die  zum  Verständnis  der  Sagen  notwendig  sind,  ganz  kurz 
aufgeführt  werden.  Für  das  Ende  des  P2.  Jahrhunderts  be- 
sitzen wir  eine  wertvolle  Scliilderung  Irlands  in  der  Topo- 
graphia  Hiberniae  von  Giraldus  Cambrensis. ') 

Irland  heißt  irisch  -  gälisch  />/<<  (jünger  £ire).  <,^en.  ICremi: 
daneben  gibt  es  aber  mehrei'e  poetische  Bezeichnungen,  die 
mit  inis  ,, Insel"  gebildet  sind:  Inis  Fäil.  Inis  Föfla  {Födia). 
Inis  lianba.  Jnis  Ehja.  Demgegenübei'  bedeutet  Albu.  Gen. 
Alhaji  bald  die  ganze  britaninsch-englische  Insel,  abei-  hänfigei- 

')  Reruui  Hritannicaruni  raedii  aevi  scriptores  Bd.  \    O^'^tJ?)- 


I,  22.    Land  niifl  Leute.  75 

den  Teil  derselben,  in  dem  g-älisch  gesprochen  wurde  und  der 
deshalb  besonders  im  Blickpunkte  der  irischen  Erzählei*  lag, 
das  nördliclie  Schottland.  Die  Grenze  zwischen  beiden  Be- 
deutungen ist  natürlich  nicht  immer  sicher  zu  ziehen.  Icli 
gebe  es,  je  nachdem  mir  die  eine  oder  die  andere  Bedeutung 
zu  überwiegen  scheint,  in  den  Analysen  mit  „Albion"  oder 
mit  „Schottland"  wieder.^)  Die  Bevölkerung  Irlands  nennt 
sich  Gtedil  „Galen";  auch  Fir  Fene  scheint  dasselbe  zu  be- 
deuten; Scuit  (aus  lat.  Scotfi)  nur  in  der  kirchlichen  und  ge- 
lehrten Literatur.  Doch  wußte  man  noch,  daß  einige  Stämme 
Irlands  zum  Piktenvolk  (Cruifhen-fimtJf)  gehörten  (Cruithnech 
„piktisch,  Pikte");  sie  unterschieden  sich  aber  zu  der  Zeit 
unserer  Denkmäler  nicht  mehr  durch  die  Sprache  von  den 
Galen.  Daß  die  im  Wikinger  Zeitalter  (seit  dem  9.  Jahrhundert) 
in  Irland  eingedrungenen  Nordländer  (Gaill)  zur  Zeit,  wo  die 
Sagen  spielen,  noch  nicht  in  Irland  saßen,  war  auch  den 
späteren  Erzählern  bekannt;  doch  lassen  diese  sie  manchmal 
bereits  auf  den  Hebriden  und  Orkney -Inseln  angesiedelt  sein. 
Irland  war  nicht  sehr  dicht  bevölkert,  da  außer  den  zahl- 
reichen Mooren  sehr  umfangreiche  Waldgebiete  bestanden,  so 
daß  die  unbewohnte  Einöde  (dithruU)  einen  beträchtlichen 
Teil  der  Insel  einnahm  und  das  AVild  (Hirsche,  Hasen,  Wild- 
schweine) zahlreich  war.-) 

Gemäß  den  Sagen  zerfällt  ganz  Irland  in  fünf  Land- 
schaften, die  daher  „Fünftel"  (cöiced)  heißen.  Nach  ihren 
Bewohnern  sind  genannt:  das  nordöstliche  Fünftel,  das  wir 
Ulster^)  nennen,  nach  den  Vl(a)id  (Ack.  PI.  VUu^.  was  ich 
mit  „Ulter"  wiedergebe;  es  leicht  nach  der  Sagengeogratie 
südlich  bis  an  den  unteren  Boyne-Fluß.  Ferner  das  süd- 
östliche (Ijeinster)  nach  den  La{l)(jin  (Ack.  PI.  Laignni).  den 
„Lagnerii";  ein  anderer,  mehr  poetischer  Name  derselben  oder 

')  Ähnlieh  verschwoinmeji  ist  die  Bedeutung  von  Lethu,  da«  sowohl 
Litavla,  die  lUetague  und  die  französische  Küste,  als  Lathnn  bezeichnet, 
manchmal  wohl  überhaupt  das  Festland. 

")  Rehe  gab  es  in  Irland  nach  (iiraldus  nicht.  \  oii  größeren  Raub- 
tieren war  nur  dei-  Wolf  vorhanden:  der  Bär  ist  für  di<^  Iren  ein  ehen.so 
fabelhattes  Tier  wie  der  Löwe  und  der  Drache. 

")  Das  -ster  in  Ulster,  Leinst-r,  Munster  stammt  aus  der  Wikingerzeit 
und  entspricht  dein  altnordischen  Plural  utadir  „Stätten-, 


/O  I,  22.    Land  und  Leute. 

eines  Teils  ist  Ga{i)liüin.  Auch  im  Namen  des  westlichen 
Fünftels  (Connaught),  dem  Plural  ConnacJita,  manchmal  na 
teora  Connaekta  „die  drei  C",  scheint  eine  Stammesbezeichnung 
„die  Abkömmlinge  eines  Conn"  zu  stecken.  Daneben  führt  es 
auch  den  Spitznamen  (?)  cöiced  n-öl  n-ecmacht  „das  Fünftel 
der  ohnmächtigen  (kraftlosen)  Trünke",  i)  Dagegen  das  süd- 
westliche Irland  (Munster)  wird  durch  den  weiblichen  Singular 
Mumii.  Gen.  Muman  bezeichnet,  seine  Bewohner  als  fir  Muman 
„Männer  von  Munster".  Als  die  fünfte  Landschaft  erscheint 
die  „mittlere",  Mide  (bei  Giraldus  Media ^  engl.  Meath) 
zwischen  Ulster  und  Leinster,  im  jetzigen  nördlichen  Leinster. 
wenn  sich  auch  das  spätere  Mide  nicht  ganz  mit  dem  „Fünftel" 
deckte,  indem  jenes  nördlich  über  den  Boyne-Fluß  hinüber- 
griff. Der  Mittelpunkt  dieses  Fünftels  ist  die  Burg  Temair 
(engl.  Tara  in  der  Grafschaft  Meath).  die  in  den  Texten,  die 
einen  Oberkönig  über  Irland  lierrschen  lassen,  als  dessen  Sitz 
erscheint.-)  Da  aber  manche  Erzähler  diese  fünfte  Land- 
schaft nicht  kennen  oder  für  die  Zeit  ihrer  Sagen  nicht 
anerkennen  —  bisweilen  scheint  Athlone  {Äth  Liiain)  am 
Shannon  als  Südwestecke  von  Ulster  zu  gelten  — ,  machen 
sie  die  Fünfzahl  voll,  indem  sie  etwa  Munster  in  Ost-  und 
West- Munster  zerlegen.  Aber  stehend  ist  auch  für  sie  die 
Fünfteilung  Irlands. 

Diese  „Fünftel"  sind  nun  wieder  von  einer  Menge  größerer 
oder  kleinerer  fmUha  „Stämme"  bewohnt,  deren  Land,  etwa 
ein  „Gau",  gleichfalls  gelegentlich  durch  tuntit  bezeichnet 
wird.  Innerhalb  derselben  bilden  wieder  die  nächsten  Bluts- 
verwandten, die  fine  „Sippe"  eine  gewisse  Einheit.  Eine 
mehr    territoriale    Unterabteilung:    ist    tricha    cet,     wörtlich 


^)  Der  späte  'J'ext  Coir  Anniaun  ersinnt  als  Erklärung  dieses  Namens, 
bei  einem  Zechgelage  der  Counachter  und  der  Clanna  Dedad  (Degaid)  im 
Haus  des  Druiden  Domniad  (Domma?)  hätten  jene  zwei  Drittel  von  Trank 
und  Speise  verzehrt  und  diesen  nur  den  Rest  gelassen  (IT  III  2,  324  §  77). 

•^)  Vgl.  Eoin  MacNeill,  Phases  of  Irish  history,  S.  103  ff.,  der  auch 
Über  die  mannigfaltigen  Verschiebungen  der  Grenzen  berichtet.  Die  Sttd- 
grenze  von  Mide  s.  RC  11,435  Anm.  2.  Giraldus  Cambrensis  zählt  im 
12.  Jahrhundert  sechs  Landschaften,  indem  er  zwei  Vltoiuae  (Ulster)  unter- 
scheidet; MacNeill  sieben,  indem  er  —  nach  etwas  älteren  Quellen  —  von 
ülstev  auch  nodi  Airgiülhi,  engl.  Oriel  als  besonderen  Teil  abtrennt. 


T,  22.    Land  uud  Leute.  77 

„dreißig  Hundert",  von  mir  mit  „Dreitausendschaft"  wieder- 
g^egeben.  Nach  Giraldus  ist  es  dasselbe,  was  in  Wales  can- 
fref  hieß,  ein  Bezirk,  der  rund  100  Höfe  (villas)  umschloß, 
so  daß  man  auf  den  Hof  (ir.  les)  theoretisch  30  Köpfe  rechnete. 
Nach  ilim  gab  es  in  Irland  176  solcher  Bezirke.  Der  Führer 
einer  Dreitausendschaft  in  den  Sagen  hat  also  nicht  etwa 
3000  Mann  unter  sich,  sondern  nur  so  viel  als  ein  solches 
trirha  eef  stellte,  gewiß  eine  wechselnde  Zahl. 

Die  Bevölkerung  wird  mehrfach  als  aus  flaith  nnd  aithech 
bestehend  gefaßt.  Flaith  „Herrschaft,  Herrenstand,  Adel" 
bezeichnet  auch  den  einzelnen  Herrn;  aitkech  ist  der  Zins- 
bauer, von  dem  jener  lebt.  Er  ist  sehr  verachtet  und  tritt 
in  den  Sagen  fast  nur  als  Rüppel  auf.  Doch  gab  es  unter 
dem  bevorrechteten  Stand  {aire^  Gen.  airech)  auch  solche,  die 
keine  „Herrn"  waren,  sondern  ihren  Haushalt  selber  bestellten. 
Ferner  gerieten  manche  in  ein  Abhängigkeitsverhältnis  da- 
durch, daß  sie  von  einem  Begüterten  Kapital  (Vieh)  annahmen 
und,  bis  zur  eventuellen  Rückzahlung,  dafür  zinsen  mußten; 
sie  wurden  scercheli  oder  dcercheli,  wörtlich  „freie"  und  „un- 
freie Genossen"  je  nach  den  Bedingungen,  denen  sie  sich 
unterwarfen.  Man  vergleiche,  daß  nach  Caesar  (Bell.  Gall. 
I,  4)  der  Helvetier  Orgetorix  eine  Menge  cUentes  obaeratosque 
„Abhängige  und  Schuldner"  um  sich  sammeln  konnte.  Wenn 
so  die  Armut  in  einen  tieferen  Stand  niederdrückte,  so  hob 
der  Reichtum  in  eine  höhere  Klasse.  AVer  viele  Herden  und 
Pflüge  besitzt,  ist  ein  hriugu,  Gen.  briugad  (Nom.  auch  hriuga^ 
hruga,  briugaid,  hrugaid,  engl,  hreivy)  und  steht  im  Ansehen 
einem  Fürsten  nahe.  Freilich  wird  von  ihm  schrankenlose 
Gastfreiheit  vorausgesetzt;  er  hat  Gäste  in  jeder  Zahl  bei 
sich  aufzunehmen  und  zu  verpflegen  und  w^ohl  gar  ein  ganzes 
Heer  zu  verproviantieren.  Als  ein  nicht  voller  Herr  oder 
Fürst  wird  auch  der  öe-thigern(a)  „Jung -Herr,  Junker"  er- 
wähnt, über  dessen  genaue  Stellung  wir  nichts  erfahren. 

Eine  umfassendere  Scheidung  ist  die  in  swr  „freigeboreu, 
edel"  und  dcer  „unfrei,  gemein".  In  die  zweite  Kategorie  ge- 
hört außer  dem  aithech  namentlich  der  Sklave,  Knecht  {mug) 
und  die  Sklavin  (cumal),  die  zum  Teil  als  Hirten  verwendet 
werden,  die  Sklavin  auch  zum  Mahlen  mit  der  Handmühle. 
Besser  gestellt,  weil  unmittelbar  im  Dienst  des  Herrn  oder 


78  I,  22.    Land  und  Leute. 

der  Herrin  stehend,  ist  der  gilla,  was  zum  Teil  einfach  „Jüng- 
ling. Bursche"  bedeutet,  aber  speziell  auch  den  Diener  be- 
zeichnet, und  inailt.  wörtlich  ,.die  drinnen  Genährte",  d.  i. 
die  Dienerin,  Magd. 

Die  Verfassung  ist  durchaus  monarchisch.  Der  Ire  kann 
sich  so  Avenig  einen  Staat  ohne  König  vorstellen,  daß  in  der 
Sage,  die  von  der  Ermordung  aller  Freien  durch  die  aithech- 
thuafha  „die  Zinsbauern -Stämme"  berichtet,  sofort  einer  aus 
diesen,  Coirbre  Katzenkopf,  als  ihr  König  erscheint.')  Zu- 
nächst hat  jeder  freie  Stamm  in  der  Kegel  seinen  ri  tnaitke 
„Stammes-  oder  Gaukönig",  der  einer  bestimmten  Herren- 
familie angehört.  Stirbt  er,  so  wird  friedlich  oder  oft  mit 
den  Waffen  über  den  Nachfolger  aus  seiner  Sippe  entschieden, 
ilber  allen  den  kleineren  Königen  —  auch  air-rig  „Vize- 
köiiige"  kommen  vor  —  steht  vi  cöicUl,  der  König  des  ganzen 
„Fünftels".  Ein  solcher  wird  in  den  Sagen  ohne  weiteres 
als  vorhanden  angenommen.  Nur  Munster  erscheint  gerade 
in  einigen  älteren  Erzählungen  ohne  ihn;  am  „Wegtreiben 
der  Tiinder  von  Ciiailnge"  nehmen  sieben  Könige  aus  Munster 
teil.  Endlich  steht  an  der  Spitze  von  ganz  Irland  der  ard-ri 
„Hoch-  oder  Oberköuig".  Da  er  gerade  in  den  älteren  Texten 
der  Ulter  Sage  fehlt,  schiebt  die  spätere  „Geschichtschreibung" 
hier  ein  Interregnum  ein,  während  sie  tatsächlich  die  Er- 
innerung an  eine  Zeit  bewahren,  wo  eine  solche  einheitliche 
Spitze  noch  nicht  vorhanden  war.  Die  höheren  Fürsten 
sichern  ihre  Herrschaft  durch  Geiseln,  die  sie  sich  stellen 
lassen,  und  die  an  ihrem  Hofe  leben. 

Der  König  ist  in  erster  Linie  Führer  im  Kampf  und  hat 
also  vor  allem  tapfer  und  kriegstüchtig  zu  sein.  Außer  dem 
Aufgebot  seiner  Leute  —  eben  in  der  Heeresfolge  besteht 
die  Hauptpflicht  der  untertänigen  Herrn  ~  kann  er  eine 
Soldtruppe  {ammus)  haben.  Doch  gab  es  auch  Kriegsbanden 
{fian^  jünger  fiatiii^  das  (einzelne  Mitglied  fennid)  ohne  König, 
die  unter  eigenen  Führern  und  auf  eigene  Faust  Krieg  führten. 
Sie  werden  oft  als  in  der  Einöde  lebend  gedacht,  und  man 
könnte  von  „Räuberbanden"  sprechen,  wenn  dieser  Ausdruck 
nicht  so  viel  Tadelndes  in  sich  schlösse.     Denn  den  Feinden 

»)  ZC¥  W,  56  IT. 


I,  22.    Land  und  Leute  79 

das  Vieh  wegzuti'eiben,  ist  nicht  tadeis-,  sondern  rulimeswert 
und  wird  auch  von  den  kimiglichen  Heerscharen  g^eiibt.  Die 
berühmteste  fian{n)  ist  die  von  Finn  (Teil  III). 

Außerdem  hat  der  König  Recht  zu  sprechen.  Kr  kann 
sich  dabei  von  einem  oder  mehreren  Richtern  (hrithem.  engl. 
brehon),  die  frühere  Urteile,  also  das  Gewohnheitsrecht  kennen, 
beraten  lassen,  muß  es  aber  nicht.  Wenn  die  Stämme  ohne 
König  sind  —  sagt  Oormacs  Glossar  s.  v.  144  hrathcai  — , 
dann  dient  ihnen  bräth-cai,  das  Urteil  eines  (fiktiven)  Richters 
der  Vorzeit  Cai;  wenn  aber  ein  König  da  ist.  ist  Recht,  was 
er  will.  Bei  den  Rundreisen,  die  er  hiezu  unternimmt,  hat 
er  Anspruch  auf  Verpflegung.  AVie  bei  vielen  Völkern  herrscht 
die  Ansicht,  daß  unter  einem  gerechten  König  das  Land  frucht- 
bar ist  und  alles  gedeiht,  unter  einem  ungerechten  aber  ver- 
sagt. Doch  tritt  noch  mehr  in  den  Vordergrund,  daß  ein  an- 
gesehener König  unwiderstehlich  sein  muß.  Auch  Handlungen, 
die  bei  einem  anderen  Frevel  wären,  werden  ohne  Tadel  er- 
wähnt, wenn  sie  dartun,  daß  keiner  sich  ihm  zu  widersetzen 
wagt.  Oft  wird  im  Gefolge  des  Königs  ein  frenfer  „starkei* 
Mann"  aufgeführt,  der  ihm  offenbar  Respekt  verschaffen  muß. 
Seinen  Haushalt',  auch  das  Eintreiben  der  Zinsen  läßt  er 
durch  den  rechtaire,  etwa  „Hausmeier"  besorgen.  Er  ver- 
sammelt seine  Untertanen  von  Zeit  zu  Zeit  in  e;ner  cenach 
„Versammlung",  wo  es  hoch  hergeht  mit  Spielen  und  Wett- 
fahrten und  -rennen,  aber  auch  die  Leistungen  für  die  folgenden 
Jahre  bemessen  werden,  i)  Oft  ist  er  im  Besitz  einer  hru{i)den 
„Halle"  gedacht,  wo  er  seine  Helden  versammelt  und  Zech- 
gelage abhält;  man  lagert  sich  dabei,  oft  zu  mehreren,  auf 
rings  sich  herumziehenden  Ruhebetten  (mda\  auf  denen  man 
etwa  auch  des  Nachts  schläft.  In  der  Mitte  der  Halle  ist 
das  Feuer  mit  dem  Kochkessel  und  das  Bierfaß,  aus  dem  die 
Schenken  die  Trinkhörner  füllen.  Kindlich  und  märchenhaft 
ist  aber  die  Schilderung,  wie  König  Conchobor  seine  Herr- 
schaft genießt,  im  „Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge" 
Z.  369 ff'.:   „Ein  Drittel  des  Tages  sieht  er  den  Knaben  beim 


0  Vgl.  die  eingehende  Beschreibung-  einer  cenach  in  dem  Gedieht 
über  Carmun  (Edw.  Gwynn,  Metr.  Dindsh.  III,  10  ff.).  Während  der  miach 
herrscht  Friede  (ebd.  IIl,  172). 


80  I,  22.    Land  und  Leute. 

Spiel  ZU,  ein  Drittel  spielt  er  fidchell  (ein  Brettspiel),  ein 
Drittel  trinkt  er  Bier,  bis  der  Schlaf  über  ihn  kommt.'' 

Am  Königshof  werden  als  Gefährten  der  Königskinder 
Söhne  von  Großen  erzogen,  die  maccoim  „jugendlichen  Ver- 
trauten", etwa  „Knappen,  Pagen".  Sonst  übergibt  der  Ein- 
zelne oft  seinen  Sohn  als  dalta  „Ziehsohn"  einem  Ziehvater 
(aite)  und  einer  Ziehmutter  (nmimme).  Selbstverständlich  ist 
das  bei  dem,  der  eine  besondere  Kunst  erlernen  soll  wie 
etwa  der  Dichterschüler.  Aber  auch  andere  Klassen  üben 
diesen  Brauch.  Das  Verhältnis  des  Ziehsohns  zu  den  leib- 
lichen Söhnen  des  Erziehers,  den  Ziehbrüdern  (comalta)  ist 
das  engste,  das  zum  Ziehvater  das  pietätvollste,  welches  die 
Sagen  überhaupt  kennen. 

Das  höchste  Gut  des  Edelmanns  ist  seine  Ehre,  auch 
das,  was  wir  heute  falsche  Ehre  nennen.  Daß  ein  anderer 
ihm  das  Gesicht  erröten  mache  —  und  das  geschieht  sehr 
leicht  — ,  läßt  sich  keiner  gefallen,  und  dem  fili  oder  dem 
Spruchmann,  der  ihm  mit  einer  cer  (s.  S.  69  f.)  seine  Ehre 
rauben  könnte,  bewilligt  er  daher  in  den  Sagen  jede  Bitte, 
selbst  wenn  ihre  Erfüllung  ihm  zum  Untergang  gereichen 
muß.  Außerdem  ist  die  Ehre,  ja  das  Leben  des  Einzelnen 
fortwährend  bedroht  durch  ges  oder  geis,^)  auch  airmit  oder 
airmert  (airmhert)  genannt.  Das  bezeichnet  etwas,  was  jemand 
—  für  jeden  gibt  es  verschiedene,  oft  sehr  eigenartige  ges  — 
unter  keinen  Umständen  tun  darf,  ein  Tabu,  ein  absolutes 
Verbot. 2)  Manchmal  bestimmt  ein  Einzelner,  daß  etwas  für 
den  anderen  ges  sei.  Aber  meistens  wird  ein  ges  oder  airmit 
(airmert)  einfach  als  bestehend  angenommen,  wir  würden  sagen, 
als  vom  Schicksal  bestimmt.  Die  Erzähler  benutzen  das  ges 
mit  Vorliebe,  wenn  es  sich  darum  handelt,  einen  Helden  den 
Untergang  finden  zu  lassen,  indem  er  durch  die  Umstände 
gedrängt  wird,  sein  ges  zu  verletzen.  Er  sucht  dem  natürlich 
auf  jede  Weise  vorzubeugen,  oft  selbst  mit  Aufopferung  seines 
Lebens.     Aber  häufig  ist  auch  die  Vorstellung,  daß  die  Ver- 

')  0^^!  il^^s  bedeutet  ursprünglich  „Bitte"  und  hat  also  einst  wohl 
dasselbe  bezeichnet,  Avas  ich  oben  8.  G9  als  niUje^  definiert  habe.  Aber 
diese  Bedeutung-  ist  vergessen. 

'^)  Zum  Beispiel  ist  es  für  Fergus  in  der  Sage  Teil  II  Kap.  25  ge>i, 
die  Einladung  zu  einem  Biergelage  abzu.schlageu. 


I,  22.    Land  uiul  fiCUte.  81 

letzung  des  yes  selbst  seinen  Tod  herbeiführt.  —  Eine  große 
Rolle  im  P^hrenkodex  spielt  auch  das  flr  fer,  wörtlich  „da.s 
Gerechte  der  Männer",  das  „Männerrecht".  Es  besteht  darin, 
daß  einem,  der  sich  zum  Zweikampf  stellt^  nur  ein  Einzelner 
entgegentreten,   nicht   eine  Mehrzahl   ihn   überwältigen  darf. 

Was  dem  Mann  die  Ehre  ist,  ist  der  Frau  die  vScham- 
haftigkeit  {fde^  näire).  Es  kommt  in  den  Sagen  öfters  vor, 
daß  eine  Frau  vor  Scham  stirbt.  Liebschaften  verlieirateter 
Frauen  fehlen  freilich  auch  nicht,  und  die  Erotik  spielt  in 
der  irischen  Sage  eine  ähnliche  Rolle  wie  in  der  griechischen. 
Aber  abgesehen  von  mythologischen  Gestalten,  bringen  erst 
jüngere  Erzählungen  gern  unzüchtige  Weiber  an.  Wenn  eine 
Schwester  sich  ihren  Brüdern,  deren  baldigen  Tod  sie  voraus- 
sieht, hingibt,  um  ihnen  Nachkommen  zu  erwecken,  steht  das 
auf  einem  anderen  Blatt,  i) 

Von  Anschauungen,  die  wir  abergläubisch  nennen,  sei 
noch  erwähnt,  daß  die  Wendung  nach  rechts  Glück,  die  nach 
links  Unglück  bringt.  Einem  mit  Zuwendung  der  linken  Seite 
nahen  bedeutet,  daß  man  ihm  feindlich  gesinnt  ist  und  seinen 
Untergang  sucht.  Dann  die  Macht  des  Fastens.  2)  Um  einen 
anderen  zu  zwingen,  seiner  Schuldigkeit  nachzukommen  oder 
sich  dem  Schiedsrichter  zu  stellen,  dient  im  irischen  Recht 
die  Pfandnahme,  die  zum  voraus  angekündigt  werden  muß. 
Aber  einem  Hochgestellten  darf  der  Niedrigere  keine  Pfand- 
nahme ansagen,  sondern  er  „fastet  gegen  ihn";  dadurch  ist 
der  Höhere  gezwungen  nachzugeben.  Anderseits  kann  nach 
christlich -irischer  Anschauung,  wie  sie  in  den  Legenden  zu 
Tage  tritt,  ein  frommer  Mann  Gott  oder  einen  Heiligen  durch 
Fasten  zur  Erfüllung  einer  Bitte  zwingen.  So  findet  man 
nun  auch  manchmal  in  den  weltlichen  Sagen,  daß  jemand  — 
namentlich  ein  Heiliger,  ein  Elf  oder  dergleichen  —  durcli 
Fasten  gezwungen  wird,  eine  Bitte  zu  gewähren. 

Die  Fürsten  und  großen  Herren  haben  befestigte  Wohnungen. 
eine  von  Wall  und  Graben  umschlossene  Burg  (dun,  räith). 


*)  Ein  vollkommeues  Zerrbild  der  iriseben  Frau  gibt  aber  Zimmer, 
Sitz.-Ber.  d.  Berl.  Ak.  1911  S.  174  ff. 

'■*)  Vgl.  Robinson,  Notes  on  the  Irish  practice  of  fastiug  as  a  means 
of  distraint.    Putnam  Anniversary  Volume  (1909)  S.  567  ff. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König-sag-e.  t) 


82  I,  22.    Land  und  Leute. 

die  aus  einer  größeren  Anzahl  von  Holzbauten  mit  aus  Flecht- 
werk  hergestellten  Wänden  besteht.  Auch  cath{a)ir^  das  später 
„Stadt"  bedeutet,  scheint  sich  nicht  wesentlich  davon  zu  unter- 
scheiden. Bei  der  Burg  befindet  sich  eine  größere  Wiese 
(faidche,  faithche),  wohl  für  die  ausgespannten  Pferde  usw. 
Die  hauptsächliche  Nahrung  Mefert  dem  Iren  die  Kuh  mit 
ihrer  Milch  und  deren  verschiedenen  Produkten  wie  Butter, 
Käse,  Quark,  Molken.  Eine  Wunderkuh,  die  Milch  für  einen 
ganzen  großen  Haushalt  abgibt,  ist  ein  Ideal,  das  in  den 
Sagen  öfters  auftritt.  Außerdem  nährt  er  sich  von  Brot  und 
namentlich  von  Brei  ilitiu,  Ute),  der  aus  Milch,  Mehl  und  Fett 
bereitet  wird.')  Aber  an  den  Festgelagen  wird  Fleisch  ge- 
gessen, besonders  Rindfleisch  und  gesalzenes  Schweinefleisch 
oder  als  Hauptfestbraten  ein  frisch  geschlachtetes,  fettes 
Schwein.  Dazu  wird  Bier  (coirm)  getrunken  bis  zur  Trunken- 
heit, gelegentlich  auch  der  mit  Honig  bereitete  Met  (mid). 
Der  —  aus  Südfrankreich  eingeführte  —  Wein  ist  dagegen 
natürlich  ein  seltenes,  kostbares  Getränke.  Leckerbissen  sind 
Apfel  und  Haselnüsse.  Die  Kuh  bildet  überhaupt  den  Wert- 
gegenstand (set),  die  Werteinheit,  nach  der  alles  bemessen  wird; 
eine  höhere  Einheit  ist  cu7nal  „die  Sklavin",  die  meist  gleich 
zehn,  manchmal  gleich  drei  Kühen  gerechnet  wird.  Sonst  ist 
der  Haupt  Wertgegenstand  des  Hauses  der  kupferne  Kessel. 
Die  eigentliche  Mahlzeit,  oft  prainn  (==  lat.  prandium)  ge- 
nannt, wird,  wie  die  römische  cena,  gegen  Abend  eingenommen 
um  die  kirchliche  neunte  Stunde  {nona,  ir.  nöin,  Gen.  nöna). 
Diese  Zeit  ist  das  „Ende  des  Tages";  denn  man  erhebt  sich 
natürlich  mit  Sonnenaufgang.  Vor  dieser  Mahlzeit  wird  der 
Mann  warm  gebadet;  morgens  wäscht  man  sich  —  auch 
Königstöchter  —  nur  Gesicht  und  Hände  in  der  nahen  Quelle 
oder  im  Bach.  Andere  Mahlzeiten  {dUhat,  dithait)  werden 
selten  erwähnt,  da  in  der  Sage  meist  nur  von  Festgelagen 
die  Rede  ist. 

Die  Kleidung  besteht  gewöhnlich  aus  dem  Hemd  oder 
Leibrock  {lene)  —  nach  seinem  Namen  aus  Linnen,  aber  bei 
Prachtgewändern  aus  Seide  mit  Goldeinschlag  — ,  der  un- 
mittelbar auf  dem   Leib  getragen  wird.     Er  ist   mit  einem 

0RC12,  86. 


1,  22.    LaiKl  niid   F.eutt*.  8'' 

(TÜrtel  zusammengefaßt,  an  dem  beim  Mann  wohl  das  Messer, 
etwa  auch  eine  Tasche  hängt.  Das  Jene  kann  auch  mit  einer 
Kapuze  verbunden  sein  (culpatach).  Auch  ein  inar  ,,ünter- 
gewand"  wird  gelegentlich  genannt.  Darüber  trägt  man  den 
viereckigen,  wolligen  Mantel  (hrat),  der  nachts  auch  als  Decke 
dient.  Über  der  Brust,  selten  über  der  Schulter  wird  er  beim 
gemeinen  Mann  durch  einen  Dorn  (delg)  zusammengehalten. 
Dafür  haben  die  Vornehmen  Spangen  oder  Broschen  aus  Edel- 
metall, für  die  es  viele  Namen  und  gewiß  auch  viele  kunst- 
volle Gestalten  gab.  Es  ist  der  kostbarste,  augenfälligste 
Schmuck  und  wird  bei  Beschreibungen  niemals  übergangen. 
Armringe,  Halsringe,  Daumenringe,  Ohrringe  werden  weniger 
oft  erwähnt.  Als  Edelmetall  kommt  neben  Gold,  Silber  und 
Bronze  („Zinnkupfer")  sehr  oft  finnruine  vor,  das  nach  seinem 
Namen  (Ableitung  von  finn  und  ör)  „Weißgold"  bezeichnet, 
d.  h.  wohl  Gold,  das  von  dem  oft  mit  ihm  zusammen  ge- 
fundenen Silber  nicht  geläutert  ist.  Es  ist  daher  dem  reinen 
Gold  nicht  ganz  gleichwertig.  Jüngere  Erzähler,  die  die  alte 
Bezeichnung  übernehmen,  kennen  ihre  Bedeutung  nicht  mehr, 
sondern  verstehen  oft  einfach  Silber  darunter. 

Die  übliche  Bewaffnung  des  Kriegers  besteht  aus  dem 
Schild  (sciath)  oder  Buckelschild  {bocöit),  gewöhnlich  aus 
Erlenholz  (fern),  und  dem  Schwert  (claideh,  colg),  das  in 
einer  Scheide  getragen  wird.  Ferner  aus  dem  meist  zum 
Wurf  gebrauchten  Sper  (gce)  oder  aus  zwei  leichteren  AVurf- 
speren  oder  -pfeilen  (sieg),  die  namentlich  auf  der  Jagd,  aber 
auch  im  Kampfe  Verwendung  finden.  Die  Schleuder  führt 
meist  nur  der  jugendliche  Held  der  ülter  Sage  CüChulainn, 
und  sie  scheint  hauptsächlich  auf  der  Vogeljagd  gebraucht 
worden  zu  sein.  Bunsach  ist  ein  Ger,  mit  dem  sich  Knaben 
üben;  ähnlich  cletine,  der  Spielger,  den  CüChulainn  verwendet. 
Der  Helm  (cathharr)  kommt  zwar  vor,  aber  in  den  älteren 
Sagen  sind  die  Helden  meist  mit  bloßem  Haar  gedacht,  das 
bald  in  Flechten  um  Kopf  oder  Hinterkopf  gewunden  ist, 
bald  lang  herabfällt,  i)  Die  Zierde  und  ein  fast  notwendiger 
Bestandteil    des   Kriegers    ist    der   Bart,    wie    man    aus   dem 

*)  Comae  ei  barbae  luxuriantes  der  Iren  erwähnt  auch  GiraUlus 
Cambreusis,  Topogr.  Hib.  S.  153. 

6* 


84  I,  22.    Land  und  Leute. 

Gedicht  ersieht,  das  O'Beirne  Crowe  aus  GBL  196  b  heraus- 
gegeben hat;')  der  unbärtige  CüChulainn  hat  daher  Mühe, 
einen  Gegner  im  Zweikampf  zu  finden.  Aus  demselben  Ge- 
dicht erfahren  wir,  daß  das  fahrende  Volk  (cerda),  auch  die 
Schmiede,  Zimmerleute  und  Ärzte  sich  den  Bart  abschoren, 
und  der  Bauer  mit  einem  Bocksbart  wird  verspottet.  Eine 
in  der  Ulter  Sage  bewahrte  Altertümlichkeit  ist,  daß  die  Vor- 
nehmsten auf  zweiräderigen,  zweispännigen  Wagen  {carpat) 
in  den  Kampf  fahren,  so  daß  eirr  „Wagenfahrer"  den  Hoch- 
edeln  bezeichnet.  Rechts  sitzt  der  Wagenlenker  (ara),  der 
die  Pferde  mit  dem  Stachel  antreibt,  links  der  Krieger.  Viel- 
leicht haben  die  älteren  Erzähler  diesen  Wagen  wenigstens 
noch  als  Rennwagen  wirklich  gekannt,  bis  das  Reiten  auch 
bei  Wettrennen  das  Fahren  ablöste.  Ein  alter  Brauch  ist 
auch,  daß  der  Feind  erst  als  besiegt  gilt,  wenn  man  ihm  den 
Kopf  abgeschlagen  hat. 

Den  Zeitvertreib  der  Edeln  außer  Krieg,  Jagd  und 
Sport  bilden  Brettspiele.  Am  häufigsten  wird  fidchell,  fithchell 
(=  kymrisch  gwyddhivyll^  wörtlich  „Holz verstand")  genannt, 
das  später  das  Schach,  vor  seiner  Einführung  wohl  ein  ähn- 
liches Spiel  bedeutete;  andere  waren  hiianbach,  huanfach 
(„dauerndes  Schlagen"?)  und  hrandiib  („Rabenschwarz"). 
Auch  die  Edelfrauen  nehmen  am  fidchell  teil;  ihre  eigent- 
liche Beschäftigung  und  Kunst  ist  jedoch  Stickerei  (druine). 
Die  Knaben  spielen  auf  dem  Sportplatz  hauptsächlich  mit 
dem  Ball,  den  sie  mit  einem  Treibstock  schlagen. 

Von  vorchristlichen  Zeitbezeichnungen  kommen  öfters 
cetsamain  „Sommeranfang"  (=  1.  Mai),  samuin  „Sommerende" 
{==  1.  November),  ferner  imbohj  {■=  Lichtmeß)  und  hignasad 
„Lug -  Fest" '^)  (=  l.  August)  vor. 

Um  den  Gestorbenen  wird  Klage  gehalten.  Die  Frauen 
schlagen  weinend  die  Handflächen  zusammen  und  jammern 
dann.  3)  Die  Totenklage  {marhnad)  von  Männern  und  Frauen 
in  poetischer  und  retorischer  Form  ist  ein  beliebter  Stoff  für 
die  Sagenerzähler   bis   in   die  späte  Zeit.     Über  dem  Grab 


^)  Proceedings  of  the  R.  Ir.  Ac,  Irish  Mss.  Series  S.  190. 
'^)  tJber  das  göttliche  Wesen  Lug  s.  oben  S.  62. 
»)  Siehe  RC  12,  94  f. 


I,  28.    Sprachliche  Benierkungeii.  85 

wird  ein  Stein  mit  einer  Insclirift  in  ofiow  (oyum,  ofjam),  dem 
altirischen  Alfabet,  aufrecht  hingestellt;  auch  dies  halten  noch 
die  jüngsten  Erzähler  fest  —  stand  doch  Irland  voll  von 
solchen  alten  Grabpfeilern. 


Kap.  23.    Sprachliche  Bemerkungen. 

Das  starke  Schwanken  der  Schreibung  nicht  nur  in  zeit- 
lich sich  fernstehenden  Handschriften,  sondern  auch  in  gleich- 
zeitigen oder  bei  demselben  Schreiber  in  den  Sagenanalysen 
wiederzugebeil,  wäre  zwecklose  Raumverschwendung  gewesen, 
da  der  sprachlich  Interessierte  sich  doch  an  die  Quellen 
wenden  wird.  Ich  halte  mich  in  der  Schreibung  der  Eigen- 
namen im  allgemeinen  an  die  ältesten  oder  die  gedruckten 
Handschriften  der  einzelnen  Texte  und  habe  nur  in  gewissen 
Fällen  uniformiert.  So  gebe  ich  den  ursprünglich  diftongischen 
Laut,  der  je  nach  der  Zeit  abwechselnd  oi,  oe,  ai,  ae,  te,  ao 
geschrieben  wird,  vor  nicht  palatalisierten  Konsonanten  immer 
mit  ce  wieder.  Die  Bezeichnung  der  spirantischen  Aussprache 
von  6,  rf,  (j.  M,  ein  über  den  Buchstaben  gesetzter  Punkt,  wird 
in  den  älteren  Handscliriften  selten,  später  häufiger,  aber  nie 
durchgehend  angewandt;  ich  habe  ihn  überall,  auch  bei  jungen 
Texten  weggelassen,  da  zu  viele  zweifelhafte  Fälle  übrig  ge- 
blieben wären.  Ebenso  schreibe  ich  für  nd,  das  schon  vor 
800  mit  nn  zusammengefallen  ist,  immer  nn^  auch  da  wo  der 
ursprüngliche  Lautbestand  sich  noch  feststellen  läßt.  Ferner 
immer  einfaches  s.  obschon  die  Handschriften  zu  allen  Zeiten 
zwischen  6*  und  6'6"  schwanken.  Kleine  Inkonsequenzen  werden 
mir  wohl  mit  untergelaufen  sein. 

Von  Wörtern,  die  in  Personen-  und  Ortsnamen  so  häutig 
vorkommen,  daß  ich  sie  nicht  jedesmal  erläutere,  bitte  ich 
den  des  Irischen  Unkundigen  sich  noch  folgende  zu  merken: 

mac  „Sohn"  (Gen.  und  Nom.  Plur.  maic,  meic^  mic),  Ingen 
„Tochter",  ua  (hua)  „Enkel,  Nachkomme"  (Gen.  und  Nom. 
Plur.  ui)j  dann  „Kinder,  Clan'\ 

Ferner:  sUab  „Berg,  Gebirge",  tulach  ytelach)  und  cnoc 
„Hügel",  druim  „Bergrücken",  mag  „Ebene,  Feld",  glenn 
„TaL  Schlucht",  glais  „Bach",  äth  „Furt",  loch  „Binnensee" 
und  „in  das  Land  eindringender  Meeresarm";  auch  ochs  „und". 


86  I,  23.    Sprachliche  Bemerkungen. 

Noch  sei  daran  erinnert,  daß  jedes  irische  Wort  auf  der 
ersten  Silbe  betont  wird,  und  daß  c,  p,  t  besonders  hinter 
Vokalen  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  g.  h,  d  zu  lesen  sind; 
ferner  daß  c  immer  Ä-  (oder  g).  niemals  z  lautet,  und  daß  s 
als  h  gesprochen  Avird. 

Für  die  Bestimmung*  der  Ortsnamen  ist  meine  Quelle 
Hogan,  Onomasticon  Goedelicum  (1910);  auch  Walsh.  Some 
place  names  of  ancient  Meath  (Irish  Ecclesiastical  Record, 
1913).  Boann  „Boyne"  gebrauche  ich  weiblich,  da  dieser 
Fluß  in  der  irischen  Sage  durchaus  als  weibliches  Wesen 
erscheint. 


I 


Zweiter  Teil 


Die  Ulter  Sage 


Kap.  1.     Einleitendes  zur  Ulter  Sa^.^) 

In  dem  Sagenkreis,  der  in  der  älteren  Zeit  bis  ins 
12.  Jahrhundert  hinein  durchaus  im  Vordergrund  steht, 
spielen  die  Hauptrolle  die  Ulter.  die  Bewohner  des  «Fünftels" 
Ulster.  Und  zwar  kommt  vor  allem  ihr  südlichstes  Gebiet 
in  Betracht,  die  jetzige  Giaischaft  Louth  —  die  gegenwärtig 
zu  Leinster  gehört  — .  in  deren  Norden  Dundalk  liegt,  weil 
sich  die  Sage,  die  ihren  Mittelpiuikt  bildet,  das  Wegtreiben 
der  Rinder  von  Uuaiinge  (Kap.  2ft'.).  voniehmlich  in  ihm  ab- 
spielt.-) Andere,  namentlich  westliche  Teile  Irlands  treten 
erst  in  jüngeren  Texten  mehi-  hervor,  und  auch  der  Norden 
von  Ulster  selbst  steht  im  Hintergrund.  Freilich  liegen  in 
diesen  Gebieten  die  beiden  Königsburgen  der  Sage,  die  schon 
zur  Zeit  ihrer  Entstehimg  zerfallen  und  verlassen  waren. 
Der  Sitz  des  Königs  von  Ulster.  Conchobor,  ist  Emain  Macha. 
wörtlich  ..die  Zwillinge"  oder  «das  Zwillingspar**  der  Land- 
schaft Macha.  Man  möchte  aus  dem  Namen  schließen,  dai) 
der  Burghügel  einst  zweigipflig  wai':  aber  die  heutigen  Über- 
reste scheinen  das  nicht  zu  bestätigen.  Der  Platz  heißt  jetzt 
„the  Navan  fort"  und  ist  etwa  drei  Kilometer  westlich  von 
Armagh  (ii*.  Ard  Jdacha)  gelegen.  3)  Eline  fahrbare  Straße, 
Slige  Midhiachra  «die  Straße  des  drittel -Röhrichts",  die  süd- 


^)  Vgl.  Eleaiior  Hiül.  i'he  Cuoliuliiii  J'.^'a  in  irish  Liieratnn?  aTriimu 
Library.  >"o.  8)  18i>8:  eine  Auswahl  von  l  bersetzungen  nud  Analysen  au> 
diesem  Sagen kreiä  mit  einer  Einleitung. 

^)  Das  ganze,  wesentlich  ebene  Gebiet  südlich  und  südwestlich  von 
Dundalk  bis  über  den  Boyne-Fluiä  hinaus,  manchmal  bis  zur  Liffey- 
Mtindung.  heiit  Mag  Breg  oder  Bregmag  „die  Hügel -Ebene",  nicht  selten 
auch  bloö  ^die  Hügel*'  (Gen.  Breff,  Ack.  Bregn :  der  alte  Nominativ  *Brig 
scheint  nicht  vorzukommen .  nur  die  ursprüngliche  AcknmiTfonB  BmrgnK 
Ich  brauche  dafür  mit  den  Iren  das  latinisi'^r'Midp  Hrttrio. 

3)  Siehe  die  Abbildungen  RC  16.  4  f. 


90  II.  1.    Einleitendes  zur  Ülter  Sage. 

wäils  über  Sliab  Fuait  (Fews  Mountains)  führte,  vei'bindet 
ihn  in  den  Sagen  mit  Dundalk  und  der  Ebene. 

Die  großen  Gegner  von  Conchobor,  das  Herrscherpar  von 
Connaught  Ailill  und  Medb,  residieren  auf  dem  Barghügel 
Cruachain^)  (jünger  auch  Cruachu),  der  sich  aus  der  Ebene 
Mag  Aii  oder  Ai  erhebt  in  der  heutigen  Grafschaft  Ros- 
common. 

Der  Hauptheld  dieses  Sagenkreises  ist  der  xlchilleus  oder 
Siegfried  der  irischen  Sage,  der  tapfere  Jüngling,  dem  ein 
früher  Tod  beschieden  ist.  Sein  eigentlicher  Name  ist  Setante, 
Setanta:  aber  gewöhnlich  wird  er  als  Cü-Chaulinj  jünger  Cü- 
Chulainn  „Hund  (des  Schmieds)  Caulan"'^)  bezeichnet.  Sein 
Gebiet  ist  Mag  Muirtheimne  (-ni),  die  Ebene  südlich  von 
Dundalk.  Auf  dem  Delga- Hügel  ist  in  der  Hauptsage,  Täin 
bö  Cuailnge,  keine  Burg  gedacht,  CüChulainn  ist  nicht  in 
Besitz  einer  solchen.  Später  erscheint  er  oft  als  Herr  von 
Dün  Delga  „Delga -Burg",  in  den  jüngsten  Texten  Dün 
Delgän  oder  Delgäin  (engl.  Dundalk).  Seine  Mutter  heißt 
in  ältester  Zeit  Deichtine,  Deichdene,  wohl  ein  Deminutiv  zu 
dem  Namen,  der  auf  Ogom- Inschriften  häufig  in  der  geni- 
tivischen Verbindung  maqi-decceddas  -decceda  -ddecceda  -decedda 
-deceda  erscheint.  Aber  früh  wird  mac  Deichtine  mit  mac 
Be{i)chtire  vertauscht,  vielleicht  in  Anlehnung  an  den  Namen 
seiner  Frau,  Gen.  Emire  (Nom.  Fmer),  und  dann  ein  Nomi- 
nativ De(i)cJitir  oder  De{i)chter,  auch  Dechtirc  gebildet.  Sie 
gilt  teils  als  Tochter,  meist  aber  als  Schwester  von  König 
Conchobor,  so  daß  CüChulainn  dessen  Enkel  oder  Neffe  ist. 
Sein  Vater  ist  zunächst  ein  überirdisches  Wesen,  der  Elf  Lug 
mac  Ethnenn  oder  Ethlenn.  Daneben  lieißt  CüChulainn  aber 
auch  }nac  Sualdaim  oder  Sucdtaim,  weil  seine  Mutter  als 
menschlichen  Gatten  einen  Ulter  hat,  der  diesen  Namen  (so- 
wohl als  Genitiv  wie  als  Nominativ)  trägt;  in  jungen  Texten 
dafür  Nom.  Sualtach,  Stihaltach  (Gen.  Suhaltaig).  Da  ge- 
legentlich dafür  auch  die  Form  mac  Soa(i)lte,  Soalta  vor- 
kommt und  CüChulainn  in  Aided  ConCulainn  (Kap.  63)  mit 

*)  Bald  als  Singular,  bald  als  Plural  flektiert.    Jetzt  Rath  Croghan. 

2)  Der  Name  des  Schmieds  ist  derselbe,  der  in  der  Ogom  -  Inschrift 
von  Drumloghan  den  ersten  Bestandteil  von  Caluno-vic\  bildet  (Macalister. 
Studies  in  Tr.  Epigraphy  TU,  185). 


II.  1,    Einleitendes  /.ur  IJlter  Sai:<\  *••! 


's 


'i  (jein  Loya  soalta  „o  wohlaufgezogenes  Kind  Lugs*'  an- 
gesprochen Avird,  vermutet  K.  Meyer.')  daß  der  Vatername 
aus  diesem  Beiwort  erwachsen  sei.  Das  müßte  sehr  früh 
geschehen  sein,  da  schon  der  überaus  alte  Text  Kap.  13  I 
den  Vater  Sualdaim  kennt.  Falls  Sualdaim  die  ältere  Form 
ist,  läßt  sie  sich  als  suaill-dCiim  ,,der  mit  dem  kleinen  Ge- 
folge'' deuten;  vielleicht  ist  sie  nur  nach  soalte  umgestaltet. 
AVas  CüChulainn  vor  allem  auszeichnet,  sind  seine  des 
„Kunst-  oder  Bravurstücke'',  von  denen  oft  lange  Listen 
aufgezählt  werden.  Sie  bestehen  z.  B.  im  Jonglieren  mit  neun 
Schwertern  oder  Kugeln,  in  besonders  kunstvollen  Schwert- 
hieben, namentlich  aber  in  gewaltigen,  wunderbaren  Sprüngen, 
die  ihn  zum  Teil  befähigen,  eine  Zeit  lang  in  der  Luft  herum- 
züschweben.  Solche  c7e5- Listen  werden  durch  einen  Erzähler 
vom  anderen  übernommen,  oft  unverstanden  oder  willkürlich 
gedeutet.  CüChulainns  treuer  Begleiter  ist  sein  Wagenlenker 
und  Diener  Laeg  mac  Riangabra,  seine  zwei  windschnellen 
Pferde  Liath  Macha  „der  Graue  von  Macha"  und  Dub 
Saingleun  {diib  „der  Rappe"). 

Auch  bei  anderen  Gestalten  dieses  Sagenkreises  bestehen 
manche  Schwankungen  in  der  Angabe  der  Vaterschaft.  Das 
kommt  zum  Teil  wohl  daher,  daß  diese  Fürsten  und  Helden 
nicht  als  Stammväter  späterer  Geschlechter  in  den  alten 
Genealogien  verankert  waren  und  die  Könige  nicht  in  den 
Königslisten  vorkamen.  Nur  Conall  Cernach  dürfte  ur- 
sprünglich der  eponyme  Stammvater  der  Conaille  Muirtheimne 
in  der  Grafschaft  Louth  gewesen  und  deshalb  als  nächst 
CüChulainn  größter  Held  in  die  Sage  aufgenommen  worden 
sein,  wo  er  als  dessen  Ziehbruder  erscheint.  Als  Grund  dafür, 
daß  dieser  Sagenkreis  gewissermaßen  in  der  Luft  schwebt, 
nimmt  J.  MacNeill^)  an,  daß  die  eigentlichen  Ulaid  „Ulter"* 
im  7.  Jahrhundert  durch  andere  Stämme  im  wesentlichen  ver- 
nichtet und  auf  ein  kleines  Gebiet  zurückgedrängt  worden 
sind.  Aber  die  Genealogen  und  Historiker  suchten  dann 
diese  sagenberühmten  Namen  mit  den  als  historisch  an- 
gesehenen zu  verknüpfen. 

')  University  of  ininois  Studies  II  (1916)  S.  559  ff. 
^)  Dnanaire  Finn  (Irish  Texts  Soc.  VII)  S.  XXV. 


^2  II,  1.   Eiuleitendes  zur  Ulter  Sage. 

So  heißt  der  König  der  Ulter  Conchobor  gewöhnlich  nach 
seiner  Mutter  mac  Nesa.  Als  sein  Vater  gilt  meist  der  Druide 
Cathbad  (Cathfad),  eigentlich  eine  Genitiv -Form  (Ogom:  Cattu- 
huttas),  doch  auch  als  Nominativ  statt  des  zu  erwartenden 
Cathuh  gebraucht  (der  Grenitiv  dann  zuweilen  Cathhaid).  Aber 
daneben  gibt  man  ihm  —  und  jüngere  Sagentexte  nehmen 
das  an  —  als  Vater  Fachtna  Fäthach.  der  offenbar  in  der 
Liste  der  Könige  Irlands  vorhanden  war,  so  daß  Conchobor 
nun  königliche  Abkunft  erhält,  i) 

Ähnlich  wird  der  Held  Fergus  niac  Roig  oder  Koich 
(ursprünglich  zweisilbig  i^o^v?/«.  JRoeichy-)  auch  mac  Rosa  Ruaid 
genannt  und  durch  diesen  Vater  (aus  Leinster)  mit  dem  Ahnen 
Rudraige  verknüpft,  den  die  Genealogen  allmählich  zum  Stamm- 
vater aller  Helden  von  Ulster  {dann  Rudraige  „Rudraige's 
Nachkommenschaft")  machen;  dessen  Name  ist  aus  dem  Orts- 
namen Dün  Rudraige  (heute:  Dundrum)  gezogen. 

Auch  der  König  von  Connaught  Ailill  (jünger  Oilill) 
heißt  bald  mac  Mägach,  bald  mac  Mata  (Mäta),  auch  mac 
Matü  Muirisce  oder  Iliiirsce,'^)  ursprünglich  wohl  eine  be- 
deutungslose Variante.  Aber  manche  deuteten  Mata  als 
Namen  seiner  Mutter,  während  andere  in  Mata  zwar  den 
Vater  sahen,  aber  diesen  zum  Stiefenkel  von  Mägach  machten.^) 
Ferner  wurde  aber  auch  Ailill  mac  Rosa  Ruaid  genannt  und 
auf  diese  Weise  mit  den  übrigen  Heldengeschlechtern  ver- 
bunden.^) Der  überschüssige  Name  Mägach  wurde  dann  so 
untergebracht,  daß  man  ihn  als  Namen  des  Vaters  der  Mata, 
also  des  mütterlichen  Großvaters  von  Ailill  auffaßte,  ß) 

^)  Die  kymrische  Erzählung-  des  12.  Jalirhuuderts  „Kulhwcli  uud 
Ohven"  hat  ihn  als  Cnychwr  mah  Nes  uuter  die  Helden  König  Arthurs 
aufgenommen. 

2)  Als  Nominativ  ist  wohl  Bo-ecli  „das  große  Pferd'*  zu  denken. 

^)  Midr{i)sce  ist  der  Genitiv  von  Muiresc,  dem  Namen  einer  Land- 
schaft in  Connaught. 

*)  So  Eriu  II,  174  f. 

^)  So  schon  in  dem  Spruch,  den  K.Meyer,  Über  die  älteste  irische 
Dichtung  II  S.  20  herausgegeben  hat  und  den  er  für  sehr  alt  hält.  Sonst 
tritt  dieser  Vater  aber  wohl  erst  im  12.  Jh.  auf  (beim  Redaktor  C  der 
Täin  bö  Cuailnge). 

ö)  Vgl.  d'Arbois  de  .Jubainville,  La  famille  reltiMUc  (!905)  S.  t(>:Jff., 
der  zu  viel  hiiiter  diesen  Varianten  sucht. 


II,  1.    Einleitendes  zur  Ulter  Sage.  98 

Um  König  Conchobor,  der  gewöhnlich  als  schöner,  lang- 
bärtiger, älterer  Mann  erscheint,  und  als  dessen  Frau  meist 
Mugain  Aitenc(h)aithrech  („mit  den  Ginster- Schamhaaren") 
auftritt,  schildern  die  Sagen  häufig  die  Haupthelden  oder 
Wagenfahrer  (errid)  von  Ulster  in  der  großen  Halle  in  Emain 
Macha  versammelt,  die  —  wir  wissen  nicht,  weshalb  —  den 
Namen  Crsebruad  „die  Rotzweigige"  führtJ)  Erst  die  jüngsten 
Texte  verstehen  es  als  zwei  Wörter:  crceh  ruad  „roter  Zweig" 
und  sprechen  dann  von  den  ctiraid  na  crceibe  ruaide  „Helden 
des  roten  Zweiges".  Von  diesen  Helden  seien  wenigstens  die 
hauptsächlichsten  hier  aufgeführt,  die  immer  wiederkehren 
und  überall  ihren  Charakter  bewahren. 

Der  Druide  Cathbad  ist  schon  oben  erwähnt.  Der  ßi 
unter  den  Ulter  Helden  heißt  Amorgem,  Ämarg(e)in  (jünger 
Äimirgin)  „Geburt  des  Klagegesangs",  Gen.  -gerne  -gine.  Da 
aber  solche  Flexion  —  gein  ist  Neutrum  —  bei  einem 
Männernamen  befremdlich  ist,  wird  die  Form  auf  -e  oft  auch 
nominativisch,  die  ohne  Endung  genitivisch  verwendet.  Er 
ist  Sohn  des  Schmieds  Ecet  Salach  („des  Schmutzigen"),  und 
seine  Frau  Finnchaem  („die  Helle -Liebliche")  ist  Conchobors 
Schwester;  seine  Burg  ist  Dun  Imrith  in  der  heutigen  Graf- 
schaft Louth.  Von  seinem  Sohn  Conall  Cernach,  was  nach 
den  alten  Erklärern  „der  Siegreiche"  oder  „Triumfreiche" 
bedeutet,  als  tapferem  Ziehbruder  CüChulainns  war  schon 
oben  die  Rede.  Bei  i\margein  tritt  übrigens  sein  Stand  als 
Dichter  nur  in  wenigen  der  alten  Erzählungen  hervor  und 
wird  erst  in  den  jüngjsten  wieder  in  den  Vordergrund  gerückt. 
Sonst  erscheint  er  als  ein  Held  wie  die  anderen,  und  in  der 
Täin  bö  Cuailnge  erinnert  bei  seinem  Steinkampf  mit  CüRoi 
(Kap.  6  §  76)  nur  etwa  noch  der  Titel  Aislinge  n-Amargin 
„A.'s  Traumgesicht",  wonach  er  den  Kampf  wohl  ursprünglich 
in  visionärem  Zustajid  ausführte,  an  seine  Eigenschaft  als 
Seher  und  Dichter. 

Scharf  charakterisiert  ist  dagegen  Bricriu  (auch  Bricne) 
Nemthenga  („die  Giftzunge")  mac  Carbad  (Carbatha,  Carbaid). 


')  Gelegentlich  tritt  durch  Verwechslung  mit  Tech  Midchuarta  „Haus 
des  Met- Umgangs",  der  Halle  der  irischen  Hochköuige  in  Temair,  auch 
dieser  Name  dafür  auf. 


94:  II,  1.   Einleitendes  zur  Ulter  Sage. 

der  in  Dnn  Kudraige  (heute  Dundrum)  seinen  Sitz  hat.  Seine 
Tätigkeit  und  seine  Freude  ist,  überall  Streit  zu  erregen  und 
Unfrieden  zu  stiften.  Eine  Dublette  zu  ihm  ist  Dubthach 
Dsel  Ulad  „  der  Mistkäfer  i)  der  Ulter " .  bisweilen  auch 
Dseltenga  „Mistkäfer -Zunge*'  genannt. 

Ihr  Gegenstück  ist  der  alte  Sencha  mac  Ailella,  der 
Nestor  und  weise  Ratgeber,  der  immer  und  meist  mit  Erfolg 
bemüht  ist,  den  Frieden  und  die  Euhe  wiederherzustellen. 

Celtchar  (Celtchair)  mac  Uthidir  (auch  Vthechair  mit 
Anschluß  an  den  Namen  des  Sohnes  oder  mac  Cuthechair, 
wobei  das  -c  von  mac{c)  zum  zweiten  Namen  gezogen  ist)  ist 
ein  Held  von  außergewöhnlicher  Stärke.  Ähnlich,  wie  schon 
sein  Name  besagt,  der  ungeschlachte  Muinremur  mac  Gerrchinn 
(Gerginn,  Eirrginn)  „Dick -Nacken  Sohn  von  Kurzkopf ".2) 
Als  Held,  der  CüChulainn  und  Coiiall  Cernach  an  Tapferkeit 
am  nächsten  steht,  erscheint  Laegaire  Buadach  („der  Sieg- 
reiche"). Der  an  Herden  reichste  ist  Blai  der  hriuga  (s.  oben 
S.  77).  Eogan  mac  Durthacht,  der  König  von  Fernmag 
(Farney)  wird  öfters  als  mit  seinem  Oberherrn  Conchobor  in 
Fehde  liegend  gedacht. 

Von  Söhnen  Conchobors  werden  viele  «gelegentlich  er- 
wähnt, am  häufigsten  Cüscraid  Menn  Macha  („der  Stammler 
von  Macha"),  der,  wenigstens  später,  als  Conchobors  Nach- 
folger in  der  Herrschaft  galt,  Furb(a)ide  Fer  Benn  („der 
Mann  der  Hörner",  jünger  auch:  Fer  Menn  oder  Fermenn) 
und  Cormac  Connlongas  (Connloinges).  Da  dieser  in  den 
Sagen,  ebenso  wie  Fergus  mac  Eoig,  meist  als  in  Connaught 
in  der  Verbannung  lebend  auftritt,  wird  sein  Beiname  als 
„Haupt  (conn)  der  Verbannten  (longas,  loinges)'^  gedeutet,^) 
was  aber  die  umgekehrte  Stellung  der  Komposizionsglieder 
erwarten  ließe. 

Endlich  darf  ein  Wesen  nicht  übergangen  werden,  das  in 
Conchobors  Haushalt  eine  wichtige  Rolle  spielt:  das  Spruch- 

*)  Dieser  harmlose  Geselle  galt  den  Iren  wegen  seiner  schwarzen 
Farbe  als  ein  unheimliches  Tier,  das  einem  das  Bhit  aussaugt. 

-)  Cöir  Anmann  §  277,  das  ihn  jlunrcinur  mac  Eirrcinn  nennt, 
erklärt  seinen  Namen  daraus,  daß  der  Connachter  Cet  mac  Mägach  ihm 
einen  Sper  in  den  Hals  geschleudert  habe  und  dieser  dick  angeschwollen  sei. 

■')  So  Cöir  Anmann  §275;  vgl.  auch  IT  III  2,  424. 


IT.  1.    Einleitendes  zur  l'lter  Sa^e.  *'o 

weib  Lebüi'cham  („die  lange  Krumme"),  eine  unheimliche, 
aber  nicht  immer  Schaden  stiftende  Frau. 

Gegenüber  dieser  reichen  Ausgestaltung  des  Ulter  Helden- 
kreises, von  dem  hier  nur  einige  Hauptvertreter  genannt  sind, 
ist  es  mit  Personen  aus  der  Umgebung  von  Ailill  und  Medb 
sehr  kärglich  bestellt.  Stehend  sind  darunter  nur  ihre  sieben 
Söhne,  die  alle  Maine  heißen,  und  namentlich  ihre  Tochter 
Finnabair,  die  Namensgenossin  der  Frau  des  britannischen 
Königs  Arthur,  Gwenhwyvar.  Sonst  tritt  nur,  namentlich  in 
den  jüngeren  Sagen,  Cet  mac  Mägach,  x\ilills  Bruder,  als  ge- 
waltiger Kämpe  hervor;  aber  in  der  Täin  bö  Cuailnge  spielt 
er  noch  keine  Rolle.  AVenn  andere  Personen  aufgezählt 
werden,  so  scheinen  ihre  Namen  meist  nur  für  den  Augen- 
blick erfunden. 

Die  „Historiker*'  mußten  diese  Erzählungen  irgendwie  in 
der  Annalistik  unterbringen.  Den  Anhaltspunkt  bildete,  daß 
wahrscheinlich  ziemlich  früh  die  Sage  oder  Legende  den  Tod 
Conchobors  als  eine  mittelbare  Folge  der  Kreuzigung  Christi 
darstellte,  die  er  nur  um  wenige  (sieben)  Jahre  überlebt 
hätte  (s.  Kap.  61).  Man  ließ  ihn  zum  Teil  an  demselben  Tag 
und  Jahr  mit  Christus  geboren  sein  (Kap.  14 II).  Da  er  aber 
in  der  Sage  als  älterer  Mann  auftritt,  verlegten  die  meisten 
sein  Geburtsjahr  weiter  hinauf.  Als  Proben  dieser  chrono- 
logischen Versuche  mag  es  genügen  auf  drei  Texte  hinzu- 
weisen. In  den  in  der  Handschrift  Land  610  erhaltenen 
Synchronismen,  i)  die  im  wesentlichen  in  die  Mitte  des  8.  Jahr- 
hunderts weisen,  aber  teilweise  im  11.  Jahrhundert  weiter- 
geführt sind,  wird  Christi  Geburt  ins  27.  Regierungsjahr 
Conchobors  (und  ins  dritte  des  Oberkönigs  Eochu  Feidlech) 
datiert.  Nach  Tigernachs  Annalen-)  beginnt  Conchobor  im 
Todesjahr  von  Antonius  und  Kleopatra  zu  regieren  und  stirbt 
im  achten  Jahr  des  Kaisers  Tiberius.  In  den  jüngeren  Syn- 
chronismen im  Buch  von  Ballymote,  die  MacCarthy,  The 
Codex  Palatino -Vaticanus,  S.  278  herausgegeben  hat,  fällt  der 
Regierungsantritt  Conchobors  ins  15.,  die  Geburt  CüChulainns 
ins  16.  Jahr  Oktavians  und  die  Täin  bö  Cuailnge  18  Jahre 
vor  Christi  Geburt  (S.  ;i02.  304). 

1)  Hgg.  von  K.  Meyer,  ZCP  9,  471;  vgl.  MacNeiU  ebd.  10,  81. 
0  RC  16,  405.  408. 


96    II,  2.  Täin  bü  Cuailnge  ,.Das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge". 

Kap.  2.    Täin  bö  Cuailnge. 
„Das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge/' 

Die  Erzählung,  die  vom  Wegtreiben  eines  herrlichen 
Stiers  aus  Ost -Irland  durch  die  Con  nachter  handelt,  bildet 
unbestritten  den  Mittelpunkt  der  irischen  Heldensage  etwa 
vom  8.  — 11.  Jahrhundert.  Aus  ihr  wachsen  viele  andere 
Sagen  hervor,  denen  sie  die  Situazion  liefert,  und  diese  wirken 
dann  wieder  auf  sie  selber  zurück.  Sie  erstreckt  ihren  Ein- 
fluß bis  auf  Einzelheiten.  Wenn  z.  B.  in  ihr  viele  Kämpfe 
an  Furten  stattfinden,  weil  ein  einzelner  Held  ein  ganzes 
Heer  aufzuhalten  sucht,  was  natürlich  am  ehesten  bei  Fluß- 
übergängen möglich  ist,  so  können  manche  Sagenerzähler 
sich  dann  Einzelkämpfe  kaum  mehr  anders  als  an  oder  in 
Furten  vorstellen.  Und  um  den  großen  Gegensatz  zwischen 
Ulster  und  Connaught  dreht  sich  eine  ganze  Reihe  von  Ge- 
schichten. Darum  beginnen  wir  diesen  Sagenkreis  am  besten 
mit  ihr. 

Fragt  man,  was  ihr  eine  solche  Vorzugsstellung  ver- 
schafft hat,  so  scheint  sich  mir  diese  daraus  zu  erklären, 
daß  in  der  Grundei Zählung,  deren  Ausläufer  wir  besitzen, 
zum  erstenmal  ein  Irländer  den  Versuch  gemacht  hatte,  aus 
den  kurzen  Erzählungen  und  Episoden,  wie  die  Sagenerzähler 
sie  vorzutragen  pflegten,  ein  großes,  umfangreiches  Ganzes 
zu  schaffen,  das  den  antiken  Epen,  vor  allem  der  vielgelesenen 
Aeneis  Vergils  an  die  Seite  gestellt  werden  konnte.  Daß  der 
Verfasser  mit  der  Gelehrsamkeit,  die  seit  dem  6.  Jahrhundert 
in  irischen  Klöstern  heimisch  war,  Fühlung  hatte,  scheint  mir 
unverkennbar,  und  ich  bin  geneigt  die  par  Reminiszenzen 
an  klassische  Sagen,  die  unsere  Überlieferung  bietet,  schon 
dem  Grundtexte  zuzuschreiben.  So  wenn  die  irische  Dämonin 
Morrigan  mit  der  aus  der  Aeneis  VI,  313  ff.  wohlbekannten 
Furie  Allecto  (Ällechtu,  Z.  843)  identifiziert  wird.^  Oder 
wenn  die  Connachter  vor  ihrem  Auszug  auf  ein  günstiges 
Vorzeichen  durch  ihre  Wahrsager  und  Druiden  warten  (Z.  20), 
wie  die  Griechen  in  Aulis.  Oder  wenn  der  Fluß  Cruinn  sich 
gegen  die  Feinde  erhebt  (1035),  wie  der  Skamandros  gegen 


0  Siebe  ZCP  lü,  207  f. 


II,  2.  Tain  bö  Cuailuge  „Das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cnailnge".     07 

Acliilleus  aufwallt.  Auch  der  Kunstgriff,  daß  die  Jugend- 
taten  des  Haupthelden  CüChulainn  nicht  am  Anfang  erzälilt, 
sondern  bei  seinem  ersten  x\uftreten  seinen  verbannten  Lands- 
leuten in  den  Mund  gelegt  werden,  beruht  wohl  auf  antiker 
Technik;  man  denke  etwa  an  das  zweite  und  dritte  Buch 
der  Aeneis. 

Das  Gerippe  der  Erzählung  ist  Folgendes.  Die  Königin 
von  Connaught,  Medb,  die  in  der  Sage  eine  energischere 
Rolle  spielt  als  ihr  Gatte,  König  Ailill,  veranstaltet  einen 
Heereszug,  um  den  Stier  Donn  Cuailnge  „den  Braunen  von 
(Juailnge"  zu  erbeuten.  Cuailnge,  in  jüngeren  Handschriften 
oft  Cuailgne,  auch  Cuailngne  geschrieben,  ist  eine  gebirgige 
Landschaft  an  der  Ostküste  Irlands,  die  nach  der  Sagen- 
geografie  zu  Ulster  gehört,  also  unter  König  Conchobor  steht. 
Sie  bildet  die  Nordostecke  der  heutigen  Grafschaft  Louth 
und  wird  halbinselartig  durch  die  Dundalk  Bay  im  Süden, 
den  Carlingford  Lough  im  Nordosten  abgeschlossen;  ihr  Name 
lebt  im  Vorgebirge  Cooley  Point  bis  heute  fort.  Man  bricht 
anfangs  November  auf,  ohne  einen  Winterfeldzug  zu  scheuen, 
weil  man  weiß,  daß  eben  alle  Männer  von  Ulster  in  einem 
Schwächezustand  {ces  oder  noinden)  liegen,  so  daß  keine 
Gegenwehr  zu  befürchten  ist.  Da  diese  Schwäche  in  anderen 
Texten  ces  noiden  „Kinderschwäche",  „Schwäche  des  Kind- 
betts" genannt  wird  (s.  Kap.  27)  und  es  auch  in  Fled  Bricrenn 
§  24  (Kap.  45  I)  heißt:  „in  Gestalt  eines  bettlägerigen  Weibes 
sitzen  alle  Ulter  da",  hat  man  vermutet,  es  sei  der  Nachklang 
der  sogenannten  Kuvade,  der  bei  vielen  Völkern  nachgewiesenen 
Sitte,  daß  bei  der  Geburt  eines  Kindes  der  Vater  wie  eine 
Kindbetterin  gepflegt  wird.  Doch  davon  weiß  jedenfalls 
unsere  Sage  nichts  mehr;  alle  Männer  von  Ulster,  nicht  nur 
die  Väter  von  Neugeborenen  sind  davon  befallen,  und  man  hat 
später  andere  Ursachen  dieses  Leidens  ersonnen  (s.  Kap.  27). 
Eine  Erinnerung  an  das  Ursprüngliche  könnte  man  darin 
sehen,  daß  nur  erwachsene  Männer  ihm  verfallen,  so  daß  der 
jugendliche,  erst  siebzehnjährige  Ulter  CiK^hulainn  davon  frei 
ist.  Aber  auch  das  ist  schon  in  einer  der  älteren  Fassungen 
nicht  beobachtet,  indem  auch  sein  Vater  Sualdaim  —  ohne 
daß  ein  Grund  ersichtlich  wäre  —  als  gesund  auftritt.  Und 
noch  weiter  ginge  die  Entgleisung,  wenn  er  selber  —  aller- 

Thurneyseu,  Die  irische  HeUlon-  und  Köuig-suge.  7 


98     II,  2.  Tain  bü  Cuailnge  „Das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge". 

dings  in  einem  jüngeren  Abschnitt  —  als  verheiratet  ge- 
dacht ist.i) 

Eben  dieser  CüChulainnj  der  in  unserer  Sage  der 
Schwestersohn  Conchobors  ist,  und  dessen  Gebiet  Mag  Muir- 
theimne  südöstlich  von  Cuailnge  liegt,  macht  Medb  einen 
Strich  durch  die  Rechnung,  indem  er  dem  einrückenden  Heer 
entgegentritt.  Er  vermag  zwar  als  einzelner  seinen  Vor- 
marsch nicht  zu  verhindern,  aber  doch  zu  verzögern  und  den 
Feinden  manchen  Schaden  zuzufügen.  Auch  die  Erbeutung 
des  Stiers  kann  er  nicht  verhüten.  Aber  nun  ist  sein  ganzes 
Bestreben  darauf  gerichtet,  den  Rückzug  des  Heeres  samt 
seiner  Beute  so  lang  aufzuhalten,  bis  die  Ulter  wieder  kriegs- 
tüchtig sind.  Mit  seiner  Schleuder,  die  vielleicht  ursprünglich 
als  Knaben waffe  gedacht  war,  tötet  er  in  jeder  Nacht  so 
viele  im  feindlichen  Lager,  daß  man  vorzieht,  einen  Vertrag 
mit  ihm  einzugehen;  man  stellt  ihm  jeden  Tag  einen  Krieger 
zum  Zweikampf  und  verpflichtet  sich,  wenn  CüChulainn  Sieger 
bleibt,  an  diesem  Tag  nicht  weiter  zu  ziehen.  So  gelingt  es 
ihm,  obgleich  zuletzt  schwer  verwundet,  den  Feind  so  lange 
festzuhalten,  bis  die  Ulter  genesen,  so  daß  zunächst  einzelne 
sich  auf  die  Feinde  stürzen  und  meist  nach  heldenhaftem 
Kampf  fallen.  Schließlich  rückt  aber  der  ganze  Heerbann 
heran  und  bringt  ihnen  eine  gewaltige  Niederlage  bei.  Der 
geraubte  Stier  läßt  sich  mit  dem  Haupt -Stier  von  Connaught, 
dem  Finnbennach  „Weißhornigen",  in  einen  Zweikampf  ein, 
infolgedessen  beide  das  Leben  lassen.  —  Eine  Bereicherung 
der  Erzählung  ist  dadurch  erzielt,  daß  im  Heer  der  Connachter 
sich  auch  Ulter  befinden,  die  König  Conchobor  verbannt  hat. 
Unter  ihnen  ragen  Fergus  mac  Roich  (Roig)  und  ein  Sohn 
Conchobors,  Cormac  Connlongas,  an  Bedeutung  hervor,  jener 
überdies  einst  Ziehvater  des  jungen  CüChulainn.  also  durch 
engste  Bande  mit  ihm  veiknüpft. 

Die  Sage  war  jedermann  so  geläufig,  daß  man  nur  den 
Titel  zu  hören  brauchte,  um  die  ganze  Lage  vor  Augen  zu 
haben.  Die  älteren  Fassungen  haben  daher  keine  Einleitung, 
sondern  beginnen  sofort  mit  dem  Kriegszug.  Der  Donn  Cuailnge 


')  Soll  man  daher  eher  an  Jerera.  48,  41 ;  49,  22  erinnern :  et  erit  cor 
fortium  Moab  (Lhimneae)  in  du;  iUa  sicttt  cor  mulicn's  parturientisY 


II,  3.    Täin  bö  Ciiailnge,  Fassung-  I.  99 

wird  bei  seinem  ersten  Auftreten  (Z.  845)  einfach  „der  Stier" 
genannt;  jeder  Zuhörer  wußte  ohne  weiteres,  um  welchen 
es  sich  handelt. 

Die  Erzählung  ist  uns,  wenn  wir  von  späteren  Einzel - 
bearbeitungen  des  Kampfes  mit  Fer  Diad  absehen,  in  drei 
Hauptfassungen  überliefert  und  in  Auszügen  aus  einer  vierten 
(den  Interpolazionen  in  Fassung  I).  Von  diesen  vier  gehen 
aber  drei  auf  die  erste  zurück;  diese  bildet  also  für  uns  den 
ursprünglichsten  und  ältesten  überlieferten  TextJ) 


Kap.  3.    Fassung  I  (die  sogenannte  Lü -Version). 

Sie  ist  das  Werk  des  Kompilators  (Teil  I  Kap.  8)  und 
liegt  uns  in  drei  Handschriften  vor.  Trotz  des  trümmer- 
haften Zustandes  derselben  hat  es  ein  günstiger  Zufall  gefügt, 
daß  uns  nur  ein  Teil  eines  der  jüngsten  Abschnitte  in  dieser 
Überlieferung  fehlt.  Am  treusten  bewahrt  den  ursprüng- 
lichen Text: 

das  Gelbe  Buch  von  Lecan  (Ende  14.  Jh.,  s.  Teil  I 
Kap.  17),  Faks.  17a  — 53a.  Es  hat  drei  Lücken:  1.  Durch 
Ausfall  eines  Blatts  fehlt  der  Anfang,  Zeile  1 — 205.  —  2.  Schon 
in  der  Vorlage  fehlten  Z.  1761—1997,  so  daß  der  Schreiber, 
der  das  nicht  bemerkte,  31  a  1  nach  1760  mitten  in  einem 
Satze  auf  1997  übergesprungen  ist.  —  3.  Auf  S.  39  b  6  brach 
der  Schreiber  mitten  in  der  Episode  „Kampf  des  Fer  Diad" 
mit  Z.  2677  ab  und  ließ  den  Eest  der  Spalte  sowie  die  ganze 
folgende  Seite  40  leer,  offenbar  weil  seine  Vorlage  hier  ver- 
sagte oder  unleserlich  war.  Auf  S.  41a  oben  (Z.  2747)  hat 
er  dann  die  Titel  der  folgenden  Abschnitte  aufgezählt,  wohl 
damit  er  oder  ein  späterer  Ergänzer  gleich  überblicken  könne, 
wie  viel  ausgefallen  und  nachzutragen  sei.  Eine  andere  Hand 
hat  dann  auf  dem  freien  Raum  von  39  b  kurze,  abgerissene 
Notizen  über  den  weiteren  Verlauf  des  Kampfes  und  einige 
zugehörige  Gedichte  teils  vollständig,  teils  nach  ihren  Anfangs- 


^)  Über  das  Verhältnis  der  einzelnen  Fassungen  zueinander  s.  Zimmer, 
KZ  28,  426 ff.;  Nettlau,  RC  10,  330 ff.  11,  331  ff.;  Windisch  in  der  Einleitung- 
und  in  den  Anmerkungen  seiner  Ausgabe ;  Faraday  in  der  Einleitung  ihrer 
Übersetzung.  Eine  Kritik  dieser  Ansichten  und  die  Begründung  der  oben 
vertretenen  Anschauung  habe  ich  ZCP  9,  41 8  ff.  10,  205  ff.  gegeben. 


100  II,  3.    Täin  bö  Ouailnge,  Fassung-  I. 

Zeilen  aufgezeichnet  (2678—2733).  Die  starken  Verderbnisse, 
die  sie  zeigen,  machen  wahrscheinlich,  daß  sie  auf  gedächtnis- 
naäßiger  Wiedergabe  beruhen;  doch  lehrt  der  verständnislose 
Schreibfehler  riatiad  (2686)  für  rialiad  (=  rialinad)  in  den 
Prosanotizen,  daß  nicht  der  Eintragende  selber  sie  geliefert 
hat,  sondern  daß  er  sie  nach  fremder  Niederschrift  kopierte. 
Wie  weit  wir  diese  Lücke  ausfüllen  können,  darüber  s.  Kap.  7. 
Auf  S.  40  a  hat  dieselbe  Hand  den  kurzen  Abschnitt  ein- 
getragen, der  den  auf  S.  41  ff.  erhaltenen  unmittelbar  voraus- 
ging (2734—2746).  Daß  zwischen  dem  „Kampf  des  Fer  Diad" 
und  ihm  nichts  fehlt,  zeigt  Fassung  II.  Doch  beruhen  die 
nachträglichen  Notizen  in  GBL  auf  Fassung  lA) 

Dieser  Text  (mit  Ergänzung  des  in  GBL  Fehlenden 
aus  LU  und  Angabe  der  wichtigeren  Abweichungen  dieser 
Handschrift)  ist  gedruckt  unter  dem  Titel:  The  Täin  Bö 
Cüailnge  from  the  Yellow  Book  of  Lecan  with  variant 
readings  from  the  Lebor  na  hUidre  edited  b}^  John  Strachan 
and  J.  G.  O'Keeffe,  Dublin  1912.  Nach  der  Zeilenzählung 
dieser  Ausgabe  zitiere  ich. 

Das  vor  1106  geschriebene  Lebor  na  h-Uidre  (Teil  I 
Kap.  9),  unsere  älteste  Handschrift,  enthält  auf  S.  55 — 82 
(Faks.)  nur  Z.  1 — 2181;  der  Rest  ist  durch  Blattausfall  ver- 
loren.-) Die  Hauptschreiber  der  Handschrift  geben  denselben 
Text  wie  GBL;  aber  eine  spätere  Hand  hat  mehrfach  teils 
den  alten  Text  ausradiert  und  an  seine  Stelle  anderes  gesetzt, 
teils  auf  neu  eingehefteten  Blättern  Einschübe  eingetragen. 
Die  Interpolazionen  sind  aber  nicht  durch  diesen  Schreiber 
zuerst  dem  alten  Täin -Text  einverleibt  worden;  denn  sie 
kehren  wieder  in  der  von  LU  unabhängigen  Handschrift: 

Brit.  Mus.,  Egerton  1782  (15.— 16.  Jh.).  Sie  enthält  auf 
fol.  88a  —  105b  drei  Bruchstücke  dieser  Fassung:  Z.  1 — 829, 
914—1423,  1498  bis  ca.  1581  (der  Best  unleserlich),  gedruckt 
von  Windisch,  ZOP  9,  120.^)     Hier  sind  die  Interpolazionen 

')  Siehe  ZOP  10,  436  f. 

'^)  Der  Text  dieser  Handschrift,  mit  Ergänzung-  seiner  Lücken  aus 
GBL,  ist  übersetzt  von  L.  Winifred  Faraday,  The  Cattle-Raid  of  Cualnge 
(1904). 

3)  Moderne  Abschriften  dieser  Hs.  sind  Trin.  Coli.  (Dublin),  H.  1.  14 
(18.  Jh.)  und  Brit.  Mus.,  Egerton  114  (19.  Jh.);  s.  Zu  ir.  Hss.  I,  2;  ^'ettlau, 


II,  Jj.    Taiii  bü  Cuailiij^e,  Fassung  I.  101 

und  Änderungen  von  Lü  von  Anfang  an  in  den  fortlaufenden 
Text  geschrieben  und  zwar  an  den  gleiclien  Stellen  wie 
in  LU.  Also  stellt  Kg.  1782  eine  Handschrift  der  Klasse 
dar,  aus  welcher  der  Tnterpolator  von  LU  geschöpft  hat. 
Aber  auch  der  Grundtext  von  LU  hat  Abweichungen  vom 
Ursprünglichen  mit  Eg.  1782  gemein;  schon  dem  ersten  Tnter- 
polator der  Sage  hatte  also  eine  mit  LU  verwandte  Hand- 
schrift vorgelegen.  Doch  hat  schon  das  nicht  interpolierte  LU 
noch  eine  zweite  Handschrift  benutzt  und  gelegentlich  Les- 
arten daraus  verzeichnet.  9 

Die  Handschriften  von  Fassung  I  müssen  einst  sehr 
zahlreich  gewesen  sein;  fast  jeder  Kopist  der  jüngeren 
Fassungen  scheint  in  der  Lage  gewesen  zu  sein,  eine  bei- 
zuziehen und  Verbesserungen  oder  Lesarten  aus  ihr  auf- 
zunehmen. 

Daß  in  der  Fassung  I  (schon  vor  den  Interpolazionen) 
eine  Kompilazion  vorliegt,  hat  ihr  Verfasser  nicht  verhehlt. 
Er  bemerkt  namentlich  im  ersten  Teil  häufig,  daß  er  nun 
„andern  Büchern"  oder  „einer  andern  slichV^  („Spur",  d.i. 
„Überlieferung")  folge. 2)  Andere  Male  begnügt  er  sich  mit 
einem  bloßen  nö  „oder"."^)  Aber  es  ist  längst  bemerkt  worden, 
daß  er  durchaus  nicht  immer  darauf  hinweist,  sondern  daß  er 
oft  verschiedene  Berichte  zu  verschmelzen  sucht,  zum  Glück 
meist  so  ungeschickt,  daß  die  Fugen  deutlich  sichtbar  bleiben. 
Denn  sein  Ziel  ist  nicht,  ein  künstlerisches  Ganzes  zu  schaffen, 
sondern  womöglich  keinen  der  Einzelzüge,  die  er  vorfindet, 

RC  10,  333  f.  Sehr  nahe  stand  dieser  Handschrift  offenbar  auch  das  seit 
1841  verlorene  Pergament -Mannskript  XXXII  der  Advocates'  Library  in 
Edinburg,  Col.  3  —  40  (s.  Mackinnons  Katalog  217  ff.).  Da  es  auch  mit 
dem  Kampf  mit  Fer  Baeth  abbricht,  Avar  es  vermutlich  —  mittelbar  oder 
unmittelbar  —  daraus  geflossen. 

0  Siehe  ZCP  9,  433  ff.  10,  205  f. 

^)  Vgl.  secmidum  (Hs.  sed)  alios  libros  276  (GBL),  mad  iar  n-arailiu 
(araile)  525,  slicht  sain  733.  799.  872,  iar  slicht  aile  761  f.,  mad  iar  n-arailc 
slicht  766  f.  773,  .  .  .  iar  sin  slicht  sin,  ni  Ixe  le>ifam  sund  beos  882,  libair 
aile  914,  sie  in  ceteris  1752  (GBL),  ci  as-berad  alaili(u)  3003.  So  führt 
auch  LU  eigene  Zusätze  ein:  in  alis  libris  244,  secundum  alios  719,  at- 
berat  araili  2002. 

3)  Vgl.  818.  1513.  1561.  1742.  1757  (GBL).  2114.  3078.  3093.  3443. 
3454.  3466. 


102  II,  3.    Täin  bo  Ciiailnge,  Fassuug  I. 

ZU  Übergehen.  Es  kann  daher  der  Versuch  gewagt  werden, 
seine  Quellen  zu  scheiden.  Daß  es  lauter  geschriebene  Quellen 
sind,  nicht  etwa  mündliche  Überlieferung,  geht  teils  aus  den 
eigenen  Worten  des  Kompilators  und  noch  deutlicher  daraus 
hervor,  daß  die  Sprache  mancher  Abschnitte  ganz  verschiedenes 
Alter  zeigt.  Der  Versuch  Zimmers  KZ  28, 426  it'.  mußte  aller- 
dings schon  darum  mißlingen,  weil  er  von  der  Handschrift  GBL 
nichts  wußte  und  die  sekundären  Interpolazionen  in  LU  (und 
Eg.  1782)  noch  nicht  als  solche  erkannt  waren,  so  daß  er  zu 
dem  Irrtum  verführt  wurde,  Fassung  II  sei  eine  der  Quellen 
von  Fassung  I.  Es  fiel  Nettlau,  EC  10,  330  ff.  nicht  schwer, 
die  ungenügende  Begründung  seiner  Schlüsse  nachzuweisen. 
Eine  genaue  Prüfung  des  Textes  scheint  mir  wahr- 
scheinlich zu  machen,  daß  der  Kompilator  im  wesentlichen 
zwei  älteren  Parallelerzählungen  der  ganzen  Täin  folgte, 
aber  eine  ganze  Reihe  jüngerer  Stücke  einfügte.  So  lassen 
sich  ausscheiden: 

1.  natürlich  die  Interpolazionen  in  LU  und  Eg.  1782,  die, 
wie  ihr  Fehlen  in  GBL  zeigt,  nicht  vom  Kompilator  herrühren. 
Schon  ihre  Sprache  verrät  ihre  späte  Entstehung;  über  ihren 
Inhalt  und  Charakter  s.  Kap.  8. 

2.  Daß  der  Kampf  CilChulainns  mit  Fer  Diad  2200—2733 
ein  Stück  für  sich  gebildet  hat,  ist  nie  zweifelhaft  gewesen. 
Es  geht  das  ohne  weiteres  aus  dem  Satz  2312  f.  hervor:  „Es 
war  ein  hervorragender  Krieger  aus  Ulster  Zeuge  dieses  Ab- 
kommens und  das  war  Fergus  mac  Roig."  Da  Fergus  eine 
Hauptfigur  der  Täin  ist,  die  schon  fast  in  jedem  vorhergehenden 
Abschnitt  aufgetreten  ist,  kann  er  auf  diese  Weise  nur  in 
einem  Stück  neu  eingeführt  werden,  das  ursprünglich  keine 
Fortsetzung  der  bisherigen  Erzählung  war.  Auch  wird  im 
Folgenden  auf  diese  Episode  keinerlei  Rücksicht  genommen, 
vgl.  namentlich  2975.  Der  Kompilator  hat  sie  also  nur  lose 
eingefügt.  0  Ihrer  Sprache  nach  stammt  sie  aus  dem  11.  Jahr- 
hundert; s.  dazu  Kap.  7. 

3.  Stilistisch  fällt  völlig  aus  seiner  Umgebung  heraus  der 
Abschnitt  1772—2054  (§  56—01),  der  in  LU  den  Sondertitel 

^)  Der  einzige  Teil  der  Täin  bö  CJuaiinge,  den  die  Sagenliste  A  gesondert 
anführt,  ist  Aided  Fir  Dead  „Tod  des  Fer  Dead".    Sie  hat  ihn  also  wohl 

Uücli  als  oesonderen  Text  gekannt. 


II,  '.i.    Tain  hf)  Cuiiiluge,  FaHBUug  I.  lOo 

führt:  In  carpat  serda  7  in  hreslech  mor  Maige  Mur(themne) 
„der  Sichelwagen  und  das  große  Fällen  von  Mag  Mujr- 
theimne".  Die  bombastische,  von  alliterierenden  Beiwörtern 
und  verbundenen  Synonymen  strotzende  Ausdrucksweise 
steht  in  schärfstem  Gegensatz  zu  der  knappen  Einfachheit 
der  sonstigen  erzählenden  Teile.  Auch  die  maßlosen  Über- 
treibungen sind  jenen  fremd.  Und  hätte  auch  dort  CüChulainn 
die  Gabe  gehabt  sich  unsichtbar  zu  machen  wie  hier  (1926), 
so  hätte  ihm  die  Gelegenheit  sie  anzuwenden  wahrlich  nicht 
gefehlt  und  wäre  seine  Aufgabe  sehr  viel  leichter  gewesen. 
Am  nächsten  stellt  sich  dieses  Stück  zur  Fer-Diad- Episode, 
ja  in  der  Schilderung  CüChulainns  stimmt  —  außer  vielem 
Sachlichen  —  ein  Satz  fast  wörtlich  überein, ^)  und  zwar 
weist  die  darin  enthaltene  Verbalform  co-curenn  gleichfalls 
ins  11.  Jahrhundert.  2)  Denselben  Verfasser  können  aber  die 
beiden  Abschnitte  nicht  haben;  denn  während  im  Fer-Diad, 
wo  es  nur  immer  angeht,  längere  Gedichte  eingeschoben 
werden,  enthält  unser  Stück  nicht  ein  einziges.  Ich  möchte 
annehmen,  daß  wir  einen  übertreibenden  Nachahmer  der  Fer- 
Diad -Erzählung  vor  uns  haben.  Er  kannte  vermutlich  den 
älteren  Text,  der  gleichfalls  den  Titel  Breslech  (Brislech)  mör 
Maige  Murthemne  führt  und  der  den  Tod  C-ü( 'hulainns  schildert 
(s.  Kap.  63),  und  läßt  nun  den  Helden  gewissermaßen  im  voraus 
seinen  Tod  rächen.  Dem  Kompilator  selber  können  wir  nach 
seinen  sonstigen  dürftigen  lieistungen  ein  solches  retorisches 
Kunststück  nicht  zutrauen.  So  fragt  sich  nur,  ob  auch  dieser 
Abschnitt  einst  eine  selbständige  Erzählung  war  und  erst 
vom  Kompilator  hineinverarbeitet  wurde,  oder  ob  schon  eine 
seiner  Quellen  einen  Teil  des  alten  Täin- Textes  auf  diese 
moderne  Weise  ausgeschmückt  und  erweitert  hatte.    Denn  die 

^)  Cain  cocairsi  ind  fuilt  sin  co-curenn  teora  imrotha  im  chlais  a 
chulaid  (2026  f.)  =  cain  cocortus  inn  uilt  sin  co-cuirend  teora  imsrotha 
'ma  formna  siar  seil  sechtair  (Fer-Diad  2565  f.)- 

2)  Das  frühste  Beispiel  für  die  Endung  -emi  (s.  ZCP  I,  343  ff.)  ist 
bis  jetzt  ni-leigenn  {=  -leicemi)  in  einem  zwischen  993 — 1004  abgefaßten 
Gedicht  (K.Meyer,  Sitz.-Ber.  der  Berliner  Akademie  1919  S.  93  Str.  32). 
Dem  Saltair  na  Rann  (um  987)  ist  sie  noch  unbekannt.  Vgl.  für  das 
junge  Alter  der  Sprache  weiter:  teöra  lern  1809.  1819.  1840;  teora  catha 
1831.  1851;  ro-recratär  1782;  arqldäais  7  aireMsais  1802  f.:  do-bertsat  1851 ; 
ro-gafjastär  (oft);  da  ig  är  biih  1891  u.  a. 


104  II,  3.    Täin  bü  Cuailnge,  Fassung  I. 

Erzählung  fügt  sich  gut  ein.  §  62  reiht  sich  an  §  61  inhaltlich 
unmittelbar  an.  Ist  meine  unten  zu  §  51  geäußerte  Vermutung 
richtig,  daß  diese  Dublette  zu  §  61  einst  an  dessen  Stelle  ge- 
standen hat  und  erst  durch  den  Kompilator  versetzt  worden 
ist,  so  ist  das  erste,  die  ursprüngliche  Selbständigkeit  unserer 
Episode  anzunehmen. 

4.  Viel  iVuffallendes  enthält  der  Abschnitt  Todiestol  Ulacl 
„das  Aufgebot  der  Ulter'^  3011—3055  (§  78).  Um  seinen 
Heerbann  aufzubieten,  schickt  König  Conchobor  seinen  Sohn 
Finnchad  Fer  Benn  an  alle  möglichen  Männer  und  Plätze  von 
Ulster.  Das  steht  zunächst  im  Widerspruch  zu  45  und  49  (§  2), 
wonach  die  edelsten  Ulter  mit  Conchobor  in  Emain  in  ihrem 
Schwächezustand  liegen,  ein  Drittel  von  ihnen  mit  Celtchar 
in  Dün  Lethglaisse;  man  braucht  sie  also  nach  dem  Weichen 
der  Krankheit  nicht  einzeln  aufzusuchen.  Doch  das  könnte 
einer  anderen  Fassung  angehören.  Ebenso  ließe  sich  deuten, 
daß  unter  den  Aufgebotenen  (3013)  Illann  mac  Fergosa  er- 
scheint, der  nach  2800  vielmehr  mit  seinem  Vater  bei  den 
Feinden  weilt.  Aber  merkwürdig  ist,  daß  auch  zu  Cethirn 
(Cethern)  mac  Fintain  gesandt  wird,  der  längst  —  in  einer 
der  ausführlichst  erzählten  Episoden  —  gefallen  ist  (2891), 
ja  sogar  zu  CüChulainn  mac  Sual(daim)  selber  (3038)  und 
gar  zur  Furie  MorrTga(i)n  3020!  An  sich  würde  das  freilich 
nicht  allzuviel  besagen.  Solche  Aufzählungen  sind  ihrer  Natur 
nach  fortwährender  Erweiterung  ausgesetzt,  indem  jeder  Kopist 
einzelne  Namen  hinzufügen  kann  ohne  die  Gesamtheit  der  Sage 
und  die  ganze  Situazion  zu  überblicken.  Aber  dazu  kommt, 
daß  der  einleitende  Abschnitt  2972  ff.  (§  77),  der  den  Titel 
Strrahad  Sualdaim  „Sualdaims  lange  Warnung"  führt,  sich 
gleichfalls  nicht  in  die  Erzählung  fügen  will.  Der  Anlaß  zu 
Sualdaims  Warnung  ist  verschieden  von  dem  221  (§  6)  er- 
wähnten.') Anderseits  bildet  der  Abschnitt  eine  Dublette  zu 
der  Fassung  (§  36),  nach  der  C'üChulainn  selber,  nicht  Sualdaim 
die  AVarnung  ausführt  und  zwar  mit  annähernd  denselben 
Worten  (1080  f.  =-  2985.  vgl.  1081  f.  r_-  2989  f.).     Also  liegt 


1)  Zu  dieser  älteren  Version  kann  der  in  unseren  Abschnitt  ein- 
geschobene Satz  (3003)  gehören,  wonach  „andere"  von  einer  anderen 
Todesart  Sualdüinis  berichten. 


II,  '.i.   Täiii  bo  Cuailiige,  Fassnii^  I.  105 

hier  jedenfalls  eine  dritte  Fassung  der  Warnung  vor,  ohne 
daß  man  deshalb  anzunehmen  braucht,  daß  diese  Fassung  die 
ganze  Täin- Geschichte  enthielt.  Weiter  stimmt  der  folgende 
Abschnitt  305G— 3073  (§  78,  Schluß)  nicht  zu  der  Fortsetzung, 
wie  sie  wenigstens  in  der  Kompilazion  vorliegt.  Wenn  Con- 
chobor  und  Celtchair  den  Ultern  mit  dreimal  fünfzig  Wagen 
vorausgefahren  sind  und  160  Feinden  die  Köpfe  abgeschlagen 
liaben,  ist  König  Ailills  Zweifel  unverständlich,  ob  die  Ulter 
wirklich  im  Anzug  seien  (3101  ff).  Also  die  ganzen  Para- 
grafen  77.  78  (2972  —  3073)  bilden  einen  fremden  Bestandteil. 
Was  dafür  in  den  alten  Fassungen  gestanden  hat,  wissen 
wir  nicht;  vielleicht  war  nur  in  wenig  Worten  berichtet,  daß 
alle  Ulter  sich  endlich  aus  ihrem  Schwächezustand  erhoben 
und  mit  Conchobor  und  Celtcha(i)r  dem  feindlichen  Heere 
nachzogen. 

Nun  hat  der  Abschnitt  Tochestol  Ulad  ein  (TCgenstück  in 
Tochos[t]id  fear  n-Erend  „Aufgebot  der  Irländer*'  3481 — 3521 
(§  87).  Dieses  ist  deutlich  erst  jenem  nachgebildet,  um  auch 
den  Feinden  ein  solches  Aufgebot  zuzuteilen.  Aber  zu  einer 
alten  Erzählung  kann  es  nicht  gehören,  denn  es  ist  ganz 
undenkbar,  daß  Ailill  erst  in  der  Nacht  vor  der  Schlacht 
Traigthren  durch  halb  Irland  aussendet,  die  Männer  auf- 
zubieten; sie  würden  ja  viel  zu  spät  kommen,  i)  Denselben 
Verfasser  haben  die  beiden  Aufgebote  nicht;  dazu  sind  sie 
zu  verschieden  gestaltet.  Während  im  ersten  Orts-  und 
Männernamen  bunt  durcheinander  aufgezählt  sind,  werden 
im  zweiten  immer  drei  gleichnamige  Männer  zusammen- 
gefaßt, oft  mit  dem  Genitiv  des  Ortes  ihrer  Herkunft.  Diese 
trockene  und  etwas  kindliche  Liste,  die  der  „Männerteil'* 
(ferchuitred)  der  Irländer  genannt  wird,  kann  nicht  für 
sich  besonders  bestanden  haben,  sondern  rührt  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  vom  Kompilator  selber  her.  2)  Ebenso 
dann  wohl  auch  3534 — 3540,  wo  die  Ankunft  dieser  ferckui- 
treda  gemeldet   wird   und   einige  weitere  fabelhafte  Krieger 

^)  Dadurch,  daß  er  Traigthren  „deu  Schnellfüßigen"  dieses  Aufgebot 
vollziehen  läßt,  hat  der  Einschiebende  diesen  Widersinn  nur  wenig  ge- 
mildert. 

2)  Vielleicht  ist  auch  von  Bedeutung,  daß  der  Titel  in  der  Aufzählung 

2747  ff.  fehlt. 


100  II,  3.    Taiu  böICuailuge,  Fassung  I. 

genannt  werden,  die  zum  Kampf  heranziehen,!)  aber  im 
Folgenden  nicht  mehr  vorkommen.  Ist  das  richtig,  dann 
hat  der  Kompilator  woh]  auch  jenen  ersten  Abschnitt  nicht 
schon  als  Bestandteil  einer  Tain- Erzählung,  sondern  selb- 
ständig vorgefunden  und  erst  selber  eingeschoben.  Da  jeder- 
mann den  Kampf  CüChulainns  mit  den  Söhnen  von  Gaile 
Dana  (2975)  kannte,  bildet  er  ein  leidlich  abgerundetes  Ganzes. 

Somit  gehören  2972  —  3073.  3481  —  3521.  3534  —  3540 
meines  Erachtens  keiner  der  beiden  Hauptquellen  an. 

5.  Tochim  na  m-buiden  „der  Aufmarsch  der  Scharen" 
3097—  3413  (§  82).  Diese  liebevoll  ausgearbeitete  Schilderung 
der  aufziehenden  Ulter  durch  Mac  Roth  stimmt  so,  wie  sie 
vorliegt,  weder  zu  einer  der  sonst  benutzten  Hauptfassungen 
noch  zu  den  besprochenen  eingeschobenen  Abschnitten.  Wenn 
manches  an  die  Fassung  anklingt,  die  ich  unten  mit  A  be- 
zeichne: so,  daß  der  Stier  aus  Cuib  geraubt  ist  wie  in  §  25 
und  40,  und  daß  Rochaid  mac  Faithemain  der  Schwiegersohn 
von  Ailill  und  Medb  genannt  wird  (vgl.  §  73),  so  fügt  sich 
doch  anderes  nicht.  In  A  (§  2,  vgl.  oben  zu  §  78)  ist  Celtcha(i)r 
mac  üthidir  die  Hauptgestalt  neben  Conchobor,  während  hier 
(3290)  Celtchair  mac  Guitheochair  keine  besondere  Rolle  spielt. 
Namentlich  aber  fällt  Mac  Roth's  Bemerkung  auf,  Conall 
Cernach  sei  nicht  unter  den  Aufmarschierenden  (3885).  Von 
diesem  nächst  CüChulainn  hervorragendsten  ülter  Helden  finden 
wir  sonst  in  unserer  Sage  zwei  Auffassungen.  Entweder  er 
wird  als  bedeutend  älter  als  CüChulainn  und  als  Verbannter 
bei  den  Connachtern  gedacht  (A),  vgl.  159.  484.  545.  591  ff. 
3598  ff.  Dann  kann  es  aber  dem  Späher  der  Connachter 
nicht  bemerkenswert  sein,  daß  er  nicht  mit  den  Ultern  auf- 
zieht. Oder  aber  (B)  er  unterstützt  seinen  Vater,  den  Ulter 
Aimirgin,  indem  er  ihm  Steine  und  Spere  reicht  (2971  f.).  2)  Er 
ist  hier  wohl  als  noch  nicht  voll  erwachsen  vorgestellt  Avie 
sein  Ziehbruder  CüChulainn;  diese  Anschauung  halte  ich  für 
die  ältere.  Aber  auch  dann  ist  sein  Fehlen  bei  den  Ultern 
nicht  motiviert.    Dem  Verfasser  muß  eine  Erzählung  bekannt 

*)  Es  ist'iwohl  zu  (lesen  (3534 ff.):  Innäm  tra  /ii-tul[t]adar  fiamm 
iaruni^donj-liath  for  Gäirich  7  Jrgäirich,  is  ann  didiu  sin  usw. 

■^)  Auch  iu  Tochestol  IJlad  3036  wird  er  mit  tlou  audereu  lllteru 
aufgeboten. 


11,  ii.   Taiu  bo  (Juailuge,  Fasauug-  I.  l^'T 

gewesen  sein,  wonach  Conall  während  der  Täin  von  Irland 
abwesend  war.  ^  —  A.uch  daß  ('üChulainn  zum  Schluß  auf 
seinem  Wagen  von  den  side  (Elfen)  kommt,  wo  offenbar  seine 
Wunden  geheilt  worden  sind,  läßt  sich  mit  dem  Übrigen  und 
der  Gestaltung  der  Schluß -Schlacht  nicht  vereinigen. 

Aber  hier  ist  nun  kaum  zu  entscheiden,  ob  auch  dieser 
Abschnitt  einst  für  sich  bestanden  hat,  oder  ob  schon  vor 
dem  Kompilator  jemand  eine  schon  in  einer  Fassung  vor- 
handene Schilderung  weiter  ausgeführt  und  ergänzt  hatte,  ohne 
auf  die  anderen  Abschnitte  der  Täin  die  nötige  Rücksicht  zu 
nehmen. 

6.  Die  Aufzählung  der  Orte,  welche  die  Täin  berührt 
(81 — 151,  §  3),  steht  zwar  in  keiner  engeren  Beziehung  zum 
sonstigen  Text,  widerspricht  ihm  aber  nicht.  Sie  kann  in 
die  Handschrift  irgend  einer  Fassung  in  früherer  oder  späterer 
Zeit  eingetragen  worden  sein  und  braucht  nie  für  sich  be- 
standen zu  haben. 

Sieht  man  von  Nr.  2  —  5  ab,  die  ja  die  Erzählung  nicht 
wesentlich  weiter  führen,  so  scheint  mir,  wie  oben  bemerkt, 
der  Kompilator  in  der  Regel  zwei  Texte  wiederzugeben,  die 
die  ganze  Tain  -  Geschichte  von  Anfang  bis  Ende  enthielten. 
Wenigstens  kommt  man  mit  zwei  Quellen  aus,  abgesehen  von 
drei  kurzen  Abschnitten,  die  unten  besprochen  werden  sollen. 
Zur  Scheidung  der  beiden  dienen  einmal  die  Angaben  des 
Kompilators  selber,  wo  er  den  Übergang  von  einer  Über- 
lieferung zur  anderen  ausdrücklich  bemerkt.  Ferner  die  Dub- 
letten und  Widersprüche,  die  großenteils  schon  von  Zimmer 
hervorgehoben  worden  sind,  und  die  ich  unten  bei  der  Analyse 
verzeichne.  Speziell  für  die  Zuteilung  der  einzelnen  Abschnitte 
an  eine  der  beiden  Quellen,  die  ich  A  und  B  nenne,  haben 
sich  mir  folgende  Kriterien  als  brauchbar  erwiesen: 

1.  Conall  Cernach  befindet  sich  nach  A  bei  den  Feinden, 
nach  B  bei  den  Ultern  (s.  oben  S.  106). 

2.  CuChulainn  hat  in  beiden  Quellen  einen  Vertrauten 
im  feindlichen  Lager;  in  A  ist  es  Fiacha  mac  Fir  Febe  (aus 
Ulster),   in  B   Lugaid  mac  Nöis   (aus  Munster).     Wo   beide 

^)  Vgl.  den  Schluß  vou  Täin  hö  Fraich  (Kap.  10  II)  in  Egertou  17S2. 
Auch  Aided  ConCulaiim  (Kap.  ü3j. 


108  II,  3.    Taiu  bö  Cuailiige,  Fassung  I. 

auftreten  (§  47),  ist  schon  durch  andere  Anzeichen  erwiesen, 
daß  der  Kompilator  beide  Quellen  zusammengearbeitet  hat. 

3.  In  A  haben  die  Connachter  als  Bundesgenossen  sieben 
Könige  aus  Munster,  sonst  nur  die  Dreitausendschaft  der 
Galiöin  (aus  Leinster).  In  B  ziehen  vier  „Fünftel"  Irlands 
gemeinsam  gegen  Ulster;  sie  werden  oft  kurzweg  als  fr  Erenn 
„die  Männer  Irlands"  bezeichnet. 

4.  In  B  haben  die  Titel  der  Abschnitte  (die  meist  am 
Ende  beigefügt  sind)  den  Zusatz  ar  Täna  „auf  der  Täin" 
oder  ähnlich;  vgl.  Aided  Lothair  ar  Tana  881,  ar  Täna  ho 
Cuail[n]ge  1607,  Comruc  LoicJi  j  ConCulaind  ar  Tanaid  1630 
(GBL),  Coicsnas  (Cöicnas)  Focherda  isin  Tana  1743,  ar  Tanaig 
1)0  Cuailngi  2954.  Das  kommt  in  Teilen,  die  sicher  A  an- 
gehören, nicht  vor. 

Die  drei  kurzen  Abschnitte,  die  sich  in  diese  Zweiteilung 
nicht  fügen,  sind  folgende: 

1.  1095—1097  oder  1098  (§37).  Kurze  Notiz,  daß  Äth 
Cuillne  darnach  benannt  ist,  daß  Cuillius,  der  Wagenlenker 
Ailills,  in  dieser  Furt  ertrank.  Der  Wagenlenker  (Aüllius 
ist  A  fremd  und  eine  Gestalt  der  Fassung  B  (§  32);  aber  er 
lebt  nach  dieser  noch  3554  ff.,  wenn  er  auch  dort  in  der 
Kompilazion  nicht  mit  Namen  genannt  ist.  Doch  wird  man 
darum  nicht  eine  dritte  Quelle  annehmen  wollen.  Es  wird 
irgend  jemand  i)  den  Ortsnamen  mit  dieser  gegebenen  Figur 
erklärt  und  die  Notiz  eingeschoben  haben,  ohne  des  späteren 
Fortlebens  des  Wagenlenkers  eingedenk  zu  sein. 

2.  1345,  besonders  1346—1348  (§  43).  Während  der 
Ortsname  Focherd  oder  Fochaird  (heute  Faughart)  in  dem 
aus  A  und  B  gemischten  §  47  auf  doppelte  Weise  etymo- 
logisiert ist  (1560  und  15621,  vgl.  1569),  erscheint  hier  eine 
dritte  Etymologie  oder  wenigstens  ein  anderer  Anlaß  zur 
Benennung,^)  was  also  zu  keinem  von  jenen  gehören  kann. 
Eigentümlich  ist  auch  das  unmittelbar  vorhergehende  Ab- 
schnittchen §  42  (1341—1344),  wo  es  heißt:  „Damals  nun 
tötete  CüChulainn   alle  diese,  die  wir  genannt  haben  (inna 

*)  Wegen  der  altertümlichen  Form  henti-som  .,er  trifft  ihn"  wohl 
nicht  der  Kompilator. 

-)  Eine  vierte  bringt  der  luterpolator  ddyT)  tt'.j. 


11,3.    Tiiin  hC)  Cuaiiiige,  Fa.s.suiig  I.  100 

huile  sea  as-ruhartmar)  in  Cuib,  nämlicli'*  usw.  Das  Präteritum 
as-ruhartmar  ist  mit  dem  auf  das  Folgende  weisenden  Pronomen 
inna  .  .  sea  nicht  vereinbar;  auch  sind  die  (xetöteten  Ijisher 
nicht  genannt,  sondern  werden  nun  erst  nebst  den  nach  ihnen 
benannten  Orten  aufgeführt  Daß  der  Kompilator  aus  Ver- 
sehen statt  einer  Futurform  das  Präteritum  eingesetzt  habe, 
ist  nicht  anzunehmen,  da  er  selber  (1098)  die  jüngere  Form 
at-ruhramar  für  das  alte  as-rubartmar  gebraucht.  Das  dürfte 
darauf  hinweisen,  daß  er  alle  diese  Etymologien  (und  somit 
auch  die  von  Focherd)  aus  einer  anderen  (Quelle  geschöpft 
hat,  wo  die  Namen  vorausgingen,  so  daß  er  nur  bei  der 
Nachstellung  das  Pronomen  sin  in  sea  verwandelt  hat. 

3.  898—901  (§  30).  In  diesem  kleinen  Abschnitt  tötet 
CüChulainn  erst  Cronn  (wonach  wohl  der  Bach  Glais  Cruinn 
benannt  sein  soll)  und  Csemdele,  dann  hundert  Krieger,  unter 
ihnen  Roan  und  Roae,  die  beiden  Historiker  der  Täin;  endlicli 
124  (in  LU:  144)  Könige.  Aber  daß  er  als  Einzelner  über 
hundert  Könige  (im  Kampf)  erschlagen  haben  soll,  kann  hier 
keiner  alten  Fassung  angehören.  Sonst  könnte  es  gleich 
nachher  keinen  solchen  erschütternden  Schrecken  hervorrufen, 
wenn  er  in  der  Nacht  mit  seiner  Schleuder  100  Mann  tötet 
(1099  f.).  Überhaupt  sind  die  allzu  kräftigen  Übertreibungen 
erst  den  jüngeren  Teilen  geläufig.  Der  Abschnitt  macht  den 
Eindruck,  ein  kurzes  Referat  nach  einer  ausführlicheren  Er- 
zählung zu  sein.  Der  Tod  der  „Historiker  {senchaid)  der 
Täin"  dürfte  auf  eine  ältere  Fassung  der  unten  Kap.  12  be- 
sprochenen Sage  hinweisen,  wonach  die  Erzählung  der  ganzen 
Täin  einst  verloren  war;  das  mochte  mit  diesem  Tod  moti- 
viert sein. 

Wie  nun  auch  die  Quellen  ausgesehen  haben  mögen,  aus 
denen  der  Kompilator  (oder  ein  Früherer)  Nr.  2  und  3  ge- 
schöpft hat,  sie  scheinen  mir  keinen  genügenden  x\nhalt  zu 
geben,  neben  den  beiden  oft  deutlich  nachweisbaren  Haupt- 
quellen noch  weitere  Erzählungen  der  vollständigen  Täin 
anzunehmen,  die  dem  Kompilator  vorgelegen  hätten. 

Wenden  wir  uns  nun  jenen  zwei  Hauptquellen  zu,  so  ist 
ohne  weiteres  ersichtlich,  daß  sie  sprachlich  bedeutend  älter 
sind  als  die  vom  Kompilator  eingeschobenen  Sätze.  Von 
einander    scheinen    sie    dagegen    im    Sprachcharakter    nicht 


110  II,  3.    Tain  bö  Cuaihige,  Fassung:  I-  ^_ 

wesentlich  abzuweichen;  ihre  Niederschrift  kann  danach  mif 
einiger  Sicherheit  ins  9.  Jahrhundert  gesetzt  werden,  wegen 
der  merklichen  Abweichung  vom  Glossen -Irisch  wohl  nicht  , 
zu  nahe  an  seinen  Anfang,  wenn  auch  die  genaue  Unter-  i! 
suchung,  was  vom  sprachlich  Jüngeren  ursprünglich,  was 
durch  die  Überlieferung  hineingekommen  ist,  noch  aussteht. 
Inhaltlich  stellen  sie  zwei  Parallelerzählungen  der  ganzen 
Täin-Sage  dar.  Im  allgemeinen  Aufbau  stimmen  sie  überein. 
Gemeinsam  haben  sie  die  Profezeiung  der  Seherin  Fedelm 
im  Beginn,  die  eingeschobene  Erzählung  der  Jugendtaten 
CüChulainns,  natürlich  die  Erbeutung  des  Stiers,  einige  Haupt- 
Einzelkämpfe  CüChulainns  wie  den  mit  Fer  Baeth,  mit  Loch 
(Luach),  die  große  Schluß  -  Schlacht  mit  den  drei  mächtigen 
Schwerthieben  Fergus',  den  Kampf  und  Tod  der  zwei  Stiere. 
Aber  im  Einzelnen  weichen  sie  oft  und  stark  voneinander  ab. 
Die  Sitte,  Ortsnamen  aus  den  Namen  gefallener  Helden  zu 
erklären  (s.  Teil  I  Kap.  13),  machte  es  jedem  Erzähler  leicht, 
je  nach  seiner  Ortskunde  oder  seiner  Zuhörerschaft  eine 
Menge  neuer  Episoden  zu  erfinden.  Zu  den  festen  Bestand- 
teilen gehören  zum  Teil  die  Gedichte,  gelegentlich  so,  daß 
der  eine  nur  noch  eine  Strofe  kennt,  wo  der  andere  noch  das 
volle  Gedicht  hat  (B  1033  gegen  A205);  namentlich  auch  die 
kunstvollen,  dunkeln  retorics  (s.  oben  S.  541),  die  aber  oft 
verschiedenen  Personen  in  den  Mund  gelegt  sind.  Auch  sonst 
werden  dieselben  Eigennamen  verschieden  verwertet.  Manch- 
mal hatten  sich  auch  bloß  die  Titel  einzelner  Abschnitte  er- 
halten, denen  dann  von  den  Erzählern  ein  beliebiger  Inhalt 
untergelegt  wurde.  Als  charakteristisch  vergleiche  man  etwa 
§  63  (Imroll  Belaig  Euin),  wo  der  Kompilator  beide  Fassungen 
nebeneinandersetzt,  die  nur  darin  übereinstimmen,  daß  Maine 
eine  unglücklich  verlaufende  Zusammenkunft  mit  einem  Ulter 
hat,  sonst  aber  ganz  abweichen.  Die  Fassung  A  dürfte  in 
Leinster  ihre  Gestalt  erhalten  haben;  darauf  weist  die  Episode 
der  Galiöin  (§  4),  der  Leinsterer,  die  nachher  fast  ganz  aus  der 
Geschichte  verschwinden. 

Beide  Fassungen  setzen  also  offenbar  ein  Original  fort, 
dessen  Gerüste  sie  beibehalten,  indem  sie  aber  vielfach  die 
alte  Füllung  durch  neues  Fleclitwerk  ersetzen.  Das  weist 
deutlich    auf  mündliche   Überlieferung.     Aber   wann   haben 


11,3.    Täin  bö  (hmihifre,  KaB^unij  I.  111 

wir  das  Original  anzusetzen,  das,  wie  Kap.  2  bemerkt  worden 
ist,  von  einem  Verfasser  herrührt,  der  offenbar  Berülirun^  mit 
der  Klostergelehrsamkeit  hatte?  Das  ist  natürlich  schwer 
zu  bestimmen.  Die  festesten  Bestandteile,  die  retorks  und 
namentlich  ihre  häufige  Einleitung  durch  die  altertümliche 
Verbalform  con-cloth  (nl)  „man  hörte  (etwas)",  die  sclion  im 
Glossen -Irisch  durch  -dos  ersetzt  ist,  lassen  vermuten,  daß 
die  erste  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  als  Ursprungszeit  an- 
gesehen werden  darf.  Dazu  stimmt,  daß  das  Gedicht  über 
die  Profezeiung  der  Scäthach  (Kap.  30),  das  in  diese  Zeit 
gehört,  so  vag  die  Angaben  sind,  die  Gesamt- Sage  bis  zum 
Schlußkampf  der  Stiere  vorauszusetzen  scheint.  Man  hat 
zwar  auf  Grund  der  späteren  Erzählung  (Kap.  12),  zur  Zeit 
des  Dichters  des  7.  Jahrhunderts  Sencliän  Torpeist  sei  die 
ganze  Täin  erst  wieder  bekannt  geworden,  wiederholt  eine 
noch  frühere  Datierung  gewagt.  Die  muß  ich  für  ganz  un- 
wahrscheinlich halten.  Wir  werden  später  (Teil  IV)  sehen, 
daß  man  historische  Romane,  wie  wir  sie  nennen  würden, 
gerne  gerade  in  jene  Zeit  verlegte;  die  Zeitangabe  ist  daher 
ohne  jeden  Wert.  Die  kunstvolle  Komposizion  ist  gewiß  zu- 
nächst schriftlich  ausgeführt  worden.  Aber  vor  dem  Ende 
des  7.  Jahrhunderts  bestand  keine  irische  Schriftsprache.  Das 
ersehen  wir  aus  den  par  tastenden  Versuchen,  irisch  zu 
schreiben,  in  Glossen,  die  man  jener  frühen  Zeit  zuteilen 
darf.  Die  Annahme  einer  schriftlichen  Komposizion  wider- 
streitet nicht  dem  oben  Gesagten,  daß  die  Überlieferung  bis 
ins  9.  Jahrhundert  eine  mündliche  war.  Denn  die  Erzähler 
haben  die  Geschichte  dann  offenbar  übernommen,  und  die 
Urhandschrift  wird  verloren  gegangen  sein.  Übrigens  ist 
nicht  gesagt,  daß  jene  gar  nichts  Schriftliches  besaßen.  Die, 
wie  es  scheint,  fast  variantenlose  Wiedergabe  einiger  schwer 
verständlichen  retorics,  die  sich  in  beiden  Fassungen  finden, 
kann  darauf  beruhen,  daß  nur  diese  sprachlichen  Kunst- 
stücke sich  auch  schriftlich  fortpflanzten.  Wir  haben  in 
Teil  I  Kap.  3  gesehen,  daß  die  alte  Handschrift  von  Druim 
Snechta  mehrfach  nur  die  retorics  ohne  die  zugehörigen  Ge- 
schichten oder  nur  mit  kürzester  Andeutung  derselben  ent- 
hielt; für  diese  vertraute  der  Erzähler  auf  sein  Gedächtnis, 
da  es  auf  wörtliche  Wiedergabe  ja  hier  nicht  ankam.   Vielleicht 


112  II,  3.    Tain  bö  Cuailnge,  Fassung  I. 

hatte  er  etwa  aucli  ein  Verzeichnis  der  Titel  der  einzelnen 
Abschnitte. 

Den  Einfluß,  den  dieser  erste  Versuch,  die  kurzen  irischen 
Sagen  zu  einer  umfassenden  Erzählung  zu  vereinigen  und  aus- 
zuspinnen,  ausgeübt  hat,  können  wir  uns  wohl  gar  nicht  groß 
genug  vorstellen.  Ich  möchte  glauben,  daß  er  vor  allem  der 
Ulter  Sage  ihre  Alles  überragende  Stellung  für  die  nächsten 
Jahrhunderte  verschafft  hat.  Das  Vorgehen  selber  ist  vor 
dem  10.  Jahrhundert  anscheinend  nicht  oft  nachgeahmt  worden; 
ich  wüßte  nur  die  Sage  vom  Tode  Conaire's  (Kap.  81)  und  etwa 
die  Schiffahrt  von  Msel  Düin  und  die  Schlacht  von  Mag  Tuired 
zu  nennen.  Aber  wie  er  im  Einzelnen,  in  der  Darstellungs- 
weise gewirkt  hat,  können  wir  nicht  ermessen,  da  sicher  früher 
aufgezeichnete  Sagen  kaum  vorhanden  sind.  Sind  etwa  die 
lebhaften  Gespräche,  die  uns  beim  Lesen  dieser  Literatur  immer 
wieder  erfreuen,  auf  sein  Vorbild  zurückzuführen?  Die  Sitte, 
Sagengestalten  aus  Ortsnamen  erstehen  zu  lassen,  ist  wohl 
nicht  von  dem  Verfasser  angebahnt,  aber  gewiß  sehr  gestärkt 
worden. 

Zusammenfassend  kommen  wir  also  zu  folgendem  Bilde. 
In  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  gestaltete  jemand  die 
Sage  der  Täin  zu  einer  längeren  Erzählung  aus.  Sie  pflanzte 
sich  wesentlich  mündlich  fort.  Zwei  stark  abweichende 
Fassungen  wurden  im  9.  Jahrhundert  aufgezeichnet  und  dann 
durch  Abschriften  weiter  überliefert;  dabei  mag  allerlei  nach- 
träglich eingeschoben  worden  sein.  Trotz  dieser  Gesamt- 
darstellungen wurden  auch  einzelne  Episoden  damals  und 
später  erzählt  und  niedergeschrieben,  waren  teilweise  direkt 
für  die  Schrift  bestimmt.  Im  11.  Jahrhundert  sammelte  ein 
Klostergelehrter  diesen  ganzen  Stoff,  soweit  er  aufgezeichnet 
war,  und  arbeitete  ihn  ineinander,  indem  er  teils  abweichende 
Berichte  nebeneinander  stellte,  teils  sie  zu  einer  —  allerdings 
meist  sehr  äußerlichen  —  Einheit  verschmolz,  teils  solches 
wegließ  oder  nur  andeutete,  was  in  anderer  Fassung  aus- 
führlicher oder  ihm  zusagender  behandelt  war.  Es  ist  ihm 
sogar  einmal  begegnet,  denselben  Abschnitt  zweimal  wörtlich 
gleich  aufzunehmen  (3477—3480  =  3568—3570).  Die  Zeit 
dieses  Kompilators  ergibt  sich  einesteils  daraus,  daß  die 
älteste,    vor    1106    geschriebene   Handschrift    bereits   manche 


11,4.   Tain  bö  Cuailnge,  Fassung  IT.  113 

Abweichungen  vom  Urtext  mit  Eg.  1782  gemein  hat,  also  ihm 
nicht  ganz  nahe  liegt,  anderseits  daraus,  daß  einige  der  ein- 
verleibten Stücke  selber  erst  dem  11.  Jahrhundert  angehören. 
Man  wird  daher  mit  dem  Ansatz  gegen  die  Mitte  des  11.  Jahr- 
hunderts nicht  weit  fehl  gehen  (s.  Teil  I  Kap.  8).  In  diese 
Kompilazion  sind  dann  später  die  Interpolazionen  eingeschoben 
worden,  die  unten  Kap.  8  besprochen  werden. 


Kap.  4.    Fassung  Tl. 

Das  rohe  Gemengsei  des  Kompilators  hat  einen  Bearbeiter 
(ich  nenne  ihn  C)  gefunden,  dessen  Werk  uns  am  treusten  in 
der  ältesten  Handschrift  der  Fassung  II,  dem  Buch  von  Leinster, 
überliefert  ist,  stark  verändert  auch  in  Fassung  III.  Seine 
Ziele  sind  klar.  Erstens  will  er  aus  dem  bunten,  widerspruchs- 
vollen Mosaik  der  Fassung  I  (nebst  den  Interpolazionen  von 
Kap.  8)  eine  Einheit  schaffen.  Alle  Dubletten  sind  beseitigt, 
die  lose  eingesprengten  Bestandteile  fester  eingefügt,  manche 
Einzelheiten  übersprungen  und  so  ein  einheitlicher  Verlauf 
hergestellt.  Neue  Episoden  hat  er  kaum  hinzugedichtet  außer 
einer  Einleitung,  die,  wie  oben  bemerkt,  dem  älteren  Werke 
völlig  fehlt. 

Zweitens  hat  er  die  Vorlage  stilistisch  umgeformt.  Auch 
hier  ist  sein  Bestreben  schon  dadurch  klar,  daß  der  einzige 
Abschnitt,  den  er  unverändert  aufnimmt,  §  56  —  61  (s.  oben 
S.  102  Nr.  3)  ist.  Also  der  überladene,  von  Wortgeklingel  er- 
füllte Stil  dieses  jüngsten  Stücks  mit  seinen  auch  sachlichen 
Übertreibungen  hat  ihm  ausnehmend  wohl  gefallen,  und  er 
hat  nach  diesem  Muster  die  ganze  Täin-Sage  umstilisiert. 
Er  hat  damit  offenbar  den  Geschmack  seiner  Zeitgenossen 
gut  getroffen.  Denn  nicht  nur  hat  der  nicht  viel  spätere 
Bearbeiter  des  Trojaner  Kriegs  nach  Dares  Phrj-giusi)  sich 
aufs  engste  an  seine  Sprache  angeschlossen,  sondern  die 
ganze  folgende  Prosa  bis  ins  17.  Jahrhundert  hat  sich  unter 
dem  Banne  dieser  Stilgattung  bewegt.  Den  Charakter  der 
Königin  Medb  hat  unser  Redaktor  noch  tiefer  gedrückt  als 


1)  Tog-ail  Troi.    The  üestruction  of  Troy,  ed.  Whitley  Stokes.    C'al- 
cutta  1882. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königfsagre.  g 


114  n,  4.   Täin  bü  Cuailnge,  Fassung  II. 

der  alte  Text  und  sie  nach  Kräften  lächerlich  und  verächtlich 
gemacht,  die  Tapferkeit  und  Unüberwindlichkeit  des  Haupt- 
helden CüChulainn  möglichst  gesteigert  und  jedes  Zeichen, 
das  als  Schwäche  gedeutet  werden  konnte,  beseitigt.  Auch 
hat  er  manche  Gedichte  eingestreut,  die  aber  vom  gewöhn- 
lichsten Versmaß,  dem  JDebide,  nicht  abgehen  und  ihn  als 
keinen  großen  Verstechniker  erscheinen  lassen.  Wenn  er  es 
vermeidet,  verschiedene  x4bschnitte  ähnlichen  Inhalts,  wie  sie 
in  der  alten  Kompilazion  sich  vielfach  finden,  gleichzeitig 
aufzunehmen,  so  liebt  er  doch,  wenn  Geschehnisse  zweimal 
berichtet  werden  müssen,  etwa  als  Auftrag  an  einen  Boten 
und  als  Bestellung  desselben,  sie  in  dieselben  Worte  zu 
kleiden;  darin  schließt  er  sich  also  an  die  volkstümlichen 
Erzählungen  an,  zu  denen  sonst  seine  gekünstelte  Ausdrucks- 
weise im  schärfsten  Gegensatz  steht.  Die  Sprache  ist  nicht 
die  seiner  Zeit,  sondern  lehnt  sich  an  die  Sagen -Muster  an, 
wobei  allerdings  oft  sonderbare  Mißformen  zu  Stande  kommen.^) 
Da  er  die  Einzelepisoden  oft  ausführlicher  erzählt  und  stilistisch 
ausschmückt,  ist  sein  Werk,  obwohl  manche  Bestandteile  des 
Originals  weggelassen  sind,  doch  bedeutend  umfangreicher  ge- 
worden als  Fassung  I.  Seine  Zeit  ist  einigermaßen  dadurch 
bestimmt,  daß  das  —  schon  manche  Veränderungen  zeigende  — 
Buch  von  Leinster  ca.  1160  geschrieben  ist  (s.  Teil  I  Kap.  12), 
und  daß  es  anderseits  auf  der  interpolierten  Kompilazion  be- 
ruht, also  nicht  wohl  älter  als  das  12.  Jahrhundert  sein  kann. 
Einen  weiteren  Anhalt  gibt  der  Name  des  Schwertes,  mit  dem 
Fergus  seine  gewaltigen  Hiebe  führt.  Es  heißt  in  Fassung  I 
3563  calad-eolc  „Hart -Schwert".  Daraus  macht  Fassung  II 
5960  (LL)  calad-bolg,  wohl  „Hart -Scharte". 2)    In  dieser  Form 


^)  Über  gewisse  meist  grafische  Eigentümlichkeiten  des  Textes  in  LL 
vgl.  Quiggin,  Die  lautliche  Geltung  der  vortonigen  Wörter  und  Silben  in 
der  Book  of  Leinster  Version  der  Täin  bö  Cualnge  (Greifswald  1900).  Es 
ist  als  ob  der  Schreiber  dieser  Handschrift  bis  ca.  Seite  78  eine  geregeltere 
Schreibung  hätte  durchführen  wollen,  aber  dann  den  Kampf  gegen  seine 
Vorlage  aufgegeben  hätte. 

2)  Pokorny  hat  ZOP  11,  192  ff.  zwar  bestritten,  daß  es  ein  irisches 
Wort  bolg  {hole)  „Lücke,  Kluft"  gebe,  das  zu  kynir.  hwlch  lautlich  nicht 
genau  stimmt.  Aber  der  Ausdruck  Uim  al  (oder  dar)  hoilg  {boilcc)  kann 
ursprünglich  nur  „Sprung  über  Kluft"  bedeutet  haben ,  nicht,  wie  Spätere 
es  verstehen,  „Sprung  über(!)  eine  Wasserblase".    Vermutlich  ist  bolg  ein 


II,  4.   Tain  bö  Cuailnge,  Fassung  II.  115 

kennt  es  nicht  nur  der  Bearbeiter  von  Togail  Troi,  der  es 
als  allgemeinen  Schwerternamen  verwendet  (Plur.  caladhuilc 
1716),  sondern  es  ist  in  die  britannische  Sage  eingedrungen. 
In  der  kymrischen  Erzählung  „Kulhwch  und  Ol  wen"  heißt 
Arthurs  Schwert  calet-vwlch  („Hart- Scharte") ;0  sie  gehört 
gewiß  dem  12.  Jahrhundert  an,  doch  ist  ihre  Zeit  nicht  ge- 
nauer bestimmt.  Nun  hat  es  aber  Galfred  von  Monmouth  als 
Calihiirnus  latinisiert  (Historia  Kegum  Britanniae  IX,  4.  11; 
X,  11),  und  sein  Werk  ist  zwischen  1132  und  1135  entstanden. 
Somit  können  Avir  die  Bearbeitung  C  der  Täin  mit  einiger 
Sicherheit  ins  erste  Drittel,  wohl  ins  erste  Viertel  des  12.  Jahr- 
hunderts datieren. 

Die  Handschriften  von  Fassung  II 

zerfallen  in  zwei  Klassen.  Die  eine  ist  nur  durch  LL  (Faks.) 
53 — 104  vertreten.  Der  Text  ist  fast  vollständig;  nur  zwischen 
S.  74  und  75  ist  ein  Blatt  verloren,  so  daß  die  Lücke  (2198 
bis  2305)  aus  der  anderen  Klasse  ergänzt  werden  muß.  Er 
ist  herausgegeben  und  übersetzt  von  Windisch,  Die  altirische 
Heldensage  Tain  B6  Cüalnge  (1905).  2) 

Die  andere  Klasse,  von  mir  als  IIb  bezeichnet,  stellt 
eine  Modernisierung  dieser  Fassung  dar,  die  auf  einer  von 
LL  unabhängigen,  aber  ihm  sehr  nahestehenden  Handschrift 
fußt.  Über  erhaltene  Handschriften  handelt  ausführlich 
Windisch  in  der  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  LXVIII  ff. ; 
keine  ist  vollständig  im  Zusammenhang  gedruckt.  Benutzt 
sind  bis  jetzt: 

1.  R.  Ir.  Ac,  C.  6.  3  (früher  Stowe  Ms.  984)  S.  1—76,  ge- 
schrieben im  Jahre  1633.     Zwischen  S.  74  und  75   fehlt  ein 


\ 


Lehnwort  aus  dem  Britannischen,  aber  angeglichen  an  das  irische  folg 
{tolc)  „Kluft,  Einsenkung-".  —  Jüngere  Handschriften  von  Fassung  II  haben 
das  ältere  und  verständlichere  caladhcolg  wieder  eingesetzt  (Windisch 
S.  861  A.  4).  Dieselbe  Form  {caladcholg,  caladcolg)  auch  in  den  jungen 
Texten  Kap.  62  B  (O'Grady,  Silva  Üadelica  I,  252)  und  Kap.  25  III  (Celtic 
Review  II,  312).    Vgl.  ZCP  12,  281. 

0  The  Text  of  the  Mabinogion,  ed.  Rhys  a.  Evans  105,  28;  136, 11. 

'^)  Darnach  ins  Französische  übersetzt  von  d'Arbois  de  Jubainville, 
Täin  Bö  Cüalnge.  Enlevement  (du  taureau  divin  et)  des  vaches  de  Cooley 
(1907.  1909). 

8* 


116  n,  4.   TEin  bö  Cuailnge,  Fassung  11. 

Blatt  (6048—6138).    Windisch  hat  ihre  Varianten  sorgfältig 
verzeichnet  und  aus  ihr  die  Lücken  von  LL  ergänzt. 

2.  Trin.  Coli.  (Dublin),  H.  1.  13,  S.  195—320,  geschrieben 
1745.  Für  manche  Abschnitte  gibt  Windisch  die  Lesarten 
unter  dem  Text  oder  im  Anhang  S.  1105  ff. 

3.  Brit.  Mus.,  Additional  18  748,  S.  57— 232,  geschrieben 
1800  nach  einer  Vorlage  von  1730.  Von  Windisch  mehrfach 
beigezogen,  i) 

4.  Brit.  Mus.,  Egerton  209  (18.  Jh.), 2)  zwei  Bruchstücke 
fol.  9—14  und  15—68.  Nettlau  hat  den  Abschnitt,  der  2198 
bis  2305  entspricht,  in  RC  14,261;  15,62  abgedruckt,  ferner 
die  Varianten  zu  3000—4204  (Fer-Diad)  in  RC  10,  334; 
11,  23.  318  verzeichnet. 

Einige  andere  junge  Handschriften  sind  noch  nicht 
charakterisiert.  3) 

Das  Ziel  des  Bearbeiters  IIb  war  eine  Verjüngung  des 
Textes.  Veraltete  Wörter,  namentlich  Verbalformen  werden 
durch  gebräuchliche  ersetzt,  auch  manchmal  der  exuberante 
Ausdruck  etwas  beschränkt.  Im  übrigen  folgt  er  dem  alten 
Text  sehr  genau.  Doch  hat  er  daneben  eine  Handschrift  von 
Fassung  I  beigezogen  und  ihr  einige,  in  II  fehlende  Abschnitte 
(3112  ff.,  3835  ff.  und  3877  ff.,  5357  ff.)  entnommen.  Eigenes 
hat  er  wenig  hinzugefügt:  die  poetische  Totenklage  4459  ff., 
die  Beschreibungen  5444  ff.,  5590  ff.  und  die  kurzen  Einschübe 
6175  ff.,  6180  ff.,  6185  ff.  Auch  einzelne  spätere  Handschriften 
von  IIb  haben  solche  von  Fassung  I  gekannt  und  aus  ihnen 
gelegentlich  Lesarten  aufgenommen. 

Obschon  keine  derselben  über  das  17.  Jahrhundert  hinauf- 
geht, muß  doch  diese  Modernisierung  beträchtlich  älter  sein. 
Denn  wir  werden  bei  der  Fer-Diad -Episode  (Kap.  7)  sehen, 
daß  eine  noch  auf  Pergament  geschriebene  Fassung  sie  schon 


^)  Nach  dieser  Handschrift  hat  O'Grady  die  Sage  teils  übersetzt,  teils 
analysiert  bei  El.  Hüll,  The  CuchuUin  Saga  in  Ir.  Literature  S.  109. 

2)  Vgl.  O'Grady,  Catalogue  of  Ir.  Mss.  S.  589. 

^)  Siehe  d'Arbois,  Essai  d'uu  Catalogue  215;  Fragmente  auch  in 
Edinburg,  Advocates'  Library  LIX  S.  75—107  (Mackinnons  Katal.  174). 
Ein  par  Episoden  sind  nach  in  Maynooth  befindlichen  Handschriften  ge- 
druckt in  Mil  11a  m-Beach  (Dublin  1911)  S.  13.  47. 


11,5.    Tain  bü  Cuailiige,  FasHung  III.  117 

benutzt  hat.  Ich  möchte  sie  vermutungsweise  etwa  ins  15.  Jahr- 
hundert setzen.  Ihre  Verständlichkeit  hat  diese  Redakzion 
in  der  neueren  Zeit  zur  beliebtesten  gemaclit. 


Kap.  5.     Fassung  III. 

Eine  dritte  Fassung  liegt  uns  nur  bruchstückweise  in 
zwei  Handschriften  vor: 

1.  Trin.  Coli.  (Dublin),  H.  2.  17  (etwa  15.  Jh.).  Erstes 
Bruchstück  S.  336  — 347  (gedruckt  von  mir  ZCP  8,538), 
zweites  (falsch  geheftet)  S.  334—335,  111—114,  348—349, 
115—118,  350  —  351. 

2.  Brit.  Mus.,  Egerton  93  (15.— 16.  Jh.),  fol.  26r— 35v, 
enthält  den  ganzen  Schluß;  gedruckt  von  Nettlau,  RC  14,256; 
15,  62.  198  und  in  Paragrafen  (1 — 231)  eingeteilt,  die  ich 
unten  bei  der  Analyse  zitiere. 

Aus  beiden  Handschriften  teilt  auch  Windisch  viele  Les- 
arten mit.  Der  Anfang  fehlt  in  beiden.  Das  ei'ste  Bruch- 
stück in  H.  2.  17  setzt  kurz  vor  1347  (Windisch)  ein  und 
reicht  bis  1951.  Schon  1978  beginnt  Eg.  93  und  schließt  mit 
2916.  Das  zweite  Bruchstück  in  H.  2.  17  deckt  sich  mit 
diesem,  reicht  aber  nur  von  2200  —  2904,  und  einige  Seiten 
sind  unleserlich.  Die  weiteren  Teile  der  Täin  hat  diese 
Fassung  nie  enthalten.  Das  zeigt  der  erhaltene  Schluß  in 
Eg.  93 :  „Zunächst  folgt  der  Kampf  mit  Cailitin  und  seinen 
Kindern  und  dann  zunächst  der  Kampf  mit  Fer  Diad."  Auch 
in  H.  2.  17  ist  also  am  Ende  nur  das  alte  Schlußblatt  verloren. 

Fassung  III  ist  eine  im  allgemeinen  sehr  freie  Wieder- 
gabe der  Bearbeitung  C  mit  vielfachen  Kürzungen  und  Um- 
stellungen, gelegentlich  auch  Ausmalungen  und  in  verjüngter 
Sprache.  Der  einförmige  Stil  verrät  einen  wenig  gebildeten 
Verfasser.  Die  genaue  Datierung  ist  schwierig;  man  möchte 
sie  etwa  ins  13. — 14.  Jahrhundert  setzen.  Nachträglich  ist 
ein  Stück  der  interpolierten  Fassung  I  (1643,  besonders  1645 
bis  1708)  eingeschoben  worden  (Nettlau  §  70  oder  71 — 75), 
das  der  Bearbeiter  C  bis  auf  den  Anfangssatz  ausgelassen 
hatte,  und  zwar  meist  wörtlich,  mit  Beibehaltung  der  alten 
Wortformen,  also  sicher  nicht  vom  Redaktor  von  III  selber. 
Auch  sonst  finden  sich  kleinere  Übereinstimmungen  von  III 


118      11,6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bo  Ciiailnge. 

mit  I  gegen  IL  Aber  wenngleich  nicht  abzuweisen  ist,  daß 
auch  die  eine  oder  andere  von  diesen  auf  späterer  Beeinflussung 
durch  I  beruhen  kann,  so  sind  sie  doch  meist  derart,  daß 
eine  andere  Erklärung  näher  liegt:  die  Bearbeitung  C  muß 
selber  der  Fassung  I  noch  näher  gestanden  haben  als  LL 
oder  als  die  der  Fassung  II  b  zu  Grunde  liegende  Handschrift. 
Die  Fassung  II  hat  also  gewisse  gemeinsame  Abweichungen 
von  der  Bearbeitung  C,  die  dem  Redaktor  von  III  nicht  vor- 
lagen; in  diesen  par  Punkten  bewahrt  er  Älteres,  i)  Aber 
natürlich  bleibt  LL  doch  weitaus  der  getreuste  Vertreter  der 
Bearbeitung  C.  Etwa  nach  einem  Drittel  des  Werkes  scheint 
die  Arbeitslust  von  III  erlahmt  zu  sein,  so  daß  er  den  Rest 
liegen  ließ. 

Überblickt  man  alle  drei  Fassungen,  so  wird  man  be- 
dauern, daß  die  hervorragendste  der  alten  Sagen  in  keiner 
recht  genießbaren  Form  auf  uns  gekommen  ist.  Die  knappen 
alten  Fassungen  sind  durch  die  Tätigkeit  des  Kompilators 
auseinandergerissen,  in  Partikeln  aufgelöst  oder  ungeschickt 
vermengt.  2)  Die  Fassung  II  ist  nicht  ohne  Geschick  ver- 
einheitlicht, aber  in  einen  uns  wenig  mundenden  bombastischen 
Stil  umgegossen.  Die  Fassung  III  ist  ein  rohes  Gebilde  ohne 
künstlerischen  Wert  und  unvollständig.  Der  Reichtum  der 
Erfindung  tritt  allerdings  auch  so  noch  hervor. 

Kap.  6.    Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III 
der  Täin  bö  Cuailnge. 

Im  Folgenden  gebe  ich  eine  Analyse  der  Täin -Sage.  Dabei  scheide 
ich  zunächst  ans: 

1.  Die  späteren  Interpolazionen  in  I. 

2.  Die  Fer-Diad- Episode,  da  sie  sich  leicht  abtrennen  läßt.  Dagegen 
belasse  ich  die  anderen  teilweise  ebenso  jungen  Abschnitte,  die  nicht  zu 
den  beiden  Hauptquellen  A  und  B  des  Kompilators  gehören,  an  ihrem 
Platze,  weil  sie  zum  Teil  ältere  Stücke  verdrängt  haben. 

3.  Die  neue  Einleitung  in  II  (in  III  ist  sie  verloren). 

Über  diese  Abschnitte  soll  nachher  (Kap.  7 — 9)  gehandelt  werden. 


^)  Vgl.  meine  Ausführungen  ZOP  8,  524  und  die  Analyse  in  Kap.  6. 

2)  Der  Leser  kann  ein  ungefähres  Bild  der  älteren  Gestalt  gewinnen, 
wenn  er  in  meiner  Analyse  Kap.  G  nur  entweder  die  A  oder  die  B  zu- 
geteilten Abschnitte  liest. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  C'uailuge  §  1.       119 

Auf  dem  oberen  Teil  jeder  Seite  gebe  ich  jeweils  die  Fassung  I. 
Dabei  suche  ich  die  beiden  alten  Quellen  A  und  B  zu  scheiden;  B  ist 
eingerückt.  Die  Abschnitte,  bei  denen  der  Kompilator  selbst  angibt,  daß 
er  von  einer  Quelle  zur  anderen  übergeht,  sind  mit  *  bezeichnet.  Im 
übrigen  führe  ich  in  den  Anmerkungen  jeweils  den  Grund  an,  der  mich 
zur  Zuteilung  zu  A  oder  B  bestimmt.  Dabei  bemerke  ich  ausdrücklich, 
daß  manches  nur  darum  B  zugeteilt  wird,  weil  es  nicht  zu  A  gehört,  und 
umgekehrt.  Wer  also  nicht  wie  ich  die  Überzeugung  gewonnen  hat,  daß 
im  allgemeinen  zwei  Quellen  zu  Grunde  liegen,  wird  gelegentlich  an 
eine  dritte  denken  können. 

Auf  dem  unteren  Teil  der  Seiten  sind  die  Haubtabweichungen  von  II 
(auch  besondere  von  IIb)  angegeben,  in  den  Anmerkungen  dazu  die  von  III. 


Fassung  I. 

[B]  1.  (1 — 21).  0  In  Connaught  wurde  durch  Ailill  und 
Medb  zu  einer  großen  Heerfahrt  gerüstet,  und  man  sandte 
zu  den  drei  anderen  „Fünfteln"  [außer  Ulster].  Ailill  schickt 
Boten  zu  den  sieben  maic  Mägach  [seinen  Brüdern], 2)  von 
denen  jeder  eine  Dreitausendschaft  3)  hat,  und  zu  [dem  ver- 
bannten Ulter]  Cormac  Connlongas,  dem  Sohne  Conchobors, 
der  in  Connaught  einquartiert  ist.    Dieser  kommt  mit  drei- 


^)  Die  Zusammensetzung  des  Heers  ist  hier  eine  ganz  andere  als  in 
§  4,  177  ff.,  der  zu  A  gehört;  s.  ZCP  10,  20G. 

2)  Sie  werden  —  gewiß  nicht  vom  ersten  Erzähler  —  aufgeführt  als 
Ailill,  Änluan,  Moc-Corb,  Cet,  En,  Bascall  und  Döche,  so  daß  der  Wider- 
sinn entsteht,  daß  Ailill  Boten  zu  sich  selber  schickt. 

3)  tricha  cet,  s.  oben  S.  76 f. 


Fassung  II  (und  III). 

1.  (Windisch  161—189).  Die  in  I  (§  1  und  4)  voneinander 
abweichenden  Angaben  über  die  Zusammensetzung  des  Heeres 
werden  vereinigt,  indem  hier  Medb  Boten  sowohl  zu  den 
sieben  Maine  1)  sendet  als  zu  den  sieben  maic  3Iägach,  wo 
aber  der  unpassende  7.  Name  Ailill  durch  Scannal  ersetzt  ist; 
sie  bringen  3000  Bewaffnete  mit.  Ebenso  sowohl  zu  Cormac 
Connlongas  wie  zu  Fergus  mac  Roig,  die  gleichfalls  3000  be- 
fehligen.   Die  Beschreibung  von  Cormacs  Schar  usw.  ähnlich 


^)  Der  Name  des  einen,  der  in  I  Mane  Andoe  heißt,  ist  in  LL  aus- 
gelassen, erscheint  aber  in  C.  6.  3  als  Maine  Taoi. 


120       II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  TEin  bö  Cuailnge  §  2. 

hundert  Manu,  deren  prachtvoller  Aufzug  beschrieben  wird; 
im  letzten  Hundert  befindet  sich  Cormac  selber.  Vier 
„Fünftel"  Irlands  sammeln  sich  in  Cruachain  Ai.  Aber 
vierzehn  Tage  lassen  die  Seher  und  Druiden  sie  nicht  auf- 
brechen, indem  sie  ein  günstiges  Zeichen  abwarten. 

[A]  2.  (21— 80).0  Am  Tage,  da  sie  aufbrechen,  spricht 
Medb  ihrem  Wagenlenker  die  Befürchtung  aus,  der  Fluch 
Aller  werde  sie  wegen  der  Trennung  von  den  Ihrigen  treffen, 
weil  sie  die  Heerfährt  veranstaltet  habe.  Aber  dieser  läßt 
den  Wagen  die  (glückbringende)  Wendung  nach  rechts  machen 
und  hofft  auf  ein  Zeichen,  das  ihnen  glückliche  Rückkehr  ver- 
heiße. Da  sehen  sie  vor  sich  eine  wunderbar  schöne,  herrlich 
gekleidete  Jungfrau,  deren  blondes  Haar  in  drei  Flechten  gefaßt 
ist,  von  denen  sich  zwei  um  ihr  Haupt  schlingen,  während  die 
dritte  bis  auf  ihre  Waden  schlägt,  usw.  Sie  hält  in  der  Hand 
einen  Stickrahmen  aus  finnruine,  hat  aber  Waffen  in  ihrem 
mit  Rappen  bespannten  Wagen  bei  sich.  Sie  gibt  sich  als  die 
Dichterin  Fedelm  aus  Connaught  zu  erkennen,  die  in  Albion 
Dichtkunst  erlernt  habe,  dabei  auch  den  Zauber  inibas  for- 
osna(i).  Kraft  dessen  blickt  sie  für  Medb  in  die  Zukunft  und 
antw^ortet  auf  ihre  Frage,  wie  sie  das  Heer  sehe:  „Ich  sehe 
es  gerötet,  ich  sehe  es  rot!"  Das  will  Medb  nicht  glauben,  da 
Conchobor  und  die  erwachsenen  Ulter  in  ihrem  ces  (Schwäche- 


1)  Dublette  zu  §  8  b,  276  ff.  (B).    Fergus  hat  eine  Dreitausendschaft 
wie  in  §  4, 186  (A). 


wie  in  I.  Man  verbringt  vierzehn  Tage  zwischen  den  vier 
Furten  von  Ai,i)  schmausend  und  sich  ergötzend  (nicht  in 
Erwartung  von  Vorzeichen). 

2.  (189  —  299).  Medb  fährt  zuerst  zu  ihrem  Druiden,  der 
ihr  weissagt,  daß  wenigstens  sie  jedenfalls  heimkehren  werde, 
was  ihr  die  Hauptsache  ist.  2) 

Dann  erst  hat  sie  die  Begegnung  mit  der  Profetin  Fedelm, 
die  aber  hier  keine  rewöhnliche  Sterbliche,  sondern  eine  Fee 


')   Äth  Moga,  Ath  m-Bercna,  Ath  Süssen,  Äfh  Coltna. 
'^)  Es  ist  charakteristisch  für  diese  Fassung,   daß  Medb  in  möglichst 
ungünstigem  Lichte  dargestellt  ist. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bo  (>'uailnge  §  3.       121 

zustand)  in  Emain  liegen,  wie  ihr  Boten  gemeldet  haben.  A  bel- 
auf die  wiederholte  Frage  wird  ihr  dieselbe  Antwort:  ,.lch 
sehe  es  gerötet,  ich  sehe  es  rot."  Sie  will's  doch  nicht  glauben, 
da  [der  Ulter]  Celtchar  mac  Uthidir  (Uthechair)  mit  einem 
Drittel  der  Ulter  in  Dun  Lethglaise  (Downpatrick)  darnieder- 
liege und  Fergus  mac  Roich  als  Verbannter  mit  seiner  Drei- 
tausendschaft in  ihrer  eigenen  Begleitung  sei.  Aber  auch 
auf  die  dritte  Frage  erhält  sie  denselben  Bescheid.  [Die 
Fortsetzung,  wohl  eine  ausführlichere  Antwort  vielleicht  in 
retorischer  Form  ist  in  den  beiden  Handschriften ')  durch  ein 
Gedicht  verdi'ängt,  das  der  Interpolator  an  ihre  Stelle  ge- 
schoben hat.  Darin  beschreibt  die  Dichterin  die  Gestalt 
Cüchulainns  und  die  gewaltigen  Taten,  die  er  verrichten  wird.] 
[3.  (81 — 151). 2)  An  die  Bemerkung,  der  Aufbruch  des 
Heeres  sei  am  Montag  nach  samuin  (1.  November)  3)  erfolgt, 
knüpft  sich  eine  Liste  von  68  Orten,  die  der  Heereszug  von 
Cruachain  Aii  bis  Finnabair  in  Cuailnge,  wo  das  Heer  sich 
verteilte  um  den  Stier  zu  suchen  (§  27),  berührt  haben  soll. 
Sie  ist  nicht  aus  der  Sage  selber  ausgezogen,  da  in  dieser 

^)  GBL  fehlt  hier  noch,  s.  o.  S.  99. 
'^)  Vgl.  hierzu  oben  S.  107. 

3)  In  dem  eingeschobenen  Abschnitt  §  77  und  dem  jungen  §  57  ist 
es  der  Montag  vor  samuin. 


aus  Sid  Cruachna  ist.  Das  Gespräch  mit  ihr  ist  weiter  aus- 
gesponnen, indem  Medb  außer  Conchobor  und  Celtchair  mac 
Uthechair  auch  Conchobor s  Sohn  Cüscraid  Menn  Macha  und 
Eogan  mac  Durthacht  als  krank  liegend  nennt,  jenen  in  Inis 
Cüscraid,  diesen  in  Eäith  Airthir  (vgl.  I,  76).  Sechsmal  gibt 
die  Profetin  die  Antwort:  „Ich  sehe  es  gerötet"  usw.,  und 
dasselbe  Gedicht  über  CüChulainn  schließt  die  Szene  ab. 

3.  (300  —  387).  Die  Zeitbestimmung  fehlt.  Die  Liste  der 
Namen  (hier  Qö  ohne  den  Ausgangspunkt  Cruachain)  ist  ungefähr 
dieselbe  mit  einigen  Verschiebungen  und  Varianten.  0.  Ein- 
geschoben ist  z.  B.  der  Shannon  (Sinaind  314)  hinter  Coltain, 


^)  Auch  innerhalb   der  Fassung  II  zeigen  die  Handschriften  einige 
Verschiedenheiten. 


122       II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  4. 

nur  zehn  bis  elf  der  Namen  beim  Hinmarsch  (und  dreiO  beim 
Rückzug)  erwähnt  werden.  Sie  stammt  offenbar  von  jemand, 
der  es  unternahm,  den  vermutlichen  Weg  des  Heeres  auf- 
zusuchen, und  darnach  das  Itinerar  verzeichnete. 

Das  Bisherige  wird  als  titulrad  „zum  Titel  Gehöriges" 
bezeichnet.] 

4.  (152 — 198). 2)  „Jetzt  beginnt  die  Erzählung  nach  der 
Ordnung."  Nachdem  auf  dem  ersten  Tagmarsch  Cüil  Sibrinne 
{Sibrille  Eg.)3)  erreicht  ist,  läßt  Medb  ihre  neun  Wagen  an- 
spannen, um  eine  Rundfahrt  durchs  Lager  zu  machen.  In- 
zwischen wird  Ailills  Zelt  aufgeschlagen  und  eingerichtet; 
in  ihm  herrscht  folgende  Ordnung:  an  Ailills  einer  Seite  ist 
Fergus  mac  Roich,  dann  folgen  Cormac  Connlongas,  Conall 
Cernach,  Fiacha  mac  Fir  Febe,  Sohn  von  Conchobors  Tochter 
(also  lauter  Verbannte  aus  Ulster);  an  der  anderen  Seite 
Medb,  die  Tochter  von  Eochu  (Eochaid)  Feidlech,  dann  ihre 
und  Ailills  Tochter  Finnabair. '*) 

Als  Medb  zurückkehrt,  berichtet  sie,  daß  die  Dreitausend- 
schaft der  Galiöin  den  Heereszug  für  die  andern  unnütz  mache. 
Denn   während  die   andern  erst  ihre  Quartiere  aufschlugen, 


0  Oder,  wenn  Lochmach  Lugmod  (Louth)  bedeutet,  vier. 

2)  Conall  Cernach  und  Fiacha  mac  Fir  Febe  bei  den  Connachtern. 
Das  Heer  anders  zusammengesetzt  als  in  1. 

3)  Eine  Glosse  (zu  Z.  86)  in  LU  leitet  den  Namen  von  einer  Silenu 
her.  Darnach  korrigiert  LL  309  und  390  Cüil  Silinne.  Auch  Eg.  hat  im 
Verzeichnis  Cüil  Sibrille  no  Sillimie.  Der  Ort  ist  mit  dem  Z.  284  (§  9) 
erwähnten  vermengt.  Er  befindet  sich  noch  in  Connaught  bei  Tulsk 
(Grafschaft  Roscommon). 

*)  In  LU  hat  eine  andere  Hand  noch  Flidaisi  (lies  Flidais)  nach 
der  Sage  Täin  bö  Flidais  (Kap.  23)  beigefügt;  vgl.  Fassung  II. 


in  dem  der  Verfasser  wohl  den  Shannon  nicht  erkannte.  Der 
Endpunkt  ist  hier  nicht  Finnabair,  sondern  Druim  Cain  an 
der  Straße  von  Midluachair,  das  aber  in  der  weiteren  Er- 
zählung nicht  vorkommt. 

4.  (388 — 450).  Hier  handelt  es  sich  nicht  um  die  Reihen- 
folge in  Ailills  Zelt,  sondern  um  die  der  Zelte.  Neben  Fiachu  mac 
Fir  Febe  (Firaba)  wird  noch  Gobnenn  mac  Lurgnig  genannt, 
der  im  folgenden  nicht  weiter  vorkommt,  und  die  Notiz  über 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bö  ( 'nailüge  §  4.       1  -•^> 

waren  sie  damit  schon  zu  P^nde  und  kochten  ab;  während  jene 
speisten,  waren  sie  fertig  und  ließen  sich  von  ihren  Harfnern 
aufspielen.  So  werde  der  ganze  Sieg  ihnen  zugesclirieben 
werden.  „So  sollen  sie  zurückbleiben",  meint  Ailill.  „Da 
würden  sie  bei  unserer  Rückkunft  gegen  uns  kämpfen  und 
unser  Land  in  Besitz  nehmen",  erwidert  Medb;  vielmehr 
müsse  man  sie  umbringen.  Dem  widersetzt  sich  aber  Fergus; 
zuvor  müßten  sie  (die  verbannten  Ulter)  selber  umgebracht 
werden,  da  ein  Bund  zAvischen  ihnen  und  den  Galiöin  bestehe. 
Medb  glaubt  es  trotzdem  durchsetzen  zu  können,  da  sie  selbst 
zwei  Dreitausendschaften  und  jeder  ihrer  sieben  Söhne  eine 
habe.  Diese  Söhne  sind:  Maine  Mäthramail  („der  Mutter 
ähnlich"),  Maine  Athramail  („dem  Vater  ähnlich"),  Maine 
Mörgor  („der  sehr  pietätsvolle"),  Maine  Mingor  („der  Tein- 
pietätsvolle"),  Maine  Mö-epirt  („größer  als  zu  sagen"),  0  Maine 
Andoe  und  Maine  Cota-geib-ule  („der  sie  alle  umfaßt",  weil 
er  die  Schönheit  und  AVürde  von  Vater  und  Mutter  vereinigt). 
Aber  Fergus  zählt  auf,  daß  zu  seiner  Dreitausendschaft  und 
der  der  Galiöin  die  sieben  Könige  aus  Munster  mit  je  einer 
halten  würden.  Als  Ausweg  schlägt  er  vor,  die  Galiöin  durch 
die  17  anderen  Dreitausendschaften  zu  verteilen,  was  von  Medb 
angenommen  und  ausgeführt  wird. 

Als  sie  am  andern  Tag  nach  Moin  Choltni^)  („Coltain- 
Moor")  kommen,  treffen  sie  ein  Rudel  von  160  Hirschen.  Sie 
umzingeln  sie,  und  wieder  sind  es  fast  ausschließlich  die 
Galiöin,  durch  die  sie  erlegt  werden;  nur  fünf  durch  die 
Übrigen. 


*)  Er  wird  in  einer  Glosse  mit  Maine  Milscothach  identifiziert,  einem 
Namen,  der  ans  Togail  Bruidne  ui  Dergae  (Kap.  8t  §  12)  stammt. 

2)  So  Eg. ;  in  LU  Chöiltra.  Vgl.  Coltain  in  der  Ortsliste  Z.  89.  Ver- 
mutlich ist  Coltain  der  Name  des  Stückes  des  Shannon,  das  sie  über- 
schreiten ;  vgl.  Ath  Coltna  als  Grenze  von  Ai  in  LL  Z.  188. 


Flidais  Foltchain  („Schönhaar")   im  Anschluß   an   die  S.  122 
Anm.  4  erwähnte  Sage  weiter  ausgeführt. 

Die  Galiöin -Episode  wird  ähnlich  erzählt  wie  in  I,  nur 
daß  zu  den  Anhängern  von  Medb  noch  die  maic  3Iägach 
kommen  (nach  1)  und  Fergus  die  seinen  nicht  aufzählt. 


124     II,  6.  Inhalt  der  Fassuugen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuaünge  §  5—6. 

5.  (198— 214).  0  Man  lagert  an  diesem  Tag  in  Mag 
Trego.2)  Dubthach  (ein  verbannter  Ulter)  hat  in  der  Nacht 
ein  Gesicht,  worin  er  das  bevorstehende  Unheil  schaut,  und 
das  er  in  einem  unvollständigen  und  nicht  fehlerlos  erhaltenen 
Gedicht  3)  kundtut.  Da  gleichzeitig  (die  Dämonin)  Nemain 
auf  das  Heer  einstürmt,  gerät  es  in  der  Nacht  in  Verwirrung, 
bis  Medb  Euhe  schafft. 

6.  (214 — 225).  Die  nächste  Nacht  bringen  sie  in  Gränaird 
in  Nord-Tethba4)  zu.  Von  dort  sendet  Fergus  seinen  Lands- 
leuten, den  Ultern,  Warnung.  Da  sie  aber  alle  im  Schwäche- 
zustand (ces)  liegen  außer  CüChulainn  und  seinem  Vater  Sual- 
taim,  fahren  nur  diese  beiden  nach  Iraird  Cuillenn,-^)  um  das 
feindliche  Heer  zu  beobachten.  Denn  CüChulainn  vermutet, 
daß  es  dorthin  strebe,  ß)  Er  heißt  Sualtaim  mit  Warnung  zu 
den  Ultern  gehn.^)    Er  selber  hat  sich  verpflichtet,  sich  zu 

^)  Die  Strofe  205  f.  erscheint  in  anderem  Zusammenhang  verwendet 
1033  f.  (§  33,  B).  Der  ganze  Abschnitt  wird  eine  Dublette  von  3086  ff. 
(§  80)  sein. 

2)  >Jordöstlich  von  Longford. 

3)  Das  Gedicht  ist  offenbar  ein  älteres  Stück,  das  der  Erzähler  A 
benutzt  hat.  Es  verrät  Z.  204  Bekanntschaft  mit  der  Sage :  Cophur  in 
da  mucado  (Kap.  15). 

*)  Granard  in  der  Grafschaft  Longford. 

^)  Crossa  Kiel,  3^2  Kilometer  westlich  von  Keils  (Grafschaft  Meath). 

^)  Das  bedeutet  doch  wohl  der  Satz:  „Der  Sinn  des  Heeres  steht 
dahin  heut  Nacht." 

')  CüChulainn  scheint  also  vom  Schwächezustand  der  Ulter  nichts 
zu  wissen.  Mit  diesem  Auftrag  verschwindet  Sualtaim  aus  der  Geschichte. 
Die  Warnung,  die  er  §  77  ausführt,  beruht  auf  einem  anderen  Auftrag 
CüChulainns  und  gehört  also  nicht  dieser  Quelle  an.  Höchstens  kann  der 
dort  (Z.  3003)  erwähnte  zweite  Bericht  ihr  entnommen  sein. 


5 — 7.  (451 — 546).  Die  Ereignisse  werden  in  anderer 
Reihenfolge  vorgeführt.  Zuerst  wird  geschildert,  wie  das 
Heer  in  seinen  Scharen  einherzieht.  Darauf,  daß  Fergus, 
der  schon  17  Jahre  aus  Ulster  verbannt  ist,')  als  Führer  er- 
wählt wird,  und  wie  er  als  solcher  den  Ultern  Warnung 
sendet  und  das  Heer  auf  Umwegen  führt  nebst  dem  etwas 


^)  Es  wird  überhaupt  deutlich  auf  die  Sage  Longes  mac  n-Uislenn 
(Kap.  25)  hingewiesen. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailuge  §  7-  8.     125 

einem  Stelldichein  mit  Fedelm  Noichride  („Neunherz")  t'in- 
zufinden.  ^)  Zuvor  wirft  er  aber  einen  Reifen,  auf  den  er  ein 
Ogom  geschrieben  hat,  über  den  dortigen  Steinpfeiler, 

7.  (226  — 242).  2)  Fergus  ist  an  der  Spitze  des  Heeres 
(als  Landeskundiger).  Aber  er  führt  es  auf  einem  Umweg 
südwärts,  damit  die  Ulter  Zeit  haben,  ihr  Heer  zu  sammeln. 
Als  Medb  es  bemerkt  und  ihn  (in  einem  Gedicht)  verwarnt, 
erwidert  er  (ebenfalls  poetisch),  er  mache  die  Umwege  ab- 
sichtlich, weil  man  CüChulainn  vermeiden  müsse. 

8a.  (243—276).    Man  kommt  nach  Iraird  Cuillenn;  Allen 
voraus  fahren  Eirr  und  Innell  und  ihre  Wagenlenker  Foich 


*)  Eine  in  allen  Handschriften  sich  findende,  also  wohl  vom  Kompilator 
herrührende  Glosse  sag-t,  daß  er  vielmehr  mit  der  Dienerin  Fedelms,  die 
seine  Kebse  war,  eine  Zusammenkunft  gehabt  habe,  wohl  weil  man  sich 
daran  stieß,  daß  CüChulainn  mit  Conchobors  Tochter  Fedelm,  also  seiner 
Base,  ein  solches  Verhältnis  haben  sollte.  Aber  diese  Liebschaft  mit  Fedelm 
muß  ein  älterer  Zug  sein,  der  erklärt,  daß  ihr  Mann,  Coirpre  Nia-Fer, 
König  von  Temair,  immer  als  Feind  CüChulainns  erscheint,  während  sein 
Sohn  Erc  zunächst  auf  dessen  und  Conchobors  Seite  steht  (vgl.  3372  ff.). 
Erc  und  sein  Vater  „lieben  sich  nicht"  (3372).    Vgl.  unten  Kap.  63. 

2)  Diesen  Teil  habe  ich  der  anderen  Quelle  (B)  zugeteilt,  weil,  wenn 
Fergus  Umwege  macht,  CüChulainn  nicht  wohl  wissen  kann,  daß  das  Heer 
auf  Iraird  Cuillenn  zustrebt  (§  6). 


umgestalteten  poetischen  Gespräch  mit  Medb.^  Fergus  will 
darauf  die  Führung  niederlegen,  bleibt  aber  (nur  in  LL) 
schließlich  doch  in  seiner  Stellung. 

Beim  Lagern  des  Heeres  in  Cüil  Silinne  warnt  Fergus 
in  einer  poetischen  Wechselrede  mit  Medb  vor  den  bevor- 
stehenden Heldentaten  CüChulainns,  während  Medb  sich  ihm 
mit  ihren  Scharen  gewachsen  dünkt  (das  ersetzt  Dubthachs 
Vision  in  Mag  Trego  I  §  5). 

Erst  jetzt  folgt  die  Episode  von  den  Galiöin  und  den 
160  Hirschen  in  Moin  Coltna  (Coiltne),  s.  I  §  4  (Schluß). 

8.  (547 — (524).  An  diesem  Tag  kommt  CüChulainn  mac 
Sualtaig  und  sein  Vater  Sualtach  Sidech  nach  Ard  C(h)uilenn,'^) 


')  Fergus  ist  hier  (491)  als  mac  Rosa  Euaid  bezeichnet,  vgl.  oben  S.  92. 
^)  Subaltach  und  Crich  Cuillenn  die  jüngeren  Hss. 


126      II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bs  Cuailnge  §  8. 

und  Fochlam,!)  um  ihre  Kleider  und  Wagendecken  vor  der 
Besclimutzung  durch  die  Menge  zu  bewahren.  Sie  finden  den 
Reifen  und  die  Spur  des  Weidens  der  Pferde  von  Sualtaim 
und  CüChulainn;  wenn  jene  das  Gras  bis  zur  Wurzel  ab- 
gefressen hatten,  so  hatten  diese  auch  noch  die  Erde  bis  auf 
die  Steine  weggeleckt.  Nachdem  sie  das  Heer  unter  dem 
Spiel  ihrer  Musikanten  erwartet  haben,  übergeben  sie  Fergus 
den  Reifen.  Der  erkennt  daran  CüChulainn  und  erklärt  Medb 
(zum  Teil  in  Versen):  das  Ogom  melde,  daß  ein  Mann  —  nur 
Fergus  müsse  ausgenommen  bleiben  —  einen  aus  einer  Rute 
gebogenen  Reifen  ebenso  mit  einer  Hand  über  den  Steinpfeiler 
werfen  müsse;  sonst  dürfe  keiner  vorbeiziehen.  Wer  es  doch 
täte,  würde  von  dem  Mann,  der  es  geschrieben  habe,  er- 
schlagen werden.  Ailill,  der  einstweilen  Verluste  vermeiden 
will,  beschließt  auszuweichen  und  vielmehr  durch  den  südwärts 
gelegenen  Wald  zu  ziehen.  Man  schlägt  den  Wald  vor  den 
Wagen  nieder;  daher  heißt  der  Ort  Slechta  („Niederhau"). 

8  b.*  (276  —  283).    Nach  andern  Büchern  begegnete  dort 
in  Fid  Düin  („Burgwald")  die  Seherin  Fedelm  der  Medb 

^)  Nur  LU  nennt  sie  die  vier  meic  Iraird  meic  Änchinne  mit  der 
Kandglosse,  daß  sie  anderwärts  als  meic  Nei'a  meic  Nüado  meic  Taccain 
bezeichnet  würden  (vgl.  II). 


WO  ihre  Rosse  das  Gras  südlich  und  nördlich  des  Steinpfeilers 
völlig  abweiden.  Sualtach  wird  von  CüChulainn  mit  Warnung 
zu  den  Ultern  gesandt,  damit  sie  sich  von  den  offenen  Feldern 
in  die  Wälder  und  Einöden  flüchten,  i)  Er  selber  will  zum 
Stelldichein  mit  der  Magd  von  Fedilmid  Noichruthach  („der 
neunfach-schönen") 2)  gehen,  verfertigt  aber  vorher  den  Reifen 
wie  in  I  §  6,  aber  hier  „mit  einem  Bei«,  einem  Auge  und 
einer  Hand". 

Die  Iren  kommen  nach  Ard  Cuilenn  und  überblicken  von 
dort  das  „Fünftel"   Ulster.     Die  zwei  Vorausfahrenden,  Err 


^)  Durch   diesen  Zusatz  erhält  diese  erste  Warnung  einen  anderen 
Inhalt  als  die  zweite  (§  77). 

-)  So  LL.    In  IIb  Noicridki  wie  in  I. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  9.       1 27 

(vgl.  §  2).  Da  sie  wegen  der  Bäume  nicht  ausschauen 
konnte,  wurden  sie  niedergehauen.  Dort  in  Siech ta  wolinen 
die  Partraigi.i) 

9.  (283  —  302).  Übernachtet  wird  in  Cüil  Sibrilli  (Keils). 
Aber  der  Schnee  fällt  so  hoch,  daß  er  den  Männern  bis  zum 
Gürtel  reicht,  und  hindert  das  Abkochen,  so  daß  man  früh 
wieder  aufbricht. 

CüChulainn  kommt  ziemlich  spät,  gewaschen  und  gebadet, 
von  seinem  Stelldichein  zurück  und  findet  zu  seiner  Bestürzung 
nur  noch  die  Spur  des  Heeres  vor.  Seinem  Wagenlenker  Laeg 
ist  sie  zu  verwirrt,  als  daß  er  die  Zahl  schätzen  könnte.  Aber 
CüChulainn,  der  die  drei  Gaben  des  (scharfen)  Blicks,  des 
Intellekts  und  des  Abschätzens  2)  hat,  sieht,  daß  es  18  Drei- 
tausendschaften  sind,  aber  eine  von  ihnen  durch  die  andern 
hin  verteilt.^) 


^)  Diese  Notiz  kann  natürlich  auch  zu  A  gehören. 
2)  Vgl.  die  drei  Gaben  Conaire's,  Kap.  81. 

ä)  Das    zeigt,    daß    der    Abschnitt    derselben    Quelle    (A)    wie    §  4 
gehört. 


und  Innel,  werden  als  Söhne  des  Hausmeiers  von  Cruachain, 
Nera  mac  Nuatair  1)  meic  Tacain  bezeichnet,  ihre  Wagenlenker 
heißen  Frsech  und  Fochnam  (Fiochnamh  Add.).  Die  Szene 
mit  dem  Reifen  und  das  Fällen  des  Waldes  spielt  sich  ähnlich 
wie  in  I  ab.  Die  Bewohner  von  Slechta,  dessen  Lage  als 
südwestlich  von  Keils  bestimmt  wird,  sind  Fartraigi  heca  „die 
kleinen  Partraigi"  bei  (har)  Ciiil  Sibrille  (das  hier  nicht  mit 
Keils  identifiziert  scheint). 

9.  (625—664).  Die  Schnee -Nacht  bei  Cüil  Sibrille  wird 
ausgemalt,  man  schlägt  nicht  einmal  die  Zelte  auf.  Die  Rück- 
kehr CüChulainns  am  andern  Tag  und  das  Abschätzen  des 
feindlichen  Heers  nach  den  Spuren  entsprechend  I.  Doch 
statt  der  drei  Gaben  CüChulainns  werden  ihrer  fünfzehn  (in 
IIb  zehn)  aufgezählt. 


^)  Nietair,  Niadhar  die  jüngeren  Hss.     Auch  für  Tacain  begegnen 
abweichende  Formen. 


128      II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  10. 

10.  (303—365).  [ÄthGabla  „ Gabel- Furt".]  i)  Cüchulainn 
fährt  um  das  Heer  herum  und  kommt  vor  ihm  bei  Ath  Gabla 
(früher  Äth  Grencha^)  geheißen)  an.  Er  haut  mit  einem  Hieb 
einen  vierfach  gegabelten  Baumstamm  ab  und  pflanzt  ihn 
mitten  in  den  Bach,  so  daß  kein  Wagen  vorbei  kann.  Da 
ihn  Eirr  und  Innell  und  ihre  Wagenlenker  Foich  und  Fochlam 
(s.  §  8  a)  dabei  einholen ,  schlägt  er  ihnen  die  Köpfe  ab  und 
steckt  sie  auf  die  vier  Zinken.  Ihre  blutbesprengten  Wagen, 
die  dem  Heer  entgegenfahren,  lassen  dieses  glauben,  daß  an 
der  Furt  eine  Schlacht  im  Gange  sei;  aber  die  dorthin  eilende 
Schar  findet  nur  die  Spur  eines  einzigen  Wagens  und  die  vier 
Köpfe  auf  der  Gabel.  =^)  Medb  bittet  Fergus,  das  Hindernis 
wegzuräumen.  Aber  14  Wagen,  die  man  ihm  gibt,  zerbrechen 
bei  dem  Versuch.  Erst  von  seinem  eigenen  Wagen  aus  zieht 
er  die  Gabel  heraus  und  zeigt,  daß  sie  mit  einem  einzigen 
Schnitt  abgehauen  war.  Ailill  läßt  dort  abkochen  und  fragt, 
ob  das  wohl  Conchobor  oder  Celtchair  mac  Uthidir  (Cuthidir) 
oder  Eogan  mac  Durthacht  getan  habe.    Aber  Fergus  erwidert. 


^)  Ich  stelle  die  Orte  jeweils  voran,  die  durch  die  Täin  ihren  Namen 
bekommen  haben  sollen,  tatsächlich  aber  den  Anlaß  zu  den  Erzählungen 
bilden. 

2)  So  Eg.  304 ;  A.  Grena  LU. 

^)  Die  Angabe,  daß  auf  der  Gabel  ein  Ogom  stand:  ein  einziger 
Mann  habe  mit  einer  Hand  die  Gabel  eingepflanzt,  und  sie  dürften  nicht 
vorüber,  bis  ein  Einzelner,  außer  Fergus,  dasselbe  tue,  ist  offenbar  ein 
späterer  Zusatz  (vielleicht  vom  Kompilator)  nach  Analogie  von  §  8a 
(und  18);  denn  es  wird  im  Folgenden  keine  Rücksicht  darauf  genommen. 


10.  (665 — 863).  Im  ganzen  wie  I,  nur  viel  ausführlicher. 
So  wird  hier  erst  die  Schilderung  gebracht,  wie  Medb  immer 
von  acht  Wagen  umgeben  einherfährt,  um  ihr  Diadem  vor 
Staub  zu  bewahren,  was  in  I  in  einer  Glosse  zu  153  (§  4) 
angeführt  war.  Als  die  blutigen  Wagen  mit  den  kopflosen 
Leichen  dem  Heere  begegnen,  schickt  man  zuerst  Cormac 
Connlongas,  den  Sohn  Conchobors,  mit  3000  Bewaffneten  an 
die  Furt  in  der  Voraussetzung,  daß  die  Ulter,  die  man  dort 
vermutet,  dem  Sohn  ihres  Königs  nichts  antun  würden.  Zwei 
neue  Gedichte  sind  eingeschoben,  eines  (719 ff.)  ein  Gespräcli 
zwischen    Fergus   und   den  Druiden    über   die   „Gabel"    und 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Trdn  bf3  Onailnge  §  10.     120 

keiner  von  diesen  würde  oline  Gefolge  an  die  Grenze  ge- 
kommen sein;  nur  CüChulainn  könne  das  alles  in  solcher 
Geschwindigkeit  vollbracht  haben.  „Was  für  ein  Mann  ist 
denn  dieser  Hund  (6Vi)?"  fragt  Ailill.  Er  sei,  berichtet  Fergus, 
in  seinem  fünften  Jahr  zur  Knabenschar  nach  Emain  Macha 
gekommen  (s.  §  11);  im  sechsten  sei  er  zur  Scäthach  gegangen, 
um  die  Waffenkunst  zu  erlernen  (s.  unten  Kap.  30.  31), 0  im 
siebten  habe  er  die  Waffen  erhalten  (§  17), 2)  und  jetzt  stehe  er 
im  siebzehnten  Jahre.  Er  hängt  daran  in  gehobener  Eede  ein 
Lob  von  CüChulainns  Überlegenheit  (formoUa  ConCulainn). 
Doch  Medb  meint,  der  habe  eben  auch  nur  einen  verwund- 
baren Körper  und  sei  überdies  noch  kein  voller  Mann.  Allein 
Fergus  erwidert,  Mannestaten  habe  er  schon  in  jüngeren  Jahren 
verrichtet. 

[So  folgen  nun,  von  den  verbannten  Ultern  erzählt,  die 
Jugendtaten  Setanta's  oder  CüChulainn's,  genannt:  maccerda 
ConCulainn,  Z.  732.] 

^)  Hierzu  haben  LU  und  Eg.  die  Glosse,  dem  stehe  die  Sage  Toch- 
marc  Emire  (Kap.  31)  entgegen.  Und  GBL  fügt,  offenbar  auf  Grund 
dieser  Glosse,  das  Werben  um  Emer  hier  ein.  Diese  Handschrift  setzt 
ferner  an  Stelle  des  6.  und  7.  Jahres  das  7.  und  8. ;  aber  das  ist  offenbar 
selbständige  Änderung,  da  sie  später  (Z.  729)  CüChulainn  doch  im  7.  Jahr 
die  Waffen  erhalten  läßt,  wie  die  anderen  Handschriften. 

2)  Diese  Aufzählung  stimmt  nicht  zu  den  folgenden  Abschnitten,  die 
yon  der  Scäthach  nichts  berichten.  Sie  kann  aber  auch  nicht  aus  B 
stammen ,  da  die  Erzählung  von  §  16  sowohl  in  B  als  A  vorkam  (s.  u.). 
Doch  ist  sie  auch  nicht  vom  Kompilator  eingeschoben,  von  dem  vielmehr 
die  in  der  vorhergehenden  Anmerkung  erwähnte  Glosse  herrühren  wird; 
er  hat  sie  also  schon  vorgefunden. 

eines  (784 ff.),  in  dem  Fergus  diese  und  künftige  Taten 
CüChulainns  besingt;  das  zweite  ungeschickter  Weise  vor 
den  Vermutungen  Ailills  angebracht,  wer  die  Gabel  hin- 
gesetzt haben  möchte.  Auch  zerbricht  Fergus  17  Wagen 
(statt  14)  usw.  Die  unstimmige  Angabe  über  das  5. — 7.  Jahr 
CüChulainns  ist  unterdrückt. 

[Von   den   Jugendtaten   CüChulainns,   hier   macgmmrada 

I  ConCulainn  genannt,  hat  II  (d.  i.  C)  die  drei  bedeutendsten  aus- 
gewählt und  auf  drei  Jahre  verteilt.    An  die  Stelle  von  Conall 
Cernach  (§  16),  der  nach  dieser  Fassung  nicht  bei  den  Feinden 
ist,  setzt  sie  Cormac  Connlongas.] 
Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königsuge.  9 


l30     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuaünge  §  11. 

11.  (366 — 415).  Fergus  erzählt:  Der  Knabe,  der  bei 
Vater  und  Mutter  in  Mag  Muirtheimne  aufwuchs,  hörte  von 
den  dreimal  fünfzig  Knaben,  die  bei  Conchobors  Königsburg 
Emain  zu  spielen  pflegten.  Denn  Conchobor  regierte  also: 
ein  Drittel  des  Tags  sah  er  den  Knaben  zu,  ein  Drittel 
spielte  er  fidchell,  ein  Drittel  trank  er  Bier,  bis  ihn  Schlaf 
befiel.  Dahin  möchte  auch  der  Knabe  gehn.  Die  Bitte  seiner 
Mutter,  zu  warten,  bis  Ulter  Krieger  ihn  hinbegleiten,  und 
die  Warnung  vor  der  Schwierigkeit  der  Wege  über  das  Fuat- 
Gebirge  können  ihn  nicht  zurückhalten.  Er  zieht  aus  mit 
seinem  Kinderschild  aus  Schindeln,  seinem  Knaben -Ger  (hiin- 
sach),  seinem  Ball  und  dem  Stock  zum  Treiben  des  Balls.  Er 
wirft  den  Ger  voraus  und  fängt  ihn  auf,  bevor  er  zu  Boden 
fällt.  So  kommt  er  auf  den  Spielplatz  bei  Emain,  versäumt 
aber,  sich  unter  den  Schutz  der  Knaben  zu  stellen  (wie  das 
ein  Fremder  mußte),  da  er  davon  nichts  weiß.  Follamain 
{Mallamain  GBL),  Conchobors  Sohn,  glaubt,  er  wolle  sie  be- 
leidigen. Und  wie  er  auf  sie  zueilt,  schießen  sie  150  Gere 
auf  ihn,  die  aber  an  seinem  Schindelschild  stecken  bleiben. 
Dann  werfen  sie  ihre  Bälle  nach  ihm;  aber  er  fängt  sie  alle 
im  Busen  auf.  Da  schleudern  sie  die  Treibstöcke  hinterdrein; 
aber  er  weiß  sie  zu  parieren  und  nimmt  ein  Bündel  davon 
auf  den  Rücken.  Jetzt  kommt  aber  die  Wutverzerrung  über 
ihn.  Seine  Haare  stehen  so  steif  in  die  Höhe,  als  seien  sie 
in  seinen  Kopf  hineingehämmert;  das  eine  Auge  schließt  er, 
daß  es  nicht  weiter  ist  als  ein  Nadelöhr,  das  andere  öffnet 
er  bis  zur  Größe  eines  Holznapfs.  Die  Kinnlade  reißt  er  bis 
an  die  Ohren  auf,  daß  das  Innere  seines  Schlundes  sichtbar 
wird.  Und  der  luan  läitli  („Krieger -Mond")  erhebt  sich  über 
seinem  Scheitel.  So  schlägt  er  auf  die  Knaben  los  und  wirft 
fünfzig  zu  Boden.  Die  andern  stürmen  durch  das  Tor  von 
Emain  und  neun  von  ihnen  über  mich  (Fergus)  und  Conchobor 
weg,  die  wir  gerade  beim  fidchell  waren.  Er  springt  ihnen 
über  das  Spielbrett  nach.    Doch  Conchobor  faßt  ihn  am  Arm 


11.  (864 — 953).  Fergus  erzählt  ähnlich  wie  I.  Concho- 
bors Tageseinteilung  ist  hier  weniger  sagenhaft,  indem  er 
vor  der  Dreiteilung  des  Tages  die  Angelegenheiten  seines 
„Fünftels"  erledigt  (868).    Das  Spiel  des  ausziehenden  Knaben 


ir,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bö  Cuailnge  §  12—13.     131 

und  wirft  ihm  sein  Beträgen  vor.  Aber  er  Ijeklagt  sicli, 
er  sei  zum  Spiel  gekommen,  und  man  sei  schlecht  mit  ihm 
umgegangen.  Auf  die  Frage,  wer  er  sei,  nennt  er  sich 
als  Setanta  mac  Sualtaim,  Sohn  von  Conchobors  Schwester 
Deichdene  (Deichtir).  Warum  er  sich  nicht  unter  den  Schutz 
der  Knaben  gestellt  habe?  fragt  Conchobor.  —  Weil  er  es 
nicht  gewußt  habe;  aber  Conchobor  solle  es  in  die  Hand 
nehmen,  —  was  dieser  auch  tut.  Doch  sofort  jagt  jener 
wieder  den  Knaben  nach.  Was  er  jetzt  gegen  sie  habe? 
fragt  Conchobor.  „Jetzt  sollen  sie  sich  unter  meinen  Schutz 
stellen",  erwidert  CüChulainn.  Auch  das  vermittelt  Con- 
chobor, und  man  kehrt  zum  Spielplatz  zurück,  wo  die  nieder- 
geschlagenen Knaben  wieder  aufstehn  mit  Hilfe  ihrer  Zieh- 
mütter und  -Väter. 

12.  (416—427).  Fergus  erzählt:  Als  CüChulainn  ein 
junger  Bursche  war,i)  konnte  er  in  Emain  Macha  bis  zum 
Morgen  nicht  schlafen.  Nach  der  Ursache  befragt,  ver- 
langt er  etwas,  wogegen  er  Kopf  und  Füße  stemmen  könne. 
Conchobor  bereitet  ihm  ein  besonderes  Lager  mit  je  einem 
Steinpfeiler  zu  Häupten  und  Füßen.  Als  einst  ein  Mann 
ihn  zu  wecken  kommt,  schlägt  er  ihm  mit  der  Faust  die 
Stirn  ein  und  stürzt  dabei  mit  dem  Vorderarm  den  Stein- 
pfeiler um.   Von  da  an  wagt  ihn  niemand  mehr  zu  wecken. 

13.  (428— 438). 2)  Fergus  erzählt:  Einst  spielt  man 
Ball  auf  dem  Spielplatz  östlich  von  Emain.  Der  junge 
Bursche  ist  allein  auf  einer  Seite  gegen  die  150  übrigen; 
dennoch  gewinnt  er  alle  Spiele  und  läßt  dann  seine  Faust 
so  gegen  sie  wüten,  daß  fünfzig  Knaben  umkommen.   Darauf 


0  Dieser  (m  A)  überflüssige  Satz  zeigt,  daß  er  zur  anderen  Fassung  (B) 
gehört.    Auch  hängt  der  Abschnitt  mit  §  14  zusammen. 

2)  Der  Abschnitt  ist  eine  Dublette  teils  zu  §  11 ,  teils  zum  ersten 
Teil  von  §  16. 


wird  etwas  weiter  ausgeführt,  zum  Teil  mit  Benutzung  von 
§  16  in  I.    Die  Szene  auf  dem  Spielplatz  der  Knaben  wird 
etwas   variiert   (die  Wutverzerrung  CüChulainns   hier   nicht 
beschrieben);  sonst  verläuft  die  Geschichte  wie  in  I. 
12 — 15  sind  in  II  weggelassen. 

9* 


132     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  14. 


I 


flüchtet  er  unter  das  Kissen  von  Conchobors  Ruhelager. 
Als  alle  aufspringen,  steht  auch  er  auf  und  wirft  das 
Ruhebett  mit  dreißig  darauf  befindlichen  Kriegern  mitten 
ins  Haus.  Fergus  und  Conchobor  müssen  Frieden  stiften. 
14.  (439— -471). 0  Fergus  erzählt:  Die  ülter  waren 
zum  Kampf  gegen  Eogan  mac  Durthacht  gezogen,  indem 
sie  CüChulainn  schlafend  verließen.  Sie  wurden  geschlagen 
und  ließen  Conchobor,  Cüscraid  Menn  Macha  und  viele 
andere  auf  dem  Schlachtfeld  zurück.  Durch  ihr  Weh- 
geschrei erwacht  CüChulainn,  streckt  sich  so,  daß  die  zwei 
Steine  seines  Lagers  zerbrechen  —  „das  geschah  vor  den 
Augen  des  Bricriu  hier"  — ,  trifft  in  der  Türe  auf  den 
schwerverwundeten  Fergus,  der  ihm  nicht  sagen  kann,  wo 
Conchobor  geblieben  ist,  und  stürmt  in  die  finstere  Nacht 
hinaus.  Er  trifft  auf  einen  Mann  mit  halbem  Kopf  und 
mit  einem  halben  Mann  auf  dem  Rücken.  Der  fordert  ihn 
auf,  seinen  Bruder  tragen  zu  helfen,  und  lädt  ihn  ihm 
trotz  seiner  Weigerung  auf.  Er  wirft  ihn  von  sich  und 
sie  ringen,  bis  CüChulainn  niederstürzt.  Da  hört  er  die 
Stimme  der  Bodb  von  den  Leichen  herab:  „Das  ist  schlechter 
Stoff  zu  einem  Krieger  unter  den  Füßen  eines  Gespenstes!" 
Nun  springt  er  auf,  haut  mit  dem  Ball -Treibstock  dem 
Unhold  den  Kopf  ab  und  eilt  ballspielend  über  das  Schlacht- 
feld. Er  ruft  nach  Conchobor,  der  ihm  antwortet,  und  zieht 
ihn  trotz  seines  Spottes  aus  einem  Graben  mit  der  Kraft 
von  sechs  starken  Männern  heraus.  Er  bringt  ihn  in  ein 
benachbartes  Haus  und  zündet  ihm  ein  Feuer  an.  Conchobor 
glaubt,  er  könnte  am  Leben  bleiben,  wenn  er  gekochtes 
Schwein  erhielte.  CüChulainn  geht  hinaus,  trifft  mitten  im 
Wald  bei  einem  Herd  einen  furchtbaren  Mann,  der  in  der 
einen  Hand  seine  Waffen  hält,  mit  der  andern  einen  Eber 
brät.  Er  erschlägt  ihn,  nimmt  den  Eber  mit  und  Conchobor 
stärkt  sich  daran.  Auf  dem  Heimweg  treffen  sie  dann  noch 
den  schwerverwundeten  Cüscraid,  den  er  auf  dem  Rücken 
nach  Emain  Macha  bringt. 


1)  Bricriu  ist  im  Lager  anwesend  wie  1715  gegen  3653.    Das  Bett 
von  §  12  wird  erwähnt. 


12 — 15  in  II  weggelassen. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassuiigeii  I,  II,  III  der  Täin  bü  Caailiige  §  15—16.     1-33 

15.  (472— 488).  1)  Fergus  erzählt:  Als  die  Ulter  einst  in 
ihrem  noenden  lagen,  das  Frauen  und  auswärts  Weilende  nicht 
befällt,  auch  nicht  CüChulainn  und  seinen  Vater, 2)  brachen 
27  Mann  von  den  Innsi  Faichi^)  hinten  ins  Gehöfte  ein.  Auf 
das  Geschrei  der  Weiber  kommen  die  Knaben  vom  Spielplatz, 
fliehen  aber  vor  den  grauenhaften  Männern  bis  auf  CüChulainn. 
Dieser  tötet  mit  den  Handsteinen  (läm-lecca)  und  seinem  Treib- 
stock neun  von  ihnen;  die  Übrigen  weichen,  obschon  auch  er 
fünfzig  Wunden  erhalten  hat.  —  Von  einem  Mann,  der  diese 
Taten  verrichtet  hat,  als  er  fünf  Jahre  zählte,  ist  es  nicht 
verwunderlich,  daß  er  jenen  vier  Männern  (§  10)  die  Köpfe 
abgeschlagen  hat. 

16.  (484—545).  Conall  Cernach  4)  erzählt :  Nicht  lange 
nachher  lud  der  Schmied  Caulann  Conchobor  zu  Gaste,  bat 
ihn  aber,  nicht  zu  Viele  mitzubringen,  da  seine  Einkünfte 
nicht  von  Ländereien,  sondern  von  der  Arbeit  seiner  Hände  her- 
rührten. So  sucht  sich  Conchobor  die  aller  Hervorragendsten 
aus,  die  er  in  fünfzig  Wagen  mit  sich  nimmt,  besucht  aber 
.zuvor  —  wie  er  immer  zu  tun  pflegt  —  den  Spielplatz  und 
findet   dort   CüChulainn   allein   gegen   die   150  Knaben   Ball 


1)  Der  Schluß  weist  auf  A;  auch  der  Umstand,  daß  auch  Sualtaim 
vom  Schwächezustand  frei  ist,  vgl.  217  (§  6). 

2)  LU  und  Eg.  fügen  hinzu,  daß  man  trotzdem  die  Geschwächten 
nicht  zu  verwunden  wagt,  weil  sonst  ihr  Leiden  auf  den  Täter  überspringt. 

3)  Das  sind  gewiß  die  Fir  Fälchce  der  Sage  Kap.  37,  die  ebenfalls 
auf  einer  Insel  {inis)  wohnen. 

*)  Dieser  ist  nur  in  A  bei  den  Connachtern.     Doch  fand  sich  der 
Kern  der  Erzählung  in  beiden  Quellen,  s.  Z.  525  ff. 


16.  (954 — 1066).  Cormac  Connlongas  erzählt  ziemlich 
wie  I.  Die  Tat  ereignet  sich  ein  Jahr  nach  der  vorigen 
(§  11),  nach  CüChulainns  sechstem  Jahr.  Daß  der  Knabe 
nicht  mit  Conchobor  wegfahren  will,  motiviert  er  damit,  daß 
die  andern  Knaben  noch  nicht  genug  am  Spiel  haben.  Er 
kennt  den  Weg  zu  Culann  nicht,  sondern  findet  ihn,  indem 
er  der  Spur  der  Wagen  folgt.  Sein  Spiel  auf  dem  Weg  wird 
hier  nicht  näher  beschrieben  (s.  §  11),  nur  berichtet,  daß  er 
auf  der  Wiese  vor  Culanns  Wohnung  sein  Spielzeug  weg- 
wirft bis  auf  den  Ball;  diesen  schleudert  er  dem  heulend  auf 


134     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  16. 

spielend  und  sie  immer  besiegend.  Wenn  sie  „Loch- Treiben" 
spielten,  füllte  er  das  Loch  mit  seinen  Bällen,  ohne  daß  sie's 
wehren  konnten;  umgekehrt  brachten  sie  alle  vereint  nicht 
einen  Ball  ins  Loch.  Wenn  sie  rangen,  warf  er  allein  alle 
andern  nieder,  ohne  daß  das  je  bei  ihm  glückte.  Wenn  sie 
„Ausziehn"  spielten,  zog  er  sie  alle  splitternackt  aus,  ohne 
daß  sie  ihm  auch  nur  den  Dorn  aus  dem  Mantel  ziehen 
konnten.  Deni  bewundernden  Conchobor  gestehen  auch  die 
Übrigen  zu,  daß  der  Knabe,  wenn  er  ein  Mann  sein  werde, 
sich  in  seinen  Taten  von  Allen  abheben  werde.  Er  lädt  ihn 
daher  ein,  mit  zum  Gelage  zu  kommen.  Der  Knabe  will  aber 
zunächst  noch  weiter  spielen  und  später  folgen. 

Als  die  Graste  versammelt  sind,  fragt  Caulann  Conchobor, 
ob  er  noch  jemand  erwarte.  Dieser  verneint  es,  da  er  den 
Knaben  vergessen  hat.  Da  wird  das  Gehöfte  geschlossen 
und  der  „Kriegshund"  losgelassen,  den  neun  Männer  an  drei 
Ketten  halten  müssen,  und  der  Nachts  das  Vieh  behütet.  Als 
der  Knabe  nachkommt,  stürzt  der  Hund  auf  ihn  los.  Aber 
er  läßt  sich  zunächst  nicht  in  seinem  Spiel  stören:  er  wirft 
seinen  Ball,  dann  den  Treibstock  hinterdrein,  daß  er  den  Ball 
in  der  Luft  trifft,  und  schleudert  seinen  Knaben -Ger  nach, 
fängt  aber  Alles  auf,  bevor  es  niederfällt.  Conchobor  und 
seine  Leute  sind  starr  vor  Entsetzen  und  halten  ihn  für  ver- 
loren. Aber  wie  der  Hund  ihm  nahe  kommt,  wirft  er  sein 
Spielzeug  weg,  packt  ihn  mit  der  einen  Hand  an  der  Kehle, 
mit  der  andern  am  Nacken  und  schlägt  ihn  um  einen  Stein- 
pfeiler, daß  seine  Glieder  nach  allen  Seiten  fliegen. 

*  Nach  andern  warf  er  ihm  seinen  Ball  ins  Maul  und 
riß  seine  Eingeweide  durch  ihn  fort. 

Die  Ulter  stürmen  hinaus,  bringen  den  Knaben  in  Con- 
chobors  Schoß  und  schlagen  die  Waffen  vor  Freude  zusammen. 


ihn  losstürzenden  Hund  in  den  Eachen,  so  daß  er  sein  Ein- 
geweide mit  fortreißt,  und  schlägt  diesen  dann  erst  um  den 
Steinpfeiler.  Allen  herbeieilenden  Ultern  voraus  hebt  ihn 
Fergus  auf  die  Schulter.  Gegen  den  Namen  „Hund  Culanns" 
wehrt  er  sich  zuerst  und  will  „Setanta"  bleiben;  erst  als 
Cathbad  verheißt,  daß  jener  Name  in  L*land  und  Schottland 
berühmt  sein  werde,  gibt  er  sich  zufrieden. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  (Juailnge  j^  17.      l^i5 

Auch  Caulann  begrüßt  ihn,  ist  aber  verzweifelt  über  den 
Verlust  seines  Hundes,  der  ihm  „Ehre  und  Seele"  zusammen- 
gehalten habe.  Aber  der  Knabe  verspricht,  ihm  einen  Hund 
von  derselben  Easse  aufzuziehen  und,  bis  dieser  erwachsen 
sei,  selber  der  Hund  zu  sein,  der  ihn  und  sein  Vieh  behüte. 
Er  werde  ganz  Mag  Muirtheimne  bewahren,  daß  kein  Vieh, 
von  ihm  unbemerkt,  davongeführt  werde.  „Cü-Ch(a)ulainn 
('der  Hund  des  Caulann')  wird  dein  Name  sein",  sagt  (der 
Druide)  Cathbad. 

„Ein  Mann,  der  das  ausgeführt  hat,  als  er  volle  sechs 
Jahre  zählte,  von  dem  ist  nicht  wunderbar,  wenn  er  gute 
Tat  vollbringt  jetzt,  wo  er  volle  17  Jahre  zählt",  schließt 
Conall  Cernach. 

17.  (546—732).  Fiacha  mac  Fir  Febe  i)  erzählt:  Conchobors 
Vater,  der  Druide  Cathbad  inmitten  der  hundert  Schüler,  die 
bei  ihm  Druidenkunst  {druidecht)  lernen,  wird  von  einem  von 
ihnen  gefragt,  wozu  der  Tag  gut  sei.  Cathbads  Antwort,  wer 
an  diesem  Tag  die  Waffen  erhalte,  dessen  Name  werde  den 
der  Irländer  infolge  seiner  Waffentaten  überragen,  hört  zufällig 
CüChulainn.  Er  eilt  zu  Conchobor,  bittet  ihn  um  Waffen  und 
nennt  auf  die  Frage,  wer  ihn  dazu  angewiesen  habe,  Cathbad. 
Die  fünfzehn  Waffen,  die  immer  in  Conchobors  Haushalt  in 
Eeserve  liegen,  zerbrechen  aber  alle  bei  seinem  Schwingen. 
Erst  Conchobors  eigene  Waffen  halten  ihn  aus  und  entlocken 
ihm  einen  Heilruf  auf  Conchobor.  Darüber  kommt  Cathbad 
hinzu  und  verkündet,  als  er  das  Geschehene  vernimmt,  Unheil 


^)  Charakteristisch  für  A. 


17.  (1067  —  1390).  Fiacha  mac  Firaba  erzählt  ganz 
ähnlich  wie  I,  nur  daß  viele  Gespräche  eingeschoben  oder 
weiter  ausgeführt  werden.  CüChulainn  erfährt  gleich  bei 
der  ersten  Profezeiung  Cathbads,  daß  dem  an  dem  betreffenden 
Tage  die  Waffen  Erhaltenden  außer  großem  Ruhm  ein  kurzes 
Leben  beschieden  ist.  Den  Wagen  erhält  er  gleich  nach  den 
Waffen,  ohne  erneute  Profezeiung  Cathbads.  Conchobors 
Wagenlenker  wird  als  Ibor  mac  Riangabra  bezeichnet  (der 
Vatername  nach  Lseg  mac  Riangabra,  dem  späteren  Wagen- 
lenker CüChulainns).    Den  Knaben  auf  dem  Spielplatz,  die 


136     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bü  Cuailnge  §  17. 

für  den  jungen  Burschen.  Die  Frage  Conchobors,  ob  er  ihn 
denn  nicht  angewiesen  habe,  verneint  er;  aber  der  zurecht- 
gewiesene CüChulainn  erklärt,  daß  er  seine  Unterweisung 
südlich  von  Emain  vernommen  habe.  Cathbad  erwidert,  aller- 
dings werde  der  berühmt  werden,  der  an  diesem  Tage  die 
Waffen  erhalte,  aber  er  werde  nicht  lange  leben.  Daraus 
macht  sich  CüChulainn  nichts.  Wenn  er  nur  berühmt  werde, 
sei  es  ihm  recht,  wenn  er  auch  nur  einen  Tag  lebe. 

Ein  andermal  hört  er  Cathbad  aussprechen,  wer  an  diesem 
Tag  den  Wagen  besteige,  dessen  Name  werde  in  Irland  immer 
leben.  Er  bittet  sofort  Conchobor  um  einen  Wagen.  Aber 
zwölf  Wagen  zerbrechen,  wenn  er  seinen  Arm  zwischen  die 
Wagenstangen  stemmt.  Erst  Conchobors  Wagen  hält  ihn 
aus.  Er  besteigt  ihn  mit  Ibor,  dem  Wagenlenker  Conchobors. 
Dieser  fährt  ihn  um  Emain  herum,  läßt  sich  dann  bewegen, 
zum  Spielplatz  der  Knaben  zu  fahren  und  endlich,  auf  die 
Straße  zurückgekehrt,  dieser  südwärts  zu  folgen.  Sie  kommen 
auf  Sliab  Fuait  und  treffen  dort  Conall  Cernach  als  Grenz- 
wache. Dessen  Aufgabe  ist  es,  den  Mann,  der  mit  einem 
Kunstgesang  kommt,  zu  geleiten,  den,  der  Kampf  sucht,  zu 
bestehn.  Man  begrüjit  sich  gegenseitig,  und  CüChulainn  möchte 
Conall  in  der  Wache  ablösen.  Aber  der  meint,  er  würde  wohl 
einen  Sänger  geleiten,  aber  noch  keinen  Krieger  bestehn  können. 
Dagegen  willigt  er  ein,  mit  ihm  zum  Loch  Echtra  („See  der 
Abenteuer")  zu  fahren,  wo  sich  oft  Kriegsbanden  herumtreiben. 
Unterwegs  schießt  aber  CüChulainn  mit  der  Schleuder  Conalls 
Wagenstange  entzwei,  angeblich  um  die  Genauigkeit  seines 
Schusses  zu  erproben;  so  ist  dieser  gezwungen  umzukehren. 
Die  andern  fahren  weiter,  und  da  sie  beim  Loch  Echtra  nie- 
mand finden,  bis  auf  den  Sliab  Mondairn,  von  wo  man  einen 

er  im  Wagen  besucht,  versichert  er,  obschon  er  die  Waffen 
erhalten  habe,  doch  auch  künftig  mit  ihnen  spielen  zu  wollen. 

Auf  der  Fahrt  nach  Fertais  Locha  Echtra  (so  C.  6.  3, 
in  LL  Echtrann)  zerschmettert  er  Conall  Cernach's  Joch  mit 
einem  vom  Boden  aufgelesenen  Stein,  so  daß  Conall  stürzt 
und  sich  die  Schulter  ausrenkt. 

Der  Reif  um  den  Steinpfeiler  bei  Dün  mac  Nerhtain  ist 
von  Eisen,  und  eine  Ogom- Inschrift  darauf  verbietet  jedem, 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  IIl  der  Täin  bö  (;uailnge  §  17.     137 

Überblick  über  ganz  Mag  Breg  zwischen  Temair  und  Cenannos 
(Keils)  hat.  Der  AVagenlenker  nennt  dem  Knaben  die  einzelnen 
Orte,  darunter  auch  die  Burg  der  drei  Söhne  von  der  Nechta 
Scene,!)  Foill,  Fannall  und  Tuachell,  die  sich  gerühmt  hatten, 
es  seien  nicht  mehr  Ulter  am  Leben  als  sie  schon  erschlagen 
hätten.  Trotz  der  Warnung  des  Wagenlenkers  fährt  man  hin 
und  spannt  aus  beim  Ausfluß  des  Baches  aus  dem  Moor  südlich 
oberhalb  der  Burg.  CüChulainn  wirft  einen  Reifen,  der  auf 
dem  dortigen  Steinpfeiler  ist,  weit  in  den  Bach  hinaus,  was 
Verletzung  des  yes  ist  für  die  Söhne  der  Nechta,  und  legt 
sich  schlafen  mit  dem  Befehl,  ihn  nur  zu  wecken,  wenn 
mehr  als  einer  komme.  Aus  Angst  spannt  aber  Ibor  die  Pferde 
an  und  zieht  schließlich  die  Wagendecken  unter  CüChulainn 
weg.  Darüber  kommen  die  Söhne  der  Nechta  Scene  heran. 
Aber  als  Ibor  sich  gegen  den  ersten  von  ihnen  zu  entschuldigen 
sucht:  es  sei  nur  ein  kleiner  Knabe  hergefahren,  und  er  werde 
sofort  wieder  abfahren,  nur  schlafe  er  noch,  erklärt  der  er- 
wachte CüChulainn,  er  sei  kein  Kind,  sondern  fordert  Foill 
(„Betrug")  zum  Kampf  in  der  Furt  auf.  Von  Ibor  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß,  wenn  er  ihn  mit  dem  ersten  Wurf 
verfehle,  er  ihn  an  diesem  Tag  nicht  mehr  treffen  könne, 
zerschmettert  er  Foill  mit  Conchobors  Lanze  das  Rückgrat. 
Der  Bruder  Fannall  („Schwalbe")  stampft  das  Wasser  nicht 
schwerer  als  ein  Schwan  oder  eine  Schwalbe;  aber  CüChulainn 


^)  Der  Genitiv  heißt  Nechtan  (Nechtain)  außer  in  LU,  das  überall 
Nechta  schreibt,  wie  der  Nominativ  668  lautet.  Der  Interpolator  in  LU 
(aber  nicht  in  Eg.)  fügt  hinzu,  der  Vater  der  drei  Brüder  sei  Fer-  Ulli 
mac  Lugdach  gewesen  und  von  den  Ultern  erschlagen  worden  (s.  Dinn- 
senchas,  unten  Kap.  10,  Nr.  4). 

fortzugehen  ohne  einen  Zweikampf  zu  bestehen.  Das  Er- 
wachen CüChulainns  wird  mit  aus  §  59  Z.  2495  geschöpften 
Ausdrücken  geschildert.  Die  Kampfesarten  mit  Foill  und 
Tuacha(i)ll  sind  vertauscht.  Das  del  clis,  womit  er  jenen 
besiegt,  wird  hier  (willkürlicher  Weise)  als  eine  eiserne  Kugel 
beschrieben,  die  Foill  durch  den  Kopf  geschleudert  wird. 
Nach  der  Besiegung  der  drei  Brüder  wird  ihre  Burg  zerstört 
und  verbrannt.  Die  Verfolgung  durch  ihre  Mutter  ist  unter- 
drückt (offenbar  um  CüChulainn  die  Flucht  zu  ersparen). 


138     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  17. 

ist  im  Wasser  ebenso  geschickt  und  tötet  ihn.  Der  dritte, 
Tuachell  („Schlau"),  kann  durch  keine  Waffe  fallen;  Cü- 
Chulainn  schießt  seine  „  Spiel- Gerte "  i)  nach  ihm,  daß  er 
zusammenbricht.  Er  bringt  die  Köpfe  und  die  Waffen  der 
Drei  zum  Wagenlenker.  Nun  heißt  es  aber  sich  retten;  denn 
schon  hört  man  den  Schrei  der  Mutter  der  Erschlagenen, 
Nechta  Scene  (offenbar  eines  dämonischen  Wesens).  So  wind- 
schnell stürmen  die  ßosse  dahin,  daß  CüChulainn  den  aus 
seiner  Schleuder  geschossenen  Stein  einholt,  und  sie  gelangen 
glücklich  wieder  auf  Sliab  Fuait. 

Dort  treffen  sie  auf  ein  Rudel  Hirsche.  Auf  CüChulainns 
Frage,  was  das  für  frei  herumlaufendes  Vieh  sei,  belehrt  ihn 
Ibor,  daß  es  Hirsche  seien,  und  daß  sie  viel  schwerer  lebendig 
als  tot  zu  erlangen  seien.  So  treibt  CüChulainn  die  Pferde 
ihnen  nach  ins  Moor,  und  als  diese  dort  stecken  bleiben,  springt 
er  vom  Wagen,  fängt  den  nächsten,  schönsten  Hirsch  und 
bändigt  ihn  so,  daß  er  ihn  hinten  zwischen  die  Wagenstangen 
festbinden  kann.  Dann  treffen  sie  einen  Schwärm  wilder 
Schwäne.  Um  auch  sie  lebend  zu  fangen,  trifft  CüChulainn 
sieben  von  ihnen  mit  einem  kleinen,  zwölf  mit  einem  großen 
Stein  mit  „Betäubungs- Schüssen".  Der  Wagenlenker  wagt 
nicht  auszusteigen,  um  sie  zu  sammeln;  denn  vorn  rasen  die 
Pferde,  auf  beiden  Seiten  sind  die  eisernen  Räder  des  Wagens 
so  scharf,  daß  er  nicht  darüber  steigen  kann,  und  hinten  droht 


^)  del  cUss,  Z.  1915  neben  dem  cleiine  „Spiel -Ger"  genannt,  also 
keine  eigentliche  Waffe. 

Auf  Sliab  Fuait  werden  zwei  Hirsche  (statt  einem) 
gefangen,  und  ähnliche  kleine  Abweichungen  finden  sich 
mehrfach,  i) 

Den  auf  Emain  zukommenden  Wagen  meldet  hier  (das 
Spruchweib)  Leborcham  ingen  Ai  ocus  Adairce  (statt  des 
Spähers). 2)  Die  150  Frauen,  die  CüChulainn  entgegentreten 
und  hier  sogar  ihre  Scham  entblößen,  werden  von  Scannlach 


1)  Mit  dem  Festbinden  der  gefangenen  Vögel  (1346  ff.)  beginnt  das 
erste  Bruchstück  von  Fassung  III. 

2)  Ebenso  in  III. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  (>'uailnge  ^  17.     l-'O 

das  Geweih  des  Hirsches.  Aber  CüChulainn  bannt  mit  seinem 
Blick  den  Hirsch  so,  daß  Ibor  zwischen  den  Hörnern  durch- 
kann. Die  Vögel  werden  mit  den  Stricken  und  Schnüren  des 
Wagens  angebunden. 

So  fahren  sie  auf  Emain  zu,  hinter  dem  Wagen  der 
Hirsch,  über  ihm  die  flatternden  Vögel,  in  ihm  die  Köpfe 
der  drei  Erschlagenen.  Aber  CüChulainn  dürstet  nach  Kampf 
und  Blutvergießen  und  kehrt  Emain  die  linke  Seite  des 
Wagens  zu.  Als  er  vom  Späher  gemeldet  wird,  befiehlt 
Conchobor,  vorn  entblößte  Frauen  sollen  ihm  entgegentreten. i) 
Und  die  Königin  Mugain  und  ihre  Frauenschar  enthüllen 
ihre  Brüste,  indem  Ferach2)  spricht:  „Das  sind  die  Männer, 
die  heute  mit  dir  kämpfen  werden."  Schamhaft  verbirgt 
CüChulainn  sein  Gesicht.  Da  packen  ihn  Kämpen  von  Emain 
und  bringen  ihn  in  ein  Faß  mit  kaltem  Wasser,  das  sofort 
durch  seine  Hitze  birst.  Ein  zweites  Faß  wirft  noch  faust- 
große Blasen;  erst  das  dritte  wird  mäßig  warm.  Dann  um.- 
hüllt  ihn  die  Königin  mit  prächtigem  Gewand,  und  er  nimmt 
beim  Knie  Conchobors  Platz,  wo  fortan  sein  Lager  ist. 


^)  Ein  alter  Sagenzug;  vgl.  Plutarch,  Moralia  (Mulierum  Virtutes) 
II,  248  B:  S718L  öh  töjv  avÖQöiv  öeofievcov  xov  BeXleQocpovxriv  eniayHv  ovötv 
stielS^ov,  Ol  yvvalxeq  avaavQaixevai  xovg  XLXOJvioxovq  aji^vxrjoav  avxcol' 
TiaXiv  ovv  VTi'  alaxvvyjQ  avayojQO^vxoq  onlooj  xxX. 

2)  Die  Handschriften  schwanken  zwischen  Mugain  und  Ferach.  Ur- 
sprünglich sind  es  wohl  zwei  verschiedene  Frauen,  nicht  ein  Unterschied, 
der  sich  durch  zwei  Quellen  erklärt. 


(nicht  von  der  Königin)  angeführt.^)  Nach  CüChulainns  Ab- 
kühlung folgt  eine  ausführliche  Beschreibung  seiner  Gestalt 
und  Bekleidung  (mit  Benutzung  anderer  Beschreibungen  wie 
unten  I  §  61  und  Siaburcharpat  ConCulainn  [Kap.  64]  oder 
ähnlicher  Texte);  er  hat  an  Händen  und  Füßen  je  sieben 
Finger  oder  Zehen,  in  jedem  Auge  sieben  Pupillen  usw. 2) 


^)  III  nennt  hier  neun  Namen,  die  zum  Teil  auch  sonst  als  die  vor- 
nehmer Ulter  Frauen  vorkommen;  die  drei  ersten  sind:  Sgamahis,  Sga)iH- 
laeh,  Sgiathan. 

-)  Ebenso  III,  das  ihm  ungeschickter  Weise  auch  einen  Schild  und 
zwei  Spere  gibt. 


l 


140     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  18—19. 

„Ein  Mann,  der  das  in  seinem  siebten  Jahr  vollbracht 
hat,  von  dem  ist  nicht  merkwürdig,  daß  er  auch  eine  Über- 
macht besiegt,  nachdem  er  volle  siebzehn  Jahre  zählt",  schließt 
Fiacha  mac  Fir  Febe. 

18*  (733—761).')  [Belach  n-Äne  „Paß  des  Treibens".] 
Das  Heer  kommt  auf  Mag  Muceda  („Feld  des  Schweine- 
hirten"). Dort  hat  CüChulainn  eine  Eiche  gefällt  und  in 
Ogom  darauf  geschrieben,  niemand  dürfe  vorbei,  bis  der 
Fahrer  eines  einzigen  Wagens  darüber  hinweggesetzt  sei. 
Man  schlägt  die  Zelte  auf ;  bei  dem  Versuch,  das  Hindernis 
zu  nehmen,  stürzen  30  Pferde  und  zerbrechen  30  Wagen. 

[Äth  Froich  „Furt  des  Heidekrauts".]  So  bleibt  man 
dort  bis  zum  andern  Morgen,  wo  Medb  Frsech  mac  Fidaig 
auffordert,  CüChulainn  im  Zweikampf  zu  bestehn.  Fraech 
findet  diesen  in  der  Furt,  die  damals  noch  Äth  Fuait  hieß, 
badend.  Er  wirft  seine  Kleider  ab  und  fordert  CüChulainn 
zum  Ringkampf  im  Wasser  auf.'^)  Nach  langem  Ringen 
taucht  ihn  CüChulainn  unter,  läßt  ihn  aber  wieder  herauf 
und  will  ihm  das  Leben  schenken.  Erst  als  Fraech  das 
nicht  annimmt,  taucht  er  ihn  abermals  und  bringt  dann 
den  Leichnam  ans  Ufer.  Seine  Leute  schaffen  ihn  ins 
Lager,  wo  sich  lautes  Wehklagen  erhebt.  Da  sieht  man 
eine  Schar  Frauen  in  grünen  Gewändern  herankommen 
und  den  Leichnam  ins  sid  tragen,  das  nun  Sld  Froich 
heißt.  3) 

Nun  setzt  Fergus  mit  seinem  Wagen  über  den  Eichstamm. 
19.*  (761—763).  Man  zieht  nach  Äth  Meislir,  wo  CüChulainn 
sechs  Mann  von  ihnen  niederwirft,  nämlich  Meislir  usw.-*) 


1)  Der  Kompilator  bemerkt,  er  folge  jetzt  bis  zum  Tode  Orläms  (§  21) 
einer  anderen  Überlieferung.  Aber  er  hält  es  nicht  ein,  sondern  fügt  aus 
der  ersten  fortwährend  —  als  solche  bezeichnete  —  Zwischenstücke  ein. 
Unser  §  18  ist  eine  Dublette  zu  10  (und  8  a). 

2)  Vgl.  den  Kampf  mit  Fannall  in  §  17. 

3)  MacCoise  (f  990)  läßt  Fraech,  den  Sohn  der  Bebinn,  den  Tod 
durch  CüChulainn  in  Linn  Feicc  finden  (ZCP  6,  269  Str.  6).  Der  Name 
der  Mutter  stammt  aus  der  Sage  Kap.  16. 

*)  Vgl.  den  Tod  von  Mes-Lir  in  §21.  In  Eg.  und  LU  ist  dieser 
Abschnitt  ersetzt  durch:  „Man  kam  nach  Äth  Täiten,  wo  CüChulainn  sechs 


18 — 20  sind  in  II  und  III  ausgelassen. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bn  Cuailnge  §  20—21.     141 

20.  (764 — 766).  [JJrtiim  Baiscne.]  Man  kommt  nach 
Fornoclit.  Dort  schießt  CuChulainn  dem  Hündchen  der 
Medb,  namens  Baiscne,  den  Kopf  ab. 

(766—769).*  Nach  der  andern  Überlieferung  schoß  er 
damals  das  Wiesel  (togän)  und  den  zahmen  Vogel  der  Medb 
in  ihrem  Wagen  tot.^) 

21.  (770—773).  [TämlacUai  Örläim.]'^)  Sie  ziehen  weiter 
über  Airdd.3)  CuChulainn  läßt  sie  voraus  und  trifft  den 
Wagenlenker  Örläm's,  eines  Sohnes  von  Ailiirund  Medb, 
beim  Holzfällen,  etwas  nördlich  Disert  Lochait. 

(778 — 775).*  Nach  anderer  Überlieferung  hatte  CuChulainn 
seine  Wagenstange  zerbrochen  und  wollte  sich  eine  neue  hauen.^) 
(775 — 793).  CuChulainn  meint,  es  seien  ülter,  und  findet 
es  tollkühn,  daß  sie  das  tun,  während  das  feindliche  Heer 
so  nahe  ist.  Hinzutretend  erfährt  er,  daß  der  Wagenlenker 
Wagenstangen  schneidet,  weil  sie  die  ihrigen  beim  Verfolgen 
„jener  Hirschkuh"  (d.i.  CüChulainns)  zerbrochen  hätten.  Zur 
Mithilfe  aufgefordert,  wählt  er  als  seinen  Anteil  das  Zu- 
schneiden der  Hölzer;  er  glättet  sie  vollkommen,  indem  er 
sie  einfach  durch  die  Gabel  seiner  Hand  zieht.  Da  schwant 
jenem  Übles,  zumal  nachdem  CuChulainn  sich  genannt  hat. 
Aber  dieser  beruhigt  ihn,  er  töte  keine  Wagenlenker;  nur 
möge  er  ihm  den  Standort  seines  Herrn  zeigen.    Darauf 


Mann  niederwarf,  nämlich  die  sechs  Dungal  von  Irros  (diese  Namen  in  LU 
von  anderer  Hand). 

^)  Vgl.  §  22.  Diesen  Einschub  bringt  Eg.  erst  hinter  777,  LU  läßt 
ihn  weg.  Beide  haben  hier  statt  dessen:  Medb  hetzt  sie  so  auf,  daß  sie 
CuChulainn  zu  verjagen  suchen;  dabei  brechen  die  Staugen  ihrer  Wagen 
(das  soll  Einleitung  zu  §  21  sein). 

2)  Unten  827  f.  wird  dafür  Dinn  Orlaim  genannt. 

')  In  LU  Iraird  Culenn,  durch  Verwechslung  mit  §  6.  In  Eg.  nicht 
mehr  lesbar. 

*)  Das  zeigt,  daß  die  Örläm- Episode  in  beiden  Quellen  vorhanden 
war.  Sie  mischen  sich  auch  im  Folgenden;  ich  gebe  unter  A  nur,  was 
sicher  nicht  zu  B  gehört. 

21.  (1391—1437).     Die  Episode  von  Örläm  (Örläb)  und 
seinem  Wagenlenker  ist  in  II  und  III  ziemlich  kurz  erzählt, 
\    die  Warnung  des  Lenkers  und  sein  Tod  unterdrückt  (wohl 
als  CüChulainns  unwürdig). 


142     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  21—22. 

geht  er  auf  den  Hügel  zu  Örläm,  erschlägt  ihn  und  schüttelt 
den  abgeschlagenen  Kopf  gegen  die  Feinde. 

(793 — 799).  Er  gibt  dem  Yfagenlenker  den  Kopf  auf  dem 
Rücken  ins  Lager  zu  tragen  und  verbietet  ihm  ihn  wegzulegen ; 
sonst  töte  er  ihn  mit  einem  Schleuderstein.  In  die  Nähe  des 
Lagers  gekommen,  nimmt  ihn  jedoch  der  Wagenlenker  vom 
Rücken  und  erzählt  Medb  und  Ailill,  was  vorgefallen. 

(799  —  809).*     [Äth  tri  mac  Gärach.y)    Die  drei  maic 

Gärach:  Lon,  Ualu  und  Diliu  und  ihre  Wagenlenker  Mes- 

Lir,  Mes-Lsech  und  Mes-Lethan,^)  denen  ihre  Herrn  fidot 

(wohl    „Knüttel")    geschnitten    haben,    wollen    die   Unbill 

rächen  und  erwarten  an  einer  Furt  gemeinsam  CüChulainn. 

Aber  er  erschlägt  alle  sechs  trotz  der  Überzahl. 

(809 — 812).   CüChulainn  schleudert  einen  Stein  nach  dem 

Kopf  des  Wagenlenkers  (der  Fei'-Tedil  heißt)  zwischen  Ailill 

und  Medb,  so  daß  ihm  das  Hirn  durch  die  Ohren  dringt.  3) 

22.  (813—818).   [Methe  Tog,  Äth  Methe  n-Euin]   Südlich 
von  der  Furt  tötet  CüChulainn  mit  Schleudersteinen  das 


^)  Nur  in  GBL  827  Garchon  geschrieben. 

2)  Zu  Mes-Lir  vgl.  oben  §  19.  Ualu  geht  nach  §  29  (A)  anders  zu 
Grunde. 

3)  Wir  erfahren  nachträglich  828,  daß  dies  „in  seinem  (nach  ihm  ge- 
nannten) Dedil"  (DEdlib  Eg.  LU)  geschieht.  Wohl  der  Kompilator  setzt 
811  hinzu,  also  habe  CüChulainn  doch  Wagenlenker  getötet,  allerdings 
keine  unschuldigen. 


Die  drei  maic  Gärach  heißen  nur  in  IIb  ebenso  (viel- 
leicht nach  I  korrigiert),  in  LL  maic  Ar  ach  (Gen.  mac 
n-Ärach)]'^)  die  Einzelnamen  variieren  etwas  in  den  Hand- 
schriften. Den  Wagenlenkern  werden  als  Waffen  fidslatta 
„Holzstäbe"  vom  weißen  Haselstrauch  geschnitten.  2) 

24.  (1438—1448).  An  §  21  schließt  II  (und  III)  un- 
mittelbar den  Tod  von  Lethan  und  Mulchi  (Mulcha  C.  6.  3); 


^)  In  III  auch  im  Nominativ  maic  Naracli. 

'^)  In  III  sind  die  Namen  der  Herrn  und  der  Wagenlenker  vertauscht; 
jene  heißen  Mes-Linni,  Mes-Läigi  und  Mes- Lethan,  diese  Luan,  Ual  (so 
auch  LL  für  Ualu,  aber  nicht  IIb)  und  Muilchi  (wegen  des  Folgenden). 
Die  Waffen  dieser  werden  fedchesda  (?)  von  weißem  Hasel  genannt. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  b5  (Juailnge  §  23—24.     143 

Wiesel   (togmall)   auf  Medbs  Schulter  und  den   Vogel  (en) 
auf  Ailills  Schulter. 
(818 — 819).*    „Oder"  er  tötete  sowohl  das  Wiesel  (togän) 
als  den  Vogel  auf  Medbs  Schulter,  i) 

(820).  Er  ertränkt  Reuin  im  Loch  Reuin. 
(820— 831). 2)  Von  Ailill  aufmerksam  gemacht,  daß  er 
in  der  Nähe  sein  müsse,  erheben  sich  die  Maine  (Ailills 
Söhne),  spähen  um  sich  und  setzen  sich  wieder;  da  zer- 
schmettert er  dem  einen  von  ihnen  den  Kopf.  Der  Narr 
Maenen  (Msenän)  höhnt  sie,  daß  sie  das  nicht  besser  gemacht 
haben;  da  zerschmettert  auch  seinen  Kopf  ein  Schleuderstein; 
daher  Dinn  Msenäpjn  „Maenäns  Hügel".  Nun  heißt  sie  aber 
Ailill  Tag  und  Nacht  marschieren  bis  Cuailnge,  sonst  töte 
dieser  Mann  zwei  Drittel  des  Heeres. 

23.  (832 — 835).  Da  kommen  die  Harfner  von  Cain- 
Bile  von  Es-Ruaid*^)  her,  um  ihnen  aufzuspielen.  Sie 
halten  sie  aber  für  Spione  aus  Ulster  und  verfolgen  sie, 
bis  daß  sie  in  Gestalt  von  Hirschen  in  die  Steinpfeiler 
nördlich  von  Lie  Mör  („großer  Stein")  eingehen;  denn  sie 
waren  Zauberer  (Druiden). 

24.  (836—842).  In  Äth  Lethan  („breite  Furt")  for  Nith 
in   Conaille   haut   CüChulainn   Lethan   den  Kopf   ab.     Im 

1)  Siehe  oben  §  20. 

2)  Für  die  Zuteilung-  des  Folgenden  fehlen  sichere  Kriterien.  Die 
Rekapitulazion  826 — 828  kann  man  dem  Kompilator  zuschreiben.  Ich 
nehme  an,  daß  an  §  22  sich  in  A  unmittelbar  25  anschloß.  Erst  für 
§  25  und  27  ist  die  Zugehörigkeit  zu  A  gesichert. 

3)  Der  Wasserfall  Assaroe  an  der  alten  Nordgrenze  von  Connaught. 

dieser    fällt   auf   einem   Hügel,    indem   der   Verfasser  gnala 
(Midchai)  als  giialu  „Schulter,  Bergabsturz"  versteht.  0 

23.  (1449— 1454).  2)  Die  Episode  der  Harfner  von  Cain- 
Bile  (unverändert). 

^)  III  verschmilzt  diese  Episode  mit  der  vorhergehenden,  indem  er 
Lethan  mit  dem  obigen  Mes- Lethan  identifiziert  und  ihn  auf  der  Flucht 
durch  CüChulainn  einholen  läßt.  Der  Wagenlenker  Muilchi  fällt  im  Kampf 
mit  CüChulainns  Wagenlenker  Laeg  mac  Riangabra,  was  als  dessen  einzige 
Gewalttat  (echt)  auf  der  Täin  bezeichnet  wird. 

2)  In  III  steht  dieser  Abschnitt  später  (vgl.  unten  zu  §  29);  es  zieht 
auch  §  22  zu  26. 


144     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  25. 

benachbarten  Äth  Carpat  („Wagenfurt")  zerbrechen  ihre 
Wagen.  In  die  zwischenliegende  Kluft  (guala)  fällt  Mulcha, 
der  Wagenlenker  Lethans;  daher  Guala  Mulchai. 

25.  (842— 857).  0  Während  die  Scharen  durch  Mag  Breg 
ziehen,  fliegt  Morrlgan,  die  der  Furie  Allecto  (Ällechtu)  gleich- 
gestellt wird,  in  Vogelgestalt  auf  den  Steinpfeiler  von  Temair 
Chuailnge  („Warte  von  Cuailnge")  und  richtet  an  den  Stier 


1)  Der  Stier  in  Sliab  Cuilinn  nur  in  A  (s.  §  29  und  40). 

22.  (1455 — 1487).  CüChulainn  schießt  westlich  von  einer 
Furt  den  zahmen  Vogel,  östlich  das  Wiesel  (togmallän)  auf 
Medbs  Schulter  tot.^)  Die  Geschichte  von  Loch  Reuin  fehlt; 
aber  die  Furt  wird  Äth  SretJie  (in  III  noch  näher  an  I: 
Loch  Sreoid)  genannt,  weil  CüChulainn  einen  Stein  darüber 
weg  (in  III:  hinein)  schleudert  {dara  -  sredestar ,  III  ba- 
sre{oi)dh). 

Auch  der  Rest  des  Abschnitts  (die  Maine,  Maenen  und 
Ailills  Marschbefehl)  ist  in  II  und  III  nicht  aufgenommen. 
Dafür  berichtet  11,'^)  daß  die  „vier  Fünftel  Irlands"  am 
nächsten  Tag  Mag  Breg  und  Mag  Muirtheimne^)  zu  verheeren 
beginnen  (vgl.  I,  27,  Anfang).  Fergus  warnt  sie  in  einem 
Gedicht,  CüChulainn  werde  es  schwer  rächen;  er  erwähnt 
unter  CüChulainns  Taten  u.  a.,  daß  er  bis  zum  „Berg  Armenia" 
(„von  Armenia"?)  gedrungen  sei  und  die  Amazonen  besiegt 
habe. 

23.  24  s.  oben  (vor  22). 

25.  (1488— 1543).  4)  Am  selben  Tage  kommt  der  Stier 
Donn  Cuailnge  mit  fünfzig  Färsen  nach  Crich  Margini  (Crlch 
Inairgi  III).  Auf  dem  Steinpfeiler  von  Temair  Chuailnge 
warnt  ihn  die  Morrlgan  5)  zunächst  in  verständlichen  Worten, 


*)  Ebenso  III,  nur  in  umgekehrter  Ordnung. 

2)  Ähnlich  III,  hinter  §  26,  was  die  ältere  Anordnung  zu  sein  scheint. 
Doch  meldet  es  zunächst  nur  den  Beschluß  der  Verheerung,  die  Aus- 
führung erst  nach  Fergus'  Gedicht. 

3)  In  III  außerdem  Mide,  Machaire  Conaill  und  CüChulainns  Land. 
*)  In  III  unmittelbar  hinter  §  24.    Die  Erzählung  wie  in  II. 

^)  So  nur  C.  6.  3  (nach  1  ?).  In  LL  „Morr igu  ingen  Ernmais  von  den 
side",  in  III  „Morigu  (später  Morrigan)  die  Profetin". 


II,  0.  Inhalt  der  Fassuiigeii  I,  II,  III  der  Täiii  bö  Cuailnge  §  25— 2C.     145 

eine  hocliretorische  (fast  ganz  unverständliche)  Ansprache, 
worin  sie  ihm  die  drohende  Gefahr  anzuzeigen  scheint.  Der 
Stier  entweicht  mit  fünfzig  Färsen,  gefolgt  von  seinem  Hirten 
Forgaimen  (Forgemen),  auf  Sliab  Cuil(l)inn  („Stechpalmen- 
Berg").  0  Er  wirft  die  150  Knaben  ab,  die  auf  ihm  zu  spielen 
pflegen,  und  tötet  zwei  Drittel  von  ihnen;  in  Tir  Marceni 
wühlt  er  den  Boden  auf. 

26.    (858  —  866).      [Eeid    Locha    „Ebene    des    Sees"    in 
Cuailnge.]    Von  Saili  Imdorchi  (Imdorthi)  im  Conaille- Gebiet 

»)  In  der  Landschaft  Cuib  (§  40). 


dann  in  derselben  retoric^)  wie  I.  Da  begibt  sich  der  Stier 
mit  fünfzig  Färsen  (samaisci)  nach  Glenn  na  Samaisce  in 
Sliab  Cuilinn.2)  Er  besprang  jeden  Tag  fünfzig  Färsen,  und 
wenn  sie  ihre  Kälber  nicht  innerhalb  24  Stunden -^  warfen, 
platzten  sie. 

Vier  huada^)  (Siegeskräfte,  Vorzüge),  des  Stiers  werden 
aufgezählt:  50  (III:  150)  Knaben  konnten  auf  seinem  Rücken 
unbesorgt  spielen  (von  ihrem  Abwerfen  und  Tod  steht  hier 
nichts;  das  wäre  des  Stiers  unwürdig);  er  gab  hundert 
Kriegern  Schatten  und  Schutz  gegen  Hitze  und  Kälte;  kein 
hänänach  oder  hocänach  oder  genit  glinne,  lauter  dämonische 
Wesen, ^)  wagte  seinem  Gau  zu  nahen;  sein  Gebrüll  bei  der 
Heimkehr  zum  Stall  erscholl  als  herrliche  Musik  durch  den 
ganzen  Gau  von  Cuailnge. 

26.  (1544 — 1561).  Der  Eigenname  Saili  Imdorthi  ist  hier 
appellativisch  gefaßt.^-)    Der  Tod  Loche's  (LL,  Loch  C.  6.  3; 


*)  In  III  rosgad  genannt. 

'^)  In  III  einfach  nach  Sliab  (Juilliun  in  Nord -Ulster  (vgl.  I).  Sein 
Hirt  Forgeimen  wird  nur  hier,  nicht  in  II  genannt. 

")  III:  innerhalb  neun  Tagen. 

*)  In  III  nur  zwei;  die  zwei  mittleren  fehlen  und  sind  wohl  jünger. 

^)  Sie  sind  aus  §  56  entlehnt. 

*)  im  sailib  et  im  clortaib  C.  6.  3,  im  ailih  ocus  im  airtraigih  LL. 
In  III  fehlt  der  Name;  denn  III  verbindet  diesen  Schleuderschuß  CüChu- 
lainns  mit  zwei  früheren  (§22,  s.o.)  und  läßt  alles  sich  in  Reid  Locha 
Cuailgni  abspielen.  Erst  hierauf  beschließen  die  Feinde  Mag  Breg  zu 
verheeren  (s.  oben  zu  §  24  und  vgl.  I,  27);  die  Anordnung  in  III  ist  darin 
wohl  älter  als  in  IL 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Könis-sag-e.  10 


146     II,  6.  Inhalt  der  Fassuagen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  27—29. 

bis  Cuailnge  tötet  CüChulainn  niemand.  Er  hat  aber  gedroht, 
Medbs  Kopf  mit  einem  Schleuderstein  zu  treffen.  Doch  war 
das  schwer,  weil  Medb  immer  von  der  Hälfte  des  Heeres  um- 
ringt und  durch  ihr  Schilddach  gedeckt  einherzog.  Als  ihre 
Magd  Lochu,  von  einer  großen  Frauenschar  umgeben,  Wasser 
holen  geht,  hält  er  sie  für  die  Königin  und  schießt  sie  vom 
Hügel  Cuinche  herab  tot. 

27.  (867 — 872).  In  Finnabair  in  Cuailnge  angelangt, 
zerteilt  sich  das  Heer,  setzt  das  Land  unter  Feuer  und 
treibt  die  Frauen,  Kinder  und  Rinder  von  Cuailnge  in 
Finnabair  zusammen.  Aber  —  der  Stier  fehlt.  Medb  ruft 
ihren  Hirten  Lothar  zu  sich. 

28.*  (872  —  883).    [Glenn  Gat]    Sie  fragt  ihn  nach  dem 
Stier.    Trotzdem  er  sich  fürchtet,  berichtet  er,  als  die  Ulter 
das  noinden  befiel,  sei  der  Stier  mit  sechzig  Färsen  nach 
dem  Dubchoire  („schwarzen  Kessel")  von  Glenn  Gat  ent- 
wichen.    Medb    schickt   ihre  Leute   hin,    so    daß   je   zwei 
eine  Weidenrute  (gat)  halten.    Sie  treiben  den  Stier  nach 
Finnabair.   Wie  er  aber  den  Hirten  Lothar  erblickt,  stürzt 
er  sich  auf  ihn  und  nimmt  sein  Eingeweide  auf  die  Hörner; 
dann  stürmt  er  mit  seinen  dreimal  zwanzig  i)  Färsen  ins 
Lager,  so  daß  fünfzig  Krieger  umkommen. 
29.*  (883— 897). 2)     Medb   fragt   den  Hirten   nach   dem 
Stier;    er    vermutet,    er    sei    in    den   Verstecken   von   Sliab 
Cuil(l)inn.  Darum  will  man  aus  Cuailnge  umkehren.  Aber  Glais 


^)  Die  Handschriften  haben  den  Fehler  „dreimal  fünfzig". 

2)  Eg.  und  LU  haben  die  Notiz  (in  GBL),  daß  hier  eine  andere  tJber- 
lieferung  beginnt,  unterdrückt.  Sie  lassen  den  Stier  sofort  wieder  aus 
dem  Lager  entweichen,  wodurch  für  §  29  der  Anschluß  an  28  ge- 
wonnen wird. 


in  III  nicht  genannt)  wird  gleich  erzählt  wie  in  I,  nur  hat 
sie  Medbs  Golddiadem  aufgesetzt  (vgl.  §  64). 

27  (außer  dem  in  §  22  verwendeten  Anfangssatz)  und  28 
fehlen  in  II  und  III. 

29  —  31.   (1562—1605).     Man  kommt   (daher  nicht  beim 
Rückzug  aus   Cuailnge  wie  in   I,  sondern)   beim  Vormarsch 


11, 6.  Inhalt  der  l^assungen  1, 11,  III  der  'J'äin  bö  Cuailnge  §  29—31.     1  i7 

Cruinn  („der  runde  Bach")  erhebt  sich  gegen  sie,  so  daß  sie 
dort  übernachten. 

[Lia  Ualonn.]  Medb  heißt  einen  Teil  ihrer  Leute  den 
Bach  durchschreiten.  Der  Kriegsmann  Ualu  nimmt  einen 
großen  Stein  auf  sich  (damit  ihn  das  Wasser  niclit  fort- 
schwemme); aber  der  Bach  wirft  ihn  auf  den  Kücken,  so  daß 
der  Stein  auf  seinen  Bauch  zu  liegen  kommt.  Sein  Grab  und 
sein  Stein  (lia)  sind  dort  am  Wege,  i) 

Man  geht  dem  Bach  nach  bis  zu  seiner  Quelle  und  hätte 
dort  durchkommen  können.  Aber  Medb  will  lieber  durch  den 
Berg  hindurch,  um  den  Ultern  ein  bleibendes  Zeichen  ihrer 
Schmach  zu  hinterlassen.  So  bleibt  man  drei  Tage  und  Nächte 
dort,  bis  die  „Schlucht  der  Einder  von  Cuailnge"  {Bernas 
m-Bau  Cuailngi)  durch  den  Berg  gegraben  ist. 

[30.  (898  — 901). 2)  Dort  tötet  CüChulainn  zuerst  Cronn») 
und  Caemdele;  darauf  hundert  Mann,  die  er  angreift,  darunter 
Roan  und  Roae,  die  zwei  „Historiker"  (senchaid)  der  Täin; 
endlich  124  (144)  Könige.] 

31.  (901 — 914).  Darauf  zieht  man  mit  der  ganzen  Beute 
durch  die  Schlucht  nach  Glenn  Däilimda,  wo  man  über- 
nachtet. Da  man  Hütten  (botha)  aufschlägt,  heißt  der  Ort 
Botha.  Am  andern  Tag  kommt  man  zum  Bach  Colbda 
{Colptha  LU).^)     Der    erhebt    sich    und   schwemmt    hundert 

*)  In  B  kommt  Ualu  anders  um,  s.  oben  §  2t. 
2)  tJber  die  Unursprünglichkeit  dieses  Abschnitts  s.  oben  S.  109. 
^)  Danach  soll  wohl  der  Glais  Cruinn  seinen  Namen  haben. 
*)  Nicht  zu  verwechseln  mit  Colptha,  der  Mündung  des  Boyne- Flusses, 
die  viel  weiter  südlich  liegt. 


zum  Glais  Cruinn.  i)  Da  erheben  sich  „die  Bäche".  Zuerst 
werden  hier  bei  Cluain  Carpat  hundert  Wagen  vom  Bach 
ins  Meer  geschwemmt  {=--  I,  31);  dann  kommt  Uala  (C.  6.  3, 
Hual  LL)  im  Bach  um  (-=  I,  29).  2) 

1)  Der  Redaktor  C  (II.  III)  hatte  offenbar  keine  genauere  Kenntnis 
der  Gegend.  Darum  geht  er  im  Folgenden  so  leichtsinnig  mit  den  Orts- 
namen um. 

*)  III  ist  hier  noch  näher  bei  I.  Die  Bäche  erheben  sich  gegen  die 
das  Land  verwüstenden  Heere;  dabei  ertrinkt  zuerst  ein  Krieger  bei  Lia 
Nuallan  (so  die  Hs.)  im  Glais  Cruinn;  dann  schwemmt  Glais  Colpthe  die 
Wagen  weg. 

10* 


148     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  31. 

ihrer  Wagen  ins  Meer;  daher  Cluain  Carpat  („Wagenwiese"). 
Man  folgt  ihm  deshalb  bis  zur  Quelle  und  gelangt  zum  Paß 
Belat  Ailiuin  bei  Liasa  Liac  („Steingehege");  dort  zwischen 
Cuailnge  und  Conaille  machen  sie  Gehege  für  ihre  Kälber. 
Dann  durchzieht  man  Glenn  Gatlaig.  Auch  der  Bach  Glais 
Gatlaig,  der  bis  dahin  Sechaire  geheißen  hat,  erhebt  sich 
gegen  sie;  sie  führen  die  Kälber  an  Weidenruten  (gat) 
[hinüber]  und  übernachten  auf  Druim  Fene  in  der  Ebene 
(Machaire)  von  Conaille. 


CüChulainn  folgt  dem  Heere  und  erschlägt  hundert  Krieger, 
darunter  Esen  und  Roi^)  (I,  30).  Vergeblich  fordert  Medb  ihre 
Leute  auf,  CüChulainn  zu  bestehen;  jeder  weigert  sich.^j 

Man  zieht  längs  des  Baches  aufwärts,  bis  wo  er  aus 
dem  Berge  tritt,  weil  man  ihn  nicht  überschreiten  kann;'^) 
dort  läßt  Medb  Bernais  Täna  Bö  Cuailnge  ^)  graben  (=  I,  29). 
In  dieser  Nacht  lagert  man  bei  Belat  Ailiuin  (I,  31),  das  von 
da  an  Glenn  Täil  heißt,  weil  die  Kühe  dort  ihre  Milch  für 
die  Iren  strömen  ließen  (ra-thälsat),^)  oder  auch  Liasa  Liac, 
weil  man  dort  Gehege  für  die  Herden  machte  (I,  31).  Am 
andern  Morgen  zieht  man  zum  Sechair, ß)  dessen  neuer  Name 
Glais  Gatlaig  in  II  und  III  ähnlich  wie  1,31  erklärt  wird. 
Endlich  schlägt  man  das  Lager  in  Druim  En^)  im  Gebiet 
der  Conaille  Muirtheimne  auf. 


f 


*)  Deutlicher  sagt  III,  man  sei  dem  Bach  entlang  gezogen,  weil  man 
den  Stier  nicht  fand  (vgl.  I  Z.  886)  Der  Tod  von  ßaen  und  Ri  ver- 
schuldete, daß  die  Erzählung  von  der  Täin  unterging  und  gesucht  werden 
mußte  (das  spielt  auf  die  Sage  Kap.  12  an).  Hier  erst  schiebt  III  die 
Episode  von  den  Harfnern  von  Cainbile  (§  23)  ein,  die  aber  nicht  verfolgt 
werden,  sondern  aus  Angst  vor  dem  Heere  fliehen. 

2)  Das  fehlt  in  III  (wie  in  I). 

3)  Dieser  Grund  fehlt  III. 

*)  III  gibt  als  zweiten  Namen  Bernas  Täna  Bö  Medba. 
5)  =  Glenn  Däilimda  I,  31.    In  III  Glemi  Däil,  weil  die  Herden  von 

Crlch  Conaill  und  Muirtheimne  den  Iren  in  jener  Nacht  Blut  „aus- 
schenkten" (do-däüsedar).  Als  vierter  Name  für  denselben  Ort  wird  hier 
noch  Botha  genannt  (=  I,  31). 

ö)  Segam  III. 

')  =  Druim  Füne  I,  31  und  37.  | 


i 

i 


II,  6.  Inhalt  der  Fassuugeii  I,  II,  III  der  Triiu  bö  Cuailiige  §  82— 34.     149 

[B]  32.*  (914—942).  Der  Rückmarsch  von  Finnabair 
nach  Conaille  nach  anderer  Überlieferung:  Als  alle  mit  ihrer 
Beute  sich  in  Finnabair  gesammelt  haben,  meint  Medb, 
man  könne  nicht  die  ganze  Herde  auf  einem  Wege  treiben. 
Ailill  solle  mit  der  einen  Hälfte  über  Midluachair  vorrücken, 
sie  und  Fergus  wollen  mit  der  andern  über  Bernas  Bö  n-Ulad 
ziehen.  Da  aber  Fergus  sagt,  man  könne  nicht  über  den 
Berg,  ohne  ihn  zu  teilen,  v^ird  Bernas  ßön-Ulad  „die  Schlucht 
der  Ulter  Einder"  gegraben. 

Ailill  ist  über  die  Absonderung  der  beiden  mißtrauisch 
und  schickt  seinen  Wagenlenker  Cuillius  als  Späher.  Der 
überrascht  Medb  und  Fergus  in  der  Tat  in  Cluichri  (Cluithri) 
auf  gemeinsamem  Lager,  wo  sie  allein  hinter  dem  Heere 
zurückgeblieben  sind,  und  es  gelingt  ihm,  unbemerkt  das 
Schwert  aus  Fergus'  Scheide  zu  ziehen  und  es  Ailill  als 
Zeichen  zu  überbringen.  Ailill  meint,  das  habe  Medb  wohl 
Fergus  zu  Liebe  getan  für  seine  Hilfe  bei  der  Täin.  Er 
heißt  den  Wagenlenker  das  Schwert  in  Hemd -Leinen  ge- 
wickelt unter  seinem  Wagensitz  verwahren,  damit  die 
Schneide  nicht  leide.  Wie  Fergus  nach  seinem  Schwerte 
greift,  merkt  er  den  Verlust,  verrät  ihn  Medb  aber  nicht, 
sondern  geht  in  den  AVald  und  haut  sich  mit  dem  Schwert 
seines  Wagenlenkers  ein  hölzernes  Schwert.  Daher  Fid 
Mörthruaille  („Wald  der  großen  Scheide").  Dann  gehen 
sie  den  andern  nach. 

33.  (942  —  983).  In  der  Ebene  treffen  alle  Scharen 
zusammen,  und  man  schlägt  die  Zelte  auf.  Fergus  wird  zu 
Ailill  zum  fidchellS^i^l  gerufen;  wie  er  hinkommt,  lacht  ihn 
Ailill  an. 

Nun  folgt  ein  offenbar  alter  Teil,  zunächst  ein  Gespräch 
zwischen  Ailill,  Fergus  und  Medb  in  hochretorischer,  meist 
unverständlicher  Form  teils  vor,  teils  während  des  Spiels  mit 
goldenen  und  silbernen  Brettsteinen  auf  bronzenem  Spielbrett. 
Fergus  scheint  erst  unwillig,  wird  aber  durch  Ailill  besänftigt; 
eine  heftigere  Unterredung  mit  Medb  schließt  sich  an. 

34.  (983—1040).  Am  andern  Morgen  beginnt  wieder 
Ailill  ein  solches  Gespräch,  worin  ihm  ahnt,  daß  am  Bache 


32  —  37  fehlen  in  II  und  IH. 


150     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  1,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  34—35. 

Cruinn  ihnen  Schweres  durch  den  Enkel  der  Nes  (CüChulainn) 
bevorstehe;  Medb  und  Fergus  antworten  im  gleichen  Stil. 
Dann  zieht  man  zum  Glais  Cruinn.  i)  Ailills  Sohn  Maine 
scheint  (in  retorischer  Form)  zu  verlangen,  zum  Kampfe 
vorausgelassen  zu  werden,  worauf  ihn  Fergus  (ebenso)  warnt. 
Dieser  will  mit  den  Ulter  Verbannten  dem  übrigen  Heer 
voranziehen,  damit  man  mit  dem  Jüngling  (CüChulainn) 
ehrlich  kämpfe  und  ihn  nicht  mit  Übermacht  überfalle;  Medb 
antw  ortet. 

An  der  Cruinn -Furt  tritt  ihnen  CüChulainn  entgegen; 
nach  einem  retorischen  Dialog  mit  seinem  Wagenlenker  Lseg 
bittet  er  die  Wasser,  ihm  beizustehen;  er  betet  zu  Himmel 
und  Erde  und  namentlich  zum  Cruinn. 2)  Da  steigt  dieser 
„wie  Baumspitzen"  (oder  „bis  in  die  Baumspitzen"?)  in 
die  Höhe.  Maine,  der  vor  Allen  daher  kommt,  wird  von 
CüChulainn  erschlagen;  dreißig  Keiter  seiner  Begleitung 
ertrinken  im  Bach  und  zweimal  sechzehn  Krieger  wirft 
CüChulainn  beiderseits  des  Wassers  nieder. 

35.  (1040—1074).  So  schlägt  man  die  Zelte  bei  der 
Furt  auf.  Lugaid  mac  Nois  (ui  Lomairc)^)  Allchomaig,  ein 
cocele  („Genosse")  der  Ulter  (1055),  geht  mit  CüChulainn 
zu  reden.  Dieser  heißt  ihn  willkommen.  Wenn  Vögel  auf 
Mag  Muirtheimne  kommen,  solle  er  anderthalb  Wildenten 
(harnades)  erhalten;  wenn  Fische  her  anschwämmen,  andert- 
halb Salme;  auch  ein  Büschel  Brunnkresse,  Bachbunge  und 
trechlam.^)  Auch  werde  er  immer  einen  Mann  finden,  der 
ihn  im  Zweikampf  vertrete.  Lugaid  dankt  und  CüChulainn 
fragt  ihn,  ob  man  ihn  drüben  fürchte.    So  sehr,  antwortet 

^)  Glais  Cruindchon  haben  GBL  und  LU  (nur  Egf.  Glais  Cniind), 
wohl  ein  alter  Fehler.    Zum  Namen,  Gen.  Cruindchon,  s.  Kap.  27. 

'■^)  Hier  ist  eine  Strofe  angeführt,  die  A  (§  5  Z.  205)  in  einem  längeren 
Gedichte  bringt. 

^)  Die  Worte  ui  Lomairc  nur  in  Eg.  und  Lü,  wohl  aus  §  47  über- 
tragen. Vgl.  Lugaid  Noes  mac  Alamaicc  Kap.  81  §  11  und  Alamiach  im 
Aufgebot  der  Ulter  (§  78,  3035). 

*)  An  der  Parallelstelle  1169  femmar  „eßbarer  Seetang".  Das  ist 
offenbar  die  ganze  Nahrung,  die  CüChulainn  zu  Gebote  steht. 


32  —  37  fehlen  in  II  und  III. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassimgeu  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  35—36.      151 

Liigaid,  daß  nicht  zwei  oder  drei  aus  dem  Lager  zu  treten 
wagen,  um  das  Wasser  abzuschlagen,  sondern  daß  sie  immer 
zu  zwanzig  oder  dreißig  gelin.  Das  werde  noch  anders 
werden,  sagt  CüChulainn,  wenn  er  erst  mit  seiner  Schleuder 
zu  schießen  beginne.  Er  verheißt  aber  Lugaid  auf  seine 
Bitte,  ihn  zu  verschonen,  wenn  er  sich  und  seine  Schar 
mit  einem  Zeichen  versehe;  ebenso  Fergus  mit  der  seinigen; 
desgleichen  die  Ärzte,  wenn  sie  schwören  für  die  Rettung 
seines  Lebens  zu  sorgen,  und  wenn  sie  ihm  allabendlich 
Proviant  schicken.  Zurückgekehrt  findet  Lugaid  Fergus 
in  Ailills  Zelt.  Als  er  ihn  herausruft  und  ihm  Mitteilung 
macht,  hört  es  Ailill  und  verlangt  —  in  retorischer  Rede  — 
denselben  Schutz.  Fergus  kann  es  nicht  versprechen  ohne 
CüChulainn  zu  befragen;  Lugaid  geht  abermals  —  mit  ge- 
salzenem Schweinefleisch  und  einem  Faß  Wein  —  zu  ihm 
hin  und  erlangt  seine  Zusage.  Darauf  vereint  Ailill  seine 
Schar  mit  der  des  Fergus. 

36.  (1074—1095).  Man  bleibt  dort  bis  zum  Abend;  0 
aber  CüChulainn  zerschmettert  dieißig  Krieger  mit  seiner 
Schleuder.  Da  treibt  Fergus  zum  Aufbruch  nach  Cüil 
Airthir;  denn  es  sei  ein  schlechter  Standort  für  sie,  und 
die  Ulter  würden  sich  bald  aus  ihrem  noinden  auf  sie 
stürzen. 

Diese  Nacht  hat  CüChulainn  benützt,  um  die  Ulter 
und  Conchobor  aufzusuchen.  Er  meldet  diesem:  „Frauen 
werden  geraubt,  Herden  weggetrieben,  Männer  erschlagen!" 
—  „Wer  raubt  sie,  wer  treibt  sie,  wer  erschlägt  sie?"  fragt 
der  König.  CüChulainn  nennt  —  in  retorischer  Sprache  — 
Ailill  mac  Matse  und  Fergus  mac  Roich.  Aber  Conchobor 
erwidert,  heute  könne  die  Meldung  nichts  nützen;  denn 
noch  lägen  sie  krank  („gehämmert"). 


^)  „Oder  man  blieb  dreißig  (LU-Eg.  „zwanzig")  Nächte  dort"',  nur 
in  LU  mit  dem  Zusatz:  „wie  andere  Bücher  melden".  Das  Ganze  weist 
wohl  nicht  auf  eine  andere  Quelle,  sondern  ist  ein  Einschub  von  jemand, 
der  entweder  in  jeder  Nacht  einen  fallen  lassen  wollte  oder  dem  die 
sonstige  Tageszahl  nicht  genügte,  um  die  Länge  des  Feldzugs  (drei 
Wintermonate  §  76)  zu  erklären. 


32—37  fehlen  in  II  und  III. 


152     II,  6.  Inhalt  der  Fassimgeu  I,  II,  III  der  Täin  bü  Cuailiige  §  37—38. 

Zurückgekehrt,  findet  CüChulainn  das  Heer  verzogen. 
Ailill  sieht  ihn  im  Wagen  heranfahren  und  ahnt  Schlimmes. 
Auch  tötet  CüChulainn  dreißig  Krieger  bei  Äth  Düine. 
Erst  in  der  Nacht  erreichen  die  andern  Cüil  Airthir  — 
wobei  noch  weitere  dreißig  durch  ihn  fallen  —  und  schlagen 
dort  die  Zelte  auf. 

[37.  (1095—1098).!)  Als  am  andern  Morgen  Cuillius, 
der  Wagenlenker  Ailills,  den  Wagenkasten  in  der  Furt 
wäscht,  trifft  ihn  ein  Stein  CüChulainns  tödlich.  Daher 
Äth  Cuillne  in  Cüil  Airthir.]  Dann  gelangt  man  nach  Druim 
Fene  in  Conaille.^) 
38.  (1099— 1232). 3)  In  den  drei  Nächten,  die  sie  dort 
weilen,  tötet  CüChulainn  je  100  Mann,  indem  er  vom  benach- 


1)  Zu  diesem  unursprünglichen  Abschnitt  s.  oben  S.  108. 

^)  ^gl-  §  31.  Dieser  letzte  Satz  ist  als  Übergang  zum  anderen  Text 
angefügt. 

3)  Es  ist  an  sich  wahrscheinlich,  daß  der  Kompilator  hier  wieder  zu 
A  zurückkehrt,  da  er  914  f.  gasagt  hat,  er  werde  den  Marsch  von  Finnabair 
bis  Conaille  nach  anderer  Überlieferung  bringen.  Als  nicht  zu  B  gehörig 
erweist  sich  namentlich  1167  ff.,  die  Begrüßung  Fergus'  durch  CüChulainn, 
eine  Dublette  zu  §  35, 1044  ff.,  der  Begrüßung  Lugaids.  Daß  freilich  beide 
Quellen  einen  Abschnitt  über  den  Vertrag  enthielten,  ist  nicht  zu  bezweifeln; 
aber  ich  finde  von  B  keine  sichere  Spur.  Vielleicht  stammt  das  Spalten 
des  Gegners  bis  zum  Nabel  (1208),  da  es  §  39  in  einem  zu  A  gehörigen 
Abschnitt  wiederkehrt,  hier  ursprünglich  aus  B, 


38.  (1605—1939).    Der  erste  Teil  des  Abschnitts  ist  in 
II  ziemlich  verändert.  9     CüChulainn   befindet  sich  hier  auf 


1)  III  steht  in  Einzelheiten,  besonders  in  der  Anordnung  I  noch 
etwas  näher.  CüChulainn  befindet  ^ich  hier  in  Fuinche  (vgl.  Cumche  I 
§26?)  und  schießt  in  der  Nacht  von  Delga(in)  Muirtheimni  aus  (vgl.  1,38. 
besonders  aber  §  58.  55)  hundert  Krieger  tot.  Am  andern  Morgen  sendet 
Ailill,  über  dieses  „Donner -Kunststück"  (torannrldes)  entsetzt,  Mac  Roth, 
der  hier  wie  in  II  ein  Pferdeknecht  ist,  zu  C'üChulainn,  den  er  nach 
Fergns'  Weisung  zwischen  Ochaine  und  dem  Meer  im  Schnee  sitzend 
findet,  mit  dem  Anerbieten  der  gelten  Kühe  und  der  unfreien  Weiber. 
Die  Beschreibung  des  Boten  fehlt.  CüChulainn  weist  ihn  mit  ähnlichen 
Gründen  wie  in  I  und  II  ab.  Die  Schilderung  der  Hitze  CüChulainns 
(=  II)  steht  hier  erst  im  Bericht  des  zurückgekehrten  Boten.  Dann  will 
ihm   Ailill   den  Ersatz   des  zu   Grunde  Gerichteten   für  den  Übertritt  in 


II,  6.  Inhalt  der  Fassuugeii  I,  II,  III  der  Täin  Ix*  ( 'uailnge  i;  :ift.      15-5 

harten  Hügel  Ocliaine  seine  Schleuder  spielen  läßt.  Auf  diese 
Weise,  meint  Ailill,  werde  das  Heer  bald  dahin  sein.  Man 
müsse  (MChulainn  einen  Vertrag  anbieten,  z.  B.  er  solle  in 
Mag  Aii  (in  Connaught)  ebenso  viel  Land  erhalten  als  Mag 
Muirtheimne  umfaßt,  ferner  den  besten  Wagen  von  Ai  und 
Kleidung  für  zwölf  Männer;  oder,  wenn  er  das  vorziehe, 
solle  er  die  Ebene  behalten,  in  der  er  aufgewachsen  sei,  und 
27  cumal  bekommen  und  Zurückerstattung  alles  ihm  Geraubten; 
dafür  solle  er  ein  Gefolgsmann  Ailills  statt  jenes  „Junkers" 
(Conchobors)  werden.  Mit  diesem  Angebot  wird  Mac  Roth 
(„Sohn  der  Räder")  der  Bote  gesandt,  der  Irland  in  einem 
Tag  zu  umwandern  pflegt,  und  zwar  nach  Delga  (heute  l)un- 
dalk),  wo  Fergus  den  CüChulainn  mit  Recht  vermutet.  Der 
nahende  Bote  wird  von  Laeg  beschrieben  und  an  seinen  Herrn 


dem  nahen  (Grab)hügel  in  Lerga  (das  ist  aus  §  56.  59  ge- 
nommen) und  schüttelt  in  dieser  Nacht  seine  Waffen  so.  daß 
hundert  Krieger  vor  Schreck  umkommen.  Medb  sendet  daher 
Fiachu  mac  Fir  Febe  {Firaba  LL)  zu  ihm  mit  dem  Vor- 
schlag, er  solle  ihr  und  Ailills  Untertan  werden,  dafür  Alles 
voll  ersetzt  erhalten,  was  in  Ulster  zugrunde  gerichtet  sei, 

seine  Untertanenschaft  anbieten  (=  II,  erstes  Anerbieten).  Aber  Medb 
schlägt  vielmehr  die  Rückgabe  der  Milchkühe  und  der  freien  Frauen  vor. 
Abermals  überbringt  Mac  Roth  diesen  Vorschlag  vergeblich.  So  bleiben 
auch  hier  nur  die  Bedingungen,  die  dann  Fergus  errät.  Zu  diesen  gehört 
außer  dem  täglichen  Zweikampf  (und  seinen  Folgen),  daß  ihre  Ärzte  alle 
Ulter,  die  bei  CüChulainn  verwundet  werden,  ohne  Lohn  pflegen  (vgl.  I  §  85), 
daß  man  ihm  alle  Königs-  und  Häuptlingstöchter,  die  er  liebt,  ohne  Braut- 
preis überlasse,  und  daß  man  ihm  während  der  Täin  Nahrung  und  Kleidung 
liefere  (wie  II). 

Erst  jetzt  wird  die  Zusammenkunft  mit  Fergus  und  Medb,  der  er 
bisher  unbekannt  war,  durch  Fiacha  mac  Fir  Feba  vermittelt  (s.  II,  Anfang). 
Das  Gespräch  von  Fergus  und  Medb  ist  hier  in  Prosa  aufgelöst  und  steht 
hinter  dem  —  als  Gedicht  erhaltenen  —  von  Medb  und  CüChulainn  (diese 
Stellung  des  ganzen  Einschubs  wird  die  ältere  sein;  er  ist  von  II.  weil  er 
hier  seinem  Inhalt  nach  unpassend  schien,  weiter  nach  vorn  gerückt  wordeu\ 

Auf  Medbs  Frage,  ob  CüChulainn  wohl  nichts  von  seinen  Bedingungen 
ablasse,  meint  Fergus,  doch,  er  werde  auf  Speisung  und  Kleidung  ver- 
zichten. Erst  weigert  er  sich  aber,  selber  mit  CüChulainn  zu  verhandeln, 
weil  er  fürchtet,  man  werde  sich  an  die  Abmachung  nicht  halten;  aber 
Medb  verspricht,  sie  werde  erfüllt  werden. 


151     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bü  Cuailnge  §  38. 

verwiesen,  der  splitternackt  bis  zu  seinen  Schenkeln  im  Schnee 
sitzt,  sein  Hemd  absuchend, i)  und  der  sich  ihm  als  Gefolgs- 
mann von  Conchobor  mac  Nesa  bezeichnet,  ohne  weiter  über 
sich  Auskunft  zu  geben  oder  auf  die  Frage  zu  antworten,  wo 
CüChulainn  sei.  Der  Bote  sagt  ihm,  was  er  diesem  zu  be- 
stellen habe.  Er  antwortet,  CüChulainn  werde  niemals  seinen 
mütterlichen  Oheim  für  einen  fremden  König  verkaufen. 

Nachdem  der  Bote  diesen  Bescheid  im  Lager  ausgerichtet 
hat,  kehrt  er  mit  einem  zweiten  Vorschlag  zurück.  CüChulainn 
solle  von  der  Beute  alle  edelsten  Frauen  und  alle  gelten  Kühe 
erhalten,  wenn  er  aufhöre.  Nachts  mit  der  Schleuder  zu  schießen; 
am  Tage  möge  er  kämpfen.  Doch  er  erwidert,  wenn  die  un- 
freien Weiber  und  die  Milchkühe  weggeführt  würden,  müßten 
sich  die  Edelfrauen  an  die  Handmühlen  stellen  und  würde  es 
an  Milch  mangeln.  Darum  werden  ihm  drittens  die  unfreien 
Weiber  und  die  Milchkühe  angeboten.  Aber  dann,  meint  er, 
würden  die  Ulter  mit  den  unedeln  Weibern  unfi*eie  Kinder 
zeugen  und  müßten  sie  im  Winter  ihre  Milchkühe  schlachten. 

2)  Wenn  escaid  lene  das  bedeutet. 


außerdem  täglich  ein  Gastmahl  in  Cruachain  mit  Wein  und 
Met.  Daß  sie  dabei  Conchobor  einen  „Junker"  nennt  (vgl.  I), 
wird  als  der  frevelhafteste  Spott  auf  der  ganzen  Täin  be- 
zeichnet. Der  Vorschlag  wird  von  CüChulainn  aus  demselben 
Grunde  abgewiesen  wie  der  erste  in  I.  Da  lädt  ihn  Fiachu 
zu  einer  Zusammenkunft  mit  Medb  und  Fergus  in  Glenn 
Fochaine  (vgl.  Ochaine  in  I)  ein.  Wie  Medb  dann  CüChulainn 
erblickt,  ist  sie  von  seiner  Kleinheit  überrascht;  aber  Fergus 
belehrt  sie  in  einem  poetischen  Zwiegespräch,  daß  er  dennoch 
jedem  gewachsen  sei.  In  einem  zweiten  Gedicht  fordert  Medb 
ihn  auf,  für  die  Rückgabe  seiner  Rinder  und  Weiber  seine 
Holzschleuder  (crann-taball)  ruhen  zu  lassen;  aber  da  er  alle 
Milchkühe  und  alle  Weiber  verlangt,  wird  es  verweigert  und 
man  geht  zornig  auseinander. 

Die  vier  „Fünftel"  Irlands  lagern  drei  Nächte  in  Druim 
En,  aber  ohne  die  Zelte  aufzuschlagen  und  das  Essen  zu 
rüsten,  da  CüChulainn  jede  Nacht  hundert  von  ihnen  tötet. 
So  sendet  Medb  einen  weiteren  Vorschlag  an  ihn,  er  solle  die 


II,  6.  luhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  ( 'nailnge  §  38.     155 

Ob  denn  gar  kein  anderer  Vertrag  möglich  wäie,  fragt  der 
Bote.  Doch,  antwortet  CüChulainn;  aber  er  werde  ihn  nicht 
nennen,  wenn  sie  ihn  nicht  von  selbst  fänden. 

In  der  Tat  weiß  dann  Fergus,  was  er  meint.  Man  müsse 
sich  verpflichten,  ihm  täglich  an  die  Furt,  bei  der  gekämpft 
werde,  einen  Mann  zum  Zweikampf  zu  stellen  und  an  diesem 
Tag  und  in  der  folgenden  Nacht  nicht  weiter  zu  ziehen,  da 
CüChulainn  auf  endliche  Hilfe  der  Ulter  hoffe,  die  wohl  nicht 
lange  mehr  ausbleiben  könne.  Ailill  meint,  es  sei  besser 
jeden  Tag  einen  Mann  als  jede  Nacht  hundert  zu  verlieren, 
und  Fergus  selber  geht  mit  diesem  Vorschlag  hin.  An  seine 
Fersen  heftet  sich  ein  Ziehsohn  von  Ailill  und  Medb,  namens 
Etarcomol  mac  Eda  ocus  Leithrinne,  den  er  vergebens  davon 
abzubringen  sucht  unter  seinem  Schutz  CüChulainn  auf- 
zusuchen; doch  muß  jener  versprechen  sich  zurückzuhalten, 
und  so  fahren  beide  ab.  Dem  CüChulainn,  der  huanfach 
spielend  ihnen  den  Rücken  zuwendet,  werden  sie  von  Laeg 
beschrieben,  besonders  der  große  Fergus  mit  seinem  braunen 
„verzweigten"  Haar,  dem  Purpurmantel  usw.  Als  der  Wagen- 
lenker aber  von  dem  Schwiert  spricht,  das,  lang  wie  ein 
Steuerruder,  auf  seinen  Schenkeln  liege,  bemerkt  CüChulainn, 
es  stecke  nur  ein  Holzschwert  in  der  Scheide.  Denn  ihm  sei 
berichtet  worden,  daß  Ailill  Fergus  und  Medb  im  Schlafe 
überrascht,  das  Schwert  herausgezogen  und  ein  hölzernes  in 


erbeuteten  Milchkühe  und  freien  Weiber  erhalten,  wenn  er  seine 
Holzschleuder  am  Abend  zurückhalte  und  das  Heer  schlafen 
lasse.  Als  Bote  wird  der  Pferdeknecht  Mac  Roth  bestimmt, 
den  Fergus  belehrt,  er  werde  CüChulainn  am  ehesten  zwischen 
Öchain  (so  auch  III,  Fochain  LL)  und  dem  Meer  (vgl.  I,  39) 
sich  abkühlend  finden.  In  der  Tat  ist  CüChulainn  so  heiß 
von  seiner  nächtlichen  Tätigkeit,  daß  er  seine  27  gewachsten 
Hemden,  die  um  ihn  geschnürt  waren,  um  seine  Besinnung 
zusammenzuhalten  (vgl.  I  §  60),  abgelegt  hat  und  im  frisch- 
gefallenen Schnee  sitzt,  der  30  Fuß  weit  um  ihn  herum 
schmilzt,')   und  daß  sein  Diener  ihm  nicht  nahetreten  kann. 

*)  Das  Schmelzen   des  Schnees   ist   aus  der  Interpolazion  1388  ge- 
nommen. 


156     II,  6.  Inhalt  der  Fassungeu  I,  II,  III  der  Täiu  bö  Cuailnge  §  38. 

die  Scheide  gesteckt  habeJ)  Den  Fergus  begrüßt  dann  Cii- 
Chulainn  fast  mit  denselben  Worten  wie  in  B  §  35  den  Lugaid 
und  nimmt  den  Vertrag  an. 

Fergus  geht  seines  Wegs;  aber  Etarcomol  bleibt  zurück, 
fixiert  CüChulainn  und  erklärt  ihm  auf  seine  Frage,  wie  ver- 
ächtlich und  wenig  furchtbar  er  ihm  vorkomme.  CüChulainn 
erwidert,  daß  er  ihn  nur  um  Fergus  willen  schone.  Aber 
Etarcomol  verheißt,  daß  er  der  erste  sein  werde,  der  ihm  im 
Kampf  entgegentrete. 

Auf  der  Rückfahrt  von  Methe  und  Cethe  befiehlt  er  aber 
seinem  Wagenlenker  umzuwenden;  denn  er  wolle  mit  dem 
Zweikampf  nicht  bis  zum  folgenden  Tag  warten.  Lseg  sieht 
den  Wagen  zurückkommen,  dessen  linke  Seite  gegen  sie  ge- 
kehrt ist.  Unwillig  geht  CüChulainn  zur  Furt  zum  Kampf. 
Aber  von  Etarcomol  dazu  gezwungen,  schlägt  er  ihm  die 
Erdscholle  unter  den  Füßen  weg,  daß  er  am  Boden  liegt, 
und  will  ihn  heimschicken.  Doch  Etarcomol  erklärt,  nicht  zu 
weichen,  bis  einer  dem  andern  seinen  Kopf  lasse.  Da  schlägt 
ihn  CüChulainn  mit  dem  Schwert  in  die  Achselhöhlen,  daß 
sein  Kleid  von   ihm   abfällt,    aber  ohne  ihn  zu   verwunden. 

^)  In  dieser  Gestalt  bringt  A  die  Erzählung  von  B  §  32. 


Die  Ankunft  von  Mac  Roth,  seine  Beschreibung  durch  Laeg 
und  das  anknüpfende  Gespräch  ist  dann  ähnlich  wie  beim 
ersten  Anerbieten  in  I;  die  Verweigerung  durch  CüChulainn 
geschieht  mit  den  Gründen,  womit  er  in  I  den  entsprechenden 
dritten  Vorschlag  abweist. 

Auch  das  nächste  Angebot,  das  dem  zweiten  in  I  ent- 
spricht, das  der  gelten  Kühe  und  der  freien  Weiber,  wird 
wie  in  I  abgewiesen.  Und  Mac  Roth  bringt  wie  dort  schließlich 
den  Bericht  nach  Haus,  daß  CüChulainn  nur  bestimmte  Be- 
dingungen annehme,  die  er  aber  nicht  aussprechen  wolle. 
Mac  Roth  weigert  sich  auf  jeden  Fall,  mit  neuen  Vorschlägen 
zu  ihm  zurückzukehren,  da  er  jeden  mit  dem  Tod  bedroht 
habe,  der  ihm  nicht  das  Richtige  überbringe. 

Auch  hier  weiß  Fergus  die  Bedingungen  zu  nennen,  zu 
denen  in  dieser  Fassung  hinzutritt,  daß  die  Feinde  CüChulainn 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  hu  Tuailuge  §  38.     157 

Da  er  hartnäckig  bleibt,  rasiert  er  ihm  mit  der  Schärfe  dtis 
Schwertes  den  Kopf  ab,  ohne  die  Haut  zu  ritzen,  pjidlich 
aber,  da  er  immer  noch  nicht  abläßt,  spaltet  er  ihn  mit 
einem  Schwertstreich  vom  Scheitel  bis  zum  Nabel. 

Fergus  sieht  den  andern  Wagen  mit  dem  Wagenlenker 
allein  vorbeifahren  und  kehrt  zornig  um,  seinen  eliemaligen 
Ziehsohn  zu  schelten.  Dieser  erklärt  sich  in  retorischer 
Rede,  wirft  sich  nieder  und  dreimal  fährt  Fergus'  Wagen 
über  ihn  weg.  Aber  Etarcomols  Wagenlenker  bezeugt  selber. 
CüChulainn  habe  nicht  angefangen,  und  dieser  fragt  Fergus, 
was  ihm  denn  lieber  gewesen  wäre,  wenn  Etarcomol  ihm  den 
Kopf  abgeschlagen  hätte  oder  das  Umgekehrte.  „So  ist's  in 
der  Tat  besser",  meint  Fergus,  zieht  einen  Reifen  durch  die 
Fersen  Etarcomols  und  schleppt  ihn  so  hinter  seinem  Wagen 
drein;  wenn  er  über  Steine  fährt,  gehen  die  Hälften  des  Leibes 
auseinander,  an  ebenen  Stellen  wieder  zusammen.  Medb  sieht 
das  und  macht  ihm  Vorwürfe;  aber  Fergus  erwidert:  „Was 
hatte  der  Köter  mit  dem  großen  Hund  anzubinden?"    Man 


während  der  Täin  mit  Speise  und  Kleidung  versehen  müssen 
(s.  III).  Ailill  nennt  das  einen  schimpflichen  Vertrag;  aber 
Medb  setzt  durch,  daß  er  verbürgt  Avird  und  daß  Fergus  sich 
verpflichtet,  ihn  ihm  zu  übermitteln. 

Der  Rest  des  Abschnitts,  Fergus'  Fahrt  zu  CüChulainn 
und  dessen  Kampf  mit  EtarcomaD)  ist  in  II  und  III  ganz 
ähnlich  wie  in  I,^)  nur  zum  Teil  etwas  ausgeführt,  z.  B. 
durch  ein  Gespräch  Etarcomals  mit  seinem  Wagenlenker,  der 
ihn  warnt,  früher  als  nötig  den  Kampf  zu  beginnen.  Ander- 
seits fehlt  einiges:  bei  der  Beschreibung  des  heranfahrenden 
Fergus  die  Bemerkung  über  sein  hölzernes  Schwert;  3)  der 
mittlere   der  drei   Hiebe,   die   CüChulainn   gegen  Etarcomal 


^)  In  III  Edarcomal  mac  JEda  Lethrinne,  aber  in  II  wie  in  I  (LL 
mac  Feda). 

^)  CüChulainn  hat  nach  III  den  Rücken  gegen  einen  Steinpfeiler  in 
CrTch  Rois  (s.  II  §  40  b,  I  §  66)  gelehnt.  In  II  ist  er,  wie  vorher,  zwischen 
Öchain  (Fochain)  und  dem  Meer  (vgl.  §  39). 

ä)  Das  wird  in  II  erst  §  66  nachgeholt. 


158     n,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  39. 

gräbt  Etarcomol  ein  Grab,  errichtet  einen  Stein  mit  Ogom- 

Inschrift  darüber  und  hält  die  Totenklage. 

In  dieser  Nacht  läßt  CüChulainn  seine  Schleuder  ruhen. 
39.  (1233— 1313).  0  Auf  die  Frage  Lugaids,  wen  man 
am  nächsten  Tage  gegen  CüChulainn  schicken  werde,  ver- 
schiebt Maine  mac  Ailella  die  Antwort  bis  dahin.  Aber 
Medb  weiß  überhaupt  niemand  ausfindig  zu  machen  und 
bittet  CüChulainn  um  Aufschub,  was  auch  bewilligt  wird. 
Nur  zwei  Leute  kommen  nach  Medb  in  Betracht,  CüRoi 
mac   Däire^)    und   Nad  -  Cranntail    (Nath  -  Cranntail) -0   der 

*)  In  diesem  Absclinitt  hat,  wie  längst  erkannt  worden  ist,  der 
Kompilator  A  und  B  ganz  äußerlich  gemischt,  aber  ohne  dies,  wie  bisher 
meist,  eigens  zu  vermerken.  Das  ergibt  sich  nicht  nur  aus  der  völlig  un- 
denkbaren Kampf  Schilderung ,  sondern  auch  direkt  daraus,  daß  die  Strofe 
Ma  do-foesad  {do-rochair)  Nad-Crantail  zweimal  (1251  und  1312)  zitiert 
wird,  und  daß  sowohl  Lugaid  als  Fiacha  mac  Fir  Febe  auftreten,  die  sonst 
auf  B  und  A  verteilt  sind.  Man  kann  die  Bestandteile  noch  so  ziemlich 
sondern,  wenn  auch  der  Kompilator  hie  und  da  zwischen  ihnen  zu  ver- 
mitteln gesucht  hat. 

^)  Über  diese  Sageugestalt,  die  einzig  als  CüChulainn  gewachsen  er- 
scheint, s.  Kap.  39  ff. 

3)  „oder  Nad-Cardil"  fügt  GBL  hinzu.  Das  wird  der  Name  in  einer 
der  beiden  Quellen  gewesen  sein;  doch  hat  der  Kompilator  weiterhin 
-Cran{n)taü  durchgeführt. 


führt.    Auch  läßt  Fergus  seinen  Wagen  nicht  über  CüChulainn 
wegfahren  (das  schien  dem  Bearbeiter  C  zu  schimpflich). 

39.  (1940—2005).  II  vereinfacht  die  Erzählung,  indem 
es  sich  wesentlich  an  die  aus  A  stammenden  Bestandteile 
hält.  Bei  der  Beratung,  wer  jetzt  CüChulainn  entgegentreten 
solle,  einigen  sich  alle  auf  NathcrantaiL^)  Der  nimmt  drei- 
mal neun  Spieße  mit.  2)    CüChulainn  ist  auf  dem  Wasser  und 

^)  In  in  Nadcrandain,  Nadcranntain.  Dieser  Satz  fehlt  nur  in  LL, 
das  einfach  beginnt:  „Es  erhob  sich  ein  großer,  starker  Krieger  von 
Medbs  Leuten,  mit  Namen  N.,  und  er  kam  CüChulainn  anzugreifen"  und 
auch  nachher  etwas  ändert.  In  III  wird  noch  erzählt,  wie  N.  in  Ailill 
und  Medb's  Zelt  gerufen  wird  und  den  Kampf  auf  sich  nimmt,  und  wie  er 
dann  am  andern  Tag  früh  morgens  —  doch  nicht  früher  als  CüChulainn  — 
auszieht  und  seine  Küstung  mitnimmt. 

2)  So  auch  III.  Mit  dem  Wurfe  des  dritten  Spießes  bricht  das  erste 
Bruchstück  dieser  Fassung  ab. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassuiigeu  I,  II,  III  der  Tairi  bö  Cuailnge  i|  BO.     lo9 

Bandenfülirer.    Einer  der  Leute  CüRoi's,  der  das  hört,  be- 
merkt,   CüHoi    werde   gewiß    nicht   kommen,    da   er  schon 
seine   Leute    gescliickt    habe.     So   geht    Maine    Andoi    zu 
Nad-Cranntail  mit  der  Bitte  ihnen  zu  helfen.    Der  willigt 
nur  ein,  wenn  er  Finnabair  (Medbs  Tochter)  erhalte,  und 
das  wird  ihm   auch,    nachdem   er  aus   Ost-Connaught  ge- 
kommen ist  und  seine  Waffen  in  einem  Karren  hat  nacli- 
f Uhren  lassen,  von  Medb  versprochen,  falls  er  CüChulainn 
bekämpfe.     Lugaid    meldet    das    CüChulainn    und   beklagt 
ihn;   aber   der   macht   sich   nichts    daraus   und  singt  eine 
Strofe,   von   der   hier   nur   der    erste   Vers:    „Wenn   Nad- 
Cranntail  fiele"  zitiert  wird. 
Nad-Cranntail    verläßt    (am    andern   Morgen,    sagt    der 
Kompilator)  das  Lager  und  nimmt  (wohl  in  Verachtung  des 
jugendlichen  Gegners)   nur  neun  im  Feuer  gehärtete  Brat- 
spieße   aus  Stechpalmenholz    mit.     CüChulainn   ist  eben   auf 
der   Vogeljagd.     Wie    Nad-Cranntail    einen   Spieß  nach  ihm 
wirft,   springt   er   auf   dessen   Spitze,   ohne  von  der  Vogel- 
jagd abzulassen.    Ebenso  macht  er  es  mit  den  acht  weiteren 
Spießen,  und  als  die  Vögel  fliehen,  setzt  er  ihnen  von  Spitze 
zu  Spitze  der  Spieße  springend   nach.    Alle  sind  überzeugt, 
CüChulainn    sei    geflohen,    und   Medb    meint,    es   sei   selbst- 
verständlich, daß  dieser  Knirps  einem  tüchtigen  Manne  nicht 
standhalte.    Das  ärgert  Fergus   und  er  schickt  Fiacha  mac 
Fir  Febe,  CüChulainn  zu  schelten  und  ihm  zu  sagen,  wenn 
er   vor   einem   einzigen  Manne   fliehen   wolle,   solle   er  sich 


schreitet  auf  die  obere  Spitze  jedes  nach  ihm  geschleuderten 
Spießes.  Dann  eilt  er  einer  Vogelschar  wie  ein  Vogel  nach, 
um  sich  ein  Nachtmahl  zu  erjagen.  Denn  Vögel,  Fische  und 
Hirsche  sind  seine  einzige  Nahrung.  Nath-Crantail  brüstet  sich 
vor  dem  Zelte  von  Ailill  und  Medb,  daß  CüChulainn  vor  ihm 
geflohen  sei.  Der  Unwille  von  Fergus,  die  Sendung  Fiachu's 
und  die  Antwort  CüChulainns  wie  in  I.^ 


^)  Mit  Fiacha's  Rückkehr  setzt  das  Schlußstück  von  III  in  Egerton  93 
(§  1 — 4)  ein.  Aber  hier  geht  CüChulainn  am  andern  Morgen  sofort  auf 
Nad-Cranntain  los,  durchsticht  seinen  Schild  und  sein  Herz  mit  der  Lanze 
und  haut  ihm  den  Kopf  ab.  Die  Schlußstrofe  ist  verändert  und  verderbt; 
Medb  und  alle  andern  hören  sie. 


160     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  39. 

lieber  ganz  zurückziehn.  Aber  dieser  erwidert,  Nad-Cranntail 
habe  falsch  geprahlt;  er  töte  eben  keinen  Mann  ohne  Waffen. 
Nad-Cranntail  solle  am  andern  Tag  zwischen  den  Hügel 
Och(a)ine  und  das  Meer  kommen;  dort  werde  er  ihn  finden. 
Nach  der  Nacht  hüllt  er  sich  in  seinen  Mantel,  ohne  zu  be- 
merken, daß  er  einen  Steinpfeiler  mit  unter  den  Mantel 
schlägt,  und  pflanzt  diesen  neben  sich. 

Nad-Cranntail  kommt  (hierauf,  fügt  der  Kompilator 
bei)  und  seine  Waifen  werden  in  einem  Wagen  herbei- 
geführt. Er  läßt  sich  von  Fergus  weisen,  wo  er  CüChulainn 
finde,  und  fragt  diesen  dann,  ob  er  es  wirklich  sei.i)  Denn 
in  diesem  Fall  müßte  er  es  verschmähen,  den  Kopf  eines 
unbärtigen  Jüngelchens  ins  Lager  zu  bringen.  Aber  Cü- 
Chulainn verleugnet  sich  und  heißt  ihn  um  die  Höhe  herum- 
gehn,  eilt  dann  zu  seinem  Wagenlenker  und  läßt  sich  einen 
falschen  Bart  anschmieren.  So  tritt  er  Nad-Cranntail  auf 
dem  Hügel  entgegen,  und  dieser  ist  mit  dem  Gegner  zu- 
frieden. Da  ihm  CüChulainn  die  Kampfordnung  überläßt, 
verlangt  er,  er  solle  seinem  Wurf  nicht  ausweichen.  „Nur 
in  die  Höhe",  sagt  CüChulainn  und  vermeidet  mit  einem 
Höhesprung  den  Sper  des  Gegners.  Wie  ihn  dieser  wegen 
seines  Ausweichens  tadelt,  ruft  er  ihm  zu,  er  solle  nur 
auch  in  die  Höhe  ausweichen,  und  schleudert  seinen  Sper 
in  die  Luft,  daß  er  ihm  von  oben  auf  den  Scheitel  fällt  und 
durch  ihn  hindurch  bis  zum  Boden  dringt.  Nad-Cranntail 
erklärt  ihn  für  den  besten  Krieger  Irlands  und  will  zu- 
nächst ins  Lager  gehn,  um  den  24  Söhnen,  die  er  dort 
habe,  anzuzeigen,  was  er  an  Armringen  besitze.  Dann 
werde  er  zurückkommen,  daß  er  seinen  Kopf  nehmen  könne; 
denn  er  werde  sterben,  sobald  man  den  Sper  herausziehe. 
Im  Lager  fragt  man  ihn,  wo  er  denn  den  Kopf  des  „Wut- 


*)  Der  Kompilator  läßt  Nad-Cranutail  sagen:    „So  erschien  er  mir 
gestern  nicht",  um  beide  Berichte  zu  verknüpfen. 


Nath-Crantail  kann  den  andern  Tag  kaum  erwarten. 
Am  Morgen  kommt  über  CüChulainn  Raserei;  er  schlägt  die 
Falten  seines  Mantels  um  einen  Steinpfeiler  und  bricht  ihn 
aus   der   Erde.     Nath-Crantail    erkennt   den    Rasenden    erst 


II,  G.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  89—40.     IGl 

verzerrten"    habe.     Aber   er   will   nur  mit  seinen   Söhnen 
sp reellen  und  dann   zurückkehren  (um  mit  CüChulainn  zu 
kämpfen,  fügt  der  Kompilator  hinzu,  um  das  Folgende  an- 
zuknüpfen). 0 
Nad-Cranntail  kommt  auf  CüChulainn  zu  und  wirft  sein 
Schwert  nach  ihm;  aber  dieser  springt  in  die  Höhe,  so  daß 
das  Schwert  den  Steinpfeiler  trifft  und  entzwei  bricht.    Nun 
wird  CüChulainn  rasend,  wie  er.  es  gegen  die  Knaben  in  Emain 
geworden  war  (s.  §  11),  springt  auf  den  Schild  des  Gegners 
und  enthauptet  ihn;  dann  spaltet  er  ihn  vom  Hals  bis  zum 
Nabel,  daß  seine  Glieder  auf  dem  Boden  liegen,  und  singt 
zum   Schluß    die   Strofe:    wenn   Nad-Cranntail    gefallen    sei, 
werde   es   nur  eine  Vermehrung  des  Kampfes  sein;   schade, 
daß  er  jetzt  nicht  mit  Medb  und  einem  Drittel  ihres  Heeres 
kämpfen  könne. 

40.  (1314— 1330).2)  Medb  zieht  nun  mit  einem  Drittel 
des  Heeres  nordwärts,  um  den  Stier  in  Cuib^^)  zu  suchen. 
Auf  der  Straße  von  Midluachair  einherziehend,  verheert  sie 
das  Gebiet  der  Ulter  und  Pikten  bis  Dün  Sobairche.'*) 

•)  Der  Tod  Nad-Oranutails  wird  nur  nach  der  anderen  Quelle  (A) 
erzählt. 

2)  Der  Stier  ist  auf  Sliab  Cuilinn  in  Cuib  wie  §  25  und  29  (A). 

3)  Cuib  (auch  Mag  Coha)  war  eine  Landschaft  im  Westen  der  heutigen 
Grafschaft  Down,  also  nördlich  von  Cuailnge. 

*)  Dunseverick  an  der  Nordküste  Irlands  (Grafschaft  Antrim). 


nicht  wieder,  obschon  Cormac  Connlongas  mac  Conchoboir 
ihn  ihm  weist.  Dann  schleudert  er  sein  Schwert,  das  am 
Steinpfeiler  zerbricht.  Sein  Tod  und  CüChulainns  Schluß- 
strofe  wie  in  I. 

40  a.  (2006—2010).  Medb  zieht  mit  einem  Drittel  ihres 
Heeres  nordwärts  bis  Dün  Sobairche,  zunächst  nach  Guiph,i) 
um  den  Stier  zu  suchen. 

(Den  Rest  dieses  Abschnitts,  die  Buide- Episode,  bringt 
II  erst  hinter  §  43,'^)  ferner  41  hinter  45.) 

^)  So  LL  (nur  IIb  Cuib  oder  ÖTiib  wie  I).  Mit  jenem  stimmt  aber 
III,  5  —  8,  wo  Medb  zunächst  der  Straße  von  Midluachair  folgt,  dann  nach 
Laith  Guifi,  weiter  nach  Ertir  (lies  Ferfa?)  Leaga  und  Caru  Meic  in 
Buachalla  kommt,  immer  gefolgt  von  CüChulainn. 

-)  Ebenso  III,  das  aber  §  4t  viel  später,  am  Schluß  von  §  66  einfügt. 
Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königsiigfe.  H 


162     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  40—42. 

[Äth  Buide  „Gelbe  Furt".J  CüChulainn,  der  ihr  gefolgt 
ist,  sieht  Buide  mac  Bäin  („Gelb,  Sohn  von  Weiß")  mit  sechzig 
von  Ailills  Mannen  den  Stier  nebst  fünfzehn  Färsen  von  Sliab 
Cuil(l)inn  wegtreiben.  Auf  die  Frage,  woher  sie  das  Vieh 
hätten  und  wer  der  Hirt  sei,  erhält  er  nur  kurze  Antwort. 
Da  holt  er  sie  in  drei  gewaltigen  Sprüngen  bei  einer  Furt 
ein.  Nach  kurzer  Hin-  und  Widerrede  mit  Buide  schleudert 
er  ihm  einen  kleinen  Sper^)  in  die  Achselhöhle,  der  ihm  auf 
der  andern  Seite  die  Leber  durchschneidet.  Der  Stier  wird 
indessen  ins  Lager  abgeführt. 

41.  (1330  —  1341).  [Äth  Tolam  Set]  Dort  meint  man, 
CüChulainn  wäre  leicht  zu  besiegen,  wenn  man  ihm  seinen 
Spiel -Ger  (detine)  nehmen  könnte.  Ailills  Spruchmann  Redg 
geht  zu  ihm  hin,  ihn  darum  zu  bitten,  und  verweigert  alle 
Schätze,  die  CüChulainn  ihm  statt  dessen  anbietet,  droht  viel- 
mehr, ihm  im  Falle  der  Verweigerung  die  Ehre  zu  nehmen. 
Da  wirft  ihm  jener  den  Ger  zu,  doch  so,  daß  er  ihm  quer 
durch  den  Kopf  fährt.  „Dieses  Kleinod  (set)  ist  zur  Hand 
(?  tolam)^\  sagt  der  sterbende  Spruchmann.  Das  Kupfer 
(uma)  bleibt  in  eincx'  benachbarten  Furt  stecken,  die  darnach 
ümarrith  heißt. 

[42.  (1341—1344).  Summarisch  werden  eine  Reihe  Orts- 
namen in  Cuib  aufgezählt,  die  nach  von  CüChulainn  Er- 
schlagenen benannt  sind:  Cranne  Nath-Coirpthe,  Äth  Cruithin, 
Carn  mac  m-Buachalla,  Telach  Mairc,  Dinn  Meille,  Tor  Boidb, 
Grellach  Böguine. 

^)  cert-gcB.  Es  scheint  das  dieselbe  Waffe,  die  im  folgenden  Abschnitt 
detine  genannt  wird,  ein  Spiel -Ger  mit  kupferner  Spitze.  Der  jugendliche 
CüChulainn  wird  oft  als  mit  halben  Kinderwaffen  ausgerüstet  gedacht. 


42.  (2010 — 2015).  In  die  Liste  der  Erschlagenen  mischt 
sich  ein  Name  aus  §  54:  Fer  Taidle.  Übernommen  sind  die 
Maie  Buachalla  und  Böbulge  (in  Grellach  Böbulge,  vgl. 
Grellach  Böguine  in  I  und  Äth  Bömailce  I,  55),  neu  dagegen: 
Luasce  (in  Letri  oder  Letir  Luasce)  und  Murthemne  (in 
Delga  Murthemne).!) 

^)  III,  9 — 11  läßt  CüChulainn  schon  zu  Anfang  dieses  Abschnittes 
umkehren  (s.  I  §  ■IS) ;  er  erschlägt  hier  nur  Mac  Buachalla  und  Guifi,  nach 
dem  Laith  Guifi  (s.  §  40  a)  heißt. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täiu  bö  Cuailnge  §  48—44.     163 

43.  (1345—1348).  CüChulainii  kehrt  nach  Mag  Muir- 
theimne  zurück,  da  er  lieber  sein  eigenes  Gebiet  schützen 
will.  Dort  tötet  er  die  zwanzig  Männer  von  Ooinech^)  oder 
Focherd,2)  zehn  Trankträger  und  zehn  Mitglieder  einer  Kriegs- 
bande, die  eben  ein  Lager  aufschlagen.  Er  wirft  sie  (fo-cherd) 
von  dort  hinunter.'^)] 

44.  (1348—1355).  Medb  verwüstet  vierzehn  Tage  lang 
das  „Fünftel"  Ulster,  zerstört  die  Burg  Dün  Sobairche  im 
Gebiet  Däl  Eiada,  welche  Finnmör,  die  Frau  von  Celtchar 
mac   üthidir   (Cuthechair)    verteidigt,    und    führt    diese   mit 


')  Gen.  Oroiniclie;  der  Nom.  Croenech  1567. 

'^)  Hill  of  Faughart,  wenig-  nordwestlich  von  Dundalk. 

2)  Über  diese  Etymologie  von  Focherd  oder  Fochard,  die  darauf  hin- 
weist, daß  dieses  Stück  ursprünglich  weder  zu  A  noch  zu  B  gehörte,  auch 
über  §42  s.  oben  S.  108  f. 


43.  (2016  —  2024;  III,  12).  Der  Bericht  über  die  Tötung 
der  zwanzig  Fir  Crannc(h)e')  oder  Fir  Focherda  (Fochard 
LL)  unterscheidet  sich  in  II  und  III  nur  dadurch  von  I,  daß 
ihre  Namen  einzeln  genannt  werden,  freilich  in  II  nur  17, 
in  III  nur  15.  Diese  Namen  sind  im  wesentlichen  aus  dem 
in  I  interpolierten  Abschnitt  1676  ff.  (s.  Kap.  8)  geschöpft. 2) 

40  b.  (2025  —  2043,  s.  oben  S.  161).  Der  Tod  von  Buide 
mac  Bäin  Blai  und  das  Einbringen  des  Stiers  ähnlich  wie 
in  I.^)    Äth  m- Buide  wird  in  Crich  Rois  lokalisiert. 

44.  (2044—2052).  Ähnlich  wie  I.  Medb  tötet  hier  die 
besiegte  Finnmor.^)     Wo  immer  Medb  ihr  Zelt  {pupall)  auf- 


^)  Nur  in  IIb  Fir  Cruinice  (Cruinigi),  vgl.  I. 

2)  Siehe  ZCP  9,  426  ff.  —  III  läßt  darnach  Cranuaeh  Murthemni  be- 
nannt sein.  Aus  den  Trankträgern  {ileoghniri)  und  Kriegern  {fennidi) 
sind  hier  Eigennamen  Deogmairi  und  Finnchada  geworden  (II  unterdrückt 
die  Notiz). , 

^)  III,  13 — 17  verschmilzt  §  45  mit  40  b.  In  einem  verderbt  über- 
Ueferten  und  nur  teilweise  lesbaren  Stück  kommt  hier  zunächst  der  Hirt 
Forgemen  um  (nach  dem  das  Tal  Forgemen  heißt),  dann  erst  Buide. 

*)  In  III,  18.  19  wird  sie  mit  ihren  fünfzig  Frauen  gehängt,  nachdem 
Medb  das  Piktengebiet  und  Cuailgne  und  das  Land  von  Conall  mac 
Amairgin  verwüstet  hat.  Von  den  Ortsnamen  ist  nicht  die  Rede.  Die 
Rückkehr  nach  14  Tagen  wie  in  I. 

11* 


164     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  45-46. 

fünfzig  Frauen  gefangen  ab. 9  Überall,  wo  Medb  in  Cuib 
ihre  Pferdegerte  einpflanzte,  ist  jetzt  ein  Bile  Medha  (Medbs 
Baum),  und  jede  Furt  {äth)  und  jede  Höhe  (dinngna),  wo  sie 
übernachtete,  heißt  Äth  Medha  und  Dinngna  Medha.  Aus 
dem  Norden  zurückkehrend  trifft  sie  bei  Focherd  mit  den 
andern  wieder  zusammen. 

45.  (1356 — 1359).  [Cnoc  Forgaimen  oder  Forgemen.]  Der 
Hirt  des  Stiers,  Forgaimen  (Forgemen,  vgl.  §  25)  sucht  ihn 
den  Feinden  wegzutreiben.  Aber  diese  scheuchen  das  Vieh, 
indem  sie  mit  den  Lanzenschäften  auf  die  Schilde  schlagen, 
in  eine  enge  Schlucht,  so  daß  der  Hirt  von  den  Hufen  in 
den  Boden  gestampft  wird. 

46.  (1360  f.  1487—1513.  1515— 1522).  2)  Man  bleibt  diese 
Nacht  von  CüChulainn  unbehelligt  und  wählt  zum  Kampf  an 
der  Furt  am  folgenden  Tag  einen  unbequemen  Gesellen,  Caur 
mac  Da-Läth,  bei  dem  es  Medb  ebenso  recht  wäre,  wenn  er 


^)  Vielleicht  bezieht  sich  auf  diese  Episode  der  Sagentitel  in  Liste  B: 
Orgam  Düine  Sobairche  „die  Zerstörung  von  Dün  Sobairche". 

2)  Die  Erwähnung  von  Fiacha  mac  Fir  Febe  weist  auch  diesen  Para- 
grafen  A  zu  (außer  einem  Satz).  In  diesen  Abschnitt  ist  die  erste  große 
Interpolazion  1362—1486  eingeschoben. 


schlägt,  heißt  es  später  Pupall  Medha,  und  alle  treffen  nach 
einem  Monat  und  vierzehn  Tagen  i)  wieder  zusammen. 

45.  (2053—2059).    Der  Tod  von  Forgemen  wie  in  I.^) 
41.  (2060—2074,  s.  o.).     Hier  bringt  II   kurz  den   Tod 

von  Eedg.3)    Das  Kupfer  des  Spers  (hier  cletln)  fällt  in  den 
Fluß  (sruth),  der  nun  Uma-sruth^)  heißt. 

46.  (2075—2141).  Auch  die  Episode  von  Cur  mac  Da- 
Löth  ist  ziemlich  kurz  behandelt.  Obschon  er  auch  hier  den 
jungen  Gegner  verachtet,  wird  ungeschickter  Weise  doch  be- 
richtet, daß  er  seine  Rüstung  auf  einem  Wagen  mitführt.^) 


0  Vgl.  §  46  in  III  (S.  165  Aum.  2). 

2)  Zu  III  vgl.  oben  zu  §  40  b  Anm.  3. 

3)  Nur  in  LL  ruftRedg:  „Schnell  {solom)  für  uns  ist  dieses  Kleinod", 
und  der  Name  ist  hier  Aih  SoloviiBt. 

*)  Ebenso  III,  das  diesen  Abschnitt  viel  später,  zwischen  §  66  und  67 
einschiebt.    Hier  gibt  Medb  den  Rat,  Kedg  zu  senden. 

••)  Das  stammt  aus  dem  Teil  von  §  39,  den  II  oben  nicht  benutzt  hat. 


II,  6.   Inhalt  der  Fa.s.suiigeii  J,  II,  III  der  Täin  bo  (.'uiiiln^e  §  46.      16.") 

fiele  als  wenn  er  siegte.  Jeder,  dem  er  eine  blutige  \\'nnde 
beibringt,  stirbt  innerhalb  nenn  Tagen.  Er  hält  es  eigentlich 
für  unter  seiner  Würde,  mit  dem  bartlosen  Jüngling  zu  kämpfen, 
läßt  sich  aber  von  Cormac  Oonnlongas  dazu  bestimmen;  doch 
meint  er,  der  Gang  sei  nur  ein  Spaß,  und  das  Heer  könne 
sich  zum  Aufbruch  rüsten.  Er  trifft  CüChulainn,  wie  er 
eben  alle  seine  Kunststücke  {des)  macht,  das  Jonglieren  mit 
den  Kugeln  usw.  0  Während  eines  Drittels  des  Tages  sucht 
Caur  ihm,  unter  dem  Schild  gedeckt,  vergeblich  mit  seinen 
Waffen  beizukommen;  CüChulainn  bemerkt  ihn  im  Eifer 
seines  Spiels  gar  nicht,  bis  Fiacha  mac  Fir  Febe  ihm  zuruft, 
er  solle  sich  in  Acht  nehmen.  Da  sieht  er  den  Feind  neben 
sich  nnd  wirft  die  Jonglier-Kugel  so  kräftig,  daß  sie  zwischen 
Schildrand  und  -Wölbung  hindurch  und  durch  den  Kopf  des 
Rüppels  fährt. 

(15 13 f.).*  Oder  Caur  fiel  in  Tmslige  Glendamnach  (vgl. 
§  73).  2) 
Dem  Vertrag  gemäß  hindert  Fergus  das  Heer  am  Weiter- 
ziehn,  und  Ailill  beschließt  ins  Quartier  zurückzugehn.  Gleicher- 
weise erlegt  CüChulainn  im  Zweikampf  noch  Läth  mac  Da 
Brö,  Foirc  mac  tri  n-Aignech,  Srüb  Gaile  mac  Eobith  und 
hält  so  das  Heer  auf. 

*)  Es  werden  22  des  aufgezählt. 

^)  Diese  auf  Fassung  B  weisende  Bemerkung  ist  in  Eg.  und  LU 
unterdrückt. 


Lseg  macht  CüChulainn  auf  den  Feind  aufmerksam  und  dieser 
scheint  —  der  Text  ist  nicht  ganz  klar  —  seine  acht  Jonglier- 
Kugeln  nach  Cur  zu  schleudern.  Später  erlegt  er  noch  Läth 
mac  Da -Brö,  Srüb  Dare  mac  Fedaig  (Feradaig  IIb)  und 
Morc^  mac  teora  n-Aignech  {Maignech  LL).^) 


^)  In  LL  ausgelassen. 

2)  In  III  wird  die  Geschichte  ganz  knapp  erzählt,  Ciir  mac  Dal(rath 
weigert  sich  keinen  Augenblick  zu  kämpfen :  die  des  werden  nicht  auf- 
gezählt; CüChulainn,  durch  Laeg  aufmerksam  gemacht,  wirft  sofort  die 
tödliche  Jonglier-Kugel.  Da  kein  Kämpfer  mehr  vorhanden  ist,  beschließt 
Medb  in  das  Lager  des  vorigen  Abends  zurückzukehren.  Dort,  in  Druim 
Eana,  bleibt  das  Heer  einen  Monat  und  14  Tage ;  es  fallen  noch  Loth  mac 
Dabran,  Bran  mac  Dathe,  Frsech  mac  na  teora  n-Aignech  (§  20—32). 


166     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  47. 

47.  (1523  —  1561.  1570  — 1575).  i)  [Glenn  Fir  Baith 
„Tal  des  dummen  Mannes".]  CüChulainn  sendet  Lseg  zu 
Lugaid  mac  Nois  ui  Lomairc  ins  Lager,  um  zu  erkunden, 
wer  ihm  am  nächsten  Tag  entgegentreten  werde.  Er  ver- 
nimmt, das  werde  ihr  gemeinsamer  Genosse  (cocde)  Fer 
Bseth  sein,  dem  man  Finnabair  und  das  Königtum  seines 
Geschlechts  verspreche.  Traurig  kehrt  Lseg  mit  dieser 
Botschaft  zu  seinem  Herrn  zurück. 

Fer  Bseth  war  ins  Zelt  von  Ailill  und  Medb  eingeladen 
worden;  man  setzt  ihm  Finnabair  zur  Seite  und  gibt  ihm 
vom  besten  Wein  zu  trinken,  der  nur  in  fünfzig  Wagen 
mitgeführt  wird,  bis  er  trunken  ist.  Man  redet  ihm  zu, 
er  allein  könne  CüChulainn  beseitigen,  weil  er  mit  ihm 
bei  der  Scäthach  die  Waffenkunst  erlernt  habe.  Wider- 
strebend willigt  er  endlich  ein,  mit  seinem  Waffenbruder 
zu  kämpfen. 

^)  In  diesem  Abschnitt  sind  beide  Quellen  gründlicher  durcheinander 
gemischt  als  sonst.  Daß  beide  vorlieg-en,  erweist  schon  die  doppelte  Ety- 
mologie von  Focherd  (1560  ff.),  ebenso,  daß  sowohl  Lugaid  als  Fiacha  mac 
Fir  Febe  auftreten,  und  daß  die  Feinde  „die  Männer  Irlands"  (1517) 
heißen.  Aber  die  unmögliche  Form  co-topachtur  „daß  ich  abhaue"  (1539  f.) 
zeigt,  daß  hier  jemand  am  Werke  gewesen  ist,  der  die  alte  Sprache  nicht 
mehr  beherrschte;  der  Kompilator  scheint  sich  also  hier  nicht  damit  begnügt 
zu  haben,  die  alten  Stücke  ineinander  zu  schieben,  sondern  er  hat  wohl 
selber  etwas  mitgedichtet  und  mag  einige  Male  Lugaid  für  Fiacha  ein- 
gesetzt haben.  Darum  kann  man  die  beiden  Quellen  nicht  mehr  reinlich 
scheiden.  Da  er  in  der  Hauptsache  B  gefolgt  zu  sein  scheint,  gebe  ich 
als  A  nur  diesem  sicher  Angehöriges. 


47.  (2142—2206).  CüChulainn  schickt  Laeg  mit  Grüßen 
an  seine  Ziehbrüder  Fer  Diad  und  Fer  Det,  die  Söhne 
Damän's,  an  Bres  mac  Firb  (Fuirb  C.  6.  3),  Lugaid  mac 
Solamaig,  Fer  Bseth  mac  Baetäin  und  Fer  Baeth  mac  Fir 
Benn^)  und  besonders  mit  der  Frage  an  Lugaid  mac  Nois. 
Die  Schilderung,  wie  Fer  Baeth  bearbeitet  wird  (Finnabair 

^)  Dieser  zweite  Fer  Baeth  und  Fer  Diad  sind  die  Waffenbrüder,  die 
später  mit  ihm  kämpfen  werden:  auch  Fer  Bteth  mac  Bsetäin  tritt  in  der 
Fer -Diad -Episode  auf  (II  4112.  4122).  Aber  Fer  Det,  Bres  und  Lugaid 
mac  Solamaig  kommen  weiter  nicht  vor;  vgl.  Lugaid  mac  Nois  Allchomaig 
I  §35. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  b(5  Cuailnge  §  47.      1<37 

CüChulainn  sendet  Laßg  zu  Lugaid,  er  möge  zu  einer 
Unterredung  kommen.  In  dieser  erhält  er  die  Bestätigung, 
daß  Fer  Bsetli  mit  ihm  kämpfen  werde,  und  zweifelt  mit 
dem  Leben  davonzukommen,  da  sie  sich  vollkommen  ge- 
wachsen seien.  Lugaid  solle  Fer  Baeth  vorhalten,  daß  das 
unheldenhaft  sei,  und  ihn  zu  einer  Unterredung  mit  Cü- 
Chulainn schicken.  Fer  Baeth  kommt  in  der  Tat, 
(1550)  begleitet  von  Fiacha  mac  Fir  Febe, 
um  ihm  die  Freundschaft  zu  kündigen.  Vergeblich  er- 
innert ihn  CüChulainn  an  ihre  gemeinsame  Erziehung  bei 
Scäthach:  Fer  Baeth  hat  sein  Wort  verpfändet.  Da  kündet 
auch  er  ihm  den  Bund  und  geht  zornig  fort.  Dabei  tritt  er 
sich  einen  Wurfpfeil  aus  Stechpalmenholz  ins  Bein,  zieht  ihn 
heraus  und  ruft  Fer  Bseth  nach,  er  solle  sich  seinen  Fund 
ansehn.  „Wirf  ihn  nur  her",  meint  dieser.  Da  schleudert 
ihn  CüChulainn  hinter  ihm  drein,  daß  er  ihm  zwischen  den 
Nackensehnen  eindringt  und  zum  Mund  herausfährt.  „Der 
wirft  (fo-cheird)  in  der  Tat",  sagt  der  Getroffene.  Daher 
Focherd  in  Muirtheimne. 

(1561—1569).*  Oder  Fiacha  mac  Fir  Febe  sagte:  „Dein 
Wurf  (focherd)  ist  heute  lebhaft";  daher  Focherd.  Fer  Baeth 
stirbt  alsbald  in  Glenn  Fir  Baith.  Fergus  singt  dazu  zwei 
—  nicht  korrekt  überlieferte  —  Strofen  und  sagt:  „Euer 
Genosse  ist  gefallen;  wird  er  ('wirst  du'?)  den  Mann  morgen 


schenkt  ihm  die  Trinkhörner  ein  und  gibt  ihm  zu  jedem 
Trunk  einen  Kuß)  steht  hier  in  der  Antwort  Lugaids.  9 
Dann  geht  Fer  Baeth,  den  Bund  zu  kündigen,  und  das  Weitere 
vollzieht  sich  wie  in  I.  Fiacha  mac  Fir  Febe  {Firaha  LL) 
sagt:  „Gut  ist  der  Wurf  (focheird),  o  Chucuc  (Koseform  von 


*)  In  III,  33—46  fehlt  die  ganze  Episode  von  Lseg  und  Lugaid.  Fer 
Baeth  wird  in  das  Zelt  von  Ailill  und  Medb  berufen  und  erklärt  sich  ohne 
weiteres  für  große  Verpflichtungen  (com  müra)  zum  Kampf  bereit.  Er 
entschließt  sich  von  selbst,  zu  CüChulainn  zu  gehen  und  ihm  den  Bund 
zu  kündigen.  Bei  seinem  Fall  tut  Cormac  Conloinges,  der  auf  einem 
Hügel  zwischen  beiden  Lagern  steht,  den  Ausspruch,  nach  dem  Fochaird 
Murthemni  den  Namen  erhält. 

In  III,  43  setzt  auch  die  zweite  Handschrift  dieser  Fassung,  H.  2.  17, 
wieder  ein. 


168     IT,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  ]II  der  Täin  bö  Cnailnge  §  48—49. 

bezahlen?"    —    „Ich    werde    (ihn)    sicher    bezahlen",    sagt 
CflChulainnJ) 

CüChnlainn  sendet  Laeg  nach  dem  Lager,  um  zu  sehen, 
ob  Fer  Baeth  noch  am  Leben  sei,  und  erfährt  durch  Lugaid 
seinen  Tod.')  Dieser  mahnt  die  Übrigen,  für  einen  neuen 
Kämpen  zu  sorgen. 

48.  (1575 — 1584). 3)  Ailill  rät,  jedem,  den  man  zum 
Kampf  mit  CüChulainn  gewinnen  wolle,  Wein  zu  geben,  bis 
er  guten  Mutes  sei,  und  ihm  dann  zu  eröffnen,  das  sei  der 
letzte  Wein,  den  man  von  Cruachain  mitgebracht  habe; 
künftig  müsse  er  sich  leider  mit  Wasser  begnügen.  Auch 
solle  man  Finnabair  an  seine  rechte  Seite  setzen  und  sie  ihm 
versprechen,  wenn  er  CüChulainns  Kopf  bringe.  Aber  alle 
so  Gewonnenen  fallen  regelmäßig  durch  CüChulainn,  so  daß 
man  schließlich  keinen  mehr  bereit  findet. 

49.  (1584 — 1608).  So  wird  Lugaids  Bruder,  Lärene 
mac  Nois,  ein  König  von  Munster,  aufgefordert,  ein  auf- 
geblasener Geselle;  und  Medb  schmeichelt  ihm,  als  er  neben 


^)  Die  Stelle  ist  nicht  g-anz  klar.  Handelt  es  sich  um  Wergeid? 
Statt  „zahlen"  kann  es  auch  „heilen"  heißen.  Ist  die  obige  Übersetzung 
richtig,  so  gehört  das  Fergus  betreffende  Stück  zu  A,  nicht  zu  B. 

■■*)  „Und  CüChulainn  kommt  zur  Unterredung"  setzt  der  Text  hinzu; 
zu  lesen  do-thce  „C.  soll  kommen"? 

3)  Für  diesen  Abschnitt  fehlen  zwar  sichere  Kriterien  für  A;  doch 
schließt  1584  (§  49)  gut  direkt  an  Lugaids  Aufforderung  an.  Auch  wird 
so  der  Widerspruch  erklärlich,  daß  nach  §  48  sich  kein  Kämpfer  mehr 
findet,  während  §  49  sofort  einer  zu  Gebote  steht. 


CüChulainny^,  was  Focheird  den  Namen  gibt.  Audi  hier 
(und  in  III)  sendet  CüChulainn  Lseg,  um  die  AVirkung  seines 
Wurfs  zu  erkunden,  zugleich  um  Lugaid  nach  dem  Krieger 
zu  fragen,  der  ihn  demnächst  bestehen  werde. 

48  fehlt  in  II  und  III. 

49.  (2206 — 2258).')  Lugaid  erwidert,  man  berede  seinen 
Bruder  Lärlne-)  mac  Nois^^)   ui  (oder  ua)  ßla(i)thmic  dazu, 

')  Hier  ist  in  LL  ein  Blatt  ausgefallen  (2199  —  2305),  so  daß  man 
für  diese  Teile  auf  IIb  angewiesen  ist. 
2)  Läirm  in  III. 
•'')  Nois  nur  in  III. 


U,  6.   Inhalt  der  Fassungen  J,  il,  111  der  Täin  bo  (.'imilnge  tj  4IJ-  ö().     ICD 

Finnabair  sitzt,  sie  würden  ein  lierrliclies  Par  abgeben. 
So  läßt  er  sich  bestimmen.  Ln^aid  geht  zu  CüChulainn 
nach  Glenn  Fer  Baith  und  berichtet  ihm,  daß  sein  Bruder, 
„ein  dreister  Bauernköter",  sich  ihm  stellen  werde;  er  solle 
ihn  nur  tüchtig  schlagen,  aber  —  bei  ihrem  Bunde  — 
nicht  töten,  damit  er  ihn  nicht  seines  Bruders  beraube. 
Als  am  andern  Tag  Lärcne,  in  Begleitung  der  ihn  an- 
feuernden P^innabair,  erscheint,  tritt  ihm  CüChulainn  un- 
bewaffnet entgegen,  zerschlägt  ihm  seine  Waffen  und 
„mahlt"  ihn  zwischen  seinen  Armen  so,  daß  sein  Kot 
herausquillt  und  die  Furt  beschmutzt,  und  daß  der  Gestank 
nach  allen  Seiten  dringt;  dann  wirft  er  ihn  Lugaid  in  die 
Arme.  Fürs  Leben  hat  Lärene  Brustschmerzen  und  kann 
-nicht  ohne  Beschwerden  essen;  aber  er  ist  der  einzige,  der 
aus  einem  Kampf  mit  CüChulainn  lebend  davongekommen  ist. 
50.  (1609—1629).')  Ein  schönes  junges  AVeib  in 
farbigem  Gewand  kommt  zu   CüChulainn   und  nennt  sich 


*)  Die  erste  Schädigung-  der  Morrigan  stimmt   besser  zu  1717  (B) 
als  zu  1753  (A).    Die  Drohung  der  Morrigan  ist  auch  in  einer  besonderen 


damit  er  selber  ihn  nach  seinem  Tode  räche;  das  werde  er 
aber  nicht  tun.  Er  fährt  dann  selber  zu  CüChulainn,  um 
ihm  das  zu  wiederholen,  und  schildert,  wie  man  Lärlne  mit 
Finnabair  zusetze,  ähnlich  wie  in  §47;  das  Lob  des  Pares 
wird  hier  durch  Medb  in  einem  Gespräch  mit  Ailill  aus- 
gesprochen. Infolge  davon  frohlockt  Lärlne  so,  daß  das 
Polster  unter  ihm  platzt  und  der  Flaum  durchs  Lager  fliegt.  0 
Am  andern  Morgen  kommt  er  schAver  gerüstet  zur  Furt,  und 
das  Übrige  spielt  sich  I  entsprechend  ab.  CüC'hulainn  wirft 
zum  Schluß  den  übel  zugerichteten  Lärine  von  der  Furt 
übers  Lager  weg  vor  das  Zelt  seines  Bruders,  und  später  ist 
jener  an  den  Folgen  gestorben.  2) 
50  fehlt  in  II  und  IIL 


^)  Das  fehlt  in  III.  Es  stammt  aus  dem  „Werben  um  Einer' 
(Kap.  81  §  17). 

'■*)  III,  47—59  wird  ganz  ähnlich  erzählt  wie  in  II,  nur  daß  der 
Schlußsatz  fehlt.  Außerdem  berichtet  Lugaid  am  Anfang,  daß  man  ihm  — 
vergeblich  —  alles  Mögliche  verspreche,  falls  er  selber  mit  CüChulainn 
kämpfen  wolle. 


170     II,  6.  Inhalt  der  Fassuugen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  50—51. 

Tochter  des  Königs  Buan,  die  in  ihn  verliebt  sei  und  ihm 
ihre  Schätze  und  ihr  Vieh  zuführe.  Aber  CüChulainn  findet 
die  Zeit  schlecht  gewählt  für  Liebesabenteuer;  auch  ihre 
Hilfe  verschmäht  er  als  Weiberhilfe.  Da  droht  sie,  ihn  im 
Kampfe  zu  schädigen;  sie  werde  in  Gestalt  eines  Aals  in 
der  Furt  unter  seine  Füße  kommen  und  ihn  zu  Fall  bringen. 
Das  sei  ihm  glaublicher,  sagt  er,  als  daß  sie  eine  Königs- 
tochter sei;i)  er  werde  sie  in  die  Gabel  (seiner  Zehen) 
fassen  und  ihr  die  Eippen  zerbrechen,  ein  Schaden,  von 
dem  sie  nur  durch  seinen  Segen 2)  geheilt  werden  könne. 
Dann  werde  sie,  erwidert  das  Weib,  als  Wölfin  das  Vieh 
in  die  Furt  auf  ihn  zutreiben.  Doch  er  droht,  ihr  dann 
mit  der  Schleuder  ein  Auge  auszuschießen.  —  So  werde 
sie  in  Gestalt  einer  roten  Färse  die  Herde  in  das  Wasser 
(wo  er  kämpfe)  führen,  ohne  daß  er  sie  sehe.  —  Dann, 
droht  er,  werde  er  ihr  mit  einem  Stein  das  Bein  zer- 
schmettern. —  Da  verläßt  sie  ihn.  3) 

51  a.  (1630— 1C39).'')    Man  bietet  Loch  mac  Mo-Femis^) 
ein  Stück  von  Mag  Aii  von  der  Größe  von  Mag  Muirtheimne 


Sage  behandelt  (Kap.  21).  In  A  hat  sie  Avohl  gefehlt,  wie  diese  Vorweg- 
nahme überhaupt  ungeschickt  ist. 

')  Tatsächlich  ist  es  die  Dämonin  MorrTga(i)n. 

2)  bräth  befinachtan  „Richterspruch  des  Segens".  Heißt  das  „Frei- 
sprechung, Verzeihung"  ? 

^)  LU  (nicht  der  Intei-polator)  fügt  hinzu,  daß  er  während  einer 
Woche  in  der  Furt  Ath  Grencha  — -  Äth  Darteisc  jeden  Tag  einen  Gegner 
fällte.    Das  findet  sich  auch  in  der  Interpolazion  1654  f. 

*)  Der  Kampf,  mit  Loch  (§  51  a.  52)  nebst  der  Einmischung  der 
MorrIga(i)n  war  offenbar  in  beiden  Quellen  vorhanden,  wie  ans  den 
Parallelstellen  von  §  54  hervorgeht.  Auf  B  weist  die  Überschrift  Comruc 
Loich  ocus  ConCulaüid  ar  Tänaid  (GBL,  s.  oben  S.  108),  die  An- 
wesenheit Bricriu's  (vgl.  §  14),  sowie  die  erste  Schädigung  der  MorrTgan, 
die  näher  mit  §  50  als  mit  den  A- Teilen  von  §  54  übereinstimmt.  Ander- 
seits hat  B  den  falschen  Bart  CüChulainns  schon  in  §  39  verwendet;  dieses 
Motiv  stammt  also  hier  aus  A,  Im  übrigen  sind  die  Bestandteile  kaum 
mehr  genau  zu  trennen.  Daß  der  Kompilator  hier  selbst  tätig  gewesen 
ist,  macht  das  Objektspronomen  in  no-marfed  som  he  (1638 f.)  wahr- 
scheinlich,   eine    junge   Konstrukzion ,    die    der    alte   Text    nur   noch    in 


51a.  (2259—22711    Die  Weigerung  von  Loch  Mör  („dem 
Großen")   mac   Mo-Febis   und  die  Gewinnung   und   der   Tod 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  111  der  Täiu  bö  ( 'nailna;»;  ii}  öl.      171 

an,  Gewand  für  zwölf  Männer  und  einen  Wagen  von  7  cumal] 
aber  er  verschmäht  es,  mit  einem  Knaben  zu  kämpfen.  Da- 
gegen läßt  sich  sein  Bruder  Long  mac  Ebönis,  dem  man 
überdies  Finnabair  verspricht,  gewinnen,  wird  aber  von 
CüChulainn  erschlagen,  so  daß  man  seine  Leiche  vor  seinen 
Bruder  bringt. 
Dieser  sagt,  er  würde  ihn  rächen,  wenn  der  Mörder  ein 
bärtiger  Mann  wäre. 

[51b.  (1639,   LU   74  b   18— 32).i)     Medb   sendet   ihre 
Leute,    sie    sollen   CüChulainn    mit   Übermacht    angreifen. 

fa-lloing  (fo-loing)  süle  e  seom  559.  580  bietet,  wo  es  leicht  eine  Neuerung 
des  Kompilators  sein  kann.  Ich  stelle  daher  alles  unter  B,  was  mir  nicht 
sicher  A  zu  sein  scheint. 

^)  So  LU  im  Titel;  im  Text  liest  GBL  Mofefis,  LU  Emonis  (dies 
eine  Korrektur,  weil  der  Bruder  [in  beiden  Handschriften]  mac  JEbonis 
heißt).  Am  unteren  Rand  heißt  es  in  LU  74:  „Lüch  Mür  mac  Mo-Femis 
oder  mac  Mo-Febts"  (der  unterschieden  wird  von  einem  Lnch  mac  Luidedi, 
dem  Stammvater  von  König  Ailill  Ölom);  Fernes  sei  der  Name  seiner  Mutter. 
Vielleicht  waren  die  beiden  Namen  Mo-Femis  und  Fhonis  ursprünglich 
auf  die  beiden  Quellen  verteilt. 

')  Dieser  Abschnitt  findet  sich  im  alten  Text  von  LU,  fehlt  aber 
in  GBL,  ein  Verhältnis,  das  sonst  nicht  vorkommt.  Somit  ist  fraglich,  ob 
er  dort  später  eingeschoben  oder  hier  ausgelassen  ist.  Offenbar  ist  er  eine 
Dublette  zu  dem  jungen  Stück  §  61.  Die  retoric  von  Fergus  scheint  alt, 
ihre  Einführung  aber,  daß  Medb  fragt:  „Wer  ist  jener  Mann?",  nach  dem 
Vorhergehenden  sehr  sonderbar.  Wenn  jenes  junge  Stück  erst  vom 
Kompilator  in  den  Text  eingefügt  ist,  so  scheint  mir  möglich,  daß  §  51b 
einst  die  Einleitung  zu  §  62  gebildet  hat  und  vom  Kompilator  hierher 
versetzt  worden  ist,  weil  in  §  52  „die  Frauen"  auftreten.  Der  Anfang 
mit  den  sieben  Maine  —  der  keine  Folge  hat  —  wäre  erst  bei  der  Ver- 
setzung hinzugefügt  worden  und  GBL  hätte  den  ganzen  unpassenden  Ab- 
schnitt unterdrückt. 


seines    Bruders    Long    mac    Emönis    wird    ziemlich    knapp 
erzählt.  *) 

51  b  fehlt  in  II  und  III. 


^)  III,  60 — 67  berichtet  etwas  ausführlicher,  aber  ähnlich.  Der  Held 
heißt  hier  Loch  Mör  mac  Nafebis  (aus  Munster),  sein  Bruder  Loing  mac 
Nafebis.  Als  dessen  Leiche  vor  Lochs  Zelt  geschleppt  wird,  ruft  dieser 
laut,  er  würde  ihn  rächen,  wenn  ein  Bärtiger  ihn  getötet  hätte. 


172     II,  6.  Inhalt  der  Fassiuigeu  I,  I[,  III  der  Täiu  bü  Ouailnge  §  51b— 52. 

Voraus  ziehen  die  sieben  Maine  und  finden  ihn  am  west- 
lichen Ufer  der  Furt  und  zwar  im  Festkleid.  Die  Frauen 
klettern  auf  die  Männer,  um  seinen  Anblick  zu  haben. 
Auch  Medb  möchte  den  Jüngling  sehen  —  trotz  einer 
spottenden  Abwehr  Lethrenn's,  des  Pferdeknechts  Ailills 
—  und  geht  zur  Furt.  Auf  ihre  Frage,  was  das  für  ein 
Mann  sei,  antwortet  Fergus  mit  einer  retoric  auf  „Caulanns 
Hund".  Da  klettert  auch  Medb  auf  die  Männer  (so!),  um 
ihn  anzuschauen.] 

52.  (1639  —  1643.   1709  —  1738).     Die   Frauen   sagen    zu 

CüChulainn,  man  spotte  über  ihn  im  Lager,  weil  er  keinen 

Bart  habe;  er  solle  sich  einen  anschmieren.    Das  tut  er  auch.  ^) 

Nun  tritt  ihm  Loch   entgegen,   um   seinen  Bruder   zu 

rächen;   doch  will  er  nicht  in  dieser  verunreinigten  Furt 

kämpfen,  sondern  in  einer  oberhalb  gelegenen.    „Die  Männer 

werden   das  Vieh   hindurchtreiben;   hier   wird  heute   tart- 

eisc^)  sein",  sagt  (der  Dichter)  Gabrän;^^)  daher  der  Name 

Äth  Tarteisc  und  Tlr  Mör  Tarteisc.    Dreifach  umschlingt 

ein    Aal    CüChulainns   Bein,    so    daß    er    in    die   Furt    zu 

liegen  kommt  und  Loch  ihn  mit  dem  Schwert  bearbeitet. 

')  Hier  ist  in  LU  vom  Interpolator  1643—1708  eingeschoben. 

')  tai-t-eisc  „Durst  nach  Wasser"  oder  „Trockenheit  (Maugel)  an 
Wasser".  Trinkt  das  Vieh  die  Furt  aus?  Oder  verdrängt  es  das  Wasser 
daraus? 

3)  Diese  Gestalt  kommt  sonst  nur  noch  §  62  vor.  Ein  Glossar  in 
H.  3.  18,  S.  81b  (Transactions  of  the  Philol.  Soc.  1859,  S.  211)  läßt  Belut 
Gabrän  (Pass  of  Gowran,  Grafschaft  Kilkenny)  nach  ihm  heißen  und  nennt 
ihn  Gabran  mac  Ailh  meic  Angeln  Aurgnaid  meic  Setnai  Sithhaic,  be- 
zeichnet auch  den  Dichter  Find  ße  mac  Rosa  liuaid  als  seineu  Urenkel 
{pronepos). 


52.  (2272  —  2398).  Medb  sendet  ihre  Frauenschar  zu 
CüChulainn,  um  ihn  aufzufordern,  sich  einen  falschen  Bart 
anzuschmieren.  Er  tut  es  und  zeigt  sich  auf  einem  Hügel 
den  Männern  Irlands.  Auch  Loch  sieht  ihn  und  läßt  sich 
nun  von  Medb  bestimmen,  gegen  ihn  zu  gehen. 0  Nur  will 
er  auch  hier  in  der  obern  Furt  kämpfen. 

^)  In  diesem  Anfang  sind  die  ersten  Sätze  der  Interpolaaion  benutzt, 
die  im  übrigen  in  II  fehlt. 


11,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  r>2.     \7?> 

Fergus,  der  das  sieht,  läßt  ihn  durch  Bricriu')  reizeu,  der 
ihm  zuruft:  „p]iii  Sälmliiig  hat  dich  zu  Fall  gebracht,  da 
doch  die  Ulter  aus  ihrem  ces  nahe  sind!"  Da  steht 
CüChulainn  auf  und  tritt  den  Aal,  daß  seine  Rippen 
brechen.  Bei  dem  Donner  der  AVaffen  der  streitenden  Helden 
bricht  das  Vieh  aus,  ostwärts  über  die  Scharen  weg,  und 
nimmt  die  Zelte  auf  die  Hörner.  Eine  Wölfin,  die  es 
wieder  westwärts  drängt,  wird  von  CüChulainn  mit  dem 
Schleuderstein  ins  Auge  getroffen.  Aber  in  Gestalt  einer 
roten  hornlosen  Kuh  stürzt  sie  (die  MorrTgan)  vor  dem 
Vieh  her  übers  Wasser,  so  daß  CüChulainn  die  Furt  vor 
der  Flut  nicht  sehen  kann.  Doch  sein  Steinwurf  zerbricht 
ihr  das  Bein.  Nun  singt  CüChulainn  ein  klagendes  Lied, 
daß  er  als  Einzelner  ohne  Conchobors  Hilfe  so  vielen 
Scharen    gegenüberstehn    müsse;    ein    einzelnes   Holzscheit 

')  „Bricriu  Nemthenga  mac  Carbatha"  LU. 


Nun  kommt  MorrTgan  ingen  Ernmais  von  den  slde  ihn 
zu  verderben,  wie  sie  es  in  Täin  hö  Begamna  versprochen 
hatte  (s.  S.  174  Anm.  1),  in  Gestalt  einer  weißen  Färse  mit 
roten  Ohren;  um  sie  herum  fünfzig  Färsen,  je  zwei  durch 
eine  silberne  Kette  verbunden,  i)  Da  die  Fraueu  sagen,  es 
sei  yes  für  CüChulainn,  sie  unbeschädigt  davon  zu  lassen, 
schießt  er  ihr  das  eine  Auge  aus.  Nun  windet  sie  sich  als 
Aal  um  seine  Füße;  während  er  sich  frei  macht,  stößt  ihn 
Loch  in  die  Brust.  Als  sie  als  Wölfin  wiederkehrt  und  er 
sich  von  ihr  befreit,  verwundet  ihn  Loch  abermals.  Da  wird 
er  zornig  und  durchbohrt  Lochs  Herz  mit  dem  gce  bulga-) 
(daß  Laeg  ihm  diesen  mit  dem  Fluß  zuschickt,  wird  erst  im 
angehängten  Gedicht  [Str.  14]  berichtet).  Doch  gewährt  er 
ihm  durch  Zurückziehen  des  Fußes  den  Fall  nach  vorn. 

Im  Schmerz  über  seine  Verlassenheit  fordert  er  seinen 
Wagenlenker  Laeg  auf,  die  Ulter  zum  Kampfe  herbeizurufen, 
und  zwar  in  einem  Liede  von  19  Strofen,  das  aus  den  drei 

^)  Die  weißen  Feen -Kühe  mit  roten  Ohren  sind  ein  Gemeinplatz  der 
späteren  Sage;  ebenso  die  verbindenden  Ketten,  die  aber  in  III  fehlen 
(zuerst  in  Compert  ConCulainn,  Kap,  13). 

2)  Hier  (2306)  setzt  die  Handschrift  LL  wieder  ein. 


174     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  52. 

könne  nicht  brennen,  es  müssen  zwei  oder  drei  sein. ») 
Darauf  kämpft  er  mit  Loch  weiter,  erst  mit  dem  Schwert; 
dann  schleudert  er  die  Lanze  gce  hulgce,  die  ihm  sein  Wagen- 
lenker im  Flusse  zusendet,-)  in  den  After  Lochs,  weil 
dieser  im  Kampf  hornhäutig  (also  anderswo  unverwundbar) 
ist.  „Zieh  den  Fuß  (traigid)  zurück"  (d.  i.  „weiche  vor 
mir"),  bittet  ihn  der  Getroffene.  Er  tut  es,  so  daß  dieser 
jenseits  (der  Furt,  gewissermaßen  siegreich)  niederfällt. 
Daher  Äth  Traigid  in  Tir  Mör. 


*)  „Damals  tat  CüChulainn  der  Morrlgan  die  drei  Dinge  an,  die  er 
ihr  in  der  Täin  bö  Begamna  {Bagamna,  s.  Kap,  21)  verheißen  hatte",  fügt 
offenbar  der  Kompilator  hinzu. 

2)  Also  eine  Lanze,  die  im  Wasser  schwimmt.  Spätere  haben  sie 
dann  fantasievoll  weiter  ausgestaltet  (s.  Kap.  7). 


Strofen  von  I  erweitert  ist.  Darnach  hat  ihm  Loch  beide 
Lenden  und  die  Leber  verwundet;  die  Wölfin  hat  ihn  ge- 
bissen, und  er  hat  ihr  Auge  mit  dem  cletm  ausgeschossen 
und  ihr  Unterbein  gebrochen,  i) 


*)  111,68—95  enthält  die  ganze  Interpolazion  (70—75),  aber  nicht 
ursprünglich ;  denn  außer  den  ersten  Sätzen  ist  sie  unverändert,  fast  Wort 
für  Wort  aufgenommen,  was  sonst  III  in  diesen  Teilen  nicht  tut.  Es  ist 
deutlich  ein  späteres  Einschiebsel  in  III  aus  dem  interpolierten  I. 

Der  Kampf  mit  Loch  und  der  Mörrigu  ist  ausführlicher  als  in  i\, 
in  Einzelheiten  noch  näher  bei  I;  aber  namentlich  wird  das  im  Gedicht 
Erwähnte  teilweise  vorausgenommen,  auch  der  Kampf  mit  Fer  Diad,  bis 
zu  dem  diese  Redakzion  nicht  reicht,  zur  Ausschmückung  benutzt.  Die 
Dämonin  heißt  MörrTgu  ingen  JEda  Ernmais.  Sie  kommt  zuerst  als  graue 
Wölfin  und  beißt  ihn  in  den  Oberarm,  verliert  aber  dabei  ein  Auge  durch 
den  cleiin.  Dann  bringt  sie  ihn  als  Aal  zu  Fall,  bis  ihn  Fergus  durch 
Bricriu  Nemthengtha  mac  Carbada  aufreizen  läßt  (s.  I),  so  daß  er  dem 
Aal  mit  der  linken  Ferse  den  halben  Kopf  zertritt.  Endlich  als  weiße 
Färse  mit  roten  Ohren  und  umgeben  von  fünfzig  Färsen,  bis  er  ihr  auf 
die  Aufforderung  durch  die  Mädchen  schar  mit  seinem  del-chles  ein  Bein 
bricht.  Dann  macht  er  ein  torannchles  („Donner- Kunststück")  für  9  und 
150  und  300  auf  seinem  Schild,  daß  das  Vieh  die  Zelte  auf  die  Höruer 
nimmt  (vgl.  1).  Als  Lseg  den  gw  m-bidga  mit  dem  Fluß  herabschickt, 
stößt  (um  sich  zu  decken)  Loch  seinen  Schild  bis  zu  zwei  Dritteln  in  den 
Kies  des  Flusses.  Da  schleudert  CüChulainn  den  Sper  über  den  Schild 
und  die  Brust  des  Panzers  in  Lochs  Herz  usw.  Das  Gedicht  wie  in  II, 
nur  mit  anders  gestellten  Strofen.  Zum  Schluß  wird  beigefügt,  daß  es 
ihm  aber  nicht  gelang,  L?eg  wegzuschicken. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungeu  I,  II,  III  der  Tain  bn  Cnailnge  §  53—54.     175 

53.  (1739—1746).  Da  bricht  man  den  Vertrag,  und  an 
diesem  Tag  kommen  fünf  (cöic)  Männer:  zwei  Cruaid  („Hart"), 
zwei  Calad  (auch  „Hart")  und  Derothor  gemeinsam  gegen 
CüChulainn;  aber  er  erschlägt  sie  alle.  Das  ist  Coicsins 
Focherda  und  Cöicer  ^ngoirt. 

Oder:  CüChulann  war  15  Tage  (cöic  lä  dcc)  in  Foclierd; 
daher  (der  Titel)  Cöicsnas  Focherda  in  der  Täin.^) 

Nun  gebraucht  CüChulainn  wieder  seine  Schleuder  von 
Delga  aus,  so  daß  kein  Lebewesen  sein  Gesicht  zwischen 
Delga  und  dem  Meer  südwärts  bringt.  2) 

54*  (1747  —  1758).  Dem  erschöpften  Helden  naht  die 
Morrigan  in  Gestalt  eines  alten  einäugigen  Weibes  mit  einer 
dreizitzigen  Kuh.  Sie  gibt  ihm  auf  seine  Bitte  die  Milch 
einer  Zitze  und  er  ihr  dafür  den  Segen  „der  Götter  und 
Nicht -Götter". 

Oder:  er  gibt  ihr  hräth  hennachtan  (s.  §  50). 

Da  ist  ihr  Kopf  geheilt.  2)  Nachdem  sie  ihm  auch  die 
Milch  der  zweiten  Zitze  gespendet,  wird  ihr  Auge  heil;  nach 


^)  Der  Zusatz  isin  Tana  weist  auf  B. 

2)  Der  Weg  von  Focherd  südwärts  führte  also  zwischen  Dundalk  und 
dem  Meere  hindurch. 

3)  In  der  anderen  Quelle  (§  50.  52)  waren  ihre  Hippen,   nicht  ihr 
Kopf  beschädigt. 


53  fehlt  in  II,  wo  nur  der  Schlußsatz  in  §  55  verwendet 
ist  (ebenso  wie  in  III).  0 

55  a.  (2399—2408).  Hier  ist  aus  I,  55  CüChulainns  Kampf 
mit  den  drei  Druiden  und  Druidinnen  eingeschoben,  deren 
eine  Accuis  („Verwünschung")  statt  Mebul  (I)  heißt.  Da  so 
der  Vertrag  gebrochen  ist,  schießt  CüChulainn  mit  der  Holz- 
schleuder  von  Delga  aus  (I,  53).  2) 

54.  (2409 — 2421).  Die  Heilung  der  unerkannten  Morrigu 
wird  ganz  kurz  erzählt;  nach  der  Milch  der  ersten  Zitze  ist 


^)  In  III,  96  —  98  tötet  er  die  fünf  Männer  {cüigiur),  deren  Namen 
mit  I  übereinstimmen,  and  die  man  Cuigiur  Chinn  Chuirsigi  (vgl.  Cimi 
Coros  I  §  55)  nennt. 

*)  III,  99 — 103  bringt  hier  außer  diesen  Berichten  —  die  Druidinneu 
heißen  Gol,  Mebol  und  Eris  —  auch  den  zweiten  Kampf  von  §  55  mit  den 
100  Bewaffneten,  der  in  II  erst  auf  §  54  folgt. 


176     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bö  Cuailnge  §  55. 

der  dritten,  ihr  Bein.  Er  habe  gesagt,  er  werde  sie  niemals 
heilen,  höhnt  sie  ihn.  Wissentlich  habe  er  es  nicht  getan, 
erwidert  CüChulainn. 

Oder  der  Titel  dieser  Erzählung  in  der  Täin  bö  Cuailnge 
ist  Biamdrong  ConCulainn  for  Tartesc. 

55.  (1759—1771).!)  Fergus  besteht  auf  dem  Einhalten 
des  Vertrags,  so  daß  man  bei  Delgae  Muirtheimne,  das  da- 
mals Dün  Cinn  Coros  hieß,  CüChulainn  wieder  in  Einzel- 
kämpfen entgegentritt.  So  fällt  Fota  in  Roe  Fota,  Bömailce 
in  Äth  Bömailce,  Salach  in  Imlech  Salaig,  Muinne  in  Dinn 
Muinne,  Luar  in  Lethbera  Luair,  Fer  Töithle  in  Töithli. 

Diesseits  von"  küi  Tire  Möir^)  bei  Methe  und  Cethe 
erschlägt  er  drei  Druiden  Traig,  Dornu  und  Dernu  und 
ihre  drei  Frauen  Col  („Frevel"),  Mebul  („Schande")  und 
Eraise  („Ketzerei"). 

Medb  sendet  hundert  (cet)  ihrer  Leute  gegen  ihn;  er 
erschlägt  sie  bei  Ath   Ceit  Chüile.    Da  Medb  sagt:   „Das 


^)  Die  abgerissenen  Notizen  dieses  Abschnitts  können  natürlich  nicht 
mit  einiger  Sicherheit  den  verschiedenen  Quellen  zugeteilt  werden.  Nur 
der  Fall  von  Fer  Töithle  hi  Tüithlib  ist  offenbar  eine  Dublette  zu  Fer 
Teidil  in-a  DBlUb  §  21  (A),  gehört  also  B  an. 

2)  Darnach  befindet  sich  CüChulainn  am  gleichen  Ort ,  wie  beim 
Kampf  mit  Loch  (§  52).  Methe  und  Cethe  sind  in  §  38  anscheinend  in 
A  erwähnt. 


ihr  Auge  geheilt,  nach  der  zweiten  und  dritten  ist  sie  ganz 
heil.    Ihr  Hohn  fehlt. ') 

55  b.  (2422—2429).  Hier  bringt  II  den  Kampf  der 
Hundert  mit  der  Etymologie  von  Cuilenn  Cinn  Düne  und 
„Äth  Cro".2) 


*)  Dieser  Abschnitt  ist  großenteils  wörtlich  in  die  jüngere  Fassung 
von  Cöir  Anmann  §  149  aufgenommen.  —  III,  104 — 112  erzählt  etwas  ein- 
gehender. Der  erste  Milchtrunk  heilt  ihr  Auge,  der  zweite  ihren  halben 
Kopf  (vgl.  §  52),  der  dritte  macht  sie  ganz  heil.  Nach  ihrem  Hohn  fliegt 
sie  als  Krähe  (Gen.  enche)  auf  den  Weißdorn  (sr/?)  über  Grellach  Dolair 
(vgl.  Grellach  DoUaid  I,  66),  der  daher  Sge  na  h- Enche  ar  Murthemm 
heißt  (das  Motiv  aus  Kap.  21). 

2)  Der  Anfang  von  §  55  fehlt  in  II  und  III,  ist  aber  oben  in  Jj  42 
benutzt. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  1, 11,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  5fj— 57.     1 77 

Erschlagen  unserer  Leute  sclieint  uns  Frevel  (cuil  Jenny, 
heißt  es  Cuillenn  Cinn  Düin  („Stechpalme  von  Cenn  Doin"). 
Ebendaher  (rlais  Chrau  („Blutbach"). 

[56.  (1772—1787  =  II  2430— 2447,  III  113  — 119).  i)  In 
Breslech  Mör  („das  große  Fällen")  in  Mag  Muirtheimne^) 
schlagen  die  vier  „Fünftel"  Irlands  ihr  Lager  auf  und  bringen 
Vieh  und  Gefangene  südwärts  in  Clithar  Bö  Ulad  („Obdach 
der  Kinder  von  Ulster")  unter.  CüOhulainn  ist  auf  dem  Grab- 
hügel von  Lerga,  und  als  ihm  Abends  Lseg  mac  Riangabra 
ein  Feuer  anzündet,  sieht  er  das  Glitzern  der  Waffen  der 
Feinde.  Da  ergrimmt  er  über  ihre  große  Zahl,  schwingt 
Schild  und  Schwert  und  die  zwei  Wurfspere  und  stößt  den 
Heldenruf  aus,  dem  die  Bänänaig  und  die  Boccänaig  und  die 
Geniti  Glinne  und  die  Dämonen  der  Luft  fürchterlich  ant- 
worten. Und  die  Nemain  bringt  VerAvirrung  ins  feindliche 
Heer,  daß  ihrer  hundert  diese  Nacht  vor  Schrecken  oder 
durch  die  eigenen  Waffen  umkommen.-^) 

57.  (1788—1828  ==  II  2448—2480,  III  120—126).  Indem 
sieht  Laeg  einen  schönen  großen  Mann  mitten  durchs  feind- 
liche Lager  auf  sie  zukommen.  Er  schildert  ihn  mit  seinem 
krausen  blonden  Haar,  dem  grünen  Mantel  mit  silberner 
Spange,  dem  golddurchwirkten  Samtleibrock  usw.  und  ihn 
dünkt,  er  müsse  für  die  andern  unsichtbar  sein.  Daraus 
schließt  CüChulainn,  daß  es  einer  seiner  elfischen  Freunde 
sei,  der  mit  seiner  Verlassenheit  Erbarmen  habe.  In  der  Tat 
gibt  er  sich  nach  seiner  Ankunft  als  sein  elfischer  Vater  Lug 
mac  Ethlenn  zu  erkennen^)  und  fordert  ihn  auf,  drei  Tage 


^)  Hier  beginnt  das  in  Stil  und  Sprache  vom  Übrigen  sich  abhebende, 
junge  Stück  §56  —  61,  das  weder  zu  A  noch  zu  B  gehört,  wenn  es  sich 
auch  vielleicht  enger  an  B  anschließt,  s.  oben  S.  102 ff.  Es  ist  in  die  jüngere 
Fassung  II — III  fast  Wort  für  Wort  übernommen,  kaum  daß  hie  und 
da  ein  Ausdruck  oder  Sätzchen  geändert,  hinzugefügt  oder  ausgelassen 
ist.  Die  wenigen  Abweichungen  von  einiger  Bedeutung  s.  in  den  An- 
merkungen. 

•^)  III:  Bei  Äth  Alad  in  Mag  Muirtheimne. 

')  Vgl.  §  80. 

*)  Das  ist  in  II  unterdrückt,  wie  überhaupt  der  Name  des  Elfs. 
Und  die  eine  Handschrift  von  III  (H.  2.  17)  ändert  l.ug  inuc  Ethlenn  in 

Tb  uriiey  seu  ,   Die  irisi'hc  HoltltMi     und   K(>nif,'sayt>.  J^2 


178     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bü  Ouailnge  §  58-59. 

und  drei  Nächte  zu  schlafen;  er  werde  gegen  die  Feinde 
wachen.  Er  singt  ihm  ein  „Männer- Summen"  (ferdord)^  das 
ihn  einschläfert,  und  untersucht  seine  Wunden.  Dann  spricht 
er  einen  retorischen  Spruch  über  ihn,  genannt  Lugs  Gebet 
(ele),^)  worin  er  ihn  gesund  aufstehen  heißt,  und  legt  Heil- 
kräuter in  seine  Wunden,  so  daß  CüChulainn  gesundet,  ohne 
die  Pflege  zu  bemerken.  Daß  er  so  lange  schlief,  war  nicht 
verwunderlich;  denn  seit  Montag  nach  samain  (1.  November) 
bis  Mittwoch  nach  imholg  (Lichtmeß)  hatte  er  nicht  ge- 
schlafen außer  ein  wenig  um  die  Mittagszeit,  indem  er  die 
Lanze  über  die  Kniee  und  den  Kopf  auf  die  Faust  legte, 
mit  der  er  die  Lanze  hielt. 

58.  (1829-1838  =  II  2481— 2492,  III  127).  Um  diese 
Zeit  kam  die  Knabenschar  aus  Emain  Macha,  150  Fürsten- 
söhne von  Ulster,  geführt  von  Conchobors  Sohn  Follamain 
(Fallamain).2)  Sie  liefern  den  Feinden  drei  Schlachten,  in 
denen  sie  dreimal  so  viel  töten  als  sie  selber  zählen,  aber 
wobei  sie  alle  fallen  bis  auf  Follamain.  Der  hat  gelobt, 
nicht  ohne  Ailills  Kopf  und  Golddiadem  heimzukehren;  doch 
.erschlagen  auch  ihn  zwei  Söhne  von  Bethe  mac  Bäin,  Söhne 
von  Ailills  Ziehmutter  und  Ziehvater. 

59.  (1839—1865  =  II  2493—2520,  IH  128—131).  Nach 
drei  Tagen  und  Nächten  erwacht  CüChulainn  auf  dem  Grab- 
hügel von  Lerga  und  fühlt  sich  so  frisch,  daß  er  zu  jeder 
Lustbarkeit  bereit  wäre.  Als  er  erfährt,  wie  lang  er  ge- 
schlafen hat,  bedauert  er,  daß  die  Feinde  so  lange  ohne  An- 
griff geblieben  seien,  bis  er  von  Lug  belehrt  wird,  daß  die 
Knabenschar  von  Emain  Macha  die  ganze  Zeit  über  mit 
ihnen  gekämpft  und  dabei  den  Untergang  gefunden  habe. 
CüChulainn    schmerzt    es,    das    nicht    haben    verhindern    zu 


Säithemaü  mac  Subältaig,  also  in  einen  elfischen  Bruder  CüChulainns 
(§  121).  Der  Grund  für  beides  ist,  daß  als  Vater  CüChulainns  sonst  in 
der  Täin  auch  in  diesen  Handschriften  Sualtach  (Subaltach)  genannt  ist 
und  die  Bearbeiter  die  Sage  Compert  ConCulaimi  (Kap.  13),  wonach  er 
neben  seinem  menschlichen  einen  elfischen  Vater  hat,  nicht  kannten  oder 
nicht  anerkannten. 

^)  In  II  ist  auch  das  weggelassen. 

•-•)  Vgl.  §11. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bö  Cnaihige  §60.     179 

können,  und  er  fordert  Lug-  auf,  bei  ihm  zu  bleiben,  um 
Rache  für  die  Knaben  zu  nehmen.  Aber  der  sclilägt  es  ab, 
weil  aller  Ruhm  doch  nur  (JüChulainn  zufallen  würde.  Er 
solle  allein  weiter  streiten,  die  Feinde  hätten  jetzt  keine 
Macht  über  sein  Leben.  ^) 

60.  (1866  —  2017  -=  II  2521— 2704,  III  132— 171).  Nun 
befiehlt  CüChulainn  seinem  Wagenlenker  Laeg  den  Sichel - 
wagen  anzuspannen,  wenn  er  es  könne.  Laeg  rüstet  sich: 
er  zieht  ein  dünnes  Wamms  aus  Hirschleder  an,  das  seine 
Bewegungen  nicht  hemmt;  einen  Kapuzenmantel  aus  Federn,'^) 
den  Simon  der  Magier  (Druide)  Dair  (Darius)  dem  König  der 
Römer  3)  geschenkt  hat  und  der  durch  Vermittlung  von  Con- 
chobor  und  CüChulainn  schließlich  auf  ihn  gekommen  ist;  er 
setzt  einen  schöngeschmückten  Helm  auf  und  bindet  ein  rot- 
gelbes Stirnband  um  als  Zeichen  seiner  Wagenlenkerwürde. 
Über  die  Pferde  wirft  er  Eisenpanzer,  und  das  Wagengestell 
ist  gespickt  mit  Spießen  und  Spitzen  nach  allen  Seiten.^) 
Dann  spricht  er  einen  Deckspruch  über  die  Pferde  und  seinen 
Genossen,  so  daß  sie  Allen  im  Lager  unsichtbar  werden.  Er 
besaß  die  drei  buada  (Siegeskräfte)  der  Lenkerkunst:  leim 
dar  hoilg  (Sprung  über  Kluft),  foscul  n-dtriuch  („direktes  Weg- 
nehmen", etwa  „plötzliches  Zusammenreißen  der  Pferde"?) 
und  Schwingen  der  Pferdegerte. 

Auch  CüChulainn  nimmt  seine  Rüstung:  zunächst  27  ge- 
wachste Hemden,  die  eng  an  seine  Haut  geschnürt  werden, 
um  ihm  die  Besinnung  zusammenzuhalten,  wenn  sein  Ungestüm 
losbricht.  Dann  seinen  Schlachtengürtel  aus  dem  harten  Leder 
von  sieben  Ochsen,  der  ihm  von  der  Lende  bis  zur  Achsel- 
höhle reicht  und  wie  Stein  oder  Hörn  alle  AVaffen  abprallen 
läßt.     Ferner    dünne,    goldumränderte   Samthosen    um   seine 


^)  III,  131 — 132  berichtet  aiisdrückhch ,  daß  der  Elf  damit  weg- 
gegangen sei,  ohne  daß  sie  wußten,  auf  Avelchem  Wege.  Dann  fordert 
CüChulainn  Laeg  auf,  sie  wollten  die  Knabenschar  rächen. 

2)  Aus  Raben  (-Gefieder)  II  und  III. 

2)  Das  geschichtskuudigere  III  nennt  den  König  der  Römer  Ner 
(Nero). 

*)  tJber  die  Schwierigkeit  und  teilweise  Dunkelheit  der  Stelle  s. 
Windisch,  S.  358. 

12* 


180     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  60. 

Weichen  und  darüber  eine  braune  Lederhose.  Von  Waffen 
nimmt  er  außer  seiner  „Zahnwaffe"  (Schwert  mit  Griff  aus 
Walroßzahn)  acht  kleine  Schwerter,  i)  außer  seinem  fünf- 
spitzigen Wurfsper  und  seinem  Köcher  acht  kleine  Spere, 
außer  dem  Schlachtwurfpfeil  acht  kleine  Wurfpfeile,  außer 
seinem  Spiel -Ger  acht  cletlne,  außer  seinem  schwarzroten 
Schild  mit  so  scharfem  Rand,  daß  er  ein  Haar  im  Bach  zer- 
schneiden würde,  acht  Spiel- Schilde.  Endlich  seinen  Schlachten- 
helm, aus  dessen  Ecken  die  Stimme  von  hundert  Männern 
erschallt,  indem  bei  seinem  Angriff  die  hänänaig  und  boccä- 
naig  und  geniti  glinne  brüllen.  Zum  Schluß  wirft  er  die 
(unsichtbar  machende)  Deckhülle  aus  dem  Lande  der  Ver- 
heißung um  sich,  die  ihm  sein  Lehrer  in  der  Zauberkunst 
(druidecht)'^)  gegeben  hat. 

Dann  kommt  die  Wutverzerrung  über  ihn:  alle  seine 
Glieder  und  Gelenke  erzittern,  sein  Körper  dreht  sich  in 
seiner  Haut,  so  daß  seine  Füße  und  Kniee  nach  hinten,  seine 
Fersen  und  Waden  nach  vorn  schauen  und  die  Muskeln 
(Adern?)  seiner  AVaden  wie  Kriegerfäuste  auf  seinen  Schien- 
beinen liegen.  Die  Adern  (?)  seines  Scheitels  sammeln  sich 
in  der  Größe  von  Kinderköpfen  in  seiner  Nackengrube;  sein 
Gesicht  wird  ein  cuach  cera  („schwarze  Schale"?);  das  eine 
Auge  schluckt  er  ein,  daß  es  kaum  ein  Kranich  in  seiner 
Wange  erreichen  könnte,  das  andere  springt  außen  auf  die 
Wange  hervor.  Bei  der  Verzerrung  seines  Mundes  löst  sich 
die  Wange  von  der  Kinnbacke,  daß  sein  Schlund  sichtbar 
wird;  seine  Lunge  und  seine  Leber  flattern  in  seinem  Mund 
und  Schlund.  Schlägt  er  die  Kinnbacken  zusammen,  so  fährt 
ihm  Feuer  aus  dem  Hals  in  den  Mund.  Das  Pochen  seines 
Herzens  ist  wie  das  Gebell  eines  Schlachthundes  oder  das 
Brüllen  des  Löwen.  Sein  Haar  sträubt  sich  so,  daß  Äpfel 
daran  stecken  bleiben  würden.  Aus  seiner  Stirn  steigt  der 
luan  läith  („Krieger -Mond")  auf,  so  dick  wie  ein  Schleifstein 
und   so   lang  wie   seine   Nase.  3)     Hoch   wie   ein   Mastbaum 


*)  CüChulainn  pflegt  mit  neun  Schwertern  zu  jonglieren. 
'^)  II,  2587  und  III,  140  machen  daraus  Manannän  uiac  Lir,  den  König 
des  „Landes  der  Helle"  (Tir  na  Sorcha). 
3)  Das  lassen  II  und  IIP  weg. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  T,  11,  IIT  der  Tain  h?3  Cnailnge  §  60.     181 

schießt   ein  Strahl  braunen  Blutes   aus   seinem  Scheitel   und 
bildet  einen  dunkeln  Zaubernebel. 

Nach  dieser  Verzerrung  springt  er  auf  den  Sichelwagen, 
der  nebst  den  zwei  Pferden  in  ähnlichem  Stil  beschrieben 
wird.i)  Dann  macht  er  ein  torannchles  („Donner -Kunst- 
stück")^) für  hundert  und  zweihundert  und  dreihundert  und 
vierhundert  und  fünfhundert.  Er  fährt  rings  um  das  Heer 
der  vier  „Fünftel"  Irlands  herum,  und  die  Räder  werfen 
einen  Wall  von  Erde  und  Steinen  auf,  so  daß  sie  nicht  ent- 
rinnen können.  Nun  sprengt  er  hinein  und  beschreibt  zu- 
nächst drei  Kreise,  so  daß  die  Feinde  Sohle  an  Sohle  und 
Hals  an  Hals  fallen.  Dann  nochmals  drei,  so  daß  die  Leichen 
ringsum  in  Schichten  von  sechsen  (seser)  daliegen,  die  Fuß- 
sohlen von  je  dreien  an  den  Hälsen  von  je  dreien.  Daher 
der  Name  Seisrech  Bresligi.  Es  war  eine  der  drei  „Unzähl- 
barkeiten" 3)  in  der  Täin;  die  andern  sind  Imslige  Glennamnach 
(§  73)  und  die  Schlacht  auf  Gairech  und  Irgairech  (§  93  ff.). 
Hinzugefügt  wird  (LU),  nach  einigen  habe  Lug  mac  Ethlenn 
bei  der  Seisrech  mitgeholfen.^)  Es  werden  die  Namen  von 
186  Gefallenen  (darunter  freilich  viele  Gleichnamige)  ge- 
nannt, daneben  aber  die  Zahl  der  gefallenen  Fürsten  als 
130  5)  angegeben,  während  die  gefallenen  gemeinen  Leute  und 
die  Frauen  und  Kinder  und  die  Hunde  und  Pferde  unzählbar 
gewesen  seien;  nicht  der  dritte  Mann  sei  ohne  irgend  einen 
Schaden  davongekommen.  LU  setzt  hinzu,  weder  CüChulainn 
noch  sein  Diener  noch  seine  Pferde  seien  dabei  verwundet 
worden,  ß) 


0  Diese  Beschreibung  fehlt  in  II  und  III. 

*)  So  heißt  im  alten  Text  das  Getöse,  das  CüChulainn  und  Loch  bei 
ihrem  Kampfe  (§  52)  machen.  Ob  hier  durch  den  Lärm  so  viele  nur  er- 
schreckt oder  geradezu  getötet  werden,  ist  nicht  klar. 

^)  Kämpfe,  bei  denen  man  die  Erschlagenen  nicht  zählen  kann.  Der 
Ausdruck  stammt  wohl  aus  §  76;  Imslige  Glennamnach  scheint  ein  Ver- 
sehen für  AisUiige  n-Amairgin. 

*)  Diese  wohl  ursprünglich  am  Rande  stehende  Bemerkung  (so  LL) 
ist  in  GBL  und  in  III  ausgelassen. 

•^)  Nur  in  LU  150  (130  auch  in  II);  aber  III,  168  zählt  199. 

^)  Ebenso  III  und  IIb.  In  GBL  und  LL  fehlt  diese  Bemerkung,  die 
rielleicht  ursprünglich  am  Rande  stand. 


182     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bü  Cuailnge  §  61. 

61.  (2018  —  2054  =  112705—2748,  III  172— 183).  Am 
nächsten  Tag  will  CüChulainni)  den  Frauen  und  den  Dichtern 
des  Feindes  seine  wirkliche  Gestalt  zeigen.  Deren  Schönheit 
wird  eingehend  beschrieben:  sein  Haar  —  an  der  Haut  braun, 
in  der  Mitte  blutrot,  oben  goldgelb  —  in  drei  Kreisen  um 
seine  Nackengrube  geschlungen;  eine  rotgoldene  Beerenkette 
um  seinen  Hals,  ein  Karfunkel  -  Netz  (?)  2)  um  sein  Haupt. 
Auf  seinen  Wangen  gelbe  und  grüne  und  purpurne  Flaum- 
haare.»)  lu  jedem  Auge  sieben  Gemmen  (Pupillen);  an  Hand 
und  Fuß  sieben  Finger  oder  Zehen  mit  Habichtsklauen.  Er 
zieht  sein  Festgewand  an:  den  purpurnen  fünffachen  Mantel 
mit  der  goldverzierten  Silberbrosche,  das  seidene  Wamms,  die 
dunkle  Samthose.  Er  nimmt  den  dunkeln  Schild  mit  fünf 
goldenen  Rädern  oder  Eeifen  und  einem  Rand  von  finnruine, 
hängt  das  Schwert  mit  Goldknauf  an  seinen  Gürtel  und 
stellt  die  Lanze  mit  goldenen  Nietnägeln  in  den  Wagen.  In 
die  eine  Hand  nimmt  er  neun,  in  die  andere  zehn  Köpfe,  die 
er  in  der  Nacht  erbeutet  hat,  und  schwingt  sie  gegen  das 
Heer.  Die  Frauen  von  Connaught  erheben  sich  über  die 
Scharen  und  die  Frt<uen  von  Munster  klettern  auf  die  Männer, 
um  ihn  zu  sehen.  Aber  Medb  verbirgt  aus  Angst  das  Ge- 
sicht and  läßt  sich  von  Schilden  umgeben.^)] 


^)  In  I  und  II  heißt  er  einfach  CüChulaimi  mac  Soaltaim  (Soaldaim, 
Sualtaim,  Sub-);  aber  111,173  gibt  seinen  ganzen  Stammbaum;  in  H.  2.  17 
mac  Subaltaifj  viic  Becfoltaiy  mk  Mürfoltaig  nnc  Neill  liuaid  nii'c  BudrakU; 
Eg.  98  hatte  nach  ituic  Suältaig  noch  13  Vorfahren  genannt,  deren  Namen 
aber  alle  ausradiert  sind. 

2)  In  III,  174  Karfunkel -Fäden.  Vgl.  den  „Faden -Napf"  (cuach- 
anaidm),  der  in  dem  „Werben  um  Ailbe"  (ZCP  13,282)  über  Finns  Hinter- 
kopf gezogen  wird. 

")  Wenn  tihre  das  heißt;  s.  R.  C.  16, 89,  wo  es  als  „Bartstoppebi" 
erklärt  ist. 

*)  .Statt  der  letzten  zwei  Sätze  bitten  in  II  und  III  die  Mädchen 
(oder:  ..Frauen"  III)  die  Männer,  sie  auf  den  Schildflächen  empor- 
zuheben. Von  Medb  i.st  nicht  die  Rede.  Aber  III,  183  hebt  unter 
ihnen  ausdrücklich  Hubthachs  Frau  hervor;  das  dient  als  Einleitung  zum 
Folgenden. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  62.     183 

[B]  62.  (2054— 2106).  0  In  einem  Gedicht  bemerkt  Dub- 
tliach  Dapl  Ulad,  daß  der  sich  so  zur  Schau  Stellende  nocli 
viel  Verderben  bringen  werde,  und  rät,  ilm  zu  umzingeln. 
Da  schilt  Fergus  in  einem  zweiten  Gedicht,  Dubthach 
Daeltenga  mac  Lugdach  maic  Casrubai  habe  immer  nur 
Böses  angestiftet,  die  Mädchen  (von  Ulster)  und  Fiacha, 
den  Sohn  Conchobors,  und  Cairpre  mac  Fedelmtheo  er- 
schlagen 2)  und  hetze  jedermann  auf.  Die  ülter  Verbannten 
würden  den  Mord  des  unbärtigen  Jungen  übel  aufnehmen 
und  sie  im  Stiche  lassen,  wenn  die  ülter  heranzögen.^) 
Darauf  schleudert  er  Dubthach  fort,  daß  er  mit  der  Nase 
an  die  nächste  Schar  stößt. 

Daran  schließt  sich  ein  dunkles  „retorisches"  Gespräch 
zwischen  Ailill,  Medb,  Gabrän  dem  Dichter  (s.  §  52)  und 
Fergus.    Ailill  scheint  weitere  Einzelkämpfe  für  CüChulainn 


')  Das  Gedicht  schließt  gut  an  das  unmittelbar  Vorhergehende  au. 
Daß  2060  acht  (in  II  und  III  zu  „neun"  verbessert)  statt  neun  (üben 
2048)  Köpfen  erwähnt  werden,  ist  kein  bedeutsamer  Unterschied.  Aber 
die  folgende  retoric  dürfte  kaum  so  jung  wie  §  61  sein,  und  auch  im 
Gedicht  selber  finden  sich  so  altertümliche  Wortformeu  wie  ro-cloth  2069, 
die  man  einem  Dichter  des  11.  Jahrhunderts  nicht  leicht  zutraut.  Die 
scheinbar  Junge  Form  -ruhmid  (LU  -rubad)  2071  ist  aus  -ruhai  {-ruha  in 
Mesca  Ulad)  verändert.  Dazu  kommt,  daß  die  Strofen  2066 — 2071  schon 
in  der  älteren  Fassung  von  Mesca  Ulad  (Kap.  47)  zitiert  werden.  Somit 
ist  das  Wahrscheinlichste,  daß  §  62  die  Fortsetzung  eines  alten  Stücks 
(s.  zu  §  51  b)  war,  das  durch  den  jetzigen  §  61  verdrängt  ist.  Wegen  des 
Dichters  Gabrän  habe  ich  §  62  der  Quelle  B  zugeteilt  (vgl.  §  52). 

2)  Der  Tod  der  Mädchen  und  Fiacha's  (Fiachna's)  wird  in  Loinyes 
mac  n-Uislenn  (Kap.  25)  berichtet,  aber  nicht  der  Cairpre's.  Auch  der  an- 
gebliche Cinsed  ua  h-Artacäin  weiß  nur  von  Fiacha  (Str.  17) ,  nicht  von 
e^airpre  (RC  23,  308.  320.  326). 

3)  Das  Gedicht  ist  nicht  in  Ordnung,  Der  einzelne  Vers  2074  sieht 
wie  eine  Variante  zu  2080  aus. 


62.  (2749— 2812).  0  Dem  ersten  Gedicht  wird  in  11  und 
III  vorausgeschickt,  daß  Dubthach  auf  CuChulainn  eifersüchtig 
wurde  und  daher  den  Rat  gab,  ihn  verräterischer  Weise  zu 
überwältigen.    Und  schon  vor  dem  zweiten  Gedicht  gibt  ihm 


% 


^)  III,  184—201,  im  wesentlichen  wie  IL 


184     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  63. 

ZU  versprechen,  während  Medb  ihn  auffordert,  diesen  mit 
Scharen  zu  überfallen. 

63.  (2107—2128).  Imroll  Belaig  Eoin  „der  Fehlwurf 
des  Vogel- Passes ".0  Fiacha  Fialdäna  Dimraith  („der 
freigebig  -  kühne  un verräterische")  kommt  (offenbar  aus 
Ulster),  um  sich  mit  Maine  Andoe.  dem  Sohn  seiner  Mutter- 
schwester, zu  bereden.  Diesen  begleitet  Döcha  mac  Mägach,^) 
jenen  Dubthach  Dsel  Ulad.  Döcha  schleudert  (heimtückischer 
Weise)  einen  Sper  nach  Fiacha,  trifft  aber  dessen  Begleiter 
Dubthach;  umgekehrt  schleudert  Dubthach  nach  Maine, 
trifft  aber  Döcha.  Und  doch  waren  (auch)  die  Mütter  von 
Dubthach  und  Döcha  Schwestern. 
Anders:  Die  zwei  Scharen^)  machen  in  Belach  Euin  Halt. 
Diarmait,  Conchobors  Sohn,  der  von  Norden  aus  Ulster  kommt, 

')  Offenbar  ein  alter  Tite],  den  die  verschiedenen  Erzähler  verschieden 
auslegten.  Auf  den  ersten  Blick  scheint  es,  als  ob  Dubthach  bei  den 
Ultern,  nicht  bei  den  Connachtern  sei.  Und  doch,  wenn  §  5  und  80  Dub- 
letten sind,  gehört  er  sowohl  nach  A  als  nach  B  zu  den  aus  Ulster  Ver- 
bannten. Vermutlich  ist  es  aber  so  aufzufassen,  daß  der  verbannte  ülter 
seinem  Landsmann  das  Geleite  zum  Con nachter  Prinzen  gibt.  Ich  habe 
den  Abschnitt  B  zugeteih;,  weil  dieser  Fiacha  vielleicht  eine  Dublette  zu 
Fiacha  mac  Fir  Febe  (A)  ist.  Allerdings  erscheint  Dubthach  in  B  auch 
später  noch  am  Leben  (§  80);  aber  es  wird  hier  nicht  sein  Tod  aus- 
drücklich gemeldet,  nur  seine  Verwundung.    Zu  Döcha  vgl.  auch  §  74. 

2)  Vgl.  §  1  Anm. 

3)  Der  Kompilator  ist  hier  ungeschickt;  von  zwei  Scharen  war  bisher 
nicht  die  Rede. 

Fergus  den  Fußtritt,  der  ihn  hinausfliegen  macht.  Die  Ge- 
dichte zeigen  allerlei  kleine  Abweichungen.  Das  in  I  darauf 
folgende  retorische  Gespräch  fehlt  in  II  und  III. 

65.  (2813— 2821).  0  .^.ngus  mac  ^nlaime  Gäbe  (Gabaid 
IIb)  treibt  die  Feinde  bis  Äth  Da  Fert  (Ferta  IIb)  auf 
Sliab  Fuait'^)  und  hätte  sie  alle  („zwei  Drittel  von  ihnen" 
IIb)  erschlagen,  wenn  sie  ihm  in  Zweikämpfen  entgegen- 
getreten wären. 

63.  (2822  —  2835).  11  folgt  dem  ersten  Bericht.  Die 
Männer  Irlands  sagen  zum  Schluß:   ..Das  ist  ein  Fehlwurf". 

')  II  stellt  §  65  vor  (18  und  64.    In  III  fehlen  §  63  —  65. 
^)  Diese  Lokalisierung  der  Furt  ist  gewiß  verkehrt. 


11,6.  Inhalt  der  P'assungen  I,  11,  III  der  Taiii  bo  Cuailnge  §  (14—65.     185 

schickt  einen  Reiter  zu  Maine,  er  solle  sich  zu  einer  Unterredung 
unter  vier  Augen  stellen.  Dort  teilt  er  ihm  mit,  Conchobor 
lasse  Medb  und  Ailill  entbieten,  sie  sollen  das  Vieh  und  alles 
Geraubte  zurücklassen,  und  er  solle  den  Stier  von  Westen^) 
zum  Kampf  mit  ihrem  Stier  herbeiführen  (der  Zweikampf  der 
Stiere  solle  also  gewissermaßen  entscheiden).  Da  Medb  und 
Ailill  darauf  nicht  eingehn,  beschließen  die  Jünglinge  die 
Waffen  auszutauschen.  Jeder  wirft  dem  andern  seinen  Sper 
zu,  aber  so  unglücklich,  daß  beide  umkommen.  Da  stürzen 
auch  ihre  (zurückgebliebenen)  Scharen  aufeinander  los,  so 
daß  beiderseits  60  Mann  fallen.  Daher  Äo'd  in  Dlrma  „Höhe 
der  Menge". 

64.    (2129 -- 2132).      [Äth    Tamuin    „Furt    des   Baum- 
stumpfs".] 2)    Ailills  Diadem  wird  dem  Narren  Tamun  auf- 
gesetzt, weil  x^ilill  es  nicht  zu  tragen  wagt.    CüChulainn 
zerschmettert  jenem  mit  einem  Stein  den  Kopf;  daher  hat 
die  Furt  und   Tuga  in   Tamuin  oder  im  Thamun  „Decke 
des  (oder:  um)  Tamon"  den  Namen. 
65.    (2133  — 2139). 3)     ^ngus   mac   ^Enlama   Gaibe,    ein 
kühner  Ulter,^)   brachte   das  ganze  Heer  zur  Umkehr  von 
Muid   Loga   (Louth)"^)    bis    Äth  Da  Ferta  („Furt   der   zwei 


*)  Das  ist  Finnbennacb,  der  Stier  Medbs,  der  gleichfalls  bisher  nicht 
erwähnt  wurde. 

'^)  Der  Abschnitt  ist  wohl  eine  Dublette  teils  zu  §  26,  teils  zu  70 
(Täuschung  durch  Diadem),  gehört  also  zu  B. 

^)  Da  der  Abschnitt  mit  dem  nächsten  zusammenhängt  und  dieser 
nach  der  Art,  wie  das  Fehlen  von  Fergus'  Schwert  motiviert  ist,  au  A 
anklingt,  ist  er  wohl  auch  A  zuzuteilen. 

*)  Die  Ulter  beginnen  jetzt  sich  von  ihrem  Schwächezustand  zu  er- 
liolen  und  in  den  Kampf  einzugreifen. 

'^)  Wie  die  Connachter  von  Dundalk  südwärts  bis  Louth  gelangt  sind, 
wird  nicht  berichtet.  Vielleicht  ist  es  durch  das  moderne  Stück  §  56  ff.  in 
der  Kompilazion  verdeckt.    Äth  Da  Ferta  muß  nördlich  von  Louth  liegen. 


64.  (2836—2849).  Der  Narr  Tamon  (Tamun)  nimmt  hier 
nicht  das  Diadem  —  dieses  Motiv  war  sckon  §  26  vergeben  — , 
sondern  den  Umhang  des  Königs  um.  Die  Iren  verspotten  ihn 
mit  einem  Wortspiel:  „Du  hast  tuige  im  Thamon  'Decke  um 
Tamon'  (oder  ,um  Baumstamm')".    Er  fällt  wie  in  I. 

65  s.  oben  vor  63. 


186     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  66. 

Grabhügel"),  indem  er  es  mit  Steinen  bewarf.  Und  er  würde 
es  so  bis  Emain  Macha  unter  das  Schwert  der  übrigen  Ulter 
getrieben  haben,  hätte  man  sich  auf  Zweikämpfe  mit  ihm 
beschränkt.    Aber  man  erschlug  ihn  mit  Übermacht. 

66.  (2140—2159).  CüChulainn  bei  Äth  Da  Ferta  fordert 
seinen  täglichen  Kämpfer;  aber  keiner  läßt  sich  bereit  finden. 
Da  wird  beim  Wein  Fergus  mac  Eoich  selber  beredet,  seinem 
ehemaligen  Ziehsohn  entgegenzutreten.  Als  CüChulainn  ihn 
kommen  sieht,  meint  er,  er  müsse  gute  Sicherungen  haben, 
daß  er  ohne  Schwert  in  der  Scheide  ihm  nahe  (denn  Ailill 
hatte  es  ihm,  wie  früher  bemerkt,  entwendet,  s.  §  38).  Aber 
Fergus  erwidert,  er  würde  es  ohnehin  nicht  gegen  ihn  ge- 
braucht haben;  er  solle  so  vor  ihm  weichen.  CüChulainn 
willigt  nur  ein,  wenn  Fergus  verspricht,  ein  anderes  Mal  vor 
ihm  zu  weichen.  Dann  zieht  er  sich  in  der  Tat  iii  den  Lehm- 
boden von  Grellach  Dollaid  zurück  und  springt  dort  ab.  Ver- 
gebens wird  Fergus  aufgefordert,  ihn  zu  verfolgen;  er  werde 
es  erst  tun,  wenn  die  Eeihe  wieder  an  ihn  komme.  —  Immer- 


66.  (2850—2891).  Die  vier  „Fünftel"  Irlands  lagern 
diese  Nacht  in  CrTch  Rois.')  Da  sich  kein  Kämpfer  findet  und 
Medb  darüber  murrt,  daß  Fergus  sich  weigert  mit  seinem  un- 
bärtigen Ziehsohn  zu  kämpfen,  geht  dieser  am  andern  Morgen 
hin.  CnChulainns  Ausspruch,  Fergus  habe  kein  Schwert  in 
der  Scheide,  wird  genau  begründet:  Ein  Jahr  vor  dieser  Ge- 
schichte hat  Ailill  den  Fergus  im  Stelldichein  mit  Medb  auf 
dem  Abhang  von  Cruachain  überrascht  und,  da  jener  das 
Schwert  neben  sich  gelegt  hatte,  ein  hölzernes  Schwert  dafür 
in  die  Scheide  gesteckt  und  gelobt,  ihm  das  richtige  erst  am 
Tage  der  „großen  Schlaclit"  wiederzugeben.  Das  Übrige  spielt 
sich  wie  in  I  ab,  nur  daß  Fergus  genauer  verspricht,  in  der 
Schlacht  der  Täin  zu  fliehen,  wenn  CüChulainn  schwer  ver- 
wundet sein  werde;'-)  wenn  er  dann  fliehe,  würden  auch  die 
andern   fliehen.    Cn(/hulainn    flüchtet  auf  seinem   Wagen  — 


')  Vgl.  I,  66  Ende. 

*)  Der  Redaktor  von  II  läßt  ihn  also  naiver  Weise  Alles  genan  voraus- 
wissen, was  er  selber  weiß. 


ir,  6.   Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bo  Cuailnge  «ij67.     187 

hin  können  die  Scharen  nun  vorbei   und  sclilagen  ihr  Lager 
im  Gebiet  von  Ros  auf. 

67.  (2159—2162).  [Cingit  Ferchon  „Ferchu's  Becher".]«) 
Ein  von  Ailill  Verbannter,  Ferchu  Loingsech,  tritt,  13  Mann 
lioch,  CüChulainn  entgegen.  Aber  CüC'hulainn^)  erschlägt  sie 
alle  und  ihre  13  (Grab)steine  stehen  bei  Cingit  Ferchon. 

')  Vermutlich  erinnerten  13  im  Kreis  aufgestellte  Steine  an  einen 
Becher. 

^)  So  LU  und  die  Späteren;  in  GBL  Fergus,  vielleicht  richtig,  da 
Fergus  sehr  wohl  den  Bruch  des  von  ihm  vermittelten  Vertrags  rächen  kann. 


wohin,  wird  nicht  gesagt  —  und  Medb  fordert  Fergus  ver- 
geblich auf,  ihm  zu  folgen.') 

67.  (2892— 2916).  2)  Ferchu  Loingsech  hatte  sich  seit 
dem  Eegierungsantritt  von  Ailill  und  Medb  nie  in  ihrem 
Lager  eingestellt,  sondern  immer  ihr  Land  geplündert.  Er 
befindet  sich,  12  Mann  hoch,  im  östlichen  Teil  von  Ai  (in 
Connaught)  und  hört,  daß  ein  einzelner  Mann  ihr  Heer  so 
lange  aufhält.  Es  scheint  ihm  eine  gute  Gelegenheit,  sich 
durch  seine  Beseitigung  mit  x^ilill  und  Medb  auszusöhnen. 
Aber  der  umringte  CüChulainn  enthauptet  alle  zwölf,  pflanzt 


^)  111,202  —  215  erzählt  ähnlich  wie  II,  hie  und  da  im  Wortlaut  noch 
mehr  an  I  anklingend.  Die  Begrüßung  des  Fergus  durch  CüChulainn  wird 
etwas  weiter  ausgesponnen,  aber  der  Grund,  weshalb  er  kein  Schwert  hat, 
nicht  angegeben.  Als  Titel  des  Abschnitts  wird  Bän-chomrag  Fergnsa 
„der  weiße  (^unblutige)  Kampf  des  Fergus"  genannt  (vgl.  I,  73).  —  Hieran 
schließt  III,  216  —  219  nicht  ungeschickt  den  Tod  Redg's  (§  41). 

2)  III,  220—229.  Der  von  Oilill  und  Medb  vertriebene  Ferchu  Loingsech 
von  Loc[h]  Ce  hatte,  kaum  waren  sie  Tag  und  Nacht  von  zu  Hause  fort, 
in  ihrem  „Fünftel"  zu  sengen  angefangen.  Das  Übrige  ähnlich  wie  II. 
Die  13  Mann  finden  CüChulainn  bei  Ath  Alad  (in  der  Schlußstrofe :  Ath 
alad  find)  in  der  Ebene  von  Muirtheimne  (vgl.  §  56  Anm.  2).  Sie  werfen 
ihre  Wurfspere  gleichzeitig  nach  seinem  Schild  (hiebei  ist  §  68  benutzt). 
Aber  CüChulainn  schlägt  mit  dem  Schwert  Ferchu's  Leuten  die  Waffen 
aus  der  Hand  und  die  Köpfe  ab  und  besiegt  zuletzt  nach  heftigem  Kampf 
Ferchu  selber.  Er  besingt  es  in  einer  Strofe  und  enthauptet  dann  auch 
Ferchu  östlich  der  Furt.  Nach  diesen  Köpfen  heißt  der  Ort  Cingid 
Ferchon  oder  Cinnid  Ferchon  (cinn  „Köpfe"). 

Damit  schließt  Fassung  III,  indem  sie  (230  —  231)  hinzufügt,  zunächst 
komme  jetzt  der  Kampf  CailitTn's,  dann  der  Fer-Diad's. 


188     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  68. 

68.  (2182—2199).!)  Am  andern  Morgen  sendet  Medb 
Gaile  Dana  („den  Kühnen")  mit  seinen  27  Söhnen  und  seinem 
Schwestersohn  Glas  mac  Delgna  in  CüChulainns  yrellach 
(„Lehmboden"),  der  Fidliarnn  („Bluteisen")  heißt  und  „dies- 
seits" von  Äth  Fir  Dead-)  liegt.  Sie  schleudern  gemeinsam 
ihre  29  Lanzen  nach  ihm  und  strecken  schon  die  Arme  mit 
den  Schwertern  nach  seinem  Kopf  aus,  als  Fiacha  mac  [Fir] 
Febe,  der  ihnen  nachgefahren  Ist,  vom  Wagen  springt  und 
ihre  29  Vorderarme  abhaut,  was  CüChulainn  eine  „sofortige 


')  Hier  ist  in  LU  die  dritte  größere  Interpolazion  (2168  —  2181)  ein- 
geschoben, mit  der  diese  Handschrift  abbricht;  der  Eest  ist  nur  in  GBL 
bewahrt.  —  §  68  könnte  eine  Dublette  zu  67  sein  (vgl.  auch  die  Grab- 
steine). Doch  wag  ich  nicht,  sie  daraufhin  auf  zwei  Quellen  zu  verteilen. 
Eher  ist  68  eine  Mischung  von  A  und  B ;  die  plötzlich  auftauchenden  Mac 
Ficce  dürften  in  B  dieselbe  Rolle  gespielt  haben  wie  Fiacha  in  A. 

2)  Heute  Ardee  am  Dee  River.  Das  ist  also  ein  anderer  grellach  als 
§  66 ;  CüChulainn  hat  seinen  Standort  gewechselt. 


zwölf  Steine  neben  ihnen  in  die  Erde  und  den  Kopf  {cenn) 
eines  jeden  auf  einen  Stein.  Daher  Cinnit  Ferchon,  das  als 
cenn-ait  Ferchon  „Ferchu's  Kopf- Ort"  erklärt  wird. 

68.  (2917—2999).  Dieser  Abschnitt  ist  weiter  aus- 
gesponnen. Als  man  im  Lager  —  für  große  Gegenleistungen 
—  Calatln  Dana')  mit  seinen  27  Söhnen  und  seinem  Enkel 2) 
Glas  mac  Delga  zum  Kampf  bestimmt,  deren  vergiftete  Waffen 
jedem  Verwundeten  innerhalb  neun  Tagen  den  Tod  bringen, 
kann  Fergus  diesen  Vertragsbruch  nicht  hindern;  denn  man 
erwidert,  tatsächlich  sei  es  nur  ein  einzelner  Mann,  da  seine 
Begleiter  nur  Glieder  von  seinen  Gliedern  seien.  Seufzend 
kommt  Fergus  zu  seinem  Zelt  und  verspricht  dem  seinen 
Segen  und  seine  Waffen,  der  ihm  Kunde  bringen  würde,  wie 
CüChulainn  umgekommen  sei.  Fiacha  mac  Fir  Febe  (Firaba 
LL)  nimmt  das  auf  sich  und  zieht  am  andern  Morgen  mit 
jenen  aus.  Ihre  gleichzeitig  geschleuderten  Spere  fängt 
CüC'hulainn  mit  seinem  Schild  so  geschickt  auf.  daß  er  un- 

')  Diesen  ^'araen  (statt  Graile  Dana)  führt  dieser  Krieger  zuerst  in 
dem  Text  Äided  ConCulainn  (Kap.  63). 

^)  IIb  hat  hier  „Neffe",  aber  in  §  77  gleichfalls  „Enkel'. 


\ 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  68.     180 

Hilfe"  („Hilfe  zur  rechten  Zeit")  nennt.  Allein  Fiaolia  be- 
fürchtet, wenn  einer  von  ihnen  lebend  ins  Lager  zurück- 
gelange, werde  die  ganze  Dreitausendschaft  der  UHer  Ver- 
bannten für  seine  Tat  büßen  müssen.  Da  tötet  CüChulainn, 
unterstützt  von  den  zwei  kühnen  Mac  Ficce,  die  eben  aus 
Ulster  ankommen,  alle  29.  Auf  dem  Stein  inmitten  der  Furt 
sind  die  Spuren  seines  Schildbuckels  und  seiner  Fäuste  und 
Kniee  zu  sehen,  und  29  Steinpfeiler  wurden  dort  aufgerichtet. 
[Hier  ist  vom  Kompilator  der  Kampf  mit  Fer  Diad 
2200  ff.,  der  sich  eben  bei  Äth  Fir  Diad  abspielt,  eingeschoben, 
s.  oben  S.  102  und  Kap.  7.] 


verwundet  bleibt. i)  Während  er  beschäftigt  ist,  die  Spere 
vom  Schild  abzuschütteln  und  sein  Schwert  zu  ziehen,  stemmen 
sie  ihre  29  Fäuste  auf  seinen  Kopf  und  drücken  ihn  in 
den  Kies  der  Furt.  Da  erwacht  in  Fiacha  das  Gefühl  der 
Stammeszugehörigkeit,  und  er  schlägt  ihnen  allen  die  Fäuste 
mit  einem  Schwerthieb  ab,  so  daß  sie  auf  den  Rücken  fallen. 
Der  aufatmende  CüChulainn  nennt  das  Hilfe  zur  rechten  Zeit. 
Aber  Fiacha  meint,  für  ihn  gelte  das  nicht;  denn  wenn  man 
seine  Tat  erfahre,  werde  die  ganze  Dreitausendschaft,  die 
edelsten  der  Nachkommen  Eudraige's,  dem  Schwert  und  Sper 
verfallen.  Da  stürmt  CüChulainn  auf  sie  ein  und  haut  sie  in 
Stücke.  Nur  einer,  Glas  mac  Delga,  entflieht  bis  zum  Zelt 
von  Ailill  und  Medb  und  ruft  eben  noch  flach-  fiach-,'^)  als 
auch  ihn  CüChulainns  tödlicher  Streich  ereilt.  Auf  die  Frage 
Medbs,  was  er  wohl  gemeint  habe,  erwidert  Fergus,  er  werde 
wohl  Schulden  im  Lager  haben;  aber  jedenfalls  seien  sie  jetzt 
mit  einem  Male  bezahlt.  Der  Stein  mitten  in  der  Furt  zeigt 
noch  die  Eindrücke  ihrer  Schwertgriffe  und  Sperenden,  ihrer 
Kniee  und  Ellbogen.  Von  dem  Blut,  das  über  die  Klingen 
floß,  heißt  die  Furt  westlich  von  Äth  Fir  Dead  Fuil  lairn 
„Blut  des  Eisens". 


^)  Das  wird  fcebarchles  „Klingen-Kunststück"  genannt.  Diese  Fassung 
darf  CüChulainn  nicht  verwunden  lassen,  weil  sich  unmittelbar  daran  der 
Kampf  mit  Fer  Diad  schließt.  Dagegen  in  I  ist  er  sciiwer  verwundet 
(s.  §  69). 

*)  Er  will  Fiacha  sagen ;  ftach  bedeutet  im  Irischen  „Schuld'. 


190     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  69  —70. 

69.  (2734— 2743).  0  Während  die  Scharen  von  Äth 
Fir  Diad  südwärts  ziehn,  kommt  zu  dem  verwundeten 
CüChuIainn  vor  Allen  Senoll  Uathach  („der  Schreckliche"). 
Er  und  die  zwei  Mac  Ficce  geleiten  ihn  rückwärts  zu  den 
verschiedenen  Wassern  von  Conaille  (sie  werden,  zwanzig 
an  der  Zahl,  aufgezählt),  um  seine  Wunden  aus  ihnen  zu 
heilen.  Unterdessen  kann  das  Heer  seinen  Marsch  nach 
Süden  fortsetzen  und  bezieht  ein  Lager  in  Imorach 
Smiromrach. 

70.  (2744— 2892).2)  Caladgleo  Cethirn  „Cethern's  Hart- 
kampf". Mac  Roth  (der  Bote,  s.  §  38)  geht  von  dort  nord- 
wärts 3)  auf  Sliab  Fuait,  um  nach  den  Ultern  auszuspähen. 
Er  meldet  einen  einzelnen  Wagen,  der  von  Norden  heran- 
braust. Darin  fährt  ein  ergrauter  Mann,  unbewaffnet,  nur 
mit  einem  silbernen  Dorn,  mit  dem  er  bald  den  Wagenlenker, 
bald  die  Rosse  anstachelt,  als  befürchte  er,  das  feindliche 


')  In  GBL  von  der  späteren  Hand  nachgetragen  (s.  oben  S.  100). 
Falls  die  Mac  Ficce  aus  B  stammen  (s.  zu  §  68),  gehört  auch  dieser  Ab- 
schnitt dahin.    Der  Schlußsatz  leitet  aber  zu  §  70  hinüber. 

'^)  Der  erste  Satz  V3n  der  späteren  Hand  eingetragen.  CüChuIainn 
ist  in  diesem  Abschnitt  nicht  an  den  Wassern  von  Conaille  (69),  sondern 
—  freilich  offenbar  kampfunfähig  —  bei  Smirommair  (Smarraore  in  der 
Baronie  Ardee  der  Grafschaft  Louth).  Er  gehört  wegen  des  Auftretens 
von  Fiacha  zu  A. 

3)  „südwärts"  der  Text,  natürlich  fehlerhaft. 


69.  (4205—4236).  Nun  kamen  einzelne  ülter  CüChuIainn 
zu  Hilfe,  nämlich  Senal  Uathach  und  die  zwei  Mac  Gegge: 
Muridach  und  Cotreb.')  Sie  führen  ihn  zur  Heilung'^)  zu  den 
Wassern  von  Conaille  Muirtheimne,  in  die  die  Tuatha  De 
Danann  3)  Heilkräuter  und  Heilsegen  zu  legen  pflegten.  Die 
Liste  der  Namen  stimmt  mit  I  ungefähr  überein. 

70.  (4237—4500).  Die  Erzählung  folgt  I  ziemlich  genau, 
wenn  sie  auch  in  den  Einzelheiten  der  Schilderungen  vielfach 
abweicht.    Die  Iren  senden  den  Pferdeknecht  Mac  Roth  auf 


*)  Aber  LL  4912:  co  da  mac  Feicgc:  co  Muridach,  co  CMreih. 
'^)  Er  ist  hier  natürlich  als  durch  Fer  Diad  verwundet  gedacht,  nicht, 
wie  ursprünglich  in  I,  durch  andere  Kämpfe. 
»)  Vgl.  oben  S.  6H. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  70.     191 

Heer  nicht  lebend  zu  erreichen.  Ob  das  (Jonchobor  oder 
Celtchair  sei,  fragt  Ailill  den  Fergus;  abei-  dieser  scliließt 
richtig  auf  Cethern  mac  Fintain.  Der  stürmt  durchs  Lager 
hin,  verwundet  Viele,  wird  aber  auch  selber  schwer  ver- 
wundet, so  daß  er  mit  den  Eingeweiden  um  die  Beine  sich 
zu  CüChulainn  durchschlägt  und  ihn  um  einen  Arzt  bittet. 
Nachdem  ihm  dieser  ein  Binsenlager  und  ein  Kopfkissen  be- 
reitet hat,  sendet  er  Laeg  zu  Fiacha  mac  Fir  Febe  ins  feind- 
liche Lager:  die  Ärzte  sollten  kommen,  sonst  werde  er  sie 
töten.  Obschon  sie  genug  Verwundete  zu  besorgen  haben, 
gehorchen  sie.  Aber  gleich  der  erste,  der  Cethern  sieht, 
erklärt,  er  könne  nicht  am  Leben  bleiben.  „Du  auch  nicht", 
erwidert  Cethern  und  schlägt  ihn  mit  der  Faust,  daß  ihm. 
das  Hirn  durch  die  Ohren  herausdringt.  So  tötet  er  fünf- 
zehn i)  Ärzte.  Nur  den  letzten  trifft  er  bloß  halb,  so  daß  er 
nur  in  Ohnmacht  fällt  und  CüChulainn  ihm  das  Leben  retten 
kann.  Sie  senden  nun  nach  Fingin,  dem  „Wahrsager -Arzt" 
Conchobors.  Als  CüChulainn  ihn  heranfahren  sieht,  geht 
er  ihm  entgegen  und  warnt  ihn:  er  solle  Cethern  nur  aus 
der  Ferne  prüfen.  Dieser  zeigt  ihm  eine  seiner  Wunden. 
Fingin  sieht  sofort,  daß  sie  von  einer  Frau  geschlagen  ist. 
In  der  Tat  beschreibt  nun  Cethern  die  Frau,  der  #r  sie  ver- 
dankt, ihr  Haar,  ihre  Tracht  und  ihre  Waffen.  Daran  er- 
kennt CüChulainn,  daß  es  Medb  selber  gewesen  ist. 

Auf  dieselbe  Weise,  im  Dreigespräch  und  in  immer 
neuer  Variaz'ion  werden  nun  an  den  Wunden  und  aus  Cethern s 
Beschreibung  alle  die  Feinde  erkannt,  die  ihn  verwundet 
haben:  Hlann,  der  Sohn  von  Fergus  mac  Roig;  011  und 
Oichne,  Ziehsöhne  von  Ailill  und  Medb;  Bun  und  Mecon  aus 

^)  „50  oder  15"  die  Handschrift,  eine  Korrektur,  nicht  eine 
Dublette. 


Sliab  Fuait,  damit  die  Ulter  nicht  unbemerkt  herankämen. 
Der  anfahrende  Cethern  stachelt  mit  einem  eisernen  Brat- 
spieß (statt  mit  silbernem  Dorn).  Laeg  wendet  sich  direkt 
an  die  Ärzte  im  Lager  (ohne  Fiacha's  Vermittlung);  der 
fünfzehnte,  der  mit  dem  Leben  davonkommt,  ist  IthoU  („Brei- 
reich", Idol  C.  6.  3),   der   Arzt  von   Ailill   und   Medb.     L;^g 


192     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  70. 

Ailills  Gefolge;  Brsen  und  Läirene/)  Söhne  von  Rl  Caille, 
aus  Medbs  Haushalt;  die  drei  Truaill  Banba,  Söhne  von 
CüRoi  mac  Däiri;  drei  Krieger  von  Iruath  —  sie  haben  die 
Adern  von  Cetherns  Herz  so  durchschnitten,  daß  es  herum- 
rollt wie  ein  Knäuel  in  einem  leeren  Sack  — ;  Scenb,  Rann 
und  Fodail,  drei  Hausmeier  von  Medb;  drei  Fraech  Baiscne, 
Tisch -Diener  der  Medb;  Cormac,  die  „Säule  des  Königs",  und 
Cormac  Maile  Ogath(?);  die  Brüder  Maine  Aithremail  und 
Maine  Mäithremail;  endlich  Ailill  und  sein  Sohn  Maine  „der- 
sie- alle -umfaßt". 2) 

Zum  Schluß  meint  Fingin,  hätte  es  sich  nur  um  Ver- 
wundungen durch  je  zwei  oder  drei  gehandelt,  so  stände  es 
nicht  so  verzweifelt;  aber  da  ein  ganzes  Heer  seine  Spur 
in  Cethern  zurückgelassen  habe,  werde  seine  Seele  sterben 
müssen.  Dabei  wendet  er  den  Wagen;  Cetherns  Faustschlag, ^) 
der  nicht  ausbleibt,  trifft  nur  die  hintern  Wagenstangen,  so 
daß  sich  der  Wagen  geradeauf  richtet.  CüChulainn  wehrt  ab; 
er  solle  lieber  gegen  Feinde  als  gegen  Ärzte  wüten.  Und 
Fingin  läßt  nun  Cethern  folgende  Wahl:  wenn  er  ein  ganzes 
Jahr  in  Krankenpflege  liegen  wolle,  so  könne  er  am  Leben 

»)  Vgl.  den  Lärene  in  §  49  (B). 

'^)  Zu  diesen  Maine  vgl.  §  4.  Es  ist  aus  den  fast  durchweg  er- 
fundenen Namen  dieser  Aufzählung  deutlich,  daß  es  bekannte  Connachter 
Helden  nicht  gab.  Daß  keine  maic  Mägach  genannt  werden  (s.  §  1),  zeigt 
gleichfalls,  daß  der  Abschnitt  nicht  zu  B  gehört. 

«)  CüChulainn  nennt  ihn  luce  (Fußtritt)  sengrantce;  darnach  ist  Ochtur 
Lui  im  Gebiet  von  Ros  benannt. 


holt  Fingin  von  Ferta  Fingin  („Fingins  Grabhügel")  in 
Leccain  Siebe  Fuait;  dessen  Warnung  durch  CüChulainn 
fehlt.  Die  Liste  derer,  die  Cethern  verwundet  haben,  zeigt 
kleine  Varianten  und  ist  kürzer;  Fergus'  Sohn  lUann  Ilarchles 
(„der  Vielheits- Kunststücke")  hat  ihn  als  Landsmann  ab- 
sichtlich nur  leicht  verwundet;  Läirene  ist  durch  Brudni 
ersetzt.  Auf  Fingins  schlechten  Bericht  gibt  Cethern  einen 
Fußtritt  zwischen  die  Räder  des  Wagens.  Jener  verordnet 
ihm  dann  einen  smirammair  („Mark -Eimer");  (^üChulainn 
holt  sicli  das  Vieli,  das  das  Mark  liefern  muß,  aus  dem 
Lager  der  Feinde,  und  Cethern   wird  drei  Tage  und  Nächte 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bß  (Juailnge  §  70.     193 

bleiben;  oder  aber  er  könne  ihm  sofort,  aber  nur  auf  drei 
Tage  und  Nächte  solche  Kraft  verschaffen,  daß  er  gegen  die 
Feinde  angehn  könne.  Cethern  wählt  das  zweite.  Das  Mark, 
das  man  zu  dieser  Kur  gebraucht,  schlägt  ('üChulainn  aus 
den  Knochen  des  Viehs,  dessen  er  habhaft  wird.  Daher  der 
Ortsname  Smirommair  („Mark -Eimer")  im  Gebiet  von  Ros. 
Nachdem  Cethern  das  Mark  getrunken  hat,  schläft  er  einen 
Tag  und  eine  Nacht.  Und  da  er  keine  Rippen  mehr  hat, 
werden  ihm  die  Rippen  seines  Wagenkastens  eingesetzt. 
Noch  fehlen  ihm  Waffen.  Aber  da  sieht  CüChulainn  einen 
Wagen  nahen  mit  Finn  Bec  ingen  Echdach,  Cetherns  Frau, 
die  ihm  seine  Waffen  herbeiführt.  So  kann  er  von  Neuem 
aufs  Heer  einstürmen. 

Doch  jener  Arzt,  der  mit  dem  Leben  davongekommen 
war,  hat  die  Feinde  gewarnt.  Man  hat  Ailills  Diadem  auf 
einen  Steinpfeiler  gesetzt.  Dadurch  getäuscht,  stürzt  Cethern 
auf  diesen  los  und  stößt  das  Schwert  mitsamt  der  Faust 
durch  ihn  hindurch.  Daher  Lia  Toll  („der  durchlöcherte 
Stein")  im  Gebiet  von  Ros.  Da  gelobt  er,  nicht  eher  ein- 
zuhalten, bis  er  das  Diadem  auf  einem  Menschen  sehe.  Nach- 
dem er  Tag  und  Nacht  unter  ihnen  gewütet,  entschließt  sich 
Maine  das  Diadem  aufzusetzen  und  sprengt  auf  seinem  Wagen 
davon.  Aber  Cethern  wirft  ihm  den  Schild  nach,  der  durch 
ihn,  den  Wagenlenker  und  die  Pferde  hindurch  in  die  Erde 
fährt.  Endlich  wird  Cethern  eingeschlossen  und  fällt  nach 
tapferer  Gegenwehr,  i) 

^)  Cetherns  Tod  bei  Smirommair  ist  auch  bei  dem  angeblichen  Cinaed 
ua  h-Artacäin  erwähnt  (RC  23,  306.  320.  325). 


hineingesetzt  und  trinkt  davon.  Seine  Frau,  die  die  Waffen 
bringt,  heißt  Finna  (in  IIb  Inna  von  Dün  Da  Renn,  vgl. 
§71)  ingen  Echach.  Die  Feinde  bekleiden  den  Steinpfeiler 
mit  Ailills  Gewand  und  goldenem  Umhang.  Der  Maine,  der 
es  dann  umnimmt,  wird  als  Maine  Andoe  spezialisiert.  Cethern 
fällt  „in  dem  Hafen  (calad),  in  dem  er  war";  daher  der 
Titel  calad-gleo. 

[IIb   fügt  eine  zehnstroiige  Totenklage  von  Inna  ingen 
Echach  Sälbuidi  um  ihren  Mann  bei  (Windisch  4459  -4500).J 

Th  iiint-y  aon  .   Die  iiisilie  !  leiden-  und  Kr.iii^rHaiTP-  IM 


194     II,  6.  Inhalt  der  Fassungeu  I,  11,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  71—72. 

71.  (2893  —  2900).  Fiacalgleo  Fintain  „Fintans  Zahn- 
kampf".') Cetherns  Vater  Fintan  kommt  mit  dreimal  fünfzig 
Mann,  ihn  zu  rächen.  Nach  sieben  Kämpfen  mit  den  Feinden 
bleiben  aber  nur  noch  er  und  sein  Sohn  übrig.  Diesem  wird 
das  Leben  gerettet  dadurch,  daß  Ailill  ihn  durch  ein  Schild- 
dach schirmen  läßt.  Für  die  Herausgabe  seines  Sohns  geht 
Fintan  einen  Waffenstillstand  ein,  bis  er  mit  Conchobor  zur 
Schlacht  kommen  werde. 

72.(2901— 2910).  0  Buadrucce  Minn  „Menn's  rote  Schande". 
Menn  mac  Salchada^)  zieht  mit  dreißig  Mann  heran.  Beider- 
seits fallen  Zwölf,  auch  Menn  und  seine  übrigen  Leute  sind 
verwundet  (,.rot").  Man  läßt  ihn  aber  ein  Lager  schlagen  und 
sagt,  man  habe  nichts  gegen  ihn  verschuldet,  da  man  seinen 
Wohnsitz    in   Correnna^)    am   Boyne-Fluß    nicht   aufgesucht 


*)  Von  einem  „  Zahnkampf "  ist  aber  in  dieser  Fassung  nicht  die 
ßede;  in  II  ist  das  ergänzt. 

2)  Der  ähnliche  Tenor  mit  oem  Vorhergehenden  weist  wohl  auf  A. 

3)  Salchalca  unten  3339.  Aber  Salchadce  auch  in  Fled  Bricrenn 
(Kap.  45).    Vgl.  Kap.  51  §  8. 

*)  Vgl.  CO  Coirenda  3089,  ö  Chorannaib  3389. 

71.(4501  —  4527).  Die  Erzählung  ähnlich  wie  L  Cetherns 
Vater  heißt  genauer  Fintan  mac  Neill  Niamglonnaig  von  Dün 
Da  Benn  und  sein  überlebender  Sohn  Crimthann.  Beim 
Waffenstillstand  räumt  man  ihnen  das  Lager  und  zieht  sich 
einen  Tagmarsch  nordwärts  zurück.  Man  findet  zwei  Männer 
der  beiden  Parteien  so  ineinander  verbissen,  daß  Lippen  und 
Nase  des  einen  in  den  Zähnen  des  andern  stecken;  daher 
fiacal-gleo. 

72.  (4528—4549).  Menn  mac  Sälcholgän')  bringt  zwölf 
Mann  mit,  deren  Spere  vorn  und  hinten  eine  Spitze  haben. 
Sie  töten  dreimal  so  viel  Feinde,  fallen  aber  alle;  auch  Menn 
wird  verwundet.  Da  sagen  die  Irländer:  „Rot  (ruad)  ist 
diese  Schande  {ruccey^.  Sie  überlassen  ihm  aber,  damit  er 
das  Morden  einstellt,  das  Lager  und  ziehen  sich  einen  Tag- 


';  Die  Namensform  (Sälcholcän)  auch  in  Scel  mucce  Maie  Dathü 
Kap.  51 ,  woher  sie  II  wohl  hat.  Die  Ortsbestimmung  ö  Ben(_n)aib  na 
Büimie  zeigt,  daß  der  Verfasser  das  Correndaih  von  I  fälschlich  in 
co-rrr)uhtif>  aufgelöst  hat. 


II,  ß.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  hü  Cuailnge  §  73.      195 

habe.  Er  tötet  keine  Weiteren,  und  man  läßt  ihm  das  Lager. 
bis  er  mit  Conchobor  zur  Schlacht  komme. 

73.  (2911  — 2928).  0  Bangleo  liochada  „Rocha(i)ds  Weibs- 
kampf". ^)  Rocha(i)d^)  Rigderg'  („mit  dem  roten  Vorderarm") 
mac  Faithemain  aus  Ulster  kommt  mit  dreißig  Mann  auf 
einen  benachbarten  Hügel  und  wird  im  feindlichen  Lager  ge- 
meldet. Da  gesteht  Finnabair,  daß  er  ihre  erste  Liebe  sei. 
Ailill  und  Medb  senden  sie  daher  zu  ihm,  ihn  zu  einem 
Waffenstillstand  zu  bestimmen,  bis  er  mit  Conchobor  zur 
Schlacht  komme.  Sie  schlägt  ein  Zelt  für  ihn  auf  und 
schläft  bei  ihm. 

Das  erfahren  die  sieben  Könige  von  Munster.  Einer  von 
ihnen  sagt,  ihm  habe  man  unter  Bürgschaft  von  fünfzehn 
Männern  das  Mädchen  versprochen,  wenn  er  am  Heereszug 
teilnehme.     Die  andern   versichern   dasselbe,   und  so  ziehen 


')  Die  7  Könige  von  Munster  und  die  Dreitausendschaft  der  Gailiöin 
weisen  deutlich  auf  A.  Die  Quelle  ist  verschieden  von  der  von  3682,  wo 
Finnabair  noch  lebt;  s.  auch  S.  196  Anm.  1. 

2)  Das  scheint  mir  die  ursprüngliche  Bedeutung,  wenn  es  auch  II 
als  Bängleo  „weißer  (unblutiger)  Kampf"  faßt. 

^)  Bochad  die  Hs.  hier,  aber  Bochaid  3015  und  so  IIb  (Beochaid 
LL  4556.  4564). 

marsch  zurück  bis  zur  Schlacht  auf  Gäirech  und  Hgairech, 
die  ihre  Druiden  und  Wahrsager  profezeit  haben. 

75.^)  (4550—4554).  Der  Tod  der  Wagenlenker  wird 
ganz  kurz  berichtet;  vom  Zug  nach  Tailtiu  ist  hier  nicht 
die  Rede 2)  [IIb  fügt  hinzu,  daß  sich  aireagar  auf  die  Steine 
beziehe,  mit  denen  sie  die  Feinde  in  die  Flucht  trieben;  es 
versteht  also  äir-eagar  „Anordnung  der  Niederlage"]. 

73.  (4555-4588).  Wie  I.  Der  Held,  der  mit  150  Kriegern 
kommt,  heißt  Rochaid  mac  Faithemain  von  Rigdonn.^)  Die 
Maine  haben  die  Nachhut  des  Heeres  in  Imlech  Glendamrach;^) 

^)  II  schiebt  §  75  vor  73  ein. 

^)  Vgl.  unten  §  76.  —  Statt  des  Ortsnamens  Boi  Arad  ist  in  II 
ans  Versehen  Airecor  n-Arad  (der  Titel  des  Abschnitts)  geschrieben. 

^)  Dies  in  LL  weggelassen. 

*)  Der  ganze  Titel  ist  also  hier  zum  Ortsnamen  geworden;  IIb  liilit 
ihn  weg. 

13* 


196     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bü  Ciiailnge  §  74. 

alle  hin.  an  Ailills  Söhnen  in  Glenn  Domain  Rache  zu  nehmen. 
Aber  diesen  kommen  Medb,  Ailill,  Fergus  und  die  Drei- 
tausendschaft der  Galiöin  zu  Hilfe,  so  daß  im  ImHige  Glinne 
Domain  (dem  gegenseitigen  Fällen  von  Glenn  Domun)  700  Mann 
erschlagen  werden,  i) 

Als  Finnabair  hört,  daß  das  um  ihretwillen  geschehen 
ist,  stirbt  sie  vor  Scham.  Daher  (der  Ort)  Finnabair  Siebe 
(„des  Gebirges"). 

74.  (2929— 2949). 2)  Mellgleo  n-IUach  „der  Heiterkeits- 
kampf von  niach".=^)  Der  greise  Biach,  der  Großvater  von 
Laegaire  Buadach  mac  Connaich,  den  sein  Enkel  in  Räith 
Impail*)  pflegt,  kommt  nackt  in  einem  morschen  Wagen  ohne 
Felle  und  Decken  und  mit  zwei  alten  gelben  Pferden  nach 


*)  B  enthielt  ein  anderes  Imslige  Glendonmach,  in  dem  Caur  fiel; 
8.  §46  Z.  1513  f. 

2)  Ob  dieser  Abschnitt  zu  A  oder  B  gehört,  ist  zweifelhaft.  Döchse 
scheint  sonst  eher  eine  Gestalt  von  B  (s.  §  1 ,  auch  63)  und  die  folgenden 
Abschnitte  gehören  sicher  zu  B.  Aber  vielleicht  war  Döchse  hier  nach 
§  63  schon  gefallen.  Anderseits  weist  der  „Mark-Brei"  auf  §70  (A);  wohl 
auch,  daß  als  Feinde  speziell  die  Connachter,  nicht  „die  Männer  Irlands" 
auftreten.    Ich  belasse  ibu  daher  bei  A. 

3)  Der  Name  wird  2948  daraus  erklärt,  daß  die  Menge  ihn  verspottet 
habe;  der  Erzähler  versteht  also  mdl  als  „Wonne,  Lust".  Der  Name  des 
Helden  heißt  im  Genitiv  lUach  (2929.  2932)  oder  Ilech  (3205),  im  Nominativ 
llech  (2930);  er  wurde  also  nicht  mehr  flektiert.  Das  n-  hinter  gleo  findet 
sich  sonst  nicht. 

*)  Vgl.  CO  Lcegairi  m-Buagach  co  h-Impaü  3043,  o  Impiul  (aus 
Impuü  korrigiert)  3206. 


es  fallen  dort  800  Mann.  Am  Ende  sagen  die  Irländer,  weil 
Rochaid  unverwundet  bleibt:  „Weiß  (hän)  ist  der  Kampf 
(gleo)  für  Rochaid". 

74.  (4589 — 4636).  Etwas  ausgesponnen,  i)  Iliach  spricht 
gleich  seinen  Entschluß  aus,  einen  ruhmvollen  Tod  zu  suchen. 
Er  erhält  einen  Stammbaum,  in  IIb:  mac  Cais  mic  Fac{h)tna 
mic  Fecc  mic  liosa  mic  lludraigi.'^)    Er  bittet  selber  Döche 


*)  IIb  in  Einzelheiten  etwas  näher  bei  I  als  LL,  sei  es,  daß  dieses 
selbständig  geändert  oder  daß  jenes  aus  I  neu  geschöpft  hat. 

2)  LL  hat  nur  mac  Caiss  mcic  []  meic  Rosa  Ruaiä  mric  Rudraige. 
Wiudisch   'S.  Oo^^''^  füllt  die  Lücke  mit  bloßem  Baicc  aus  nach  Z.  4638. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailuge  §  75.     107 

Äth  Feidli.  Sein  langes  Glied  und  sein  Hodeiisack  hängen 
durch  den  Wagenkasten  herunter;  den  Wagen  hat  er  mit 
Steinen  angefüllt  und  tötet  Jeden,  der  ihn  anzusehen  kommt. 
Aber  die  Menge  spottet  über  ihn.  Doch  weist  sie  Döchae 
mac  Mägach  zurecht  und  heißt  ihn  nach  Kräften  unter  ihr 
aufräumen;  am  Ende  des  Tages  werde  er  seinen  Kopf  und 
sein  Schwert  nehmen.  Da  sieht  Iliach  den  smirchomairt 
(„Mark -Brei",  vgl.  §  70)  und  hört,  daß  er  aus  den  Knochen 
von  Ulter- Kühen  gemacht  sei;  nun  macht  er  daneben  einen 
smirchomairt  aus  den  Knochen  der  Fir  Öl  n-Kcmacht  (Con- 
nachter).  Am  Abend  schlägt  ihm  Döchae  das  Haupt  ab  und 
bringt  es  seinem  Enkel;  er  schließt  mit  diesem  Freundschaft, 
und  Iliachs  Schwert  „war  bei  ihm". 

75.  (2950— 2954).0  JL^Vecörn-^ra^i  „die  Vor-Rüstung(?)2) 
der  Wagenlenker".  Der  Feind  zieht  bis  Tailtiu.  3)  Dort  greifen 
ihn  150  Wagenlenker  der  Ulter  an,  die  dreimal  so  viel  Leute 
erschlagen  und  selber  alle  fallen.'')  Roi  Arad  „das  (Schlacht-) 
feld  des  Wagenlenkers"  heißt  der  Ort,  wo  ein  AVagenlenker 
mit  seinem  Joche  fiel. 


*)  Die  Bezeichnung  ar  Tanaig  Bo  Cuailnge  (2954)  weist  auf  B. 

•*)  Windisch  übersetzt  „Ausstattung". 

")  Teltowu,  Grafschaft  Meath  (gegen  Keils  hin). 

*)  Vgl.  §  58. 


ihm  zum  Schluß  den  Kopf  abzuschlagen  und  sein  Schwert  für 
Lsegaire  zu  bewahren.  Nachdem  er  seine  Waffen  und  die 
Steine,  mit  denen  seine  Leute  seinen  Wagen  ausgerüstet  haben, 
verbraucht  hat,  nimmt  er  einen  Irländer  zwischen  seine  Arme 
und  Hände  und  zerreibt  ihn.  Daher  der  zweite  smirammair 
(„Mark -Eimer")  neben  dem,  den  CüChulainn  gemacht  hatte. 
Die  durch  ihn  Gefallenen  bilden  eine  der  drei  „Unzählbar- 
keiten" i)  der  Täin.  Wegen  der  Steine,  deren  er  sich  bedient, 
heißt  es  mell-gleo,  das  also  als  „Kugel-  oder  Knollen -Kampf" 
verstanden  wird. 

75  s.  oben  vor  §  73. 


*)  Aus  §  76  genommen ;  s.  oben  S.  181  Anm.  4. 


198     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  76. 

76.  (2955  —  2971).  0  Aislinge  n-Aimirgin  „Amairgins 
Traum".  Amairgin  in  Tailtiu  schießt  „im  Traum"  so,  daß 
keiner  sein  Gesicht  decken  kann.  Eben  kommt  CüRoi  mac 
Däire^)  zum  Heere,  um  mit  CüChulainn  zu  kämpfen.  Da 
er  aber  hört,  daß  dieser  drei  Wintermonate  lang  allein 
dem  Heere  standgehalten  hat  und  so  verwundet  ist,  daß 
er  „aus  den  Gelenken"  gegangen  ist,  schießt  er  vielmehr 
gegen  Amairgin,  so  daß  ihre  Steine  in  der  Luft  zusammen- 
prallen. Da  bewilligt  Amairgin  CüRoi's  Bitte,  die  Täin  an 
Tailtiu  vorbeizulassen,  wofür  dieser  verspricht,  das  Heer 
nicht  länger  zu  begleiten. 


*)  Sicher  zu  B,  Conall  Cernach  ist  hier  nicht,  wie  in  A,  bei  den 
Verbannten  (2571).  Die  Feinde  heißen  „die  Männer  Irlands".  Der  Ab- 
schnitt kann  wegen  des  Steinewerfens  als  Dublette  zu  65  betrachtet 
werden. 


)  Siehe  §  39  Anm.  2. 


76.  (4637  —  4683).  Der  Titel  ist  in  Oislige  (Oslaige) 
Ama{i)rgin  geändert.^)  Zur  Ausgestaltung  des  Abschnitts 
ist  die  Interpolazion  1415  ff.  mit  benutzt.  Amairgin  mac 
Cais  meic  Baicc^)  meic  Eosa  Ruaid  meic  Rudraigi  kommt 
über  das  Heer,  als  es  westwärts  über  Tailtiu  zieht,  und 
treibt  es  nach  Norden  zurück.  Er  legt  sich  auf  Tailtiu  auf 
den  linken  Ellbogen,  seine  Leute  versehen  ihn  mit  Steinen 
und  er  beschießt  drei  Tage  und  Nächte  die  Irländer.  CüEoi 
mac  Daire  hat  gehört,  daß  ein  einzelner  Mann  die  vier 
„Fünftel"  Irlands  vom  Montag  Anfangs  November  bis  zur 
Lichtmeß  aufhält;  doch  findet  er  CüChulainn  durch  den 
Kampf  mit  Fer  Diad  schwer  verwundet.  Er  begibt  sich 
daher  zu  den  Irländern,  seine  Leute  versorgen  ihn  mit 
Steinen  und  er  beschießt  nun  auch  seinerseits  Amairgin,  so 
daß  die  zusammenprallenden  Steine  in  der  Luft  in  hundert 
Splitter  zerstieben.  Medb  heißt  ihn  aufhören,  da  das  keine 
Hilfe  für  sie  sei.    Aber   er  macht  es  davon  abhängig,  daß 


*)  Was  das  heißen  soll,  ist  nicht  klar;  an  sich  bedeutet  es  „Ochsen- 
oder Hirschlager".  Windisch  (S.  660"^)  vermutet  Osligr,  etwa  „Aufwärts- 
Liegen". 

-)  Dafür  .1.  mac  Fecc  IIb.    Sonst  ist  Amairgin  Sohn  von  Ecet  Salach. 


11,  ().  Inball  dei'  Fassungen  I,  11,  111  der  Täiii  bö  Cuailnge  §  77.     11)0 

Da  die  Feinde  aber  beim  Vorbeifaliien  die  linke  Seite 
gegen   Tailtiu   und  Räith   n-Airtliir  kehren  (eine  Herans- 
forderung), beginnt  Amairgiu  von  Neuem  zu  schießen,  und 
sein  Sohn  Conall    Cernach   versieht   ihn   mit  Steinen   und 
Speren.   Die  Getöteten  sind  eine  der  drei  „Unzählbarkeiten" 
der  Täin.i) 
[77.  (2972  —  3008).'-^)   Slrrahad  Sualdaim  „Sualdaims  lange 
Warnung".   Bei  dem  Kampf  CüChulainns  mit  den  zwölf  Söhnen 
von  Gaile  Dana  und  seinem  Neffen 3)  vernimmt  Sualdaim^)  in 
Räith  Sualdaim  auf  Mag  Muirtheimne  das  Getöse.    „Entweder 
der  Himmel  bricht  ein",  sagt  er,   „oder  das  Meer  geht  über 
seine  Grenzen,  oder  die  Erde  bebt,  oder  es  ist  der  Schrei  meines 
Sohnes  in  ungleichem  Kampf".    Er  macht  sich  auf  und  findet 
CüChulainn  in  seinem  Wagen,  in  dem  er  geschlafen  hat.   Kein 
Fleck  größer  als  eine  Binsenspitze  war  an  ihm,  der  nicht  durch- 
löchert gewesen  wäre;  selbst  sein  linker  Arm,  den  doch  der 


1)  Vgl.  oben  S.  181  Anm.  4. 

2)  tJber  diesen  weder  zu  A  noch  zu  B  gehörigen  Abschnitt  (§  77.  78) 
s.  oben  S.  104  f.    Er  ist  eine  Dublette  zu  §  36. 

^}  In  §  68  sind  es  27  Söhne.     Der  Verfasser  wird  die  Zahl  mit  der 
der  13  Gegner  in  §  67  verwechselt  haben. 
*)  Suallaith  die  Hs. 


auch  Amairgin  innehalte.  Dieser  willigt  ein,  wenn  CiiRoi 
die  Irländer  nicht  weiter  unterstütze;  so  kehrt  dieser  nach 
Hause  zurück. 

Als  aber  die  Irländer  wieder  westwärts  über  Tailtiu 
ziehen,  wendet  sich  Amairgin  abermals  gegen  sie  und  treibt 
sie  nach  Nordosten.  Er  läßt  nur  ab,  als  ihm  die  Irländer  das 
Lager  räumen  und  sich  einen  Tagmarsch  nach  Norden 
zurückziehen. 

77.  (4684—4758).  Sualtaimi)  mac  Becaltaig  meic  Möral- 
taig  erhält  Bericht  von  der  Bedrängnis  seines  Sohns  durch 
Calatln  Dana,  seine  27  Söhne  und  seinen  Enkel  Glas  mac 
Üelga2)  und  hört  auch  den  Lärm.  Das  Übrige  ist  etwas 
weiter  ausgeführt,  aber  nicht  verschieden  von  I.    CüChulainn 


^)  In  IIb  SubcUtach  wie  sonst. 

'^)  „und  dann  durch  Fer  Diad"  fügt  IIb  hinzu. 


200     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täiu  bo  Cuailnge  §  77. 

Schild  geschützt  hatte,  zeigte  fünfzig  Wunden.  Aber  CüChulainn 
duldet  ihn  nicht  bei  sich;  wenn  er  erschlagen  würde,  wäre  er 
zu  schwach,  ihn  zu  rächen.  Er  sendet  ihn  vielmehr  zu  den 
Ultern;  es  sei  der  letzte  Zeitpunkt,  wo  sie  noch  Rache  nehmen 
könnten. 

Nach  Emain  eilend,  ruft  Sualtaim  den  Ultern  zu:  „Männer 
werden  erschlagen,  Frauen  geraubt,  Rinder  fortgetrieben!"  das 
erste  Mal  neben  dem  Wall,  das  zweite  neben  der  Burg,  ein 
drittes  Mal  in  Emain  selber  auf  dem  Geisel -Hügel.  Aber 
niemand  antwortet;  denn  den  Ultern  ist  es  verboten  (airmert), 
vor  dem  König  zu  sprechen,  dem  König,  vor  den  drei  Druiden. 
Ein  Druide  fragt:  „Wer  raubt  sie,  wer  stiehlt  sie,  wer  führt 
sie  weg?"  Und  Sualtaim  berichtet,  das  sei  Ailill  mac  Mata 
unter  der  Führung  von  Fergus  mac  Roig;  bis  nach  Dün 
Sobairche  (s.  §  44)  hin  seien  ihre  Rinder  und  Weiber  geraubt. 
Drei  Wintermonate  lang  lasse  CüChulainn  die  Feinde  aus  Mag 
Muirtheimne  und  dem  Gebiet  von  Ros  nicht  hinaus;  aber  sein 
Mantel  sei  geflickt,  in  seinen  Wunden  trockene  Strohwische, 
und  er  sei  aus  den  Gelenken  gegangen.  0  —  Der  den  König 
so  (durch  unerlaubtes  Reden)  beleidigt  habe,  verdiene  den 
Tod,  urteilt  der  Druide;  und  Conchobor  und  die  Ulter  stimmen 
bei,  obschon  Conchobor  den  Bericht  als  wahr  anerkennt;  von 
Montag,  dem  Tage  vor  samuin  (1.  November), 2)  bis  zum 
Montag  vor  imbolc  (Lichtmeß)  daure  der  feindliche  Einfall. 

Sualdaim  springt  hinaus,  fällt  aber  so,  daß  ihm  der 
scharfe  Rand  seines  Schilds  den  Kopf  abschneidet.    Der  auf 


')  Vgl.  §  76. 

*)  In  §  3  „Montag  nach  samuin''^. 


schildert  hier  selber  seinen  Zustand  mit  denselben  Worten, 
die  dann  Sualtaim  in  Emain  wiederholt.  Das  Wegsenden 
Sualtaims  wird  damit  begründet,  daß  er  zwar  kein  schlechter, 
aber  auch  kein  sehr  hervorragender  Krieger  gewesen  sei, 
und  er  reitet  auf  (CüChulainns  Pferd)  Liath  Macha  fort. 

In  Emain  ist  es  der  Druide  Cathbath,  der  die  Frage 
stellt:  und  Sualtaim  antwortet,  Ailill  und  Medb  trieben  ihre 
Weiber,  Kinder  und  Rinder  fort,  während  CüChulainn  allein 
in  den  Schluchten  von  Conaille  Muirtheimne  sie  aufhalte.    Es 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  IL,  III  der  Täin  bö  ( 'uailnge  §  78.     201 

dem  Schild  nach  Emaiii  zurückgebrachte  Kopf  wiederholt 
immer  noch  dieselben  Worte. 

(Aber  andere  sagen,  er  habe  auf  „dem  Stein"  geschlafen 
und  sei  beim  Erwachen  auf  den  Schild  gefallen.)  0 

Das  sei  zu  viel  Lärm,  meint  Conchobor.  Noch  hätten 
sie  das  Meer  vor  sich,*  den  Himmel  über  sich,  die  Erde  unter 
sich.  Er  werde  nach  dem  Sieg  jedes  Rind,  jede  Frau  und 
jedes  Kind  an  seine  Stelle  zurückbringen. 

78.  (3008  —  3073).  Tochestol  Ulad  „das  Aufgebot  dei- 
Ulter".  Conchobor  legt  seine  Hand  auf  seinen  Sohn  Finnchad 
Fer  Benn  („Mann  der  Hörner"),  so  genannt,  weil  er  (auf  dem 
Helm?)  silberne  Hörner  trägt, 2)  und  sendet  ihn  aus,  die  Ulter 
aufzubieten.  Es  folgt  eine  lange  Liste  der  Männer  und  Örter, 
nach  denen  er  geschickt  wird.  3)  Sein  Botenamt  ist  leicht,  denn 
das  ganze  „Fünftel"  östlich,  nördlich  und  westlich  von  Emain 
Macha  wartet  nur  auf  Conchobor.   So  kommen  alle  nach  Emain 


^)  Dieser  „andere"  Bericht  kann  aus  dem  Ende  der  Sendung  Sualtaims 
in  §  6  (A)  stammen. 

3)  Gewöhnlich  hat  Conchobor  einen  Sohn  „Furbaide  Fer  Benn". 

^)  Aus  Versehen  ist  dahinter  der  Titel  Aisliny\e]  Cormaic  ConloHg[ais] 
3056  eingefügt,  der  an  eine  viel  spätere  Stelle  (§  81)  gehört. 


ist  auch  Cathbath,  der  das  Urteil  über  Sualtaim  ausspricht. 
Beim  Hinausreiten  bäumt  sich  der  Liath  Macha  unter  Sualtaim, 
sein  Schild  kehrt  sich  gegen  ihn  und  schneidet  ihm  den  Kopf 
ab;  dann  kehrt  das  Pferd  nach  Emain  zurück,  auf  ihm^  der 
Schild  und  auf  dem  Schilde  der  immer  noch  sprechende  Kopf. 

78.  (4758—4953).  Da  stößt  zu  Conchobor  sein  Pferde- 
knecht (Bote)  2)  Finnchad  Fer  Benn  Uma  („Mann  der  kupfernen 
Hörner")  mac  Traiglethain,  3)  und  er  sendet  ihn,  die  Ulter  auf- 
zubieten. Die  Liste  ist  ungefähr  dieselbe  wie  in  I,  nur  etwas 
erweitert  nach  §  82.'')  Die,  welche  östlich,  westlich  und 
nördlich  von  Emain  wohnen,  sammeln  sich  dort;  die  Südlichen 


»)  „hinter  ihm"  IIb. 

'■*)  Da  in  dieser  Sage  der  Pferdeknecht  iecMach)  MacKoth  als  Bote 
verwendet  wird,  nimmt  das  Wort  dann  selber  die  Bedeutung  „Bote"  an. 
3)  So  IIb;  in  LL  Froechlethain  (wohl  fehlerhaft). 
♦)  IIb  kürzt  und  bricht  bald  mit  et  reliqui  ab. 


202     II,  6.  Inhalt  der  Fassuugen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  78—79. 

gezogen,  vernehmen  dort  aber,  daß  Conchobor  bereits  auf- 
gebrochen ist,  und  folgen  ihm  südwärts.  Bei  Irard  Cuillenn^) 
machen  sie  Halt,  um  auf  Conchobors  Söhne  zu  warten,  die 
nach  Temair  gegangen  sind,  um  Erc,  den  Sohn  von  Cairpre 
Nia-Fer  und  Fedelm  Noichride,  zu  bitten,  mit  zwei  Drei- 
tausendschaften  zu  ihnen  zu  stoßen.  "  Aber  Conchobor  läßt 
sich  nicht  halten;  er  will  den  Feinden  zeigen,  daß  er  aus 
dem  ces  erwacht  ist.  Mit  Celtchair  und  150  Wagen  fährt  er 
weiter  und  bringt  160  abgeschlagene  Köpfe  und  160  befreite 
Frauen  als  Beute  von  Äth  Airthir  Midi  („Furt  von  Ost- 
Mide")2)  zurück,  das  daher  den  Namen  Äth  Fene  („Furt  der 
Kriegerschar")  erhält] 

79.  (3073— 3082).  3)  Nun  richtet  Celtchair  an  Conchobor 
eine  schwerverständliche  retoric,  worin  er  auf  die  bevorstehende 
Schlacht  auf  Gairech  und  Irgairech*)  hinweist. 

*)  Das  ist  der  Ort,  wo  CüChulainn  nach  §  6  deu  Feinden  zuerst 
entgegengetreten  ist.  Dieser  Verfasser  läßt  sie  also  auf  demselben  Weg 
zurückkehren. 

2)  Vgl.  Räith  u- Airthir  §  76? 

^)  Auch  in  dem  Stück,  das  durch  den  Einschub  §  77—78  verdrängt 
ist,  muß  berichtet  gewesen  sein,  daß  die  Ulter  nun  alle  von  ihrem 
Schwächezustand  genesen  waren  und  den  Feinden  nachzogen. 

*)  Gairech  und  Irgairech  (Ilgairech)  ist  offenbar  der  altüberlieferte 
Name  des  Schlachtfeldes,  dessen  Lage  den  späteren  Erzählern  vielleicht 
nicht  mehr  klar  war. 

ziehen  direkt  der  Spur  des  feindlichen  Heeres  nach.  König 
Conchobor  in  der  Mitte,  kommt  man  nach  dem  ersten  Tag- 
marsch zur  Wiese  in  Iraird  Cuilenn.  Conchobor  will  nicht 
auf  seine  zwei  Söhne  Fiacha  und  Fiachna  warten,  die  zu  Erc, 
dem  Sohne  von  Cairpre  Nia-Fer  und  Fedilmid  Nöchruthach^ 
um  Beistand  gegangen  sind.  Er  und  Celtchair  fahren  mit 
30002)  Wagenfahrern  nach  Äth  Irmidi.  Das  Übrige  ähnlich 
wie  I.  Sie  begegnen  180  Männern  aus  Ailills  Gefolgschaft 
mit  180  gefangenen  Weibern,  schlagen  jenen  die  Köpfe  ab 
und  befreien  diese. 

79.  (4953—4970).     Celtchairs  retoric  wie  I. 

^)  So  LL;  in  IIb  Noichride  wie  in  I. 

2)  trichu  cet  LL.  Das  ist  wohl  aus  irib  cöectib  (carpat)  von  I  gemacht 
(dieselbe  Zahl  5094).    IIb  mildert  sie  zu  300  {tn  cBt). 


II,  6.  Inhalt  der  Fasamigeii  I,  II,  III  der  Täiu  bo  Cuailu^e  §  8«)    82.     20'j 

[B]  Oder  Ciiscraid  Menn  Maclia  (Conchobors  Sohu)  sang 
sie  in  der  Nacht  vor  der  Schlaclit  nach  dem  Lied  Laegaire's 
(s.  §  85,  3456  ff.). 

80.  (8082— 3092).  0  Als  die  Scharen  (des  feindlichen 
Heeres)  auf  Gairech  und  Irgairech  angekommen  sind,  hat 
(der  verbannte  Ulter)  Dubthach  eine  Vision  {Aisl'uuje  Duh- 
thaich)  und  beschreibt  im  Schlaf  retorisch,  welche  Taten  er 
die  Ulter  mit  Conchobor  ausführen  sieht.  Die  andern  er- 
wachen darüber,  und  die  Nemain  bringt  Verwirrung  übei* 
sie,  so  daß  Hundert  umkommen. 
81.  (3092 — 3096).  Daran  reiht  sich  eine  retoric  von 
Cormac  Connlongas^) 

oder  von  Ailill  mac  Mata  im  westlichen  Lager, 
worin  ebenfalls  große  Dinge  profezeit  werden. 

[82.  (3097 — 3413).  3)    Tochim  na  m-buiden  „der  Aufmarsch 
der  Scharen".    Ailill  sendet  Mac  Koth,  um  zu  sehen,  ob  die 


1)  Dublette  zu  §  5  (A). 

2)  Hierher   gehört    der    Titel   Aislinge   Cormaic   C,    der   fälschlich 
3056  steht,  s.  S.  20  t  Anm.  3. 

^)  Dieser  Abschuitt  ist  wenigstens  iu  der  vorliegenden  Gestalt  nicht 
ursprünglich;  s.  oben  S.  104. 


80.  (4971 — 4984).  Hier  spricht  Cormac  Connlongas  mac 
Conchobair^)  diese  retoric. 

81.  (4985—5009).  Dubthach  Dael  Ulad  spricht  die  retoric 
in  etwas  erweiterter  Form,  die  in  I  Cormac  Connlongas  in 
den  Mund  gelegt  ist.  Das  Wirken  der  Nemain  aber  wie 
in  I,  80. 

82.  (5010—5726).  Der  Anfang,  die  prahlende  Rede  Ailills 
und  die  erste  Schilderung  des  „Pferdeknechts"  Mac  Koth  ist 
weiter  ausgesponnen.  Hier  ist  es  Medb,  die  sich  wenig  aus 
den  Feinden  macht.  Dann  beziehen  die  vier  „Fünftel" 
Irlands  ihr  Lager  bei  Cläthra.^) 


0  Vgl.  I  §  81. 

'■')  In  üb  Clärtha  (nach  der  späteren  Schreibung).  Es  ist  der  „Hill 
of  Cläre"  südöstlich  von  Ballymore  in  Westmeath.  Über  den  Marsch  von 
Tailtiu  (§  76)  und  Iraird  Cuillenn  (§  78)  so  weit  nach  Südwesten  sagt 
auch  diese  Fassung  nichts. 


204     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  82. 

Feinde  in  die  Ebene  von  Mide  kommen.  Dann  werde  er  mit 
ihnen  kämpfen,  sonst  aber  nicht  länger  warten,  sondern  mit 
der  Beute  abziehen.  Mac  Roth  geht  nun  ein  ums  andere  Mal 
hin  auszuspähen  und  erstattet  jedesmal  Bericht  an  Ailill,  Medb 
und  Fergus. 

Zuerst  sieht  er,  nacli  dem  Zugang  (accmac)  zu  Sliab  Fuait 
spähend,  alles  Wild  aus  dem  Wald  auf  die  Ebene  vorbrechen; 
dann  einen  Nebel,  der  die  Täler  füllt,  daß  die  Hügel  wie  Inseln 
aussehen;  aus  diesem  Nebel  funkelt  und  blitzt  es;  dann  hört 
er  ein  Donnern  und  Dröhnen  und  fühlt  einen  gewaltigen  Wind, 
der  ihm  beinahe  das  Haar  fortreißt.  Von  Ailill  befragt,  erklärt 
Fergus,  daß  das  Wild  vor  den  anstürmenden  Ultern  fliehe;  der 
Nebel  ist  der  Atem  der  Männer,  die  Blitze  das  Leuchten  ihrer 
Augen;  der  Donner  ist  das  Sausen  ihrer  Schwerter,  das  Klirren 
ihrer  Waffen,  das  Dröhnen  ihrer  Wagen,  der  Huf  schlag  ihrer 


Conchobor  und  Celtchair  mit  3000  Wagenfahrern  kommen 
auf  die  „Glätte"  von  Mide,  halten  sich  aber  nicht  auf,  sondern 
fahren  weiter  auf  das  feindliche  Lager  zu.  Mac  Roth  meldet 
sie,  und  Medb  findet  ihre  Zahl  so  klein,  daß  sie  glaubt,  sie 
unverwundet  gefangen  nehmen  zu  können.  Über  diese  freche 
Rede  ergrimmt  Cormac  Connlongas  so,  daß  er  es  mit  seiner 
Schar  sofort  rächen  will.  Aber  da  erheben  sich  Ailill,  Medb, 
die  Maine  und  die  Maie  Mägach  mit  ihren  Dreitausendschaften 
und  die  Galeöin,  die  Munsterer  und  die  von  Temair,  bis 
zwischen  ihnen  vermittelt  wird  und  man  sich  wieder  neben- 
einander lagert.  Medb  läßt  das  Heer  sich  in  einem  offenen 
Ring  aufstellen  und  hält  eine  Drei  tausendschaft  bereit,  um 
ihn  nach  dem  Eindringen  Conchobors  zu  schließen.  Aber 
dieser  bricht  an  einer  andern  Stelle  in  den  Ring,  tötet 
800  Krieger  und  kehrt  unverwundet  auf  die  „Glätte"  von 
Mide  zurück. 

Nun  geht  Mac  Roth  hin,  die  herankommenden  Ulter  zu 
beobachten;  ihr  Aufmarsch  auf  dem  Hügel  in  der  „Glätte" 
von  Mide  dauert  vom  Morgengrauen  bis  zum  Sonnenuntergang. 
Die  Schilderungen  entsprechen  im  ganzen  I,  nur  ist  die  Reihen- 
folge verschoben.  Erst  C'onchobar  mac  Fachtna  Fathaig  meic 
Rosa  Ruaid  meic  Rudraige  mit  C(a)uscraid  {Cumscraid  II  b) 
Menn  Macha,  dessen  Lanze  Cainnel  Cuscraid  („C.'s  Kerze") 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bn  f'nailnge  §  82.     20'» 

Pferde  usw.  Ailill  beschließt  sie  zu  erwarten,  obschon  Fer^us 
ihn  warnt,  kein  Volk  auf  der  Welt  könne  ihnen  standhalten. 
Nun  schildert  Mac  Roth  die  einzelneu  Scharen,  die  nach- 
einander auf  die  „Glätte"  von  Mide^)  kommen,  namentlich 
ihre  Führer  genau  nach  Gestalt,  Haar  (und  Bart),  Gewand, 
Schmuck  und  Waffen,  und  jedesmal  erkennt  Fergus  aus  seiner 
Beschreibung,  wer  es  ist.  Zuerst  (3137 — 3183)  König  Conchobor 
selber,  unter  dessen  Sitz  ein  Hügel  aufgeworfen  wird;  zu  seiner 
Linken  die  Schar  seines  Sohnes  Cüscraid  Menn  Macha,  die 
niederkniet  und  den  Schildrand  ans  Kinn  lehnt:  vor  ihm  die 
Schar  von  Sencha  mac  Ailella,  dem  Sprecher  von  Ulster.  So 
folgen  sich  —  mit  ihren  Scharen  —  Eogan  mac  Durthacht, 


*)  Der  Name  Slemam  (Midi)  scheint  in  den  Namen  der  Dist>-ikte 
Slanemore,  Slanebeg,  Slanestown  nordwestlich  von  Mullingar  fortzuleben. 
Sie  sind  allerdings  vom  Gebirge  Sliab  Fuait  sehr  weit  entfernt. 


genannt  wird,  9  und  mit  Sencha  mac  Ailella  meic  Mail-Chlö 
(Mceil-Chroich  IIb).  Dann  Eogan  mac  Durthacht(a),  Lsegaire 
Buadach  mac  Connaid  Buide  („des  Gelben",  nur  LL)  meic 
Iliach  von  Immail  (Imel),  Muinremur  mac  Gercinn,  Connud 
(Connad,  Consed)  mac  Morna  von  Callan,  Fedilmid  Cilair 
Chetaig'^)  von  Ellann,  Reochaid^)  mac  Faithemain  von  Eig- 
donn,  Fergus  mac  Leit(h)e  von  Line,  Amairgin  Sohn  von  Ecet 
Salach^)  dem  Schmied  von  Buais,  Feradach  Finn  Fechtnach 
(Ros,  Däire  und  Imchad,  die  Söhne  P'iacna's,  die  drei  Helden 
von  Cuigh  [CopJia],  die  schon  allein  um  den  Stier  kämpfen 
würden), •'^)  Conchobors  zwei  Söhne  Fiachaig  und  Fiachna 
(LL,  Fiacna  und  Fiacha  IIb);  Celtchair  Mör  („der  Große") 
mac  Uithechair,  Eirrge  Echbel,  Menn  mac  Sälcholgsn  von 


*)  Daß  die  silbernen  Einge  um  den  Lanzenschaft  bald  von  der  Spitze 
zur  Faust,  bald  umgekehrt  gleiten  (I),  wird  hier  als  Vorzeichen  künftigen 
Sieges  gedeutet. 

'^)  Chetail  LL  hier,  aber  Chetaig  4778.  II  faßt  also  Cilair  Cheiaiy 
wohl  als  Vaternamen;  so  deutlich  IIb:  mac.  Cilair  (Ilair)  Chedaig. 

8)  Kochaid  C.  6.  3  (nach  I). 

*)  Ecelsal-  LL. 

^)  Diese  Nummer  nur  in  IIb.  Vielleicht  hatte  sie  II  weggelassen, 
weil  Däire  nach  der  Einleitung  in  Ouailnge,  nicht  in  Ouib  wohnt;  dann 
hat  IIb  nach  I  ergänzt. 


206     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Taiu  bö  Cuailnge  §  82. 

König  von  Fernmag  (3184—3193),  Lsegaire  Buadach  mac 
Connaig  meic  Ilech  von  Impal  (3194—3206),  Muinremur  mac 
Gerrcinn  von  Moduirn  (3207—3217),  Feidlimid  Cilair  Cetaig 
(„von  Cilar  Cetach?"  3218  —  3229),  Connad  mac  Mornai  von 
Callann  (3230  —  3239),  Rochaid  mac  Faithemain  von  Bri 
Dumaei)  (3240  —  3255),  Fergns  mac  Leiti,  König  von  Line 
(3256  —  3269),  Amorgene  Sohn  von  Ecet  Salach,^)  dem 
Schmied  von  Buas  (3270  —  3278),  Celtchair  mac  Cuitheochair 
von  Dan  Lethglaise  (3279—3291),  Feradach  Finn  Fechtnach 
(„der  schöne  glückliche")  von  Nemed  („dem  Heiligtum")  von 
Sliab  Fuait  (3292—3299),  Eirrge  Echbel  („Pferdelippe")  von 
BrT  Eirrgi  (3300—3308),  Conchobors  zwei  Söhne  Fiachna  und 
Fiacha,3)  die  Lieblinge  Nord -Irlands  (3309—3318);  Rus,  Däire 

^)  Fergns  nennt  ihn  „euer  Schwiegersohn"  wegen  §  73. 

2)  Eiccitsacli  die  Hs. 

3)  Fiacha,   Sohn  von  Conchobor,   ist  nach  §  62  (B?)  schon  vor  der 
Täin  von  Dubthach  erschlagen  worden. 

Ren(n)a  na  Boinne;i)  Fergna  mac  Finnchona,^)  der  könig- 
liche hruga  von  Ulste^,^)  Furbaide  Fer  Benn  mac  Conchobair 
aus  Sil  in  Mag-Inis.^)  [Hier  schiebt  IIb,  5444—5560  eine 
Reihe  weiterer  Personen  ein,  die  meist  aus  anderen  Sagen 
geschöpft  sind:  Ferc[h]ertne  der  Dichtermeister  (ollam)  von 
Ulster  mit  dem  Dichter  Athairne  und  mit  Ailill  Miltenga 
(„Honigzunge")  mac  Carbad,  der  Druide  Cathbad  mit  seinen 
zwei  Söhnen  Imrim  (Imrinn)  und  Genonn  Gruadsolus  („mit 
der  leuchtenden  Wange"),  Fingin  der  Wahrsager -Arzt  Con- 
chobars  mit  den  andern  Ärzten  von  Ulster  (mit  Arznei- 
Säcken),  Glaisne  (Glas)  und  Menn,  zwei  Söhne  Uithecha(i)rs;^) 
zwei  „starke  Männer",  der  Ercenn  der  drei  bruga(id),  der  an 
sieben  Ketten  geführt  wird,  und  Triscatal,  der  mit  einem 
Gewaltstein  jongliert;^)  drei  Söhne  Conchobars:  Glas,  Maine 


0  Siehe  oben  S.  194  Anm.  1. 

2)  Fiondchaimhe  IIb  (wie  I);  aber  LL  auch  4902  Findchona. 

^)  In  LL  n  hüraig  Ulad,  verderbt. 

*)  In  IIb  nur:  „aus  Mag-Inis". 

^)  Also  Brüder  des  obigen  Celtchair. 

")  Beide  sind  der  jüngeren  Fas.sung  von  Mesca  Ulad  (Kap.  47)  ent- 
nommen;  Triscatal  mit  Namen,   der  andere  lioißt  dort  Ti^anchenn  Arritech. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  11,  III  der  Täin  h6  Cuailnge  §  82.     207 

und  Imchatli,  dio  Söhne  Fiachna's,  aus  Cuib,  die  dem  Stiere 
folgen  1)  (3319  —  3328);  Menn  mac  Sakhalca  von  C'oranna^) 
(3329—3340),  Fergnse  Sohn  der  Finnchsem  (3341—3350), 
Furbaide  Fer  Benn  (ein  Sohn  Conchobors)  mit  goldenem 
Diadem  (3351  —  3359),  Erc  Sohn  von  Coirpre  Nia-Fer  und 
Conchobors  Tochter  (Fedelm),  '^)  der  ohne  Wissen  seines  Vaters 
dem  mütterlichen  Großvater  zu  Hilfe  zieht  (3360—3382). 

Es  wäre  aber  zu  weitläufig,  alle  zu  beschreiben,  meint 
Mac  Koth.  Nicht  gekommen  seien  Conall  Cernach,  ferner  die 
drei  Söhne  Conchobors  mit  ihren  je  5000  Mann.*)  Ebensowenig 
der  im  ungleichen  Kampf '»)  verwundete  CüChulainn,  er  müßte 

0  Der  Stier  war  aus  Cuib  geraubt  nach  §  25  und  40  (A). 

2)  Siehe  §  72  (A),  wo  der  Vatemame  Halchada  heißt. 

')  Vgl.  §  78  und  S.  125  Anm.  1. 

*)  Was  das  für  drei  Söhne  sind,  ist  unklar.  Cüscraid,  Fiachna,  Fiacha 
und  Furbaide  Fer  Benn  sind  schon  genannt. 

^)  Das  weist  auf  den  Kampf  mit  Gaile  Dana  (§  68).  Der  Kampf  mit 
Fer  Diad,  der  kein  Kampf  mit  einer  Überzahl  ist,  ist  dem  Verfasser  also 
nicht  bekannt. 


und  Conaing;  Conall  Cernach  mac  Airmirgin.]  i)  Nun  kommt 
der  „kleine  Knabe"  Erc,  Sohn  von  Cairpre  Nia-Fer  und  von 
Fedilmid  Nöchruthach  (LL).  [Hier  fügt  IIb,  5590—5680 
eine  lange,  selbst  mit  einer  retoric  geschmückte  Schilderung 
von  drei  rollenden  Kriegsmaschinen  oder  Schlacht -Türmen, 
Namens  cualgce,'^)  hinzu,  die  wahrscheinlich  direkt  oder  in- 
direkt aus  Vegetius,  De  re  militari  stammen.^)  Fergus  hat 
sie  kennen  gelernt,  aber  auch,  wie  man  ihren  Angriff  ver- 
eiteln kann,  als  er  mit  Daire  in  Spanien  in  der  Lehre  war 
und  unter  König  Esorb  von  Spanien  gegen  Soda,  den  König 
von  Afrika,  und  die  Karthager  kämpfte.    (Das  Spruch weib) 

^)  Mit  den  (erfundenen)  drei  Söhnen  Conchobors  und  mit  Conall 
Cernach  sind  die  Personen,  deren  Abwesenheit  I,  3385 ff.  ausdrücklich 
angibt,  nun  doch  eingeführt.  Auch  hieraus  sieht  man,  daß  dieser  Re- 
daktor die  Fassung  I  kennt. 

^)  Der  dem  Verfasser  nicht  mehr  verständliche  Ausdruck  cual  gce  in 
der  späteren  Beschreibung  der  Schlacht  (I,  3574;  II,  5967)  hat  ihn  zu 
diesem  Einschub  veranlaßt;  s.  §90  Anm. 

3)  Siehe  Windisch  S.  809.  820. 


208     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täiu  bö  Cuailnge  §  82. 

denn  der  in  einem  einzelnen  Wagen  heranfahrende  Held  sein. 
Er  beschreibt  die  Pferde,  den  Wagen,  den  Jüngling,  um  den 
herum  24  cletine  (Spielgeie)  angebunden  sind,  den  Wagen- 
lenker, der  den  Pferden  den  Rücken  kehrt  und  mit  seinem 
Herrn  fithchell  spielt.')  In  der  Tat  bestätigt  Fergus,  dies  sei 
CüChulainn  mac  Soaltaim  „von  den  Elfen"  und  sein  Wagen- 
lenker Lseg  mac  Riangabra. 

Außerdem  seien  noch  Hunderte  und  Tausende  gekommen, 
schließt  Mac  Roth,  so  daß  zwischen  Äth  Fer  Diad  und  der 
„Glätte"  von  Mide  alles  voller  Rosse  und  Menschen  sei.] 


^)  Daneben  wird  auch  buanbach  (3400)  genannt  „unter  seinen 
Schenkeln";  sollte  es  hier  das  Brett  bedeuten,  auf  dem  fithchell  ge- 
spielt wird?    Oder  hat  er  nur  ein  zweites  Spiel  in  Bereitschaft? 


Leborcham  habe  ihm,  als  er  über  Tailtiu  ging,  mitgeteilt, 
daß  die  Ulter  sie  aus  „Germanien"  mitgebracht  hätten,  und 
er  erbietet  sich,  ihnen  mit  seiner  Dreitausendschaft  entgegen- 
zutreten, was  Medb  nicht  für  nötig  befindet.]  Zum  Schluß  kommt 
die  Dreitausendschaft  von  Mag  Muirtheimne,  niedergeschlagen, 
weil  ihr  Führer  CüChulainn  nicht  in  ihrer  Mitte  weilt.  Doch 
verweist  Fergus  der  Medb  ihr  Rühmen,  dieses  Gebiet  aus- 
geraubt zu  haben,  mit  der  Bemerkung,  daß  jeder  Grabstein 
von  hier  bis  zum  Osten  einen  von  CüChulainn  Erschlagenen 
bezeichne. 

Auch  hat  Mac  Roth  ein  großes  Getöse  westlich  i)  der 
Schlacht  gehört,  das  Fergus  richtig  dahin  deutet,  daß  der  in 
Fert  Sciach-)  schwerverwundet  auf  dem  Rücken  liegende 
CüChulainn  versuche,  auch  zur  Schlacht  zu  kommen,  aber  von 
den  Ultern  zurückgehalten  werde.  Da  gehen  die  zwei  Spruch- 
weiber Fethan  und  Collach  aus  dem  Lager  zu  CüChulainn 
(vgl.  I  §  92)  und  stimmen  über  dem  Daliegenden  heuchlerische 
Klagen  an:  die  Ulter  seien  geschlagen,  Conchobor  gefallen  und 
Fergus  habe  im  Gegenstoß  den  Tod  gefunden. 


*)  Nur  LL:  „oder  (istlich",  indem  es  ein  offenbar  altes  Verseheu  ver- 
bessert. 

■^;   Fert  Sn-Ih  in<iiiic   l)eifa{i)(i  in  IIb. 


II,  6.  Inhalt  der  FaMsungeu  I,  II,  III  der  Taiii  bö  Cuailuisre  §  83—84.     20(> 

83.  (3414  — 3426) J)  Conchobor  zieht  mit  seinen  Scharen 
heran  und  schlägt  nahe  beim  Feind  sein  Lager  auf.  Er  ver- 
abredet mit  Ailill  eine  Frist  bis  zum  Sonnenaufgang  des 
folgenden  Tages. 

Zwischen  den  beiden  Lagern  spricht  in  der  Dämmerung 
die  Morrlgan  eine  retorische,  Kampf  verkündende  Profezeiung. 
Den  intern  ruft  sie  zu:  „Heil  den  Ultern,  weh  den  Erainn!",^) 
aber  diesen:  „Weh  den  Ultern,  Heil  den  Erainn!" 

84,  (3427— 3442). -0  Nahe  dabei,  bei  Fedan  Chollna,  lag 
CüChulainn.  In  dieser  Nacht  (d.  h.  zur  Hauptmahlzeit)  wurde 
ihm  von  den  hriuga's  (der  Ulter)  Speise  gebracht,  „und  am 
Tage  kamen  sie  mit  ihm  zu  reden".'')  Links  (nördlich?)  von 
Äth  Fir  Diad  hat  er  keinen  von  ihnen  (den  Connachtern) 
erschlagen. 

Nun  schildert  Laeg  seinem  Herrn  das  Geplänkel,  das 
schon  vor  Sonnenaufgang  beginnt.  Eine  kleine  Viehherde 
verläßt  das  westliche  Lager  (der  Connachter)  und  geht  nach 

^)  Für  die  Zuteilung  zu  A  kann  etwa  sprechen,  daß  sich  diese 
Szene  mit  der  Morrigan  nicht  wohl  an  §  80  (B)  fügt. 

■^)  Es  ist  das  einzige  Mal,  daß  die  Gegner  der  Ulter  in  dieser  Sage 
Erainn  genannt  werden  (in  GBL  zu  larnaih,  lairn  verderbt,  aber  in 
LL  5748.  5752  richtig  Emo,  Erand),  obschon  daneben  GBL  3423  die  fir 
Cruachan  erwähnt  werden.  Vgl.  Mesca  Ulad  (Kap.  47) ,  wo  die  Erainn 
die  Feinde  der  Ulter  sind.  Entweder  hat  der  Verfasser  der  retoric  etwas 
vermengt,  oder  diese  ist  aus  einer  anderen  Sage  verschleppt. 

3)  CüChulainn  scheint  hier  nur  seinen  Wagenlenker  als  Pfleger  zu 
haben  (gegen  §  69,  B).  Wie  er  von  Äth  Fir  Diad  und  Smirommair  (§  70) 
nach  Fedan  Chollna  gekommen  ist,  wird  allerdings  nicht  berichtet. 

*)  Dieser  Satz  ist  nicht  ganz  klar.  „Sie"  sind  wohl  die  Ulter;  das 
Imperfekt  do-theigdis  besagt,  daß  sie  nacheinander  kamen;  wenn  „an» 
Tage"  gleich  „am  nächsten  Tag"  ist,  so  würde  es  den  Tag  der  Schlacht 
bezeichnen;  doch  stimmt  das  nicht  zum  Folgenden.  Also  wohl  eher  ,.ani 
Tage  vorher",  d.  h.  als  sie  anrückten. 


83.  (5727—5755).  Der  erste  Teil  des  Abschnitts  fehlt. 
In  der  Nacht  spricht  Morrigu  ingen  Ernniais  dieselbe  retoric 
wie  in  T. 

84.  (5756—5779).  CüChulainn  fordert  Laeg  macRiangabra 
auf,  ihm  über  den  Kampf  zu  berichten.  Laeg  tut  es  ganz 
ähnlich  wie  in  I.    Daran  schließt  unmittelbar: 

Thurneysen,   Die  iri-sclie  Helden-  und  Köalysage.  |4 


210     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bü  Cuailnge  §  85—87. 

dem  östlichen  hinüber;  eine  Schar  von  Dienern  (gilld)  eilt  ihr 
von  dort  entgegen  und  streitet  mit  den  andern  Dienern;  dann 
mischen  sich  die  unbärtigen  Jünglinge  in  den  Kampf,  endlich, 
um  Sonnenaufgang,  auch  „stolzes  Volk".  Aber  noch  schlafen  die 
Fürsten.    CüChulainn  beklagt  es,  nicht  mittun  zu  können. 

85.  (8442 — 3463).  Als  die  Sonne  sich  erhebt  singt  Fachtna 
[oder  Conchobor] 

eine  retoric:  „Erhebt  euch,  ihr  tapferen  Fürsten  von  Macha" 
usw.^)  Aber  noch  entgegnet  man:  „Schlaft,  schlaft,  aber  in 
Kampfbereitschaft ! " 

Eine  ähnliche  retoric  singt  Lsegaire  Buadach,  der  Sohn 
von  Connad  Buide  mac  Ilech.  Aber  auch  Conchobor  mahnt 
zu  warten,  bis  die  Sonne  heraufgestiegen  sei. 

86.  (3463—3476).  Als  CüChulainn  die  Könige  ihr  Diadem 
umbinden  sieht,  heißt  er  Lseg  die  ülter  wecken.  Der  tut  es 
in  einer  retoric 

[oder  Amargin  mac  Ecit  hat  sie  gesprochen]. 
„Ich  habe  sie  so  geweckt",  sagt  dann  der  Wagenlenker,  „daß 
sie  unbekleidet  mit  ihren  Waffen  in  den  Kampf  gestürzt  und 
die,  deren  Zelte  die  Öffnung  nach  Osten  hatten,  westwärts 
durchgebrochen  sind". 

87.  (3477— 3521).2)    In  dieser  Nacht  lassen  (die  Dämo- 
ninnen) Badb,  Be  Neit  und  Nemain  in  Gairech  und  Irgairech 


^)  Diese  und  die  zweitfolg-ende  retoric  war  in  beiden  Quellen  vor- 
handen, aber  verschiedenen  Personen  in  den  Mund  gelegt,  wohl  auch  mit 
kleinen  Varianten;  vgl.  no  „oder"  3470.  3471. 

2)  Die  Feinde  werden  „die  Männer  Irlands"  genannt,  also  B. 


86.  (5779  —  5816).!)  CüChulainn  heißt  Lseg  die  Ulter 
wecken,  was  wie  in  I  und  mit  demselben  Erfolg  ausgeführt 
wird. 

85.  (5817 — 5852).  Aber  Conchobor  befiehlt  Sencha  mac 
Ailella  die  ülter  in  Ruhe  zu  halten,  bis  die  Sonne  die  Täler 
fülle.  Dann  aber  heißt  er  ihn  sie  wecken,  was  nun  mit  der 
retoric  geschieht,  die  in  1  Fachtna  spricht. 


')  Die  Reihenfolge  ist  in  TT:  84.  86.  85.  88.  89.  87. 


II,  6.  Inhalt  der  Fasisungen  I,  11,  III  der  Täin  bfJ  Onailü)?e  §88-89.     211 

ihren  Ruf  über  den  „Männern  Iiland.s''   erschallen,  so  daß 
Hundert  vor  Schrecken  umkommen.') 

[Tochostiil  fer  n-Krenn  „Aufgebot  der  Männer  Irlands". -^j 
In  dieser  Nacht  vor  der  Schlacht  singt  Ailill  niac  Mata: 
„Erhebe  dich,  Traigthren!  Ich  sende  dich  zu  den  drei 
Conaire  von  Sliab  Mis"  usw.  Es  folgt  eine  lange  leiste 
von  je  drei  gleichnamigen  Helden,  von  denen  am  Ende 
gesagt  ist,  daß  sie  den  ,.  Männerteil "  (ferdmitred)  der 
„Männer  Irlands"  bildeten,  abgesehen  von  denen,  die  C'ü- 
Chulainn  erschlagen  hatte.] 

88.  (3522  —  3583).  Von  (^üChulainn  gebeten,  ihm  den 
Verlauf  der  Schlacht  zu  schildern,  an  der  nicht  teilnehmen 
zu  können  er  immer  wieder  bedauert,  bemerkt  Lseg,  die 
Scharen  seien  Jetzt  so  dichtgedrängt,  daß  er  und  Mn,-^) 
(Jonall  Cernach's  Wagenlenker,  über  sie  hinwegfahren  könnten 
ohne  einzusinken.  Bald  brechen  die  von  Westen  eine  Lücke 
in  die  östliche  Schlachtreihe,  bald  umgekehrt. 

[89.  (3534  — 3540).  4)  Nun  kommen  die  ferchmtred 
(s.  §  87)  zur  „Furt  des  Feldzugs".  Und  als  die  Scharen 
sich  zum  Kampf  auf  Gairech  und  Irgairech  begeben, 
kommen  noch  neun  AVagen  der  fennid  („Krieger")  von 
Iruath  angefahren,  vor  ihnen  her  drei  ebenso  rasche  Fuß- 

^)  Dieses  Abschnittchen  hat  der  Kompilator  wörtlich  gleich  nocli 
einmal  3568  ff.  eingefügt,  wohl  nicht  nach  der  anderen  Quelle,  sondern  aus 
Versehen. 

2)  Über  diesen  vermutlich  erst  vom  Kompilator  verfaßten  und  ein- 
geschobenen Abschnitt  s.  oben  S.  105. 

3)  In  n  En  („Vogel"),  wohl  richtiger. 

*)  Dieser  Abschnitt  gehört  wohl  wie  §  87  Z.  3481  ff.  dem  Kom- 
pilator an. 


k 


88.  (5853 — 5871.  Laeg  sieht  die  Männer  Irlands  sich 
rüsten  und  den  Kampf  beginnen;  die  Dichtigkeit  der  Scharen 
schildert  er  ebenso  wie  in  I.  Von  dem  gegenseitigen  Ein- 
brechen ist  nicht  die  Rede,  nur  von  dem  Bedauern  CüChulaiuns 
nicht  mitmachen  zu  können  und  seiner  Tröstung  durch  Li^g. 

89.  (5872—5881).  Zu  den  kämpfenden  Irländern  stoßen 
die  neun  Wagenkämpfer  von  den  fennid  von  Iruath  und 
die   drei  schnellen  Fußgänger.     Ferner   die  ferchntredidtf  der 

14* 


212     n,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tain  bü  Cuailnge  §  90. 

ganger.  Medb  hält  sie  zurück,  um  im  Notfall  Ailill  aus 
dem  Kampf  zu  ziehen  oder,  wenn  es  sich  gebe,  Conchobor 
zu  erlegen.  1] 

90.  (3540— 3597).  2)  Ailill  und  Medb  bitten  nun  Fergus, 
für  das  Gute,  das  er  in  der  Verbannung  genossen  habe,  am 
Kampf  teilzunehmen.  Er  würde  es  tun,  sagt  er,  wenn  er 
sein  Schwert  hätte,  und  schwört,  damit  ein  fürchterliches 
Blutbad  anzurichten.  Da  heißt  Ailill  seinen  Wagenlenker 
das  Schwert  bringen  und  bedroht  ihn.  wenn  die  Schneide 
irgendwie  Schaden  gelitten  habe.  Er  übergibt  es  dann 
Fergus  mit  der  Aufforderung,  es  gegen  die  Ulter  zu  ge- 
brauchen. Dieser  begrüßt  es  als  caladcolc  („Hart-Schwert") 
des  Sohnes  Lete's  (3563).^)     [Hier  ist  die  Stelle  von  Badb, 

^)  Diese  Gestalten  verschwinden  damit  völlig  aus  der  Geschichte. 

2)  Das  folgende  Gespräch  kann  nicht  zur  Schilderung  des  Wagen- 
lenkers (A)  gehören,  obschon  es  der  Kompilator  (3540)  so  darstellt.  Auch 
die  Fassung  der  Episode  mit  dem  Schwert  stimmt  zu  B  (§  32). 

3)  Daß  es  wirklich  Worte  des  Fergus  sind,  schließt  Windisch  (S.  860') 
mit  Recht  aus  mo  chlaidiuh  (3566)  „mein  Schwert",  und  so  faßt  es  auch  II. 
Der  Verfasser  scheint  Fergus  mac  Le(i)te  mit  dem  sonst  von  ihm  unter- 
schiedenen Fergus  mac  Roich  zu  vermengen.  Jener  wird  im  „Aufgebot 
der  Ulter"  (§  78  Z.  3034)  und  im  „Aufmarsch  der  Ulter«  (§  82  Z.  3268) 
genannt,  an  der  zweiten  Stelle  als  Ziehbruder  von  Fergus  mac  Roich  be- 
zeichnet. 


Irländer  zur  Tötung  Conchobors  oder  zur  Rettung  von  Ailill 
und  Medb. 

87.  (5881—5941).  Es  folgt  die  Liste  ihrer  Namen,  die 
ungefähr,  aber  nicht  genau  mit  I  übereinstimmt.») 

90.  (5942—6005).  Medb  fordert  Fergus  auf  zu  kämpfen. 
Da  er  sein  Schwert  verlangt,  heißt  Ailill  seinen  Wagenlenker 
Fer  Loga2)  es  herbeibringen,  dem  er  es  am  Abhang  in 
Cruachain  Ai  übergeben  hatte  (s.  §  Q>Q).  Fergus  begrüßt  es 
als  caladbolg,^)  Schwert  Lete's.  Mit  Ailill  und  Medb  treibt 
er   dreimal  die  Gegner  in  die  Flacht,   bis  der  ,.Sper-  und 


^)  Die  Ungeschicklichkeit   des  späten  Aufgebots  ist  also  in  II  be- 
seitigt. 

"*)  Der  Name  ist  der  Sage  Kap.  51  entlehnt. 

=*)  5960,  auch  6004.    Vgl.  zu  diesem  Namen  oben  S.  114  f. 


II,  6.  Inlmlt  der  FaHsungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  ^  90.     213 

Be  Neit  usw.  wiederholt,  s.  oben  §  87.]  Mit  dem  Schwert 
reißt  er  Lücken  von  Hunderten  in  die  Schlachtreihe  der 
Ulter;  auch  Medb  ergreift  die  Waifen  und  treibt  dreimal  die 
Gegner  in  die  Flucht,  so  daß  sich  deren  Schlachtreihe  (cual 
(jcey)  rückwärts  wendet.  Conchobor,  der  anderswo  kämpft, 
weiß  nicht,  wer  solches  vollbringe;  seine  T^eute  versprechen 
ihm,  ihren  Platz  zu  halten,  falls  nicht  der  Himmel  ein- 
breche, und  er  eilt  Fergus  entgegen.  Auf  Conchobors 
Prachtschild  Öcliain  („Schön -Ohr")  läßt  Fergus  drei  Hiebe 
niedersausen,  ohne  doch  damit  auch  nur  den  Rand  des 
Schilds  an  den  Kopf  des  Gegners  drücken  zu  können.  Er 
wundert  sich,  wen  er  vor  sich  habe,  und  Conchobor  er- 
widert: „Ein  Mann,  der  dich  in  die  Verbannung  in  die 
Wohnung  der  Wölfe  und  Füchse  gejagt  hat  und  heute  mit 
dir  aufräumen  wird".  Da  holt  Fergus  zu  einem  Gewalt- 
hieb aus,  daß  die  Spitze  des  Schwerts  hinter  ihm  den 
Boden  berührt.  Aber  Cormac  Connlongas  fällt  ihm  in  den 
Arm,  indem  er  ihn  an  die  alte  Zugehörigkeit  zu  Conchobor 
erinnert,  und  heißt  ihn  seine  Wut  an  drei  Hügeln  kühlen. 
Auch  seinen  Vater  Conchobor  bewegt  er,  sich  anderswohin 
zu  wenden. 


')  cuül  (j(e,  eigentlich  „Bündel  oder  Masse  der  Lanzen",  ist  ein 
kriegstechnischer  Ausdruck,  der  die  „Schlachtreihe,  Phalanx"  bezeichnet. 
Vgl.  die  Mailänder  Glossen  34  bl,  wo  ho  chuäil  gae  das  lateinische  ferro 
(atque  armis  adsueti  sunt)  glossiert,  und  EC  8,  54,  21.  II  hat  dafür  cual 
gce  ocus  claldeb  und  LL  49b 29  steht  im  chüail  claideh.  Jüngere  Schreiber 
und  auch  IIb  fassen  cualgce  als  Kompositum;  IIb  (§82  Z.  5672)  übersetzt 
es  zwar  ziemlich  richtig  mit  cath-bualti  „Schlacht -Wehren,  Schlacht- 
Pallisaden"  (zu  buale),  gibt  ihm  aber  eine  ganz  abenteuerliche  Bedeutung 
(S.  207). 


Schwerthaufe"  (cual  gce  ocus  claideh)  sie  wieder  zurückdrängt. 
Conchobors  Herbeieilen  und  die  drei  Streiche  Fergus'  auf 
seinen  Schild  wie  in  I.  Der  Schild  schreit  auf  und  alle 
Schilde  der  Ulter  antworten  ihm.  Auf  die  aufreizende  Rede 
Conchobors  hebt  Fergus  den  ealadholg,  daß  seine  Spitze  hinten 
den  Boden  berührt  — 


214     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bü  Cuailnge  §  91—92. 

[A]  91.  (3597- 3603).  0  Dem  Fergus,  der  mit  seinem 
Schwert  hundert  Ulter  hinmäht,  begegnet  Conall  Cernach;  er 
bringt  ihn  davon  ab,  in  Gefolgschaft  eines  tollen  Weibes  (der 
Medb)  auf  sein  eigenes  Volk  einzuhauen  und  verweist  ihn  auf 
drei  Hügel.  Diese  köpft  Fergus  mit  drei  Hieben;  daher  die 
drei  Mcela  („Kahlen")  in  Mide. 

92.  (3603—3648).^)  CüCliulainn  hört  die  Hiebe  [auf  die 
Hügel  oder^)]  auf  Conchobors  Schild  und  erfährt  durch  Laeg, 
daß  sie  von  Fergus  mac  Roicli  herrühren.  Da  duldet  es  ihn 
nicht  länger.  Er  heißt  ihn  die  Bogen  (die  über  seinen  Wunden 
angebracht  sind)  öffnen;  die  Strohwische  aus  seinen  Wunden 
fliegen  so  hoch  in  die  Luft  wie  eine  Lerche,  die  Bogen  (tuaga) 
bis  Mag  Tuag  in  Connaught.   Zwei  Dienerinnen,  die  von  Ailill 


1)  Dublette  zum  Vorhergelienden  (die  drei  Hügel).  Conall  Gern  ach 
ist  nur  in  A  auf  Seite  der  Feinde.  Statt  des  Hinschlachtens  von  Hundert 
stand  hier  in  der  Quelle  gewiß  auch  das  Einhauen  auf  Conchobor;  der 
Kompilator  mußte  wegen  des  Vorhergehenden  ändern. 

2)  Die  Situazion  und  die  Episode  von  Fergus,  die  au  ^^Q6  anknüpft, 
weist  auf  A  und  auch  die  Zusammensetzung  des  feindlichen  Heeres  3633  ff. 
entspricht  der  in  §  4  (A).  Aber  Ähnliches  wird  gewiß  in  beiden  Quellen 
vorhanden  gewesen  sein. 

3j  GeAviß  vom  Kompilator  beigefügt. 


9L  (6005—6026)  und  will  eben  drei  Gewalthiebe  i)  führen, 
als  Cormac  Conniongas  mac  Conchobair  seine  Arme  um  ihn 
schlingt,  ihn  abmahnt  (Conchobor  kehrt  auf  Fergus'  Ver- 
langen an  seinen  früheren  Standort  zurück)  und  auf  die  drei 
Hügel  verweist.  Wenn  dasfSchwert  Lete's  geschwungen  wird, 
wird  es  so  lang  Avie  ein  Regenbogen.  Mit  ihm  werden  die 
drei  Mcela  Mide  geköpft. 

92.  (6027—6119).  Sehr  ähnlich  wie  L  Außer  den  Bogen, 
die  Mag  Tuaga  (so!)v)  den  Namen  geben,  liiegen  auch  Haken 
(bacca)  fort  nach  Bacca  in  Corcomruad  (in  II  b  auch  Spieße 
[hera]  nach  Raithin  Cinn  Bera).0  Die  Frauen,  dei'en  Köpfe 
CtlChulainn    zusammenschlägt,    sind    hier    die    Spruchweiber 

0  „auf  die  Ulter"  (!)  nur  LL,  nicht  II  b. 
-)  Mulla ch  Tuaya  IIb. 

'^)  In  C.  6.  3  hera  (Hs.  buv<i^  nach  Cinn  Bera  in  Ulster,  Nägel  {clüidhi) 
nach  Räith  Clö  in  Tirconneli. 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailn^e  §  92.     215 

und  Medb  gekommen  sind,  um  in  heuchlerischer  Klage  die  Nieder- 
lage der  Ulter  zu  bejammern,  stößt  er  die  Köpfe  zusammen, 
daß  das  Gehirn  einer  jeden  die  andere  grau  färbt.  Er  läßt 
sich  die  27  Haut -Hemden,  die  er  trägt,  mit  Stricken  fest- 
binden, i)  nimmt  (statt  Waffen)  seinen  ganzen  Schlachtwagen 
auf  die  Schultern  und  stürmt  in  den  Kampf,  Fergus  auf- 
zusuchen. Da  dieser  nicht  sogleich  auf  seinen  Zuruf  hört, 
schleudert  er  ihm  drohende  Worte  zu:  er  werde  ihn  schlagen, 
wie  eine  Frau  ihr  Kind  schlägt  usw.  Sowie  er  sich  ihm 
aber  als  CüChulainn  mac  Soaldaim  und  Schwestersohn 
Conchobors  genannt  hat,  gedenkt  Fergus  seines  Versprechens, 
vor  ihm  weichen  zu  wollen,  wie  es  CüChulainn  früher  vor 
ihm  getan  hat  (§  66).  Er  zieht  sich  mit  seiner  Dreitausend- 
schaft, 2)  gefolgt  von  den  Gaileöin  und  den  Munster ern 
aus  der  Schlacht  zurück,  so  daß  die  9  Dreitausendschaften 
von  Medb,  Ailill  und  ihren  sieben  Söhnen  allein  zurück- 
bleiben. 


*)  Hier  haben  diese  geschnürten  Hemden  einen  Sinn,  da  sie  seinen 
wunden  Körper  zusammenhalten;  sie  sind  dann  aber  weiter  verwendet 
worden  (s.  oben  §  60  Z.  1897). 

2)  „seinen  Dreitausendschaften"  die  Hs.,  wohl  versehentlich. 


Fethan  und  Colla.i)  Fergus  wendet  sich  auf  CüChulainns 
Aufforderung  mit  drei  gewaltigen  Schritten  aus  der  Schlacht; 
da  wenden  sich  alle  „Männer  Irlands"  und  weichen  westlich 
über  den  Hügel.  Über  denselben  flieht  dann  um  Sonnen- 
untergang die  letzte  Schar  der  allein  gebliebenen  Connachter.2) 
Medb  deckt  mit  ihrem  Schild  die  Weichenden  und  läßt 
den  Stier  Donn  Cuailnge  mit  fünfzig  Färsen  durch  acht  Pferde- 
knechte nach  Cruachain  voraustreiben.  Da  sie  aber  notwendig 
ihren  Blut-Urin  lassen  muß  —  er  wühlt  drei  Mühlgraben  — , 
übernimmt  Fergus  auf  ihre  Bitte  die  Deckung;  daher  der  Name 
Fual  Medba  („Medb's  Harn").     CüChulainn  hätte  sie  dabei 


1)  In  §  82  (Ende)  Collach. 

2)  IIb  gibt  Genaueres:  Zuerst  flieht  Fergus  mit  seiner  Dreitausend- 
schaft und  den  Gailiäin  und  Munsterern  (nach  I),  so  daß  so  Ailill,  Medb, 
die  Maine  und  die  Maie  Mägach  mit  ihren  Dreitausendschaften  allein 
weiterkämpfen  (vgl.  §  1.  4).    Die  letzte  weichende  Schar  ist  die  der  Medb. 


216     II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  93. 

Um  Mittag  ist  CflChulainn  in  die  Schlacht  gekommen; 
als  die  Sonne  sich  senkt,  ist  auch  die  letzte  Schar  der  Feinde 
geschlagen.  Er  aber  hält  in  den  Händen  nur  noch  zwei 
faustgroße  Stücke  von  einer  Wagenrippe  und  einer  Radstange. 
Er  holt  Medb  ein,  und  sie  bittet  ihn  um  ihr  Leben;  er  ge- 
währt es,  weil  er  keine  Frauen  töte,  und  schützt  sie,  bis  die 
Feinde  Äth  Luain  („Luan-Furt",  die  Grenze  von  Connaught 
beim  heutigen  Athlone)  überschritten  haben. 

Auf  den  Stein  in  Äth  Luain  haut  er  dreimal  mit  dem 

Schwert;!)    daher    die    Mceläna    („kleinen    Kahlen")    von 

Äth  Luain. 
Bei    der    Niederlage    beklagt   Medb    gegen   Fergus    das 
Mißgeschick,  das  sie  trifft.    „Eine  Pferdeherde,  die  von  einer 
Stute  geführt  wird,  ist  immer  aller  Unbill  ausgesetzt",  er- 
widert dieser. 

93.  (3649  — 3679).  2)  Am  Morgen  des  Schlachttags  ist  der 
Stier  weiter  geführt  worden  und  trifft  nun  in  Mag  Ai  mit 


1)  Das  muß  aus  der  anderen  Quelle  B)  stammen  oder  ein  späterer 
Zusatz  sein:  nach  A  hat  CüChulainn  keine  Waffen.   Vgl.  die  drei  Mcela  §91. 

2)  Da  Bricriu's  Verwundung-  durch  Fergus  vor  die  Täin  fällt,  scheint 
auch  hier  wesentlich  die  Quelle  A  vorzuliegen;  denn  in  B  nimmt  Bricriu 
mit  den  Connachtern  am  .Kriegszug  teil  (§  14.  52).  Auch  geht  der  Stier 
nach  Cuib  zurück,  woher  er  nur  in  A  (§  25.  40)  kommt. 


erschlagen  können,  willigt  aber  ein,  vielmehr  die  Abziehenden 
zu  schützen,  bis  dann  Medb,  unterstützt  von  den  ferchutredaiy 
(§  89),  ihren  Platz  wieder  einnehmen  kann  und  so  die  Männer 
Irlands  über  die  „große  Furt"  (Äth  Mör)  geleitet.  ( 'üChulainn 
erhält  sein  Schwert  und  haut  es  auf  die  drei  M-celäna  von 
Äth  Luain.  Auf  Medbs  Klage  vergleicht  P'ergus  ihr  Heer 
mit  einer  Fohlenherde,  die  ohne  Händler  oder  Berater  in 
ein  fremdes  Land  zieht.  [Peinige  Handschriften  von  IIb  fügen 
bei:  ('üChulainn  kehrt  zu  Conchobor  zurück.  Dieser  besingt 
in  drei  Strofen  die  Mühsale  und  Heldentaten  CnChulainns  und 
rühmt  sich,  selber  Hundert  erschlagen  zu  haben,  um  die  ihre 
Frauen  nächtlich  klagen  werden.] 

93.  (6120 — 6205).   Wie  der  Donn  Cuailnge  gegen  Cruachain 
zu   kommt,   brüllt  er  dreimal.     Der  Finnbennach   kann   ein 


II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  I,  II,  III  der  Tftiu  bo  (  iiailnge  §  93.      217 

Finnbennach  („dem  Weißhornigen",  dem  Stier  von  Connau^htj 
auf  dem  Hügel  zusammen,  der  früher  Roi  Dedonn,  seither 
aber  Tarbga  heißt,  was  als  tarh-guha  ,.Stipr- Klage"  oder 
tarb-(ßeo  „Stierkampf"  gedeutet  wird.  Alle,  die  der  Schlacht 
entrinnen,  kommen  dem  Kampf  der  Stiere  zuzusehen;  ebenso 
Bricriu  Nemthenga,  der  sich,  seit  ihm  Fergus  mit  Spielbrett- 
Steinen  den  Kopf  zerschmettert  hat,')  im  Westen  aufhält. 
Über  Bricriu  stürmen  die  zwei  Stiere  weg,  so  daß  er  seinen 
Tod  findet.  Der  Donn  Cuailnge  legt  seinen  Fuß  auf  das  Hörn 
des  Finnbennach  und  verharrt  so  einen  Tag  und  eine  Nacht, 
bis  Fergus,  darüber  unwillig,  ihn  reizt.  Beim  Zurückziehn 
des  Fußes  bricht  der  Stier  seinen  Unterschenkel;  aber  das  Hörn 
des  andern  springt  auf  einen  benachbarten  Berg,  der  seither 
Sliab  n-Adarca  („Hornberg")  heißt.  Der  Donn  Cuailnge  trägt 
nun  den  Finnbennach  einen  Tag  und  eine  Nacht  auf  den 
Hörnern  und  wirft  ihn  dann  in  den  See  bei  ('ruachain;  aber 

^)  Das  ist  in  Echtra  Nerai  (Kap.  22)  erzählt. 


solches  Brüllen  innerhalb  der  vier  Furten  von  Ai  (s.  §  1) 
nicht  dulden  und  wendet  sich  gegen  ihn.  Die  Irländer  be- 
stimmen Bricri  niac  Garbada  9  zum  Zeugen  des  Stierkampfs. 
Der  war  vor  einem  Jahr  aus  Ulster  gekommen,  um  Fergus 
anzubetteln.  Während  man  die  Schätze  holte,  spielte  er  mit 
Fergus  fidchell.  beleidigte  ihn  aber  dabei  so,  daß  dieser  ihm 
mit  einem  Spielstein  den  Schädelknochen  brach.  So  hat  er 
die  ganze  Zeit  krank  gelegen  und  steht  an  diesem  Tag  zu- 
erst wieder  auf.  Die  Stiere  kämpfen  und  jagen  sich,  bis  es 
dem  Finnbennach  gelingt,  dem  Donn  das  Hörn  in  die  Seite 
zu  stoßen.  Da  stürmen  sie  dahin,  wo  Bricni  ist,  und  stampfen 
ihn  mit  den  Hufen  eine  Männerelle  tief  in  den  Boden,  wo- 
durch er  den  Tod  findet.  Die  Nacht  kommt  heran,  so  daß 
die  Irländer  das  Toben  der  Stiere  nur  noch  hören.  In  der 
Frühe  des  Morgens  sehen  sie  den  Donn  mit  den  Überresten 
des  Finnbennach  auf  den  Hörnern,  können  abei*  erst  nicht 
unterscheiden,  welcher  der  beiden  Stiere  es  ist.    Fergus  heißt 


^)  IIb:  Bncue  mac  Cairbre.     Unten  (6141)  auch  LL  Biivni. 


218      II,  6.  Inhalt  der  Fassungen  1, 11,  III  der  Täin  bö  Cuailnge  §  93. 

auf  seinen  Hörnern  stecken  noch  die  Lende,  das  Schulterblatt 
und  die  Leber.  Man  will  ihn  töten;  doch  läßt  das  Fergus 
nicht  zu.  So  nimmt  er  den  Weg  nach  der  Heimat.  Er  läßt 
das  Schulterblatt  ilethe)  bei  einem  Trunk,  den  er  tut,  fallen; 
daher  Finnlethe.  Ebenso  die  Lende  (Juan)  in  der  Furt,  die 
nun  Äth  Luain  heißt,  und  brüllt  in  Iraird  Cuillenn  (s.  §  6) 
so  mächtig,  daß  das  ganze  „Fünftel"  (Ulster)  ihn  hört.  Dann 
läßt  er  bei  einem  Trunk  die  Leber  (tromm - chride)  fallen; 
daher  Tromma.  Nachdem  er  bei  Äth  Da  Ferta  in  Mag 
Muirtheimne  dem  Hügel  Etan  Tairb  den  Namen  gegeben, 
indem  er  seine  Stirn  (etan)  gegen  ihn  stößt,  begibt  er  sich 
auf  der  Straße  von  Midluachair  nach  Cuib,  wo  er  mit  den 
Färsen  Däire's  zu  weilen  pflegte.  Er  wühlt  dort  die  Erde 
auf;i)  daher  Gort  m-Büraig  („Gehege  des  Wühlens").  Endlich 
stirbt  er  an  der  Grenze  von  Ulster  und  Ui  Echach  (Iveagh) 
auf  Druim  Tairb  („Stierrücken"). 


^)  Vgl-  §  25.    Trotzdem  hier  kaum  aus  B  geschöpft. 


sie  die  Stiere  unbehelligt  lassen. ')  Der  Donn  läßt  einen 
Haufen  (cruach)  von  seiner  Leber  {ae)  in  Cruachain;  daher 
Cruachain  (Cruachna)  Ae.  [Nur  IIb  (vgl.  I):  Er  trinkt  aus 
dem  Finnglais  („Weißbach")  so  mächtig,  daß  kein  Tropfen 
vorüberrinnt;  dann  fallen  die  Schulterblätter  des  Finnbennach 
hinein,  so  daß  er  Sruthair  in  leihe  {Finnlethe)  „Bach  des 
Schulterblatts"  heißt.]  In  der  „großen  Furt"  läßt  er  die 
Lende  (luan)  des  Finnbennach  zurück;  daher  ihr  Name  Äth 
Luain.  In  Äth  Troim  in  Mide  läßt  er  die  Leber  (tromm, 
tromma)]  in  Port  Lärge  (Waterford)  den  Hinterschenkel  (lärac); 
in  Äth  Cliath  (Dublin)  das  Rippenstück  (diathach).  In 
Cuailnge  halten  Frauen  und  Kinder  eben  die  Totenklage  um 
den  Stier,  als  sie  seine  Stirn  (taul)  nahen  sehen;  daher  Taul 
Tairb.  Er  streckt  viele  von  ihnen  nieder,  lehnt  seinen  Rücken 
an  den  Hügel  und  sein  Herz  bricht  wie  eine  Nuß.  2)  — 


')  Nach  IIb  wollen  die  sieben  Maine  den  Donn  töten. 
')  IIb  zum  Teil  etwas  abweichend.    Port  Lärge  und  Ath  Cliath 
die  landschaftlich  sehr  weit  abliegen  —  fehlen  hier  wie  in  I. 


11,7.   Der  Kampf  Cii(!hulainns  mit  Fer  Diad.  219 

[B]  94.  (3680—8684).!)  Ailill  und  Medb  schließen  mit 
den  Ultern  und  CüChulainn  Frieden,  so  daß  sieben  Jahre  lan^ 
kein  Kampf  mehr  zwischen  ihnen  stattfindet.  Finnabair 
bleibt  bei  CüChulainn,  während  die  andern  Connachter 
abziehen  und  die  Ulter  mit  großem  Triumf  nach  Emain 
Macha  zurückkehren.  — 


1)  Finnabah-  ist  nach  A  (§  73)  längst  tot. 


94  fehlt  in  IL 


Kap.  7.    Der  Kampf  ()u€hulaiuiis  mit  Fer  J>iad. ') 

Die  Episode  des  Fer  Diad  (auch  Fer  JJead)  ist  nur  ganz  locker  mit 
der  übrig'eii  Kompilazion  verknüpft  (s.  oben  >S.  102)  und  hat  auch  nach  der 
vereinheitlichenden  Bearbeitung  C  so  viel  selbständiges  Leben  behalten, 
daß  Spätere  sie  wieder  als  Erzählung  für  sich  herausheben  konnten. 

Der  Held  Fer  Diad  ist  aus  dem  Ortsnamen  Ath  Fir  Diad  ,.Furt  des 
Manns  des  Eauchs"'^)  (heute  Ardee)  hervorgewachsen,  wo  CüChulainn  nach 
der  älteren  Täin  §  68  den  Kampf  mit  Gaile  Dana  und  seinen  Söhnen  zu 
bestehen  hatte.  Die  Sprache  der  Erzählung  weist  deutlich  ins  11.  Jahr- 
hundert,^) ebenso  die  Metrik.  Der  Verfasser  ist  nämlich  ein  gewandter 
Versbildner  und  flicht  möglichst  viele  Gedichte  ein.  Dabei  verwendet  er 
mit  großer  Vorliebe  Strofen  mit  geschweiften  Keimen,  eine  wohl  erst  im 
11.  Jahrhundert  aufkommende  oder  doch  gebräuchlich  werdende  Form.*) 
Nur  selten  hat  er  sich  mit  dem  gewöhnlichen  Debide- Metrum  begnügt 
(sicher  I,  2371  ff.).  Daß  auch  das  Cina3d  ua  h-Artacäin  (•{■  975)  zugeschriebene 
Gedicht  Fer  Death  durch  CüChulainn  sein  Grab  au  der  Furt  linden  läßt,^) 
berechtigt  nicht  zu  der  Annahme,  daß  unser  Text  aus  einem  älteren  um- 
gestaltet sei,  da  das  Gedicht  keinesfalls  echt  ist  (s.  Teil  I  Kap.  6).  Von 
den  Sagenlisten  kennt  nur  A,  nicht  B  Äided  Fir  Dead  „den  Tod  von 
Fer  Dead";  er  gehört  also  nicht  zu  ihrem  alten  Bestand. 

^)  Vgl.  außer  den  Gesamtausgaben  der  Täin  M.  Nettlau,  The  Fer 
Diad  Episode  of  the  Tain  ßo  Cuailnge,  RC  10,880;  11,23.  818.  Er  ist 
heute  natürlich  leicht  zu  überholen. 

-)  d.  h.  wohl  „des  rauchfarbigen  Mannes".  Mit  den  Nibelungen  hat 
der  Name  nichts  zu  tun.  s.  K.  Meyer,  University  of  Illinois  Studies  II 
(1916)  S.  562;  Sitz.-Ber.  der  Berliner  Akademie  XLV  (1918)  S.  liUb. 

3)  Vgl.  die  '>^n- Formen:  nad-  (=^  nod-)maidenn  2316,  luigim  sa  a 
luiyend  mo  tuath  2481,  co-euirend  2566. 

♦)  K.  Meyer,  Sitz.-Ber.  der  Berliner  Akademie  XXXI  (1917)  S.  412 
schreibt  allerdings  ein  solches  Gedicht  der  Zeit  um  800  zu:  das  s^^heint 
mir  zu  früh. 

^)  RC  28,  806.  820.  824. 


220  11,7.  Der  Kampf  CfiChiüaiuns  mit  Fer  Dia<l. 

Die  Motive  schöpft  der  Verfasser  aus  der  älteren  Täin.  Schon  ein 
früherer  Erzähler  war  auf  den  Gedanken  gekommen,  einen  Genossen  oder 
Ziehbruder  CüChulainns,  der  mit  ihm  bei  der  Scäthach  die  Waffenkunst 
erlernt  hatte,  ihm  entgegentreten  zu  lassen:  zum  eigentlichen  Kampf  mit 
Fer  Bseth  kommt  es  dort  allerdings  nicht  (Kap.  G  §  47).  Ferner  hatte  die 
ältere  Täin  ihm  als  furchtbarsten  Gegner  im  Zweikampf  den  hornhäutigeu 
Loch  (§  51  a.  52)  gegenübergestellt,  den  er  nur  durch  einen  Schuß  mit 
dem  im  Wasser  schwimmenden  gce  hulga  in  den  After  schließlich  besiegen 
konnte.  Alle  diese  wirksamen  Elemente  hat  der  Verfasser  der  Fer-Diad- 
Episode  mit  sicherem  Griff  vereinigt,  dabei  freilich  die  Hornhaut  als 
eine  Art  Panzer  mißverstanden,  so  daß  CüCliulaiun  einen  Sper  durch 
dessen  obere  Öffnung  dem  Gegner  ins  Herz  schleudern  kann.  Durch  Aus- 
schmückungen,  wobei  vielfach  andere  Teile  der  Täin  benutzt  wurden,  ist 
so  eine  umfangreiche  Erzählung  entstanden,  nach  dem  Urteil  aller  Modernen 
der  unmittelbar  ergreifendste  Teil  der  Gesamt -Täin.  Er  würde  zweifellos 
noch  mehr  wirken,  wenn  der  Verfasser  dem  zeitgenössischen  Hang  zur 
Übertreibung  etwas  mehr  widerstanden  und  sich  einer  weniger  „retorischeu" 
Sprache  bedient  hätte. 

GBL,  die  einzige  Handschrift  von  Fassung  I,  die  so  weit  reicht,  hat 
nur  den  ersten  Teil  dieser  Episode,  über  das  Folgende  nur  kurze  Notizen 
(s.  oben  S,  99  f.).  Im  Zusammenhang  und  vollständig  ist  sie  daher  nur  in 
Fassung  II  erhalten,  die  aber  beträchtlich  gekürzt  hat,  namentlich  um 
Dubletten  mit  der  vorhergehenden  Täin  zu  vermeiden. ')  Die  Fassung  III 
bricht  vorher  ab. 

Doch  kann  die  Lücke  in  I  bis  auf  einen  gewissen  Grad  ausgefüllt 
werden.  In  jüngerer  Zeit  ist  nämlich  der  Kampf  mit  Fer  Diad  wieder 
selbständig  behandelt  worden.  Von  den  Handschriften,  die  ihn  allein  ent- 
halten, sind  bis  jetzt  drei  näher  bekannt. ■■^)  Zwei  davon,  im  Wortlaut 
vielfach  abweichend,  stellen  eine  Fassung  dar,  die  ich  IV  nennen  will. 

1.  Die  ältere  besteht  nur  aus  zwei  Pergament -Blättern  (15.— 16.  Jh.) 
im  Trinity  College  (Dublin),  die  in  der  mit  H.  2. 12  bezeichneten  Schachtel 
Nr.  15  bilden.  Dieses  Bruchstück,  dem  Anfang  und  Schluß  fehlt,  ist  ab- 
gedruckt von  R.  I.  Best  in  ZOP  10,  298. 3) 

2.  Nr.  16  im  Franziskaner  Kloster  in  Dublin  (17.  Jh.),  S.  83— 102, 
enthält  den  ganzen  Text.    Gedruckt  von  Best,  ZOP  10,  276. 

Diese  Fassung  IV  ist  eine  freie  Verarbeitung  von  Fassung  I  und  II. 
Fassung  II  ist  anfangs  vornehmlich  nach  einer  Handschrift  der  Redakzion 
IIb,  bald  aber  ausschließlich  nach  einer  LL  nahestehenden,  also  die  ältere 


^)  Gesondert  ist  die  Fassung  JJ  der  Episode  übersetzt  von  O'Curry, 
Manners  a.  Customs  III,  418  und  von  Leahy,  Heroic  Romances  of  Ireland 
1  (1905),  111. 

'')  Zehn  (aus  dem  18.  und  19.  Jh.),  die  d'Arbois,  Essai  dun  cata- 
logue  96  f.  aufzählt,  sind  noch  nicht  untersucht. 

3)  Seine  Abweichungen  von  anderen  Fassungen  liatte  schon  Nettlau 
a.  a.  0.  verzeichnet. 


11,7.    Der  Kampf  CüChulainns  mit  Fer  Diart  §  1.  221 

Textgestalt  bietenden  benutzt.  Außerdem  ist  die  Fa,ssuug  III  der  Täiii 
(welche  un.sere  Episode  nicht  enthält)  zur  Ausschmückung-  einzelner  Teile 
verwendet.^)  Die  längeren  Gedichte  sind  alle  ausgelassen  und  oft  durch 
Gespräche  ersetzt,  die  Sprache  in  beiden  Handschriften  sehr  verwahrlost. 
Diese  ganze  Redakzion  wird  vielleicht  nicht  über  das  15.  Jahrhundert 
hinaufgehen.  Für  uns  ist  sie  nur  darum  wertvoll,  weil  sie  selber  Neues 
nicht  erfindet,  so  daß  die  Teile,  die  über  II  hinausgehen,  sicher  ans  dem 
für  uns  teilweise  verlorenen  I  stammen.  Zur  Ergänzung  der  Lücke  in  1 
dienen  außerdem  —  abgesehen  von  den  kurzen  Notizen  in  GBL  —  zwei 
Abschnitte,  die  die  Fassung  IIb  aus  I  aufgenommen  hat  (Windisch  3835 
—3871.  3877—3935). 

Über  die  dritte  Handschrift  der  losgelösten  Fer -Diad- Episode,  Brit. 
Mus.,  Egerton  106  (geschrieben  1715)  orientiert  Nettlau  a.a.O.  Darnach 
scheint  sie  eine  Mischung  von  IIb  und  IV  darzustellen,  mit  gelegentlicher 
Beiziehung  von  I.    Selbständigen  Wert  hat  sie  nicht. 

In  der  Analyse  der  Erzählung  folge  ich  I,  so  weit  es  reicht,  dann  11. 

')  Eine  genaue  Analyse  nach  den  Quellen  habe  ich  ZCP  10,  425 
gegeben. 

I  1.  (2200 — 2311).  Bei  der  Beratung,  wer  im  Stande  wäre, 
CaChulainn  aus  dem  Wege  zu  scliaft'en,  bezeichnen  Alle  Fer 
Diad  den  Hornhäutigen  aus  Irrus  Domnann,  den  Ziehbrudei- 
CüChulainns,  als  den  geeigneten,  weil  er  alle  Waifenkünste 
kenne,  die  jener  besitze,  mit  Ausnahme  des  gm  bulga,  und 
auch  dagegen  werde  ihn  die  Hornhaut,  der  Waffen  nichts 
anhaben  können,  schützen.  Als  Fer  Diad  trotz  der  nach 
ihm  geschickten  Boten  nicht  kommt,  sendet  Medb  ihre  Dichter 
und  Spruchleute,  die  ihn  schmähen  und  ihm  die  Ehre  nehmen 
sollen;  so  läßt  er  sich  endlich  bestimmen.  Im  Zelt  von  Ailill 
und  Medb  setzt  sich  ihre  Tochter  Finnabair  neben  ihn,  gibt 
ihm  zu  jedem  Becher,  den  sie  ihm  kredenzt,  drei  Küsse  und 
nennt  ihn  ihren  Liebsten.    Da  eröffnet  ihm  Medb,  er  werde 


II  1.  (3000—8169).  Im  Ganzen  wie  I,  aber  ziemlich  ge- 
kürzt. Fer  Diad  wird  gleich  hier  als  mac  Damäin  meic 
Bäire  von  den  Fir  Domnann  eingeführt  (vgl.  I,  2402).  Als 
gemeinsame  Lehrmeisterinnen  von  ihm  und  CüChulainn  sind 
Scäthach,  Uathach  und  Aife  genannt.  Das  —  etwas  er- 
weiterte —  Gedicht  schließt  sich  unmittelbar  an  Medbs  An- 
gebot an  [IIb  hat  aus  I  die  Weigerung  P>r  Diad's  lierüber- 


222  11,7.   Der  Kampf  CüChulainus  mit  Fer  Diad  §  1—2. 

große  Geschenke  erhalten:  einen  Wagen  von  dreimal  sieben 
cumal,  Gewand  für  zwölf  Männer,  so  viel  Land  in  Mag  Ai 
als  Mag  Muirtheimne  groß  sei,  Tributfreiheit  für  sich  und 
sein  Geschlecht,  ihre  Goldspange,  ferner  Finnabair  als  Frau, 
ja  Teilhaftigkeit  an  ihrem  eigenen  Schenkel,  wenn  er  es 
wünsche.  —  Sie  solle  ihre  Geschenke  nur  behalten,  erwidert 
er;  gegen  seinen  Ziehbruder  kämpfe  er  nicht.  Da  läßt  Medb 
fallen,  CüChulainn  habe  offenbar  wahr  gesprochen,  als  er  es 
nicht  für  etwas  Übermäßiges  erklärte,  wenn  als  seine  erste 
Waffentat  Fer  Diad  durch  ihn  fiele.  Nun  braust  Fer  Diad 
auf  und  schwört,  ihm  entgegentreten  zu  wollen.  —  Als  Sohn 
eines  Connachter  Fürsten  zieme  sich  das  für  ihn,  meint  Medb. 
In  einem  längeren  Gedicht,  einem  Zwiegespräch  zwischen 
Medb  und  Fer  Diad,  wird  der  Vertrag  geschlossen  und  sechs 
Bürgen  bezeichnet. 

2.  (2312  —  2428).  Ein  hervorragender  Krieger  aus  Ulster, 
Fergus  mac  Roig,  hört  das  und  kehrt  traurig  in  sein  Zelt 
zurück;  denn  er  hält  CüChulainus  Tod  für  gewiß,  da  ihm 
Fer  Diad  mac  Damaini)  gegenübertrete.  Da  keiner  seiner 
Leute  es  übernehmen  will,  CüChulainn  zu  warnen,  damit  er 
womöglich  die  Furt  verlasse,  läßt  er  seinen  eigenen  Waagen 
anspannen  und  fährt  hin.    Der  Wagen,  der  darin  befindliche 


^)  Im  folgenden  Gedicht  2402  mac  Damnin  meic  Däire.  Däire,  der 
Vater  des  großen  Gegners  CüChulainns  in  der  CüRoi-Sage  (Kap.  39  flf.), 
wird  zum  Stammvater  auch  seiner  übrigen  Gegner  gemacht. 


genommen  und  fügt  ein  eigenes  Gedicht i)  ein,  das  Fer  Diad 
über  den  Kampf  mit  CüChulainn  äußert,  und  worin  er  be- 
merkt (3145  ff.),  Scäthach  habe  ihm  den  Tod  durch  CüChulainn 
an  einer  Furt  profezeit.  Auch  die  angebliche  Äußerung  Cü- 
Chulainns über  Fer  Diad  ist  aus  I  nachgetragen].  Der  Ver- 
trag wird  auf  Grund  von  sechs  Bürgen  geschlossen,  mit  denen 
Fer  Diad  kämpfen  muß,  falls  er  sich  dem  Kampf  mit  Cü- 
Chulainn entzieht. 

2.    (3170  —  3234).      Sehr    gekürzt.      Fergus    fährt    ohne 
Weiteres    zu    CüChulainn    (seine    Beschreibung    durch    Lj^g 

*)  Der  Anfang  Feidm  an  mo  zeigt,  daß  es  durch  das  folgende  Gediclil 
{Ita  fedvt  i»  mT)  1,2411)  inspiriert  ist. 


11,7.    Der  Kampf  CüChulaiuus  mit  Fer  Diad  §2  -iJ.  22?i 

Mann  und  seine  Waffen  werden  von  Laeg,  der  eben  mit  seinem 
Herrn  Brettspiele  spielt,  zugleich  aber  Ausschau  hält,  genau 
beschrieben,  und  CüChulainn  erkennt  daran  sofort  Fergus. 
Er  begrüßt  ihn,  nachdem  er  vom  Wagen  gesprungen,  mit 
ähnlichen  Worten  wie  in  Kap.  6  §  38  und  erwidert  auf  die 
Bemerkung,  daß  die  angebotene  Speise  einer  Eäubermalilzeit 
entspreche,  er  sei  seit  Montag  nach  samuin  ohne  gastliche 
Bewirtung.  Fergus  warnt  ihn  vor  Fer  Diad,  weil  dieser  im 
Kampf  eine  Hornhaut  habe;  aber  CüChulainn  hat  vor  einem 
Einzelnen  keine  Angst.  Das  wird  auch  in  einem  längeren 
poetischen  Wechselgespräch  ausgeführt.  Fergus  kehrt  zurück, 
und  Lseg  rät,  da  Fer  Diad  im  Anblick  der  vier  „Fünftel" 
Irlands  jedenfalls  wohlgepflegt  zum  Kampfe  kommen  werde, 
CüChulainn  solle  zu  (seiner  Frau)  Emer  Foltchain  (Schön- 
haar) nach  Cairthenn  Cluana-Da-Dam  auf  Sliab  Fuait  gehen 
und  sich  dort  baden  und  scheren  lassen.  In  der  Tat  ver- 
bringt er  diese  Nacht  bei  seiner  Frau. 

3.  (2428—2513).  Als  Fer  Diad  in  sein  Zelt  kommt, 
ahnt  seinen  Leuten  Unheil.  Er  selber  kann  nicht  schlafen; 
er  denkt  an  die  sechs  Helden,  mit  denen  er  kämpfen  muß, 
wenn  er  sich  nicht  zum  schlimmen  Kampf  mit  CüChulainn 
stellt.  Früh  Morgens  läßt  er  anspannen,  und  vergeblich  rät 
ihm  sein  Wagenlenker  in  einem  poetischen  Gespräch,  lieber 
dazubleiben.  Beim  Wegfahren  läßt  er  den  Wagen  noch  einmal 
wenden,  um  den  Männern  Irlands  Lebewohl  zu  sagen.  Medb, 
die  eines  Bedürfnisses  wegen  vor  das  Zelt  getreten  ist,  be- 
richtet es  Ailill,  der  es  aber  für  gleichgültig  erklärt,  ob  Fer 
Diad  falle  oder  nicht,  wenn  nur  auch  CüChulainn  umkomme. 

fehlt).  Die  Zwiesprache  der  beiden  und  das  Gedicht  wie 
in  lA)  Fergus  kehrt  zum  Lager  zurück.  (Das  Übrige  fehlt.) 
3.  (3234—3289).  Gleichfalls  kürzer.  Fer  Diad's  Leute 
sind  besorgt  und  betrübt,  als  er  ihnen  den  Vertrag  berichtet. 
Er  selber  schläft  bis  gegen  Ende  der  Nacht  seinen  Rausch  aus. 
Das    poetische   Gespräch    mit    dem  Wagenlenker   wie   in   I. 

*)  CüChulainu  bezeichnet  die  Zeit,  während  deren  er  die  Feinde  auf- 
gehalten habe,  wie  11,2900:  vom  Viertel jahrsbeginn  am  Montag-  vor  samuin 
bis  zum  Vierteljabrsheginn  von  imholg  (Lichtmeß). 


224  11,7.    Der  Kampf  OüChularnns  mit  Fer  Diad  §3  —  4. 

An  der  Furt  findet  Fer  Diad  seinen  Gegner  nicht  vor  und 
denkt,  er  sei  geflohen.  Darob  tadelt  ihn  sein  Wagenlenker 
und  erinnert  ihn:  als  er  und  CüChulainn  mit  Germän  Garbglas 
(„dem  Schroffen-Bleichen")  am  Ufer  des  tyrrhenischen  (=  mittel- 
ländischen) Meeres  gekämpft  habe,  habe  er  sein  Schwert  bei 
den  Feinden  lassen  müssen  und  CüChulainn  habe  hundert 
Krieger  erschlagen,  um  es  ihm  wieder  zu  bringen.  Am  Abend 
sei  Fer  Diad  in  das  Haus  des  Hausmeiers  der  Scäthach  ein- 
gedrungen, aber  von  ihm  mit  der  dreizinkigen  Fleischgabel 
hinausgeworfen  worden,  bis  CüChulainn  jenen  in  zwei  Stücke 
gehauen  habe.  —  Wenn  er  ihm  das  früher  gesagt  hätte 
wäre  er  nicht  zum  Kampf  ausgefahren,  meint  Fer  Diad. 
Jetzt  solle  er  die  Wagenstangen  und  das  Wagenfell  heraus- 
ziehn  und  Wache  halten.  Fer  Diad  legt  sich  darauf,  kann 
aber  nicht  schlafen,  i) 

4.  (2514 — 2677).  Auch  CüChulainn  läßt  anspannen,  damit 
Fer  Diad  nicht  zu  lange  warten  müsse.  Dessen  Wagenlenker 
hört  den  Wagen  heranrollen,  weckt  seinen  Herrn  und  ver- 
kündet in  drei  Strofen  das  Nahen  des  Helden.  Dann  folgt 
eine  —  in  jener  Zeit  schon  stereotype  —  Beschreibung  des 
Wagens  und  der  Pferde,  des  Helden  und  seiner  Kleider  und 

»)  Vgl.  die  Sitnazion  Kap.  6  §  17. 


Dann  fährt  er  ohne  Weiteres  zur  Furt,  noch  bevor  es  voller 
Tag  ist,i)  legt  sich  auf  Decken  und  Fell  des  AVagens,  weil 
er  nicht  ganz  ausgeschlafen  habe,  und  verfällt  in  tiefen  Schlaf. 
4.  (3290  —  3601).  CüChulainn  läßt  seinen  Wagen  erst 
anspannen,  als  voller  Tag  ist.  um  seine  Furchtlosigkeit  zu 
zeigen.  Als  er  ihn  besteigt,  schreien  ringsum  die  boccänaig 
und  bänänaig  und  geniti  glinne,  die  zu  den  Tuatha  De  Danann 
gehören.^)  Der  Wagenlenker  weckt  Fer  Diad  mit  demselben 
Gedicht  wie  in  I.  Die  Beschreibung  von  I  fehlt  hier;  es 
schließt  gleich  das  zweite  Gedicht  an.»)  Nun  erst  folgt  die 
Schilderung    des   Wagens    und   der   Pferde   (aber   nicht   des 

*)  Die    Geschichte    von    Germän    fehlt    hier;    er   wird   erst   in    dem 
Gedicht  §  7  erwähnt. 

»)  Siehe  oben  S.  93. 

ä)  Beide  Gediclite  nebst  ihren  Einleitnng-en   sind  in  IIb  ansifelassen. 


ir,  7.    Der  Kampf  OuOhulaiiui»  mit  Fei   Diad  tj  4.  225 

Waffen.  Doch  Fer  Diad  verweist  ihm  das  Lob  des  (re^ners, 
was  in  einem  poetischen  Zwiegespräch  weitergeführt  wird. 
Beim  Zusanuiientreff(ni  an  der  Fnrt  begrüßt  Fer  Diad  Cu- 
Chulainn  mit  der  Schmährede:  „Wolier  kommst  du,  du  Schieler?" 
Das  wird  damit  begründet,  daß  ('ü(/hulainn  in  jedem  Auge 
sieben  Pupillen  hatte,  wovon  zwei  schielten J)  Ein  längeres 
Gedicht  nimmt  das  auf;  CüCJhulainn  erinnert  darin  vergeblich 
Fer  Diad  an  ihre  (lenossenschaft  bei  der  Scäthach;  Fer  Diad 
hat  nur  Drohungen. 

Damit  bricht  der  Text  in  (IBL  ab.  Ich  gebe  daher  im  Folgenden 
die  fortlaufende  Erzählung  nach  11  und  verzeichne  über  dem  Strich  nur 
die  noch  feststellbaren  Abweichungen  von  I,  besonders  nach  IV. 

In  IV  (§  51)  bemerkt  ('iiChulainn,  Fer  Diad  solle  eher 
als  mit   ihm   oder  mit  den   sechs    Bürgen   zu   kämpfen,  ihm 

')  In  älteren  Sagen  wird  OüChulainn  aus  anderem  Grunde  schielend 
genannt;  s.  Sergiige  ConCulainn  (Kap.  34). 


Helden  und  nicht  im  Munde  des  AVagenlenkers).  Fer  Diad 
bleibt  auf  der  Südseite  der  Furt,  während  ThlChulainn  sich 
nördlich  davon  niedersetzt.  Sie  begrüßen  sich,  und  Fer  Diad 
erinnert  daran,  daß  bei  Scäthach,  Uathach  und  Aife  Cü- 
Chulainn  ihm  die  Waffen  besorgt  und  das  Lager  gespreitet 
habe.i)  OüChulainn  gibt  das  zu,  da  er  damals  sehr  jung 
gewesen  sei;  trotzdem  werde  er  ihn  jetzt  überwältigen. 
Daran  schließt  das  Schlußgedicht  von  I. 

OüChulainn  warnt  Fer  Diad  vor  dem  Kampf,  erst  in 
Prosa,  dann  in  einem  längeren  Gedicht. 2)  Er  macht  ihn 
aufmerksam,  daß  das  Versprechen  Finnabair's  schon  Vielen 
den  Tod  gebracht  habe,  und  erwähnt  unter  den  von  ihm 
Erschlagenen  außer  Fer  Baeth  (Kap.  6  §  47)  auch  Srüb  Daire 
(3519),  der  in  der  Sage  von  Conaire's  Tod  (Kap.  81  §  131) 
einen  der  Fir  Falga^)  bezeichnet,  aber  schon  Kap.  G  §  46  in 
II  an  die  Stelle  von  Srüb  Gaile  (I)  getreten  ist.  Dann  er- 
innert er  ihn  an  ihre  Freundschaft  bei  der  Scäthach.  Uathach 


*)  Das  stand  in  I  an  einer  späteren  Stelle,  s.  unten  zu  I  §  5. 
*)  Es  ist  in  IIb  weggelassen.   Da  es  im  gewöhnlichen  Debide-Metruni 
verfaßt  ist,  ist  es  vielleicht  nicht  ursprünglich,  sondern  Zugabe  von  II. 
*)  Vgl.  zu  diesen  Kap.  37. 

Tüurue  y  seil.  Die  irische  lJ(;lden-  und  Kötiiy?iig"e.  15 


226  II,  7.    Der  Kampf  CaChulaiuns  mit  Fer  Diad  §  4. 

täglich  einen  von  ihnen  schicken;  er  werde  lieber  alle  fällen 
als  mit  Fer  Diad  kämpfen.  Aber  Fer  Diad  beharrt  darauf, 
den^Kampf  ausfechten  zu  müssen. 

Das  Übrige  war  wohl  ähnlich  wie  in  II  (abgesehen  von 
den  in  den  Anmerkungen  zu  II  vermerkten  Abweichungen). 
Die  Heilmittel,  die  CüChulainn  am  Abend  Fer  Diad  mitteilt, 
hat  er  von  den  Elfen.  i)  Das  erste  Drittel  der  Nacht  pflegen 
sie  ihre  Wunden,  das  zweite  unterhalten  sie  sich,  das  dritte 
schlafen  sie. 

^)  II  hat  hier  wie  anderwärts  die  elfische  Herkunft  CüChulaiuns  be- 
seitigt und  daher  die  Ärzte  (nach  I  §  35  und  70  in  Kap.  6)  eingeführt. 


und  Aife  in  gewöhnlicher  und  in  poetischer  Prosa.  Aber  Fer 
Diad  erklärt  sich  für  verpflichtet,  i)  So  muß  es  zum  Kampf 
kommen,  und  CüChulainn  überläßt  Fer  Diad,  da  er  zuerst  an 
der  Furt  gewesen  sei,  für  diesen  Tag  die  Wahl  der  Waffen. 
Der  wählt  zunächst  Spielgere  und  Spielschilde,  die  als  airigthi 
gaiscid  „beste  Waffenkünste"  bezeichnet  werden. 2)  Damit  be- 
werfen sie  sich  von  Morgen  bis  Mittag,  wobei  die  Waffen  wie 
Bienen  hin-  und  herfliegen.  Um  Mittag  wählt  Fer  Diad  aber 
wirkliche  Wurfspere  und  Schilde;  sie  beschießen  sich  bis 
Sonnenuntergang  und  bringen  sich  gegenseitig  Wunden  bei. 
Dann  legen  sie  aber  die  Waffen  in  die  Hände  der  Wagen- 
lenker, gehen  aufeinander  zu  und  geben  sich  drei  Küsse.  In 
einer  Hürde  lagern  ihre  Pferde,  an  einem  Feuer  ihre 
Wagenlenker,  und  als  Ärzte  kommen,  sie  auf  ihrer  Streu  zu 
pflegen,  teilt  CüChulainn  von  allen  Heilkräutern  und  Arzneien 
dem  Fer  Diad  mit  und  umgekehrt  dieser  ihm  Speise  und 
Trank;  denn  Fer  Diad  versorgten  alle  Irländer  mit  Speise, 
CüChulainn  nur  die  Männer  von  Bregia,  die  ihn  jeden  Abend 
aufsuchten.  ^) 


*)  Auch  dieses  halb  poetische  Zwiegespräch  scheint  in  1  weiter  hinten 
gestanden  zu  haben ;  s.  unten  I  §  5. 

^)  Dieser  Ausdruck  fand  sich  in  I  erst  am  dritten  Kampftag  (s. 
unten  §  6). 

8)  Dies  offenbar  ein  Zusatz  von  II ;  denn  in  I  §  2  weiß  CüChulainn 
dem  Fergus  keine  solche  Nahrung  anzubieten,  nur  was  er  selber  erjagt 
oder  findet. 


ir,  7.    Der  Kampf  OflChulaiiius  mit  Fer  Diad  i^  5.  227 

^  5.  (IV,  56).  Früh  am  andern  Morien  läßt  Fer  Diad 
durch  seinen  Wagenlenker  Medb  und  Ailill,  Fergus  und  den 
Edeln  der  Irländer  die  Botschaft  übermitteln:  die  ihm  ge- 
stellte Aufgabe  sei  mehr  als  schwer,  aber  so  lange  er  kämpfe, 
werde  CüChulainn  die  andern  nicht  belästigen;  sie  sollten  mit 
dem  Stier  und  der  Beute  unterdessen  nach  Hause  ziehn.  In 
dem  von  Ailill  versammelten  Rat  weigern  sich  jedoch  die 
Edeln,  die  zwei  allein  zu  lassen  und  auf  den  Anblick  des 
Kampfes  zu  verzichten.  Nur  den  Troß  mit  dem  Vieh  wollen 
sie  vorausschicken.  Da  aber  Fergus  einwirft,  sobald  Cü- 
Chulainn den  Stier  und  das  Vieh  forttreiben  höre,  werde  er 
nicht  zurückzuhalten  sein,  verbleiben  Alle  dort. 

(IV,  57).  CüChulainn  kommt  zur  Furt  und  ist  un- 
geduldig, daß  er  Fer  Diad  nicht  trifft.  Doch  da  naht  von 
der  andern  Seite  ein  Wagen,  und  aus  der  Beschreibung  Laegs 
erkennt  CüChulainn  seinen  Gegner.  Und  als  er  diesem  vor- 
hält, es  sei  nicht  schicklich,  daß  er  mit  ihm  kämpfe,  meint 
Fer  Diad,  er  habe  ganz  recht;  denn  CüChulainn  sei  ja  in  der 
Lehre  (bei  der  Scäthach)  sein  AVagenlenker  gewesen,  i)  Auch 
diesen  Tag  beginnen  sie  mit  clesa  (§59 f.),  erst  von  Mittag 
an  gebrauchen  sie  ihre  Lanzen  (§  61),  aber  nicht  von  den 
Wagen  aus  (wie  in  II).  Wenn  dann  diese  Version  sie  auch 
bereits  zu  den  Schwertern  greifen  läßt,  so  ist  das  vielleicht 
nicht  alt.  An  diesem  Abend  erst  scheint  nach  IV,  62  Cü- 
Chulainn jenes  Gespräch  anzuheben,  in  dem  er  erneut  ein- 
dringlich  an  ihre  Freundschaft  bei  der  Scäthach  erinnert,  2) 


1)  Vgl.  oben  II,  4  S.  225. 

'^)  Vgl.  do  thiaghmaois  ar  ar  fiogh  foirceadoü  la  Sgathach  IV,  62  = 
aroeii  imreidrms,  imtheigmis  cack  fid  forcetiil  fri  Scathaig  II  §  4,  3539  ff. 


5.  (3601 — 3649).  Der  zweite  Kampftag.  Früh  am  andern 
Morgen  begeben  sie  sich  zur  „Furt  des  Kampfes"  und  Cü- 
Chulainn, dem  diesmal  die  Waffen  wähl  zufällt,  wählt  den 
Kampf  mit  Stoßlanzen  von  den  Wagen  aus.  Den  ganzen  Tag 
bis  Sonnenuntergang  bringen  sie  sich  solche  Löcher  bei,  daß 
Vögel  hindurchfliegen  könnten.  Als  Rosse,  Wagenlenker  und 
Helden  müde  sind,   wird  ausgespannt;   abermals  küssen  sich 

lö* 


228  11,7.    Der  Kampf  CüChulainus  mit  Fer  Diad  §6. 

auch  daran,  daß  Scäthach  dem  einen  von  ihnen  den  Tod 
durch  den  andern  profezeit  habe.    Aber  ohne  Erfolg. 

6.  (IV,  63).  Am  folgenden  Morgen  steht  Fer  Diad  früh 
auf,  während  CüChulainn  sich  erst  von  seinem  Wagenlenker 
wecken  läßt  und  lieber  auf  den  Kampf  mit  seinem  Genossen 
verzichtete,  wenn  er  die  Ulter  im  Stich  lassen  dürfte.  An 
diesem  Tag  beginnen  sie  mit  den  airigthi  gaile  ocus  gaiscid 
(s.  II,  4).  Dann  hebt  der  Schwertkampf  an  (IV,  68),  aber 
hier  von  den  Wagen  aus.  Sie  hauen  so  aufeinander  ein, 
daß  den  Zeugen  des  Kampfes  schwach  wird  und  sie  beklagen, 
daß  durch  Medbs  Ränke  die  Kameradschaft  zweier  solcher 
Helden  getrennt  worden  sei. 

Am  Abend  scheiden  sie  ohne  Kuß  (IV,  70).  Fer  Diad 
geht  südwärts  zu  seinen  Leuten  zurück,  und  Medb  mit  ihren 
Frauen  und  Kindern  kommt,  ihn  mit  Musik  und  berauschenden 
Getränken  aufzuheitern,  daß  er  die  ganze  Nacht  nicht  an  den 
folgenden  Kampf  denken  kann.  CüChulainn  dagegen  legt  sich 
im  Norden  der  Furt  auf  die  Erde  nieder  und  ist  schwer  be- 
drückt durch  seine  Wunden  und  die  Sorge  um  den  kommenden 
Kampf.  Er  will  Laeg  mit  Warnung  zu  den  Ultern  schicken, 
damit  sie  auf  das  Schlimmste  gefaßt  sind  und  sich  vorsehen. 
Der  betrübte  Wagenlenker  behandelt  aber  seine  Wunden  so 
trefflich,  indem  er  die  Finger  hineinsteckt  und  Heilmittel 
hineinlegt,  daß  sie  sich  nach  zwei  Dritteln  der  Nacht  schließen 
und  CüChulainn  schlafen  kann. 

die  beiden  dreimal  und  die  Nacht  wird  auf  dieselbe  Weise  in 
guter  Kameradschaft  verbracht. 

6.  (3649—3717).  Der  dritte  Kampftag.  Als  sie  früh  am 
andern  Morgen  sich  wieder  bei  der  Furt  entgegentreten,  be- 
merkt CüChulainn  das  schlechte  Aussehen  Fer  Diad's;  in  einem 
langen  poetischen  Wechselgespräch  redet  er  ihm  nochmals  zu, 
sich  nicht  durch  Medbs  Anstiftung  in  Kampf  und  Tod  hetzen  zu 
lassen;  aber  Fer  Diad  bleibt  fest  bei  seinem  Wort.  Er  wählt  an 
diesem  Tag  Schwerter  als  Waffen;  sie  greifen  zu  diesen  und 
zu  Lang -Schilden  und  hauen  sich  bis  Sonnenuntergang  Stücke 
von  Kindskopf -Größe  aus  den  Schultern  und  Schenkeln.  An 
diesem  Abend  ist  ihr  Scheiden  düster,  und  ihre  Pferde  und 
Wagenlenker  lagern  diese  Nacht  nicht  mehr  beisammen. 


II,  7.    Der  Kampf  CnChulainns  mit  Fer  Diad  §  7.  229 

7.  (lY,  74).  Fer  Diad  kommt  früh  Morgens  zur  Furt,') 
findet  niemand  vor  und  fragt  dreimal  vergeblich,  ob  Cü- 
Chulainn  am  Leben  oder  tot  sei.  Dann  setzt  er  (triumfierend) 
seine  „Spiel -Gerte"  {del  clis)  auf  seinen  Schildbuckel  und 
schleudert  sie  ostwärts  über  die  Furt  mit  solchem  Getöse, 
daß  es  im  ganzen  Lager  vernommen  wird  und  die  Edeln 
Irlands  aufstehn.    Medb  hält,  wie  er,  den  Sieg  für  errungen. 

Wie  Laeg  das  hört,  spannt  er  den  Wagen  an,  weckt 
zornig  seinen  Herrn,  indem  er  ihn  mit  dem  Fuß  vom  Lager 
wirft,  so  daß  seine  Wunden  bluten,  und  hält  ihm  auf  seine 
Klage  vor,  daß  Fer  Diad  ihn  an  der  Furt  beschimpfe.  Cü- 
Chulainn  fühlt  sich  durch  die  gute  Pflege  fähig,  an  diesem 
Tag  jeden  zu  bestehen,  und  fordert  Laeg  auf,  ihn  zu  loben, 
wenn  er  sich  stark  zeige,  ihn  zu  reizen  und  zu  schmähen, 
wenn  er  unterliege.'-^)  Als  CüChulainn  sich  zur  Furt  begibt, 
wird  Fer  Diad  schamrot  und  wild,  weil  er  den  tot  geglaubten 
nun  doch  auf  sich  zukommen  sieht.  Der  wirft  ihm  sein  Ge- 
prahle vor  und  fordert  ihn  auf,  die  Furt  zu  verlassen;  sonst 
werde  er  durch  ihn  fallen.  Wenn  er  aber  diesen  Kampf  ver- 
meiden könne,  sei  er  bereit,  mit  drei  der  Bürgen  zu  kämpfen. 


')  Die  abenteuerliche  Rüstung  von  II  fehlt  hier  und  ist  vermutlich 
nicht  ursprünglich. 

2)  Das  findet  sich  auch  in  den  kurzen  Notizen  GBL  2678  f. 


7.  (3717—3834.  3872—3876.  3936—4204).  Der  vierte 
Kampftag.  Fer  Diad  weiß,  daß  jetzt  die  Entscheidung  be- 
vorsteht, möge  einer,  mögen  beide  fallen.  Er  erhebt  sich 
früh,  kommt  allein  zur  Furt  und  rüstet  sich  besonders  sorg- 
fältig. Namentlich  um  sich  vor  dem  gce  hulga  zu  schützen, 
zieht  er  über  eine  prächtige  Samthose  eine  Lederhose,  bringt 
darüber  einen  großen  Stein  an  und  über  alles  das  eine  Eisen- 
hose. Dann  setzt  er  seinen  von  Karfunkeln  strahlenden  Helm 
auf,  ergreift  seinen  Wurfsper  und  sein  Schwert  und  einen 
Ungeheuern  Prachtschild.  Er  führt  wunderbare  Waffenkunst- 
stücke aus,  die  er  nicht  bei  Scäthach,  Uathach  und  Aife  ge- 
lernt hat,  sondern  selber  erfindet.  So  trifft  ihn  CnChulainn 
und  bittet  Laeg,  ihn  zu  reizen  und  zu  schmähen,  wenn  er 
ihn  unterliegen  sehe,  ihn  zu  loben  und  seinen  Mut  zu  stärken, 


230  II,  7.   Der  Kampf  CüChulainns  mit  Fer  Diad  §  7. 

falls  Fer  Diad  die  andern  drei  auf  sich  nehme.  Doch  Fer 
Diad  will  sein  Wort  nicht  brechen. 

Von  den  wunderbaren  Waffenkunststücken  berichtet  IV 
nichts,  wohl  aber  sind  sie  GBL  2683  f.  kurz  erwähnt;  auch 
nur  hier  wird  der  Kampf  cluche  an  ätlia  (wie  in  II)  genannt. 
IV,  79  bringt  gleich  hier  den  mächtigen  Zusammenstoß  der 
zwei  Helden  und  schildert  ihn  ungefähr  in  denselben  retorischen 
Ausdrücken,  wie  II  weiter  unten,  i) 

In  dieser  Not  kommen  Dolb  und  Indolb,  zwei  Elfen  aus 
der  Sippschaft  CüChulainns,  diesem  (unsichtbar)  zu  Hilfe. 2) 
Fer  Diad  fühlt,  daß  drei  zugleich  auf  seinen  Schild  einhauen, 
und  merkt  auch,  wer  es  ist.  Denn  einst  bei  der  Scäthach 
und  Uathach  hatte  er  CüChulainn  vorgeworfen,  ihre  Kamerad- 
schaft sei  nicht  gleichwertig,  weil  er  ihm  nie  seine  Elfen- 
freunde gezeigt  habe,  die  ihn  besuchten.  CüChulainn  hatte 
erwidert,  das  gehe  nicht  an;  denn  wenn  er  einem  der  Irländer 


^)  Es  fügt  hinzu:  Is  andsin  do  roich  diohuirt  Fir  D.  dar  CoinCC, 
„da  kommt  Fer  Diad's  Betrug  (Hinterlist?)  über  CüChulainn".  Das  be- 
deutet entweder,  daß  er  ihm  hinterlistig-  eine  Wunde  beibringt  (wie  in  II), 
oder  daß  ihm  CüChulainn  wegen  seiner  Hornhaut  nichts  anhaben  kann. 

-)  Hier  setzt  das  Stück  ein,  das  IIb  aus  Fassung  I  herübergenommen 
hat  (3835—3871.  3877—3935),  so  daß  wir  für  diesen  Abschnitt  noch  diese 
weitere  Quelle  haben. 


wenn  er  siege.  Auch  er  macht  nun  wunderbare  Kunststücke. 
Fer  Diad  überläßt  ihm  die  Wahl  der  Kampfesart,  und  er 
wählt  das  „Spiel  der  Furt"  (cluche  inn  atha).  d.  h.  wohl  den 
Kampf  im  Wasser  der  Furt.  Bis  Mittag  wenden  sie  nun 
ihre  Kunststücke  (clesa)  gegeneinander  an,  indem  sie  sich 
beschießen.  Dann  werden  sie  immer  wütender.  CüChulainn 
springt  vom  Ufer  auf  den  Schildrand  Fer  Diad's.  um  ihm  den 
Kopf  abzuschlagen;  aber  durch  einen  Stoß  mit  dem  linken 
Ellbogen  an  den  Schild  wirft  Fer  Diad  ihn  ans  Ufer  zurück. 
Ebenso  mißlingt  ein  zweiter  Sprung  durch  einen  Stoß  von 
Fer  Diad's  linkem  Knie.  Da  beginnt  Laeg  seinen  Herrn  zu 
höhnen.  Blitzschnell  springt  er  abermals  auf  den  Schild  des 
Gegners;  aber  die?=!er  schüttelt  ihn  wieder  ab,  mitten  in  die 
Furt.  Nun  gerät  ('üC/hulainn  in  Wutverzerrung;  er  schwillt 
an,   wie   wenn   man   in   eine  Blase   bläst,   und    i'iberragt  Fer 


11,7.    Der  Kampf  CiiChulainiis  mit  Fer  Diad  §  7.  231 

den  fath  fiada  (die  Gabe,  unsichtbar  zu  sein)  offenbar  machte, 
würde  sie  nachher  nie  mehr  wirksam  sein.  Übrigens  habe 
auch  Fer  Diad  ihm  die  Hornhaut  verheimlicht,  und  wie  man 
sie  schließe  und  öffne.  Darauf  hatten  sie  sich  ihre  sämtlichen 
Geheimnisse  mitgeteilt,  nur  CüChulainn  den  gce  bulga  nicht. 
Jeder  der  beiden  Elfen  bringt  Fer  Diad  drei  schwere 
Wunden  bei.  Der  aber  tut  je  einen  Stoß  links  und  rechts 
an  CüChulainn  vorbei,  tötet  so  Dolb  und  Indolb  und  bedrängt 
nun  CüChulainn  hart.  Wie  Laeg  seinen  Herrn  am  Unterliegen 
sieht,  beginnt  er  ihn  zu  höhnen:  „Der  Mann  geht  über  dich 
weg  wie  der  Schwanz  über  die  Katze"  usw.  ^  Er  selber  will 
den  gce  bulga  in  Bewegung  setzen  und  staut  den  Fluß,  da 
diese  Lanze  nur  im  stehenden  Wasser  abgeschossen  werden 
kann.  Aber  sein  Bruder  Id^)  mac  Riangabra,  der  Wagen- 
lenker Fer  Diad's,  der  diesem  versprochen  hat,  Laeg  an  jeder 


*)  Hier  gehört  wohl  diese  Schmährede  hin.  Sie  steht  GBL  2680  ff. 
II  bringt  sie  ungefähr  gleichlautend  nach  dem  zweiten  Sprung  auf  den 
Schild.  Der  Einschub  in  IIb  setzt  an  ihre  Stelle  die  zweite  Anreizung 
durch  Laeg,  die  nach  GBL  2686  später  fällt  und  von  II  weggelassen  ist. 
IV  hat  das  alles  übersprungen. 

2)  Der  Name  aus  Fled  Bricrenn  (Kap.  45),  wo  aber  der  Wagenlenker 
Conall  Cernach's  so  heißt. 


Diad  wie  ein  Kiese.  Sie  stürzen  aufeinander  los,  so  daß  ihre 
Köpfe,  ihre  Arme,  ihre  Beine,  ihre  Schildränder  sich  berühren. 
In  retorischen  Ausdrücken  wird  die  Macht  dieses  Zusammen- 
stoßes geschildert:  ihre  Spere  biegen  sich,  Dämonen  brüllen 
von  ihren  Waffen;  sie  verdrängen  das  Wasser  der  Furt;  vor 
Schrecken  werden  die  Pferde  der  Galen  rasend  und  zerreißen 
ihre  Fesseln;  Weiber  und  Kinder  stürzen  aus  dem  Lager 
davon.  Und  da  sie  eben  Schwert-Kunststücke  machen,  ersieht 
Fer  Diad  den  Augenblick,  wo  er  CüChulainn  das  Schwert  in 
die  Brust  stoßen  kann,  daß  das  Blut  auf  den  Gürtel  nieder- 
rinnt und  die  Furt  rot  färbt,  i) 

Jetzt  bittet  aber  CüChulainn  seinen  Wagenlenker  Laeg 
um  den  gce  bulga,  der  im  Wasser  abgeschossen  wird,  und  der 
mit  einer  Spitze  in  den  Leib  dringt,  drinnen  sich  aber  zu 


')  Hier  schiebt  IIb  ein  Stück  der  Fassung  I  ein. 


232  II,  7.    Der  Kampf  CiiChulainus  mit  Fer  Diad  §  7. 

Hilfe  CüChulainns  zu  hindern,  bemerkt  ihn;  und  während 
Laeg  den  Fluß  hinauf  geht  zum  Abschießen  des  Spers,  eilt  er 
abwärts,  zerstört  den  Staudamm  und  vereitelt  so  das  Ab- 
schießen. Wie  das  CüChulainn  sieht,  springt  er  auf  den 
Rand  von  Fer  Diad's  Schild  ;i)  aber  der  schüttelt  ihn  ab, 
daß  er  neun  Schritte  weit  westwärts  über  die  Furt  hinaus- 
üiegt.  Er  drängt  Lseg,  den  gm  hulya  abzuschießen.  Eilends 
errichtet  dieser  wieder  einen  Staudamm,  aber  wieder  zerstört 
ihn  Id.  Da  geht  Lseg  auf  Id  zu  und  mißhandelt  ihn  kräftig. 
Indem  verfolgt  Fer  Diad  den  CüChulainn;  abermals  springt 
dieser  auf  den  Schild  des  Gegners,  wird  aber  abermals  ab- 
geschüttelt, neun  Schritte  weit  ostwärts  über  die  Furt,  und 
schreit  nach  dem  gce  bulga.  Lseg  und  Id  raufen  miteinander; 
Laeg  versetzt  dem  andern  einen  Tritt,  so  daß  er  in  der  Furt 
auf  den  Rücken  fällt,  und  verprügelt  ihn,  bis  er  liegen 
bleibt.  Aber  als  Lseg  von  neuem  das  Wasser  gestaut  hat. 
erwacht  jener  aus  der  Ohnmacht  und  zerstört  zum  dritten 
Mal    den   Damm.    Da   wird   CüChulainn   rot   vor   Zorn   und 


')  Das  Motiv  aus  Kap.  6  §  39. 


dreißig  Spitzen  öffnet,  so  daß  man  ihn  nicht  herausziehn,  nur 
herausschneiden  kann.i)  Wie  Fer  Diad  den  gce  bulga  nennen 
hört,  senkt  er  schützend  den  Schild.  Da  schleudert  CüChulainn 
einen  Kurzsper^)  über  den  Schild  und  die  Halsöffnung  der 
Hornhaut  Fer  Diad's  weg  diesem  ins  Herz.  Als  dieser  den 
Schild  zur  Abwehr  hebt,  schießt  Laeg  den  gce  bulga  fluß- 
abwärts ab;  CüChulainn  faßt  ihn  mit  der  Gabel  seines  Fußes 
(seiner  Zehen)  und  schleudert  ihn  durch  Eisenhose  und  Stein 
hindurch  in  den  After ^)  Fer  Diad's.  so  daß  seine  Spitzen 
dessen  ganzen  Leib  füllen.  Der  fallende  Fer  Diad  bekennt 
in  drei  Strofen^)  seine  Niederlage,  die  er  durch  CüChulainn 

')  Hier  bringt  IIb  das  zweite  Stück  au^;  1. 
,.'^)  cert-gcß,  s.  Kap.  6  §  40. 

")  Das  bedeutet  tünthirecht  «  rhuirp  (3947)  „Bedienung  seines  Leibes" 
wenigstens  sicher  Kap.  6  §52. 

♦)  Eine  davon  ist  auch  in  den  Notizen  in  GBL  2695  ff.  erbalten.  Sie 
sind  also  alt,  wie  auch  die  vorhergehende  Redensart:  is  trPrt  unnsi  as  do 
deiss  LL  3950  =--  Iren  uittdes  as  do  des  GBL  2694. 


II,  7.    Der  Kampf  CiiChulainns  mit  Fer  Diad  ^  7.  233 

springt  nochmals  auf  den  Schild.  Aber  Fer  Diad  gibt  diesem 
mit  dem  linken  Knie  einen  solchen  Stoß,  daß  CüChulainn  in 
der  Furt  liegt  und  er  ihm  drei  schwere  Wunden  beibringen 
kann.  Da  reizt  Laeg  CüChulainn  so,  daß  er  anschwillt,  wie 
wenn  man  eine  Blase  aufbläst,  und  in  die  Höhe  wächst,  daß 
er  größer  ist  als  Fer  Diad.i)  Und  wie  Id  wieder  Laeg  an 
der  Besorgung  des  yce  hulga  hindern  will,  umschlingt  ihn 
dieser  mit  beiden  Armen  und  schleudert  ihn  zu  Boden.  Nun 
schießt  er  den  yce  hulga  ab  und  ruft  CüChulainn  zu,  sich  vor 
ihm  in  Acht  zu  nehmen.    Fer  Diad  weiß  nicht,  ob  er  sich 

')  Es  ist  kaum  zweifelhaft,  daß  diese  zweite  AnreizuDg;.  die  nur 
GBL  2686 f.  erwähnt,  hierher  gehört,  da  sie  dort  nach  dem  dreimaligen 
Abschütteln  vom  Schild  genannt  wird;  desgleichen  ihre  Folge,  das  An- 
schwellen CüChulainns,  in  11,3802.  Der  Einschub  in  IIb  und  Fassung  IV 
haben  sie  übergangen. 


nicht  hätte  erleiden  sollen.  CüChulainn  trägt  ihn  samt  den 
Waffen  an  das  nördliche  Ufer  von  den  Irländern  weg;  aber 
dort  bricht  er  ohnmächtig  über  ihm  zusammen.  Laeg  be- 
fürchtet, die  Irländer  möchten  mit  Übermacht  über  ihn  kommen, 
und  heißt  ihn  aufstehn;  doch  fällt  ihm  das  schwer.  Das  wird 
in  einem  poetischen  Zwiegespräch  ausgeführt.  0  Weiter  klagt 
(yflChulainn  (in  retorischer  Form)  darüber,  daß  nicht  Laeg  oder 
Fergus  oder  Conall  (Cernach)  den  Fer  Diad  habe  beraten  und 
vor  ihm  warnen  können.  Dann  erhebt  er  sich  und  besingt  in 
mehreren  Strofen  seine  frühere  Liebe  zu  Fer  Diad.  namentlich 
als  sie  noch  bei  der  Scäthach'^)  gewesen  seien.  Er  befiehlt  L^eg 
den  Toten  zu  entkleiden,  um  die  Spange  zu  sehen  (die  Medb  ihm 
geschenkt  hat).  Bei  ihrem  Anblick  bricht  er  in  eine  poetische 
Totenklage  aus.=^)    Dann  heißt  er  Lieg  den  gce  huUfa  heraus- 

^)  Es  ist  in  Debide,  also  vielleicht  von  II  hinzugedichtet. 

'^)  Wohl  zu  lesen:  ac  Scäthaig  huadaig  uanand  (statt  buanand)  „bei 
der  siegreichen  schaumweißen  Scäthach"  (vgl.  Kap.  38),  obschon  man  den 
Dativ  uanaiml  erwartet;  ob  das  Reim  wort  anall  richtig  ist?  Dieses 
Gedicht  ist  wohl  sicher  von  II  hinzugefügt;  vgl.  die  Form  ingea  (=  ingeii) 
wie  3499.  Es  erwähnt  4052  auch  den  Tod  von  CüChulainns  Sohn  .Enfer 
Aife  (s.  Kap.  33). 

3)  Sie  findet  sich  auch  in  den  iS'otizen  in  GBL  2699—2724.  ist 
also  alt. 


234  II,  7.   Der  Kampf  CnChiüaiuns  mit  Fer  Diad  §  7. 

gegen  diese  Waffe  oder  gegen  CüChulainns  Sper  in  der  Luft 
decken  soll.  CüChulainn  fängt  den  gce  bulgu  mit  der  Gabel 
seines  rechten  Fußes  auf  und  schleudert  ihn  in  Fer  Diad's 
After.  Wie  ein  einzelner  Sper  dringt  er  ein,  entwickelt 
jedoch  drinnen  24  Spitzen.  Da  Fer  Diad  den  Schild  senkt, 
um  sich  zu  schützen,  wirft  ihm  CüChulainn  seine  andere  Lanze 
über  den  Schild  („und  die  Öffnung  der  Hornhaut"  muß  man 
nach  II  ergänzen)  weg  in  die  Brust  und  durchbohrt  ihm  das 
Herz.  1)  Fer  Diad's  Sinne  schwinden,  doch  schleudert  er  noch 
seinen  Wurfsper  nach  CüChulainn  und  trifft  ihn  in  die  Brust, 
so  daß  beide  gleichzeitig  beiderseits  der  Furt  hinfallen.  Aber 
auf  Laegs  Ermunterung  erhebt  sich  CüChulainn  wieder  und 
geht  zu  Fer  Diad  hin,  um  ihm  den  Kopf  abzuhauen.  Doch 
da  Fer  Diad  äußert,  sein  Fall  sollte  ihm  genügen,  steckt  er 
das  Schwert  in  die  Scheide  und  trägt  ihn  in  seinen  Armen 
zur  andern  Seite  der  Furt,  ohne  daß  die  Irl ander  ihm  zu 
folgen  wagen.  Dort  nimmt  er  Fer  Diad's  Haupt  auf  den 
Schoß;   mit    den  Worten,   durch  CüChulainn   hätte  er  nicht 

^)  So  nach  GrBL  2688 ff.  In  IIb  ist  der  Text  nach  dem  umgebenden, 
in  den  er  eingeschoben  ist,  wohl  etwas  geändert.  IV  vermischt  die 
Schilderungen  von  I  und  II  zu  einem  undeutlichen  Kampfbild.  Hier  endet 
der  Einschub  in  II  b ;  das  Folgende  nach  IV,  88  ff. 

schneiden,  und  wie  er  nun  die  blutige  Waffe  vor  sich  hat, 
ruft  er  in  einem  längeren  Gedicht  die  Zeit  in  die  Erinnerung 
zurück,  da  sie  zusammen  bei  Scäthach  und  Uathach  weilten.  0 
Damals  sandte  Scäthach  sie  und  ihre  Genossen  gegen  Germän 
Garbglas;  sie  zogen  nach  dem  See  Linn  Formait  („Wasser 
des  Neides")  und  brachten  400  Gefangene  von  den  Inseln; 
dort  „bei  den  Griechen"  erschlug  CüChulainn  den  Rinn  mac 
Niuil  und  Kuad  mac  P'orniuil,  Fer  B?eth  den  Bläth  mac 
Colbai,  liUgaid  den  Mugairne  vom  „tyrrhenischen"  Meer,  Fer 
Diad  den  Dam  Dreime[n]d  und  Dam  Dllenn;  sie  töteten 
Germän  und  zerstörten  seine  Burg,  und  Scäthach  stiftete 
einen  Bund  zwischen  ( ■üC'hulainn  und  Fer  Diad. 

*)  Das  Gedicht  ist  in  Debide,  aber,  da  GBL  2725  die  Anfaugsworte 
A  Fir  Diad  zitiert,  doch  ursprünglich  oder  wenigstens  Umbildung  eines 
älteren  Gedicht«.    Inhaltlich  klingt  es  an  I  §  3  (S.  224)  an. 


II,  8.    Die  luteipolazioueu  in  FasHung  I  der  Taiii  bo  (.'uailiij^e.     235 

fallen  sollen,  stirbt  dieser,  und  auf  CuChulainn  senken   sich 
schwere,  todesähnliche  Wolken. 

Das  Übrige  hat  wohl  im  Allgemeinen  II  entsprochen. 
IV,  98  erzählt  noch:  als  Laeg  den  ycp.  bulfja  aus  Fer  Diad's 
lieib  geschnitten  hat  und  hinter  CüChulainn  drein  kommt, 
erbleicht  dieser  („er  wendet  das  x4ussehn").  weil  er  immer 
noch  glaubt,  Fer  Di  ad  haue  auf  ihn  ein.  Das  kann  von  IV 
hinzuerfunden  sein. 


Dann  fordert  Laeg  seinen  Herrn  auf,  die  Furt  zu  ver- 
lassen. Er  tut  es  mit  dem  Ausspruch,  im  Vergleich  mit 
diesem  Kampf  sei  jeder  der  früheren  nur  ein  Spiel  gewesen. 
Das  wird  zum  Schluß  von  ihm  in  einem  längeren  Gedicht 
ausgeführt,  i) 


^)  Da  GBL  2726  ff.  nur  zwei  vierzeilige  Strofen  davon  hat ,  ist  es 
wohl  in  II  erweitert  worden.  IIb  läßt  am  Ende  des  folgenden  Abschnitts 
(Kap.  6  §  69)  Fer  Diad  durch  die  Irländer  bestattet  werden. 


Kap.  8.    Die  Interpolazionen  in  Fassung  T. 

Wie  oben  Kap.  8  S.  100 f.  bemerkt  worden  ist,  linden  sich  in  zwei 
Handschriften  des  älteren  Textes  der  Täin  —  außer  kleinen,  unwichtigen 
Änderungen  und  beigefügten  Glossen  —  einige  beträchtlichere  Einschtibe, 
in  der  sehr  fragmentarischen  Handschrift  Eg.  1782  im  fortlaufenden  Text, 
in  LU  von  späterer  Hand  in  den  alten  Text  eingetragen.  Die  Quelle  für 
den  luterpolator  von  LU  war  eine  Handschrift  von  der  Art  von  Eg.  1782. 
aus  der  er  ergänzte,  was  im  alten  Teil  von  LU  fehlte. 

Die  Interpolazionen  (58  —  80,  1362—1486,  1643—1708,  2163  —  2182) 
linden  sich,  so  weit  LU  reicht,  durch  alle  Teile  der  Täin  zerstreut.  Dem 
ersten  luterpolator  hat  also  neben  I  eine  vollständige  zweite  Erzählung 
der  Täin  vorgelegen,  nicht  etwa  nur  einzelne  Episoden.  Daraus  hat  er 
wohl  solches  ausgezogen,  was  ihm  gegenüber  dem  andern  Text  Neues  zu 
bieten  schien.  Die  interpolierten  Abschnitte  bestehen  zum  Teil  aus  sehr 
abgerissenen  Stücken,  so  daß  man  sieht,  daß  verbindende  Glieder  über- 
sprungen sind.  Jene  vollständige  Fassung  war  nun  aber  nicht  ein  voll- 
wertiges Gegenstück  zu  den  Fassungen  A  und  B,  die  in  der  Kompilazion  I 
vereinigt  sind.  Sie  war  viel  jünger.  Das  zeigt  schon  die  Sprache.  Wenn 
auch  vielfach  alte  Sprachformen  darin  vorkommen,  so  sind  daneben  doch 
auch  Redewendungen  und  Konstrukzionen  häufig,  die  vor  dem  11.  Jahr- 
hundert unmöglich  sind  und  die  nicht  erst  durch  Abschreiber  hinein- 
geraten sein  können.  Dazu  tritt,  daß  in  den  Interpolazionen  sich  Parallel- 
stücke gerade  auch   zu   den  jüngsten   Teilen   der  Tain  (Kap.  0  §  58.  60) 


l 


236     II,  8.   Die  luterpolazionen  in  Fassung  I  der  Tain  bo  Cuailnge. 

finden.  Somit  wird  jene  Gesamtfassung  jünger  als  die  Kompilazion  I  ge- 
wesen sein.  Der  Verfasser  hat  diese  wohl  als  Ganzes  gekannt,  aber 
vielleicht  nicht  schriftlich  vor  sich  gehabt;  er  wird  eine  einheitlichere, 
aber  kürzere  Erzählung  niedergeschrieben  haben  mit  vielen  —  willkürlichen 
und  unwillkürlichen  —  Neuerungen.  Er  kennt  auch  manche  andere  ältere 
Sagen,  wie  allerlei  Anspielungen  verraten.  lu  der  Sprache  lehnt  er  sich 
an  diese  alten  Muster  an,  ohne  daß  es  ihm  gelingt,  den  Sprachcharakter 
seiner  eigenen  Zeit  ganz  zu  verleugnen;  doch  hat  er  den  bombastischen 
Stil  der  jüngsten  Teile  der  Täin  nicht  nachgeahmt.  Ästhetisch  haben  wir, 
nach  den  erhaltenen  Bruchstücken  zu  urteilen,  durch  den  Untergang  des 
Ganzen  nicht  allzuviel  verloren.  Ob  diese  Fassung  um  1100,  als  LU  ge- 
schrieben wurde,  noch  gar  nicht  bestand  oder  ob  sie  nur  die  Schreiber  der 
Handschrift  nicht  kannten,  können  wir  nicht  wissen.  Denkbar  ist,  daß  sie 
erst  dem  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  angehört ;  jedenfalls  fällt  sie  früher 
als  Fassung  II,  da  deren  Verfasser  ihre  Bruchstücke  schon  als  Einschübe 
in  I  vorgefunden  und  mitbenutzt  hat. 

Mit  der  Analyse  der  vier  interpolierten  Abschnitte  gebe  ich  den 
Nachweis  der  entsprechenden  Teile  in  I. 

I. 

Das  erste  Stück  ist  das  Gedicht  58 — 80  der  Profetin 
P'edelm,i)  die  also  auch  in  dieser  Fassung  auftrat.  Sie 
schildert  darin  CüChulainn  mac  Sualdaim  und  seine  Taten. 
Es  werden  ihm  hier  (69)  zwei  gce  hulga  zugeschrieben  (viel- 
leicht weil  er  in  der  Kompilazion  I  sowohl  Loch  als  Fer 
Diad  mit  einem  solchen  umbringt). 

II. 

1.  (1362  — 1369). 2)  Ailill  will  cairde  claidib  „Waffen- 
stillstand des  Schwertes"  mit  CüChulainn  schließen.  [Es  muß 
vorausgegangen  sein,  welche  Bedingungen  ausgemacht  wurden.] 
Der  zu  ihm  gesandte  Lugaid  nennt  diese  Bedingungen  einen 
Hohn:  die  Auslieferung  seiner  Frauen  und  Mädchen  und  der 
Hälfte  seiner  Rinder;  noch  schwerer  falle  ihnen  (den  Feinden) 
jedoch,  von  ihm  erschlagen  zu  werden  [er  hat  sich  auch  hier 
den  täglichen  Zweikampf  ausbedungen]  und  ihm  Speise  zu 
liefern.  Eine  Woche  lang  tötet  er  täglich  einen  Gegner,  und 
als  man  ihm  das  Wort  bricht  und  zwanzig  auf  einmal  gegen 
ihn  schickt,  fallen  auch  diese. 

')  Siehe  Kap.  0  §  2. 
•-')  Vgl.  Kap.  6  §  38. 


II,  8.    Die  lüterpolazioneu  iu  FassuD^  I  der  Tttin  br»  Ouailii^e.     2H7 

2.  (1369—1379).  Ailill  sendet  Fergus  zu  ihm,  damit  er 
einen  Ortswechsel  bewillige.  Man  zieht  nach  Cronecli  und 
dort  erlegt  er  48  Mann,  die  summarisch  aufgezählt  werden, 
darunter  zehn  Narren  und  zehn  Trankträger,  ^j  Nachdem 
man  die  Zelte  in  Crönech  aufgesclilagen  hat,  läßt  ihn  Medb 
[abermals]  um  cairde  daidih  bitten  und  bietet  ilim  die  Hälfte 
aller  dort  befindlichen  Rinder  an.  Er  nimmt  es  an,  nui-  solle 
der  Vertrag  nicht  [wieder]  gebrochen  werden. 

3.  (1380—1414).  Ailill  will,  um  das  Heer  ganz  von  Cü- 
Ohulainn  zu  befreien,  ihm  seine  Tochter  Finnabair  anbieten. 
Der  ausgesandte  Maine  Athramail  trifft  auf  Laeg,  erhält 
aber  auf  die  Frage,  wessen  Mann  er  sei,  erst  nach  zwei- 
maliger Wiederholung  die  Antwort,  er  sei  der  Mann  Cü- 
Chulainns,  und  er  solle  ihn  in  Ruhe  lassen,  sonst  schlage  er 
ihm  den  Kopf  ab.  Bestürzt  geht  er  weiter  zu  CüChulainn 
und  findet  ihn  ohne  Hemd  bis  zum  Gürtel  im  Schnee  sitzend, 
der  aber  durch  seine  Hitze  eine  Männer-Elle  weit  schmilzt. 2) 
Auf  dieselbe  dreimalige  Frage  antwortet  dieser,  er  sei  der 
Mann  Conchobors,  und  er  solle  ihn,  so  lieb  ihm  sein  Kopf  sei« 
in  Ruhe  lassen.  So  kehrt  Maine  un verrichteter  Dinge  zu 
Ailill  und  Medb  zurück.  Als  nun  Lugaid  ausgeschickt  wird 
und  ihm  den  Vorschlag  macht,  befürchtet  CüChulainn  einen 
Betrug.  Aber  Lugaid  beruhigt  ihn,  es  sei  ein  Königswort; 
so  nimmt  er  an.  Ailill  heißt  aber  seinen  Narren  das  Königs- 
diadem aufsetzen; 3)  er  solle  CüChulainn  nur  von  Weitem  an- 
reden und  ihm  das  Mädchen  verloben;  so  werde  dieser  das  Heer 
nicht  mehr  aufhalten,  bis  er  mit  den  Ultern  zur  (Schluß-) 
Schiacht  komme.  Der  Narr  tut  in  Begleitung  des  Mädchens 
wie  befohlen.  Aber  CüChulainn  erkennt  ihn  an  der  Sprache 
und  schießt  ihm  mit  einem  Schleuderstein  das  Hirn  aus  dem 
Kopf.  Dann  geht  er  zu  Finnabair  hin,  schneidet  ihr  beide 
Haarflechten  ab  und  pflanzt  einen  Steinpfeiler  durch  ihren 

^)  Vgl.  Kap.  6  §  43.  Auch  sie  werden  nach  1373  f.  alle  im  Zwei- 
kampf erschlagen.  Das  stimmt  nicht  recht  zum  Folgenden,  wo  der  Ver- 
trag erst  wieder  erneuert  wird;  und  daß  er  Zweikämpfe  mit  Narren  und 
Trankträgern  ausficht,  ist  unwahrscheinlich.  Vermutlich  ein  ungeschickter 
Zusatz  des  Interpolators. 

'^)  Vgl.  Kap.  6  §  38. 

»)  Vgl.  Kap.  6  §  64. 


238     II,  8.    Die  Interpolazionen  in  Fassung-  I  der  Tain  bö  Cuailuge. 

Mantel  und  ihr  Unterkleid,  einen  zweiten  durch  die  Leiche 
des  Narren  und  verläßt  sie.  Beide  Steinpfeiler  sind  noch 
heute  dort.  Nach  langem  Warten  suchen  ihre  Leute  sie  auf 
und  finden  sie  in  diesem  Zustand.  Von  da  an  bestand  kein 
cairde  mehr  mit  CüChulainn. 

4.  (1415 — 1431).  0  Gegen  Abend  sehen  die  Heerscharen 
Steine  von  vorn  und  von  hinten  in  der  Luft  zusammenprallen, 
so  daß  sie  zwischen  Fergus',  Ailills  und  Nera's^)  Lager  herunter- 
fallen und  man  sich  mit  den  Schilden  gegen  sie  decken  muß. 
Daher  Mag  Clochair  („Steinfeld").  Das  rührte  von  CüRoi  mac 
Däire  her,  der  seinen  Leuten  zu  Hilfe  nach  Cotail  gekommen 
war,  und  von  Muinremur  mac  Gerrcinn,  der  sich  zur  Unter- 
stützung CüChulainns  von  Emain  Macha  nach  Ard  Roich  be- 
geben hatte.  Das  Heer  bittet  sie  aufzuhören;  so  schließen 
sie  Frieden,  und  CüRoi  kehrt  nach  Hause,  3)  Muinremur  nach 
Emain  Macha  zurück.  Medb  und  Ailill  erbitten  sich  wieder 
von  CüChulainn  die  Erlaubnis,  den  Ort  wechseln  zu  dürfen.'») 

5.  (1431 — 1447).  Nun  begann  das  noinden  der  Ulter  zu 
weichen.  Sobald  die  Einzelnen  erwachen,  brechen  sie  gegen 
das  feindliche  Heer  auf,  so  daß  der  „Schlag"  (ihr  Leiden)  sie 
von  neuem  ergreift.  Die  Knabenschar s)  in  Emain  Macha 
[die  vom  Schwächezustand  nicht  befallen  ist]  bedauert  die 
Verlassenheit  CüChulainns.  Fiachna  Fuilech  („der  Blutige. 
Wundenreiche")  mac  Fir  Febe,  der  Bruder  von  Fiachna 
Fialdana  mac  Fir  Febe,^)  stellt  sich  an  die  Spitze  von 
150  Knaben,  dem  Drittel  aller  Knaben  Ulsters,  und  sie  ziehen 
mit  ihren  Balltreibstöcken  aus.  Ailill  sieht  sie  kommen  und 
Fergus  erkennt  sie.  150  Krieger  rücken,  ohne  daß  CüChulainn 
von  Allem  Kunde  hat,  ihnen  entgegen  und  im  Kampfe  fallen 


0  Vgl.  Kap.  6  §  76. 

2)  Nera,  hier  mit  dem  Genitiv  Nerann  (sonst  Nerai),  ist  der  Held 
der  Sage  Echtra  Nerai  (Kap.  22),  kommt  aber  in  der  älteren  Täin  nicht  vor. 

^)  Den  Zusatz,  daß  CüRoi  vor  dem  Kampf  mit  Fer  Diad  nicht 
wiederkam,  hat  der  luterpolator  gemacht,  weil  ja  in  der  Kompilazion  §  76 
GüEoi  nochmals  auftritt. 

*)  Wohin  man  zieht,  hat  der  luterpolator  nicht  mit  aufgenommen. 

^)  Vgl.  Kap.  6  §  58. 

•')  Dieser  Name  ist  aus  Ftachu  mac  Fir  Febe  der  älteren  Tain  und 
Fiacha  Fialdäna  DimraWi  §  63  zusammengeschweißt,  sei  es  erst  vom 
Interpolator,  sei  e.>=5  schon  von  seiner  Quelle. 


11,  8.   Die  Interpolazioueu  in  FasHung  1  der  Täin  bß  Ouailng-e.     289 

beiderseits  Alle  bei  Lia  Toll  „dem  dunthlöcherten  Stf-in",  der 
daher  Lia  Fiachrach  meic  Fir  Febe^j  heißt. 

6.  (1448—1456).  Ailill  rät,  CaChulainn  um  eiue  (Jrts- 
veränderuiig  zu  bitten,  da  man  mit  Gewalt  nicht  über  ihn 
weg  komme.  Denn  sein  Ion  läith  war  emporgesprungen.  Die 
Wutverzerrung  CüChulainns  wird  ähnlich  wie  in  Kap.  fi  §  60 
geschildert,  nur  kürzer  und  mit  einigen  Abweichungen;  z.  B. 
werden  seine  Haare  so  scharf  wie  Dornen  und  an  ihrem 
Ende  stehen  Blutstropfen;  CüChulainn  kennt  weder  Freund 
noch  Feind  und  schlägt  nach  hinten  und  vorn.  Darum  nennen 
ihn  die  Fir  Öl  n-Ecmacht  (die  Connachter)  in  riafifartha  „den 
Verzerrten".  2) 

7.  (1457  —  1479).  [Banckath  Hochacla.Y^)  CüChulainn 
sendet  seinen  Wagenlenker  zu  Rochad  mac  Fäithemain  um 
Hilfe,  dem  schönsten  Ulter  seiner  Zeit,  in  den  Finnabair  ver- 
liebt ist.  Er  zieht  mit  hundert  Kriegern,  die  ihm  aber  nicht 
einmal  bis  zur  Schulter  reichen,  heran  und  Ailill  schickt  ihm 
Finnabair  und  hinter  ihr  hundert  Krieger  entgegen.  Ein 
Reiter  lädt  Rochad  ein,  sich  allein  zu  einem  Stelldichein  mit 
Finnabair  zu  begeben.  Während  er  das  ausführt,  werden 
seine  Leute  geschlagen;  er  selber  wird  ergriffen,  aber  wieder 
freigelassen  mit  der  Verpflichtung,  erst  mit  den  übrigen  Ultern 
gegen  das  Heer  zu  kämpfen.  Da  man  ihm  auch  Finnabair 
verspricht,  kehrt  er  in  der  Tat  um. 

8.  (1480  —  1486).  Ailill  und  Medb  senden  Lugaid  zu 
CüChulainn,  um  ihn  um  cairde  claidib  zu  bitten.  Er  verlangt 
einen  Kämpfer  an  der  Furt  für  den  folgenden  Tag.  Statt 
dessen  kommen  sechs  königliche  Söldner  dorthin,  Tron- 
berechtigte  der  Clanna  Dedad,  nämlich  drei  Duib  („Schwarze") 
von  Imlech  und  drei  Deirg  („Rote")  von  Sruthair.  Aber  er 
tötet  alle  sechs. 


^)  Die  Namen  Fiachu  (Fiachd),  Fiachna  und  Fiachra  gehen  in  den 
Texten  fortwährend  durcheinander. 

*)  Die  Folgen  dieser  Wutverzerrung  bringt  der  Interpolator  nicht; 
sie  werden  ähnlich  wie  in  §  60  gewesen  sein. 

^)  Vgl.  Bangleo  Bochada  Kap.  6  §  73.    Auch  cath  bedeutet  „Kampf". 


240     II.  8.    Die  luterpolazionen  in  Fas.sung  I  der  Tain  bö  Ouailn^e. 

IIL 

Diese  Abschnitte*)  sind  vom  Interpolator  mitten  in  die  Episode  von 
Lüch  (§51a  — 52)  eingeschoben,  aber  mit  einigen  vermittelnden  Sätzen 
(1643 — 1649).  Da  Loch  nicht  mit  einem  Unbärtigen  kämpfen  will,  nimmt 
CüChulainn  eine  Handvoll  Gras  und  spricht  einen  Spruch  darüber,  so  daß 
Alle  glauben,  er  habe  einen  Bart,  und  Loch  sich  nicht  länger  weigern 
kann.  Nur  will  er  (ohne  angegebenen  Grund)  erst  nach  sieben  Tagen  mit 
ihm  kämpfen.    Medb  möchte  aber  CüChulainn  nicht  so  lange  in  Kühe  lassen. 

1.  (1649 — 1655).  Jede  Nacht  sendet  sie  eine  Krieger- 
schar, um  Jagd  auf  ihn  zu  machen;  aber  er  tötet  sie  alle  in 
Äth  Grencha.  Es  werden  die  Namen  von  66  Männern  ge- 
nannt, die  er  dort  in  einer  Woche  erschlagen  hat.  2) 

2.  (1656—1700).  Über  diese  Verluste  betrübt,  beschließt 
Medb,  CüChulainn  durch  List  aus  dem  Wege  zu  räumen.  Sie 
läßt  ihn  durch  Traigthren^)  zu  einer  Zusammenkunft  ent- 
bieten, um  Frieden  zu  schließen;  er  solle  unbewaffnet  kommen, 
wie  auch  sie  nur  von  ihren  Frauen  begleitet  sein  werde. 
Laeg  befürchtet  aber  einen  Betrug:  ein  Krieger  ohne  Waffen 
werde  wie  ein  Feigling  behandelt;  und  CüChulainn  läßt  sich 
bestimmen,  sein  Schwert  unter  das  Kleid  zu  verstecken. 
Wirklich  hat  Medb  v^or  der  Zusammenkunft,  die  in  Ard 
Aignech  stattfindet,  „das  heute  Fochaird  (Focherd)  heißt", 
14  hervorragende  Männer  ihres  Gefolges  in  den  Hinterhalt 
gelegt,  deren  Namen  aufgezählt  werden.  Sie  schießen  gleich- 
zeitig ihre  14  Spere  ab,  aber  CüChulainn  entgeht  diesen, 
stürzt  sich  unter  sie  und  tötet  alle.  [Das  sind  die  Männer 
von  Crönech  (fir  Chrönige)\  denn  in  Crönech  bei  Focherd 
wurden  sie  erschlagen.]  4)  CüChulainn  spricht  ein  Gedicht: 
„Gut  ifö)  ist  meine  Kunst  {cerd)  der  Kriegerschaft"  usw. 
Daher  der  Name  Focherd.  ■>) 


*)  Sie  sind  auch  in  die  Fassung  III  der  Täin  (Nettlau  §  70—75) 
nachträglich  aus  einer  Handschrift  der  interpolierten  Fassung  I  unver- 
ändert eingefügt  worden. 

'^)  Es  kann  also  fianlcech,  obschon  vom  Schreiber  so  gefaßt,  nicht  als 
Kompositum  angesehen  werden,  das  einen  einzelnen  Krieger  bezeichnen 
würde,  sondern  ist  in  fiati  Icech  „Bande  von  Kriegern"  aufzulösen. 

•^)  Vgl.  Kap.  6  §  87. 

*)  Das  wird  ein  Zusatz  des  Interpolators  sein,  vgl.  oben  II,  2  (S.  237). 

^)  Das  ist  also  eine  neue  (vierte)  Etymologie  von  Focherd,  vgl.  Kap.  G 
§  43  und  47. 


II,  9.   Einleitung  in  Fassung  II  der  Tain  bö  (y'iiailnge.  241 

3.  (1701—1702).    CüChulainn  überrascht  die  Feinde  beim 

Lagersclilagen    und   tötet   zwei   Dagn.    zwei   Änle    und   vier 

Düngas  von  ImlechJ) 

(1703—1708)  Übergang  zum  alten  Text:  Medb  stachelt  nun  L<jch 
zum  Kampf  an,  indem  sie  bemerkt,  daß  ihm  der  kleine  CüChulainn  nicht 
gewachsen  sei,  da  sie  ja  eine  Lehrmeisterin  gehabt  hätten.'^) 

IV. 

(2163 — 2181).  Medb  sendet  Mann  Muresci  mac  Däiri 
von  den  Domnannaig,  einen  Bruder  von  Damän,  dem  Vater 
Fer  Diad's,  gegen  CüChulainn;  er  ist  ein  Viel -Esser  und 
Viel -Schläfer,  der  eine  so  böse  Zunge  hat  wie  Dubthach  Dael 
Ulad,  so  kräftige  Glieder  wie  Muinremur  mac  Errcinn  und 
so  stark  ist  wie  Triscod.^)  Er  gedenkt  den  unbärtigen 
Krieger  ohne  Waffen  zwischen  seinen  Händen  zu  zerreiben 
und  wird  von  Laeg,  der  ihn  kommen  sieht,  seinem  Herrn  be- 
schrieben. Sie  ringen  miteinander,  und  Mann  wirft  CüChulainn 
dreimal  zu  Boden.  Da  reizt  diesen  sein  Wagenlenker:  wenn 
es  sich  um  den  „Heldenbissen''  von  Emain  handelte,  würde 
er  sich  dem  andern  überlegen  zeigen.^)  Das  entflammt  Cü- 
Chulainns  Zorn  und  er  wirft  Mann  an  einen  Steinpfeiler,  daß 
er  in  Stücke  geht.  Daher  Mag  Mannachta,  der  Ort,  wo  die 
Gewalttat  {echt)  an  Mann  vor  sich  ging. 

Damit  bricht  die  interpolierte  Handschrift  LU  ab.  Ob  und  welche 
Einschübe  sich  im  weiteren  Text  fanden,  können  wir  nicht  mehr  be- 
stimmen. 

Kap.  9.    Die  Einleitung  in  Fassung  II. 

Der  Kompilator  der  Täin  beginnt  ohne  jede  Einleitung:  ,,Es  wurde 
ein  großer  Heereszug  durch  die  Counachter  gerüstet",  ohne  daß  Ursache 
und  Zweck  auch  nur  angedeutet  wäre.  Der  Bearbeiter  C,  der  ein  ab- 
gerundetes Ganzes  bieten  wollte,  hat  das  ergänzt,  und  wir  werden  gestehen 
müssen,  daß  er  dabei  keine  üble  Erfindergabe  zeigt.    Aber  man  sollte  .sich 

1)  Vgl.  Kap.  6  §  43,  ein  Abschnitt,  auf  dem  schon  oben  II,  2  (S.  237) 
teilweise  beruht. 

'^)  Das  ist  nach  der  älteren  Kompilazion  nur  für  Fer  Bseth  und  Fer 
Diad,  nicht  für  Loch  richtig. 

")  Eine  Gestalt  der  Sage  Mesca  Ulad  (Kap.  47). 

*)  Vgl.  zum  „Heldenbissen"  die  Sage  Kap.  46. 

Tli  urne y  8  en  ,  Die  irische  Helclou-  uml  Königsiiyo.  \Q 


242  II,  9.   Einleitung-  in  Fassung  II  der  Tain  bo  Cuailnge. 

hüten,  in  dieser  humoristischen  Einleitung  des  12.  Jahrhunderts,  bei  der 
die  Königin  Medb  schlecht  wegkommt,  Uraltes  zu  sehen,  den  „Zusammen- 
stoß des  keltisch -arischen  Vaterrechts  mit  dem  Mutterrecht  der  vor- 
keltischen Bewohner  der  britischen  Inseln".^) 

Im  Aufmarsch  der  Ulter  (Kap.  6  §  82,  3319  ff.)  werden  drei  Helden 
geschildert,  die  Fergus  erkennt  als  Eus,  Däire  und  Imchath,  die  drei 
Söhne  Fiachna's,  die  dem  Stier  nachziehen.  Er  nennt  sie  „die  drei 
Kämpen  von  Cuib,  die  drei  Tatkräftigen  von  Midluachair,  die  drei 
Fürsten  von  Both{?),^)  die  drei  Alten  von  Ost-Fuait".  Der  Stier  wird 
ja  nach  §  25  und  40  aus  der  Landschaft  Cuib  geraubt.  Am  Ende  der 
Täin  wird  aber  von  den  dreien  nur  Däire  genannt :  nach  §  93  (3675  ff.) 
geht  der  Stier  auf  der  Straße  von  Midluachair  nach  Cuib;  „dort  hatte  er 
bei  den  gelten  Kühen  von  Däire  geweilt".  Also  Däire  war  nicht  der  Be- 
sitzer des  Stiers;  der  war  ja  nur  auf  die  Warnung  der  Morrlgain  hin  aus 
Cuailnge  nach  Sliab  Cuilinn  in  Cuib  geflohen  (§  25.  40).  Aber  da  Däire 
dem  aus  seinem  Lande  geraubten  Stier  nachzieht,  lag  es  nahe,  ihn  als 
solchen  zu  fassen.  So  wird  der  Stier  in  der  auf  der  Täin  beruhenden  Sage 
Täin  Bü  Regamna  (Kap.  21)  „Dub  ('der  Schwarze')  von  Cuailnge,  der  Stier 
von  Däire  mac  Fiachna"  genannt.  Also  Däire  ist  durch  den  Stier  auch  selber 
nach  Cuailnge  versetzt  worden.  So  wird  auch  in  dem  jungen  Stück  der 
Kompüazion,  „Aufgebot  der  Ulter^  (§  78),  „zu  den  drei  Söhnen  Fiachna's 
nach  Cuailnge"  gesandt  (3036).  Danach  hat  sich  unser  Verfasser  gerichtet; 
er  macht  Däire  zum  Eigentümer  des  Stiers  in  Cuailnge.  Auch  darin,  daß 
er  uns  die  ganze  Verwandtschaft  von  Medb  und  AiliU  vorführt,  zeigt  er 
sich  als  Kind  einer  jungem  Zeit,  die  gerne  die  Sagengestalten  in  großen 
Geschlechtem  vereinigte. 

1.  (Windisch  1—84).  Als  einst  Ailill  und  Medb  ihr 
königliches  Lager  in  der  Cruachain-Burg  in  Connaught  ge- 
spreitet worden  war,  ereignete  sich  das  „Kopfkissen -Gespräch" 
zwischen  ihnen.  Es  sei  wahr,  meint  Ailill,  daß  das  Weib 
eines  guten  Mannes  selber  gut  sei,  und  fügt  auf  Medbs  ver- 
wunderte Frage  hinzu:  es  gehe  ihr  besser,  als  da  er  sie  ge- 
heiratet habe;  denn  damals  habe  sie  auf  „Weibergut''  ge- 
sessen und  ihre  nächsten  Nachbarn  hätten  bei  ihr  geraubt 
und  geplündert.  —  Durchaus  nicht,  erwidert  Medb;  denn  ihr 
Vater  sei  der  Hochkönig  von  Iiiand,  Eocho  Feidlech  mac 
Finn^)  gewesen,  und  sie  habe  ihre  fünf  Schwestern  Derbriu. 
Ethe  (Ethne  IIb),  Ele,  Clothru  und  Mugain  übertroffen  an 
Freigebigkeit  und  Tapferkeit  und  habe  viele  auswärtige  und 
inländische  Söldner  in  Dienst  gehabt.    Darum  habe  ihr  Vat«r 

0  Zimmer,  Sitz.-Ber.  der  Berliner  Akad.  1909,  S.  84. 

'*)  Roth  ist  Genitiv;  >'om.  Rü? 

•)  Der  5^tammbaum  wird  bis  auf  .Eugus  Turbech  hinaufgeführt. 


II,  9.    Einleitung  in  Fassung  II  der  Tain  hry  Ouailnge.  243 

ihr  das  „Fünftel"  von  Cruachain  übergeben.  Sie  sei  um- 
worben worden  von  Finn  mac  Rosa  Euaid,  König  von  Leinster, 
von  Cairbre  Nia-Fer  mac  Rosa  Ruaid,  König  von  Temair, 
von  Concliobor  mac  Fachtna,  König  von  Ulster,  und  von 
Eochu  Bec,^)  habe  aber  alle  abgewiesen,  weil  sie  nur  einen 
Mann  ohne  Kargheit  und  P'urcht  und  Eifersucht  gewollt 
habe.  Denn  hätte  ihr  Mann  durch  die  beiden  ersten  Eigen- 
schaften ihr  nachgestanden,  so  wäre  dies  ein  Schimpf  für  ihn 
gewesen.  Und  einen  Eifersüchtigen  habe  sie  nicht  brauchen 
können,  weil  immer  ein  Mann  den  andern  bei  ihr  abgelöst 
habe.  In  ihm,  iVilill  mac  Rosa  Ruaid,  habe  sie  gefunden, 
was  sie  suchte,  und  habe  ihm  als  Heiratsgabe  Gewand  für 
zwölf  Männer,  einen  Wagen  im  Wert  von  21  cumal,  ein  Stück 
Gold  von  der  Breite  seines  Gesichts  2)  und  finnruine  im  Ge- 
wicht seines  linken  Vorderarms  eingebracht.  Daher  sei  die 
ihm  zukommende  gerichtliche  Buße  (deren  Höhe  sich  nach 
dem  Stande  des  Klägers  richtet)  nicht  höher  als  die  ihrige, 
weil  er  ein  „Mann  auf  Weibergut"  sei.  —  Das  bestreitet 
Ailill.  Seinen  Brüdern  Finn  und  Cairbre  habe  er  nur  darum 
das  Königtum  von  Leinster  und  Temair  überlassen,  weil  sie 
die  älteren  gewesen  seien;  darum  habe  er  sich  zum  „Fünftel" 
in  Frauenbesitz  gewandt,  zugleich  als  Nachfolger  seiner  Mutter 
Mäta  Murisc  ingen  Mägach  (die  aus  Connaught  stammte).  — 
Immerhin,  beharrt  Medb,  sei  sie  reicher  als  er.  —  Das  sollte 
ihn  wundern,  erwidert  Ailill. 

Da  bringt  man  vor  sie,  was  jedes  von  beiden  besitzt: 
ihre  Wertgegenstände,  ihre  Fässer,  Eimer  und  andern  Ge- 
fäße, ihr  buntes  Gewand,  ihren  Goldschmuck;  dann  ihre  Schaf-, 
Pferde-  und  Schweineherden.  Es  zeigt  sich  beim  Nachzählen, 
daß  sie  beide  genau  gleich  viel  besitzen.  Auch  ihre  Rinder- 
herden erweisen  sich  als  gleich;  nur  hat  Aiüll  darüber  hinaus 
einen  ausgezeichneten  Stier,  Namens  Finnbennach.  Er  war 
zwar  ein  Kalb  aus  Medbs  Herde  gewesen,  aber,  um  nicht  im 
„Weibergut"  zu  bleiben,  zu  Ailills  Rindern  übergegangen. 
Nun  kommt  es  Medb  vor,  als  ob  sie  nicht  einen  Pfennig 
(j>enmng)  besitze. 

^)  Dieser  ist  der  Sage  Täin  Bö  Dartada  (Kap.  19)  entnommen. 

*)  Das  ist  aus  Mesca  Ulad  (Kap.  47 A  §  8)  entlehnt,   einer  Sage,  die 


unser  Verfasser  gleichfalls  bearheitet  hat. 


IG^ 


244  II,  9.   Einleitung  in  Fassung-  II  der  Tain  bo  Cuailnge. 

2.  (84—160).  Sie  beruft  den  Pferdeknecht  (Boten)  Mac 
Rothi)  zu  sich  und  fragt  ihn,  ob  er  irgendwo  in  Irland  einen 
ähnlichen  Stier  kenne.  Er  weiß  sogar  einen  bessern  in  der 
Dreitausendschaft  von  Cuailnge  im  Hause  von  Däire  mac 
Fiachna(i),  genannt  Donn  Cuailnge.  Sie  sendet  ihn  dorthin: 
Däire  solle  ihr  den  Stier  auf  ein  Jahr  leihen  und  dafür 
fünfzig  Färsen  erhalten.  Oder,  wenn  seine  Landsleute  das 
nicht  zuließen,  solle  er  selber  mit  dem  Stier  kommen;  er 
werde  so  viel  Land,  als  er  besitze,  vom  besten  in  Mag  Ai 
erhalten,  dazu  einen  Wagen  von  21  cumal  und  „die  Freund- 
schaft ihres  Schenkels". 2)  Neun  an  Zahl  ziehen  die  Boten 
zu  Däire  und  werden  willkommen  geheißen.  Als  Mac  Roth 
seinen  Vorschlag  macht,  frohlockt  Däire  so  darüber,  daß  die 
Säume  des  Polsters  unter  ihm  platzen.  Man  spreitet  frische 
Binsen  unter  die  Ankömmlinge  und  bewirtet  sie  reichlich, 
bis  sie  trunken  sind.  In  einem  Zwiegespräch  zwischen  zwei 
Boten  preist  der  eine  ihren  Wirt,  und  der  andere  meint,  nur 
Conchobor  selber  sei  ihm  überlegen.  Aber  ein  Dritter,  der 
sich  einmischt,  verwünscht  sie;  denn  hätte  Däire  den  Stier 
nicht  gutwillig  hergegeben,  hätte  man  ihn  mit  Gewalt  ent- 
führt. Das  hört  der  eben  eintretende  Mann,  der  das  Ver- 
teilen besorgt;  ohne  ein  freundliches  oder  unfreundliches  Wort 
setzt  er  Speise  und  Trank,  welche  zwei  Begleiter  bringen, 
hin  und  eilt  zu  Däire,  ihm  das  Gehörte  zu  melden.  Der 
schwört  nun,  sie  würden  den  Stier  weder  gutwillig  noch  mit 
Gewalt  erhalten.  Am  andern  Morgen  erklärt  er  ihnen,  wenn 
sie  nicht  bloß  Boten  wären,  würde  keiner  von  ihnen  am 
Leben  bleiben.  Vergeblich  sucht  ihn  Mac  Eoth  zu  be- 
sänftigen: er  solle  nicht  auf  die  ßede  trunkener  Boten  achten. 
Sie  müssen  un verrichteter  Dinge  nach  der  Cruachain-Burg 
abziehn.  Aber  Medb  macht  sich  nichts  aus  dem  abschlägigen 
Bescheid;  wenn  der  Stier  nicht  gutwillig  gegeben  werde, 
werde  er  eben  mit  Gewalt  entführt  werden. 

1)  Siehe  Kap.  6  §  38. 

2)  Siehe  Kap.  7  §  1. 


II,  10.   Diniisenchas  Ath  Liiaiji  und  Mag  Tarbga.  24o 

Kap.  10.    Diniisenchas. 

Das  Diiinsenchas  (s.  Teil  I  Kap.  13)  hat  verhältnismäßig  wenig  ans 
der  Täin  geschöpft.    Ich  stelle  die  par  Nummern  hier  zusammen. 

1.   Äth  Luain  und  Mag  Tarbga. 

Das  einzige  Gedicht  der  älteren  Sammlung  A,  das  an 
die  Täin  anknüpft,  ^  berichtet  zunächst  von  der  Königin  von 
Connaught  Medb  ingen  Echach  Fedlich  und  ihrem  Gatten 
Ailill  mac  Eosa  Ruaid  ocus  Mäta  Murisc  und  zählt  dann 
zwei  andere  Frauen  auf,  die  ähnlich  über  ihren  Männern  ge- 
standen haben:  Macha  über  Cimbaeth  (s.  Teil  IV)  und  Medb 
Lethderg  („die  Halb -Rote")  von  Liamain  über  Art.  2)  Dann 
wird  kurz  erzählt,  wie  Medb  Cuailnge  verwüstet  und  die 
Frau  Conall  Cernach's^)  wegführt,  ferner  den  Stier  Donn 
Cuailnge  aus  Glenn  na  Samaisce  („Tal  der  Färsen")  erbeutet, 
der  auch  hier  als  Eigentum  von  Däire  mac  Fiachrach  er- 
scheint (wie  in  II),  und  nach  drei  Wintermonaten  heimkehrt. 
Nach  Lichtmeß,  am  7.  Tag  des  Frühlings,  stoßen  der  Donn 
Cuailnge  und  der  Finnbennach  auf  dem  Hügel  von  Tarbga 
zusammen  (Kap.  6  §  93).  Finnbennach  fällt  dort.  Donn  trägt 
seine  Lende  (Ion)  und  Hüfte  nach  der  „Großen  Furt",  die 
seither  Äth  Luain  heißt;  seinen  Fuß 4)  in  den  Loch  Digi, 
seine  zwei  Rippen  (airbe)  nach  Mucfinn  (Muinchinn),  sein 
Herz  (cride)  nach  Dün  Cromm,  sein  Rückgrat  (ccel-druim) 
nach  Drong  Asail  Abrät,  seine  Hanke  (les)  nach  Inis  Glas, 
seine  Backen  (lecna)  nach  Lecann.  Alle  diese  Orte  heißen 
nach  ihm.  5) 

Die  Prosa  B^)  hat  das  Ganze  auf  zwei  Sätze  reduziert; 
sie  läßt  Mag  Tarbga  nach  dem  Stierkampf  auf  dem  Hügel 


^)  Hgg.  u.  übers,  von  E.  Gwynn,  Metrical  Dindshenchas  III,  366. 

2)  Zu  dieser  vgl.  Maura  Power,  ZOP  11,  53  f.  und  Teil  HI. 

ä)  Eine  Verwechslung  mit  der  Frau  von  Celtchar  mac  Uthidir  (Kap.  6 
§  44).     Auch  die  Prosa  C  hat  dieses  Verseheu  beibehalten. 

*)  So  ist  bas  mit  Gwynn  zu  übersetzen.  Prosa  B  hat  bäs  „Tod" 
mißverstanden.  Prosa  C  sagt:  „er  zerteilte  (plünderte?)  ihn  bei  Loch 
Derige". 

^)  Wie  das  zu  verstehen  ist,  ist  nicht  klar,  da  mehrere  Namen  seiner 
Glieder  mit  den  Ortsnamen  keine  Ähnlichkeit  haben. 

«)  Ba  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  272;  Bb  Folk-Lore  III,  493. 


246  II,  10.   Dinnsenchas  Sliab  Callann. 

von  Tarbga  benannt  sein  und  den  Finnbennach  im  Finnloch 
(„Weiß -See",  statt  Loch  Digi  in  A)  seinen  Tod  {häs)  finden. 

Dagegen  Prosa  C^)  ist  sehr  ausführlich;  indem  sie  nicht 
nur  das  Gedicht  wieder  beizieht,  sondern  der  Erzählung  einen 
kurzen  Auszug  aus  Cophur  in  da  mucceda  (Kap.  15),  das  sie 
aber  fälschlich  Echtra  Nera  betitelt,  und  den  Stierkampf  aus 
dem  wirklichen  Echtra  Nerai  (Kap.  22)  vorausschickt,  auch 
die  Täin  selber  fi-ei  verwertet.  Sie  läßt  aber  Conchobor  in 
Cenn  Tire  (Cantire  in  Schottland)  weilen,  während  Buide 
mac  Bäin  Bläith  (Kap.  6  §  40)  den  Donn  Cuailnge  aus  Glenn 
na  Samaisce  wegführt.  Ihm  folgen  zunächst  nur  Ros,  Däire 
und  Imchad,  die  Söhne  Fiachra's  und  Könige  von  Cuailnge 
(§  82),  nebst  Finntan  mac  Neill  (§  71),  Cethern  mac  Finntain 
(§  70),  Iliach  (§  74),  Rochaid  mac  Faithemoin  (§  73)  und  Cü- 
Chulainns  Vater  Snalatach  (so!)  mac  Becaltaig,  bis  CüChulainn 
kommt  und  viele  Tausende  von  den  Feinden  von  samuin  bis 
zum  Mittwoch  nach  Lichtmeß  von  Gäirig  bis  Ilgairig  hin 
erschlägt  und  Conchobor  von  Osten  heranzieht  und  sie  west- 
wärts in  die  Flucht  treibt.  Der  Schluß  über  den  Stierkampf 
wie  im  Gedicht. 

Bemerkenswert  ist,  wie  frei  mau  sogar  mit  einer  so  allbekannten 
Sage  wie  der  Täin  verfuhr. 

2.   Sliab  Callann. 

Erst  in  Fassung  B^)  und  C.^)  Buide  mac  Bäin  (Kap.  6  §40)  und 
den  Hirten  Forgaimen  (§  25.  45)  faßt  B  in  einem  Stammbaum  zusammen. 

Callann  war  ein  Hirtenhund  von  Buide  mac  Bäin  meic 
Forgamna.  Als  der  Braune  von  Cuailnge  vor  der  Zeit  die 
gelten  Kühe  bespringen  wollte,  griff  er  ihn  an  (und  fand  auf 
Sliab  Callann  den  Tod). 

Oder:  als  die  Rinder  weggeführt  wurden,  zermalmte  (der 
Stier)  den  Hund  am  Boden. 

C  ergänzt,  wie  überall,  das  fehlende  Gedicht  und  meldet 
darin  (und  in  der  Prosa),  daß  Callann  ein  Junges  von  Dael, 
dem  Hunde  Celtcha(i)rs  war.    Dieser  Dael  und  der  Hund  von 

0  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  464. 

'^)  Nur  Bb  erhalten;  hgg.  und  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  IV,  482. 

^)  Hgg.  und  übers,  von  Stokes,  RC  16,  53. 


II,  10.  Dinnsenchas  Gäiiech,  Düii  mac  Nechtain  Scene,  Äth  Gabla,     217 

Mac  Dathö  (Kap.  51)  und  der  des  Schmieds  (Caulann,  Kap.  6 
§  16)  waren  im  Schädel  von  Conganchnes  gefunden  worden. ') 

3.    Gäirech. 

Nur  in  Ba  (LL  165  b  48)  und  C.^) 

Ba  gibt  zwei  Erklärungen  für  den  Namen  des  Haupt- 
schi achtfei  des  der  Täin.  Entweder  nach  dem  Geschrei  (gäir) 
des  großen  Kampfes,  in  dem  CüChulainn  getötet  wurde.  ^)  Oder 
von  dem  Jammergeschrei,  das  die  Knabenschar  von  Emain 
(Kap.  6  §  58)  um  den  verwundet  daliegenden  CüChulainn 
erhob,  so  daß  Pferde,  Wagen,  Waffen  auseinander  stoben  wie 
eine  aufkochende  Metallmasse  beim  Schmied. 

C  hat  nur  die  zweite  Erklärung  (auch  in  dem  bei- 
gefügten Schlußgedicht),  läßt  aber  Pferde,  Wagen  usw.  auf 
den  Schrei  der  Knaben  antworten. 

4.    Dün  mac  Nechtain  Scene  (Scenai  Ba). 

Das  Abschuittchen  gehört  zum  Schlußteil  in  Ba  (LL  170  b  40) ,  dem 
die  übliche  Strofe  am  Ende  fehlt,  und  findet  sich  nicht  in  Bb.  C*)  (in 
der  Handschrift  von  Rennes  fehlend)  hat  ein  Schlußgedicht  von  zwei  Strofen 
angehängt. 

Es  knüpft  an  Kap.  6  §  17  an  und  berichtet  kurz,  Necht 

ingen  Scene  ^)  von  den  Corco-Laigdi   sei  die  Frau  von  Fer 

Uillne  (Uille)  mac  Luigdech  Mail  gewesen  ß)  und  die  Mutter 

von  Tuachaill  (JDiachail  C,  aber  im  Gedicht:  Tuathchail  BB), 

Foil(l)  und  Fannall,  die  CüChulainn  erschlug  und  nach  denen 

die  Burg  heißt. 

5.   Äth  Gabla  und  Urard. 
Nur  in  C,  Prosa')  und  Gedicht.   Es  verwendet  (ungenau)  Kap.  6  §10. 
Die  vier  Männer,  deren  Köpfe  CüChulainn  auf  die  Zinken 
der  Baumgabel  steckt,  die  der  bisher  Äth  Grenche  genannten 

*)  Das  ist  aus  Aided  Celtchair  (Kap.  65)  geschöpft. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  72. 

')  Das  stimmt  nicht  zum  Text  vom  Tode  CüChulainns  (Kap.  63). 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  EC  16,  83. 

*)  Dafür  C:  „N.  von  Inber  Scene"  (Kenmare  Bay),  natürlich  falsche 
Gelehrsamkeit. 

®)  Verwendet  vom  Interpolator  der  Täin  in  LU,  s.  oben  S.  137  Anm.  1; 
die  Frau  heißt  hier  Nechtan  Seine. 

')  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16, 155. 


248     n,  10.  Dinnsenchas  Carn  Fraich.    II,  11.  Remscela  Tana  bo  Cuailnge. 

Furt  den  Namen  Äth  Grabla  gibt,  sind  hier  vier  Wagenlenker 
von  Örläm,  dem  Sohne  von  x^ilill  und  Medb  (§  21),  namens 
Frsech,  Foichnem,  Err  und  Innell,  alles  Söhne  von  Urard 
mac  Ainchinned  (Ainchinged,  Ainchinne). 

Als  Fergus  mit  dem  Heer  der  Männer  Irlands  bei  Duma 
n -Granarda  (vgl.  Kap.  6  §  6)  den  Umweg  machte  nach  dem 
Lehm  Grellach  Sruthra,  der  nach  den  Bächen  Sruthar  Cuillinne 
und  Sruthar  Gartchon  benannt  ist,  und  als  Urards  vier  Söhne 
ostwärts  nach  Süd-Tethba  fuhren,  hielt  das  ihr  Vater,  der 
längs  BrI  Leith  ostwärts  kam,  für  die  Flucht  der  Connachter. 
Er  trieb  seine  Pferde  Cnämrad  und  Cruan  so  an,  daß  sie 
wild  wurden  und  mit  ihm  umkamen.  Daher  die  Ortsnamen 
Urard,  Tulach  Cnämraid  („Knochenhügel")  und  Glenn  Cruain. 

6.  Carn  Fraich  (Sid  Fraich). 
Ein  junges  Gedicht  i)  nebst  Prosa,  2)  nur  im  Buch  von 
Lecan,  also  ein  später  Zusatz,  gibt  neben  einer  andern  Er- 
klärung von  Carn  Fraich  als  zweite  (V.  89  ff.)  die  Erzählung 
von  Kap.  6  §  18,  wie  CüChulainn  bei  Äth  Omna  („Furt  der 
Eiche")  den  Fraech  mrx  Fidaig  im  Wasser  besiegt  und  ihm 
den  Kopf  abschlägt,  und  wie  die  schöne  Frauenschar  diesen 
in  das  nach  ihm  genannte  ÖTth  Fraich  bringt,  das  wohl  mit 
Carn  Fraich  identifiziert  wird. 


Kap.  11.    Kemscela  Täua  bö  Cuailnge. 

„Die  Vorerzählungen  des  Wegtreibens  der  Rinder  von  Cuailnge.'* 

Schon  in  einer  Handschrift  des  12.  Jahrhunderts  sind 
Sagen,  die  eng  zur  Täin  bö  Cuailnge  gehören  und  großen- 
teils aus  ihr  hervorgewachsen  sind,  deren  Inhalt  aber  früher 
fällt,  als  „Vorerzählungen"  dazu  bezeichnet.  LL  245b  sagt, 
nachdem  es  das  „Kundwerden  {fallsigud)  der  Täin"  (Kap.  12) 
berichtet  hat,  es  wolle  die  zwölf  remscela  aufzählen,  gibt 
aber  nur  zehn  Titel •'*):    1.  JJe  gahail  int  sld[a\,  2.  De  aslingi 

')  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  Metr.  Dindsh.  III,  356. 
-')  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  136. 

»)  Gedruckt  von  Ed.  MüUer,  RC  3, 3i3;  Zimmer,  KZ  28,  434;  Wiudi^icli 
in  der  Au.sgabe  der  Täin  S.  LIIl. 


11,11.    Vorerzählungen  zur  Taiu.  249 

in  M{ai)c  Öic,  8.  De  chopkur  na  da  muccida,  4.  Ue  thnm  ho 
Begamain,  5.  I)e  echtra  Nerai,  6.  De  chomp(er)t  Chonchoh(air), 
7.  De  thochmiirc  [Ferhe],  8.  De  chomp{er)t  ConCul(aind),  0.  De 
thain  bö  Flidais,  10.  De  thoch{miire)  Emiri.  Welclie  zwei 
fehlen,  ist  nicht  sicher  auszumachen;  jedenfalls  Tain  hö  Dar- 
tada,  das  sich  sonst  überall  findet;  vielleicht  Täin  hö  Eef/amna, 
das  neben  4.  leicht  ausfallen  konnte.  Dagegen  10.  wird  ander- 
wärts nicht  hierher  gezählt,  i) 

Ein  zweites  Verzeichnis  der  remscela  von  14  Nummern 
steht  R  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (c.  1300),  fol.  49  v,  b:^)  1.  Faillsiug(iid) 
tana  hö  Cuailgni,  2.  Do  ghahail  in  tsidha,  3.  Do  caupur  in 
da  mucaid,  3.  Do  thain  hö  lieghamna,  5.  Do  coimp{er)t  Con- 
Culaind,  6.  Do  thain  hö  Dartadha,  7.  Do  aislingthi  Con- 
ch[ob]{air)  ,^)  8.  Do  thain  bö  Flidhaisi,  9.  Do  tain  bö  Fraich, 
10.  Do  fochonn  loingsi  Ferghusa,  11.  Do  aislingthi  JFngh[us]a 
mh(ei)c  in  Dagh[dh]a,^)  12.  Do  feis  tigi  Beccfoltaigh,  13.  Don 
tseirc  ro-char  Mac  in  Oicc  Chaire  Ueabarbaithi  „Von  der 
Liebe,  mit  der  Mac  in  Oicc  die  Cair  Heabarbaith  liebte", 
14.  Do  comairle  Conn(acht)  o  ro-ghah  Medhh  lind  (Hs.  liudh) 
y  hiadh  dt  „Über  die  Beratung  (den  Beschluß)  der  Connachter. 
als  sich  Medb  des  Trankes  und  der  Speise  enthielt".  Das 
Aufführen  von  13.  als  besonderer  Text  ist  aber  offenbar  ein 
Versehen;  es  ist  dieselbe  Geschichte  wie  IL,  wo  ebenfalls 
^ngus  (=  Mac  in  Öicc)  in  Caer  Ibormeith  verliebt  ist.  Die 
letzte  Erzählung  (14)  ist  scheinbar  nicht  überliefert;  doch 
klingt  der  Titel  an  den  Schluß  von  Echtra  Nerai  (Kap.  16) 
an  und  könnte  vielleicht  diese  Sage  ungenau  bezeichnen.'') 
Anschließend  gibt  die  Handschrift  von  Texten  nur  49  v,  b: 
1.  Do  faillsiug{ud)  tana  hö  Cuaüngi  und  50  r,  b:  2.  Do  gha- 
hhail  in  tsighdha  (=  tsida)\  dann  kommen  andere  Geschichten. 

^)  LL  fügt  hinzu,  daß  zu  den  remscsla  auch  gerechnet  werde:  der 
Gang  CüCbulainns  zum  Haus  des  Schmieds  Culann,  wie  (^üChulainn  die 
Waffen  und  den  Wagen  erhalten  habe,  und  wie  er  zu  den  Knaben  nach 
Emain  gekommen  sei;  doch  stehe  das  in  der  Täin  selber  (^s.  Kap.  (>  §  15. 
17.  11). 

2)  Gedruckt  von  K.  Meyer,  RC  6,  191. 

3)  =  oben  Nr.  7. 
*)  =  oben  Nr.  2. 

^)  Man  beachte,  daß  in  Eg.  1782  diese  Erzählung  keinen  Titel  hat. 


250  II,  11.   Eemscela  Tana  bo  Cuailnge. 

Aber  unmittelbar  vorher  stehen  47r,  b:  Coimpert  Concobuir 
(das  in  diesem  Verzeichnis  fehlt),  48r,  b:  Compert  ConCu- 
l(aind),  49  v,  a:  Feis  tige  BegfoUaigh. 

In  Egerton  1782,  fol.  67rff.  werden  die  remscela  zwar 
nicht  so  genannt,  aber  dem  Täin-Text  tatsächlich  vorangestellt. 
Es  sind  zwölf  oder,  da  zwei  Fassungen  von  Cuimpert  Con- 
Ciilainn  gegeben  werden,  dreizehn  Nummern, i)  nämlich 
1.  Longes  mac  n-Usnigh,  2.  Toclimarc  Ferhe,  3.  Äislingi 
Oengusai,  4.  (ohne  Titel)  EcJitra  Nerai,  6.  Do  chuphur  in 
da  mucado,  6.  Tain  ho  Regamna,  7.  Coimpert  Conc(hobair), 
8.  Cuimpert  ConCul(aind)  in  zwei  Fassungen, 2)  9.  Tain  ho 
Dartada,  10.  Tain  ho  JRegamnai,  11.  Tain  ho  Fliduis,  12.  (ohne 
Titel)  Täin  hö  Fraich.  Dann  folgt  als  eigentliche  Einleitung 
zur  Täin  bö  Cuailnge  ein  Text  des  „Kundwerdens  der  Täin". 

Auch  in  LL  245  b  ff.  folgt  auf  das  Verzeichnis  eine  Reihe 
dieser  Erzählungen;  nur  können  wir,  da  zwischen  S.  252  und 
253  mindestens  ein  Blatt  ausgefallen  ist,  ihre  volle  Zahl  nicht 
mehr  ersehen.  Erhalten  sind  1.  De  gah(ail)  int  sida,  2.  De 
chophur  in  da  mtic{ada),  3.  T{äin)  hö  Fl{idais),  4.  T(äin)  hö 
Fraich,  5.  Fochond  loingse  Fergusa  m(eic)  Böig,  unvollständig; 
dann  Lücke;  6.  Tochmarc  Ferhe  (der  Anfang  fehlt),  7.  Longes 
m(a)c  n-Usnig. 

Auch  GBL,  das  Faks.  53  a  —  62  a  hinter  der  Täin  bö 
Cuailnge  eine  Reihe  von  Erzählungen  mit  ähnlichem  Titel 
bringt:  Tain  ho  Dartada,  T  h.  Begomon,  T.  h.  Begamna,  T.  b. 
Fraich,  Tain  Be  Aingen  (=  Echtra  Nerai)  bezeichnet  sie  alle 
am  Schluß  als  remscela  der  Täin  bö  Cuailnge.  3) 

Wie  man  sieht,  ist  es  —  mit  einigen  Schwankungen  — 
überall  dieselbe  Gruppe  von  Erzählungen.    Auch  wir  wollen 


0  Nach  MackinnoD,  Katal.  220,  wählte  die  verlorene  Edinburger  Hand- 
schrift XXXII  zwölf  remscela  auf.  Da  sie  offenbar  Eg.  1782  sehr  nahe 
stand  (s.  oben  S.  32.  101),  werden  es  dieselben  zwölf  gewesen  sein. 

2)  Die  zweite  entspricht  Feis  tige  BegfoUaigh  in  D.  4.  2. 

')  Nach  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue  218  erwähnt  O'Looney  in  den 
Proceedings  of  the  E.  Ir.  Academy,  2**  Series,  Vol.  I.  Polite  literature  and 
antiquities  (1879),  S.  244  als  eine  der  Vorerzählungen:  Täin  65  Munad  i 
n- Albain  „das  Wegtreiben  der  Rinder  Muna's(?)  nach  Schottland".  Im 
Exemplar  dieser  Proceedings  in  der  Bonner  Universitätsbibliothek  fehlen 
leider  gerade  S.  207— 806.  Eine  Handschrift  mit  einer  Erzählung  dieses 
Titels  oder  dieses  Inhalts  ist  bis  jetzt  nicht  gefunden. 


II,  12.    FaillHignd  täria  hn  Cuailuge.  2r.l 

sie  hier  gleich  an  die  lYiin  anreihen  mit  Ausnahme  von  De 
gdbäil  int  sida,  das  sich  mit  der  Täin  nicht  berührt  und  wohl 
nur  darum  hierher  gestellt  wurde,  weil  das  ursprünglich  darauf 
folgende  De  a{i)slingi  in  Maie  Öic  denselben  Helden,  den  Elf 
Mac  Öc  (iEngus)  hat.  Es  fügt  sich  besser  bei  der  Sage  von 
Etäin  ein  (Kap.  75). 


Kap.  12.     Faillsigud  taua  bo  Cuailnge. 
„Das  Kundwerden^)  des  Wegtreibens  der  Rinder  von  Cuailnge." 

Die  Erzählung,  daß  Fergus  Jahrhunderte  nach  seinem  Tod  die  ganze 
Täin  den  Späteren  offenbart  habe,  ist  wohl  nicht  sehr  alt;  die  Sagen- 
listen A  und  B  nennen  sie  wenigstens  nicht.  Doch  gab  es  schon  um  die 
Mitte  des  12.  Jahrhunderts  zwei  Fassungen,  von  denen  LL  245b  die  eine 
ausführlich  wiedergibt,  die  andere  nur  kurz  andeutet.'-^)  Zimmer,  der 
KZ  28,  426  ff.  diese  Sage  nicht  durchaus  mit  Glück  behandelt  hat,  ließ 
sich  durch  den  Anfang:  Con-comgartha  tra  filid  Herenu  „es  wurden  nun 
(oder  darum)  die  Dichter  Irlands  zusammengerufen"  zu  der  Annahme 
verleiten,  wir  hätten  auch  im  ersten  Text  nur  den  Ausschnitt  aus  einer 
längeren  Erzählung  vor  uns.  Da  sich  das  aber  sonst  nicht  stützen  läßt, 
auch  die  Handschrift  D.  4.  2  nur  so  viel  davon  kennt  wie  LL,  ist  wahr- 
scheinlicher, daß  sich  tra  nur  auf  die  längere  Fassung  der  Überschrift 
bezieht,  wie  sie  D.  4.  2  bietet,  die  aber  LL  wohl  gekürzt  hat.  Sie  lautet 
dort:  „Vom  Kundtun  der  Täin  B.  C.^)  (handelt)  die  folgende  Vorerzählung . . .; 
denn  von  der  Täin  war  nichts  übrig,  als  daß  jeder  insgemein  nur  Bruch- 
stücke (blogha)  von  ihr  besaß."  *)  Es  war  wohl  das  zerrissene  Aussehn  der 
Täin  vor  oder  in  der  Kompilazion,  das  zu  solcher  Annahme  geführt  hatte. 

In  R.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (c.  1300),  49v,b~50r,b  ist  umgekehrt  der  Haupt- 
bericht von  LL  nur  anhangsweise  kurz  erzählt,  dagegen  ein  Bericht,  der 
einigermaßen  an  die  kurze  Notiz  in  LL  anklingt,  als  ausführliche  Erzählung 
gegeben.^)  Doch  ist  nicht  wahrscheinlich,  daß  dieser  die  Quelle  von  LL 
darstellt,  da  er  nicht  genau  stimmt ;  er  wird  eher  erst  aus  der  Andeutung 
von  LL  hefausgesponnen  sein.  Nahe  steht  ihm  eine  Fassung,  die  in 
Egerton  1782  fol.  87  v  die  Einleitung  zur  Täin  bildet.  6)  Die  verlorene  Hand- 
schrift von  Edinburg  XXXII  Col.  3  gab,  wie  die  von  Mackinnon,  Katal.  220, 


0  Wörtlich  „Kundtun,  Offenbaren". 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Zimmer,  KZ  28,433;  Windisch,  Täin  B.C. 
S.  Lin.  Über  Spuren  einer  vielleicht  etwas  älteren  Fassung  s.  oben  Kap.  t) 
§  30,  S.  147.  148,  vgl.  109. 

ä)  Nur  so  viel  in  LL. 

*)  Auch  D.  4.  2  fährt  dann  fort:  Is  hB  tra  fotha  in  scel  sa  usw. 

^)  ^SS-  von  K.  Meyer,  Archiv  für  Gelt.  Lexicographie  III,  4  ff. 

«)  Hgg.  von  K.  Meyer,  ebd.  III,  3  f. 


252  II,  12.   Faillsigud  taua  bo  Cuailnge. 

erwähnten  Notizen  erkennen  lassen,  zuerst  die  Fassung  von  Eg.  1782,  dann 
die  von  LL.  ^)  Zimmer,  der  nur  die  Bemerkungen  von  Dr.  Smith  im  Report 
of  the  Committee  of  the  Highland  Society  of  Scotland  (1805)  S.  291  kannte, 
hat  sich  durch  ihn  irreleiten  lassen  (KZ  28,  431  ff.).  Smith  hatte  nicht 
gesehen,  daß  es  sich  um  zvvrei  Berichte  handelt,  und  hatte  Muircc  —  nach 
der  Schreibvi^eise  dieser  Handschrift  =  Muirge{i)n  (LL)  —  fälschlich  in 
Muirchertach  aufgelöst. 

Später  ist  dann  die  Geschichte  sehr  weit  ausgeführt  Avorden  (s.  unten 
Fassung  4). 

1.  Fassung  LL. 
Senchän  Torpeist^)  beruft  die  Dichter  Irlands  zu  sich, 
um  zu  sehen,  ob  sie  die  Täin  bö  Cuailnge  vollständig  kennen. 
Da  ihnen  allen  nur  Bruchstücke  bekannt  sind,  fragt  er  seine 
Schüler,  wer  für  seinen  Segen  nach  den  Ländern  von  Letha^) 
gehen  wolle,  um  die  Täin  zu  lernen,  die  ein  Gelehrter  für 
den  Culmenn*)  davongetragen  hatte.  5)  Emine  ua  Ninene  und 
Muirge(i)n,  Senchäns  Sohn,  machen  sich  ostwärts  auf  den  Weg 
und  kommen  zunächst  an  Fergus  mac  Eoig's  Grabhügel  und 
Grabstein  beim  Finnloch  („Weiß -See") 6)  vorbei.  Während 
die  andern  nach  Quartier  suchen,  bleibt  Muirge(i)n  beim  Stein 
zurück  und  besingt  ihn  (retorisch),  als  ob  er  Fergus  selber 
wäre;  wäre  er  nicht  ein  Stein,  so  würde  er  die  Täin  von  ihm 
(Fergus)  erfahren.    Da  befällt  ihn  ein  gewaltiger  Nebel,  so 


*)  Sie  lassen  die  in  Eg.  1782  unleserliche  Zeile  27  (Meyer)  sicher  er- 
gänzen: Conus -tänaic  CdlUn  ncem,  mac  mäthar  Senchäin  eisidt]  s.  ZCP 
12,  407. 

2)  Ein  Dichtermeister,   den  die  Sage  im  7.  Jahrh.  n.  Chr.  leben  läßt. 

3)  Letha  heißt  sowohl  die  (bretonische)  Küste  des  Festlandes  als  Latium. 
*)  Der  Culmenn  war  offenbar  eine  zur  Zeit  der  Entstehung  der  Sage 

berühmte  Handschrift.  Als  „größte  Handschrift"  {leabhar  as  .mö)  erscheint 
er  in  einer  Glosse  von  Dubhaltach  mac  Firbisigh  (O'Curry,  Lectures  on 
the  Ms.  Materials,  S.  495).  Mit  Isidor  (Origines?)  identifiziert  ihn  eine 
Glosse  zum  Feiire  ^Enguso  im  Lebor  Brecc  (ed.  Stokes'  S.  XXX);  neben 
Isidor  {Essuidliir)  zitiert  ihn  als  Quelle  der  Genealogien  der  griechischen 
Sage  BB  4  a  20.  Ein  Schreiber  des  Lebor  Brecc  (14.  Jh.)  nennt  sogar  seine 
eigene  Handschrift  so  (O'Curry  a.  a.  0.  31  f.).  Nicht  überzeugend  Zimmer, 
Nennius  Vindicatus  254 — 257. 

^)  In  D.  4.  2  ist  es  ein  römischer  Gelehrter  (wegen  Letha)  und  er 
trägt  den  Culmenn  aus  Ard  Macha  (Armagh)  fort. 

«)  Enloch  (Vogel -See)  in  LL.  Aber  Fimüodi  in  D.  4.  2,  wo  auch 
nach  dem  angeblichen  Cina?d  ua  h-Artacäin  (RC'  23,  308.  321.  327)  Fergus 
umgekommen  ist. 


TT,  12.    Das  Kundwerden  der  Tain.  25o 

daß  seine  Leute  i)  ihn  drei  Tage  und  Näclite  nicht  finden 
können.  Indes  kommt  Fergus  selber  zu  ihm  in  prächtigem 
Aufzug,  der  ähnlich  wie  in  der  Täin  beschrieben  wird,  und 
erzählt  ihm  die  ganze  Täin  von  Anfang  bis  Ende.  [Andere 
sagen,  er  habe  sie  Senchän  selber  erzählt,  nachdem  diesei' 
gegen  die  Heiligen  von  Fergus'  Samen  gefastet  hatte.]  2) 
Dann  kehren  Alle  zu  Senchän  zurück  und  können  ihn  zu- 
frieden stellen. 

2.   Fassung  D.  4.  2. 

Da  es  geis  für  einen  Dichter  ist,  etwas  nicht  zu  kennen, 
bittet  Guaire  Aidne  mac  Colmäin,  König  von  Connaught,  den 
„Hochdichter"  Senchän  Torpeist,  ihm  die  Täin  bö  Cuailnge 
zu  erzählen,  an  die  man  sich  damals  in  Irland  nur  wenig 
erinnert.  Senchän  fordert  und  erhält  Aufschub;  aber  alle 
versammelten  Dichter  können  ihm  nicht  aushelfen.  Guaire 
baut  Senchän  ein  Haus  von  Durlus  n-Guaire  bis  Cluain  Ferta 
Brenainn  (Clonfert),  in  dessen  Mitte  sich  Senchän  setzt;  denn 
wenn  ein  Lichtstrahl')  ihn  trifft,  wachsen  purpurne  Blasen 
auf  ihm  (weil  er  das  geis  verletzt).  Da  geht  er  nach  Cluain 
Ferta,  fastet  gegen  den  heiligen  Brenainn  (den  ehemaligen 
Stifter  des  Klosters)  und  singt  Sprüche  gegen  ihn.  In  dieser 
Nacht  erscheint  Brenainn  einem  Cele  De  (Mönch):  er  solle 
Senchän  melden:  was  er  suche,  finde  er  nicht  hier,  sondern 
in  Cluain  meic  Nois  (Clonmacnois);  er  solle  sich  und  sein 
Geschlecht  Ciarän  mac  int  Sair  (dem  Stifter  von  Clonmacnois) 
übergeben.'*)  In  der  Tat  begibt  sich  nun  Senchän  dorthin 
und  fastet  ebenso  gegen  den  heiligen  Ciarän.  Dieser  er- 
scheint einem  Anachoreten  und  läßt  Senchän  entbieten,  er 
solle  zum  Grab  von  Fergus  mac  Roich  beim  Finnloch  in 
Connaught  gehen  und  zu  ihm  singen,  als  sei  er  lebend  vor 
ihm.  Senchän  opfert  sich  und  seinen  Samen  Ciarän  und  heißt 
deshalb  Senchän  Ciaräin;  er  geht  ans  Ufer  des  Finnloch  und 
singt  dasselbe  Lied  wie  Muirgein  in  Fassung  1.    Drei  Tage 


*)  Statt  des  Ackiisativs  niuntir  ist  wohl  der  Nom.  munter  einzusetzen. 
2)  Über  die  Macht  des  Fastens  s.  oben  S.  81. 

2)  haimie  don  gemloichet,  wörtlich  „ein  Tropfen  des  Wintergianzes". 
*)  Darnach  hält  der  Verfasser  Ciarän  für  einen  Heiligen  aus  Fergus' 
Samen  (s.  Fassung  1). 


L 


254  II,  12.   Imthecht  na  Tromdaime. 

und  Nächte  umgibt  ihn  Nebel;  Fergus  erscheint  festlich  ge- 
schmückt und  erzählt  ihm  die  ganze  Täin. 

3.   Fassung  Egerton  1782. 

Zur  Zeit  von  Diarmait  mac  Cerbaill,  König  von  Irland, 
kommt  Senchän  Torpeist  mit  150  Gelehrten  (Dichtern)  und 
ihren  Frauen  und  Kindern  zu  Guaire,  dem  König  von  Con- 
naught.  Der  verpflegt  sie  gut  ein  Jahr  und  einen  Monat. 
Aber  um  ihm  seine  Ehre  zu  nehmen,^)  äußern  sie  unmögliche 
Wünsche.  Doch  Gott  hilft  ihm,  sie  alle  zu  befriedigen.  Ihn 
unterstützt  (sein  Stiefbruder)  der  heilige  Marbän  der  Schweine- 
hirt; der  kommt  eines  Tags  zu  der  „schweren  Schar"  oder 
den  „lästigen  Gästen"  {trommdäm)  und  wünscht  die  Er- 
zählung von  den  Eindern  Cualgne's  von  ihnen  zu  hören.  Da 
sie  alle  stumm  bleiben,  benimmt  er  ihnen  Himmel  und  Erde 
und  droht  mit  dem  Fluch  aller  Heiligen  Irlands,  wenn  sie 
zwei  Nächte  an  demselben  Ort  rasten,  bevor  sie  im  Besitz 
der  Täin  sind.  So  ziehen  die  Gelehrten  durch  Irland  und 
Albion,  kehren  jedoch  un verrichteter  Dinge  zu  Guaire  zurück. 
Nun  kommt  aber  der  heilige  Callln,  der  Sohn  von  Senchäns 
Mutter  (also  sein  Stiefbruder),  zu  ihnen  und  rät,  die  Heiligen 
Irlands  um  das  Grab  von  Fergus  mac  Roich  zu  versammeln 
und  sie  drei  Tage  und  Nächte  gegen  Gott  fasten  zu  lassen, 
damit  er  ihn  auferwecke.  Das  geschieht.  Nach  drei  Tagen 
erhebt  sich  durch  Gottes  Wunder  Fergus  und  „singt"  ihnen 
liegend  die  Täin,  da  er  beim  Stehen  zu  groß  ist.  Senchän 
schreibt  sie  in  ein  Papierbuch  {cairüihur). 

4.   Imthecht  na  Tromdaime. 

„Die  Wanderung  der  schweren  Schar 

(der  lästigen  Gäste)." 

Aus  der  Fassung  3  ist  eine  lauge  Erzählung  herausgesponne 
worden,  die  sich  zu  frühest  im  Buch  von  Lismore  (2.  Hälfte  15.  Jh.) 
fol.  144 r  findet  und,  da  sie  den  jungen  Text  Kap.  62  B  kennt,  wohl  nicht 
allzuweit  über  diese  Zeit  hinaufgeht.  Sie  ist  nach  dieser  Handschrift 
herausgegeben  und  übersetzt  von  Owen  Connellan  in  den  Transactions  of 
the  Ossianic  Society  V  (1860),  1  ff.    Ob  moderne  Abschriften  aus  dem  18.  und 


*)  Die  würde  er  verlieren,    wenn   er  den    Dichtern   eine  Bitte   ver- 
weigerte. 


II,  12.    Die  Wauderuii«^  der  lästigen  (läste.  255 

19.  Jahrhundert  alle  auf  dieser  Handschrift,  die  längere  Zeit  bis  IS  14  ver- 
schollen war,  fußen  oder  teilweise  selbständigen  Wert  haben,  ist  nicht 
untersucht.')  Mit  kleinen  Änderungen  hat  Manus  O'Donnel  1582  die  Er- 
zählung in  sein  Leben  Colum  Cille's  aufgenommen  (ZCP  9,  242  §  157). 

Unter  allen  Verjüngungen  der  älteren  Sagen,  von  denen  wir  einige 
schon  kennen  gelernt  haben  und  noch  viele  kennen  lernen  werden,  ist 
diese  eine  der  bestgeratenen.  Nicht  als  ob  sie  weniger  kindlich  wäre  als 
die  übrigen  derselben  Zeit;  aber  dadurch,  daß  ihr  der  Verfasser  fast  voll- 
ständigen Märchencharakter  verleiht,  stört  das  Kindliche  nicht  und  ist 
sie  auch  für  uns  noch  genießbar.  Außer  allerlei  Märchenstoffen  hat  er 
namentlich  zweierlei  zur  Ausschmückung  beigezogen.  In  der  Einleitung 
führt  er  Dallän  Forguil  ein.  Dieser  (Dallän  mac  Forgaill)  war  nach  der 
Überlieferung  der  Verfasser  der  Amra  Cholmm(b)  Chille,  einer  hoch- 
retorischen  Kunstdichtung  auf  Colum  Cille  (den  Piktenapostel  Columba), 
die  reich  kommentiert  in  zahlreichen  Handschriften  erhalten  ist.  2)  Es  lag 
nahe  ihn  heranzuziehen,  weil  in  der  Einleitung  des  Kommentars  berichtet 
war,  Colum  Cille  sei  von  I  (lona)  nach  Irland  gekommen,  um  die  ßi,  die 
man  wegen  ihrer  Lästigkeit  (tromdacht)  vertreiben  wollte,  dort  fest- 
zuhalten, ä)  Speziell  knüpft  aber  unsere  Erzählung  an  ein  anderes  demselben 
Dallän  zugeschriebenes  Gedicht  an,  21  Strofen  in  zum  Teil  dunkler 
„Dichtersprache"  auf  den  Schild  (genannt  Dubgilla  „der  schwarze  Diener") 
von  iEd  mac  Duach  Duib,  König  von  Airgialla.  *)  Außerdem  benützt  der  Ver- 
fasser eine  Geschichte  vom  Dichter  Senchän,  die  Cormacs  Glossar  s.  v.  1059 
prull  überlieferte,  die  also  spätestens  aus  dem  9.  Jahrhundert  stammt  und 
den  Beinamen  Senchän  Torpeist  erklären  soll.^)    Sie  berichtet: 

Als  Senchän  einst  mit  einem  großen  Gefolge  prächtig 
gekleideter  Dichter  und  Dichterschüler  nach  der  Insel  Man 
überfahren  will,   ruft  ihn  ein  schmutziger,   ganz  verlauster 


^)  Siehe  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue,  S.  156;  Connellan  a.  a.  0. 
S.  XXXIV,  der  eine  Handschrift  beizieht,  wo  der  in  Lism.  nicht  ganz 
leserliche  Anfang  und  Schluß  erhalten  ist.  Aber  der  Schluß  (S.  126  f.)  ist 
hier  deutlich  hysterogen,  lag  also  dem  Schreiber  auch  nicht  in  ursprüng- 
licher Gestalt  vor.  Auch  findet  sich  die  Lücke  im  Gedicht  S.  114  nach 
Connellan  in  allen  Handschriften. 

2)  Zuletzt  hgg.  von  Stokes,  RC  20. 

")  In  gewissen  Fassungen  der  Einleitung  sind  Senchän  und  Dallän 
bereits  zusammengestellt  (RC  20,  42). 

*)  Es  ist  —  mit  den  Glossen  —  nach  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3. 18, 
S.  560  hgg.  von  Connellan,  a.a.O.  S.  258 ff.,  findet  sich  auch  in  LL  193b; 
vgl.  dazu  Atkinson's  Einleitung  S.  49. 

*)  Außer  in  den  Ausgaben  des  Glossars  nach  allen  Handschriften  von 
mir  hgg.  und  übers,  in  der  Festschrift  für  Windisch  (1914)  S.  13.  Vgl. 
ZCP  10,  454  f.  Völlig  verkehrt  ist  natürlich ,  wenn  dieses  Stück  oft  als 
ein  Bruchstück  einer  älteren  Fassung  der  ImtJiecht  angesehen  worden  ist: 
so  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue  S.157. 


256  II,  12.   Imthecht  na  Tromdäime. 

Bursche  mit  eiterigem  Kopfausschlag  vom  Lande  aus  an  und 
steigt  über  das  Steuerruder  ins  Schiff,  daß  es  beinah  um- 
kippt, weil  alle  Insassen  sich  nach  der  anderen  Seite  drängen. 
Sie  sprechen:  „Eine  Bestie  ist  zu  dir  gekommen"  {tot-rorpai 
peist)  und  drohen,  Senchän  gleich  nach  der  Landung  zu  ver- 
lassen. Daher  heißt  er  Senchän  Torpeist.  In  Man  treffen 
sie  am  Strande  eine  halb  verhungerte,  aber  edel  gestaltete 
Frau,  die  Seetang  sammelt.  Auf  ihre  Bitte  macht  Senchän 
Halt,  und  sie  spricht  ihm  eine  Halbstrofe  vor,  die  er  ergänzen 
soll  (ein  Dichter  muß  alle  Gedichte  kennen).  Da  Alle  ver- 
stummen, springt  der  eklige  Bursche  vor  und  weiß  die 
fehlenden  Verse  herzusagen.  Das  wiederholt  sich  ein  zweites 
Mal,  und  da  in  der  ergänzten  Hälfte  die  Worte  „der  Künstler 
mac  ui  JDulsaine  vom  hohlen  Stein  der  Taursaigi"  vorkommen, 
vermutet  Senchän,  daß  es  die  berühmte  Ärztin  -  Dichterin 
ingen  ui  JDulsaine  aus  Munster  sei,  deren  ganze  Begleitschaft 
bei  einer  Rundreise  durch  Irland,  Schottland  und  Man  um- 
gekommen war  und  die  ihr  Bruder  überall  vergeblich  sucht. 
Sie  bestätigt  es  und  wird  von  Senchän  gebadet  und  bekleidet. 
Bei  der  Rückkehr  nach  Irland  ist  der  Bursche  plötzlich  ein 
edler,  goldgelockter  Jüngling  in  königlichem  Gewand  und 
verschwindet.  Das  war  der  Genius  der  Dichtung  {spiritus 
poematis)  gewesen. 

Ein  von  Flann  Mainistrech  (f  1056)  verfaßtes  Gedicht  in  LL  (Faks.) 
27  b  handelt  von  den  „Leuten  der  lästigen  Schar"  {munter  na  tromdäma). 
Aber  diese  „verdammten  Leute"  (munter  mallacta),  wie  sie  darin  genannt 
werden,  haben  mit  Senchäns  tromdäm  nichts  zu  tun,  die  ja  die  Fassungen 
des  12.  Jahrhunderts  noch  gar  nicht  kennen;  kein  Dichtername  kommt 
darin  vor,  und  der  späte  Verfasser  der  Imthecht  hat  nur  drei  neben- 
sächliche Namen  daraus  geschöpft  (s.  u.  §  2).  Von  welcher  —  wie  es 
scheint,  halb  dämonischen  —  tromdäm  Flanns  Gedicht  handelt,  ist  zwar 
nicht  ohne  weiteres  ersichtlich;  aber  es  wird  sicher  zu  Unrecht  auf  unsere 
Geschichte  bezogen,  z.B.  von  Zimmer,  KZ  28,681;  d'Arbois,  Essai  d'un 
catalogue  157;  Windisch,  Täin  B.C.  LVI  u.a.  Am  ehesten  ist  es  die 
tromdäm  der  Elfen,  die  in  der  Interpolazion  im  „Dritten  Werben  um 
Etain"  (Kap.  78)  genannt  wird;  diese  Sage  wird  in  der  Kompilazion 
Kap.  83  als  Tromdäm  JEchdach  Airemon  bezeichnet;  derselbe  Titel  findet 
sich  in  der  Sagenliste  B. 

In  meiner  Analyse  bezeichnen  die  eingeklammerten  Zahlen  die  Seiten 
der  Ausgabe  Connellan's. 

1.  (2  —  32).  ^d  mac  Duach  Duib  („des  Scliwarzen"), 
König  von  Airgialla  (in  Ulster),  und  M^  Finn  („der  Helle") 


ir,  12.    Die  Wanderung  der  lästigen  Gä.ste.  257 

mac  Fergna,  König  von  Breifne  (in  Connaught),  suchten  sich 
gegenseitig  durch  Güte  (Gastfreundschaft)  zu  überbieten.  iEd 
Finn  war  reich  begütert,  dagegen  iEd  mac  Duach  ein  sieges- 
gewaltiger Kriegsmann;  denn  er  besaß  den  Schild  Dubgilla. 
der  jeden  Feind  so  kraftlos  machte  wie  ein  Weib  im  Wochen- 
bett. Eochaid  der  königliche  Dichter,  Dallän  Forguil  ge- 
heißen,!) der  reich  an  Vieh  war  und  mit  großem  Gefolge 
aufzutreten  pflegte,  hielt  sich  vorzugsweise  in  Breifne  bei 
Md.  Finn  auf.  Dieser  erinnert  ihn  eines  Tags  an  all  die 
Wohltaten  und  Zuwendungen,  die  er  von  ihm  erhalten  hat, 
und  meint,  er  könnte  von  Md  mac  Duach  Alles  bekommen, 
was  er  wollte.  Der  habe  aber  nichts  als  seine  Herrschaft, 
wirft  Dallän  ein.  Freilich  habe  er  etwas,  erwidert  der  König, 
nämlich  seinen  Schild  Dubgilla.  Das  sei  aber  keine  Bitte, 
die  einem  Dichter  zustehe,  sagt  Dallän.  Doch  da  ihm  ^d 
Finn  hundert  Stück  von  jeder  Art  Vieh  verspricht,  nimmt 
er  es  auf  sich;  er  werde  ein  Schmähgedicht  (mr)  auf  ^d 
mac  Duach  singen,  wenn  er  ihm  den  Schild  verweigere. 

So  reitet  Dallän  mit  27  ollam  (Dichtermeistern)  zur  Burg 
des  Königs  von  Airgialla  und  wird  von  ihm  gut  empfangen. 
Aber  vor  Allem  will  er  sich  eine  Gabe  ausbitten:  den  Schild. 
Solche  Bitte  stehe  keinem  Dichter  zu,  erwidert  der  König. 
Er  habe  dafür  ein  Preislied  auf  ihn  mitgebracht,  sagt  Dallän 
und  singt  ein  bilderreiches  Gedicht,  dessen  einzelne  Bilder  er 
dann  dem  Gepriesenen  erklärt.  Der  verspricht  ihm  Vieh 
dafür.  Da  singt  er  ein  zweites  Preislied,  auf  den  Schild; 2) 
der  König  will  ihm  Gold,  Silber  und  andere  Schätze  dafür 
geben.  Nun  singt  er  ein  drittes  Lied,  in  dem  der  Schild  und 
der  König  gemeinsam  gepriesen  werden;  dieser  will  es  mit 
Vieh  und  Schätzen  lohnen,  aber  —  nicht  mit  dem  Schild. 
Da  droht  Dallän  mit  einem  Verwünschungsspruch,  ^d  mac 
Duach  erinnert  ihn  daran,  daß,  als  die  dreizehn  Haupt- 
Heiligen  Irlands  —  sie  werden  aufgezählt  —  Frieden  zwischen 


^)  Der  Erzähler  vermengt  hier  zwei  alte  Dichternamen ,  Eochaid 
Bces  (s.  Kap.  55)  und  Dallän  mac  Forgaill.  Dallän  heißt  „  der  kleine 
Blinde". 

2)  Es  sind  vier  verunstaltete  Strofen  aus  dem  oben  S.  255  erwähnten 
Kunstgedicht. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königrsag-e.  17 


258  II,  12.   Imthecht  na  Tromdaime. 

den  Dichtern  und  „uns"  stifteten, i)  sie  bestimmten,  daß  auf 
dem,  der  eine  unberechtigte  cer  verfasse,  drei  ,. Blasen  des 
Vorwurfs"  wüchsen;  sei  sie  aber  berechtigt,  so  wüchsen  sie 
auf  dem  Geschmähten.  Trotzdem  singt  Dallän  eine  —  wieder 
sehr  bilderreiche  —  cer  und  erklärt  die  einzelnen  Ausdrücke, 
^d  droht  dem  Davonreitenden  mit  der  Kraft  Gottes  und  der 
Heiligen.  Dallän  wundert  sich,  daß,  trotzdem  daß  er  eine 
unberechtigte  cer  verfaßt  hat,  er  sich  besser  fühlt;  denn  er 
—  der  Blinde  —  ist  jetzt  sehend.  Aber  da  erinnert  er  sich, 
daß  Colum  Cille  ihm  profezeit  hat,  er  werde  vor  dem  Tode 
ein  wunderbares  Zeichen  erleben.  In  der  Tat  bleibt  er,  zu 
Hause  angekommen,  nur  noch  drei  Tage  und  Nächte  am  Leben. 

2.  (32 — 86).  Nach  Dalläns  Tod  versammeln  sich  die 
ollam,  um  ein  neues  Oberhaupt  zu  wählen.  Ihre  Namen  sind 
Mael-Gedic  mac  Fir-Goboc,  ollam  von  Schottland,  Arrachtän 
mac  Onsclainn,  ollam  der  Britten,  Srübchaille  mac  Srebchaille, 
ollam  der  „Sachsen",  Niamchaem,  ollam  von  Ulster,  Dael  Duiled, 
ollam  von  Leinster,  Ollmör  Ardeigis  („der  Hoch -Dichter"), 
ollam  von  Süd -Munster,  Oircne  Ait[h]emain,  ollam  von  Nord- 
Munster,  Sencha[n]  Eices  („der  Dichter"),  ollam  von  Connaught. 
Die  Ziehmutter  der  Dichter,  Dallans  Frau  Muirenn  ingen 
Chuain  Chuillid(i),  die  nebst  den  drei  weisen  alten  Frauen 
Gruacc,  Gracc  und  Grangaif^)  um  Rat  gefragt  wird,  erklärt, 
daß  Dallän  selber  einst  Senchän  als  seiner  Nachfolge  würdig 
bezeichnet  habe.  Die  ollam  stimmen  dem  zu,  um  so  mehr 
als  Senchän  in  einer  Totenklage  (marbnad)  um  Dallän  seine 
Meisterschaft  in  der  Dichtkunst  bewährt.  Die  „schwere  Schar" 
beschließt  dann  auf  Senchäns  Vorschlag  zu  dem  zu  ziehn,  der 
nie  wegen  (verweigerten)  Goldes  und  Gutes  geschmäht  worden 
sei,  zu  Guaire  mac  Colmän."^) 

3.  (36 — 40).  Guaire  ist  einverstanden  und  baut  für  sie 
eine  hruigen  (das  alte  hruiden  „Festlialle");  die  ist  achtseitig 
mit  je  einer  Tür  zwischen  zwei  Seiten  und  acht  Hauptlagern 


*)  Das  ist  aus  der  Einleitung  zum  Amra- Kommentar  genommen,  s. 
oben  S.  255. 

*)  In  Flanns  Gedicht  (s.  oben  S.  256)  Gruc,  Gräc  und  G-rungat.  Das 
sind  die  einzigen  aus  dem  Gedicht  entlehnten  Namen. 

")  Sein  Stammbaum  wird  bis  auf  DathT  mac  Fiachra  hinaufgeführt. 


TT,  12.    Die  Wanderung  der  lästigen  Gäste.  259 

zwischen  je  zwei  Türen  und  an  jedem  Hauptlager  ein  Neben- 
lager, damit  jeder,  der  etwa  im  Streit  vom  Hauptlager  weiche, 
ein  anderes  bereit  finde.  Auch  richtet  er  acht  Brunnen  ein. 
wo  sich  die  Männer  waschen  können,  und  acht  für  die  Frauen. 
Seiner  Botschaft  entsprechend  zieht  Senchan  heran;  um  aber 
nicht  alles  Gut  von  Connaught,  sondein  nur  zwei  Drittel 
davon  aufzuzehren,  nimmt  er  nur  150  Dichter,  150  Dichter- 
schüler, 150  Hunde,  150  Diener,  150  Frauen  und  27  von  jedem 
Handwerk  nach  Durlus  (Guaire's  Wohnsitz  in  Connaught) 
mit.  Der  heißt  sie  alle  willkommen.  Aber  sie  haben  Tag 
und  Nacht  so  viele  seltsame  Wünsche,  die  stets  innerhalb 
24  Stunden  befriedigt  sein  müssen,  daß  ganz  Irland  große 
Mühe  hat  es  zu  beschaffen. 

4.  (40  —  50).  So  hat  gleich  am  Abend  die  alte  Muirenn 
ingen  Chuain  Chuillidi  den  unwiderstehlichen  Wunsch  nach 
Folgendem:  eine  Schale  mit  Getränke  aus  frischer  Milch  mit 
dem  Mark  eines  Mugdorn -Wildschweins;  ein  zahmer  Kukuk, 
der  ihr  von  Weihnacht  bis  Drei -König  (also  im  Winter!) 
vorsingt;  eine  Rückenlast  und  ein  Gürtel  vom  Speck  eines 
weißen  Ebers;  ein  gestreiftes  Pferd  mit  purpurner  Mähne 
und  weißen  Füßen,  wenn  sie  singend  in  Durlus  einreitet; 
dazu  ein  bunter  Mantel  aus  Spinnewebe.  Als  Senchän  das 
am  Morgen  Guaire  eröffnet,  ist  dieser  ganz  verzweifelt.  Er 
gesteht  seinem  Diener,  daß  er  vorhat  nach  Sesgan  Uairbeoil 
zu  gehn,  wo  sein  Todfeind  Fulachtach  mac  Eogain  wohnt, 
dessen  Vater,  Söhne  und  Brüder  er  erschlagen  hat,  da  er 
lieber  dort  das  Leben  als  hier  seine  Ehre  verlieren  will. 
Aber  da  der  Diener,  obschon  er  vorher  Geheimhaltung  ver- 
sprochen hat,  erwidert,  das  ganze  Haus  werde  ihn  (schützend) 
begleiten,  läßt  er  davon  ab  und  begibt  sich  in  die  „weiße 
Kapelle  der  Freigebigkeit",  wirft  sich  nieder  und  betet  die 
Nacht  über  zu  Christus  —  zum  Teil  in  Versen  — ,  er  möge 
ihm  den  Tod  senden.  Am  Morgen  naht  sich  ihm  aber  sein 
Stiefbruder,  der  Prof  et  Marbän,  der  Schweinehirt  ist,  um  in 
der  Einöde  der  Wälder  zu  leben.  Als  er  hört,  was  ihn  be- 
drückt, weiß  er  ihm  Alles  zu  schaffen:  das  Getränke  und  der 
Mantel  aus  Spinnewebe  findet  sich  in  Glenn- in -Scäil  („Tal 
des  Unholds"),  wo  er  zu  weilen  pflegt;  den  Kukuk  und  das 
Pferd     besitzt    Guaire's    eigene    Geliebte    Derdamnn    injren 


260  II,  12.    Imthecht  na  Tromdaime. 

lubdänJ)  Am  schwersten  fällt  es  Marblin,  den  weißen  Eber 
herzugeben;  denn  er  dient  ihm  als  Arzt,  indem  er  Abends 
seine  wunden  Füße  heil  leckt,  als  Hirt,  indem  er  ihm  die 
Schweine,  ungefährdet  von  Wölfen,  heim  treibt,  als  Musikant, 
indem  er  ihn  in  den  Schlaf  summt.  Den  könne  er  nicht 
selber  schlachten,  Guaire  solle  ihn  holen  lassen.  Als  Muirenn, 
nach  Erfüllung  aller  ihrer  Wünsche,  nach  Durlus  reitet,  fällt 
das  Pferd  über  einen  Stein,  und  sie  bricht  Kopf  und  Knochen. 
Daher  die  Redensart  „die  Specklast  des  alten  Weibes". 

5.  (50 — 54).  Am  nächsten  Abend  hat  Medb  Neitig 
(Neidech),  Senchäns  Tochter,  Wünsche:  den  Bausch  ihres 
Mantels  müsse  sie  voll  Brombeeren  haben;  und  wenn  sie 
nach  Durlus  komme,  sollen  Guaire's  Leute  alle  krank  sein. 
Vergeblich  hält  ihr  Vater  ihr  vor,  wie  gut  Guaire  für  sie 
sorge;  sie  vergleicht  sich  der  Nessel, 2)  die  aach  ihren  Heger 
sticht.  Den  von  Neuem  bedrückten  Guaire  weiß  wieder 
Marbän  zu  trösten.  Als  Guaire  einst  in  Glenn-in-Scäil  jagte, 
riß  ihm  ein  Brombeerstrauch  den  Mantel  ab,  und  er  überließ 
ihn  ihm,  da  er  nie  jemand  etwas  verweigert;  unter  dem 
Mantel  sind  die  Beeren  lange  unreif  geblieben  und  erst  jetzt 
(im  Winter)  schwarz  und  honigsüß.  Ferner  beten  beide, 
Guaire  in  der  „weißen  Kapelle  der  Freigebigkeit",  Marbän 
in  Glenn-in-Scäil  zu  Gott,  so  daß  Medb  tatsächlich  die  Leute 
in  Durlus  totkrank  findet,  aber  alle  wieder  gesund  werden, 
sobald  sie  fortgegangen  ist. 

6.  (54 — 60).  Aber  nun  hat  Senchäns  Frau,  Brigid  ingen 
Onithcherne,  den  Wunsch,  sich  an  dem  Fett  einer  „Wasser- 
amsel", 3)  an  einer  weißen  Kuh  mit  roten  Ohren,  die  an  Stelle 
der  Leber  Talg  hat,  und  an  Erdbeeren  satt  zu  essen  und  am 
Honig  von  Geißblatt  satt  zu  trinken.  Auch  hier  weiß  Marbän 
Rat.  Die  Pflanzen  finden  sich  (trotz  des  Winters)  in  Glenn- 
in-Scäil,  und  die  180  Nonnen  in  Tuaim-Dä-Gualann  besitzen 
eine  solche  Kuh,  die  sie  alle  bei  einem  Melken  zu  sättigen 
pflegt,   und   eine   so   schön   singende  Amsel,   daß   sie   selbst 

')  Der  Name  lubdän  stammt  aus  Aided  Fergusa  maic  Leti  (Kap.  62). 

^)  Das  alte  Wort  fidat,  das  hier  ganz  willkürlich  als  „Nessel" 
(neanntög)  gedeutet  wird,  scheint  Kap.  6  §  21  (fldoi)  den  ,,Knüttel"  zu  be- 
zeichnen. 

•)  „Wasserliühnchen"  meint  Connellan. 


II,  12.    Die  Wauderunjyf  der  lästigen  Gäste.  2^i 

Schwerverwundeten  und  kreisenden  Frauen  den  Schlaf  bringt. 
Die  zwei  Tiere  werden  von  Guaire  gegen  180  Kühe  und 
180  Amseln  eingetauscht  und  geschlachtet,  zum  großen  Un- 
willen der  Irländer. 

7.  (60 --72).  Den.  nächsten  Wunsch  hat  Senchän  selber, 
nämlich  sich  und  seine  Schar  und  die  Edelu  von  Connaught 
zu  sättigen  an  dem  Fett  eines  Schweins,  das  noch  nicht  ge- 
boren ist,  und  an  Bier,  das  aus  einem  Korn  bereitet  ist. 
Auch  das  bringt  Marbän  nicht  in  Verlegenheit.  In  Grlenn- 
in-Scäil  hat  einst  der  Hausmeier  von  Guaire  nach  dem  Säen 
ein  AVeizenkorn  von  der  Größe  einer  Eichel  gefunden.  Er 
gab  es  Marbän,  der  es  pflanzte,  so  daß  es  schon  im  nächsten 
Jahre  27  Ähren  trieb.  Jetzt  sind  es  elf  Jahre  her,  und 
Marbän  hat  solche  Haufen  Frucht  von  diesem  einen  Korn, 
daß  es  für  Alle  genügen  wird.  Ferner  ist  das  trächtige 
Hauptschwein  Guaire's  einst  von  einem  Wolf  gepackt  und 
ihm  die  Eingeweide  herausgerissen  worden,  aber  das  Schwein 
hat  dem  Wolf  den  Kopf  abgebissen.  Marbän  hat  die  un- 
geborenen Ferkel  —  neun  männliche  und  ein  weibliches  — 
in  ihrer  Hülle  gefunden,  sie  herausgelassen  und  von  einem 
andern  Schweine  säugen  lassen;  jetzt,  nach  neun  Jahren,  sind 
jenes  neun  stattliche  Eber  mit  Fett  für  Alle.  Der  „schweren 
Schar"  wird  die  Wahl  gelassen,  ob  sie  den  Schmaus  in  Glenn- 
in-Scäil  oder  in  ihrer  bruigen  abhalten  wolle.  Nur  Letzteres 
nimmt  sie  an,  und  drei  Tage  und  Nächte  lang  wird  nun  ge- 
gessen und  getrunken,  während  ihre  Spielleute  aufspielen. 
Da  aber  Senchän  die  Knechte  und  das  Gesinde  der  Connachter 
von  dem  Überfluß  an  Speise  und  Getränke  mitkosten  sieht, 
mag  er  selber  nicht  essen,  sondern  läßt  sie  hinausweisen. 
Drei  Tage  und  Nächte  rührt  er  nichts  an.  Guaire,  den  das 
bedrückt,  schickt  seinen  wohlgesitteten  Ziehsohn  zu  ihm,  der 
eine  Gans  am  Bratspieß  trägt  und  sie  vor  Senchän  braten 
soll.  Aber  Senchän  wirft  ihm  vor,  er  habe  seinen  Großvater 
gekannt,  der  habe  „Knollen -Nägel"  gehabt;  nie  werde  er 
Speise  aus  seiner  Hand  essen.  Nicht  besser  geht  es  einer 
Ziehtochter  Guaire's,  die  dieser  nach  weiteren  drei  Tagen 
und  Nächten  absendet,  um  einen  Weizenkuchen  und  Lachs- 
Rogen  vor  Senchän  zuzubereiten.  Der  hat  einst  ihre  Groß- 
muttej"  getroffen,  wie  sie  von  einem  hohen  Steine  herab  Aus- 


262  II,  12.   Iinthecht  ua  Tromdäime. 

sätzigen  den  Weg  wies  und  dabei  ihre  Hand  gegen  sie 
ausstreckte;  so  will  er  nichts  von  ihr  nehmen.  Da  verflucht 
Guaire  Senchäns  Mund  und  bittet  Gott,  daß  der  einst  ge- 
zwungen werde,  den  Mund  eines  Aussätzigen  zu  küssen. 

8.  (74  —  88).  Abermals  nach  Tag  und  Nacht  bietet  ihm 
seine  eigene  Frau  Brigid  den  Rest  der  Mahlzeit,  ein  Hühnerei, 
an.  Das  würde  ihm  genügen;  aber  die  Aufwartefrau,  die  es 
holen  soll,  findet  es  nicht,  da  es  von  Mäusen  aufgefressen 
worden  ist.  Da  singt  Senchän  —  in  einem  poetischen  Zwie- 
gespräch mit  den  Mäusen  —  eine  cer  auf  diese,  so  daß  zehn 
tot  hinfallen.  Doch  meint  er,  nicht  die  Mäuse  hätte  er 
schmähen  sollen,  sondern  die  Stämme  der  Katzen,  denen  die 
Vertilgung  der  Mäuse  als  Pflicht  obliegt,  vor  Allem  ihr  Ober- 
haupt Irusän  mac  Arusän  in  der  Höhle  von  Cnogda  (=  Cnodba) 
beim  Kloster  Clonmacnois  des  heiligen  Ciarän,  seine  Frau 
Riachaill  Spitzzahn,  seine  Tochter  Reng  Scharfzahn  und  seine 
Brüder.  Er  singt  einen  Schmähspruch  auf  Irusän  in  Kunst- 
ausdrücken, die  er  darauf  —  ähnlich  wie  oben  Dallän  — 
einzeln  erklärt.  Irusän  in  seiner  Höhle  fühlt  den  Spruch 
und  will  ihn  rächen;  er  verspricht  seiner  Tochter,  Senchän 
lebend  herbeizuschaffen,  daß  x^lle  ihre  Rache  an  ihm  kühlen 
können.  Wie  Senchän  merkt,  daß  der  Kater  naht,  versammelt 
er  zu  seinem  Schutz  Guaire  und  die  edeln  Connachter  um 
sich.^  Aber  mit  ungeheurem  Getöse  erscheint  der  Kater  — 
er  wird  mit  klingenden  Beiwörtern  beschrieben  ähnlich  wie 
CüChulainns  Pferde  in  den  alten  Sagen  —  in  der  Größe 
eines  Pflugochsen,  geht  mitten  durch  sie  hindurch,  ohne  daß 
ihre  Waffen  ihm  etwas  anhaben  können,  packt  Senchän  am 
Arm  und  nimmt  ihn  auf  den  Rücken.  So  verläßt  er  mit  ihm 
das  Haus,  und  vergebens  sucht  ihn  nun  Senchän  durch  ein 
Preislied  zu  beschwichtigen.  Als  sie  nach  Clonmacnois  kommen, 
sieht  sie  der  heilige  Ciarän  in  seiner  Schmiede;  er  schleudert 
das  glühende  Eisen,  das  er  in  der  Zange  hält,  nach  dem 
Kater  und  durchbohrt  ihn,  daß  er  tot  niederstürzt.  Aber 
Senchän  verflucht  die  Hand,  die  den  Wurf  getan  hat;  denn 
hätten  ihn  die  Katzen  gefressen,  so  hätte  die  „schwere  Schar" 
ein  Schmählied  auf  Guaire  singen  können;  das  hätte  er  dem 

1)  Das  Motiv  aus  Kap.  78,  4. 


II,  12.    Die  Waiideraug  der  lästigeu  Gäste.  263 

eignen  Leben  vorgezogen.  Zurückgekehrt  weist  er  die  Be- 
grüßung durch  die  Connachter  ab  und  begibt  sich  unmittelbar 
in  die  bruigen  der  „schweren  Schar",  wo  sie  weiter  bewirtet 
werden. 

9.  (88 — 102).  Der  fromme  Profet  Marbän,  der  jede 
Missetat  seines  Bruders  Guaire  gutzumachen  pflegt,  beschließt 
seinen  weißen  Eber  zu  rächen  und  kommt  zur  bruigen.  Medb 
Neitig,  Senchäns  Tochter,  die  er  mit  den  andern  Frauen  beim 
Brunnen  trifft,  weist  ihm  den  Weg,  und  er  tritt  durch  eine 
verschlossene  Türe  ein,  die  sich  von  selber  vor  ihm  öffnet. 
Im  Bausch  seines  Mantels  bringt  er  ein  Stück  Wind  mit, 
den  Alle  drinnen  spüren,  zum  Zeichen,  daß  er  mit  dem 
Wind,  nicht,  wie  Senchän  meint,  gegen  den  Wind  gekommen 
ist.  Er  sei  zu  einem  „Prozeß"  (tacra)  erschienen,  bemerkt 
er  Senchan,  der  es  nur  annimmt,  als  er  ihm  auf  die  Frage, 
woraus  der  erste  Prozeß  entstanden  sei,  die  richtige  Antwort 
gibt:  „Aus  tauben  Nüssen".  Er  habe  gehört,  sagt  Marbän, 
man  finde  bei  ihnen,  was  man  von  Musik  und  Kunst  wünsche. 
Er  könne  es  nur  erhalten,  ist  die  Antwort,  wenn  er  seine 
Verwandtschaft  mit  der  Kunst  nachweise.  „Die  Großmutter 
der  Frau  meines  Dieners  war  die  Urenkelin  eines  /i/i",  er- 
widert Marban.  Das  wird  als  eben  genügend  angesehen,  und 
Marbän  verlangt  nun,  sich  an  einem  crönän^)  satt  zu  hören. 
27  crönän-S'mger  treten  vor  und  wollen  einen  richtigen  crönän 
singen;  aber  er  verlangt  einen  Schnecken- crönän  (crönan 
snacach):^)  So  oft  sie  damit  aufhören  wollen,  sagt  er  jedes- 
mal, er  sei  noch  nicht  satt,  bis  sie  völlig  erschöpft  sind.  Neun 
andere  cröwäw- Sänger,  die  sie  ablösen,  können  es  nicht  einmal 
so  lange  aushalten.  Da  springt  Dsel  Duiled,  der  oUam  von 
Leinster,  ein,  der  die  Kunst  des  Fragesteilens  und  Frage- 
lösens  besitzt.  Marbän  solle  ihm  ein  Gut  nennen,  das  der 
irdische  Mensch  finde,  aber  Gott  nicht;  ferner  zwei  Bäume, 
die  ihre  Blätter  nicht  verlieren,  bis  sie  verwittern;  ein  Tier, 
das  ertrinkt,  wenn  man  es  aus  dem  Meere  nimmt,  und  eines, 


')  Ein  summender  Gesang,  mit  dem  man  z.  B.  Kinder  in  den  Schlaf 
wiegt. 

^)  Das  scheint  ein  besonders  langsam  gesungener,  aus  lang  aus- 
gehaltenen Tönen  bestehender  crünän. 


2o4  II,  12.   Imthecht  na  Tromdaime. 

das  verbrennt,  wenn  man  es  aus  dem  Feuer  nimmt.    Marbän 
löst  Alles:   einen  obersten  Herrn   findet  jeder  Mensch,   aber 
Gott  nicht.    Stechpalme  and  Eibe  verlieren  ihre  Blätter  nie. 
Das  Tier,   das   außerhalb  des  Wassers  ertrinkt,   heißt  Gnlm 
Äbrcein,    das,    das    nur    im    Feuer   leben   kann,    hieß    früher 
Tegillus,  jetzt  Salamander.  —  Nun  stellt  sich  Oircne  Aithemain, 
oUam  von  Nord-Munster,  als  ein  großer  Weiser  vor.   Vielmehr 
sei   er  der  aller  unwissendste  im  Haus,   entgegnet  Marbän; 
denn  er  wisse  nicht  einmal,  daß  seine  Frau  Umgang  mit  zwei 
Männern  habe,  deren  einem  sie  den  goldenen  Ring,  den  er 
von  Guaire  erhalten,  geschenkt  habe,   dem   andern  Oircne's 
eigenes  Schwert.     Und  das  stellt  sich  als  wahr  heraus.  — 
Jetzt  bietet  ihm  die  alte  Crinlait  etwas  an,  was  weder  König 
noch  Bischof  noch  Papst  entbehren  könne,  nämlich  volle  Be- 
friedigung in   der  Ehe.    Wenn   er  in  der  Jugend  nicht  ge- 
heiratet habe,  erwidert  Marbän,  so  habe  er  sicher  jetzt  keine 
Lust,   eine   alte  Vettel  zu  heiraten.    —    Den  nunmehr   vor- 
tretenden  Harfner  Casmsel   fragt  Marbän,   wie    die  Harfen- 
kunsL  erfunden  worden  sei,  wer  das  erste  Lied  gemacht  habe, 
und  ob  zuerst  die  Harfe  oder  das  ümpän  verfertigt  worden 
sei.    Das  weiß  er  nicht.    Marbän  erklärt:   in  alter  Zeit  sei 
Cana  Cluadmör  vor  ihrem  Mann  Macuel  mac  Miduel  durch 
Wald  und  Einöde  geflohen   und,   von  ihm   verfolgt,  an  das 
Ufer  des  Muir  Camais  gekommen.    Dort  habe  sie  die  Über- 
reste   eines   Walfisches   gefunden    und   den  Wind   in   dessen 
Sehnen  spielen  hören;  das  habe  sie  in  Schlaf  versenkt.    Der 
verfolgende  Mann   habe  das  bemerkt  und  sei  in  den  nahen 
Wald   gegangen,   habe   ein   Harfengerüst  verfertigt  und  die 
Sehnen  des  Walfischs  als  Saiten  benützt.    Das  war  die  erste 
Harfe.     Und    der    Schmied    Tubalcain,    Sohn    von    Lamech 
Bigamus,  habe  nach  der  Melodie  der  zwei  Hämmer  in  seiner 
Schmiede  die  erste  Strofe  verfaßt.  —  Den  Meister  der  Timpän- 
Kunst,    Cöirche   Ceolbinn  („Hellklang")  fragt  dann  Marbän, 
weshalb  man  timpän  ncem  („heiliges  Timpän")  sage,  obschon 
nie   ein  Heiliger    timpän   gespielt   habe.     Auch    dieser  weiß 
keine  Antwort.    Da  erzählt  Marbän:  Noali  habe  in  die  Arche 
unter  anderm  ein  timpän  mitgenommen,  auf  dem  einer  seiner 
Söhne  zu  spielen   pflegte.    Beim   Verlassen   der  Arche  habe 
ihm  Noah  als  Lohn  dafür  gegeben,  daß  das  Listrument  nach 


II,  12.   Die  Wanderung  der  lästigen  Gäste.  265 

ihm  benannt  würde  als  timpän  Noei  („Noahs  Timpän");   Un- 
wissende hätten  daraus  timi)an  ncem  gemacht. 

Da  Marbän  so  auf  keine  Weise  durch  eine  andere  Kunst 
befriedigt  werden  kann,  verlangt  er  wieder  seine  „Sättigung" 
an  crUnän,  aber  dreimal  vergeblich,  bis  Senchän  sich  schämt 
und  selber  den  Schnecken- er önän  anhebt.  Er  streckt  den 
Bart  in  die  Höhe  und  singt,  da  ihm  Marbän  keine  Pause 
vergönnt,  so  angestrengt,  daß  ihm  ein  Auge  auf  die  Wange 
austritt.  Da  fürchtet  Marbän,  das  möchte  Guaire  nicht  recht 
sein;  er  singt  ein  Paternoster  durch  seine  Hand  und.  bringt 
dadurch  das  Auge  wieder  an  seinen  Platz. 

10.  (102—108).  Nun  meldet  sich  Fis  mac  Fochmairc 
(„Wissen  Sohn  der  Frage")  als  der  beste  Erzähler  in  Irland. 
Marbän  verlangt,  er  solle  ihm  das  „Wegtreiben  der  Rinder 
von  Cuailnge"  erzählen.  Doch  er  wird  rot  und  muß  Senchän 
auf  seine  Frage  gestehen,  er  habe  nie  etwas  davon  gehört. 
Darum  setzt  ihn  Marbän  unter  yes,  bis  er  es  ihm  erzählen 
könne,  und  setzt  die  ganze  „schwere  Schar"  unter  ges,  falls 
sie  zwei  Nächte  in  demselben  Haus  verweile,  bis  sie  die  Täin 
erkundet  habe;  auch  würden  sie  bis  dahin  nicht  mehr  als 
ein  einziges  Lied  verfassen  können.  Damit  verläßt  er  sie 
voll  Verachtung.  Die  „schwere  Schar"  muß  nun  aufbrechen. 
Zu  ihrer  Sättigung  bedurfte  sie  allerdings  nicht  viel;  denn 
die  am  meisten  von  ihnen  aß,  Brigid  ingen  Onithcherne, 
wurde  von  einem  Hühnerei  satt.  Guaire  begegnet  ihnen  und 
erfährt  von  Senchän,  was  sich  zugetragen  hat,  und  daß  sie 
zunächst  nach  Schottland  auf  die  Suche  gehn  wollen.  Aber 
Guaire  meint,  sie  würden  das  Verlangte  eher  in  Irland  finden, 
und  sie  sollten  überhaupt  bei  ihm  bleiben;  er  werde  sie  nicht 
schlechter  halten  als  bisher.  Da  sie  das  nicht  annehmen 
können,  bewegt  er  sie,  wenigstens  ihre  Frauen,  Kinder  und 
die  Dienerschaft  bei  ihm  zu  lassen.  Mit  Zustimmung  Aller 
beschließt  Senchän,  die  ihnen  gebliebene  Fähigkeit,  noch  ein 
Lied  zu  verfassen,  zu  einem  Preislied  auf  Guaire  zu  ver- 
wenden, der  sie  Monat,  Vierteljahr  und  Jahr  in  Durlus  so 
freigebig  bewirtet  habe. 

11.  (108 — 118).  Darauf  ziehen  sie  nach  Näs  (Naas).  der 
Burg  des  Königs  von  Leinster,  Connra  des  Einäugigen.    Auf 


26G  II,  12.   Imthecht  na  Tromdaime. 

dem  Wege  begegnet  ihnen  ein  Aussätziger,  ^  dem  sie  sich 
nennen.  Er  meint,  wohl  sei  dem  Lande,  das  sie  verlassen, 
wehe  dem,  in  das  sie  kommen.  Doch  weiß  er,  daß  sie  kein 
Lied  verfassen  können,  obschon  sie  eines  brauchen  um  vom 
König  von  Leinster  die  Überfahrt  nach  Schottland  zu  er- 
wirken. In  der  Tat  versuchen  Alle  vergeblich,  auch  nur 
eine  Strofe  zusammenzubringen.  Da  verspricht  der  Aussätzige 
für  sie  einzuspringen,  falls  er  sich  seinen  Lohn  frei  wählen 
dürfe.  Nachdem  sie  es  alle  beschworen  haben,  fordert  er 
einen  Kuß  von  Senchän.  Der  versteht  sich  aber  erst  dazu, 
als  seine  Begleiter  alle  drohen  ihn  sonst  zu  verlassen.  Nach- 
dem sie  dann  der  Pförtner  in  die  Burg  eingelassen  hat,  singt 
in  der  Tat  der  Aussätzige  dem  König  ein  Lied,  worin  er  um 
ein  Schiff  zur  Meerfahrt  bittet.  Sie  werden  für  die  Nacht 
aufgenommen  und  am  Morgen  das  Schiff  gestellt.  Aber  dem 
Aussätzigen  verweigert  Senchän  seine  Bitte,  mit  aufs  Schiff 
zu  dürfen.  Wie  sie  jedoch  in  die  Nähe  der  Insel  Man  ge- 
kommen sind,  erblicken  sie  auf  einem  Felsen  einen  einzelnen 
Menschen  und  gleichzeitig  auf  dem  Vorderteil  ihres  Schiffes 
den  Aussätzigen,  der  einen  Schnecken-crönän  singt.  Er  nennt 
jenem  Menschen  Senchän,  und  dieser  verbietet  ihnen  ans  Land 
zu  steigen,  bevor  sie  nicht  eine  Halbstrofe,  die  er  singe,  er- 
gänzt hätten.  Das  führt  dann  der  Aussätzige  aus,  obschon 
ihn  Senchän  verwünscht  hatte,  während  kein  anderer  im 
Schiff  dazu  im  Stande  gewesen  wäre.  Noch  zweimal  wieder- 
holt sich  dasselbe, 2)  und  der  Aussätzige  erklärt  ihnen,  jener 
Mensch  sei  eine  Ärztin,  die  immer  das  eine  Jahr  Ärztin  sei, 
das  andere  Salz  bereite.  Sie  habe  in  ihrem  Steinhaus  Kisten 
mit  60  Mark,  die  sie  zur  Bestreitung  ihres  Unterhalts  in 
Schottland  mit  ihnen  teilen  werde;  das  verdankten  sie  nur 
ihm  allein.  Damit  verschwindet  er.  Die  Ärztin  nimmt  sie 
diese  Nacht  auf  und  gibt  Senchän  30  Mark;  das  sei  der  letzte 
Lohn,  bis  sie  wieder  in  Besitz  ihrer  Dichtkunst  kämen. 

12.  (118—128).    Am  andern  Tag  fahren  sie  nach  Schott- 
land und  werden  bei  dem  ollam  von  Schottland.  Mael-Gedic 


*)  Hier  beginnt  die  Benützung  der  Erzählung  aus  Oormacs  Glossar, 
s.  oben  S.  255f. 

*)  Die  zweite  Halbstrofe:  „Am  Felsenufer  des  Meeres  von  Man  hast 
du  viel  Salz  bereitet"  stimmt  teilweise  wörtlich  zu  der  Strofe  bei  Cormac. 


II,  12.    Die  Wanderung  der  lästigen  Gäste.  2ö7 

mac  Fir-Goboc,  gut  bewirtet.  Dann  durchstreifen  sie  ein 
Jahr  lang  Scliottland  nach  allen  Richtungen,  ohne  die  Kunde 
der  Täin  zu  gewinnen.  So  beschließen  sie  nach  Irland  zu- 
rückzufahren und  landen  in  Äth  Cliath  (Dublin).  Dort  treffen 
sie  den  heiligen  Caillln,  Senchäns  Stiefbruder.  Der  läßt  sich 
von  ihnen  berichten  und  enthüllt  ihnen,  daß  der  Aussätzige, 
den  Senchän  in  Erfüllung  von  Guaire's  Fluch  habe  küssen 
müssen,  er  selber  gewesen  sei.  Jetzt  wolle  er  ihnen  helfen 
und  sie  nach  Durlus  begleiten;  denn  nur  Marbän  selber  könne 
sagen,  wie  man  in  den  Besitz  der  Täin  gelange.  Von  Guaire 
wieder  gut  aufgenommen,  senden  sie  nach  Marbän.  Dieser 
kommt  und  eröffnet  ihnen,  kein  Lebender  kenne  die  Täin 
und  auch  von  den  Toten  nur  einer,  nämlich  Fergus  mac  Roig; 
der  wisse  sowohl,  was  sich  bei  den  „Männern  Irlands'  als 
was  sich  bei  den  ültern  ereignet  habe.  Sie  sollten  die  Heiligen 
Irlands  versammeln  und  mit  ihnen  beim  Grabe  des  Fergus 
drei  Tage  und  Nächte  gegen  Gott  fasten,  daß  er  ihnen  Fergus 
sende.  Caillln  übernimmt  es,  die  Heiligen  Irlands  —  es 
werden  nachher  neun  aufgezählt  —  nach  Durlus  zu  holen. 
Nachdem  sie  die  Nacht  dort  geschmaust  haben,  begeben  sie 
sich  zu  Fergus'  Grab  und  beten  zu  Jesus  Christus.  In  der 
Tat  erscheint  Fergus  und  will  ihnen  die  Täin  zuerst  stehend 
erzählen.  Da  sie  ihn  so  nicht  hören  können,  setzt  er  sich 
und  Ciarän  von  Clonmacnois  schreibt  alles,  was  er  erzählt, 
auf  die  Haut  der  dunkelfarbigen  (Kuh)^)  nieder.  Fergus 
kehrt  in  sein  Grab  zurück,  und  die  Heiligen  danken  Gott. 

Der  Schluß  ist  im  Buch  von  Lismore  nur  noch  teilweise  lesbar. 
Folgendes  ist  daraus  und  aus  dem  Auszug  ZCP  9,  246  etwa  ersichtlich : 

Nach  der  Rückkehr  nach  Durlus  läßt  sie  Marbän  nur 
unter  der  Bedingung  nach  Glenn  -  in  -  Scäil ,  um  ihm  die  Täin 
bö  Cuailnge  zu  erzählen,  wenn  sie  sich  seinem  Urteil  unter- 
würfen. Nachdem  er  sie  dann  dort  drei  Tage  und  Nächte 
bewirtet  hat,  geloben  sie,  sein  Urteil  auszuführen.  Das  lautet, 
sie  sollen  jeder  in  sein  eigenes  Land  ziehen.  Und  von  da  an 
gab  es  in  Irland  keine  „schwere  Schar"  mehr. 

')  Siehe  oben  S.  28. 


268  II,  13.  Compert  ConCulainn  „CuChulainus  Empfängnis". 

Kap.  13.    Compert  0  ConCulainn. 

„CüChulainns  Empfängnis.'' 

Mit  dieser  Sage,  2)  die  in  zwei  Fassungen  vorliegt,  beginnen  wir  die 
eigentlichen  remscBla. 

Fassung  I 

gehört  zu  unsern  ältesten  Denkmälern,  da  sie  dem  Buch  von  Druim 
Snechta  (s.  Teil  I  Kap.  8)  entnommen  ist.  Auch  inhaltlich  erweist  sie 
sich  als  sehr  alt.  CüChulainn  kommt  zum  Schmied  nicht  gelegentlich, 
wie  es  die  Täin  (Kap.  6  §  16)  darstellt,  sondern  dieser  ist  der  Ziehvater 
des  Helden  Jünglings,  wie  das  im  Märchen  vom  „Bärensohn"  oder  in  der 
germanischen  Sage  von  Siegfried  -  SigurÖ  der  Fall  ist,  gewiß  das  Ur- 
sprüngliche. So  ist  vielleicht  auch  alt,  daß  seine  Mutter  Deichtine  (Dechtire, 
Dechtir)  hier  als  Tochter,  nicht  wie  sonst  als  Schwester  Couchobors  er- 
scheint, so  daß  er  des  Königs  Enkel  ist. 

Der  alte  Text')  ist  gut  erhalten  in  den  drei  Handschriften:  Trin.  Coli. 
(Dublin),  H.  4.  22,  S.  46;  R.  Ir.  Ac,  23.  N.  10,  S.  62;  Brit.  Mus.,  Egerton  88, 
fol.  12  V.*)  In  der  ältesten  Handschrift,  LU  128  a,  hat  der  Interpolator  die 
Schlußsätze  wegradiert  und  das  Ende  von  Fassung  II  an  Fassung  I  an- 
gehängt.*) Brit.  Mus.,  Egerton  1782,  S.  152  (und  seine  Kopie  H.  1.  13, 
S.  842)  ändert  vielfach  den  Wortlaut.^)  Eine  Bearbeitung  dieses  ver- 
änderten Textes  enthält  R.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (c.  1.300),  fol.  48r  und  hängt 
eine  —  sehr  minderwertige  —  Fortsetzung  daran.') 

1.  Eine  Vogelschar  kommt  wiederholt  auf  das  Feld  bei 
Emuin  (Macha)  und  weidet  es  bis  auf  die  Wurzeln  ab.  Dar- 
über unwillig  spannen  die  AVagenfalirer  (eirrid)  von  Ulster 
neun  Wagen  an,  um  die  Vögel  zu  jagen.  Conchobor,  dem 
seine  erwachsene  Tochter^)  Deichtine  als  Lenker  dient,  Conall, 


^)  Compert  war  in  der  Handschrift  von  Druim  Snechta  so  mit  alt- 
irischer Ortografie  für  cumhert  geschrieben;  diese  Schreibweise  "wärd  dann 
auch  in  späteren  Sagen  mit  ähnlichem  Titel  oft  beibehalten. 

'^)  Der  Titel  ist  auch  in  Sagenliste  B  genannt.  In  A  fehlen  alle 
Compert  betitelten  Sagen. 

")  Nach  allen  Handschriften  hgg.  u.  übers,  von  mir,  Zu  ir.  Hss.  I,  31. 

*)  Hier  ist  der  Titel  Gineam{aüi)  ConC{ulainn)  „Geburt  CuChulainus**. 

'")  Vgl.  Zimmer,  KZ  28,  419  ff. 

")  LU  und  Eg.  1782  sind  hgg.  von  Windisch.  IT  1,136,  übersetzt  von 
Duvau  bei  d'Arbois,  L'epopee  celtique  en  Irlande,  S.  33. 

')  ^^S-  ^^-  übers,  von  mir,  Zu  ir.  Hss.  I,  41. 

")  LU  und  Eg.  1782  ändern  das  in  „Schwester"  (nach  der  späteren 
Anschauung),  wodurch  der  Widersinn  entsteht,  daß  Couchobor  mit  seiner 


11,18.  ('ompert  ConCulainn  ,.(.'nChuIainn,s  Empfängnis".  269 

Laeguire,  Bricriu  u.  a.  verfolgen  sie  über  Sliab  Fuait,  Edmuinn 
(Edmonn),  Bregia,  indem  es  zu  jener  Zeit  keine  Gräben  oder 
Mauern  um  die  Landstücke  gab. 

2.  Die  scliönen  und  schön  singenden  Vögel  —  je  zwei 
durch  eine  silberne  Kette  verbunden  —  sind  in  neun  Schwärme 
von  je  zwanzig  abgeteilt,  allen  voran  zwei  Vögel,  die  ein 
silbernes  Joch  verbindet.  Gegen  Abend  trennen  sich  drei 
Vögel  von  den  übrigen  und  fliegen  vor  den  Verfolgern  her 
bis  zum  Ende  des  Bruig.  ^)  Da  überfällt  sie  die  Nacht  und 
es  beginnt  zu  schneien.  Man  spannt  aus,  und  Conall  und 
Bricriu  gehen  eine  Unterkunft  zu  suchen,  finden  aber  nur 
ein  einzelnes,  neues  Haus  mit  einem  Ehepar,  das  sie  will- 
kommen heißt.  Nach  der  Rückkehr  zu  den  Übrigen  meint 
Bricriu,  es  habe  keinen  Wert,  hinzugehn;  das  Haus  sei  zu 
eng  und  ermangle  der  Decken  und  der  Speise.  Als  man  sich 
trotzdem  hinbegibt,  zeigt  sich  aber,  daß  man  nur  wenig  vom 
Haus  einnimmt,  und  plötzlich  öffnet  sich  die  Tür  einer  Küche, 
und  sie  werden  bewirtet,  bis  sie  fröhlich  und  trunken  sind. 
Da  teilt  ihnen  der  Mann  (des  Hauses)  mit,  seine  Frau  sei  in 
Geburtswehen  in  der  Küche.  Deichtine  geht  zu  ihr  hin,  und 
sie  gebiert  einen  Knaben.  Gleichzeitig  wirft  eine  Stute  vor 
dem  Haus  zwei  Fohlen,  die  der  Mann  dem  Knäblein  schenkt.  2) 

3.  Am  andern  Morgen  sind  Haus  und  Vögel  verschwunden; 
sie  finden  sich  allein  im  Osten  des  Bruig,  nur  das  Kindchen 
und  die  Fohlen  sind  ihnen  geblieben.  Sie  nehmen  sie  mit 
nach  Emuin,  und  das  Knäblein  wird  bei  ihnen  durch  Deichtine 
aufgezogen.  Wie  es  eiu  kleines  Kind  (blaicce)  ist,  erkrankt 
es  aber  und  stirbt.  Deichtine  ist  sehr  betrübt,  und  man  hält 
die  Totenklage.  Bei  der  Heimkehr  ist  sie  durstig  und  will 
aus  einem  kupfernen  Gefäß  trinken.  Aber  jedesmal  springt 
ein  Tierchen  mit  dem  Getränke  nach  ihrem  Mund,  das  aber 
unsichtbar  bleibt,  sobald  sie  das  Gefäß  entfernt.    In  der  Nacht 


Schwester  zusammen  schläft  (§3).  D.  4.  2,  dem  das  aufgefallen  ist,  füg-t 
hinzu,  er  habe  das  aus  großer  Liebe  zu  ihr  getan;  dadurch  wird  die 
Sache  nur  noch  schlimmer. 

1)  Bruig  Maie  ind  Öic  oder  Brnig  na  Boinne,  der  Elfenbezirk  an 
der  untern  Boyne. 

^)  Das  sind  die  berühmten  Pferde  CüChulainns,  der  Liath  Macha  und 
der  Dub  Sainglenn. 


270  11,13.   Compert  ConCulainn  „ClChulainns  Empfängfnis". 

tritt  im  Schlaf  ein  Mann  zu  ihr,  der  sich  als  (den  Elf)  Lug 
mac  Ethnenn  zu  erkennen  gibt.  Er  habe  sie  nach  dem  Bruig 
geführt,  bei  ihm  hätten  sie  übernachtet  und  das  Kindchen 
sei  sein  Sohn.^)  Das  sei  jetzt  in  ihren  Leib  eingegangen,  sie 
sei  schwanger  von  ihm,  und  es  werde  Setantae  heißen.  —  Die 
IJlter  können  sich  diese  Schwangerschaft  nicht  erklären  und 
vermuten,  Conchobor  habe  sie  in  der  Trunkenheit  verschuldet, 
da  seine  Tochter  bei  ihm  zu  schlafen  pflegt.  2) 

4.  Conchobor  verlobt  seine  Tochter  Sualdaim  mac  Roich. 
Da  sie  sich  aber  schämt,  in  diesem  Zustand  zu  ihm  aufs 
Lager  zu  gehn,  mißhandelt  sie  ihren  Unterleib  so,  daß  sie 
die  Schwangerschaft  verliert.  Sie  wird  darauf  von  Neuem 
schwanger  und  gebiert  einen  Knaben.^)  Der  Schmied  Caulann 
nimmt  ihn  als  Ziehsohn  zu  sich;  beim  Spiel  tötet  er  später 
dessen  Hund  und  sagt:  „Ich  werde  dein  Hund  sein".  Darum 
heißt  er  Cü-Chaulainn  „Caulanns  Hund".  — 

Die  Handschrift  D.  4.  2,  wo  der  Name  des  Knaben  Sedana  (statt 
SHantoß)  lautet,  fügt  hinzu: 

Manche  sagen,  Dechtir  habe  diesen  Knaben  auf  dem 
Felsen  von  Sld  Truim  geboren.  Damals  sei  Cet  mac  Mägach, 
der  mit  den  Connachtern  (seinen  Landsleuten)  in  Streit  ge- 
raten war,  mit  Srian  und  Gabur,  seinen  Zieheltern,  und 
ihrem  Säugling  Laeg^)  zum  König  von  Irland  Eocho  Feidlech 
gezogen  und  habe  sieben  Jahre  in  dessen  Begleitung  zu- 
gebracht, als  die  Schlacht  von  Druim  Criaich  oder  Äth 
Comair  geschlagen  wurde.  5)  Dechtir  habe  Cet  um  einen 
Namen  für  ihren  Sohn  gebeten,  und  Cet  habe  ihn  Sedana 
genannt;  „denn  der  Weg  {sed)^  auf  dem  wir  sind,  darauf  ist 
sein  Weilen  {anad)\  denn  auf  ihm  ist  der  König  von  Irland". 


0  Eg.  1782  versteht,  Lug  selber  sei  das  Kindchen;  so  faßt  es  auch 
das  Gedicht  von  Gilla  in  Chomded  ua  Cormaic  (LL  144  b  19,  12.  Jh.). 

2)  Es  ist  das  vielleicht  der  Nachklang  einer  älteren  Anschauung, 
nach  der  CüChulaiun  durch  Inzest  zur  Welt  gekommen  war. 

")  CüChulainn  wird  also  gleichsam  in  drei  Malen  geboren.  Darum 
nennt  ihn  Eg.  1782  „das  Kind  der  drei  Jahre"  (IT  I  140,  14). 

*)  Laeg,  der  Wagenlenker  CüChulainns,  heißt  in  den  älteren  Sagen  mac 
Miangabra;   daraus  sind  hier  Srian  „Zügel"  und  Gabm-  „Pferd"  gezogen. 

'')  Schlacht  zwischen  Eocho  Feidlech  und  seinen  drei  Söhnen,  den 
Fmfiewna  („den  hellen  Drillingen"). 


11,13.    Compert  ConCulainn  „CüChnlainns  Empfängnis".  271 

Cet  läßt  bei  seiner  Rückkehr  nacli  Connaught  den  Knaben 
in  der  Pflege  seiner  in  Sld  Truim  verbleibenden  Zieheltern, 
und  deren  Sohn  Laeg  wird  zu  seinen  Gunsten  entwöhnt.  — 
Das  Gleiche  wird  in  einem  angehängten  Gedicht  ausgeführt. 

Fassung  IL 

Diese  trägt  auch  den  Titel  Feis  tigc  Becfoltaig  „das  Übernachten  im 
Haus  von  Becfoltach".  Leidlich  erhalten  ist  sie  nur  in  Egerton  1782 
fol.  79r0  (hinter  Fassung  I),  verjüngt  in  D.  4.  2  fol.  49r.2)  In  LU  ist, 
wie  oben  bemerkt,  nur  ihr  zweiter  Teil  an  Fassung  1  angeschlossen;^) 
aber  auch  ihr  Ende  ist  hier  später  durch  Blattausfall  verloren  gegangen. 
Ihre  erste  Niederschrift  wird  wohl  ins  8.  —  9.  Jahrhundert  fallen.  Sie 
nimmt  nicht  (wie  I)  Rücksicht  darauf,  daß  als  CüChulainns  Vater  sonst 
Sualdaim  erscheint.  Überhaupt  ist  sie  etwas  verschwommen;  Dechtir(e) 
scheint  im  Elfenland  zu  bleiben. 

1.  Conchobors  Schwester  Dechtir  (Dechtire)  entwich  mit 
fünfzig  Mädchen  aus  Ulster,  und  drei  Jahre  lang  suchte  man 
sie  vergeblich.  Dann  kamen  sie  in  Gestalt  eines  Vogel- 
schwarms  auf  das  Feld  bei  Emain  und  fraßen  es  völlig  ab. 
Die  Ulter,  namentlich  Conchobor,  Fergus,  Amorgin,  Blai  der 
hriugaid,  Sencha  und  Bricriu  spannen  neun  Wagen  an  und 
verfolgen  sie  südwärts  über  Sliab  Fuait,  Äth  Lethan,  Äth 
Gerach  bis  Mag  n-Gosa  zwischen  Fir  Rois  und  Fir  Ardai. 
Dort  überrascht  sie  die  Nacht,  und  die  Vögel  entkommen. 
Fergus  trifft  auf  einem  Rundgang  ein  Häuschen  mit  einem 
Ehepar,  das  ihn  willkommen  heißt  und  ihm  Speise  anbietet. 
Doch  nimmt  er  das  ohne  seine  Begleiter  nicht  an.  Da  werden 
sie  alle  eingeladen  und  finden  mit  ihren  Wagen  reichlich 
Platz  darin. 

2.  Später  geht  Bricriu  hinaus  und  hört  ein  leises  Ge- 
murmel (?).^)  Er  geht  dem  Klange  nach  und  findet  ein 
prächtiges  großes  Haus.  Wie  er  durch  die  Türe  hineinspäht, 
bemerkt  ihn  der  Herr  des  Hauses  und  heißt  ihn  eintreten;  auch 


0  Hgg.  von  Windisch,  IT  1, 143  ff.  140 ff.,  übers,  von  Duvau  a.  a.  0.  26 
und  von  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland  59. 

2)  Hgg.  von  K.  Meyer,  ZCP  5,  500. 

3)  Hgg.  von  Windisch,  IT  I,  140  f. 

*)  cloi,  gewöhnlich  „Wirbelwind".  D  4.  2  ändert  es  in  cnü,  was 
sonst  „Haselnuß"  bedeutet,  versteht  es  aber,  wie  das  Folgende  zeigt,  als 
Gesang  und  Musik. 


272  II,  13.  Compert  GonCulaiun  „OüChuIaiuns  Empfängnis". 

seine  Frau  begrüßt  ihn.  Als  er  sich  darüber  wundert,  ent- 
deckt ihm  jener,  daß  es  Dechtir(e)  sei  mit  den  fünfzig 
Mädchen,  die  ihnen  seit  drei  Jahren  fehlen;  sie  hätten  als 
Vogelschar  die  Ulter  von  Emain  Macha  hierher  gelockt. 

3.  Nachdem  die  Frau  Bricriu  einen  Purpurmantel  ge- 
schenkt hat,  kehrt  er  zurück,  beschließt  aber,  Conchobor 
nicht  die  volle  Wahrheit  zu  enthüllen.  Er  berichtet  ihm 
nur,  er  habe  in  einem  prächtigen  Haus  eine  wunderschöne 
Frau,  umringt  von  glänzendem  Gefolge,  gesejien.  Conchobor 
will  sofort,  daß  die  Frau  sein  Lager  teile,  da  ihr  Mann  in 
seinem  Lande  wohne,  also  sein  Lehnsmann  (cele)  sei.  Nur 
Fergus  läßt  sich  bereit  finden,  die  Botschaft  auszurichten, 
und  die  Frau  kommt  tatsächlich  mit  ihm,  klagt  ihm  aber, 
sie  sei  in  Wehen,  i)  So  gewährt  man  ihr  Aufschub,  und  Alle 
legen  sich  zum  Schlafen  nieder. 

4.  Als  sie  erwachen,  sehen  sie  ein  Knäblein  in  Conchobors 
Schoß  liegen.  Dieser  bietet  es  Finnchsem  an, 2)  und  sie  fühlt 
sofort  gleiche  Liebe  zu  ihm  wie  zu  (ihrem  eigenen  Sohn)  Conall. 
Bricriu  erklärt  es  daraus,  daß  es  das  Kind  ihrer  Schwester 
Dechtir(e)  sei,  die  mit  fünfzig  Mädchen  hier  weile.  Aber 
Conchobor  kümmert  sich  nicht  weiter  darum,  sondern  spricht 
ein  Preislied  auf  Becfoltach  („wenig  reich"),  den  Herrn  des 
Häuschens,  der  sie  gastlich  aufgenommen  hat,  und  nennt 
darin  den  Knaben  Setanta.  Wie  er  ihn  aber  Finnchsem 
übergeben  will,  erheben  die  andern  Ulter  Einspruch;  denn 
jeder  hält  sich  selber  für  einen  besseren  Erzieher.  Und  so 
rühmt  nun  einer  nach  dem  andern  seine  Vorzüge:  Sencha 
seine  Weisheit  im  Richten  und  seine  Beredsamkeit,  wie  er 
vor  dem  König  zu  andern  spreche,  vor  ihm  in  der  Schlacht 
ziele;  Blai  der  hriugaid  seinen  Reichtum,  daß  er  zehn  Tage 
lang  die  versammelten  Männer  Irlands  nähren  könne;  Fergus 
seine  Stärke  und  Tapferkeit;  Amorgene, 3)  daß  er  zugleich 
Fürst  und  ßi  sei.  Schließlich  gibt  Sencha  den  Rat,  (den 
weisen   Richter)   Morann    in   Emain    entscheiden    zu    lassen. 


*)  So  versteht  auch  D.  4.  2  galar  n-oited  „Jugend- Krankheit",  das 
sonst  „Kindbett"  bedeutet. 

'*)  Sie  ist  offenbar  als  Begleiterin  ihres  Mannes  Amorgin  gedacht. 
Finnchsem  ist  Schwester  Conchobors  und  Mutter  von  Conall  Cernach. 

»)  So  heißt  er  hier. 


II,  14.   (^ompert  ("onchobuir  j.Concliobors  Emptän^is".  273 

Dieser  fällt  dann  das  Urteil,  sie  sollten  ihn  alle  erziehen, 
jeder  nach  seinen  Gaben;  denn  der  Knabe  werde  dereinst  für 
sie  alle  eintreten.  So  geschieht  es;  Amorgin  und  Finnchaem 
nehmen  ihn  mit  nach  Dün  Imbrith  auf  Mag  Muirtheimne.^) 


Kap.  14.     Compert  Conchobuir. 
,^Conchobors  Empfängnis.'' 

Conchobor  mac  Nes(s)a  heißt  der  berühmte  König  von  Ulster,  und 
die  Sage  ist  sich  einig  darin,  daß  Nesa  der  Genitiv  des  Namens  seiner 
Mutter,  nicht  seines  Vaters  sei."'^)  Über  seine  Empfängnis  berichten  zwei 
Sagen,  eine  derbe  alte  und  eine  etwas  mythischer  gehaltene  jüngere.  In 
beiden  gilt  als  sein  Vater  der  Druide  Oathbad;  nur  eine  Umgestaltung 
der  zweiten  gibt  ihm  Fachtna  Fäthach,  nach  den  Königslisten  ein  Hoch- 
könig von  Irland,  zum  Erzeuger. 

Fassung  I 

findet  sich  in  mindestens  fünf  Handschriften,  in  Oxford,  Rawl.  B.  512 
fol.  100v,b;3)  in  BB  260  a  6  und  GBL  180  a  36  (hinter  Fassung  II);  in 
Triu.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  18,  S.  48b;*)  endlich  ebenda  H.  4.  22,  S.  42a. 
Hier  steht  sie  in  der  Nachbarschaft  der  Druim-Snechta- Texte;  aber  nach 
Rawl.  512  stammt  sie  aus  einer  Luirech  lairn  „Eisenpanzer"  genannten 
Handschrift.  Alt  (8,  Jh.  ?)  ist  sie  nach  ihrer  Sprache  zweifellos.  Welche 
der  beiden  Fassungen  Sagenliste  B  meint,  ist  nicht  zu  entscheiden. 

Nes  (Nesa),  Tochter  von  Eochu  Sälbuide  („Gelbferse*'), 
sitzt,  umgeben  von  ihren  Jungfrauen,  auf  ihrem  Tron  draußen 
vor  Emain.  Sie  fragt  den  vorbeigehenden  Druiden  Cathbad 
von  den  Tratraige  in  Mag-Inais,  wozu  der  Tag  gut  wäre. 
„Für  eine  Königin,  einen  König  zu  zeugen."  Da  er  das  mit 
der  Angabe  bekräftigt,  der  Name  eines  in  dieser  Stunde  ge- 
zeugten Knaben  werde  immer  in  Irland  leben,  und  da  kein 
anderer  Mann  in  der  Nähe  ist,  lädt  sie  ihn  selber  zu  sich 

^)  Die  Anschauung,  daß  CüChulaiun  verschiedene  Zieheltern  gehabt 
habe,  schöpfte  der  Verfasser  Avohl  namentlich  aus  der  Tatsache,  daß  Conall 
Cernach,  Finnchaems  Sohn,  allgemein  als  Ziehbruder  CüChulainns  galt, 
daß  aber  die  Täin  den  verbannten  Fergus  zu  seinem  Ziehvater  machte. 

^)  Vielleicht  identisch  mit  nes  „Wiesel". 

»)  Hgg.  und  übers,  von  K.  Meyer,  Hibernica  Minora,  S.  50. 

*)  Nach  den  beiden  letztgenannten  Handschriften  gedruckt  von 
K.  Meyer,  RC  6,  178  unten.  Ob  sie  auch  im  Buch  von  Lecan  steht  (s. 
unten  zu  Fassung  II),  weiß  ich  nicht,  vermute  es  aber. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Köiii^sagre.  X'6 


274  11,14.   Compert  Gonchobuir  „Couchobors  Empfängnis^ 

ein.  Drei  Jahre  und  drei  Monate  trägt  sie  die  Leibesfrucht 
im  Leibe  und  „war  schwanger  beim  Gelage  Othar's"  (?  Gen. 
UtMr)A) 

Über  dieses  Gelage  berichtet  diese  überknappe  Fassung  leider  nichts.  2) 

Fassung  11 

ist  bedeutend  ausführlicher;  doch  setzt  sie  sich  aus  lauter  bekannten  Sagen- 
elementen zusammen.^)  Dem  Verfasser  war  ein  Bach  namens  Conchobor 
bekannt  (s.  Tochraarc  Emire,  Kap.  31  §  4);  das  scheint  ihn  zu  der  Er- 
zählung angeregt  zu  haben.  Sie  wird  schon  im  12.  Jahrhundert  in  dem 
Text  LL  106  a  (Kap.  57)  verwertet  und  mag  aus  dem  10.— 11.  Jahrhundert 
stammen.  In  ältester  Form  liegt  sie  in  GBL  179  b  und  BB  259  b*)  vor, 
vermutlich  auch  in  dem  (bisher  nicht  verglicheneu)  Buch  von  Lecan 
fol.  181v.  Kleine  Änderungen  zeigt  Brit.  Mus.,  Egerton  1782  fol.  77v^), 
und  auf  dieser  Gestalt  beruht  der  durch  den  Einschub  von  zwei  Gedichten 
erweiterte  Text  in  R.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (c.  1300),  fol.  47r,b.«) 

1.  Dem  König  von  Ulster,  Eochaid  Sälbuide  mac  Löich, 
wurde  eine  Tochter  geboren,  und  er  übergab  sie  zwölf  Zieh- 
vätern zur  Erziehung.')  Wegen  ihrer  Sanftheit  hieß  sie  Asa 
(„leicht,  umgänglich").  Der  Ulter  Cathbad,  zugleich  Druide 
und  Kriegsmann,  der  im  Süden  lebte,  kommt  mit  einer  Bande 
(fian)  von  27  Mann,  vereinigt  sich  in  der  Einöde  mit  einer 
gleich  starken  Bande,  mit  der  er  zunächst  gekämpft  hat,^) 
führt  sie  als  (in  Ulster)  Landeskundiger  an  und  erschlägt  die 
eben  bei  einem  Gelage  vereinigten  zwölf  Ziehväter,  so  daß 
das  Mädchen  allein  am  Leben  bleibt.  Vergebens  bittet  sie 
ihren  Vater  um  Rache;   er   kennt  die  Missetäter  nicht.    Da 


^)  Oder  ist  Uthidir  zu  bessern,  Name  des  Vaters  von  Celtcha(i)r  mac 
Uthidir?    Vgl.  Adna  mac  Uthir  (Kap.  56). 

2)  Vielleicht  hängt  es  mit  dem  verlorenen  Text  Cotnpert  Celtchair 
maic  UtJwchair  (=  Uthidir)  zusammen;  s.  unten  S.  276. 

')  Vgl.  dazu  Zimmer,  Zs.  für  deutsches  Altertum  32,  265'. 

*)  Übersetzt  von  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland,  S.  63. 

5)  Kopie  in  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  1.  13,  S.  340. 

•')  Hgg.  (mit  Varianten  von  Eg.  1782  und  GBL)  und  übers,  von 
K.  Meyer,  RC  6,  173.  Irrtümlich  hielt  er  den  längsten  Text  für  den 
ursprünglichen.  Ins  Französische  übers,  von  Dottin  bei  d'Arbois,  L'epopee 
celtique  en  Irlande,  S.  14. 

')  Die  vielen  Ziehväter  sind  wohl  aus  Compert  ConCulainn  (Kap.  13  II) 
entlehnt. 

")  Dieses  Motiv  aus  Togail  bruidne  ui  Derga,  Kap.  81  §  45. 


ir,  14.   Oompert  ('oiidiobnir  „(>)nrhobor.s  ItTinpfängfiiis".  275 

stellt  sie  sich  selber  an  die  Spitze  einer  27köpfigen  Bande, 
verheert  das  Grenzgebiet  und  fragt  alle  auswärtigen  Gäste 
nach  Banden  aus.  Man  nennt  sie  jetzt  Ni-Asa  „nicht- 
umgänglich" (=  Nesa). 

2.  Als  einst  in  der  Einöde  ihr  Gefolge  die  Speise  zu- 
bereitet, geht  sie  indessen  allein  zu  einem  klaren  Wasser 
und  badet  darin.  Zufällig  kommt  Cathbad  mit  seiner  Bande 
ebendahin,  stellt  sich  zwischen  sie  und  ihre  Waffen  und  be- 
droht sie  mit  dem  Schwert.  Sie  erkauft  ihr  Leben  damit, 
daß  sie  ihm  Sicherheit  verspricht  und  sein  Weib  wird.  Nach- 
dem sich  die  Bande  von  ihm  getrennt  hat,  gehen  sie  zu 
König  Eochaid,  und  der  schenkt  Cathbad  Land:  Räith 
Cathbad')  bei  Cremthainne''^)  in  der  Nähe  des  Baches  Con- 
chobor  im  Gebiet  von  Ros. 

3.  In  der  Nacht  hat  einst  Cathbad  Durst.  Seine  Frau 
findet  in  der  Burg  keinen  Trunk  für  ihn,  geht  zum  Bache 
Conchobor  und  seiht  Wasser  durch  ihren  Schleier  in-  den 
Becher.  Aber  als  man  Licht  ansteckt,  sieht  Cathbad  zwei 
Würmer  im  Becher  und  zwingt  seine  Frau,  selber  das  Wasser 
zu  trinken.  Mit  zwei  Schlucken  trinkt  sie  je  einen  Wurm 
und  wird  davon  nun  schwanger. 3)  Da  „reizt"  sie  ihre 
Leibesfrucht,  um  zu  sehen,  ob  es  etw^as  Berühmtes  sei;  doch 
diese  hält  Stand,  ^j 

4.  Als  einst  Cathbad  mit  seiner  Frau  zu  einer  Unter- 
redung zu  Eochaid  Sälbuide^)  reist,  befallen  sie  in  Mag  Muir- 
theimne^)  die  Wehen.  Aber  der  Druide  Cathbad  sagt,  wenn 
sie  die  Geburt  bis  zur  Nacht  verzögern  könnte,  würde  das 
Kind  ein  König  und  in  Irland  hochberühmt  werden,  weil  in 
derselben  Nacht  ein  herrliches  Kind,  Jesus  Christus,  im  Osten 
der  Welt  geboren  werde.')    So  gelangt  sie  noch  bis  Mag-Inis 


^)  „Cathbad -Burg'.'  Das  scheint  eine  Fantasie -Burg  zu  sein,  die 
sonst  nicht  vorkommt. 

''')  Nur  D.  4.  2  macht  daraus  „bei  den  Pikten". 

=')  D.  4.  2  „berichtigt"  das  dahin,  Fachtna  Fäthach  sei  ihr  Buhle  ge- 
wesen und  habe  die  Schwangerschaft  bewirkt;  vgl.  Kap.  58. 

*)  Das  unterdrückt  D.  4.  2. 

^)  D.  4.  2  setzt  dafür  Fachtna  Fäthach  niac  Budraige  ein. 

ß)  Nach  D.  4.  2  in  Mag-Inis. 

')  In  D.  4.  2  nur  am  gleichen  Monatstag. 

18* 


276  H,  15.  De  chophur  in  ds  mucac[o. 

und  kommt  erst  dort  auf  einer  Steinplatte  westlich  von  Dün 
Lethglaise  in  Barach  Airgdigi(?)  nieder,  i)  Ihr  Grab  ist  noch 
dort.  Der  Knabe  hat  bei  der  Geburt  in  jeder  Faust  einen 
Wurm^)  und  wird  nach  dem  Bache  Conchobor  benannt. 
Durch  den  Rang  seiner  Mutter,  die  Kunst  seines  Vaters  und 
eigene  Tüchtigkeit  erringt  er  das  Königtum  über  das  „Fünftel" 
(Ulster),  siegt  in  der  Täin  bö  Cuailnge  über  Ailill  und  Medb 
und  regiert  fünfzig  Jahre  lang. 

Als  Anhang  sei  gleich  hier  hinzugefügt,  daß  in  der  Beschreibung 
von  Temair  im  Dinnsenchas  C  §  29^)  der  dreifache  Erdhaufen  von  Nes 
(Gen.  Neisi)  ingen  Echach  Sälbuide  erwähnt  wird  neben  der  Befestigung 
{räth)  von  Conchobor  mac  Nesa  (§  30).  Wie  diese  nach  Temair  kommen, 
wird  freilich  nicht  berichtet. 

Neben  der  Empfängnis  (compert)  von  CüChulainn  und  Conchobor 
kennt  die  Sagenliste  B  auch  Compert  Celtchair  meic  Uthechair  und 
Compert  Conaill  Cernaig.  Das  erste  scheint  nicht  erhalten;  zum  zweiten 
vgl.  Kap.  69,  Anhang  2. 


Kap.  15.    De  chophur  in  da  mucado  (mucida). 
„Vom  .  .  ,  der  zwei  Schweinehirten."^) 

Wie  die  Haupthelden  der  Täin  bö  Cuailnge  überirdischer  Abkunft 
sind,  so  nahm  man  es  auch  für  den  Stier,  der  ihr  Hauptobjekt  bildet, 
den  Bonn  von  Cuailnge,  und  für  seinen  Gegner,  den  Finnhennach  von 
Ai,  an.    Die  Erzählung,  die  in  Sagenliste  B  erwähnt  wird,  ist  in  zwei 


^)  Dieses  Motiv  ist  aus  der  Geburt  von  Fiacha  Mullethan  entlehnt 
(Cath  Maige  Mucrime,  RC  13,  453  §  42.  43,  s.  Teil  IV).  Nach  D.  4.  2  be- 
fallen die  Wehen  die  Frau  in  Mag-Inis  und  verschärfen  sich  auf  der 
Wiese  neben  dem  Wasser  Conchobor  (die  Heise  geht  also  hier  süd- 
wärts). Cathbad  profezeit  die  Herrlichkeit  des  Knaben  (angeblich  in 
einer  rithoiricc,  tatsächlich  in  einem  Gedicht  mit  geschweiften  Reimen) 
und  sagt  darin  selber  aus,  daß  es  nicht  ein  Sohn  von  ihm  (Cathbad), 
sondern  von  Fachtna  Fäthach  sei,  wie  die  Scäthach  wisse. 

2)  IS' ach  D.  4.  2  rollt  er  nach  der  Geburt  in  den  Bach  Conchobor,  bis 
ihn  Cathbad  erfaßt.  Dieser  nimmt  ihn  auf  den  Schoß  und  singt  ein  be- 
grüßendes Lied,  worin  er  ihn  „mein  Sohn  und  mein  Enkel"  nennt;  es 
scheint  also  Fachtna  Fäthach  als  Cathbads  Sohn  gedacht.  Der  Stand 
seines  Vaters  Fachtna  Fäthach  verschafft  ihm  die  Königswürde ;  die  Dauer 
seiner  Regierung  wird  nicht  angegeben. 

3)  Hgg.  von  Stokes,  RC  15,  283. 

*)  Die  Bedeutung  von  cophur  (so  LL  im  Titel  und  in  der  Liste), 
canpur  D.  4.  2,  mphur  Eg.  1782,  cupar  Sagenliste  B  ist  dunkel.    O'Clery's 


II,  15.   De  chophur  in  da  mucado.  277 

Handschriften  erhalten,  in  LL  (Faks.)  246  a  und  Brit.  Mns.,  Egerton  1782, 
fol.  73  V')  (und  in  dessen  Abschrift,  Trin.  Coli.  H.  1.  13,  S.  334).  Die  Über- 
lieferung" ist  eigentümlich.  In  Eg.  1782  ist  gleich  nach  dem  ersten  Sätzchen 
ein  Abschnitt  eingeschoben,  der  die  Geschichte  ganz  kurz  und  trocken 
zusammenfaßt.    Er  lautet: 

Friuch  war  der  Schweinehirt  von  Bodb  und  Rucht  der 
Schweinehirt  von  Ochall  (Ochull)  Ochne.  Es  herrschte  nun 
Streit  zwischen  Bodb  und  Ochall.  Es  wurde  Friede  ge- 
schlossen zwischen  Bodb  und  Ochall;  der  eine  von  ihnen  war 
König  der  Elfen  von  Munster  und  der  andere  König  der 
Elfen  von  Connaught.  Darauf  ging  Bodb  in  sein  sul,  d.  i. 
Srd  ar  Femun,  und  Ochall  ging  in  sein  sul,  d.  i.  Sid  Cruachan, 
und  damals  waren  die  zwei  Schweinehirten  Friuch  und  Rucht 
Freunde.  Später  gerieten  die  zwei  Schweinehirten  in  Streit, 
und  sie  sind  es,  die  die  Täin  bö  Cuailnge  angestiftet  haben. 

Diese  Notiz  ist  offenbar  von  anderwärts  interpoliert.  Sie  fehlt  in  LL ; 
aber  daß  sie  hier  nur  ausgelassen  ist,  zeigt  sich  darin,  daß  auch  hier  die 
Schweinehirten  am  Anfang  Friuch  und  Rucht  genannt  werden,  während 
sie  am  Schluß  der  Haupterzählung  (§  9)  Eucht  und  Eunce  heißen.  Dann 
entsprechen  sich  die  beiden  Handschriften  fast  wörtlich  genau  bis  zum 
Schluß  von  §  4.  Hier  trennen  sie  sich.  Während  Eg.  1782  auch  die 
folgenden  Episoden  ausführlich  erzählt,  gibt  LL  nur  in  kurzen  Sätzen 
ihren  Hauptinhalt  an.  Es  sieht  also  so  aus  —  und  Windisch  (S.  230)  hat 
sich  in  der  Tat  täuschen  lassen  — ,  als  ob  LL  hier  gekürzt  habe.  Das 
ist  aber  nicht  der  Fall.  Eg.  1782  gibt  nicht  alle  Abschnitte  wieder,  die 
LL  skizziert;  die  Verwandlung  der  Schweinehirten  in  Hirsche  (§  5)  und 


Glossar  (RC  4,  395)  erklärt  cupar  mit  coimpert  no  yeineamhuin  „Emp- 
fängnis oder  Geburt" ;  ähnlich  der  Glossator  in  H.  3. 18  (Windisch  in  seiner 
Ausgabe  276),  der  aber  commörtus  „Wettstreit"  vorzieht.  Beides  ist  aber 
offenbar  nur  aus  unserm  Titel  erraten,  und  das  erste  paßt  gar  nicht. 
Bekannt  ist  nur  das  anklingende  Wort  caiihar  {cupar)  Cormacs  Glossar  310, 
cuihiur  RC  11, 131 ,  49,  Plur.  cuii)fir  O'Davoren's  Glossar  374,  Buile  Suibhne  20, 
das  von  Cormac  mit  sen-m,  wörtlich  „Alt -Vogel",  Bezeichnung  eines  Raub- 
vogels, übersetzt  wird.  Vielleicht  ist  es  derselbe  wie  kymr.  ysgyflwr  kom. 
Seoul  breton.  skoul  franz.  ecoufle  (älter  auch  escohle,  esclofle,  escomble), 
also  „Gabelweih".  In  der  Tat  verwandeln  sich  die  zwei  Schweinehirten 
in  zwei  senmi  (§  3).  Aber  der  Dat.  Sing,  im  Titel  gibt  keinen  Sinn.  Ist 
es  etwa  ein  alter  Fehler  für  chuph(a)racht  „von  der  Gabelweihschaft"?  Vgl. 
Windisch,  IT  III,  1,  260. 

^)  Nach  beiden  Hss.  hgg.  und  übers,  von  Windisch,  IT  III,  1,  230; 
eine  englische  Übersetzung  (zum  Teil  von  K.  Meyer)  bei  Nutt,  The  Voyage 
of  Bran  11,58,  eine  französische  von  d'Arbois,  Les  druides  et  les  dieux 
celtiques  ä  forme  d'animaux,  S.  171. 


278  II,  15.  De  chophur  in  da  mucado. 

in  Drachen  (§  7)  findet  sich  in  ihm  nicht.  Die  nur  in  Eg.  ausgeführten 
Teile  sind  ferner  sprachlich  viel  jünger  als  die  andern.  Auch  inhaltlich 
bekunden  sie  sich  als  nicht  besonders  alt.  Die  Schilderungen  in  §  6  sind 
deutlich  der  Sage  Täin  bö  Fraich  (Kap.  16),  etwa  auch  Täin  bö  Dartada 
(Kap.  19)  nachgeahmt  mit  einigen  Übertreibungen ;  auch  Aislinge  iEnguso 
(Kap.  18)  scheint  —  für  die  Namen  —  benutzt.  Und  die  Bezeichnung  von 
Medbs  Gemahl  als  Äüül  mac  Rosa  Ruaid  do  Laignip  ocus  mac  Mata 
Muriscce  de  Connachtaib  (§  8)  verrät  Bekanntschaft  mit  der  Fassung  II 
der  Täin  bö  Cuailnge  (s.  Kap.  9).  Es  ist  also  nicht  zweifelhaft,  daß  diese 
Abschnitte  in  Eg.  auf  einer  Ausführung  der  kurzen  LL -Notizen  beruhen; 
falls  sie  in  einem  Dinnsenchas-Gedicht  benutzt  ist  (s.  u.  S.-284),  würde  sie 
immerhin  schon  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  angehören.  Auch 
der  Grund,  weshalb  zwei  Episoden  bei  Seite  gelassen  sind,  läßt  sich  wohl 
ersehen.  Am  Ende  der  alten  Fassung  sind  die  Namen  aufgezählt,  die  die 
Schweinehirten  in  ihren  verschiedenen  Verwandlungen  führten ;  aber  gerade 
für  die  Hirsche  und  die  Drachen  sind  keine  angegeben.  Das  möchte  der 
Anlaß  gewesen  sein,  sie  zu  überspringen.  Enthält  so  LL  durchaus  den 
älteren  Text,  so  wird  auch  die  poetische  Schilderung  der  Stiere  am  Ende, 
die  in  Eg.  in  dieser  Form  fehlt,  alt  sein.  Sprachlich  weist  diese  Fassung 
etwa  ins  9.  Jahrhundert.  Es  ist  nicht  auszumachen,  ob  schon  der  Erzähler, 
der  die  Sage  schuf,  so  erzählt  hat,  daß  er  die  späteren  Verwandlungen 
nur  kurz  charakterisierte  ohne  sie  auszumalen,  oder  ob  der  Erste,  der  die 
Sage  schriftlich  aufnahm,  Kürzungen  vorgenommen  hat.  Aber  die  aus- 
führliche Erzählung  in  Eg.  gibt  auf  keinen  Fall  eine  um  Jahrhunderte 
ältere  Fassung  wieder. 

Die  Sage  führt  uns  ins  Reich  der  Elfen  ein,  die  beliebige  Gestalt 
annehmen  können. 

1.  (LL,  Zeile  1—13,  Eg.  1—2,  10— 23).i)  Bodb,  König 
der  Elfen  von  Munster,  in  Sld  ar  Femun  und  Och  all  Oichne, 
König  der  Elfen  von  Connaught,  in  Sid  Cruachan  lebten  in 
Freundschaft  miteinander.  Auch  ihre  zwei  Schweinehirten'^) 
waren  Freunde;  sie  besaßen  heidnische  Wissenschaft,  so  daß 
sie  sich  in  jede  Gestalt  verwandeln  konnten,  wie  dies  bei 
Mongän  mac  Fiachna  der  Fall  war.  3)  War  die  Eichelmast 
in  Munster  reichlich,  so  zog  der  Schweinehirt  vom  Norden 
mit  seinen  magern  Schweinen  nach  dem  Süden;  war  sie  im 
Norden  reichlicher,  geschah  das  Umgekehrte. 


^)  Die  Zeilen  Zählung  nach  Windischs  Ausgabe. 

'^)  Sie  werden  in  beiden  Handschriften  hier  Friuch  und  Rucht  genannt 
im  Anschluß  an  die  Interpolazion  (s.  oben  S.  277). 

")  Über   diese  Sagengestalt   s.  Teil  IV.     Die  Niederschrift  ist  also 
jünger  als  die.ser  alte  Sagöntext. 


] 


II,  15.  De  ohophur  in  da  raucado.  279 

2.  (LL  13  —  32,  Eg.  23  —  45).  Man  stiftet  Streit  zwischen 
ihnen,  indem  sowohl  die  Connachter  als  die  Munsterer  be- 
haupten, ihr  Schweinehirt  habe  mehr  Macht.  Wie  der  Con- 
nachter wieder  nach  dem  Süden  kommt  und  sich  über  die 
Rede  beklagt,  sagt  der  von  Munster,  sie  wollten  die  Probe 
machen,  und  hindert  (durch  Verwünschung)  die  Schweine  des 
andern  so  an  der  Mästung,  daß  dieser  seine  mageren  Tiere 
nur  mit  Mühe  nach  Hause  bringt  und  dort  verspottet  wird. 
Aber  er  rächt  sich,  indem  er  im  folgenden  Jahr  den  von 
Süden  herangetriebenen  Schweinen  des  Munsterers  dasselbe 
antut. 

3.  (LL  33 — 55,  Eg.  4(3 — 69).  Der  nach  Munster  zurück- 
gekehrte Schweinehirt  wird  daher  durch  Bodb  seines  Amtes 
entsetzt;  dasselbe  geschieht  dem  von  Connaught.  Da  werden 
sie  zu  zwei  Raubvögeln  {senen),  ein  Jahr  lang  über  der  Burg 
von  Cruachain  (in  Connaught),  ein  zweites  über  Sld  ar  Femun 
(in  Munster).  Während  die  versammelten  Leute  von  Munster 
den  Lärm,  den  die  aufeinander  einhackenden  Raubvögel 
machen,  besprechen,  kommt  Ochalls  Hausmeier,  namens  Fuidell 
mac  Fiadmire,  aus  Connaught  und  erkennt  sie  als  dieselben, 
die  das  Jahr  vorher  im  Norden  gewesen  sind.  Da  werden 
die  zwei  Vögel  zu  Menschen,  weisen  aber  die  Begrüßung  ab; 
ihr  Kampf  werde  Vielen  das  Leben  kosten  und  sie  hätten 
zwei  Jahre  lang  viel  Ungemach  erduldet,  um  den  Leuten  im 
Norden  und  Süden  ihre  Macht  zu  beweisen.  Jetzt  würden  sie 
auf  zwei  Jahre  Wassertiere  werden. 

4.  (LL  55  —  58,  Eg.  69—74).  Als  Wassertier  geht  der 
eine  in  den  Shannon,  der  andere  in  den  Fluß  Siüir  (in  Munster), 
und  man  sieht  sie  das  eine  Jahr  dort,  das  andere  hier  ein- 
ander zerfleischen.  1) 

5.  [Nur  in  LL  59 f.:  „Sie  wurden  nun  zwei  Hirsche,  und 
jeder  sammelte  die  Hirschherde  des  andern  (um  sich),  so  daß 
er  aus  der  Wohnung  des  andern  ein  damling'')  machte".] 


')  Nur  so  weit  gehen  die  beiden  Handschriften  zusammen. 

■^)  Einer  scheint  dem  andern  seine  Hirschherde  abspenstig  zu  machen. 
Bedeutet  das  dunkle  damlhuj  einen  Stall  oder  Pferch  für  einen  einzelne« 
Ochsen  ? 


280  II,  15.  De  chophur  in  da  mucado. 

6.  (Eg.  75—181,  an  §  4  anknüpfend). 0  Einst  sind  die 
Connacliter  bei  Eidnech  am  Sliannon  versammelt  und  sehen 
die  zwei  Tiere,  jedes  so  groß  wie  ein  Hügel,  im  Kampf  mit- 
einander, und  Feuerschwerter  schießen  aus  ihrem  Maul  bis  in 
die  Wolken.  Dann  steigen  sie  als  Menschen  ans  Ufer,  werden 
als  die  zwei  Schweinehirten  erkannt  und  berichten  Ochall 
(Ochull)  über  ihre  Vergangenheit,  auch  daß  sie  noch  andere 
Gestalt  annehmen  müßten,  um  ihre  Macht  zu  erproben.  Sie 
werden  zu  Kriegern  (fennid);  der  eine  tritt  als  solcher  in 
das  Gefolge  von  Bodb,  dem  König  der  Elfen  von  Munster, 
der  andere  in  das  von  Fergna,  dem  Elfenkönig  von  Sld 
Nenta.2)  Beide  machen  sich  durch  gewaltige  Waffentaten 
einen  großen  Namen  in  Irland,  ohne  daß  man  ihre  Herkunft 
kennt. 

Als  einst  die  Connachter  am  Loch  Riach^)  versammelt 
sind,  zieht  Bodb  mit  großem  Gepränge  heran.  Die  Wagen 
und  Pferde,  die  Waffen  und  Kleider  seiner  Leute  von  un- 
erhörter Pracht  und  solchem  Glanz,  daß  sie  das  ganze  Lager 
erhellen,  werden  eingehend  beschrieben;  140  Frauen  und 
Kinder  erdrücken  sich  beim  Zuschauen.  Jene  steigen  ab  und 
lassen  Wagen  und  Pferde  unbewacht  auf  der  Fläche.  Ochall 
heißt  sie  hereinkommen,  und  sie  setzen  sich  drinnen  auf  die 
Männer  (von  Connaught),  so  daß  jeder  einen  Mann  erdrückt.'') 
Drei  Tage  und  Nächte  können  ihnen  die  Connachter  nichts 
anhaben,  und  140  Fürstinnen  gehen  (aus  Bewunderung)  zu 
ihnen  über.  Als  dann  Ochall  den  Bodb  begrüßt,  meint  dieser, 
das  müsse  er  wohl;  er  sei  gekommen  Könige,  Königinnen  und 
tapfere  Krieger  zu  sehen,  sehe  aber  nicht  viel  davon.  Man 
beschließt,  das  zu  erproben.  Bodb  läßt  seinen  Krieger  Rinn^) 
in  die  Mitte  der  Versammlung  treten;  der  verlangt  einen 
Gegner  im   Zweikampf.    Aber  obschon   die   „drei  Connacht" 


>)  In  LL  61  nur:  „Sie  wurden  zwei  fßnnid  und  schlugen  sich  gegen- 
seitig Wunden." 

')  „Nessel-sirf",  jetzt  Fairy  mount  in.  Connaught.  In  älteren  Sagen 
gilt  als  Bewohner  von  Sld  Nenta  der  Elf  Singmall  (s.  Kap.  78). 

3)  Loughrea  in  der  Grafschaft  Galway. 

*)  Das  bezeichnet  in  dieser  jungen,  kindlich  übertreibenden  Erzählung 
den  tjbermut  der  Männer  von  Munster. 

*)  So  heüJt  der  Schweinehirt  in  dieser  Gestalt. 


n,  15.  De  chophur  in  da  mucado.  281 

versammelt  sind,  findet  sich  niemand,  der  sich  ihm  zu  stellen 
wagt,  und  Connaught  ist  im  Begriff  seine  Ehre  zu  verlieren. i) 
Da  zieht  aus  Nord-Connaught  eine  prächtige  Schar  mit  sechzig 
Pferden  und  sechzig  Wagen  heran,  die  v^iederum  genau  be- 
schrieben v^ird.  Sechzig  Mann  gehen  nach  den  Pferden  und 
Wagen  (der  Munsterer?),  sechzig  andere  treten  in  die  Ver- 
sammlung. Die  Conmaicne  erheben  sich  vor  ihnen, 2)  und 
seither  sind  sie  in  Knechtschaft;  sie  müssen  für  den  Unter- 
halt der  Prinzen  und  der  Jagdliunde  sorgen.  3) 

Ochall  heißt  Fergna  (den  Führer  der  Ankömmlinge)  will- 
kommen, und  dieser  nimmt  es  an.  Da  verkündet  Mainchenn, 
ein  Druide  von  den  Britten,  Fergna  und  sein  Geschlecht 
hätten  sich  damit  auf  ewig  in  Königsdienst  begeben, 4)  und 
wenn  er  bis  jetzt  Fergna  Direch  („der  Gerade")  geheißen 
habe,  so  sei  er  jetzt  Fergna  Cromm  („der  Krumme").  Man 
berichtet  ihm,  daß  Bodb,  der  Elfenkönig  von  Munster,  vor 
ihm  gekommen  sei,  daß  bei  dessen  Anblick  zwanzig  Mann 
vor  Angst  gestorben  seiend)  und  daß  man  keinen  Connachter 
finde,  der  den  Kampf  mit  Einn  wage.  Faebur^)  erklärt  sich 
dazu  bereit.  Drei  Tage  und  Nächte  hauen  die  zwei  auf- 
einander ein,  daß  ihre  Lungen  zu  Tage  treten.  Dann  trennt 
man  sie,  und  sie  werden  zwei  Gespenster  (siabur)^  so  daß 
ein  Drittel  des  Heeres  vor  Schrecken  stirbt.')    Am  andern 

*)  Die  Szene  ist  eine  deutliche  Nachbildung  des  Schlußabschnitts  von 
Fled  Bricrenn  (Kap.  46). 

^)  Ein  Zeichen  der  Unterwürfigkeit. 

3)  Dagegen  polemisiert  ein  Interpolator  (Z.  150 — 154):  die  Conmaicne 
seien  Nachkommen  von  Fergus  mac  K-oig,  hätten  also  damals  noch  gar 
nicht  existiert;  es  handle  sich  um  frühere  Bewohner  des  Landes.  In  der 
Tat  galt  Conmac,  der  Ahnherr  der  Conmaicne,  als  ein  Sohn  von  Fergus 
und  Medb,  z.  B.  Eawl.  B.  502,  (Faks.)  1 57,  34  f. 

*)  Diese  Stelle  sowie  die  obige  über  die  Conmaicne  zeigen,  daß  die 
Sage  dazu  dienen  soll,  gewisse  Untertanenverhältnisse  zu  begründen  oder 
zu  erklären. 

*)  Der  Satz:  Amuil  at-connarctar  usw.  (Z.  162—164)  scheint  mir 
zur  vorhergehenden  Kede  zu  gehören,  die  wohl  eher  König  OchuU  als  der 
Druide  spricht. 

«)  So  heißt  der  andere  Schweinehirt  als  Krieger  im  Dienste  Fergna's. 

')  Das  war  ursprünglich  ein  besonderer  Abschnitt,  der  hier  mit  ver- 
arbeitet ist;  in  LL  62:  „Sie  wurden  zwei  Gespenster  und  einer  schreckte 
den  andern." 


282  II,  15.   De  chophur  in  da  mucado. 

Tag  liegen  sie  auf  ihrem  Krankenlager.  Aber  Bodb  bleibt 
Herr  der  Fläche. 

Nun  ziehen  jedoch  zwei  neue  Scharen  heran,  die  eine 
aus  Leinster  unter  ihrem  König  Lore  mac  Maistin,  die  andere 
aus  Mide  unter  Breg  mac  Midi;^)  jene  schlägt  sich  zu  den 
Conn achtern,  diese  zu  Bodb.  Nachdem  auch  von  ihnen  zwei 
Krieger  sich  einzeln  bekämpft  haben,  bis  ihre  Lungen  sicht- 
bar werden,  erheben  sich  alle  Heere  und  liefern  sich  eine 
Schlacht,  in  der  vier  Könige  fallen:  Lore  mac  Maistin,  Breg 
mac  Midi,  Ochall  Oichne  und  [Fergna]  Cromm.^)  Bodb,  der 
das  Schlachtfeld  behauptet  hat,  zieht  mit  den  beiden  fennid 
Rinn  und  Faebur  heim,  um  sie  zu  pflegen. 

[7.  Nur  in  LL  63:  „Sie  wurden  zwei  Drachen,  jeder  warf 
(schmetterte)  Schnee  auf  das  Land  des  andern".] 

8.  (Eg.  182 — 245).  3)  Dann  verwandelten  sie  sich  in  zwei 
Würmer;  der  eine  ging  in  die  Quelle  Uarän  Garad  in  Con- 
naught,  der  andere  in  (den  Bach)  Glais  Cruinn  in  Cuailnge 
in  Ulster.'») 

^)  Maistin,  Breg  und  Midi  sind  Ortsnamen,  die  hier  zu  Königen  ge- 
worden sind. 

2)  Die  Handschrift  hat:  Cairpri  Cromm  ri  Dal  Biatai  ro-but  hi-SsWi 
Nentui  fo  uiscib  „Cairpre  der  Krumme,  König  von  Däl  Riata,  der  in  Sid 
Nenta  unter  den  Wassern  (längs  der  Wasser?)  wohnte".  Das  muß  das 
Versehen  eines  Kopisten  sein.  Cairpre  Cromm  ist  eine  Gestalt  aus  der 
Legende  des  heiligen  Ciarän;  s.  Todd.  Contents  of  the  Book  of  Fermoy 
(Proc.  of  the  R.  Ir.  Acad.,  Irish  Ms.  Series  I,  23);  K.  Meyer,  Arch.  f.  Celt. 
Lexicogr.  111,224;  Stokes,  Lives  of  Saints  from  the  Book  of  Lismore,  XVI; 
Plummer,  Vitae  Sanctorum  Hiberniae  I,  226  §  20  mit  Anmerkung.  Er 
erscheint  dort  teils  als  Ahnherr  der  Ui  Maine  in  Connaught,  teils  als 
Räuber  in  Leinster,  teils  als  Diener  der  Könige  von  Leinster.  Dieser 
muß  einem  Schreiber  in  die  Feder  gekommen  sein;  warum  er  König 
von  Däl  Riata  (in  Ulster)  genannt  ist.  weiß  ich  nicht.  Aber  der  Wohnort 
8Td  Nenta  zeigt,  daß  Fergna  Cromm  gemeint  ist. 

^)  In  LL  64 — 68  nur:  „Sie  (die  Drachen)  fallen  beide  aus  der  Luft, 
so  daß  sie  zwei  Würmer  werden.  Der  eine  geht  in  die  Quelle  des  Glais 
Cruinn  in  Cuailnge,  so  daß  ihn  die  Kuh  des  Däire  mac  Fiachnai  trank, 
und  der  andere  geht  in  (die  Quelle)  Uarän  Garad  in  Connaught,  so  daß 
ihn  die  Kuh  von  Medb  und  Ailill  trank,  so  daß  von  ihnen  die  zwei  Stiere 
abstammen,  der  Finnbennach  von  Ai  und  der  Dub  von  Cuailnge.''  Duh 
„der  Schwarze"  statt  Bonn  „der  Dunkelbraune"  kommt  auch  sonst  vor. 

*)  Uarän  Garad  war  durch  die  Conaire-Sage  bekannt  (Kap.  8!  §  24), 
Glais  l'ruinn  durch  die  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  6  §  34  ff.). 


II,  15.   De  chophnr  in  da  mucarlo.  28'> 

Eines  Tags  will  Medb  mit  einem  kupfernen  Gefäß  Wasch- 
wasser aus  Uaran  Garad  schöpfen;  da  schlüpft  das  Tier  hinein, 
das  alle  B'arben  zeigt  und  ihr  gar  wohl  gefällt.  Sie  schüttet 
das  Wasser  ab  und  bedauert,  daß  es  nicht  zu  ihr  spricht. 
Nun  beginnt  das  Tier  zu  reden,  erzählt  ihr  seine  Schicksale? 
und  daß  es  Cruinniuc  heiße,  und  rät  ihr,  da  sie  sich  bisher 
nicht  hatte  entschließen  können  einen  Connachter  zu  heiraten, 
sie  solle  Ailill,  den  Sohn  von  Rus  Ruad  aus  Leinster  und  von 
Mata  Muirisc(e)  aus  Connaught  erwählen.  Ihm  selber  solle 
sie  täglich  Nahrung  in  die  Quelle  bringen.  Das  tut  sie  dann 
ein  Jahr  lang. 

Am  selben  Tag  kommt  Fiachna  mac  Däiri^)  zum  Glais 
Cruinn,  sich  die  Hände  zu  waschen,  und  sieht  auf  einem  Stein 
das  vielfarbige  Tier  sitzen.  Es  sagt  ihm,  er  solle  sich  nicht 
fürchten;  es  heiße  Tummuc  und  werde  ihm  Glück  bringen; 
er  werde  eine  Barke  voller  Schätze  am  Rande  seines  Landes 
finden.  Dafür  solle  er  es  nähren,  wie  auch  sein  Genosse  in 
Uarän  Garad  von  Medb  aus  Cruachain  genährt  werde.  Fiachna 
findet  die  Barke  und  speist  das  Tier  ein  Jahr  lang. 

Eines  Tags  geht  er  zum  Glais  Cruinn,  mit  dem  Tier  zu 
reden.  Es  dankt  ihm  für  seine  Güte  und  berichtet,  daß  ihm 
bald  ein  großes  Zusammentreffen  mit  dem  Tiere  von  Connaught 
bevorstehe.  Denn  am  nächsten  Tag  werde  eine  seiner  Kühe 
es  trinken  und  eine  von  den  Kühen  Medbs  das  andere  Tier. 
Damit  würden  zwei  Rinder  empfangen  werden,  und  zwischen 
diesen  werde  sich  in  Irland  ein  großer  Kampf  erheben. 

Und  Alles  geschah  so. 

9.  (LL  69  —  73,  Eg.  246—251).  Als  Schweinehirten  hießen 
sie  Rucht  und  Runce,  als  Raubvögel  Ingen  und  Eite  („Kralle" 
und  „Flügel"),  als  Meertiere  Bled  und  Blöd,  als  Krieger  Rinn 
und  Faebur  („Spitze"  und  „Schneide"),  als  Gespenster  Scäth 
und  Sciath  („Schatten"  und  „Schild"),  als  Würmer  Cruinniuc 
und  Tuinniuc  {Tummuc  Eg.),  als  Stiere  Finnbennach  Ai  und 
Donn  {Duh  Eg.)  Cuailnge. 

10.  LL  74 — 118  schließt  mit  einer  poetischen  Beschreibung 
der  zwei  Stiere.  Eg.  251—256  sagt  dafür,  sie  seien  die 
schönsten  Stiere  gewesen,  da  jedes  „Fünftel"  die  Hörner  des 

*)  Im  älteren  Text  Däire  mac  Fiachnai  (S.  282  Anin.  3). 


284  n,  15.   Dinnsenchas  Luimnech. 

seinigen  mit  Gold  und  Silber  verziert  habe.  Und  westlich 
der  Furti)  habe  kein  Rind  zu  brüllen  gewagt  wegen  des 
dortigen  Stiers,  ebensowenig  eines  östlich  der  Furt  wegen 
des  diesseitigen. 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Luimnech. 

Ein  schon  der  ursprünglichen  Dinnsenchas -Sammlung  (A)  angehöriges 
Gedicht 2)  klingt  an  Eg.  1782  an.  Ich  habe  oben  S.  39  angenommen,  daß 
es  auf  ihm  fnßt;  doch  scheint  mir  jetzt  das  umgekehrte  Verhältnis  auch 
möglich.  Es  deutet  den  Kamen  Luimnech,  der  die  Mündung  des  Shannon 
und  später  die  Wikinger  Stadt  Limerick  bezeichnet,  aus  dem  Worte 
liimman,  von  dem  es  zwei  Bedeutungen  kennt,  die  auch  sonst  belegte 
„rauhe  Decke,  großer  Mantel"  und  die  seltenere  „Schild".^) 

Die  Krieger  von  Munster  und  Connaught  versammeln 
sich  in  ihren  grauen  Mänteln  (lumman)  an  der  Shannon- 
Mündung.  Ihre  Könige  haben  zwei  kampfgewohnte  Männer 
mitgebracht,  Rinn  und  Faebur,  Söhne  von  Smucaille^)  mac 
Bacduib,  von  denen  der  eine  sich  in  den  Schutz  Ochaill's  von 
Cruachain,  der  andere  in  den  Bodb's  in  seinem  std  begeben 
hatte.  Diese  treten  zum  Zweikampf  zusammen.  Aber  die 
rückkehrende  Flut  drängt  die  Scharen  zurück  ^)  und  schwemmt 
alle  ihre  lumman  weg,  so  daß  sie  von  (der  Anhöhe)  Tul 
Tuinne  („Stirn  der  Woge")  sprechen:  Die  weite  Mündung  ist 
luimnigthe  „bemäntelt",  wonach  Luimnech  benannt  ist. 

Oder  der  Shannon  führte  die  Schilde  {lumman)  der 
Burschen  (der  zwei  Kämpfer)  davon,  so  daß  die  Krieger  bei 
Tul  Tuinne  sprachen:  Das  Wasser  ist  luimnechda  „be- 
schildetenhaft". 

Die  Prosafassungen  B  (nur  Bb  erhalten)  und  C*)  berichten  ähnlich, 
nur  erwähnen  sie  ausdrücklich  cerd  muecada,  die  „ Schweinehirtenkunst •* 
der  zwei  Kämpfer,  und  C  läßt  diese  im  Flusse  selber  sich  gegenüber- 
treten. 

Auch  im  Dinnsenchas  von  Äth  Luaiu  ist  unsere  Sage  erwähnt;  s. 
oben  S.  246. 


0  D.  i.  Äth  Luain  (Athlone),  Ostgrenze  von  Connaught. 
*■')  Hgg.  und  übers,  von  Edw.  Gwynu,  Metr.  Dindshenchas  III,  270  ff. 
^)  Vgl.  lumman  ainm  do  cach  sciath  LL  193  b  1 . 
*)  Smuchaüle  in  Prosa  C. 
*)  sochlüd  V.  42  =^  so-chloud. 

«)  B  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  111,486;  C  von  O'Grady, 
Suva  Gadeüca  n,  478  n.  528  und  Stokes,  RC  15,  452. 


II,  Iß.  THin  bü  Fraich  „Das  Wegtreiben  von  Freechs  Rindern".     285 

Kap.  16.    Täin  bö  Fraich. 
„Das  Wegtreiben  von  Freechs  Rindern." 

Eine  ganze  Keihe  von  Erzählungen  ist  so  mit  der  Täin  bö  Cuailnge 
verknüpft,  daß  Ailill  und  Medb  Bundesgenossen  und  namentlich  Milch- 
kühe zu  gewinnen  suchen,  um  das  Heer  auf  seinem  Zuge  nach  Cuailnge 
zu  ernähren.  Wohl  die  älteste,  jedenfalls  die  wirkungsvollste  hat  sich 
Frsech  zu  ihrem  Helden  erkoren,  der  nach  der  älteren  Fassung  der  Täin 
der  erste  Connachter  war,  der  im  Zweikampf  mit  CüChulainn  fiel  (Kap.  6 
§  18).  Sie  ist  in  beiden  Sagenlisten  A  und  B  genannt  und  in  vier  älteren 
Handschriften  erhalten,  in  LL  (Faks.)  248 ')  und  —  wohl  indirekt  darauf 
zurückgehend  —  in  Edinburg,  Advocates'  Library  XL  (16.  Jh.),  S.  37^^); 
in  GBL  (Faks.)  55b,  in  Egerton  1782  (15.  Jh.),  fol.  82v3)  (und  in  seiner 
Abschrift  H.  1.  13,  S.  349).  Sie  weichen,  außer  am  Schluß,  kaum  von- 
einander ab.*) 

So  wie  die  Sage  überliefert  ist,  besteht  sie  aus  zwei  sich  wider- 
sprechenden Stücken.  Im  ersten,  das  für  sich  ein  abgerundetes  Ganzes 
bildet,^)  ist  Fraech  un vermählt.  Aber  im  zweiten  wird  gleich  zu  Anfang 
berichtet,  daß  ihm  seine  Frau  und  seine  drei  Söhne  geraubt  worden  sind; 
eben  um  ihre  Befreiung  dreht  sich  das  Folgende.  Daß  ein  Fortsetzer 
einer  älteren  Sage  so  ungeschickt  vorgegangen  wäre,  ist  nicht  anzunehmen. 
Vielmehr  scheint  eine  zweite  Sage  von  Fraech  ganz  äußerlich  mit  der 
ersten  verknüpft,  in  der  Art  wie  es  der  Kompilator  (Teil  I  Kap.  8)  zu 
tun  pflegt.  Der  Anfang  der  zweiten  ist  dabei  wohl  ausgelassen  oder  ver- 
ändert worden.  Daß  der  Text  in  LU  fehlt,  das  sonst  die  Werke  des 
Kompilators  enthält,  kann  auf  dem  trümmerhaften  Zustand  der  Hand- 
schrift beruhen.  Jedenfalls  weisen  junge  Formen  wie  der  Plural  sUihte 
S.  45,  5  (in  allen  Hss.)  darauf  hin,  daß  er  im  11.  Jahrhundert  eine  Um- 
gestaltung erfahren  hat.  Der  zweite  Teil,  auf  den  allein  der  Titel  „Weg- 
treiben von  Kindern  usw."  paßt,  scheint  mir  in  Stil  und  Wortformen 
etwas  altertümlicher  zu  sein  als  der  erste.  Dieser  ist  zwar  auch  nicht 
sehr  gut  erzählt  und  hat  sich  von  der  gehackten,  manche  Mittelglieder 
vermissen  lassenden  Erzählungsart  der  älteren  Periode  nicht  ganz  gelöst, 


*)  Darnach  hgg.  und  übers,  von  O'Beirne  Crowe  in  den  Proceedings 
of  the  R.  Ir.  Academy,  Irish  Mss.  Series  I  1, 134  (1870).  Hierauf  fußt 
wesentlich  die  Übersetzung  von  Leahy,  Heroic  ßomances  of  Ireland 
(1906)  II,  1. 

'^)  Hgg.  und  übers,  von  Alan  0.  Anderson,  RC  24,  127. 

^)  Hgg.  mit  Varianten  von  LL,  Edinburg  und  einigen  von  GBL  von 
K.  Meyer,  ZOP  4,  32.    Nach  Seiten  und  Zeilen  dieser  Ausgabe  zitiere  ich. 

*)  Verschiedene  weitere  Übersetzungen  ins  Englische  und  Neuirische 
8.  Bibliography  of  Ir.  Phüology,  S.  97. 

^)  Nur  diesen  Teil  hab  ich  übersetzt  in  den  Sagen  aus  dem  alten 
Irland,  S.  115. 


2S6      II,  16.  Tain  bö  Fraich  „Das  Wegtreiben  von  Frsechs  Hindern". 

bewegt  sich  aber  doch  freier.  Er  besteht  teils  aus  weitverbreiteten  Sagen- 
elementen wie  der  Prinzessin,  die  man  vor  dem  fremden  Gast  und  Freier 
verbirgt,  oder  dem  Fisch,  der  einen  ins  Wasser  geworfenen  Ring  ver- 
schluckt, teils  aus  Motiven,  die  zugleich  mit  dem  Helden  aus  der  Täin  bö 
Cuailnge  genommen  sind  wie  die  Schwimmkunst  Frsechs  oder  die  Feen, 
die  ihn  holen.  Was  ihn  aber  so  wirksam  gemacht  hat,  sind  die  farben- 
reichen Schilderungen,  die  er  enthält.  Sie  sind  oft  benutzt  und  nach- 
geahmt worden,  so  oben  in  Kap.  15,  unten  in  Tochmarc  Emire  (Kap.  26)  u.  a. 
Auf  verhältnismäßige  Jugend  weist  auch,  daß  der  Held  nicht  in  einem 
Wagen  fährt,  wie  die  ältere  Sage  es  darzustellen  liebt,  sondern  mit  seinen 
Genossen  reitet.  Ich  habe  daher  Bedenken,  einige  Formen,  die  ins  8.  Jahr- 
hundert zu  weisen  scheinen,  i)  als  voll  beweiskräftig  anzusehen. 

Man  könnte  die  Einlieitlichkeit  beider  Teile  allerdings  durch  die  An- 
nahme retten,  daß  der  Satz,  wonach  Frsech  sieben  oder  acht  Jahre  un- 
vermählt geblieben  war  (§  1),  von  einem  Späteren  eingeschoben  wäre,  der 
daran  Anstoß  nahm,  daß  der  verheiratete  Mann  um  Finnabair  wirbt.  Der 
ursprüngliche  Erzähler  müßte  dann  nicht  an  eine  eigentliche  Ehe  mit  der 
Jungfrau,  sondern  nur  an  ein  vorübergehendes  Liebesverhältnis  gedacht 
haben ,  wie  das  in  Sergiige  ConCulainn  (Kap.  34)  der  Fall  ist ,  das  dann 
wohl  als  Muster  zu  gelten  hätte.  Darauf  ließe  sich  wohl  der  (fingierte) 
Bericht  Fraechs  deuten,  Finnabair  habe  ihm  versprochen,  ihm  „die  Liebe 
eines  Jahres"  zu  schenken  (§  4).  Aber  wahrscheinlicher  bleibt  doch  wohl 
die  Verschmelzung  zweier  Erzählungen. 

Teil  I 
1.  (S.  82, 1—33,  23).  Der  Connachter  Frsech  mac  Fidaig,2) 
der  schönste  Mann  in  Irland  und  Schottland  —  nur  leider  von 
kurzem  Leben  — ,  war  ein  Sohn  der  Fee  Befinn  („weiße  Frau"), 
der  Schwester  der  Boann  (Göttin  des  Boyne- Flusses).  Seine 
Mutter  schenkt  ihm  zwölf  weiße  Kühe  mit  roten  Ohren,  und 
fünfzig  Königsöhne  von  gleichem  Alter  und  gleicher  Gestalt 
wie  er  bilden  seinen  Haushalt;  er  führt  ihn  sieben  (acht) 
Jahre  lang  ohne  eine  Frau  zu  nehmen.  Sein  Ruhm,  der 
Irland  und  Schottland  durchdringt,  bewirkt,  daß  sich  Finna- 
bair, die  Tochter  von  Ailill  und  Medb,  in  ihn  verliebt.  Als 
er  das  hört,  beschließt  er  das  Mädchen  aufzusuchen,  und  auf 
den   Rat  seiner  Genossen  wendet  er  sich   an  seine  Mutter- 


0  Siehe  Pokomy,  ZCP  13,  120. 

2)  Idaith  LL,  Idhaich  Edinb.  Diese  Form  ohne  F-  könnte  aus  dem 
Genitiv  maic  Fidaig  stammen,  wo  F-  stumm  ist  (so  in  der  Täin  b.  C). 
Aber  unten  (84,  23  und  45, 16)  scheinen  alle  Hss.  mac  Idaith  oder  ähnlich 
zu  lesen,  so  daß  das  vielleicht  in  diesem  Text  die  ältere  Form  ist. 


ir,  16.  Tain  bö  Fraich  „Das  Wegtreiben  von  FrsecLs  Rindern".       28/ 

Schwester  ßoaiin  um  Ausstattung-.  Sie  schenkt  ihm  fünfzig 
Mäntel,  schwarzblau  wie  der  Mistkäfer,  mit  schönen  Ecken 
und  Spangen,  fünfzig  weiße  Leibröcke  mit  goldenen  Schnörkel- 
tieren bestickt,  fünfzig  Silberschilde  mit  Goldrand,  ent- 
sprechende Lanzen,  deren  unteres  und  oberes  Ende  Edel- 
steine bilden,  die  Nachts  wie  Sonnenstrahlen  leuchten,  fünfzig 
Schwerter  mit  Goldknäufen,  fünfzig  schwarzgraue  Pferde  mit 
goldenem  Gebiß  und  purpurnen  Schabracken  mit  Silberfäden, 
sieben  Jaghunde  mit  goldenen  und  silbernen  Ketten,  an  jeder 
eine  Goldkugel  usw.  Auch  haben  sie  sieben  Bläser  mit 
goldenen  und  silbernen  Hörnern  in  bunten  Gewändern  und 
mit  wallendem  Goldhaar.  Voran  schreiten  drei  Druiden  i) 
mit  vergoldeten  Silber -Diademen  und  besonderen  Schilden. 
Auch  drei  Harfner  in  königlicher  Tracht. 

2.  (34,  1  —  38,  1).  Der  Späher  in  Cruachain,  der  sie  nahen 
sieht,  meint,  er  habe  nie  eine  schönere  Schar  kommen  sehn; 
wie  Weinduft  gehe  von  ihnen  aus.  Frsech  schleudert  seinen 
bunsach  (Knabensper)  und  die  Hunde  fangen  ihn  immer  auf, 
bevor  er  zu  Boden  fällt.  Die  Leute  drängen  aus  der  Burg 
heraus  um  sie  zu  sehn,  und  sechzehn  werden  dabei  erdrückt. 
Vor  der  Burg  springen  sie  ab,  und  die  losgelassenen  Jagd- 
hunde treiben  sieben  Hirsche,  sieben  Füchse,  sieben  Hasen 
und  sieben  Eber  vor  die  Burg,  so  daß  sie  dort  erlegt  werden; 
dann  apportieren  sie  sieben  Fischottern  aus  dem  Bre-Bach.2) 
Als  sich  die  Jünglinge  dem  vom  König  gesandten  Boten  ge- 
nannt haben,  heißen  Ailill  und  Medb  sie  willkommen  und 
räumen  ihnen  ein  Viertel  des  Hauses  (der  Halle)  ein.  Dieses 
wird  dann  ähnlich,  aber  als  noch  prächtiger  beschrieben  wie 
in  Fled  Bricrenn  (Kap.  45  §  55)  und  offenbar  mit  Anlehnung 
daran.  Nachdem  sie  ihre  Waffen  aufgehängt  haben  und  be- 
grüßt worden  sind,  spielen  Ailill  und  Medb  fidchell,  ebenso 
Fraech  mit  einem  seiner  Genossen,  dieser  aber  mit  goldenen 
und  silbernen  Steinen  auf  einem  Brett  von  finnruine  mit 
goldenen  Ecken  im  Schein  einer  Kerze  von  Edelgestein. 
Statt  den  Gästen  Speise  zu  rüsten,  setzt  daher  Medb  ihren 


^)  So  wohl  besser  als  „Narren"  (drüith),  wie  es  LL  verstanden  hat. 
2)  Nach    dem  Prosa- Dinnsenehas   (unten  III)  wäre  Brs   gleich   der 
Suca,  dem  heutigen  Bach  Suck  (RC  16, 137). 


288       II,  16.  Täin  bö  Fraich  „Das  Wegtreiben  von  Frsechs  Rindern". 

Wunsch  durch  mit  Fraech  zu  spielen,  während  seine  Leute 
das  erlegte  Wild  zubereiten.  Indessen  lassen  auf  Ailills 
Wunsch  Frsechs  Harfner  ihre  Instrumente  erklingen.  Die 
kostbaren  Hüllen,  in  denen  sie  aufbewahrt  werden,  und  sie 
selber  werden  wieder  eingehend  beschrieben,  und  bei  dem 
Spiel  sterben  zwölf  Mann  von  Ailill  und  Medb  vor  Jammer 
und  Trauer.  Diese  Harfner  waren  Drillinge  der  Boann;  bei 
ihrer  Geburt  hatte  Uaithne  („Kreisen,  Geburt"),  die  Harfe 
des  (Elfenkönigs)  Dagda,  gespielt,  so  daß  es  der  Mutter 
erst  wie  Jammer  klang  bei  den  scharfen  Schmerzen,  dann 
wie  Lachen,  als  sie  zwei  Söhne  geboren  hatte,  endlich 
wie  Besänftigung  und  Schlaf  bei  der  Geburt  des  dritten. 
Darnach  wurden  die  drei  Söhne  Goltraige,  Gentraige  und 
Suantraige,  etwa  „Klage -Weise,  Lach -Weise  und  Schlaf- 
Weise"  genannt,  und  sie  sagte  ihren  Tod  bei  Ailill  und 
Medb  voraus  (vermutlich  bei  der  Täin  bö  Cuailnge). 

Fergusi)  selber  bekennt,  ein  feiner  Jüngling  sei  zu  ihnen 
gekommen.  Fraechs  Zerleger  Lothar  zerlegt  nun  die  Speise, 
indem  er  die  Gelenke  auf  der  flachen  Hand  mit  seinem 
Schwert  auseinanderhaut,  ohne  sich  je  die  Haut  zu  ritzen. 
Fraechs  Spiel  steht  gut;  aber  er  will  Medbs  Einsatz  nicht 
nehmen,  um  ihre  Ehre  nicht  zu  verletzen.  Da  erst  wird  sie 
gewahr,  daß  sie  beim  hellen  Schein  der  Edelsteine  drei  Tage 
und  Nächte  gespielt  haben,  und  schämt  sich,  die  Gäste  so 
lange  ohne  Bewirtung  gelassen  zu  haben.  Das  wird  nun  drei 
Tage  und  Nächte  lang  nachgeholt  und  dann  Fraech  ins  „Haus 
der  Unterredung"  gerufen.  Dort  eröffnet  er  Ailill  und  Medb, 
daß  er  ihnen  einen  Besuch  abstatten  wolle,  und  sie  sind  hoch 
erfreut,  daß  er  noch  eine  Woche  dableiben  will. 

3.  (38,  1 — 42,  13).  Täglich  kommen  die  Connachter,  sie 
jagen  zu  sehn.  Aber  Fraech  schmerzt  es,  daß  er  die  Jung- 
frau, um  derentwillen  er  gekommen  ist,  nicht  zu  sprechen 
bekommt.  Doch  wie  er  einst  früh  Morgens  zur  Quelle  geht, 
um  sich  die  Hände  zu  waschen,  trifft  er  sie  mit  ihrer 
Dienerin.  Sie  bekennt,  ihm  geneigt  zu  sein,  weigert  sich 
aber  als  Königstochter,  mit  ihm  zu  entfliehen;  er  sei  ja  reich 
genug,  sie  von  den  Ihrigen  zu  erwerben.    Doch  übergibt  sie 


')  Der.  aus  Ulster  verbannt,  bei  den  Oonn achtern  lebt. 


n,  Iß.  '[^in  !)(■)  Fraicli  „Das  Wegtreiben  von  Fraecb.s  Rindern".       289 

ihm  „als  Zeichen  zwischen  ihnen"  einen  Daumenring,  den 
ihre  Mutter  ihr  zur  Aufbewahrung  anvertraut  hat.  Ailill 
hegt  seinerseits  den  Verdacht,  sie  könnten  zusammen  fliehen. 
Aber  während  er  sich  mit  Medb  darüber  bespricht,  tritt 
Frsech  ins  „Haus  der  Unterredung"  und  bringt  seine  Werbung 
um  Finnabair  vor.  Ailill  verlangt  jedoch  einen  solchen  ßraut- 
preis  —  sechzig  schwarzgraue  Pferde  mit  goldenen  und 
silbernen  Gebissen,  zwölf  Milchkühe,  von  denen  jede  einen 
Milchtrunk  (fürs  ganze  Haus)  abgibt  und  ein  weißes  Kalb 
mit  roten  Ohren  hat,  und  seinen  Beistand  mit  seinen  Leuten 
und  Musikanten  bei  der  Täin  bö  Cuailnge  — ,  daß  er  ihn 
verweigert  und  hinausgeht.  Ailill  befürchtet,  wenn  seine 
Tochter  entführt  werde,  möchten  die  Könige  und  Herrn  von 
Irland  ihm  zusetzen,')  und  plant,  trotz  Medbs  Bedenken, 
Frsech  aus  dem  Wege  zu  räumen.  Nachdem  man,  wie  sonst, 
der  Jagd  zugesehen,  geht  man  zum  Wasser,  und  Ailill  fordert 
Frsech  auf,  in  diesem,  in  dem  man  häufig  bade,  seine  Schwimm- 
kunst zu  zeigen.  Während  Frsech  das  tut,  öffnet  Ailill  die  Börse, 
die  er  in  seinem  Gürtel  am  Ufer  zurückgelassen  hat,  findet 
darin  den  Ring  und  schleudert  ihn,  nachdem  er  ihn  Medb 
gezeigt,  ins  Wasser.  Aber  Frsech  bemerkt  es  und  sieht  auch, 
wie  ein  Salm  ihn  verschlingt.  Er  fängt  diesen  und  verbirgt 
ihn  am  Ufer.  Auf  Ailills  Wunsch  bringt  er  ihm  Zweige 
eines  Vogelbeerbaums  von  jenseits  des  Wassers.  Der  weiße 
Jüngling  mit  dem  rotbeerigen  Zweig  im  schwarzen  Wasser 
dünkt  Finnabair  unvergleichlich  schön.  Wie  er  aber  auf 
Ailills  Verlangen  nochmals  hinüberschwimmt,  um  mehr  Zweige 
zu  holen,  packt  ihn  das  Untier  (beist)  im  Wasser.  Vergeblich 
ruft  er  nach  seinem  Schwert,  keiner  wagt  es  ihm  gegen 
Ailills  und  Medbs  Willen  zu  bringen,  bis  Finnabair  selber 
ihr  Gewand  ablegt  und  mit  dem  Schwert  ins  Wasser  springt. 
Ergrimmt  schleudert  ihr  Ailill  seinen  Sper  nach,  der  ihr 
aber  nur  durch  die  Haarflechte  fährt  und  von  Fraech  auf- 
gefangen und  so  geschickt  ans  Ufer  zurückgeschleudert  wird, 
daß  er  Ailills  Ober-  und  Untergewand  durchsticht,  so  daß 
Alle  aufspringen.  Mit  dem  Schwert,  das  Finnabair  ihm  ge- 
bracht  hat,   schlägt  Frsech  dem   Tier,   das  an   seiner  Seite 


0  Vgl.  Kap.  6  §  73. 
Thurneyien,  Die  irische  Helden-  und  Königfsagre.  jy 


290       II,  16.  Täiu  bö  Fraich  „Das  Wegtreiben  von  Fraechs  Eindern'*. 

hängt,  den  Kopf  ab  und  bringt  es  ans  Land.  Darnach  heißt 
Dublinn  Fraeich  („Fraechs  Schwarzwasser")  in  der  Bre.  Ailill 
ist  wütend  auf  seine  Tochter,  bereut  aber,  was  er  an  Fraech 
getan  hat,  und  läßt  ihm  ein  Bad  aus  gehacktem  Schweine- 
schmalz und  Fleisch  einer  Kalbin  richten,  i)  In  dieses  wird 
er  gebracht  und  dann  von  den  Frauen  gepflegt,  nachdem  er 
von  den  Hornbläsern  begleitet,  die  durch  ihr  Spiel  dreißig 
von  Ailill  und  Medb's  Vertrautesten  den  Sehnsuchtstod  bringen, 
in  die  Burg  getragen  worden  ist.  Da  nahen  150  wundervoll 
gekleidete  Frauen  der  Burg,  die  um  Frsech,  den  Liebling  der 
Elfenfürsten  Irlands,  klagen.  Fraech  erkennt  in  ihnen  seine 
Mutter  und  die  Frauenschar  der  Boann,  läßt  sich  hinaus- 
bringen und  wird  von  den  Frauen  in  das  sid  von  Cruachain 
getragen.  Um  die  neunte  Stunde  des  folgenden  Tags  erscheint 
er  wieder,  völlig  geheilt  und  umgeben  von  fünfzig  ganz  gleich 
aussehenden  Frauen.  Vor  der  Burg  kehren  diese  um  und 
lassen  ihre  Klage  erschallen,  die  die  Menschen  in  der  Burg 
von  Sinnen  bringt,  und  die  noch  jetzt  von  den  Musikanten 
Irlands  als  „Klageweise  der  Feen"  gespielt  wird.  Alle  in 
der  Burg  erheben  sich  vor  ihm;  Ailill  und  Medb  bezeugen 
ihm  ihre  Reue  und  söhnen  sich  mit  ihm  aus. 

4.  (42,13—44,22).  Am  Abend  wird  ein  Gelage  ab- 
gehalten. Fraech  hat  aber  den  Salm  durch  einen  seiner  Ge- 
folgsleute Finnabair  überbringen  und  sie  über  den  Eing  auf- 
klären lassen,  da  er  ahnt,  daß  der  König  etwas  damit  plane. 
Als  man  trunken  ist  und  die  Musikanten  aufspielen,  läßt 
Ailill  alle  seine  Kostbarkeiten  vor  sich  bringen,  die  allgemein 
bewundert  werden.'^)  Dann  läßt  er  Finnabair  hereinrufen, 
die  denn  auch  von  fünfzig  edeln  Jungfrauen  begleitet  er- 
scheint, und  verlangt  von  ihr  den  Ring.  Sie  behauptet  nicht 
zu  wissen,  was  aus  ihm  geworden  ist.  Aber  der  König  sagt, 
sie  habe  ihr  Leben  verwirkt,  wenn  sie  ihn  nicht  herbei- 
schaffe. Vergeblich  bietet  Fraech  beliebigen  Ersatz  an,  um 
das  Mädchen  zu  retten.  Eben  weil  der  Ring  niemals  werde 
gefunden  werden,  verlange  er  ihn  von  ihr,  erwidert  der  König 


')  Vgl.  Kap.  6  §  70. 

•)  Das  hat  wohl  dem  Bearbeiter  C  der  Täiu  bö  Cuailnge  die  Idee 
zum  „Gespräch  auf  dem  Kopfkissen"  gegeben  (Kap.  9  §  1). 


n,  16.  Täin  hn  Fraich  „Das  Wegtreihrn  von  Fra-cliH  Rindern".       291 

ganz  offen.  Da  sicli  nun  aber  Finnabair  anschickt,  den  Ring 
zu  holen,  läßt  sie  der  König  nicht  hinaus.  Sie  muß  eine 
Dienerin  darnach  senden,  sagt  sich  aber  dafür  von  der  so 
schmählich  mißbrauchten  väterlichen  Gewalt  völlig  los.  Die 
Dienerin  bringt  den  trefflich  zubereiteten  Salm  auf  einer 
Schüssel  herein,  und  oben  auf  ihm  liegt  —  der  Ring.  Der 
erstaunte  Ailill  berichtet,  was  er  mit  dem  Ring  vorgenommen. 
Fraech  jedoch  gibt  vor,  er  habe  ihn  gleich  am  ersten  Tag 
vor  dem  Gehöfte  gefunden  und  aufbewahrt.  Er  habe  dann 
eines  Tags  die  Jungfrau  beim  Wasser  nach  ihm  suchen  sehn, 
und  sie  habe  ihm  als  Finderlohn  versprochen,  ihm  auf  ein 
Jahr  ihre  Liebe  zu  schenken.  Doch  habe  er  ihn  damals 
nicht  bei  sich  gehabt  und  seither  das  Mädchen  nicht  mehr 
getroffen.  Er  erzählt  dann  wahrheitsgemäß  die  Begebenheit 
mit  dem  Salm.  Nun  haben  Ailill  und  Medb  nichts  mehr  da- 
gegen, daß  sich  Finnabair  mit  Frsech  verlobt.  Er  solle  mit 
seinen  Kühen  zur  Täin  bö  Cuailnge  kommen;  und  wenn  man 
nach  vollendetem  Beutezug  aus  dem  Osten  zurückkehre, 
könne  er  das  Lager  mit  Finnabair  teilen.  Darauf  ver- 
abschieden sich  die  Jünglinge  und  kehren  heim. 

Teil  IL 

5.  (44,  22 — 47,  9).  Da  wird  Fraech  von  seiner  Mutter 
berichtet,  inzwischen  seien  seine  Frau,  seine  drei  Söhne  und 
sein  Vieh  nach  dem  Alpengebirge  geraubt  worden;  drei  von 
den  Kühen  befänden  sich  jedoch  in  Nordschottland  bei  den 
Pikten.  Trotz  ihrem  Abraten  entschließt  er  sich,  auf  die 
Suche  zu  gehn;  denn  er  habe  Ailill  und  Medb  bei  seiner 
Ehre  versprochen,  mit  dem  Vieh  zur  Täin  bö  Cuailnge  zu 
kommen.  27  Mann  stark  bricht  er  auf  mit  einem  Falken 
und  mit  einem  Hund  an  der  Leine,  i)  In  Ulster  bei  den 
Benna  Boirche  trifft  er  Conall  Cernach,  der  ihm  seine  Be- 
gleitung zusagt.  So  ziehen  sie  übers  Meer,  durch  die  Nord- 
Sachsen,  über  den  Ärmelkanal  zu  den  Nord-Longobarden  und 
erreichen  die  Alpen.  Dort  erspähen  sie  ein  altes  Weibchen, 
das  Schafe  hütet;  es  entdeckt  den  vorausgeeilten  Conall  und 
Fraech,  daß  ihre  Mutter  eine  Irländerin  gewesen  sei  und  daß 


')  Diese  spielen  im  Folg-enden  keine  Rolle. 


292       II,  16.  Täin  bö  Fraich  „Das  Wegtreiben  von  Fraechs  Rindern**. 

das  Land,  in  das  sie  gekommen,  von  sehr  gewalttätigen  Leuten 
bewohnt  werde,  die  Raubzüge  nach  allen  Eichtungen  unter- 
nähmen. Zuletzt  hätten  sie  die  Rinder,  die  Frau  und  die 
Söhne  von  Frgech  mac  Idaith  aus  West -Irland  entführt.  Als 
Conall  ihr  Frsechs  Namen  nennt,  fragt  sie  diesen,  ob  sein 
Weib,  das  jetzt  beim  König  weile,  ihm  wohl  treu  sei;  das 
vermag  er  nicht  zu  versichern.  Da  verweist  sie  die  Helden, 
weil  sie  ihnen  nicht  weiter  helfen  könne,  an  eine  andere 
Frau,  die  die  Kühe  hütet  und  selber  aus  Ulster  stammt.  Sie 
entdecken  sich  dieser,  werden  aber  von  ihr  namentlich  vor 
der  Schlange  gewarnt,  die  die  Burg  bewache.  Wie  sie  jedoch 
den  Namen  Conall  Cernach's  hört,  umarmt  sie  ihn  froh;  denn 
ihm  sei  geweissagt,  die  Burg  zu  zerstören.  Sie  wolle  die 
Kühe  ungemolken  lassen  (damit  sie  sich  an  der  Milch  sättigen 
können)  und  vorgeben,  die  Kälber  hätten  an  ihnen  gesogen; 
auch  das  Tor  der  Burg,  deren  Schließerin  sie  sei,  nicht  ver- 
schließen. In  der  Nacht  sollten  sie  dann  eindringen;  nur  die 
Schlange  werde  schwierig  sein. 

Wie   sie   sich   aber    Nachts    der   Burg   nähern,    tut   die 

Schlange  einen  Sprung  in  Conalls  Gürtel  und  schläft  darin. 

Da  zerstören  und  plündern  sie  die  Burg,  befreien  die  Frau 

und  die  drei  Söhne,  und  die  Schlange  verläßt  Conalls  Gürtel, 

ohne  ihm  einen  Schaden  anzutun.    Dann  wenden  sie  sich  ins 

Piktenland,   holen   auch  die  dortigen  drei  Kühe  und  ziehen 

an  Dun  OUaich  (Allaig)  maic  Briüin  vorbei  übers  Meer  nach 

Aird   ua  n-Ech(d)ach,    wo  Bice  mac  Laegairi,    der  Bursche 

Conalls,    der  die  Kühe  treibt,  umkommt  und  Inber  m-Bici 

(„Bice's   Mündung")    bei   Bennchor    in   Ulster  i)   den   Namen 

gibt.      Die    Kühe    werfen    ihre    Hörner    ab;    daher    Tracht 

Bennchuir    („Strand    des    Hornwurfs").      Fraech    kehrt    mit 

Frau,  Kindern  und  Kühen  heim,  bis  er  dann  zur  Täin  bö 

Cuailnge  zieht. 

Das  ist  offenbar  der  alte  Schluß  (so  LL  und  Edinb.).  Andere  Hand- 
schriften ergänzen  im  Anschluß  an  die  Täin  bö  Cuailnge.  Eg.  1782  läßt 
Conall  Cernach  Ailill  und  Medb  bei  Tailtia  einholen  und  ihnen  mit  seinem 
Vater  Amorgene  eine  gewaltige  Niederlage  beibringen.*)   Doch  wird  hinzu- 


^)  Bangor  bei  Belfast. 
*)  Vgl.  Kap.  6  §  76. 


I 


II,  16.    Dinnsenchas  Inber  Biene  und  Carn  Fraich.  293 

gefügt,   Kundige  sagen,  Conall  sei  nicht  damals  heimgekehrt,  sondern  er 
und  Fraech  während  der  Täin  bei  den  Alpen  gewesen.*) 

Nach  GBL  dringt  Conall  gleich  bei  seiner  Rückkehr  bis  Cmachain 
vor,  um  zu  sehen,  ob  man  dort  schon  zur  Täin  bö  Cuailnge  bereit  sei. 
Er  findet  in  der  Tat  die  vier  „Fünftel"  Irlands  daselbst  versammelt,  und 
man  läßt  ihn  nicht  heimkehren,  sondern  er  muß  mit  dem  feindlichen 
Heere  ziehen  und  erzählt  dort  die  Jugendtaten  CüChulainns.^) 

III.  Dinnsenchas. 

Die  Etymologie  von  Inber  Biene  (so  heißt  es  hier)  und  von 
Bennchor  hat  die  Prosa  B  (nur  in  Ba,  LL  166a  erhalten)  aus  unserer 
Geschichte  aufgenommen.  Die  Fassung  C^)  fügt  hinzu,  daß  sich  die 
Begebenheit  nach  dem  großen  Viehsterben  zur  Zeit  von  Bresal  Bödibaid 
mac  Rudraigi  oder  von  Bresal  Brec  ereignet  habe,  und  wiederholt  die 
Geschichte  in  einem  dreistrofigen  Gedieht. 

In  dem  jungen,  nur  im  Buch  von  Lecan  sieh  findenden  Dinnsenchas 
von  Carn  Fraich,  von  dem  schon  oben  S.  248  die  Rede  war,  ist  nur 
in  der  Prosa*)  als  eine  der  Etymologien  das  Folgende  erwähnt,  das  ich 
wegen  Abschnitt  IV  wörtlich  hersetze: 

Fraech  mac  Fidaig  ging  aus  Liebe  zu  Finnabair  den 
Vogelbeerbaum  schütteln,  der  am  Schwarz wasser  der  Bre, 
die  heute  Suca  heißt,  wuchs.  Da  bemerkte  ihn  das  Untier 
des  Wurzelstocks  des  Vogelbeerbaums,  folgte  ihm  und  ver- 
wundete ihn  schwer.  Da  brachte  Fraech  das  erlegte  Tier 
und  den  Vogelbeerbaum  zu  Medb  und  wurde  in  dem  carn 
gepflegt,  so  daß  es  davon  Carn  Fraich  heißt.  Oder  er  möchte 
dort  den  Tod  gefunden  haben  durch  das  Untier  und  dann  in 
dem  carn  („Steinhaufen")  begraben  sein. 

Ein  Schluß  abschnitt  bestreitet  dies  und  gibt  vielmehr  die  Kap.  10,  6 
erwähnte  Erzählung  als  die  richtige.  Das  angehängte  Gedicht  berück- 
sichtigt nur  diese. 

IV.  Die  Ballade. 

Die  Geschichte  von  Frsech  (Teil  I)  ist  eine  der  wenigen  des  älteren 
Sagenkreises,  die  auch  in  der  späteren  Balladendichtung  fortleben.  Die 
Ballade  von  Fraechs  Tod  findet  sich  schon  in  der  Sammlung  des  Dean  of 
Lismore  (Teil  I  Kap.  18);^)  als  Verfasser  wird  hier  in  ketch  o  Cloan  „der 


')  Fraech  kommt  in  Fassung  II  (und  III)  der  Tain  b.  C.  nicht  vor. 

2)  Kap.  6  §  16. 

3)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  75. 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16, 136  f. 

^)  In  der  Ausgabe  von  Mac  Lauchlan  S.  36,  die  Übersetzung  S.  54; 
bei  (Jameron,  Reliquiae  Celticae  I,  62.  Auch  andere  Überlieferungen  bei 
Campbell,  Leabhar  ua  Feiune  S.  29  ff. 


294  IL  16.    Die  Ballade  von  Frsecli. 

Blinde  (Einäugig-e)  von  Cluain"  angegeben,  und  da  gleich  in  der  ersten 
Zeile  des  Gedichts  der  Ortsname  Cluain  Fraeich  {doan  freich)  genannt  ist, 
ist  vielleicht  ,.der  Blinde  von  Cluain  Fraeich"  zu  verstehen,  ein  weiter 
nicht  bekannter  Dichter. ') 

Der  Inhalt  der  Ballade  zeigt  engste  Verwandtschaft  mit  dem  zuletzt 
erwähnten  Dinnsenchas  von  Carn  Fraich.  In  beiden  ist  das  Untier  im 
Wurzelstock  {hun)  des  Vogelbeerbaums,  und  Frsech  bringt  die  Vogelbeeren 
Medb,  nicht  Ailill  wie  in  der  älteren  Sage;  in  beiden  ist  Carn  Fraich 
nach  ihm  benannt.  Man  könnte  denken,  das  Dinnsenchas  sei  erst  durch 
die  Ballade  bedingt.  Aber  dann  würde  es  den  Tod  Frsechs,  der  deren 
Hauptinhalt  bildet,  nicht  nur  im  Anhang  als  eine  Möglichkeit  erwähnen. 
Anderseits  kann  die  Ballade  nicht  ausschließlich  auf  dem  Dinnsenchas  be- 
ruhen; denn  sie  erwähnt  das  zweimalige  Holen  von  Vogelbeeren  durch 
Frsech  und  den  Sprung  seiner  Geliebten  mit  der  Waffe  ins  Wasser,  was 
sich  nur  in  der  Haupterzählung,  nicht  im  Dinnsenchas  findet.  Der  Dichter 
muß  also  auch  jene  wenigstens  ihrem  Hauptinhalt  nach  gekannt  haben. 
Sehr  wohl  aber  kann  er  der  Erfinder  des  Todes  Fryechs  durch  das  Untier 
sein,  da  er  für  seine  Ballade  natürlich  nicht  die  ganze  verwickelte  Ge- 
schichte brauchen  konnte.  In  diesem  Fall  beruht  nur  der  Schlußsatz  des 
Dinnsenchas  auf  Kenntnis  der  Ballade  und  bezeugt  ihre  Existenz  schon 
für  den  Beginn  des  15.  Jahrhunderts. 

Diese  gälische  Ballade  ist  die  erste  gewesen,  deren  Inhalt  dem 
englisch  redenden  Publikum  bekannt  wurde,  indem  Jeromy  Stone,  Leiter 
der  Schule  von  Dunkeid,  eine  englische  Nachdichtung  in  The  Scots 
Magazine  von  1756  veröffentlichte ;  2)  der  in  englischer  Poesie  freilich  un- 
mögliche Name  Fraech  war  in  Albin  umgewandelt.  Mir  scheint  sie  aber 
auch  auf  James  Macpherson  von  großem  Einfluß  gewesen  zu  sein.  Ich 
schließe  das  nicht  sowohl  daraus,  daß  er  in  seinem  um  1758  gedichteten 
Epos  „The  Highlander^'  seinen  Haupthelden  Alpin  nennt,  als  daß  wenige 
gälische  Balladen  dem  ossianischen  Ton,  namentlich  wie  er  in  den  ersten 
in  Gentlemau's  Magazine  1760  erschienenen  „Fragmenten  alter  Dichtung'' 
erklingt,  so  nahe  stehen  ^vie  der  Anfang  unseres  Gedichts:  „Das 
Seufzen  eines  Freundes  von  Cluain  Frseich  —  das  Seufzen  eines  Kriegers 
aus  der  blutigen  Umwallung 3)  —  ein  Seufzen,  das  einen  Mann  traurig 
macht  —  und  wovon  ein  junges  Weib  weint''  usw.  Den  Stoff  selber 
konnte  Macpherson  freilich  nicht  mehr  verwenden,  der  war  ihm  vorweg- 
genommen.    Aber  wenigstens  die  roten  Beeren  erscheinen  gleich  in  einem 


^)  Es  gibt  ein  Cluain  Fraeich  (Cloonfree)  westlich  von  Strokestown 
in  Connaught. 

2)  Abgedruckt  von  Jiriczek  in  Engl.  Studien  44  (1912)  S.  198  f.,  zu- 
gleich mit  der  genaueren  Übersetzung  des  Originals,  die  im  Report  of  the 
Committee  of  the  Highland  Society  of  Scotland  (1805)  i^egeben  war. 

ä)  a  caiseal  chrö.  Macbain  vermutet  eine  Verderbnis  für  a  cosair 
chrö  „aus  dem  Blutlager':  docli  fällt  sie  dann  wohl  dem  Verfasser  selber 
zur  Last. 


n,  16.    Die  Ballade  von  Fraech.  295 

der  zwei  ersten  Fragmente,  die  bekanntlich  keine  gälische  Unterlage 
haben:  „A  rock  not  distant  in  the  sea,  bears  a  tree  on  its  side;  red 
shines  the  fruit  afar";  später  in  .,The  songs  of  Selma"  aufgenommen 
(Ausgabe  von  1762,  S.  216).  So  hat  die  Ballade  einen  Einfluß  auf  die 
Weltliteratur  geübt,  von  der  sich  ihr  Verfasser  gewiß  nichts  hat 
träumen  lassen. 

Aus  den  melancholischen  Eingangsstrofen  erfahren  wir, 
daß  Finnabair,!)  die  schöne  Tochter  von  Medb  und  OiriolP) 
(=  Ailill),  oft  Cluain  Frseich  besucht,  weinend  um  Fraech 
mac  Fidaig,3)  nach  dem  Carn  Fraeich  heißt,  da  sie  ihn  einzig 
geliebt  hat;  ferner,  daß  ihn  Medb,  als  sie  von  dieser  Liebe 
erfuhr,  (aus  Eifersucht?)  in  den  Tod  geschickt  hat.  Dann 
beginnt  die  Erzählung: 

Am  Loch  Mai  („Medbs  See")  wuchs  ein  Vogelbeerbaura, 
der  jeden  Monat  honigsüße  Früchte  trug;  dem  Manne,  der 
davon  aß,  wurde  ein  Lebensjahr  hinzugefügt,  und  der  Ver- 
wundete wurde  davon  gesund.^)  Aber  ein  Untier  in  seinem 
Wurzelstock  bewaclite  ihn.  Medb  ist  krank,  sendet  nach 
Fraech  und  bittet  ihn,  ihr  von  den  Beeren  zu  holen.  Er  ver- 
weigert es  nicht,  schwimmt  hin  und  kann  ihr  welche  bringen, 
da  das  Untier  schläft;  aber,  ihr  ist  nur  mit  einem  Zweig  vom 
Wurzelstock  gedient.  Er  schwimmt  abermals  hinüber  und 
reißt  den  Baum  aus  den  Wurzeln;  doch  packt  das  erwachte 
Untier  seinen  Arm,  ehe  er  das  Ufer  erreicht.  Das  Mädchen 
bringt  ihm  ein  (goldenes)  Messer;  aber  das  Untier  hat  ihm 
den  Arm  abgebissen,  bevor  er  ihm  den  Kopf  abschneidet. 
Fraech  und  das  Untier  fallen  am  Ufer  tot  nieder  und  das 
Mädchen  wird  ohnmächtig;  als  es  erwacht,  nimmt  es  Fraechs 
(abgebissene?)  Hand  in  die  seine.  Des  Helden  Leichnam 
wird  nach  Cluain  Fraich  getragen.  Carn  Läimh{e)  —  scheint 
der  Dichter  selber  zu  sagen  —  ist  an  meiner  Seite.  ^)  Eine 
Verherrlichung  von  Fraechs  unvergleichlichen  Eigenschaften 
schließt  das  Gedicht. 


^)  Fynowr  Dean  of  Lism.;  die  andern  Versionen  ohne  Namen. 

2)  Gen.  Orle  D.  of  Lism.;  ühdruill  u.  ä.  anderwärts. 

ä)  Feich  D.  of  Lism.,  anderwärts  Feadhaich,  Maothaich. 

*)  Vgl.  die  ähnlich  wirkenden  Vogelbeeren  in  Toruiglieachi  Diarmuda 
agus  Gi'ainne  (Transactions  of  the  Ossianic  Society  III,  1857). 

'•')  Oder  eher  appellativisch:  „der  Steinhaufe  (über)  der  Hand'';  denn 
vorher  hieß  es  Carn  Fnvich.  Eine  andere  Version  macht  daraus:  carn  an 
laoick  „der  Steinhaufe  des  Kriegers'. 


b 


296  II,  17.  Tochraarc  Treblainue  „Das  Werben  um  Treblann". 

Kap.  17.    Tochmarc  Treblainne. 

„Das  Werben  um  Treblann." 

Während  bisher  nur  leichtere  Variazionen  der  alten  Fraech-Sage  be- 
sprochen worden  sind,  ist  noch  eine  tiefer  greifende  Umarbeitung  zu  er- 
wähnen. Sie  ist  älter  als  die  Bailade,  vielleicht  auch  als  das  Dinnsenchas 
von  Carn  Fraich.  Erhalten  ist  sie  nur  in  einer  Handschrift  des  15.  Jahr- 
hunderts, dem  Buch  von  Ferraoy,  S.  67  a  — 71b;  der  Titel  Tochmarc  Treab- 
lainne  ist  von  jüngerer  Hand  darüber  geschrieben,  kommt  aber  am  Schluß 
des  Textes  vor.  Die  Ränder  mancher  Seiten  sind  leider  unleserlich,  der 
Text  daher  etwas  lückenhaft ;  i)  immerhin  bleibt  der  Gang  der  Erzählung 
klar.  Sie  fehlt  natürlich  in  den  alten  Listen  der  Sagen  und  der  remscBla. 
Ihre  Zeit  ist  auf  Grund  unserer  Überlieferung  nicht  genau  zu  bestimmen, 
doch  ist  sie  keinesfalls  älter  als  das  13.— 14.  Jahrhundert.  Der  Form  nach 
besteht  sie  aus  Prosa  mit  eingestreuten  Gedichten,  die  aber  alle  im  ge- 
wöhnlichsten Metrum,  im  Debide  verfaßt  sind  wie  oft  in  diesen  jüngeren 
Erzählungen,  die  auch  sonst  ein  bedenkliches  Sinken  der  Kunst  erkennen 
lassen.  Die  Motive  sind  von  überall  hergeholt,  besonders  aus  Tochmarc 
Etaine  (Kap.  74.  78).  Die  Leichtigkeit,  mit  der  selbst  Tote  (durch  Elfen) 
ins  Leben  zurückgerufen  werden,  zeigt  deutlich  den  Einfluß  der  Heiligen- 
legende auf  die  weltliche  Sage. 

1.  Frsech,  Sohn  von  Fidach  Foltruad  („Rotliaar")  aus 
Sld  Fidaig  und  Loch  Fidaig  und  Dün  Coistinne,  der  edle 
Jüngling  der  Domnannaig,  war  so  schön  und  tapfer,  daß 
überall  die  fili  ihn  priesen,  und  daß  auf  Grund  dieser  Be- 
richte viele  Fürstentöchter  sich  in  ihn  verliebten.  Seine  Ge- 
liebten waren  so  zahlreich,  daß  ihm  die  Wahl  schwer  wurde 
und  er  zwölf  Jahre  seinen  Haushalt  führte  ohne  sich  zu  ver- 
mählen. Dazu  kam,  daß  Boann  seine  Mutter  Be-Binn  ge- 
warnt hatte,  ihr  Sohn  solle  kein  Weib  freien;  denn  in  dem- 
selben Jahr  müßte  er  sterben.  Auch  solle  er  sich  hüten, 
mit  CüChulainn  zu  kämpfen,  zwischen  samuin  und  heltaine 
(1.  November  und  1.  Mai)  in  schwarzem  Wasser  zu  schwimmen 
und  seine  Waffen  als  Pfand  zu  geben. 

Doch  verliebte  sich  in  ihn  auch  Treblann,  die  Tochter 
von  Fr«ch,  dem  Soline  des  (Elfs)  ^Engus  aus  Sid-in-Broga, 
die  Ziehtochter  des  Königs  von  Temair,  Coirpre  Nia-Fer  mac 
Rosa.    Denn  die  Pudeln  der  Maie  Miled  (Galen)  pflegten  die 

')  Nach  Abschriften  von  Stokes  und  von  mir  hgg.  vou  K.  Meyer. 
ZOP  13,  16G. 


J 


II,  17.  Tochraarc  Treblainne  „Das  Werben  um  Treblann".  297 

Kinder  der  benachbarten  Elfenfürsten  in  Erziehung  zu  nehmen, 
damit  jene  ihnen  nicht  das  Korn,  die  Milch  und  die  Blüte 
schädigten. 

2.  Als  König  Coirpre  von  Treblanns  Liebe  hört,  läßt  er 
sie  zu  sich  ins  „Haus  des  Raunens"  kommen  und  schlägt  es 
ab,  sie  Fraech  zu  geben;  sie  könne  einen  andern  Gatten  be- 
kommen. Da  kehrt  sie  in  ihren  yrianän  (ursprünglich  „Söller") 
zurück  und  vergießt  bittere  Tränen.  Dann  ruft  sie  ihre  Botin 
Laigech  Lämfota  („Langarm")  zu  sich  und  sendet  sie  nach 
Cruachain,  um  Fraech  zu  melden,  daß  Coirpre  sie  ihm  ver- 
weigere, daß  sie  aber  bereit  sei,  mit  ihm  davonzugehn. 
Laigech  trifft  vor  Cruachain  die  Leute  beim  Ballspiel;  sie 
wollen,  da  sie  in  unscheinbarem  Gewand,  in  grauem  Mantel 
und  dunklem  Leibrock  und  einen  Knüttel  in  der  Hand  er- 
scheint, zuerst  ihre  Bälle  nach  ihr  werfen.  Da  sie  aber  nach 
Frsech  fragt  und  man  sie  als  Botin  erkennt,  wird  sie  nach 
Cruachain  geführt.  Als  sie  Fraech  das  Geschehene  mitteilt, 
entbietet  er  Coirpre,  er  werde  sich  ihm  für  den  Besitz  des 
Mädchens  zum  Kampfe  mit  gleichen  Streitkräften  stellen  und 
dazu  mit  400  Wagenfahrern  nach  Temair  kommen;  Treblann 
aber  läßt  er  sagen,  sie  solle  sich  bereit  halten. 

6.  Die  Botin  geht  nach  ihrer  Rückkehr  zunächst  in  den 
(frianän  zu  Treblann  und  er^zählt  ihr  Alles,  muß  ihr  auch  — 
in  einem  Gedicht  —  Fraechs  Schönheit  schildern.  Mit  Ein- 
willigung ihrer  Herrin  erstattet  sie  dann  Coirpre  Bericht, 
dem  Fraechs  Vorschlag  nicht  mißfällt.  Fraech  erzählt  in- 
zwischen Medb,  Oilill  und  Fergus  seine  Kränkung  durch 
Coirpre  und  diese  fordern  ihn  zur  Rache  auf.  Seine  Ge- 
nossen versprechen  ihn  zu  begleiten;  es  sind  Laigsech  Lennmär 
(„Großmantel"),!)  der  Sohn  von  Conall  Cernach,  iEngus  mac 
^nläime  Gaibe,'^)  Connra  mac  Tinne,  Dorchu  mac  Tinne, 
Monga  Milech^^)  und  die  Jungmannschaft  der  Gamanraid.^) 
Sie  nehmen  Boten- Stäbe  (flesca)  mit,  nach  denen  Glenn  Flesca 

')  Unten  §  4  heißt  er  CetDimur  „Großkopf",  wohl  richtiger. 

'')  Vgl.  Kap.  6  §  65. 

«)  Oder  MiM?  (Hs.  Milegh). 

*)  In  den  jüngeren  Sagen  oft  erwähntes  Heldengeschlecht  in  Connaught. 
Auch  Fraech  wird  weiter  unten  als  zu  Gamanraid  Irrus  Domnann  gehörig 
bezeichnet.    Irrus  Domnann  ist  eine  Landschaft  in  Connaught. 


298  11, 17.  Tochmarc  Treblaiune  „Das  Werben  um  Treblann". 

heißt,  „um  sie  vorauszuschicken  zum  Zusammeutreffen  mit 
dem  Mädchen"  und  rücken  wohlgerüstet  und  wohlgebadet  aus 
zunächst  nach  Liathdruim,  wo  Cet  sie  diese  Nacht  bewirtet, 
dann  nach  Mag  na  n-Dumach,  das  Mag  Caille  Fallamain 
heißt,  wo  sie  bei  Amairgin  Verpflegung  finden,  und  noch  in 
der  Nacht  weiter  nach  Äth  Cathail  Druim-fri-Fid  und  senden 
von  dort  „Botenstäbe"  zu  Treblann  mit  der  Anweisung,  am 
nächsten  Tag  zum  Tulach  na  Carpat  („Wagenhügel")  zu 
kommen.  Die  Botin  trifft  Treblann  in  ihrem  grianän,  und 
diese  „erkennt  den  Stab"  und  läßt  sich  —  in  Versen  —  Be- 
richt erstatten.  Am  anderen  Morgen  schmückt  sie  sich  feen- 
liaft  prächtig  und  bricht  nach  Tulach  na  Carpat  auf.  Auch 
Fraech  hat  sich  schön  ausgerüstet  und  seine  Waffen  poliert, 
so  daß  das  Mädchen  schon  von  Weitem  den  Glanz  sieht. 
Die  begleitende  Botin  vergleicht  Frsech  den  hervorragendsten 
Helden:  CüChulainn,  Conall  und  Fiamain.  Dann  trifft  man 
zusammen  und  begrüßt  sich  gegenseitig. 

4.  Wie  Coirpre  Nia-Fer  erfährt,  daß  Treblann  zu  Fraech 
entwichen  ist,  sammelt  er  voller  Wut  ein  Heer  und  will  sich 
an  Frsech  rächen.  Aber  sein  Sohn  Erc  setzt  durch,  daß  nach 
der  Verabredung  verfahren  wird,  und  zieht  nur  selber  mit 
400  Jünglingen  zu  Wagen  gegen  Fraech  in  der  Hoffnung,  die 
Jungfrau  festhalten  zu  können.  Der  Kampf  dauert  den  ganzen 
Tag.  Als  Erc  unterliegt,  schickt  er  Boten  nach  Temair  um 
Hilfe.  Aber  Laigsech  (Loigsech)  Cennmör  bemerkt,  daß  auf 
diese  Weise  die  ehrliche  Kampfentscheidung  gebrochen  werden 
soll.  Auf  seinen  Rat  kehren  Fraech  und  seine  Genossen  mit 
der  Jungfrau  nach  Hause,  und  die  heranziehenden  Scharen 
finden  nur  die  erschlagenen  Hirigen. 

5.  Fraech  meldet  in  Cruachain  Medb  und  Fergus  seinen 
Sieg,  nimmt  Urlaub  und  kehrt  mit  Treblann  in  sein  eigenes 
Gebiet  zurück.  Da  erfährt  er  durch  seine  Mutter,  daß  in- 
zwischen seine  Kühe  und  seine  drei  Söhne  0  über  das  Alpen- 


')  „seine  drei  Schweine  (mwcr/)"  hat  hier  die  Handschrift,  aber  nachher 
a  m(a)cfi  „seine  Söhne".  Der  Bearbeiter  hat  also  ohne  Arg-  die  drei  Söhne 
herübergenommen,  nur  ein  Schreiber  sich  daran  gestoßen  und  sie  das  erste 
Mal  in  Schweine  verwandelt.  Vielleicht  hatte  Fraech  die  Söhne  mit  seinen 
vielen  Geliebten  (§  1)  gezeugt.    Auch   im  Folgenden  lehnt  sich   der  Er- 


II,  17.  Tochmarc  Treblainiie  „Das  Werben  um  Treblann^.  299 

gebirge  entfährt  worden  sind.  Trotz  des  Abratens  seiner 
Mutter,  die  ihm  neue  Kühe  verspricht,  erklärt  er  sich  Ailill 
und  Medb  gegenüber  für  verpfliclitet,  mit  seinem  Vieh  zur 
Täin  bf)  Cuailnge  zu  ziehen.  Treblann  vertraut  er  Donn, 
dem  Sohne  des  (Elfs)  Eochaid  Ollathairi)  an,  übergibt  ihr 
seinen  doch  com^ceyail  („mitlebenden  Stein"  oder  „Stein  von 
gleicher  Lebenszeit",  s.  u.)  und  macht  sich  auf  den  Weg, 
sein  Vieh  wieder  einzubringen. 

6.  Als  Coirpre  Nia-Fer  das  vernimmt,  trägt  er  dem 
Elf  Midir  von  BrT  Leith  auf,  Frgech  zu  verderben.  Triath 
niac  Fsebuir.  einer  aus  Midirs  Knabenschar,  fährt  mit  Midir 
und  dreißig  Wagen  nach  der  Insel, 2)  auf  der  Donn  wohnt, 
und  stellt  sich  als  Freier  um  Treblann  vor.  Das  hieße  um 
die  Frau  eines  Lebenden  werben,  meint  Donn.  Aber  Midir 
behauptet,  Conall  (Cernach)  und  Frsech  seien  auf  ihrem  Zug 
nach  den  Alpen  bei  den  Longobarden  umgekommen.  Das 
könne  man  prüfen,  erwidert  Treblann;  in  diesem  Fall  müßte 
Frsechs  doch  comscegail  zerbrochen  sein.  Die  Kiste,  in  der 
er  verwahrt  wird,  wird  herbeigebracht.  Aber  Midir  spricht 
einen  Spruch  über  seinen  Sper,  schlägt  damit  auf  die  Kiste 
und  der  Stein  erscheint  zertrümmert.  Aufseufzend  verläßt 
Treblann  das  Haus,  geht  nach  Ferta  na  h-Ligine  („Grab- 
hügel der  Jungfrau")  und  stirbt  dort  vor  Gram  über  den 
Tod  ihres  Gatten. 

7.  Frsech  hat  viele  Länder  durchzogen,  sein  Vieh  und 
seine  Söhne  wieder  erbeutet  und  kommt  mit  Conall  Cernach 
nach  Dün  Sobairche  (an  der  irischen  Nordküste).  Nachdem 
sie  dort  einen  Monat  und  eine  Woche  geblieben  sind,  begibt 
er  sich  weiter  nach  Cuailnge  und  trifft  dort  Laigech,  die 
Botin  der  Treblann.  Dieser  berichtet  er  in  poetischer  Form, 
was   er   in   den    neun   Monaten  und  der   Woche  seiner  Ab- 

zähler  zunächst  eng  an  die  ältere  Sage  an  und  scheint  sie  geradezu  als 
bekannt  vorauszusetzen. 

*)  Tech  n-Duinn  oil  m-c  Eath-  Ollat(har)  die  Handschrift,  vielleicht 
ollmeic  zu  lesen.  Donn,  der  in  Tech  n-Duinn,  auf  einem  kleinen  der  Insel 
Dursey  südwestlich  von  Irland  vorgelagerten  Inselchen  wohnt,  ist  der  alte 
Totengott  der  Iren,  wie  K.  Meyer,  Sitz.-Ber.  der  Berliner  Ak.  XXXII  (1919), 
537  ff.  gezeigt  hat.    Doch  weiß  das  unser  Verfasser  wohl  nicht  mehr. 

■'*)  Elfen  wagen  fahren  auch  übers  Wasser,  s.  Kap.  31. 


300  II,  18.  Aisliuge  iEnguso  „^Engus"  Trauinge  sieht". 

Wesenheit  ausgerichtet  hat,  erfährt  aber  von  ihr,  daß  seine 
Frau  durch  Midirs  Schuld  umgekommen  ist.  Da  sendet  er 
seine  Beute  nach  Cruachain,  rückt  aber  selber,  neun  Mann 
hoch,  vor  BrI  Leith  und  erklärt  dem  von  Midir  zu  ihm 
herausgeschickten  Elf  Nechtan,i)  daß  er  drei  Dinge  ver- 
lange: Midirs  Blut  auf  seiner  Waffe  zu  sehen,  Bußgeld  für 
seine  Frau  und  das  Versprechen,  daß  sie  ihm  (zurück)  gegeben 
werde.  Zunächst  solle  Nechtan  dafür  sorgen,  daß  Midir  sich 
am  folgenden  Tag  ihm  zum  Zweikampf  stelle.  In  Bri  Leith 
findet  sich  keiner,  der  Fraech  bestehen  will,  bis  durch  das 
Versprechen  großer  Schätze  Airmger  mac  Acarnamat  bewogen 
wird,  es  auf  sich  zu  nehmen;  er  erhält  durch  Zauberspruch 
Midirs  Gestalt  und  Aussehen.  Aber  Boann  hat  davon  er- 
fahren; sie  bringt  Fraech  einen  bricht  neime  (wörtlich  „Gift- 
spruch"), in  dem  seine  Waffen  gewaschen  werden,  und  eine 
schützende  Hülle.  Am  andern  Tag  kämpfen  Fraech  und 
Airmger  lange,  bis  dieser  schließlich  fällt.  Da  sendet  Midir 
wieder  Nechtan  zu  Fraech,  diesmal  mit  der  Buße  für  seine 
Frau:  fünfzig  gleichfarbige  Pferde,  [fünfzig]  Wagen  vom  Wert 
einer  mmol,  fünfzig  weiße  Schilde,  fünfzig  grüne  Mäntel  mit 
silbernen  Spangen,  fünfzig  Schwerter  mit  goldenem  Griff, 
fünfzig  treffliche  Spere.  Auch  werde  Treblann,  begleitet  von 
acht  gleichgestalteten  Jungfrauen,  zu  ihm  zurückkehren.  So 
scheiden  sie  in  Frieden. 

Diese  Treblann  ist  es,  die  Fraech,  als  er  durch  CüChulainn 
den  Tod  gefunden  hatte,  in  das  sld  trug. 


Kap.  18.    Aislinge  ^nguso. 

„^ngus'  Traumgesicht." 

So  lautet  der  Titel  in  der  einzigen  Handschrift,  die  uns  den  Text 
erhalten  hat,  Brit.  Mus.,  Egerton  1782  fol.  70 r^)  (und  in  ihrer  Abschrift 
H.  1. 13,  S.  328);  in  der  Liste  der  remscda  in  D.  4.  2  etwas  ausführlicher 
Do  aislingthi  (1.  -liniji)  jEngh[us]a  mh(ei)c  in  Dagda,^)  aber  in  LL  und 

')  Nechtan,  der  Elf  von  STd  Nechtain,  ist  der  Mann  von  Boann,  die 
nach  der  älteren  und  wohl  auch  nach  dieser  Sage  Fraechs  Mutterschwester  ist. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Ed.  Müller,  HC  3,  344.  Einige  Verbesserungen 
nach  neuer  Vergleichuug  der  Handschrift  ZCP  12,  400. 

^)  Ein  zweiter  Titel  ebenda  s.  oben  S.  249. 


II,  18.   Aislinge  Mr\g\ino  „MugUR'  TraiiinjyftHicht".  301 

in  Sagenliste  B  (De)  aslingi  in  M{ai)c  ()ic.  Denn  der  Elf  ^Engus,  Sohn 
des  Dagda  und  der  Boann,  von  dem  die  Sage  bandelt,  heißt  oft,  ja  öfter 
in  Mac  Öc  „der  junge  Knabe"  (s.  Kap.  77).  Die  Erzählung  scheint  mir 
nicht  sehr  alt,  Elfen  und  Menschen  verkehren  fast  wie  gleichartige  Wesen 
miteinander;  sie  mag  etw^a  ins  9.— 10.  Jahrhundert  gehören.  Sie  ist  äußerst 
lebhaft  geführt,  fast  ganz  in  Gespräche  aufgelöst.  Mit  der  Täin  bö  Cuailnge 
ist  sie  dadurch  verknüpft,  daß  der  Elf  zu  diesem  Kriegszug  Ailill  und 
Medb  seine  Leute  zuführt;  davon  v^^eiß  freilich  keine  der  auf  uns  ge- 
kommenen Fassungen  der  Täin. 

1.  (Der  Elf)  ^Engus  sieht  Nachts  im  Schlaf  eine  wunder- 
schöne Jungfrau  an  sein  Lager  treten.  Aber  wie  er  ihre 
Hand  ergreifen  und  sie  zu  sich  ziehen  will,  verschwindet  sie. 
Er  ist  am  andern  Tag  nicht  fähig  zu  essen.  In  der  nächsten 
Nacht  erscheint  sie  wieder,  diesmal  mit  einem  timpän  und 
spielt  ihn  damit  in  Schlaf.  So  treibt  sie  es  ein  Jahr  lang; 
er  wird  krank  vor  Liebe,  gesteht  aber  niemand  die  Ursache 
ein.  Die  versammelten  Ärzte  Irlands  wissen  keine  Auskunft, 
bis  man  sich  an  Conchobors  Arzt  Fergne  wendet,  der  schon 
dem  Gesicht  eines  Menschen  anzusehen  pflegt,  welche  Krank- 
heit er  hat,  und  aus  dem  Rauch,  der  aus  einem  Hause  steigt, 
ersieht,  wie  viele  darin  krank  sind.  Der  sagt  ihm  unter  vier 
Augen  auch  sofort,  daß  er  an  der  Liebe  zu  einer  Abwesenden 
leide,  und  JEngus  gesteht  nun  Alles. i)  Auf  Fergnes  Rat 
sendet  er  nach  seiner  Mutter  Boann.  Fergne  legt  ihr  die 
Heilung  ihres  Sohnes  ans  Herz  und  heißt  sie,  ganz  Irland 
nach  einer  Jungfrau,  wie  er  sie  gesehen,  absuchen  zu  lassen. 
Aber  man  forscht  ein  Jahr  lang  vergeblich.  Da  läßt  Fergne 
den  Vater  des  Elfs,  den  Dagda,  holen.  Aber  auch  er  weiß 
nicht  mehr,  wird  aber  zu  Bodb,  dem  König  der  Elfen  von 
Munster  gesandt,  der  sich  durch  große  Kenntnis  auszeichnet. 
Dieser  erbittet  sich  ein  Jahr  Frist,  um  Erkundigungen  ein- 
zuziehen, und  entdeckt  nun  wirklich  die  Jungfrau  beim  Loch 
Bei  Dracon  („Drachenmaul -See")  bei  Orot  Cliach.^)  Die 
Kunde  wird  dem  Dagda  überbracht  und  sein  Sohn  auf- 
gefordert zu  kommen  und  sich  die  Jungfrau  anzusehn.  In 
einem  Wagen  wird  er  zu  Bodb  in  das  Sid  ar  Femin  geführt, 
dort  drei  Tage  und  Nächte  bewirtet  und  geht  dann  mit  Bodb 


^)  Vgl.  das  „zweite  Werben  um  Etäin"  (Kap.  77),  das  wohl  als  Muster 
gedient  hat. 

')  In  Munster,  Grafschaft  Tipperarj. 


302  ir,  18.  Aislinge  ^nguso  „iEiigus'  Traumg-esicht". 

zum  See.  Wirklich  erkennt  er  die  Jungfrau  in  der  Mitte 
von  150  erwachsenen  Mädchen,  die  ihr  aber  nicht  bis  an  die 
Schulter  reichen.  Je  zwei  von  ihnen  sind  mit  einer  silbernen 
Kette  verbunden;  sie  selber  hat  ein  silbernes  Halsband  und 
eine  goldene  Kette.  Mehr  als  JEngus  ihren  Anblick  zu  ver- 
schaffen, vermag  aber  Bodb  nicht,  da  er  keine  Macht  über 
sie  hat;  doch  weiß  er  ihm  ihren  Namen  zu  nennen:  Cser 
Ibormeith,  Tochter  von  Ethal  Anbuail  aus  Sld  Uamain  in 
Connaught. 

2.  Zurückgekehrt  begeben  sie  sich  zu  ^Engus'  Wohnsitz, 
Bru(i)g  Maie  ind  Öic,  und  verhandeln  dort  mit  dem  Dagda 
und  der  Boann.  Bodb  rät  dem  Dagda,  sich  an  x\ilill  und 
Medb  zu  wenden,  weil  die  Jungfrau  zu  ihrem  „Fünftel"  ge- 
höre. In  der  Tat  zieht  der  Dagda  mit  sechzig  Wagen  nach 
Connaught,  wird  dort  eine  AVoche  lang  trefflich  bewirtet  und 
bringt  dann  sein  Anliegen  vor,  daß  sein  Sohn  krank  sei  durch 
die  Liebe  zu  einer  Jungfrau  im  dortigen  Lande.  Als  jedoch 
Ailill  hört,  daß  es  die  Tochter  von  Ethal  Anbuail  ist,  be- 
kennt er,  keine  Macht  über  sie  zu  haben,  willigt  aber  auf 
des  Dagda  Bitte  ein,  den  Elf  durch  seinen  Hausmeier  holen 
zu  lassen.  Allein  dieser  weiß,  worum  es  sich  handelt,  und 
weigert  sich  zu  kommen.  Nun  rücken  Ailill  und  der  Dagda 
mit  ihren  Leuten  vor  das  sld,  erstürmen  es,  schlagen  sechzig 
Bewohnern  den  Kopf  ab  und  führen  Ethal  Anbuail  gefangen 
nach  Cruachain  ab.  Aufgefordert,  seine  Tochter  dem  Sohn 
des  Dagda  zu  geben,  erwidert  er,  ihre  Macht  sei  größer  als 
seine;  sie  nehme  jedes  zweite  Jahr  Vogelgestalt  an.  Zu 
welcher  Zeit  das  geschehe,  will  er  aber  nicht  verraten,  bis 
ihn  Ailill  mit  dem  Tode  bedroht.  Da  sagt  er  aus,  am  nächsten 
samuin  werde  sie  so,  von  150  Schwänen  umgeben,  auf  dem 
Loch  Bei  Dracon  sein,  und  er  werde  sie  dort  verpflegen. 
Dann  schließen  Ailill,  Ethal,  den  man  freiläßt,  und  der  Dagda 
Freundschaft,  und  dieser  sendet  am  bestimmten  Zeitpunkt 
seinen  Sohn  zum  See.  Der  sieht  dort  in  der  Tat  150  weiße 
Vögel  mit  silbernen  Ketten  und  mit  goldenen  Flechten  um 
den  Kopf  und  ruft,  in  Menschengestalt,  die  Jungfrau  zu  sich. 
Doch  kommt  diese  erst,  als  er  ihr  bei  seiner  Ehre  verspricht, 
daß  sie  zum  See  zurückkehren  dürfe.  Er  schlingt  beide  Arme 
um    sie    und    sie    schlafen    in    Schwanengestalt   miteinander. 


II,  19.  Tain  bn  Dartada  .,Da.s  WejOftreibeii  d^r  Rinder  der  Dartaid".     30^-5 

Dann  umkreisen  sie  dreimal  den  See.  so  daß  er  sein  Ver- 
sprechen löst,  und  fliegen  darauf  nach  Bni(i)g  Maie  ind  Öic; 
sie  singen  eine  Weise,  die  die  Menschen  auf  drei  Tage  und 
Nächte  in  Schlaf  versenkt,  und  sie  bleibt  von  da  an  bei  ihm. 
T3aher  stammte  die  B'reundschaft  von  iEngus  mit  Ailill 
und  Medb,  und  er  führte  ihnen  zur  Täin  bö  Cuailnge  eine 
Dreitausendschaft  zu. 


Kap.  19.    Tain  bo  Dartada. 
„Das  Wegtreiben  der  Rinder  der  Dartaid.'' 

So  lautet  der  Titel  in  Sagenliste  A  und  B  und  in  allen  Hand- 
schriften, die  eine  Überschrift  haben.  Der  regelmäßigere  Genitiv  Dario 
(mit  Synkope)  wird  dagegen  im  Text  selber  fast  ausschließlich  gebraucht 
und  ist  der  ältere,  da  die  Titelheldin  aus  dem  Ortsnamen  Imlech  n-Darta 
in  Cliu  (Landschaft  in  Munster,  Grafschaft  Limerick)  hervorgewachsen  ist.  ^) 

Jede  der  drei  Haupthandschriften  zeigt  eine  etwas  andere  Fassung, 
freilich  mehr  nur  im  Wortlaut  als  im  Inhalt,  und  es  ist  schwer  zu  sagen, 
ob  von  den  beiden  älteren  die  eine  aus  der  andern  umgestaltet  ist.  Nach 
dem  Verhältnis  der  Fassung  I  der  Täin  bö  Cuailnge  in  GBL  und  Eg.  1782 
möchte  man  schließen,  daß  das  erstere  auch  hier  die  ursprünglichere  Ge- 
stalt bewahrt;  doch  haben  wohl  beide  Zweige  der  Überlieferung  den  alten 
Text  etwas  variiert.  Von  der  einen  Fassung  sind  in  LU  (Faks.)  20  b  nur 
die  ersten  fünf  Zeilen  erhalten ;  vollständig  steht  sie  in  GBL  fol.  53  a  33. 
Eine  zweite  bietet  Brit.  Mus.,  Egerton  1782,  fol.  80  r.  2)  Die  dritte  endlich, 
die  sehr  verwahrlost  in  Brit.  Mus.,  Additional  33993  (15.  Jh.)  fol.  Iv  über- 
liefert ist,  beruht  auf  einer  Modernisierung  und  Kürzung  der  Textgestalt 
in  Eg.  1782,  deren  Schwierigkeiten  sie  alle  umgeht.')  Die  ältere  Fassung 
zeigt  die  Sprache  und  Erzählungsart  der  älteren  irischen  Sagen  etwa  des 
9.  Jahrhunderts.  Die  Schilderung  in  §  1  erinnert  sehr  an  Täin  bö  Fraich 
(Kap.  16),  das  wohl  das  Vorbild  ist. 

Meine  Analyse  folgt  wesentlich  der  Egerton -Fassung;  die  Zeilen- 
angaben nach  Windischs  Ausgabe. 


0  GBL  bildet  den  Nom.  Dart  (Z.  215.  222)  und  den  Dativ  Dairt 
(Z.  134).  Daß  das  aber  eine  sekundäre  Änderung  ist,  zeigt  eben  der  Titel 
mit  Dartada.  Sowohl  dartaid  als  da{i)rt  bezeichnet  das  einjährige  Kalb 
und  steckt  wohl  auch  im  Ortsnamen.  Imlech  heißt  „gegenseitiges  Fällen", 
darta  vnrd  also  ursprünglich  Gen.  Plur.  sein. 

^)  Diese  zwei  Fassungen  sind  herausgegeben  und  die  erste  übersetzt 
von  Windisch,  IT  II  2,  185.  Darnach  ins  Englische  übersetzt  von  Leahy, 
Heroic  Eomances  of  Ireland  II  (1906),  69. 

•)  Gedruckt  von  mir,  Zu  ir.  Hss.  I,  S.  90. 


304     II,  19.  THin  bü  Dartada  „Das  Wegtreiben  der  Rinder  der  Dartaid". 

1.  (Z.  1—120).  Der  König  von  Cliu,  Eochu')  Bec  („der 
Kleine")  mac  Coirpri,  lebt  in  Dün  Cuilne  und  hat  vierzig 
Königsöhne  von  Munster  als  Ziehsöhne,  zu  deren  Unterhalt 
vierzig  Milchkühe  dienen.  Ailill  und  Medb  lassen  ihn  zu 
einer  Besprechung  einladen,  und  er  verspricht  am  samuin'^) 
zu  kommen.  In  der  Nacht  vorher  sieht  er  im  Schlaf  eine 
Frau  in  Begleitung  eines  jungen  Mannes  nahen  und  begrüßt 
sie.  Auf  ihre  Frage,  warum  er  dies  tue,  erwidert  er,  ihn 
dünke,  sie  müßten  in  der  Nähe  wohnen.  Wirklich  tut  die 
Frau  ihm  kund,  daß  sie  in  Sld  Cuilne  (also  bei  Dün  Cuilne) 
leben,  und  gibt  ihm  den  Rat,  da  er  in  ein  fremdes  Land 
gehe,  prächtig  aufzutreten;  es  sollen  fünfzig  Reiter  hinziehn, 
und  er  solle  seine  Ziehsöhne  mitnehmen;  für  die  Ausrüstung 
wolle  sie  sorgen,  weil  er  ihr  Land  so  gut  beschirme.  Am 
andern  Morgen  sieht  er  in  der  Tat  fünfzig  dunkelgraue 
Pferde  mit  goldenen  und  silbernen  Zügeln  vor  der  Burg  an- 
gebunden, dabei  fünfzig  purpurne,  goldverbrämte  Mäntel  mit 
kostbaren  Spangen;  auch  fünfzig  mit  Goldfaden  gestickte 
Knaben  -  Leibröcke  und  fünfzig  rotohrige  Schimmel,  deren 
Mähnen  und  Füße  mit  Purpur  gefärbt  sind,*^)  mit  silbernem 
Gebiß,  bronzenen  Fußfesseln  und  entsprechenden  Pferdegerten. 
So  reiten  sie  nach  Cruachain  Ai,  wo  sich  die  Leute  beinahe 
erdrücken,  um  sie  zu  sehn.  Nach  der  Begrüßung  eröffnet 
Ailill,  daß  er  in  Bedrängnis  sei,  wie  er  die  „Männer  Irlands"^) 
beim  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge  ernähren  solle, 
und  daß  er  Eochu  um  ein  Geschenk  an  Milchkühen  bitte. 
Aber  der  erklärt,  selber  nicht  zu  viel  zu  haben,  vierzig  zum 
Unterhalt  seiner  vierzig  Ziehsöhne  und  hundertvierzig  für 
seinen  eigenen  Haushalt.  Doch  bewilligt  er  auf  Ailills 
Wunsch,  daß  jeder  seiner  Bauern  eine  Kuh  beisteuern  solle, 


»)  Eochaid  GBL. 

^)  „nach  einer  Woche"  GBL. 

')  In  GBL  sind  sie  b{e)othruse  (1.  bot-rusi)  hmgengo[i]rm  „mit  rot- 
gefärbtem Schwanz  und  blauen  Hufen".  Die  sind  natürlich  für  die  Zieh- 
söhne bestimmt,  obschon  deren  Zahl  oben  und  nachher  als  vierzig:  an- 
gegeben ist.  Vgl.  das  Pferd  mit  roter  Mähne  in  der  kymrischen  Erzählung 
Owein  und  Luuet  oder  larlles  y  Fynnawn  (Rhys- Evans,  The  Text  of  the 
Mabinogion,  S.  169). 

*)  Das  weist  auf  Fassung  B  der  Täin  bö  Cuailnge,  s.  oben  S.  108. 


II,  19.  Tain  h7)  Dartada  „Das  Wegtreiben  der  Kinder  der  Dartaid".     '^05 

wofür  Ailill  verspricht,  ihm  in  ähnlicher  Notlage  gleichfalls 
zu  helfen.  Nach  einer  Bewirtung  von  drei  Tagen  und  Nächten 
machen  sie  sich  auf  den  Heimweg,  treffen  aber  mit  einer 
Kriegerschar  von  140  Mann  unter  den  Maie  Glaschon  aus 
Irrus  Domnanni)  zusammen.  Bei  Inis  na  Conchada  Amide^) 
kommt  es  zum  Kampf,  in  dem  Eochu  Bec  mit  allen  seinen 
Ziehsöhnen  fällt.  In  der  Klage  um  sie  sterben  300  Frauen'*) 
von  Munster. 

2.  (121 — 215).  In  der  (nächsten)  Nacht  erscheint  dem 
schlafenden  Ailill  ein  wunderschönes  Par  und  nennt  sich  ihm 
als  Coscar  und  Nemchoscar  („Sieg"  und  „Nicht -Sieg").  Nur 
jenes  heißt  er  willkommen.  Auch  solle  ihm  coscar  zu  Teil 
werden,  erwidert  die  Frau.  Eochu's  Tochter  Dartaid,  die 
vierzig  Milchkühe  besitze,  sei  in  Ailills  Sohn  Örläm  verliebt; 
der  solle,  begleitet  von  der  Menge  der  Söhne  der  Edeln  und 
von  vierzig  Fürsten  von  Connaught,  sie  holen;  sie  werde 
ihnen  dieselbe  Ausrüstung  spenden  wie  den  gefallenen  Zieh- 
söhnen Eochu's. 

Dasselbe  Par  erscheint  in  der  gleichen  Nacht  Corb  Liath 
(„dem  Grauen")-*)  mac  Tasig,  einem  frevelhaften  Mann,  am 
Ufer  des  Neim.  Es  nennt  sich  ihm  als  Teclaim  (Tecmall) 
und  Coscrad  („Sammeln"  und  „Vernichtung").  Da  ihm  das 
zweite  nicht  gefällt,  wird  er  belehrt,  daß  Vernichtung  nicht 
ihn  treffen  werde.  Die  edeln  Söhne  der  Connachter  würden 
am  nächsten  Tag  um  die  neunte  Stunde  kommen,  um  die 
Kühe  (Dartaids)  aus  dem  Lande  wegzuführen,  nachdem  sie 
die  Königsöhne  von  Munster  erschlagen  hätten.  Er  solle  mit 
140  Kriegern  (und  140  kampffähigen  Männern,  GBL)  ihnen 
entgegentreten  und  die  Ehre  von  Munster  retten. 

Am  Morgen  finden  die  Connachter  Jünglinge  die  ver- 
sprochene Ausstattung,   sind  aber  doch  im  Zweifel,   ob  sie 

^)  In  Nordwest -Connaught. 

-)  Der  Name  nicht  ganz  sicher  gelesen. 

3)  „80  Königsöhne"  Eg.  1782. 

*)  So  GBL.  In  Eg.  Corb  Cliach  (Add.  Coirpii  CUach)  „von  Clin" 
Aber  die  Einfügung  des  Ländernamens  vor  dem  Vaternamen  wäre  un- 
gewöhnlich und  der  Fluß  Neim  ist  „the  Blackwater  at  Youghal"  (Hogan), 
fließt  also  nicht  in  Clin.  Nur  Add.  fügt  hinzu:  fri  Aine  Cliach  a-tunidh 
„nördlich  von  Knockany";  aber  das  ist  wohl  irrige  Ergänzung  dieses 
späten  Bearbeiters. 

Tlrn  i  II  (' y  s  (' 11 .   nie  irisclü'   fli'lilcii-   und   Kiniiy>:iyo.  20 


306     II,  20.  TEin  bö  Regamain  „Das  Wegtreiben  von  Regainons  Rindern". 

den  Zug  unternehmen  wollen,  bis  Ailill  schilt,  man  solle  sich 
das  Gute  nicht  entgehen  lassen.  So  reitet  Orläm  nach  Clin 
zum  Hause  der  Dartaid,  die  darüber  sehr  erfreut  ist.  Ob- 
schon  drei  Ochsen,  die  für  sie  geschlachtet  werden  sollen, 
sich  verlaufen  haben,  will  Örläm  nicht  verweilen,  sondern 
heißt  sie  mit  ihren  Kühen  ihn  begleiten;  die  Jünglinge  zu 
Pferde  sollten  jene  nachbringen.  Die  Kinder  werden  umringt, 
und  man  macht  sich  auf  den  Heimweg.  Da  überfällt  sie 
Corb  mac  Tasig,  und  alle  Connachter  werden  erschlagen 
außer  neun,  unter  diesen  Örläm; i)  diese  treiben  die  vierzig 
Milchkühe  und  die  fünfzig  Jährlinge  (darta)  nach  Hause. 
Das  Mädchen  aber  war  gleich  beim  ersten  Zusammenstoß 
gefallen; 2)  daher  hat  Imlech  n- Darta  in  Clin  seinen  Namen. 


Kap.  20.    Täin  bö  Regamaiii.^) 
„Das  Wegtreiben  von  Regamons  Rindern.** 

Die  tiberlieferung-  der  ziemlich  dürftigen,  aber  schon  in  den  Sagen- 
listen A  und  B  aufgeführten  Sage  ist  ähnlich  wie  die  von  Täin  bü  Dartada 
(Kap.  19),  der  sie  auch  inhaltlich  sehr  nahe  steht;  auch  die  Sprache  weist 
in  dieselbe  Zeit.  Von  zwei  älteren  Fassungen  findet  sich  die  vielleicht 
dem  Ursprünglichen  am  nächsten  stehende  in  GBL  (Faks.)  54  a,  die  andere 
in  Egerton  1782,  fol.  81  r*)  (und  in  seiner  Kopie  H.  1.  13,  S.  339).  Auf  der 
zweiten  beruht  mit  allerlei  willkürlichen  Veränderungen  eine  dritte,  die 
in  zwei  auch  unter  sich  wieder  in  Einzelheiten  abweichenden  Handschriften 
erhalten  ist,  in  Brit.  Mus.,  Additional  33993  (15.  Jh.)  fol.  Ir  — Iv  (aber  Ir 
ist  unleserlich  geworden)  und  in  der  Papierhandschrift  Trin.  Coli.  (Dublin) 
H.  3. 18,  S.  757.^) 


^)  Örläm  fällt  erst  in  der  Täin  bö  Cuailnge  (s.  Kap.  6  §  21),  der  die 
Gestalt  entnommen  ist. 

2)  In  GBL  ist  mißverständlich  der  Satz  eingeschoben:  „Sie  entkommt 
und  bringt  ihre  Kühe  mit  sich.'' 

^)  So  in  LL  in  der  Liste  der  remscsla,  in  H.  3.  18  (am  Ende)  und  in 
beiden  Sagenlisten;  Regomon  in  GBL,  Regamnai  in  Eg.  1782  (aber  im 
Text  Z.  7  auch  hier  der  Gen.  Regomuin).  Im  übrigen  schwankt  der  Name 
zwischen  den  Formen  liegomon,  Hegaman,  Eegamain,  Bagoman,  Ragamait. 
Ursprünglich  vielleicht  ro-gamuin  „das  große  Kalb";  das  würde  als  Name 
des  Viehreichen  passen.    Dann  wäre  der  ältere  Genitiv  Eogamna  (s.  Kap.  21). 

*)  Beide  hgg.  u.  übers,  von  Windisch,  IT  II  2,  224.  Darnach  englisch 
von  Leahy,  Heroic  Komances  of  Irelaud  II  (1906),  88. 

')  Diese  zwei  gedruckt  von  mir.  Zu  ir.  Hss.  I,  92. 


b 


II,  20.  Taiii  h^  Reganiain  „Das  Wegtreiben  von  Regaraons  Rinflern".     '^07 

Der  ('onnachter  Krieger  Kegamon  wai'  sehr  reich  an 
Viehherden  und  hatte  sieben  Töchter,  von  denen  vier  Dunann 
(Bonann  Eg.,  H)  und  drei  Dünlaithe  (l)unmcd  GBL)  hießen, 
und  nacli  denen  Inber  Dunann  {Donann)  in  West-Connaught 
und  Äth  inna  n- Dünlaithe  (Eg.,  na  n-Dimmed  GBL,  Ath 
n-I)milatha  H)  in  Breifne  benannt  sindJ)  Sie  waren  in  die 
sieben  Söhne  von  Ailill  und  Medb  verliebt,  nämlich  in  Maine 
Mörgor,  Maine  Mingor,  Maine  Aithremail,  Maine  Mäithremail, 
Maine  Milbel,^)  Maine  Andai  (Annai),  Maine  Mö-epert,  Maine 
Con-da-gab-uili.  Ailill  und  Medb  brauchen  notwendig  Vieh 
für  ihren  Heereszug  und  hoffen  von  dem,  das  Regamon  ge- 
hört, zu  bekommen,  wenn  einige  der  Maine  hingingen.  Maine 
Mörgor  und  Maine  Mingor  haben  zwar  Bedenken,  weil  sie 
ganz  unkriegerisch  erzogen  sind  und  ins  Land  kriegstüchtiger 
Feinde  fahren  sollen.  Aber  aus  Liebe  zu  ihren  Eltern  (goire) 
rücken  dann  die  Maine  doch  aus,  140  Krieger  stark.  Als  sie 
nach  Corcmodruad  Ninuis  (i  Ninmis  GBL)"^)  und  in  die  Nähe 
der  Burg  gekommen  sind,  beschließt  man,  drei  Mann,  da- 
runter Maine  Mingor,^)  vorauszuschicken.  Diese  treffen  drei 
der  Töchter  bei  einer  Quelle,  zücken  das  Schwert  gegen  sie 
und  Maine  verspricht  ihnen  Schonung  nur,  wenn  sie  ihm  drei 
Wünsche'')  erfüllen.  Sie  erklären  sich  zu  Allem  bereit;  nur 
über  das  Vieh  hätten  sie  keine  Macht.  Gerade  darum  sei 
man  aber  gekommen,  erwidert  Maine.  Und  als  er  sich  zu 
erkennen  gibt  und  sagt,  daß  sie  die  Absicht  haben  die 
Mädchen  und  das  Vieh  gemeinsam  zu  entführen,  und  daß  sie 

^)  Diese  Ortsnamen  sind  sonst  nicht  bekannt.  H  macht  aus  dem 
ersten  das  bekannte  Inber  u-Domnaun,  die  Malahide  Bay  nordöstlich  von 
Dublin,  die  weit  von  Connaught  abliegt.  Breifne  ist  gleich  den  Graf- 
schaften Leitrim  und  Ca  van. 

'^)  Dieser  Maine  Milbel  („Houigmund")  ist  au  die  Stelle  von  Maine 
Milscothach  getreten,  den  die  Täin  bö  Cuailuge  mit  Maine  Mö-epirt 
identifiziert  (Kap.  6  §4).  Da  es  so  acht  Maine  geworden  sind,  hat  Eg. 
Maine  Andai  weggelassen  (H  hat  keine  Namen). 

3)  Die  alte  Diöxese  von  Kilfeuora  südlich  der  Galway- Bucht. 

*)  In  Eg.  Maine.  Gor  genannt.  In  H  sind  Maine  Mörgor  und  Maine 
Mingor  dabei. 

^)  Die  „drei  Wünsche"  sind  stereotyp;  tatsächlich  wird  nur  einer 
erwähnt. 

20* 


308     II,  20.  Tain  bö  Regamain  „Das  Wegtreiben  von  Regamons  Rindern". 

140  Krieger  stark  seien, i)  gehen  die  Mädchen  zu  ihren 
Schwestern  zurück  und  bestimmen  sie,  auch  zur  Unterredung 
zu  kommen.  Sie  sind  mit  Allem  einverstanden,  befürchten 
jedoch,  die  Männer  des  Landes  würden  es  nicht  zulassen. 
Indessen  treiben  sie  das  Vieh  zusammen  und  vereinigen  sich 
mit  den  Maine.  Da  die  Herdenmenge  zu  groß  ist,  rät  Maine 
Mörgor,  sie  in  zwei  Hälften  zu  teilen  und  sich  bei  Ätli 
Briüin  („Briöns  Furt")  wieder  zu  treffen. 

Kegamon  war  an  diesem  Tage  nicht  zu  Hause,  sondern 
in  Corco-Baiscinn.  2)  Das  Wehgeschrei,  das  hinter  dem  Raub- 
zug her  ertönt,  dringt  bis  zu  ihm,  und  er  verfolgt  die  Ab- 
ziehenden. Da  sammelt  Maine  seine  Leute,  schickt  die 
Mädchen  mit  den  Eindern  über  die  Furt  voraus,  und  diese 
melden  in  Cruachain  die  Notlage.  Die  Connachter  unter 
Ailill  und  Medb  und  die  Verbannten  von  Ulster  mit  Fergus 
ziehen  ihren  Angehörigen  zu  Hilfe.  Diese  haben  gegen 
Eegamon  beim  Eingang  zur  Furt  Hürden  {cliatha)  aus  Dorn- 
gestrüpp errichtet;  daher  heißt  sie  Ath  Cliath  Medraidi  im 
Gebiet  der  Öic  Bethra(i)  im  Norden  von  Ui  Fiachrach  Aidne.^) 
Dort  stoßen  Alle  zusammen.  Doch  kommt  es  zu  einem  fried- 
lichen Vertrag  um  der  Jünglinge  und  der  Mädchen  willen: 
Regamon  werden  seine  Herden  zurückerstattet,  aber  die 
Mädchen  bleiben  bei  Ailills  Söhnen  und  erhalten  140  Milch- 
kühe, die  zum  Unterhalt  der  „Männer  Irlands"  bei  der  Täin 
bö  Cuailnge  dienen  sollen. 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Äth  Cliath  Medraige. 

Der  Verfasser  eines  schon  zum  ursprünglichen  Dinnsenchas  (A)  ge- 
hörigen Gedichts  *)  hat  die  Etymologie  von  Äth  Cliath  Medraige  (Medraidi) 
aus  Täin  bö  Regamain  übernommen;  aber  diese  Sage  ist  ihm  mit  dem 
ähnlichen  Text  Täin  bö  Dartada  (Kap.  19)  durcheinandergeraten.  Er 
berichtet: 

Wegen  des  Wegtreibens  von  Dartaids  Rindern  griffen 
Eochu  Bec  mac  Cairpri  von  Cuilenn,  König  von  Clin,  und  dfe 


»)  Hier  beginnt  der  leserliche  Teil  von  Add.  33993. 
^)  Im  Süden   der  Grafschaft  Cläre,   nördlich  der  Shannon -Mündung-. 
„In  einer  Zusammenkunft  mit  den  Fir  Bolg"  setzt  GBL  hinzu. 
")  Südöstlich  von  Galway. 
*)  llgi^.  u.  übersi.  von   Kd.  (iwyiiii.  Merrical  l)indshencha8  III,  314. 


II,  21.  Täiii  bö  Regamua.  300 

Clanna  Dedaid')  bei  der  Furt  die  sieben  Maine  an.  und  diese 

errichteten  aus  P'urcht  vor  ihnen  Hürden  aus  Dornsträuchern. 

Die  ältere  Prosa,  nur  in  Bb  erhalten, 2)  fügt  die  Namen  der  sieben 
Maine  bei  (auch  aus  dem  unmittelbar  folgenden  Dinnsenchas  von  ^Nlag 
Oruachan  (Kap.  79, 1)  den  von  Croohan,  der  Magd  von  Etäin),  bezeichnet 
mit  weiterer  Vermischung  Dartaid  als  ingcn  Uegamain^)  und  erwähnt  die 
Hilfe,  die  schließlich  von  Cruachain  aus  geleistet  wird.  Die  Prosa  der 
Fassung  C*)  bringt  diese  Namen  nicht. 


Kap.  21.    Taiii  bo  Regamua. 
„Das  Wegtreiben  der  Rinder  (des  Rinds)  von  R  .  . ." 

Auch  in  Sagenliste  B  (aber  nicht  in  k)-'j  wird  Täin  bö  Begamna 
neben  Täin  bö  llegam{ain)  (Kap.  20)  aufgezählt.  Es  ist  aber  kein  Zweifel, 
daß  es  sich  ursprünglich  um  denselben  Titel  handelt  (zur  Namensform 
vgl.  oben  S.  806  Anm.  3).  Vermutlich  hat  ein  Sagenerzähler,  dem  nur 
dieser  bekannt  war  ohne  die  zugehörige  Sage,  ihm  willkürlich  einen  neuen 
Text  untergelegt,  indem  er  eine  Episode  der  Trdn  bö  Cuailnge  (Kap.  6 
§  50.  52)  zur  selbständigen  Erzählung  ausgestaltete,  ohne  sich  darum  zu 
kümmern,  daß  sie  zum  Titel  nicht  recht  stimmt;  denn  es  kommen  keine  bat 
Begamna  darin  vor.  Auch  diese  Sage  ist  in  GBL  (Faks.)  55  a  12  und  in 
Egerton  1782  fol.  Tßv^)  (und  in  dessen  Abschrift  H.  1. 13,  S.  346)  erhalten; 
doch  weichen  die  beiden  Handschriften  weniger  voneinander  ab  als  bei 
Kap.  19  und  20. 

CüChulainn  in  Dun  Imrid')  wird  durch  ein  fürchterliches 
Geschrei  aus  dem  Schlaf  geweckt,  so  daß  er  aus  dem  Bett 
fällt  und  ohne  Alles  ins  Freie  stürzt;  seine  Frau  muß  ihm 
erst  Gewand  und  Waffen  nachtragen.  Er  trifft  (seinen 
Wagenlenker)  Lseg  mit  bereits  angespanntem  Wagen,  der 
dasselbe  Geschrei  von  Nordwesten  her  auf  der  Straße  nach 
Caill  Cuan   vernommen   hat,   und   sie   fahren  nach   Ath  Da 


^)  Bewohner  von  West -Munster. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  III,  492. 

3)  Gegamain  die  Hs. 

*)  ^^S-  u-  übers,  von  Stokes,  RC  15,  459. 

5)  In  der  Liste  der  remscEla  in  LL  (Kap.  11)  findet  sich  nur  Täin 
bö  Begamain,  in  D.  4.  2  dagegen  nur  Tarn  bö  Beghamna. 

^)  Nach  beiden  Handschriften  hgg.  u.  übers,  von  Windisch,  IT  II  2, 239. 
Eine  französische  tJbersetzung  bei  d'Arbois,  Les  druides  et  les  dieux  celtiques 
a  forme  d'animaux  (1906),  S.  164;  eine  englische  bei  Leahy,  Heroic  Romauces 
of  Ireland  II  (1906),  127. 

')  Siehe  Kap.  13 II  §  4. 


310  11,21.    Täin  bö  Regamna. 

Ferta.    Dort  bei  Grellach  Culgairi  hören  sie  AYageiigepolter 
(culgaire)  und  sehen  einen  Wagen  mit  einem  einzigen,  roten, 
einbeinigen  Pferd,    dem    die  Deichsel   durch   den  Leib  geht 
und   vor   der  Stirn   mit   einem   Pflock   befestigt  ist.     Darin 
sitzt  ein  rotes  Weib  mit  roten  Augenbrauen,   dessen  roter 
Mantel  hinten  auf  der  Straße  nachschleift,  i)   Daneben  schreitet 
ein  Mann  mit  geschultertem  Gabelstock  von  weißem  Hasel, 
der  eine  Kuh  treibt.    In  einem  Gespräch  mit  der  Frau  will 
CüChulainn  sie   anhalten,  da  ihm   die  Kühe  von  Ulster  an- 
vertraut sind,  und  er  wundert  sich,   daß  sie  und  nicht  der 
Mann  mit  ihm  spricht.    Sie  nennt  ihm  dessen  Namen:   Uar- 
gceth-sceo-luachar-sceo  und  der  Mann  darauf  den  der  Frau: 
Fmhor-hecheoü-cidmdiuir-folt-scenh-gairit-sceo-iiath.     CüChulainn 
merkt,  daß  sie  ihren  Spott  mit  ihm  treiben,  springt  der  Frau 
auf    die   Schultern    und   hält   seinen   Spielger   {cletine)   über 
ihren   Scheitel;   sie  solle   ihren  wahren  Namen   nennen.    Da 
sagt  sie,  sie  sei  ein  Spruchweib  und  habe  die  Kuh  von  Däire 
mac  Fiachna  erhalten  als  Lohn  für  ein  Kunstgedicht.    Da  er 
es  hören  will,  steigt  er  auf  ihr  Begehren  hinten  zwischen 
den   zwei  Wagenstangen  ab,   und  sie  singt  ihm  nun   einen 
(größtenteils  unverständlichen)  retorischen  Spruch, 2)   in  dem 
sie  das  künftige  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge  profe- 
zeit.    Zornig  will  er  nochmals  auf  den  Wagen  springen;  aber 
da  sind  Pferd,  Wagen,  Frau,  Mann  und  Kuh  verschwunden. 
Doch   sieht   er   sie  als  schwarzen  Vogel   auf  einem   Zweige 
sitzen.    Er  nennt  sie  ein  gefährliches  {doltacli)  Weib;  danach 
ist  Grellach  Dolluid  genannt.  '^)    Sie  aber  droht  ihm  Schlimmes 
an.    Sie  habe  die  Kuh  aus  Sid  Cruachan  nach  Cuailnge  ge- 
führt, um  sie  vom  Donn  Cuailnge,  dem  Stiere  von  Däire  mac 
Fiachna,  bespringen  zu  lassen.    Wenn  das  Kalb,  das  sie  trage, 
ein  Jährling  sei,  werde  CüChulainn  sein  Ende  finden;  denn 
es  werde  das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Cuailnge  anstiften. 
Er  erwidert,   er  werde  im  Gegenteil  Ruhm  gewinnen,  ihre 
Krieger  erschlagen  und  die  Tain  überleben.    Das  bestreitet 

0  Diese  rote  (testalt  ist  wohl  im  Anschluß  an  Togail  hruidne  ui  Derga 
(Kap.  81)  konzipiert. 

2)  Bei  Windisch  S.  254  gedruckt. 

3)  Beide  Ortsnamen,  Ath  Da  Ferta  \md   Grellach  Dolluid,   stammen 
aus  der  Täin  Ixi  Cuailnge  (Kap.  G  §  66). 


11,22.    Eclitra  Nerui  „^eras  Abeuteuer".  311 

sie;  denn  während  er  mit  einem  gewaltigen  Krieger  im  Kampf 
stehe,  werde  sie  als  Aal  in  der  Furt  sich  um  seine  Füße 
winden.  —  Dann  werde  er  sie  auf  die  Steine  der  Furt 
stampfen,  daß  sie  nur  heil  davonkomme,  wenn  sie  ihn  ver- 
lasse. —  Darauf  werde  sie  eine  Wölfin  sein  und  von  ihm  ein 
Stück  vom  rechten  Oberarm  bis  zum  linken  Unterarm  davon- 
tragen. —  Dann  werde  er,  erwidert  er,  ihr  mit  dem  cletine 
ein  Auge  auswerfen.  —  So  werde  sie  als  weiße,  rotohrige 
Kuh  an  der  Spitze  von  hundert  weißen,  rotohrigen  Kühen i) 
in  die  Furt  einbrechen,  so  daß  er  im  ungleichen  Kampf  seinen 
Kopf  verlieren  werde,  —  Dann  werde  er  ihr,  ist  seine  Ant- 
wort, mit  der  Schleuder  ein  Bein  zerschmettern. 

Darauf  verschwindet  die  Bodb,^)  und  CüChulainn  kehrt 
nach  Hause  zurück. 


Kap.  22.    Echtra  Nerai. 
„Nera's  Abenteuer." 

8o  heißt  die  Erzähluug  in  den  Sagenlisteu  A  und  B'')  und  in  den 
remscela  in  LL  (Kap.  11).  Aber  in  GBL  (Faks.)  60  a  42  hat  sie  den  Titel 
Tain  Be  Aingen;  das  kann  nicht  richtig-  sein,  es  muß  entweder  heißen 
Täin  hT)  Aingen  „das  Wegtreiben  von  Aingen(e)s  Hindern'*  ♦)  oder  Täin 
bü  M  Ain(fpn{e)  .,das  Wegtreiben  der  Binder  von  Aingen(e)s  Frau''  (vgl. 
unten  §  5).  Außer  in  dieser  Handschrift  ist  der  Text  nur  in  Egerton  1782 
fol.  7t V  erhalten,  aber  ohne  Überschrift^)  (ebenso  in  der  Kopie  H.  1.  13, 
S.  331). 

Wie  er  überliefert  ist,  bildet  der  Text  keine  einheitliche  Erzähluug. 
Ein  Abschnitt  findet  sich  fast  ganz  gleichlautend  zweimal  darin  (Z.  90 — 92 
=  192—194).  Auch  kehrt  Nera  zweimal  aus  dem  sld  nach  Cruachain 
zurück  und  jedesmal  erstattet  er  Bericht,  und  zwar  das  zweite  Mal  so, 
wie  er  es  nur  ein  erstes  Mal  tun  könnte;  jedesmal  muß  man  auch  ein 
Jahr  warten,  bis  man  gegen  das  sld  ziehen  kann.    Es  sind  also  deutlich 

')  Die  weißen  Kühe  mit  roten  Ohren  stammen  aus  Täin  bö  Fraich 
(Kap.  16). 

2)  Vgl.  oben  S.  63.  In  der  Täin  bö  Cuailnge  ist  es  vielmehr  die 
Morrlgan;  dementsprechend  ändert  Eg.  1782:  „Die  Morrigan  ging  mit 
ihrer  Kuh  in  das  Sld  Cruachan  in  Connaught." 

^)  In  B  Echtra  Nero  meic  Niat{äin). 

*)  Vgl.  loeg  ho  Aingen  im  Text,  Z.  155. 

=)  Nach  beiden  Handschriften  hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  RC 10, 212 
(Verbesserungen  ehd.  11, 2t0).  Nach  der  Zeilenzähluug  dieser  Ausgabe 
zitiere  ich. 


312  II,  22.   Ecbtra  ^'erai  „Nera's  Abenteuer". 

zwei  Parallel -Erzählungen  verschmolzen,  wohl  wesentlich  so,  daß  der 
Schluß  der  einen  an  den  Anfangsteil  der  andern  angehängt  wurde,  wobei 
aber  die  Mittelstücke  von  beiden  aufgenommen  und  notdürftig  verknüpft 
wurden.  Der  zweite  Text  wird  mit  Z.  140  Erg  ass  tra  usw.  beginnen. 
Möglich  ist,  daß  nur  der  erste  den  Titel  Eclära  Nerai,  der  zweite  Täin 
[bö]  he  Aingen[e]  führte,  da  nur  im  zweiten  die  Elfenfrau  he  n-Aingene 
heißt;  doch  kann  dieser  auch  später  der  Erzählung  entnommen  sein.^) 
Dem  Kompilator  der  Täin  bö  Cuailnge  möchte  ich  dieses  Zusammen- 
schweißen der  zwei  Texte  nicht  zuschreiben,  da  er  anders  verfährt.  Eher 
ließe  sich  an  den  „Interpolator"  (Teil  I  Kap.  9)  denken,  zumal  Eg.  1782 
auch  den  hiterpolierten  Text  der  Täin  enthält.  Doch  bleibt  das  unsicher. 
Das  Alter  der  beiden  Quellen  ist  schwer  zu  bestimmen.  Es  gibt 
Formen  darin  wie  do-airthenn  „er  holt  ein'"  Z.  132,  die  vor  dem  11.  Jahr- 
hundert nicht  möglich  sind;  aber  das  könnte  vom  Bearbeiter  herrühren. 
Anderseits  wage  ich  nicht  die  Schreibung  hlednai  Z.  142  für  hUadnai  in 
Eg.  1782  (in  GBL  die  Abkürzung  hli-)  für  sicher  alt  und  als  ein  Zeugnis 
anzusehen,  daß  die  Stelle  bis  in  die  erste  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts 
hinaufgeht,  wo  e  noch  nicht  zu  ia  diftongiert  war.  Die  ganze  Erzählung 
scheint  mir  inhaltlich  viel  später  zu  fallen,  kaum  vor  das  10.  Jahrhundert 
zu  setzen  zu  sein.  Der  Text  steht  in  engster  Verbindung  mit  Täin  bö 
Regamna,  die  den  Anlaß  zu  unserer  in  doppelter  Form  überlieferten  Er- 
zählung gegeben  hat,  und  auf  die  sie  sich,  wenigstens  wie  sie  uns  über- 
liefert ist,  direkt  beruft  (§5  Z.  168  f.). 

1.  (1  —  10).  Ailill  und  Medb  mit  ihren  Leuten  sind  in 
der  Nacht  vor  samuin  in  Räith  Cruachan,  und  man  kocht 
ihnen  das  Essen.  Da  verspricht  Ailill  dem  ein  beliebiges 
Geschenk,  der  einem  von  zwei  am  vergangenen  Tag  gehenkten 
Gefangenen  am  Galgen  ein  Weidenband  ums  Bein  schlinge. 
In  dieser  Nacht  pflegten  sich  aber  Dämonen  zu  zeigen,  und 
sie  ist  dunkel  und  grausig;  so  kehren  Alle  binnen  kurzem 
unverrichteter  Dinge  zurück. 

2.  (10  —  44).  Nur  Nera  unternimmt  es,  da  ihm  Ailill 
sein  Schwert  mit  Goldknauf  verspricht,  waffnet  sich  und  geht 
zum  Galgen.  Aber  dreimal  springt  das  Weidenband  ab.  Der 
Gehenkte  selbst  sagt  ihm,  es  halte  nur,  wenn  er  einen  richtigen 
Pfriem  durchstecke.  Darauf  bittet  er  ihn,  da  er  durstig  ge- 
henkt worden  sei,  ihn  auf  dem  Eiicken  zum  nächsten  Haus 
zu  tragen,   damit  er  einen  Trunk   finde.     Aber  dieses  Haus 

')  Kaum  steckt  dieselbe  Erzählung  in  dem  Titel  von  Liste  A  und  B 
Togail  bruidne  Briain  (B,  Broin  A)  meic  Briuin  „Zerstörung  der  Fest- 
halle von  Br(i)an  mac  Briüin",  obgleich  harr  Briüin  bei  der  Zerstörung  des 

sid  erbeutet  \\\\\\  {^  \\  und  G;. 


11,22.    Echtia  Nerai  ,,Nera's  Abenteuer".  -'A'-) 

sehen  sie  von  einem  Feiiersee  umgeben.  Der  Gehenkte  ei- 
klärt,  dort  nicht  trinken  zu  können,  weil  man  das  Feuer 
dort  Nachts  immer  gut  zudecke.  Um  das  näcliste  Haus  sehen 
sie  einen  Wassersee.  Das  kommt  daher,  daß  man  darin  nie 
den  Rest  des  Wascli-  und  Badewassers  oder  den  vollen  Spül- 
eimer über  Nacht  stehen  läßt.  Krst  beim  dritten  Haus  steigt 
der  Grehenkte  ab,  da  dort  Wasch-  und  Badewasser  und  der 
Spüleimer  noch  steht.  Er  trinkt  daraus,  spritzt  aber  den 
letzten  Schluck  den  Hausbewohnern  ins  Gesicht,  so  daß  sie 
alle  sterben.  Daher  ist  es  nicht  gut,  solche  Wasserreste  beim 
Schlafengehn  stehen  zu  lassen  oder  das  Feuer  nicht  zu- 
zudeckGrf.  —  Darauf  kehrt  er  an  den  Galgen  zurück. 

o.  (44—98).  Wie  Nera  sich  nach  Cruachain  zurück- 
begeben will,  sieht  er,  daß  die  Burg  in  Brand  gesteckt  ist 
V^iid  der  Haufe  der  abgeschlagenen  Köpfe  ihrer  Bewohner 
/bei  den  Feinden  liegt.  Er  folgt  diesem  Heer  in  die  Höhle 
von  Cruachain.  Der  letzte  Mann  sagt:  „Es  ist  ein  Mann  auf 
unserer  Spur".  —  „Um  so  schwerer  ist  die  Spur"  erwidert 
der  nächste,  und  einer  gibt  dem  andern  den  Spruch  weiter. 
Als  Nera  mit  den  andern  in  das  sul  von  Cruachain  ein- 
getreten ist  und  dem  dortigen  König  berichtet  hat,  er  sei  in 
Begleitung  des  Heeres  hereingekommen,  sendet  dieser  ihn  zu 
einem  Haus,  in  dem  ein  Weib  ohne  Mann  (eine  Witwe) 
wohne,  die  ihn  gut  aufnehmen  solle;  nur  müsse  er  täglich 
eine  Last  Brennholz  zum  Haus  des  Königs  tragen.  Das  ge- 
schieht. Aber  jedesmal  sieht  er  aus  dem  std  einen  Blinden 
mit  einem  Lahmen  auf  dem  Rücken  zu  der  Quelle  vor  der 
Burg  gehn  und  die  Frage  stellen:  „Ist  es  noch  da?"  —  „Ge- 
wiß ist  es  da",  antwortet  der  Lahme,  und  dann  kehren  beide 
zurück.  Sein  Weib  erklärt  ihm,  sie  suchten  das  goldene 
Diadem  des  Königs  auf,  das  in  der  Quelle  liege;  sie  seien  zu 
diesem  Amt  bestellt  und  dazu  geblendet  und  gelähmt  worden. 
Auch  tut  sie  ihm  kund,  das  Erschlagen  der  Insassen  von 
Räith  Cruachan  sei  nur  Blendwerk  gewesen;  sie  säßen  viel- 
mehr noch  um  denselben  Kessel  beisammen,  und  das  Essen 
sei  noch  nicht  einmal  vom  Feuer  genommen.  Und  doch  hat 
er  nach  seiner  Meinung  drei  Tage  und  Nächte  im  std  zu- 
gebracht. Aber  jenes  Blendwerk,  fährt  sie  fort,  werde  wahr 
werden,  wenn  jene  nicht  vor  dem  nächsten  samuin  auf  der 


314  II,  22.   Echtia  Nerai  „Nera's  Abenteuer". 

Hut  wären  und  das  sid  zerstörten.  Er  solle  ihnen  Warnung 
bringen;  es  sei  Ailill  und  Medb  verheißen,  das  sld  zu  zer- 
stören und  Briön's  Diadem  zu  erbeuten.  [Drei  Dinge  wurden 
damals  gefunden:  der  Prachtmantel  Laeguire's  in  Ard  Macha, 
das  Diadem  (der  Helm,  harr)  Briön's  ^  in  Connaught  und  das 
Hemd  der  Dünlaith  in  Kildare  in  Leinster.]  Da  Nera  be- 
fürchtet, man  werde  ihm  nicht  glauben,  heißt  ihn  das  Weib 
Sommerpflanzen  (im  November!):  Lauch,  Schlüssel-  und  Butter- 
blumen als  Zeichen  mitnelimen.  Sie  sei  von  ihm  schwanger 
und  werde  ihm  einen  Sohn  gebären.  Bevor  sie  zur  Zerstörung 
des  sid  heranzögen,  solle  er  sie's  wissen  lassen,  damit  sie  ihm 
sein  Vieh  und  seine  Leute  hinausbringe. 

4.  (99 — 140).  Der  heimgekehrte  Nera  findet  in  der  Tat 
seine  Genossen  um  denselben  Kessel;  er  erstattet  Bericht, 
erhält  das  Schwert  und  bleibt  ein  Jahr  bei  ihnen.  [In  diesem 
Jahr  kam  Fergus  mac  Roich  als  Verbannter  aus  Ulster  zu 
Ailill  und  Medb  nach  Cruachain  Aii.]  Dann  heißt  ihn  Ailill 
ins  sid  zurückkehren,  um  sein  Vieh  und  seine  Leute  heraus- 
zuholen. Dort  begrüßt  ihn  das  Weib,  zeigt  ihm  seinen  in- 
zwischen geborenen  Sohn  und  läßt  ihn  wieder  Brennholz 
tragen;  ein  Jahr  lang  habe  sie  das  selber  besorgt  und  vor- 
gegeben, er  sei  krank.  Der  König  zeigt  sich  erfreut  über 
seine  Genesung, ^m eint  aber,  dafür  daß  die  Frau  bei  ihm  ge- 
schlafen habe,  solle  er  ihr  einen  kleinen  Gegendienst  leisten. 
So  bittet  sie  ihn,  an  diesem  Tage  seine  Kühe  selber  zu  hüten; 
eine  davon  habe  sie  seinem  Sohne  gleich  nach  seiner  Geburt 
geschenkt.  Nera  schläft  aber  dabei  ein,  und  die  Morrlgan 
treibt  die  Kuh  seines  Sohns  weg  und  läßt  sie  durch  den  Stier 
Donn  Cuailnge  im  Osten  bespringen.  Als  sie  jedoch  mit  ihr 
zurückkehren  will,  holt  sie  CüChulainn  in  Mag  Muirtheimne 
ein.  Denn  es  war  ges  für  ihn,  ein  Weib  unbemerkt  aus  seinem 
Lande  gehn  zu  lassen.  [Andere  ges  waren,  daß  Vögel  auf 
seinem  Land  weideten,  ohne  daß  sie  einige  (erlegt)  zurück- 
ließen; daß  Fische  in  die  Flußmündungen  kamen,  ohne  daß 
er  sie  fing;  daß  Fremde  sein  Land  betraten,  ohne  daß  er  sie 


^)lBarr  Breoin  {Briuin)  ist^auch  in  dem  jüngeren  Text  Airne  Finqin 
(Anecd.  from  Ir.  Mss.  11,3  §5;  Lisniore  Lives  XXX^  erwähnt,  dort  aber 
neben  L?eguire's  Diadem  {minn). 


11,22.    Echtra  Nerai  „Neia's  Abenteuer".  31.*) 

stellte:  wenn  sie  Nachts  kamen,  noch  vor  dem  Morgen,  wenn 
während  des  Tags,  vor  der  Nacht.  Auch  waren  die  er- 
wachsenen Mädchen  und  die  mannlosen  Frauen  von  Ulster 
in  seiner  Obhut  (wörtlich  „auf  seiner  Ehre").]  CüChulainn 
holt  also  die  Morrigan  ein  und  sagt  zu  ihr:  „Das  Vieh  soll 
nicht  weggeführt  werden!"')  —  Nera  wird  Abends  zu  Hause 
von  seiner  Frau  gescholten,  daß  er  so  schlecht  gehütet  habe. 
Aber  da  kommt  die  vermißte  Kuh  an,  und  die  Frau  ver- 
kündet ihm,  sie  sei  vom  Donn  Cuailnge  besprungen. 

Hier  scheint  der  Kompilator  diese  Quelle  zu  verlassen  und  zur  andern 
überzugehen.  Es  folgt  zunächst  ein  Parallelbericht  zum  Ende  von  §  ^  und 
zum  Anfang  von  4. 

5.  (140 — 189).  Die  Frau  sendet  Nera  zu  seinen  Genossen, 
damit  sie  nicht  aufbrächen.'^)  Denn  der  Heereszug  ist  ein 
Jahr  lang  —  bis  zum  nächsten  samuin  —  unmöglich;  nur 
am  samuin  sind  immer  alle  sld  in  Irland  geöffnet.  Er  kommt 
zu  Ailill  und  Medb  und  berichtet,  er  sei  in  schönen  Ländern 
gewesen  mit  herrlichen  Schätzen,  Kleidung  und  Nahrung; 
aber  in  der  nächsten  .samwm  -  Nacht  drohe  ihnen  allen  von 
dort  der  Untergang.  Ailill  erwidert,  sie  würden  selber  hin- 
ziehen. Und  nach  einem  Jahr,  drei  Tage  vor  samiän,  schickt 
er  Nera  ins  sld,  um  sein  Vieh  vorher  herauszuholen.  Als 
der  junge  Stier,  das  Kalb  von  Aingene's-^)  Kuh,  aus  dem  std 
kommt,  brüllt  er  dreimal.  x\ilill  und  Fergus,  die  eben  fidchell 
spielen,  hören  es,  und  Fergus  äußert  zwei  Strofen,  in  denen 
er  ag  Äingini  („Aingine's  Rind")  als  Kind  des  Dub')  Cuailnge 


')  Das  hat  in  unserer  Überlieferung-  weiter  keine  Folgen.  Der  Er- 
zähler setzt  die  ältere  Sage  Täin  bü  Regamna  offenbar  als  bekannt  voraus 
und  liefert  gfleichsam  nur  den  Rahmen  dazu. 

2)  Nämlich  um  das  sid  zu  zerstören.  Das  ist  offenbar  eingeschoben, 
weil  ja  nach  §  4  der  Zerstörungszug-  schon  in  Vorbereitung  Avar. 

^)  A/ngen  die  Handschriften  mit  dem  Zusatz:  „A(i)ngene  war  der 
Name  seines  Sohns"  (155),  offenbar  vom  Kompilator  hinzugefügt.  Da  die 
Frau  unten  (167)  be  n-Aingenc  {-i)  „die  Frau  Aingene's"  heißt,  kann 
Aingene  nur  ihr  Mann  sein;  sie  war  also  in  dieser  Quelle  Avohl  nicht  als 
Witwe  gedacht.  Der  Gen.  Aingini  reimt  im  Gedicht  1(51  mit  rT;  also 
scheint  Aingetie  oder  -gine  die  richtige  Form  des  Nominativs  zu  sein, 
obschon  man  eher  das  alte  Neutrum  Aingein,  Gen.  Aingene  .,Un- Geburt* 
darin  vermuten  möchte. 

♦)  Zur  Form  Duh  für  Vomi  s.  oben  S.  282  Aniii.  3. 


316     II,  22.  Echtra  Nerai  „Nera's  Abenteuer".  —  Dinusenchas  Ath  Luain. 

„von  Loch  Loig  (, Kälbersee')"  bezeichnet  und  profezeit,  daß 
durch  es  viele  Kälber  in  Cuailnge  ohne  (Mutter-) Kühe  sein 
würden.  [Äingene,  wird  hinzugefügt,  Avar  der  Name  „des 
Mannes  und  he  n-Aingeni  der  Name  der  Frau*',  und  Nera 
habe  die  zwei  in  derselben  Gestalt  gesehen  wie  CüChulainn 
in  Tain  bö  Regamna.]  0  Der  junge  Stier  und  der  Stier  Finn- 
bennach  treffen  auf  der  Ebene  von  Cruachain  zusammen  und 
kämpfen  einen  Tag  und  eine  Nacht  miteinander,  bis  jener 
unterliegt  und  noch  einmal  brüllt.  Was  er  gebrüllt  habe, 
fragt  Medb  ihren  Hirten  Buaigliu.  Bricriu  (der  zu  den  aus 
Ulster  Verbannten  gehört)  sagt  zu  Fergus,  er  wisse  es  aus 
dem  Lied,  das  er  am  Morgen 2)  gesungen  habe.  Da  blickt 
ihn  Fergus  an  und  haut  ihm  die  fünf  Spielsteine,  die  er  in 
der  Faust  hält,  in  den  Kopf,  daß  er  lange  darunter  zu  leiden 
hat.'^)  Der  Hirt  Buaigliu  aber  antwortet,  der  junge  Stier 
habe  gesagt,  wenn  sein  Vater,  der  Donn  Cuailnge,  zum 
Kampfe  mit  dem  Finnbennach  käme,  würde  er  ihn  über  die 
ganze  Ebene  von  Cruachain  jagen.  Nun  schwört  Medb  bei 
den  Göttern,  bei  denen  ihr  Stamm  schwört,  sie  werde  sich 
nicht  auf  Flaum  oder  Polster  legen,  sich  nicht  pflegen  und 
weder  Bier  noch  Wein  trinken,  bis  jene  zwei  Stiere  mit- 
einander kämpfen  würden. 

.  6.  (190—197).  Die  Connachter  und  die  Verbannten  (aus 
Ulster)  ziehen  in  das  sid,  zerstören  und  plündern  es  und  er- 
beuten Briön's  Diadem.  Das  war  eines  der  drei  Wunder  von 
Irland,  zusammen  mit  Lseguire's  Prachtmantel  in  Ard  Macha 
und  Dunlaing's  Hemd  in  Kildare  in  Leinster.-*)  Nera  mit 
seinen  Angehörigen  blieb  aber  im  sid  und  wird  bis  zum 
jüngsten  Tag  nicht  herauskommen. 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Ath  Luain. 

Wie  oben  Kap.  10, 1  bemerkt,  nimmt  die  Prosafassung  C  dieses  Textes 
auf  unsere  Sage  Bezug-.  Nachdem  sie  —  im  Anschluß  an  Cophur  in  da 
Mucado  (Kap.  15)  —  erzählt  hat.  daß  die  zwei  Kühe  durch  den  Trunk 
aus  Uarän  Garaid  und  Glais  Cruinn  trächtig  geworden  waren  und  bei  der 


»)  Siehe  Kap.  21. 

-)  Vielmehr  am  Tag  vorher,  s.  oben. 

^)  Vgl.  Kap.  6  §  93.     Vielleicht  sind  hier  beide  Quellen  vermischt. 

♦)  Siehe  oben  S.  314. 


11,23.  Tain  bn  Klidais  ,.l)as  Wei>-treiben  der  Riiuler  der  Flidais'-      317 

Geburt  ihrer  Kälber,  des  dunkelbraunen  Stiers  im  Osten  und  des  roten, 
weißhomigeu  im  Westen,  beide  starben,  fährt  sie  fort:  dann  sei  Nera's 
Kuh  gekommen,  hinter  ihr  drein  ihr  Stierkaib;  das  habe  bei  Räith  Cruachan 
gebrüllt  und  dadurch  den  Finnbennach  zum  Kampf  gereizt.  Als  dieser  zu 
unterliegen  drohte,  habe  Medb  ihn  aufgestachelt,  .so  daß  der  Stier  fiel,  den 
hen  Aignin  (so!)  hergeführt  hatte.  Diese  habe  dann  den  Vater  des  Stiers, 
den  Donn  Cuailnge,  aufgefordert,  das  in  Acht  zu  nehmen.  —  Daran 
schließt  sich  der  Bericht  über  die  Täin  bn  C!uailnge  (s.  oben). 


Kap.  23.     Täin  bö  Flidais. 
,,Das  Wegtreiben  der  Rinder  der  Flidais.'^ 

Die  Sage,  die  in  Sagenliste  A  genannt  ist,  aber  nicht  nur  in  B  fehlt, 
sondern  merkwürdigerweise  auch  in  der  Sammlung  der  mit  Täin  bn  be- 
titelten Erzählungen  in  GBL,  ist  in  doppelter  Überlieferung  vorhanden. 
Die  eine  wird  durch  Lü  (Faks.)  S.  2t  gebildet,  die  andere  durch  die  Hand- 
schriften LL  (Faks.)  S.  247,  Egerton  1782,  fol.  82r')  (und  ihre  Abschrift 
H.  1.  13,  S.  347)  und  durch  das  minderwertige  Liber  Flavus  Fergusiorum 
(ß.  Ir.  Ac),  fol.  26  |77]r.'^) 

In  LU  fehlen  durch  Blattausfall  die  par  ersten  Zeilen.  Außerdem 
ist  der  Schluß,  die  zweite  Spalte  von  S.  21  und  die  erste  von  22,  vom 
Interpolator  ausradiert  3)  und  neu  beschrieben.  Seine  Fassung  war  um- 
fangreicher als  die  ältere,  so  daß  er  viel  enger  schreiben  mußte;  in  der 
Tat  enthält  sie  einiges,  das  in  der  sonstigen  Überlieferung  fehlt.  Der 
alte  Teil  in  LU  bietet  zweifellos  im  allgemeinen  eine  ältere  und  ursprüng- 
lichere Textgestalt  als  die  andern  Handschriften;  für  das  vom  Interpolator 
geschriebene  Stück  gilt  das  aber  natürlich  nicht.  Von  einer  späteren  Ver- 
arbeitung dieser  Sage  wird  unten  Kap.  25 III  die  Rede  sein. 

Der  Text  ist  ein  gutes  Beispiel,  wie  die  Sagenerzähler  bei  der  Er- 
findung ihrer  Geschichten  vorgingen.  Bua?'  Flidais  „das  Vieh  der  Flidais" 
war  offenbar  ein  dichterischer  Ausdruck  für  „Wild"  oder  „Hirsche".  In 
dem  alten  Stammbaum  der  Eoganacht  Caisil,  eines  Adelsgeschlechts  in 
Munster,  in  LL  (Faks.)  320b  heißt  es:  „Jsia- Segamain,  durch  den  zwie- 
faches Vieh  (buar)  gemolken  wurde,  Kühe  und  Hirsche.  Flidais  Foltchain 
(„Schönhaar")  war  seine  Mutter,  deren  Kühe  die  Hirsche  waren."  *)  In 
einem  altirischen  Heilsegen,  den  K.  Meyer,  Sitz.-Ber.  der  Berliner  Ak.  XVII 
(1916)  S.  420  herausgegeben  hat,  ist  von  fuil  fetha  Flithais  „Blut  von 
Flidais'  Gastmahl"  die  Bede,  worunter  der  Herausgeber  mit  Recht  „Wild- 


^)  Diese  drei  Hss.  hgg.  und  übers,  von  Windisch,  IT  II  2,  206.    Eine 
englische  Übersetzung  bei  Leahy,  Heroic  Romances  of  Ireland  II  (1906),  101. 

2)  Gedruckt  von  mir.  Zu  ir.  Hss.  I,  95. 

3)  Das  ist  über  die  Hälfte  der  Erzählung.     Der  Anfang  des  Neu- 
geschriebenen ist  Äi  7  adfiadnt  (bei  Wiudisch  S.  213,  30). 

*)  Über  spätere  Mißverständnisse  dieser  Stelle  s.  MacNeill,  Z(^P  10.  86. 


318     II,  23.  Taiu  bö  Flidais  „Das  Wegtreiben  der  Kinder  der  Fiidais". 

bluf  versteht,  und  werden  ieom  ingena  FUthais  ,Aie  drei  Töchter  der 
Flidais"  angerufen.  In  dem  erweiterten  Lebor  Gabäla,  wie  es  zuerst  in 
LL  9b  erscheint,  werden  unter  den  Tuatka  JJB  l>o(wi>*awn  (ursprünglich 
göttlichen  Wesen)  genannt:  Flidais,  von  welcher  luar  Flidais  herkommt, 
und  ihre  vier  Töchter  Airgoen^),  Bechuille,  Diuann^)  und  Be-Theite.  E.s 
scheint  sich  also  ursprünglich  um  ein  göttliches  Waldweib  zu  handeln. 
Der  Name  Flidais  enthält  Avohl  als  zweiten  Bestandteil  den  Genitiv  von 
OS  ,,Hirsch":  er  ist  aber  als  Name  eines  weiblichen  Wesens  indeklinabel 
geworden.  Von  all  dem  wußte  vermutlich  der  Erfinder  unserer  Sage  nichts. 
Ihm  genügte  der  Ausdruck  „Vieh  der  Flidais",  um  Flidais  zu  einer  der 
Personen  zu  machen,  deren  Vieh  zum  Unterhalt  des  Heeres  bei  der  Täin 
bö  Cuailnge  dient,  und  er  schuf  eine  Erzählung  nach  Mustern  wie  Täin 
bö  Dartada  (Kap.  19);  auch  Sprache  und  Stil  zeigt  denselben  Charakter. 

Meine  Analyse  folgt  dem  alten  Text  von  LU,  so  weit  er  reicht,  dann 
den  andern,  übrigens  wenig  abweichenden  Handschriften. 

Flidais,  die  Frau  von  Ailill  Finn  („dem  Hellen")  im 
Gebiet  der  Ciarraige  Ai,3)  war  in  Fergus  mac  Koich  (Roig) 
verliebt  und  schickte  wöchentlich  Boten  zu  ihm.  Als  Fergus 
dann  (als  Verbannter)  nach  Connaught  kam.  erzählte  er  das 
dem  König  von  Connaught,  Ailill  mac  Mägach  (Mäta).  Und 
da  dieser  und  Medb  eben  Ailill  Finn  um  Unterstützung  an- 
gehn  wollen,  senden  sie  Fergus  selber  hin  in  der  Hoffnung, 
einen  um  so  größeren  Beitrag  zu  erhalten.  Dreißig  Krieger 
stark,  darunter  Fergus  mac  ^Enläime^)  und  Dubthach,  zieht 
er  hin  und  gibt  Ailill  Finn  auf  die  Frage  nach  seinem  Be- 
gehr vor,^)  er  sei  mit  König  Ailill  in  Streit  geraten  und  bitte 
um  Aufnahme.  Das  verweigert  jener,  da  ihm  von  der  Liebe 
seiner  Frau  zu  Fergus  berichtet  werde.  —  So  solle  er  ihm 
wenigstens  in  seiner  Notlage  ein  Geschenk  an  Kühen  geben, 
bittet  Fergus.  —  Auch  die  gebe  er  ihm  nicht,  ist  die  Ant- 
wort, damit  man  nicht  meine,  er  tue  es,  um  seine  Frau 
zu  schützen.  Doch  könne  er  einen  Ochsen  mit  gesalzenem 
Schweinefleisch  zu  seiner  Sättigung  bekommen.  . —  Aber  nun 
weigert  sich  Fergus,  solche  Speise  anzunehmen,  wird  deshalb 
aus  dem  Haus  gewiesen  und  fordert  beim  Hinausgehn  einen 


')  Airdon  BB  34  b  46. 
";  JJanann  ebd.  47. 

»)  Bei  Castlereagh  in  C'onnaught,  Grafschaft  Roscommon. 
*)  Der   ist   dem   Ulter  .Engus  mac  .Enlänia  Gäibe  in   der  Täin  bö 
(Juailnge  (Kap.  6  §  G5)  nachgebildet. 

*)  Hier  sotzt  der  Text   von   \A    ein. 


II,  23.  Täin  hu  Flidai.s  ..Pas  Wei^ treiben  der  Rintler  der  Flidai.s '.     '^10 

Gegner  zum  Zweikampf  in  der  Furt  vor  der  Burg.  Ailill 
Finn  selber  nimmt  die  Herausforderung  an.  Dubthach,  der 
ihm  zuerst  entgegentritt,  kann  ilim  zwar  einen  Wurfsper 
durch  die  Schenkel  schleudern,  wird  jedoch  von  seiner  fianze 
durchbohrt.  Ebenso  Fergus,  der  Dubthach  mit  dem  Schilde 
decken  will,  und  das  Gleiche  geschieht  Fergus  mac  Ji^nlaime, 
so  daß  die  drei  verwundet  übereinander  liegen;  Flidais  kommt 
aus  der  Burg  herbei  und  deckt  ihren  Mantel  über  sie.  In- 
dessen flieht  das  Gefolge  des  Fergus,  verfolgt  von  Ailill  Finn. 
wobei  noch  zwanzig  Mann  fallen.  Die  sieben  Übrigen  ge- 
langen nach  Oruachain  Ai')  und  melden  iVilill  und  Medb  das 
Geschehene. 

Diese  brechen  mit  den  Edeln  von  Connaught  und  mit 
den  übrigen  Verbannten  aus  Ulster  nach  Äth  Fenna  {Fene 
LU)  im  Gebiet  der  Ciarraige  auf,  und  König  Ailill  läßt  Ailill 
Finn  zu  sich  heraus  rufen. 2)  Das  lehnt  der  ab,  läßt  jedoch 
die  drei  Schwerverwundeten,  die  Flidais  zur  Pflege  in  die 
Burg  genommen  hatte,  zu  ihnen  hinaustragen.  Eine  volle 
Woche  wird  nun  die  Burg  umsonst  berannt,  wobei  140  Con- 
nachter  das  Leben  einbüßen,  bis  Bricriu  (der  aus  Ulster  Ver- 
bannte) die  drei  verwundeten  Helden  höhnt,  daß  kein  einziger 
Feind  durch  sie  gefallen  sei.  Da  springen  sie,  nackt  wie  sie 
sind,  auf,  rennen  das  Tor  der  Umwallung  über  den  Haufen, 
und  mit  ihnen  dringen  die  ('onnachter  in  die  Burg  und  er- 
schlagen drinnen  700  Krieger,  darunter  Ailill  Finn,  dreißig 
seiner  Söhne  und  viele  andere,  namentlich  aufgezählte  Helden.*^) 
Man  erbeutet  100  Milchkühe,  140  Ochsen  und  3000  Stück 
anderes  Vieh. 

Flidais  folgte  nun  Fergus,  und  deshalb  erhielt  sie  bei 
der  Täin  „jeden  siebten  Tag"  (der  Beute?)  von  den  Männern 
Irlands  zu  seinem  Unterhalt.  4)    Später  kehrte  Fergus  in  sein 

*)  Hier  setzt  in  LU  die  Schrift  des  Interpolators  ein. 

*)  „um  sich  mit  ihm  zu  vertragen"  fügt  der  Interpolator  hinzu. 

3)  Der  Interpolator  fügt  hinzu,  daß  eben  die  Gamanraid  dort  ver- 
sammelt waren  (vgl.  Kap.  17  §  3).  Die  Gamanraid  von  Irrus  Domnann,  die 
Clann  Dedad  in  Temair  Löchra  und  die  Clanna  Kudraige  in  Emain  Macha 
•eien  die  drei  Heldengeschlechter  Irlands  gCAvesen  (diese  Bemerkung*  hat 
Keating  II,  220  Z.  3430 ff.  aufgenommen). 

*)  So  scheint  die  Stelle  zu  übersetzen;  vgl.  Windisch  S.  222^  Der 
Interpolator  versteht  „jeden  siebten  Tag  vom  Ertrag  der  Kühe". 


320  IT,  23.    Diniisenchas  Beim  Böguine. 

Land  zurück  und  wurde  König  von  Ulster.    Dort  ist  Flidais 
bei  Träig  Baile  gestorben,  i) 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Benn  Böguine. 

Das  Gedicht  gehört  zum  ursprünglichen  Bestand  des  Dinnsenchas, 
ist  aber  in  A  (LL  214  b)  nicht  mehr  ganz  leserlich,  so  daß  ich  wesentlich 
nach  BB  (Faks.)  397  a  22  ff.  zitiere.  Beide  Prosabearbeitungen  sind  vor- 
handen. 2)    Die  Anknüpfung  an  die  Flidais -Sage  ist  ganz  äußerlich. 

Auf  dieses  Hörn  (benn)  entlief  eine  der  Kühe  von  Flidais, 
der  Tochter  von  Garb  mac  Gresach  (Gresach  LL),  der  Frau 
von  Ailill.'^)  Sie  warf  ein  männliches  und  ein  weibliches 
Kalb,  die  verwilderten  und  eine  reiche  wilde  Nachkommen- 
schaft erzeugten,  welche  „Heere  verschlang".^)  Wenn  der 
einzige  Stier,  der  an  ihrer  Spitze  war,  brüllte,  gerieten  alle 
Kühe  des  Landes  in  Brunst,  konnten  ihn  aber  nicht  auffinden 
und  starben.^)  Echtgal^)  ingen  Uatha,  Frau  von  Bruachda 
mac  Baisgil,  hatte  eine  treffliche  Kuh  Erc')  ihrem  Ziehsohn 
Fiacha  (Fiachu)  mac  Neill  anvertraut.  Auch  diese  rannte 
auf  das  Brüllen  des  Stiers  davon.  Zornig  sandte  seine  Zieh- 
mutter Fiacha  auf  die  Suche.  Er  entdeckte  die  Rinder  auf 
dem  Hörn  und  tötete  sie  alle  mit  seinem  Schwert.^)  Daher 
heißt  es  Benn  Böguine  (hö-guin  „Kuh- Töten"). 


1)  Der  Interpolator  läßt  Fergus  nur  König  von  Mag  Muirtheimne 
werden,  das  früher  CüChulainn  gehört  hatte,  und  berichtet  noch,  daß  nach 
dem  Tod  seiner  Frau  Fergus  zu  seiner  Aufheiterung  und  um  sich  von 
Ailill  und  Medb  Vieh  schenken  zu  lassen,  nach  Connaught  gegangen  und 
dort  durch  Ailills  Eifersucht  umgekommen  sei  (vgl.  Kap.  67  und  72). 

«)  Ba  in  LL  165  a,  Bb  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  IV,  473; 
die  Prosa  C  von  deras.  RC  16,  153. 

^)  „Ailill  Finn"  ergänzt  B  richtig.  Weil  Ailill  im  Gedicht  fesach 
„reich  an  Gastmählern"  (oder  fesach  „bärtig")  heißt,  macht  C  daraus  einen 
Beinamen:  Ailill  Fesroinnech  oder  Fesfomiad. 

*)  Sie  scheinen  zu  reißenden  Tieren  geworden  zu  sein. 

^)  Sie  rannten  sich  das  Herz  ein,  erklärt  B.  Vgl.  die  „Schlacht  von 
Mag  Tured"  (RC  12, 108  §  165),  wo  alle  Kühe  beim  Brüllen  von  Dagda's 
Färse  toll  werden  (ro-geltatar). 

**)  So  LL.  In  B  Äiie,  in  BB  (Gedicht  und  Prosa)  Echtach,  sonst  in  C 
(Stokes)  EcMar. 

')  Der  Kuhname  Erc  ist  der  CüRoi-Sage  (Kap.  89)  entnommen. 

*)  In  B:  mit  Wurfsperen. 


TI,  24.    Fochonii  loinjt^He  FerguHa  meic  Roi|a^.  321 

Kap.  24.    Fochoiiii  loingse  Fergusa  meic  Roig. 
„Die  Ursache  der  Verbannung  von  Fergus  mac  Roig.'' 

In  der  Täin  bo  Ouailiige  befiuden  sicli  im  Heer  der  Connachter  Ver- 
bannte aus  Ulster,  die  bei  Ailill  und  Medb  Aufnahme  gefunden  haben  und 
nun  gezwungen  sind,  gegen  ihr  eigenes  Land  mitzuziehen.  Die  Ursache 
ihrer  Verbannung  zu  bestimmen,  ist  der  Vorwurf  zweier  Sagen,  von  denen 
uns  aber  die  eine,  die  ich  hier  voranstelle,  nur  fragmentarisch  überliefert 
ist.  Ihr  Anfang  steht  in  LL  (Faks.)  252  b,  aber  gleich  hinter  der  ersten 
Kolumne  hat  ein  Blattausfall  den  Rest  der  Geschichte  uns  entzogen. 
Andere  Handschriften  oder  spätere  Verarbeitungen  sind  bis  jetzt  nicht 
gefunden ;  ob  sie  in  der  jungen  Erzählung  Kap.  25  III  mit  verwertet 
ist,  ist  mindestens  fraglich.  Das  ist  zu  bedauern;  denn  die  allein  er- 
haltene Einleitung,  die  sehr  an  den  letzten  Abschnitt  von  Fled  Bricrenn 
(Kap.  45  §9)  erinnert,  läßt  vermuten,  daß  wir  in  ihr  eine  echt  keltische 
Geschichte  der  Art  hätten,  wie  sie  die  französischen  Artus-Romane  und 
ihre  Nachahmungen  zu  behandeln  lieben,  wo  mitten  in  die  Versammlung 
der  Helden  ein  herausforderndes  Wesen  tritt,  dessen  Bekämpfung  dann 
berichtet  wird.  Daß  es  sich  um  die  Verbannung  von  Fergus  und  Dubthach 
handelt,  zeigt  die  Überschrift  und  das  Erhaltene;  aber  wie  diese  begründet 
war,  läßt  sich  nicht  ersehen. 

Der  Titel  findet  sich  außer  in  LL  nur  in  der  Aufzählung  der  rem- 
scsla  in  D.  4.  2  (Kap.  11).  Die  Sagenlisten  A  und  B  haben  ihn  nicht,  nur 
einen  verwandten:  Tochomlod  (-lad)  longsi  Fergusa  a  h-UUaih  „die  Aus- 
wanderung der  mit  Fergus  Verbannten  aus  Ulster".  Dieser  kann  sich 
ebensowohl  auf  die  folgende  Geschichte  (Kap.  25)  beziehen ;  doch  da  die 
zweite  in  Liste  A  deutlich  mit  einem  andern  Titel  bezeichnet  ist  (s.  u.), 
ist  vielleicht  eher  unsere  damit  gemeint.^) 

Das  Bruchstück  erzählt: 

Die  Uiter  feiern  ein  Festmahl  in  Emain  Macha,  so 
prächtig  wie  es  sonst  nur  noch  in  Temair  (beim  Hochkönig 
von  Irland)  und  in  AVest-(^onnaught  (bei  Ailill  und  Medb) 
gefeiert  wird;  doch  fehlen  dabei  Fergus  und  Dubthach  Dael 
ülad.  Da  kommen  zwei  gewaltige  Krieger  nach  Emain, 
deren  fürchterliches  Aussehn  genau  beschrieben  wird:  das 
schwarze  kurzgeschorene  Haar  so  steif,  daß  eine  Faust  voll 
Holzäpfel  daran  stecken  bliebe;  das  Gesicht  schwarz  wie  der 
Boden   eines   Kessels,    aber   die  Zähne   von   der  Größe  von 

^)  Auf  eine  der  beiden  Erzählungen  wird  ferner  Longe»  n-Ulad  „die 
Verbannung  der  Ulter"  in  Liste  B  gehen.  Ob  Feis  Emna  „das  Festmahl 
von  Emain"  (A)  sich  auf  die  erste  bezieht,  ist  zweifelhaft.  Keating  II,  220 
Z.  3416  kennt  auch  nur  den  Titel. 

Thuriieyseu,  Die  irisohe  Holden-  und  Königfsag-e.  21 


822  II,  25.   Longas  mae  n-Uislenii. 

Kamelzähnen  so  weiß  wie  Schnee;  die  Kniee  so  groß  wie  ein 
Kessel,  in  dem  man  ein  zweijähriges  Rind  kochen  kann,  usw. 
Dem  entsprechen  ihre  Kleider  und  Waffen:  mit  den  Borsten 
ihres  Gewands  könnte  man  ein  siebenjähriges  Kind  erstechen; 
ihr  Schwert,  wie  ein  Weberbaum,  sieht  aus,  als  hätte  es  viele 
Jahre  in  der  Erde  gelegen,  ihr  Sper,  als  hätte  er  im  Rauch 
gehangen,  und  so  fort.  Der  Pförtner  von  Emain  bemerkt 
ihnen,  daß  ein  Mann  ohne  Kunst  nicht  eingelassen  werde. 
Da  erklären  sie  viele  Künste  zu  besitzen:  sie  verstehen  mit 
Männern  zu  kämpfen,  gut  zu  essen,  Feuer  anzuzünden  und 
die  Fleischgabel  (beim  Kessel)  zu  handhaben.  Nachdem  der 
Pförtner  das  gemeldet  hat,  werden  sie  hereingelassen  . . . 

Damit  bricht  der  Text  ab. 

Kap.  25.    Longas  mac  n-Uislenu  (u-Uisnig). 
„Die  Verbannung  der  Söhne  Uisliu's  (Uisnech's).^' 

I. 

Daß  die  in  Kap.  24  behandelte  Sage  kein  sehr  langes  Leben  gehabt 
hat,  ist  kein  Zufall.  Denn  sie  hatte  in  einer  andern,  die  gleichfalls  die 
Verbannung  der  Ulter  motivierte,  eine  gefährliche,  ihr  wohl  weit  über- 
legene Nebenbuhlerin.  In  der  Tat  hat  das  herbe  Schicksal  Derdriu's,  in 
fast  überknapper  Sprache  erzählt,  seinen  Eindruck  auch  auf  die  späteren 
Geschlechter  nicht  verfehlt.  Auch  die  Kunstmittel  sind  gut  verwertet, 
indem  poetische  Form  außer  in  den  Weissagungen  nur  bei  Derdriu's 
Gefühlsausbrüchen  angewandt  ist.  So  ist  es  ein  wahres  Juwel  unter  den 
vielen  bunten  Steinen  der  irischen  Sage.  Die  für  uns  älteste  Fassuug  ist 
in  drei  voneinander  unabhängigen  Handschriften  erhalten,  in  LL  (Faks.) 
259b,  in  GBL  (Faks.)  109b  (Kol.  749)  und  in  Brit.  Mus.,  Egertou  1782 
fol.  67  r  (sowie  in  dessen  Abschrift  H.  1.  13,  S.  323).') 

In  Liste  A  hat  die  Sage  einen  etwas  andern  Titel:  Aithed  Derdn'mic 
{Derdrenn)  re  macc  (maccaib)  Uislenu  (Usnig)  „das  Entweichen  von  Der- 
drenn  (Derdriu)  mit  dem  Sohne  Uisliu's  (den  Söhnen  üsnech's)".   Sonderbar 


1)  Die  beste  Ausgabe  ist  bis  jetzt  die  von  Windisch  IT  I,  59  auf 
Grund  von  LL  mit  ausgewählten  Lesarten  aus  GBL  und  Eg.  1782.  Schon 
früher  hatte  sie  O'Flanagan  nach  H.  1.  13  hgg.  und  übers,  in  Transactions 
of  the  Gaelic  Society  of  Dublin  I  (1808)  S.  14(5,  ebenso  O'Curry  nach  GBL 
in  Atlantis  111  (1862)  S.  377  (abgedruckt  in  Gaelic  Journal  I  [1883]  378, 
II  [1884]  10).  Andere  Übersetzungen  von  Ponsinet,  Revue  des  traditions 
populaires  III;  von  Dottin  bei  d'Arbois,  L'epopee  celtique  eu  Irlande, 
S.  220;  von  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland,  S.  11 :  von  Leahy,  Heroic 
Romances  of  ancient  Ireland  I  (1905)  87. 


TI,  2.').    Die  Verbauinini;-  di^r  .Siilinc  Uisliu'«.  323 

ist  das  Schwanken  in  der  Bezeichuimg-  der  Helden ;  sie  heißen  bald  mair. 
Uislenn,  bald  maic  U(i)smf.f.  Jenes  hat  die  Überschrift  in  GBL  und  die 
Unterschrift  dort  und  in  Eg-.  1782  (aber  LL  hier  Usnig).  Im  Prosatext  selber 
steht  immer  lj{i)anig,  aber  in  den  Gedichten  sogar  drei  Formen:  Uii)iiniy 
{ifism'ch),  Keim:  tiy  IT  77,14,  Reim:  mil  78,5;  in  demselben  Gedicht 
Uislenn,  Reim:  cloih  n-ell  ebd.  14,  ebenso  80,  10  (Reim:  lcmm)\  dann 
Uislitme,  Reim:  sc  70,  8.*)  Die  letzte  Form  zeig-t,  daß  der  Dichter  den 
Namen  als  Aveiblich  faßte. 2)  Vermutlich  nahm  er  an,  daß  Uisnech  der 
Name  des  Vaters,  IJisliu  (oder  Uislenn)  der  der  Mutter  gewesen  sei.  Mac 
ü(i)slenn  hat  auch  der  angebliche  Cinsed  na  h-Artacäin  (s.  u.)  nach  allen 
Handschriften.  Ich  zweifle  nicht,  daß  Uisliu,  Gen.  -enn,  die  ursprüngliche 
Form  des  Vaternameus  war,  daß  die  Form  Uisnech  aus  dem  oftgenannten 
Ortsnamen  Uisnech  (Usney  oder  Ushnagh  Hill  in  Westmeath)  eingedrungen 
ist  und  sich  teilweise  an  die  Stelle  des  veralteten  Personennamens 
gesetzt  hat. 

In  unserer  Erzählung  besteht  ein  Widerspruch  zwischen  der  Weis- 
sagung IT  70,  14  ff.  und  dem  Prosabericht  76,  14  ff.  Nach  jener  werden 
als  Rache  für  die  Ermordung  der  Söhne  Uislius  (Uisnech's)  erschlagen: 
Fiachna  (Fiacha)  mac  Oonchobair,  Gerrce  mac  Illadain  und  Eogan  mac 
Durthacht:  nach  diesem  fallen  tatsächlich:  Maine  mac  Conchobair,  Fiachna, 
Sohn  von  Feidelm,  Conchobors  Tochter  (also  ein  Enkel  Conchobors),  ferner 
Traigthreu  mac  Traiglethain  und  sein  Bruder  (also  kein  mac  Illadain), 
und  Eogan  mac  Durthacht  ist  noch  am  Schluß  der  Erzählung  am  Leben. 
Jenes  Gedicht  bildet  eine  Dublette  zu  Cathbads  früheren  Weissagungen 
(S.  69)  und  ist  gewiß  ein  späterer  Eiuschub ;  es  riclitet  sich  in  seinem 
Inhalt  nach  Aided  Fergusa  (Kap.  67) ,  avo  die  von  Fergus  (nach  seiner 
Verbannung)  Erschlagenen  in  der  einzigen  Handschrift  Fiachra  mac  Con- 
chobair, Geirgi  mac  Illeda  und  Eogan  mac  Durthacht  heißen;  auch  das 
fälschlich  Cinaed  ua  h-Artacäin  zugeschriebene  Gedicht  nennt  Str.  17^)  die 
Gefallenen  Fiacha  (Fiachna),  Gergenu  (Gerchenn,  Cerrcen)  mac  lUadon  und 
Eogan  mac  D(a)urthacht.  In  der  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  6  §  62  Z.  2068  f.) 
wirft  Fergus  dem  Dubthach  vor,  er  habe  Fiacha  mac  Conchobair  und 
Coirpre  mac  Fedelmtheo  getötet ;  *)  es  hat  also  früher  vielleicht  noch  andere 
Textgestalten  gegeben. 

Der  Fassung  nach  möchte  man  die  Sage  der  älteren  Schicht  etwa 
des  8.— 9.  Jahrhunderts  zuteilen,  obschon  manche  jüngere  Formen  darin 


^)  Dies  die  alte  Lesart  nach  GBL  und  Eg.  1782;  ard  n-Uisle  in  LL 
ist  also  falsch. 

-)  Bei  Femininen  wechselt  der  Genitiv  auf  -enn  und  -inne  oft,  da 
der  Dat.-Ack.  auf  -inn  bei  beiden  Klassen  gleich  lautet. 

3)  RC  23,  308.  320.  326. 

*)  Für  diesen  sonst  nirgends  auftretenden  Namen  setzt  Mesca  Ulad 
(Kap.  47,  ed.  Hennessy  S.  48)  in  dem  Zitat  aus  der  Täin  Mane  mac 
Fedelmtheo  ein,  wohl  eine  Korrektur  nach  dem  Ma\i\ne  mac  Conchobair 
unseres  Textes. 

21* 


324  11,  25.    Longas  inac  n-Uislenn. 

stehen,  die  nicht  älter  sind  als  das  11.  Jahrhundert,  so  daß  unsere  Hand- 
schriften zunächst  eine  Quelle  dieser  Zeit  haben  müssen.  Die  ein- 
geklammerten Zahlen  bezeichnen  VVindischs  Paragrafen. 

1.  (1 — 6).  Als  die  Ulter  im  Hause  von  Fedlimid  mac 
Daill  („Sohn  des  Blinden"),  dem  „Erzähler"  Conchobors,  ge- 
zecht hatten,  wobei  ihnen  Fedlimids  schwangere  Frau  auf- 
wartete, und  als  sie  sich  satt  und  trunken  zur  Ruhe  legen 
wollten,  schrie  das  Kindchen  im  Leibe  der  Frau  so  laut,  daß 
es  durchs  ganze  Gehöfte  gehört  wurde.  Die  erregt  auf- 
springenden Ulter  weist  Sencha  zur  Ruhe  und  läßt  die  Frau 
vor  sich  führen.  Auf  die  (in  retorischer  Form  geäußerte) 
Frage  ihres  Mannes,  was  dieser  Schrei  bedeute,  verweist  sie 
(ebenso)  auf  den  Druiden  Cathbad,  der  ein  „Wissender"  ist; 
der  profezeit  in  zwei  Gedichten,  das  Kind  werde  ein  wunder- 
schönes Weib  werden,  aber  viel  Kampf  und  Streit  in  Ulster 
erregen  und  aus  Conchobors  „Fünftel"  entweichen.  Wie  er 
die  Hand  auf  den  Leib  der  Frau  legt,  tobt  (ro-derdestrar) 
das  Kindchen  darunter;  daher  wird  sein  Name  Derdriu.  Als 
es  dann  geboren  wird,  spricht  Cathbad  abermals  ein  weis- 
sagendes Lied,  worin  er  die  Helden,  die  um  seinetwillen  fallen 
oder  aus  Ulster  verbannt  sein  werden,  zum  Teil  mit  Namen 
aufführt.  1)  Man  will  daher  das  Mädchen  töten.  Aber  Con- 
chobor  verhindert  es,  da  er  es  dereinst  zu  seiner  Frau 
machen  will. 

2.  (6 — 13).  Damit  niemand  Derdriu's  Schönheit  sehe, 
wird  sie  in  einem  abseits  gelegenen  Gehöfte  aufgezogen. 
Nur  ihre  Zieheltern  haben  Zutritt  zu  ihr  und  —  weil  man 
es  nicht  hindern  kann  —  das  Spruchweib  Leborcham.  Im 
Winter  schlachtet  ihr  einst  ihr  Ziehvater  ein  Kalb  auf  dem 
Schnee,  und  sie  sieht  einen  Raben  von  dem  Blut  trinken. 
Einen  Mann,  der  die  drei  Farben  vereinigte  —  das  Haar  wie 
der  Rabe,  die  Wange  wie  das  Blut,  der  Körper  wie  der 
Schnee  — ,  würde  sie  sich  wünschen,  äußert  sie  zu  Leborcham.  — 
Der  sei  auch  nahe,  kann  diese  erwidern;  es  sei  Noisiu 
mac  Uisnig  drinnen  (in  der  Burg  Emain).  Und  nun  brennt 
Derdriu  darauf,  ihn  zu  sehen.  Eines  Tages  singt  Noisiu 
allein   auf   dem   Wall   von  Emain.     Die  Stimme   der  Söhne 


')  Über  dieses  ursprünglich  nicht  zugehörige  Gedicht  s.  oben  S.  823. 


II,  25.    Die  Verbanuuiig  der  .Söhue  Uisliu'a.  325 

Uisnechs  war  so  hellklingend,  daß  selbst  das  Vieh,  das  sie 
hörte,  zwei  Drittel  Milch  mehr  als  sonst  gab.  Auch  waren 
sie  treit'liche  Fechter  und  schnell  wie  Hunde  auf  der  Jagd. 
Da  entweicht  Derdriu  zu  Noisiu  hinaus,  und  in  einem  bilder- 
reichen Zwiegespräch  erklärt  sie  ihm,  daß  sie  ein  junges 
Stierchen,  wie  er  eines  ist.  bei  weitem  dem  „Stier  des 
Fünftels"  (dem  alten  K(*)nig  Conchobor)  vorziehe.  Vergebens 
verweist  er  auf  Cathbads  Weissagung;  sie  faßt  seine  zwei 
Ohren  und  erklärt  sie  für  „Ohren  der  Schmach  und  des 
Spotts",  wenn  er  sie  nicht  zu  sich  nehme.  Da  läßt  er  seine 
Stimme  erschallen,  so  daß  alle  Ulter  aufspringen. i)  Seine 
zwei  Brüder  —  ihre  Namen  Ardän  und  Ainnle  erfahren  wir 
erst  später  —  eilen  zu  ihm  hinaus,  um  ihn  abzuhalten;  da 
sie  aber  hören,  daß  es  sich  um  seine  Ehre  handelt,  ver- 
sprechen sie,  mit  ihm  und  Derdriu  außer  Landes  zu  ziehen, 
da  jeder  Fürst  sie  aufnehmen  werde.  Das  tun  sie  in  der 
Nacht  mit  150  Kriegern,  Frauen  und  Dienern  und  kommen 
allmählich  von  einem  Fürsten  zum  andern  durch  ganz  Irland 
herum,  stets  verfolgt  von  der  Hinterlist  Conchobors.  So 
fahren  sie  schließlich  nach  Schottland  hinüber,  nähren  sich 
dort  zunächst  in  der  Einöde  von  erlegtem  Wild,  als  dieses 
mangelt,  von  geraubtem  Vieh.  Da  die  Schotten  sich  ver- 
einigen um  sie  auszurotten,  nimmt  sie  der  König  von  Schott- 
land unter  seine  Soldtruppe  auf.  Aber  wegen  der  Schönheit 
Derdriu's  schlagen  sie  ihre  Häuser  auf  der  Wiese  vor  der 
Burg  auf.  Trotzdem  erblickt  dort  eines  Morgens  der  Haus- 
meier des  Königs  das  Par  und  sucht  sofort  seinen  Herrn  zu 
bereden,  Noisiu  zu  töten  und  Derdriu  zur  Frau  zu  nehmen. 
Aber  der  König  will  es  lieber  in  Güte  versuchen  und  läßt 
den  Hausmeier  seine  Werbungen  heimlich  bei  ihr  anbringen. 
Vergeblich;  sie  erzählt  es  immer  Nachts  ihrem  Gatten.  Auch 
aus  den  vielen  Kämpfen,  in  die  man  die  Brüder  schickt  in 
der  Hoffnung,  daß  sie  dabei  umkommen,  kehren  sie  stets 
siegreich  zurück.  So  werden  denn  doch  die  Schotten  ver- 
sammelt, um  sie  hinzumorden.  Derdriu,  die  in  den  Plan  ein- 
geweiht wird,  bewegt  daher  die  Brüder,  noch  in  derselben 
Nacht  auf  eine  Insel  des  Meeres  auszurücken. 


^)  Es  muß  also  eine  Art  Herausforderungsruf  sein. 


b 


826  II,  25.    Longas  mac  n-üisleini. 

3.  (13 — 15).  In  Ulster  wird  das  bekannt,  und  man  be- 
dauert, daß  so  treffliche  Helden  um  eines  tollen  Weibes 
willen  in  Feindesland  fallen  sollen.  Conchobor  erklärt  sich 
denn  mit  ihrer  Rückkehr  einverstanden  und  stellt  ihnen,  nach 
ihrer  eigenen  Wahl,  als  Bürgen  Fergus,  Dubthach  und  seinen 
Sohn  CormacJ)  Diese  kommen  ihnen  an  die  Küste  entgegen. 
Aber  da  die  Söhne  Uisnechs  gelobt  haben,  in  Irland  keine 
Speise  zu  kosten  vor  der  Concliobors,-)  hält  man  auf  sein 
Anstiften  Fergus  (und  die  andern  Bürgen)  von  der  Heimkehr 
ab,  indem  man  sie  zu  Biergelagen  einlädt.  So  begleitet  nur 
Fergus'  Sohn  Fiacha  die  Söhne  Uisnechs  bis  auf  die  Wiese 
vor  der  Burg  Emain.  Dort  tritt  ihnen  Eogan  mac  Durthacht. 
der  König  von  Fernmag,  der  nach  einer  Fehde  gekommen  ist 
mit  Conchobor  Frieden  zu  schließen,  umgeben  von  Conchobors 
Söldnern  entgegen  und  begrüßt  Noisiu  mit  einem  Lanzenstoß, 
der  ihm  den  Rücken  zerschmettert.  Fergus'  Sohn  wirft  sich 
schützend  über  ihn;  aber  durch  diesen  hindurch  wird  Noisiu 
erstochen  und  dann  Alles  hingemordet,  was  sich  auf  der  Burg- 
wiese befindet.  Nur  Derdriu  wird  mit  auf  den  Rücken  ge- 
bundenen Händen  an  die  Seite  Conchobors  gebracht. 

3.  (16).  Wie  Fergus,  Dubthach  und  Cormac  hören,  daß 
ihre  Bürgschaft  so  verletzt  worden  ist,  kommen  sie  nach 
Emain.  Dubthach  durchbohrt  mit  einem  Lanzenstoß  Maine, 
einen  Solin  Conchobors,  und  Fiachna,  den  Sohn  von  Con- 
chobors Tochter  B'edelm,  und  Fergus  erschlägt  Traigthren 
mac  Traiglethain  („Schnellfuß,  Sohn  von  Breitfuß'')  und  seinen 
Bruder.  In  dem  daran  anknüpfenden  Kampf  fallen  300  Ulter. 
Ferner  mordet  Dubthach  alle  Mädchen  von  Ulster,  und  Fergus 
steckt  vor  Tagesanbruch  Emain  in  Brand.  Dann  wandern 
sie,  eine  Dreitausendschaft  stark,  nach  Connaught  aus  zu 
Ailill  und  Medb.  Aber  auch  von  dort  aus  lassen  sie  sechzehn 
Jahre  lang  Ulster  nicht  in  Ruhe,  sondern  erregen  jede  Nacht 
durch  ihre  Rachezüge  Jammern  und  Zittern. 

4.  (17 — 19).  Während  eines  Jahrs  ist  Derdriu  bei  Con- 
chobor; aber  sie  lächelt  nie  und  ißt  sich  nicht  satt.    In  zwei 


^)  Den  späteren  Cormac  ('onnlougas. 

2)  Wenn    sie   seine  Gäste   geworden  sind,    fühlen   sie   sich   vor  ihm 
sicher,  da  das  Ga!<trecht  niemals  verletzt  wird. 


II,  2').    Oided  iiia<;  H-ri»iiii>'.  I}27 

wehmütigen  Gedichten  vergleicht  sie  die  herrliche  Zeit,  die 
sie  mit  Noisiu  verlebt  hat,  besonders  in  der  Wildnis  von 
Schottland,  mit  ihrer  jetzigen  Lage;  wie  so  gar  nichts  ist  die 
Pracht  der  Königsburg  gegen  jenes  Zusammenleben!  Darum 
schläft  sie  nicht,  färbt  sich  die  Nägel  nicht  mehr  purpurn ^) 
und  sieht  einem  frühen  Giab  entgegen.  Ergrimmt  gibt  Con- 
chobor  sie  an  die  Seite  des  ihr  verhaßtesten  Menschen  Eogan 
mac  Durthacht,  des  Mörders  ihres  Geliebten.  Als  sie  aber 
am  andern  Tag  nach  dem  Festplatz  von  Macha  fahren,  wird 
sie  von  Conchobor  gehöhnt,  zwischen  ihm  und  Eogan  mache 
sie  Augen  wie  ein  Schaf  zwischen  zwei  Widdern.  Das  hält 
sie  nicht  aus;  sie  zerschmettert  ihr  Haupt  an  einem  Fels 
und  stirbt. 

II.    Oided  mac  n-üisnig  (Oidhe  Chloinne  Uisneach). 
„Der  Tod  der  Söhne  (Kinder)  Uisnech's." 

Es  ist  fast  schmerzlich  zu  berichten,  wie  diese  ergreifende  alte  Er- 
zählung" einen  späteren  Bearbeiter  gefunden  hat,  der  dem  einstigen  Ver- 
fasser in  keiner  Weise  ebenbürtig-  war.  Zwar  Keating  II,  190  (Z.  2940 
— 3010.  3031 — 3055)  hat  den  guten  Geschmack  gehabt,  sich  in  seiner  Wieder- 
gabe an  die  alte  Fassung  zu  halten.  Aber  ein  namentlich  in  vielen 
l'apierhandschriften  des  18.  Jahrhunderts  0  verbreiteter  Text  zeigt  eine 
völlige  Umarbeitung.  Da  er  häufig  mit  den  stilistisch  ähnlichen  Stücken: 
Oided  chloinne  Lir  und  Oided  chloinne  Tuirenn  (s.  Teil  IV)  zusammen- 
steht,^) so  liegt  die  Frage  nahe,  ob  sie  nicht  denselben  Verfasser  haben; 
doch  könnte  das  erst  durch  eine  eingehende  sprachliche  Untersuchung 
erwiesen  werden,  die  noch  aussteht. 

Die  älteste  Handschrift,  die  den  Text  (mit  fehlendem  Schluß)  ent- 
hält, befindet  sich  in  Edinburg,  Advocates'  Library  Nr.  LIII  und  ist  nach 
Mackinnon  (Katal.  159)  nicht  älter  als  ca.  1500.  Er  hat  also  schon  im 
15.  Jahrhundert  bestanden;  ob  er  aber  älter  ist  und  namentlich  wie  viel, 
ist  zweifelhaft.  Auf  der  Rückseite  des  ersten  Blattes  ist  zwar  von  roher, 
moderner  Hand  auf  gälisch  geschrieben:  „Gleannmasain  den  15.  Tag  des 
.  .  .  Monats  des  Jahres  des  Heils  1238"'  (wonach  die  Handschrift  Glenmasan- 
Manuskript  genannt  wird).  Daß  jedoch  damit  das  Alter  der  Handschrift 
richtig  angegeben  wäre,  ist  ihrem  Charakter  nach  völlig  ausgeschlossen. 

0  Diese  Sitte  ist  au  dieser  einzigen  Stelle  belegt. 

^)  Manche  von  ihnen  sind  von  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue,  S.  10 
aufgezählt.  Sie  sind,  außer  den  unten  genannten,  noch  nicht  näher 
untersucht. 

'^)  Zuweilen  unter  dem  Titel  Tri  Thruaige  na  Sgealaigheachto  ,.die 
drei  Jammer  des  Erzählens"  zusammengefaßt. 


828  II,  25.    Oided  mac  u-Uisuig. 

Aber  auch  die  öfters  ausgesprochene  Annahme,  mit  dem  Datum  sei  das 
Alter  der  Vorlage  geraeint,  schwebt  in  der  Luft.  Woher  sollte  der 
moderne  Schreiber  (nicht  der  Kopist)  das  kennen  ?  Auch  war  die  Vorlage 
gewiß  in  Irland,  nicht  in  Schottland  (Glenmasan)  geschrieben.  Was  das 
Datum,  wenn  es  richtig  ist,  bedeuten  soll,  muß  ich  dahingestellt  lassen. 

Die  Erzählung,  die  immerhin  noch  manches  Wirksame  enthält,  ist 
vollständig  viermal  herausgegeben.  Zuerst  von  O'Flanagan  in  den  Trans- 
actions  of  the  Gaelic  Society  of  Dublin  (1808)  S.  16  nach  der  Handschrift 
Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  1.  16,  fol.  50  b,  einer  von  O'Daly  um  1758  ver- 
fertigten Abschrift  einer  unbestimmten  Vorlage.  Dann  von  Stokes  in 
IT  II  2  (1887),  109  nach  Edinb.  LIII  (s.  o.)  und  LVI  (Peter  Turner,  Nr.  3) 
S.  432  aus  dem  17.— 18.  Jahrhundert.  Nach  denselben  Handschriften  auch 
bei  Cameron,  Eeliquiae  Celticae  11,422  u.  464.  Endlich  von  O'Duffy:  Oidlie 
Cloinne  TJisnigh,  Fate  of  the  Children  of  Uisneach  (Dublin  1898,  mir  nicht 
vorliegend)  nach  einer  Handschrift  von  1740.  Das  Fragment  von  Edinb.  LIII 
auch  von  Mackinnon,  The  Celtic  Review  I,  3  ff.  104  ff. 

Den  Bearbeiter  reizten  einerseits  Derdriu's  Lieder,  deren  dankbares 
Thema  zur  Nachbildung  einlud;  anderseits  schienen  ihm  Uisnechs  Söhne 
zu  ruhmlos  zu  unterliegen  und  die  Erzählung  zu  wenig  Kampfschilderungen 
zu  enthalten.  Er  setzt  aber  die  alte  Sage  als  bekannt  voraus  und  beginnt 
mit  der  Zurückberufung  der  Entwichenen,  will  also  nur  den  zweiten  Teil 
„ausschmücken".  Spätere  glaubten  dann  den  Anfang  der  Erzählung  aus 
Keating  ergänzen  zu  sollen.^) 

Diese  Fassung,  im  Papierzeitalter  des  17.— 18.  Jahrhunderts  in  zahl- 
reichen Abschriften  durch  Irland  und  wohl  auch  Schottland  verbreitet, 
bildet  die  Grundlage  für  die  zum  Teil  bis  heute  umlaufenden  Erzählungen, 
in  denen  sie  auf  mannigfache  Weise  variiert  und  mit  Märchen-  und  andern 
Stoffen  vermischt  erscheint.  Von  diesen  Ausläufern,  auf  die  hier  nicht 
eingegangen  werden  soll,  sind  veröffentlicht:  eine  in  den  60er  Jahren  des 
19.  Jahrhunderts  von  Carmichael  aus  dem  Munde  des  83  jährigen  John 
MacNeill  auf  der  Insel  Barra  (Schottland)  aufgenommene  Erzählung,  ge- 
druckt in  den  Transactions  of  the  Gaelic  Society  of  Invemess  13  (1886—87) 
S.  241  und  nochmals  unter  dem  Titel :  Deirdire  and  the  lay  of  the  Children 
of  Uisne  (Edinburg  1905),  eine  Übersetzung  auch  in  Celtic  Magazine  13 
(1888),  69.  129.2)  Ferner  eine  1891  von  Dottin  nach  Thomas  Ford  in  Galway 
aufgezeichnete  (RC  16,  421).  Eine  andere  Fassung  ist  von  D.  Hyde  nach 
einer  bald  nach  1800  geschriebenen  Handschrift  in  ZCP  2,  138  heraus- 
gegeben. Auch  die  schottischen  Balladen  und  Balladenfragmente  bei 
Campbell,  Leabhar  na  Feinne,  S.  19 ff.  und  Cameron,  Rel.  Gelt.  H, 306 
gehören  hierher.  Über  englische  Bearbeitungen  von  Macphersons  Fingal 
an  s.  Stokes,  S.  120  f. 

Im  Folgenden  zitiere  ich  nach  der  Zeilenzählung  von  Stokes. 

*)  So  Edinb.  LVI  (gedruckt  bei  Stokes,  S.  HO  und  Cameron  11,422;. 
das  Keatings  Text  am  Anfang  noch  um  den  Stammbaum  Conchobors  erweitert. 

^)  Darnach  der  Anfang  ins  Französische  übertragen  von  Dottin  bei 
d'Arbois,  L'^popee  celtique  en  Irlande,  S.  236. 


ir,  25.    Der  Tod  der  Söline  (Jisiieclr.s.  -Vi'.) 

1.  (Z.  1 — 81).  Conchobor  hält  in  Emain  Macha  ein  großes 
Gelage  ab,  umgeben  von  den  Edeln  von  Ulster;  sein  Haushalt 
zählt  365  Köpfe.  Auch  viele  Musikanten  und  Dichter  waren 
dabei;  von  diesen  werden  Cathbad  mac  Congail  Cläiringnig 
und  seine  drei  Söhne  Genann  Gruadsolus  („Glan zwange'')^ 
Genann  Glündub  („Schwarzknie'')  und  Genann  Gad.  ferner 
Sencha  Mör  („der  Große")  mac  Ailella  und  Ferchertne  mac 
iEngusa  Beldeirg  („Rotmund")  genannt.')  Conchobor  fragt, 
ob  es  irgendwo  in  der  Welt  eine  tapferere  Schar  gebe;  und 
als  das  verneint  wird,  meint  er,  etwas  fehle  ihnen  doch, 
nämlich  die  drei  Haupthelden  der  Galen,  die  drei  Söhne 
üisnechs:  Naisi.  Ainnle  und  Ardän,  die  eines  Weibes  wegen 
durch  die  Welt  schweiften,  so  daß  sich  Naisi  in  Schottland 
einen  Wohnsitz  habe  erkämpfen  müssen.  Das  sei  auch  ihre 
Meinung,  bemerken  die  Übrigen;  sie  hätten  sie  nur  nicht  zu 
äußern  gewagt.  Da  verordnet  Conchobor,  daß  Boten  nach 
Loch  Eitche^)  zur  Feste  Naisi's  gesandt  werden,  und  er 
weiß,  daß  dieser  als  Bürgen  nur  CüChulainn  mac  Subaltaig 
oder  Conall  mac  i^imirgin  oder  Fergus  mac  Rosa  annehmen 
werde.  Er  wolle  erproben,  wer  von  diesen  ihn  lieb  habe. 
So  fragt  er  zuerst  Conall  abseits,  was  er  tun  würde,  wenn 
trotz  seiner  Bürgschaft  die  Söhne  üisnechs  umgebracht 
würden  (was  jedoch  nicht  seine  Absicht  sei).  Und  da  dieser 
antwortet,  er  würde  niemand  in  Ulster  am  Leben  lassen, 
erwidert  er,  er  sehe,  daß  er  ihn  niclit  liebe.  Auf  dieselbe 
Frage  antwortet  CilChulainn,  wenn  dann  C'onchobor  auch  bis 
nach  Indien  entwiche,  er  würde  durch  ihn  fallen.  Darum 
wendet  er  sich  schließlich  an  Fergus,  der  sagt,  Conchobors 
eigenes  Blut  würde  er  schonen,  aber  sonst  Alles  in  Ulster, 
was  er  erreichen  könnte,  umbringen.  So  entschließt  er  sich, 
diesen  zu  senden,  befiehlt  ihm,  auf  der  Rückkehr  bei  der 
Burg  von  Borrach  mac  Annti  zu  landen,  und  nimmt  ihm  das 
Wort  ab  dafür  zu  sorgen,  daß  die  Söhne  Üisnechs  dann  ohne 
Verzug  nach  Emain  Macha  kämen.  Darauf  fragt  er  Borrach 
mac  Annti,  ob  er  ein  Festmahl  für  ihn  habe.    Gewiß,  er- 

')  Dem  Spätling  werden  der  Druide  Cathbad  und  der  Sprecher  Sencha 
zu  ßi,  wie  es  Ferchertne  seit  jeher  war.  Die  Liste  ist  in  Edinb.  LVl 
noch  etwas  vermehrt  (s.  Stokes  S.  122). 

-)  Man  denkt,  es  sei  Loch  Etive  in  Schottland  gemeint. 


3'")0  II,  25.    Oided  iiiac  n-Uisuig. 

widert  dieser;  nur  könne  er  es  nicht  nach  Emain  schaifen. 
Da  läßt  er  sich  von  ihm  versprechen,  dafür  Fergus  dazu  ein- 
zuladen; denn  für  diesen  ist  es  ges,  ein  Festmahl  abzulehnen. 

2.  (81—181).  Früh  am  andern  Morgen  bricht  Fergus 
auf,  nimmt  aber  nur  seine  zwei  Söhne  Illann  Finn  („den 
Hellen")  und  Buinne  Borbruad  („den  törichten  Roten")  mit 
und  Fuillenn  (Cuillion),  den  Burschen,  der  das  Boot  lubrach 
bedient.  So  fährt  er  hinüber  nach  Loch  Eitche,  wo  die 
Söhne  üisnechs  drei  Blockhäuser  haben,  eins  zum  Kochen, 
eins  zum  Essen  und  eins  zum  Schlafen.  Dreimal  läßt  er 
seinen  Ruf  erschallen.  Aber  zweimal  weiß  Deirdri,  die  eben 
mit  Naisi  fidchell  spielt,  diesen  zu  bereden,  daß  es  nur  der 
Ruf  eines  Schotten  sei.  Als  man  aber  das  dritte  Mal  Fergus 
als  den  Rufenden  erkennt  und  sie  gefragt  wird,  weshalb  sie 
es  vorhin  verhehlt  habe,  erwidert  sie,  sie  habe  einen  Traum 
gehabt:  drei  Vögel  seien  aus  Emain  Macha  gekommen  und 
hätten  drei  Schlucke  Honig  im  Schnabel  gebracht,  seien  aber 
mit  drei  Schlucken  Blut  davongeflogen.  Der  Honig  bedeute 
die  Friedensbotschaft,  die  Fergus  bringe,  das  Blut,  daß  sie 
überlistet  würden.  Ardän  geht  Fergus  holen;  man  begrüßt 
und  küßt  sich  gegenseitig,  und  Fergus  richtet  seine  Botschaft 
aus.  Vergebens  bemerkt  Deirdri,  ihre  Herrschaft  in  Schott- 
land sei  größer  als  die  Conchobors  in  Irland;  Naisi  stimmt 
Fergus  bei,  daß  das  Vaterland  über  Alles  gehe,  zumal  Fergus 
sein  Wort  verpfändet  für  sie  einzutreten.  So  fährt  man  am 
nächsten  Morgen  übers  Meer  zur  Burg  von  Borrach  mac 
Annti.  Nochmals  blickt  Deirdri  gegen  Schottland  zurück  und 
nimmt  in  einem  wehmütigen  Lied  von  ihm  Abschied,  worin 
sie  alle  die  Orte  einzeln  aufzählt,  die  ihr  dort  lieb  ge- 
worden sind. 

3.  (182  —  320).  Borrach  küßt  die  Söhne  üisnechs,  be- 
grüßt Fergus  und  lädt  ihn  zum  Festmahl  ein  und  gibt  auch 
nicht  nach,  als  Fergus.  der  es  nicht  abschlagen  kann,  rot 
wird  und  sich  über  die  Einladung  beklagt,  da  er  doch  sein 
Wort  gegeben  habe,  die  Söhne  üisnechs  am  ersten  Tag  ihrer 
Ankunft  nach  Emain  zu  bringen.  Auf  Deirdri's  Tadel  er- 
widert er,  er  werde  sie  durch  seine  zwei  Söhne  und  „durch 
sein  Wort"  begleiten  lassen,  das  man  nicht  wagen  werde  zu 
verletzen,    und  da  Naisi  bemerkt,  sie  brauchten  überhaupt 


II,  25.    Der  Tod  der  Söhne   UiHiiech.s.  )i-^l 

keinen  Schutz,  brechen  sie  auf  und  verwerfen  Deirdri's  Rat 
(in  Prosa  und  Versen),  man  solle,  bis  Fergus  frei  werde,  sich 
auf  eine  Jnsel  zwischen  Irland  und  Schottland,  Inis  Cuilinn 
(('uilenni,  Eachlainn),  zurückziehn.  Wie  sie  zum  Finncani 
na  Foraire  („weißen  Steinhaufen  der  AVacht")  auf  Sliab  Fuait 
kommen,  bleibt  Deirdri  unbemerkt  zurück  und  schläft  ein. 
Dem  zu  ihr  zurückkehrenden  Naisi  erzählt  sie  einen  Traum: 
sie  habe  sie  und  auch  lUann  Finn  ohne  Kopf  gesehen,  aber 
Buinne  Borbruad  habe  den  seinen  behalten.  Und  als  sie 
weiter  nach  Ard  (na)  Sailech  („Weidenhöhe")  gelangen,  das 
heute  Armagh  heißt,  sieht  sie  eine  blutige  Wolke  über  Naisi 
und  rät  (in  Prosa  und  Versen)  nach  Dun  Delga  fDelgän)  zu 
CüChulainn  zu  ziehen,  bis  Fergus  komme  oder  CüChulainn 
die  Bürgschaft  übernehme.  Auch  das  verwirft  Naisi.  so  daß 
sie  sich  über  sein  verändertes  Benehmen  gegen  sie  beklagt, 
und  bald  erblickt  man  Emain  Macha.  Sie  könne  ihnen  einen 
Zeichen  geben,  sagt  Deirdri,  ob  man  Böses  gegen  sie  plane 
oder  nicht:  nehme  sie  Conchobor  in  das  Haus  auf,  in  dem  er 
und  die  Edeln  von  Ulster  weilen,  so  sei  nichts  zu  befürchten; 
wenn  man  sie  aber  in  das  Haus  des  Craebruadi)  führe,  so 
sinne  er  auf  Trug. 

4.  (321  —  422).  Nachdem  sich  der  Pförtner  des  Hauses 
von  Emain  nach  ihren  Namen  erkundigt  und  sie  (Conchobor 
gemeldet  hat,  fragt  dieser,  ob  das  Haus  des  (Jraebruad  mit 
Speise  und  Trank  wohl  ausgerüstet  sei.  Da  das  bejaht  wird, 
läßt  er  die  Ankömmlinge  dorthin  weisen.  Vergeblich  rät 
Deirdri  weiter  zu  ziehen;  Illann  Finn  und  Naisi  entscheiden 
sich  zu  bleiben,  und  die  Ermüdeten  stärken  sich  an  Speise 
und  Trank.  Dann  läßt  Naisi  Conchobors  Spielbrett  Cenncliyem 
(„Schönkopf")  bringen  und  beginnt  mit  Deirdri  zu  spielen. 
Indessen  fragt  Conchobor,  wer  hingehn  wolle  um  zu  sehen, 
ob  Deirdri  noch  so  wunderbar  schön  sei  wie  früher.  Leborcham. 
die  Naisi  sehr  liebt  und  oft  als  Botin  zu  ihm  und  von  ihm 
gedient  hat,  übernimmt  den  Auftrag;  wie  sie  jedoch  ihn  und 
Deirdri  erblickt,  bricht  sie  in  Tränen  aus  und  zeigt  ihnen 
(in  Prosa  und   Versen)  an,    daß   man   auf   Verrat  sinne;  sie 


^)  Der  Verfasser  läßt  also  Conchobor  nicht  in  der   alten    Festhalle 
Cr  sehr  u  ad  sich  aufhalten. 


3o2  II,  25.    Oided  mac  n-Uisnig. 

sollten  Türen  und  Fenster  verschließen  und  sich  tapfer 
Avehren.  Conchobor  berichtet  sie  aber,  er  habe  nun  die  drei 
trefflichsten  Helden  bei  sich;  Deirdri  habe  jedoch  alle  ihre 
Schönheit  verloren.  Dabei  beruhigt  sich  Conchobor  einst- 
weilen. Aber  nach  zwei  oder  drei  Trinkrunden  fragt  er 
wieder,  wer  nach  Deirdri's  Schönheit  ausschauen  wolle.  Drei- 
mal erhält  er  keine  Antwort,  bis  er  Trendorn  Dolann  daran 
erinnert,  daß  Naisi  seinen  Vater  und  seine  drei  Brüder  er- 
schlagen habe.  Da  geht  dieser  hin,  findet  aber  das  Haus 
verschlossen  und  fürchtet  sich  einzutreten;  doch  entdeckt  er 
ein  offen  gebliebenes  Fenster  und  sieht  Deirdri  und  Naisi 
beim  Spiel.  Durch  Deirdri  auf  ihn  aufmerksam  gemacht, 
schleudert  Naisi  einen  Spielstein  nach  ihm,  der  ihm  ein  Auge 
aus  dem  Kopfe  reißt.  So  kehrt  er  zu  Conchobor  zurück  und 
berichtet,  Deirdri  sei  das  schönste  Weib  auf  der  Welt;  wenn 
man  sie  Naisi  lasse,  sei  er  der  König  der  Welt. 

5.  (423 — 447).  Conchobor  und  die  Ulter  brechen  nun 
auf,  umringen  das  Haus,  erheben  ein  Geschrei  und  werfen 
Feuerbrände  nach  ihm.^  Auf  die  Frage,  wer  draußen  sei, 
antworten  sie:  „Conchobor  und  die  Ulter",  und  Conchobor 
schilt,  daß  sie  sein  AVeib  bei  sich  hätten.  Auf  Deirdri's 
tadelnde  Rede,  Fergus  habe  sie  betrogen,  stürmt  dessen  Sohn 
ßuinne  Borbruad  hinaus,  erschlägt  150  Mann  und  löscht  die 
Feuerbrände.  Aber  da  Conchobor  ihm  eine  Dreitausendschaft 
an  Land  und  Teilnahme  an  seinem  Rat  anbietet,  geht  er  zu 
ihm  über  (doch,  so  wird  hinzugefügt,  in  dieser  Nacht  wurde 
Jenes  Land  zum  Sliab  Dal  m-Buinne  „Berg  der  Verträge 
Buinne's"). 

6.  (447 — 524).  Als  Deirdri  das  hört  und  äußert,  dieser 
Sohn  gleiche  seinem  Vater,  nimmt  es  sein  Bruder  lllann  Finn 
auf  seine  Ehre,  stürmt  dreimal  rings  ums  Haus  und  erschlägt 
;300  Ulter.  Dann  kehrt  er  ins  Haus  zurück,  tut  einen  Trunk 
und  nimmt  eine  Fackel  mit,  mit  der  er  die  Feinde  draußen 
zurückscheucht.  Da  ruft  Conchobor  seinen  Sohn  Fiacha,  der 
am  gleichen  Tag  wie  Hlann  geboren  ist;  und  da  dieser  die 
Waffen  seines  Vaters  Fergus  führt,  übergibt  auch  Conchobor 


')  Die  Motive  stammen   teils  aus   Mesca   Ulad  (Kap.  47),   teils  aus 
Togail  bniidne  ui  Derga  (Kap.  81). 


II,  25.    Der  Tod  der  Höhne  üisnech'«.  333 

seinem  Sohn  die  seinigen:  den  Schild  Öchain,')  das  Schwert 
Coscrach  („siegreich")  und  seinen  Sper.  Mit  diesen  tritt 
Fiacha  dem  Illann  entgegen,  ohne  auf  seine  Vorwüi-fe  zu 
achten,  wird  aber  nach  heftigem  Kampf  überwältigt,  so  daß 
er  „unter  den  Schatten  des  Schildes"  zu  liegen  kommt.  Da 
brüllt  der  Schild  auf  und  die  drei  Haupt-Brandungen  (tonna) 
Irlands  antworten:  Tonn  Chlidna  (an  der  Südküste),  Tonn 
Tuaige  oder  Tuaide  (im  Norden)  und  Tonn  Rudraige  (in  dei- 
Dundrum -  Bay).  Conall  (.ernach,  der  sich  in  Dün  Rudraige 
befindet,  hört  das  Tosen  von  Tonn  Rudraige,  schließt  daraus, 
daß  Conchobor  in  Lebensgefahr  sei,  und  eilt  bewaffnet  nach 
Emain.  Er  sieht  des  Königs  Sohn  Fiacha  unter  dem  Schilde 
liegen,  ohne  daß  ihn  ein  ülter  zu  retten  wagt;  da  tritt  ei* 
hinter  Illann  und  durchbohrt  ihn  mit  dem  Sper  Cülglas 
(„Grünrücken").  Als  ihm  Illann  diese  Tat  vorwirft,  da  er 
doch  die  Bürgschaft  für  die  Söhne  Uisnechs  übernommen 
habe,  und  Conall  erfährt,  daß  er  die  Wahrheit  spricht, 2) 
schlägt  er  Fiacha  den  Kopf  ab.  Der  sterbende  Illann  bringt 
seine  Waffen  ins  Haus  und  erzählt  das  Vorgefallene.  Und 
da  die  ülter  von  Neuem  das  Haus  umringen  und  in  Brand 
stecken  wollen,  tritt  Ardän  heraus,  erschlägt  300  von  ihnen 
und  löscht  die  B^euerbrände.  Das  nächste  Drittel  der  Nacht 
löst  ihn  Ainnle  ab,  der  unzählige  Feinde  erlegt.  Endlich 
kommt  auch  Naisi  heraus  und  richtet  am  Morgen  drei  Stunden 
lang  ein  fürchterliches  Blutbad  unter  ihnen  an.  Als  sich  nun 
Deirdri  zu  den  drei  Brüdern  gesellt  und  klagt,  daß  man 
früher  nicht  auf  ihren  Rat  gehört  habe,  legen  sie  die  Schilde 
aneinander,  nehmen  Deirdri  zwischen  sich  und  dringen  ge- 
meinsam auf  die  ülter  ein,  so  daß  abermals  300  fallen. 

7.  (525  —  558).  Nun  wendet  sich  Conchobor  an  den  Druiden 
Cathbad  (Cathfaid)  und  bittet  ihn,  die  Söhne  uisnechs  durch 
Zauberkunst  festzuhalten;  er  gebe  sein  Wort,  sie  hätten 
nichts  von  ihm  zu  befürchten;  aber  wenn  sie  entkämen, 
würden  sie  das  ganze  „Fünftel"  verderben.  Da  zaubert 
Cathbad  ein  Meer  vor  die  Schlachtreihe  der  ülter,  so  daß 
sich  die  Söhne  uisnechs  kaum  oben  halten  können  und  Noisi 

')  Siehe  Kap.  6  §  90. 

•')  Hier  bricht  die  älteste  Handschrift,  Ediub.  LIII,  ab 


3-^4-  II,  25.    Der  Fortsetzer  von  Oided  mac  ii-Uisuig-. 

Deirdri  nur  dadurch  retten  kann,  daß  er  sie  auf  die  Schulter 
nimmt.  So  werden  die  drei  gefangen,  und  Conchobor  befiehlt 
sie  zu  töten.  Aber  die  ülter  weigern  sich.  Erst  als  er 
Maine  Lämderg  („Rothand"),  Sohn  des  König-s  von  Lochlainn 
(Skandinavien)  erinnert,  daß  Naisi  seinen  Vater  und  seine 
zwei  Brüder  erschlagen  habe,  ist  dieser  bereit,  sie  zur  Rache 
zu  enthaupten.  Ardän  und  Ainnle  drängen  sich  vor,  jeder 
will  seinen  Kopf  zuerst  darbieten.  Aber  Naisi  übergibt  Maine 
das  Schwert,  das  er  einst  vom  Elf  Manannän  mac  Lir  er- 
halten hat,  damit  er  sie  alle  drei  mit  einem  Streich  ent- 
haupten könne.  So  geschieht  es,  und  alle  Ulter  stoßen 
Jammerrufe  aus.') 

8.  (559 — 681).  Während  die  Übrigen  miteinander  be- 
schäftigt sind,  flieht  Deirdri  von  einem  Menschen  zum  andren, 
bis  sie  CüChulainn  erreicht,  in  dessen  Schutz  sie  sich  begibt 
und  dem  sie  den  Verrat  erzählt.  Sie  kehrt  mit  ihm  dahin 
zurück,  wo  die  Söhne  Uisnechs  liegen,  löst  ihr  Haar  auf, 
trinkt  von  Naisi's  Blut  und  küßt  ihn.  Dabei  singt  sie  zwei 
Klagelieder,  worin  sie  die  Trefflichkeit  der  Gefallenen  preist, 
springt  ins  Grab  an  Naisi's  Hals  und  stirbt.  Man  errichtet 
einen  Stein  über  dem  Grab,  schreibt  ihre  Namen  in  Ogom 
darauf  und  hält  die  Leichenspiele.  Cathbad  aber  verflucht 
Emain  und  profezeit,  daß  es  künftighin  weder  Conchobor 
noch  irgend  einem  von  seinem  Samen  gehören  werde.-) 


III.   Der  Fortsetzer  (Täin  bö  Flidaise  II). 

Die  Bearbeitung-  II  hatte  von  der  Rache,  die  die  Bürgen  wie  Fergus 
für  ihre  verletzte  Ehre  nahmen,  nichts  berichtet,  so  daß  gewisse  Hand- 
schriften diesen  Teil  aus  Keating  ergänzten.  Ein  Späterer  hat  das  gründlicli 
nachgeholt.  Von  seinem  Werk  sind  bis  jetzt  drei  Handschriften  bekannt 
geworden.    In  Edinburg  LIII  (Glenmasan- Manuskript,  s.o.  S.  327)  S.  9ff. 


^)  O'Flanagan's  Handschrift  fügt  hier  ein  Lied  Deirdri's  ein,  worin 
sie  erzählt,  wie  sie  einst  in  Schottland  mit  Recht  eifersüchtig  auf  Naisi 
gewesen  sei  wegen  seiner  Liebschaft  mit  der  Tochter  des  Earls  von  Dün 
Tren,  und  wie  er  damals  geschworen  habe,  ihr  bis  zum  Tod  keinen 
Kummer  zu  bereiten. 

*)  Edinb.  LVI  fügt  als  Schluß  (G82— 752)  einen  Abschnitt  aus  Keating 
(Z.  2999 — 3055)  au  und  ein  genealogisches  Gedicht  (753—779),  das  die 
Söhne  Uisnechs  zu  Kindern  von  Cathbads  Tochter  Ailbe  macht. 


11.25.    l)t'r  Foitsetzt'r  von  Oid^d  nute.  n-Ui.siii^-.  •{•>r> 

fehlt  ein  kurzes  Stück  des  Anfangs;  sonst  sind  nur  einzelne  Stellen  un- 
leserlich. Fünf  Pergamentblätter,  die  ein  längeres  Bruchstück  des  8c1j1uü- 
teils  enthalten,')  sind  in  GBL  (Faks.  331 — 340)  eingebunden,  gehören 
aber  nicht  zum  älteren  Bestand  dieser  Handschrift.''^)  Vollständig  erhalten 
ist  es  in  R.  Ir.  Ac,  B.  IV,  1  (17.  Jh.),  fol.  127  (121)  ff.'')  Da  in  der  er.st- 
genaunten  Handschrift  mit  demselben  ausgefallenen  Blatt,  das  den  Schluß 
von  II  enthielt,  auch  der  Anfang  von  III  verloren  gegangen  ist,  sah  ihr 
Herausgeber  Mackinnon  das  Ganze  für  einen  Text  an.  Aber  wenn  auch  III, 
wie  viele  Eigennamen  usw.  zeigen,  durchaus  auf  II  fußt,  so  ist  es  doch 
keine  unmittelbare  Fortsetzung  und  nicht  von  demselben  Verfasser.  Es 
schaltet  vielmehr  mit  dem  in  II  Gegebenen  ganz  frei,  läßt  z.  B.  Conchobors 
Sohn  Fiacha  und  Fergus"  Sohn  Illann  Finn,  die  in  II  §  6  in  einem  ein- 
gehend geschilderten  Kampf  gefallen  sind,  als  lebend  auftreten.  In  B.  IV,  1 . 
der  einzigen  Handschrift,  die  den  Anfang  enthält,  scheint  die  Sage  keinen 
Titel  zu  haben.  Aber  im  Schlußsatz  in  Edinb.  LIII  ist  sie  als  Täin  ho 
Flidaise*)  bezeichnet.  Und  in  der  Tat  bildet  außer  dem  alten  Schluß 
von  I  diese  Sage  (Kap.  23),  und  zwar  in  der  interpolierten  Gestalt,  die 
sie  in  LU  zeigt,  die  Hauptgrundlage.  Aber  der  Verfasser  kennt  und 
benützt  sehr  viele  andere  Erzählungen,  natürlich  die  Täin  bö  Ouailnge, 
der  er  u.  a.  das  Verhältnis  von  Fergus  zu  Dubthach  entnimmt,  Fled  Bri- 
crenn  (Kap.  46),  die  Frsech-Sage  (Kap.  16. 17),  die  Conaire-Sage  (Kap.  81), 
Tochmarc  Ferbe  (Kap.  26)  in  der  jüngeren  Fassung  usw.  Der  Kenner 
irischer  Sagen  Avird  überhaupt  in  Jedem  Abschnitte  solche  Einflüsse  er- 
kennen. Neue  Motive  sind  kaum  ersonnen,  der  Verfasser  sucht  durch 
möglichste  Häufung  der  alten  und  durch  retorisch  geschmückte  Sprache 
zu  wirken.  Sein  Hauptziel  aber  ist  die  Länge.  Jede  Kampfszene  und 
jede  Schilderung  wird  ins  Unendliche  ausgesponuen ,  ohne  dadurch  an- 
schaulicher zu  werden,  jedes  Gespräch  möglichst  breit  ausgeführt  und 
meist  noch  in  poetischer  Form  wiederholt;  die  Listen  von  Helden-  und 
Ortsnamen  häufen  sich,  und  nie  setzt  mau  sich  in  einer  Festhalle  {hruiden) 
nieder,  ohne  daß  genau  die  Reihenfolge,  die  man  einnimmt,  angegeben 
wäre.  Man  sieht,  der  Verfasser  wendet  sich  an  ein  sehr  viel  geduldigeres 
Publikum  —  jetzt  gewiß  ein  Lesepublikum  —  als  der  alte  Sagenerzähler; 
der  Gegensatz  ist  der  denkbar  größte.  Als  Verstechniker  zeigt  er  sich 
nicht  ganz  ungewandt;  neben  dem  auch  hier  weit  überwiegenden  Debide- 
Versmaß  sind  doch  gelegentlich  auch  andere  Metren  verwendet.  Aber 
inhaltlich  fügen  die  Gedichte  kaum  je  etwas  Neues  zur  Prosa  hinzu. 

1)  Es  entspricht  Gelt.  Review  III,  198  — IV,  108  (Mackinnon). 

'^)  Nach  diesen  zwei  Hss.  hgg.  u.  übers,  von  Mackinnon,  The  Celtic 
Review  I,  208  bis  IV,  219. 

ä)  Daraus  sind  der  Anfang  und  ein  par  in  Edinb.  LIII  unleserliche 
oder  abweichende  Abschnitte  gedruckt  und  übers,  von  Margaret  Dobbs, 
Eriu  8,  133. 

*)  Der  Genitiv  hat  hier  weibliche  Form  erhalten.  Aber  in  einem 
Gedicht  (Gelt.  Review  III,  198)  steht,  durch  den  Vers  geschützt,  IXm 
Flidais. 


386  II,  25.   Der  Portsetzer  von  Oided  mac  n-Uisnig. 

Das  Ganze  läuft  auf  eine  Verherrlichung-  des  Heldenstammes  Gamaura(i)d 
in  Conuaught  hinaus,  zu  dessen  König*  der  Verfasser  Ailill  Finn,  den  Helden 
von  Täin  bö  Flidais,  macht.  Er  wird  wohl  selber  aus  Connaught  stammen, 
wiewohl  ich  nicht  zu  beurteilen  vermag,  ob  alle  von  ihm  genannten  Orts- 
namen wirkliche  sind.^)  Zu  der  Zeit  unserer  Erzählung,  die  etwas  jünger 
sein  muß  als  II,  waren  ja  die  östlichen  Gebiete  Irlands,  in  denen  vormals 
die  Sage  hauptsächlich  gepflegt  wurde,  großenteils  in  englischen  Händen. 

Ich  muß  mich  bei  der  Inhaltsangabe  des  umfangreichen  Textes  auf 
die  Grundlinien  beschränken.  Die  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Seiten  der 
(/eltic  Review. 

1.  (Eria  8,  134 f.;  Celt.  Eev.  1, 208).  Als  nach  dem  Tod 
der  dann  Uislenn  (oder  Uislech)  Fergus  nach  Emain  Macha 
kommt  und  erfährt,  wie  seine  Bürgschaft  durch  Conchobor 
verletzt  worden  ist,  findet  er  diesen  nicht  vor,  sondern  Emain 
verlassen.  Seine  Mitbürgen '^)  sind  u.  a.  außer  seinen  Söhnen 
Buinne  Borbruad  und  Illann  Finn:  Cormac  Connloinges  mac 
Oonchobair,  Dubthach  mac  Carbad  und  Dubthach  Dsel  Ulad, 
iEngus  mac  uEnläime  Gäibe,  Birrderg  mac  Ruaid,  Oilill 
Miltenga,  Fiacha  mac  Fir-Eba,  Goibnenn  mac  Luirgnig. 
Suanach  mac  Sälgobann,  Lugaid  Lamderg  („Eothand")  mac 
Dedad  (Deghadh),  Edar  und  Sithar  die  zwei  mac  Edgaeid.^) 
Nachdem  er  die  Gefallenen  beklagt  hat,  verheert  er  das 
„Fünftel"  und  wirft  sich  zum  Herrn  auf,  ein  volles  Jahr 
oder  nach  andern  sieben  Jahre,  während  Conchobor  ver- 
trieben bleibt.  Das  ist  die  „dunkle  Herrschaft"  des  Fergus; 
denn  während  der  ganzen  Zeit  geht  die  Sonne  nicht  über 
Emain  auf  und  herrscht  Krieg  und  Aufruhr.  Die  ver- 
sammelten Ulter  entbieten  ihm  daher  durch  die  ollam 
Aimergin  und  Cathbad  (Cathfaid),  es  wäre  ruhmvoller  für 
ihn,  Tronf olger  genannt  zu  werden  und  ein  hohes  Wergeid 
für  die  Erschlagenen  anzunehmen,  außerdem  ein  herrlich  aus- 
gestattetes  imdad.^)   das  ihm  in  Emain  immer  vorbehalten 


^)  .ledenfalls  darf  man  jiicht,  wo  er  die  Namen  der  älteren  Sage  mit 
jüngeren  identifiziert,  glauben,  daß  er  tatsächlich  Kunde  davon  gehabt 
habe,  wie  das  naiverweise  bisweilen  geschehen  ist. 

'^)  Das  wird  lucht  na  slämiiyhechta  dociwm  Fergus  etwa  bedeuten. 

»)  Die  Namen  sind  außer  dem  alten  Text  auch  der  l'äin  bö  Cuailnge 
und  Togail  bruidne  ui  Derga  entnommen,  zum  Teil  aus  andeni  Sagen- 
uamen  variiert. 

*)  In  den  alten  Sagen  die  Ruhebetten  in  den  Festhallen:  aber  hier 
habeu  außer  Fergus  fünfzig  Männer  Platz  darauf. 


II,  2ö.    Der  Fortsetzer  von  (Mded  iiiac  ii-riHiiit;.  337 

bliebe,  liebst  einem  Heldenanteil ')  bei  den  Gelagen,  bestehend 
aus  sieben  Fässern,  sieben  Rindern,  sieben  Ebern,  Wild  aller 
Art  und  dem  Helden -Trinkhorn  Conchobors.  P-]r  geht  nach 
einer  Beratung  mit  seinen  Leuten  darauf  ein  unter  der  Be- 
dingung, daß  er  niemals  gekränkt  werde,  und  entfernt  sich, 
um  seinen  fürstlichen  Umgang  durch  Ulster  zu  halten. 

2.  (I,  208  —  226).  Als  er  wiederkehrt,  hält  gerade  Conchobor 
ein  großes  Gelage  in  Emain  ab.  Eben  kommen  auch  drei 
berühmte  Krieger  nach  Emain:  Dubloingsech  mac  Tribnait, 
Tribnait  mac-ua  Loingsig  und  Durrthach  ua  Fiaich,  die 
einst  zum  Gefolge  von  König  Conaire  mac  Etersceoil  gehört 
habend)  und  seither  überall  in  Irland  mit  den  größten  Ehren 
aufgenommen  werden.  Da  die  Trunkenheit  schon  hoch  ge- 
stiegen und  kein  Pförtner  vorhanden  ist.  achtet  jedoch 
niemand  auf  ihr  Eintreten,  und  sie  nehmen  eigenmächtig  das 
leere  imdad  des  Fergus  ein.  Wie  die  Ulter  das  bemerken, 
wagen  sie  nicht  sie  wegzuweisen;  aber  es  schwant  ihnen 
Unheil.  In  der  Tat  wird  Bricne,  der  vor  Fergus  daher- 
kommt, diese  neue  Verletzung  dor  Abmachungen  gewahr, 
meldet  sie  Fergus  draußen,  und,  von  ihm  aufgehetzt,  ge- 
stattet dieser  seinen  Leuten,  alles  Böse  zu  tun,  was  sie 
können.  Nun  werden  fünfzig  Knappen  erschlagen,  die  Fiacha 
mac  Conchobair  und  Däire  mac  Fedlimthe  umgeben,  und 
auch  diese  zwei  fallen  durch  Dubthach.  Die  heraustretenden 
fili  finden  die  Toten,  klagen  um  sie  und  bieten  Fergus  eine 
hohe  Buße  an  oder  aber  den  Krieg.  Dann  kehren  sie  zu 
Conchobor  zurück  und  melden,  was  geschehen.  Fergus  ver- 
heert Alles  weit  und  breit;  nach  einigen  mordete  Dubthach 
damals  zwei  Töchter  von  Eogan  mac  Durthacht:  Dubthach 
Laigis  und  Lennabair,  ferner  Moirenn,  die  Frau  Muinremars, 
und  Eitne,  die  Frau  von  Eirrge  Echbel.  Dann  zieht  man 
nach  Uisnech  in  Mide  und  überlegt,  wohin  man  auswandern 
will,  ob  zu  Cairbre  mac  ßosa  oder  zu  Finn  mac  Rosa  oder 
zu  OüRoi  mac  Däire,  entschließt  sich  aber  für  Medb  und 
Oilill  in  Cruachain;  und  den  vorausgesandten  Bricne  empfängt 
Medb  mit  offenen  Armen.    Fergus  mit  2000  Kriegern  nebst 

0  Siehe  Fled  Bricreun  (Kap.  46). 
•^)  Siehe  Kap.  81  §  82. 

Thurney seil,  Die  irische  Helden-  und  Könijj-sa<^e.  22 


B3B  It,  25.   t)er  FortHetzer  von  Oided  mac  n-Üisnig-. 

anderem  Gefolge  findet  in  Cruachain  selber  dauernde  Auf- 
nahme, weitere  4000  Krieger  werden  anderwärts  in  Connaught 
einquartiert.  Während  sie  so  ein  Vierteljahr  hoch  geehrt 
verbringen,  mordet  Conchobor  aus  Rache  für  die  Erschlagenen 
die  zwölf  Söhne  des  Fergus,  die  in  Ulster  zurückgeblieben 
sind,  und  sieben  Söhne  Dubthachs.  Da  nun  Fergus,  um  dies 
zu  bestrafen,  zunächst  die  Duhloinges  („die  schwarzen  Ver- 
bannten") 0  versammeln  will,  zieht  Dubthach  sofort  allein 
nach  Ulster,  sengt  und  plündert  (nach  einigen  hätte  er  erst 
damals  die  oben  genannten  Fürstinnen  getötet)  2)  und  kehrt 
siegreich  nach  Cruachain  zurück.  Inzwischen  hat  Fergus 
das  Heer  versammelt  und  rückt  in  das  Grenzgebiet  von 
Oirgialla  (Oriel  in  Ulster)  ein;  in  den  Kämpfen  erschlägt  er 
selber  Eogan  mac  Durthacht,  den  König  von  Fernmag,  und 
Muiredach  Menn  („den  Stammler"),  einen  Sohn  von  Oilill 
Finn,3)  erlegt  Garad  Glonnbeimnech  mac  iEnläime  Gäibe,  und 
sie  bringen  ungeheure  Beute  zu  Medb  und  Oilill  zurück. 

3.  (I,  226 — 228).  In  dem  Jahr,  das  sie  nun  in  Connaught 
verbringen,  spinnt  sich  eine  heimliche  Liebschaft  zwischen 
Medb  und  Fergus  an,  und  sie  wird  von  ihm  schwanger. 
Eines  Tages  bemerkt  ihr  Mann  Oilill,  daß  sich  ein  Hasel- 
zweig an  der  Seite  von  Cruachain  hin-  und  herbewegt; ^)  er 
tritt  näher  und  sieht  Fergus  und  Medb  vereint.  Da  ergreift 
er  das  Schwert,  das  Fergus  hinter  sich  gestellt  hat,  zieht  es 
aus  der  Scheide  und  will  ihn  zuerst  damit  umbringen;  aber 
da  er  ohne  Eifersucht  ist,  5)  übergibt  er  es  vielmehr  Nera 
mac  Niaduil^^)  und  gelobt,  daß  es  Fergus  erst  in  der  großen 


^)  So  werden  die  aus  Ulster  Ausgewanderten  in  dieser  Sage  immer 
genannt.  Der  Name  erinnert  au  dub-geinti  oder  duh-Gaill,  die  Bezeichnung 
der  dänischen  Wikinger  in  Irland.  Dubloingsech  „der  schwarze  Verbannte" 
kommt  als  Name  von  Helden  mehrfach  vor,  außer  oben  S.  337  auch  in 
Tochmarc  Ferbe  (Kap.  26,  Fassung  II);  er  hat  vielleicht  den  AnstoJS  zu 
dieser  Benennung  gegeben. 

'^)  Die  scheinbar  verschiedeneu  Berichte,  die  der  Verfasser  einzustreuen 
liebt,  sind  deu  Varianten  der  alten  Sagen  nachgeahmt,  in  denen  wirklich 
verschiedene  Quellen  gemischt  sind. 

")  Später  (§  7  ff.)  hat  der  Verfasser  vergessen ,  daß  er  den  schon  hat 
umkommen  lassen. 

*)  Vgl.  Kap.  69  §  4.  »)  Siehe  Kap.  9  S.  243. 

')  Vgl.  Kap.  22. 


IT,  2o.    I^cr  Foitsetzer  vf)\\  Oided  mac  n-lTisnifj.  'i-iö 

Schlacht  der  Täin  h()  Cuailnge  wiedererlangen  soll.    An  seiner 
Stelle  steckt  er  ein  hölzernes  in  die  Scheide,  i) 

4.  (1,  228.  296-310).  Die  Einquartierung  liegt  schwer 
auf  den  Connachtern  und  namentlich  auf  Medb,  die  alle  Ver- 
sprechungen (von  Geschenken),  die  Fergus  macht,  einzulösen 
pflegt.  Als  einst  Oilill  und  Medb  und  die  Tuatha  Taiden'-^) 
ein  großes  Festmahl  abhalten,  an  dem  außer  Fergus  und 
Cormac  Connloinges  viele  andere  Helden  teilnehmen,  darunter 
Frsech  mac  Fidaig  und  die  Olanna  Fidai,']  und  sieben  ver- 
schiedene Gamain  (Häuptlinge  der  Unterabteilungen  der 
Gamanrad),  erinnert  Bricne  Fergus  daran,  er  habe  ihnen 
beim  Auszug  aus  Ulster  sechzig  Wagen  mit  Pferden,  Schilden 
und  Waffen  versprochen.  Da  Fergus  erwidert,  er  habe  sie 
nicht  und  könne  das  „Fünftel"  (Connaught)  nicht  noch  mehr 
belasten,  verlangt  und  erhält  Bricne  am  andern  Morgen  von 
Medb  und  von  Fergus  Urlaub,  um  mit  den  150  Mitgliedern 
seiner  Schule  =^)  die  Gamanrad  aufzusuchen  und  von  ihnen 
Geschenke  zu  erbitten.  Auf  genau  beschriebenem  Wege^) 
gelangt  er  nach  der  Burg  von  Ätli  Fen,  wo  der  König  der 
Gamanrad,  Oilill  Finn,  Sohn  von  Domnall  Dualbuide  („Gelb- 
flechte") wohnt.  Er  wird  gut  aufgenommen  und  dann  bei 
einem  großen  Festmahl  in  der  Halle  {hruiden)  bewertet,  zu- 
gleich mit  den  hervorragendsten  Hausgenossen  Oilills  wie 
Fer  Diad  mac  Damäin,  Frsech  mac  Fidaig,  Goll  Öilech,  den 
sieben  Breislenna  von  Breifne,  Fer  Derg  mac  Dolair,  Gamain 
mac  Slthgaile,  Dartad  na  Dibeirge  u.  a.^)  Nachdem  er  sich 
dreimal  hat  bitten  lassen,  ergreift  er  seine  neunsaitige  Harfe 
und  trägt,  begleitet  von  dem  Chor  seiner  Genossen,  den  Ver- 
sammelten ein  Lied  auf  Oilill  Finn  vor,  das  ihnen  gar  wohl 
gefällt,  das  sie  aber  nicht  verstehen,  weil  es  in  der  dunkeln 
Dichtersprache  abgefaßt  ist.    Er  erklärt  es  ihnen  daher  Vers 


1)  Vgl.  Kap.  «  §  66  S.  186  (Fassung  II). 

'^)  Stämme  in  Connaught. 

^)  Bricne  wird  in  dieser  Sage  als  oUnm  mit  vielen  Dichterschüleni 
vorgestellt. 

*)  Die  Lesarten  von  B.  IV,  1  in  Eriu  8, 134. 

^)  Nach  andeni,  bemerkt  der  Verlasser,  befanden  sich  einige  von 
diesen  vielmehr  in  der  Hausgenossen  seh  aft  von  Oilill  und  Medb,  s.  o. 


340  11,25.    Der  Fortsetzer  von  Oided  mac  ii-Üisnig-. 

für  Vers;  9  es  enthält  außer  dem  Preis  Oilills  namentlich  die 
Bitte  um  eine  Reihe  kastbarer  Geschenke.  Alles  wird  ihm 
bewilligt,  was  er  nur  wünscht.  Nach  einer  Bewirtung  von 
drei  Tagen  und  Nächten  bemerkt  er,  eines  scheine  dem  Hause 
doch  zu  fehlen:  eine  Königin.  Aber  Oilill  Finn  belehrt  ihn, 
daß  seine  Frau,  Flidais  Foltchain  („Schönhaar"),  Tochter  von 
Oilill  Dub  („dem  Schwarzen"),  nur  nach  Räith  Mörgain  auf 
dem  Leitriach- Berge  gezogen  sei,  um  nach  der  „Hornlosen 
der  Flidais"  zu  sehen,  einer  Kuh,  die  jeden  Abend  300  Männer, 
abgesehn  von  Frauen  und  Kindern,  mit  ihrer  Milch  sättigen 
könne.  Und  da  Bricne  nun  auch  ein  Lied  auf  die  Königin 
singt,  fordert  ihn  Oilill  Finn  auf,  sie  selber  aufzusuchen  und 
es  ihr  vorzutragen.  Bricne  hat  aber  seine  Anwesenheit  be- 
nutzt, um  zwischen  den  besten  Freunden  tödliche  Feindschaft 
zu  stiften.  2) 

5.  (1,310— -815,  11,20—33.  100—112).  Er  bricht  am 
nächsten  Morgen  auf,  wird  in  Dün  Mörgain  von  Flidais  und 
ihren  Frauen  trefflich  aufgenommen,  singt  ein  Lied,  in  dem 
er  unter  anderm  erwähnt,  daß  er  mit  Fergus  von  Emain 
nach  Cruachain  gezogen  sei,  und  wird  reich  beschenkt.  In 
der  Woche,  die  er  dort  zubringt,  stiftet  er  gleichfalls  Un- 
frieden zwischen  den  Frauen.  Als  ihn  aber  Flidais  nach 
Fergus  fragt,  gibt  er  eine  so  überaus  glänzende  Beschreibung 
von  dem  Manne,  seiner  Tapferkeit,  seinem  Reichtum  und 
seiner  Freigebigkeit,  dem  nichts  mangle  als  das  Königtum 
von  Ulster  und  eine  würdige  Gattin,  daß  Flidais  sofort  in 
Liebe  zu  ihm  entbrennt  und  trotz  Bricne's  Einspruch  erklärt, 
auch  sie  besitze  keinen  ihrer  würdigen  Gatten.  Sie  befiehlt 
ihm,  Fergus  unter  ges  zu  verpflichten,  da,  wie  sie  höre,  die 
Männer  Irlands  zur  Täin  bö  Cuailnge  ausziehn  wollten,  zu 
den  Gamanrad  zu  kommen  und  sie  um  Unterstützung  zu 
bitten.  Dann  werde  sie  mit  ihm  ziehen  und  die  „Hornlose 
der  Flidais"  mitbringen,  die  jeden  siebten  Tag  die  Männer 
Irlands    nähren    werde.  =0      Auf    der    Rückkehr    übernachtet 


»)  Vgl.  Kap.  12  IV  S.  257. 

'-')  Das  hat  in  dieser  Erzählung  keinerlei  Folgen,  diese  Tätigkeit 
Bricnes  ist  nur  aus  älteren  Sagen  wie  Fled  Bricrenn  (Kap.  46)  über- 
nommen. 

»)  So  versteht  der  Verfasser  die  Stelle  in  Kap.  23  S.  319. 


11,25.    Der  Furtsetzcr  von  (Jiderl  niac  ii-LJisin^.  341 

Bricne  wieder  in  der  Burg  von  Äth  Fen,  zeigt  Oilill  Finn 
an,  daß  Fergns  ihn  um  Ilntert^tützung  angehn  werde,  und 
wird  von  150  Wagenfahrern  bis  zum  Bache  Buill  in  Fäinglenn 
geleitet.  Dann  zieht  er  nach  (.'ruachain  mit  so  viel  ge- 
schenkten Herden,  daß  man  dort  zuerst  glaubt,  es  komme 
ein  Beutezug  aus  Ulster  an.  Er  rühmt  in  Prosa  und  Versen 
die  Pracht  von  Oilill  Finn's  Haus  und  Haushalt  so  sehr,  daß 
Medb  unwillig  wird,  da  sie  den  ihrigen  für  weit  glänzender 
hält,  und  er  übergibt  Fergus  aus  den  mitgebrachten  Ge- 
schenken 150  Wagen  mit  Zubehör  und  andere  Kostbarkeiten. 
In  einer  Unterredung,  an  der  auch  Cormac,  Dubthach  und 
^Engus  mac  ^Enläime  Gäibe  teilnehmen,  berichtet  Bricne 
dem  Fergus,  er  sei  als  sein  Werber  aufgetreten  und  er  setze 
ihn  unter  ges,  wenn  er  nicht  die  Frau  von  Oilill  Finn  ent- 
führe. Da  gibt  ihm  der  Sohn  von  Cairbre  Ceinnliath  („Grau- 
kopf")') einen  Tritt,  daß  er  rücklings  ins  Feuer  fällt  und 
von  den  Dienern  gerettet  werden  muß.  Der  Medb,  die  den 
Tumult  in  der  Halle  vernimmt,  erklärt  Dubthach,  das  sei 
wegen  Bricne's  loser  Zunge  geschehen.  Fergus  und  Medb 
sind  über  diese  Beschimpfung  Bricne's  erzürnt;  aber  die 
Frauen  und  Knappen  freuen  sich  darüber,  weil  er  überall 
nur  Streit  stiftet.  Am  andern  Morgen  muß  Bricne  dem 
Fergus  und  der  BuUoinges  den  Auftrag  von  Flidais  im 
Einzelnen  auseinandersetzen;  aber  er  verhehlt  nicht,  daß  das 
zu  furchtbaren  Kämpfen  führen  werde.  Er  selber  will  sich 
dem  Zuge  entziehen  und  entschließt  sich  nur  widerwillig 
zur  Teilnahme,  als  Fergus  droht,  ihn  an  den  Haaren  mit- 
zuschleppen. 

6.  (II,  112—121).  Eben  als  König  Oilill  und  Dubthach 
fidchell  spielen,  tritt  Fergus  ein,  bittet  Oilill  und  Medb  um 
Urlaub  und  erhält  ihn.  Dubthach  erklärt,  erst  später  nach- 
kommen zu  wollen;  sie  sollten  ihm  nur  ihr  Nachtquartier  an- 
geben. Auf  Medbs  Rat  übernachten  Fergus  und  die  Bub- 
loinges  bei  dem  höchst  gastfreien  Schmied  (cerd)  Moda 
Minadmad(ad)  in  der  Burg  von  Äth  Derg  („rote  Furt")  an 
der   Brea    (die    auch    hier    der   Suca   gleichgestellt    wird).  2) 

0  Das  ist  Dubthach  D*!  Ulad. 
■')  Vgl.  Kap.  16  III  IS.  293. 


342  II,  25.    Der  Fortsetzer  von  Oided  mac  u-Uisuig. 

Dubthach  ist  mit  seinem  Spiel  erst  Abends  zu  Ende,  fährt 
in  seinem  Wagen  den  andern  nach,  springt  ab  und  tritt  ins 
Haus.  Sein  Diener  findet  aber  die  beiden  vorhandenen  Ab- 
spanneplätze besetzt,  den  einen  von  Moda's  Gesinde,  den 
andern  von  der  DuUoinges  und  wird  überall  abgewiesen. 
Er  kommt  klagend  zu  Dubtliach  und  sagt,  er  müsse  einen 
schlechten  Herrn  haben,  da  er  weder  Speise  noch  Trank 
noch  ein  Lager  bekomme.  Da  Dubthach  dies  dem  Moda 
vorhält,  erwidert  dieser,  er  besitze  nur  dieses  eine  Haus  und 
darin  sei  kein  Platz  mehr;  aber  Nahrung  könne  der  Diener 
für  neun  erhalten.  Dubthach  will  zornig  auf  ihn  los,  wird 
aber  von  den  andern  zurückgehalten.  Wie  sie  sich  jedoch 
wegwenden,  steht  er  auf  und  haut  Moda  mit  seinem  Schwert 
in  zwei  Stücke.  Fergus  schilt  Dubthach  wegen  dieser  und 
seiner  früheren  Missetaten  und  hält  die  Totenklage  um  Moda. 
Als  die  Kunde  nach  Cruachain  dringt,  wollen  die  Maine,  die 
Söhne  von  Oilill  und  Medb,  mit  versammeltem  Heer  der 
DuUoinges  nach  und  Rache  nehmen;  aber  Oilill  läßt  nicht 
zu,  daß  den  von  ihm  aufgenommenen  Fremdlingen  ein  Leid 
geschehe. 

7.  (II,  202—223.  300-304).  Die  nächste  Nacht  werden 
diese  von  Äirne  mac  Duib  Dochlaid  und  seinen  sieben  Brüdern 
beherbergt,  die  ihre  Burg  am  Loch  n-Airne  („Schleheusee") 
haben.  Nachdem  sie  gut  bewirtet  worden  sind,  finden  Alle 
ihr  Lager,  nur  Dubthach  bleibt  allein  in  der  Mitte  des 
Hauses  übrig.  Da  er  deshalb  Äirne  anfährt,  will  Fergus, 
der  sich  dessen  schämt,  auf  Dubthach  losgehn;  aber  die 
Buhloinges  schützt  diesen.  Allein  der  Tumult  ist  schon  nach 
außen  gedrungen,  und  sowohl  die  Mannen  von  Fergus  als 
von  Äirne  eilen  herbei.  Zwar  werden  sie  von  Cormac  Conn- 
loinges  und  Äirne  beruhigt;  aber  bereits  haben  sich  sechzig 
von  ihnen  gegenseitig  umgebracht.  Nach  dieser  unruhigen 
Nacht  bricht  man  auf,  und  als  man  in  die  Nähe  von  Äth 
Fen  kommt,  wird  Bricne  zu  Oilill  Finn  vorausgesandt.  Einen 
gastlichen  Empfang  lehnt  er  für  sich  ab,  da  ein  Höherer  ihm 
folge,  Fergus,  der  Oilill  Finn  als  seinen  besten  Freund  be- 
trachte. Doch  nimmt  er  ein  Frühstück  mit  Oilill  ein  und 
trinkt  dabei  so  viel  Met,  daß  er  ihm  in  seiner  Trunkenheit 
verrät,   in  Wirklichkeit  komme  Fergus,  weil  sein  Weib  von 


II,  25.    Der  FortHetzer  von  Oided  iriac  n-riiönig-.  343 

ihm  entführt  sein  wolle.  Tn  drei  —  eingehend  geschilderten  — 
Scharen  rückt  Fergus  an;  die  erste,  die  aus  Prinzen  des 
Stammes  von  Kugraide')  und  ihien  Mannen  besteht,  führt 
Cormac  Connloinges,  die  zweite,  in  der  sich  die  Fürsten  und 
Edeln  befinden,  Fergus  selber:  die  dritte  bilden  die  alten 
Berater  und  die  Soldtruppen.  Nachdem  sie  bewillkommt  und 
ins  Schlaf  haus  („Bettenhaus")  geführt  worden  sind,  werden 
sie  —  ihrem  Wunsch  entsprechend  —  mit  den  Gamanrad 
zusammen  in  einem  Haus  bewirtet,  so  daß  immer  ein  An- 
kömmling neben  einen  Einheimischen  zu  sitzen  kommt.  Oilill 
selber  geht  auf  sein  imdad  und  heißt  Fergus  es  mit  ihm 
teilen.  Obschon  es  diesem  noch  nie  begegnet  ist,  daß  ihm 
nicht  ein  imdad  für  ihn  allein  eingeräumt  wurde,  hält  er  es 
für  unter  seiner  AVürde,  Einspruch  zu  erheben.  Während 
des  Trinkens  fragt  ihn  Oilill  nach  dem  Zweck  seines  Be- 
suchs; er  nennt  als  solchen  die  Bitte  um  Unterstützung  von 
Seiten  Oilills  und  der  Gamanrad.  Als  aber  Oilill  erwidert, 
er  wisse  wohl,  daß  er  wegen  seiner  Frau  gekommen  sei, 
leugnet  er  es  nicht.  Und  Oilill  macht  mit  ihm  aus,  am 
nächsten  Morgen  wollten  sie  sich  beide,  nur  von  ihrem 
Wagenlenker  begleitet,  bei  Äth  an  Gluithi  zum  Zweikampf 
treffen;  niemand  solle  davon  wissen,  und  wer  lebend  davon- 
komme, solle  Flidais  besitzen.  Bricne  sieht  ihre  zornigen 
Gesichter  und  bereut,  was  er  angestellt  hat.  Er  geht  wieder- 
holt hinaus  und  sieht  jedesmal  eine  neue  gewaltige  Krieger- 
schar von  einer  anderen  Himmelsrichtung  her  ankommen,  bis 
schließlich  Alles  ringsum  von  Truppen  besetzt  ist.  Oilill 
nennt  ihm  jeweils  auf  seine  Frage  die  Herkunft  der  An- 
marschierten und  ihre  Führer:  ^Engus  mac  Echtaig,  Muire- 
dach  mac  Oilella,  Gamain  na  Sithgaile  usw.;  sie  kämen  alle, 
um  an  der  morgigen  Fest  Versammlung  teilzunehmen.  Zu 
Fergus  äußert  Oilill.  da  er  den  Grund  seines  Kommens 
kenne,  werde  er  nichts  von  seinen  Schätzen  erhalten.  Und 
er,  erwidert  Fergus,  wolle  nichts  von  seinen  Speisen  und 
Getränken  genießen;  denn  er  töte  niemand,  mit  dem  er 
gegessen.  Damit  verläßt  er  die  Halle.  Dubthach  und  ^Engus, 
die  das  bemerken,  folgen  ihm  und  fragen  nach  dem  Grund. 


»)  =r  Rndraige,  der  Heldeiistftmm  von  Ulster. 


344  II,  25.    Der  Fortsetzer  von  Oided  mac  n-Uisnig'. 

Nur  widerstrebend  teilt  er  ihn  unter  dem  Siegel  des  Ge- 
heimnisses mit,  und  Dubthach  erbietet  sich.  Oilill  zu  be- 
stehen, den  Fergus  in  der  Tat  keinen  seiner  würdigen 
Gegner  nennt. 

8.  (11,304—313,  111,10—14).  Doch  geht  Fergus  früh 
am  andern  Morgen  hinaus,  findet  Oilill  Finn  bereits  an  der 
Furt  und  der  Kampf  beginnt.  Dubthach  und  ^Engus  be- 
merken, daß  Fergus  fehlt,  gehen  ihm  nach  und  greifen  ge- 
meinsam mit  ihm  Oilill  an;  später  kommen  noch  andere  wie 
Cormac  Connloinges,  Uait[h]ne  Uchtsolus  („Glanzbrust")  hinzu. 
Aber  Oilill  wehrt  sich  so  tapfer,  daß  sein  Diener  es  nicht 
für  nötig  findet,  Hilfe  zu  holen.  Doch  da  dieser  Pvampf  von 
Morgen  bis  Abend  andauert,  dringt  schließlich  der  Waffen- 
lärm zu  den  Gamanrad  und  zur  Buhloinges.  Sie  eilen  hinaus, 
erheben  ihren  Schlachtruf  gegeneinander,  und  ein  blutiger 
Kampf  hebt  an,  in  dem  beiderseits  Unzählige  fallen.  Wieder 
hauen  Fergus,  ^Engus  und  Dubthach  gleichzeitig  auf  Oilills 
Schild  ein.  Als  aber  Ganiain  na  Sithgaile  den  dreifachen 
Hieb  hört,  kommt  er  mit  seinen  zwei  Brüdern  herbei,  und 
nun  greifen  sie  ihrerseits  zu  dreien  Fergus  an.  Dieser  sieht, 
daß  die  Seinigen  im  Nachteil  sind  und  will  sein  gewaltiges 
Schwert  Caladbolg  ziehen;  doch  nun  entdeckt  er.  daß  statt 
seiner  nur  ein  hölzernes  Schwert  in  der  Scheide  steckt 
(s.  §  3).  Da  läßt  er  Cormac  Connloinges  durch  Bricne  ent- 
bieten, er  solle  so  viel  Mannschaft  sammeln  als  er  könne 
und  sie  aus  der  Schlacht  herausführen.  Das  gelingt,  indem 
Cormac  die  Abziehenden  mit  seinem  Schilde  deckt,  i)  Auf 
Fergus,  der  zu  fliehen  verschmäht,  dringen  immer  mehr 
Gegner  ein,  und  als  schließlich  noch  Fraecli  mac  Fidaig  hin- 
zutritt, umringen  sie  Fergus  und  fesseln  ihn;  ebenso  ^ngus 
und  Dubthach.  Als  Bricne  das  sieht,  befällt  ihn  gewaltiges 
Zittern,  und  er  läuft  querfeldein  ohne  innezuhalten  bis  nach 
Cruacliain  und  meldet  Medb  und  Oilill  die  Gefangenschaft 
der  drei  Helden,  und  daß  die  Dubloincfes  erschlagen  sei  bis 
auf  ihn  allein. 


*)  Damit  verliert  der  Erzähler  diese  !Schar  an.s  den  Augen;  Cormac 
und  die  Jhibloinges  tauchen  er.st  später  beim  Heere  von  Oilill  und  Medb 
wieder  auf. 


11,25.    Der  F«»it.setzt'r  von  Oided  luac  ii  l'isiiig.  345 

9.  (III,  U  — 25).  Das  empfinden  Oilill  und  Me.db  als 
große  Schmach.  Sie  versammeln  die  Anführer  der  vier 
„Fünftel"'  Irlands,  die  sich  bereits  in  Crnachain  eingefunden 
haben  um  die  Täin  bö  Cuailnge  vorzubereiten,  und  man  be- 
schließt einen  gemeinsamen  Rachezug  gegen  die  Oamanrad. 
Medb  beruft  die  Tuatha  Taiden:  im  Übrigen  fülirt  Lugaid 
mac  ConRoi  und  Eochaid  Gusmar.  Solin  von  Tigern  ach  Tet- 
bannach, die  Clanna  Degad  (aus  Munster);  Lugaid  mac  Nois, 
Loch  mac  Mofebis  und  Eogan  Finn  mac  Fingin  das  „Fünftel'* 
von  Eochu  mac  Luchta;  ^  Mac  Niad,  Sohn  von  Finn  mac 
Rosa,  und  zwei  andere  das  „Fünftel"  der  Gailian;  .Engus 
mac  Mis-Gedra  die  Männer  von  Leinster.^)  Man  übernachtet 
zunächst  in  der  Burg  von  Äirne  (s.  §  7),  wo  aucli  das  Fuß- 
volk eintrifft;  sie  ist  zwar  von  ihren  Bewohnern  verlassen, 
aber  mit  Speise  und  Trank  wohl  ausgestattet.  Da  man  ohne 
jemand  zu  danken  am  andern  Tag  weiterzieht,  folgt  Äirne 
mit  seinen  Söhnen  dem  Heer  und  erschlägt  150  Mann.  Medb 
schickt  ihm  die  Maine  entgegen,  die  zwar  auch  1000  Mann 
einbüßen;  aber  Äirne  mit  all  seinen  Leuten  kommt  um  — 
nur  zwei  seiner  Söhne  bleiben  am  Leben  —  und  wird  am 
Loch  n -Äirne  bestattet.  Das  nächste  Lager  bezieht  man  bei 
der  Burg  von  Nochta,  der  Tochter  von  [Fer]  Derg  mac 
Dolair.  Sie  fordert  sie  zum  Wettlauf  (Dauerlauf)  auf,  und 
jedem,  der  unterliegt,  schlägt  sie  den  Kopf  ab.  Da  man 
so  neunmal  neun  Mann  verloren  hat,  stellt  sich  endlich  auf 
Medbs  Bitte  Ijugaid  mac  ConRoi  zum  Wettlauf  und  kann 
nun  seinerseits  als  Sieger  Nochta's  abgeschlagenes  Haupt  der 
Königin  überbringen,  die  ihn  dafür  hoch  preist. 

10.  (III,  114 — 126).  In  sieben  Schlachthaufen  zieht  man 
weiter.  Torna  der  Starke  aus  Oilill  Finn's  Gefolge  eilt 
ihnen  entgegen  und  fordert  zum  Zweikampf  auf.  Sechs 
Kerle  {aithich),  die  ihm  gegenübertreten,  erlegt  er  sämtlich: 
aber  als  er  das  übrige  Heer  angreift,  wird  er  umringt  und 
in  Stücke  gehauen  und  unter  dem  Erdhügel  {dimta)  begraben, 
der  Duma  Torna  heißt.  Dann  schlägt  man  bei  Äth  Fen  das 
Lager  auf.     Goll  Öilech,   der  sich   ihnen   entgegenstellt   und 


»)  Vgl.  Kap.  58  §  1. 

-')  Der  Verfasser  weiß  nicht  mehr,  daß  Galiöin  und  Leiuster  dasselbe  ist. 


346  II,  25.    Der  Fortsetzer  von  Oided  mac  n-Uisiiig. 

100  Mann  tötet,  erhält  von  Lugaid  mac  ConRoi  die  Bürg- 
schaft, daß  die  Duhloinyes  die  Burg  von  Äth  Fen  nicht  in 
Brand  stecken  werde.  Nun  teilt  man  das  Heer  in  zwei  Teile, 
der  eine  unter  Medb,  der  andere  unter  Lugaid  mac  ConRoi. 
Aber  an  den  zwei  nächsten  Tagen  sucht  Goll  Oilech,  zum 
Teil  unterstützt  von  Fer  Menn  und  seinem  Vater  Dara  Derg, 
den  Vormarsch  durch  Steinwürfe  aufzuhalten,  wobei  unter 
anderm  Medbs  zwei  Pferde  umkommen.  Dann  eilt  Goll  in 
der  Nacht  zur  Burg  der  Flidais,  Räith  Mörgain.  Denn 
dorthin  hatte  Oilill  Finn  den  gefesselten  Fergus  abgeführt. 
Fergus  wurde  dort  vor  Flidais  an  den  Pfeiler  des  Königs- 
hauses gebunden,  und  jeden  Tag  bei  der  ersten  Mahlzeit 
wurde  ihr  das  Zeugeglied  des  Fergus  (s.  Kap.  57  §  3)  gezeigt, 
während  die  Kinder  und  gemeinen  Leute  spottend  herum- 
standen. Goll  Öilech  meldet  Oilill  Finn  (in  Prosa  und  Versen), 
daß  die  vier  „Fünftel"  Irlands  in  sein  Gebiet  eingefallen 
seien.  Darauf  kehrt  er  zurück,  und  am  folgenden  Tag  be- 
kämpfen die  Gamanrad  das  feindliche  Heer,  so  daß  wieder 
Viele,  darunter  die  drei  Spruchmänner  von  Oilill  und  Medb 
fallen.  Fer  Menn  mac  Dara  Deirg  schleudert  seineu  Sper 
sogar  auf  Medb.  die  ihm  zwar  ausweicht,  der  aber  ihre 
Tochter  Cainner  Derg  („die  Rote")  durchbohrt;  unter  Toten- 
klagen wird  sie  in  Glenn  Cainneire  begraben.  Doch  lagert 
endlich  das  Heer  nördlich  und  südlich  von  Räith  Mörgain.. 
Hier  hält  man  Rat  und  kommt  überein,  daß  es  unmöglich  sei. 
die  Gamanrad  und  Oilill  Finn  gleichzeitig  zu  überwinden. 
Daher  sendet  Medb  ihren  Boten  Carr(a)  Liath  („den  Grauen") 
zu  den  Hauptführern  der  Gamanrad.  zu  Fraech  mac  Fidaig, 
Fer  Diad  mac  Damäin,  Cet  mac  Mägach,  ^Engus  mac  Echtaig 
und  bietet  jedem  einzelnen  das  Königtum  über  die  Gamanrad 
an.  Alle  gehen  darauf  ein.  ohne  daß  einer  vom  andern  er- 
fährt, und  lassen  Oilill  Finn  im  Stich. 

11.  (IIL  126—137.  198—214).  Da  dieser  die  Burg  um- 
lagert sieht,  sendet  er  zwei  Boten  zu  allen  Führern  und 
Edeln  der  Gamanrad,  um  sie  aufzubieten;  in  langer  Auf- 
zählung, die  der  Täin  bö  Cuaihige.  Kap.  6  §  78  nachgebildet 
ist,  werden  sie  und  ihre  Burgen  genannt  und  die  Namen  zum 
Teil  in  einem  ausführlichen  Gedicht  des  Dichters  Oilill  mac 
Fir-Da-Loch,  des  Stiefbruders  von  ('et  mac  Magach,  wieder- 


11,25.    Der  ForUetzfn-  von  Oided  iii.ic  n-(  Lsriig.  •  H  / 

holt.  Aber  auch  vier  Krieger  aus  Medbs  Heer  machen  sich 
nach  den  Burgen  von  vier  Führein  der  Gainanrad  aut,  um 
sie  im  Zweikampf  zu  bestehen.  Docli  ergeht  es  ilinen  schlecht. 
Carra  mac  Carra  ('ongna,  der  /Ed  mac  h>htaig  aufsucht,  wird 
von  ihm  im  Zweikampf  besiegt  und  enthauptet;  ebenso  Mongach 
von  Muiredach  Menn,  dem  Sohne  Oilill  Finn's.  Leitriach,  der 
Muincenn,  den  kriegerischen  Hirten  der  „Hornk>sen  derFlidais" 
auffordert  die  Kuh  auszuliefern,  wird  zwar  Herr  über  ihn. 
Als  er  ihn  aber  spottend  auf  dem  Rücken  nach  Medbs  Lager 
hinträgt,  sprengt  jener  seine  Fesseln,  umschlingt  Leitriach 
und  fesselt  ihn  seinerseits.  P^r  trägt  ihn  nach  dem  nahen 
See  und  ertränkt  ihn;  daher  Loch  Leitriach.  Der  vierte, 
Cuilenn,  endlich  wird  von  seinem  Gegner  Flann  Fada  („dem 
Langen")  mac  Fidaig  mit  einer  Eiseukeule  erschlagen.  [Hier 
folgt  eine  auffallende  Episode,  üaithne  Uchtsolus,  Conall 
Cernach's  Sohn,  von  dem  man  seit  seinem  Kampf  mit  Oilill 
Finn  (§  8)  nichts  gehört  hat,  geht  mit  Wissen  von  Oilill  und 
Medb,  um  die  Gamanrad  zu  schädigen,  in  das  Gebiet  von 
Frsech  mac  Fidaig  und  beginnt  dort  fünfzig  Knaben,  die  ihm 
entgegentreten,  hinzumorden.  Der  hinzukommende  Fraech  will 
ihn  abhalten;  er  sei  mit  seinem  Vater  Conall  Cernach  be- 
freundet und  habe  dem  versprochen,  ihm  und  seinem  Ge- 
schlecht nichts  anzutun.  Da  sich  aber  üaithne  in  seinem 
Morden  nicht  stören  läßt,  erschlägt  ihn  Frsech.  Das  ist 
sonderbar,  da  Fraech  durch  Medbs  List  von  Oilill  Finn  ab- 
gefallen ist  (§  lOj,  also  damals  nicht  zu  den  Feinden  gehört. 
Es  sieht  fast  wie  ein  Einschub  aus,  scheint  sich  aber  in 
allen  Handschriften  zu  linden.  Oder  Avill  Üaithne  die  Tat 
von  Flann  Fada  mac  Fidaig,  also  einem  Bruder  Fraechs, 
rächen?] 

12.  (111,  294-317,  IV,  10—27.  101—106).  Zwischen  den 
Belagerern  der  Burg  Oilill  Finn's  und  den  Insassen  finden 
täglich  Zweikämpfe  statt.  Drei  Söhne  von  Oilill  Finn  kämpfen 
sechs  Tage  gegen  drei  Gegner  ohne  ICrfolg,  am  siebten  fällen 
sie  sich  alle  gegenseitig;  ebenso  fallen  drei  weitere  Pare. 
Dagegen  die  drei  Breislenna  von  Breifne  erschlagen  die  drei 
viel  jüngeren  Glais  Airgide,  Söhne  von  Nuada  Necht.  was 
Medb  und  Oilill  den  ganzen  Kriegszug  bedauern  läßt.  Während 
Oilill  Finn  auf  die  Mauer  geht,  um  dem    Kampfe  zuzusehn, 


348  II,  25.    Der  Fortsetzer  von  Oided  mac  n-Uisiiig. 

ersinnen  Flidais  und  Fergus  eine  List,  wie  dieser  frei  kommen 
könnte.  Auf  ihre  Veranlassung  bestürmen  die  Männer  Irlands 
Abends,  als  Oilill  Finn  und  die  Seinen  in  der  Zechhalle  sitzen, 
die  Burg  mit  gewaltigem  Geschrei.  Fergus  nennt  das  einen 
schwächlichen  Angriff;  er  habe  eine  bedeutend  tapferere  Schar 
gekannt,  seine  eigene,  als  er  die  Stadt  von  Muirne  Molbthaide 
und  die  Städte  der  Uarda  eroberte.  —  Ob  er  denn  glaube, 
daß  mit  seiner  Hilfe  die  Männer  Irlands  die  Burg  einnehmen 
könnten,  fragt  Oilill  Finn.  Auf  seine  bejahende  Antwort 
läßt  dieser  Fergus,  Dubthach  und  JEngus  mac  ^nläime  Gäibe 
frei,  um  das  zu  erproben.  Die  aus  der  Burg  Heraustretenden 
werden  von  den  Ihrigen  mit  großem  Jubel  begrüßt  und  trefflich 
mit  Waffen  ausgerüstet.  Doch  spricht  Bricne  in  einem  längeren 
Gedicht  seine  Verwunderung  aus,  daß  es  den  drei  Helden  so 
schmählich  ergangen  sei.  Fergus  entschuldigt  es  mit  dem 
Versagen  seines  Schwertes.  Nun  möchten  die  Männer  Irlands 
mit  den  Befreiten  lieber  ohne  Kampf  nach  Hause  ziehen; 
aber  Fergus  und  Medb  verhindern  es  und  bewegen  sie  zum 
Angriff  auf  die  Burg.  Sieben  Tage  lang  wird  nun  heftig 
gekämpft,  indem  Oilill  Finn  täglich  die  Tore  der  Burg  öffnet 
und  den  Belagerern  jedesmal  eine  Niederlage  beibringt.  Dann 
sendet  er  seinen  Boten  Dub  Dogair  zu  Fer  Diad  mac  Damäin 
und  Frsech  mac  Fidaig  mit  der  Nachricht,  das  Angebot,  durch 
das  sie  Medb  zum  Abfall  bewogen  habe,  sei  ein  trügerisches 
gewesen;  ferner  zu  seinem  Vater  Domnall  Dualbuide  mit  der 
AVarnung,  falls  die  Gamanrad  ihm  nicht  hülfen,  solle  er  sich 
nicht  in  einen  Kampf  mit  der  feindlichen  Übermacht  ein- 
lassen. Obschon  die  Leute  Oilill  Finn"s  allmählich  bis  auf 
97  (197)  zusammengeschmolzen  sind,  versprechen  sie  treu  zu 
ihm  zu  halten.  Am  andern  Morgen  schließen  sie  sich  enge 
um  ihn,  treffen  auf  die  Belagerer,  die  von  neuem  Kriegsrat 
gehalten  haben,  und  verrichten  Wunder  der  Tapferkeit;  aber 
schließlich  sind  sie  alle  gefallen  oder  verwundet  bis  auf  Oilill 
Finn  und  seine  Söhne.  Da  nimmt  dieser  den  Schild  auf  den 
Rücken  und  sucht  den  Meeresstrand  bei  ('enn  Träga  Tursguir 
(später:  CJenn  Träga  Certäin)  zu  erreichen,  da  er  dorthin 
Certän  mit  einem  Schiff  bestellt  hat.  Er  wird  von  Fergus 
und  dem  ganzen  Heer  vei'folgt.  und  wie  Oertan  sie  kommen 
sieht,  stößt  er  vom   Ufer  ab:  einige  sagen,  weil  Oilill  Finn 


II, '25.    l)f>r  Fort^ctzfr  von  r)id«(l   uiac  ii-T^if«nii^.  »^49 

früher  sein  Weib  verführt  hatte.")  So  ist  dieser  gezwunp^en, 
nochmals  dem  P'einde  die  Stirn  zu  bieten.  Nach  hefti^^em 
Kampf  wird  er  von  Fergns  überwältigt  und  enthauptet, 
ebenso  seine  24  Söhne,  und  was  von  seinen  Anhängern  sonst 
noch  am  Leben  ist.  Fergus  nimmt  Oilill  Finn's  Haupt  mit 
sich  nach  Räith  Mörgain  und  läßt  es  dort  vor  Flidais  nieder- 
legen; das  sei  seine  Werbung,  sagt  er.  Aber  sie  hat  nicht 
den  erwarteten  Erfolg.  Vielmehr  erkaltet  Flidais'  Liebe  zu 
Fergus  bei  diesem  Anblick,  und  die  Trefflichkeit  ihres  er- 
schlagenen Gatten  wird  in  ihrer  Erinnerung  lebendig,  was 
sie  in  einer  poetischen  Ansprache  an  den  Kopf  äußert.  Sie 
läßt  ihn  durch  ihre  Dichter  zusammen  mit  Oilills  Leiche  be- 
graben. Auch  Domnall  Dualbuide,  dem  der  Tod  seines  Sohnes 
berichtet  wird,  hält  die  Totenklage  um  ihn. 

13.  (IV,  106— 12L  202—219).  Nachdem  man  Oilills  Burg 
zerstört  hat,  wird  das  Heer  in  drei  Teile  getrennt.  Ein 
Drittel  dient  zum  Schutz  von  Medb.  Mit  dem  zweiten  geht 
Fergus  nach  Loch  Leitriach.  um  die  „Hornlose  der  Flidais*' 
zu  holen,  die  sich  in  einer  tiefen  Talsenkung  niedergelegt 
hat.  Aber  seine  Leute  vermögen  sie  nicht  zum  x\ufstehn  zu 
bringen,  so  sehr  trauert  sie  um  den  Tod  ihres  Herrn.  Bei 
neun  mächtigen  Streichen,  die  ihr  Fergus  versetzt,  stöhnt  sie 
so  laut,  daß  dadurch  die  Gamanrad  von  dem  Tod  ihres 
Fürsten  erfahren.  Erst  auf  eine  poetische  Ansprache  Bricne's 
hin,  der  sie  auffordert  zu  den  Weiden  von  Cruachain  und 
zum  dortigen  Stier  Finnbennach  zu  kommen,  erhebt  sie  sich 
und  läßt  sich  zu  Oilill  und  Medb  führen.  Mit  dem  dritten 
Teil  des  Heeres  hat  Lugaid  mac  ConRoi  den  Süden  von 
Irrus  (Domnann)  verwüstet,  wird  aber  von  den  Gamanrad 
unter  Oilill  Finn's  Sohn  Muiredach  Menn  hart  bedrängt,  der 
ihm  bis  zu  seiner  Vereinigung  mit  dem  übrigen  Heere  folgt.  Ja. 
dieser  schleudert  sogar  einen  Wurfsper  in  das  Zelt,  wo  Legän 
der  Druide  auf  einem  timpän  Medb  und  Oilill  vorspielt,  und 
tötet  ihn  zu  Medbs  großem  Schmerz.  An  der  Verfolgung  des 
nun  zur  Heimkehr  aufbrechenden  Heeres  beteiligt  sich  auch 


^)  Dieses  Motiv  wird  in  der  jüngsten  Handschrift  B.  IV,  1  in  einem 
längeren  Zwiegespräch  ausgesponnen,  und  schließlich  schießt  Oilill  Finii 
mit  einem  Schleuderstein  Certän  tot  (Eriu  8,  139). 


350  II,  25.    Der  Fortsetzer  von  Oided  niac  n-risnig-. 

Cet  mac  Magach,  nachdem  er  seine  gefallenen  Angehörigen 
bestattet  hat;  allen  voran  aber  der  alte  Domnall  Dualbuide, 
der  seine  Meute  von  fünfzig  Hunden  auf  die  Feinde  losläßt. 
Der  Haupthund  springt  auf  Fergus'  Wagen,  so  daß  er  unter 
der  Last  zusammenkracht  und  Fergus  abspringen  muß.  Er 
beißt  dem  Wagenlenker  Fer  Garb  den  Kopf  vom  Rumpf  und 
zerfleischt  die  Pferde.  Da  dreht  sich  Fergus  voller  Scham 
um  und  durchbohrt  ihn  mit  der  Lanze.  Fergus  bildet  mit 
der  Duhloinges  auch  fernerhin  die  Nachhut  des  Heeres.  Und 
als  sich  wieder  ein  blutiger  Kampf  mit  den  Leuten  von 
Domnall  Dualbuide  entspinnt,  hält  er  die  Seinigen  zurück  und 
will  durch  einen  Zweikampf  mit  Domnall  die  Entscheidung 
herbeiführen.  Aber  so  grimmig  sie  sich  bekämpfen,  beiden 
sinken  die  Arme  ermattet,  bevor  einer  dem  andern  eine 
Wunde  beibringen  kann,  und  sie  trennen  sich  ohne  Ergebnis 
So  geht  der  Zug  weiter;  die  stets  anschwellenden  Gamanrad 
drängen  nach,  so  daß  Viele  durch  sie,  zum  Teil  in  Zwei- 
kämpfen fallen.  Als  man  eines  Abends  am  Nordende  des 
Conloch  („Hundesees")  anlangt,  melden  die  vorausgesandten 
Kundschafter,  daß  der  weitere  Weg  durch  die  Gamanrad 
verlegt  sei.  In  einer  Beratung  beschließt  man,  das  erbeutete 
Vieh  in  derselben  Richtung  weiter  zu  treiben,  als  gedenke 
man  den  alten  Weg  fortzusetzen;  aber  am  nächsten  Tag 
bleibt  man  ruhig  im  Lager,  und  in  der  folgenden  Nacht  rückt 
man  heimlich  auf  einem  andern  Wege  ab.  Nur  Fergus  hält 
das  Lager  so  lange,  bis  auch  der  letzte  Verwundete  abgeführt 
ist.  Die  abziehenden  Irländer  kommen  am  Sruth  Derg  („roten 
Fluß")  an,  warten  aber  die  Nachhut  nicht  ab,  sondern  stürzen 
sich  sofort  ins  Wasser,  wobei  manche  von  den  Frauen  und 
vom  Gesinde  ertrinken.  Doch  gelingt  es  auch  Fergus,  die 
Furt  (Äth  Lecan)  zu  durchschreiten;  aber  das  Heer  der  Medb 
ist  sehr  zusammengeschmolzen.  Sie  übernimmt  nun  selber  die 
Nachhut.  Aber  trotz  des  Nachdrängens  der  Gamanrad  muß 
sie  die  Männer  Irlands  bitten,  sie  zu  decken,  da  sie  not- 
wendig ihr  Wasser  lassen  müsse.')  Sie  tut  es  so,  daß  sie 
Gras  und  Erde  wegschwemmt  und  die  bloßen  Steine  {leca) 
übrig   bleiben;    darum   heißt  der  Ort  Lecan.     Wiederum  ist 

')  Siehe  Kap.  (>  §  92  S.  215,  Fassung*  II. 


II,  2(i.    Toohniarc  Fe.rbe  oder  Fis  Coucliohrtir.  '^51 

dann  Domnall  JJualbuide  an  der  Spitze  der  Verfolger,  und 
Fergus  muß  Vorwürfe  hören  über  sein  Versagen  im  letzten 
Zweikampf.  Er  stellt  sich  Domnall  abermals  und  nun  ge- 
lingt es  ihm  endlich,  den  Gegner  zu  erlegen.  Aber  in  der 
nächsten  Nacht,  wo  man  im  Norden  von  Crich  ('orainn  lagert, 
wird  man  von  den  Gamanrad  so  umringt,  daß  man  die  „Horn- 
lose der  Flidais"  auf  dem  Tulach  na  Maile  („Hügel  der  Horn- 
losen") an  einen  Steinpfeiler  bindet;  und  bei  der  Eile  des 
Aufbruchs  am  andern  Morgen  kommt  man  nicht  dazu  sie 
loszubinden  und  mitzunehmen.  Muiredach  Menn,  dem  es  schon 
gelungen  ist,  Flidais  mit  ihren  Frauen  einzuholen  und  zu  übei- 
raschen,  erbeutet  nun  auch  noch  die  Kuh.  Und  da  die  Gaman- 
rad jetzt  Alles  erreicht  haben,  was  sie  wollen,  lassen  sie  von 
der  Verfolgung  ab.  Sie  kehren  zunächst  an  den  Ort  zurück, 
wo  Domnall  Dualbuide  gefallen  ist,  und  sein  Enkel  Muiredach 
hält  die  Klage  um  ihn;  dann  nach  Äth  Lecan,  wo  ein  fdi  in 
einem  langen  Gedicht  alle  die  vollbrachten  Taten  zusammen- 
faßt. Nun  erheben  die  Gamanrad  Muiredach  Menn  an  Stelle 
seines  Vaters  zu  ihrem  König.  Und  man  sagt,  daß  Flidais, 
nachdem  sie  kurze  Zeit  bei  ihm  geblieben  war,  heimlich  mit 
der  „Hornlosen"  in  den  Loch  Leitriach  gegangen  ist,  und 
daß  man  seither  nichts  mehr  von  ihr  weiß. 


Kap.  26.    Toehiiiarc  Ferbe  oder  Fis  Conchobair. 
„Das  Werben  um  Ferb''  oder  „Conchobors  Vision'*. 

Der  Titel  ist  iu  keiner  der  beideu  Handschriften  überliefert,  da  in 
der  einen  der  Anfang  fehlt  und  die  andere  keine  tJberschrift  enthält. 
Tochmarc  Feirbe  steht  in  Sagenliste  A,  und  so  ist  ohne  Zweifel  in  der 
Liste  der  remscBla  in  LL  (Kap.  11)  das  unvollständige  De  thochmurc  zu 
ergänzen.  Dagegen  Fls  Conchobair  haben  beide  Sagenlisten  A  und  B, 
und  daß  damit  derselbe  Text  gemeint  ist,  geht  daraus  hervor,  daß  das 
alte  Gedicht  mit  den  Worten  beginnt:  Aslinge  Conchobair  chüir  „Traum- 
gesicht des  würdigen  Conchobor";  darnach  unter  den  remscpla  iu  D.  4.  2: 
Do  aislingthi  Conch[obair].  —  Bemscsl  <lo  Thäin  bü  Ci(alnge  nennt  sich 
das  Gedicht  selber  (Z.  911). 

Die  tJberlieferung  ist  folgende.  In  LL  (Faks.)  253  steht  zuerst  eine 
ausführliche  Erzählung  in  Prosa  und  Versen,  von  der  nur  im  Anfang  ein 
kurzes  Stück  durch  Blattausfall  verloren  ist.  Am  Schluß  fordert  darin 
Conchobor  seinen  fili  Ferchertne  auf,  in  einem  Gedicht  das  Ganze  iu 
Kürze  zu  besingen;  der  tut  es  iu  89  Strofen,  deren  Inhalt  ungefähr,  aber 


352  II,  20.    Tochmarc  Ferbe  oder  Fis  Conchobair. 

nicht  g-euau  den  Haupttatsachen  des  vorhergehenden  Textes  entspricht 
(bei  Windisch  S.  518  Z.  766  ff.).  In  Brit.  Mus.,  Egerton  1782  fol.  69  v  (und 
m  seiner  Kopie  H.  1.13,  S.  827)  steht  eine  kürzere  Fassung  in  Prosa.  ^) 
Diese  deckt  sich  nun,  von  wenigen  Zusätzen  abgesehen,  inhaltlich  genau 
mit  jenem  Schlußgedicht  und  zwar  oft  auch  in  den  Wörtern;  sie  ist  also 
deutlich  eine  Bearbeitung  des  Gedichts.  Dieses  muß  demnach  früher  für 
sich  bestanden  haben,  und  es  ist  kein  Zweifel,  daß  es  die  Grundlage  der 
ganzen  Überlieferung  bildet.  Die  längere  Erzählung  in  LL  fußt  sowohl 
auf  dem  Gedicht  als  auf  der  Prosa -Auflösung  2)  und  hat  jenes,  wie  solches 
öfters  der  Fall  ist,  am  Ende  beigefügt;  diesem  Umstand  verdanken  wir 
seine  Erhaltung.  Das  Gedicht  selber  enthält  keine  alte  Sage.  Da  jedoch 
beide  Sagenlisten  sie  erwähnen ,  muß  es  mindestens  dem  10.  Jahrhundert 
zugesprochen  werden.  Es  ist  eines  der  ältesten  Beispiele,  daß  eine  rein 
weltliche  Erzählung  in  Gedichtsform  gekleidet  ist  und  zwar  nicht,  wie 
das  schon  früher  vorkommt,  als  Bericht  eines  Teilnehmers  (ich -Form), 
sondern  einfach  darstellend.  Der  Inhalt  ist  frei  erfunden,  wie  der  Ver- 
fasser selber  sagt:  als  Vorerzähluug  zur  Täin  bö  Cuailnge;  angeregt  ist 
er  wohl  durch  Täin  bö  Dartada  (Kap.  19).  Der  Name  des  Vaters  der 
Heldin  ist  aus  dem  auch  sonst  erwähnten  Namen  des  Tals  Glenn  Geirg 
(Gergy)  geschöpft,  das  in  Ulster  zu  suchen  ist.  Der  ältere  Prosa-Bearbeiter 
hat  sich,  wie  bemerkt,  mit  ganz  wenig  Beigaben  begnügt.  Dagegen  der 
Verfasser  der  jüngeren  Erzählung  in  LL  hat  diesen  knappen  Stoff  zu 
einer  langen  Geschichte  ausgesponnen,  wobei  er  am  Anfang  Täin  bö  Fraich 
(Kap.  16)  und  Täin  bö  Dartada  ausgiebig  benützt.  Im  Stil  zeigt  er  den 
Einfluß  des  C- Bearbeiters  der  Täin  bö  Cuailnge  (s.  Kap.  4),  aber  keine  so 
enge  Verwandtschaft,  daß  man  auf  denselben  Verfasser  schließen  dürfte: 
eher  finden  sich  wörtliche  Anklänge  an  Togail  Troi,  das  ja  selber  von 
jenem  Stil  beeinflußt  ist.  Der  Verfasser  erzählt  sehr  lebhaft  und  liebt  es 
Gedichte,  namentlich  Toteuklagen  einzustreuen ;  in  den  Kampfschilderungeu 
ist  er  aber  viel  eintöniger  als  die  Täin  bö  Cuailnge.  In  Anbetracht  des 
Alters  von  LL  und  der  Stilabhängigkeit  wird  mau  diesen  Text  etwa  dem 
mittleren  Drittel  des  12.  Jahrhunderts  zuschreiben  müssen.  Er  hat  auf 
spätere  Sagen .  z.  B.  auf  die  jüngeren  Umgestaltungen  von  Louges  mac 
n-Uislenn  (Kap.  25)  offenbar  großen  Einfluß  ausgeübt. 

Ich  bezeichne  das  ursprüngliche  Gedicht  und  die  ältere  Prosa  als 
Fassung  I,  die  jüngere  als  IL 

0  Beide  Texte  hgg.  u.  übers,  von  Windisch,  IT  III,  2  S.  445  u.  549; 
eine  englische  Übersetzung  bei  Leahy,  The  Courtship  of  Ferb  (The  Irish 
Saga  Library,  Vol.  I)  1902. 

'^)  Auf  dieses  Verhältnis  der  drei  Fassungen ,  das  dem  Herausgeber 
Windisch  entgangen  war,  hab  ich  im  Literar.  Centralblatt  1898  Sp.  197 
aufmerksam  gemacht. 

»)  Vgl.  auch  Sliah  Gerg  (Kap.  80). 


IT,  26.    Das  Werben  um  Ferb  oder  (/Oiichobors  Vision.  ^>r>.^ 

Fassung  I  (Gedicht).O 
Conchobor  mac  Cathbad,  Hochkönig  von  Ulster,  sieht  im 
Schlaf  ein  Weib  in  purpurnem  Gewand,  das  Haupt  mit 
Seidenbändern  und  einem  Golddiadem  geschmückt,  an  sein 
Lager  treten.  P]s  verkündet  ihm,  daß  in  sieben  Jahren  der 
Donn  Cuailnge*^)  und  Frauen  und  Kinder  durch  das  Heer 
Irlands  unter  Ailill  werden  fortgeführt  werden.  Auf  die 
Frage  Conchobors,  ob  sie  ihm  nichts  Besseres  zu  verkünden 
habe,  antwortet  sie:  ja,  Maine  Mör^)  sei  mit  150  Kriegern 
nach  Glenn  Geirg  gezogen,  um  mit  Ferb,  der  Tochter  Gerg's, 
das  Lager  zu  teilen.  Um  die  neunte  Stunde  würden  sie  dort 
ein  Festmahl  feiern;  er  solle  mit  150  Fomöraig  (Eiesen)^) 
hinziehn,  so  werde  er  einen  Sieg  erringen.  Nach  dem  Er- 
wachen erzählt  er  den  Traum  seiner  Frau  Mugain;^)  die 
meint,  es  liege  schon  genug  zwischen  Oonnaught  und  Ulster 
vor;  aber  da  Conchobor  erwidert,  der  Heereszug  der  Con- 
nachter  sei  doch  nicht  zu  vermeiden,  ist  sie  einverstanden. 
Er  zieht  zu  Gergs  Burg  Räith  Ini,6)  tritt  mit  seiner  Mann- 
schaft ins  Gehöfte  ein,  läßt  sie  aber  zunächst  vor  der  Burg 
Halt  machen.')  Eben  wird  drinnen  ein  kupfernes  Faß  mit 
Wein  gefüllt.^)  „Weh!"  ruft  der  neben  Gerg  sitzende  Druide, 
^firod^)  im  Becher!"    Im  gleichen  Augenblick  schleudert  Brod 

*)  Die  Abweichungen  der  älteren  Prosa  (?)  gebe  ich  in  den  An- 
merkungen. 

2)  In  P:  Duh  Cuaünge. 

')  P  macht  daraus  Maine  Mdrgor,  wie  der  gewöhnliche  Name  eines 
Sohns  von  Medb  lautet;  doch  ist  dieser  in  der  Täin  bö  Cuailnge  noch  am 
Leben. 

*)  Wie  diese  in  Conchobors  Gefolge  kommen,  wird  nicht  gesagt; 
doch  vgl.  das  sonderbare  Gefolge  von  Conaire  in  Togail  bruidne  ui  Derga 
(Kap.  81).    P  setzt  dafür:  300  versammelte  Krieger. 

'")  Mugain  Äitenchaithrech  in  P. 

'^)  Bäüh  Imhuaid  in  P. 

')  Die  Insassen  der  Burg  werden  in  P  genannt  (nach  den  Namen 
der  Erschlagenen  unten  im  Gedicht),  auch  Gergs  Frau  Buan;  die  prächtigen 
Waffen  und  die  Ausstattung  werden  beschrieben. 

8)  Es  hätte  drei  Tage  und  Nächte  für  Alle  gereicht,  fügt  P  hinzu. 
Als  Conchobor  eintrat,  war  es  nur  halb  voll. 

^)  Wohl  ein  Wortspiel  zwischen  hrod,  etwa  „Strohhalm",  und  dem 
Eigennamen  Brod.  In  P  sind  die  Worte  des  Druiden  zu  einer  längereu 
retorischen  Weissagung  ausgesponnen. 

Thurneyaen,  Die  irische  Helden-  und  Königsagre.  23 


354  IL  26.    Tochmarc  Feibe  oder  F]s  Conehobair. 

(einer  von  Conchobors  Begleitern)  seinen  Wui  fsper,  der  durch 
den  Becher  hindurch  Gerg-  durchbohrt.  Mit  seinen  150  er- 
schlägt nun  Conchobor  den  Maine  und  140 1)  Mann;  aber  auch 
er  büßt  dabei  seine  ganze  Mannschaft  ein  und  entrinnt  nur 
mit  Brod. 

Dasselbe  Weib  2)  erscheint  nun  auch  Medb  und  meldet 
ihr,  daß  Conchobor  ihren  Sohn  erschlagen  hat.  Da  rückt 
Medb  mit  700  Bewaffneten  3)  in  Ulster  ein,  erlegt  mit  eigener 
Hand  sieben')  Mann,  darunter  zwei  Söhne  Conchobors,^)  ver- 
liert aber  selber  140*^)  Krieger  und  muß  fliehen.  Dann  wenden 
sich  die  Ulter  gegen  Gergs  Burg,  plündern  sie  und  erschlagen 
Gergs  ganze  Gefolgschaft,  deren  Namen .  aufgezählt  werden. 
Siegreich  kehrt  Conchobor  nach  Emain  Macha  zurück.") 


Fassung  II. 

Der  fehlende  Anfang  muß  erzählt  haben,  was  Maine  veranlaßte,  um 
Ferb  zu  freien  und  zu  Gerg  zu  ziehen,  wohl  auch,  wie  er  zu  seiner 
prächtigen  Ausrüstung  kam,  deren  Schilderung  zum  Teil  wörtlich  aus 
Täin  bö  Fraich  und  Täin  bü  Dartada  übernommen  ist.  Vielleicht  war 
auch  der  Stammbaum  von  Gerg  mac  Fseburdil,  der  bis  auf  Rudraige 
hinaufgeführt  wird,  darin  enthalten,  wie  ihn  der  Text  Cöir  Anmann  (er- 
weiterte Fassung)  bringt,  der  die  Erklärung  des  Ausdrucks  öl  n-gualai 
aus  unserer  Erzählung  geschöpft  hat.^)  Das  Bruchstück  beginnt  mit  der 
Schilderung  der  drei  Scharen  Maine's  und  zwar  mitten  in  der  Beschreibung 
der  zweiten. 

Meine  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Zeileuzählung  bei  Windisch. 


1)  100  (P). 

2)  P  nennt  es  hier  „die  Bodb". 

»)  Mit  600  Kriegern  und  mit  Fergus  und  den  aus  Ulster  Ver- 
bannten (P). 

*)  „sechzehn"  P. 

*)  Namens  Amalgaid  (P). 

•)  400,  während  anderseits  100  Ulter  fallen  (P). 

')  P  erwähnt  ausdrücklich,  daß  die  Ulter  das  kupferne  (in  der  Hand- 
schrift hier  „bronzene")  Faß  erbeuteten,  und  daß  es  dann  für  Alle  zu 
reichen  pflegte,  wenn  sie  gemeinsam  au!?zogen.  Darnach  sei  dl  n-guala 
benannt  (der  Ausdruck  ist  aus  Tochmarc  Emire  Kap.  'M  entnommen)  und 
der  Loch  Guala(i)  in  Daminis  (Insel  Devenish)  in  Ulster  (vgl.  ZOP  8,  65  ff). 
Auch  wird  bemerkt,  das  sei  eine  der  Ursachen  gewesen,  weshalb  später 
die  Conuachter  ihren  Kriegszug  zum  Raub  des  Stiers  unternahmen. 

»;  IT  111  2.  :US  §  KK);  vyl.  ZOP  S,  GS. 


n.  26.    Dfts'  Werben  um  Ferb  oder  Conchobor»  Vision.  HS.'S 

1.  (1 — 117),  In  der  dritten  der  märchenhaft  schön  aus- 
gerüsteten Scharen  befindet  sich  Maine  selber.  Sie  rücken 
auf  die  Wiese  von  Cruachain  und  jagen  dreimal  um  sie  herum. 
Dann  nehmen  sie  Abschied  von  Medb  und  Ailill  und  machen 
sich  auf  den  Weg  nach  Räith  Ini.  ßricriu')  (der  aus  Ulster 
Verbannte)  bemerkt,  man  wisse  nicht,  ob  sie  ebenso  schön 
wiederkehren  würden,  wie  sie  auszögen;  jedenfalls  würden  sie 
nicht  wagen,  in  Conchobors  „Fünftel"  zu  übernachten.  Da 
gibt  Maine  sein  Wort,  sie  würden  drei  Tage  und  Nächte  in 
Gergs  Burg  feiern.  Als  die  vorausgeschickte  Botin  dort  an- 
kommt, wird  das  Haus  mit  Birkenlaub  und  frischer  Binsen- 
streu belegt,  und  Ferb 2)  sendet  ihre  ZieLsch wester  Finnchsem 
ingen  Ergi  aus,  um  die  Heranziehenden  zu  beschreiben.  Diese 
gibt  eine  Schilderung  des  wundervollen  Aufzugs,  die  vielfach 
wörtlich  mit  der  Beschreibung  des  Spähers  in  Täin  bö  Fraich 
§  2  übereinstimmt;-  sechzehn  Menschen  erdrücken  sich,  um  sie 
zu  sehen.  Die  Ankömmlinge  steigen  ab,  erhalten  ein  warmes 
Bad  und  werden  in  das  Kriegerhaus  (Icechtech)  geführt,  das 
der  Burg  gegenüber  liegt,  und  trefflich  bewirtet.  Aber  plötzlich 
erhebt  sich  ein  scharfer  Sturmwind  und  erschüttert  das  Haus 
so,  daß  die  Waffen  von  den  Wänden  fallen.  Ollgaeth  („Hoch- 
weise"), Maine's  Druide,  profezeit  in  Prosa  und  Versen,  Con- 
chobor  w^erde  über  sie  kommen  und,  nachdem  sie  alle  gefallen 
seien,  am  folgenden  Morgen  auch  Medb  besiegen.  Da  aber 
Gerg  bemerkt,  Conchobor  habe  gar  keine  Krieger  bei  sich, 
und  er  selber  mit  seinen  zwei  Söhnen  würde  genügen,  ihn 
im  Kampfe  zu  bestehn,  beachtet  man  die  Profezeiung  nicht 
weiter. 

2.  (118 — 341).  Am  Morgen  desselben  Tags  schläft  Con- 
chobor in  Emain  neben  seiner  Gemahlin  Mugain  Etanchai- 
threch,  Tochter  von  Eoch(u)  Feidlech,  und  sieht  eine  schöne 
Frau  in  königlichem  Gewand  zu  seinem  Lager  treten.  Sie 
verkündet  ihm,  in  sieben  Jahren  werde  die  Täin  bö  Cuailnge 
stattfinden  und  der  Donn  Cuailnge  fortgetrieben  werden.  Doch 
der  Sohn  des  Mannes,  der  das  ins  Werk  setzen  werde,  Maine 
Mörgor,  Sohn  von  Ailill  und  Medb,  habe  sich  eben,  150  Mann 


1)  In  der  Hs.  Brie-,  was  zu  Bricrhi  oder  Bricne  ergänzt  werden  kann. 
-)  In  LL  ein  parmal  Erb,  aber  daneben  uiu:h  hier  Ferb. 

23* 


'^56  11,  26.   Tochmarc  Ferhe  oder  Fis  Conchobair. 

hoch,  nach  Glenn  Gerg  begeben,  um  das  Lager  mit  Ferb. 
Gergs  Tochter,  zu  teilen.  Wenn  er  mit  150  Fomöraig  dorthin 
ziehe,  werde  er  einen  Triumf  erfechten.  Er  springt  auf, 
weckt  die  -  Königin,  die  zunächst  dieselben  Bedenken  hegt 
wie  oben  im  Gedicht,  ihm  dann  aber  rät,  sich  mit  (dem 
Druiden)  Cathbad  zu  bereden.  In  einem  poetischen  Zwie- 
gespräch verkündet  ihm  dieser,  Maine  und  seine  Ziehbrüder 
würden  durch  ihn  fallen,  er  selber  aber  lebend  heimkehren. 
Eben  langt  die  Kriegerin  Cathach  Catutchenn  („Hartkopf") 
ingen  Dlmöir  in  Emain  an,  die  aus  Liebe  zu  CüChulainn  aus 
Spanien  kommt,  und  reiht  sich  ihm  an;  ebenso  drei  hervor- 
ragende Fomöraig:  Siaburchenn  mac  Slisremuir,^)  Berngal 
Brec  („der  Gesprenkelte")  und  Buri  Borbbriathrach  („mit  den 
törichten  Worten");  ferner  Fäcen  mac  Dublongsig  von  den 
„Alt- Stämmen"  Ulsters,  Fabric  Fiacail  Neme  („Giftzahn") 
aus  Groß -Asien  und  Forais  Fingalach  („Sippenmörder")  aus 
Man.  Mit  150  zieht  Conchobor  aus;  von  Ultern  ist  nur  sein 
Wagenlenker  Brod  und  der  Druide  Imrinn  mac  Cathbad 
dabei. '^)  Wie  sie  der  Burg  ansichtig  werden,  sehen  sie  über 
ihr  eine  Wolke,  deren  eines  Ende  pechschwarz,  die  Mitte  rot, 
das  andere  Ende  grün  ist.  Lnrinn  deutet  das  auf  das  Blut- 
bad, das  in  Gergs  Burg  stattfinden  werde.  Eben  wird  dort 
ein  kupfernes  Faß  aufgestellt  und  mit  Wein  gefüllt,  das 
später  öl  gualai  genannt  worden  ist.  Aber  die  silberne  Schale 
des  Schenken  fällt  ins  Faß,  so  daß  drei  Wellen  überfließen. 
Das  veranlaßt  den  Druiden  Ollgaeth  zu  einer  Unheil  ver- 
kündenden Weissagung,  die  eine  Erweiterung  der  in  Prosa  I 
enthaltenen  ist.  Inzwischen  kommt  Conchobor  zum  Tor,  und 
die  Überseeischen  erheben  ihr  „Geschrei  der  Zerstörung". 
Gerg  und  seine  zwei  Söhne  Conn  Coscarach  („der  Siegreiche") 
und  Cobthach  Cnesgel  („Weißhaut")  wollen  allein  die  Ver- 
teidigung der  Gäste  auf  sich  nehmen.  Sie  bewaffnen  sich, 
und  lange  Zeit  gelingt  es  ihnen,  die  Feinde  vom  Eingang 
abzuwehren.  Gerg  stürmt  sogar  zum  Tor  hinaus  und  er- 
schlägt fünf  Fomöraig  und  den  Druiden  Imrinn  mac  Cathbad. 


*)  „Dickschenkel".     So  richtig  Z.  337:  hier  (165)  in  Sulremair  ver- 
gehrieben. 

2)  Also  auch  „die  Altstäninie  von  Ulster"  sind  keine  Ulter, 


II,  2().    Das  Werben  um  Feib  oder  Conchobors  Vision.  357 

Wie  er  mit  dessen  abgeschlagenem  Kopf  zurückkehren  will, 
vertritt  ihm  Cathach  Catutchenn  den  Weg;  aber  nach  hartem 
Kampf  besiegt  er  auch  sie  und  bringt  die  Köpfe  zu  Maine, 
stöhnt  auf  und  verlangt  einen  Trunk.  Indem  rücken  Con- 
chobor  und  seine  Begleiter  bis  an  den  Pfahlzaun  heran, 
reißen  ihn  ein  und  dringen  ins  Innere.  Brod  schleudert 
seinen  Wurfsper  ins  Haus,  durchbohrt  Gergs  Schild  und  Herz 
und  außerdem  dessen  Diener  Airidech.^)  Es  beginnt  ein 
gegenseitiges  Gemetzel,  Conchobor  selber  erschlägt  dreißig 
von  Gergs  Kriegern.  Dessen  Frau  Nuagel  ingen  Ergi  nimmt 
den  Kopf  des  Erschlagenen  in  ihren  Schoß  und  hält  eine 
lange  poetische  Totenklage.  Seine  Söhne  Cobthach  und  Conn 
werden  nun  von  Maine  und  seinen  150  Begleitern  unterstützt. 
So  jung  dieser  ist,  er  verrichtet  Heldentaten,  treibt  die 
Fomöraig  vom  Hause  weg  und  erlegt  neun  von  ihnen  im 
ersten  Ansturm.  Fabric  Fiacail  Neme,  der  ihm  entgegen- 
tritt, kann  ihn  zwar  dreimal  verwunden,  wird  aber  schließlich 
nach  einem  Kampf,  der  bis  Mitternacht  dauert,  von  ihm  ent- 
hauptet. Anderseits  tötet  Conchobor  dreißig  weitere  Krieger 
von  Gerg,  darunter  seinen  Sohn  Conn  Coscarach.  Das  Blut 
steigt  den  Kämpfenden  bis  zum  Knie.  Wohl  erlegt  Maine 
noch  Fäcen  mac  Dublongsig  und  Cobthach  Cnesgel  den 
Siaburchenn  mac  Slisremuir;  aber  sie  werden  dann  ins  Haus 
zurückgetrieben,  halten  sich  jedoch  darin  bis  zum  Morgen. 

3.  (342—391).  Gegen  Ende  der  Nacht  naht  dieselbe 
Frau,  die  Conchobor  erschienen  war,  der  schlafenden  Medb  in 
Cruachain  und  verkündet  ihr  teils  in  Prosa,  teils  in  einem 
poetischen  Zwiegespräch,  Conchobor  sei  im  Begriff  ihren  Sohn 
Maine  zu  fällen;  sie  solle  ihn  rächen.  Medb  weckt  ihren 
Mann  Ailill  und  erzählt  die  Vision  der  Menge.  Sofort  rückt 
Maine's  Ziehbruder  Fiannamail  mac  Fergusa  Fordeirg  aus. 
Ebenso  der  hervorragende  Krieger  Domnall  Derg  Drechlethan 
(„der  Rote,  das  Breitgesicht"),  Sohn  von  Dubän  mac  Ingamna. 
Endlich  auch  Medb  selber  mit  700  auserwählten  Kriegern. 

4.  (392 — 740).  Als  es  bei  der  Burg  Tag  wird,  ent- 
flammt Conchobor  mit  anreizender  Eede  den  Mut  der  Fomöraig 


^)  Aus  dem  Becher  (airidech)  von  Fassung  I  ist  hier  ein  Mann  ge- 
worden.   Das  Wort  war  dem  Verfasser  wohl  nicht  mehr  verständlich. 


358  II,  26.    Tochmarc  Ferbe  oder  Fis  Concliobair. 

von  neuem.  Sie  ei'stürmen  die  Türen  des  Palastes,  dessen 
prächtige  Ausstattung  mit  kostbaren  Bechern  und  Trink- 
hörnern und  mit  Ruhebetten  geschildert  wird.  Im  Innern 
entspinnt  sich  ein  fürchterliches  Gemetzel.  Cobthach  Cnesgel 
tötet  Berngal  Brec,  Maine  nicht  nur  Buri  Borbbriathrach, 
sondern,  als  ihm  Conchobor  entgegentritt,  durchbohrt  er  auch 
ihn  mit  dem  Wurfsper  und  verwundet  ihn,  während  er  den 
Sper  herauszieht,  noch  mit  der  Stoßlanze,  macht  auch  den 
seinem  Herrn  zu  Hilfe  eilenden  Brod  kampfunfähig.  Endlicli 
muß  er  doch  den  gewaltigen  Streichen  Conchobors  erliegen, 
und  dieser  verfolgt  Gergs  Sohn  Cobthach  aus  der  Burg  hinaus. 
Auf  Conchobors  Seite  sind  jetzt  nur  noch  er  selbst  und  Brod 
am  Leben,  aber  auch  sie  verwundet. 

Nun  tritt  Ferb  mit  der  Botin  zu  Maine's  Leiche  und 
beklagt  ihn  in  einem  langen  Gedicht.  Dem  aus  Connaught 
anrückenden  Fiannamail  erzählt  die  Botin  in  einem  poetischen 
Zwiegespräch,  was  vorgefallen.  Als  er  aber  Conchobor  nach- 
eilen will,  begegnet  ihm  Conchobors  Sohn  Niall  Cennfinn 
(„Weißkopf")  mit  100  Bewaffneten,  der  eben  seinem  Vater 
zu  Hilfe  kommt,  und  er  unterliegt  ihm  nach  erbittertem 
Kampf;  die  gefallenen  Connachter  werden  von  Ferb  beklagt. 
Auch  Domnall  Derg  mac  Dubäin,  der  zunächst  auf  dem 
Kampfplatz  erscheint,  wird  von  der  Botin  unterrichtet;  er 
stößt  auf  eine  neue  Öchar  der  ülter,  400  Mann  unter  einem 
andern  Sohn  Conchobors,  Feradach  Lämfota  („Langarm"),  und 
fällt  gleichfalls.  Nochmals  tritt  Ferb  zu  Maine  und  singt 
ein  Klagelied.  Inzwischen  sind  Conchobors  zwei  Söhne  zu 
ihrem  Vater  gestoßen;  aber  gegen  sie  zieht  nunmehr  Medb 
mit  ihren  700  Kriegern  heran.  Von  Neuem  tobt  ein  furcht- 
barer Kampf,  in  dem  Medb  eigenhändig  fünf  Gegner  erlegt, 
darunter  beide  Söhne  Conchobors.  Aber  schließlich  muß  sie 
weichen,  da  sie  150  Mann  verloren  hat;  die  ferchutredaig^) 
bringen  sie  aus  der  Schlacht,  von  Conchobor  bis  über  Mag 
n-Ini  („Ebene  von  Ini")  hinaus  verfolgt. 

5.  (740  —  7(55).  Darauf  kehrt  Conchobor  zur  Burg  zurück. 
Sie  wird  noch  eine  Zeitlang  von  Cobthach  Cnesgel  und  dem 
Rest   von   Gergs  Leuten   gehalten,   bis  auch   diese  sämtlich 

»)  Siehe  Kap.  6  §  87. 


11,27.    ('es  ülad  „Der  Schwächezustand  d^r  Ulfer-*.  350 

gefallen  sind.  Nun  kann  C'onchobor  die  ganze  herrliche  Aus- 
stattung der  Burg  mit  sich  nehmen,  auch  das  kupferne  Faß, 
das  für  alle  ülter  zu  genügen  pflegte.  Man  nannte  es  öl 
n-guala{i),  weil  in  Emain  ein  Feuer  von  Kohlen  (guail)  zu 
brennen  pflegte,  wenn  man  daraus  trank.  Auch  der  See  Loch 
Guala  auf  üaminis  ist  nach  ihm  benannt,  weil  es  in  ihm  ver- 
borgen liegt.  Gergs  Frau  und  Tochter,  Nuagel  und  Ferb  mit 
ihren  150  Jungfrauen,  werden  abgeführt,  sterben  aber  beide 
aus  Kummer,  jene  über  ihren  Mann  und  ihre  zwei  Söhne, 
diese  über  die  Jünglinge.  So  wird  Ferbs  Grab  gegraben, 
ein  Stein  mit  ihrem  Namen  in  Ogom  darüber  errichtet  und 
ein  Hügel  (dtima)  aufgeworfen;  das  ist  Duma  Ferbe  nord- 
westlich von  Räith  Ini. 

Conchobor  rückt  triumfierend  in  Emain  ein.  berichtet 
Mugain  Alles  und  befiehlt  seinem  jiU  Ferchertue  mac  Der- 
gerdne  ein  kurzes  Kunstgedicht  zu  verfassen,  um  das  An- 
denken aufrecht  zu  erhalten. 

Es  folgt  das  Gedicht,  das  die  Grundlage  des  Ganzen  bildet. 

Kap.  27.    Ces  Ulad. 
„Der  Schwächezustand  der  Ulter." 

Obschon  die  folgenden  zwei  Geschichten  nirgends  zu  den  „Vor- 
erzählungen der  Täin"  gerechnet  werden,  füge  ich  sie  hier  ein,  weil  sie 
auf  der  Täin  fußen  und  erklären  wollen,  weshalb  dort  die  Ulter  sich  in 
dem  merkwürdigen  Schwächezustand  (ces)  befinden. 

A 

Die  ganz  kurze  Erzählung  (ohne  Titel)  scheint  sich  nur  in  der 
Handschrift  Brit.  Mus.,  Harleian  5280  (1.5.  Jh.),  fol  34  (44)  v  zu  finden  und 
ist  darnach  von  K.  Meyer,  ZCP  8, 120  abgedruckt.  Sie  besteht  aus  knappen, 
abgerissenen  Notizen,  die,  da  sie  außerdem  sehr  schlecht  überliefert  sind, 
nicht  immer  ganz  verständlich  sind.  Das  Alter  ist  so  kaum  zu  be- 
stimmen. Die  eigentümliche  Anschauung,  daß  CüChulainn  auf  seinem 
Wagen  fahrend  fldcheU  spielt,  kehrt  in  der  Täin  bö  Cuailnge  in  dem 
Abschnitt  Tochim  na  m-huiden  (Kap.  6  §  82)  wieder;  doch  ist  fraglich, 
welches  von  beiden  die  Quelle  für  das  andere  ist. 

CüChulainn    fährt    mit    seinem    Wagenlenker   L?eg   mac 

Riangabair  längs  der  Boyne.     Er  hat  ein  fidchell  und  buan- 

fach^)   im   Wagen   und    einen   Sper   in    der  Hand  mit  einer 

*)  buönfuch  die  Hs. 


360  II,  27.    Ces  Ulad  „Der  Schwächezustand  der  Ulter". 

Schnur  daran,  um  Fische  zu  stechen.  An  das  andere  Ufer 
der  Boyne  kommen  Fedelmi)  Foltchain  („Schönhaar")  und 
ihr  Gatte,  (der  Elf)  Elcmaire.  Fedelm  will  bleiben,  um  zu 
sehen,  was  der  Mann  im  Wagen  ausrichtet.  Der  zieht  einen 
gesprenkelten  Salm  aus  der  Boyne.  Der  (wohl  eifersüchtige) 
Elcmaire  tritt  in  die  Furt  und  zerschmettert  (?)  mit  einem 
viereckigen  Steinklotz  den  Wagen.  Aber  CüChulainn  haut 
ihm  die  Daumen  und  großen  Zehen  ab  und  nimmt  Fedelm 
auf  ein  Jahr  zu  sich.  Am  Tage,  da  das  Jahr  zu  Ende  geht, 
zeigt  sie  sich  nackt  den  Ultern;  das  brachte  den  ces  über 
die  Ulter. 

B 

Die  andere  Erzählung  ist  viel  verbreiteter  und  liegt  in  drei  Fassungen 
vor,  die  nicht  bedeutend  voneinander  abweichen  außer  im  Wortlaut.  Sie 
stützt  ihre  Erklärung  des  Schwächezustandes  auf  die  Etymologie  von 
Emain  Macha  (=  „Macha's  Zwillinge"),  der  Königsburg  Conchobors.  In 
der  Sagenliste  A  heißt  sie  Tochmarc  mnä  Crttinn  (meic  Agnomain)  „das 
Werben  um  die  Frau  von  Cruinn(?)  mac  Agnomain". 

I.  Von  der  wohl  ältesten  Fassung  sind  vier  Handschriften  ver- 
zeichnet: GBL  (Faks.)  211  b  40  (wohl  die  beste  Handschrift) ;  Brit.  Mus., 
Harleian  5280  (15.  Jh.),  fcl.  42  (53)  v;  Buch  von  Fermoy  (15.  Jh.)  fol.  33r 
und  E.  Ir.  Ac,  B.  4.  2  (früher  Stowe  ms.  869)  fol.  127  v  (s.  RC  10,  458).  2) 
In  GBL  hat  sie  die  Überschrift:  in  ceas  naigen,  d.i.  m  ces  noiden  „die 
Kinderschwäche",  „die  Schwäche  des  Kindbetts",  im  Dinnsenchas  (s.  u.  S.  363) 
mit  ces  oited  (von  oitiu  ..Jugend")  wiedergegeben,  was  dasselbe  bedeutet. 
In  Harl.  steht  dafür  Noinden  Ulad  (s.  II).  Sonst  ist  die  Schwäche  auch 
hier  einfach  als  ces  bezeichnet.  3) 

IL  Die  zweite  Fassung  ist  schon  in  LL  (Faks.)  125  b*)  erhalten, 
ferner  in  R.  Ir.  Ac,  C.  I,  2  (Stowe  ms.  872)  fol.  15r,b  (nach  RC  10,  458). 
Die  Schwäche  hat  hier  den  Namen  noinden  {Ulad),  der  auch  schon  in  der 
älteren  Tüin  bö  Cuailnge,  Z.  472.  874.  2074  und  in  der  Interpolazion  Z.  1431 
vorkommt.    Der  Bearbeiter  C  der  Täin  hatte  sie  darnach  gelegentlich  cess 


*)  Fedlim,  Felim  die  Hs. 

^)  Sie  ist  nur  nach  Harl.  hgg.  u.  übers,  von  Windisch,  Berichte  der 
Sachs.  Ges.  der  Wissenschaften  1884,  S.  340  und  344.  Darnach  von  mir 
übers,  in  Sagen  aus  dem  alten  Irland,  S.  21.  Andere  Bearbeitungen  s. 
Bibliography  of  Irish  Philology,  S.  88  f. 

■^)  Ob  auch  im  Buch  von  Fermoy  ces  naoidhean  steht,  geht  aus 
Todds  Inhaltsangabe  (Proceedings  of  the  R.  Ir.  Ac,  Irish  Ms.  Series  1 1, 18) 
nicht  klar  hervor. 

*)  Darnach  hgg.  u.  übers,  von  S.  Ferguson,  Congal  (1872)  S.  189  und 
von  Windisch  a.  a.  0.  338  und  342. 


11,27.    Ces  Ulad  „Der  .Schwächezustand  der  Ulter^.  301 

noinden  genannt,  wolil  eine  Verschmelzunjüf  von  ces  no'den  mit  noinden 
(ed.  Windisch,  Z.  225.  4762).  Noinden  bedeutet  eigentlich  „neun  Tage" ' j 
und  wird  in  O'Davoren's  Glossar  1290  mit  tinöl  ,, Versammlung"  erklärt. 
Daneben  muß  es  auch  das  Kindbett  bezeichnet  haben  und  ist  dann  wohl 
als  „neun  Tage -und -Nächte"  zu  verstehen,  da  nach  I  das  Kindbett  fünf 
Tage  und  vier  Nächte  dauert.'^) 

Einen  kurzen  Auszug  aus  diesem  Text  gibt  Tochmarc  Emire  §  29 
(Kap.  31)  als  Etymologie  von  Emain  Macha. 

111.  Die  zweifellos  jüngste  Fassung  kenne  ich  nur  aus  dem  Sammel- 
band Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3. 18,  S.  46b. 3)  Sie  nennt  den  Text  am  Schluß: 
Tochmarc  Cruinn  ocus  Macha  „das  Werben  von  Cruinn  und  von  Macha" 
mit  deutlicher  Anlehnung  an  den  Titel  in  Sagenliste  A  (s.  o.).  Der  Schwäche- 
zustand heißt  m  ces  naidhen  (vgl.  I);  doch  weist  der  Stammbaum  am  An- 
fang auf  Kenntnis  der  Fassung  II. 

In  der  Analyse  folge  ich  Fassung  I,  gebe  aber  erheblichere  Ab- 
weichungen von  II  und  III  in  den  Anmerkungen. 

Crunnchu^)  mac  Agnomain  war  ein  reicher  Bauer  im 
Gebirge  von  Ulster.  Er  hat  viele  Söhne,  aber  sein  Weib 
ist  längst  gestorben.  Wie  er  eines  Tages  allein  im  Hause 
auf  seinem  Lager  liegt,  tritt  eine  schöne  junge  Frau  herein 
(sie  hieß  Macha,  wie  Kundige  sagen),  besorgt  ohne  ein  Wort 
zu  sprechen  Alles  im  Haus  wie  eine  richtige  Hausfrau,  setzt 
sich   bei   der  Mahlzeit  auf  einem  Stuhl  neben  ihn,   dämpft 


1)  So  deutet  es  O'Mulconry's  Glossar  835:  ,,  Noinden  Ulad  quasi 
novem  dies,  denn  so  viel  Tage  pflegten  sie  in  ihrem  cess  zu  sein". 

2)  Außerdem  kommt  in  mehreren  auf  Conall  Cernach  bezüglichen 
Sagen  der  Ausdruck  as-a  noendin  (naindin)  für  „von  Jugend  auf''  vor 
(ZCP  1,108;  K.  Meyer,  The  Death- Tales  S.  86  §  1;  Eriu  4,28  §  19). 
Wieder  anders  braucht  ein  Erzähler  Kap.  46  §  2  noinden  Ulad  (s.  dort). 
Bei  der  etwas  künstlichen  Sprache  der  Sagentexte  muß  man  mit  allerhand 
Mißverständnissen  der  Verfasser  rechnen. 

3)  Hgg.  u.  übers,  von  mir,  ZCP  12,  251. 

*)  Gen.  Crunnchon.  In  II  heißt  er  Crunniuc,  Gen.  Cruincon.  In  III 
Cruinn  (vgl.  Sagenliste  A  und  das  Dinnsenchas  unten  S.  363);  so  liest  in  I 
nur  einmal  eine  Handschrift  (Harl.).  Anderseits  bringt  III  den  Gen. 
Cruinncon  im  Stammbaum  der  Macha  (als  ihren  Urgroßvater),  hat  ihn 
also  ebenfalls  gekannt.  —  In  II  (am  Ende)  werden  die  Vorfahren  von 
Agnoman  aufgezählt;  er  ist  Sohn  von  Curir  Ulad,  nach  dem  die  Ulter 
(Ulaid)  genannt  sind;  dieser  ist  mac  Fiatach  tneic  Urmi.  In  III  heißt 
Agnomans  Vater  Fer  Ulad,  d.  i.  Muredach  Muinderg  („ßothals")  vom 
Stamme  Däl  Fiatach  (Fiathach  Hs.),  „von  dem  die  Ulter  genannt  sind"; 
dann  wird  Fiata(ch)'s  Stammbaum  angeschlossen  bis  hinauf  zu  Dedsin 
mac  Eth-  (lies  Echdach).   Zu  diesem  Stammbaum  vgl.  ZCP  12,  253  Aum.l. 


362  II,  27.    Ces  Ulad  „Der  Schwäcliezustand  der  Ulter". 

dann  das  Feuer  und  legt  sich  —  nach  der  glückbringenden 
Wendung  nach  rechts  —  zu  ihm  ins  Bett.  Sie  wird  schwanger 
von  ihm  und  seine  Habe  mehrt  sich.i) 

Als  in  Ulster  eine  große  Festversammlung  abgehalten 
wird,  warnt  sie  ihn  daran  teilzunehmen;  denn  wenn  er  von 
ihr  spreche,  werde  ihr  Zusammenleben  zu  Ende  sein. 2)  Er 
läßt  sich  aber  nicht  abhalten.  Und  als  dort  im  Wettrennen 
des  Königs  Pferde  den  Sieg  gewinnen  3)  und  Alle  sie  loben, 
behauptet  er,  seine  Frau  sei  schneller.  Da  läßt  ihn  der 
Könige)  festnehmen,  bis  das  erprobt  sei.  Die  Boten,  die  nach 
der  Frau  gesandt  werden,'^)  nehmen  ihre  Entschuldigung,  sie 
sei  bereits  in  Geburtswehen,  nicht  an;  sie  muß  mit,  wenn 
ihr  Mann  nicht  sterben  soll.  Der  Königt  schlägt  ihr  selbst 
die  Bitte  ab,  ihr  wenigstens  Aufschub  zu  gewähren,  bis  sie 
niedergekommen  sei.  Im  Wettlauf  ist  sie  vor  den  Pferden 
am  Ende  der  Balin  und  gebiert  mit  großen  Schmerzen  einen 
Knaben  und  ein  Mädchen,  namens  Fir  und  Fial  („Wahr" 
und  „Züchtig").  6)  Wie  die  Menge  den  Schmerzensschrei  der 
Frau  hört,  werden  sie  alle  ebenso  schwach  wie  die  Frau. 
Und  sie  profezeit,  jedesmal  wenn  es  für  sie  am  peinlichsten 
sein  werde,  würden  alle  Bewohner  des  „Fünftels"  in  diese 
Schwäche  verfallen  so  lange  wie  eine  Wöchnerin,   nämlich 


•)  In  II  ist  (Jrunniuc  kein  Bauer  (aithech),  sondern  ein  briuga.  In. 
III  geht  er  von  seiner  Burg  nach  >«ordwesten  und  trifft  die  schönste 
Frau,  die  er  je  gesehen  hat.  Sie  nennt  sich  ihm  als  die  Druidin  Macha 
ingen  Bruide  meic  Ceite  meic  Cruinncon  usw.  und  willigt  auf  seine  Ein- 
ladung ein,  sein  Lager  zu  teilen.  Sie  bleibt  ein  Jahr  bei  ihm  (in  II 
.,lange  Zeit").  —  In  II  nennt  sie  sich  erst  später  dem  König  als  Macha 
ingen  Sainrith  meic  Imbaith. 

■^)  In  II  warnt  sie  ihn  nur,  unvorsichtig  zu  reden.  In  III  fehlt  die 
Warnung. 

^)  In  III  sind  es  Pferde  und  Knaben  (macrad),  die  am  Wettlauf  teil- 
nehmen. 

♦)  Nach  III:  König  Conchobor;  vgl.  das  Diunsenchas  (S.  363),  das 
der  Verfasser  wohl  gekannt  hat. 

^)  In  III  holt  Cruinn  selber  seine  Frau. 

ö)  Die  Namen  fehlen  in  II  und  III.  Nur  II  fügt  ausdrücklich  hinzu, 
daß  darnach  Emain  Macha  („Macha's  Zwillinge")  benannt  sei,  obschon  das 
natürlich  auch  I  zu  Grunde  liegt. 


11,28.   Cath  Ruis  na  Rii{  „Die  Schlacht  von  Ros  na  Rig".        -^O.S 

fünf  Tage  und  vier  Nächte  oder  fünf  Nächte  und  vier  Tage  ^j 
bis  zur  neunten  (oder  neunmal  neunten)  Generazion/-*) 

Tatsächlich  war  das  der  Fall  von  der  Zeit  Crunnchu's 
bis  zu  der  von  F^ergus  mac  Domnaill.-^)  Nur  Frauen  und 
Kinder  waren  ausgenommen  und  außerdem  CüChulainn.  weil 
er  kein  Ulter  war,^)  und  jeder  der  außerlialb  des  Landes  weilte. 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Ard  Macha. 

Das  Prosa- Dinnsenchas  in  beiden  Redakzionen ')  benützt  Fassung  I 
zu  einer  seiner  drei  Erklärungen  des  Ortsnamens  Ard  Macha  (nicht  Emain 
Macha).  des  heutigen  Armagh.  Es  erzählt  ganz  kurz,  daß  dort  Macha, 
die  Frau  von  Cruinn  raac  Aguomain,  schwanger  mit  den  Pferden  König 
Conchobor's  wettlief  und  sie  besiegte,  und  daß  sie  dann  FTr  und  Fial 
gebar  und  die  Verwünschung  aussprach.  Der  ces  lag  auf  den  Ultern  von 
der  Zeit  Couchobors  bis  zur  Herrschaft  von  Mal  raac  Rochraidi.  Man 
sagt,  sie  sei  Grian  Eanchure  („die  Sonne  der  Fraueuschar"),  Tochter  (des 
Elfs)  Midir  von  BrT  Leith  gewesen.  In  Ard  Macha  wurde  sie  begraben 
und  auf  das  Grab  ihr  Stein  gepflanzt. 


Kap.  28.    Cath  Kuis  ua  Rig. 
,,Die  Schlacht  von  Ros  na  Rig/' 

Während  die  bisher  besprocheneu  Erzählungen  als  Einleitungen  zur 
Täin  bö  Cuailnge  bezeichnet  sind  oder  gelten  können,  gibt  es  andere,  die 
sich  als  deren  unmittelbare  oder  mittelbare  Folgen  darstellen.  Die  eine 
davon,  die  CüChulainns  Tod  berichtet,  versparen  wir  auf  eine  spätere 
Stelle  (Kap.  60);   aber   die  andere  soll  gleich  hier  angeschlossen  werden. 


^)  Diese  Zeitbestimmung  fehlt  in  II  und  III.  Sie  würde  voraussetzen, 
daß  die  Täin  bö  Cuailnge  bei  weitem  nicht  so  lange  dauerte  wie  nach 
den  überlieferten  Texten.  Doch  birgt  sich  darin  wohl  nicht  die  Erinnerung 
an  eine  ältere  Gestalt  der  Sage,  sondern  der  Verfasser  denkt  nur  an  das 
wirkliche  Wochenbett. 

'^)  Daß  die  Frau  starb,  wird  nur  in  III  berichtet,  aber  natürlich  auch 
in  I  und  II  vorausgesetzt. 

ä)  In  II:  von  Crunniuc  bis  Furc  (Gen.  Forco)  mac  DaUäin  meic 
Mainich.    III  hat  keine  solche  Zeitangabe. 

*)  CüChulainn  wird  hier  wohl  als  Elfensohn  betrachtet.  Der  Grund 
fehlt  in  II,  dieser  ganze  Schluß  in  III. 

^)  Ba  nicht  erhalten.  Bb  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  IV,  480; 
C  von  dems.  RC  16, 44.  Das  Schlußgedicht,  das  C  hinzufügt,  bringt  nichts 
wesentliches  Neues. 


364       II,  28.   Cath  Ruis  na  Rig  „Die  Schlacht  voii  Ros  ua  Rig"". 

Die  „Schlacht  von  Ros  na  Rlg-"  i)  liegt  uns  in  doppelter  Gestalt  vor, 
einer  etwas  älteren  (A)  und  einer  jungen  (B).  Jene  ist  nur  in  LL  (Faks.) 
S.  171  erhalten;  von  B  sind  drei  Handschriften  aus  dem  18.  Jahrhundert 
bekannt;  doch  hat  schon  Colgan  um  1650  zwei  —  jetzt  verschollene  — 
besessen.  2) 


bietet  einen  der  wenigen  Fälle,  wo  wir  auf  den  Erfinder  (nicht  Bearbeiter) 
einer  Sage  direkt  den  Finger  legen  können.  Es  ist  ohne  jeden  Zweifel 
derselbe,  den  wir  als  Bearbeiter  C  der  Täin  bü  Cuailnge  kennen  gelernt 
haben  und  den  wir  in  derselben  Tätigkeit  bei  Mesca  Ulad  (Kap.  47)  kennen 
lernen  werden  (s.  Teil  I  Kap.  11).  Diese  Beschäftigung  mit  älteren  Texten, 
wobei  er  sich  einen  eigenen  Stil  ausgebildet  hatte,  hat  ihn  offenbar  ver- 
lockt, sich  nun  auch  selbständig  als  Sagen  Verfasser  zu  versuchen,  und  er 
wählte  sich  als  Stoff  die  Rache  Conchobors  an  seinen  Feinden  in  der  Täin 
bö  Cuailnge.  Die  Erzählung  gehört  somit  ins  erste  Drittel  des  12.  Jahr- 
hunderts; das  erklärt,  weshalb  ihr  Titel  in  den  alten  Sagenlisten  A  und  B 
fehlt.  Der  Verfasser  hat  übrigens  sein  Vorhaben  nicht  vollständig  aus- 
geführt. Am  Ende  unseres  Textes  (§  57)  heißt  es :  A-hain  slüaged  catha 
Findchorad  et  in  tromlonges  timcJieU  i  Connachtaib  ocus  cath  na  maccraide 
„Hierauf  (folgt)  der  Feldzug  der  Schlacht  von  Finnchorad  und  die  schwere 
Schiffahrt  (oder  'Verbannung'  oder  'Verbanntenschar')  ringsum  in  Connaught 
und  die  Schlacht  der  Knaben".  In  der  Tat  erfüllt  Cath  Ruis  na  Rlg  nicht, 
was  es  §20  den  König  Conchobor  sagen  läßt:  „Ich  gebe  mein  Wort,  daß 
ich  keinen  Vertrag  von  ihnen  annehme,  bis  der  Platz  meines  Zeltes  in 
jedem  'Fünftel'  Irlands  gewesen  ist."  Er  will  also  in  allen  „vier  Fünfteln 
Irlands",  die  nach  der  Täin  bö  Cuailnge  gegen  Ulster  gezogen  sind,  seine 
Rache  ausüben.  Und  schon  in  §  5  hat  er  ausgesprochen,  daß  er  speziell 
mit  Ailill  und  Medb  abrechnen  wolle.  Aber  in  dem  erhaltenen  Text 
erfüllt  er  nur  ein  Viertel  seines  Versprechens,  indem  er  nach  blutiger 
Schlacht  seinen  Einzug  in  Mide,  der  Landschaft  von  Cairpre  Nia-Fer,  hält. 
Offenbar  sollten  ihn  die  am  Schluß  erwähnten  drei  weiteren  Teile  nach 
Leinster,  Connaught  und  Munster  führen.  Aber  diese  Teile  sind  nicht 
vorhanden;  auch  die  jüngere  Bearbeitung  B  kennt  sie  nicht.  Nur  die 
„Schlacht  von  Finnchorad"  wird  in  dieser  einmal  (§  36)  beiläufig  erwähnt. 
Ferner  werden  in  dem  späten  Text  Cath  Muighe  Rath^)  (s.  Teil  III)  in 
derselben  Strofe  eines  Gedichts  Cath  Buis  na  Big  und  Cath  flrbeoda 
Findchorad  „die  sehr  lebhafte  Schlacht  von  Finnchorad"  genannt;  ebenso 
in  der  Aufzählung  in  Harl.  5280  fol.  54  r,  die  K.  Meyer,  RC  11,  210  ge- 


*)  Am  südwestlichen  Ufer  des  Boyne- Flusses  unterhalb  Slane. 

^)  Beide  Fassungen  sind  hgg.  u.  übers,  von  Edmund  Hogan,  Cath 
Muts  na  Big  for  Büinn,  R.  Ir.  Ac,  Todd  Lecture  Series  IV  (1892)  S.  1  und  60 
mit  Glossar  S.  209.    Über  die  Handschriften  s.  S.  VII. 

3)  The  Banquet  of  Dun  na  n-Gedh  and  the  Battle  of  Magh  Rath, 
ed.  O'Donovan,  S.  210. 


II,  28.    Cath  Ruis  na  Rlg  „Die  Schlacht  von  Roh  na  Rt^".       865 

druckt  hat;  endlich  führt  im  17.  Jahrhundert  Keatinjs^  1,80  Cath  Fionv- 
choradh  neben  Cath  Buis  na  Uiogh  unter  seinen  angeblichen  Quellen  auf. 
Also  nur  solche  Schriftsteller,  die  deutlich  unseren  Text  kennen,  erwähnen 
diesen  Titel,  ohne  von  der  Erzählung  etwas  zu  verraten.  So  dürfen  wir 
ohne  weiteres  annehmen,  daß  auch  der  Verfasser  des  jungen  Textes  Cath 
Boinne  oder  Ferchuitred  Medba,  der  Medbs  Vorbereitung  zu  Cath  Findchor  ad 
nebenbei  berührt  (Kap.  60  §  5),  und  der  Dichter  des  Dinnseuchas  von  Loch 
Dergderc,  der  den  König  Eochaid  mac  Luchta  in  der  Schlacht  von  Finn- 
chorad  fallen  läßt  (Kap.  53  Anhang  I) ,  aus  derselben  Quelle  geschöpft 
haben.  Die  Erzählung  hat  gewiß  ebensowenig  jemals  bestanden  wie  die 
beiden  andern.  Was  den  Verfasser  an  der  Ausführung  verhindert  hat, 
ob  —  wie  wahrscheinlich  —  der  Tod  oder  andere  Umstände,  wissen 
wir  nicht. 

Der  erhaltene  Text  enthält  keinen  alten  Sagenstoff.  Die  Namen  der 
Helden  sind  großenteils  der  Täin  bö  Cuailnge  entnommen,  zum  Teil  frei 
hinzuerfunden.  Daß  Coirpre  Ma-Fer  durch  CüChulainn  gefallen  ist,  war 
in  der  älteren  Sage  vom  Tode  CüChulainns  (Kap.  60)  vorausgesetzt,  und 
daß  im  Gegensatz  zu  ihm  sein  Sohn  Erc  sich  freundlich  zu  den  Ultern 
stellt,  ist  aus  der  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  6  §  82)  geschöpft.  Endlich  die 
Abwesenheit  Conall  Cernach's  zur  Zeit  der  Täin  hatte  der  Verfasser  schon 
in  seiner  Bearbeitung  jener  Sage  durchgeführt  (im  Anschluß  au  einen 
Abschnitt  der  älteren  Kompilazion,  §  82). 

B 

Der  jüngere  Bearbeiter  ist  der  in  Teil  I  S.  73  besprochene,  dem 
wir  wohl  auch  andere  Modernisierungen  von  Sagentexten  zu  verdanken 
haben,  und  der  vielleicht  nicht  vor  dem  15.  Jahrhundert  anzusetzen  ist. 
Er  hat  die  meisten  Gedichte  des  älteren  Textes,  einige  ihm  unwesentlich 
scheinende  Episoden  und  den  Schlußabschnitt,  der  von  Erc  handelt,  weg- 
gelassen, dagegen  das  alliterierende  Wortgeklingel  noch  vermehrt.  Wirklich 
Neues  hat  er  nicht  hinzuerfunden. 

Ich  gebe  den  Inhalt  von  A  jeweils  auf  dem  oberen  Teil  der  Seiten, 
die  Abweichungen  von  B  auf  dem  unteren.  Die  eingeklammerten  Zahlen 
entsprechen  den  Paragrafen  Hogans. 

1.  (1—8).  Nach  der  Schlacht  der  Täin  bö  Cuailngfe 
schmeckt  König  Conchobor  in  Emain  Macha  sechs  Wochen 
lang  keine  Speise  und  findet  er  keinen  ruhigen  Schlaf.  Da- 
rüber bekümmert,  versammeln  sich  die  Ulter  in  Emain  und 


1.  (1 — 8).  Der  jüngere  Text  erzählt  zunächst  ganz 
ähnlich,  nur  viel  kürzer  und  ohne  Gedichte.  Conall  Cernach 
ist  hier  nicht  als  abwesend  gedacht,  sondern  Conchubar 
schickt  auf  Cathfads  Rat  seinen  Sohn  Fionnchad  und  Conall 


306       II,  28.    (Jath  Ruis  na  Rig-  ..Die  Schlacht  von  ßos  na  Rig". 

beauftragen  den  Druiden  Cathbad  die  Ursache  zu  erkunden. 
Als  dieser  vor  dem  König  blutige  Tränen  über  sein  schlechtes 
Befinden  weint,  entdeckt  er  ihm  —  in  Prosa  und  Versen  — 
den  Grund:  Ailill  und  Medb  und  die  vier  Fünftel  Irlands 
hätten  sein  Land  verwüstet,  seine  Burgen  zerstört  und  ein 
Kalb  seiner  Rinder  (der  Donn  Cuailnge)  weggeführt.  Ver- 
geblich hält  ihm  Cathbad  —  in  einem  poetischen  Zwie- 
gespräch —  entgegen,  er  habe  das  ja  in  der  großen  Schlacht 
gerächt.  Eine  solche  Schlacht  —  meint  Conchobor  —  lasse 
er  nicht  gelten,  in  der  kein  König  falle  und  das  feindliche 
Heer  entkomme;  sein  Herz  müsse  brechen,  wenn  Ailill  und 
Medb  nicht  durch  ihn  den  Tod  fänden.  Cathbad  rät  ihm, 
die  zum  Kriegszug  günstigere  Sommerzeit  abzuwarten;  dann 
würden  auch  seine  Mannen  von  ihren  Wunden  genesen  sein. 
Er  solle  indessen  Boten  senden  erstens  zu  Conall  Cernach, 
der  Tribut  eintreibe ')  in  Leodüs  (nord.  Liödns,  Hebrideninsel 
Lewis),  auf  den  Cadd- Inseln  (Shetland),  den  Orc- Inseln 
(Orkney),  in  Scithia,  Dacia,  Gotia  und  Northmannia,  den 
Ärmelkanal  und  Muir  Torrian  (das  mittelländische  Meer) 
durchfahre  und  die  Straßen  der  „Sachsen"  plündere.  Ferner 
zu  seinen  nordischen  Freunden  (Gaul):  zu  Amlaib  (nachher 
Älaih)  ua  Inscoa,  König  von  Skandinavien  {Lochlainn) ,  zu 
Finnmör  mac  Rofir,  dem  König  des  siebten  Teils  von  Skandi- 
navien, zu  Bare  auf  den  Sciggire  (Ey-skerggjar,  Färöer)  in 
der  Burg  der  Piscarcarla  (Fischer),  zu  Brodor  Koth  und 
Brodor  Fiüit,  zu  Siugraid  Soga,  König  von  Südiam  (wohl 
Dat.  Plur.  Suäeyjum  „Südinseln"),  zu  Sortadbud  Sort,  König 
der  Orkaden,  zu  den  sieben  Maie  Romrach:  II,  lle,  Mael,  Mulle, 
Abram,  Cet,  Celg,  endlich  zu  Conchobor,  der  ein  Sohn  des 
Königs  von  Schottland  Artur  mac  Bruide  meic  Düngail  und 

')  Dieses  Motiv  ist  aus  Tochmarc  Emire  (Kap.  31)  entlehnt. 


Cernach's  Sohn  Fionnchaom  über  See  zu  Muille  und  Ruan, 
zu  Siogra  dem  König  von  Arcadia,  zu  Mal  und  Maolän,  zu 
lomsgoa,  dem  König  des  Siebtels  „der  skandinavischen  Welt", 
zu  Canad  dem  Nordländer,  zu  Maolän  dem  Krieger,  König 
von  Orkney,  zu  Conchubar  mac  Düire  meic  Düngaile  und  zu 
Ärtür  dem  Roten.    Doch  bemerkt  er,  mögen  deren  Heere  ihm 


II,  28.    Cath  Ruis  na  Rlg:  ..Die  Schlacht  von  Ros  na  RTg".       307 

dessen  Mutter  Clothra  die  eigene  Tochter  von  König  Con- 
chobor  istJ)  Wirklich  werden  Concliobors  Sohn  Finnchad 
und  Conall  Cernach's  Sohn  ^d  Csem  („der  Liebliche''),  ferner 
^ngus  mac  ^Enläma  Gäbse^)  und  Cano  Gall  („der  Nord- 
länder") als  Boten  zu  Conall  Cernach  nach  Leodüs  geschickt, 
der  erst  durch  sie  von  dem  Wegtreiben  der  Rinder  von 
Cuailnge  erfährt  und  sie  trefflich  bewirtet;  andere  zu  den 
Nordländern,  die  sich  daraufhin  bei  Conall  versammeln. 

2.  (9 — 15).  Nachdem  dieser  seine  baldige  Ankunft  ge- 
meldet hat,  rüstet  CüChulainn  in  Dün  Delga  (Dundalk)  ein 
Gastmahl  für  Conchobor,  ebenso  Celtchair  mac  Uth(echair) 
eines  für  Conall  Cernach  beim  Fels  von  Muirbolg  (Dunseverick 
Castle  an  der  irischen  Nordküste)  und  Lsegaire  ein  drittes 
bei  Inber  Seimne  (Larne).  Die  heransegelnde  Flotte  von 
Conall  Ceruach  und  den  Verbündeten  wird  in  der  Strömung 
bei  Mull  of  Cantire  von  einem  Sturm  erfaßt  und  gerade  so 
in  drei  Teile  zersprengt,  daß  ein  Drittel  unter  Conall  Cernach 


')  Zu  den  Namen  dieser  Liste,  die  für  die  irische  Aussprache  nordischer 
Laute  von  Bedeutung  ist,  vgl.  besonders  Marstrander,  Bidrag  til  det  norske 
Sprogs  Historie  i  Irland  (1915).  Man  sieht,  daß  dem  Verfasser  des  12.  Jahr- 
hunderts die  Wikingerzeit,  die  ja  freilich  längst  überstanden  war,  mit  der 
Zeit  der  alten  Heldensage  zusanimenrinnt.  Die  Liste  ist  übrigens  nur  ein 
Prunkstück  seiner  Länderkunde;  die  Genannten  spielen  im  Weiteren  keine 
besondere  Rolle,  falls  sie  nicht  für  die  späteren  Teile  aufgespart  waren. 
Die  Angabe  von  E.  HuU  (A  text  book  of  Irish  Literature,  S.  66),  daß  diese 
Namen  aus  der  historischen  Erzählung  Cogadh  Gaedhel  re  Gallaihh,  The 
War  of  the  Gaedhil  with  the  Gaill  (ed.  Todd,  1867)  gezogen  seien,  bewährt 
sich  der  Nachprüfung  nicht. 

2)  Vgl.  Kap.  6  §  65. 


zu  Hilfe  kommen  oder  nicht,  er  werde  jedenfalls  gegen  Cairbre 
Niaid-Fear  und  Fionn  mac  Rosa,  gegen  Lugaid  mac  ConRaoi, 
gegen  Eochaid  mac  Luchta,  gegen  Meadb  und  Oilill  ziehen. 

2—3.  (9  — 1(5).  Meadb,  die  von  Conchubars  Rede 
hört,  macht  hier  selber  den  Vorschlag,  Geiseln  an  ihn  zu 
schicken,  damit  er  ein  Jahr  Ruhe  halte,  und  zwar  bestimmt 
sie  (Fergus)  mac  Roig  zu  der  Botschaft,  indem  sie  seine  Be- 
denken beschwichtigt.  Er  geht  zunächst  zu  Fionn  mac  Rosa, 
König  von  Leinster.  und  zu  Cairbre  Niaid-Fear,  König  von 


368       ir,  28.    Cath  Kuis  na  Rlg  ..Die  Schlacht  von  Ro.s  na  RTg". 

nach  dem  Fels  von  Muirbolg.  die  Maie  Romra  nach  Inber 
Seimne,  Älaib  mac  Inscoa,  Finnmör  mac  Rofir  und  Bare  an 
den  Strand  von  Bäile  mac  Buain  bei  der  Mündung  von  Linn 
Luachainne  (Dundalk)  verschlagen  werden.  Conchobor,  der 
sich  hier  befindet,  befürchtet,  es  könnten  Feinde,  die  Galiain 
aus  Leinster  oder  die  Munsterer  oder  die  Connachter  sein. 
Als  aber  Sencha  mac  Ailella  ihnen  entgegengeht  und  er- 
kundet, daß  es  vielmehr  die  befreundeten  Nordländer  sind, 
bricht  Conchobor  den  Blutklumpen  aus,  der  sein  Herz  be- 
drückt hat.  Er  räumt  die  Festhalle  und  läßt  durch  Cü- 
Chulainn  den  König  von  Skandinavien  und  seine  Begleiter 
auf  Wagen  nach  Dün  Delga  bringen;  sie  erhalten  die  reich- 
liche Bewirtung  (die  für  Conchobor  bestimmt  war)  und 
schlafen  daselbst.  Am  andern  Morgen  heißt  Conchobor  Cü- 
Chulainn  ihnen  den  Rest  des  Gastmahls  auftischen  und  Bot- 
schaft zu  den  andern  Ultern  senden,  sie  sollten  die  fremden 
Gäste  bewirten.  Ferner  solle  CüChulainn  die  greisen  Krieger 
aufbieten,  die  längst  den  Waffen  entsagt  haben  und  die  um 
Irgalach  mac  Maclaig  meic  Congaile  ihr  Alter  verbringen. 
Und  da  CüChulainn  sich  weigert,  geht  er  selber  zu  ihnen 
hin.  Eifrig  spannen  die  Alten  ihre  alten  Pferde  an  ihre 
alten  Wagen  und  finden  sich  in  der  Nacht  bei  der  Mündung 
von  Linn  Luachainne  ein. 

3.  (16 — 22).  Die  Kunde  davon  verbreitet  sich  durch  die 
vier  (andern)  Fünftel  Irlands,  und  die  „drei  Wogen  Irlands", 
Tonn  Chlidna,  Tonn  Rudraige  und  Tonn  Tuaige  Inbir^)  er- 
beben in  dieser  Nacht.     Die  Fürsten  begeben  sich  in  ihre 

0  Siehe  ohen  S.  333. 


Teamair,  die  nun  in  seiner  Begleitung  Doirn-Iubra  ua  Cip- 
Gobann,  Fiodach  Foltgarb  („Schroff haar")  und  Fadb  ua 
h-Iomnada  zu  Conchubar  senden.  Doch  weist  dieser  den  an- 
gebotenen Vertrag  ab.  Während  sie  darüber  sprechen,  landen 
die  überseeischen  Hilfsvölker  am  Strand  von  Baile  Buain  und 
bei  Sruim  Innse  Oiliolla;  Conchubar  geht  ihnen  bis  Dün 
Delgän  entgegen  und  geleitet  sie  zum  Haus  von  CüChulainn, 
der  sie  willkommen  heißt  und  eine  Woche  lang  trefflich  be- 
wirtet.    Dann   nimmt   Conchubar   Abschied    von  CüChulainn 


11,28.   Cath  Ruig  na  Rig  „Die  Schlacht  von  Roh  na  Rig".       369 

Königsbuigen :  Eochu  mac  Luclita  mit  seinen  Stämmen,  den 
Recartaig  Dedad,  nach  Temair  Luachra  (in  West -Munster), 
Ailill  und  Medb  nach  Oruachain  in  Connaught,  Finn  mac 
Rosa,  König  der  Galiain,  mit  den  Clanna  Deirg  nach  Dinn 
Rlg  an  der  Barrow,  Cairpre  Nia-Fer  mit  den  Luaigne  von 
Temair  nach  Temair  (in  Mide).  Die  Munsterer  beschließen, 
falls  Conchobor  den  Kriegszug  unterlasse,  ihm  vollen  Ersatz 
zu  bieten  für  jedes  Rind,  jedes  Haus,  jeden  Pfahl,  überdies 
ihm  den  Donn  Cuailnge  auszuliefern  und  ein  Stück  Gold  so 
breit  wie  sein  Gesicht.  In  Oruachain  widerspricht  zwar  Medb 
diesem  feigen  Vorschlag;  aber  Ailill  schilt  sie  eine  Dirne  und 
stimmt  dafür,  daß  die  Connachter  ihren  Teil  auf  sich  nehmen. 
Als  man  jedoch  Dorn  Ibair  („Eibenfaust")  ua  Cipp  Gobann 
und  Fadb  Darach  ua  Omna  zu  Boten  an  Conchobor  bestellt, 
lacht  Fergus,  da  diese,  seit  sie  Menn  mac  Sälcholgän  auf 
dem  Boyne-Fluß  erschlagen  hätten,  den  Ultern  besonders  ver- 
haßt seien;  immerhin  werde  ihnen  als  Boten  nichts  geschehen. 
Finn  mac  Rosa  und  Cairpre  Nia-Fer,  die  sich  in  Temair  ver- 
einigt haben,  schließen  sich  dem  Vorschlag  an  und  schicken 
als  ihren  Gesandten  Fidach  Fergach  („den  Zornigen")  von 
Fid  Gaible.  Als  aber  die  Boten  Conchobor  diese  Bedingungen 
(zum  Teil  in  poetischem  Gespräch)  vortragen,  weist  er  sie 
zurück;  er  werde  nicht  ruhen,  bis  er  seine  Zelte  in  jedem 
der  vier  „Fünftel"  aufgeschlagen  habe.  Auch  verhehlt  er 
nicht,  daß  er  sein  erstes  Lager  auf  Ros  na  Rig  beziehen 
werde.  Nachdem  Cairpre  Nia-Fer  und  Finn  mac  Rosa  diesen 
Bescheid  vernommen  haben,  schlägt  jener  vor,  falls  Conchobor 
sich  zuerst  gegen  ihn  wende,  sollten  Ailill  und  Medb  ihm  zu 
Hilfe  ziehen;  würden  jedocl?*sie  zuerst  angegriffen,  werde  er 
sie  unterstützen.  Aber  Medb  bestimmt  (in  einem  poetischen 
Zwiegespräch   mit   den   Boten),   sie   werde   in   ihrem  Lande 


und  seiner  Frau  Eimeir  ingen  Forgaill  Monad  und  erklärt 
Mac  Roig  auf  seine  Frage,  er  werde  zuerst  nach  Cuan  Glaise 
Sleibe  Breag  und  dann  nach  Ros  na  Riog  an  der  Boyne 
gegen  Cairbre  Niaid-Fear  und  die  Leinsterer  ziehen.  Das 
melden  die  Boten  Cairbre  in  Teamair;  dann  kehrt  Mac  Roig 
nach  der  Cruachain-Burg  in  Connaught  zurück.    Seine  Gestalt 

'J'lmrn  eysf  n  ,  Die  irische  Helden-  und  Könijrsag'e.  24 


L 


370       11,28.    Cath  Rnis  na  Riß:  ,.Die  Schlacht  von  Bos  na  Rig". 

bleiben;    die  Leinsterer   seien   Manns   genug,    den   Feind   zu 
bestehen. 

4  (23—33).  Conchobor,  der  mit  dem  großen  Heer  durch 
Bregia  gegen  Ros  na  Rig  zu  zieht,  wird  von  dem  hriugaid 
Ailill  gewarnt,  er  werde  die  Galiain  und  die  Luaigne  von 
Temair  vor  sich  versammelt  finden.  Doch  läßt  er  sich  da- 
durch nicht  abschrecken,  schlägt  einstweilen  die  Zelte  auf, 
und  man  badet,  schmaust  und  läßt  sich  aufspielen.  Als 
Späher,  die  Größe  des  feindlichen  Heeres  auszukundschaften, 
erbietet  sich  Feie  mac  Follomuin  meic  Fachtna  Fäthaig.  Als 
der  aber  von  der  Höhe  an  der  Boyne  die  Menge  überblickt, 
befürchtet  er,  wenn  er  gleich  zurückkehre,  den  Ruhm  mit 
den  andern  Uitern  teilen  zu  müssen.  Er  setzt  allein  über 
die  Boyne -Mündung  und  richtet  unter  den  Feinden  eine 
fürchterliche  Verwirrung  an;  wie  er  sich  dann  aber  vor  der 
Übermacht  nordwärts  über  die  Boyne  zurückziehn  will,  tut 
er  einen  Fehlsprung  und  ertrinkt;  daher  Linn  Feie  („Feics 
Pfuhl").     Als   nach    seinem    längeren   Ausbleiben    der   Ulter 


und  seine  herrliche  Ausrüstung  wird  eingehend  beschrieben 
(ähnlich  wie  in  der  Täin  bö  Cuailnge). 

4.  (17 — 27).  Cairbre  Niaid-Fear  sendet  zu  seinen  Brüdern 
und  bietet  die  Krieger  von  Leinster,  Bregia  und  Mide  auf; 
auch  drei  Schlachthaufen  der  Clann  Deirg  versammeln  sich 
in  Teamair,  und  man  rückt  nach  Ros  na  Riog,  um  Conchubar 
dort  zu  erwarten. .  Dieser  ist  in  der  Tat  zunächst  nach  Cuain 
Glaise  Sleibe  Breag  gezogen,  während  CüChulainn  in  Dün 
Delgän  zurückbleibt,  um  seine  Mannschaft  auszurüsten.  Am 
andern  Morgen  ordnet  ConchubÄ'  sein  Heer  und  schickt  zu- 
nächst Boten  und  junge  Burschen  voraus,  um  in  Ros  na  Rlog 
ein  Lager  zu  schlagen.  Als  sie  aber  die  Menge  der  Feinde 
erblicken,  kehren  sie  zurück  und  erstatten  Bericht.  Conchubar 
zweifelt,  ob  sie  die  Wahrheit  sprechen,  und  der  Krieger  Däig 
mac  Deagad  macht  sich  auf,  das  zu  erkunden.  Er  findet  es 
richtig,  glaubt  aber  selber  mit  dem  Feinde  fertig  zu  werden, 
unterliegt  jedoch  der  Übermacht;  daher  Dumad  Däig  („Däig's 
Grabhügel").  Nach  einer  Weile  kommt  auch  Feig  mac  Falla- 
main  als  Kundschafter,  stürzt  sich  gleichfalls  unter  die  Feinde 
wie  der  Wolf  unter  die  Schafe,  muß  aber  weichen  und  ertrinkt 


II,  28.    Cath  Ruis  na  Rig-  „Die  Schlacht  von  Ros  na  Rt^".       ^»7  1 

Daige  mac  Dega  als  zweiter  Späher  ausgesandt  wird,  macht 
er  es  nicht  anders;  so  wird  er  von  den  P'einden  umringt  und 
in  Stücke  gehauen.  Nun  rät  der  alte  Irgalach  mac  Maclaig 
den  ebenso  tapferen  als  klugen  Iriel  Gaiscedach  Glunmar 
(„Großknie"),  den  Sohn  Conall  Cernach's,  auszusenden.  Der 
kehrt  in  der  Tat  zurück  und  schildert  die  gewaltige  Menge 
der  Pferde,  die  alle  Wege  und  Hügel  von  ßregia  oder  Mide 
zu  füllen  scheinen,  und  das  Blitzen  der  Waffen  der  Feinde. 
Darum  raten  die  Ulter,  man  solle  zunächst  die  Verstärkungen 
abwarten.  Wirklich  erscheinen  kurz  darauf  drei  Wagen- 
fahrer, der  Druide  Cathbad  und  (die  zwei  ßi)  Aitheme 
Ailgesach  und  Amargin,  jeder  mit  1200  Mann;  dann  Eogan 
mac  Durthacht  und  seine  zwei  Brüder  Gaine  und  Cairpre, 
mit  je  1300;  endlich  L^gaire  Buadach  mac  Connaid  Buidi 
meic  Iliach  mit  seinen  zwei  Brüdern  Cairell  Coscarach  und 
iEd  Anglonnach  und  je  1400  Mann.  Als  die  Ulter  aber 
immer  noch  länger  warten  wollen,  weist  das  Conchobor 
zurück,    weil   bereits   ein    Drittel  der   Ulter   versammelt  sei 

in  der  Boyne  (woher  Linn  Feig).  An  dritter  Stelle  kommt 
Irial  Glünmar  Gaisgeamuil,  überblickt  die  Feinde  und  be- 
schließt zurückzukehren,  um  sie  gemeinsam  mit  den  andern 
zu  bekämpfen.  Die  Galedin  verfolgen  ihn;  aber  er  deckt  mit 
seinem  Schild  seine  Begleiter  und  bringt  sie  unversehrt  zurück, 
während  viele  der  Verfolger  durch  ihn  fallen.  Er  rät  Con- 
chubar,  auf  die  andern  Mannschaften  zu  warten.  Von  diesen 
nahen  nun  mehrere  Führer  mit  ihren  Scharen  und  werden 
genau  beschrieben.  Zuerst  Däire  Donn  von  Dub-Chuailgne, 
der  den  Raub  seines  Stieres  zu  rächen  kommt  und  von  Con- 
chubar  mit  Mühe  abgehalten  wird,  sich  gleich  auf  die  Feinde 
zu  stürzen.  Dann  „die  Leute  der  Kunst":  Seancha  mac 
Oiliolla,  Fachtna  mac  Seancha,  Aimirgin  der  fili,  Cathfad  der 
Druide,  die  raten,  zunächst  alle  noch  fehlenden  Ulter  zu  er- 
warten. Ferner  die  drei  Könige  von  Fearmag:  Eogan,  Con- 
chubar  und  Criomthann;  endlich  Cealltachair  mac  Uitheachair, 
der  den  sofortigen  Kampf  verlangt,  obschon  sie  an  Zahl  nur 
einem  Drittel  der  Feinde  gleichkommen.  Da  heißt  Conchubar 
seine  Leute  zu  den  Waffen  greifen  und  bewaffnet  sich  selbst 
(seine  Waffen    Averden    retorisch    geschildert);    er    fordert   in 

24* 


372      II,  28.   Cath  Buis  na  Rig-  „Die  Schlacht  von  Kos  na  Rlg«. 

und  ihnen  auch  nur  ein  Drittel  der  „Männer  Irlands"  gegen- 
überstehe, und  entschließt  sich  zur  Schlacht. 

5.  (34 — 44).  Man  durchquert  die  Boy ne  -  Mündung  und 
trifft  auf  die  feindlichen  Heerscharen.  Die  hauen  aber  so 
gewaltig  ein,  daß  von  den  ültern  bald  nur  noch  die  erprobten 
Helden  standhalten  können  und  aussehen  wie  ein  Eichwald, 
dessen  Jungholz  ausgerodet  worden  ist;  die  Übrigen  weichen. 
Ein  Hieb  auf  Conchobors  Schild  Öchain  macht  diesen  auf- 
brüllen, und  es  brüllen  die  „drei  Wogen  Irlands",  Tonn 
Chlidna,  Tonn  Eudraige  und  Tonn  Tuaige  Inbir,  und  es 
brüllen  alle  Schilde,  die  die  Ulter  tragen.  Glücklicherweise 
sind  an  diesem  Tage  die  übrigen  Ulter  aufgebrochen,  allen 
voran  Conall  Cei'uach,  dem  keiner  vorauszufahren  wagt.  Die 
fliehende  Jungmannschaft  begegnet  ihm,  faßt  neuen  Mut  und 
haut  sich  in  dem  nahen  Wald  Eichenknüttel.  König  Con- 
chobor  selber  hat  drei  Fuß  weit  nordwärts  zurückweichen 
müssen.  Da  erblickt  er  Conall  und  unterstellt  ihm  die 
Leitung  der  Schlacht.  Conall  meint,  es  wäre  leichter  für 
ihn  gewesen,  die  Schlacht  allein  zu  schlagen  als  jetzt  die 
Fliehenden  zum  Steh3n  zu  bringen.   Aber  er  läßt  sein  Schwert 


I 


poetischer  Rede  die  Ulter  zum  Aufbruch  zur  Schlacht  auf. 
So  zieht  man  nach  Ros  na  Riog. 

5.  (28  —  35).  Wie  Cairbre  Niaid-Fear  sie  nahen  sieht, 
bereitet  er  seine  Leute  auf  die  Furchtbarkeit  des  Feindes 
vor.  Siebzehn  hervorragende  Krieger  der  Galeöin,  darunter 
Eochaid  mac  Rosa,  die  drei  Ruadchinn  („Rotköpfe")  von 
Räithln  (nachher  JRethean),  die  drei  Roth  von  Mag  Breag, 
Fadb  ua  h-Iomna,  Doirn-Iubra  ua  Cip- Gabann  nebst  König 
Cairbre  selber  vereinigen  sich,  um  speziell  Conchubar  aus 
dem  Wege  zu  räumen.  Nachdem  in  wildem  Kampfe  die  Jung- 
mannschaft und  die  schwächeren  Krieger  von  Ulster  gefallen 
oder  zum  Weichen  gebracht  sind,  so  daß  nur  ihre  Haupt- 
helden noch  standhalten,  schleudern  jene  gemeinsam  ihre 
Wurfspere  nach  (-onchubar,  zu  dessen  beiden  Seiten  die  treff- 
lichsten Kämpen  der  Ulter  Aufstellung  genommen  haben,  und 
hauen  auf  seinen  Schild  Öchaoin  ein,  daß  dieser  laut  auf- 
brüllt. Ihm  antworten  die  „drei  Wogen  Irlands"  (wie  in  A). 
und  alle  Schilde  fallen  von  den  Schultern  und  Armen  der 


II,  28.    Cath  Ruis  ua  Rig  „Die  Schlacht  von  Ko8  iia  Rig".       '^73 

sausen,  und  der  Klang,  der  auf  beiden  Seiten  gehört  wird, 
macht  die  Herzen  erzittern  und  die  Gesichter  erbleichen. 
Immerhin  überträgt  er  die  Wiederherstellung  der  Schlacht 
dem  hinter  ihm  nahenden  Mes  Dead,  dem  Sohne  Amargin's, 
damit  er  selber  seine  Wut  und  den  Kest  seiner  Kraft  an  den 
Feinden  auslassen  könne.  Der  bemerkt  aber,  diese  Aufgabe 
sei  gleich  wie  wenn  man  die  Brust  gegen  die  Flut  stemmen 
wollte,  und  übergibt  die  Leitung  seinem  Bruder  Änruth  Mör; 
allein  mit  einer  ähnlichen  Redensart  gibt  sie  dieser  weiter 
an  seinen  Bruder  Feithen  Mör  („den  Großen"),  dieser  an 
Feithen  Bec  („den  Kleinen"),  dieser  an  Aitherne  Ailgesach, 
dieser  endlich  an  den  eintreffenden  (■flChulainn.  Der  droht, 
jeden,  der  ihm  fliehend  das  Angesicht  zuwende,  wie  einen 
Feind  zusammenzuhauen  und  schlägt  mit  seiner  Wagenstange 
so  auf  die  Scharen,  daß  sich  Alle  wieder  zur  festen  Schlacht- 
reihe ausrichten. 

6.  (45  —  51).  Conall  Cernach  läßt  indessen  sein  Schwert 
gegen  die  Feinde  spielen,  so  daß  tausend  fallen.  Da  tritt 
ihm  Cairpre  Nia-Fer  entgegen;  und  als  man  den  Klang  von 
Conalls  Schwert  auf  dessen  Schild  vernimmt,  eilen  seine  drei 


Ulter  (im  ganzen  Lande).  Daraus  ersehen  diese,  daß  ihr 
König  in  Gefahr  ist,  und  eilen  von  ihren  Burgen  herbei, 
('onall  Cearnach,  der  sich  unter  ihnen  befindet,  begegnet  den 
Flüchtlingen  und  bedroht  sie  mit  dem  Tod,  so  daß  sie  zum 
Kampf  zurückkehren.  Die  Aufforderung  Conchubars,  die 
Bürgschaft  für  die  Schlacht  zu  übernehmen,  weist  er  jedoch 
ab;  ebenso  Däire  mac  Fiachraig,  Eogan,  Aimirgin,  Cathfad. 
Irial.  Laogaire  Buadach,  an  die  sich  Conchubar  der  Reihe 
nach  wendet.  Endlich  naht  aber  CüChulainn  mac  Subaltaim. 
den  er  mit  einem  Preislied  (rosg)  begrüßt,  und  übernimmt  die 
Bürgschaft;  alle  Ulter  fassen  neuen  Mut  und  die  (retorisch 
geschilderte)  Schlacht  wird  immer  erbitterter  und  blutiger. 

6.  (36 — 43).  Conall  deckt  Conchubar  und  erlegt  Fiodach 
Foltgarb  von  Fiod  Gaible  und  Fadb  ua  h-Iomna  —  nach 
andern  wäre  dieser  in  der  Schlacht  von  Fionnchorad  ge- 
fallen i)  — ;  mit  den  drei  Ruadchinn  wechselt  er  SperAvürfe 


»)  Siehe  oben  S.  864. 


374       II,  28.    Cath  Ruis  na  RTg  „Die  Schlacht  vou  Ros  na  Rig". 

fili:  Eocliaid  Eolacli  („der  Kundige"),  Diarmait  Diianach  („der 
Liederreiche")  und  Ferg[al]  Fianach  („der  Scharenreiche") 
ihm  zu  Hilfe.  Aber  Conall,  der  diese  bisher  als  fili  geschont 
hat,  schlägt  ihnen  die  Köpfe  ab.  Da  nehmen  1500  Luaigne 
ihren  Herrn,  Cairpre,  in  die  Mitte  und  retten  ihn.  Conall 
wütet  weiter  und  erschlägt  abermals  1000  Feinde.  Cairpre 
stürzt  sich  von  Neuem  in  den  Kampf  und  trifft  auf  Conchobor, 
dessen  Schild  Öchain  er  durch  seine  Hiebe  brüllen  macht,  so 
daß  auch  alle  andern  Schilde  der  Ulter  brüllen.  Auf  Con- 
chobors  Bemerkung,  er  habe  nicht  gewußt,  daß  die  Galiain 
und  die  Luaigne  kühner  seien  als  die  Ulter,  eilen  Laegaire 
Buadach  und  Fintan  mac  Neill  Niamglonnaig  mit  ihren 
Mannen  Cairpre  entgegen.  Aber  von  der  andern  Seite  kommen 
3000  Galiain  und  Luaigne  und  führen  Cairpre  in  ihrer  Mitte 
abermals  schützend  fort.  Den  ereilt  zwar  nun  CüChulainn. 
Aber  im  Kampfe  schlingt  der  starke  Cairpre  seine  Arme  um 


ohne  Erfolg.  Dann  bringt  ihm  Eochaid  drei  Wunden  bei, 
erhält  aber  von  ihm  den  tödlichen  Streich  und  wird  ent- 
hauptet. Auf  den  mächtig  einhauenden  CüChulainn  werfen 
sich  mit  lautem  Geschrei  die  Gailiöin.  Aber  nun  gerät  er  in 
Käserei  und  richtet  ein  solches  Blutbad  unter  ihnen  an,  daß 
er  bis  zu  Cairbre  Niaid-Fear  selber  vordringen  kann.  In 
retorisch- poetischem  Zwiegespräch  fordern  sich  die  beiden 
Helden  zum  Zweikampf  heraus,  und  jeder  rühmt  seine  eigene 
Kraft  (in  engem  Anschluß  an  alte  Muster).  Der  folgende 
Kampf  der  beiden  ist  eine  deutliche  Nachahmung  der  Fer- 
Diad- Episode  der  Täin  bö  Cuailnge.  Als  Cairbre's  Waffen 
zerbrochen  sind,  werfen  sich  neun  Mann  schützend  vor  ihn. 
Sie  fallen  zwar  alle  durch  CüChulainn;  aber  inzwischen  hat 
jener  sich  neu  bewaffnet.  Ganz  dasselbe  begegnet  darauf  Cü- 
Chulainn, und  dreimal  wiederholt  sich  der  gleiche  Vorgang. 
Als  CüChulainns  Waffen  zum  dritten  Mal  versagt  haben, 
bringt  ihm  Laog  mac  Riangabra  seinen  Sper  Duaibseach  und 
sein  Schwert  Cruaidin  Cadatcheann  („Hartkopf")  und  seine 
vielen   cleasA)     Aber   auch   Cairbre   hat   jetzt   seine   besten 

0  Das   sind   hier  nicht,    wie  in   der  alten  Sage,    die  Bravui-stücke 
CüChulainns,  sondern  die  Waffen  usw.,  mit  denen  er  sie  vollführt. 


11,28.    Cath  Rnis  ua  Rlg  „üie  Schlacht  von  Ros  na  Rt^".       375 

die  Waffen  CüChulainns  und  schleudert  ihn  einen  Wurf  weit 
über  den  Schlachthaufen  der  Galiain  hinaus.  Doch  begegnet 
diesem  sein  Wagenlenker  Lseg  mac  Riangabra  und  bringt 
ihm  seine  guten  Waffen,  das  Schwert  Cruaidln  und  den 
Wurfsper  Duaibsech.  Den  schießt  CaChulainn  Cairpre  in  die 
Brust,  daß  er  ihm  das  Herz  durchbohrt  und  den  Rücken 
spaltet.  Und  bevor  noch  Cairpre  niederstürzt,  hat  er  ihn 
erreicht  und  schlägt  ihm  den  Kopf  ab. 

7.  (52  —  57).  Nun  schüttelt  Sencha  mac  Ailella  den 
„Zweig  des  Friedens".  Da  lassen  die  Ulter  vom  Kampf  ab, 
und  anderseits  ziehen  sich  die  Galiain  unter  Finn  mac  Rosa 
zurück.  Conalls  Sohn  Iriel  Gaiscedach  Glünmar  verfolgt  sie, 
bis  sich  bei  einer  Furt  Fidach  Fergach  von  Fid  Gaible  gegen 
ihn  kehrt  und  es  zum  Zweikampf  kommt.  Weil  die  Leinsterer 
(Laigin)  äußern,  weit  sei  das  Strecken  {rige)  der  Ulter,  heißt 
das  Wasser  Rige  Laigen.  Die  Ulter  rücken  in  Temair 
(Cairpre's  Königsburg)  ein  und  bleiben  eine  Woche  dort. 
Da  naht  mit  seiner  großen  Schar  Erc,  der  Sohn  von  Cairpre 
Nia-Fer  und  von  Feidelm  Noichruthach,  der  Tochter  Con- 
chobors,  legt  sein  Haupt  in  Conchobors  Schoß  und  bittet  ihn 
um  das  Land  seines  Vaters.  Conchobor  willigt  ein,  warnt 
ihn  aber  davor,  jemals  gegen  die  Ulter  und  gegen  CüChulainn 
zu  kämpfen,  und  CüChulainn  gibt  ihm  seine  Tochter  Frnscoth 
(„Weinblüte")  zur  Frau.  Nach  einer  Woche  zieht  man  zum 
Schlachtfeld  an   der  Boyne,  und  Conchobor  rühmt  in  einem 


AVaffen,  und  von  neuem  zieht  sich  der  Kampf  unentschieden 
hin.  Nun  reizt  jedoch  Laog  seinen  Herrn  auf.  Der  schleudert 
seinen  Sper  Duaibseach  nach  Cairbre,  und  während  dieser  den 
Schild  senkt  um  den  Schuß  abzuwehren,  trifft  er  ihn  mit  dem 
cleitin-chleas  (dem  cletine  der  Täin  bö  Cuailnge)  vor  die  Stirn, 
daß  sein  Hirn  hinten  herausdringt.  CüChulainn  schlägt  ihm 
den  Kopf  ab  und  schüttelt  ihn  gegen  die  Scharen  und  räumt 
dann  wieder  unter  den  Gailiöin  blutig  auf. 

7.  (44—46).  Da  gleichzeitig  auch  Conall  Cearnach,  sein 
Sohn  Irial  und  die  übrigen  Ulter  siegreich  kämpfen,  weichen 
die  Leinsterer,  als  sie  den  Fall  Cairbre's  gesehen  haben,  und 
werden  bis  zum  Rige  Laigean  verfolgt.  Dann  kehren  die 
Ulter    zu   Concliubar    zurück    und   begraben    ihre    Genossen. 


376  11,29.   Die  sonstigen  CüChulainn- Sagen. 

Gedicht,  daß  Conall  Cernacli  die  Schlacht  gerettet  habe. 
Dann  kehrt  man  nach  Temair  zurück,  und  die  Erzählung 
schließt  mit  einem  poetischen  Preise  der  drei  Maie  Rosa 
Ruaid:  des  gefallenen  Cairpre  Nia-Fer  und  seiner  königlichen 
Brüder  Finn  in  Älinn  (Knockawlin  in  Leinster)  und  Ailill  in 
Cruachain  durch  Conchobor. 


Conchubar  beklagt  sich  über  die  falsche  Freundschaft  Cairbre's, 
bis  CüChulainn  dessen  Kopf  vor  ihn  hinwirft;  dann  spricht 
er  dasselbe  Preislied  auf  die  drei  Mic  Rosa  Ruaid  wie  in  A. 
Man  begräbt  Cairbre,  und  die  Ulter  kehren  stolz  auf  ihren 
Sieg  nach  Hause  zurück. 

Kap.  29.    Die  soustigen  CüChulainn -Sagen. 

Schließen  sich  die  bisher  besprochenen  Erzählungen  mehr 
oder  weniger  eng  an  die  Täin  bö  Cuailnge  an,  so  sollen  hier 
einige  selbständigere  angereiht  werden,  die  gleichfalls  Cü- 
Chulainn zum  Haupthelden  haben.  An  die  Spitze  stelle  ich 
zwei  Sagengruppen  (Kap.  30 — 44).  Die  erste  enthält  sehr 
verschiedene  Stücke,  die  ich  aber  darum  gemeinsam  behandeln 
muß,  weil  ein  ziemlich  alter  Text  (Kap.  31)  sie  zu  einer  Er- 
zählung zusammengefaßt  hat.  Die  Bestandteile  sind  nament- 
lich drei: 

1.  CüChulainn   lernt  bei   der  Scathach  die  Waffenkunst. 

2.  CüChulainn  wirbt  um  Emer. 

3.  CüChulainn  tötet  seinen  eigenen  Sohn  im  Zweikampf. 
Daran  füge  ich  einige  Geschichten,  in  denen  CüChulainns 
Frau  Emer  eine  bedeutendere  Rolle  spielt. 

Die  andere  Gruppe  besteht  aus  Sagen,  deren  Mittelpunkt 
die  Tötung  CüRoi's  durch  CuClmlainn  bildet,  und  solchen,  die 
damit  in  Zusammenhang  gebracht  sind  (vgl.  Kap.  37). 

Kap.  30.     Verba  Hcäthaige. 
„Die  Worte  der  Scathach.^' 

iScäthuch  „die  Schattige'',  oflenbar  ein  (lämonisches  Wesen,  bei  der 
CtiChulainn  die  Ausbildung  in  der  Waftenkunst  erhält,  wohnt  weit  im 
Osten,  bei  den  Alpen,  von  deren  Schrecken  wohl  nach  Rom  pilgernde  Iren 
Kunde   gebracht   hatten.     Der   alte  Er/ähler   der  Tain  bü  Cuailnge  hat 


11,30.   Verba  Hcathaige  „Die  Worte  der  Scäthach'.  -»77 

dieses  Sageuelement  mir  beim  Kampf  mit  Fer  Bseth  (Kap.  6  §  47j  ver- 
Avertet;  in  die  Erzählung'  von  den  Jngendtaten  CnChtilainns  bat  er  es 
nicht  eingefügt,  und  es  ist  einem  Späteren  (ebd.  §  10)  nicht  recht  ge- 
lungen, es  zeitlich  dort  unterzubringen. 

In  unserm  Text  läßt  ein  Dichter  die  Scäthach  in  33  Verszeilen 
profezeien,  was  CüChulainn  bei  der  Täin  bevorsteht.  Er  ist  in  ursprüng- 
licher Gestalt  in  vier  Handschriften  erhalten,  in  Oxford,  Rawlin.son  13.  512 
fol.  118  v,b;  Brit.  Mus.,  Egertou  1782  fol.  19v,a  (Kopie  in  H.  1. 13,  S.  360) 
und  Egerton  88  fol.  llr,b  und  in  R.  Ir.  Ac,  23.  ^^  10,  S.  68.»)  Nach  der 
Umgebung,  in  der  er  dort  steht,  und  nach  dem  Alter  der  Sprache  stammt 
er  unzweifelhaft  aus  der  Handschrift  von  Druim  Snechta  (s.  Teil  I  Kap.  3), 
ist  also  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  niedergeschrieben 
oder  abgeschrieben  Avordeu.  Er  bildet  für  uns  das  älteste  Zeugnis  für 
die  Täin  bö  Cuailnge.  Aufgenommen  hat  ihn  auch  die  Erzählung  von 
Kap.  31. 

Die  kurze  Prosa -Einleitung  des  Gedichts  lautet:  ,.  Incipiuiit  uerba 
der  Scäthach  zu  CüChulainn,  als  sie  sich  in  den  Gegenden  im  Osten 
trennten,  nachdem  (-üChulainns  volle  Unterweisung  im  Kriegsdienst  durch 
Scäthach  zu  Ende  war.  Scäthach  weissagte  ihm  da,  Avas  ihm  bevorstehe, 
und  sprach  zu  ihm  durch  imbas  for-osndi,'^)  'um  ihn  zu  vollenden'." 3) 

Leider  beschreiben  die  nun  folgenden  profetischen  Verse,  von  denen 
mir  einige  unverständlich  sind,  die  Täin  keineswegs  genau,  sondern  be- 
richten großenteils  ganz  allgemein  vom  blutigen  Kampf,  vom  Wegtreiben 
von  (lefangenen  und  Vieh  (aus  Bregia).  Immerhin  kann  man  ersehen, 
daß  die  Gestaltung  im  Ganzen  bereits  der  uns  erhaltenen  entsprach: 
CüChulainn  als  Einzelner  einem  ganzen  Heer  gegenüber  und  schließlich 
schwer  verwundet  daliegend;  Medb  und  Ailill  die  zunächst  triumfierenden 
Gegner;  zum  Schluß  der  Kampf  der  zwei  Stiere,  des  Einnbennach  und 
des  Donn  Cuailnge.  Der  etwas  dunkle  Vers  12:  ti'eun  cithach  coicdigis 
„das  tränenreiche  (?)  Drittel  der  vierzehn  Tage"  bezieht  sich  vielleicht 
auf  die  Episode,  wo  Medb  mit  einem  Drittel  des  Heeres  14  Tage  lang 
Ulster  verwüstet  (Kap.  6  §  40.  44).  Jedenfalls  halte  ich  meine  früher 
einmal  geäußerte  Vermutung,  ursprünglich  habe  die  ganze  Täin  nur 
14  Tage  gedauert  (ZCP  9,  487),  nicht  aufrecht. 

Kap.  31.    Tochmarc  Emire  (Emere). 
„Das  Werben  um  Emer." 

CüChulainn  als  Held,  der  in  der  Jugendblüte  sterben  muß,  war 
natürlich  zunächst  unvermählt  gedacht.  So  erscheint  er  in  den  älteren 
Teilen  der  Täin  bö  Cuailnge.     Aber  schon  früh  konnte  ein  Erzähler  dem 

*)  Nach  den  drei  ersten  Hss.  gedruckt  von  K.  Meyer,   Anecdota  from 
Ir.  Mss.  V  28,  nach  der  vierten  von  mir,  ZCP  9,  487. 
■^)  Zu  diesem  Zauber  vgl.  oben  S.  71. 
*)  (Ua  foirciunn.    Diese  Worte  fehlen  in  23.  N.  10. 


378  II,  31.    Tochraarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer"*. 

Reize  nicht  widersteben,  diesem  Lieblingshelden  ein  tochmarc,  ein  Werben 
anzudichten.  Er  knüpft  dabei  an  Verba  Scäthaige  an;  zugleich  zeigt  er 
euch  schon  Bekanntschaft  mit  der  Sage,  die  einen  Sohn  von  CüChulainn 
und  Aife  durch  die  Hand  des  eigenen  Vaters  fallen  läßt  (Kap.  33).  Der 
Titel  Tochmarc  Emire  (la  CoinCulainn)  findet  sich  in  beiden  Sagen- 
listen A  und  B  und  wird  nur  in  LL  24:5  b  zu  den  „Vorgeschichten  der 
Täin  bö  Cuailnge"  gezählt.^) 

Von  dieser  Sage  können  wir  —  abgesehen  von  einer  späteren  Be- 
arbeitung (Kap.  32)  —  ohne  weiteres  drei  Fassungen  feststellen,  die  ich 
mit  I,  II,  III  bezeichnen  will  und  von  denen  I  (großenteils)  und  III  er- 
halten sind.  Am  besten  überliefert  ist  Fassung  III.  Sie  steht  vollständig 
in  drei  Handschriften:  R.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (um  1300)  fol.  80 r  und  in  zweien 
des  15.— 16.  Jahrhunderts:  R.  Ir.  Ac,  23.  N.  10  (falsch  gebunden)  S.  21—24. 
113—124.  11—12.  25  —  26.  125—128,  und  in  Brit.  Mus.,  Harleian  5280, 
fol.  17  (27) r.  Große  Bruchstücke  finden  sich  in  LU  (worüber  unten),  in 
Brit.  Mus.,  Egerton  92  (15.  Jh.)  fol.  24  r  und  im  Buch  von  Fermoy  S.  207  a. 2) 
Leider  hat  sie  noch  keine  genügende  Ausgabe  gefunden.  Man  ist  —  ab- 
gesehen vom  Faksimile  von  LU  —  auf  den  Abdruck  der  Handschrift  mit 
der  verdrehtesten  Ortogralie,  Harl.  5280,  durch  K.  Meyer,  ZCP  3,  229  (Ver- 
besserungen 7,  510)  angewiesen,  der  einige  Lesarten  aus  andern  Hand- 
schriften beifügt  und  den  Text  in  Paragrafeu  einteilt.  2) 

Diese  Fassung  III  gibt  sich  mehrfach  selber  als  Kompilazion.  Vgl. 
§  58  (Meyer):  „Einige  erzählen,  daß  Conall  Cernach  mit  ihnen  gegangen 
sei";  §  61:  „Andere  Überlieferungen  (slcchta)  berichten,  daß  .  .  .;  §  71: 
„Andere  Überlieferungen  berichten  hier,  daß  .  .  .;  aber  nach  dieser  Über- 
lieferung wird  das  sonst  nicht  berichtet."  Namentlich  das  letzte  Zitat 
läßt  deutlich  erkennen,  welches  „diese"  Überlieferung  war;  es  war  die 
Fassung,  die  ich  I  nenne.  Von  ihr  ist  uns  ein  großes  Bruchstück,  nämüch 
die  zweite  Hälfte,  in  Oxford,  Rawlinson  B.  512  (unten  mit  R  bezeichnet, 
15.  Jh.),  fol.  117r  erhalten,  wo  sie  aus  dem  Buch  von  Dub  Da  Leithe,  Abt- 
Bischof  von  Armagh  1049 — 1064,  abgeschrieben  ist.*)  Das  Bruchstück 
beginnt  mit  den  letzten  Sätzen  der  Rätselrede  OüChulainns  (;^  55  gegen 
Ende);  also  auch  diese  Episode  gehörte  schon  der  Fassung  I  an.  Ein 
Vergleich    der    in    beiden   Fassungen   erhaltenen    Teile   zeigt,    daß   zwar 


')  Kaum  bezieht  sich  der  Titel  Tochmarc  Fcefe  in  Liste  A  auf  dieselbe 
Sage,  so  daß  Fcefe  für  Aife  stände.  Nach  Gilla  Mo-Dutu  (LL  138a)  und 
dem  Bansenchas  (BB  283  b)  ist  Faife  Tochter  von  Ailill  mac  Matach  und 
Frau  von  Luegaire  Buadach.  Es  handelt  sich  wohl  um  eine  für  uns  ver- 
lorene Sage. 

'^)  Siehe  über  die  Handschriften  K.  Meyer,  RC  11,  435  ff. ;  ferner 
Z(U^  8,498  Anm.  Die  Angabe  von  Gaidoz  (RC  6,  113),  die  Edinburger 
Handschrift  XFj  enthalte  diese  Sage,  hat  sich  als  irrig  herausgestellt. 

^)  Eine  Übersetzung  nach  D.  4.  2  und  LU  hat  K.  Meyer  gegeben  in 
The  Archseological  Review  I  (1888),  No.  1—4. 

♦)  Hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  RC  11,  433. 


11,31.   Tochmarc  Emire  .,Das  Werben  um  Emer''.  370 

sozusagen  jedes  Wort  von  I  in  III  wiederkehrt,  daß  aber  der  überknappe 
Stil,  den  I  mit  andern  alten  Sagen  teilt,  gemildert,  die  einzelnen  Sätze 
erweitert  und  die  Situazionen  etwas  mehr  ausgemalt  sind;  außerdem  sind 
in  III  ganz  neue  Bestandteile  der  Erzählung  angegliedert,  namentlich  am 
Schluß  §  78  ff.  Diese  Erweiterungen  gehören  aber  nicht  dem  Kedaktor 
von  III  selber  an,  sondern  er  bemerkt  öfters  (s.  oben),  daß  er  sie  aus 
einer  andern  Quelle  schöpft;  diese  Quelle  nenne  ich  Fassung  II.  Völlig 
deutlich  ist  das  z.  B.  bei  der  Profezeiung  der  Scäthach.  Er  bringt  sie  an 
derselben  Stelle  (§  79)  wie  Fassung  I,  aber  in  erweiterter  Form.  An 
einer  früheren  Stelle  (§  71)  bemerkt  er,  daß  andere  slechta  sie  dort  ein- 
fügten, zitiert  aber  den  erweiterten  Anfang:  Fochen  a  sciathhuaidnige, 
der  sich  in  I  nicht  findet.  Er  hat  sie  also  an  der  Stelle  belassen,  die  sie 
in  I  einnahm,  das  überhaupt  im  Ganzen  seine  Grundlage  bildet,  aber  in 
der  Gestalt  von  II  aufgenommen.  Der  Eedaktor  von  III  war  somit  ein 
bloßer  Kompilator,  und  wir  werden  wohl  alle  Änderungen,  die  er  gegen- 
über I  aufweist,  auch  die  bloß  stilistischen,  der  Fassung  II  zuschreiben 
müssen. 

Fassung  II,  die  uns  selbständig  nicht  erhalten  ist,  war  eine  Be- 
arbeitung und  Erweiterung  von  Fassung  I.  Einen  der  Beweggründe  für 
diese  Umarbeitung  können  wir  erkennen.  Ursprünglich  war  CüChulaiun 
allein  bei  der  Scäthach  in  der  Lehre  (so  in  I);  eben  darauf  beruhte  seine 
Überlegenheit  in  der  Waffeukunst.  Aber  wie  wir  gesehen  haben,  hat  ein 
Erzähler  der  Täin  bö  Cuailnge,  um  ihm  einen  möglichst  ebenbürtigen 
Gegner  gegenüberzustellen,  ersonnen,  daß  der  auf  Seite  der  Counachter 
kämpfende  Fer  Bseth  sein  Mitschüler  bei  der  Scäthach  gewesen  sei  (Kap.  6 
§  47),  und  der  spätere  Verfasser  der  Fer -Diad- Episode  (Kap.  7)  hat  sich 
dieses  Motiv  angeeignet.  So  finden  wir  denn  in  II  (woraus  III  §  67),  daß 
OüChulainn  ins  Lager  der  Schüler  der  Scäthach  kommt,  und  unter 
diesen  werden  §  80  eben  Fer  Bseth  und  Fer  Diad  genannt,  daneben  noch 
Lugaid  und  Luan,  die  Söhne  seines  furchtbaren  Gegners  Loch  (Kap.  6  §  51), 
außerdem  Läriue  (=  Lärene  ebd.  §  49),  von  dem  es  in  Täin  nicht  berichtet 
Avird,  und  ein  sonst  unbekannter  Drüst  mac  Seirb. 

Man  kann  sich  fragen,  ob  der  Eedaktor  von  III  außer  I  wirklich 
nur  eine  Quelle  (Fassung  II)  benutzt  hat.  ZAvar  daß  er  sich  auf  „andere 
Überlieferungen"  (im  Plural)  beruft,  will  bei  der  üblichen  Ausdrucksweise 
der  Sagentexte  nichts  besagen.  Aber  einen  Umstand  könnte  man  so  deuten. 
Mitten  in  einem  Einschub  in  die  Fassung  I  (§67)  bemerkt  er:  „Andere 
Überlieferungen  berichten  hier,  daß  eine  Schar  von  irischen  Kriegern  sich 
in  diesem  Lager  befand,  die  Kunststücke  {des)  bei  Scäthach  lernten, 
nämlich  Fer  Diad  mac  Damäin  und  Noise  mac  Uisnech^)  und  Loch  Mör 
mac  Egomais  und  Fiamain  mac  Forai^)  und  unzählige  andere.  Aber  nach 
dieser  Überlieferung  wird  nicht  berichtet,  daß  sie  zu  jener  Zeit  dort  ge- 
wesen sind."  Das  kann  nicht  nur  wegen  der  Stellung  nicht  aus  II 
stammen,  sondern  auch  deshalb,  Aveil,  wie  eben  ausgeführt  wurde,  nach  II 

»)  Siehe  Kap.  25.  ")  Siehe  Kap.  44. 


.'^80  II,  31.    Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer". 

Dicht  Loch  selber,  sondern  seine  Söhne  Lugaid  nnd  Luan  Genossen  von 
CüChulainn  waren.  ^)  Allein  das  scheint  mir  zu  wenig-,  um  neben  Fassung  II 
noch  eine  andere  vollständige  Parallel -Erzählung  anzunehmen.  Ein 
solches  Verzeichnis  der  hervorragendsten  Namen  der  Ulter  Sage  konnte 
irgend  ein  Schreiber  einfügen,  ohne  den  Widerspruch  mit  §  80  gewahr  zu 
werden. 

Nunmehr  können  wir  uns  zu  der  wichtigen  ältesten  Handschrift  LU 
wenden.  In  ihr  stammt  nur  der  Anfang  des  Textes,  S.  121 — 122,  bis  zum 
Beginn  der  Rätselrede  (§  17  gegen  Ende)  vom  ursprünglichen  Schreiber  (M). 
Dahinter  sind  Blätter  eingeheftet,  die  vom  Interpolator  H  (Teil  I  Kap.  9) 
beschrieben  sind,  und  auf  dem  letzten  alten  Blatt  ist  die  ganze  Seite  127 
ausradiert  und  von  H  neu  beschrieben.-)  Von  den  eingehefteten  Blättern 
sind  aber  einige  hinter  124  wieder  verloren  gegangen  und  von  dem  einen 
nur  die  äußeren  Spalten  (125b,  126a)  erhalten,  so  daß  die  Sage  jetzt 
lückenhaft  ist.  Der  Text,  den  der  Interpolator  eingeschoben  hat,  ent- 
spricht unserer  Fassung  III.  Schon  das  zeigt,  daß  ihr  Redaktor  nicht 
derselbe  Kompilator  ist,  dem  wir  z.  B.  die  Täin  bö  Cuailnge  verdanken 
(Teil  I  Kap.  8);  denn  das  ursprüngliche  LU  enthält  ja  sonst  gerade  die 
Texte  dieses  Kompilators.  In  LU  stand  also  ursprünglich  eine  von  III 
verschiedene  Fassung.  Das  muß  ausdrücklich  hervorgehoben  werden;  denn 
auch  deren  erhaltener  Anfang  weicht  von  Fassung  III  nicht  ab;  der 
Anfang  der  Sage  in  III  beruht  also  nicht  auf  einer  Kompilazion  ver- 
schiedener Texte.  Welcher  P'assung  entspricht  nun  der  ursprüngliche 
Text  in  LU,  I  oder  JI?  Die  Antwort  kann  man  wohl  in  einem  äußer- 
lichen Umstand  finden.  Der  ganze  Schluß  von  III  von  §  88  Mitte  bis  §  91 
fehlt  in  I  vollkommen,  stammt  demnach  aus  IL  Hätte  nun  ursprünglich 
Fassung  II  in  LU  gestanden,  so  hätte  der  Interpolator  nicht  nötig  gehabt, 
den  ganzen  alten  Schluß  auf  S.  127  auszuradieren,  um  den  Schluß  von  III 
an  die  Stelle  zu  setzen.  Wir  sehen  anderwärts,  daß  der  Interpolator  H 
sehr  genau  bis  auf  die  Zeile  berechnet,  Avie  viel  Raum  er  schaffen  und 
wie  viel  er  ändern  muß.  So  kommt  man  zu  dem  ziemlich  sicheren  Er- 
gebnis, der  ursprüngliche  Text  in  LU  ist  oder  war  Fassung  I;  wir  haben 
also  auf  S.  121—122  den  Anfang  der  Textgestalt,  deren  Ende  in  R  erhalten 
ist.  Dieser  Anfang  war  vermutlich  auch  in  der  Bearbeitung  II  nicht  ver- 
ändert worden  und  erscheint  daher  gleichlautend  in  III.  Somit  fehlt  uns 
von  Fassung  I  nur  fast  die  ganze  Rätselrede  zwischen  CüChulainn  und 
Emer  und  ihre  Erklärung.  Dieser  Teil  muß  in  Fassung  II  und  III  von  I 
irgendwie  abgewichen  sein;  denn  er  würde  seinem  Umfang  nach  in  LU 
ein  ganzes  Blatt  füllen  und  der  Interpolator  hätte  nicht  nötig  gehabt,  an 
die  Stelle  des  ursprünglich  auf  S.  122  folgenden  Blattes  andere  einzuheften 
(von  denen  das  erste  erhalten  ist). 

Das  Ergebnis  ist  wichtig  für  die  zeitliche  Bestimmung  des  Textes. 
In  dem  alten  Teile  von  LU  §  12  ff.  ist  der  Sageutext  Siaburcharpat  Con- 
Onlainn  verwertet,  der  kaum  über  das  10.  Jahrhundert  hinaufgeht  (s.  Kap.  63). 

')  Der  Verfasser  hat  wohl  die  Intei-polazion  Kap.  8  III,  3  S.241  gekannt. 
•')  Siehe  Best,  Eriu  6, 170. 


11,31.    Tochinarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer".  381 

.hl,  es  rindeu  sich  darin  nmnche  Spracliformen,  die  erst  im  11.  Jahrhundert 
möglich  sind  und  die  in  II [  wiederkehren,  also  nicht  etwa  dem  Schreiber  H 
zur  Last  fallen.*)  Das  scheint  nun  der  Datierung-  des  in  R  erhaltenen 
Schlusses  durch  K.  Meyer  (RC  11,  438 f.)  zu  widersprechen.  Er  macht  dort 
auf  die  Stelle  R  14  aufmerksam,  wo  von  ordmsib  ocus  fin  GaU  „Gold- 
schätzen und  Wein  der  Gaill"  die  Rede  ist,  wofür  III  ordmsib  Finngal 
„Goldschätzen  der  Finn-Gaill  (Norweger)'-  liest.  Da  GaU,  ursprünglich 
„Gallier",  jeden  Ausländer  bezeichnet,  aber  seit  die  Nordländer  im  9.  Jahr- 
hundert sich  in  Irland  festgesetzt  hatten,  in  erster  Linie  diese,  schließt 
er,  der  ältere  Text  müsse  vor  dem  Wikinger  Zeitalter  entstanden  sein 
und  der  jüngere  Bearbeiter  habe,  weil  ja  bei  den  Skandinaviern  kein  Wein 
wächst,  den  Text  geändert.  Dem  möchte  ich  nicht  entgegenhalten,  daß  III 
die  ältere  Lesart  bieten  und  in  R  nur  ein  Mißverständnis  vorliegen  könnte. 
Denn  der  ganze  Stil  von  R  läßt  auch  mir  unzweifelhaft  erscheinen,  daß 
ein  sehr  alter  Text,  Avohl  des  achten  oder  höchstens  des  beginnenden 
neunten  Jahrhunderts  vorliegt.  Aber  —  nicht  unverändert.  Denn  auch  R 
enthält  Formen,  die  nicht  altirisch  sind.  2)  Daraus  geht  wohl  hervor,  daß, 
was  ich  Fassung  I  nenne,  nicht  die  erste  Niederschrift  des  Textes  dar- 
stellt, sondern  eine  Modifikazion  derselben,  die  in  der  ersten  Hälfte  des 
11.  Jahrhunderts  stattgefunden  hat.  Es  ist  damals  der  erste  Teil  (=  LU) 
mit  Benützung  von  Sagen  des  10.  Jahrhunderts  umgestaltet  worden,  während 
der  erhaltene  Schlußteil  nur  einige  sprachliche  Neuerungen  zeigt,  nicht  mehr 
als  andere  alte  Texte.  Diese  modifizierte  Fassung  liegt  auch  (II  und)  III 
zu  Grunde;  von  diesen  hat  III  und  wohl  auch  II  nicht  vor  dem  12.  Jahr- 
hundert seine  Gestalt  erhalten,  wie  die  Benützung  des  älteren  Prosa- 
Dinnsenchas  (s.  u.)  zeigt.  Daß  das  angeblich  von  Cinaed  ua  h-Artacäiu 
herrührende  Gedicht  den  Tod  von  Forgall  Mouach  beim  Sprung  aus  seiner 
Burg  erwähnt-^)  wie  III  §  86,  zeugt  nur  dafür,  daß  es  ziemlich  spät  ent- 
standen ist. 

Es  gibt  wohl  keine  andere  irische  Sage,  in  die  so  viel  fremde  Sagen- 
bestandteile —  nicht  andere  Fassungen  derselben  Sage  —  aufgenommen 
worden  sind.*)    Es  sind  —  zum  Teil  wörtlich  —  verwendet: 


0  Vgl.  das  Pronomen  als  Objekt  und  Subjekt:  ar  ro-charsat  a  mnä 
7  a  ingena  co  mür  M  §  7;  rop  slän  sibsi  §  17  (auch  junge  Verbalformen 
wie  nO'Saigfed  §  7,  hi-febair  [II.  PL]  §  17). 

'^)  Es  kommen  natürlich  auch  hier  nur  solche  in  Betracht,  die  sich 
auch  in  III  finden,  also  nicht  vom  Schreiber  von  R  herrühren  können. 
Vgl.  die  absolute  III  Sg.  tingeUaid  si  31—32  (=  HI  §  60),  dmd  120  (§  76), 
ferner  das  aktive  cot-n-acalt  9—10  (donacolt  §  56).  Auch  ad-fiadatar 
als  III  PI.  Praet.  5  (§  56)  ist  wohl  so  nicht  altirisch.  Für  ato-op  31  lie.st 
III  §  60  opp{ais) ;  altirisch  wäre  ata  -  opid. 

3)  RC  23,  308.  321.  327.  Egerton  1782  hat  die  Glosse:  „Beim  Ent- 
weichen aus  seiner  Halle  (biiiiden)  zerschmetterte  er  seinen  .  .  .  Knochen 
(cnäiw  daela).^^ 

*)  Vgl.  dazu  Hessen  und  O'Nolan  ZCP  8,  498  Ü. 


382  II,  31.    Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer". 

A.  schon  in  Fassung  I  (LU  121—122): 

1.  Fled  Bricrenn  (Kap.  46)  in  §  2. 

2.  Fled  Bricrenn  und  Siaburcharpat  ConCulainn  (Kap.  63)  vermischt 
§  12—16. 

B.  in  dem  nur  in  Fassung-  III  erhaltenen  Mittelstück,  von  dem  sich 
nicht  sagen  läßt,  wie  weit  es  von  I  abgewichen  ist: 

3.  Compert  ConCulainn  (Kap.  13  II)  in  §  22— 25.^) 

4.  Ces  Ulad  (Kap.  27  B)  in  §  29. 

5.  Echtra  Macba  (s.  Teil  IV)  in  §  30). 

6.  Das  ältere  Prosa-Dinnsenchas  (B)  von  Boann  (Kap.  76 II)  in  §  41. 

7.  Ein  Gedicht  über  Ailbine-Ollbine  (s.  Anhang  dieses  Kapitels) 
in  §  46. 

C.  in  dem  ausschließlich  III  angehörigen  (also  aus  II  stammenden)  Teil: 

8.  Aided  Lugdach  ocus  Derbforgaill  (Kap.  35)  in  §  84  (vgl.  82). 

Es  ist  möglich,  wenn  auch  nicht  zu  erweisen,  daß  der  Redaktor  von 
Fassung  I  dieselbe  Person  ist  wie  der  Kompilator  der  Täin  bö  Cuailnge  usw. 
Er  hätte  hier  nur,  statt  Parallelversionen  derselben  Sage  ineinander  zu 
arbeiten,  andere  Bestandteile  in  die  alte  Sage  eingefügt.  Daß  eine  zwischen 
1049—1064  geschriebene  Handschrift  seine  Redakzion  bereits  enthielt  (s.  o.), 
würde  zu  der  Zeit  passen,  in  der  wir  ihn  ungefähr  anzusetzen  haben.  Daß 
jener  Kompilator  „das  Werben  um  Emer'  wirklich  gekannt  hat^  zeigt  seine 
Anmerkung  zu  der  Angabe  der  Täin  (Z.  3-i4),  CüChulainn  habe  in  seinem 
sechsten  Jahr  bei  Scäthacli  gelernt:  „Dem  steht  Tochmarc  Emire  entgegen"; 
nach  dem  älteren  Text  unserer  Sage  kehrt  nämlich  CüChulainn  gerade  erst  zur 
Täin  nach  Irland  zurück  (E,  145);  die  macht  er  aber  als  Siebzehnjähriger  mit. 

Ich  fasse  die  Ergebnisse  nochmals  kurz  zusammen.  Wohl  im  8.  Jahr- 
hundert wurde  die  Sage  verfaßt  und  aufgezeichnet.  In  der  ersten  Hälfte 
des  elften  erfuhr  der  erste  Teil  eine  Umarbeitung  (Fassung  I).  In  der 
ersten  Hälfte  des  zwölften  wurde  auch  das  Übrige  etwas  umstilisiert  und 
erweitert  (Fassung  II),  und  wohl  bald  darauf  suchte  ein  Kompilator  ihre 
abweichenden  Angaben  mit  Fassung  I  zu  vereinigen  (Fassung  III);  dadurch 
wurde  Fassung  II  und  fast  auch  I  aus  der  Überlieferung  verdrängt. 

In  meiner  Analyse  bezeichnen  die  eingeklammerten  Zahlen  die  Para- 
grafen  Meyers,  bei  I  (R)  die  Zeilen  seiner  Ausgabe. 

1.  (1 — 3).  Die  Erzählung  beginnt  mit  einer  Schilderung 
der  Regierung  von  Conchobor  mac  Fachtna  in  Emain  Macha; 
unter  ihm  lierrschte  Recht,  Friede  und  Fruchtbarkeit.  Daran 
knüpft  sich  eine  Beschreibung  seines  Hauses  Craebruad,   die 

1)  Mit  gräulicher  Verunstaltung  der  Sprache,  indem  aus  dem  Futurum 
der  Vorlage  nod-n-ebla  „der  ihn  erziehen  wird'*  ein  unmögliches  Präteritum 
rom-ehuil,  rot-eblatar  gebildet  worden  ist.  Sogar  der  Schreibfehler  ofl-gadur 
(§22)  für  ad-glädur  „ich  rede  an"  ist  herübergenommen,  der  sich  nur  in 
der  einen  Handschrift  von  Compert  ConCulainn  (LU),  nicht  in  Eg.  findet. 


11,31.    Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer".  383 

aber  sozusagen  wörtlich  aus  der  des  Hauses  von  Bricriu  und 
dessen  von  Ailill  und  Medb  in  der  Sage  Fled  Bricrenn  (Kap.  45) 
geschöpft  ist.')  Alle  Krieger  Ulsters  fanden  Platz  darin,  und 
hoch  pflegte  es  darin  herzugehn:  die  errid  (Wagenfahrer) 
machten  ihre  Kunststücke,  die  fili  sangen  und  die  Harfner 
spielten  auf. 

2.  (4 — 6).  Einst  war  man  auch  dort  beim  Riesenfaß 
iarngualae  („Eisen -Kluft")  versammelt,  das  jeden  Abend  mit 
100  bruih''-)  Bier  gefüllt  wurde  und  für  alle  Ulter  ausreichte. 
Die  errid  machten  Kunststücke  auf  dem  Seil  von  einer  Tür 
zur  andern  des  195  Fuß  langen  Hauses;  das  waren  Conall 
Cernach  mac  Amorgene  (Aimirgeii),  Fergus  mac  Roich  Rodäni 
(„des  Überkühnen"), 3)  Laegaire  Buadach  mac  Connad  (Connaid), 
Celtchar  mac  Uthidir  (Uthir),  Dubthach  mac  Lugdach,  der 
Pförtner  Scel  mac  Barneni,^)  nach  dem  Belach  m-Barnlni 
(Bardlni)  benannt  ist,  und  von  dessen  Erzählerlust  die  Redens- 
art scel  Sceoil  („Scel's  Erzählung")  kommt.  Alle  aber  über- 
traf der  junge  CüChulainn.  Deshalb  waren  alle  Frauen  in 
ihn  verliebt,  auch  wegen  des  Wohlklangs  seiner  Rede  und 
der  Schönheit  seines  Antlitzes;  denn  er  hatte  vier  Pupillen 
im  einen,  drei  im  andern  iluge  und  an  Hand  und  Fuß  sieben 
Finger  oder  Zehen.  Neben  vielen  Vorzügen  wie  seiner  Ge- 
schicklichkeit (auch  in  den  Brettspielen  huanfach  und  fidcliell), 
seiner  Klugheit,  wenn  ihn  nicht  Kampfeswut  übermannte, 
seiner  Kunst  der  Abschätzung,  seiner  Profetengabe  usw.  hatte 
er  doch  auch  drei  Fehler:  er  war  allzu  jung,  allzu  kühn  und 
allzu  schön. 

o.  (7—16).  Weil  nun  alle  Frauen  und  Mädchen  sich  in 
ihn  verliebten,  beschließen  die  Ulter,  er  müsse  eine  Frau  zur 
Ehe  wählen;  auch  bewegt  sie  die  Angst,  er  möchte  früh 
fallen  ohne  einen  Nachkommen  zu  hinterlassen.  Conchobor 
sendet  neun  Männer  durch  ganz  Irland,  um  ein  edles  Weib 
für  ihn  zu  suchen;  aber  sie  kehren  nach  einem  Jahr  zurück, 


0  Siehe  ZCP  8,  498. 

'^)  bruth  scheint  zunächst,  die  Masse  des  Metalls  zu  bezeichnen,  die 
auf  einmal  im  Schmelzofen  geschmolzen  wird,  dann  auch  ein  gleiches  Maß 
anderer  Flüssigkeit. 

*)  In  III  mac  Kosa  Hodänai.    Er  war  damals  noch  nicht  verbannt. 

*)  Bardmi  III. 


384  II,  31.   Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Eraer". 

ohne  eines  gefunden  zu  haben,  das  ihm  gefällt.  Da  fährt 
CüChulainn  selber  in  seinem  Festgewand  mit  seinem  Wagen- 
lenker Laeg  mac  Eiangabra^)  auf  seinem  schnellen  Wagen 
nach  Lugiochta  Logo,  wo  er  auf  dem  Spielplatz  vor  der  Burg 
Emer,  die  Tochter  von  Forgall  Monach,2)  trifft,  umringt  von 
ihren  Genossinnen,  den  Töchtern  der  hrmga  der  Umgegend, 
die  bei  ihr  Stickerei  und  Handfertigkeit  lernen.  Denn  sie 
übertrifft  alle  Mädchen  Irlands  an  Schönheit,  an  Stimme,  an 
Wohlklang  (der  Rede),  an  Stickkunst,  an  Klugheit,  an  Keusch- 
heit. Darum  scheint  nur  sie  CüChulainn  würdig,  von  ihm 
gefreit  zu  werden.  Die  auf  den  Bänken  des  Versammlungs- 
platzes sitzenden  Mädchen  hören  das  Getöse  des  nahenden 
Wagens.  Auf  Emers  Aufforderung  späht  ihre  Schwester  Fial 
aus  und  beschreibt  nun  genau  den  heranfahrenden  Wagen 
mit  seinen  Pferden  und  mit  dem  Jüngling  und  dem  Wagen- 
lenker im  Wagen.  3) 

4.  (17—27).  CüChulainn  kommt  an  und  begrüßt  die 
Mädchen.  Emer  erhebt  ihr  schönes  Antlitz  gegen  ihn,  und 
nun  beginnt  zwischen  ihr  und  CüChulainn  eine  Rätselrede,  ein 
ZAviegespräch  in  möglichst  umschreibenden  Ausdrücken,  die  wir 
größtenteils  nicht  verstehen  würden,  wenn  nicht  CüChulainn 
selber  (§  28  ff.  Meyer)  sie  seinem  Wagenlenker  erklärte. 

Nach  den  zwölf  ersten  Zeilen  dieses  Abschnitts  bricht  der  alte  Text 
in  LU  ab;  bis  zu  den  letzten  Zeilen  von  §55,  wo  R  einsetzt,  kennen  wir 
nur  die  jüngere  Redakzion  III. 

Das  Einzelne  kann  hier  natürlich  nicht  wiedergegeben 
werden.  Als  Beispiel  sei  etwa  aus  dem  Anfang  angeführt, 
daß  CüChulainn  auf  Emers  Frage,  bei  wem  sie  übernachtet 
hätten,  antwortet:  „Im  Hause  des  Mannes,  der  gegen  das 
Vieh  von  Tethra's  Feld  prozessiert".  Das  bezeichnet,  wie 
später  (§  31)  erklärt  wird,  Concliobors  Fischer  Ronen;  denn 
der  jagt  die  Fische  im  Meere.  Tethra  ist  der  König  der 
Fomori  (Riesen,   hier  als  Unterseeische  gedacht),   ..Tethra's 

')  „oder  mac  Rpmcobir^^  fügt  nur  LU  hinzu. 

-)  „dein  Kunststück-"  oder  „Listenreichen  •. 

')  Diese  Beschreibung  besteht  last  ganz  aus  wörtlichen  Auszügen 
aus  der  Schilderung  der  Wagen  CüChulaiuns  und  seiner  Genossen  in  Fled 
Bricrenn  (Kap.  45)  und  aus  der  von  CüChulaiuns  Wagen  in  Siaburcharpat 
Con(\ilainn  (Kap.  63):  s.  ZOP  8.  50t. 


II,  31.   Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer",  385 

Feld"  ist  also  das  Meer,  „das  Vieh  von  Tethra's  Feld"  die 
Fische.  —  Und  was  sie  dort  gegessen  hätten?  —  Antwort: 
„Wagenfrevel  wurde  uns  dort  gekocht",  d.  h.  (nach  §  32)  ein 
Fohlen;  denn  für  den,  der  Pferdefleisch  gegessen  hat,  ist  es 
dreimal  neun  Tage  verboten  (^m),  einen  Wagen  zu  besteigen, 
weil  das  Pferd  die  Stütze  des  Wagens  ist.^)  —  Und  so  fort. 
Auf  diese  verdeckte  Weise  beschreibt  zunächst  CüChulainn 
seinen  Weg  von  Emain  Macha  durch  den  Orcel-Wald  zwischen 
Sliab  Fuait  und  Sliab  Cuillinn,  über  Mag  Muirtheimne,  durch 
Grellach  Dollaid,'^)  über  den  Bach  Uanub  („Schaumwasser"), 
über  Ober-Edmon,  über  Druimne  Breg  („Eücken  von  Bregia"), 
durch  Glenn  m-Breogain,  durch  Bruig  Maie  ind  Öic,  durch 
die  untere  Boyne,  zwischen  Cleitech  und  Fesse  hindurch,  über 
den  Bach  Ange  (heute  Nanny  Water),  über  Cerna,  durch  Ober- 
Muin-Chille,  über  den  Ailbine,^)  durch  Tailne,  zwischen  „Faß" 
und  „Fäßchen"'*)  hindurch  nach  Lugiochta  Loga.'^)  In  ähn- 
lichen Ausdrücken  rühmt  dann  Emer  ihre  Überlegenheit  über 
andere  Frauen,  besonders  ihre  Keuschheit  und  Unantastbarkeit. 
Sie  zählt  zwanzig  starke  Männer  auf,  die  ihr  folgen  werden, 
falls  man  sie  entführen  wollte,  darunter  ihren  Bruder  Conn 
mac  Forgaill,  außerdem  Forgall  selber,  der  alle  Männer  an 
Stärke,  Macht  und  Zauberkunst  übertrifft,  ß)  Den  jungen  Cü- 
Chulainn will  sie  noch  nicht  als  „starken  Mann"  anerkennen, 
da  sie  von  seinen  Taten  noch  nichts  gehört  habe  und  er 
noch  nicht  zur  Stärke  eines  „Wagenfahrers"  herangewachsen 
sei.  Dem  gegenüber  lühmt  CüChulainn  seine  Kraft,  daß  er 
es  allein  mit  Vierzig  aufnehme  und  Hundert  zu  schützen 
wisse  usw.;  ferner  seine  Erziehung,  die  er  durch  die  hervor- 
ragendsten Ulter  geno.sseu  habe.    Dabei  wird  die  Erziehungs- 


')  Ein  altes  irisches  Poenitentiale  schreibt  für  den,  der  Pferdefleisch 
ißt,  31/2  Jahre  Pönitenz  vor  (Eriu  7, 146  Kap.  1,2). 

»)  Siehe  Kap.  6  §  66. 

2)  Der  Delvin  River,  der  heute  die  Nordgrenze  der  Grafschaft  Dublin 
bildet. 

*)  Vermutlich  zwei  Wasserlöcher. 

^)  In  einer  Glosse  als  „Lugs  Gärten"  erklärt.  Der  Ort  muß  also 
nördlich  von  Dublin,  nicht  sehr  weit  südlich  der  Delvin -Mündung  ge- 
dacht sein. 

«)  Forgall  Monach  Avird  unten  (§  48)  Schwestersohn  Tethra's,  des 
Königs  der  Fomori,  genannt,  ist  also  unheimlicher  Abkunft. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König-sag'e.  25 


386  II,  31.    Tochmarc  Emire  „Da8  Werben  um  Emer". 

Episode  von  Compert  ConCulainn  (Kap.  18  II  §  4)  so  gut  wie 
wörtlich  herübergenommen;!)  nur  wird  Cathbad  hinzugefügt, 
der  ihn  in  den  „Künsten  der  Götter  der  Zauberei"  unter- 
richtet hat,  auch  bemerkt,  daß  Lug  mac  Cuinn  meic  Ethlenn^) 
ihn  bei  Dechtire's  Ausfahrt  nach  dem  Hause  des  Mächtigen 
(eigentlich  „Geschwollenen",  torr)  des  Bruig  „berufen"  habe. 3) 
Da  auch  Emer  ihre  einer  Prinzessin  würdige  Erziehung  preist 
und  er  von  der  Klugheit  ihrer  Rede  entzückt  ist,  meint  er, 
sie  müßten  zusammenkommen.  Aber  als  sie  hört,  daß  er  un- 
vermählt ist,  verweigert  sie  es,  weil  sie  noch  eine  (ledige) 
ältere  Schwester  Fial  habe.  Doch  diese  liebe  er  nicht,  er- 
widert er;  auch  wolle  er  kein  Weib,  das  schon  einen  Mann 
kenne,  und  von  Fial  sage  man,  sie  habe  einst  das  Lager  mit 
Coirpre  Nia-Fer  (König  von  Temair)  geteilt.  Dabei  erblickt 
er  durch  die  Öffnung  von  Emers  Hemd  das  Joch  ihrer  Brüste 
und  wiederholt  dreimal:  „Schön  ist  das  Feld  jenseits  des 
Jochs".  Dieses  Feld,  wirft  sie  in  dunkler,  später  (§53 ff.) 
erklärter  Rätselrede  ein,  erlange  nur  einer,  der  an  jeder 
Furt  zwischen  dem  Delvin-Bach  und  der  Boyne  Hundert 
töte,  darunter  Scen(r)  Menn,  die  Schwester  ihres  Vaters,  die 
in  verschiedener  Gestalt  ihn  und  seinen  Wagen  zu  vernichten 
suchen  werde;  einer,  der  über  drei  Wälle  springe,  mit  einem 
Streiche  die  je  acht  Männer  erschlage,  die  ihre  drei  Brüder 
und  Wächter  Seibar,  I(u)bar  und  Cat  begleiten,  ohne  doch 
die  Brüder  selber  zu  verletzen,  und  mit  ihr  und  ihrer  Zieh- 
schwester nebst  ihrem  Gewicht  an  Gold  und  Silber  aus 
Forgalls  Burg  herauskomme;  endlich  einer,  der  von  samuin 
(L  November)  bis  oimelc  (Lichtmeß),  von  da  bis  beltine  (1.  Mai) 
und  von  da  bis  zur  „Beschwerung  der  Erde"  (Herbst)  ohne 
Schlaf  bleibe.  Das  verspricht  CüChulainn  alles  auszuführen; 
er  bezeichnet  sich  als  „Schwestersohn  des  Mannes,  der  im 
Wald  {tos)  der  Bodb  in  einen  andern  eingeht"  (Wortspiel 
mit  dem  Namen  Conchobor,  der  auch  einen  Bach  bezeichnet, 
der  im  Gebiet  von  Ros  sich  mit  dem  Bache  Dofolt  vereinigt^) 
und  umschreibt  ähnlich  seinen  eigenen  Namen  CüChulainn. 

»)  Siehe  ZCP  8,  509. 

2)  So  heißt  der  Elf  auch  in  Cath  Maige  Tured  (ZCP  12,  404),  sonst 
nur  Lug  mac  Ethlenn. 

»)  Siehe  Kap  13  Fassung  I.  *)  Siehe  Kap.  14  II. 


IT,  31.    Tochmaro  Emire  ,.Da8  Werben  um  Emer".  387 

5.  (28  —  55).    Damit  trennen  sie  sich.    Auf  der  Heimfahi*t 

fragt  Lseg  seinen  Herrn  nach  der  Bedeutung  des  ihm  völlig 

dunklen  Gesprächs.     Dieser  enthüllt   ihm,   es   habe  sich   um 

das  Werben  um  Emer  gehandelt,  und  sie  hätten  so  verdeckt 

sprechen  müssen,  damit  die  andern  Mädchen  es  nicht  Forgall 

verrieten   und   dieser   es   unterbinde.     Dann   erklärt  er  ihm 

Ausdruck  für  Ausdruck  i) 

Mit  den  letzten  Sätzen  dieses  Abschnitts  beginnt  der  in  R  erhaltene 
Schluß  von  Fassung  I.  Ich  folge  ihr  zunächst  und  gebe  die  wichtigeren 
Zusätze  von  Fassung  III  in  den  Anmerkungen. 

6.  (50 — 57,  R  5 — 20).  Die  Mädchen  erzählen  den  hr{{)uga 
von  dem  Jüngling  und  seinem  sonderbaren  Gespräch  mit  Emer. 
Diese  melden  es  weiter  Forgall  Monach,  und  der  erkennt  so- 
fort in  ihm  den  „Wutverzerrten  von  Emain  Macha"  (Cü- 
Ohulainn).  Er  beschließt  seine  Annäherung  an  seine  Tochter 
zu  verhindern.  Drei  Mann  hoch  geht  er  in  der  Tracht  der 
Gaill  (Ausländer)  zu  Conchobor  nach  Emain  Macha  und  über- 
bringt ihm,  angeblich  als  Gruß  des  Königs  der  Gaill,  Gold- 
schätze und  Wein  der  Gaül'^)  Nach  dreitägigem  Aufenthalt 
werden  dort  vor  ihm  CüChulainn^)  und  andere  Wagenfahrer 
der  Ulter  gepriesen.    Da  äußert  Forgall,  CüChulainn  würde 

*)  Als  Erklärung  der  Ortsnamen  sind  häufig  kürzere  Sagen  erzählt. 
Sie  fallen  aber  fast  alle  aus  der  Ulter  Sage  heraus,  sind  vielmehr  mit  der 
Greschichte  der  Besiedelung  Irlands  oder  mit  der  Königsage  verknüpft  und 
sollen  daher  erst  in  Teil  IV  behandelt  werden.  Zu  Intidc  Eomna,  das 
Emain  Macha  bezeichnen  soll,  werden  zwei  Geschichten  angeführt  (§  29.  30), 
zuerst  ein  Auszug  aus  Ces  Ulad  (Kap.  27  B),  dann  der  alte  Text  Echtra 
Macha,  im  Wortlaut  der  Fassung  in  LL  20  a  (ed.  Stokes,  RC  16,279)  ganz 
nahestehend,  die  gleichfalls  in  Teil  IV  analysiert  werden  soll.  Nur  die 
zweite  ist  hier  alt,  denn  nur  sie  erklärt  die  Schreibung  Eomna  für 
Emna,  als  ob  eo  „Spange,  Stecknadel"  in  dem  Worte  stecke.  —  Die  Er- 
zählung von  der  Boann  (§  41),  die  übrigens  zur  Erklärung  des  Ausdrucks 
Smiur  mnä  Fedelmw  nichts  beiträgt  und  wohl  ebenfalls  zu  den  späteren 
Erweiterungen  gehört,  ist  aus  dem  Dinnsenchas  B  (Kap.  76  II)  gezogen; 
vgl.  dazu  ZOP  8,  516  ff.,  wo  aber  das  Prosa -Dinnsenchas  B  nicht  berück- 
sichtigt ist.  —  Die  Erklärung  von  Oillhüw  (§  4G),  die  aus  einem  erhaltenen 
Gedicht  geschöpft  ist,  s.  unten  S.  395.  —  Die  etymologische  Deutung  von 
BelU'ne  (I.Mai)  §55  meldet,  daß  an  diesem  Tag  die  Druiden  zwei  Feuer 
anzuzünden  pflegten  und  das  Vieh  dazwischen  durch  trieben  als  Schutz 
gegen  die  Seuchen  des  Jahres. 

^)  III:  Goldschätze  der  Finngaill  (Norweger),  s.  oben  S.  381. 

»)  III:  und  Conall. 

25* 


388  n,  31.    Tocbmarc  Emire  ..Das  Werben  um  Emer". 

noch  preiswürdiger  sein,  wenn  er  Domnall  Mildemail  bei  den 
Alpen  aufsuchte.')  In  der  Hoffnung,  daß  CüChulainn  niemals 
von  dort  zurückkommen  werde,  kehrt  Forgall  heim. 

7.  (58—60,  E  21—34).  CüChulainn,  Laegaire  Buadach 
und  Conchobor  brechen  gemeinsam  auf.  2)  Vor  der  Besteigung 
des  Schiffs  hat  CüChulainn  eine  Unterredung  mit  Emer,  worin 
sie  sich  gegenseitig  Keuschheit  3)  versprechen.  Dann  geht  die 
Fahrt  zu  Domnall;  dort  lernen  sie  auf  einem  glühenden, 
durchlöcherten  Stein  springen,  ohne  sich  nur  die  Fußsohlen 
zu  schwärzen,  und  auf  einer  Sperspitze  tanzen,  ohne  sich  zu 
verletzen.  Aber  Dornoll  („Großfaust"),  die  gräuliche  Tochter 
Domnalls,  deren  Fersen  nach  vorn,  deren  Füße  nach  hinten 
gekehrt  sind,^)  verliebt  sich  in  CüChulainn.  Von  ihm  ab- 
gewiesen, gelobt  sie  sich  zu  rächen;  und  Domnall  eröffnet 
ihm,  er  könne  die  Lehre  nur  dann  für  vollendet  erklären, 
wenn  er  noch  zur  Scäthach  östlich  der  Alpen  gehe. 

8.  (60—66,  K34— 59).  So  ziehen  die  Drei  weiter, ä) 
über  die  Alpen.  Aber  Dornoll  zaubert  vor  die  Augen  von 
CüChulainns  Begleitern  Emain  Macha,  so  daß  sie  es  nicht 
über  sich  bringen  weiterzugehen,  ß)  Als  CüChulainn  bemerkt, 
daß  er  allein  ist,  macht  er  Halt.  Ein  gewaltiges,  löwen- 
artiges Untier,  das  ihm  begegnet,  tut  ihm  nichts  zu  Leide, 


^)  III:  und  wenn  er  bei  der  Scäthach  die  Kriegskunst  erlernte.  — 
Die  jüngere  Fassung  scheint  Alpi  „Alpen"  als  Albu  „Albion,  Schottland" 
verstanden  zu  haben.  Vgl.  die  Schreibung  Albo  §  60  wenigstens  in  Hs.  H, 
besonders  aber  die  Verse  der  Scäthach  §  79 :  Ro-sia  th'ainm  Älhanchu  \ 
dach  dogair  gemadaig  \  Aife  Uathach  iachtfaitit  „dein  Name  wird  dringen 
bis  zu  den  Schotten,  der  Winternacht  mit  trübem  Nebel;  Aife,  Uathach 
werden  aufschreien".    Aife  und  Uathach  wohnen  demnach  in  Schottland. 

2)  III:  Nach  manchen  ging  auch  Conall  Cernach  mit. 

»)  „Keuschheit"  (genas)  bedeutet  freilich,  wie  das  Folgende  zeigt, 
für  den  Mann  ganz  etwas  anderes  als  für  die  Frau,  für  jenen  bloß  Ehe- 
losigkeit. —  In  III  warnt  Emer  ihren  Geliebten  noch  vor  den  Ränken 
ihres  Vaters. 

*)  Die  Schilderung  wird  in  III  weiter  ausgeführt :  schwarzes  Gesicht, 
rotes  struppiges  Haar  usw. 

*)  Auch  hier  fügt  III  als  Vierten  Conall  Cemach  hinzu. 

•)  III:  Nach  anderer  Überlieferung  hatte  Forgall  dieses  Trugbild 
bewirkt,  um  den  einsamen  CüChulainn  um  so  sicherer  dem  Tode  zu- 
zuführen. 


II,  81.    Tochmarc  Emire  „Das  Werben  am  Emer".  389 

sondern  führt  ihn  vier  Tage  lang,^)  bis  sie  auf  eine  ihn  ver- 
spottende Schar  Knaben  stoßen.  Nachdem  das  Untier  ihn 
verlassen,  findet  er  in  einem  Haus  im  Tal  ein  Mädchen,  das 
ihn  begrüßt.  Und  da  er  sich  wundert,  woher  es  ihn  kenne, 
erinnert  es  ihn  daran,  daß  sie  einst  gemeinsam  bei  Ulbecän 
dem  Sachsen  wohlklingende  Rede  (Inndius)  gelernt  haben. 2) 
Dann  trifft  er  einen  jungen  Mann,  der  ihm  angibt,  wie  er 
über  das  gefährliche  Feld  kommen  kann,  auf  dessen  erster 
Hälfte  die  Menschen  festfrieren,  während  sie  auf  der  zweiten 
auf  die  Spitzen  des  Grases  gehoben  werden.  Er  gibt  ihm 
ein  Rad:  so  schnell  wie  dieses  müsse  er  laufen,  um  nicht  an- 
zufrieren; ferner  einen  Apfel:  wie  dieser  am  Boden  hafte 
(auf  dem  Boden  hinlaufe),  solle  er  es  auch  tun.  Das  gelingt. 
Weiter  sagt  er  ihm,  er  werde  zu  einer  großen  Schlucht 
kommen,  über  die  nur  ein  dünnes  Seil  führe;  das  sei  der 
Weg  zu  Scäthach.3) 

9.  (67—69,  R  60—74).  CüChulainn  geht  diesen  Weg 
und  schlägt  mit  dem  unteren  Ende  seines  Spers  so  gegen 
die  Tür  der  Burg,  daß  es  hindurchfährt. *)  Uathach  („die 
Schreckliche"),  die  Tochter  der  Scäthach,  tritt  ihm  entgegen 
und  ist  von  seiner  Gestalt  so  entzückt,  daß  sie  ihn  ihrer 
Mutter    preist    und    gerne    ihrer    Aufforderung    nachkommt, 


^)  III:  Er  springt  auf  seinen  Rücken  und  reitet  auf  ihm. 

2)  Die  alte  Erzählung-  ist  hier  sehr  skizzenhaft,  und  auch  der  spätere 
Bearbeiter  hat  aus  diesem  Vorgang  nichts  zu  machen  gewußt. 

^)  III:  Der  Jüngling,  namens  Eochu  Bairci,  verkündet  ihm  auch  die 
Mühsale,  die  ihm  in  der  Täin  bö  Cuailnge  bevorstehen.  Die  Schlucht  ist 
voll  von  Gespenstern,  die  Forgall  dahin  gesandt  hat. 

*)  III  hat  hier  viel  mehr:  CüChulainn  gelangt  zuerst  in  das  Lager, 
in  dem  sich  die  Schüler  der  Scäthach  befinden.  [Nach  anderer  Über- 
lieferung waren  darunter  die  Irländer  Fer  Diad  mac  Damäin,  Noise  mac 
Uisnech,  Loch  Mör  mac(u)  Egomais,  Fiamain  mac  Forai  und  viele  andere.] 
Er  erfährt,  daß  Scäthach  auf  einer  Insel  wohnt,  und  daß  dahin  nur  eine 
Brücke  führt,  deren  Mitte  höher  ist  als  die  beiden  Enden,  so  daß,  wenn 
man  auf  das  eine  Ende  springt,  das  andere  in  die  Höhe  schnellt  und  der 
Springer  zu  Fall  kommt.  Dreimal  versucht  er  vergeblich  hinüber  zu  ge- 
langen und  wird  verhöhnt.  Da  kommt  die  "Wutverzerruug  über  ihn;  er 
vollführt  den  „Helden -Lachssprung"  bis  auf  die  Mitte  der  Brücke,  erreicht 
so  die  Insel  und  schlägt  an  die  Türe  der  Burg.  Scäthach  erkennt  sofort, 
daß  das  einer  ist,  der  das  Waffenhandwerk  voll  erlernt  hat,  und  schickt 
ihre  Tochter  zur  Erkundigung. 


390  II,  31.    Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer". 

Nachts  das  Lager  mit  ihm  zu  teilen.  Sie  bedient  ihn  in 
Gestalt  einer  .  .  .;0  aher  er  vergewaltigt  sie  so,  daß  er  ihr 
einen  Finger  bricht  und  sie  laut  aufschreit.  Der  an  der 
Spitze  der  Burgbewohner  herbeieilende  Kriegsmann  Cochor 
Crufe*^)  wird  von  ihm  im  Kampfe  tot  hingestreckt.  Über 
diesen  Verlust  betrübt,  nimmt  Scäthach  CüChulainn  selber 
in  Dienst. 

10.  (70—72.  E  74—82).  Am  dritten  Tag  belehrt  ihn 
Uathach,  wie  er  seine  Wünsche  von  ihrer  Mutter  erlangen 
könne.  Als  Scäthach  in  einer  Eibe  auf  dem  Rücken  liegend 
ihre  zwei  Söhne  Guar  und  Cat^)  lehrt,  springt  er  ihr  auf  die 
Brust  und  zückt  das  Schwert  gegen  sie.  Da  bewilligt  sie 
ihm  seine  drei  Wünsche:  ihn  sorgsam  zu  lehren,  ihm  sie 
(ihre  Tochter)  ohne  Brautgeld  zu  verloben  und  zu  profezeien, 
was  ihm  bevorstehe.  4) 

11.  (72—73,  E,83  — 94).  Zu  jener  Zeit  zieht  Lugaid 
Noes-')  mac  Alamaicc,  ein  König  in  Munster, ß)  mit  zwölf 
Vizekönigen  (airrig)  aus,  um  sie  mit  den  zwölf  Töchtern  von 
Coirpre  Nia-Fer')  in  Temair  zu  verloben;  aber  es  findet  sich, 
daß  diese  alle  schon  verlobt  sind.  Forgall  Monach,  der  das 
hört,  geht  eilends  hin  und  verlobt  seine  eigene  Tochter  Emer 
mit  Lugaid  und  zwölf  Töchter  der  hr{i)uga  mit  den  Vize- 
königen. Als  aber  Lugaid  zur  Hochzeit  kommt  und  Emer 
neben  ihn  gesetzt  wird,  ergreift  sie  seine  zwei  Wangen, 
beschwört  ihn   bei   seiner   Ehre   und   gesteht   ihm,   daß   sie 


*)  cohari  R,  cofa(i)rig  III. 
^)  Cochar  Cruibne  III. 


3)  Vielleicht  sind  diese  Namen  aus  zwei  des  CüChulainns  erwachsen: 
cles  cuair  und  des  cait  „Helden -Kunststück"  und  „Katzen -Kunststück". 
Die  Sage  faßt  es  natürlich  umgekehrt. 

*)  III:  Nach  anderer  Überlieferung  nimmt  er  Scäthach  mit  an  den 
Strand  und  schläft  bei  ihr.  (Dieser  Bearbeiter  scheint  verstanden  zu 
haben,  daß  Scäthach  sich  ihm  selber  verlobt.)  Und  damals  hätte  sie  die 
Profezeiung  geäußert  (s.  §  79).  —  Die  Verlobung  hat  übrigens  in  I  keine 
sichtbaren  Folgen;  Uathach  wird  weiterhin  nicht  mehr  erwähnt. 

*)  mac  Nois  III.  Die  Gestalt  stammt  aus  der  Täin  bö  Cuailnge 
(Kap.  6  §  35). 

•)  III:  und  ein  Genosse  CüChulainns. 

')  mac  Mosa  fügt  III  hinzu. 


11,31.   Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer".  391 

CüChulainn    liebe.     Da   wagt   er   sie   nicht   anzutasten    und 
kehrt  heim. 

12.  (74—76,  R  95  — 132).  Damals  führte  Scäthach  Krieg 
mit  Aife,  der  Fürstin  anderer  Stämme.  Um  CüChulainn  zu 
schonen  (vom  Kampfe  fernzuhalten),  gibt  ihm  Scäthach  einen 
Schlaftrunk  und  fesselt  ihn;  aber  der  Schlaftrunk  verliert 
bei  ihm  schon  nach  einer  Stunde  (nicht  wie  sonst  nach 
24  Stunden)  seine  Wirkung.  Mit  Scäthachs  zwei  Söhnen 
tritt  er  drei  Kriegern  der  Aife:  Cuar,  Cat  und  Crufe,  i) 
Söhnen  von  Ilsuanach  („dem  Viel -Schlafenden"),  entgegen 
und  erlegt  sie  alle.  Ebenso  töten  sie  am  folgenden  Tag  die 
drei  Söhne  von  Eis  Enchenn  („Vogelkopf"),  namens  Ciri, 
Biri  und  Bailcne.  Aber  Scäthach  ist  schwer  bedrückt,  weil 
Aife  selber  eine  gewaltige  Kriegerin  ist.  Bevor  CüChulainn 
sich  ihr  stellt,  erfährt  er  von  Scäthach,  daß  jener  nichts  so 
sehr  am  Herzen  liege  wie  ihre  zwei  Pferde  und  ihr  Wagen. 
Auf  dem  Seil  springen  Aife  und  CüChulainn  gegeneinander 
an;  aber  sie  zerschlägt  ihm  seine  Waffen.  Da  ruft  er,  ihre 
Pferde  und  ihr  Wagen  seien  in  die  Schlucht  abgestürzt,  und 
wie  sie  sich  nach  ihnen  umblickt,  packt  er  sie  unter  den 
Brüsten  und  schleudert  sie  bei  seinem  Heer  auf  den  Boden. 
Um  ihr  Leben  zu  erkaufen,  muß  sie  ihm  nun  die  Erfüllung 
dreier  Wünsche  geloben:  der  Scäthach  Untertan  zu  sein,  ihm 
eine  Nacht  bei  ihrer  eigenen  Burg  zu  gewähren  und  ihm 
einen  Sohn  zu  gebären.  So  wird  sie  von  ihm  schwanger  und 
verkündet,  ihr  Sohn  werde  nach  sieben  Jahren  Irland  auf- 
suchen.   CüChulainn  hinterläßt  ihm  einen  Namen. 2) 

13.  (77,  R  133— 140).  Als  er  von  Aife  heimkehrt  und 
sich  auf  dem  Seil  befindet,  kommt  von  der  andern  Seite  ein 
altes,  links  blindes  Weib  und  bittet  ihn  auszuweichen.  Da 
das  unmöglich  ist,  läßt  er  sich  vom  Seil  nieder  und  hält  sich 

^)  Cruifne  III.  Wie  man  sieht,  war  der  Verfasser  nicht  erfinderisch 
in  Namen;  sie  sind  alle  drei  vorher  schon  anders  verwendet. 

2)  Er  wird  in  I  nicht  angeführt.  In  III  ist  es  Cordui;  hier  läßt 
CüChulainn  auch  einen  Daumenring*  für  seinen  Sohn  zurück:  wenn  sein 
Finger  ihn  ausfülle,  solle  er  ihn  in  Irland  aufsuchen;  er  solle  sich  einem 
Einzelnen  nicht  nennen,  sich  von  keinem  Einzelnen  von  seinem  Weg  ab- 
bringen lassen  und  keinen  Zweikampf  verweigern.  Vgl.  die  Sage  Kap.  33, 
auf  der  diese  Ergänzung  beruht. 


392  ir,  31.    Tochmarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer". 

nur  mit  der  Gabel  (seiner  Zehen)  daran  fest.  Wie  die  Frau 
zu  ihm  kommt,  tritt  sie  ihn  auf  den  großen  Zeh,  um  ihn  in 
den  Abgrund  zu  stürzen.  Aber  er  tut  den  „Helden -Lachs- 
sprung" in  die  Höhe  und  schlägt  ihr  den  Kopf  ab.  Es  war 
Eis  Enchenn  gewesen,  die  so  den  Tod  ihrer  Söhne  hatte 
rächen  wollen. 

R  141 — 154  schließt  nun  ganz  kurz:  Nachdem  Scäthach 
ihr  Heer  entlassen,  bleibt  CüChulainn,  bis  seine  Wunden  ge- 
heilt sind,  bei  ihr,  und  sie  spricht  ihm  die  Verha  Scäthaige 
(Kap.  30).  0  Er  kehrt  dann  nach  Irland  zurück  und  kommt 
gerade  zur  Täin  bö  Cuailnge.  Darnach  geht  er  zu  Forgalls 
Burg  in  Lugiochta  Loga,  springt  über  ihre  drei  Wälle,  tut 
drei  Streiche,  von  deren  jedem  acht  Mann  fallen,  während 
Emers  Brüder  Seibor,  Ibor  und  Cat  am  Leben  bleiben,  nimmt 
Emer  mit  ihrer  Ziehschwester  nebst  ihrem  Gewicht  an  Gold 
und  springt  mit  ihnen  über  die  drei  Wälle  zurück.  Er  ver- 
richtet auch  sonst  die  Taten,  die  er  verheißen  hat  (oben  4), 
und  gelangt  so  nach  Emain  Macha.  — 

Hier  ist  III  viel  ausführlicher: 

14.  (78  —  79).  Es  werden  sämtliche  Kunststücke  (des) 
aufgezählt,  die  CüChulainn  bei  der  Scäthach  gelernt  hat. 
Scäthachs  Profezeiung  ist  sehr  erweitert  (80  Zeilen  statt  33); 
namentlich  fügt  sie  hinzu,  er  werde  33  Jahre  seine  Feinde 
an  Kraft  überragen,  weiter  hinaus  könne  sie  nichts  voraus- 
sagen (seine  Lebenszeit  wird  also  diese  Zahl  erreichen). 

15.  (80 — 84).  Zur  Heimkehr  nach  Irland  besteigt  er 
ein  Schiff  zusammen  mit  Lugaid  und  Luan,  zwei  Söhnen 
Lochs,  ferner  mit  Fer  Baeth,  Lärine,  Fer  Diad  und  Drüst 
mac  Seirb.2)  Am  Abend  vor  samuin  kommen  sie  zunächst 
zum  Hause  von  Ruad,  dem  „König  der  Inseln",  wo  eben 
Conall  Cernach  und  Lsegaire  Buadach  (die  früher  Heim- 
gekehrten, s.  oben  8)  Tribut  erheben,  da  damals  die  „Inseln 


^)  In  R  wird  uur  die  erste  Zeile  zitiert,  da  das  ganze  Gedicht  sich 
in  derselben  Handschiift  anderwärts  (fol.  118  v)  findet, 

')  Dieser  letztere  kommt  in  der  Tain  bü  Cuailnge  nicht  vor  und 
scheint  aus  einer  verlorenen  Sage  zu  stammen.  Vielleicht  hat  er  in  der 
Quelle  das  folgende  Abenteuer  mit  der  Jungfrau  bestanden,  das  hier 
CüChulainn  zugeschrieben  ist.  Vrostan  findet  sich  mehrfach  als  Pikten- 
name  in  der  irischen  Literatur. 


II,  31.    Tochmarc  Emire  „Das  Werben  nm  Emer".  393 

der  (raül''^  (die  Hebriden)  den  ültern  zinsbar  waren.  Cü- 
Chulainn  vernimmt  in  der  Burg  Klagen  und  erfährt,  daß 
Euads  Tochter  den  Fomori  als  Tribut  dargebracht  wird.  Er 
geht  zu  ihr  hinunter  an  den  Strand  und  hört  von  ihr,  daß 
die  Fomori  von  einer  großen  Insel  herangefahren  kommen. 
Er  erwartet  sie  und  erlegt  dann  alle  drei  im  Zweikampf, 
wird  aber  vom  letzten  verwundet.  Das  Mädchen  verbindet 
die  Wunde  mit  einem  Fetzen  ihres  Gewandes,  und  er  verläßt 
sie  ohne  sich  zu  nennen.  Die  befreite  Tochter  erstattet  ihrem 
Vater  Bericht.  Auch  CüChulainn  kommt  wie  die  andern  zur 
Burg  und  wird  von  Conall  und  Lsegaire  begrüßt.  Viele 
rühmen  sich,  die  Fomori  erlegt  zu  haben;  aber  das  Mädchen 
glaubt  ihnen  nicht.  Vielmehr  wird  ein  Bad  gerüstet  und 
einer  nach  dem  andern  zu  ihr  gebracht;  da  erkennt  sie  Cü- 
Chulainn (wohl  an  der  Wunde),  und  ihr  Vater  Ruad  will  sie 
ihm  (zur  Frau)  geben  und  selber  den  Brautpreis  (tinnscra) 
zahlen.  Doch  CüChulainn  bestellt  sie  nach  einem  Jahr  nach 
Irland.  Als  er  nach  Emain  heimgekehrt  ist  und  sich  aus- 
geruht hat,  will  er  sich  Emer  holen;  aber  sie  wird  so  gut 
bewacht,  daß  er  ein  Jahr  lang  nicht  zum  Ziele  kommt.  Da 
er  nun  Ruads  Tochter  erwartet,  geht  er  mit  L^eg  an  den 
Strand  des  Loch  Cuan  und  sieht  zwei  Vögel  auf  dem  Meere. 
Er  triift  einen  von  ihnen  mit  einem  Schleuderstein;  da  ver- 
wandeln sie  sich  in  zwei  schöne  Frauen:  Ruads  Tochter 
Derbforgaill  mit  ihrer  Dienerin.  Sie  macht  ihm  Vorwürfe 
über  solchen  Empfang,  und  er  saugt  ihr  den  Stein  aus  der 
Wunde.  Nun  erklärt  er  aber,  das  Lager  nicht  mit  ihr  teilen 
zu  können,  da  er  von  ihrem  Blut  getrunken  habe.  Er  ver- 
mählt sie  vielmehr  seinem  Ziehsohn  Lugaid  Reo  n-Derg.  0 

16.  (85 — 88).  Abermals  sucht  er  ein  Jahr  lang  ver- 
geblich Emers  habhaft  zu  werden.  Und  wie  er  wieder  einmal 
nach  Lugiochta  Logo  geht,  läßt  er  den  carpat  serrda  an- 
spannen, der  damals  zum  dritten  Mal  für  ihn  angespannt 
wurde.  Er  hieß  so  entweder  wegen  der  eisernen  Sicheln 
{serr\  die  aus  ihm  hervorragten,  oder  weil  dieser  Wagen  bei 
den  Serdai  (Serern,  Chinesen,  oder  Syrern?)  seinen  Ursprung 
hatte.     Damit   macht   er  das   „Donner -c/es  der  Dreihundert 


*)  Diese  Episode  ist  aus  Aided  Lugdach  (Kap.  35)  gezogen. 


394  II,  31.   Tochraarc  Emire  „Das  Werben  um  Emer". 

und  der  neun  Männer",  i)  Er  springt  dann  über  die  drei 
Wälle  von  Forgalls  Burg,  fällt  dort  mit  drei  Streichen  je 
acht  Mann,  ohne  Emers  Brüder  Seibar,  Ibar  und  Cat  zn  ver- 
letzen. Forgall  will  über  den  Wall  hinausfliehn  und  fällt  zu 
Tode.  CüChulainn  seinerseits  setzt  mit  Emer  und  ihrer  Zieh- 
schwester und  ihrem  Gewicht  an  Gold  über  die  drei  Wälle 
hinaus.  Auf  das  Geschrei  hin,  das  sich  rings  erhebt,  tritt 
ihm  bei  der  Furt  durch  den  Ailbine-Bach  Scenmenn^)  ent- 
gegen; er  tötet  ihn,  woher  der  Name  Äth  Scenmenn.  Bei 
Glonn-Äth  erschlägt  er  weitere  100  Bewaffnete;  Emer  nennt 
das  eine  große  Tat  (glonn),  daher  der  Name.  Beim  Hügel 
Crüföit,  der  bis  dahin  Rae  Bän  geheißen  hat,  vergießt  er  so 
viel  Blut  der  Feinde,  daß  der  Hügel  eine  Blutscholle  {föt  cro) 
ist;  in  der  Furt  durch  die  Boyne,  Äth  Imföit,  jagt  er  mit 
seinem  Wagen  die  Verfolger  südlich  und  nördlich  der  Furt, 
daß  die  Schollen  {föit)  von  den  Hufen  seiner  Pferde  hinüber- 
fliegen. Kurz,  an  jeder  Furt  erlegt  er  100  Mann  und  gelangt 
in  der  Abenddämmerung  mit  Emer  zu  Conchobors  Craebruad 
in  Emain  Macha,  und  sie  wird  von  den  versammelten  Edeln 
von  Ulster  begrüßt. 

17.  (88—91).  Da  bemerkt  Bricriu  (Bricne)  Nemthenga 
mac  Carbad,  es  werde  CüChulainn  unlieb  sein,  daß  Conchobor 
diese  Nacht  sein  Weib  entjungfere,  wie  das  ihm  immer  zu- 
stehe. 3)  In  der  Tat  erregt  das  CüChulainn  so,  daß  das 
Flaumpolster  unter  ihm  platzt  und  er  hinausstürzt.  Cathbad 
weiß  keinen  Rat,  da  es  geis  für  den  König  sei,  nicht  mit  der 
Frau  das  Lager  zu  teilen.  Aber  Conchobor  ruft  CüChulainn 
zu  sich  und  trägt  ihm  auf,  seine  auf  Sliab  Fuait  weidenden 
Herden  herbeizutreiben.  CüChulainn  treibt  aber  alle  Wild- 
schweine, Hirsche  und  das  übrige  Wild  dieses  Gebirges  auf 
die  Burgwiese  von  Emain;  dabei  ist  sein  Zorn  etwas  ver- 
raucht.   In  einer  Beratung  beschließen  nun  die  Ulter,  Emer 

')  Das  ist  natürlich  dem  jungen  Stück  in  der  Tsin  bö  Cuailnge 
(Kap.  6  §  60)  entnommen. 

^)  Hier  als  männliches  Wesen  gedacht;  vgl.  oben  S.  386. 

')  Das  ist,  so  viel  ich  sehe,  die  einzige  Erwähnung  des  jus  primae 
noctis  in  der  älteren  irischen  Sage  (12.  Jahrhundert).  Erst  in  dem  jungen 
Prosatext  Cath  Gabhra  (Ossianic  Society  I,  136)  beansprucht  Fiun  etwas 
ähnliches. 


11,31.    Dinnsenchas  Inber  n-Ailbine.  395 

müsse  zwar  diese  Nacht  das  Lager  mit  Conchobor  teilen; 
aber  Fergus  und  Cathbad  sollen  sich  mit  hineinlegen,  damit 
CüChulainns  Ehre  nicht  verletzt  werde.  Dieser  gelit  darauf 
ein.  Am  andern  Tag  zahlt  Conchobor  selber  den  Brautpreis 
für  Emer,  und  CüChulainn  erhält  seine  eneclann  (Buße  für 
verletzte  Ehre). 

Bis  zum  Tode  lebten  nun  CüChulainn  und  Emer  un- 
getrennt, und  er  erhielt  die  Häuptlingschaft  über  die  Knaben 
von  Ulster.  Ein  Gedicht,  das  deren  Namen,  beginnend  mit 
Conchobors  Söhnen,  aufzählt  —  teils  bekannte,  teils  er- 
fundene — ,  schließt  die  Erzählung. 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Inber  n-Ailbine. i) 

In  der  Rätselrede  von  Tochmarc  Emire  sagt  CüChulainn  §  17,  er  sei 
unter  anderem  über  OUbine  („große  Gev/alttat")  gekommen,  und  erklärt 
es  §  46,  er  habe  den  Äübine  (Delvin  River)  überschritten.  Die  Sage  oder 
Etymologie,  auf  die  sich  dieser  Ausdruck  stützt,  ist  einem  Gedicht  ent- 
nommen, das  sich  nicht  im  Dinnsenchas  A  findet,  sondern  erst  in  C  ver- 
arbeitet und  aufgeführt  ist,-)  Aber  der  Verfasser  oder  Redaktor  von 
Tochmarc  Emire  kannte  das  Gedicht  nicht  aus  dieser  Sammlung,  sondern 
selbständig;  er  hat  noch  das  reduplizierte  Präteritum  fod-rergatar,  wo 
alle  Handschriften  des  Dinnsenchas  (Z.  26)  die  jüngere  Form  fod-roirgetar 
oder  Ahnliches  bieten. 3)  Da  die  Sage  zeitlos  ist,  mag  sie  gleich  hier  an- 
gereiht werden.    In  der  Analyse  folge  icli  dem  Gedicht. 

iEd  mac  Rigduinn,  König  von  Irland,  4)  fährt  übers  Meer, 
um  einen  auswärtigen  Freund  in  Skandinavien  (Lochlainn) 
zu  besuchen. ^^)  Auf  hoher  See«)  bleiben  seine  drei  Schiffe 
unbeweglich  stehn.  Als  iEd  ins  Wasser  springt, ')  um  die 
Schiffe  flott  zu  machen,  findet  er  neun  schöne  Frauen,  die  sie 


*)  „Ailbine- Mündung." 

'^)  Das  Gedicht  hgg.  u.  übers,  von  Edw  Gwynn,  Metr.  Dindshenchas 
II,  26;  die  Prosa  C  von  Stokes,  RC  15,  294. 

3)  Siehe  ZCP  8,  519  u.  524. 

*)  In  Tochmarc  Emire  ist  er  aus  Munster;  Prosa  C  läßt  vielmehr 
seinen  Vater  König  der  Fir  Muirid  oder  Muirig  (s.  unten)  sein. 

•■*)  Die  Stelle  j:ehört  also  jedenfalls  nicht  zu  den  „vor- wikingischen"' 
Bestandteilen  der  Emer -Sage. 

«)  Tochm.  Em. :  bei  der  Fahrt  um  Schottland. 

')  In  Tochm.  Em.  wird  zuerst  das  Los  geworfen,  wer  das  aus- 
führen soll. 


396  II,  32.    Foglaim  ConCulainn  „CuChulainns  Lehre". 

festgehalten  habend)  Er  schläft  neun  Nächte  bei  ihnen  auf 
neun  bronzenen  Schiffen, 2)  und  eine  wird  schwanger.  Dann 
verläßt  er  sie,  bis  er  wieder  heimfahre.  Aber  nachdem  er 
sieben  Jahre  in  Skandinavien  geblieben  ist,  kehrt  er  gerade- 
wegs nach  Irland  zurück,  ohne  das  Weib  aufzusuchen.  Doch 
wie  er  in  die  Ebene  von  Muired  kommt, 3)  hört  man  den 
Gesang  {amrän)  der  neun  Frauen,  die  auf  einem  kleinen 
Boot  in  die  Ailbine- Mündung  segeln.  Das  verlassene  Weib 
schleudert  ihren  gemeinsamen  Sohn  hinaus,  so  daß  er  um- 
kommt. Da  ruft  ^ds  Schar:  „Die  Gewalttat  ipine)  ist  groß 
{oliy^.  Daher  der  Name  Ailbine  (der  in  Folge  dieser  Ety- 
mologie manchmal  Ol(l)hine  geschrieben  wird). 

Das  Gedicht  (aber  keiner  der  Prosa -Berichte)  fügt  noch  die  Ety- 
mologie von  Muired  bei;  es  sei  entweder  nach  Miiiredach  mac  Cormaic 
benannt  oder  nach  Muiriath,  der  Frau  von  Labraid  Loingsech,  die  den 
dortigen  Wald  gefällt  habe. 


Kap.  32.    Foglaim  ConCulainn. 
,,  CuChulainns  Lehre.'' 

Mit  den  verschiedenen  Bearbeitungen,  die  die  Sage  von  CuChulainns 
Aufenthalt  bei  der  öcäthach  bis  ins  12.  Jahrhundert  erfahren  hatte,  fand 
sie  noch  keine  Ruhe.  Wohl  der  Modernisator  etwa  des  15.  Jahrhunderts 
(s.  oben  S.  73)  hat  die  Fassung  III  seinen  Zeitgenossen  mundgerecht 
gemacht ;  *)  in  dieser  Gestalt  ist  sie  dann  in  die  modernen  Volkserzählungen 
übergegangen.  Die  zahlreichen  Abschriften,  die  d'Arbois,  Essai  d'un  cata- 
logue  S.  140  aufzählt,  gehen  nicht  über  das  18.  Jahrhundert  hinauf.  Die 
älteste  Handschrift  scheint  Edinburg,  Advocates'  Library  XXXVIII  S.  81 
zu  sein,  die  Mackinnon  (Katalog  S.  118)  dem  Ende  des  16.  oder  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts  zuschreibt,  falls  seine  Angabe  (S.  151)  zutrifft,  daß 


')  Tochm. Em.:  Das  Meer  verschwindet,  und  er  findet  die  Frauen  auf 
einem  schönen  Feld.    Vgl.  die  folgende  Anmerkung. 

'^)  In  Tochm.  Em.  schenken  ihm  die  Frauen  neun  goldene  Schiffe 
für  den  Beischlaf.    Der  Verfasser  hat  Z  36  ar  {noi  longa)  statt  for  gelesen. 

*'')  Die  muß  an  der  Delvin- Mündung  liegen,  was  Tochm.  Em.  dafür 
einsetzt.     Das  Gedicht  wendet  sich  Z.  1  an  die  Fir  Muirid. 

*)  Daß  Foglaim  ConCulainn  einfach  eine  Bearbeitung  von  Tochmarc 
Emire  ist,  hat  schon  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue  S.  CLII  gesehen  und 
ist  unzweifelhaft.  Trotzdem  behandelt  Stokes,  RC  29,  109  den  Text  so, 
als  ob  wir  eine  selbständige  Sage  vor  uns  hätten,  die  zur  Aufhellung  der 
älteren  dienen  könne. 


II,  32.    Foglaim  ConCulainn  ,,CtlChuIainns  Lehre".  397 

der  Text  Oileamuin  Conculairm  7  oigheadh  Chonnlaoich  unserer  Erzählung 
entspricht  (wohl  vereint  mit  der  von  Kap.  33?).  Herausgegeben  und  über- 
setzt ist  sie  nur  nach  der  1715  geschriebenen  Handschrift  Brit.  Mus., 
Egerton  106  fol.  45  r  von  Stokes,  RC  29,  109. 

Der  Bearbeiter  hat  den  älteren  Text  wohl  nur  oberflächlich  und  mit 
halbem  Verständnis  gelesen  und  sehr  frei  behandelt;  alles,  was  sich  auf 
Emer  bezieht,  ist  ausgeschieden.  Dagegen  zeigt  er  auch  Kenntnis  von 
Fled  Bricrenn  (Kap.  45),  Aided  Guill  (Kap.  48)  und  natürlich  von  der  Täin 
bö  Cuailnge.  Er  gibt  der  Erzählung  möglichst  Märchencharakter;  sie  hat 
etwas  sehr  Kindliches  erhalten. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  Stokes'  Paragrafen. 

1.  (1—9).  Als  CüChulainn  ein  schöner,  kluger  Bursche 
war,  beschloß  er,  in  der  „großen  Welt"  in  die  Lehre  zu  gehn. 
Zuerst  ist  er  bei  der  Uathach  in  Glenn  na  h-Uathaige  in 
Munster,  kehrt  aber  bald  nach  Ulster  zurück.  Dort  faßt  er 
den  Entschluß  ostwärts  zu  ziehen,  besteigt  mit  Lsegaire 
Buadach  und  Conall  Cernach  mac  Aimirgin  des  letzteren 
Schiff,  namens  Engach,  und  fährt  nach  Schottland  zu  der 
Kriegerin  Dordmair  ingen  Domnaill  Mseil-Teimil.  Nachdem 
sie  bei  ihr  übernachtet  und  ihr  angezeigt  haben,  sie  möchten 
„die  Kunststücke  der  Ritterschaft"  {clesa  riderachta)  bei  ihr 
lernen,  macht  sie  ihnen  eines  vor;  sie  steckt  den  Sper  mit 
der  Spitze  nach  oben  in  den  Boden,  springt  in  die  Luft  und 
läßt  sich  mit  der  Brust  auf  die  Sperspitze  nieder,  ohne  sich 
auch  nur  das  Kleid  zu  verletzen.  Conall,  der  das  zuerst 
nachmachen  soll,  vermag  es  nicht,  ebensowenig  Laegaire. 
CüChulainn  schämt  sich  und  vollbringt,  trotz  der  anscheinenden 
Todesgefahr,  das  Kunststück.  1)  Da  Dordmair  erklärt,  jene 
zwei  seien  zu  den  „Kunststücken  der  Ritterschaft"  unfähig, 
und  sie  sich  weigern,  ihr  als  bloße  Söldner  zu  dienen,  kehren 
sie  nach  Irland  zurück,  und  CüChulainn  bleibt  allein  ein 
Jahr  in  ihrer  Lehre. 

2.  (10 — 23).  Als  er  eines  Tages  am  Meeresufer  seine 
Kunststücke  übt,  kommt  ein  großer  schwarzer  Mann  zu  ihm, 
erklärt  das  für  wertlos  und  bemerkt,  eine  viel  bessere 
„Ritterin"  sei  Scäthach,  die  Tochter  von  Buanuinne,  dem 
König  von  Skythien  (Scithia);  doch  weigert  er  sich,  ihm  den 
Weg    zu    ihr    anzugeben.     CüChulainn    kann    deshalb   nicht 

*)  Dieses  Verhältnis  der  drei  Helden  stammt  aus  Fled  Bricrenn 
(Kap.  45). 


398  n,  32.    Foglaim  ConCulainn  „CüChulainns  Lehre''. 

schlafen,  bricht  früh  am  andern  Tag  auf  und  gelangt,  ob- 
schon  Wenige  die  Wege  kennen,  schließlich  zu  Scathach. 
Er  trifft  eine  Schar  spielender  Knaben  und  schlägt  sie  als 
einzelner  dreimal  im  Ballspiel.  9  Vier  Irländer,  die  dort  in 
der  Lehre  sind,  begrüßen  und  küssen  ihn,  und  er  erfährt  von 
ihnen,  daß  das  Kunststück,  das  sie  eben  von  Scathach  lernen, 
wozu  man  über  ein  Jahr  brauche,  droichet  („die  Brücke") 
na  n-alt  sei. 2)  Er  läßt  sich  die  Brücke  zeigen.  Wenn  man 
daraufspringt,  wird  sie  dünn  wie  ein  Haar,  scharf  wie  ein 
Blattrand,  =^)  glatt  wie  ein  Aalschwanz,  oder  sie  richtet  sich 
auf  wie  ein  Mastbaum.  4)  CüChulainn  springt  und  beginnt 
auszugleiten.  In  dieser  Lage  erblickt  ihn  Scathach  in  ihrem 
grianän.^)  Der  hatte  sieben  große  Tore  und  je  sieben  Fenster 
zwischen  den  Toren  und  sieben  Ruhebetten  zwischen  je  zwei 
Fenstern,  auf  jedem  derselben  150  Jungfrauen  mit  purpurnen 
und  blauen  Mänteln;  ferner  waren  innerhalb  und  außerhalb 
der  Tore  150  gleichalterige  Knappen  und  150  „tatengroße" 
Knappen  und  150  kühne  Helden.  Scäthachs  schöne  Tochter 
Uathach  mit  dem  goldfarbigen  Haar,  die  an  einer  Borte  aus 
Goldfäden  webt,  verwirrt  sein  Anblick  so,  daß  sie  Gold-  und 
Silberfäden  verwechselt*^)  und  blaß  wird.  Sie  befürchtet,  er 
möchte  bei  dem  Versuch  das  Leben  einbüßen.  Aber  ihre 
Mutter  erwidert,  ihr  sei  (in  einer  Vision)  gezeigt  worden, 
daß  ein  Knabe  aus  Irland  kommen  und  die  droichet  na  n-alt 
überwinden  werde,  so  daß  er  an  einem  Tage  vollbringe, 
wozu  andere  über  ein  Jahr  gebrauchten.  In  der  Tat,  als  Cü- 
Chulainn von  den  drei  „Hauptschülern  der  Welt"  verspottet 


')  Vgl.  Kap.  6  §  16. 

'^)  In  Tochmaic  Emire  III  §  6-7  je  nach  den  Handschriften:  droichet 
na  n-alia,  an  alta,  ind  altai.  O'Clery's  Glossar  gibt  alt  .?.  leim  „Sprung", 
was  wohl  nur  aus  dieser  Stelle  erschlossen  ist.  Es  wird  sich  ursprünglich 
um  alt  „Klippe,  Ufer"  handeln. 

')  ürrladh,  orrdlaiih  =  frz.  ourrelet,  ourlet. 

♦)  Das  Seil  und  die  Brücke  von  Tochmarc  Emire  sind  hier  ver- 
vschmolzen. 

^)  Grianän  bezeichnet  in  den  alten  Sagen  den  Söller;  aber  unser 
Verfasser  verwechselt  es  mit  den  großen  Hallen  (hruiden)^  mischt  in  seine 
Schilderung  auch  Erinnerungen  au  Feen -Wohnungen  ein  (vgl.  Fled  Bri- 
crenn,  Kap.  45  und  Serglige  CouCulainn,  Kap.  34). 

«)  Dieses  Motiv  aus  Tochmarc  Ailbe  (s.  ZCP  13, 262). 


II,  32.    Foglaim  ConCuIaiDn  „CtlChulRinns  Lehre".  309 

wird,  kommt  der  Zorn  über  ihn.  und  er  springt  —  unter 
dem  Jubelgeschrei  der  Trländer  —  bis  auf  den  Pfosten  der 
Brücke,  so  daß  sie  für  ihn  keine  Gefahr  mehr  bietet. 

3.  (24  —  32).  Scathach  sendet  ihm  ihre  Tochter  entgegen, 
um  ihn  ins  Quartier  in  das  Haus  der  Haarscherer  zu  geleiten. 
Das  tut  diese  mit  Freuden,  begrüßt  ihn  und  empfiehlt  den 
Haarscherern,  ihn  während  der  Nacht  gut  zu  verpflegen.  Die 
27  Haarscherer  eröffnen  ihm,  daß  er  nach  Überwindung  der 
Brücke  noch  Folgendes  zu  bestehen  habe.  Sie  würden  ihn 
auf  den  First  des  Hauses  schleudern  und  jeder  seinen  Spieß 
nach  ihm  werfen,  so  daß  er  von  Blut  überströmt  sein  werde; 
das  geschehe,  damit  er  späterhin  vor  den  größten  Gefahren 
nicht  zurückschrecke.  Obschon  er  erwidert,  solches  würde 
er  sich  nur  von  einem  Helden  im  Kampf  gefallen  lassen, 
packt  ihn  einer  am  Fußgelenk  und  wirft  ihn  auf  den  Haus- 
first, und  alsbald  kommen  ihre  Spieße  geflogen.  Aber  er 
springt  geschickt  herunter,  indem  er  immer  von  einer  "Sper- 
spitze  auf  die  andere  tritt ;i)  dieses  „Spießkunststück"  hatte 
vor  ihm  noch  niemand  ausgeführt.  Dreimal  wiederholt  sich 
dasselbe  Spiel;  da  wird  er  schließlich  wütend,  schlägt  ihnen 
allen  die  Köpfe  ab  und  wirft  sie  nach  den  Toren  der  Burg 
unter  die  Füße  der  Menge;  die  150  kühnen  Helden  am  Tor 
fallen. 

4.  (33—42).  Nachdem  er  die  Nacht  im  Hause  (der 
Haarscherer)  zugebracht  hat,  geht  er  zum  grianän  der 
Scathach  und  verlangt  von  ihr  die  Auslieferung  aller  Schätze, 
die  sie  besitze.  Auf  ihre  Antwort,  darnach  strebten  viele 
bewährte  Krieger,  fordert  er  sie  zum  Zweikampf.  Das  lassen 
aber  ihre  Söhne  Guar  und  Cat  nicht  zu.  Vielmehr  tritt  ihm 
der  riesenhafte  Guar,  der  alle  des  besitzt  —  sie  werden 
einzeln  aufgezählt  —  und  dessen  Eüstung  eingehend  in  her- 
gebrachter Weise  geschildert  wird,  zum  Kampf  entgegen. 
GüGliulainn  schont  seine  eigene  Kraft,  läßt  den  Gegner  seine 
gewaltigen  Streiche  führen,  bis  er  müde  ist,  und  schlägt  ihm 
dann  mit  einem  Hieb  den  Arm  mitsamt  dem  Schultergelenk 
ab,  mit  einem  zweiten  den  rechten  Fuß,  mit  einem  dritten 
den   linken.     Beim  Sturz   trifft   des  Riesen  Vorderzahn  auf 


')  Vgl.  Kap.  6  §  39. 


400  n,  32.   Foglaim  ConCulainn  „CüChulainns  Lehre''. 

CüChulainns  Schulterkopf  und  reißt  ihm  einen  Fetzen  Fleisch 
und  Haut  bis  zur  Fingerspitze  herunter;  das  ist  „CüChulainns 
Schälung".  Der  enthauptet  ihn  und  bringt  seinen  Kopf  zu 
Scäthach  in  ihren  grianän.  Sie  gesteht,  er  habe  eine  große 
Tat  vollbracht,  läßt  ihm  ein  Lager  zu  ihren  eigenen  Füßen 
spreiten  und  nimmt  ihn  auf  ein  Vierteljahr  in  Pflege,  i) 

5.  (43  —  49).  Einst  in  der  Nacht  kommt  Uathach  zu 
seinem  Bett  und  erwidert  auf  seine  Frage,  was  sie  wolle: 
„Ein  Heer,  das  nicht  (andere)  aufsucht,  wird  selber  auf- 
gesucht". Aber  er  wendet  ein,  es  sei  ges  für  einen  in 
Krankenpflege  Liegenden,  mit  einem  Weib  umzugehn.  Doch 
nach  kurzer  Weile  kommt  sie  abermals,  diesmal  angekleidet 2) 
und  legt  sich  zu  ihm  ins  Bett.  Da  packt  er  mit  der  einen, 
heil  gebliebenen  Hand  ihren  Finger  und  reißt  ihr  Haut  und 
Fleisch  davon  ab.  Sie  schilt  ihn,  daß  er  ein  Weib  ver- 
unglimpfe, erlangt  aber  schließlich,  daß  er  sie  im  Bette 
duldöt,  wenn  sie  ihm  zu  den  drei  des  verhelfe,  die  noch  nie 
jemand  gelehrt  worden  sei:  „Cuars  des  und  Cats  des  und 
das  des  der  acht  Wasser".  =^)  Nachdem  er  sie  in  der  Nacht 
befriedigt  hat,  verrät  ?ie  ihm,  Scäthach  pflege  mit  den  Göttern 
zu  verkehren,  indem  sie  unbewaffnet  in  einem  des -Korh*) 
liege;  dabei  solle  er  sie  überraschen.  Er  tut  so  mit  ge- 
zücktem Schwert,  und  Scäthach  erkauft  sich  ihr  Leben,  in- 
dem sie  ihm  die  drei  des  verspricht,  ferner  „die  Freundschaft 
ihres  Schenkels"  und  ihre  Tochter.  So  ruht  er  diese  Nacht 
bei  der  Tochter  und  genießt  in  der  Folge  „die  Freundschaft 
des  Schenkels"  der  Königin  und  bleibt  ein  Jahr  bei  ihr. 

6.  (50 — 52).  Dann  bricht  er  auf  nach  der  Burg  einer 
andern  „Ritterin";  das  ist  Aife,  die  Tochter  des  Königs  der 
Griechen  in  Groß -Griechenland  {Greig  Mhör).  Sie  nimmt  ihn 
in  ihrem  grianän  gut  auf  und  pflegt  ihn  mit  „Hand  und 
Bett".    Als  er  auch  dort  nach  einöm  Jahr  scheiden  will,  hält 


0  Der  Tod  ihres  Sohns  scheint  sie  nicht  weiter  zu  kümmern. 

^)  Man  erwartet:  ausgekleidet. 

^)  Sie  werden  nicht  näher  beschrieben.  Vgl.  imme-lig  loa  usci  „er 
umleckt  Wasserflocken"  (?)  Fled  Bricrenn  (Kap.  45;  IT  I  263,  25). 

*)  Was  sich  der  Verfasser  darunter  vorstellt,  wissen  wir  nicht.  Freilich 
war  auch  die  „Eibe"  der  älteren  Erzählung  nicht  besonders  klar. 


fl,  32.    Fo^laim  ü'onCulainn  „CuChuIaiiin.s  liehre^.  401 

sie  ihn  ein  ferneres  Jahr  zurück,  da  er  noch  die  drei  „Sie^es- 
cZe6'"  lernen  müsse.  Aber  auch  nach  dessen  Verlauf  will  sie 
ihn  nicht  ziehen  lassen,  da  sie  schwanger  sei  und  er  doch 
wissen  müsse,  was  für  ein  Kind  sie  ihm  gebäre.  Doch  er 
erwidert,  wenn  es  ein  Mädchen  sei,  solle  sie  wie  jede  andere 
Mutter  für  es  sorgen  und  es  dem  Manne  geben,  der  ihr  gut 
dünke;  wenn  ein  Knabe,  solle  sie  ihn  gut  unterweisen  und 
ihn  alle  des  lehren  außer  dem  des  des  gädh  huily^)  Denn 
dieses  wolle  er  ihn  selber  lehren,  wenn  er  nach  Irland  komme. 

7.  (53 — 56).  Wie  dann  CüChulainn  sorgenschwer  auf 
die  droichet  na  n-alt  kommt,  begegnet  ihm  ein  gräuliches 
altes  Weib  mit  einem  Gefäß  voll  geschmolzenen  Eisens  in 
der  Hand  und  heißt  ihn  bei  seiner  Ehre  ihm  Platz  machen. 
Er  legt  sich  daher  auf  die  Brücke,  die  er  mit  Armen  und 
Beinen  umschließt.  Das  Weib  aber  macht  ein  „Donner- cZes" 
über  seinen  Rücken  und  beschädigt  ihn  schwer.  Wie  sie 
über  ihn  weg  ist,  springt  er  auf  und  schlägt  ihr  den  Kopf 
ab.    Das  war  Eisin  Chinne.2) 

8.  (57  —  59).  Zu  Scäthach  zurückgekehrt,  trifft  er  mehrere 
irische  Eitter  in  dei*  Lehre,  nämlich  Fer  Diad  und  Fer 
Demainn,  die  Söhne  Damäns,  ferner  Fraech  Fäil  mac  Fidaig, 
Noisi  mac  Uisnech,  Löit  Mör  mac  Moga-Feibis,  Fergiis  mac 
Luach  mit  dem  langen  Haar.  Sie  bleiben  noch  ein  Jahr  bei 
Scäthach  und  lernen  alle  des,  die  CüChulainn  kann,  außer 
dem  des  des  gädh  builg.  Bevor  sie  dann  Abschied  von  ihr 
nehmen,  läßt  sie  sie  einen  Bund  schließen,  daß  keiner  gegen 
den  andern  kämpfen  wolle;  so  würden  sie  unbesiegbar  sein. 
Wer  aber  mit  dem  andern  einen  Streit  beginne,  werde  be- 
siegt werden,  ob  er  an  sich  der  stärkere  oder  schw^ächere 
sei.    Sie  geloben  es  durch  gegenseitigen  Handschlag. 

9.  (60 — 64).  Nachdem  sie  Scäthach  das  Lehrgeld  be- 
zahlt haben,  brechen  sie  auf,  kommen  in  das  Gebiet  der  Fir 
Cat  („Katzenmänner"),  deren  König  ^Ed  Ruad  ist,  und  be- 
schließen bei  ihm  zu  übernachten.  Während  die  andern 
gradaus  nach  seiner  Burg  ziehen,   will  CüChulainn  längs  des 


0  So  heißt  in  dieser  Handschrift  der  gce  bolga  (bulga)  der  Täin  bö 
Cuailnge.    Der  Verfasser  kennt  natürlich  die  Sage  von  Kap.  33. 
'■*)  Eis  Enchenn  der  alten  Sage. 
Thurnöy»en,  Die  irische  Helden-  und  König-sag-e.  26 


402  II.  32.    FoglaiTTi  ConCuIainn  ,.CüOhnIainns  Lehre". 

Meeresstrandes  hingehii,  um  womöglich  ein  par  Vögel  lebend 
3U  fangen  und  so  Euhm  zu  erwerben,  i)  Am  Hafen  trifft  er 
jammernde  100  Männer  und  100  Frauen,  in  ihrer  Mitte  eine 
hervorragend  schöne  Jungfrau.  Sie  erzählt  ihm,  daß  jedes 
siebte  Jahr  Fomoraig  kämen,  den  „Königstribut"  zu  erheben, 
der  in  der  Erstgeburt  des  Königs  bestehe.  Dieses  Mal  treffe 
es  sie;  die  drei  Fomoraig,  die  ihn  einzögen,  seien  Dub,  Meli 
und  Dubros,  Söhne  Alatromms  („des  getupften  Schweren"). 
Schon  naht  auch  das  Schiff,  und  Alle  fliehen  außer  der  Jung- 
frau und  CüChulainn.  Hinten  auf  dem  Schiff  steht  ein  fürchter- 
licher schwarzer  Mann,-)  der  ein  rohes  Lachen  anhebt,  so 
daß  durch  seinen  Schlund  die  Eingeweide  sichtbar  werden.^-) 
Er  freue  sich  —  deutet  das  die  Jungfrau  — ,  daß  er  Cü- 
Chulainn noch  als  Zugabe  zum  Tribut  erhalte.  Aber  wie  er 
ausgestiegen  ist  und  seinen  langen  Arm  nach  CüChulainn 
ausstreckt,  zieht  dieser  sein  Schwert  und  haut  ihm  den  Kopf 
ab  —  die  erste  Siegestat  nach  seiner  Lehre  — ;  auch  die 
beiden  andern  Fomoraig  fallen  und  bleiben  dort  liegen. 

10.  (65  —  71).  Ohne  sich  weiter  um  die  Jungfrau  zu 
kümmern,  geht  CüChulainn  seinen  Gefährten  nach,  erzählt 
ihnen  aber  nichts  von  dem  Vorgefallenen.  Man  pocht  au 
das  Tor  der  Burg,  und  da  sie  sich  dem  Pförtner  als  irische 
Ritter  nennen,  läßt  sie  der  König  eintreten  und  heißt  sie 
willkommen.  Bald  erscheint  auch  die  Jungfrau,  und  da  der 
König  zunächst  glaubt,  sie  sei  aus  Schrecken  geflohen,  erzählt 
sie  ihr  Erlebnis;  den  übrigen  Tribut  könne  man  am  Strande 
abholen.  Erfreut  befiehlt  ^d  Ruad  den  Frauen  der  Burg, 
die  Ankömmlinge  zu  baden.  Und  als  sich  seine  Tochter, 
deren  Name  Aife  erst  hier  genannt  Avird,  über  die  Wanne 
CüChulainns  bückt,  erklärt  sie,  daß  dies  ihr  Retter  sei.  Seine 
Gefährten  bestätigen,  daß  er  sie  auf  dem  Herweg  verlassen 
habe.  Wie  der  König  hört,  daß  es  der  berühmte  CüChulainn 
ist,  schenkt  er  ihm  den  Tribut  und  seine  Tochter.  Fer  Diad 
aber  brummt,  nie  werde  ein  Reisegefährte  neben  ihm  Ruhm 
gewinnen    können.     CüChulainn    verteilt   sofort   den    Tribut. 


")  Vgl.  Kap.  6  §  17. 

'0  Dub  heißt  „schwarz". 

•')  Yg\.  Aided  Giiill  (Kaj).  48). 


II,  H';.    ("JnOhiiiainiis  Zweikampf  mit  .seinem  Sohn.  iO'i) 

ein  Drittel  den  Rittern,  ein  zweites  den  Wirten,  das  dritte 
der  Jungfrau  als  Mitgift,  und  sie  teilt  diese  Nacht  das  Lager 
mit  ihm. 

11.  (72  —  7o).  Nachdem  sie  anderthalb  Monate  dort  be- 
wirtet worden  sind,  fahren  sie  nach  Irland,  landen  in  Träig 
na  Folad  in  Ulster  und  begeben  sich  nacli  Emain  Macha  zu 
Conchubar  mac  Fachtna  Fathaig,  dem  Hochkönig  von  Ulster. 
Der  behält  sie  ein  Jahr  lang  bei  sich  und  gibt  ihnen  als 
Sold  den  Tribut  des  „Fünftels".  Kundige  sagen,  daß  nie  in 
der  Welt  eine  solche  Heldenschar  versammelt  war  wie  jene, 
die  man  die  Helden  des  roten  Zweiges  (na  Crceibe  liuaide)^) 
nannte,  darunter  Conall  Cernach  und  Fergus  mac  Rosa  Ruaid 
mit  ihren  Söhnen,  Lsegaire  Buadacli,  Cormac  Connioinges, 
Conchubars  Sohn,  und  die  acht,  die  mit  CüChulainn  gekommen 
waren. '^)  Dann  schenkt  Conchubar  denen  unter  ihnen  Land, 
die  noch  keines  besitzen,  und  verteilt  sie  über  Ulsters  Grenzen. 
Und  sie  pflegten  Tribut  von  den  Inseln  und  von  andern 
Ländern  der  Welt  einzutreiben. 


Kap.  38.    CuCluilaiuns  Zweikampf  mit  seinem  Sohn. 

Das  Sag'enmotiv,  daß  der  Vater  im  Zweikampf  den  eigenen  Sohn 
erschlägt,  das  uns  aus  dem  Hildebrandslied  und  aus  dem  Shahname 
(Rüstern  und  Sohrab)  am  vertrautesten  ist,  scheint  niclit  sehr  früh  nach 
Irland  gedrungen  zu  sein,  sondern  erst  zu  einer  Zeit,  wo  CüChulainn 
schon  so  sehr  der  Mittelpunkt  der  irischen  Sag-e  geworden  war,  daß  er 
neue  Sagenstoffe  ohne  weiteres  an  sich  zog,  etwa  im  8.  Jahrhundert. 
Sonst  wäre  schwer  begreiflich,  daß  gerade  ihm,  der  in  der  Jugendblüte 
sterben  soll,  die  Rolle  des  überlebenden  Vaters  zufiel.  Die  ältere  Täin  bö 
Cuailnge  macht  keine  Anspielung  darauf,  erst  das  junge  Gedicht  der  Fer- 
Diad -Episode  in  Fassung  II  (4052),  wonach  sich  die  Geschichte  vor  der 
Täin  ereignet  hätte.  Auch  in  beiden  Sagenlisten  fehlt  ein  darauf  bezüg- 
licher Titel.  Dagegen  meldet  das  fälschlich  Cinsed  ua  h-Artacäin  zu- 
geschriebene Gedicht:  „Auf  Träig  Baile  —  ein  klares  Klirren  —  ist  Aife's 
Einziger  gefallen."'')  Wir  werden  dem  Motiv  nochmals  in  der  Fiunsage 
(Teil  III,  Acallam  Finn  ocus  OisTn)  begegnen,  dort  weniger  tragisch  ge- 
wendet. 


0  Siehe  oben  S.  93. 

2)  Oben  (8)  sind  nur  sechs  aufgezählt. 

3)  RC  23,  306.  319.  325. 

26* 


404  II,  33.    Aided  ^nfir  Aife. 

L   Aided  .Enfir  Aife. 
„Der  Tod  von  Aife's  Einzigem." 

Der  älteste  Text  ist  nur  in  GBL  (Faks.)  214  a  erhalten,  i)  Ob  das 
überhaupt  die  erste  Form  war,  in  der  die  Sage  niedergeschrieben  wurde, 
ist  nicht  zu  bestimmen.  Sie  setzt  Tochmarc  Emire  (Kap.  31)  als  bestehend 
voraus,  da  Emer  als  Frau  CüChulainns  erscheint.  Aber  dieser  Text  kannte 
seinerseits  schon  in  seiner  ältesten  Fassung  die  Geschichte  von  Aife's 
Sohn  (§  12);  doch  braucht  sie  damals  noch  nicht  schriftlich  fixiert  gewesen 
zu  sein,  sondern  hat  vielleicht  nur  mündlichen  Erzählungen  angehört. 

Ob  man  den  überlieferten  Text  mit  dem  Herausgeber  noch  dem 
9.  Jahrhundert  zuschreiben  darf,  ist  wohl  nicht  sicher;  daß  er  in  Fassung  III 
von  Tochmarc  Emire  benützt  ist,  wurde  oben  S.  391  Anm.  2  bemerkt.  Das 
Verbot,  sich  einem  Einzelnen  zu  nennen,  das  dem  Sohn,  der  hier  Conlai 
heißt,  auf  den  Lebensweg  mitgegeben  wird,  scheint  darauf  abzuzielen, 
ihn  unerkannt  mit  seinem  Vater  kämpfen  zu  lassen;  aber  CüChulainn  tötet 
ihn  vielmehr  wissentlich  oder  doch  halb -wissentlich,  um  die  Ehre  von 
Ulster  zu  retten,  vielleicht  —  wenn  man  an  das  Hildebrandslied  denkt  — 
ein  halb  unverstandener  alter  Rest.  Die  späteren  Fassungen  haben  das 
getilgt;  auch  Keating  II  Z.  3368 ff. ,  dessen  Wiedergabe  sich  sonst  ganz 
an  unsere  Erzählung  hält  —  nur  daß  er  den  Sohn  nach  den  jüngeren 
Fassungen  Conlaech  nennt  —  ist  ebenso  verfahren. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  entsprechen  Meyers  Paragrafen. 

1.  (I).  CüChulainn  ging  aufs  Festland  (Letha)  zu  Scäthacli 
Uanann  ingen  Ardgeme.^)  um  die  Waffenkunst  zu  lernen. 
Dort  kam  Aife  ingen  Ardgeme-^  zu  ihm,  und  als  er  sie 
schwanger  zurückließ,  hinterließ  er  für  seinen  künftigen  Sohn 
einen  Daumenring;  sobald  er  diesem  passe,  solle  er  ihn  in 
Irland  aufsuchen.  Er  solle  sich  von  keinem  Einzelnen  von 
seinem  Weg  abbringen  lassen,  sich  keinem  Einzelnen  nennen 
und  keinem  Zweikampf  ausweichen. 

2.  (2  —  7).  Mit  sieben  Jahren  bricht  der  Sohn  auf.  Die 
bei  Tracht  Esi  versammelten  Ulter  sehen  ihn  auf  einem 
bronzenen  Schiffchen  mit  vergoldeten  Rudern  heranfahren. 
Mit  den  im  Schiff  angehäuften  Steinen  schleudert  er  nach 
Vögeln  einen   fathbeim;^)  so  fängt  er  sie  lebendig  und  läßt 

')  Hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  Eriu  I,  113. 

"0  „Scäthach  Schaumweiß,  Tochter  von  Laut- Schrei." 

•)  Also  die  Schwester  der  Scäthach. 

♦)  Der  Ausdruck  aus  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  6  §  17)  oder  Serglige 
ConCulaiun  (Kap.  34  §  2).  Nach  iiuserm  Erzähler  ist  es  ein  Wurf,  dessen 
Lärm  (Sausen)  Lebewesen  betäubt. 


II,  83.    Der  Tod  von  Ait'es  Einzigem.  405 

sie  wieder  fliegen.  Wenn  sie  so  hoch  geflogen  sind,  daß  man 
sie  nicht  mehr  sieht,  läßt  er  seine  Stimme  so  laut  erschallen, 
daß  sie  wieder  zu  Boden  sinken;  dann  ruft  er  sie  abermals 
ins  Leben  zurück.  König  Conchobor  meint,  handelte  es  sich 
um  erwachsene  Männer  dieser  Art,  die  würden  sie  alle  zu 
Kies  zermalmen;  aber  auch  den  kleinen  Knaben  solle  man 
nicht  ans  Land  lassen.  Zu  diesem  Zweck  sendet  er  Condere 
mac  Echach  als  den  beredtesten  zu  ihm  hin.  Der  verbietet 
ihm  die  Landung,  wenn  er  sein  Ziel  und  seine  Herkunft  nicht 
angebe.  Aber  der  Knabe  verweigert,  sich  einem  Einzelnen 
zu  nennen,  und  will  umkehren.  Doch  bittet  ihn  Condere  in 
retorischer  Ansprache,  sich  ihm  wieder  zuzuwenden;  Conchobor. 
Sencha  mac  Coscra,  Cethern  mac  Fintain,  Conall  Cernach  und 
andere  Helden  verlangten  nach  thm. ')  Ebenso  retorisch 
rühmt  nun  der  Knabe  seine  Stärke  und  schickt  Condere 
heim;  denn  wenn  er  auch  die  Kraft  von  Hundert  besäße, 
könnte  er  ihn  nicht  abwehren.  Über  diesen  Bericht  wird 
Conall  Cernach  unwillig  und  geht  gegen  den  Knaben  an. 
Aber  mit  einem  tathheim  wirft  ihn  dieser  nieder  und  hat, 
bevor  er  aufstehn  kann,  seine  Hände  mit  dem  Schildriemen 
gefesselt.  So  macht  er  die  ganze  Heldenschar  zum  Gespötte. 
3.  (8 — 13).  Als  dann  CüChulainn  spielend-)  sich  dem 
Knaben  nähert,  will  ihn  Emer  ingen  Forgaill,  die  den  Arm 
um  seinen  Hals  gelegt  hat,  zurückhalten;  denn  ihr  ahnt,  daß 
es  Conlai,  der  einzige  Sohn  Aife's  und  CüChulainns,  sei.  Aber 
ihr  Gatte  weist  sie  zurück.  Selbst  wenn  er  es  wäre,  müßte 
er  ihn  erschlagen,  um  Ulsters  Ehre  zu  retten.  Vergeblich 
hält  ihm  der  Knabe  vor:  sie  sollten  zu  zweien  kommen,  dann 
dürfte  er  seinen  Namen  nennen.  Wenn  er  sich  ihm  nicht 
nenne,  müsse  er  sterben,  erwidert  CüChulainn.  Sie  hauen 
aufeinander  ein,  und  der  Knabe  schert  ihm  mit  einem  Schwert- 
hieb das  Haar  ab.  3)  Da  fordert  ihn  CüChulainn  zum  Ring- 
kampf. Weil  er  so  klein  ist,  stellt  er  sich  auf  zwei  Steine 
und  wirft  seinen  Vater  dreimal  dazwischen  nieder;  dabei 
stemmt  er  seine  Füße  so  in  die  Steine  hinein,  daß  ihre  Spur 


^)  Das  entspricht  nicht  dem  obigen  Auftrag  C'onchobors. 
'^)  Er  macht  seine  des. 

3)  Vgl.  Kap.  6  §  38  und  namentlich  Kap.  41 B.    Hier  wird  das  als 
das  Kunststück  heim  co  fomus  „Hieb  mit  Abmessung'  bezeichnet. 


406  II,  33.    Diniisenchas  Lecbt  .Enfir  Aife. 

noch  heute  zu  sehen  ist.  Daher  der  Name  Träig  (oben 
Tracht)  Esi  „Strand  der  Spur",  Dann  schwimmen  sie  im 
Meer,  und  zweimal  taucht  ihn  der  Knabe  unter.  Nun  kommt 
aber  CüChulainn  das  AVasser  entlang  mit  dem  gm  biilga,  den 
Scathach  nie  einen  andern  Menschen  hat  gebrauchen  lassen, 
und  trifft  im  Wasser  seinen  Sohn  damit  so,  daß  er  die  Ein- 
geweide unter  den  Füßen  hat  und  darüber  klagt,  daß  Scathach 
ihn  dies  nicht  gelehrt  habe.  Auf  den  Armen  trägt  ihn  Cü- 
Chulainn zu  den  Ultern  hin  und  spricht:  „Hier  habt  ihr 
meinen  Sohn!*'  —  Hätte  er  fünf  Jahre  bei  ihnen  leben  können, 
sagt  der  Knabe,  so  hätte  er  für  sie  „die  Männer  der  Welt" 
bezwungen  und  ihr  Königreich  bis  Rom  ausgedehnt.  Dann 
läßt  er  sich  die  einzelnen  Helden  nennen,  umarmt  sie  und 
stirbt.  Man  hält  ihm  die  Totenklage,  errichtet  über  dem 
Grab  einen  Stein,  und  zwei  Tage  lang  läßt  man  die  Kälber 
in  Ulster  nicht  zu  ihren  Mutterkühen. 

IL    Dinnsenchas  von  Lecht  ..Enfir  Aife. 
„Grab  von  Aife's  Einzigem." 

Erst  die  jüngste  Fassung  des  Dinnsenchas  (C)  hat  unsere  Sage  in 
Prosa  und  Gedicht  aufgenommen,  i)    Die  Erzählung  ist  ganz  knapp. 

Aife's  Einziger,  der  Sohn  CüChulainns,  kam  neun  Jahre 
alt  übers  Meer  nach  Träig  Baile^)  oder  nach  Äth  Bec  („kleine 
Furt")  in  Conaille  Muirtheimne,  traf  dort  seinen  Vater,  und 
da  er  ihm  die  Nennung  seines  Namens  verweigerte,  kämpften 
sie  miteinander,  und  der  Sohn  fiel.  CüChulainn  brachte  ihn 
nach  Airbe  Rofir  („Spur  des  großen  Mannes"), 3)  begrub  und 
beklagte  ihn  dort. 

III.  Gesetzestext. 

Ein  Rechtskundiger  hat  die  Geschichte  (wohl  wesentlich  nach  I)  be- 
nutzt, um  gewisse  Rechtssätze  zu  veranschaulichen.  Der  Text  findet  sich 
in  der  Sammeliiandschrift  des  15. — 16.  Jahrhunderts:  Trin.  Coli.  (Dublin) 
H.  3.  17,  S.  842*)  und  ist  in  ziemlich  junger  Sprache  verfaßt. 

')  Die  Prosa  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  46;  das  Gedicht  liegt 
mir  nur  im  Faksimile  von  BB  401  b  40  vor. 
-)  Bei  Dundalk. 

»)  Dort  fällt  später  CüChulainn  nach  Kap.  62. 
*)  H8"8-  ^^-  i'i^ei"S-  von  O'Keeffe,  Eriu  I,  123. 


II,  '.y.l.    OaChulainus  Zweikainpl  mit  seinem  .Sohn.  407 

Obschou  (;fiChulainn  von  <len  Elfen  .stammt,  ist  er  in  Ulster  ein  An- 
sässiger {ivrrai(l),  weil  er  das  tricha  cH  von  Miiirtheimne  als  eigenes  Land 
besitzt.  Sein  erschlagener  Sohn  war  dagegen  ein  Ausländer  (deoraül); 
darum  hat  er  für  ihn  nur  die  halbe  corp-dire  (Buße  für  Totschlag)  zu 
zahlen.  Aber  obschon  er  der  Vater  und  nächste  Verwandte  ist.  erhält  er 
sie  nicht  selber,  weil  er  ein  JSippenmörder  {fuujalach)  ist,  sondern  sie  fällt 
Conchobor  (als  Oheim)  zu. 

CüCliulainn  geht  nach  Schottland  zu  Scäthach,  und  diese 
gibt  ihm  ihre  Tochter  Aife.  Als  er  sie  bei  seiner  Kückkehr 
nach  Irland  schwanger  zurückläßt,  händigt  er  ihr  einen 
goldenen  Faustring  ein  mit  der  Weisung,  seinen  Sohn  ihm 
nachzusenden,  sobald  sein  Vorderarm  den  Eing  ausfülle;  er 
solle  „Aife's  Einziger ''  heißen,  aber  seinen  Namen  keinem 
Einzelnen  nennen.  Sie  lehrt  den  Sohn  dann  alle  des  außer 
dem  gce  hulga;  denn  den  hatte  CüChulainn  mitgenommen. 

Als  der  Sohn  später  nach  Irland  fährt,  findet  er  die 
Ulter  auf  Mag  Ene  versammelt.  Muinremur  wird  ihm  ent- 
gegengfischickt,  und  da  es  nach  der  Naniensverweigerung  zum 
Kampfe  kommt,  fesselt  er  diesen  mit  seinem  Schwertriemen. 
Dasselbe  begegnet  Dubrhach.  Auch  CüChulainn,  der  sich  ihm 
darauf  entgegenstellt,  kann  ihn  auf  dem  Lande  nicht  besiegen, 
ebensowenig  nachher  im  Meer,  bis  er  ihn  mit  dem  gce  hulga 
erlegt.  Da  erst  nennt  er  sich  ihm  als  „Aife's  Einziger"  und 
als  Sohn  CüChulainns.  Der  Vater  trägt  ihn  zu  den  Ultern 
und  singt  eine  klagende  Strofe. 

IV.   Die  Ballade. 

Der  Tod  von  CuChulainus  Sohn  ist  einer  der  wenigen  Stoffe  der 
älteren  Heldensage,  die  auch  im  Zeitalter  der  Balladen  ihre  Lebenskraft 
bewahrt  haben.  Eine  vielfach  variierende  Ballade  ist  in  zahlreichen  Ab- 
schriften des  18.  und  19.  Jahrhunderts  vorhanden. ')  Eine  ziemlich  kurze 
Form  hat  Miss  Brooke,  Reliqnes  of  Irish  Poetry  (1816),  S.  893  —  398 
herausgegeben,  wo  sie  den  Titel  Teaclit  Chonnläoich  go  h-Eirinn  „Con- 
laechs  Fahrt  nach  Irland"'  führt.  ■^)  Mehrere  in  Schottland  gesammelte 
Fassungen  sind  bei  Campbell,  Leabhar  na  Feinne,  S.  10 ff.  abgedruckt. 
Die  älteste  erhaltene  Niederschrift  ist  jedoch  die  im  Buch  des  Dekans  von 


^)  Siehe  d'Arbois,  Essai  d"un  catalogue,  S.  16 f.,  wo  aber  die  Hand- 
schriften der  Ballade  nicht  von  denen  der  Prosaerzählung  (V)  geschieden 
sind.    Siehe  darüber  Eigse  Suadh  is  Seanchaidh,  S.  60. 

-)  Eine  poetische  (sehr  ungenaue)  englische  Bearbeitung  ebd.  S.  15. 


408  II,  33.    Aided  Chonheich  mic  (bnCulainii. 

Lisraoie  (s.  Teil  1  Kap.  18);^)  als  Dichter  (oder  nur  als  GewährsmaunV) 
ist  hier  Gücallum  m<^  ynn  ollaig  „Gilla-Coluim ,  Sohn  des  Dichtermeisters 
{ollamY  genannt,  ein  Zeitgenosse,  von  dem  auch  zwei  Gedichte  anderer 
Gattung  in  die  Sammlung  aufgenommen  sind. 

Neues  bringt  sie  nicht;  die  Ereignisse  sind  auf  ein  par  Hauptstücke 
reduziert.    Sie  erzählt  in  der  ersten  Person,  Avie  die  meisten  Balladen. 

„Zu  uns"  kam  der  kühne  Conlaecli  von  Dün  Scätliaig'.^) 
Conall,  der  ihm  von  Conchobor  entgegengeschickt  wird,  wird 
von  ihm  gefesselt,  wie  auch  „hundert"  Andere.  Da  sendet 
Conchobor  nach  Dün  Delgä(i)n  zu  CüChulainn.  Dieser  kommt 
Conall  zu  Hilfe,  und  Conlaech  antwortet  auf  die  Frage  nach 
seinem  Namen,  er  würde  sich  niemand  lieber  nennen  als  ihm, 
wenn  es  nicht  yes  für  ihn  wäre.  So  müssen  sie  kämpfen, 
und  Conlaech  fällt.  Da  erst  nennt  er  sich  seinem  Vater  und 
verflucht  seine  Mutter,  daß  sie  ihn  unter  ges  gesetzt  und  ihn 
nicht  alle  des  gelehrt  habe.  CüChulainn  beklagt  sein  Ge- 
schick; in  der  Fassung  der  Miss  Brooke  nennt  er  sich  ein 
Schiff  ohne  Mast,  einen  Apfel  am  Baum,  der  dem  Falle 
nahe  sei. 

V.    Aided  Chonlaeich  mic  ConCulainn. 
„Der  Tod  von  Conlaech  mac  ConCulainn." 

!seben  der  Ballade  ist  in  Handschriften  des  18. — 19.  Jahrhunderts 
eine  moderne  ausführliche  Prosaerzählung  verbreitet.  Gedruckt  ist  sie 
nach  drei  in  Maynooth  College  befindlichen  Handschriften  des  TJ.  Jahr- 
hunderts in  Eigse  Suadh  is  Seanchaidh  (Dublin  1910),  S.  13.  Sie  gehn 
mit  vier  der  Handschriften ,  die  d' Arbois ,  Essai  d'un  catalogue ,  8.  16  f. 
aufzählt,  auf  eine  Abschrift  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  zurück, 
während  die  vor  1770  geschriebene  R.  Ir.  Ac.  23.  M.  41  eine  selbständigere 
Überlieferung  darstellt. »)  Enthält  Edinburg  XXXVIII  (16.— 17.  Jh.)  den- 
selben Text  (s.  oben  S.  :')l)6f.),  so  ist  es  die  älteste  erhaltene  Abschrift. 
Diese  Fassung  der  Sage  bildet  (neben  der  von  Keating,  s.  oben  zu  I) 
die  Grundlage  für  moderne  Volkserzählungeu. 

0  In  der  Ausgabe  von  Mc  Lauchlan  S.  81  (des  gälischen  Teils),  übers. 
S.  54  (des  englischen  Teils);  bei  Campbell  a.  a.  0.  S.  9;  bei  Camerou,  Eeliquiae 
Celticae  I,  58. 

^)  Der  männliche  Genitiv  Scdtimiy  zeigt,  daß  der  Verfasser  von  der 
Scäthach  nichts  Genaueres  mehr  wußte. 

=*)  Siehe  die  Notizen  von  Thomas  O'Rahilly  in  Eigse  Suadh  S.  60  f, 
und  125,  wo  R.  Ir.  Ac,  23.  N.  14  (von  1812)  als  eine  weitere  Handschrift 
der  ersten  Gruppe  erwähnt  ist. 


I 


II,  33.    Her  To^l  von  Conltech  inac  ConCulainn.  400 

Sie  ist  als  Fortsetzung  von  Kap.  32  gedacht  und  stammt  vermutlich 
von  demselben  Verfasser;  er  kennt  sowohl  Fassung  I  als  III  (vgl.  die 
Rolle  Dubthachs).  Die  Einzelmotive,  aus  denen  er  seine  längere  Geschichte 
aufbaut,  sind  alle  aus  den  älteren  Sagen  bekannt. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  entsprechen  den  Zeilen  der  Ausgabe. 

1.  (1 — 56).  Jenes  Weib,  das  CnChulainn  in  „der  großen 
AVeit"  im  Osten  schwanger  zurückgelassen  hatte,  gebar  einen 
Knaben  und  gab  ihm  in  der  heidnischen  Taufe  den  Namen 
Conlaech  mac  ConCulainn.  Sie  erzog  ihn  so  gut  in  der 
Waffenkunst,  daß  er  von  überall  her  für  seine  Mutter  Geiseln 
und  Gefangene  einbrachte.  Man  nannte  ihn  Aife's  Einzigen. 
Eines  Tages  fragt  er  seine  Mutter,  wer  sein  Vater  sei.  „Cü- 
Chulainn  mac  Sualtaig",  erwidert  sie.  Doch  ist  er  enttäuscht, 
zu  hören,  daß  dieser  nicht  „der  König  der  Welt"'  sei.  Ein 
Ring,  den  sein  Vater  hinterlassen  hat  mit  der  Weisung,  er 
solle  ihm  nachfolgen,  sobald  sein  Finger  ihn  ausfülle,  ergibt 
sich  als  genau  passend;  er  schlägt  mit  einem  Hieb  einen 
Eichenast  ab  und  nimmt  Abschied  von  seinei'  Mutter,  die 
ihm  seine  ges  nennt. 

2.  (57 — 154).  Er  landet  in  Irland  bei  Träig  na  Trenfer 
(„Strand  der  Krieger")  in  Ulster  und  sieht  die  Ulter  auf  dem 
„Hügel  der  Herrschaft"  versammelt.  Da  schleudert  er  einen 
„Stein  des  Spiels"  vom  Strand  in  ihre  Nähe  mit  den  Worten, 
so  wenig  wie  dieser  Stein  werde  er  vor  den  gesamten  Ultern 
einen  Schritt  weichen.  Dann  macht  er  Waffenkunststücke, 
indem  er  ihnen  die  linke  Seite  des  Schildes  zuwendet.  Con- 
chubar  mac  Fachtiia  Fäthaig  sendet  Breicne  mac  ('airbre 
Cinnleith  („Graukopf"),  um  zu  erkunden,  wer  das  sei.  Er 
erhält  des  Königs  Waffen,  legt  sie  aber,  als  er  in  die  Nähe 
des  Fremdlings  kommt,  nieder.  Doch  weigert  der,  sich  zu 
nennen  oder  mit  ihm  zu  gehn.  Da  Breicne  sich  schämt,  so 
zurückzukehren,  nimmt  er  die  Waffen  wieder  auf  und  ver- 
langt von  Conlaech  den  Namen  oder  den  Kopf.  Beim  Kampf 
macht  ihn  Conlaech  zuerst  durch  einen  „Erdschollen- Schlag*' 
hinpurzeln,  mit  einem  zweiten  durchschneidet  er  ihm  das 
Gewand,  so  daß  er  vom  Gürtel  abwärts  nackt  daliegt.  Auf 
seine  Bitte,  einen  Boten  nicht  zu  töten,  läßt  er  ihn  aber 
laufen,  und  Breicne  schildert  nun  den  Ultern  die  Überlegen- 
heit des  Jünglings. 


410  II,  83.    Aided  Chuulyeicli  mic  CouCulaiun. 

3.  (155  —  248).  Dubthach  Dsel  Ulad,  der  iiäclistdem  ge- 
schickt wird,  kehrt  ohne  i^uskunft  und  ohne  gekämpft  zu 
haben  zurück.  Dasselbe  begegnet  Genan  Gruadsolais  mac 
Cathbad,  ferner  Cathbad  dem  Druiden  und  Conaire  dem 
Dichter,  der  ihm  vergebens  die  Haupthelden,  die  dort  ver- 
sammelt sind,  Avie  Conchubar  mac  Fachtna,  Fergus,  Conall 
Cernach  mac  Aimirgin  aufzählt.  Denn  für  Conlaech  ist  es 
(jes,  sich  einem  Einzelnen  zu  nennen.  Conall,  der  deshalb 
zum  Kampf  mit  ihm  zusammentritt,  wird  besiegt  und  mit 
dem  Schildriemen  gefesselt;  darauf  werden  auch  Laegaire  Bua- 
dach,  Celtchar  mac  Uithechair  und  nach  und  nach  150  ülter 
von  ihm  in  Banden  geschlagen. 

4.  (248  —  503).  In  dieser  Notlage  wird  Breicne  mac 
('airbre  von  Conchubar  als  Bote  nach  Dün  Delgän  auf  Mag 
Muirtheimne  zu  CflChulainn  gesandt,  der  dort  eben  Kunst- 
stücke macht.  Vergeblich  sucht  Eimir,  die  bei  der  Schilderung 
des  Jünglings  Schlimmes  für  ihren  Mann  befürchtet,  ihn  am 
Mantel  zurückzuhalten;  er  springt  auf  seinen  Wagen  und 
fährt  zu  den  Ultern.  Wie  er  dort  die  Haupthelden  gefesselt 
erblickt,  gerät  er  in  Wutverzerrung  und  erfährt  von  Conall, 
daß  sie  durch  die  des  des  Jünglings  besiegt  worden  seien. 
Daraufhin  wagt  er,  da  dieser  auch  ihm  sich  nicht  nennen 
will,  den  Kampf  mit  ihm,  wird  aber  so  hart  bedrängt,  daß 
er  drei  Schritte  zurückweichen  muß.  Nun  fordert  er  jedoch 
den  Gegner  zur  Fortsetzung  des  Kampfes  in  der  nahen  Furt 
auf  und  befiehlt  gleichzeitig  seinem  Diener  Lseg  mac  Riangabra, 
den  gce  hulga  zurechtzulegen.  Dieser  sendet  ihm  die  Waffe 
durch  das  Wasser  zu;  CüChulainn  faßt  sie  mit  der  Zehen- 
gabel seines  i-echten  Fußes  und  schleudert  sie  mit  ihren 
dreißig  Spitzen  in  den  Unterleib  Conla^chs,  so  daß  die  oberste 
Spitze  in  seinen  Kopf  eindringt  und  er  in  die  Furt  stürzt 
und  drei  Wasserwogen  über  ilin  hinweggehen.  ^  Als  aber 
(CflChulainn  das  Schwert  zieht,  um  ihm  den  Kopf  abzuhauen, 
nennt  er  sich  einen  Ulter  und  zwar  Conlaech,  CüChulainns 
Sohn.  In  einem  poetischen  Dreigespräch  zwischen  ihnen  und 
Conall  wird  das  wiederholt;  Conall  ruft  wehe  über  CüChulainn, 
daß  er  einen  edlen  Ulter  erschlagen  habe;  CüChulainn  beklagt, 

')  Die  Szene  stammt  aus  dem  Kampf  mit  Fer  Diad  (Kap.  7). 


11,88.    Der  To-l  von  (Junlfech  inac  (/'ünl/ulainii.  411 

daß  er  nicht  selber  gefalleu  sei,  und  Conlajcli  vermacht  seine 
zwei  Spere  Conall,  sein  »Schwert  seinem  Vater  und  verweist 
auf  sein  Boot,  das  Hundert  tragen  könne.  Er  richtet  sich 
noch  einmal  auf  und  bittet  seinen  Vater  ihn  zu  halten,  damit 
er  vorwärts  aufs  Angesicht,  niclit  wie  ein  Feigling  rückwärts 
falle.  Als  CiiChulainn  ihm  bestätigt,  daß  er  der  einzige  Sohn 
von  ihm  und  Aife,  der  Tochter  des  Königs  der  Griechen,  sei, 
und  daß  er  von  dieser  das  des  des  gce  hulga  gelernt  habe, 
verflucht  Conlsech  seine  Mutter,  daß  sie  den  „Zögling  ihres 
Schenkels''  dem  ,. Zögling  ihrer  Brust"  vorgezogen  habe. 
(•itChulainn  trägt  ihn  klagend  aus  der  Furt  und  nimmt  sein 
Haupt  in  den  Schoß;  der  Sohn  bittet  ihn  noch,  ihn  an  einem 
schönen  Ort  zu  begraben  und  den  „Göttern  der  Anbetung" 
ein  Opfer  darzubringen,  damit  er  nicht  in  die  Hölle  komme, 
und  verblutet.  CüChulainn  küßt  ihn  auf  den  Mund,  kann 
aber  dem  Todeskampf  nicht  zusehen;  er  will  Conchubar  und 
die  andern  Ulter  aufsuchen,  um  den  Tod  seines  Sohnes  an 
ihnen  zu  rächen.  Aber  diese  sind  ihm  ausgewichen.  Zurück- 
gekehrt äußert  er,  wenn  der  Sohn  zum  Leben  erweckt  würde, 
wäre  er  „das  Erbe(?)  eines  großen  Mannes"  {foirhe  röfir).^) 
Fercheirtne  der  fili  nennt  das  einen  guten  Namen;  so  werde 
der  Ort  von  nun  an  heißen.  2) 

5.  (504 — 600).  Als  Lc^g  mac  Biangabra  sich  daran 
macht,  den  gce  hulga  aus  der  Leiche  herauszuschneiden,  heißt 
ihn  CüChulainn  innehalten;  lieber  verzichte  er  auf  künftigen 
Kampf  als  seinen  Sohn  zerfleischen  zu  sehen.  Er  steigt  an 
den  Strand  hinab  zum  Boot  und  rühmt,  nie  sei  bisher  ein 
tapfererer  Mann  von  21  Jahren  nach  Irland  gekommen  (denn 
so  alt  war  Conlaech).  Dann  kehrt  er  zurück,  trägt  ihn  auf 
einen  schönen  Hügel  über  der  Furt,  gräbt  ihm  dort  das  Grab 
und  legt  einen  Stein  darüber.  Bis  zum  Abend  weilt  er 
dumpf  brütend  auf  dem  Grabe.  Und  als  Fercheirtne  der  ßi 
ihn  auffordert,  es  zu  verlassen  —  die  andern  Ulter  w^agen 
nicht,  ihm  zu  nahen  — ,  bricht  er  in  ein  klagendes  Gedicht 
aus,  worin  er  bedauert,  daß  nicht  Celtchar  oder  Fergus  mac 

^)  Die  Handschriften  gehen  hier  weit  auseinander;  s.  Eigse  Suadh, 
S.  69  f. 

0  Siehe  oben  II  S.  400. 


412  11,33.    CiiChiilaiuns  Klage.  —  Gedicht  auf  den  gm  hulga. 

Roig  oder  Oonall  Cernach  seinen  Sohn  erschlagen  habe,  daß 
er  ihn  wenigstens  rächen  könnte.  Dann  häuft  er  einen  Grab- 
hügel, hält  die  Totenklage  und  kehrt  nach  Dün  Delgän  zurück. 
Als  er  dort  traurig  auf  der  Wiese  sitzt,  tritt  Eimir  zu  ihm, 
und  in  poetischem  Zwiegespräch  tut  er  ihr  kund,  daß  er 
seinen  eigenen  Sohn  getötet  habe  und  daß  ihm  das  Herz 
darob  breche. 

Nach  einem  Jahr  wird  der  gce  bulga  aus  Conlaech  heraus- 
genommen und  seine  Überreste  an  demselben  Ort  bestattet. 


VI.   CuChulainns  Klage.     . 

Miss  ßrooke,  Reliques  of  Irish  Poetry,  S.  399  druckt  eine  poetische 
Klage  CuChulainns  um  seinen  Sohn,*)  die,  wie  es  scheint,  in  manchen 
Handschriften  mit  V  oder  mit  der  Ballacie  IV  vereinigt  ist.  Sie  ist  wolil 
nicht  das  Muster,  sondern  eher  eine  erweiternde  Nachbildung  des  Klage- 
gedichts in  V,  5.  CüChulainn  beklagt  auch  hier,  daß  sein  Sohn  nicht  durch 
einen  andern  gefallen  ist,  sei  es  durch  Laegaire  Buadach  oder  Conall  oder 
Cu(m)scraid  Menn  Macha  oder  Dubthacb  Dael  UJad  oder  Cormac  Connloinges, 
oder  sei  es  in  Munster  oder  Leinster  oder  gar  in  Indien,  Skandinavien, 
Griechenland,  Spanien,  bei  den  „Sachsen",  bei  den  Pikten,  in  Schottland 
oder  in  Frankreich;  jetzt  habe  er  weder  Sohn  noch  Bruder,  und  auch 
Uisnechs  Söhne  seien  dahin  (s.  Kap.  25). 


Anhang:  Gedicht  auf  den  yce  bulya. 

Ein  zehnstrofiges  Gedicht,  das  O'Curry,  Manners  and  Customs  11,  311 
nach  einer  Handschrift  von  1714  nur  in  Übersetzung  bringt,  und  dessen 
Urtext  ich  nicht  kenne,  geht  gewiß  nicht,  wie  O'Curry  meint,  über  das 
10.  Jahrhundert  hinauf,  sondern  wird  bedeutend  jünger  sein.  Es  will  die 
Vorgeschichte  des  Speres  cjce  bulya  geben,  der  in  der  Täin  bö  Cuailnge 
und  beim  Tode  von  CuChulainns  Sohn  eine  so  große  Rolle  spielt. 

Zwei  Ungeheuer,  Curruid  und  Coinchenn  (,.Hundskopf"'), 
kämpfen  im  Roten  Meer  miteinander.  Curruid,  das  besiegte, 
verendet  am  Strande;  aus  seinen  Knochen  verfertigt  Bolg 
mac  Buain  den  gce  hidga  und  schenkt  ihn  Mac  lubar.  Dieser 
gibt  ihn  weiter  an  LC'ua,  dieser  an  Dermail,  dieser  an  seine 
Ziehmutter  Scäthach  u.nd  diese  an  Aife.  Von  ihr  erhält  ihn 
CüChulainn  und  tötet  dsmit  Conlaech  und  Fer  Diad. 

^)  In  englischen  Versen  wiedergegeben  ebd.  29. 


II,  34.    Serglige  ConCulainn  „OaOhuIainns  Kraukenlager".  413 

Kap.  34.     Serglige  ConCulainn  ocus  aenet  Emire. 
,,CuChuiainns  Krankenlager  und  Emers  einzige  Eifersucht 

Ich  füge  diese  Sage  hier  ein,  weil  —  wenigstens  in  der  einen 
Fassung  —  (/üChulainns  Frau  Emer  eine  Hauptrolle  spielt.  Sie  ist  uns 
nur  in  zwei  Handschriften  bewahrt,  in  LU  (Faks.)  43  —  50  und  in  Trin. 
Coli.  (Dublin)  H.  4.  22,  in  der  verschiedene  Stücke  des  15. — 16.  Jahrhunderts 
zusammengebunden  sind,  S.  89. 0  Windisch  (in  seiner  Ausgabe)  und  —  nach 
eingehender  Untersuchung  —  Zimmer  (KZ  28,  61 7  ff.)  sind  zu  dem  Ergebnis 
gekommen,  daß  die  zweite  auf  eine  von  LU  unabhängige,  aber  ihm  sehr 
nahestehende  Quelle  zurückgehe,  da  sie  fast  alle  Fehler  und  Verschreibungen 
gleichfalls  enthält  (und  zwar  beider  Hände  von  LU,  s.  u.).  Von  dieser 
Selbständigkeit  kann  ich  mich  nicht  überzeugen.  Vielmehr  scheint  mir 
H.  4.  22  auf  einer  ziemlich  alten  Abschrift  aus  LU  zu  beruhen,  die  zu  einer 
Zeit  verfertigt  worden  ist,  wo  die  par  jetzt  in  LU  unleserlichen  Stellen  noch 
lesbar  waren  und  wo  vereinzelte  an  sich  etwas  altertümlichere  Schreibungen 
wie  coroläam  für  corolam  (Windisch  S.  220, 2)  und  doridisi  für  dorisi  (224, 4) 
nicht  auffallen  können.'^)  Wie  schon  Zimmer  gesehen  hat,  lassen  sich  fast 
alle  besseren  Lesarten  leicht  als  naheliegende  Korrekturen  fassen.  Dahin 
rechne  ich  unbedenklich  auch  dohar  Icechraid  laind  (dabar  laochr-  laind 
H.  4.  22)  für  das  sinnlose  dobairde  criiaid  laiwi  (LU),  da  Icechrad  lainn 
einer  der  geläufigsten  Ausdrücke  der  irischen  Dichtung  ist.  Es  bleibt  von 
Zimmers  Kriterien  (S.  621)  eigentlich  nur  der  dreimalige  Genitiv  des  Namens 
von  CüChulainns  Mutter  De{i)ctine  in  H.  4.  22  für  das  gewöhnlichere  Dechtere 
in  LU.  Aber  man  braucht  nur  anzunehmen,  daß  der  Schreiber  kurz  vorher 
Compert  ConCulainn  (Kap.  13  I)  abgeschrieben  hatte,  so  erklärt  sich  die 
Einführung  dieser  Namensform  ohne  Schwierigkeit.  Ich  muß  also  LU  als 
die  einzige  für  uns  in  Betracht  kommende  Quelle  ansehen. 

Daß  der  Text  in  der  überlieferten  Gestalt  manche  Dubletten  und  un- 
vereinbare Widersprüche  enthält,  hat  schoii  Windisch  S.  202  f.  angemerkt, 
und  Zimmer  hat  KZ  28,  594  ff.  nicht  ohne  Glück  versucht,  die  zwei  Parallel- 
erzählungen, aus  denen  er  verschmolzen  ist,  genauer  zu  scheiden  (s.  namentlich 
S.  615);  doch  sind  ihm  im  Einzelnen  einige  Irrtümer  mit  untergelaufen.  Denn 
größere  Sicherheit  hat  erst  die  Untersuchung  der  verschiedenen  Hände  in  LU 
durch  Best  gebracht.  *)    Aus  ihr  ergibt  sich,  daß  nur  die  Seiten  47 — 50  im 


0  Nach  LU  hgg.  von  Eug.  Curry,  Atlantis  I,  362.  II,  98  (1858—59) 
und  von  Windisch,  IT  1, 197,  die  Varianten  von  H.  4.  22  ebd.  325.  Über- 
setzt von  Curry  a.a.O.;  von  Dottin  und  d'Arbois,  L'epopee  celtique  en 
Irlande  170;  von  Leahy,  Heroic  Bomances  of  Ireland  I  (1905)  51;  ohne  das 
Mittelstück  von  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland  81;  nur  das  Mittelstück 
von  Eleanor  Hüll,  The  Cuchullin-Saga  229. 

'^)  S.  224, 14  steht  auch  in  LU  ce  t{ar)a ,  nicht  cet{h)a ,  wie  das  Fak- 
simile gibt. 

»)  Eriu  6,  167. 


114  TI,  84.    Serglige  OoiiCuIainn  „CüChulaimis  Krankenlager'*. 

wesentlichen  vom  ursprünglichen  Schreiher  (M)  herri\hren,  während  43—16 
(bis  §  29,  Z.  10,  Windisch)  zwei  vom  Interpolator  (H)  eingeheftete  und  be- 
schriebene Blätter  sind,  die  den  alten  Anfang  verdrängt  haben.  Welchen 
Umfang  dieser  gehabt  hat,  läßt  sich  nicht  mehr  ersehen,  da  auch  die  Blätter 
vor  S.  43  vom  Interpolator  stammen.  Aber  auch  auf  S.  47,  48b,  49a  hat  H 
einige  Stellen  ausradiert  und  neu  gefüllt;  s.  darüber  unten  bei  der  Analyse. 
Wenn  wir  nun  unmittelbare  Sicherheit  haben,  daß  alles  von  M  Geschriebene 
zum  ursprünglichen  Text  gehört  —  ich  nenne  ihn  Fassung  A  — ,  so  wissen 
wir  doch  zunächst  nicht,  wie  viel  von  dem  von  H  Beigefügten  neu  ist 
(Fassung  B)  oder  wie  \iel  er  aus  dem  von  ihm  entfernten  Text  wieder 
aufgenommen  hat;  daß  einiges  daraus  stammt  —  auch  auf  der  ersten  Seite  — , 
ist  unzweifelhaft. 

Bei  fast  allen  andern  Texten,  wo  H  ähnlich  tätig  gewesen  ist,  wird 
durch  andere,  unabhängige  Handschriften  erwiesen,  daß  er  nicht  selber  die 
Texte  mischt,  sondern  daß  er  nach  schon  interpolierten  Fassungen  den 
alten  Text  von  LU  ergänzt  (vgl.  Kap.  8.  31.  45);  so  werden  wir  wohl  an- 
nehmen dürfen,  daß  er  auch  hier  gleich  verfahren  ist.  Über  dem  Titel 
seiner  Kompilazion  steht  in  etwas  hellerer  Tinte,  möglicherweise  von 
anderer  Hand:  slicht  b'bair  hudi  Slani  „Überlieferung  des  gelben  Buchs 
von  Slane" ;  *)  das  war  also  wohl  die  Quelle  für  seine  luterpolazionen.  In 
jenen  Beispielen  ist  ohne  weiteres  deutlich,  daß  die  Texte,  aus  denen  die 
luterpolazionen  stammen,  jünger  waren  als  die,  die  daraus  erweitert  worden 
sind.    Ist  das  auch  hier  der  Fall? 

Der  schreiendste  Wir".erspruch  zwischen  Fassung  A  und  B  besteht 
darin,  daß  dort  Emer  die  Frau  CüChulainns  ist  wie  in  den  andern  Sagen, 
in  den  aus  B  geschöpften  Abschnitten  aber  Ethne  Ingubai  oder  Inguba 
(Windisch  §  4.  6.  7).  Der  Titel  des  Ganzen  heißt  in  LU  (von  H  ge- 
schrieben): Seirglige  ConCulaind  inso  sis  ocus  oenet  Emire  „das  Kranken- 
lager CüChulainns  (folgt)  hier  unten  und  die  einzige  Eifersucht  Emers". 
Der  zweite  Teil  des  Titels,  der  wie  nachträglich  angehängt  klingt,  kann 
sich  nur  auf  Fassung  A  beziehen,  eben  weil  nur  sie  Emer  kennt.  Vielleicht 
bildete  er  bei  dieser  einst  allein  den  Titel. ■•^)  Sie  ist  in  der  vorliegenden 
Gestalt  nicht  allzu  alt,  sondern  enthält  eine  Reihe  von  —  zum  Teil  durch 
den  Vers  gestützten  —  Formen,  die  nicht  vor  dem  11.  Jahrhundert  möglich 
sind,=')  und  auch  die  „retorischen"  Paitien  enthalten  keine  altertümlichen 
Verbalformen   wie   in    den   älteren   Texten.     Ihr  Verfasser  war  ein  aus- 


0  Kloster  Slaue  an  der  Boyne,  Grafschaft  Meath. 

2)  In  Sagenliste  B  (im  späten  Auf  angsteil)  lautet  der  Titel  nur 
Serglighi  ConCulaind;  doch  darf  man  daraus  wohl  nicht  entnehmen,  daß 
sie  nur  Fassung  B  kannte,  da  der  Titel  auch  für  die  ganze  Kompi- 
lazion paßt. 

8)  Vgl.  ni-fuhand  (Reim:  fulang)  S.  217, 17;  hi-fmiend  218,18;  m- 
charand  225,9;  nin-aceiul,  ni -Irland,  ni-acend  225,21.  22.  23;  II  Sg.  nit- 
ägara  {nitagar  H.  4.  22)  223,5;  Dat.  do  duui  im  Reim  mit  airi  224,21; 
auch  vi -irnaidivh  226,11,  ro-ling  226,17  u.  ähnl. 


n,  34.    Serglig-e  OonOulainn  „CHOhnlaiims  Krankenlager".  415 

gesprochener  Dichter:  keine  Prosasage  hat  so  zahlreiche  poetische  Stücke 
wie  diese. 

Demg-egenüber  macht  die  Sprache  des  vom  Interpolator  vorgeschobenen 
Teils  (B)  einen  altertiimlicheren  Eindruck  und  weicht  von  Texten  etwa  des 
9.  Jahrhunderts  nicht  ab.  Eine  einzige  Unform ')  genügt  wohl  an  sich 
nicht,  diese  Altertümlichkeit  als  künstlich,  als  gut  gelungene  Nachahmung 
der  alten  Sagensprache  zu  erweisen.  So  hätten  wir  hier  den  Fall,  daß  der 
zur  Interpolazion  dienende  Text  älter  gewesen  wäre  als  der  interpolierte. 
Doch  weist  wohl  der  Name  Ethne  Ingubai  nach  einer  andern  Richtung; 
denn  seine  p]ntstehung  läßt  sich  wohl  noch  erschließen,  zumal  nicht  wahr- 
scheinlich ist,  daß  es  eine  Zeit  gab,  wo  CüChulainn  schon  als  verheiratet 
galt,  aber  noch  nicht  mit  Emer.  In  dem  der  Fassung  A  angehörigen 
Gedicht,  in  dem  Lseg  die  Schönheit  der  Fee  Fann  preist,  steht  die  Strofe 
(220,  5)  2>:. 

Ät-connarc  in  cnoc  ro-büi        alaüid  ben  Eithne  in  guhai 
acht  in  ben  at-berar  sund  beres  na  slüagu  asa  cwnd 

„Ich  habe  den  Hügel  gesehn,  wo  das  schöne  Weib  E(i)thne  in  yubai  war; 
aber  das  Weib,  von  dem  hier  gesprochen  wird  (nämlich  Fann),  bringt  die 
Scharen  von  Sinnen."  So  scheint  hier  zu  lesen,  nicht  Eithne  Ingubai,  wie 
Windisch  druckt;  denn  die  vom  Vers  verlangte  Elision  des  /  von  in  ist 
nur  möglich,  wenn  dies  der  schwachbetonte  Artikel  (oder  die  Prä- 
posizion  i  n-)  war.^)  Das  heißt  wohl:  „Eithne  des  Seufzens"  oder  „der 
Klage"  (zu  guba),  vgl.  Be-Guba  in  der  späten  Erzählung  Kap.  55.*) 
Welches  diese  schöne  E(i)thne  war,  die  mit  Fann  verglichen  wird,  wissen 
wir  nicht,  vielleicht  die  oftgenanute  Mutter  des  Elfs  Lug  mac  Ethnenu, 
also  gleichfalls  eine  Fee.  Aber  der  Verfasser  von  B  hat  Eithne  Ingubai 
als  Name  von  CüChulainns  Frau  behandelt,  die  zwar  schön  ist,  aber  sich 
der  Fee  doch  nicht  vergleichen  kann.^)  So  fußt  also.  Fassung  ß  doch 
auf  A. 

Daß  jedoch  die  ganze  Sage  erst  aus  dem  11.  Jahrhundert  stammen 
sollte,  ist  nicht  wohl  möglich.    Denn  sie  wird  in  dem  gewiß  älteren  Text 


')  at-coad  209,  4  als  Präteritum  des  Subjunktivs  at-coi  (zu  ad-fet) 
für  altir.  at-coised. 

2)  Von  der  alten  Hand  M.  Vor  der  Unterscheidung  der  Schreiber- 
hände pflegte  man  das  Gedicht  zum  Teil  eben  wegen  dieser  Strofe  der 
andern  Fassung  zuzuteilen,  z.  B.  Zimmer  a,  a.  0.  604. 

^)  H.  4.  22,  das  Ingubai  gewiß  als  einheitliches  Wort  faßt,  läßt  be^i 
weg,  um  die  richtige  Silbenzahl  zu  gewinnen. 

*)  Der  Reim  -biii  (mit  Diftong):  gubai  ist  ungewöhnlich;  doch  vgl. 
fä  nai  („neunmal"):  urnaichi{h)i  ZOP  9,  172  Str.  4.  Kaum  ist  in  gU-bai 
„des  falschen  Guten",  „des  trügerischen  Nutzens"  zu  lesen. 

^)  Dagegen  der  Verfasser  des  (späten)  Textes  Kap.  57  macht  sie  zur 
(feeischen)  Schwester  CüChulainns  und  zur  Frau  des  Elfen  Elcmaire 
(Eriu  4,  28  §  20).  Das  Bansenchas  (BB  283  b  44  ff.)  gibt  dann  CüChulainn 
zwei  Frauen:  Emer  und  Eithne  Inguba  (et  aliae  multae  mulieres). 


416  11,34.   Serglige  ConCuIainu  „CuChulainns  Krankenlager'*. 

Fled  Bricrenn  (Kap.  45)  erwähnt,  ^)  wo  Emer,  nicht  Ethne  die  Frau  CuChu- 
lainns ist,  und  war  offenbar  auch  dem  Verfasser  von  Loinges  mac  n-Duil 
Dermait  (Kap.  46)  bekannt.  So  kommt  man  zu  dem  Schluß ,  daß  A  eine 
ältere  Fassung  darstellt,  die  jedoch  im  11.  Jahrhundert  umgebildet  worden 
ist,  aber  das  Gedicht  mit  Eitline  in  gubai  schon  enthielt.  Daß  im  Misch- 
text gerade  der  Anfangsteil  wesentlich  aus  Fassung  B,  das  Ende  aus  A 
geschöpft  ist,  mag  seinen  Grund  darin  haben,  daß  sie  in  den  betreffenden 
Texten  ausführlicher  waren.  Der  mittlere  Teil  der  Erzählung  ist,  vielleicht 
wegen  der  vielen  Gedichte,  aus  beiden  Fassungen  aufgenommen,  so  daß 
jetzt  zwei  Parallelberichte  (§  10,  besonders  13 — 20  und  §  31 — 34)  neben- 
einander liegen. 

Zwischen  diesen  beiden  Berichten  steht  gewissermaßen  als  Puffer  ein 
nur  lose  damit  verknüpfter  Teil,  die  Unterweisung  des  neugewählten  Hoch- 
königs von  Irland  Lugaid  Reoderg  durch  CüChulainn  (§  21—27),  ein 
Fürstenspiegel  in  zum  Teil  retorischer  Sprache,  wie  sie  in  Irland  sehr 
beliebt  waren. 2)  Zimmer  (S.  612)  wollte  ihn  der  Fassung  A  (bei  ihm  b) 
zuteilen.  Das  ist  mindestens  sehr  unsicher.  Denn  hätte  der  Interpolator  H 
ein  so  ausgedehntes  Stück  des  alten  Textes  beibehalten  wollen,  so  hätte 
er  wohl  das  Blatt  stehen  lassen  und  nur  teilweise  ausradiert,  nicht  das 
Ganze  auf  einem  neu  eingehefteten  Blatt  abgeschrieben.  Freilich  paßt  das 
Stück  auch  schlecht  zu  B,  und  so  möchte  man  seine  Einschiebung  am 
ehesten  dem  Kompilator  selber  zuschreiben,  den  der  Interpolator  aus- 
schreibt. =')  Doch  ist  auch  das  zweifelhaft.  Die  in  Kap.  35  behandelte 
Sage  setzt  die  Vereinigunp;  des  Zwischenstücks  mit  dem  sonstigen  Text, 
wohl  speziell  mit  Fassung  B  schon  voraus;  jene  ist  aber  selber  in  der  Er- 
weiterung von  Tochmarc  Emire  (Kap.  31,  Fassung  II)  schon  benutzt,  da 
der  Kompilator  von  Fassung  III  sie  verwendet  hat.  Sind  dieser  Kompilator 
und  der  unserer  Sage  dieselbe  Person,  was  freilich  nicht  zu  beweisen,  aber 
nicht  unwahrscheinlich  ist,  so  müßte  also  das  Zwischenstück  schon  früher 
mit  Serglige  ConCulainn,  wohl  am  ehesten,  mit  Fassung  B  vereinigt  ge- 
wesen sein.  Es  entlehnt  einen  einleitenden  Abschnitt  (§  23)  fast  wörtlich 
aus  Togail  Bruidne  ui  Derga  (Kap.  81  §  11  Stokes). 

In  meiner  Analyse  bezeichnen  die  eingeklammerten  Zahlen  die  Para- 
grafen  von  Windischs  Ausgabe.  Nur  die  Stücke,  die  mir  jeweils  sicher 
aus  der  andern  Fassung  zu  stammen  scheinen,  sind  als  solche  bezeichnet 
und  zwischen  Klammern  gesetzt. 


^)  is  fer  serges  i-lligu  „(CüChulainn)  ist  der  Mann,  der  krank  liegt" 
oder  „lag"  (§  24,  Windisch).  Das  bezieht  sich  kaum  nur  darauf,  daß  er 
in  der  Täin  bö  Cuailnge  schwerverwundet  daliegt. 

2)  Vgl.  Auraiccept  Morainn  (Teil  IV)  und  Tecosca  Cormaic  (Teil  III). 

*)  In  der  Tat  findet  sich  die  Unform  ad-fladar  als  3.  Sg.  des  aktiven 
Präteritums  (für  altir.  ad-fW)  sowohl  hier  213,  6  als  in  dem  wohl  sicher 
dem  Kompilator  angehörigen  Satz  212, 16. 


fl.  :)4.    Ser^li^e  ('onr'nlainn  ,,(^TiChnlaiiins  Krankenlager".         117 

Anfang  (Fassung  B). 

1.  (1—2).  Die  Ulter  pflegten  jedes  Jahr  eine  Fest- 
versammlung (wnach)  auf  Mag  Muirtheimne  abzuhalten  am 
samiiin  (1.  November)  und  drei  Tage  vor-  und  nachher,  wo 
es  hoch  herging  mit  Spielen  und  Gelagen.  Daher  stammen 
die  5ammw- Feiern  durch  ganz  Irland.  [')  Sie  pflegten  dabei 
sich  gegenseitig  zu  überbieten,  indem  sie  die  Zungenspitzen 
der  von  ihnen  erschlagenen  Feinde  im  Beutel  mitbrachten  — 
sie  vermehrten  sie  wohl  auch  durch  Zungenspitzen  von  Vieh 
—  und  vorwiesen.  Dabei  legten  sie  die  Schwerter  über  ihre 
Schenkel,  und  diese  wandten  sich  gegen  sie,  wenn  sie  falsch 
prahlten;  denn  Dämonen  pflegten  aus  ihren  Waffen  zu 
sprechen.] 

2.  (3 — 6).  Einst  hatten  sich  auch  die  Ulter  zu  diesem 
Fest  versammelt.  Es  fehlten  nur  noch  Conall  Cernach,  der 
Ziehbruder  CiiChulainns,  und  Fergus  mac  Roig,  sein  Zieh- 
vater. Darum  verbietet  CüChulainn,  daß  das  Fest  beginne, 
und  Sencha  rät,  einstweilen  fidchell  zu  spielen  und  sich  vor- 
singen und  Kunststücke  vormachen  zu  lassen.  Indem  lassen 
sich  wunderschöne  Vögel  auf  dem  See  vor  ihnen  nieder,  und 
alle  Frauen,  voran  Ethne  Aitencaithrech ,  die  Frau  König 
Conchobors,2)  wünschen  die  Vögel  zu  besitzen.  Aber  Cü- 
Chulainns  Frau  Ethne  Inguba(i)  meint,  niemand  würde  vor 
ihr  sie  erhalten.  (Das  Spruchweib)  Leborcham  ingen  Oa 
ocus  Adairce  erbietet  sich  als  Botin  und  teilt  CüChulainn 
den  Wunsch  der  Frauen  mit.  Der  braust  auf,  daß  man  ihn 
an  solchem  Tag  auf  die  Vogelhetze  schicken  wolle.  Aber 
Leborcham  verweist  es  ihm,  da  die  Frauen  von  Ulster  durch 


^)  Das  Eingeklammerte  stammt  jedenfalls  nicht  aus  B.  Ob  es  zu  A 
gehört  —  der  Schlußsatz  erinnert  einigermaßen  an  den  Schluß  von  A 
(unten  10)  —  oder  ob  es  erst  vom  Kompilator  oder  vom  Tnterpolator  ein- 
geschoben worden  ist,  lasse  ich  dahingestellt. 

2)  Gewöhnlich  heißt  Conchobors  Frau  Mugain  Aitencaithrech',  unser 
Verfasser  hat  offenbar  eine  Vorliehe  für  den  Namen  Ethne  gefaßt.  Das 
Bansenchas  (283  b  37  ff.  16  ff.)  nennt  im  Anschluß  an  diesen  Text  neben 
Mugain  Aitencaithrech  auch  Eithne  als  Conchobors  Frau  und  gibt  beiden 
als  Mutter  Onga  ingen  Airthig  Uchtlethain  und  als  Sohn  der  Eithne 
Furhaide  mac  Conchohair.    Ähnlich  schon  Gilla  Mo-Dutu  LL  138  a. 

Thurneysen.  Die  irische  Helden-  und  König-sag-e.  27 


418        II,  34.    Serglige  ConCulaiiin  ,,CnChulainii.s  Krankenlager". 

ihn  einen  Makel  haben;  denn  jede,  die  in  ihn  verliebt  war, 
wurde  einäugig,  weil  er,  wenn  er  böse  war,  ein  Auge  so  in 
den  Kopf  „schluckte",  daß  es  kein  Kranich  erreichen  konnte, 
während  er  das  andere  in  Kesselgröße  herausstieß.  Ebenso 
wurde  jede  Frau  doen  („schief"  oder  „bucklig"), i)  die  in 
Conall  Cernach  verliebt  war,  und  jede  stammelte,  die  Cüs- 
crach  Menn  („den  Stammler")  von  Macha,  den  Sohn  Con- 
chobors,  liebte.  So  läßt  CüChulainn  durch  Laeg  seinen  Wagen 
anspannen  und  gibt  mit  seinem  Schwert  den  Vögeln  einen 
„Klebe -Schlag"  {tathheim) ,  daß  sie  mit  Beinen  und  Flügeln 
am  AVasser  haften  und  gefangen  werden  können.  Jede  Frau 
erhält  zwei  Vögel,  nur  für  Ethne  Ingubai  bleibt  keiner  übrig. 
Aber  sie  weist  CüChulainns  Tröstung  als  überflüssig  zurück; 
denn  während  alle  Frauen  in  ihn  verliebt  seien,  liebe  sie 
nur  ihn,  ihren  Mann. 

3.  (7 — 9).  Kurz  darauf  lassen  sich  zwei  Vögel  auf  den 
See  nieder,  die  durch  eine  goldene  Kette  verbunden  sind,"^) 
und  ihr  Gesang  versenkt  die  Menge  in  Schlaf.  Ethne  warnt 
CüChulainn  vor  den  Vögeln,  hinter  denen  sie  irgend  eine 
Macht  befürchtet.  Doch  läßt  er  sich  nicht  abhalten,  sondern 
schleudert  einen  Stein  nach  ihnen.  Aber  zweimal  wirft  er 
fehl,  was  ihm  in  seinem  Leben  noch  nie  begegnet  ist.  Sein 
nachgeschleuderter  gewaltiger  Sper  (croisech)  fährt  dann  dem 
einen  Vogel  ins  Flügelgelenk,  und  beide  verschwinden  unters 
Wasser.  Düsteren  Sinnes  lehnt  er  den  Rücken  an  einen  Stein- 
pfeiler und  verfällt  in  Schlaf.  Da  treten  zwei  Frauen  zu 
ihm,  die  eine  in  grünem,  die  andere  in  fünffachem  Purpur- 
mantel, lächeln  ihn  eine  um  die  andere  an  und  schlagen  ihn 
mit  ihren  Pferdegerten,  bis  er  halb  tot  ist.-*)  Da  er  sich  in 
seinem  Schlaf  erhebt,  wollen  ihn  die  Ulter  wecken;  aber 
Fergus*)  verwehrt  es,  weil  er  ein  Traumgesicht  habe.  Auf 
die  Frage,  was  ihm  geschehen  sei,  vermag  CüChulainn  dann 

0  Siehe  ZCP  8,  72  ff.  349. 

2)  Die  ganze  Stelle  ist  wohl  durch  Couipert  ConCulaiuu  (Kap.  13) 
inspiriert. 

ä)  Diese  klägliche  Rolle  CüChulainns  ist  wohl  der  Grund,  weshalb 
sich  die  Sage  nicht  sehr  verbreitet  hat;  solches  duldete  man  später  an 
dem  Helden  nicht  mehr. 

*)  der  sich  somit  inzwischen  eingefunden  liat. 


fl.  i{4.    Sori>lii;e;  ('oiiCnlainii   ..('iiChiilnimis  Krankenlager".         419 

nicht  zu  antworten.  [')  Er  vfirbietet.  ihn  nach  Dün  Dt^lca  zu 
seiner  Frau  Emer  oder  nach  Dün  Tmrith  (der  Burg  seiner 
Ziehmutter  Finnchgem)  zu  bringen;  er  will  nach  Tete  Brec 
(in  Emain  Macha)  o-etragen  sein.]  ]\ran  trägt  ihn  fort,  und 
ein  Jahr  lang  liegt  er  ohne  Sprache  da. 

4.  (10 — 13).  Am  Tage  vor  dem  nächsten  samuin  sind 
die  Ulter  um  sein  Lager  versammelt:  Fergus.  Conall  Cernach, 
Lugaid  Reoderg^)  und  Ethne  Ingubai,  als  ein  Mann  ins  Haus 
tritt  und  sich  vorn  auf  CiiChulainns  Ruhebett  setzt.  Er 
fürchte  sich  nicht,  sagt  er,  da  CüChulainn  ihm  Bürge  gegen 
jedermann  sei,  und  singt  nun  ein  J^ied,  wonach  Li  ßan 
(„Glanz  der  Frauen"),  die  Frau  von  Labraid  Luath^)  ihm 
entbieten  läßt,  ihre  Schwester  Faun  sehne  sich  darnach,  das 
Lager  mit  ihm.  zu  teilen;  am  Abend  Averde  LT  Ban  selber 
nach  Mag  Muirtheimne  kommen.  Er  nennt  sich  als  iEngus 
mac  ^da  Abrät  und  verschwindet.  Jetzt  findet  CüChulainn 
die  Sprache  wieder  und  berichtet,  was  ihm  vor  einem  Jahre 
geschehen.  Auf  den  Rat  Conchobors  begibt  er  sich  zu  dem- 
selben Steinpfeiler  und  sieht  das  Weib  mit  dem  grünen  Mantel 
auf  sich  zukommen.  Sie  erklärt,  sie  seien  damals  nicht  ge- 
kommen ihn  zu  schädigen.  Sie,  Li  Ban,  sei  jetzt  von  ihrer 
Schwester  Fann,  Tochter  von  ^Ed  Abrät,  gesandt,  da  Fauns 
Gatte,  (der  Elf)  Mauannän  mac  Lir,  sie  verlassen  habe  und 
sie  ihm  ihre  Inebe  schenke.  Ihr  eigener  Mann,  Labraid 
Luath-lam-ar-claideb,  wolle  ihm  die  Schwägerin  überlassen, 
wenn  er  einen  Tag  mit  ihm  gegen  Senach  Siaborthe.  Eochaid 
luil  und  Eogan  Inbir  kämpfe.  Auf  seinen  Einwand,  er  sei 
noch  nicht  tüchtig  zum  Streit,  verheißt  sie  ihm  sofortige  Ge- 
nesung, und  da  sie  scheiden  will,  gibt  er  ihr  Lseg  mit,  um 
das  Land  Labraids.  Mag  Meli  („Feld  der  Wonnen")  zu 
erkunden. 

5.  (14 — 20).  Wie  sie  in  die  Gegend  kommen,  wo  sich 
Fann  befindet,  faßt  Li  Bau'*)  Laeg  an  der  Schulter  und  nimmt 

*)  Dieser  Abschnitt  ist  sicher  aus  Fassung  A  eingeschoben,  da  Emer 
CüChulainns  Frau  ist  und  der  stumme  CüChulainn  von  B  nicht  sprechen 
könnte. 

2)  Der  ist  hier  eingeführt  wegen  des  Zwischenstücks  (unten  6). 

^)  Sonst  Labraid  Luath-läm-ar-claideb  „schnell  Hand  am  Schwert'*. 

*)  Die  Handschrift  hat  Fann,  ein  offenbares  Versehen. 

27* 


420        II,  34.    Serg-lige  ConCulaiun  „CuChuIainiis  Krankenlager'-. 

ihn  so  in  ihren  Schutz;  an  „Weiberschiitz"  sei  er  bis  dahin 
nicht  gewöhnt  gewesen,  meint  Laeg.  Sie  sehen  sich  einer 
Insel  gegenüber  und  finden  auf  dem  See  ein  bronzenes 
Schiffchen,  mit  dem  sie  übersetzen.  Einen  Mann,  der  aus 
der  Türe  des  Hauses  auf  der  Insel  tritt,  fragt  Li  Ban  —  in 
Versen  —  nach  Labraid.  Der  rüste  zum  Kampf,  ist  die 
Antwort,  der  entbrennen  werde,  sobald  Mag  Fidga  sich  fülle. 
Im  Haus  sind  150  Ruhebetten  und  darauf  150  Frauen,  die 
Lseg  um  Li-Ban's  willen  begrüßen.  Er  tritt  weiter  in  das 
Gemach  (airicul),  wo  Fann  sich  aufhält,  und  wird  von  ihr 
bewillkommt.  (Hier  erklärt  der  Erzähler:  ^d  Abrät  [„das 
Feuer  der  Wimpern"]  bedeute  die  Pupille  und  Fann  die  Träne, 
die  darüber  rinnt;  wegen  ihrer  Reinheit  sei  sie  so  genannt.) 
Indem  hört  man  den  Lärm  des  Wagens  von  Labraid,  der 
nach  der  Insel  kommt,  i)  LT  Ban,  die  ihn  düsteren  Sinnes 
weiß,  begrüßt  ihn  in  drei  hochretorischen  Ansprachen,  worin 
sie  seine  Tapferkeit  und  Fürstlichkeit  preist.  Zweimal  ant- 
wortet er  nichts,  das  dritte  Mal:  jeder  Hochmut  sei  ihm 
fern,  da  der  Kampf  mit  Eochaid  luil  bevorstehe.  Aber  sie 
tröstet  ihn  damit,  daß  Laeg,  der  Wagenlenker  CüChulainns 
zugegen  sei,  und  daß  dieser  Held  ihm  ein  Heer  zuführen 
werde.  Da  heißt  auch  Labraid  Laeg  willkommen  und  sendet 
ihn  heim.'-)  [Laeg  kehrt  nach  Hause  zurück  und  erstattet 
CüChulainn  Bericht.  Nun  steht  dieser  auf,  fährt  sich  mit 
der  Hand  übers  Gesicht  und  fühlt  sich  mutiger.] 

Das  Zwischenstück. 
6.  (21—27).    Um  diese  Zeit  waren  vier  „Fünftel"  Irlands 
mit  ihren  Fürsten:   Ailill  und  Medb,  CüRoi,  Tigernach  Tet- 
bannach mac  Luchtai,  Finn  mac  Rosa^^)  im  Hause  von  Erc 


^)  Elfeuwagen  fahren  auch  übers  Wasser. 

2)  „LT  Ban  werde  ihm  folgen",  setzt  offenbar  der  Kompilator  hinzu, 
um  auf  den  späteren  Parallelbericht  vorzubereiten.  Auch  das  Folgende 
stammt  gewiß  von  ihm.  Damit  bricht  mi  Wesentlichen  das  aus  B  ge- 
schöpfte Stück  ab. 

^)  Der  Text  gehört  zu  denen,  die  Mide  nicht  als  besonderes  „Fünftel" 
rechnen  und  daher  Munster  in  zwei  „Fünftel"'  zerlegen;  CüRoi  (s.  Kap.  39 ff.) 
gilt  oft  als  König  von  West -Munster,  Tigernach  Tetbanuach  dann  als  der 
von  Ost -Munster.     Finn  mac  Rosa  ist  König  von  Leinster. 


II.  34.   Serglige  ConC'iilaiiin  „(HiChulainiis  Krankenlager*'.        421 

inac  Coirpri  Niad-Fer  zu  Temair  versammelt,  um  einen  neuen 
Hochkönig  von  Irland  zu  wählen,  da  seit  dem  Untergang  von 
Conaire  in  Bruiden  Dä-Derga^)  sieben  Jahre  lang  ein  solcher 
gefehlt  hatte.  Die  Ulter  waren  als  gemeinsame  Gegner"^) 
nicht  mit  zur  Beratung  geladen. 

So  wurde  das  „Stierschlafen"  (tarbfes)  veranstaltet.  Ein 
Mann  aß  sich  an  dem  Fleisch  und  der  Fleischbrühe  eines 
geschlachteten  weißen  Stiers  satt  und  schlief  sodann,  wobei 
vier  Druiden  das  „Gold  der  Wahrheit"  über  ihm  sangen. 
Dann  sah  er  im  Traum  den  künftigen  König  vor  sich.  3) 
Erwacht  beschreibt  er  ihn  als  einen  edlen,  zarten  Jüngling 
mit  zwei  roten  Gürteln,  der  beim  Kissen  eines  kranken 
Mannes  in  Emain  Macha  stehe.')  Man  sendet  Boten  nach 
Emain,  und  Lugaid  wird  unter  den  versammelten  Ultern  am 
Krankenlager  CüChulainns  gefunden.  CüChulainn  unterweist 
nun  den  künftigen  König  in  kurzen  Sprüchen,  und  Lugaid 
verspricht,  das  alles  zu  befolgen.  Er  geht  mit  den  Boten 
nach  Temair,  wird  zum  König  ausgerufen  und  schläft  diese 
Nacht  dort.  Die  Übrigen  kehren  darauf  alle  nach  Hause 
zurück. 

Schluß  (Fassung  A). 

7.  (28*'>)~34).  CüChulainn  sendet  Laeg  zu  seiner  Frau 
Emer  mit  der  Botschaft,  daß  Feen  ihn  besucht  und  ge- 
schädigt hätten,  daß  es  ihm  jetzt  aber  immer  besser  gehe; 
sie  solle  ihn  besuchen,    hxg  fordert  ihn  noch  in  retorischer 

0  Siehe  Kap.  81. 

*)  Siehe  die  Täin  bö  Cuailnge. 

=')  Das  ist  aus  Togail  Bruidne  lü  Derga  (Kap.  81  §  4)  genommeu. 

*)  Das  ist  Lugaid  Reoderg  oder  Riab  u-Derg  („der  roten  Streifen"). 
Cöir  Anmann  §  105  deutet  das  so,  daß  er  zwei  Streiten  getragen  habe,  je 
einen  um  den  Hals  und  um  den  Leib.  Ebenda  §  211  wird  berichtet, 
Lugaid  sei  von  Rumul  Deriar,  König  von  Leinster,  und  seiner  Frau  Dera 
aufgezogen  worden;  aber  CüChulainn  habe  ihn  in  den  Waffen  unterrichtet 
und  werde  daher  sein  Ziehvater  genannt. 

^)  §  28  (außer  dem  überleitenden  Anfangssatz)  und  die  erste  Hälfte 
von  29  sind  von  H  auf  ausradiertem  Raum  (47  a)  geschrieben,  obschon  sie 
zu  A  gehören.  Offenbar  hatte  der  Abschnitt  ursprünglich  etwas  mehr 
Kaum  eingenommen,  so  daß  der  Interpolator,  der  das  vorherige  Blatt 
ausschied,  den  Text  nun  etwas  zu.samraendrängen  mußte. 


422        II,  84.    Serg-lige  CoiiCalaiiin  „CuOhulainiis  Kraiikenlag-er". 

Rede  auf,  nachdem  ihn  (jenaiti^)  von  den  Leuten  von  Tenniag 
Trögaige  versehrt  hätten,  solle  er  nun  aus  dem  Schlaf  er- 
wachen und  aufstehn,  geht  dann  zu  Emer  und  berichtet  ihr 
über  seinen  Zustand.  Sie  schilt  ihn,  daß  er  ein  ganzes  Jahr 
lang  keine  Heilung  für  seinen  Herrn  gefunden  habe,  und  be- 
klagt sich  in  einem  längeren  Gedicht,  daß  alle  die  Ulter 
Helden,  die  einzeln  aufgezählt  werden,  nicht  die  ganze  Welt 
absuchen,  um  ihn  zu  retten,  w^älirend  CnChulainn  das  ohne 
^^'eiteres  täte,  wenn  einer  von  ihnen  in  ähnlichem  Zustand 
wäre.  Sie  kommt  nach  Emain,  setzt  sich  auf  CüChulainns 
Lager  und  sucht  ihn  in  einem  weiteren  Gedicht  aufzumunteru, 
sich  noch  vor  dem  Winter  aus  seiner  Schwere  zu  erheben. 
Da  steht  er  auf,  fährt  sich  mit  der  Hand  übers  Gesicht  und 
legt  seine  Schw^äche  ab.  Er  begibt  sich  nach  Airbe  Rofir"^) 
und  trifft  dort  Li  ßan,  die  ihn  nach  dem  sid  einlädt. 3)  Sie 
schildert  in  lebhaften  Versen  die  Schönheit  und  Tapferkeit 
von  Labraid  Luath-läm-ar-claideb.  ^)  Aber  auf  Weiber- 
einladung will  CüChulainn  nicht  hingehn;  er  läßt  sie  viel- 
mehr durch  La3g  begleiten.  Die  zwei  kommen  über  Mag 
Luada  und  am  Bile  Buada  („Siegesbaunr')  vorbei  nach  dem 
Festplatz  von  Emain  \)  und  dem  von  Fidga,  wo  ^d  Abrät 
mit  seinen  Töchtern  wohnt.  Fann  begrüßt  Laeg  und  bedauert, 
daß  CüChulainn  nicht  gekommen  sei,  da  der  Kampf  an  diesem 
Tage  bevorstehe,  ö)    Sie  begleitet  selber  Laeg  zu  CüChulainn 


')  Sonst  heißen  die  dämoniscbeu  Wesen  yeniti  glinne\  sie  werden  nur 
hier  mit  den  Feen  identifiziert. 

'^)  Auf  Mag  Miürtheimne.  An  diesem  Ort,  avo  er  später  seinen  Tod 
lindet  (Kap.  62),  hat  offenbar  nach  dieser  Fassung  sein  erstes  Zusammen- 
treffen mit  den  Feen  stattgefunden. 

•'')  Sie  braucht  sich  ihm  hier  nicht  zu  erkennen  zu  geben;  offenbar 
kennt  er  sie  schon. 

^)  Von  diesem  Gedicht  sind  mehrere  Strofen  ausradiert  und  von  H 
neu  gesclirieben :  aber  —  außer  einem  einleitenden  Satz  —  scheint  er  nur 
das  Alte  wiederzugeben.  Es  hatte  wohl  nur  die  alte  Schrift  gelitten,  so 
daß  er  sie  erneuerte,  wie  er  das  auch  anderwärts  getan  hat. 

'•')  Emain  heißt  auch  ein  Ort  im  Elfenland. 

^)  Labraids  Rolle  und  der  Kampf  Averdeu  nicht  näher  gekennzeichnet; 
es  muß  in  dieser  Fassung  schon  vorher  (im  verlorenen  Teil)  davon  die 
Hede  gewesen  sein. 


11,34.    Sergli^e  ConCulaiiiu  ,,(Ju(Jhulaiiiii.s  Krankenla/^er'.         i2o 

zurück,  und  jener  entwirft  in  zwei  Gedichten')  eine  be- 
geisterte Schilderung  der  Elfenwohnung  und  der  Schönlieit 
Fanns.  im  zweiten  erwähnt  er  außer  den  in  der  Prosa  ge- 
nannten Orten  zwei  zweiköpfige  Schlangen,  an  denen  er 
vorbeigekommen  ist.  Im  ei'sten  schildert  er,  wie  Labraid  und 
Faelbe  Finn  („der  Helle"),  jeder  mit  150  Mann,  in  demselben 
Hause  wohnen,  das  aufs  Prächtigste  ausgestattet  ist  mit  ver- 
goldeten Säulen,  mit  einem  Licht  aus  Edelgestein  und  einem 
Faß  Met,  das  immer  voll  bleibt.  Auch  die  Pferdeherden,  drei 
purpurne  Bäume  mit  schön  singenden  Vögeln,  einen  silbernen 
Baum,  60  fruchttragende  Bäume,  die  zur  Nahrung  der  Drei- 
hundert genügen,  beschreibt  er. 

8.  (352) — 39).  Nun  geht  CüChulainn  mit  Fann  zu  ihrem 
Land  und  nimmt  seinen  Wagen  mit.  Dort  begrüßt  ihn 
Labraid  Avie  auch  die  Frauenschar,  und  er  geht  mit  ihm 
hinaus,  um  einen  Überblick  über  das  feindliche  Heer  zu  ge- 
winnen. Es  kommt  ihnen  zahllos  vor;  doch  sendet  er  Labraid 
heim,  während  er  allein  zurückbleibt.-^)  Zwei  Zauberraben 
verraten  aber  den  Feinden,  daß  der  „Verzerrte  aus  Irland" 
in   der   Nähe   ist,   und   sie   jagen   ihn,   daß   nirgends   seines 


1)  Man  hat  früher  die  beiden  Parallel  -  Gedichte  auf  die  beiden 
Fassungen  verteilt;  aber  beide  sind  von  der  alten  Hand  M  geschrieben. 
Möglich  ist  immerhin,  daß  das  erste,  das  weniger  genau  zum  Prosabericht 
stimmt,  schon  in  älterer  Zeit  von  einem  Schreiber  hinzugefügt  wurde,  der 
seine  Dichtkunst  an  dieser  Schilderung  des  Feenlands  erprobte.  Daran, 
daß  Laeg  Fanns  Schönheit  beschreibt,  obschon  sie  ihn  ja  persönlich  be- 
gleitet, wird  man  —  bei  der  irischen  Art  der  Komposizion  —  kaum 
Anstoß  nehmen  dürfen. 

2)  Die  Paragrafen  35  —  38  sind  von  H  auf  ausradiertem  Raum  sehr 
eng  geschrieben.  Offenbar  hatte  er  sich  Platz  geschaffen,  um  die  zweite 
Hälfte  von  §  38,  die  aus  B  stammt  (s.  u.),  einfügen  zu  können.  Im 
übrigen  gibt  der  Interpolator  anscheinend  die  Fassung  A  getreu  wieder 
außer  an  zwei  Stellen.  Er  läßt  CüChulainn  §  35  zu  „der  Insel"  kommen, 
von  der  A  sonst  nichts  weiß,  sondern  die  wohl  B  (§  15)  entnommen  ist. 
Ferner  läßt  er  ihn,  außer  durch  Labraid  und  die  Frauenschar,  noch  durch 
Fann  besonders  herzlich  begrüßen.  Das  ist  in  A  unwahrscheinlich,  da  sie 
ihn  ja  auf  dem  ganzen  Weg  begleitet  hat;  der  Kompilator  ist  in  Gedanken 
noch  in  der  Situazion  von  B  befangen,  wo  Fann  im  Feenland  CüChulainn 
erwartet. 

^)  Seit  der  Täin  bü  Cuailnge  können  sich  manche  Erzähler  CüChulainn 
nur  uoch  allei)i  einem  feindlichen  Heere  gegenüber  voi stellen. 


424        II,  34.   Sergiige  ConCulainn  „CuChulainns  Krankeulager-'. 

Bleibens  ist.  Aber  in  der  Morgenfrühe  sieht  er  die  Schulter 
von  Eochaid  luil,  der  sich  an  einer  Quelle  die  Hände  wascht, 
unter  der  Kapuze  hervorleuchten;  er  durchbohrt  ihn  mit  dem 
Sper  und  erschlägt  33  Feinde.  Auch  Senach  Siaborthe.  der 
auf  ihn  einstürmt,  wird  von  ihm  erlegt,  und  da  jetzt  auch 
Labraid  heranzieht,  wenden  sich  die  Feinde  zur  Flucht.  Nun 
bittet  dieser  CüChulainn.  mit  dem  Morden  einzuhalten;  aber 
seine  Kampfeswut  ist  noch  nicht  gestillt,  und  Laeg  läßt  drei 
Fässer  mit  kaltem  Wasser  rüsten,  um  seine  Glut  abzukühlen,  i) 
Der  siegreiche  CüChulainn  wird  von  Fann  und  LT  Ban  in 
zwei  Gredichten  gefeiert.  [^)  Auf  Li-Ban's  Frage,  was  er 
ausgerichtet  habe,  antwortet  er  in  einem  Gedicht,  er  habe  in 
dem  Lager  von  Eogan  Inbir,  um  den  die  Gefolgschaft  von 
Manannän  mac  Lir  versammelt  gewesen  sei,  im  Nebel  einen 
Wurf  getan,  von  dem  er  nicht  wisse,  ob  er  getroffen  habe 
oder  nicht;  doch  habe  er  das  Stöhnen  von  Eochu  luil  gehört 
und  allein  eine  Dreitausendschaft  erschlagen.!  Dann  teilt  er 
das  Lager  mit  Fann,  bleibt  einen  Monat  bei  ihr,  und  sie 
verspricht  beim  Abschied,  ihn  da  zu  treffen,  wohin  er  sie 
bestellen  werde. 

9.  (39 — 44).  Er  hat  dann  eine  Zusammenkunft  mit  Fann 
bei  der  Eibe  von  Cenn  Trachta  („Ende  des  Strandes'').  Das 
erfährt  Emer,  rüstet  Messer  und  kommt  mit  fünfzig  Frauen, 
um  Fann  umzubringen.  Während  CüChulainn  und  Lsg  fid- 
chell  spielen,  sieht  Fann  die  Frauen  nahen  und  macht  in 
retorischer  Rede  Lseg  darauf  aufmerksam.  Aber  CüChulainn 
erwidert,  sie  solle  sich  nicht  fürchten;  er  werde  sie  schützen. 
Und  zu  Emer  gewendet,  bemerkt  er  —  Alles*  in  gehobener 
Sprache  — ,  es  sei  ein  vergebliches  Beginnen  von  ihr.  ihn 
überwältigen  zu  wollen.  Da  wirft  sie  ihm  vor,  daß  er  sie 
so  vor  all  den  Frauen  Irlands  entehre.  Doch  er  sieht  nicht 
ein,  weshalb  sie  ihm  nicht  eine  kurze  Weile  mit  Fann,  deren 
treffliche  Eigenschaften  er  aufzählt,  gönnen  wolle.  Da  er- 
innert ihn  Emer,  wie  lieb  sie  ihm  einst  gewesen  sei.  Das 
werde  sie  bleiben,   entgegnet  er,  so  lauge  sie  lebe.    So  be- 


»)  Siehe  Kap.  0  §  17. 

*^)  Das  Folgende  läßt  sich  mit  liem  Bericht  A  uicht  vereinigen  und 
ist  gewiß  aus  B  eingeschoben;  s.  oben  S.  Jt2o  Anm.  2. 


II,  3-t.   Serglij^e  ConCiilaiim  „(JiiChulainus  Krankenlaj^er'.        425 

fürchtet  iiiiii  jede  der  beiden  Frauen,  den  Greliebten  /ai  ver- 
lieren, und  Fann  beklagt  in  einem  Gedicht,  daß  sie  trotz 
ihrer  Treue  zu  ihm  so  bald  werde  heimkehren  müssen. 

10.  (45  —  48).  Ihrem  Gatten  Manannan  mac  Liri)  wird 
ihre  mißliche  Lage  kund,  und  er  naht  ihr,  ungesehn  von  den 
andern.  In  einem  Gedicht  schildert  Fann,  wie  er  übers  Meer 
herangeritten  kommt,  und  gedenkt  der  Zeit,  wo  er  mit  reichen 
Geschenken  um  sie  geworben  und  wo  sie  dann  als  Gatten 
mit  100  Männern  und  100  Frauen  in  Dün  Inbir  gelebt  hätten. 
Von  CüChulainn  müsse  sie  Abschied  nehmen,  der  ihr  doch 
der  liebere  wäre,  und  sie  wolle  ihrem  Manne  schon  darum 
folgen,  weil  es  ihm  an  einer  Gattin  fehle.  Wie  CüChulainn 
sie  sich  entfernen  sieht  und  von  Lseg  erfährt,  daß  sie  mit 
Manannan  davongehe,  tut  er  drei  gewaltige  Sprünge  und 
lebt  lange  Zeit  ohne  Trank  und  Speise  und  schläft  Nachts 
auf  dc;r  Straße  von  Midluachair.  Emer  klagt  Couch obor  den 
Zustand  ihres  Mannes.  Von  ihm  gesandte  fili,  Sänger  und 
Druiden  singen  Zaubersprüche  gegen  CüChulainn,  so  daß  er 
ihnen  nichts  anhaben  kann,  und  halten  ihn  an  Armen  und 
Beinen  so  lange  fest,  bis  ihm  etwas  von  seinem  Verstand 
zurückkehrt  Dann  geben  sie  ihm  einen  Vergessenheitstrunk; 
ebenso  Emer,  daß  sie  ihre  Eifersucht  vergißt.  Und  Manannan 
schüttelt  seinen  Mantel  zwischen  Fann  und  CüChulainn.  so 
daß  sie  nie  mehr  zusammentreffen  können. 

Der  Erzähler  schließt  mit  der  Betrachtung,  in  der  Zeit 
vor  dem  Glauben  hätten  die  Dämonen  solche  Macht  gehabt, 
daß  sie  körperlich  mit  den  Menschen  gekämpft  hätten;  und 
diese  verderblichen  Gespenster  seien  von  Unkundigen  für 
unsterblich  gehalten  und  stde  genannt  worden. 

IL   Die  Ballade. 

Spätestens  im  15.  Jahrhundert  ist  unsere  Sage  zu  einer  Ballade  be- 
nutzt worden,  von  der  aber  nur  ein  Bruchstück  überliefert  ist.  Im  Buch 
des  Dekans  von  Lismore  (Teil  I  Kap.  19)  findet  sich  nämlich  ein  Gedicht 
mit  zwei  sonderbar  unverbundenen  Hälften;  es  sind  offenbar  zwei  ver- 
schiedene Balladenstücke  ganz  äußerlich  zusammengeflickt.'^) 

0  Nach  dieser  Fassung  hatte  wohl  nicht  Manannan  sie  verlassen  (wie 
in  B,  oben  -1-),  sondern  sie  ihn,  vermutlich  aus  Liebe  zu  CüChulainn. 

2)  In  der  Ausgabe  von  M^'  I^auchlan  8.  64,  übers.  8.  88:  nur  der  Text 
bei  Cameron,  Keliquiae  Celticae  I,  89. 


12G  II,  35.    Aided  Derbforgaill  „Derbforgaills  Tocr'. 

Im  Alllang  wird  (in  ,.Avii'"-Form)  erzählt,  wie  (yüCluilainn 
aus  der  Zech -Halle  von  Dün  Delgäin  (Dundalgin)  aufbricht 
und  Vögel  jagt.  Er  erlegt  alle  mit  seiner  Schleuder;  bei 
ihrer  Verteilung  unter  die  Frauen  wird  nur  (seine  Frau) 
Emer  {Äijvir)  vergessen.  Da  diese  darüber  in  Wut  gerät 
werden  ihr  die  ersten  Vögel  versprochen,  die  demnächst  ge- 
schossen würden.  Man  kommt  in  eine  Stadt,  wo  ihnen  Dichter, 
mit  goldenen  Ketten  geschmückt,  begegnen,  und  Emer  verliebt 
sich  in  einen  von  der  Kriegerschar  (fiann)  von  Ulster.  Sie 
verlangt  von  CitChulainn  die  versprochenen  Vögel.  Aber 
zwei-  und  dreimal  tut  er  einen  Fehlwurf.  Denn  seit  er  seinen 
Sohn  Conlasch  getroffen  hat,  hat  er  sich  um  nichts  mehr  be- 
kümmert, sondern  in  Trauer  und  Klage  dahingelebt  .  .  . 

Hier  schließt  sich  unvermittelt  ein  Gespräcli  zwischen  Fiuu  und 
Ciaraid  an,  worin  dieser  erzählt,  wie  und  warum  sie  Finns  Vater  Cumal 
erschlagen  hätten,  also  eine  Episode  aus  einem  ganz  andern  Sagenkreis. 
Von  Emer  und  CüChuiainn  ist  nicht  Aveiter  die  Rede. 


Kap.  85.    Aided  (Liigdach  Riab  ii-Derg  oeiis)  Derbforgaill. 
„Der  Tod  von  (Lugaid  mit  den  roten  Streifen  und)  Derbforgaili." 

Der  Text  ist  in  drei  Handschriften  überliefert,  in  LL  (Faks.)  125 a 
und  mit  leichten,  unbedeutenden  Änderungen,  nur  vereinzelt  mit  älterer 
Lesart  in  E.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (um  1300)  fol.  54v,  a  und  im  Sammelband  Trin. 
Ooll.  (Dublin)  H.  3.  18,  S.  728.  i)  Der  Titel  lautet  nur  in  der  Unterschrift 
von  H.  3. 18  so,  wie  ich  ihn  oben  gegeben  habe.  D.  4.  2  hat  nur  (am  Anfang) 
Oighedh  Derb  Forgaül]  in  LL  fehlt  ein  Titel. 

Der  >.'ame  der  Heldin  wird  am  Schluß  (213,  121)  erklärt  als  Derb 
{Der,  Dür)  Ingen  ForgaUl  rlg  Lochlaimie  „Der(b)  Tochter  Forgalls,  des 
Königs  von  Skandinavien'.  Die  ursprüngliche  Form  ist  jedoch  Derb 
Forgaill  „die  leibliche  (Tochter)  Forgalls";  aber  das  erste  Glied  ist  in 
unserm  Text  flexionslos  geworden  (Gen.  103. 120,  Dat.  108)."^) 

Die  Erzählung  ist  deutlich  durch  Serglige  OonCulainn  (Kap.  34)  au- 
geregt, aber  mit  äußerst  roher  Fantasie  ausgestaltet.  Sie  setzt  bereits 
die  Vereinigung  mit  dem  Zwischenstück  (Lugaids  Unterweisung  durch 
CüChuiainn)    voraus;    denn   Lugaid    ist    ursprünglich    keine   (restalt    der 

*)  Nach  allen  Hss.  hgg.,  aber  nur  die  Prosateile  übers,  von  Marstrander, 
Eriu  5,  201.  Teilweise  Übersetzung  nach  LL  auch  von  Zimmer,  Zs.  für 
Deutsches  Altertum  32,  217. 

-)  In  Tigernachs  Annalen  und  Rawl.  502  (s.  u.)  richtig  Gen.  Deirbe 
{Deirbi)  FurgailL    Vgl.  K.  Meyer,  Sitz.-Ber.  der  Berliner  Ak.  1918  S.  625. 


\  ' 


II  To.   Aided  Derbfor^aill  „Derbfor^^aill«  Tod".  427 

(/'üCbulaiun-Sage.  süiulern  dort  nur  äulierJich  augeflickt;  er  gehiirt  der 
Köuigsage  an.  Nach  dieser  fiel  er  durch  die  drei  Ruadchinn  („Rotköpfe"). 
So  berichtet  z.  ß.  Orthanach  (f  ca.  839)  in  seinem  Gedicht:  A  coiced  cohi 
Coirpri  cniuid,  Str.  5  und  noch  Flann  Mainistrech  (f  1056)  LL  VMh.  Auf 
Grund  unserer  Erzählun«*-  erwähnen  die  Annalen  Tigernachs  (f  1088)  neben 
der  älteren  Todesart  auch,  daß  Lugaid  sich  aus  Kummer  über  den  Tod 
seiner  Frau  Derb  Forgaill  ins  eigene  Schwert  gestürzt  haben  solle,')  und 
schon  öilla  Ctemain  (f  1072)  gibt  an,  er  sei  am  schweren  Kummer  ge- 
storben. 2)  Ähnlich  dann  spätere  Quellen  wie  Rawl.  B  502  (12.  Jh.)  Faks.  136a, 
wo  eine  Strofe  aus  unserm  Text  zitiert  ist  (Z.  101  ff.).  Auch  in  (Jath  Etair 
(Kap.  53)  ist  Derbforgaill  schon  erwähnt.  Der  Vers  in  dem  fälschlich  Cinaed 
ua  h-Artacäin  zugeschriebenen  Gedicht^):  „Lugaids  Grab  (ist)  unter  den 
Steinen  des  Gehöftes''  besagt  über  die  Todesart  uichts;  der  Kommentator 
in  Egertou  1782  erklärt  aber  die  „drei  Steine  des  Gehöftes"  als  „Ehreu- 
kränkung,  Scham  und  Schande^',  offenbar  auf  die  Scham  Lugaids  über  den 
Tod  seiner  Frau  anspielend.*) 

Demnach  halte  ich  den  Ansatz  von  Marstrander  (S.  201),  der  die  Sage 
dem  Anfang  des  10.  Jahrhunderts  zuschreibt,  für  zu  früh  und  bezweifle, 
daß  man  sie  vor  das  elfte  setzen  darf.^) 

Die  eingeklammerten  Zahlen  geben  die  Zeilenzählung  Marstranders. 

1.  (1—16).  Derbforgaill,  die  Tochter  des  Königs  von 
Skandinavien  (Lochlainn),  verliebt  sich  in  CuChulainn  auf 
Grund  der  Berichte  über  ihn.^)  Sie  und  ihre  Dienerin  lassen 
sich  in  Gestalt  von  zwei  durch  eine  goldene  Kette  verbundenen 
Schwänen  auf  Loch  Cuan')  nieder.  CuChulainn,  der  sich  mit 
seinem  Ziehsohn  Lugaid.  dem  Sohn  der  Finnemna  („der  hellen 
Drillinge"),^)  am  Ufer  befindet,  wird  von  diesem  aufgefordert 
nach  ihnen  zu  schießen  und  schleudert  dem  einen  einen  Stein 
durch  die  Rippen.  Alsbald  stehen  sie  in  Menschengestalt  am 
Strande,  Und  da  sich  Derbforgaill  über  den  schlechten  Empfang 
beklagt,  da  sie  doch  gerade  ihn  aufsuche,  saugt  er  ihr  den 

')  RC  16,  414. 

*)  In  dem  Gedicht  Ha-iu  ard  inis  na-rrvf  (R.  Ir.  Ac,  Todd  Lecture 
Series  II  S.  198  Str.  3). 

3)  RC  23,  306.  319.  324. 

*)  tJber  die  Benützung  der  Sage  in  Tochmarc  Emire  s.  Kap.  31  §  15. 

^)  Das  alte  Futurum  nad-n-akcigiu  {■uiccighe  IL  3. 18,  -faei  so  D.  IV,  2, 
in  LL  in  -accim-se  geändert)  Z.  56  darf  man  einem  Dichter  dieser  Zeit  schon 
noch  zutrauen. 

«)  Vgl.  Kap.  16  I. 

"')  Strangford  Lake,  Meerbusen  südöstlich  von  Belfast. 

^)  Er  wird  später  (Z.  8:3)  Sohn  der  (lotliru  genannt;  mit  ihr,  der 
eigenen  Schwester,  haben  die  Drillinge  ihn  gezeugt;  s.  Kap.  70. 


128  II,  36.    Einer  und  Tuir  Glesta. 

Sclileudei'stein  üiitsamt  einem  Schluck  Blut  aus  dem  Leibe. 
Aber  nun  weigert  er  sich,  das  Lager  mit  dem  Leib  zu  teilen, 
an  dem  er  gesogen,  und  übergibt  sie  Lugaid  Riab  n-Derg: 
auch  ist  sie  es  zufrieden,  wenn  sie  nur  CüChulainn  vor  Augen 
habe.    Sie  gebiert  dann  Lugaid  Kinder. 

2.  (17—26).  An  einem  Wintertag  haben  die  Männer 
einen  großen  Schneeblock  geformt.  Die  Frauen  steigen  hinauf 
und  verabreden,  jede  ihr  Wasser  darauf  zu  lassen;  die.  bei 
der  es  hindurchdringe,  könne  einen  Mann  am  besten  be- 
friedigen (umfangen).  Da  es  keiner  gelingt,  wird  auch  Derb- 
forgaill  dazu  aufgefordert  und  läßt  sich  nach  einigem  Sträuben 
dazu  bewegen.  Und  siehe!  ihr  Wasser  schlägt  bis  auf  den 
Erdboden  durch.  Eifersüchtig  beschließen  die  andern  Frauen, 
ihr  Augen,  Nase,  Ohren  und  Haarflechten  auszureißen.  So 
verstümmelt  tragen  sie  sie  in  ihr  Haus. 

o.  (26 — 93).  CüChulainn,  der  mit  Lugaid  auf  dem  Hügel 
über  Emain  steht,  wundert  sich,  daß  Schnee  auf  Derbforgaills 
Dach  liegt,  und  Lugaid  schließt  daraus,  daß  sie  im  Sterben 
liegen  müsse.  Sie  eilen  hin,  aber  die  entstellte  Derbforgaill 
verschließt  ihnen  das  Haus  und  nimmt  in  einem  langen  Lied 
von  ihnen  Abschied;  als  sie  eindringen,  hat  sie  das  Leben 
bereits  verlassen.  Bei  ihrem  grausigen  Anblick  stirbt  auch 
Lugaid  alsbald. 

4.  (94 — 122).  CüChulainn  geht  nun  in  das  Haus,  in  dem 
die  Frauen  sind,  und  wirft  es  über  ihnen  zusammen,  so  daß 
150  Fürstinnen  umkommen,  i)  Er  preist  in  einem  Lied  das 
Andenken  von  Derbforgaill  und  Lugaid,  gräbt  ihnen  ein  Grab 
und  pflanzt  einen  Stein  darauf. 

Kap.  36.    Emer  uud  Tuir  Olesta. 

Die  kurze  Erzählung-  findet  sich  jetzt  nur  —  ohne  Titel  —  in 
K.  Ir.  Ac,  i).  4.  2  (um  1300),  fol.  84v.  b,"^)  stand  aber  auch  in  der  seit 
1841  verschollenen  Handschrift  von  Edinburg-,  Advocates'  Library  XXXII.  ■') 

*)  Die  zwei  jüngeren  Handschriften  fugen  hinzu,  nur  wenige  seien 
bis  Äth  Bannslechta  („Furt  des  Weiberfällens'')  geflohen,  dort  aber  von 
i'üOhulainn  eingeholt  uud  erschlagen  worden. 

■^)  Darnach  hgg.  und  die  Prosa  übers,  von  K.  Meyer,  B.V  (3,  1<S4  unter 
dem  Titel:  Äülied  Emere  le  Tuir  n-Glesta  mac  r\g  LocMnintie  „Entweichen 
von  Emer  mit  Tuir  Glesta,  dem  Sohn  des  Königs  von  Skandinavien". 

^)  Siehe  MacLiiinons  Katalog  S.  218. 


11,  37.    ForfeH  Fer  Fnlchae.  429 

Viel  älter  als  jenes  wird  sie  nicht  sein .  ist  jedenfalls  nicht  über  das 
12.  Jahrhundert  hinaufznriicken.  So  fehlt  sie  anch  in  beiden  Saj^enlisten. 
Sehr  beliebt  ist  bei  den  inselkeltischen  Erzählern  das  Helena- Motiv, 
daß  die  Fran  (oder  Braut)  eines  Fürsten  oder  Helden  mit  einem  andern 
davong-eht  und  irgendwie  zurückgewonnen  wird.  In  Irland  ist  .später  am 
bekanntesten  die  Geschichte  von  Diarmait  und  Grainne,  der  jungen  Frau 
des  alten  Finn  (s.  Teil  III).  Aber  ähnliche  Erzählungen  fehlen  auch  im 
Ulter  Sagenkreis  nicht  (vgl.  oben  Kap.  25  1,  unten  41  A.  44.  74),  um  von 
den  berühmten  Beispielen  der  britannischen  Sage,  der  komischen  von  Isolt, 
König  Marc  und  Tristan  oder  der  kymrischen  von  Guanhumara,  König 
Arturus  und  Modredus ')  zu  schweigen.  Aber  erst  spät  hat  man  gewagt, 
das  auf  die  durch  ihre  Treue  ausgezeichnete  Gattin  OüOhulainns,  auf  Emer 
zu  übertragen.    Die  Erzählung  ist  übrigens  dürftig. 

Eines  Tages,  da  CüChulainn  mit  Lseg  auf  der  Vogeljagd 
bei  Träig  Baile  und  Sliab  Breg  (Bregia- Gebirge)  abwesend 
ist,  kommt  Tiiir  Glesta,  der  Sohn  des  Königs  von  Skandi- 
navien (Lochlainn)^)  nach  Dün  Delgän.  Emer  verliebt  sich 
in  ihn  und  entweicht  mit  ihm  und  einer  Magd.  Er  plündert 
Mag  Muirtheimne,  Conalls  Gebiet  (Conaille)  und  das  Land 
von  Subaltach  mac  Roig^)  und  fährt  mit  seinem  Raub  nach 
der  Insel  Man,  den  Hebriden  und  nach  Dün  Monaig. 4)  Cü- 
Chulainn erhält  davon  Kunde,  fährt  ihnen  nach  und  fordert 
Tuir  Glesta  zum  Zweikampf.  Er  erlegt  ihn,  zerstört  seine 
Burg  und  kehrt  mit  Emer  zurück.  Mit  einem  Gedicht,  in 
dem  CüChulainn  das  Weib  mit  einem  Boote  vergleicht,  dem 
es  gleichgültig  ist,  wer  es  besteigt,  schließt  das  kurze  Stück, 


Kap.  37.    Forfes  ^)  Fer  Falchae. 
,,Der  nächtliche  Angriff  auf  die  Fir  Fälchae.'' 

Der  nächsten  CüChulainn  betreffenden  Sagengruppe  schicke  ich  die 
Besprechung  dieses  alten  Textes  voraus,  weil  er  in  gewissen  Überlieferungen 
damit  verschmolzen  erscheint  (Kap.  41 B.  42).  Alle  fünf  bis  sechs  Hand- 
schriften, die  ihn  enthalten,  gehen  mittelbar  auf  das  der  ersten  Hälfte  des 
8.  Jahrhunderts  entstammende  Buch  von  Druim  Snechta  zurück  (Teil  I 
Kap.  3).    Es  sind:  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  4.  22,  S.  45  und  50;  R.  Ir.  Ac, 


1)  Galfred  von  Monmouth  X,  13;  XI,  1.  2. 

2)  Nachher  Finn- Lochia inn,  d.  i.  Norwegen,  genannt. 
')  Dem  Vater  CüChulainns. 

*)  In  Argyll  (Schottland). 

'")  Auch  Forfeis,  Forhaü,  Forhm's. 


480  II,  37.    Forfes  Fer  Fälchae. 

23.  N.  10,  S.  70;  Brit.  Mus.,  Egerton  1782,  fol.  19r  (und  seine  Abscbrift 
Trin.ColL,  H.  1. 13,  S.  360);  Egerton  88,  fol.  11  r;  Haiieiau  5280,  fol.  63(74r'.') 
Die  Fir  Fälchae,  die  als  Fomori.  gespenstische  Eiesen,  bezeichnet 
Averdeu,  heißen  nur  im  Innern  des  Textes  so;  auch  Fir  Faal  (Abschn.  I) 
scheint  dasselbe  zu  meinen; 2)  im  Titel  hatte  offenbar  schon  die  alte  Hand- 
schrift Fer  Folge?,  vielleicht  unter  dem  Einfluß  des  irischen  Stammes- 
namens Ui  Failgi  (Offaly).  Von  einer  „Sage"  kann  man  leider  kaum  mehr 
sprechen,  da  es  der  ersten  Niederschrift  nur  darauf  ankam,  die  kunst- 
vollen, für  uns  nur  halb  verständlichen  retoric  festzuhalten.  Die  par  ein- 
leitenden Sätze  sind  nur  Notizen,  die  nicht  genügen,  uns  die  Vorgänge 
deutlich  zu  machen.  Der  Text  setzt  die  älteste  Täin  bö  Cuailnge  als 
schon  bestehend  voraus;  CüChulainn  kämpft  —  wie  dort  —  mit  dem  gai 
bolcne  und  dem  deilfhw  („Spielger").  Gerade  wegen  seiner  Schwer- 
verständlichkeit scheint  dieses  Stück  die  Fantasie  anderer  alter  Erzähler 
viel  beschäftigt  zu  haben.  Die  Fir  Falga  werden  in  Togail  bruidne  ui 
Derga  (Kap.  81  §  130)  erwähnt,  und  gewiß  sind  auch  die  Männer  a  h-insib 
FäicJie  in  einer  der  älteren  Fassungen  der  Täiu  b.  C.  (Kap.  6  §  15)  unsere 
Fir  Fälchae. 

Im  Anfang  werden  die  Fir  Falgce  mit  Fir  Manann 
„Männer  der  Insel  Man"  identifiziert,  offenbar  eine  alte 
Glosse.  Im  Übrigen  scheint  der  Anfang  verderbt")  Ein 
schneller  Vogel  ihm  gribb;  oder  ,, Vogel  Greif"?)  überbringt 
den  Ultern  eine  honigsüße  Blume  und  tut  ihnen  damit  etwas 
kund  (das  Nahen  der  Fir  Fälchae?  Oder  ist  sie  ein  Zeichen 
aus  dem  Land  der  Fir  Fälchae'?),  Da  geht  CüChulainn  hin 
und  vollführt  die  forfes  Fer  Fälchae,  besiegt  die  Fir  Fäl  (so!) 
alle  in  Einzelkämpfen  und  gerät  so  schließlich  an  ihren  König 
Get.  Dazu  singt  der  Ulter  Airnbertach,  der  im  Haus  (des 
Königs?)  war,  einen  retorischen  Spruch.  An  diesen  schließen 
sich  eine  Reihe  weiterer  retoric  an,  die  durch  kurze  Sätzchen 
verschiedenen  Personen  in  den  Mund  gelegt  sind.  Doch 
standen  diese  offenbar  ursprünglich  am  Rande  und  sind  wohl 
schon  im  Buch  von  Druim  Snechta  zum  Teil  an  die  falsche 
Stelle  geraten.    Zuerst  scheint  Get  die  Schwere  des  Kampfes 

1)  Nach  allen  Hss.  von  mir  hgg.,  Zu  ir.  Texten  I,  53;  nach  Eg.  1782 
mit  Varianten  aus  Harl.  und  Eg.  88  auch  von  K.  Meyer,  ZCP  8,  564. 

■^)  Dann  ist  Fäl-Chac  zu  trennen.  —  Vgl.  auch  in  dem  Text  Cath 
Maige  Tured  (ZCP  12,403)  die  Stelle:  Bid  olc  de  cuanaib  fal  fomoiri 
fo  tuili. 

')  Isl-side  foillsigthi  stimmt  nicht.  Eher  als  foillsigthi  in  -tlte  zu 
ändern  ist  vielleicht  isisi^e  zu  streichen,  so  daß  sich  foillsigthi  auf  fer 
Falgce  bezieht. 


II,  88.    r)innse)ichas  von  Aileoh.  —  HD.  Aid<Ml  (,'onRoi  f.  4^1 

ZU  schildern.  Dann  klagt  seine  Frau,  daß  er  sich  schlecht 
für  sie  schlage.  Er  erwidert,  daß  CüC/hulainn  ihn  mit  dem 
gce  holcae,  dem  Schwert,  dem  cleittine  bezwinge.  Und  am 
Schluß  dürfte  CüCUiulainn  die  Niederlage  der  Fir  Fälrhae 
besingen,  die  er  mit  Cü-Raui's  Blut -Grab  vergleicht  (eine 
Anspielung  auf  die  ('üRoi-Sage,  Kap.  39  ff.). 


Kap.  88.    Diniisenchas  von  Ailech. 

Nur  die  Prosa  des  jüngsten  Dinn«enchas  (C)*)  fügt  zu  älteren  Ety- 
mologien von  Ailech  noch  die  folgende  hinzu,  die  an  die  Fir  Falgce  an- 
knüpft. 

Frigrenn  mac  Rubae  Ruaid  meic  Didoil  von  den  Fomuiri 
der  Fir  Falga  ließ  durch  seine  Pferde  (eck)  Steine  {ail) 
führen,  um  die  Burg  zu  bauen;  seine  Tochter  hieß  Bäine, 
sein  Diener  Tairbert,  sein  Sohn  Bernas.  Daher  die  Orts- 
namen Ailech  Frigrenn,  Onoc  m- Bäine,  Snäm  Maige  Tairbirt 
und  Bernas  Tire  iEda. 


Kap.  39.    Aided  ConRoi  1. 
„CQRoi's  Tod"  I. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  einer  Sagengruppe,  die  neben  der  Täin  bö 
Cuailnge  zu  den  ältesten  Bestandteilen  des  CüChulainn- Kreises  gehört; 
denn  sie  wird  schon  in  Forfes  Fer  Fälchae  (Kap.  37) ,  also  in  der  ersten 
Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  erwähnt.  Wie  andere,  knüpft  sie  an  Trümmer 
einer  alten  Burg  an,  aber  diesmal  handelt  es  sich  um  den  irischen  Süd- 
westen. Dort  in  der  Grafschaft  Kerry  ist  auf  einem  hohen  Bergvorsprung 
in  den  Slieve  Mish  (Slemish)  Mountains  der  Kest  einer  gewaltigen  aus 
Steinen  geschichteten  Steinmauer  erhalten,  einer  vorgeschichtlichen  Be- 
festigung.'^) Die  zum  Teil  zu  Tal  geglittenen  Steine  machten  den  Ein- 
druck, als  ob  sie  ein  Riese  hinabgeschleudert  hätte;  so  wurde  ihr  ehe- 
maliger Besitzer  ein  Steinewerfer.  An  der  Höhe  entspringt  der  Finngla(i)s 
(„Weißbach")  und  ergießt  sich  nordwärts  in  den  Meerbusen  von  Tralee. 

Jene  Feste  führte  den  Namen  Cath{a)ir  ConRoi  (in  Forfes  Fer 
Fälchae  noch  ConBaui)  maic  Däiri  „Stadt  von  CüRoi  mac  Däiri",  heute 
Caher  Conree.     Als   ihr  Inhaber   war   ein   halb   dämonisches  Wesen  mit 


0  ^SS-  u-  übers,  von  Stokes,  RO  16,  41. 

2)  Beschrieben  und  fotografiert  von  Lynch,  The  Journal  of  the  R. 
Society  of  Antiquaries  of  Ireland,  5*^  Series,  Vol.  20  (1899),  S.  5. 


432  II,  39.    Aidert  ConRoi  „CTiPxoi's  Tod"  I. 

Zauberkräften  gedacht,  die  es  auch,  als  es  in  der  Heldensage  etwas  ver- 
menschlicht wurde,  nicht  verlor. i)  Da  in  jener  Gegend  die  Erainn  und 
die  nicht  deutlich  von  ihnen  unterschiedenen  Clann  Dedad  (oder  Dedaid) 
„Kinder  Deda's  (oder  Dedad's)"  siedelten,  wurde  CüRoi  von  der  späteren 
Sage  als  ihr  Fürst  angesehn  und  genealogisch  mit  ihnen  verknüpft; 
manchmal  erscheint  er  auch  als  König  von  West -Munster  oder  von 
Munster  überhaupt  und  wird  als  gewaltiger  Seeheld  vorgestellt.  Da  nach 
der  alten  Sage  selbst  der  größte  (Jlter  Held  CüChulainn  ihm  nicht  ge- 
wachsen ist,  sondern  nur  durch  List  über  ihn  Meister  wird,  benützen  die 
Sagenerzähler  ihn  oft,  wenn  es  sich  darum  handelt,  eine  auch  von  den 
Ultern  geiürchtete  und  anerkannte  Respektsperson  aufzuführen;  nur  sehen 
sie  in  der  Regel  darauf,  daß  er  nie  mit  CüChulainn  in  Kampf  gerät,  da 
sonst  ihr  Lieblingsheld  unterliegen  müßte;  vgl.  oben  Kap.  6  §  76  und  8  II 
(CüRoi  als  Steineschleuderer) ,  unten  Kap.  45  und  47.  Von  den  ver- 
schiedenen Bearbeitern  der  Sage  zeigen  die  einen  Bekanntschaft  mit  der 
Gegend,  andere  nicht. '^) 

Von  den  älteren  Gestaltungen  der  Sage  ist  uns  leider  nur  eine  er- 
halten —  und  diese  in  jämmerlichem  Zustand  —  in  der  Handschrift  Brit. 
Mus.,  Egerton  88  (16.  Jh.)  fol.  10 r.^)  Der  törichte  Schreiber  hat  den  ihm 
oft  dunkeln  Text  durch  willkürliche  ortografische  Spielereien  und  durch 
Wortkürzungen  fast  unverständlich  gemacht.  Ich  habe  ZCP  9, 190  (vgl.  335 ; 
10,  424)  versucht,  ihm  einigermaßen  die  ursprüngliche  Gestalt  wiederzugeben 
und  ihn  zu  übersetzen;  aber  Einzelnes  bleibt  dunkel,  zumal  in  dem  über- 
kuappen,  notizen artigen  Stil  jedes  Wort  wichtig  ist.  Seiner  Fassung  nach 
gehört  er  der  älteren  Periode  (8. — 9.  Jahrhundert)  an;  ein  Artikel  in  Cormacs 
Glossar  (585  fir)  spielt  auf  ihn  an.*j  In  der  Handschrift  führt  er  den  Titel 
Adaigh  (d.  i.  Aided)  ConBui  „CüRoi's  (gewaltsamer)  Tod" ;  in  der  Liste  A 
heißt  er  Täin  teora  n-Erc  Echdach  (Fehler  für  Echdi)  „das  Wegtreiben 
der  drei  Gescheckten  Echde's".  Ob  der  Titel  am  Ende  von  Liste  B: 
Orgain  Cathrach  ConBoi  „Zerstörung  von  Cathair  ConRoi"  unsere  Fassung 
der  Sage  oder  eine  andere  meint,  ist  nicht  zu  ersehen. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  entsprechen  den  Paragrafen  meines 
Herstellungsversuchs. 

1.  (1 — 4).  Die  Ulter  in  Emain  Macha  sehen  einen  Mann^) 
über  die   Ebene   kommen,   der   Bläthine  („Blümchen"),   die 


^)  LL  50  a,  das  die  alten  casliöir  „Burgenbaumeister"  aufzählt,  nennt 
als  den  von  Caher  (^onree  Cmgdorn  („Heldenfaust"). 

2)  tj'ber  die  ganze  CüRoi -Sage,  auch  über  ihre  früheren  Deutungen 
hab  ich  ZCP  9,  189  gehandelt  (Nachträge  ebd.  335;  10.  423  f.).  Vgl.  auch 
Baudis,  CüRöi  and  CüChulinn,  Eriu  7,  200. 

3)  Hgg.  von  Best,  Eriu  2,  32  —  34. 

*)  Nach  der  ursprünglichen  Lesart  (Festschrift  Windisch  S.  37):  „Das 
war  das  Aussehen  der  Erca  von  Echde  Echbel  aus  Schottland:  weiße  rot- 
ohrige  Kühe."  GBL  hat  den  Artikel  mit  Benützung  unseres  Textes  er- 
weitert (s.  ZCP  9,  228  f.). 

'•')  Einen  fer  eqen  (oder  edlen)  caill,  fer  ecen  caiU,  was  nicht  erklärt  ist. 


II.  H9.    Aided  ConRoi  „(TiRoi's  TofV'  I.  43^^ 

Tochter  Concliobors,  verlangt  und  mit  ihrem  (des  Mädchens) 
Willen  davonführt.  Sie  liebte  aber  der  Zauberer  CüRoi  niac 
Däire,  und  nur  er  wußte,  daß  der  Entführer  Echde  Echbel 
(„Pferdelippe")  war.  Dieser  wohnte  in  Aird  Echdi^)  und  be- 
saß drei  schöne  Kühe,  die  Erca  Echdi  ,.Echde's  Gescheckte*', 
die  er  zusammen  mit  dem  Gürtel  von  Uar  Galmär  („dem 
tapferen  Kalten")  und  mit  dem  fidchell  des  Sohnes  Salomos 
aus  der  „großen  Welt"  erbeutet  hatte.  Sie  gaben  täglich 
60  sextarii  Milch  in  einen  kupfernen  Kessel,  der  als  ihr  Kalb 
bezeichnet  wird. 2)  Sie  pflegten  nach  der  irischen  Küste,  nach 
Seimne  und  Lathairne  (Magee  und  Larne)  hinüberzuschwimmen 
und  das  dortige  Land  abzuweiden.  Das  verdrießt  die  Ulter; 
sie  wollen  die  Kühe  einschließen,  aber  sie  entkommen,  und 
die  Ulter  folgen  ihnen  zu  Echde's  Turm.  Aber  Alle  werden 
dort  erschlagen  (im  Kampf?)'')  außer  Conall  (Cernach)  und 
Lsegaire  (Buadach).  CüChulainn,  der  bisher  nicht  hinüber- 
gefahren war,  entschließt  sich  endlich  dazu.  In  sein  Schiff 
steigt  auch  ein  unscheinbar  (bäurisch)  gekleideter  junger 
Mann  ein  (es  ist  der  verkleidete  CüRoi).  Drüben  werden  sie 
drei  Abende  bewirtet  (erkennt  sie  Echde  nicht?).  Als  Echde 
eingeschlafen  ist,  machen  sich  die  Ulter  mit  dem  Mädchen, 
den  Kühen,  dem  Kessel  und  andern  Schätzen  davon.  Aber 
Echde  verfolgt  sie  übers  Meer,  und  sie  versprechen  dem  jungen 
Mann  die  ganze  Beute,  wenn  er  ihn  abwehre.  Der  springt 
aus  dem  Schiff,  und  Echde  fällt  durch  ihn  (auf  unklare  Weise). 
2.  (5 — 7).  In  Irland  bitten  die  Ulter  den  jungen  Mann, 
ihnen  die  Kühe  und  das  Mädchen  auf  ein  Jahr  zu  lassen,  und 
zweimal  wird  dann   dieselbe  Bitte  wiederholt  und  bewilligt. 

1)  Aird  Eduli  oder  besser  Echde  ist  das  'Enifiiov  axfjov  bei  Ptole- 
mäus  3,  1.  8  auf  der  schottischen  Halbinsel  Mnll  of  Cantire  (Kintyre),  so 
genannt  nach  dem  dort  ansässigen  Stamm  der  Enldioi  (s.  K.  Meyer,  Sitz.- 
Ber.  der  Berliner  Akademie  XXV  (1913)  445,  vgl.  ZOP  10,423;  12,307). 
Aus  diesem  Ortsnamen  ist  der  Name  von  Echde  Echbel  geschaffen;  seineu 
Beinamen  teilt  er  mit  einem  oft  genannten  Ulter  Errge  Echbel  (Täin  b.  C, 
ed.  Windisch,  S.  685  A.  7),  der  selber  aus  dem  Hügelnamen  BrT  Errgi 
hervorgewachsen  war. 

'^)  Hier  schiel)t  die  Handschrift  einen  Abschnitt  des  unmittelbar 
folgenden  Textes  (Kap.  42)  ein,  worin  iliese  Kühe  mit  den  in  Sia- 
burcharpat  ConCulainn  (Kap.  63)  genannten  identifiziert  werden. 

•^)  Die  Übersetzung  ist  hier  unsicher. 
Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König-sag-e.  28 


434  II,  39.    Aided  CoiiRoi  „CuRoi's  Tod"  I. 

Aber  am  Ende  des  dritten  Jahres  verweigern  sie  die  Aus- 
lieferung überhaupt.  Da  nimmt  er  auf  eigene  Faust  Kühe, 
Kessel  und  Mädchen  und  macht  sich  davon.  Der  verfolgende 
CüChulainn  springt  über  den  Henkel  des  Kessels,  den  er 
trägt,  wird  aber  viermal  von  ihm  weggeschleudert,  tief  in 
die  Erde  hinein,  so  daß  er  zuletzt  bis  an  die  Achseln  darin 
steckt.  CüRoi  bringt  seine  Beute  nach  Cathair  ConRoi.  Die 
ungemolkenen  Kühe  lassen  ihre  Milch  fließen,  so  daß  dort 
daraus  ein  Kraut  Bö-Eirne  hervorwächst. 

3.  (8 — 11).  Ferchertne,  der  ßi  von  CüRoi,  kommt  nach 
Ulster  und  führt  in  Folge  einer  ailges^)  den  Liath  Macha 
(CüChulainns  Pferd)  davon.  Als  er  nach  einem  Monat  wieder- 
kehrt und  man  vor  ihm  Midchuairt  von  Ulster-)  und  den 
dortigen  König  und  die  Königin  preist,  erwidert  er  (in 
retorischer,  verderbt  überlieferter  Sprache),  CüRoi,  der  König 
der  Flut,  übertreffe  sie  alle;  denn  er  habe  die  drei  Erca 
Echde's.  So  erfährt  man,  daß  CüRoi  jener  junge  Mann  ge- 
wesen ist,  und  CüChulainn  geht  in  Gestalt  eines  aussätzigen 
Bettlers  nach  Cathair  ConRoi  und  weiß  Bläthine  zu  bereden, 
ihren  Mann  zu  verraten.  =^)  Dieser  hatte  ihr  anvertraut,  daß 
in  einem  Salm,  der  jedes  siebte  Jahr  eine  benachbarte  Quelle 
aufsuche,  ein  goldener  Apfel  (oder  eine  goldene  Kugel)  stecke, 
in  dem  sich  seine  (CüRoi's)  Seele  befinde;  der  könne  mit 
seinem  Schwert  gespalten  werden.  Als  der  Salm  sieben  Jahre, 
nachdem  CüChulainn  sie  besucht  hat,  sich  zeigt,  fängt  sie  ihn. 

4.  (11 — 12).  In  dieser  Nacht  kommen  die  Ulter  nördlich 
von  Cathair  ConRoi  gezogen.  CüRoi  Avehrt  sie  mit  Steinen 
ab.  Aber  sein  Schwert  wird  ihm  entwendet  (gewiß  von 
Bläthine,  und  CüChulainn  spaltet  vermutlich  damit  den  Apfel 
im  Salm).  Alsbald  verliert  CüRoi  seine  Stärke  und  warnt, 
Geheimnisse  AVeibern  anzuvertrauen.  CüChulainn  erschlägt 
ihn,  und  man  führt  die  Beute  davon.  Aber  zwei  von  CüRoi's 
Leuten   nehmen  Rache   für   ihn.     Sein   Wagenlenker   Luach 

')  Unabschlägliche  Bitte,  s.  obeu  S.  69. 

-)  Eine  Verwechslung  von  Tech  Midclmarta,  der  Festhalle  des  Ober- 
königs von  Irland  in  Teinair,  mit  Crwhruad .  der  Halle  Conchobors  in 
Emain. 

^)  Nebenbei  wird  berichtet,  daß  CüRoi  in  einem  kupfernen  Schiff 
Albion  und  die  Inseln  bis  zur  „großen  Welt"  hin  zu  brandschatzen  pflegte. 


II,  4i).    Anna  ConRoi  „Die  Toteiiklntfc  niii  (.'uRoi".  435 

Mor  (oder  Luagmör)  spiiiigt  auf  den  Wagen  von  Concliobors 
Sohn  Coiipre  und  jagt  mit  ihm  über  einen  Felsen  hinunter, 
so  daß  beide  umkommen.  Wie  CüRoi's  Dichter  Ferchertne 
zu  Bläthine  gebracht  wird,  durchbolirt  er  ihre  Brust  mit 
einem  detine  (Spiel -Ger)  und  wird  selber  sofort  nieder- 
gemacht. Ihr  Doppelgrab  ist  an  der  Shannon -Mündung 
{Liiiwnech). 


Kap.  40.    Amra  ConRoi. 
„Die  Totenklage  um  CüRoi.'' 

Auch  dieser  Text  ist  alt.  Daß  er  um  900  vorhaudeu  war.  ergibt 
sich  daraus,  daß  Cormacs  Glossar  zweimal  aus  ihm  schöpft,  s.  v.  1267 
usarb,  wo  Amra  ConRoi  direkt  j^eiianut  ist,  und  1088  rucht,  wo  Ferchertne 
als  Sprecher  bezeichnet  ist.  0  Vermutlich  ist  er  aber  bedeutend  älter,  da 
einige  Sprachformen  in  die  erste  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  weisen.-)  Er 
findet  sich  selbständig  in  dem  Sammelband  Trin.  Coli.  (Dublin;  H.  3.  18, 
S.  49  —  hier  durchgehend  glossiert  —  und  ist  —  ohne  die  Glossen  —  in 
die  Erzählung  von  Kap.  42  aufgenommen  worden  (GBL  und  Eg.  88).') 

Es  ist  die  Totenklage,  die  der  ßli  Ferchertne  um  seinen  erschlagenen 
Herrn  CüRoi  hält  in  hochretorischer  Sprache.  Leider  ist  sie  für  die 
Kenntnis  der  Sage  ganz  unausgiebig,  da  sie  fast  nur  aus  einem  Ver- 
zeichnis der  Geschenke  an  Land,  an  Pferden,  Vieh,  Gerätschaften  usw. 
besteht,  die  Ferchertne  von  CüRoi  erhalten  hat.*)  So  ist  sie  geradezu  ein 
altirischer  Warenkatalog,  aber  in  sehr  gekünstelter  Sprache,  worin  z.  B. 
die  Armringe  als  „Halsbänder  des  Oberarms"  bezeichnet  sind.  Nur  im 
Anfang-  wird  das  Weib  verwünscht,  das  ins  Land  gekommen  ist,  und 
sieht  Ferchertne  seinen  baldigen  Tod  voraus,  und  am  Ende  finden  sich 
ziemlich  dunkle  Anspielungen  auf  Conchobor  und  CüChulainn.  CüRoi 
fällt  durch  die  Schuld  seines  Weibes  „ohne  Hund,  ohne  Waffe".  CüChulainn 
scheint  mit  ihm  um  die  //;•  Ochaine  „Männer  von  Ochaine"^)  zu  kämpfen, 
womit  nach  einer  Glosse  die  kleinen  Handgötter  (läimdei)^^  g-emeint  sein 
sollen,  die  zugleich  mit  dem  Mädchen  gebracht  worden  seien. 


1)  Vielleicht  stammt  auch  der  Artikel  1167  mim  daher. 

2)  Siehe  Pokorny,  ZCP  13,  110  f. 

3)  Nach  H.  ö.  18  mit  Lesarten  aus  beiden  andern  Hss.  hgg.  von  Stokes, 
Eriu  II,  1  (ohne  tJbersetzung) ;  nach  GBL  von  Best,  ebd.  28. 

*)  Darunter  auch  „Gefangene  (Beute)  von  den  Feinden  Babylons  (der 
in  Babylon  wohnenden  Feinde)". 

5)  Ochaine  ist  ein  Hügel  in  der  Nähe  von  Dundalk,  der  in  der  Täin 
bö  Cuailnge  erwähnt  wird  (Kap.  6  §  38.  39  Z.  1101.  1274). 

«)  So  werden  im  Saltair  na  Rann  3016.  3026.  3037  die  Teraphim  der 
Rachel  genannt. 

28* 


436  II,  41.    Andere  Fassungen  der  CiiRoi-Sa^e. 

Kap.  41.    Andere  Fassungen  der  CüRoi-Sage. 

Der  völlige  Mangel  einer  Einkleidung",  mit  dem  die  Amra  ConRoi 
auftritt,  setzt  voraus,  daß  die  Sage  allgemein  bekannt  war.  In  der  Tat 
haben  wir  Spuren  und  Reste  von  andern  Fassungen  als  der  in  Kap.  39 
besprochenen. 

A 

Die  Sagenlisten  A  und  B  haben  den  Titel:  Aithed  Bläthnaite  mgitie 
Fuill  maic  Fidaig  la  CoinCulainn  „das  Entweichen  von  Bläthnat,  der 
Tochter  von  Pol!  (Puill?)  mac  Fidaig,  mit  CüChulainn".  Die  Frau  heißt 
also  hier  Bläthnat  (Deminutiv  von  bläfli  „Blume')  wie  in  B,  ihr  Vater 
aber  Poll  (oder  Puill  ?)^)  mac  Fidaig-,  und  sie  geht  mit  CüChulainn  davon, 
wohl  von  CüRoi.    Einen  sicheren  Rest  dieser  Fassung  besitzen  wir  nicht. 

B 

In  einer  andern  Fassung  war  die  Sage  mit  Forfes  Fer  Fälchae  (Kap.  37) 
verschmolzen.  Das  Weib  war  hier  die  entführte  Tochter  des  Königs  der 
Fir  Fälga  und  auch  die  Kühe  wurden  dort  erbeutet;  aber  der  König  hiej^ 
nicht  Get,  wie  im  alten  Text,  sondern  Menn,  und  die  Kühe  nicht  Erca 
Echdi,  sondern  Erca  luchna.'-) 

Diese  Gestaltung  wird  schon  von  Fled  Bricrenn  (Kap.  45)  voraus- 
gesetzt. Dort  erscheint  als  CüRoi's  Frau  Bläthnat,  Tochter  von  Menn, 
dem  König  der  Insel  (oder  Inseln)  der  Fir  Falga  (§  79.  89  Windisch). 

Das  fälschlich  Cinsed  ua  h-Artacäin  zugeschriebene  Gedicht  berichtet 
zwar  von  CüRoi's  Tod  nur:  „CüRoi's  Grab  [ist]  auf  Sliab  Mis",^)  aber 
daneben:  ,,Die  M'ca  luchna's,  energisches  Vieh,  bei  ihrer  (seiner?)  Zer- 
störung (Eroberung?)*)  fiel  Luan  {Luar  Eg.  1782)."  Darnach  muß  ein 
Krieger  Luan  oder  Luar  in  dieser  Fassung  eine  Rolle  gespielt  haben;  der 
späte  Kommentator  in  Egertou  1782  fügt  hinzu:  „Auf  der  Forbais  Fer 
Falga  ist  Luar  gefallen  wegen  Menn's  Kessel  und  Bläthnat  und  der  drei 
Erca  luchna's". 

Sie  ist  noch  im  12.  Jahrhundert  bekannt  gewesen;  denn  auf  ihr  fußt 
auch  der  Verfasser  des  älteren  Prosa -Dinnsenchas  (nur  in  Ba  erhalten), 
indem  er  sie  zu  einer  —  selbsterfundeneu  —  Etymologie  des  Bachnamens 
Finnglais  (bei  Caher  Conree)  benutzt.^')    Er  berichtet  folgendes: 

')  Siehe  zu  diesem  Namen  eine  Vermutung  ZCP  9,  213. 

'^)  Über  diesen  Namen,  der  dem  irischen  Ortsnamen  Adarca  luchna 
„luchna -Hörner"  (in  Leinster)  entnommen  ist,  s.  ZCP  9,  224  f.  Wie  er  in 
der  Erzählung  motiviert  war,  wissen  wir  nicht. 

«)  RC  23,  30t>.  319.  324. 

♦)  oca  togaü,  oca  thogail  die  Hss.  ebd.  306.  320.  325.  War  luchna 
als  Name  einer  Burg  gebraucht? 

'")  Hgg.  u.  übers,  von  O'Grady,  Silva  Gadelica  I,  482.  530;  von  mir 
Z(JP  9,  198,  vgl.  33H.  t'ber  die  Umgestaltung  im  jüngeren  Dinnsenchas  (C) 
s.  Kap.  42. 


II,  41.    Dinnsenchas  Fiiingiais.   —  Briuna  Ferchertue.  437 

Blathnat,  die  Tocliter  von  Menii.  dem  König  der  Fir 
FalgaJ)  war  die  Frau  CüRoi's  und  die  Geliebte  CüChulainns. 
Sie  bestellte  CüOhulainn  mit  den  Ultern  auf  samuin  (den 
1.  November),  damit  er  Rache  nähme  für  die  drei  Erca 
luchna's  und  den  von  den  Kühen  stets  mit  Milch  gefüllten 
Kessel,  die  bei  der  Forbais  Fer  Falga  erbeutet,  aber  von 
CüRoi  mitgenommen  worden  waren;  auch  dafür,  daß  CüRoi 
ihm  mit  dem  Schwert  das  Haar  abgeschoren  und  den  Kopf 
mit  Kuhmist  eingerieben  hatte.  2)  Sie  schüttete  dann  die 
Milch  der  Kühe  (als  Zeichen  für  die  Ulter)  in  den  Bach 
(der  darnach  Finnglais  ,, Weißbach"  heißt);  da  erstürmten 
diese  die  cathair  und  töteten  CüRoi.  In  der  angehängten 
Schlußstrofe  wird  dieser  Kampf  „ein  Hinlagern  von  Hunderten 
im  Tal"  genannt. 

C.   Brinna  Ferchertne. 
„Ferchertne's  Traumrede." 

In  der  Oxforder  Handschrift  Land  610  (15.  Jh.)  fol.  117  f.  findet  sich 
allerlei  über  CuRoi  zusammengestellt,  aber  nicht  erst  vom  Schreiber  der 
Handschrift,  da  die  Sammlung  schon  in  dem  Text  von  Kap.  42,  also  wohl 
im  12.  Jahrhundert  benutzt  worden  ist.  Das  Hauptstück  (fol.  117  v)  ist 
ein  Gedicht  von  30  Strofen,  betitelt  Brinna  Ferchertne  iriana  codlud 
„Ferchertne's  Traum  (Traumrede)  in  seinem  Schlaf". ^^  Aber  nur  Str.  1 
und  34  —  36  haben  Visionscharakter;  darin  sieht  Ferchertne  (der  ßi 
CüRoi's)  ganz  vage  den  (künftigen)  Kampf  von  CüChulainn  und  CüRoi 
mac  Däire,  die  drei  Frca  Edidai  (wie  in  Kap.  39),  Boote  auf  den 
Wassern,  die  Zerstörung  des  großen  Hauses. 

Offenbar  in  dieses  ältere  Gedicht  eingeschoben,  das  allein  dem  Titel 
entspricht,  ist  eine  Erzählung  Str.  2  —  33,  die  in  der  3.  Person  des 
Präteritums  berichtet,  also  keine  Vision  darstellt.  Auch  heißen  die  Kühe 
hier  nicht  Erca  Echdai,  sondern  Erca  luclina  [Str.  12,  luehba*)  Str.  4j. 
Da  diese  Erweiterung  auf  dem  Dinnsenchas  von  Finnglais  fußt  und  von 
dem  Text  Ivap.  42  schon  benutzt  worden  ist,  gehört  sie  ins  12.  Jahr- 
hundert.    Sie   entnimmt   dem  Dinnsenchas   die  Schlußstrofe   mit   leichter 

*)  Eine  Glosse  identifiziert  Falga  mit  den  Hebriden  statt  mit  Mau, 
wie  im  alten  Text. 

2)  So  war  also  die  Szene  mit  dem  Abschütteln  CüChulainns  (Kap.  39, 2) 
in  dieser  Fassung  ausgemalt. 

■)  Hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  ZCP  3,  40.  Über  die  Bestandteile 
des  Gedichts  und  Besseruugsvorschläge  s.  ZCP  9,  202, 

*)  Zu  dieser  Namensform  s,  ZCP  9,  205. 


to8  II,  41.    Briiiua  Ferchertne  „Ferchertue's  Traum  rede". 

Umbildung  (Str.  8)  ^ '  und  will  das  ,.große  Morden"  bei  CüRoi's  Tod  aus- 
malen. Ihr  Muster  ist  deutlich  die  Täin  bö  Cuailnge,  nur  daß  diesmal  die 
Ulter  es  sind,  die  in  Feindesland  eindringen  und  dort  mit  den  Erainn  die 
schwersten  Kämpfe  zu  bestehen  haben;  Cüßois  Sohn  Lugaid  spielt  dabei 
ungefähr  die  Rolle  von  CüChulainn  in  der  Täin.  Der  Verfasser  muß  aber 
außer  dem  Dinnsenchas  noch  andere  Quellen  gehabt  haben;  wie  in  Kap.  39 
rächt  der  Wagenlenker  seinen  Herrn  (nur  unter  anderm  Namen)  und  bringt 
Ferchertne  die  verräterische  Bläthnat  (so,  nicht  Bläthine)  um.  Ob  das 
etwa  aus  Fassung  B  geschöpft  ist,  läßt  sich  nicht  ersehen;  der  Bericht 
über  das,  was  CüRoi's  Tod  vorausging,  ist  zu  kurz  und  unbestimmt.  Die 
Rache  der  Erainn  selber  ist  sicher  Erfindung  unseres  Dichters.  Vielleicht 
hat  er  von  der  älteren  Sage  (außer  dem  Dinnsenchas)  nur  undeutliche 
Kunde  besessen.  Der  Inhalt  des  sehr  abgerissen  erzählenden  Gedichts  ist 
folgender: 

Die  Erainn  nehmen  mit  vielen  Kämpfen  ein  Fünftel  von 
Irland  bis  zum  Uisnech- Hügel  in  Mide  in  Besitz.  Auf  ihrem 
Zuge  nach  Emain  Macha  übernachten  sie  in  Temair.  (.'üKoi 
erschlägt  (den  Ulter)  Fliuchna.  treibt  die  Erca  luchna  fort 
und  entführt  Bläthnat  dem  CüChulainn.  2)  Ein  Jahr  sucht 
dieser  in  der  Stille,  bis  er  CüRoi's  cathair  erkundet  hat. 
Bläthnat,  Menn's  Tochter,  verrät  ihren  Mann  CüRoi.  Sie 
bindet  (während  ei'  ..schläft)  sein  Haar  an  Geländern  und 
Pfosten  fest;  aber  als  er  dann  (beim  Überfall  der  Ulter)  auf- 
springt, tötet  er  doch  nocli  250  Feinde  und  verwundet  fünfzig, 
bis  er  von  CüChulainn  mit  seinem  eigenen  Schwert  erschlagen 
und  von  sechs  Männern  fortgetragen  wird.  Die  Ulter,  die 
die  Erca  luchna  Avegtreiben  wollen,  werden  zuerst  von  ein- 
zelnen Mannen  CüRoi's  eingeholt.  Der  alte  Senfiacail  (j.Alt- 
zahn"),  der  >sarr  CüRoi's,  der  blinde  Tredornän  töten  Feinde 
zu  zwanzigen  und  fünfzigen,  bis  sie  selber  unterliegen.  Eochaid 
mac  Dar-Finn  zerschmettert  Hundert  mit  Steinwürfen  und 
liegt  unter  dem  Steinhaufen  von  Mag  Rois  begraben.  Ebenso 
verrichten  (Jairpre  Cuanach.  dei-  schließlich  im  Meer  ertrinkt, 
Clo,  Rus  mac  Dedad,  dei'  Druide  Nemthes,  Foroi,^)  Dedorn 
gewaltige  Heldentaten,  bis  auch  sie  von  der  Übermacht  der 

0  ZUP  y,  204  hatte  ich  angenommen,  diese  Strofe  sei  ein  späterer 
Einschub;  aber  sie  bildet  offenbar  eine  der  Grundlagen  des  Gedichts. 

•)  iar  (eis  fri  ctirach  codail,  entweder  „nacli  dem  Zubringen  der 
Macht  auf  des  Bootes  Haut"  oder  „nach  dem  Gastmahl  entführt  er  auf 
des  Bootes  Haut"  usw.     t'ber  eine  andere  licsart  s.  unten  S.  445  Anm.  1. 

■^)  Der  Namii  aus  der  Geschichte  von  Kap.  44. 


11,41.    Hrinna  Ferchertiie  ,.Ferchertne'.s  Traurnrede".  4-^9 

Uller  überwältigt  werden.  Der  Wagenleiiker  Iiigeilt  niac 
Riaiigabra')  jagt  mit  Cairpre  mac  Concliobair  ins  Meer. 
IjUgaid  (CfiRoi's  Sohn)  und  Laegaiie  (Buadach)  messen  sich 
im  Zweikampf;  und  da  Lsegaire  die  Ulter  auffordert,  sich 
mit  Übermacht  auf  Lugaid  zu  stürzen,  tritt  Fergus  (wie  in 
der  Täin  bö  Cuailnge)  dazwischen  und  sorgt  dafür,  daß  man 
ihm  nur  in  Zweikämpfen  entgegentritt.  So  kann  Lugaid  die 
Ulter  sechzig  Tage  aufhalten,  bis  endlich  der  ganze  Heerbann 
der  Rrainn  —  über  2000  Mann  stark  —  heranrückt  und  es 
auf  Lerg  Lechtach  (,. Gräberfeld")  zu  einer  gewaltigen  Schlacht 
kommt.  Über  ihren  Ausgang  wird  nichts  berichtet,  nur  zum 
Schluß  erwähnt,  daß  sich  das  Grab  von  Bläthnat  und  Fer- 
chertne  auf  der  Fläche  von  Cenn  Bera  befindet. 

Der  Sammler  von  CüRoi- Stoffen,  dem  wir  die  Erhaltung  des  (ledichts 
verdanken,  hat  offenbar  auch  empfunden,  daß  die  Ursache  von  CuRoi's 
Tod  in  diesem  zu  unvollkommen  angedeutet  ist.  Er  hat  daher  eine  kurze 
erläuternde  Einleitung  davorgesetzt  (fol.  117  r).  2;  Aided  ConRoi  I  (Kap.  39) 
scheint  ihm  unbekannt  gewesen  zu  sein;  er  macht  wenigstens  keinen 
(xebrauch  davon,  sondern  setzt  seine  Geschichte  fast  nur  nach  dem  Diun- 
senchas  von  Finnglais  und  dem  Gedicht  selber  zusammen.  Nur  verdeutlicht 
er  dessen  kurze  Angaben,  sagt  z.  B.  ausdrücklich,  daß  Bläthnat  die  Milch 
in  den  Bach  geschüttet  habe,  um  den  Ultern  anzuzeigen,  daß  CüRoi  (mit 
angebundenen  Haaren)  eingeschlafen  und  die  Burg  geöffnet  sei,  und  läßt 
den  Kampf  von  samuin  bis  in  die  Mitte  des  Frühlings  dauern  (wie  in  der 
Täin  bö  Cuailnge)  und  die  Ulter  dabei  „ein  Drittel  über  die  Hälfte"  ihrer 
Mannschaft  einbüßen.  Aus  den  Sagenlisten  erwähnt  er  die  andere  Abkunft 
Bläthnat's  {ingen  Fhuül  meic  Fiäaig)  und  identifiziert  die  drei  Erca 
luchnai  oder  Echdai  mit  den  drei  Kühen,  die  CüChulainn  in  Siaburcharpat 
OonCulainn  (Kap.  63  §  4)  erbeutet,  v^-obei  er  drei  Strofen  aus  diesem  Text 
anführt.  Auch  ist  ihm  Amra  ConRoi  (Kap.  40)  bekannt;  er  deutet  die 
dort  erwähnten  fir  Ochaine  als  Vögel,  die  auf  den  Ohren  der  Kühe  singen 
mußten,  wenn  sie  Milch  geben  sollten,  indem  er  offenbar  ochaine  von  ö 
„Ohr'*  und  cainid  „er  singt"  ableitet.  Außerdem  führt  er  zwei  Strofen 
an:  als  die  Ulter  im  Morgennebel  anrücken,  glaubt  CuRoi  Heere  zu 
sehen;  aber  sein  Weib  sucht  ihn  zu  bereden,  daß  es  nur  Herden  seien. 
Doch  er  erwidert,  Herden  magerer  Kühe  seien  es  jedenfalls  nicht;  ein 
kleiner  Mann,  der  Klingen  schwinge,  sitze  auf  jeder  Kuh.  Diese  Strofe 
findet  sich  auch  in  einem  Gedicht  in  Mesca  Ulad  (Kap.  47;  ed.  Hennessy, 
S.  24),  und  ich  habe  früher  angenommen,  sie  sei  dorther  entlehnt.     Aber 


')  Dieser  Name  ist  Lceg  mac  Biangahra,  dem  berühmten  Wagen- 
lenker CüChulainns  nachgebildet. 

*^)  Hgg.  von  K.Meyer,  RC  6,187;  übers,  von  mir,  ZCP  9,211,  wo 
das  Einzelne  besprochen  ist. 


440  II,  42.   Aided  CoiiRoi  „OüRoi's  Tod-'  II. 

ihr  Metrum  stimmt  dort  nicht  wohl  zum  übrigen  Gedicht,  so  daß  sie  eher 
ein  Einschub  oder  das  Muster  für  jenes  Gedicht  zu  sein  scheint,  das  wie 
eine  Variazion  zu  ihr  aussieht.  —  Die  zweite  Strofe  erwähnt  den  jungen 
Knaben  (CüChulainn),  der  Cathair  ConRoi  anzündet.  Woher  der  Verfasser 
die  zwei  Strofen  hat,  wissen  wir  nicht;  eine  volle  Version  von  CüRoi's 
Tod  hat  ihm  kaum  vorgelegen,  da  er  sonst  wohl  mehr  daraus  ge- 
schöpft hätte. 

Hinter  Brinna  Ferchertue  zitiert  er  noch  eine  Strofe,  in  der  ein  mac 
Nein  warnt,  ein  Geheimnis  einer  Frau  anzuvertrauen  (wie  CüRoi  in 
Aided  I  §4),  und  legt  sie  CüRoi  in  den  Mund;  aber  dieser  ist  kein  mac 
Nein,  die  Strofe  also  falsch  zugeteilt. 


Kap.  42.    Aided  ConRoi  II. 
„CöRoi's  Tod"  11. 

Ein  weiterer  Text  ist  in  zwei  Handschriften  erhalten,  vollständig 
in  GBL  (Faks.)  123  a,  gekürzt  in  der  Kap.  39  erwähnten  Handschrift 
Egerton  88.^)  In  dieser  geht  Aided  ConRoi  I  unmittelbar  voraus,  und  da 
dieses  bereits  den  Tod  CüRoi's  und  seine  Vorgeschichte  erzählt,  hat  der, 
der  die  beiden  Texte  vereinigte,  den  ersten  Abschnitt  des  zweiten  sehr 
gekürzt.'-^)  Aber  im  Folgenden  bleibt  diese  Handschrift  —  abgesehen  von 
der  gräulich  mißhandelten  Ortografie  —  dem  Ursprünglichen  treuer  als 
GBL,  wie  sich  aus  der  Vergleichung  der  Quellen  leicht  ergibt.  Die  Be- 
zeichnung Aided  ConRoi  findet  sich  in  der  Unterschrift. 

Da  diese  Fassu)ig  im  Dinnsenchas  C  benützt  ist,  wird  sie  noch  dem 
12.  Jahrhundert  angehören;  von  dem  schwülstigen  Stil,  den  der  Redaktor  C 
der  Täin  bö  Cuailnge  eingeführt  hat,  ist  sie  aber  zu  ihrem  Vorteil  gänzlich 
frei.  Der  Text  ist  deshalb  von  Wert,  weil  wir  alle  seine  Quellen  kennen 
und  so  genau  verfolgen  können,  wie  damalige  Sagen  Verfasser  arbeiteten; 
ferner  auch  weil  er,  wie  die  Überlieferung  nun  einmal  ist,  die  lesbarste 
Fassung  der  CüRoi -Sage  bietet. 

Seine  Hauptquelle  ist  das  Gedicht  Brinna  Ferchertne  und  die  davor- 
stehende Einleitung;  beide,  Strofen  und  Prosa,  werden  häuüg  wörtlich 
herübergenommen.  Außerdem  sind  benutzt:  das  (ältere)  Dinnsenchas  i'Vyt/i- 
(ßais,  das  Dinnsenchas  SrUh  Braiu  (s.  Kap,  50)  und  Mesca  Ulad  (Kap.  47), 
aus  dem  eine  Strofe  entlehnt  ist.^)  Der  Verfasser  scheint  aber  außer  der 
Amra  ConRoi  (Kap.  40),  die  er  ganz  aufnimmt,  auch  Aided  ConRoi  I  ge- 
kannt zu  haben ,  wie  ein  wörtlicher  Anklang  in  §  3  (Best)  wahrscheinlich 

')  Nach  beiden  Hss.  hgg.  u.  übers,  von  Best,  Eriu  II,  18  und  34. 
Über  die  Zusammensetzung  des  Textes  im  Einzelnen  hab  ich  ZCP  9,  215 
gehandelt. 

'^)  Die  Verse  aus  Siaburcharpat  ConCulainn  hat  er  in  den  ersten  Text 
herübergenommen  und  im  zweiten  ausgelassen;  s.  oben  S.  433  Aum.  2. 

')  In  ^  5  (Best). 


11,42.   Aidefl  ConRoi  „CuRoi's  Tod"  11.  441 

macht;  er  benutzt  jedoch  diese  alte  Fassnii}^  nur,  um  eine  Lücke  in  der 
Erzählung  seiner  Hauptquelle  auszufüllen.  Die  Geschichte  hat  so  folgende 
Gestalt  angenommen. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  beziehen  sich  auf  Best's  Paragrafen. 

1.  (1 — 3).  Bei  der  Forhais  Fer  Fälgce  wurde  von  den 
Ultern  ßläthnat  ingen  Minn  oder  ingen  Puill  meic  Fidaig 
erbeutet,  ferner  die  drei  Kühe  Frca  luchna,  ein  Kessel  und  die 
drei  Fir  Öchaine,  das  sind  kleine  Vögel,  die  den  Kühen  auf 
ihren  Ohren  während  des  Vollmelkens  des  Kessels  täglich  zu- 
sangen. Im  Kessel  hatten  dreißig  Rinder  Platz,  was  durcli 
Strofen  aus  Siaburcharpat  ConCulainn  belegt  wird.  Auch 
('üRoi  mac  Däiri  war  bei  der  Forhais,  aber  unerkannt.  Man 
nannte  ihn  „Graumantel"  ;i)  bei  der  Erlegung  jedes  Feindes 
half  er  mit.  Bei  der  Verteilung  der  Beute  wird  ihm  aber 
sein  Recht  nicht.  Da  treibt  er  die  drei  Kühe  zusammen, 
nimmt  die  Vögel  in  seinen  Gürtel,  die  Frau  unter  den  Arm, 
den  Kessel  auf  den  Rücken  und  macht  sich  davon.  CüChulainn. 
der  ihn  einholt,  schleudert  er  bis  an  die  Achseln  in  den  Boden, 
schert  ihm  mit  dem  Schwert  eine  Glatze,  reibt  seinen  Kopf 
mit  Kuhmist  ein  und  geht  mit  seiner  Beute  nach  Hause. 

2.  (4 — 6).  Ein  volles  Jahr  meidet  CtlChulainn  (aus 
Scham)  die  Ulter.  Auf  den  Benna  Boirche-)  sieht  er  eines 
Tags  einen  Schwärm  schwarzer  Vögel  (Raben);  er  geht 
ihnen  nach,  indem  er  in  jedem  Land  eine)i  Vogel  erlegt,  bis 
zum  Vorgebirge  Srüb  Brain  („Rabenschnabel")  in  West- 
Irland,  das  nach  dem  Kopf  des  letzten  Vogels  heißt.  So 
kommt  er  nach  Cathair  ConRoi.^)  Er  trifft  dort  CüRoi's 
Frau,  die  er  schon  früher  geliebt  hat  (sie  ist  hier  als  Tochter 
luchna's,  des  Königs  der  Fir  Fälgae,  bezeichnet),  0  und  sie 
bestellt  ihn  auf  den  Abend  vor  samuin.    Er  kommt  dem  mit 


*)  brat  lachtna.  Einen  solchen  trägt  der  verkleidete  CüRoi  in  Fled 
Bricrenn  (Kap.  45  §  9). 

2)  Mourne  Mountains  in  Ulster,  Grafschaft  DoAvn.  Diese  Episode  ist 
aus  dem  Dinnsenchas  Srüb  Brain  (Kap.  50)  geschöpft. 

2)  Srüb  Brain  in  Donegal  und  Caher  Conree  in  Kerry  sind  freilich 
weit  auseinander;  aber  unser  Verfasser  hat  keine  Ortskenntnisse  im  A\'esten. 

*)  Der  Vatername  ist  aus  Erca  Iuchna{i)  gezogen;  der  Verfasser 
scheint  vergessen  zu  haben,  daß  er  am  Anfang  andere  Väter  genannt  hat. 
Fälgce  wird  als  fäl  mara  „Wall  des  Meeres"  erklärt,  da  die  Fir  Fälga? 
auf  Inseln  gewohnt  hätten. 


44 kl  iL  42.   Aided  C^onRoi  „CuHois  Tod''  IL 

den  Ulteni  nach.  An  diesem  Tag  beredet  sie  CflRoi,  alle 
Steinpfeiler  in  Irland  sammeln  zn  lassen,  um  seine  „Stadt" 
zu  befestigen;  und  da  die  Clann  Dedad  dazu  aufbrechen, 
bleibt  CüRoi  allein  zurück.  Den  Ultern  hat  sie  als  Zeichen 
gegeben,  daß  sie,  wenn  sie  CüEoi  bade,  die  Milch  der  Erca 
Itichna  in  den  Bach  Finnglais  schütten  werde.  Indem  sie 
ihren  Mann,  dem  sie  vor  der  Burg  den  Kopf  absucht,  i)  auf- 
fordert, zum  Bad  hereinzukommen,  erhebt  er  den  Kopf  und 
sieht  im  Tal  das  Heer  der  Ulter.  Aber  sie  beschwichtigt 
ihn,  das  erste  Mal:  es  seien  seine  Leute  mit  den  Steinen,  das 
zweite:  es  seien  Rinderherden.  Beim  Baden  bindet  sie  sein 
Haar  an  Pfosten  fest,  zieht  ihm  (heimlich)  das  Schwert  aus 
der  Scheide  und  öffnet  die  „Stadt".  AVie  die  Ulter  herein- 
brechen, tötet  zwar  CüRoi  Hundert  von  ihnen  mit  Tritten 
und  Faustschlägen,  wird  aber  durch  CüChulainn  mit  seinem 
eigenen  Schwert  erschlageiL 

3.  (6 — 9).  Der  Narr,  der  im  Haus  ist,  tötet  dreißig 
Feinde,  bevor  er  selber  umkommt;  der  auf  das  Jammer- 
geschrei herbeieilende  Senliacail  Hundert,  bis  er  durch  Cü- 
Chulainn fällt.  Coirpre  Cuanach  ist  im  Kampf  mit  Conchobor 
begriffen,  als  er  die  „Stadt"  nördlich  vom  Meer  aufflammen 
sieht;  er  will  hinüberschwimmen  und  ertrinkt.  Ferchertne 
der  ßU,  der  unten  im  Tal  bei  den  Pferden  ist,  sieht  das 
Feuer  ebenfalls  und  singt  die  oben  S.  440  erwähnte  Strofe 
dazu.  CüRoi's  Wagenlenker,  der  hier  Fer  Becrach  heißt, 
schließt  scheinbar  Freundschaft  mit  Conchobors  Sohn  Cairpre, 
treibt  aber  dann  den  AVagen  gegen  den  Fels,  daß  er  zer- 
schmettert. Jetzt  kehren  die  Clann  Dedad  zurück;  sie  werfen 
ihre  Steine  weg  und  stürzen  sich  in  den  allgemeinen 
Kampf. 

4.  (10 — 15).  Fei'chertne  wird  von  Conchobor  aufgefordert, 
etwas  Gutes  über  seinen  toten  Herrn  zu  sagen,  und  spricht 
die  Amra  ConRoi  (Kap.  40).  Als  er  dann  zu  Bläthnat  auf 
die  Spitze  von  Cenn  Bera  gewiesen  wird,  stürmt  er  auf  sie 
los,  umfaßt  sie  mit  den  Armen,  daß  ihr  die  Rippen  brechen, 
und  stürzt  sich  mit  ihr  über  den  Fels  auf  den  Strand  hinab. 
Doch  dauert  der  Kampf  noch  bis  in  die  Mitte  des  Frühlings, 

0  Vgl.  Kap  46  §  6. 


11,42.    Ai(le<l  CoiiRoi  11,  —  Diiiiiseiichas  Finnglais  II.  —  Keatiiitr.     4i3 

und    die   IJlter    verlieren    die   Hälfte    oder   ein   Drittel    ihrer 
Wagenfalirer. 

Gilla  Mo-Dutu  (LL  138  a)  und  das  Bansenchas  (HB  284  a)  geben 
Eochu  (so!)')  Echbel  als  Weib  Tear.und  als  Schwester  Morann  von  Man, 
die  Tochter  von  Hir  niac  Guinsige  (Uinnside  Bann.)  und  JMutter  CüRoi's. 
Bläthnats  Vater  Menn  ist  im  Bansenchas  in  Cathmeim  umgetauft,  viel- 
leicht im  Anscliluli  au  den  britannischen  König  Ca(i)thmenn  im  Dinn- 
senchas  C  (RC  15,  277  §  2). 

Die  jüngere  Fassung  (0)  des  Dinnsenchas  von  Finnglais'^)  erweitert 
die  ältere  (oben  8.  4H7)  durch  den  Bericht,  daß  die  Clann  Dedad  zum 
Steiuesucheii  weggesandt  wurden,  und  fügt  zur  alten  Schlußstrofe  zwei 
weitere  hinzu,  die  auch  aus  unserm  Text  gezogen  sind. 

Im  17.  Jahrhundert  hat  sich  Keating^)  fast  ganz  an  unsere  Erzählung 
gehalten.  Seine  Wiedergabe  ist  für  die  Freiheit,  mit  der  auch  er  ältere 
Sagen  behandelt,  charakteristisch.  Zunächst  bringt  er  CüRoi's  Verwandt- 
schaft nach  dem  Bansenchas;  dann  die  Bemerkung,  die  tapfersten  Ge- 
schlechter Jener  Zeit  seien  die  Helden  des  ,. Roten  Zweiges"  (Crceh 
Ruad)  unter  Conchubar,  die  Gamanraid  von  Irrus  Domnann  (Counaught) 
unter  Oilill  Finn  und  die  Clanna  Degaid  unter  CüRoi  (Cülti)  raac  Däire 
in  West-Munster  gewesen  (nach  Kap.  23  S.  319  Anm.8,  vgl.  auch  Kap.  25  III). 
Darauf  fährt  er  fort: 

Die  Helden  des  Roten  Zweiges  brechen  auf,  um  die  Insel 
Man 4)  zu  plündern,  auf  der  sich  viele  Schätze  und  Blänaid, 
die  schönste  Frau  ihrer  Zeit,  betindeu.  [Die  Kühe  und  den 
Kessel  läßt  Keating  weg.]  CüRoi  verwandelt  durch  Zauberei 
seine  Gestalt  in  die  des  „Graumantels"  und  schließt  sich  an. 
Dafür,  daß  man  ihm  freie  Wahl  unter  der  Beute  verspricht, 
verpflichtet  er  sich,  bei  der  Eroberung  der  Burg  behilflich 
zu  sein,  indem  er  das  Zauberrad,  das  sich  am  Tor  der  Burg 
dreht, ^)  festhält,  daß  man  eindringen  kann.  Nach  glück- 
lichem Vollbringen  und  der  Rückkehr  nach  Emain  wählt  er 
als  seinen  Beuteteil  Blänaid,  und  da  CüOhulainn  sie  ihm 
nicht  geben  will,  weiß  er  sie  magisch  verdeckt  zu  entführen. 
CüOhulainn  holt  ihn  bei  Öolchoid  in  Munster  *^^  ein,  wird  aber 


^)  Zu  dieser  Nameusform  vgl.  Kap.  56  I. 

•■')  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  448  und  von  mir,  ZOP  9,  198. 
Das  Dinnsenchas  von  Srüb  Brain  folgt  unmittelbar  darauf;  der  Redaktor 
sucht  diesen  Ort  im  Anschluß  an  Aided  II  also  offenbar  auch  in  Munster. 

»)  ed.  Dinneen,  Z.  3421  ff. 

*)  Keating  schöpft  das  aus  der  alten  Forfes  Fer  Fälchae  (Kap.  37). 

^)  Dieses  Motiv  wohl  aus  Fled  Bricrenu  (Kap.  45  §  8). 

^)  Solloghed  bei  Tipperary,  dem  Aufenthaltsort  Keatings. 


444  II,  43.    ZAvei  Gedichte  auf  CüRoi. 

von  ihm  im  Kampf  niedergeworfen  und  gefesselt  und  mit 
geschorenem  Kopf  liegen  gelassen.  Aus  dieser  Lage  befreit 
ihn  Laeg  mac  Riain -Gabra,  und  er  geht  auf  ein  Jahr  nach 
den  Benna  Boirche,  bis  sein  Haar  wieder  gewachsen  ist. 
Dann  folgt  die  Jagd  nach  den  Raben,  die  CüChulainn  mit 
seiner  Schleuder  erlegt,  bis  er  nach  Srüb  Broin  kommt,  das 
nach  Keating  in  West -Munster  liegt  (wie  im  jüngeren  Dinn- 
senchas).  Er  findet  Blänaid  in  der  Burg  CüRoi's  am  Finn- 
glais;  sie  gesteht  ihm  ihre  Liebe  und  bestellt  ihn  mit  einem 
Heer  auf  den  nächsten  samuin,  um  sie  zu  holen.  Sie  beredet 
dann  CüRoi,  die  Clanna  Degaid  nach  Steinen  auszuschicken. 
Wie  CiiChulainn  erfährt,  daß  diese  sich  durch  ganz  Irland 
zerstreut  haben,  zieht  er  heimlich  hin,  und  Blänuid  schüttet 
als  Zeichen,  daß  sie  CüRoi's  Schwert  entwendet  habe,  ein 
Faß  Milch  in  den  Finnglais.  So  wird  die  Burg  erstürmt  und 
der  waffenlose  CüRoi  getötet.  [Die  Rache  der  Erainn  oder 
Clanna  Degaid  fehlt.]  Der  fili  Ferchertne  folgt  Blänaid  bis 
nach  Ulster,  trifft  sie  dort  auf  der  Spitze  von  Cenn  Bera  an 
einem  Felsrand  und  stürzt  sich  mit  ihr  in  die  Tiefe. 

Kap.  48.    Zwei  Gedichte  auf  CüRoi. 

L    Ferchertne's  Gedicht. 

Mit  den  besprochenen  Texten  sind  die  erhaltenen  Reste  der  eigent- 
lichen CüRoi -Sage  erschöpft.  Wenn  Sagenliste  B  im  ersten,  von  ihr  bei- 
gefügten Abschnitt  Cathhuada  ConRoi  „die  Schlachtensiege  CüRoi's" 
nennt,  so  ist  damit  wohl  nicht  eine  besondere  Gestaltung  derselben  ge- 
meint, falls  sie  nicht  auf  das  folgende  Gedicht  anspielt.  Und  Echtra 
ConEui  „CüRoi's  Abenteuer"  in  Liste  A  wird  sich  auf  eine  der  obigen 
Fassungen  beziehen. 

Der  Sammler  von  CüKoi  -  Stoffen  in  Land  610  (s.  oben  S.  437)  bringt 
aber  fol.  117 r  noch  ein  Gedicht,  ohne  einen  Verfasser  zu  nennen. ^  Aus 
einem  Zitat  daraus  im  Kommentar  zu  Feiire  ^Enguso-)  ersieht  man,  daß 
es  Ferchertne,  dem  fUi  CüRoi's,  in  den  Mund  gelegt  war;  dazu  stimmt, 
daß  Papst  Gregor  der  Große  darin  als  zukünftig  profezeit  wird,  es  also 
vor  seiner  Zeit  gedichtet  sein  will.  Man  kann  es  eine  Art  Erneuerung 
der  alten  Amra  ('onRoi  (Kap.  40)  nennen  in  einem  Versmaß,  das  im 
11.  Jahrhundert  aufgekommen  zu  sein  scheint.  Cud  da  es  eine  der  Strofeu 
aus  Siaburcharpat  (^nCulainn,   die  die  Einleitung  zu  Brinna  Ferchertne 

')  Hgg.  von  K.  Meyer,  ZCP  3,  37. 

0  Bei  Stokes,  1.  Ausg.  S.  LXUI,  2.  Ausg.  S.  Dti. 


II,  43.   Zwei  Gedichte  auf  OüRoi.  445 

aufgenommen  hatte,  (etwas  umgestaltet)  enthält,  scheint  es  jünger  als 
diese.  Immerhin,  da  die  Strofe  metrisch  mit  dem  übrigen  Gedicht  nicht 
ganz  in  Einklang  steht,  könnte  sie  vielleicht  ein  späterer  Einschub  sein. 

Das  Gedicht  preist  zunächst  CüRoi  mac  Däiri.  den  Enkel 
Dedad's,  als  Kriegsmann  und  zwar  sind  seine  Taten  als  ver- 
gangen, er  also  als  bereits  tot  gedacht.  Es  erwähnt  seine 
Kämpfe  mit  den  „Sachsen",  seine  Kriegszüge  im  „Süden  der 
Welt",  in  Asien  jenseits  Griechenlands,  gegen  die  Hunds- 
köpfe (Conchinn,  Cananaei),  über  das  Rote  Meer  hinaus  und 
in  Afrika.  Es  rühmt  seine  Kriegsmacht:  tausend  Wagen, 
zehntausend  Fürsten,  die  unter  ihm  dienten,  auch  Fomoir 
(Riesen)  und  Amazonen  (Ctchloiscthi).  Dann  wird  seine  Aus- 
stattung besungen:  das  Eichenfaß  voll  Bier,  sein  gewaltiges 
Trinkhorn,  seine  silberne  und  goldene  Schüssel  (mias),  auf 
der  goldene  Vögel  „aus  den  Ländern  der  Wogen"  singen. 
Schließlich  wird  profezeit,  daß  der  „Abt  von  Rom"  Grigoir, 
d.  i.  Papst  Gregor  der  Große,  CüRoi's  Geschlecht  ent- 
sprießen werde. 

Wie  der  Verfasser  auf  diesen  Gedanken  gekommen  ist,  ist  unbekannt. 
In  andern  Genealogien  wird  CüKoi  als  Stammvater  des  Stamms  Däl  Fiatach 
in  Ulster  ausgegeben  (z.  B.  BB  170  b  17  ff.). 

II. 

Ein  bedeutend  jüngeres  Gedieht  (13.— 14.  Jh.?)  hat  K.  Meyer,  ZCP  13, 10 
aus  der  Handschrift  Brit. Mus,  Additional  30512,  fol.  55v, a  abgedruckt.  Es 
verrät  Bekanntschaft  mit  Nr.  I  und  mit  Aided  ConRoi  II. 

Als  Dichterin  nennt  sich  (Str.  30)  Aife  ingen  Sogain  von 
Carn  Treoin.  Sie  richtet  ihr  Lied  an  CüRoi's  abgeschlagenes 
Haupt,  preist  des  Fürsten  treffliche  Eigenschaften  und  er- 
wähnt dann  seine  Kriegstaten:  wie  er  Torna  mac  Tinne  nach 
Zerstörung  von  dessen  „Stadt"  (cathair)  mitten  aus  seinem 
Gefolge  gefangen  nahm;  wie  er  zusammen  mit  Fiamain 
(s.  Kap.  44)  fünfzehn  Monate  bei  den  Griechen  verbrachte 
und  Geiseln  von  Athen  eintrieb,  das  „große  Asien"  ver- 
wüstete, sieben  Könige  von  Dänemark  erschlug  und  Geiseln 
von  Norwegen  einbrachte;  wie  er  in  Cathair  Codail  der 
„Mann  des  grauen  Mantels"  hieß,0  wie  er  den  Kessel  aus 

^)  i  cathair  codail  hat  schon  Gilla  Mo-Dutu  in  seinem  gereimten 
Frauenkatalog  (LL  138  a  51).  Vielleicht  las  eine  Handschrift  von  Brinna 
Ferchertne  so  statt  fri  cur  ach  codail  Str.  5;  s.  oben  S.  438  Anm.  2. 


446  II,  44.    Die  verlorene  Sag-e  von  Fianiam  mac  Foroi. 

dem  Land  der  Fir  Falga  davonführte  und  dann  CüChulainn 
das  Haar  abschor  usw.  Es  folgt  eine  Beschreibung  seiner 
gewaltigen  Reichtümer.  Zum  Schluß  bedauert  die  Dichterin, 
daß  bei  seinem  Tod  Meli  und  Caemin  eben  über  die  Irische 
See  gefahren  waren;  aber  sie  werden  zurückkommen  und  den 
Mord  ihres  Herrn  an  dem  Heere  von  Emain  rächen. 

Endlich  sei  noch  erwähnt,  daß  die  CüRoi-Sage  auch  nach  Wales  ge- 
drungen ist.  In  der  kymrischen  Gedichtsammlung  ,,Buch  von  Taliessin" 
steht  eine  Marwnat  Corroi  mah  Bayry  „Totenklage  um  Cüßoi  mac  Däiri'V) 
die  leider  —  nach  Art  dieser  Poesie  —  nur  in  allgemeinen  Ausdrücken 
CüRoi's  Kriegstaten  andeutet,  dazu  nur  teilweise  verständlich  ist.  2)  Doch 
wird  darin  ausdrücklich  cyfranc  Corroi  a  Chocholyn  „das  Zusammentreffen 
CüRoi's  und  CllChulainn's"  und  ihre  häufigen  Grenzfehden  erwähnt,  auch 
CüRoi  als  der  bezeichnet,  „der  das  Steuerruder  auf  dem  südlichen  Meere 
hielt".    Es  steht  also  inhaltlich  dem  Gedicht  Ferchertne's  ziemlich  nahe. 


Kap.  44.    Die  verlorene  Sage  von  Fiamaiii  mac  Foroi. 

In  derselben  Strofe,  in  der  der  angebliche  Cinsed  ua  h-Artacäin  die 
Grabstätte  CüRoi's  erwähnt,  berichtet  er:  „In  Dün  Binni  —  ein  wuchtiges 
Schlachtfeld  (oder  'Wucht  des  Schlachtfelds')  —  ist  Fiamain  (Fiamuin) 
mac  Foroi  erschlagen  worden."  ^)  Und  in  vielen  Aufzählungen  der  Helden 
unseres  Sagenkreises  findet  sich  dieser  Name,  z.  B.  IT  107,  12  {yFiamuin 
Duin  Binni  vom  Meer"),  Tochmarc  Emire  (ZCP  3,250  §67:  Fiamhain 
mac  Forai)  usw.  Seinen  Vater  Foroi  läßt  der  Dichter  von  Brinna  Fer- 
chertiie  unter  CüRoi's  Rächern  auftreten,  und  Genealogen  machen  diesen 
zu  einem  Sohne  Dedad's,  des  Stammvateis  der  Clann  Deda(i)d  (z.  B. 
Rawl.  502 ,  S.  147  a  37).  Er  gehört  also  auch  in  den  Südwesten  Irlands 
und  war  wohl  irgendwie  mit  der  CüRoi-Sage  in  Verbindung  gebracht,*) 
Darum  sei  er  hier  besprochen. 

Die  Sage  ist  freilich  verloren,  und  schon  der  Kommentator  von 
Cinseds  Gedicht  in  Egerton  1782  weiß  nichts  über  Fiamain  zu  berichten. 
Aber  verschiedene  Titel  der  Sagenlisten  beziehen  sich  offenbar  auf  sie, 
nämlich    Aided    Fiamain    „Fiamains    Tod"    (Liste  A),    Forhais    Duin 


0  Hgg.  von  Skene,  The  four  aucient  books  of  Wales  II,  198. 

'^)  Vgl.  die  weit  auseinandergehenden  Übersetzungsversuche  von  Skene 
a.  a.  0.  I,  254  und  von  Rhys  in  Fled  Bricrenn  ed.  Henderson  (Ir.  Texts 
Society  II,  193). 

=>)  RC  23,  306.  319.  324. 

♦)  Eine  Note  in  Harleian  5280  fol.  46  (57)  v  (gedruckt  von  K.  Meyer. 
ZCP  9,  176,  15)  identifiziert  ihn  mit  Fiamain,  Sohn  von  Bodb  Derg  („dem 
Roten")  mac  in  Dagda,  [dem  ElfJ  von  Sld  Fer  Femin  (in  Munster). 
Worauf  das  beniht.  wissen  wir  nicht. 


II,  45.    FIed  Rricreim  ,.Bri<;rin'H  GaHtinahl".  447 

Binne  (A),  Orgain  Dühw  Bitwe  (B)  „Nächtlicher  Überfall  (Zer.störnnf^-) 
von  Dün  Binni",')  Echfra  Fiatnain  „Fiamains  Abenteuer"  (A),  Aiihed 
Mugüim  re  Fiamain  „Mugains  Entweichen  mit  Fiaraain"  (A).  Daraus 
ersieht  man,  daß  es  sich  um  eine  Entführungsgeschichte  handelt  (s.  oben 
Kap.  36).  Conchobors  Frau  Mugain  ^Aitencaithrech)  wird  offenbar  von 
Fiamain  mac  Foroi  entführt,  und  dieser  wird  dann  in  seiner  Burg  Dun 
Binni  —  vermutlich  von  (JüChulainn  —  erschlagen  und  die  Frau  zurück- 
gewonnen. 


Kap.  45.    Fled  Bricrenn. 
^^Bricriu's  Gastmahl.'' 

Hiermit  verlassen  wir  die  Gruppen  und  wenden  uns  den  Einzelsagen 
dieses  Kreises  zu.  Sie  schalten  mit  dem  Gegebenen  ziemlich  frei,  gehören 
aber  zum  Teil  zu  den  gelungensten  Erzeugnissen  der  irischen  Erzählerkunst. 

Die  Sage,  die  in  Sagenliste  B  Feis  tige  Bricrenn  „das  Gelage  von 
Bricriu's  Haus"  genannt  wird,  führt  in  LU  den  ausführlicheren  Titel  (und 
in  Edinb.  XL  die  ungefähr  gleichlautende  Unterschrift):  Fled  Bricrenn 
ocus  in  curathmir  FJmna  Macha  ocus  in  hriafharchath  ban  JJlad  ocus 
tochim  Ulad  do  Chiiiachnaib  Ai  ocus  cenncich  ind  ruanada  i  n-Emain 
Macha  „das  Gastmahl  ßricriu's  und  der  'Heldenbissen'  von  Emain  Macha 2) 
und  der  Wortkampf  der  Ulter  Frauen  und  der  Marsch  der  Ulter  nach 
Oruachain  Ai  und  der  Handel  des  Gewaltigen  (Kraftmenschen)  in  Emain 
Macha",  eine  Aufzählung  aller  einzelnen  Teile  des  Textes,  In  den  Hand- 
schriften, die  die  ganze  Sage  oder  doch  größere  Stücke  davon  enthalten, 
sind  drei  verschiedene  Redakzionen  oder  Anordnungen  des  Stoffes  ver- 
treten, die  ich  A,  B,  C  nenne: 

Bedakzion  A  in  LU  (Faks.)  S.  99;  das  Ende  ist  mit  dem  auf  S.  112 
folgenden  Blatt  verloren  gegangen. 

Redakziou  B  in  Brit.  Mus.,  Egerton  98  (15.-16,  Jh.),  fol.  20;  Anfang- 
und  Endseite  unleserlich, 

and  in  Leiden,  Cod.  Vossianus  lat.  qu.  7  (wohl  16.  Jh.),  fol.  3;  es 
fehlt  ein  Blatt  hinter  fol.  6  und  die  letzte  Seite  ist  unleserlich. 

Redakzion  C  in  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  17  (16.  Jh.),  Spalte  683, 
bricht  mit  Spalte  710  mitten  in  der  Erzählung  ab. 

Da  in  allen  vier  Handschriften  das  Ende  verloren  oder  unleserlich 
ist,  trifft  es  sich  glücklich,  daß  der  Schlußteil  {cemiach  ind  ruanada)  ge- 
sondert und  vollständig  in  der  Handschrift  Edinburg,  Advocates'  Library 
Nr.  XL  (16.  Jh.)    erhalten   ist.     Er   hat   aber  nicht  etwa  ursprünglich 


^)  Daraus  schöpft  der  späte  Text  Cath  Muige  Rath  (s.  Teil  III)  den 
Titel  Orgain  Fiamain  meic  Forui  (ed.  O'Donovan,  S.  212). 

2)  In  der  Leidener  Handschrift  cosnamh  an  curadmir(e)  „der  Streit 
um  den  Heldenbissen";  die  zAvei  nächsten  Glieder  sind  hier  weg- 
gela«;sen. 


448  ir,  45.   Fled  Bricrenn  ,,Bricria's  Gastmahl". 

eine  Erzählung   für   sich   g-ebildet,    sondern  ist,    wie  die  oben   erwähnte 
Unterschrift  zeigt,  aus  dem  Gesamttext  losgelöst  worden.') 

Sonst  ist  die  wichtigste  Handschrift  —  nicht  nur  wegen  ihres 
Alters  —  LU.  Seit  jeher  ist  erkannt  worden,  daß  die  dortige  Erzählung 
keine  Einheit  bildet;  doch  ging  mau  zunächst  in  der  Trennung  der  Be- 
standteile vielfach  irre,  bis  Best  (Eriu  6,  169 f.)  die  verschiedeneu  Hände 
unterscheiden  lehrte.  2)  Denn  auch  hier  ist  die  ursprünglich  von  dem 
Schreiber  M  geschriebene  Geschichte  durch  die  spätere  Hand  H  erweitert 
worden,  indem  sie  teils  auf  ausradierten  Spalten,  teils  auf  zwei  neu  ein- 
gehefteten Blättern  (S.  103  f.  109  f.)  ihre  Interpolaziouen  anbrachte.  Doch 
hat  sie  auch  den  Inhalt  der  ausradierten  Stellen  mit  aufgenommen  und 
erfreulicher  Weise  läßt  sich  fast  bis  auf  die  Zeile  genau  bestimmen,  wie 
weit  diese  reichen,  und  so  der  ursprüngliche  Text  bis  auf  ein  par  über- 
leitende Sätze  ganz  wiederherstellen. 

Auch  die  andern  Redakzionen  gehen  auf  den  interpolierten  Text 
zurück,  sind  aber  von  LU  unabhängig,  woraus  ersichtlich  ist,  daß  auch 
hier  nicht  der  Interpolator  H  die  Texte  zuerst  gemischt,  sondern  aus 
einem  vorgefundenen  interpolierten  Text  die  in  LU  ursprünglich  fehlenden 
Teile  ergänzt  hat.  Durch  diese  Einschübe  war  nun  aber  die  alte  Einheit 
gesprengt  worden  und  ein  schlecht  gefügter,  an  Dubletten  reicher  Text 
entstanden.  Dem  hat  Redaktor  B  etwas  abzuhelfen  gesucht,  namentlich 
indem  er  einen  (interpolierten)  Teil  (§33 — 41)  vor  §79  setzte  und  zwei 
Dubletten  wegließ  (§  57  und  75 — 78).  Redaktor  C  ist  dann  in  der  Ver- 
einheitlichung noch  weiter  gegangen  und  hat  noch  eine  sich  schlecht  ein- 
fügende Episode  ausgeschieden  (§66  —  71);  der  in  der  Handschrift  fehlende 
Schluß  wird  wohl  mit  Redakzion  B  übereingestimmt  haben.  ^)  Dieser  Text 
nähert  sich  so  wieder  dem  ursprünglichen,  hat  aber  immer  noch  einen 
Abschnitt  der  Interpolazion  (§  29  —  32)  bewahrt.  Er  ist  ein  lehrreiches 
Beispiel   wie   durch   Erweiterung   und   Kürzung   neue   einheitliche  Texte 


')  Ausgabe  nach  LU  (also  ohne  Schluß)  von  AVindisch,  IT  I,  235  mit 
den  Lesarten  von  Eg.  93  unter  dem  Text  und  S.  335  f.  und  von  H.  3.  17 
S.  330 ff.  Die  Leidener  Hs.  ist  gedruckt  von  Stern,  ZOP  4,143  (nebst 
Exzerpten  aus  dieser  Sage  in  Triu.  Coli.,  H.  3.  18),  der  schon  früher  den 
ScUlußteil  in  RC  13, 22  veröffentlicht  und  dort  über  diese  Handschrift 
und  das  Verhältnis  ihres  Textes  zu  denen  der  andern  berichtet  hatte. 
Edinb.  XL  ist  zuerst  von  K.Meyer,  RC  14,450  herausgegeben  und  über- 
setzt worden.  Dann  der  ganze  Text  nach  allen  Handschriften  von  George 
Henderson  in  Irish  Texts  Society,  Vol.  11  (1899).  Eine  französische  Über- 
setzung (ohne  das  Ende)  bei  d'Arljois,  L'epopee  celtique  en  Irlande,  S.  81 ; 
nur  die  alten  Teile  bei  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland,  S.  25. 

"0  Vgl.  außer  den  Herausgebern  Windisch  und  Henderson  noch 
Zimmer,  KZ  28,  623  und  mich,  ZCP  4,  193;  10,  440.  Meine  Aufsätze  ent- 
halten die  Begründung  der  obigen  Aufstellungen  im  Einzelnen. 

')  Eine  Übersicht  über  die  Anordnung  der  Teile  in  den  einzelnen 
Handschriften  gibt  Henderson  8.  XXXI. 


n,  45.   Fled  Bricrenn  „Bricrin's  Gastmahl".  440 

entstehen,   und  wie  vorsichtig  man  bei  ihrer  Beurteilung  sein   muß,  wo 
frühere  Stufen  nicht  überliefert  sind. 

Man  kann  weiter  die  Frage  aufwerfen,  ob  der  sicher  wiederher- 
zustellende ursprüngliche  Text  selber  einheitlich  ist.  Denn  er  zerfällt  ge- 
wissermaßen in  zwei  Hälften.  In  der  ersten  wird  die  Entscheidung  über 
den  Streit  der  Helden  bei  Ailill  und  Medb,  in  der  zweiten  bei  CüRoi 
gesucht.  Es  wäre  denkbar,  daß  zwei  Parallelerzählungen  etwa  vom  Kom- 
pilator  (Teil  I  Kap.  8)  verschmolzen  wären.  Doch  ist  das  nicht  wahr- 
scheinlich. Die  (verdeckte)  Entscheidung  durch  Medb  mittels  der  drei 
Trinkschalen  ist  wohl  von  vornherein  darauf  berechnet,  nachher  verworfen 
zu  werden.  Der  Übergang  von  der  ersten  zur  zweiten  CüRoi -Episode 
(§  90  Ende)  ist  allerdings  schwächlich ;  aber  etwa  hier  eine  alte  Fuge  zu 
sehen,  ist  wieder  wegen  der  Zusammengehörigkeit  der  beiden  Episoden 
nicht  ratsam.    So  wird  doch  das  Ganze  einem  Verfasser  zuzuschreiben  sein. 

Der  von  den  Interpolazionen  gesäuberte  Text  ist  eine  der  besten 
irischen  Erzählungen,  die  wdr  besitzen,  flott  geschrieben,  und  auch  wo  sie 
an  Altüberliefertes  wie  die  Täin  bö  Cuailnge  und  die  CüRoi -Sage  an- 
knüpft, selbständig.  Der  Sprach  Charakter  weißt  sie  jener  Schicht  zu,  die 
man  wohl  noch  dem  8.  Jahrhundert  zuschreiben  darf.  Doch  zeigt  sie 
nicht  den  zerhackten  Stil  der  ältesten,  sondern  einen  etwas  freieren  Satz- 
bau. Gereimte  Verse  sind  nicht  angewandt,  aber  mehrfach  retoric  und 
zwar  kunstgerecht  da,  wo  die  Frauen  der  Ulterhelden  sich  im  Wortkampf 
messen  (§22  —  24),  außerdem  in  den  Worten,  in  denen  Königin  Medb  die 
heransprengenden  Wagenfahrer  verherrlicht  (§  46.  48.  52).  In  der  Be- 
schreibung der  Festhallen  (§2f. ,  55)  zeigt  der  Verfasser,  daß  ihm  ein 
deutliches  Bild  des  Beschriebenen  vorschwebt,  was  man  von  seinen  Lands- 
leuten nicht  immer  sagen  kann;  kein  Wunder,  daß  seine  Beschreibung 
von  andern  nachgeahmt  worden  ist  (s.  Täin  bö  Fraich,  Kap.  IG;  Tochmarc 
Emire,  Kap.  31, 1).  Aber  als  noch  wirksamer  hat  sich  ein  anderes  Stück 
erwiesen,  die  Schilderung  der  anstürmenden  Pferde  und  Wagen  Cü- 
Chulainns  und  seiner  Gefährten  durch  Finnabair  (§45.  47.  49  —  51).  Mag 
er  Ansätze  dazu  vorgefunden  haben,  wir  werden  nicht  irren,  wenn  wir 
die  volle  Ausbildung  dieser  Technik  ihm  zuschreiben.  Hier  geht  er  nicht 
auf  klare  Schilderung  aus,  sondern  er  fügt  besonders  bei  der  Beschreibung 
der  Pferde  möglichst  lange  Reihen  alliterierender,  klingender  Eigenschafts- 
wörter aneinander.  Dem  Einfluß  dieses  Musters  hat  sich  kein  Folgender 
entziehen  können,  wenn  von  dem  auf  seinem  Wagen  fahrenden  CüChulainn 
die  Rede  ist.  Nicht  nur  hat,  wie  wir  sahen,  Tochmarc  Emire  (Kap.  31) 
Vieles  wörtlich  daraus  herübergenommen,  sondern  überall  finden  wir  Nach- 
ahmungen, wie  in  der  Täin  bö  Cuailnge  im  „Aufmarsch  der  Ulter"  (Kap.  6 
§  82  Z.  3389  ff.)  und  in  der  späten  Episode  des  Sichelwagens  (§  60  Z.  1972  ff.) 
oder  in  Siaburcharpat  ConCulainn  (Kap.  64  §  2).  In  Aided  ConCulainn 
(Kap.  63  §  5)  ist  in  der  Handschrift  LL  eine  ältere  Beschreibung  durch 
eine  in  diesem  neuen  Stil  verdrängt  worden ,  und  in  LL  (Faks.)  189  a 
steht  eine  solche  Beschreibung  unter  dem  Titel  cathcarpat  [ConCulainn] 
„CüChulainns  Schlachtwagen"  für  sich,  eine  Stilübung  ohne  Zusammen- 
hang mit  einem  Sagentext. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König-sa^e.  29 


450  11,  45.   Fled  Bricrenn  „Bricriu's  Gastmahl". 

Zum  Aufbau  seiner  Erzählung  hat  der  Verfasser  das  beliebte  Märchen- 
motiv benutzt,  daß  von  drei  Gefährten  immer  nur  der  jüngste  (hier 
natürlich  CüChulainn)  die  gestellte  Aufgabe  lösen  kann.  Außerdem  hat 
er  uns  in  dem  Streit  um  den  „Heldenbissen",  der  hier  allerdings  viel 
mehr  als  ein  bloßes  Ehrenstück  ist,  einen  kostbaren  Kest  alter  Über- 
lieferung bewahrt.  Wir  wissen  aus  einem  Fragment  des  Poseidonios,  das 
Athenaios  154a  aufgenommen  hat,  daß  es  —  vor  seiner  Zeit  —  bei  den 
Galliern  (A'eAro/)  Sitte  war,  dem  Tüchtigsten  das  beste  Stück  des  Fest- 
bratens, der  Schweinskeule,  vorzusetzen;  machte  es  ihm  einer  streitig,  so 
traten  sie  zum  Zweikampf  auf  Leben  und  Tod  zusammen,  da  man  sich 
in  Waffen  zu  den  Festen  zu  versammeln  pflegte.  Auch  Irland  hatte  einst 
diesen  Brauch  gekannt,  und  unser  Erzähler  hat  ihn  verwertet.  Das 
Motiv  ist  von  hier  auch  in  die  spätere  Finn- Dichtung  übernommen 
worden.  ^) 

Bei  meiner  Analyse  zunächst  des  ursprünglichen  Textes  bezeichnen 
die  eingeklammerten  Zahlen  die  Paragrafen  bei  Windisch,  Stern  und 
Henderson. 


I.  Der  alte  Text. 

1.  (1 — 7).  Bricriu  Nemthenga  („Giftzunge")  rüstete  ein 
volles  Jahr  zu  einem  Festmahl  für  Conchobor  mac  Nesa  und 
die  Ulter.  Dazu  lief  er  in  seiner  Burg  Dün  Eudraige^)  durch 
dreißig  der  ersten  Zimmerleute  ein  großes  Haus  errichten 
nach  dem  Muster  des  Crsebruad  in  Emain  Macha  und  nach 
dem  Plane  von  Tech  Midchuarta  (der  Festhalle  der  Ober- 
könige in  Temair),  nur  aus  noch  köstlicherem  und  gewaltigerem 
Material.  Zwischen  dem  Feuer  (in  der  Mitte)  und  der  Wand 
waren  neun  (Reihen)  Ruhebetten  (imda).  Die  dreißig  Fuß 
hohe  Vorder-  und  Rückwand  des  Hauses  war  vergoldet.  An 
der  Rückwand  wurde  Conchobors  Ruhebett  höher  als  die 
andern  errichtet  und  mit  so  viel  Gold,  Silber  und  Edelsteinen 
geschmückt,  daß  Tag  und  Nacht  darauf  gleich  hell  waren, 
und  rings  herum  die  Ruhebetten  für  die  zwölf  Wagenfahrer. 
Da  Bricriu  voraussah,  daß  die  Ulter  ihn  nicht  unter  sich 
dulden  würden,  ließ  er  für  sich  außen  am  Haus  einen  präch- 
tigen Söller  (grianän)  mit  gläsernen  Fenstern  anbringen,  so 
daß  er  von  seinem  dortigen  Ruhebett  aus  das  Innere  des 
Hauses    überblicken    konnte.     Als    er   mit   der  ganzen   Zu- 


')  Siehe  Teil  III.    Vgl.  Stern,  ZOP  4, 143. 
■■')  Dundrum  in  Ulster,  Grafschaft  Down. 


n,  45.    Fled  Bricrenn  „Bricri^'«  Gastmahl".  451 

rüstung,  auch  was  Decken  und  Polster,  Speise  und  Trank 
betrifft,  fertig  war,  ging  er  nach  Emain  Macha,  wo  eben  die 
Ulter  um  Conchobor  versammelt  waren,  ließ  sich  an  des 
Königs  Schulter  nieder  und  brachte  seine  Einladung  vor. 
Conchobor  ist  einverstanden;  aber  Fergus  mac  Roig  und 
andere  warnen:  Bricriu  werde  sie  so  verhetzen,  daß  sie  mehr 
Tote  als  Lebendige  haben  würden.  Nun  drolit  aber  Bricriu, 
wenn  sie  nicht  einwilligten,  werde  er  ihre  Fürsten  und  Vor- 
nehmen erst  recht  verhetzen,  oder  wenn  das  nicht  gehe, 
werde  er  Sohn  gegen  Vater  hetzen  oder  Tochter  gegen 
Mutter  auf  stiften  oder,  wenn  ihm  das  nicht  gelinge,  die  zwei 
Brüste  jeder  Ulter  Frau  gegeneinander,  daß  sie  sich  zer- 
schlügen und  verfaulen  machten.  Da  meint  auch  Fergus,  es 
sei  besser,  hinzugehn.  Aber  Sencha  mac  Ailella  rät,  die 
Edelsten  sollten  zunächst  eine  Beratung  abhalten,  und  dort 
schlägt  er  vor,  acht  mit  Schwertern  bewaffnete  Bürgen  zu 
ernennen,  die  Bricriu  aus  dem  Haus  treiben  sollten,  nachdem 
er  ihnen  das  Gastmahl  vorgeführt  habe.  Conchobors  Sohn 
Furbaide  Fer  Benn  geht  mit  diesem  Bericht  zu  Bricriu,  der 
sich  einverstanden  erklärt. 

2.  (7 — 11).  Man  bricht  in  prächtigem  Aufzug  von  Emain 
Macha  auf,  jede  Schar  um  ihren  Fürsten  oder  Führer.  Bricriu 
wendet  sich  zunächst  zur  Schar  von  Lsegaire  Buadach  mit 
ehrender  Anrede  und  meint,  ihm  gebühre  immer  der  „Helden- 
bissen" von  Emain.  Und  den  werde  er  erlangen,  wenn  er 
heut  Abend  den  Heldenbissen  seines  Hauses  erhalte;  der  be- 
steht in  einem  Faß,  in  dem  drei  Ulter  Krieger  Platz  haben, 
voll  von  richtigem  Wein,  in  einem  siebenjährigen  Eber,  der 
immer  nur  mit  Milch,  Haselnußkernen,  Weizen  und  Fleisch 
gefüttert  worden  ist,  einem  siebenjährigen  Ochsen,  der  nur 
Milch,  feines  Gras  und  Korn  als  Futter  bekommen  hat,  und 
hundert  mit  Honig  gebackenen  Weizenbroten,  zu  denen 
25  Sack  Mehl  verwendet  worden  sind.  Da  er  der  beste 
Krieger  von  Ulster  sei,  solle  heut  Abend  sein  Wagenlenker 
diesen  Heldenbissen  für  ihn  fordern.  Laegaire  erwidert,  es 
werde  Tote  geben,  wenn  er  ihn  nicht  erhalte.  Fröhlich 
lachend  geht  Bricriu  dann  zur  Schar  von  Conall  Cernach; 
er  beschwatzt  ihn  auf  dieselbe  Weise,  nur  noch  doppelt  so 
eifrig  und  mit  demselben  Erfolg.    Und  dasselbe  gelingt  ihm 

29* 


452  II,  45.   Fled  Bricrenu  „Biicriu's  Gastmahl". 

bei   CüChulainn.     Darauf   mischt   er   sich  ruhig  unter  seine 
eigenen  Leute. 

3.  (12—16).  In  Dün  Rudraige  angekommen,  nimmt  jeder 
sein  Lager  ein,  die  eine  Hälfte  des  Hauses  die  Krieger  um 
Conchobor,  die  andere  ihre  Frauen  um  Conchobors  Gemahlin 
Mugain,  die  Tochter  von  Eochu  Feidlech.i)  Unter  musi- 
kalischer Begleitung  durch  die  Sänger  und  Spielleute  wird 
ihnen  von  Bricriu  das  Gastmahl  vorgewiesen.  Dann  aber 
drängen  ihn  die  Bürgen  aus  dem  Haus;  beim  Hinausgehn 
heißt  er  sie  noch  den  Heldenbissen  dem  besten  Helden  geben. 
Wie  sich  nun  die  Zerleger  an  die  Speise  machen,  erhebt 
sich  Sedlang  mac  Riangabra,  der  Wagenlenker  von  Laegaire 
Buadach,  und  verlangt  den  Heldenbissen  für  seinen  Herrn. 
Dasselbe  tut  aber  sofort  Conall  Cernach's  Wagenlenker  Id  mac 
Riangabra,  ebenso  der  CüChulainns,  Laeg  mac  Riangabra.2) 
Und  als  Lsegaire  und  Conall  gegen  diesen  selber  Einspruch 
erheben,  nehmen  die  drei  Helden  ihre  Schilde  und  Schwerter 
und  hauen  in  der  Mitte  des  Hauses  aufeinander  ein,  daß  der 
Kalk  ihrer  Schilde  wie  ein  weißer  Vogelschwarm  durch  das 
Haus  stäubt.  Da  aber  Conchobor  und  Fergus  mac  Roig 
sehen,  daß  sich  Laegaire  und  Conall  gemeinsam  gegen  Cü- 
Chulainn wenden,  treten  sie  auf  Sencha's  Aufforderung 
zwischen  sie,  und  die  Helden  versprechen,  Sencha's  Weisung 
zu  folgen.  Der  rät,  an  diesem  Abend  den  Heldenbissen  unter 
Alle  zu  verteilen  und  später  Ailill  mac  Mägach  (den  König 
von  Connaught)  in  Cruachain  um  die  Entscheidung  des  Streites 
anzugehn.  So  kann  man  sich  nun  den  Freuden  des  Essens 
und  Trinkens  hingeben. 

4.  (16  —  28).  Bricriu,  der  sich  mit  seiner  Frau  im  Söller 
befindet,  sieht  das  und  sinnt  auf  neue  Arglist.  Wie  Laegaire's 
Gemahlin  Fedelm  Noichride   mit   ihren   fünfzig  Frauen  aus 


*)  Hier  werden  die  Männer  aufgezählt,  die  um  Conchobor  an  der 
Rückseite  des  Hauses  sich  lagern,  aber  nicht,  wie  man  erwartet,  zwölf, 
sondern  (außer  Bricriu)  29.  Die  Liste  ist  also,  obschon  sie  zum  alten 
Text  gehört,  nicht  ursprünglich  oder  doch  nachträglich  erweitert;  sie 
stimmt  ungefähr  zu  den  in  der  Täin  bö  Chiailnge  beim  „Aufmarsch  der 
Ulter"  (Kap.  (>  §  82)  genannten  Namen. 

')  Der  Verfasser  macht  die  Wagenlenker  von  Ltegaire  und  Conall 
zu  Brüdern  des  altbekannten  L?eg  mac  Riangabra. 


11,  45.   Fled  Bricreun  „Bricriu's  Gastmahl''.  453 

dem  Hause  tritt  „nach  der  Schwere  des  Trinkens'',  begrüßt 
er  sie  mit  schmeichelnder  Anrede  und  äußert,  sie  sollte 
eigentlich  immer  vor  allen  andern  Ulter  Frauen  in  Tech 
Midchuarta  eintreten.  Und  das  werde  sie  erlangen,  wenn  sie 
heut  Abend  als  erste  (wieder)  in  seine  Halle  eintrete.  Als 
nach  einiger  Zeit  Conalls  Frau  Lennabair,  die  Tochter  von 
Eogan  mac  Durthacht,  mit  ihrer  Begleitung  heraustritt,  be- 
redet er  sie  in  gleichem  Sinn  und  noch  eifriger.  Desgleichen 
schließlich  CüChulainns  Frau,  Emer  ingen  Forgaill  Manaich. 
In  einiger  Entfernung  vom  Haus  treffen  sich  die  drei  Frauen 
und  kehren  dann  zurück,  zuerst  langsam  und  würdig  einher- 
schreitend,  bald  aber  den  Schritt  beschleunigend  und  schließlich 
mit  bis  zu  den  Hüften  gehobenen  Hemden  laufend,  weil  jede 
zuerst  ankommen  will.  Das  Getöse  ihres  Wettlaufs  klingt 
drinnen  wie  das  Herandonnern  von  Wagen,  und  die  Krieger 
springen  nach  ihren  Waffen.  Aber  Sencha  beruhigt  sie:  es 
seien  keine  Feinde,  nur  ihre  von  Bricriu  verhetzten  Weiber, 
und  er  läßt  die  Türe  schließen,  damit  kein  blutiger  Streit 
entstehe.  Als  Emer,  die  zuerst  angekommen  ist,  die  Pförtner 
anruft,  springen  die  drei  Gatten  drinnen  auf,  jeder  um  für 
seine  Frau  zu  öffnen.  Aber  Conchobor  klopft  mit  einem 
silbernen  Nagel  an  einen  bronzenen  Pfosten  seines  Ruhe- 
bettes, so  daß  Alle  sich  setzen,  und  Sencha  eröffnet:  statt 
eines  Waffenkampfs  solle  jetzt  ein  Wortkampf  der  Frauen 
stattfinden.  In  hochretorischer  Sprache  rühmen  nun  die  drei 
Frauen,  zuerst  Fedelm,  dann  Lennabair  und  Emer  jede  ihre 
eigenen  Vorzüge  (Adel,  Schönheit  usw.)  und  die  ihres  Gatten;^) 
das  berechtige  sie  zum  Vortritt  in  Tech  Midchuarta.  Wie 
die  Männer  das  hören,  brechen  Lsegaire  und  Conall  je  einen 
mannshohen  Balken  aus  der  Wand  des  Hauses,  um  ihre 
Frauen  hereinzulassen;  aber  CüChulainn  hebt  bei  seinem 
Lager  das  ganze  Haus  in  die  Höhe,  daß  man  die  Sterne 
sehen  kann,  und  verschafft  auf  diese  Weise  nicht  nur  Emer 


*)  Beim  Preise  CüChulainns  (§  24)  werden  seine  des  aufgezählt  und 
wird  auf  andere  Sagen  angespielt  wie  auf  den  ces  der  Ulter  in  der  Täiu 
bü  Cuailnge,  auf  Sergiige  ConCulainn  (Kap.  34).  Aber  worauf  das  Letzte 
geht,  daß  alle  Ulter  Frauen  außer  Emer  in  Gestalt  von  Kühen,  Ochsen  (!) 
und  Pferden  dasitzen,  ist  dunkel;  vielleicht  auf  eine  verlorene  Ver- 
wandlungssage. 


454  II,  45.   Fled  Bricrenn  „Bricriu's  Gastmahl". 

mit  ihrem  Geleite,  sondern  auch  den  zweimal  fünfzig  Frauen 
von  Fedelm  und  Lennabair  den  Eintritt.  Dann  läßt  er  da» 
Haus  fallen,  daß  das  Flechtwerk  der  Wand  sieben  Ellen  tief 
in  den  Boden  fährt;  dabei  stürzt  der  Söller  Bricriu's  herunter, 
und  dieser  kommt  mit  seiner  Frau  auf  den  Mist  im  Hof 
zwischen  die  Hunde  zu  liegen.  Er  glaubt,  Feinde  zerstörten 
die  Burg,  sieht  dann  das  Haus  schief  stehen  und  wird,  be- 
schmutzt wie  er  ist,  unerkannt  eingelassen.  Dort  erklärt  er 
das  Haus  für  sein  teuerstes  Besitztum;  es  sei  daher  geis  für 
die  Ulter,  zu  trinken,  zu  essen  oder  zu  schlafen,  bis  sie  es  in 
den  vorigen  Zustand  zurückversetzt  hätten.  Vergebens  mühen 
sich  aber  alle  Ulter  ab;  sie  können  es  nicht  heben,  bis  ihnen 
Sencha  rät,  CilChulainn  darum  zu  bitten.  Auch  ihm  miß- 
lingt es  zunächst.  Aber  da  kommt  die  AVutverzerrung  über 
ihn;  er  saugt  sein  Haar  in  den  Kopf,  daß  er  wie  kurz- 
geschoren aussieht,  streckt  sich  in  die  Länge,  daß  ein  Männer- 
fuß zwischen  den  einzelnen  Rippen  Platz  fände,  i)  und  stemmt 
das  Haus  so  glücklich  wieder  in  die  Höhe.  2) 
Hier  ist  die  erste  Interpolaziou  eingefügt,  s.  u. 

5.  (42—56).  Die  Ulter  beschließen'^)  zu  Ailill  mac 
Mägach  und  Medb  nach  Cruachain  Ai  zu  fahren,  um  die 
Streitfrage  schlichten  zu  lassen.  Prachtvoll  ist  ihre  Fahrt 
dahin.  Nur  CüChulainn  versäumt  sich,  indem  er  die  Frauen 
durch  Jonglieren  mit  neun  Kugeln,  neun  Geren  und  neun 
Messern  unterhält,  bis  ihn  Laeg  mac  Riangabra  durch  eine 
Schmährede  aufrüttelt.  So  schnell  sind  seine  Pferde,  der 
Liath  Macha  und  der  Dub  Sainglenn,  daß  er  über  Sliab 
Fuait  und  Mag  ßreg  noch  als  dritter  mit  seinem  Wagen  in 
Cruacliain  ankommt.  Das  Getöse  der  Fahrt  der  Ulter  macht 
in  Cruachain   die  Waffen   von  den  Wänden  fallen  und  die 

*)  Und  es  kamen  seine  „Leute  der  Kraft"  und  seine  „Schar  der  An- 
betung", fügt  nur  der  Schreiber  H  in  LU  (nicht  die  andern  interpolierten 
Handschriften)  hinzu,  wohl  um  den  Raum  zu  füllen  (s.  ZCP  10,  441). 

■^)  Redakzion  B  und  C  lassen  hier  Sencha  das  Urteil  fällen:  Emer 
solle  (künftig)  als  erste  eintreten  und  die  beiden  andern  Frauen  Schulter 
an  Schulter. 

^)  „Nach  drei  Tagen  und  Nächten"  fügen  die  jüngeren  Redakzionen 
hinzu.  Ein  Satz,  der  die  Beendigung  des  Gelages  bei  Bricriu  berichtete, 
war  offenbar  bei  der  Interpolaziou  verloren  gegangen. 


II,  45.   Fled  Bricieiiu  „Biicriu'»  Gaötinahl".  455 

Leute  erzittern;  Medb  glaubt  bei  lieiterem  Hinunel  doiinern 
zu  hören.  Ihre  Tochter  Finnabair  begibt  sicli  auf  den  Söller 
am  Tor,  um  auszuspähen,  und  schildert  in  retorischer  Sprache 
ihrer  Mutter  den  ersten  Wagenfahrer,  den  sie  erblickt,  nach 
Aussehn  und  Ausstattung  nebst  den  Pferden  und  dem  Wagen. ') 
Daran  erkennt  Medb  den  Nahenden  als  Lsegaire  Buadach 
und  befürchtet,  er  werde  sie  alle  erschlagen,  so  rasch  wie 
man  eine  „Haarzwiebel"  am  Boden  abschneide,  wenn  man  ihm 
nicht  zu  Willen  sei.  Ähnlich,  aber  in  immer  gesteigerter 
Form,  wird  als  zweiter  Conall  Cernach  beschrieben  und  erkannt, 
als  dritter  CüChulainn,  endlich  die  dichtgedrängt  heran- 
fahrenden übrigen  Ulter.  Medb  heißt  die  Burg  öffnen,  nimmt 
150  vorn  entblößte  Jungfrauen  und  drei  Fässer  mit  kaltem 
Wasser  mit  hinaus,  um  die  Glut  der  drei  Helden  zu  kühlen. 
Sie  läßt  ihnen  die  Wahl,  ob  sie  alle  in  einem  Haus  unter- 
gebracht sein  wollen  oder  jeder  in  einem  eigenen;  CüChulainn 
entscheidet  sich  für  das  Letztere,  und  jeder  erhält  von  den 
150  Jungfrauen,  was  ihm  am  besten  gefällt,  CüChulainn  über- 
dies Finnabair.  2)  Auch  alle  andern  Ulter  werden  dann  von 
Ailill  und  Medb  begrüßt  und  in  ihr  Königshaus  geführt. 
Auch  in  diesem  laufen  sieben  Umgänge  und  sieben  Keihen 
Ruhebetten  zwischen  Feuer  und  Wand  hin;  die  Stirn-  und 
die  Rückseite  des  Hauses  sind  aus  Bronze,  mit  rotem  Eiben- 
holz verziert;  drei  Bronzesäulen  stützen  das  Haus,  das  aus 
Eichenholz  gebaut  ist  mit  einem  Ziegeldach  und  zwölf  gläserne 
Fenster  hat.  Ailills  und  Medbs  prächtiges  Ruhebett,  dessen 
Seiten  silbern  sind,  steht  mitten  im  Haus;  durch  Anschlagen 
eines  silbernen  Stabs  pflegt  der  König  seine  Leute  in  Ruhe 
zu  halten.  Die  Ulter  halten  einen  Umzug  durchs  ganze  Haus, 
und  während  man  ihnen  Speise  rüstet,  spielen  ihnen  ihre 
Musikanten  auf.  Das  eine  Haus  faßt  sie  alle;  auf  dem  könig- 
lichen Ruhebett  nehmen  Conchobor  und  Fergus  mac  Roich 
und  neun  Andere  Platz,  und  man  wird  drei  Tage  und  Nächte 
reichlich  bewirtet.    Dann  wird  Ailill  zu  ihnen  berufen,  und 


*)  Dem  Schilclerer  schwebt  die  Fahrt  CüChulaiimss  in  der  Tain  bs 
Cuailnge  (Kap.  6  §17)  vor;  über  jedem  Wagen  flattern  daher  Vögel.  Auch 
im  Folgenden  ist  jene  Szene  benutzt. 

'-)  Man  beachte  diese  derbe  Umdeutung  des  alten  Sagenmotivs  mit 
den  entblößten  Frauen  (Kap.  6  §  17  S.  139). 


456  II,  45.   Fled  Bricreuu  „Biicriu's  Gastmahl". 

Senclia  mac  Ailella  setzt  ihm  auseinander,  die  drei  Helden 
und  ihre  Frauen  ließen  nur  ihn  als  Schiedsrichter  über  ihren 
Rang  gelten.  Ailill  ist  bestürzt  und  sperrt  sich  zunächst,  er- 
bittet sich  dann  aber  und  erhält  eine  Frist  von  drei  Tagen  und 
Nächten  für  den  Spruch.  Nun  nehmen  die  Ulter  Abschied  und 
segnen  Ailill  und  Medb  und  verfluchen  Bricriu,  den  Verhetzer. 
Q^  (56_62).  Laegaire,  Conall  und  CüChulainn,  die  dann 
allein  zurückbleiben,  brachte  man  jeden  Abend  eine  Mahlzeit 
für  Hundert.  An  diesem  Abend  aber  läßt  man  gleichzeitig 
die  drei  Zauberkätzchen  aus  der  Höhle  von  Cruachain  auf  sie 
los  (jedes  in  eines  ihrer  Häuser).  Laegaire  und  Conall  flüchten 
auf  die  Dachsparren.  Aber  CüChulainn  schmettert  dem  Un- 
tier, so  oft  es  den  Hals  nach  dem  Essen  streckt,  sein  Schwert 
auf  den  Kopf,  das  zwar  von  ihm  abprallt,  aber  das  Tier  zu 
Boden  wirft;  so  kommt  er  weder  zum  Essen  noch  zum  Schlafen. 
Mit  dem  Morgen  verschwinden  die  Katzen,  und  da  man  die 
Helden  in  der  beschriebenen  Lage  vorfindet,  meint  Ailill,  das 
genüge  wohl  zur  Entscheidung  zwischen  ihnen.  Aber  Laegaire 
und  Conall  erklären,  nicht  mit  Untieren,  nur  mit  Menschen 
zu  kämpfen.  *)  Da  ist  Ailill  schwer  bedrückt  und  schläft 
und  ißt  nicht  drei  Tage  und  Nächte  lang.  Medb  schilt  ihn 
einen  Feigling  und  übernimmt  selber  die  Entscheidung,  die 
ja  leicht  sei,  da  Laegaire  hinter  Conall  zurückstehe  wie  Bronze 
hinter  finnrtiine  und  Conall  hinter  CüChulainn  wie  finnruine 
hinter  Rotgold.  Sie  läßt  zunächst  Lsegaire  rufen  und  erklärt 
ihn  für  den  König  der  Krieger  Irlands  und  des  Heldenbissens 
würdig;  als  Zeichen  gibt  sie  ihm  eine  mit  Wein  gefüllte 
bronzene  Trinkschale  mit  einem  Vogel  von  finnruine  auf  dem 
Boden;  die  solle  er  niemand  sehen  lassen,  bis  er  sie  Abends 
im  Craebruad  Conchobors  vorweise.  Laegaire  trinkt  sie  aus 
und  nimmt  Abschied,  und  Medb  entläßt  ihn  mit  einem  Segens- 
w^unsch.  Ebenso  macht  sie  es  dann  mit  Conall  Cernach,  nur 
erhält  er  eine  Trinkschale  von  finnruine  mit  einem  goldenen 
Vogel.  Als  aber  ein  Bote  nun  auch  CüChulainn  holen  soll, 
der  eben  mit  Laeg  fidchell  spielt,  meint  der,  man  wolle  ihn 


*)  Diese  ganze  Szene  ist  von  Redakzion  B  weggelassen  und  durch 
einen  Abschnitt  der  luterpolazion  (§  63  —  65)  ersetzt.  In  C  ist  auch  dieser 
beseitigt. 


II,  -lö.    Fled  Bricrenii  „Bricrius  Gastuiahl".  457 

nur  verspotten,  und  vSchleudert  dem  Boten  einen  Spielstein 
ins  Hirn,  daß  dieser  sich  nur  noch  sterbend  zu  Ailill  und 
Medb  schleppen  kann.  Erschreckt  kommt  Medb  selber,  um- 
armt CüChulainn  und  versichert,  daß  es  sich  um  keinerlei 
Täuschung  handle.  So  geht  er  mit  ihr  ins  Königshaus  zu 
Ailill,  erhält  eine  Trinkschale  von  Rotgold  mit  einem  Vogel 
aus  Edelstein  und  außerdem  „Drachensteine"  (dracontiae)  von 
der  Größe  seiner  Augen  und  als  Spruch,  daß,  wie  ihm  keiner 
gleichstehe,  auch  seine  Frau  stets  den  Vortritt  vor  den  Ulter 
Frauen  haben  solle.  Auch  er  nimmt  Abschied  und  folgt 
seinen  Genossen. 

Hier  ist  die  zweite  Interpolazioii  eingeschoben. 

7.  (72 — 74).  An  diesem  Abend  ist  für  die  (in  Emain 
Macha  versammelten)  Ulter  Conchobors  Riesenfaß  aradach 
(„das  mit  Leitern  versehene",  s.  Kap.  46)  gefüllt  worden,  i) 
Als  die  Zerleger  sich  ans  Austeilen  machen,  nehmen  sie  zu- 
vörderst den  Heldenbissen  heraus.  Da  meint  Dubthach  Dsel- 
tengad,^)  sie  sollten  ihn  doch  einem  der  drei  Helden  zuteilen, 
da  der  König  von  Cruachain  ihnen  gewiß  ein  Zeichen  seines 
Urteilsspruches  mitgegeben  habe.  In  der  Tat  steht  Lsegaire 
Buadach  auf  und  höbt  seine  bronzene  Schale  in  die  Höhe. 
Aber  Conall  Cernach  übertrumpft  ihn  mit  seiner  Schale  aus 
finnruine,  und  alsbald  zeigt  auch  CüChulainn  seine  rotgoldene 
Schale  und  die  Drachensteine,  die  ihm  den  Heldenbissen  ver- 
bürgen; auch  Conchobor,  Fergus  und  die  Andern  stimmen  ihm 
bei.  Aber  Lsegaire  und  Conall  behaupten,  er  habe  Ailill  und  Medb 
mit  Schätzen  bestochen;  ein  Urteil  sei  das  nicht.  Wieder  greifen 
sie  zu  den  Schwertern,  bis  Conchobor  und  Fergus  sie  trennen. 

Hier  folgt  der  dritte  Einschub. 


1)  Und  sie  werden  von  CüChulainns  Vater  Sualdaim  (Subaltach)  mac 
Roig'  bewirtet.  Das  ist  auffällig,  indem  so  bei  Conchobors  Riesenfaß,  das 
nur  im  Craebruad  stehen  kann,  ein  anderer  Ulter  als  AVirt  erscheint  (wie 
freilich  in  Kap.  46  angenommen  wird).  Vielleicht  stammt  daher  diese  Notiz 
erst  vom  Interpolator  (der  ganze  Abschnitt  ist  in  LU  von  H  geschrieben). 
Anderseits  ist  durch  die  Interpolazion  offenbar  ein  Satz  ausgefallen,  der 
die  Heimkehr  der  drei  Helden  meldete. 

2)  So  heißt  hier  dieser  Ulter,  der  sonst  Dubthach  Dael  Ulad  genannt 
wird,  indem  er  in  diesem  Teil  der  Sage  die  Rolle  von  Bricriu  Nemthenga 
übernimmt.  Die  Form  ist  dann  manchmal  auch  in  andere  Sagen  ein- 
gedrungen, s.  Täiu  bö  Cuailnge  2066  (=  Mesca  Ulad,  ed.  Hennessy  S.  48). 


458  II,  45.   Fled  Bricreun  „Bricriu's  Gastmahl". 

8.  (78  Knde  — 90).  Die  Ulter  beschließen,  sie  solieii  Cü- 
Koi  mac  Däiri  als  Richter  aufsuchen;')  und  sie  nehmen  es 
an.  Am  andern  Morgen  fahren  sie  daher  nach  Cathair  Con- 
Roi,  spannen  aus  und  werden  von  Cnßoi's  Frau,  Blathnat 
ingen  Minn,  begrüßt.  CüEoi  selber  ist  ostwärts  in  die  Länder 
der  Skythen 2)  gefahren;  denn  seit  er  mit  sieben  Jahren  die 
AVaffen  erhalten  hat,  hat  er  nie  sein  Schwert  in  Irland  ge- 
i'ötet  und  immer  irische  Speise  aus  Stolz  verschmäht.  Er 
hatte  aber  gewußt,  daß  die  drei  Helden  kommen  würden,  und 
seiner  Frau  Vorschriften  hinterlassen.  Diese  badet  und  be- 
wirtet sie,  eröffnet  ihnen  dann  aber,  daß  jeder  von  ihnen  eine 
Nacht  die  „Stadt"  bewachen  müsse  und  zwar  dem  Alter  nach; 
so  habe  es  CüRoi  angeordnet.'^)  Laegaire,  der  als  Ältester 
diese  Nacht  auf  den  Wachtsitz  geht,  sieht  gegen  Ende  der 
Nacht  einen  fürchterlichen  Schatten  (scätli),  der  bis  in  den 
Äther  reicht,  vom  Meer  her  auf  sich  zukommen;  der  hat 
gewaltige  Eichenstämme  in  der  Hand,  die  er  mit  einem 
Schwerthieb  abgehauen  hat,  und  wirft  zwei  oder  drei  nach 
Lsegaire.  Dieser  weiß  ihnen  zwar  auszuweichen,  aber  auch 
sein  Sper  verfehlt  den  Schatten.  Der  streckt  aus  der  Ferne 
seinen  langen  x4rm  aus,  packt  Lsegaire  wie  ein  einjähriges 
Kind  und  reibt  ihn  zwischen  den  Handflächen,  wie  man  einen 
Spielstein  drechselt.  Halbtot  wirft  er  ihn  dann  über  die  Stadt 
hinein  auf  den  Mist  vor  dem  Königshaus;  die  Andern  meinen 
aber,  er  sei  herübergesprungen  um  ihnen  das  zu  bieten. 
Ganz  ebenso  ergeht  es  in  der  nächsten  Nacht  Conall.  In  der 
dritten  geht  CüChulainn  zur  Wache.  Auf  diese  Nacht  hatten 
sich  aber  die  drei  Grünen  (Glais)  von  Sescenn  Uarbeoil 
(„Sumpf  des  Kaltmäuligen")  und  die  drei  Kuhhirten  (?  Buagel- 
taig)  von  Bregia  und  die  drei  Söhne  von  Dornmar  („Groß- 
faust") Ceoil  verabredet,  die  Stadt  zu  zerstören;  ferner  war 


0  Der  Interpülator  hat  hier  deu  ursprünglichen  Text  wohl  etwas 
<>ekürzt. 

*)  Die  Skythen  spielen  als  angehliche  Vorfahren  der  Scotti  „Iren"  in 
den  Sagen  über  die  irische  Urgeschichte  eine  große  Rolle,  s.  Teil  IV. 

3)  Beigefügt  wird,  daß  CüRoi,  wo  er  immer  war,  jede  Nacht  einen 
Spruch  über  seine  Stadt  sprach,  so  daß  sie  sich  so  schnell  (zu  lesen 
demtkir  für  dcmitliir,  limitkir  der  Hss.)  wie  ein  Mühlstein  drehte  und  man 
ihr  Tor  nicht  linden  konnte.    Das  stimmt  nicht  gut  zum  Folgenden. 


t 


II,  45.    Fled  Brieienn  „Biicriu'ti  (iaHtiiiahr*.  459 

dem  Untier  im  benachbarten  lock  („See*'  oder  „Meeresarni'') 
verheißen,  in  dieser  Nacht  Menschen  und  Tiere  der  Stadt  zu 
verschlingen.  Um  Mitternaclit  hört  CüChulainn  ein  fürchter- 
liches Getöse  nahen;  er  warnt,  wenn  es  Freunde  seien;  wenn 
Feinde,  sollten  sie  nur  herankommen.  Wie  sie  ein  grimmiges 
Geschrei  erheben,  springt  er  hin  und  tötet  die  neun  Mann; 
so  erschlägt  er  nacheinander  dreimal  Neun  und  macht  aus 
ihren  Köpfen  und  Waffen  einen  Haufen.  Als  er  müde  gegen 
Ende  der  Nacht  dasitzt,  hört  er  den  loch  sich  mit  Getöse 
erheben,  und  wie  er  hingeht,  sieht  er  das  Untier  daraus 
emportauchen,  so  daß  es  30  Ellen  in  die  Höhe  ragt.  Dann 
schwingt  es  sich  in  die  Luft  nach  der  Stadt  zu  und  reißt 
den  Schlund  auf,  in  dem  ein  Königshaus  Platz  fände.  Er 
aber  springt  in  die  Höhe  —  das  ist  sein  foram-chles  („Vogel- 
jagd-Kunststück") —  und  umschwebt  so  das  Untier,  packt 
es  um  den  Hals,  steckt  ihm  die  Hand  in  den  Rachen  und 
reißt  ihm  das  Herz  heraus,  so  daß  das  Ungeheuer  wie  eine 
Last  Holz  zu  Boden  stürzt  und  er  ihm  den  Kopf  abhauen 
kann.  Im  Morgengrauen,  als  er  schon  ganz  elend  ist,  er- 
scheint noch  der  Schatten;  wieder  verfehlen  sie  sich  gegen- 
seitig. Aber  wie  er  den  Arm  nach  CüChulainn  ausstreckt, 
tut  dieser  den  „Helden -Lachssprung"  in  die  Höhe,  umkreist 
ihn  und  haut  von  ringsher  auf  ihn  ein.  Der  Schatten  kann 
seine  Schonung  nur  erkaufen ;  indem  er  ihm  drei  Wünsche 
gewährt:  das  Königtum  unter  den  Kriegern  Irlands,  den 
Heldenbissen  und  den  Vortritt  seiner  Frau.  Damit  ver- 
schwindet der  Schatten  aber  alsbald.  Nun  möchte  CüChulainn 
noch  den  Sprung  tun,  den  er  bei  den  Andern  voraussetzt; 
lange  tost  er  umsonst  vor  der  Stadt  herum,  bis  endlich  der 
Sprung  gelingt  und  er  mitten  in  die  Stadt  gelangt;  auf  dem 
Stein,  da  wo  einst  die  Türe  des  Königshauses  stand,  ist  die 
Spur  seiner  Füße  noch  zu  sehen.  Den  seufzend  Eintretenden 
begrüßt  Bläthnat  mit  den  Worten,  das  sei  ein  Seufzer  nach 
Sieg  und  Triumf.  Bald  kehrt  auch  CüRoi  nach  Haus  zurück 
und  schüttelt  aus  seinem  Busen  alle  die  Köpfe  und  Beute- 
stücke, die  CüChulainn  draußen  gelassen  hat;  er  begrüßt  ihn 
als  einen  trefflichen  Wächter  der  Stadt,  spricht  ihm  den 
Heldenbissen  und  seiner  Frau  den  Vortritt  zu  und  schenkt 
ihm  außerdem  7  cumal  an  Gold  und  Silber.    Aber  wie  die 


460  II,  45.    Fied  Bricreuu  „Bricriu's  Gastmahl". 

drei  Helden  nach  Emain  zurückgekehrt  sind,  erkennen  die 
zwei  andern  es  nicht  an,  und  CüChulainn  verzichtet  selber 
auf  den  Heldenbissen,  weil  man  nicht  mehr  Grenuß  als  Mühsal 
davon  habe.  So  wird  einstweilen  in  Emain  Macha  kein 
Heldenbissen  mehr  ausgeteilt. 

9.  (91 — 102).  0  Eines  Abends,  als  Conchobor,  Fergus  mac 
Roig  und  die  andern  Edeln  —  außer  Laegaire,  Conall  und 
CüChulainn  —  vom  Spielplatz  heimgekehrt  sind  und  im 
Crsebruad  Platz  genommen  haben,  tritt  ein  fürchterlicher 
Kerl  ins  Haus,  mehr  als  zweimal  so  groß  als  der  größte 
Ulter,  in  schäbiger  dunkler  Kleidung  und  mit  einem  ge- 
waltigen Haarschopf;  in  der  einen  Hand  hält  er  einen  Un- 
geheuern Holzblock,  in  der  andern  ein  unmäßiges,  aber  haar- 
scharfes Beil.  Da  er  sich  mitten  ins  Haus  stellt,  höhnt  ihn 
Dubthach  Daeltenga(d),  ob  er  etwa  als  Lichtträger  dienen 
wolle;  nur  möchte  dann  leicht  das  Haus  in  Flammen  auf- 
gehn.  Er  aber  eröffnet  ihnen,  daß  er  bei  den  tapferen  Ultern 
etwas  suche,  was  er  in  der  ganzen  Welt 2)  nicht  gefunden 
habe,  nämlich,  daß  man  ihm  fir  fer  (ehrlichen  Kampf,  ehr- 
lichen Handel)  gewähre.  Fergus  meint,  es  wäre  schimpflich, 
wenn  nicht  einer  die  Ehre  des  „Fünftels"  rettete,  und  Sencha 
mac  Ailella  versichert,  sie  würden  sich  nicht  in  Mehrzahl 
gegen  einen  Einzelnen  wenden.  Da  schlägt  der  Kerl  vor, 
er  wolle  irgend  einem  außer  Conchobor  oder  Fergus  den 
Kopf  abschlagen;  am  andern  Tage  solle  der  ihm  dann  das 
Gleiche  antun.  Muinremor  mac  Gerrcinn,  der  die  Stärke  von 
Hundert  hat,  springt  in  die  Mitte  des  Hauses  und  heißt  ihn 
den  Kopf  auf  den  Block  legen.  Aber  er  erwidert,  das  hätte 
er  überall  finden  können;  umgekehrt  habe  er's  gemeint.  Da 
aber  Dubthach  höhnt,  er  sclieine  nicht  gerade  nach  dem 
Tode  zu  verlangen,  ist  er  auch  damit  einverstanden,  falls 
Muinremor  am  andern  Tag  sein  Wort  halte;  er  legt  seinen 


*)  Dieser  Abschnitt  führt  den  Soudertitel  Cennach  ind  ruanada  „der 
Handel  mit  dem  Gewaltmenschen". 

2)  „Weder  in  Irland  noch  in  Albion  noch  in  Europa  noch  in  Asia 
bis  Graecia  und  Scythia  und  bis  zu  den  Orkaden  (insi  Oi'c)  und  den 
Säulen  des  Herkules  und  bis  Tor  Bregoiml  (Brigantia  in  Spanien)  und 
Gades  {ind  Gaid).'^  Dieselbe  Aufzählung  in  Täin  bo  Cuailnge  im  „Auf- 
marsch der  Scharen  (der  Ulter)"  Kap.  6  §  82  Z.  3131  ff. 


II,  45.   Fled  Bricrenn  „Bricrin's  Gastmahl".  401 

Kopf  hin  und  Muinremor  haut  ihn  ab,  daß  der  daneben- 
stehende Herd  ganz  voll  Blut  wird.  Aber  obschon  das  Blut 
aus  seinem  Halse  strömt,  sammelt  der  Kerl  Kopf,  Block  und 
Beil  in  seinen  Busen  und  geht  hinaus. 

Am  nächsten  Abend  kehrt  er  wieder,  aber  Muinremor 
ist  ihm  aus  dem  Weg  gegangen  und  wird  von  ihm  des  Wort- 
bruchs bezichtigt.  Da  jetzt  Lsegaire  Buadach  zugegen  ist, 
fragt  er,  ob  keiner  der  um  den  Heldenbissen  Streitenden  den 
Handel  mit  ihm  ausführen  werde.  Lsegaire  vollführt  dasselbe 
wie  Muinremor,  hält  aber  seinen  Schwur  am  nächsten  Tag 
ebensowenig.  Dasselbe  ereignet  sich  mit  Conall  Cernach.  Am 
vierten  Tag  sind  auch  CüChulainn  und  die  Ulter  Frauen  im 
Craebruad.  Vergebens  will  jener  den  Handel  ablehnen;  der  Kerl 
wirft  ihm  Todesfurcht  vor.  Da  trennt  ihm  CüChulainn  den 
Kopf  mit  einem  solchen  Hieb  ab,  daß  er  bis  ans  Dach  fliegt, 
fängt  ihn  dann  auf  und  zerschlägt  ihn  am  Beilschaft.  Trotz- 
dem steht  der  Kerl  auf.  Am  nächsten  Tag  denken  Alle, 
CüChulainns  letzte  Stunde  sei  gekommen.  Conchobor  sucht 
ihn  abzuhalten;  aber  er  will  lieber  sterben  als  sein  Wort 
brechen.  Der  Kerl  höhnt  ihn  wegen  angeblicher  Todesfurcht 
und  besteht  auf  seinem  Wort.  Aber  als  CüChulainn  seinen 
Hals  auf  den  Block  legt,  reicht  er  nicht  bis  zur  Hälfte.  Da 
ihn  der  Kerl  sich  strecken  heißt,  dehnt  er  sich  in  die  Länge, 
bis  ein  Männerfuß  zwischen  seinen  Rippen  Platz  hätte,  und 
mit  sausendem  Schwung  hebt  jener  das  Beil  bis  ans  Dach, 
läßt  es  dann  aber  mit  der  Rückseite  auf  CüChulainns  Hals 
niedersinken.  Nun  heißt  er  ihn  aufstehn  und  erklärt  ihn  für 
den  König  der  Krieger  Irlands;  ihm  gehöre  der  Heldenbissen 
und  seiner  Frau  der  Vortritt  vor  den  Ulter  Frauen.  Und 
wenn  einer  es  ihm  bestreiten  sollte,  werde  er  selber  dessen 
Leben  ein  Ende  machen.  —  Es  war  CüRoi,  der  in  dieser 
Gestalt  erschienen  war,  um  seinem  Urteil  Geltung  zu  ver- 
schaffen. >)  Von  da  an  hat  niemand  mehr  CüChulainn  den 
Heldenbissen  streitig  gemacht. 


')  Seine  Verkleidung  ist  ähnlich  wie  in  Aided  ConRoi  (Kap.  39). 


462  II,  45.   Fled  Bricrenn  „Bricriu's  Gastmahl". 


IL  Die  Interpolazionen. 

Die  Sprache  der  interpolierten  Abschnitte  ist  merklich  jünger  als  die 
der  alten  und  enthält  manche  Formen,  die  vor  dem  11.  Jahrhundert  un- 
möglich sind,  und,  wo  sie  altertümlich  sein  will,  zum  Teil  schlimme  Miß- 
bildungen. Der  Text,  dem  die  Exzerpte  entstammen,  umfaßte  die  ganze 
Sage  und  gleicht  überhaupt  in  vielen  Stücken  den  Interpolazionen  in  der 
Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  8) ;  es  ist  kaum  zu  bezweifeln ,  daß  er  von  dem- 
selben Vcrfascer  herrührte,  der  auch  hier  neben  den  alten  Text  nach 
eigener  Fantasie  einen  neuen  stellen  wollte.  Die  aneinandergereihten 
Stücke  passen  manchmal  nicht  genau  zusammen;  offenbar  hat  der  Ex- 
zerptor  Mittelglieder  übersprungen. 

Zunächst  läßt  der  Interpolator  §  28  nach  der  Beendigung  des  Streites 
im  alten  Text  friedliche  Ruhe  (säm)  eintreten,^)  und  in  LU  schließt  sich 
daran  eine  Liste  der  Ulter  Frauen;  sie  stimmt  nicht  zum  übrigen  Text,  da 
als  Laegaires  Frau  Fedelm  Foltchain  (statt  F.  Noicride,  oben  4)  erscheint 
und  als  Schwester  von  Fedelm  Noicrothach  aufgeführt  wird,  und  enthält  so 
junge  Gestalten  wie  Derborcaill,  Frau  von  Lugaid  Riab  n-Derg  (Kap.  35). 
Sie  hat  auf  keinen  Fall  dem  exzerpierten  Text  angehört,  sondern  stammt, 
da  sie  in  den  andern  Kedakzionen  fehlt,  wohl  vom  Interpolator  von  LU 
(Hand  H)  selber,  der  den  überflüssigen  Raum  auf  dem  eingehefteten  Blatt 
ausfüllen  wollte.  Er  hat  sie  wörtlich  der  Sage  Cath  Etair  (Kap.  53) 
LL  llGa  entnommen. 

1.  Stück  (§  29—41). 

[Die  Einleitung  felilt  begreiflicher  Weise  in  der  Inter- 
polazion.]  Die  drei  Frauen  rühmen  ihre  Männer  und  sich,  so 
daß  Conall,  Laegaire  und  CüChulainn  nahe  daran  sind,  sich 
zum  Kampf  zu  erheben.  Da  weist  Sencha  mac  Ailella*^)  in 
gehobener  Eede  die  Frauen  zur  Ruhe,  um  Streit  zu  verhüten. 
Aber  Emer  erwidert  mit  einem  (retorischen)  Preis  ihrer  selbst 
und  ihres  Gatten  CüChulainn,  dessen  sämtliche  des  sie  auf- 
zählt; er  habe  nicht  seines  Gleichen.  —  So  solle  er  vortreten 
und  mit  ihm  kämpfen,  fordert  Conall  Cernach.  —  Aber  Cü- 
Chulainn lehnt  das  ab,  weil  er  zu  müde  ist.  Er  hat  an 
diesem    Tag    das    Pferd    Liath    Macha    neben    Linn    Leith 


^)  Redakzion  B  und  C  versetzen  diese  Ruhe  hinter  §  32,  um  eine  bei 
ihnen  dort  entstehende  Lücke  auszufüllen. 

2)  Nur  LU  läßt  ihn  „Sencha's  Zweig"  schütteln,  so  daß  aUe  Ulter 
sich  ihm  zuwenden;  vgl.  oben  S.,375. 


11,45.   Fled  Bricrenn  „Bricriu's  Gastmahl".  4C}9, 

(„Wasser  des  Liath,  des  Grauen  ")0  auf  Sliab  Fuait  be- 
schlichen,  seinen  Hals  mit  den  Armen  umschlungen,  auf  diese 
Weise  ganz  Irland  durchjagt  (dessen  einzelne  Landschaften 
er  aufzählt)^)  und  es  gezähmt  nach  p]main  Macha-^)  gebracht. ^j 
Wenn  er  aber  sich  gesättigt  und  ausgeschlafen  habe,  werde 
ilim  ein  Zweikampf  nur  ein  Spiel  sein. 

„Es  kam  nun  wieder  zum  Streit  um  den  Heldenbissen". ^) 
Conchobor  und  die  Edeln  von  Ulster  trennen  die  Helden,  und 
der  König  heißt  sie  in  halb  poetischer  Rede  CüRoi  mac 
Däiri  als  Schiedsrichter  aufsuchen.  Sie  nehmen  es  an,  und 
CüChulainn  fordert  Conall  auf,  seinen  Wagen  anspannen  zu 
lassen,  weil  dieser  der  schwerfälligste  und  langsamste  sei. 
Empört  wendet  sich  Conall  an  Lsegaire.  Der  rühmt  (retorisch) 
seine  eigene  Tapferkeit,  springt  auf  seinen  unterdeß  an- 
gespannten Wagen  und  fährt  auf  einem  genau  beschriebenen 
Wege  an  Dün  Delca  vorbei  über  Mag  Slicech  nach  Sliab 
Breg  (Bregia- Gebirge).  Dort  überfällt  ihn  aber  ein  so  dichter 
Nebel,  daß  er  absteigen  muß,  und  sein  Diener  führt  die  Pferde 
auf  einen  Grasplatz.  Da  naht  sich  diesem  ein  ungefüger 
Mann  (scäl-fer,  scäl),  dessen  fürchterliches  Aussehen  mit 
alliterierenden  Adjektiven  ausgemalt  wird.^)  Er  gibt  dem 
Diener  mit  seinem  gewaltigen  Knüppel  einen  Hieb  vom  Fuß- 
knöchel bis  zum  Ohr  und  erklärt  das,  als  Lsegaire  auf  das 
Geschrei  herbeieilt,  als  Strafe  für  die  Beschädigung  seines 


')  In  dieses  Wasser  begibt  sich  der  Liath  Macha  beim  Tode  CüChu- 
lainns  nach  Kap.  63  §  6. 

2)  Die  Liste  ist  in  B  und  C  länger  als  in  LU. 

3)  Hier  spielte  sich  also  der  Streit  der  Helden  im  exzerpierten  Text 
ab.  B  und  C  haben  dafür  Dün  Eudraige  eingesetzt,  um  den  Widerspruch 
mit  dem  alten  Text  zu  beseitigen. 

*)  Nur  LU  fügt  die  Bemerkung  bei,  auf  dieselbe  Weise  habe  Cü- 
Chulainn (sein  anderes  Pferd)  Dub  Sainglenn  aus  Loch  Duib  Sainglenn 
gefunden.    Das  paßt  nicht  in  den  Zusammenhang.    Vgl.  Kap.  G3. 

^)  Das  kann  wohl  nur  an  einem  folgenden  Tage  vor  sich  gegangen 
sein;  der  Interpolator  hat  sichtlich  gekürzt.  Der  hier  schlecht  passende 
Abschnitt  ist  in  B  (und  C,  so  weit  es  erhalten  ist)  vor  die  alte  CüRoi- 
Episode  §  79  ff.  versetzt  und  so  hinter  §  74  eingefügt. 

^)  Die  Schilderung  ist  in  B  und  C  noch  erweitert  und  die  ganze 
Episode  etwas  ausführlicher  erzählt.  Die  Figur  ist  dem  verkleideten 
CüRoi  im  Schlußteil  des  alten  Textes  nachgebildet. 


464  II,  45.   Fled  Bricrenn  „Bricriu's  Gastmahl". 

Grasplatzes.  So  kommt  es  zum  Kampf; i)  aber  Laegaire  flieht, 
indem  er  Alles  zurückläßt,  nach  Emain  Macha.  Bald  fährt 
Conall  Cernach  desselben  Weges,  und  es  ergeht  ihm  ganz 
wie  Laegaire.  Auch  CüChulainn  erlebt  als  dritter  zunächst 
dasselbe;  aber  im  Kampf  überwindet  er  den  scäl  und  bringt 
die  Pferde,  Wagenlenker  und  Waffen  seiner  beiden  Genossen 
mit  seinen  eigenen  nach  Emain  zurück.  Da  spricht  ihm 
Bricriu  (Bricne)  den  Heldenbissen  zu.  Aber  die  andern  er- 
heben Einspruch:  CüChulainn  habe  sich  von  seinen  Elfen- 
freunden helfen  lassen. 


2.  Stück  (§  62  Schlußsatz  — 71).  2) 

[Die  drei  Helden  kommen  nach  Cruachain  zu  Ailill  und 
Medb.]  Ihre  Pferde  werden  ausgespannt,  und  da  ihnen  das 
Pferdefutter  freigestellt  wird,  wählen  Conall  und  Lsegaire 
zweijähriges  airtJienn  (?) ,  CüChulainn  aber  Gerste.  Jeder 
erhält  fünfzig  Jungfrauen,  CüChulainn  dazu  Finnabair,  Conall 
eine  andere  Tochter  von  Ailill  und  Medb,  namens  Sadb 
Sulbair  („die  wohlberedte"),  Lsegaire  aber  Conchenn  („Hunds- 
kopf"), die  Tochter  von  Cet  mac  Mägach.  Außerdem  besucht 
noch  Medb  wiederholt  CüChulainn.  Am  andern  Morgen  treffen 
sie  Knaben  in  einem  Haus,  die  mit  einem  Rad  Kunststücke 
machen.  Lsegaire  schleudert  das  Rad  bis  an  den  Querbalken 
des  Hauses  und  hält  das  spottende  Geschrei  der  Knaben  für 
Beifall;  ebenso  Conall,  der  das  Rad  .bis  zum  First  wirft. 
CüChulainn  fängt  es  auf  und  wirft  damit  den  Firstbalken 
vom  Haus,  so  daß  es  draußen  eine  Elle  tief  in  die  Erde 
fährt.  Aber  das  Beifallsgeschrei  der  Knaben  hält  er  für 
Spott.  Er  macht  dann  vor  den  Frauen  ein  Kunststück  mit 
150  Nadeln;  er  wirft  so  kunstvoll  eine  hinter  der  andern 
drein,  daß  sie  in  deren  Öhr  fährt  und  alle  ein  Netz  bilden; 
dann  gibt  er  jeder  Frau  ihre  Nadel  zurück. 

Medb  sendet  die  drei  (zur  Entscheidung)  zu  ihren  Zieh- 
eltern Ercoil  (Hercules)  und  Garmra.    Aber  vor  der  Abfahrt 


^)  In  B  und  C  gibt  der  Kerl  auch  Laegaire  einen  mächtigen  Hieb 
mit  dem  Knüppel. 

2)  Der  erste  Abschnitt  (bis  §  65)  ist  in  B  an  die  Stelle  des  alten 
§57  gesetzt;  in  C  sind  beide  weggelassen. 


II,  45.   Fled  Bricrenn  „Bncnn^H  Gästinahl".  405 

halten  sie  ein  Wettrennen  ab  auf  dem  Versamnilungsplatz 
von  Cruacliain,  bei  dem  CüChulainn  dreimal  Sieger  bleibt. 
Als  sie  dann  Ercoil  den  Grund  ihres  Kommens  eröffnen, 
schickt  sie  dieser  mit  Zeugen  weiter  zum  Hause  Sämera's 
(„Verweigerung  der  Kühe").  Der  begrüßt  sie,  und  seine 
Tochter  Buan  verliebt  sich  in  Cui'hulainn.  Sämera  sendet 
in  der  ersten  Nacht  Laegaire  gegen  die  geniti  glinne  (dämo- 
nische Wesen);  der  muß  aber  W^affen  und  Kleider  im  Stiche 
lassen.  Nicht  viel  besser  ergeht  es  Conall,  doch  rettet  er  sein 
Schwert.  Als  in  der  dritten  Nacht  CüChulainn  hart  von  den 
geniti  bedrängt  wird,  indem  sie  seine  Waffen  zerbrechen  und 
sein  Gewand  zerreißen,  reizt  ihn  Lseg  mit  schmähender  Rede, 
so  daß  die  Wut  über  ihn  kommt  und  er  alle  kurz  und  klein 
haut.  Da  er  auch  zurückbringt,  was  die  Andern  haben  im 
Stich  lassen  müssen,  preist  ihn  Sämera  in  poetischer  Rede, 
spricht  ihm  den  Heldenbissen  und  seiner  Frau  den  Voi-tritt 
in  Tech  Midchuarda  zu  und  heißt  ihn  seine  Waffen  höher 
hängen  als  die  der  andern  Ulter  mit  einziger  Ausnahme 
derer  von  Conchobor.  Dann  übernachten  die  drei  bei  Ercoil; 
der  fordert  sie  zum  Kampf  mit  ihm  und  seinem  Pferde  auf. 
Ercoils  Klepper  tötet  L^gaires  Pferd,  und  dieser  flieht  über 
Es  Ruaid  (also  nordwärts)  nach  Emain  Macha  und  berichtet 
dort,  seine  Gefährten  seien  von  Ercoil  getötet.  Conall  erlebt 
dann  dasselbe;  er  flieht  über  Snäm  Räthainn  („Räthanns 
Schwimmstelle"),  wo  sein  Diener  Räthann  ertrinkt,  gegen 
Emain  zu.  Anders  CüChulainn.  Sein  Liath  Macha  tötet 
Ercoils  Pferd,  und  er  bindet  Ercoil  hinten  an  seinen  Wagen. 
Seiner  leicht  kenntlichen  Spur  —  denn  er  fährt  Mauern  um 
und  setzt  über  Schluchten  hinweg  —  folgt  Sämera's  Tochter 
Buan;  in  gewaltigem  Sprung  verfehlt  sie  aber  CüChulainns 
Wagen  und  zerschmettert  ihr  Haupt  an  einem  Fels;  daher 
der  Ortsname  Uaig  Buane.  Wie  Conall  und  CüChulainn  in 
Emain  anlangen,  wo  man  schon  um  sie  trauert,  fährt  Alles 
auf  Laegaire  los  wegen  seines  falschen  Berichts,  und  (der 
Druide)  Cathbad  schilt  ihn  in  poetischer  Rede  und  spricht 
den  Heldenbissen  CüChulainn  zu. 


Thurneyspn,  Bie  irische  Helden-  und  König'sa^e.  3ü 


466  II,  45.   Fied  Bricreun  „Bricriu's  Gastmahl". 

S.Stück  (§74Ende  — 78).i) 
Sencha  sendet  die  drei  Helden  zu  Buide  mac  Bäin^)  zur 
Entscheidung.  Nachdem  dieser  ihnen  vorgeworfen,  daß  sie 
Ailills  und  Medbs  Spruch  nicht  anerkannt  haben,  heißt  er 
sie  weiter  Uath  mac  Imomain  („Schrecken,  Sohn  von  Furcht") 
aufsuchen,  ein  Zauberwesen,  das  jede  Gestalt  annehmen  kann, 
ein  sirite,  nach  dem  Belach  Muini  in  t-Siriti  („der  Paß  des 
Sirite-Busches")  heißt.  Von  einem  Zeugen  begleitet  kommen 
sie  zu  Uath  zu  seinem  See,  und  der  erklärt  sich  bereit  den 
Spruch  zu  sprechen,  falls  sie  ihn  Avirklich  anerkennen  würden. 
Nachdem  sie  sich  dazu  verpflichtet,  schlägt  er  ihnen  folgenden 
Handel  vor:  einer  von  ihnen  solle  ihm  heute  mit  dem  Beil 
den  Kopf  abschlagen,  er  werde  es  ihm  morgen  ebenso  machen. 
Das  verweigern  Conall  und  Laegaire,  weil  sie  mit  abge- 
schlagenem Kopf  nicht  leben  könnten  (andere  Bücher  sagen, 
sie  hätten  wohl  Uath  den  Kopf  abgeschlagen,  seien  ihm  aber 
nachher  aus  dem  Weg  gegangen)  ;=0  CüChulainn  erklärt  sich 
dazu  bereit,  wenn  ihm  die  Andern  den  Heldenbissen  über- 
ließen. Dazu  verpflichten  sie  sich.  Er  schlägt  Uath  auf  dem 
Stein  den  Kopf  ab  (Glosse:  der  hatte  aber  einen  Sprucli  über 
die  Schneide  gesprochen)  und  der  Enthauptete  verschwindet 
mit  Kopf  und  Beil  im  See.  Als  er  am  andern  Tag  (heil) 
wiederkehrt,  streckt  sich  CüChulainn  über  den  Stein;  dreimal 
senkt  Uath  das  Beil  auf  seinen  Hals,  aber  die  Rückseite 
voran.  Dann  heißt  er  ihn  aufstehn  und  spricht  ihm  den 
Heldenbissen  und  das  Königtum  unter  den  Kriegern  Irlands  zu. 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Fleh  m-Buana. 

Nur  (las  Prosa- Dinnsencbas,  sowohl  Ba  (LL  lG6b2l)  als  C,*)  knüpfen 
an  den  interpolierten  Abschnitt  §  6G— 70  au.  Der  Verfasser  hat  aber  den 
Ortsnamen  Uaig  Buane  offenbar  nicht  gekannt  und  setzt  einen  andern, 
Fleh  m-Buana,  dafür  ein. 


0  Dieser  Abschnitt,  der  dem  Schlußabschnitt  des  alten  Textes  gar 
zu  iUnilich  war,  ist  schon  in  P>  unterdrückt,  also  nur  in  LH  erhalten. 

')  Diese  Gestalt  stammt  aus  der  Täin  bo  Cuailnge  (Kap.  G  §  40 
Z.  t:]17ff.). 

■•)  Vgl.  die  alte  Fassung,  oben  S.  4G1.  _ 

*)  Dieses  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  IC,  57.  m 


ir,  40.   Fled  Briorenn  ocus  long-es  mac  ii-Duil  Dermait.  '1<^)7 

Loegaire  Buadach,  Conall  Cernacli  und  CriCliulaiiin  komnien 
zur  Entsclieiduiig  des  Streites  um  den  Heldenbis.sen  narli 
Cruachain.i)  Da  Ailill  das  Urteil  nicht  fällen  kann,  sendet 
er  sie  nach  Es  Ruaid  zu  Samser;  dessen  Tochter  Buan  ingen 
Samsera'^)  verliebt  sich  in  CüChulainn,  und  Samaer  spricht 
ihm  den  Heldenbisseu  zu.  Auf  der  Rückfahrt  ertrinkt  Conalls 
Wagenlenker  Raithen  in  Snäm  Raithin.  Buan  folgt  der  Spur 
CüChulainns  und  springt  an  einen  Fels,  so  daß  sie  stirbt. 
Daher  Fich  m-Buana. 

Der  Dichter,  der  in  C  die  Schlußstrofe  von  P>  durfli  ein  Gedicht  von 
sechs  Strofen  ersetzt,  scheint  den  Sagentext  nicht  gekannt  zu  haben;  er 
bringt  einfach  die  Dinnsenchas- Prosa  in  Verse. 


Kap.  46.    Fled  Bricreuii  ocus  longes  niae  n-I)uil  Dermait. 
..Bricriu's  Gastmahl  und  die  Verbannung  der  Sohne  von  Dsei  Dermait.^^ 

Zeigt  uns  die  Nachahmung,  aus  der  die  in  Kap.  45  erwähnten  Inter- 
polazionen  geflossen  sind,  daß  die  Sage  Fled  Bricrenn  noch  im  11. — 12.  Jahr- 
hundert beliebt  war,  so  ist  schon  vorher  eine  andere  Erzählung  durch  sie 
angeregt  worden.  Leider  ist  sie  nur  in  GBL  (Faks.)  114  b  (Spalte  759  ff.) 
überliefert  und  einige  dort  verderbte  Stellen  daher  nicht  klar.^)  An  den 
Mustertext  klingt  sie  außer  im  Titel  nur  in  Einzelheiten  an,  so  in  der 
Holle  Bricriu's,  in  der  Bezeichnung  aradach  für  das  Faß  Conchobors,  in 
den  Namen  der  Söhne  Riangabars:  Lseg,  Id  und  Seglang  Z.  184*)  (vgl. 
Fled  Bricr.  §  14).  An  Wert  steht  sie  ihm  weit  nach  und  erinnert  in 
ihrer  saloppen  (restaltung  schon  an  Erzählungen  der  Verfallszeit;  ein 
minder  Begabter  wollte  offenbar  dem  berühmten  Titel  neuen  Inhalt  unter- 
legen; die  Bolle,  die  er  den  Ui  Maine  (in  Connaught)  zuteilt,  dürfte  ihn 
dem  Westen  Irlands  zuweisen.  Er  hat  sich  sonst  namentlich  durch  Serglige 
ConCulainn  (Kap.  34)  inspirieren  lassen,  und  zwar  kennt  er  diese  Sage 
bereits  in  Verbindung  mit  dem  Mittelstück  von  Lugaid  Reoderg  (Reo 
n-Derg).  Leider  gibt,  wie  wir  früher  gesehen  haben,  diese  Tatsache 
keinen  sicheren  Anhalt  für  eine  genauere  Datierung;  die  Sprache  ist 
altertümlich  und  würde  an  sich  der  Ansetzung  eines  ziemlich  hohen  Alters 
nicht  widersprechen.    Die  Reden  sind,  wie  in  vielen  Sagen,  mehrfach  in 

*)  C  läßt  sie  zuerst  nach  Emain  kommen  und  von  dort  zu  Ailill  und 
Medb  geschickt  werden. 

^)  Samaira  C. 

3)  Hgg.  u.  übers,  von  Windisch,  IT  II  1, 164. 

*)  Diese  hält  allerdings  Windisch  S.  199  für  eingeschoben,  doch  wohl 
ohne  genügenden  Grund.  Da  das  Vorhergehende  verderbt  scheint,  ist 
eine  Entscheidung  nicht  sicher  zu  treffen. 

30* 


468  II,  46.   Fleet  Bricrenn  ocus  longes  mac  n-Diiil  Dermait. 

poetische  Form  gekleidet.  Erzählungen  dieser  Art,  die  gewiß  auch  bei 
den  britannischen  Kelten  Parallelen  hatten,  sind  wohl  die  Muster  für  die 
ähnlich  gefügten  Abenteuerromane  der  französischen  Dichter  wie  Chretieu 
vor.  Troyes  gewesen. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  Windischs  Zeilenzählang. 

1.  (1 — 8).  Der  berühmte  König  von  Ulster,  Conchobor 
mac  Nesa,  hatte  bei  Anfang  seiner  Regierung  das  Gesetz 
erlassen,  daß  jeder  der  „Wagenfahrer"  je  einen  Abend  für 
die  Speisung  der  Ulter  sorgen  müsse,  der  König  selber  vier 
Abende,  einen  in  jedem  Vierteljahr;  von  den  öcthigern 
(Junkern)  vereinigten  sich  je  vier  zu  einer  Bewirtung.  Die 
Frau  des  Bewirtenden  spendete  als  airigid  Ban-ülad  „Ehren- 
speise der  Ulter  Frauen"  sieben  Ochsen,  sieben  Eber,  sieben 
Fässer,  sieben  Milcheimer  usw.  nebst  der  Zubehör  an  Fischen, 
Geflügel  und  würzigen  Kräutern. 

2.  (9 — 75).  Als  die  Bewirtung  im  Craebruad  einst  Bricriu 
Nemthenga  zufällt  und  Conchobors  Faß  aradach,  das  zum  Aus- 
schenken innen  und  außen  eine  Leiter  (arad)  hat,  gefüllt 
w^orden  ist,  sieht  er  von  seinem  Bretter- Euhebett^)  aus  zu 
seiner  Linken  die  Zerleger  und  Schenken  ins  Haus  treten 
und  ruft  ihnen  zu,  sie  behandelten  seine  Speise  und  sein 
Bier  wie  das  eines  Lächerlichen.  2)  Als  Alles  stutzt  und 
Conchobor  durch  Anschlagen  des  silbernen  Stifts  an  eine 
kupferne  Säule  allgemeine  Stille  hergestellt  hat,  erklärt 
Bricriu,  sein  reichliches  Gelage  sollte  nicht  ohne  ein  noinden 
Ulad'^)  genossen  werden.  Da  erheben  sich  die  zwölf  Wagen- 
fahrer ^)  und  brechen  nach  den  verschiedenen  „Fünfteln" 
Irlands  auf,  um  „Menschenmord"  zu  vollführen.    CüChulainu 


')  Das  entspricht  dem  grimuln  „Söller"  im  älteren  Fled  Bricrenn. 

*'')  Nach  dem  Faksimile  ist  der  vorhergehende  Satz  (Windisch  174,  1) 
wohl  zu  lesen:  Bid  ndrhar  sein  aile  ,.da.s  wird  ein  Aufsagen  (der  Freund- 
schaft) sein**, 

^)  Diesem  Ausdruck,  der  in  den  älteren  Texten  den  Schwächezustand 
der  Ulter  bezeichnet,  scheint  der  Verfasser  hier  eine  neue  Bedeutung, 
etwas  wie  „Kriegszug  oder  Heldentat  der  Ulter"  beizulegen. 

*)  Hier  werden  wirklich  einmal  zwölf  genannt,  nämlich  Fergus  mac 
Roig,  Conall  Cernach  mac  Amairgiui,  Laegaire  Buadach,  CüChulainu  mac 
Soaltaiui ,  Eogan  mac  Durthaeht,  Celtchair  mac  Uthechair,  Blai  Brugaid, 
Dubthach  I);el  LUad,  Ailill  Miltenga,  Conall  Änglonnach,  Munremor  mac 
(ieirrginu,  Otbern  mac  Fintaiu. 


II,  4(i.    Fled  Bricreiiii  ocu.s  loiige«  luac  n-Duil  Deriiiait.  U'>*J 

zieht  mit  fünfzig  Kriegern  über  die  Grenzflüsse  von  ("on- 
naught,  Dub  und  DrobaisJ)  bis  zum  Dublinn  („Schwarz- 
wasser") im  Gebiet  der  (^iarraigi;  dort  spalten  sie  sich.  Cü- 
Chulainn  mit  der  Hälfte,  darunter  sein  Wagenlenker  Laeg 
mac  Riangabra  und  sein  Ziehsohn  Lugaid  Reo  n-Derg, 
treifen  bei  Äth  Ferthain  nördlich  von  Corra-for-Achud  auf 
dem  Spielplatz  Maine,  den  Sohn  von  Cet  mac  Mägach,  mit 
300  Leuten  und  Finnchaem,  die  Tochter  von  Eochu  Ronn, 
dem  König  der  IJi  Maine.  Diese  bittet  die  auf  sie  los- 
kommenden Lugaid  und  Laeg  um  Schonung,  da  sie  auf  Grund 
der  Erzählungen  in  CüChulainn  verliebt  sei  und  ihn  eben 
aufsuche.  CüChulainn  schenkt  Allen  das  Leben  und  springt 
in  gewaltigem  Sprung  zu  ihr  hin;  sie  umarmt  und  küßt  ihn, 
und  man  zieht  im  Dunkel  der  Nacht  nordwärts  weiter.  In 
dem  Wald  Fid  Manacli  treffen  sie  um  drei  Feuer  je  neun 
Mann;  CüChulainn  tötet  je  drei  von  ihnen  und  ihre  Führer, 
und  man  nähert  sich  über  Äth  Moga  der  Cruachain-Burg  in 
Mag  Ai.  Da  auf  ihr  Siegesgeschrei  hin  der  Späher  der  Burg 
nach  ihnen  ausblickt,  erkennt  Königin  Medb  an  seiner  Be- 
schreibung CüChulainn,  Lugaid,  Laeg  und  Finnchsem.  A\'enn 
diese  mit  der  Einwilligung  ihrer  Eltern  komme,  sei  es  gut; 
sonst  wehe  dem  Entführer!  meint  sie.  Ein  von  Ailill  und 
Medb  aus  der  Burg  gesandter  Bote  erhält  die  Köpfe  der  im 
Wald  Erschlagenen.  Ailill  erkennt  in  ihnen  drei  Räuber  und 
will  die  Köpfe  auf  die  Pallisade  stecken  lassen.  Da  aber 
CüChulainn  droht,  die  Pallisade  einzureißen,  werden  sie  ihm 
zurückgegeben  und  er  im  Gästehaus  bewirtet. 

3.  (75 — 107).  i\.m  andern  Morgen  bewaffnet  sich  Cü- 
Chulainn und  lehnt  sich  an  „den  Steinpfeiler".  Der  Späher 
meldet  einen  von  Süden  herandringenden  Lärm.  Medb  schließt 
sofort  auf  die  Ui  Maine,  die  die  Jungfrau  verfolgen;  der 
Nebel,  den  der  Späher  zu  sehen  glaubt,  sei  der  Atem  der 
Männer,  der  Feuerschein  der  Glanz  ihrer  Waffen  und  Augen. 
Vor  dem  nunmehr  sichtbaren  Heere  zieht  ein  Krieger  in 
gold-  und  silberverbrämter  Kleidung  daher;  sein  blondes  Haar 
reicht  bis  an  die  Seiten  seines  Pferdes,  und  daran  hängt  eine 

^)  Heute  Duff  und  Drowes,  jener  an  der  Grenze  der  Grafschaften 
Slig'o  und  Leitrim,  dieaer  der  Ausfluß  des  Loch  Melvin.  Es  ist  also  die 
Nordgrenze  von  Connaught. 


470  11,  46.    Fled  Bricreim  ocus  loiiges  iiiac  n-Duil  Dennait. 

sieben  Unzen  schwere  Goldkette  (ronn).  Daher  heißt  er 
Eochu^)  Ronn.  Er  schleudert  alsbald  seinen  Sper  nach  Cü- 
Chulainn;  aber  der  wirft  ihn  zurück  und  durchbohrt  den 
Hals  seines  Pferdes.  Das  aufbäumende  Tier  wirft  Eochu  ab, 
CüChulainn  faßt  ihn  zwischen  seine  Arme  und  trägt  ihn 
hinein.  Doch  vermitteln  Medb  und  Ailill  eine  Versöhnung 
der  Beiden.  Als  jedoch  CüChulainn  dann  weiterzieht,  ruft 
ihm  Eochu  zu,  er  solle  weder  sitzend  noch  liegend  Ruhe 
finden,  bis  er  wisse,  was  die  drei  Söhne  von  Dsel  Dermait 
aus  ihrem  Land  geführt  habe. 

4  (107—140).  Wie  CüChulainn  nach  seiner  Rückkehr 
in  Emain  Macha  Bericht  erstattet  und  sich  gesetzt  hat, 
scheint  ihm  sein  Gewand  und  das  Haus  und  der  Boden  unter 
dem  Sitz  zu  brennen.  Er  sieht,  daß  er  sterben  muß,  wenn 
er  Eochu's  Verlangen  nicht  erfüllt,  und  geht  hinaus,  gefolgt 
von  Leeg  und  Lugaid.  Neun  —  übersehene  —  Dichter  vor 
dem  Tor  bemerken,  es  sei  hohe  Zeit,  daß  ihnen  der  König 
endlich  Speise  und  Trank  schicke.  Mit  den  Worten:  „Ihr 
macht  einen  Hausmeier  aus  mir"  schlägt  ihnen  CüChulainn 
die  Köpfe  ab.  Dasselbe  begegnet  neun  Schmieden,  die  er  in 
einem  Walde  trifft,  da  wo  heute  Ard  Macha  (Armagh)  liegt. 
In  Träig  in  Baile  östlich  von  Dün  Delca  findet  er  einen  Sohn 
des  Königs  von  Schottland,  der  in  einem  Boote  Seide  und 
Trinkhörner  für  Conchobor  bringt  und  sich  beklagt,  daß  ihm 
niemand  entgegen  komme.  Mit  gezogenem  Schwert,  weil  er 
ihn  zu  einem  Hausmeier  mache,  dringt  er  in  sein  Boot,  bis 
der  Königsohn  sich  entschuldigt,  ihn  nicht  erkannt  zu  haben. 
„Weißt  du,  was  die  drei  Söhne  von  Dael  Dermait  aus  ihrem 
Land  geführt  hat?"  ist  die  Frage,  die  CüChulainn  an  ihn, 
wie  nun  stetsfort  an  jeden,  richtet.  Nein,  das  weiß  er  nicht; 
aber  er  überläßt  ihm  sein  Boot  und  hat  für  ihn  einen  Meer- 
Zauber,  der  ihm  helfen  wird.  CüChulainn  ritzt  ein  Ogom  auf 
seinen  Wurfsper  und  heißt  ihn  damit  auf  seinem  Sitz  in 
Emain  seiner  warten. 

5.  (141—190).    CüChulainn  segelt  und  rudert  einen  Tag 
und  eine  Nacht  und  kommt  zu  einer  großen  Insel,  die  von 


*)  Gelegeutlich  Euchaid.   Die  beiden  Namen  Eochu  Gen.  Echach  uutl 
Eochaid  Gen.  Echdach  gehen  in  den  Texten  fast  immer  durcheinander. 


II,  -Ifj.    Flud  Jiricreiiii  ucus  louges  iiiac  ii-Duil  Deniuiit.  471 

einem  silbernen  Wall  und  kupfernen  Pallisaden  umgeben  ist 
und  Häuser  von  ähnlicher  Pracht  enthält.  In  der  Burg  sieht 
er  150  Ruhebetten,  jedes  mit  einem  fidchell  und  hrandub  und 
einem  timpän  ausgestattet,  und  trifft  ein  altes,  in  Purpur- 
mäntel gekleidetes  Ehepar  und  drei  junge  Frauen,  die  mit 
finnruine  an  Goldborten  sticken.  Sie  heißen  ihn  um  Lugaids 
willen  und  La3g  um  seiner  Eltern  willen  willkommen. ')  Auf 
CüChulainns  Frage  nach  den  Söhnen  von  Dael  Dermait  er- 
widert der  Mann,  er  werde  es  erfahren,  da  deren  Schwester 
und  Schwager  auf  einer  südlich  gelegenen  Insel  wohnten. 
Mit  Eisenklumpen,  die  im  Feuer  erhitzt  werden,  wärmt  man 
den  drei  Ankömmlingen  ein  Bad  und  lagert  sie  trefflich. 
Indem  bringen  fünfzig  Krieger  Schweine,  Ochsen  und  Met- 
becher herbei,  bald  fünfzig  weitere,  angeführt  von  einem 
prächtig  gekleideten  Mann,  fünfzig  Lasten  Brennholz  und 
heißen  sie  ebenso  willkommen  wie  vorher  die  Insassen  des 
Hauses.  Als  sie  reichlich  bewirtet  und  trunken  sind,  nennen 
sich  die  Bewohner.  Die  beiden  Alten  sind  Riangabar  und 
Finnabair,  die  jungen  Frauen  ihre  Töchter  Eithne,  Etan  und 
Etäin,  deren  Brüder  Eochaid.  ^d  und  ^Engus.  Die  sind  also  Ge- 
schwister der  Wagenlenker  Laeg  mac  Riangabra,  Id  und  Seglang. 
Als  CüChulainn  gefragt  wird,  wie  er  die  Nacht  zubringen 
wolle,  wählt  er  sich  Etan  zur  Bettgenossin,  2)  und  er  schenkt 
ihr  am  andern  Morgen  einen  schweren  goldenen  Daumenring. 
6.  (190—249).  Er  erblickt  die  andere  Insel,  auf  der 
Achtlann,  die  Tochter  von  Dsel  Dermait.  und  ihr  Mann, 
Connla  Cael  Corrbacc  („der  Magere,  der  Krummhaken") 
wohnen,  und  fährt  hinüber.  Connla  liegt  dort  mit  den  Füßen 
gegen  einen  Steinpfeiler  im  AVesten  der  Insel,  mit  dem  Haupt 


*)  Das  letztere  ist  verständlich,  weil  sie  Lsegs  Verwandte  sind 
(s.  unten);  aber  in  welcher  Beziehung-  Lug-aid  zu  ihnen  steht,  bleibt 
dunkel.    Die  Stelle  ist  Serglige  ConCulainn  (Kap.  34  §  16)  nachgebildet. 

2)  Mit  einer  Strofe,  die  sich  auch  in  den  irischen  Verslehren  (IT  III 
1,19  §52;  46  §74)  findet.  Sie  ist  dort  aber  kaum  aus  unserm  Text  ge- 
zogen, vielmehr  wird  der  Verfasser  eine  altbekannte  Strofe  verwendet 
haben.  Es  gehört  übrigens  zu  den  vielen  Sonderbarkeiten  dieser  Er- 
zählung, daß  CüChulainn  mit  der  Schwester  seines  Dieners  das  Lager 
teilt,  und  daß  dieser  aus  einer  so  vornehmen  Familie  stammt.  Freilich 
trägt  er  schon  in  Serglige  ConCulainn  (§  33)  einen  fünffachen  Purpur- 
mantel. 


472  II,  46.   Fled  Bricrenn  ocus  longes  mac  n-Duil  Dermait. 

gegen  einen  solchen  im  Osten,  i)  und  seine  Frau  sucht  ihm 
den  Kopf  ab.  Als  er  sich  zum  Sitzen  aufrichtet,  schnauft  er 
so,  daß  eine  Welle  übers  Meer  wegjagt  und  beim  Einatmen 
eine  zurück.  Doch  erklärt  er.  CüChulainn  nicht  zu  fürchten, 
und  heißt  ihn  willkommen.  Auf  die  Frage  nach  den  Söhnen 
von  Dael  Dermait  steigt  die  Frau  zu  CüChulainn  ins  Boot 
und  zeigt  ihm  eine  weiße  Mauer  (fureth);  dort  weile  Coirpre 
Cunnail,  ihr  väterlicher  Oheim.  Daselbst  angelangt,  sehen 
sie  zwei  Frauen,  die  Binsen  schneiden.  Die  eine  schildert  in 
Versen  die  sieben  gewaltigen  Könige  des  Landes  und  ihre 
zahlreichen  Heere;  jeder  habe  sieben  Frauen  und  jede  Frau 
unter  ihrem  Fuß  einen  König.  Da  gibt  ihr  CüChulainn  einen 
Faustschlag,  daß  ihr  das  Gehirn  durch  die  Ohren  heraus- 
dringt. Das  andere  Weib  nennt  ihnen  in  poetischer  Sprache 
die  Fürsten  des  Landes,  Coirpre  Cunnail  und  die  sechs 
andern.  2)  Lneg  nimmt  den  Mantel  der  erschlagenen  Frau 
auf  den  Rücken,  und  die  zweite  meldet  drinnen,  was  ge- 
schehen. Da  stürmt  Coirpre  Cunnail  heraus  und  kämpft  vom 
Morgen  bis  zum  Abend  mit  CüChulainn,  ohne  daß  eine  Ent- 
scheidung fällt.  Wie  aber  CüChulainn  zum  gce  bulgce  greift, 
bittet  jener  um  sein  Leben,  umarmt  ihn  und  trägt  ihn  ins 
Haus,  wo  er  gebadet  wird  und  die  Nacht  mit  der  Tochter 
des  Königs  schläft.  Und  wie  er  diesen  fragt:  „Was  hat  die 
Söhne  von  Dael  Dermait  aus  ihrem  Lande  geführt*?"  erzählt 
der  ihm  die  ganze  Geschichte,  ^j 

7.  (250  —  300).  Am  andern  Morgen  fordert  Eochaid  Glas 
(„der  Grüne'')  Coirpre  Cunnail  zum  Kampf  heraus;  er  erkennt 
CüChulainn  an  seiner  Stimme  und  tritt  ihm  in  einem  Tal 
entgegen.  Dreimal  springt  CüChulainn  auf  ihn,  aber  jedesmal 
bläst  er  ihn  von  sich  ins  Meer.  Da  wirft  CüChulainn  den 
(j(B  bulgce  in  die  Höhe,  daß  er  ihm  von  oben  durch  das  Kopf- 
stück des  Panzers  in  den  Scheitel  dringt  und  bis  in  die 
Erde  fährt.-*)    Alsbald  springen  von  Osten  und  Westen  die 

0  Er  ist  also  ein  Riese. 

^)  Darunter  Cohh  Side  („der  Elf")  und  Fiachna  Fuath  („das  Ge- 
spenst"); es  sind  also  wohl  lauter  dämonische  Wesen. 

3)  So  erfährt  befremdlicherweise  zwar  CüChulainn,  aber  nicht  der 
I>cser  oder  Hörer,  welche  Bewandtnis  es  mit  ihnen  hat. 

*)  Der  Verfasser  beachtet  nicht,  daß  diese  berühmte  Waffe  CüChulainus 
im  Wasser  gebraucht  wird. 


II,  47.    Mesca  Ulad  ,.«lie  Truiikeuheit  der  Ulter".  '17.*i 

Elfen  herbei,  die  Eochaid  Glas  mit  Schmach  bedeckt  liatte, 
und  baden  die  Schmach  in  seinem  Blute  ab.  Nun  können  die 
Söhne  von  Dael  Dermait  nach  ihrem  Lande  zurückkehren.') 
CüChulainn  übernachtet  bei  Coirpre  Cunnail  und  wird 
reich  beschenkt.  Dann  kehrt  er  über  Connla's  Insel  und 
über  die  von  Riangabar,  wo  er  wieder  mit  Etan  das  Lager 
teilt,  nach  Emain  Macha  zurück,  wo  man  ihm  seinen  Anteil 
an  Bier  und  Speise  aufbewahrt  hat.  Von  da  begibt  er  sich 
nach  der  Burg  von  Cruachain  zu  Ailill  und  Medb  und  erzählt 
dort  dem  herbeigerufenen  Eochu  Ronn  in  einem  Gedicht  Alles, 
was  er  erlebt  hat.  Er  schließt  Freundschaft  mit  ihm;  dessen 
Tochter  Finnchaem  bleibt  bei  CüChulainn,  und  dieser  kehrt 
triumfierend  nach  Emain  Macha  zurück. 


Kap.  47.    Mesca  Ülad 
„Die  Trunkenheit  der  Ulter'^ 

oder:  Bsethreim  Ulad  co  Teniair  Luachra 
„Die  tolle  Fahrt  der  Ulter  nach  Temair  Luachra''. 

Von  dieser  Sage  liegen  uns  zwei  Fassungen  vor.  aber  von  beiden 
nur  ein  Bruchstück,  doch  glücklicherweise  so,  daß  von  der  einen  der 
Anfang,  von  der  andern  das  Ende  erhalten  ist;  nur  ein  kurzes  Stück  der 
Mitte  ist  in  beiden  bewahrt  und  läßt  ilir  gegenseitiges  Verhältnis  be- 
urteilen.'^) 

Von  der  älteren  Fassung,  die  ich  A  nenne,  steht  der  Schlußteil 
zunächst  in  LU  auf  dem  Blatt  (Faks.)  S.  19 — 20;  das  Vorhergehende  ist 
weggefallen.  Die  Sprache  ist  die  der  älteren  Sagentexte  freieren  Stils, 
etwa  Fled  Bricrenn  (Kap.  45)  vergleichbar,  das  wohl  auch  zu  den  Mustern 
gehört.  Den  Anfangsteil  der  andern  Fassung  (B)  enthält  LL  (Faks.) 
261b  —  268  b,  wo  der  Text  mit  der  Seite  abbricht.  Der  ganze  Stil  und 
viele  Ausdrücke  zeigen,  daß  der  ßedaktor  von  B  derselbe  ist  wie  der  Be- 
arbeiter 0  der  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  5)  und  wie  der  Verfasser  von  Cath 
Ruis  na  Big  (Kap.  28);  es  gehört  also  wohl  ins  erste  Viertel  des  12.  Jahr- 
hunderts. Die  Analogie  der  Täin  -  Bearbeitung  und  das  in  beiden  Fassungen 
vergleichbare  Mittelstück  zeigt,   daß  er  sehr  frei  mit  dem  älteren  Text 

*)  Sie  waren  also  wohl  von  Eochaid  Glas  entführt  worden.  Im  Schluß- 
gedicht (Z.  282)  wird  mit  f/ir  Duil  „Daels  Land"  anscheinend  die  Insel  be- 
zeichnet, auf  der  dessen  Tochter  Achtlann  lebt  (Z.  191).  Von  dort  waren 
sie  wohl  geraubt. 

2)  Siehe  Zu  ir.  Hss.  II  S.  10,  wo  die  ältere  Ansicht,  daß  beide  Bruch- 
stücke zu  einer  Fassung  gehören,  widerlegt  ist. 


474  II,  47.   Mesca  Ulad  „die  Tiuukeiibeit  der  Ulier". 

geschaltet  hat;  namentlich  der  Anfang  Avird  großenteils  seiner  Er- 
findung entspringen.*) 

Eine  dritte  Handschrift  in  Edinburg,  Advocates'  Library  No.  XL 
(geschrieben  1538)  S.  49  —  68,  enthält  nur  scheinbar  einen  vollständigen 
Text.  Vielmehr  folgt  sie  zunächst  Fassung  B  genau  so  weit,  als  diese 
in  LL  reicht,  dann  springt  sie  unvermittelt  (S.  65)  auf  Fassung  A  über, 
und  zwar  setzt  diese  etwas  weiter  hinten  ein  als  das  Bruchstück  in  LU. 
])a  auch  andere  Texte  dieser  Handschrift  zeigen,  daß  ihr  mehrfach  LL  — 
wohl  mittelbar  —  zu  Grunde  liegt,  2)  so  ist  kein  Zweifel,  daß  auch  dieser 
daraus  geflossen  ist.  Wenn  man  also  aus  den  kurzen  Bemerkungen 
K.  Meyers,  der  in  Celtic  Magazine  12  (1887)  S.  214  zuerst  auf  diese  Hand- 
schrift aufmerksam  gemacht  hat,  ersieht,  daß  die  Anfangssätze  von  denen 
in  LL  verschieden  sind  und  auch  sonst  einzelne  Abweichungen  vorkommen, 
so  können  das  nur  spätere  Änderungen  sein.  Der  zweite,  mit  Fassung  A 
übereinstimmende  Teil  ist  aber  nicht  aus  LU  geschöpft,  sondern  der  Er- 
gänzer hat,  wie  manche  Lesarten  bezeugen,  eine  von  LU  unabhängige 
Handschrift  benützt.  ^) 

Der  Titel  der  Sage  in  LL  lautet:  Incipit  mesca  Ulad,  dagegen  die 
Unterschrift  in  Edinl).  XL:  Baot[h\rem  Ulad  co  Teamuir  Luachra.  Die 
Sagenliste  B  bringt  in  dem  von  ihr  beigefügten  Anfangsabschnitt  neben- 
einander: Mesca  Ulad,  Boithreim  Ulad.  Es  ist  daher  nicht  deutlich,  ob 
in  der  älteren  Fassung  Bccthreim  Ulad  (co  Temair  Liiachra)  der  Titel  der 
ganzen  Sage  oder  nur  des  Schlußteils  war. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten  von  Henuessy's 
Ausgabe. 

Anfang  (nach  der  jüngeren  Fassung  B). 

1.  (2).  Als  die  Maie  Milid^)  von  Spanien  nach  Irland 
kamen,  überlisteten  sie  die  Tuatha  De  Danann  (die  bis- 
herigen Bewohner);  ihr  ßli  und  Kichter  Amairgin  Glünmär 
mac  Milid  teilte  Irland  in  zwei  Hälften,  doch  so,  daß  die 
Tuatha  De  Danann  die  untere  Hälfte,  die  Maie  Milid  die 
obere  erliielten.  So  verschwanden  jene  in  die  Hügel  und 
Klfenländer,  ließen  aber  in  jedem  „Fünftel"  Irlands  —  um 
Unheil  zu  stiften  —  fünf  ihrer  Leute  zurück,  in  Ulster  Brea 
mac  Belgäin  in  den  Bergrücken  von  Bregia,  Redg  Rotbel  in 

')  Nach  diesen  zwei  Handschriften  hgg.  u.  übers,  von  William  Heuuessy, 
K.  Ir.  Ac,  Todd  Lecture  Series,  Vol.  I  P.  1  (1889). 

•')  Siehe  Teil  I  Kap.  12  S.  36. 

")  Nach  dieser  Handschrift  ist  der  Text  noch  nicht  gedruckt.  Ich 
besitze  nur  eine  Abschrift  der  Stelle,  wo  beide  Fassungen  zusammen- 
stoßen, und  eines  längeren  unmittelbar  folgenden  Stücks. 

*)  Das  sind  die  Vorfahren  der  Gäleu,  s.  Teil  IV. 


11,47.    Merica  L'lad  „die  Truiikeiilieit  der  LJlter".  175 

den  „Glätten"  von  Mag  Itlia,  Tinnel  mac  Boclachtnai  in  Sliab 
Edlicon,  Grici  in  Cruachän  Aigli,  Gulbän  Glas  mac  Graci  in 
Benn  Gulbäin  meic  Ungairb.  Diese  brachten  es  zu  Stande, 
daß  zur  Zeit  von  Conchobor  mac  Fachtna  Fäthaig  Ulster  in 
drei  Teile  zerfiel,  indem  (Jonchobor  seinen  zwei  Ziehsöhnen 
CüChulainn  mac  Sualtaim  und  Fintan,  Sohn  von  Niall  Niam- 
glonnachji)  je  ein  Drittel  des  Landes  überließ.  Die  Nord- 
grenze des  südlichen  Drittels,  das  CüChulainn  erhielt,  ging 
vom  Hügel  von  Ober-Forcha  (dem  Uisnech  -  Hügel  in  Mide) 
bis  Träig  Baile  (bei  Dundalk),  die  Südgrenze  von  Fintans 
Anteil  von  Träig  Töla  (unbekannt)  bis  zur  Spitze  von  Seimne 
und  Läthairne  (Magee  und  Larne). 

2.  (2 — 8).  Nachdem  diese  Teilung  ein  Jahr  bestanden 
hat,  hält  Conchobor  in  der  Nacht  vor  samuin  in  Emain  Macha 
ein  großes  Gelage  ab,  wozu  hundert  Fässer  mit  jedem  Ge- 
tränke gefüllt  sind,  und  man  beschließt  alle  Edeln  von  Ulster 
dazu  einzuladen.  Er  sendet  Leborcham  als  Botin  zu  CüChulainn 
nach  Dun  Delga,  Finnchad  Fer  Benn  Uma  mac  Fr^eglethain^) 
als  Boten  zu  Fintan  nach  Dün  Da  Benn.  CüChulainn,  der 
gerade  gleichfalls  ein  Gelage  in  seinem  Gebiet  abhält,  will 
erst  nicht  Folge  leisten,  läßt  sich  aber  von  seiner  Frau  Emer 
Foltchain  ingen  Forgaill  Manaig  bereden,  seinen  Wagen  zu 
besteigen  und  bewaffnet  nach  Emain  zu  gehn.  Dort  wird  er 
von  Sencha  mac  Ailella  so  überschwänglich  begrüßt,  daß  er 
gleich  errät,  daß  eine  Bitte  dahinter  stecke.  Er  ist  auch 
bereit  sie  zu  erfüllen  gegen  Gewährung  einer  Gegenbitte. 
Man  stellt  sich  gegenseitig  Bürgen:  Sencha  verlangt  Conall 
Änglonnach  mac  Iriel  Glünmäir,  Conall  Cernach  mac  Amairgin 
und  Lsegaire  Buadach;  CüChulainn  dagegen  Cormac  Conn- 
longas,  Conchobors  Sohn,  Mes-Dead  mac  Amairgin  und  Eochu 
Cenngarb  mac  Celtchair.  Sencha's  Bitte  ist,  CüChulainn  solle 
Conchobor  sein  Drittel  auf  ein  Jahr  abtreten.  Das  ist  ihm 
recht;  und  wenn  sich  das  ganze  „Fünftel"  dabei  besser  be- 
finde, könne  er  es  behalten.  Nun  kommt  auch  Fintan  an 
und  wird  vom  Druiden  Cathbath  begrüßt;  es  entspinnt  sich 

^)  Fintan  stammt  aus  der  Täin  bö  Ciiailnge  (Kap.  6  §  71).  Den  Vater 
Niall  „mit  den  Glanztaten"  scheint  ihm  erst  unser  Redaktor  dort  wie  hier 
gegeben  zu  haben. 

2)  Vgl.  Kap.  6  §  78. 


476  II,  47.   Mesca  Ulad  „die  Trunkenheit  der  üiter". 

das  gleiche  Gespräch  zwischen  ihnen.  Cathbatl)  erhält  als 
Bürgen  Celtchair  mac  Uthidir,  Uma  mac  Remanfisig  von 
Fedan  Cuailnge  und  Errge  Echbel  von  BrI  Errgi;  dagegen 
Fintan  bedingt  sich  die  drei  Maie  Uisnig:  Noisi,  Anle  und 
Ardän  aus.  Wie  er  dann  ins  Haus  Tete  Brec  tritt,  trägt 
dort  CüChulainn  eben  als  seine  Gegenforderung  vor,  daß 
Conchobor,  der  jetzt  König  von  ganz  Ulster  sei,  zu  ihm 
zu  einem  Gelage  komme.  Da  aber  Fintan  gerade  dieselbe 
Forderung  aussprechen  wollte,  gehen  ihre  beiderseitigen 
Bürgen  mit  ihren  Mannen  aufeinander  los,  so  daß  neun  fallen 
und  noch  mehr  verwundet  werden.  Sencha  schüttelt  den 
,.  Friedenszweig"  und  hemmt  den  Streit  mit  der  Bemerkung, 
Conchobor  sei  ja  dieses  Jahr  noch  gar  nicht  König  von 
Ulster.  1)  Unter  der  Bedingung,  daß  er  sie  nach  einem  Jahr 
nicht  wieder  hindern  werde,  geben  CüChulainn  und  Fintain 
nach  und  kehren  nach  einem  Gelage  von  drei  Tagen  und 
Nächten  nach  ihren  Burgen  zurück. 

3.  (8 — 12).  Während  dieses  Jahrs  gedeiht  Ulster  so 
trefflich,  daß  Emer  die  Überzeugung  gewinnt,  Conchobor  sei 
nun  Hochkönig  von  Ulster,  und  CüChulainn  rät,  ein  Königs- 
Gelage  für  ihn  zu  rüsten.  Nachdem  die  Vorbereitungen  ge- 
troffen sind,  dabei  wieder  hundert  Fässer  von  jedem  Getränke, 
fährt  CüChulainn  nach  Emain  Macha  und  hat  kaum  die 
Pferde  ausgespannt,  als  auch  Fintan  in  derselben  Absicht 
anlangt.  Da  er  CüChulainn  die  Einladung  Conchobors  aus- 
sprechen hört,  braust  er  auf,  und  wieder  stürzen  die  Bürgen 
aufeinander  los,  diesmal  durch  Sencha  nicht  gehindert.  Con- 
chobor kann  sie  nur  aus  dem  Palast  hinausweisen.  Aber 
sein  Sohn  Furbaide,  ein  Ziehsolm  CüChulainns,  tritt  weinend 
vor  diesen  und  klagt,  daß  er  das  blühende  Ulster  um  so  ge- 
ringer Ursache  willen  verderbe.  Doch  CüChulainn  erwidert, 
er  habe  sein  Wort  gegeben,  und  auch  Fintan  hat  geschworen, 
diese  Nacht  nicht  ohne  die  Ulter  zurückzukehren.  Da  weiß 
Sencha  einen  Ausweg:  man  solle  die  erste  Hälfte  der  Nacht 
im  Norden  bei  Fintan,  die  zweite  bei  CüChulainn  verbringen. 
Damit  sind  Beide  einverstanden,   und  alle  Ulter  mit  ihren 


■)  Er  scheint  vorauszusehen,  daß  nach  Verlauf  de«  Jahres  die  Gesamt- 
herrschaft  dauernd  Conchobor  verbleiben  werde. 


i 


II,  47.    Mesca  ülad  „die  Trunkenheit  der  Ulter«.  477 

Frauen  versammeln  sich  bei  Fintan  in  Dan  Da  Benn  und 
werden  so  herrlich  aufgenommen,  verpflegt  und  beschenkt, 
als  wären  nicht  mehr  als  neun  Gäste  gekommen. 

4.  (12 — 18).  CüChulainn  heißt  Laeg  mac  Riangabra  hinaus- 
gehn  und  die  Grestirne  beobachten,  damit  die  Mittemacht 
nicht  unbemerkt  vorübergehe.  Und  als  dieser  meldet,  daß  es 
so  weit  sei,  und  CüChulainn  es  Conchobor  mitteilt,  erhebt 
sich  dieser  mit  seinem  Büffelhorn,  daß  es  so  still  wird,  daß 
man  eine  Nadel  auf  den  Boden  hätte  fallen  hören.  Denn  es 
war  yes  für  die  Ulter,  vor  dem  König  zu  sprechen,  und  für 
den  König,  vor  den  Druiden. i)  So  eröffnet  denn  Conchobor 
erst  auf  die  Frage  des  Druiden  Cathbath,  daß  CüChulainn 
die  Zeit  für  gekommen  halte,  sein  Gelage  in  Dün  Delga  auf- 
zusuchen. Doch  vermag  Cathbath  von  diesem  zu  erwirken, 
daß  die  Schwachen,  Frauen  und  Knappen  mit  dieser  nächt- 
lichen Fahrt  verschont  bleiben.  Nur  die  Krieger  und  Spiel- 
leute brechen  auf;  voran  saust  CüChulainn  auf  seinem  Wagen, 
hinterdrein  stürmen  alle  Andern,  so  daß  sie  Berge  zu  Tälern 
machen,  Wälder  niederwerfen  und  das  Wasser  der  Bäche 
verdrängen.  Auf  einem  Wege,  der  genau  beschrieben  wird, 
fahren  sie  aber  in  der  Nacht  weit  über  Mag  Muirtheimne 
(CüChulainns  Gebiet)  hinaus  bis  nach  Clin 2)  im  Südwesten 
Irlands,  im  Gebiet  der  Deis  Bec,  dem  Lande  von  CüRoi  mac 
Däiri  in  Munster.  Conchobor  kommt  die  Fahrt  von  Dün  Da 
Benn  nach  Dün  Delga  merkwürdig  lang  vor;  auch  Andere 
vermuten,  daß  man  das  Gebiet  von  Ulster  bereits  verlassen 
haben  müsse.  So  hält  man  an,  und  auf  Bricriu's  Ver- 
anlassung wird  CüChulainn  ausgeschickt,  um  auszuspähen,  wo 
man  sich  befinde.  Er  besteigt  den  Haselwald- Rücken,  der 
Äne  Cliach  heißt,  und  erkennt  an  den  umliegenden  Bergen 
und  dem  Schimmern  der  Shannon -Mündung  die  Gegend.  Zu 
seinen  Genossen  zurückgekehrt,  die  unterdessen  von  schwerem 
Schneefall  betroffen  worden  sind,  erbietet  er  sich,  sie  sicher 
zurückzuführen.  Aber  Celtchair  mac  Uthidir  und  Andere 
verwerfen  das  als  feige;  man  müsse  einen  Tag  und  eine 
Nacht  in  dem  fremden  Gebiete  bleiben.    Und  da  ('üChulainn 

>)  Vgl.  Kap.  6  §  77. 

■-)  Hier  Cliu  Mail  meie.  Ügumi  genannt. 


478  II,  47.   Mesca  Ülad  „die  Trunkenheit  der  Ülter". 

ZU  berichten  weiß,  daß  sicli  in  der  Nähe  die  Burg  Temair 
Luachra  mit  ihren  Schatzkammern  befinde,  beschließt  man 
auf  Sencha's  Rat,  sie  aufzusuchen. 

5.  (18 — 26).  Temair  Luachra  war  damals  keineswegs 
leer.  Denn  Ailill  und  Medb  hatten,  umgeben  von  ihren 
Edeln,  dahin  ihren  neugeborenen  Sohn  Maine  Mü-epert  zu 
CüRoi  mac  Däiri  und  seinen  Clann  Dedad  als  Ziehsohn  ge- 
bracht. Außerdem  befindet  sich  eben  auch  Eochu  mac  Luchta 
mit  seinem  ganzen  „Fünftel"  ^  dort.  Vorsichtshalber  hat  aber 
Medb  zwei  Druiden,  Crom  Deröil  und  Crom  Darail,  Schüler 
von  Cathbath,  als  Späher  auf  der  Mauer  aufgestellt.  Diese 
erblicken  in  der  Morgendämmerung  die  Menge  der  ülter, 
sind  aber  uneinig,  was  sie  sehen.  Während  Crom  Deröil  ein 
bewaffnetes  Heer  zu  erkennen  glaubt,  hält  es  Crom  Darail 
nur  für  einen  Eichenwald;  die  Wagen  scheinen  ihm  Königs- 
burgen, die  Schilde  Steinsäulen  vor  den  Burgen,  die  Sper- 
spitzen  Hirschgeweihe,  die  Schollen,  die  die  Pferde  mit  den 
Hufen  auf  werfen,  Vögel.  Aber  in  zwei  Gedichten  bleibt  Crom 
Deröil  bei  seiner  Ansicht,  daß  es  bewaffnete  Lebewesen  seien. 
('üRoi  hört  den  Wor^^^streit.  Indem  geht  die  Sonne  auf  und 
gibt  Crom  Deröil  Recht.  Er  meldet  seine  Beobachtung  C'üRoi 
in  einem  poetischen  Zwiegespräch.  2) 

6.  (20 — 40).  Kurz  darauf  kommt  die  erste  Schar  der 
ülter  mit  solchem  Getöse  auf  die  Burgwiese  gefahren,  daß 
die  Waffen  in  Temair  Luaclira  von  den  Wänden  fallen  und 
die  beiden  Späher  diesseits  und  jenseits  der  Mauer  ohn- 
mächtig hinabstürzen.  Doch  faßt  sich  Crom  Deröil  bald  und 
überblickt  die  sich  lagernde  Schar,  deren  Glut  so  groß  ist, 
daß  der  Sclinee  dreißig  Fuß  im  Umkreis  schmilzt.  Er  meldet 
drinnen  CüRoi,  Ailill  und  Eochu,  daß  es  entweder  Überseeische 
seien  oder,  wenn  Irländer,  nur  die  ülter  sein  könnten.  Medb 
bemerkt,  CüRoi  habe  so  oft  mit  den  ültern  gekämpft,  daß 
er  sie  nach  der  Beschreibung  wohl  erkennen  müßte.  Und  es 
folgt  nun  eine  jener  beliebten  Beschreibungen,  in  der  Crom 

')  In  Kap.  53  ist  er  König  von  Süd-Connauglit. 

")  In  diesem  Gedi(;bt  findet  sicli  eine  Strofe,  die  wohl  aus  einer  Er- 
zählung' vom  Tode  iTiKoi's  stammt  und  sowohl  diesem  als  den  zwei 
vorausgehenden  (tedichten  zum  JMuster  gedient  hat;  siehe  Kap.  41  (-, 
üben  8.  439  f. 


11,  47.    Mesca  ülad  „<Iie  Tninkeiiheit  der  ülter«.  479 

Deröil  jeweils  die  Einzelnen,  die  er  gesehen  hat,  nach  Aus- 
sehn, Tracht,  Waffen  usw.  schildert  und  CüRoi  darnach  be- 
stimmt, wer  es  ist.  Zuerst  Conchobor  mac  Fachtna  Fäthaig* 
selber  mit  dem  gegabelten  weißen  Bart  und  dem  langen  rot- 
gelben Haar;  zu  seiner  Rechten  Fintan  mac  Neill  Niam- 
glonnaig  mit  leuchtendem  Antlitz,  links  der  kleine,  schwarz- 
brauige  CüChulainn.  Hinter  ihnen  der  oJlam  Ferchertne,  der 
mit  zwei  Schwertern  jongliert  und  Conchobor  als  „Rücken- 
decker" dient.  Dann  drei  Jünglinge,  die  so  leicht  einher- 
schreiten,  daß  sie  nicht  den  Tau  vom  Grase  streifen,  und  die 
anscheinend  vom  übrigen  Heer  nicht  gesehen  werden;  das 
sind  die  (elfischen  Wesen)  Delbseth  mac  Eithlenn,  ^Engus  Öc, 
Sohn  des  Dagda,  und  Cermait  Milbel  („Honigmund"),  die  zu 
den  Tuatha  De  Danann  gehören  und  sich  unters  Heer  ge- 
mischt haben,  um  den  Kampf  zu  steigern.  Ferner  drei 
Krieger  mit  graubraunem  Bart:  Conall  Änglonnach  mac  Iriail 
Glünmäir,  Conall  Cernach  mac  Amairgin  und  Lsegaire  (Bua- 
dach)  von  Räith  Immil;  drei  weitere  mit  Eisenpfählen  als 
Mantelspangen:  Uma  mac  Remanfissig  aus  Fedan  Chuailnge, 
Errge  Echbel  von  BrI  Errgi,  (.eltchair  mac  Uthidir  von  Dun 
Da  Lethglas.  Wiederum  vom  Heere  ungesehen  der  Dagda 
mac  Eithlenn  (der  Elfenkönig),  der  mit  dem  einen  Ende 
seiner  eisernen  Keule  neun  Mann,  die  er  auf  jeder  Seite  hat, 
erschlägt,  um  sie  alsbald  mit  dem  andern  Ende  wieder  zum 
Leben  zu  erwecken.  Trisgatail,i)  der  „starke  Mann"  ('on- 
chobors,  unbewaffnet,  nur  mit  einem  breiten  Lederschurz  be- 
kleidet; er  jongliert  mit  einem  Steinblock,  den  alle  Clann 
Dedad  nicht  zu  heben  vermöchten,  und  tötet  27  Mann,  wenn 
er  sie  nur  grimmig  anblickt.  Der  erst  elfjährige  Uanchenn 
Arritech,  an  Fuß,  Arm  und  Hals  mit  vielen  Ketten  gefesselt, 
die  11  mal  7  Männer  halten  müssen;  aber  wenn  er  den  Duft 
der  Speise  und  des  Getränks  in  der  feindlichen  Burg  riecht, 
zerrt  er  sie  so,  daß  sie  mit  den  Köpfen  auf  den  Boden 
schlagen;  er  ist  der  Sohn  der  drei  (!)  Helden  Uma,  Errge 
Echbel  und  Celtchair.  Conchobors  Narr  Roimid  mit  dem 
Negergesicht  und  kurzgeschoren,  mit  einem  bronzenen  Haken- 


^)  Unten  IV/scnlml;  in  der  Fassung  A  Tn'sroth  in  LU,   TrfcHdu}  in 
Edinb. 


480  11,  47.   Mesca  Ülad  „die  Trunkenheit  der  Ülter'^ 

Stab  und  einem  helltönenden  Glöckchen;  er  pflegt  das  ganze 
Heer  zu  erheitern.  Blai  i)  der  hriuga  mac  Fiachna  aus  Temair 
na  h-Ardda,  der  immer  je  neun  Wagenfahrer  vor  sich,  hinter 
sich  und  zu  beiden  Seiten  hat,  auf  deren  Eede  er  allein  hört. 
Dubthach  D?el  Ulad,  der  nie  jemand  um  Dank  dient;  er  hat 
die  Lanze  Luin  von  Celtchair  geliehen, 2)  deren  Eisen  er  in 
einen  mit  dem  giftigen  Blut  von  Hunden,  Katzen  und  Druiden 
gefüllten  Kessel  tauchen  muß,  damit  es  den  Schaft  und  den 
Mann  nicht  verbrennt;  sie  verkündet  Kampf.  Sencha  mac 
Ailella  meic  Mael-Chlöid  im  weißen  Hemd  und  Mantel  mit 
der  wohlklingenden  Stimme,  der  mit  drei  Worten  jeden  Streit 
beizulegen  versteht.  Sein  jugendlicher  Sohn  Caine  Cain- 
brethach,  der  auch  das  schwierigste  Urteil  zu  fällen  vermag. 
Drei  Überseeische  mit  Eisenkeulen,  Conchobors  Pförtner  Nem, 
Dali  und  [Lücke],  die  weder  miteinander  sprechen  noch  von 
Andern  angeredet  werden.  —  Mehr  als  diese  erste  Schar 
weiß  Crom  Deröil  nicht  zu  beschreiben. 

7.  (40—44).  Da  somit  feststeht,  daß  es  die  Ulter  sind, 
fragt  Medb,  ob  ihr  Kommen  profezeit  worden  sei.  CüRoi 
weiß  es  nicht  und  verweist  auf  den  Ältesten  der  Clann 
Dedad,  den  blinden  Gabal  Glinni  mac  Dedad,  der  seit  dreißig 
Jahren  in  Temair  Luachra  verpflegt  wird.  Crom  Derdil  und 
Faen- Glinni  mac  Dedad  werden  zu  ihm  hingesandt  und  er- 
fahren, daß  in  der  Tat  die  Profezeiung  bestehe,  und  daß  man 
vorgesorgt  habe,  indem  man  ein  eisernes  Haus  durch  zwei 
Bretterhäuser  (innen  und  außen)  verkleidet  habe;  darunter 
sei  ein  unterirdisches  Haus,  mit  Brennholz  angefüllt,  darüber 
eine  Eisenplatte;  ebenso  seien  sieben  Eisenketten  unter  seinem 
Lager,  die  man  um  die  sieben  Steinpfeiler  draußen  befestigen 
könne.  Nachdem  die  zwei  das  gemeldet,  werden  sie  zur  Be- 
grüßung der  Ulter  hinausgeschickt,  und  CüRoi  sieht  voraus, 
wenn  Dubthach  Dael  Ulad  antworte,  seien  sie  in  feindliche)' 
Absicht  gekommen,  wenn  Sencha  mac  Ailella,  in  friedlicher. 
In  der  Tat  ist  es  dieser,  der  das  Wort  ergreift  und  aus- 
einandersetzt, daß  sie  keine  böse  Absicht  hegen,  sondern  sich 
nur  in  der  Trunkenheit  verirrt  haben.    Man  eröffnet  ihnen, 

')  BUid  Hs. 
'^  Vgl.  Kap.  05. 


I 


TI,  47.    Mesca  Hlad  „die  Trunkenheit  der  riter'-*.  iHl 

(laß  dei-  l)('st<^  Held  von  ülstei*  ein  Haus  für  sie  auswählen 
solle,  l^iul  da  sich  Alle  vordrängen,  entscheidet  Sencha,  ('u- 
('hulainn  müsse  das  tun,  da  er  sie  eingeladen  liabe  und  sie 
also  unter  seinem  Schutze  (Bürgschaft)  ständen.  Er  wählt 
das  größte  Haus  aus.  das  er  sieht;  das  ist  eben  das  eiserne. 

S.  (44  —  40).  In  diesem  wei'den  sie  ti^efflich  bewirtet. 
Aber  als  die  Nacht  heiankommt,  stiehlt  sich  ein  Diener  nach 
dem  andern  hinaus.  Das  Haus  wird  mit  den  Ketten  um- 
schlossen und  von  unten  und  oben  in  Brand  gesteckt; 
150  Schmiede  fachen  mit  ihren  Blasebälgen  das  Feuer  an, 
und  man  erhebt  ringsum  ein  gewaltiges  (Teschrei.  Die  ver- 
stummenden lllter  macht  Bricriu  auf  ihre  schlimme  Lage 
aufmerksam.  Vergebens  gibt  der  ,.starke  Mann"  Triscatail 
einen  1^'ußtritt  gegen  den  eisernen  Türflügel;  dieser  wankt 
nicht.  CrU'lmlainn  stößt  sein  Schwert  Oruadln  durch  die 
dreifache  Wand  und  entdeckt  so  das  Eisen  zwischen  den 
Brettern  .  .  . 

Damit  briclit  Fassung'  1»  ab. 


Schluß  (nach  der  älteren  Fassung  A). 

Dieser  Sclüußteil  ist  leider  zu  kurz,  als  daß  er  deutlich  alle  Unter- 
schiede der  beiden  Fassungen  erkennen  ließe.  Oline  Aveiteres  ist  klar, 
daß  die  alte  Erzählung  viel  knapper,  straffer  war.  Aus  dem  gemeinsam 
erhaltenen  Abschnitt  ersieht  mau,  daß  das  Motiv  des  eisernen,  zum  Glühen 
gebrachten  Hauses  erst  von  B  eingeführt  ist,')  indem  die  Ulter  in  A  nur 
in  ein  festes  Eichenhaus  gebracht  werden  und  dort  in  der  Trunkenheit 
mit  Übermacht  überfallen  werden  sollen.  Daß  auch  hier  Fintan  als  Neben- 
buhler OüO'hulaiuns  auftrat,  zeigt  der  Anfang  des  Bruchstücks;  ebenso  der 
Endsatz,  daß  Oonchobors  Alleinherrschaft  bestritten  gewesen  war.  Als 
Feinde  der  Ulter  erscheinen  nur  die  Eraiun,  als  deren  ehemalige  Königs- 
burg die  Ruinen  von  'Tcnmir  lyöclira  (Luachra)  galten;  aber  OüRoi  und 
Medb,  die  in  B  eine  so  große  Rolle  spielen,  sind  in  dem  Bruchstück 
nirgends  genannt,  obschon  doch  wohl  mindestens  ihre  Flucht  bei  der  Zer- 
störung der  Burg  erwähnt  sein  müßte.  Ailill  erscheint  als  den  Ultern 
freundlich  gesinnt  und  sucht  sie  zu  schützen.  Gewiß  fehlten  in  A  auch 
manche  der  Übertreibungen  von  B:  auch  die  Abschnitte  mit  den  Tuatha 
D5  Danann  gehören  wolil  erst  diesem  an. 

0  Es  kehrt  in  der  kymrischen  Erzählung  von  Branwen  wieder;  s. 
The  Text  of  the  Mabinogion,  edd.  Rhys-Evans,  S.  31  f.;  Lorli.  Les  Mabi- 
nogion  I-  laOff. 

'J'li  II  IM  i\v  seil ,   Die  iiisclic  llcldon-   und   l\rmi<)'siiyH.  3J 


482  II,  47.    Mesca  TJlaa  „die  Trunkenheit  der  IJlter«. 

1.  (46).  [Die  Ulter  befinden  sich  offenbar  noch  vor 
Temaii  Löclira.]  Mehiere  erbieten  sich  zu  einem  Unter- 
nehmen, anscheinend:  als  erste  in  das  Gehöfte  einzudringen.') 
Aber  Sencha  bestimmt  die  Ulter,  CüChulainn  dazu  zu  wählen, 
wenngleich  Fintan  darüber  unwillig  ist.  Mit  einem  gewaltigen 
Satz  in  die  Höhe  springt  CüChulainn  auf  die  „Yorbrücke'' 
(die  ins  Gehöfte  fühlt),  so  daß  die  Waffen  in  der  Burg  von 
ihien  Haltern  fallen.  Die  Ulter  werden  in  ein  gewölbtes, 
trefflich  ausgestattetes  Haus  aus  Eichenholz  geführt,  an  dem 
sich  eine  drei  Fuß  dicke  Türe  aus  Eibenholz  befindet,  die 
durch  zwei  eiserne  Ösen  und  einen  Eisenbolzen  verschlossen 
werden  kann.  Ailill  läßt  ihnen  ein  Bad  wärmen  und  Speise 
und  Trank  bringen;  Crom  Deröil  trägt  ihnen  die  Waffen 
nach  und  sorgt  weiter  für  ihre  Bedürfnisse. 

2.  (46  —  52).  Als  sie  trunken  sind,  schlägt  Sencha  sein 
„Handholz*'  (Klapper?)  und  rühmt' vor  den  schweigend  zu- 
hörenden Ultern  die  herrliche  Bewirtung  durcli  den  „Fürsten, 
zu  dem  ihr  gekommen  seid".-)  Aber  Dubthach  Daeltenga 
glaubt,  daß  keiner  von  ihnen  mit  dem  Leben  davonkommen 
werde,  da  das  Hau.s  verschlossen  sei  und  man  sich  gewiß 
draußen  zum  Angriff  auf  sie  rüste :^)  CüChulainn  solle  es 
erkunden.  Dieser*)  vollbringt  seinen  „Helden -Lachssprung'' 
in  die  Höhe,  reißt  das  Dach  mit  sich  und  kommt  auf  das 
Dach  des  „andern  Hauses"  ••)  zu  stelin.  Er  sieht  in  der  Tat. 
wie  sich  unten  das  Heer  zu  einem  Schlachthaufen  aufstellt, 
Avie  aber  Ailill  den  Rücken  gegen  die  Türe  lehnt,  um  die 
Gäste  zu  schützen,  bis  er  von  seinen  sieben  Söhnen  weg- 
gezogen wird.  Zu  seinen  Leuten  zurückgekehrt,  gibt  ("u- 
Chulainn  der  Tür  einen  Fußtritt,  daß  er  bis  zum  Knie  hin- 


*)  Sie  sclieinen  also  hier  nicht  zu  Avissen,  ob  sie  als  Freunde  oder 
Feinde  aufgenommen  werden, 

-)  Wer  das  ist,  ist  nicht  klar;  ob  CüKoi,  der  aber  nirgends  genannt 
wird,  oder  Ailill,  der  aber  nicht  Fürst  von  Temair  Lüchra  ist?  Am 
ehesten  (hiunthaun  (s.  unten):  denn  man  erwartet  den  Fürsten  der  Eraiun. 

')  Dabei  werden  drei  Strofen  zitiert,  die  Fergus  in  der  Täiu  bö 
Tuailnge  {Ferc/Hfi  for  laiin)  auf  Dubthachs  Nichtswürdigkeit  gesprochen 
hat:  s.  Kap.  6  ij  (52. 

*)  Hier  setzt  in  Edinb.  XL  diese  Fassung  ein. 

■')  In  «ItMn  >i('li  die   iMnliciinisclien  liftinden? 


Jl,  47.    Mesca  Ulad  „die  Trunkenheit  der  Titer".  4ft3 

duntht'ähi't .  und  als  ihn  Dubtliacli  Daeltenga  wegen  seinei 
Schwäche  höhnt,  einen  zweiten,  daß  der  ganze  Tüirahmm 
(nach  innen)  auf  den  Herd  fällt.  Seneha  rät  ihnen,  den 
Rücken  gegen  die  A\'and  zu  lehnen  und  die  Waffen  vor- 
zuhalten und  einen  Mann  zur^  Unterhandlung  zu  schicken. 
Als  solcher  erbietet  sich  Triscoth  {Trinidnl  Edinb.),  dessen 
Blick  allein  schon  den  Gegner  tötet.  Von  der  Gegenseite 
kommt  Lopan  {Lafan  Kdinb.)  selbneunter  als  Sprecher,  briclit 
aber  vor  Triscoths  Avildem  Blick  tot  zusammen.  Ebenso  er- 
geht es  Fer  Caille  („Waldmann'').  Mianach.  dem  Triscoths 
Blick  nichts  anhaben  kann ,  packt  dieser  am  Bein  und 
schmettert  ihn  mit  seinen  Begleitern  anf  den  Leichenhaufen. 
Nun  stülpen  die  lllter  das  ganze  Haus  um,  daß  dreihundeit 
von  den  Feinden  umkommen,  und  der  allgemeine  Kampf  ent- 
brennt bis  zum  Mittag  des  nächsten  Tages.  Als  Ailill,  der 
vom  Wohnhaus  {sosad)  aus  der  Schlacht  zuschaut,  die  Ulter 
vor  der  Übermacht  weichen  sieht,  reizt  er  sie  durch  die  Be- 
merkung, sie  hätten  also  mit  Unrecht  bisher  als  Allen  über- 
legen gegolten,  und  das  Sprichwort,  kein  Kampf  werde  ohne 
König  gewonnen ,  sei  demnach  wahr. ')  Da  schlägt  sich 
OüChulainn  dreimal  durch  die  Feinde  durch.  Dasselbe  tut 
Oonchobors  Sohn  P'urbaide  Fer  Benn  und  wird  wegen  seiner 
Schönheit  von  ihnen  geschont,  bis  einer  äußert,  er  würde  ihn 
umbringen,  selbst  wenn  er  einen  goldenen  Kopf  hätte,  und 
ihn  mit  dem  Wurfsper  durchbohrt.^)  Doch  werden  nun  die 
Erainn  in  die  Flucht  geschlagen,  und  nur  ein  Drittel  kommt 
mit  dem  Tjeben  davon.  Ailill  und  seine  Söhne  dagegen  werden 
von  den  Ultern  geschont,  weil  sie  nicht  im  Kampf  gegen  sie 
stehen.  Temair  Löclira  verfällt  der  Zerstörung  und  ist  seit- 
dem unbewohnt. 

3.  (52 — 54).  Dem  Orumthann  Niath-Näir  von  den  Erainn,^) 
der  entkommen  ist,  begegnet  am  Lemain*)  seine  Ziehmutter, 

^)  Das  könnte  darauf  hinweisen,  daß  König  L'onchobor  in  dieser  Fassung* 
die  Ulter  nicht  begleitete.     Oder  soll  er  nur  gereizt  werden  V 

'■')  In  Edinb.  Avird  vielmehr  Fnrbaide's  (Tegner  durch  (TiC'hulaiun 
erlegt. 

^)  Crinithann  Nia  Näir  ist  in  andern  Texten  der  Sohn  von  Lugaid 
Iliab  n-I)erg  und  Oberköuig  von  rrh\n{],  s.  Teil  IV. 

*)  Laune- Fluß  in   Kenv. 

:51* 


484  11,  47.    Diniisenchas  Luibnecb. 

das  Spruch weib  Richis,  und  verheißt  ihm  Kache  au  CüChulaian. 
Sie  holen  diesen  an  einer  Furt  in  der  Landschaft  Uathne') 
ein.  Dort  hebt  Richis  ihr  Gewand  hoch,  so  daß  CüChulainn 
vor  Scham  seine  Stirn  in  den  Erdboden  verbirgt,  und  feuert 
(!rumthann  zum  Angriff  an.  -Vergeblich  warnt  Lseg  seinen 
Herrn;  so  lange  die  Frau  so  dasteht,  will  er  sich  nicht  er- 
heben. Da  schleudert  ihr  L8pg  einen  Stein  ins  Glied,  daß  sie 
mit  zerschmettertem  Rücken  tot  zusammensinkt.  Jetzt  erst 
steht  ('üChulainn  auf  und  schlägt  Orumthann  den  Kopf  ab. 
Dann  gehen  die  Zwei  dem  übrigen  Heere  nacli,  und  in  Cu- 
(/hulainns  Burg  werden  Alle  vierzig  Nächte  lang  bewirtet. 
Audi  Ailill  kommt  zum  Besuch  nach  Ulster  und  erhält  die 
Breite  seines  Gesichts  an  Gold  und  Silber  und  jeder  seiner 
Söhne  7  cunud  und  kehrt  in  Freundschaft  nach  Hause  zurück. 
(/Onchobors  Königtum  blieb  von  da  an  ungeschmälert. 

Anhang:  Dinnsenchas  von  Luibnech.*^) 
Nur  im  Prosa -Dinnsenchas,  sowohl  in  Ba  (LL  I8öb)  als  iu  C.*) 
Als  die  lllter  nach  ihrer  tollen  Fahrt  iba^threiin)  von 
Dnn  Da  Renn  nach  Tenn  Febrat  auf  Sliab  Oain*)  die  Stadt 
Temair  Luachra  zerstörten,  nahmen  sie  das  Festgewand 
(eetach)  des  erschlagenen  Königs  C'rimthann  Nia  Näir  (Näire  C) 
mit  und  machten  den  goldenen  Haken  (Inbän)  davon  los  und 
zerbrachen  ihn;  daher  Luibnech. 

In  C  trennen  sie  150  Haken  mit  goldenen  Kugeln  aus 
dem  eetach-,  das  wird  auch  in  einem  dreistrofigen  (gedieht 
besungen  (BB  407  b  46). 

Dieses  cetaeh  Crimthann.s  setzt  dann  das  Prosa- Dinnsenchas  von  Diin 
Crinithaiun  (RO  15,  :>32)  an  die  Stelle  von  Luif's  Pracbthemd,  das  nach 
dem  zu  Grunde  liegenden  Gedicht  (Metr.  Dindsl».  TIT.  V22)  ('rimthann  er- 
beutet hatte,  s.  Teil  IV. 


*)  Baronie  Owney  in  der  Grafschaft  lamerick. 
■-)  Nicht  sicher  lokalisiert. 
»)  Dieses  hgg.  u.  ilbers.  von  Stokes,  RC  16,  73. 
*)  (^enn  Abrät  auf  Sliab  Cain   wird   oben  in  Fassung-  V»  ^  A  nur  von 
OftChulainn  bei  seinem  Ausspälien  erblickt,  nicht  ])esucht. 


II,  48.   Aided  Guill  „GoUs  Tod".  485 


Kap.  iS.     Ai(l<Ml  Uiiill  iiieic  (jarbada  ociis  ai<l<Ml  (tairb 

Oliniie  Rige. 

,,Der  Tod  von  Goll  mac  Carbada  und  der  Tod  Garb's 
von  Glenn  Rige." 

Diese  Sage  liiidet  sicli  nur  in  LL  (Faks.)  l()7b  uud  —  mittelbar 
daraus  gellosseii  -  in  Edinburg-,  Advocates'  Library  No.  XL  (IH.  Jh.) 
S.  29. ')  l>ie  Erzählung*  ist  nicht  alt,  geht  wohl  nicht  über  das  12.  Jahr- 
hundert hinauf;  denn  der  Verfasser  scheint  mir  deutlicli  durch  den  bom- 
hastischeu  Stil  des  Bearbeiters  (j  der  Tjiin  b<l  (Juailnge  beeinflußt.  Dieser 
si)id  auch  die  meisten  Motive  entnommen,  andere  Aided  yEnfir  Aife  (Kap.  H3), 
Fled  F)ricrcnn  (Kap.  45),  ^Mesca  Ulad  usw.,  was  im  Einzelnen  nachzuweisen 
wohl  überflüssig-  ist.  Die  alten  Kämpfe  rrU.'huJainns  mit  Riesen  (Fonwri) 
verschmelzen  diesem  Spätling  mit  Erinnerungen  an  die  Wikinger  Ein- 
fälle;-) König  (Jonchobor  hat  französische  Söldner  {franc-amais  §  4-H).  I>ie 
Sage  fehlt,  ihrer  Jugend  entsprechend,  in  beiden  Sagenlisten. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Paragrafen  der  Ausgabe 
von  Stokes. 

1.  (l — 4).  CuChulainii,  der  Schwestersohn  (-ouchobors, 
hatte  viele  geis  zu  beobachten:  er  durfte  sich  keinem  ein- 
zelnen Krieger  nennen,  nicht  vom  Wege  zum  Kampfe  ab- 
weichen, keinen  Zweikampf  verweigern,  ohne  Erlaubnis  in 
keine  Zusaunnenkunft  (Versammlung?)  gehn.  sich  nicht  mit 
nur  einem  Krieger  dahin  begeben,  nicht  unter  Krauen  schlafen, 
ohne  daß  (ihre)  Männer  dabei  waren,  nicht  mit  einer  (seiner?) 
Frau  zusammen  wohnen,  in  Emain  Macha  nicht  nach  der 
Sonne  aufstehn.  So  erhebt  er  sich  eines  Morgens  vor  Sonnen- 
Hufgang  und  läßt  durch  Laeg  mac  Riangabra  den  Wagen  an- 
spannen. Auf  ('onchobors  Frage,  was  er  vorhabe,  erwidert 
er,  er  wolle  wieder  einmal  Muirtheimne  (sein  Gebiet)  be- 
suchen; der  bittet  ihn,  nicht  zu  lange  auszubleiben,  denn  in 
seiner  Abwesenheit  dünke  ihn  Alles  werth)s. 

2.  (5—22).  So  fährt  er  nacli  einer  Furt  unterhalb  Muir- 
theimne und  macht  auf  einem  schönen  Hügel  angesichts  des 
Meeres  Halt;  in  einem  zum  Teil  poetischen  Zwiegespräch  mit 
Laeg   erklärt   er,   daß   er   nicht  ohne   VA'aft'entat  nach  Emain 

')  Nach  beiden  Hss.  hgg.  und  übers,  von  Stokes,  RC  14,  ;^9t)  (Les- 
*trlen  von  Edinb.,  S.  432). 

-')  Vgl.  Zimmer,  Zs.  für  Deutsclies  Altertum  32,  207  ff, 


486  II,  48.    Aided  Guill  „Golls  Tod". 

zurUckkelueii  dürfe;  zunächst  wolle  er  etwas  schlafen.  Laeg 
spreitet  ihm  das  Lager  und  hält  A\'ache.  Kurz  darauf  naht 
sich  dem  Ufer  ein  Boot,  dessen  vordere  und  hintere  Spitze 
so  hoch  wie  ein  Berg-  aufragt,  und  auf  dessen  Hinterteil  ein 
gewaltiger  Mann,  so  groß  wie  eine  Eiche,  sitzt  mit  zwei 
eisernen  Kudern,  mit  denen  er  die  zerschnittenen  Seetiere 
haushoch  emporwirft.  Er  lacht  so,  daß  ein  dreisitziges  Boot 
in  seinen  Schlund  fahren  könnte,  und  daß  seine  Leber  sicht- 
bar wird;  das  eine  Auge  drängt  er  heraus  zu  der  Größe 
eines  Holznapfs  oder  eines  Kessels,  das  andere  könnte  kein 
Kranich  in  seinem  Kopf  erreichen.  Sein  Schwert  mißt  dreißig 
Fuß,  sein  Schild  würde  vierzig  Mann  decken.  Lsßg  beschreibt 
ihn  in  einem  (Gedicht  und  wird  zu  ihm  gesandt,  um  seinen 
Namen  und  sein  Vorhaben  zu  erfahren.  Erst  auf  die  dritte 
Anrede  erhält  er  die  Antwort,  er  sei  Goll  („der  Einäugige") 
mac  Carbada,  der  Sohn  des  Königs  des  nördlichen  Germaniens; 
er  und  seine  zwei  Brüder  (Jromm  und  Kig  hätten  um  die  drei 
Inseln  Britannien,  Dänemark  und  Irland  gelost,  und  gleich 
das  erste  Los  habe  ihm  Irland  zugeteilt,  hseg  nennt  sich 
nun  seinerseits  als  Diener  von  CüChulainn  mac  Sual(taim). 
Goll  erwidert,  er  habe  von  dem  kleinen  Krieger  schon  ge- 
hört; wenn  er  sich  ihm  unterwerfe,  wolle  er  ihn  zum  Vize- 
könig von  Irland  machen.  Allein  CüChulainn  läßt  ihm  ver- 
bieten, einen  Hafen  Irlands  anzulaufen  und  besonders  das 
(Gebiet  von  Ulster  zu  betreten.  Inzwischen  hat  jedoch  Goll 
mit  gewaltigem  Ruderschlag  sein  Schiff  weit  aufs  Land  ge- 
trieben. Er  und  CüChulainn  gehen  aufeinander  los;  aber  er 
l)ackt  CüChulainn  über  seine  Waffen  weg  und  preßt  ihn 
zwischen  Arm  und  Seite.  Da  höhnt  J^a^g  seinen  Herrn  fast 
mit  denselben  AN'orten  wie  in  der  Ker-Diad- Episode  (Kap.  7 
S  7).  CüChulainn  macht  sich  dui'ch  einen  gewaltigen  Sprung 
neun  Ackerlängen  weit  frei,  und  bevor  Goll  sich  rühren  kann, 
ist  er  auf  seinen  Schildrand  gespiungen.  wird  abej-  von  ihm 
abgeschüttelt.  Nun  zieht  er  sein  Sc'hwert  Cruadin  Catut- 
chenn  („Hartkopf*'),  springt  abermals  auf  den  Schildrand,  und 
diesmal  kann  er  Goll  den  Ko))f  abschlagen:  dann  spaltet  er 
seinen  Rumi)l  vom  Halse  abwäits  und  rühmt  sich  in  einem 
Gedicht  seinei-  Tat.  Wie  er  aber  nun  Lieg  befiehlt,  den 
Magen  nach  Emaiii  zurückzulenken.  rät   ilim  dieser,  lieber  in 


IJ,  48.    AuU-A  (.Hill  „(lolls  Tori-'.  487 

Düu  Jielga  und  bei  Forj^alls  'rocliter  (Eiiiei;  zu  bh-iben; 
fUmn  ('oncliol)or  .sei  es  gleichgültig,  ob  ei'  im  Kampfe  siej^^e 
odei'  falle.  —  F'alls  er  recht  habe,  erwidert  (^iiChulainn.  werde 
er  ein  Jahr  lang  Ulster  meiden;  wo  nicht,  sei  er  am  längsten 
sein  Wagenlenker  gewesen. 

3.  (23 — 81).  Unterdessen  ist  Conall  mac  (Tleo  Glais  aus 
Cuailng-e,  ein  hrmga  von  hundertfältigem  Besitz,  mit  150 
schöng'ekleideten  A^'agenfahrern  nach  Emain  Macha  gekommen 
und  lädt  ('Onchobor  und  alle  Ulter  mit  Weib  und  Kind  zu 
einem  gi-oßen  Gelage  in  seine  Burg  Dun  Uolptha  ein.  Die 
Ulter,  deren  einzelne  Klassen  aufgezählt  werden,  versammeln 
sich  dazu  bei  Uoncliobor.  Conall  läßt  ihnen  die  Wahl,  ob  sie 
lieber  einen  langen  leichten  oder  einen  kurzen  schwierigen 
AVeg  fahren  wollen.  Da  der  Tag  bald  zu  Ende  geht,  wählt 
Uonchobor  den  zweiten.  Die  Schwierigkeit,  erläutert  Conall, 
bestehe  in  Garb  („dem  Schroffen")  von  Glenn  Rige  („Rige- 
Tal'').  Aber  Conchobor  beschließt,  g:ar  nicht  durch  das  Tal, 
sondei'n  geradewegs  über  das  Gebirge  Sliab  Fuait  zu  fahren. 
Wie  sie  (rarb  jedoch  vorbeifahren  hört,  folgt  er  ihnen  und 
zerrt  die  fünfzig  hintersten  Krieger  von  ihren  Wagen  und 
schlägt  sie  tot.  Die  Übrigen  gelangen  nach  Dun  Colptha. 
linden  Alles  aufs  Beste  vorbereitet  und  werden  trefflich  be- 
wirtet. Die  Frage,  ob  er  noch  jemand  von  seinen  Leuten 
auf  diese  Nacht  bestellt  habe,  verneint  Conchobor;  daraufhin 
wird  der  Hund  Conbel  losgelassen,  der  die  Burg  vor  Feinden 
zu  behüten  pflegt.  Die  Unfreien  und  die  Pförtner  übernehmen 
die  Nachtwache. 

4.  (32—39).  CüChulainn  heißt  La-g  den  Kopf  Golls  in 
tlen  Wagen  nehmen  und  nach  Emain  fahren.  So  mächtig 
stürmen  sie  dahin,  daß  die  Räder  Furchen  von  der  Größe 
von  Grenzgräben  in  den  Boden  reißen  und  die  Erdschollen 
wie  Vogelscharen  um  sie  hei'um  fliegen.  Emain  kommt  Cü- 
Chulainn merkwürdig  still  und  verlassen  vor.  Er  tritt  ein 
und  trifft  auf  Suanan  Salchenn.  den  Zerleger  Conchobors,  der 
Emain  nie  zu  verlassen  pflegt.  Von  ihm  erfährt  er,  daß 
Conchobor  zu  Conall  mac  Gleo  Glais  gefahren  sei,  aber  auch, 
daß  er  CüChulainn  mit  keinem  Wort  erwähnt  habe.  Daraus 
glaubt  dieser  zu  ersehen,  daß  Laeg  vorhin  die  Wahrheit  ge- 
sproclien  habe,  und  will  Emain  niederbrennen.    Nur  zwei  Dinpe 


488  n,  48.    Aided  Guill  ,,Golls  Tod". 

pflegten  ihn  zurückhalten  zu  können:  Aveiin  Flauen  ihie 
Brüste  entblößten,  oder  wenn  man  ihm  eine  Strofe  zusan^. 
Da  J^ingt  Suanän  ein  Bewillkommnungslied  auf  ihn,  und  er 
verzichtet  darauf,  Emain  in  Brand  zu  stecken,  sondern  kehrt 
zu  ]i»g  zurück  und  heißt  ihn  zu  Conall  fahren.  Vergebens 
bemerkt  Laeg,  der  Tag  sei  zu  Ende;  er  wählt  auch  seiner- 
seits den  kurzen  schwierigen  Weg.  Wie  er  in  die  Nähe  von 
Glenn  Rige  kommt,  hört  er  das  Fleischhacken,  i)  Er  geht 
dem  Schalle  nach  und  tritt  Garb  zum  Kampf  entgegen.  Ohne 
Erfolg  bewerfen  sie  sich  mit  Wurfsperen.  Da  faßt  CüChulainn 
(4arbs  Arm  und  reißt  ihn  aus  der  Schulter,  so  daß  dieser 
fürchterlich  aufschreit;  dann  läßt  er  sich  von  Lceg  sein 
Schwert  Cruadm  ('atutchenn  geben,  schlägt  Garbs  beide 
Köpfe  ab,  die  auf  einem  Halse  sitzen,  und  vierteilt  ihn.  Er 
besingt  seinen  Kampf  in  einem  Gedicht. 

5.  (40 — 58).  Mit  Garbs  zwei  Köpfen  im  Wagen  fahreu 
sie  bis  zum  C-olptha -Wasser  in  der  Nähe  von  Oonalls  Burg. 
Als  C'UOhulainn  mit  der  Wagenstange  das  Wasser  vor  den 
Pferden  prüft,  um  die  Furt  zu  finden,  hört  es  ("onalls  Hund 
Gonbel  und  stürzt  mit  weit  aufgerissenem  liachen  auf  ihn  los. 
Er  aber  steckt  ihm  AVagenstange  und  Arm  in  den  Schlund, 
reißt  ihm  die  Leber  heraus,  zermalmt  seine  Knochen  und 
schleudert  ihn  bis  nach  Belut  (das  von  Con-bel  seinen  Namen 
erhält).  Sie  kommen  zur  Burg,  und  CuChulainn  läßt  sich 
durch  LsBg  einfach  als  einen  Knappen  aus  Emain  anmelden. 
Das  müsse  nichts  Berühmtes  sein,  erwidern  die  Pförtner,  da 
man  seiner  bei  Speise  und  Trank  gar  nicht  gedacht  habe: 
vor  Tagesanbruch  würden  sie  ihn  nicht  einlassen.  Da  reißt 
( ■tidiulainn  einen  in  der  Xähe  stehenden  Steinpfeiler  aus  der 
Erde  und  schleudert  ihn  gegen  die  l'orumfassung,  daß  sie 
zusammenbricht  und  300  Diener  erschlagen  werden.  Mit 
gezücktem  Schwert  diingt  ei-  in  die  Burg  ein.  In  einem 
poetischen  (lespräch  ruft  Bricriu  die  lllter  gegen  ihn  auf, 
und  Conall  veisichert,  daß  es  für  einen  bewaffnet  bei  ihm 
Kiudri]igen4en  keinen  Schutz  gebe.  Da  aber  (UlChulainn  sie 
alle  zu  erschlagen  drolit.  ruft  Concliobor  nach  seinen  fi'anzö- 
sischen  Söldnern   Senoll   Uathad,   Biuchui-  von   Bruach  Äirne. 

')  Oarl»  5!erha<'kt  di«'  i>:eranMeii  Ulter 


ir,  48.    AMed  Guill  „Golls  Tod".  489 

Ses<Mit^ii  mar  P'oiduil)  und  Maine  I^anigail).  ebenso  F\*rgns 
nach  seinen  Sölmen  Bninne  F'inn  und  Tllann  Ilaii-  und  hmcIi 
den  Sölmen  risnechs.  ('Onall  nach  seinen  Bi'üdern.  Bei  dem 
tosenden  Kampf,  der  nun  anhebt,  schüttelt  Sencha  iU'W 
,, Friedens/ weig":  da  beruhigt  sich  Alles,  die  Waffen  werden 
wieder  aufgehängt,  und  (Tiriiulainn  steckt  sein  Schwert  ein. 
Doch  haut  er  Oonchobor  mit  einer  silbernen  Gerte  übei'  den 
Kopf  und  erklärt,  er  tue  es  nur  darum  nicht  mit  dem  Schwert, 
weil  (■oncliobor  sein  Ziehvater  und  Oheim  sei.  Fer^us  und 
(•onall  ('ernach  treten  aber  auf  ihn  zu,  küssen  ihn  und  füin-en 
ihn  auf  den  Krieger -Khrensitz,  und  (-(mchobju-  sendet  ihm 
einen  silbernen  Becher  mit  Met.  Laig  spitzt  zwei  Pfähle, 
steckt  auf  den  einen  den  Kopf  Golls,  auf  den  andei'u  den 
Doppelkopf  Garbs  und  erzählt  die  Siege  C'uChulainns.  Da 
bestimmt  (der  Dichter)  Athirne,  daß  jene  Furt  unterhalb 
Dun  Delga  von  jetzt  an  Äth  Guill  („Golls  Furt")  heißen 
solle,  und  (■onchobor  freut  sich  namentlich  über  die  Eache 
an  Garb  für  die  fünfzig  gemordeten  Krieger.  I'nd  als  Conall 
mac  Gleo  Glais  klagt,  daß  er  150  Knechte  und  seinen  treff- 
lichen Hund  verloren  habe,  schenkt  ihm  ('onall  Cernach  ein 
Junges  dieses  Hundes,  das  er  besitzt,  und  Conchobor  150 
seiner  eigenen  Knechte.  So  feiert  man  nun  dreimal  vierzehn 
Tage  lang,  eine  Nacht  üppiger  als  die  andere. 

0.  (54  —  58).  Als  man  nach  Emain  znrückkehrt,  will 
(Ju('hulainn  La^g  zu  Eogain  mac  Dnrthacht  nach  Fernmag 
(um  Aufnahme)  senden,  da  er  wegen  seiner  Kränkung  Flstei" 
auf  ein  Jahr  zu  verlassen  gedenkt.  Aber  ('onchobor  bietet 
ihm  an,  frei  die  Höhe  der  Buße  zu  wählen.  (-uChulainn  über- 
läßt das  Urteil  jedoch  den  Richtern  und  filL  Diese  sprechen 
ihm  zu:  einen  smipulus  von  jeder  Nase,  eine  Unze  für  jeden 
Stuhl,  ein  Pferd  von  jedem  Gestüt,  einen  scripidus  von  jedem 
Rinderstall,  ein  Schwein  von  jeder  Herde,  ein  vnmal  von  jeder 
Stadt.  Er  erläßt  aber  (^onchobor  zwei  Drittel  diesei;  Summe; 
das  dritte  schenkt  er  den  fUi  des  „Fünftels",  damit  seine  Tat 
in  dauerndem  Andenken  bleibe. 


490  II,  49.    Comracc  ConCulainn  re  Senbecc. 

Kap.  i\K    (  oniracc  ConCulainn  re  Senbecc  na  u-tlhricc 

a  Segais. 

,,Dio  Begegnung  CüChuiainns  mit  Senbecc,  dem  Enkel  Ebriccs. 

aus  der  Segais."  i) 

^^'ie  Kap.  48  ( ■nCluüaiim  mit  einem  Riesen  zusammentreffen  läßt,  so 
eine  wohl  etAvas  ältere  Erzählung-  mit  einem  Zwerg*.  Mir  sind  drei  Hand- 
schriften bekannt:  K.  Ir.  Ac,  1).  4.  2  (um  loüO)  fol.  50 v:'^)  Oxford.  Kawlinson 
ß.512  (15.  Jh.)  fol.  143 r;  3)  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3. 18  (Sammelband)  S.  60, 
)»ier  mit  dem  Titel  Brwffrn  Sclnhic  hsohric  (wohl  zu  lesen  hui  Ebric),*^ 
bis  jetzt  nicht  verg-lichen.  Vermutlich  gehört  das  Geschichtchen  dem 
11.  Jahrhundert  an;  denn  um  jene  Zeit  hat  man  sich  um  die  Genealogie 
des  Zwergs  Senbecc  bemüht.  Auf  ihn  nimmt  das  ..Gedicht  der  vierzig 
Fragen"  von  Eochaid  Eolach  ua  Uerin.  Strofe  8,^)  Bezug,  und  da  dieser 
Dichter  in  LU  39  a  15  und  GBL  192  a  22  zusammen  mit  dem  bekannten 
Flanu  Mainistrech  (f  1056)  genannt  ist,  wird  er,  wie  dieser,  im  11.  Jahr- 
hundert in  Monasterboice  tätig  gewesen  sein.  Die  zwischen  die  Zeilen 
geschriebenen  Antworten  auf  die  Fragen  von  Strofe  7  und  8  lauten:  „(Der 
Elf)  /Engus,  Sohn  des  Dagda,  kam  nach  Emain  wegen  des  Wortes  Con- 
chobors,  als  dieser  sagte:  'CüChulainn  überstrahlt  (erleuchtet?)  einen  jeden'. 
Und  .Eugus  tötete  zehnmal  Hundert  im  Ora;bruad  und  fesselte  CüChulainn 
und  versenkte  Conali  und  C'eltchair  und  Conchobor  in  Sclilaf. '^)  Abcän 
('Zwergchen')  ua  h-Ebricc,  der  ßl/)  der  vergewaltigte  Etau,  die  Tochter 
i)iancechts,*')  am  üfer  der  Boyne  und  schwängerte  sie.  Darauf  kam  .Eugns 
und  tötete  Abcän.  Dann  gebar  Etan  den  Senbec,  und  .Engus  zog  darauf 
Senbec  auf."  Der  Name  des  Ahnen  Ebncc  ist  wohl  das  deutsche  Alberich, 
also  vom  Festland  herübergedrungen. 

Die  Erzählung  ist  ganz  kurz. 

Als  einst  CnChulainn  mit  Lyeg-  auf  seinem  Wagen  an  der 
Boyne  ist  und  Salme  sticht,'^)  sehen  sie  einen  kleinen  Mann 
in  pui'purnem  Gewände  auf  einem  bronzenen  Schiffchen,  ohne 


I 


*)  Segais  heißt  die  (Quelle  des  Boyne -Flusses. 

-)  Hgg.  n.  übers,  von  K.  Meyer,  RC  6.  182. 

•^  Die  i^esarten  gedruckt  von  K.  Meyer,  Hibernica  Minora,  8.  8.'). 

*)  Bniiilcn  (hru/gen\  in  den  alten  Sagen  die  Bezeichnung  der  groöen 
Festhallen,  wird  in  den  jüngeren  Texten  manchmal  für  Zerstörung 
piner  solchen  oder  einer  Burg  gebraucht.  Hier  scheint  es  einfach  ..Aben- 
teuer" zu  bedeutoi. 

•■')  Nach  Egerton  1782  fol.  53v,  a  hgg.  u.  über.s.  von  mir,  Z('P  13,130. 

'')  Von  einer  solchen  Sage  ist  sonst  nichts  bekannt. 

•)  Im  (lediclit  ist  er  als  Ziehsuhn  des  -Engus  bezeichnet. 

")  Diancecht  i.'it  der  Arzt  unter  den  Tuatha  DP  Danann. 

'•')  Vgl.   Kap.  27  A. 


ir,  50.    DinnseuchaR  Srnb  Biain.  491 

die  Riidpr  zu  g^ebrniK-lieii,  den  Fluß  Iierauf  faln»'ii.  Curhulainii 
nimmt  ihn  mitsamt  dem  Scliift"  auf  die  Handfiäclie.  und  Sen1»ecc 
(„der  alte  Kleine'*)  —  so  heißt  der  Zwerg-  —  will  sich  los- 
kaufen mit  seinem  Afantel  und  Hemd,  die  jedem  Menschen 
passen  und  die  P'arbe  annehmen,  die  er  wünscht,  und  die  ihn 
vor  Ertrinken.  \'erbrennen  und  Verfall  schützen:  ferner  mit 
seinem  Schild  und  Sper,  deren  Besitzer  nicht  verwundet 
werden  kann.  Aber  CuChulainn  erwidert,  das  habe  er  ja 
alles  schon  in  der  Hand,  läßt  sich  jedoch  vom  Zwerj>:  auf 
seinem  timpan  etwas  vorspielen.  J)er  spielt  zuerst  ijoltmijjc.s 
(die  Klag"eweise).  daß  CaChulainn  in  Tränen  ausbricht:  dann 
f/entrai(/es  (Lach weise),  so  daß  er  andauernd  lacht;  endlich 
ammtraUjes  (Schlaf weise),  daß  er  auf  Tag-  und  Nacht  in 
Schlaf  versinkt.')    So  entAveicht  der  Kleine  nach  Hause. 

Das  hat  .Engus  mac  Mail-Düin  meic  ^Eda  meic  Neill-) 
besungen  (es  folgt  ein  zehnzeiliges  (Jedichtchen  über  die  Ge- 
schichte, worin  erst  der  volle  ^iame  des  Zwergs:  ^enhecc  na 
h-Ehricc  a  Se(/ais  genannt  wird). 


Kap.  M),     Ans  dem  Diiiiisenchas. 

Hier  seieu  einige  Altschuiile  des  PiuMseucbaH  zusatiiuiengestellt,  die 
an  die  C'üOhulaiii)i-Saj>"e  im  allgemeinen,  aber  nicht  an  bestimmte  Er- 
zählungen anknüpfen. 

1.   Srub  Brain. 

Ein  8chon  dem  älteren  Dinnsenchas  (A)  an  gehöriges  (Gedicht  von 
ilStrofen^)  gibt  die  Etymologie^)  de«  Namens  eines  Vorgebirgs  im  Norden 
Irlands,  Srüh  Brain  „Rabenschnauze,  Babenkopf*'.')  Die  ältere  Prosa  (Bj 
hat  den  Inhalt  nicht  aufgenommen,  wohl  aber  die  jüngere  (< ').'''  Hier  ist. 
außer  dem  ursprünglichen.  Gedicht,  ein  /weites  augehängt  in  möglichst 
unverständlicher,   aus  Glossarien  usw.  zusammengesuchter  Dichtersprache; 


^)  über  die  drei  Ellen -Weisen,  die  sonst  (jotiniiye.  tifulroitje,  suiui- 
triüge  heißen,  vgl.  oben  S.  288. 

■■*)  Wohl  ein  Fantasie -Dichter. 

^)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  Metrical  Üindshenchas  111.  'Jöti. 

*)  Eine  ältere  Etymologie  in  der  Erzälilung  Imram  Brain  (Teil  HD 
leitet  den  Namen  von  einem  König  Bvan  ab. 

'")  Heute  Stroove  Point  in  Donegal  in  der  Nähe  von  Inishoweu  Head. 

'■)  Hgg.  u.  übers,  von  iStokes,  HV  15,  4ö(). 


492  n,  50.    Dinnsenchas  Carn  Conaill. 

in  einer  Hanrlschrift,  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  3,  S.  32a,  ist  es  mit  Glossen 
versehen.') 

Das  ältere  (redicht  ist  in  Aided  (JonKoi  JI  (Kap.  42)  benutzt.  Doch 
weiß  der  Verfasser  nicht,  wo  Srüb  Brain  liegt,  und  läßt  UüChulainn  in 
Verfolgung  der  Vögel  in  den  Südwesten  Irlands  in  die  Nähe  von  Caher 
(^onree  s-elanüen.  Dieser  Text  ist  dann  seinerseits  vom  Redaktor  des 
jüngeren  Dinnsenchas  (C)  beigezogen  worden,-)  und  er  läßt  sich  durch 
\)m  verleiten,  diesen  Abschnitt  gleich  hinter  dem  von  Finnglais  (dem 
Bache  bei  Caher  Conree  in  Munster)  einzureihen.  Fälschlich  hat  man 
(z.  B.  (Twynn  a.  a.  0.)  daraus  geschlossen ,  daß  es  ein  zweites  Srüb  Brain 
im  irischen  Sudwesten  gegeben  habe.') 

CilChulaiiin  sielit  eines  Morgens  vom  Walle  von  Dtln 
!)el;^a  aus  3 mal  150*)  ungeheure  schwarze  Vögel  auf  dem 
\[eere  schwimmen,  deren  Schnäbel  21  Zoll  lang  sind  und  deren 
Hälse  im  Umfang  7  Ellen  messen.  Er  geht  mit  seiner 
Schleuder  gegen  die  Untiere  an  und  erlegt  sie  eins  nach 
dem  andern  über  die  Meerbuchten  hin  bis  nach  Hamann  und 
lledgach.  Dort  schneidet  er  dem  letzten  ,.Räbclien"  den  Hals 
vom  Itumpf,  wascht  seine  Hände  im  Blut  und  legt  den  Kopf 
auf  den  Fels;  daher  dessen  Name  Srüb  Brain. 


IL   Carn  (■onaill. 

hie  Herkunft  des  >>'amens  von  Carn  Conaill  ,.Conalls  iSteinhaufe"  in 
'onnaiiyht  hat  Mac  Liac  (y  t01(5)  besungen,  der  sich  in  der  Schlnßsirofe 
des  <icdichts  selber  Jiennt.')  Es  ist  in  die  Dinnsenchas -Sammlung  (A) 
aufgenommen,  aber  von  der  Prosa  B  übergangen  und  erst  von  C  ver- 
wendet worden. •")  Die  Geschichte  wurde  dann  auch  der  jüngeren  Fassung 
des  TiPbov  (rabäla  (s.  Teil  IV)  einverleibt. 

/Engus  mac  llmöir  kommt  mit  seinen  Leuten  aus  dem 
F*iktenland  übers  Meer  zu  Cair])re  Nia-Fer,  dem  König  von 
Temair  in  Mide.  und  sie  erbitten  sich  die  besten  Ortschaften 
von  Mag  Breg,  die  einzeln  aufgezäiilt  werden.  Cairpre  ge- 
währt sie  iimen.  wenn  sie  Temair  dienstbar  sein  wollen.  Sie 
stellen    vier    IJüigen    und    Cairpre    seinerseits   ebenfalls    vier: 

')  Ugg.  von  St«»kts.  KZ  :};;.  Sl. 

')  Das  zeigt  der  ihnen  gemeinsame  Ausdruck  cn  rorh  tkire  (Eriu  IJ,  22) 
g-egen  tar  vavh  nyaihft/  im  (gedieht.  Z.  25. 
»)  Siehe  ZOP  10,424  Anm. 
♦)  In  C  nur  l.V). 

»)  Hgg.  H.  übers,  von  Edw.  Gwvnn.  Metrical  Dindshenchas  111,440. 
•)  Die  l*ri)sa  hi»g.  n.  iibeis.  v<»n  Stokes.   HC  15.  47S. 


II,  50.    Dinnsenolias  Lia  Linntradain.  493 

(den  Coiniaclitei)  ('et  niae  Magacli  von  Mag  Main.  Kos  nmc 
Dedad  von  den  Krainn  (in  Munster),  Oonall  Cernach  und 
OvlChulainn.  Als  Cairpre  ihnen  aber  schweren  Tribut  auf- 
erlegt, wandern  sie  aus  nacli  Connaught  zu  Ailill  und  Medb 
und  erlialten  von  diesen  1  Landbesitz,  der  nach  ihnen  benannt 
ist;  so  [Hin  ^ngusa  auf  der  Aran- Insel  nacli  .Kngus,  Loch 
Cutra  nach  C'utra,  (Iniloch  nach  Cinibe.  Dalach  nach  DäiJ. 
Rinn  Bera  nach  Rir  usw.  Ergrinnnt  beordert  Cairpre  seine 
Bürgen  zu  sich  und  verlangt  von  ihnen,  daß  sie  entweder  die 
Pikten  zurückführen  oder  ihm  die  Köpfe  der  vier  Bürgen 
überbringen.  Die  vier  Helden  begeben  sich  nach  Raith 
(Jruachan  in  Connaught  und  beginnen  auf  der  Bui'gwie.se  zu 
fasten.')  Medb  erbittet  für  ^Engus  eine  Frist  bis  zum 
nächsten  ^l'ag,  um  einen  Entschluß  zu  fassen.  Dieser  ent- 
scheidet sich  dann,  seine  drei  Brüder  ('ing,  Cimbe  Cethar- 
clienn  („den  Vierköpfigen")  und  Irgus  zum  Zweikampf  gegen 
Ros,  Oonall  (hernach  und  Cet  mac  Mägach  zu  senden,  seinen 
eigenen  Sohn  Conall-)  gegen  OüChulainn.  Aber  alle  vier 
Pikten  fallen,  und  ( 'onall  wird  in  seinem  Gebiet  Aidne  von 
seinem  Vater  unter  einem  Steinhaufen  (var)})  begraben. 

111.   Lia  Linngadain. 

Das  Prosa -Diunseuchas  JBa  (IJ^  IHob)  gibt  das  Folgende  ganz  kurz 
als  zweite  von  zwei  Erklärungen  des  Ortsnamens  Lia  Linngadain  „Linu- 
gadäns  Stein"  (oiffenbar  an  der  Küste  von  Süd -Ulster).  Bb  läßt  sie 
weg/)  aber  C  stellt  sie  an  die  Spitze;*)  doch  nimmt  das  in  (■  daran  an- 
«cehängte  Gediclit  keinen  Bezug  darauf  (BB  407  b  16). 

Lingit  {Linngadän  C'),  der  Sohn  von  La?gaire  (^Buadach), 
stahl  die  hornlose  Kuh  der  J)echtir(e),  der  Mutter  CuChulainns, 
aus  Muirtheime  und  wurde  zur  Strafe  von  ('üChulainn  an 
diesem  Orte  erschlagen. 

^)  tJber  den  Zwang-,  der  durch  Fasten  auf  den  Gegner  ausgeiibt  wird. 
s.  oben  S.  81 . 

2)  (Jonall  Ccel  („den  Mageren")  nennt  ihn  die  Prosa  C. 

»)  Siehe  Stokes,  Folklore  IV,  484.  Hier  ist  auch  die  Schlulistrofe  ge- 
ändert, die  in  Ba  den  Prosabericht  zusammenfaßt. 

*)  Hgg-.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  IG,  71. 


494  IL  51.    Scel  miicce  Maie  Dathö. 

Kap.  51.     Scel  mucce  Maie  Dathö. 
„Die  Geschichte  vom  Schwein  des  Mac  Dathö.*' ^ 

Bevor  wir  uns  7M  den  Berichteu  vom  Tode  OüChulainiis  und  seiner 
(■reiiossen  wenden,  seien  ein  par  Geschichten  besprochen,  die  zwar  auch  zu 
diesem  Sagenkreis  g^ehören.  in  denen  aber  der  sonstige  Hauptheld  ( 'fiC^hulainu 
keine  Rolle  spielt. 

Von  der  an  erster  Stelle  behandelten  Erzählung  sind  fünf  Hand- 
schriften bekannt.  Die  älteste  ist  LL  (Faks.)  111  b.  Dazu  kommen  aus  dem 
15.  und  16.  Jahrhundert:  ßrit.  Mus.,  Harl.  5280  fol.  40  (50) r:  Trin.  Coli.. 
(Dublin)  H.a.  18,  S.  743:  Oxford,  Rawl.  B.  512  fol.  105v,b  (mit  nur  un- 
wesentlich verändertem  Text).  Die  fünfte  Handschrift,  Edinburg,  Advocates' 
Library  No.  XXXVI  (1690  —  91  geschrieben)  kenne  ich  nur  aus  Mackinnons 
Katalog  S.  144;  darnach  ist  es  eine  modernisierte  Fassung  mit  manchen 
Verderbnissen  und  Kürzungen.-) 

Der  Text  gehört  zu  den  besterzählten  Sagen.  Nirgends  hat  die  un- 
bändige Rauflust  der  Zeit  so  unmittelbaren  Ausdruck  gefunden:  auch  der 
humoristische  Schluß  verrät  die  übermütige  Stimmung.  Bei  der  Analyse 
muß  er  besonders  viel  verlieren,  da  die  lebhaften  Gespräche,  aus  denen  er 
großenteils  besteht,  dabei  nicht  wiedergegeben  werden  können.  Kr  er- 
innert, auch  in  der  AuAvendung  der  rrtorir.^,  an  Fled  Bricrenn  (Kap.  46) 
und  Serglige  Oon(^ulainn.  Fassung  A  (Kap.  34),  und  gehört  mit  ihnen  in 
eine  Gruppe;  doch  wäre  e>  wohl  zu  kühn,  von  einem  Verfasser  zu  reden. 
Die  Gestalten  sind  größtenteils  der  Täin  bö  ('Uailnge  entnommen,  der 
Name  des  Hundes  aus  dem  Ortsnamen  Maige  Ailbe  („Ailbe- Felder''  am 
Ufer  des  Barrow- Flusses  in  Leiuster  im  Norden  der  Grafschaft  Carlo w 
und  im  Süden  von  Kildare)  gezogen.  Der  in  beiden  Sagenlisten  vor- 
liandene  Titel  Orgain  Maie  DafJid  „das  Morden  Mac  Dathö's"  bezeichnet 
g*ewiß  dieselbe  Erzählung,  obschon  orgain  gewöhnlich  den  Genitiv  des 
Objekts  bei  sich  liat.  Der  Hund  vori  Mac  Datliu  (so  die  Hs.)  und  das 
große  Morden  wird  auch  von  Flannacan  mac  Cellaich  (-1-896)  GBL  1 25  a  34 
f'rwähnt. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Paragrafen  der  Ausgaben 
von  Windisch  und  K.  Meyer. 

')  Als  mac  da  ihü  „Sohn  der  zwei  Stummen*  gefaßt  (s.  Kap.  53), 
aber  ursprünglich  möglicherweise  Pafh-O  zu  trennen;  vgl.  Marstrander, 
Dict.  of  the  Irish  Language,  s.  v. 

')  Der  Text  i>.t  hgg.  von  Windisch .  IT  I,  93  nach  LL  mit  Lesarten 
von  Harl.  5280  und  H.  3. 18:  die  letztere  Handschrift  vollständig  abgedruckt 
von  Auiiie  M.  Scarre  in  Anecdota  froni  Ir.  Mss.  V,  S;  Rawl.  512  hgg.  u. 
i\bers.  von  K.  Meyer.  Hibernica  Minora  S.  51.  Weitere  l'bersetzuugen  von 
DuvrtU  in  Rev.  .\rcheologitiue  VIII.  338,  wiederholt  bei  dWrbuis.  L'ejtopee 
celtique  en  Irlande,  S.  66;  von  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland.  S.  1;  von 
l.eahy.   Ht'ioic   H(»niunces  ol   Irelanil   1.  I{3. 


11,51.    Die  (leschifhtft  vom  Srthwf^in  fle^  Mao   Datho.  40."* 

1.  (l).  Mac  Dathö,')  der  König  von  l^einster.  hatte  einen 
tieffliclien  Hund,  namens  Ailbe.  der  gfanz  Leinster  behütete. 
Nun  kamen  zur  gleichen  Stunde  Boten  von  Ailill  und  Medb 
und  solche  von  (.'onchobor  mac  Xesa,  die  den  Hund  erbitten 
sollten,  und  wurden  in  die  Halle  (brüniert)  von  Mac  Dathö 
gefühlt.  Ks  gab  damals  sechs  hruiden  in  Irland,  außer  dieser 
die  ßruiden  I)a-Derga  in  Oualu  (Kap.  81).  die  hruiden  von 
Forgall  Manach  (Kap.  ol).  die  von  Mac  Da -Reo  in  Breifne 
((■onnaught).  die  von  Da-Choca  in  West-Mide  (Kap.  71),  die 
von  Blai  Briuga  in  Ulster  (Kap.  65). 2)  Zu  den  sieben  Türen 
von  Mac  Dathö's  hruiden  führten  sieben  Wege  und  drinnen 
standen  sieben  Herde  und  Kessel,  in  jedem  Kessel  Ochseu- 
üeisch  und  gesalzenes  Schweinefleisch.  Jeder,  der  des  Weges 
kam,  durfte  einen  Stoß  mit  der  Gabel  in  den  Kessel  tun 
und  essen,  was  er  damit  fing. 

2.  (2  —  5).  Die  Boten  werden  zum  Kuhebett  von  Mac 
Datho  geführt,  und  beide  versprechen  gewaltige  Grescbenke 
—  2  mal  6000  Milchkühe,  den  besten  Wagen  mit  Pferden  — . 
wenn  sie  den  Hund  bekommen.  Zwei  Nächte  und  Tage  kann 
Mac  Dathö  weder  essen  noch  schlafen,"^)  weil  er  keinen  von 
beiden  abzuweisen  wagt,  und  eröffnet  in  einem  poetischen  Zwie- 
gespräch nach  einigem  Zaudern  seiner  Frau  den  schwierigen 
Fall.  Sie  rät  ihm.  den  Hund  Beiden  zugleich  zu  versprechen 
und  sie  selber  darum  kämpfen  zu  lassen  Froh  über  diesen 
Ausweg  eröffnet  er  jeder  der  beiden  (jesandtschaften  ge- 
sondert, er  habe  den  Hund  ihrem  Herrscher  bestimmt,  und 
bestellt  diese  auf  denselben  Tag,  von  ihren  Mannen  begleitet 
ihn  abzuholen.  Dem  entsprechend  treffen  die  Oonnachter  und 
die  Ulter  gleichzeitig  vor  der  hruiden  ein,  werden  von  Mac 

')  Sein  eigentlicher  }s2in\QMe^-l{mla  („Eicliehnast  des  großen  Waldes") 
erscheint  erst  im  ersten  (ledicht  (§  (>,  9  AVindiscli).  Eawl.  512  fügt  gleich 
am  Anfang  eine  Strofe  mit  diesem  Namen  ein, 

-)  Diese  6  hruiden  sind  in  einem  riediclit  besungen,  das  von  Denis* 
H.  Kelley  nach  der  Hs.  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  18  in  den  Proceediug.*« 
der  R.  Ir.  Academy,  2.  Ser.  I  (1873)  S.  253  und  von  Stokes  nach  H.  1.  17 
in  RC  21,  396  veröffentlicht  ist;  es  findet  sich  auch  in  Harl.  5280  fol.  39 
(49)  V.  Daraus  geht  hervor,  daß  Bruiden  Maie  Da -Reo  die  Fest  halle 
von  Mac  Oecht,  dem  Haupthelden  der  Conaire-Sage  (Kap.  81).  war. 

^)  In  dt'r  Fassung  erinnert  die  .Slellc  au  1.  Kön.  21,4  1'. 


496  11,51.    »Scel  mucce  Maie  Dathö. 

Dathö.  der  sich  überrascht  stellt,  begrüßt  und  je  die  Hälfte 
des  Hauses,  das  zwischen  je  zwei  seiner  Türen  fünfzig  Ruhe- 
betten hat,  ihnen  eingeräumt.  Aber  man  sieht  wenig  freund- 
schaftliche Gesichter;  denn  seit  300  Jahren  vor  Christi  Geburt 
liat  Krieg  zwischen  den  beiden  „Fünfteln"  bestanden. 

8.  (5  —  14).  Mac  Dathö  läßt  für  sie  sein  Schwein  schlachten, 
zu  dessen  Nahrung  sieben  Jahre  lang  die  Milch  von  sechzig 
Kühen  gedient  hat,  —  überdies  vierzig  Ochsen  und  andere 
Speise  —  und  führt  es  ihnen  selber  vor.  Da  es  sich  darum 
handelt,  wer  es  zerlegen  soll,  gibt  Bricriu  (Brieni  Eawl.)  mac 
Carbaid  die  Weisung,  der  an  Waffentaten  Überlegenste  solle 
der  Zerleger  sein,  und  Ailill  und  Conchobor  nehmen  es  an. 
Alsbald  beginnt  der  AVortstreit  zwischen  den  beiderseitigen 
Helden.  Senlaech  Arad  aus  Cruachain  Conalad  rühmt  sich, 
manch  fettes  Rind  nach  Luachra  Dedad^)  erbeutet  zu  haben, 
wird  aber  daran  eiinnert,  daß  ei'  seinen  eigenen  Bruder, 
Cruachniu  mac  Ruadluim,  habe  zurücklassen  müssen.  Doch 
liUgaid  CiiRoi's  Sohn  hält  dem  entgegen,  daß  Loth  Mör.  der 
Sohn  von  Fergus  mac  Leti,  in  der  Gewalt  von  Eclibel  mac 
Dedad  in  Temair  Lochra  geblieben  sei.  Dafür,  sagt  Celtchair 
mac  üthecliair  (Uthidir),  habe  er  Conganchnes  („Hornhaut") 
mac  Dedad  erschlagen.-)  Aber  als  (der  Connachter)  Cet  mac 
Magach  (Matach)  seine  AN'affen  höJier  hängt  als  die  andern 
und  sich  mit  dem  Messer  in  der  Hand  zum  Schweine  setzt, 
verstummen  die  Fiter.  A\'ie  ihn  Lnegaire  (Buadach)  auf  Con- 
chobors  Aufforderung  am  Zerlegen  hindern  will,  ruft  ihm  Cet 
ins  Gedächtnis,  daß  er  ihm  bei  seinem  ersten  Waffengang  im 
Grenzland,  von  einem  Sper  durchbohrt,  Wagen  und  Rosse  habe 
überlassen  müssen.  Auch  die  übrigen  Fiter,  die  nun  einer 
nach  dem  andern  vortreten,  können  gegen  Cet  nicht  auf- 
kommen: dem  Vater  von  .Fngus,  Sohn  von  Läm-Gabuid.^) 
hat  (^et  einst  mit  einem  Sperwurf  die  Hand  {läm)  ab- 
geschnitten: Kogan  mac  Durthacht,  dem  König  von  Fernmag. 
ein  Auge   ausgeworfen;  Muiiuemor  mac  (Ter(r)ginn  vor  nicht 

')  Tu   Munster  (Kerry).     Die  Helden   von   Mun:ster  sind   als  mit   den 
c'onnaclitern  vereint  gedacht,  wie  in  der    Viün  liö  fuailnge. 
■^)  Vgl.  Kap.  65. 
')  \g\.  Kaj).  l)  i}  05.     CeU  Tat  erwähnt   dann   auch   das  erweiterte 

Cnir  Anni:niii  (IT   111   2.404  i:}  L'SO).  dus  iinscrn    Text    viel   Im'iiuI/.I    lial. 


11,51.    Die  Geschichte  vom  .Schwein  den  Mac  Dathö.  497 

zwei  Tagen  den  erstgeborenen  Sohn  ersclilagen;')  dem  Vater 
von  Menn  mac  Sälcliada  (Sälcholcän  LIj)-)  die  Ferse  (säl) 
mit  dem  Schwert  abgehauen;  Celtchair  mac  Uthechair  hat  er 
mit  dem  Sper  durch  Schenkel  und  Hode  getroffen,  so  daß  er 
seither  kein  Kind  mehr  gezeugt  hat;  Cüscraid  Menn  („dem 
Stammler")  von  Macha,  Conchobors  Sohn,  den  Hals  durch- 
bohrt. 3) 

4.  (15 — 18),  Glücklicherweise  für  die  so  mit  Schimpf 
bedeckten  Ulter  kommt  jetzt  Conall  Cernach  mitten  ins  Haus 
gesprungen  und  verlangt  seinen  Anteil.  Da  er  vernimmt,  daß 
Cet  die  Zerlegung  des  Schweins  zugestanden  werden  mußte, 
begrüßen  sich  die  beiden  feindlichen  Helden  mit  wilder  Retorik. 
Conall  übertrumpft  Cet  mit  dem  Schwur,  daß  er,  seit  er  die 
Waffen  erhalten  habe,  jeden  Tag  einen  Conn achter  erschlagen 
habe  und  jede  Nacht  mit  dem  Kopf  eines  Connachters  unter 
dem  Knie  schlafe.  Und  da  Cet  bedauert,  daß  Anluan  nicht 
im  Hause  sei,  wirft  er  ihm  den  Kopf  dieses  eben  erlegten 
Helden  an  die  Brust,  so  daß  ein  Schluck  Blut  über  Cets 
Lippen  tritt.  Nun  setzt  sich  Conall  Cernach,  mit  dem  sich 
kein  Connachter  messen  kann,  zum  Schwein  und  wird  von 
den  Ultern  mit  den  Schilden  gedeckt,  da  die  Gegner  Spere 
zu  werfen  beginnen.  Beim  Zerlegen  nimmt  er  das  Ende  des 
Fettbauchs  des  Schweins  in  den  Mund  und  saugt  ihn  voll- 
ständig ein,  obschon  er  eine  Last  für  neun  Männer  ist.  Als 
er  den  Connachtern  nur  die  Vorderfüße  des  Schweins  zuteilt, 
springen  diese  auf,  und  es  erhebt  sich  ein  wilder  Kampf,  erst 
im  Haus,  in  dem  sich  bald  ein  hoher  Leichenhaufen  auftürmt, 
dann  im  Gehöfte,  wobei  Fergus  eine  aus  dem  Boden  gerissene 


*)  Nach  Cöir  Anmaun  (§  277,  auch  schon  in  der  älteren  Fassung) 
rührt  der  Name  von  Muiuremur  („Dickhals")  mac  Eirrginn  daher,  daß  ihn 
Cet  am  Halse  verwundet  hatte. 

2)  Auch  Kap.  G  §  72  hat  der  ältere  Text  mac  Salchada,  LL  mac 
SalcJiolcan.  Das  jüngere  Cöir  Anmann  §  278  nennt  den  Vater  Sälcholgg 
oder  Sälcholgga  und  erklärt  den  Namen  seines  Sohns  Menn  („Stammler") 
daraus,  daß  Cet  diesem  einen  Sper  durch  Hals  und  Zungen wurzel  ge- 
worfen habe. 

3)  Nach  Cöir  Anmann  §  279  hätte  ihm  der  Sper  die  Zungenspitze 
abgeschnitten. 

Thurnoysen,  Die  irische  Helden-  und  König'aag'e.  32 


498  H,  51.   Scel  raucce  Maie  Dathö. 

Eiche  gegen  die  Feinde  schwingt, i)  schließlich  draußen  vor 
den  Toren. 

5,  (19_20).  Nun  läßt  Mac  Dathö  den  Hund  Ailbe  los, 
und  dieser  stürzt  sich  auf  die  Connachter,  die  sich  zur  Flucht 
wenden.  In  Maige  Ailbe  packt  er  die  Stange  des  Wagens 
von  Ailill  und  Medb;  aber  deren  Wagenlenker  Fer  Loga 
trennt  ihm  den  Kopf  vom  Rumpf,  der  zur  Seite  fällt;  der 
Kopf  löst  sich  erst  in  Äth  Cinn  Con  („Hundskopf-Furt")  in 
Bile  vom  AVagen.  Der  Weg  der  Fliehenden  erst  nordwärts 
durch  Leinster,  dann  westwärts  durch  Mide  wird  genau  be- 
schrieben. In  der  Heide  von  Mide  springt  Fer  Loga  ins 
Heidekraut  und  von  liinten  auf  den  Wagen  Conchobors  und 
faßt  dessen  Kopf.  Der  muß  sein  Leben  durch  Erfüllung 
einer  Bitte  erkaufen.  Diese  ist,  daß  jeden  Abend  die  Jung- 
frauen und  mannlosen  Frauen  von  Ulster  einen  Chorgesang 
um  Fer  Loga  anstimmen,  in  dem  sie  ihn  ihren  Buhlen  nennen. 
Das  muß  nun  geschelien,  und  nach  Verlauf  eines  Jahres,  als 
Fer  Loga  über  Ath  Luain  (Athlone)  heimkehrt,  schenkt  ihm 
Concliobor  noch  seine  zwei  Pferde  mit  goldenen  Zügeln.  — 

6.  (21).  Ein  angehängtes  Gedicht^)  ist  nicht  von  dem- 
selben Verfasser.  Es  zählt  die  Helden  auf,  die  an  dem  Kampf 
teilgenommen  haben,  darunter  manche,  die  in  der  Prosa  nicht 
vorkommen,  z.  B.  Conaed  mac  Mornai  und  sogar  CüChulainn 
selber.  Es  läßt  Cethern  mac  Fintain  an  einer  Furt  fünf 
Tage  lang  die  C-onnachter  ouflialten  und  dann  erschlagen 
werden. 

Anhang. 
L 

Ein  Gedicht,  das  in  der  Handschrift  Oxford,  Land  610,  fol.  58v,a  für 
sich  steht')  und  in  Harl.  5280*)  hinter  unsere  Geschichte,  im  Buch  von 
Lecan,    fol,  259  r,b    hinter   das   Dinnsenchas    von  Mag  Lena   gestellt   ist, 


*)  Die  Handschrift  Rawl.  512  fügt  hinzu,  nach  andern  habe  vielmehr 
(TiRoi  (CnJU)  mac  Diiiri,  der  eben  aus  Munster  den  Connachtern  zu  Hilfe 
kam,  die  Eiche  geschwungen  und  eine  volle  Hälfte  des  Schweins  davon- 
getragen. 

2)  In  Rawl.  512  weggelassen;  in  Harl.  5280  wird  nur  der  Anfang  an- 
geführt. 

»)  Hgg.  von  K.  Meyer,  ZOP  3,  36:  vgl.  Windisch,  IT  II  1,  1G8. 

*)  Hgg.  von  Windisch,  IT  I,  108  f 


II,  51 .    Dinusenchas  Mag  Lena.  499 

besiug't  iu  sechs  Strofen  das  Schweiu  des  Mac  Datbu,  ohne  wesentlich 
Neues  hinzuzufügen.  Es  läßt  alle  fünf  „Fünftel"  Irlands  am  Kampf  teil- 
nehmen und  nennt  Mes-Raeda  und  Mes - Gegra ')  als  die  zwei  Mac  Datho. 
Nach  einer  Prosabemerkung  in  Laud  610  sind  300  Connachter  und 
50  Ulter  in  der  hruiclen  gefallen.'^)  Und  die  Connachter  haben  ihren 
Namen  von  dem  Hund  {cU,  Gen.  con)^  der  von  Ailills  Diener  bei  Commor 
Cinn  Con  getötet  wurde. 


11.  Diiinsenclias  von  Mag  Leiia.-^) 

Erst  das  jüngste  Dinnsenchas  (C)*)  knüpft  an  diese  Sage  an.^) 
Lena,  der  Solm  von  Mes-K?eda,  fand  das  Schwein  des 
Mac  Dathö  in  Daire  ßainb  („Eichenwald  des  Ferkels")  und 
zog  es  sieben  Jahre  lang  auf,  bis  der  Speck  auf  seiner 
Schnauze  7  Zoll  dick  war.  Als  die  Ulter  und  die  Connachter 
zum  Gastmahl  von  Mac  Dathö  ziehen,  bietet  Lena's  Mutter 
ihm  fünfzig  auserwählte  Eber  für  das  Schwein,  um  vor  den 
Gästen  mit  Ehren  zu  bestehen,  erhält  es  aber  nicht.  In  der 
Nacht  wühlt  jedoch  das  Schwein  neben  dem  schlafenden  Lena 
die  Erde  auf,  so  daß  er  erstickt,  verwundet  sich  aber  dabei 
selber  an  der  Spitze  seines  Schwerts  und  stirbt.  Da  holt  es 
Follscaide,  Mac  Dathö's  Schweinehirt,  für  das  Gastmahl  herbei. 
Nach  Lena's  Grab  heißt  Mag  Lena. 

Das  angehängte  Gedicht*')  bringt  nur  den  Tod  Lena's,  den  es  mac 
Rceda  nennt,  durch  das  Schwein,  nicht  die  vorhergehende  Geschichte.  Es 
läßt,  wie  das  obige  Gedicht  I,  die  fünf  „Fünftel"  Irlands  anrücken,  und 
zwar  am  samuin  (1.  November),  erwähnt  auch  den  Hund  Ailbe,  der  so 
Viele  unter  den  Boden  brachte.  Es  ist  daher  kaum  erst  zur  Prosa  hinzu- 
gedichtet, sondern  vielleicht  eher  die  Quelle  der  Etymologie. 


0  Vgl.  Kap.  53. 

2)  Eawl.  512  läßt,  bei  der  Beschreibung  des  Kampfes  in  der  Halle, 
1400  Ulter  und  Connachter  fallen. 

3)  In  King's  County. 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  0' Curry,  Battle  of  Magh  Lena,  S.  14  Anm. 
(abgedruckt  bei  Windisch  IT  I,  112)  und  von  Stokes,  KC  16,  63.  O'Curry 
gibt  die  Fassung  des  Buchs  von  Lecan,  die  etwas  ausführlicher  ist  als 
die  der  Handschrift  von  Rennes,  die  Stokes  zu  Grunde  legt. 

^)  Doch  ist  die  Etymologie  an  sich  älter  als  die  Redakzion  C,  siehe 
oben  S.  44. 

^)  Ich  kenne  es  aus  einer  Abschrift  von  R.  I.  Best  nach  dem  Buch 
von  Lecan,  fol.  259 r,b;  dem  Buch  von  Hy- Maine,  fol.  167 r;  ß.  Ir.  Ac, 
B.  III,  1  und  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  3,  S.  14  b. 

32* 


L 


500  II,  51.    Dinnsenchas  Carmau  und  Dun  Ciiirc. 

III.   Dinnsenclias  von  Carman. ') 

Ebenfalls  nur  in  C  wird  eine  zweite  Etymologie  von  Carman  mit 
uel  ita  der  älteren  beigefügt:  sie  knüpft  an  diesen  Lena  an.*) 

Lena,  Sohn  von  Mes-Reoda  und  von  Ucha  ingen  Oxa 
Rigcerta.3)  in  zweiter  Ehe  Frau  des  Mes-Gegra  mac  Dathö.  des 
Königs  von  Leinster,^)  hat  Eochu  Belbuide  („Gelb-Mund'*) 
die  sieben  Erca  (,.  gescheckten  Kühe")^)  entwendet  und 
treibt  sie  mit  fünf  namentlich  aufgeführten  Genossen  durchs 
Land.  Sengarman  („der  alte  Garman*')  geht  dem  Yieh  nach, 
findet  es  bei  Räith  Bec  südlich  der  Burg  Mac  Dathö's.  er- 
schlägt die  Räuber  sowie  Ucha  mit  ihrer  Frauenschar  und 
treibt  die  Kühe  nach  dem  Eeld  Mesca's.  der  Tochter  des 
(Elfs)  Bodb,  die  er  aus  Sid  Finnchada  auf  Sliab  Monaid  in 
Schottland  entführt  hat.  Mesca  stirbt  vor  Scham  und  gibt 
Mag  Mesca  den  Namen.  Die  vier  Maie  Dathö:  Mes-Seda. 
Mes-Raeda,  Mes-Deda  und  Mes-Delmon  rücken  gegen  Sengar- 
man heran  und  erschlagen  ihn,  so  daß  er  ebenfalls  dort  sein 
Grab  findet.  Er  bestimmt  noch,  daß  eine  Klage -Versammlung 
dort  abgehalten  weraen  und  daß  diese  Versammlung  {cenach) 
auf  immer  seinen  Namen  führen  soll. 


IV.   Dün  Cuirc  („Corc's  Burg"). 

In  die  Dinnsenchas  -  Sammlung  von  LL  (A)  Faks.  198  a— b  ist  ein 
dreistrofiges  Gedichtchen  aufgenommen,  das  Cormac  mac  Cuilennäin  (f  908) 
zugeschrieben  ist,  aber,  weil  es  keine  Erklärung  eines  Ortsnamens  enthält, 
bei  den  späteren  Bearbeitern  keine  Berücksichtigung  gefunden  hat.  Darnach 
füllte  in  der  ersten  Nacht,  die  Gore  in  Dün  Cuirc  zubrachte,  Laithrenn  ingen 
Dathö  den  großen  Kessel  mit  300  Schweinen  und  300  Rindern  und  schenkte 
selber  das  Bier  aus. 

Die  ingen  Dathö  ist  wohl  dem  mac  Dathü  nachgebildet. 


^)  Ein  Versammlungsplatz  in  Leinster. 
"0  ^SS-  i^-  übers,  von  Stokes,  RC  15,  Sil. 
')  „des  königlichen  Schmieds". 

*)  Zu  Mes  -  Gegra  vgl.  Kap.  53.    Eochu  Belbuide  ist  dem  Anfang  des 
Gesetzbuches  Senchus  Mör  I,  G4:  entnommen. 

^)  Diese  sind  den  drei  Erca  von  Echde  Echbel  (Kap.  39)  nachgebildet. 


11,52.    DiiiDseucliaji  Druim  u-Asaii  uud  Mag  Maciime.      *    501 


Kap.  52.    Aus  dem  Diuusenchas. 

Ein  par  Abschnitte  des  Dinnsenchas.  die  gleichfalls  an  Gestalten  diese« 
Sagenkreises  (außer  CüChulainn)  anknüpfen,  mögen  hier  folgen. 


I.   Druim  n-Asail  (^Bergrücken  von  Asal"). 

Ein  im  SchlnßteU  des  poetischen  Dinnsenchas  in  LL  (Faks.)  202  a 
befindliches  Gedicht.')  das  aber  von  den  andern  Bearbeitern  nicht  ver- 
wertet ist,  also  wohl  nicht  zur  alten  Sammlung  gehört,  anch  schwerlich 
älter  ist  als  das  12.  .Jahrhundert,  berichtet  Folgendes. 

Zu  Asal  mac  Ümöir  vom  Geschlecht  der  Fomoraig  (Kiesen), 
der  sich  auf  einem  Bergiilcken  (druim)  in  Munster  festgesetzt 
hat.  kommt  eines  Abends  Fergu>s  mac  Roig  gefahren.  Asal 
würde  ihn  willkommen  heißen,  wenn  er  nicht  wüßte,  daß  er 
in  dieser  Nacht  sterben  muß.  So  fähit  Fergus  etwas  weiter 
und  läßt  bei  Äth  Carpait  Fergusa  (^Furt  von  Fergus'  Wagen**) 
abseits  der  Straße  aus>paDnen.  In  der  Nacht  kommt  eine 
Kriegerschar  aus  Spanien,  und  bevor  Fergus  aufstehn  kann, 
treffen  ihn  dreißig  ihrer  Spere.  Doch  erschlägt  er  di^eißig 
Mann,  und  die  Scharen  ziehen  weiter,  erstürmen  Asals  Haus 
und  nehmen  seinen  Kopf  mit  nach  Spanien.  Der  verwundete 
Fergus  wird  im  Haus  von  Conchenn  (^Hundskopf*")  mac 
Dedad  gepflegt.  Doit  trifft  ihn  CuRui.  der  aus  dem  Land 
der  Franzosen  (Frainc)  kommt,  und  die  Beiden  beschließen 
Bache  zu  nehmen.  Sie  erobern  in  Spanien  die  Stadt  des 
Königs,  der  Asals  Kopf  erbeutet  hat.  töten  alle  seine  Leute 
und  nelimen  seinen  Kopf  nebst  dem  Asals  mit  sich  nach 
L'land  zui'ück.    Diesen  bringen  sie  auf  Druim  n-Asaü. 

n.   Mag  Mucrime  („Feld  der  Schweinezählung"). 2) 

Das  Gedicht  gehört  der  ursprünglichen  Sammlung  (A)  an;')  die  Prosa 
erst  in  C.*) 

Aus  der  Höhle  von  Cruachain  kamen  schwai-ze  Zauber- 
schweine   und    verwüsteten   Frucht    und   Land.     Und   wenn 

*)  Meines  Wissens  bis  jetzt  nicht  gedruckt. 

-)  In  Connaught,  Grafschaft  Galway. 

^)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn.  Metrical  Dindshenchas  III,  382. 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  470. 


502  II,  52.    Diunsenchas  Geis  Chorainn. 

Hundert  sie  zählen  wollten,  kam  nie  dieselbe  Zahl  heraus. 
Da  veranstalten  Ailill  und  Medb  eine  große  Jagd.  Die 
Schweine  werden  nach  Belach  na  Fert  getrieben  und  dort 
gezählt  (daher  der  Name  Mag  Mucrime).  Wie  aber  Medb 
eines  einholt  und  am  Bein  packt,  läßt  es  ihr  seine  Haut  in 
der  Hand. 

Deutlicher  ist  die  Geschichte  in  der  „Schlacht  von  3Jag  Mucrime" 
erzählt,  die  als  Ganzes  in  einen  andern  Sagenkreis  (Teil  III)  gehört^): 

Wo  die  Zauber  seh  weine  aus  der  Höhle  von  Cruachain 
hinkamen,  da  wuchs  sieben  Jahre  lang  kein  Korn,  kein  Gras, 
kein  Blatt.  Aber  sobald  man  sie  zählen  wollte,  entwichen 
sie  in  einen  andern  Bezirk.  Dem  einen  schienen  es  drei  zu 
sein,  dem  andern  sieben  oder  neun  oder  dreizehn  usw.;  wenn 
man  nach  ihnen  warf,  waren  sie  verschwunden.  Aber  Medb 
und  Ailill  gelang  es,  sie  auf  Mag  Mucrime  zu  zählen.  Ein 
Schwein  sprang  dabei  über  Medbs  Wagen  weg.  „Noch  eins 
mehr!"  riefen  Alle.  Da  packte  Medb  das  Schwein  am  Unter- 
schenkel; aber  seine  Haut  platzte  vor  der  Stirn,  und  es  ließ 
Haut  und  Schenkel  ixi  Medbs  Hand.  Seitdem  sind  die  Schweine 
verschwunden. 

in.   Geis  Chorainn. 2) 

Den  sonderbaren  Schweinen,  mit  denen  Medb  zu  tun  hat,  werden 
anderwärts  die  miicca  JÜerbrinne  oder  Drehrhoie  „Derbriu's  oder  Drebrenn's 
Schweine"'  gieichgestellt,  die  sonst  in  anderer  Verbindung  vorkommen.-'') 

Ein  Gedichtchen  der  alten  Dinns:enchas- Sammlung  A,*)  das  sowohl 
in  der  Prosa  Ba=)  und  b^)  als  in  C)  verarbeitet  ist,  berichtet: 

Corann  (Coro  C),  der  Harfenspieler  von  Diancecht,^) 
spielte  so  schön,  daß  ihm  die  Tuatha  De  Land  schenkten, 
auf  dem  er  ein  gastfreies  Haus  errichtete.  Als  Caelcheis 
(„die   magere  Bache"),    der  Pflegling  Derbrenns,   durch  die 


0  RG  13,426;    der   hier  in  Betracht   kommende  Abschnitt  S.  448f. 
(§  34.  36.  37). 

2)  Der  Hügel  Keshcorran  in  Grafschaft  Sligo  (Nord-Connaught). 

•'')  Siehe  unten  Kap.  82, 1;  Dinusenchas  von  Loch  Neill  (RC  15,473). 

♦)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  Metr.  Dindshenchas  III,  438. 

^)  Hgg.  von  O'Grady,  Silva  Gadelica  II,  489,  übers.  536  f. 

«)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  IV,  473. 

0  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  477. 

")  In  B  Sohn  des  (Elfenkönigs)  Dagda,  in  C  mac  Echtaig  Esoirc. 


II,  52.    DiiiuäeucliaH  Duiiiae  Selga.  503 

Himdemeute  der  Coüiiacliter  versprengt  wurde,  kam  sie  zu 
Coranii;  dort  wurde  die  Bache  (ceis)  umringt  und  erlegt. 
Daher  der  Name. 

Prosa  B  macht  daraus,  Corann  habe  durch  sein  llarfenspiel  Cselcheis, 
eines  der  mucca  Drehrinne  herbeigerufen,  daß  es  in  vollem  Lauf,  verfolgt 
von  den  Kriegern  und  Hunden  Connaughts,  nach  Mag  Corainn  gekommen 
sei  und  Geis  Corainn  den  Namen  gegeben  habe.  Prosa  C  schließt  sich 
enger  an  das  Gedicht  A  an. 

IV.   Dumae  Selga  („Hügel  der  Jagd").i) 

Erst  das  jüngere  Dinnsenchas  C  bringt  eine  ausführlichere  Geschichte 
der  mucca  Drehrinne  {Derhrinne).  Doch  ist  das  Gedicht,  womit  es  schließt,'^) 
offenbar  nicht,  wie  sonst,  nachträglich  zum  Prosabericht ^)  hinzugedichtet, 
sondern  dessen  Grundlage;  vielleicht  ist  es  schon  von  III  (oben)  benutzt, 
wenn  diesem  nicht  eine  noch  ältere  Erzählung  (s.  unten  Anm.  7)  vorlag. 

Drebriu,^)  die  Tochter  von  (König)  Eochu  Feidlech,  war 
die  Geliebte  des  (Elfs)  zEngus  Mac  ind  Öc  und  hatte  unter 
ihren  Leuten  drei  Ehepare:  Conn,  Finn  und  Flann  mit  ihren 
Frauen  Mel,  Treg  und  Treis.  Garbdalb  {Balh  Garh  Prosa), 
die  Mutter  der  Männer,  verwandelte  sie  alle  —  aus  welchem 
Anlaß,  wird  nicht  gesagt  —  durch  den  Genuß  verzauberter 
Nüsse  in  rote  Schweine,  als  welche  sie  Frsechan,  Banbän  und 
Brögarbän  und  die  Frauen  Cräin  Chrln,  ^)  Caelcheis  und  Treilech 
hießen;  doch  behielten  sie  Verstand  und  Sprache.  Auf  ^Engus' 
Veranlassung  nährt  sie  Buchet '^)  ein  Jahr  lang,  bis  seine 
Frau  den  Wunsch  äußert,  ein  „Steak"  {staic)  aus  Brögarbäns 
Fleisch  zu  essen.  Des  darob  entrüsteten  Buchet  Vorschlag, 
das  Weib  zu  töten,  lehnt  der  Eber  ab,  weil  es  seine  Frau 
sei.  Als  diese  aber  hundert  Krieger  und  hundert  Hunde 
gegen  ihn  führt,  tötet  er  sie  alle  und  schont  nur  die  Frau 
selber.  Die  bedrängten  Schweine  flüchten  nun  zu  Mac  ind  Öc; ") 


^)  In  Mag  Ai  in  Connaught. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwyun,  Metr.  Dindshenchas  III,  386. 

8)  Hgg.  n.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  470. 

*)  In  der  Prosa  der  Gen.  Derhrinne. 

^)  „Hinfälliges  Schwein." 

^)  „hriuga  von  Leinster"  (Prosa).  Über  diese  Gestalt  s.  die  Sage 
Esnada  Tige  Buchet  (RC  25, 18,  vgl.  ZOP  8,  261  und  Teil  III). 

')  Hier  wird  die  Anfangszeile  eines  Liedes  zitiert,  das  dieser  zu 
ihnen  singt:  „Lieb  waren  mir  die  Gesichter".  Es  scheint  also  dem  Dichter 
ein  älterer  Bericht  vorgelegen  zu  haben,  der  für  uns  verloren  ist. 


504  II,  52.   Dinnseiichas  Loch  n-Eine. 

der  kann  ihnen  aber  Hilfe  erst  nach  einem  Jahr  ver- 
sprechen, wenn  sie  den  alten  Baum  (büe)  von  Tarbga  ge- 
schüttelt und  den  Fisch  („den  Salm"  Prosa)  von  Inber  Umaill 
(„Umall- Mündung")  gefressen  hätten,  i)  Sie  wenden  sich  zu- 
nächst nach  Glascharn  („grüner  Steinhaufe"),  wo  noch  ihre 
sechs  Lager  zu  sehen  sind,  und  zu  Drebriu,  die  sie  ein  Jahr 
lang  bei  sich  verbirgt.  Dann  schütteln  sie  den  Baum  von 
Tarbga  und  brechen  in  das  Gebiet  von  Umall  ein.  An  diesem 
Tag  wird  ein  Hügel  aufgeworfen,  der  zuerst  Ard  Chain 
(„schöne  Höhe")  heißt  und  später  Dumae  Selga  genannt 
worden  ist.  Denn  von  ihm  bricht  Medb  auf,  nachdem  sie 
die  ganze  Mannschaft  von  Connaught  gegen  die  Schweine 
aufgeboten  hat,  und  schließt  diese  auf  Dubinis  („Schwarz- 
insel") ein.  Obwohl  viele  Connachter  ihr  Leben  dabei  ein- 
büßen, werden  fünf  der  Schweine  getötet  —  Ortschaften,  die 
nach  ihnen  benannt  sind,  wie  Geis  Chorainn  (s.  III),  Muccelta, 
Mag  Trega  werden  aufgezählt  — ;  nur  Brögarbän  entkommt. 
Offenbar  gab  es  von  diesem  Eber  noch  weitere  Erzählungen,  die  wir 
nicht  kennen.  Eine  Parallele  haben  diese  Geschichten  in  Wales  in  der 
Jagd  Arthurs  auf  den  porcus  Troit  bei  Nennius  (ed.  Mommsen,  S.  217), 
Twrch  Trwyth  in  der  Sage  des  12.  Jahrhunderts  von  Kulhwch  und  Olwen. 

V.   Loch  n-Erne."^) 

Ein  Gedicht  der  alten  Dinnsenchas  -  Sammlung  A  bringt  zwei  Er- 
klärungen dieses  See-jSamens;^)  nur  die  zweite  gehört  hierher.  Sie  wird 
in  der  Prosa  B  (nur  Bb*)  erhalten)  vorangestellt,  während  C^)  wieder  der 
Reihenfolge  des  Gedichts  folgt. 

Erne  ingen  Buirc  Büiredaig  (dieser  war  ein  Sohn  von 

Manchin  mac  Machon)   hatte  die  Kostbarkeiten  Medbs,  wie 

Kamm,   Korb,   (^(A^-diol^)   zu   bewahren.     Als   eines   Tages 

01c  Ai')  aus  der  Höhle  von  Cruachain  tritt,*)  seinen  Bart 


*)  Beides  in  Connaught. 

'^)  Lough  Erne  in  der  Grafschaft  Fermauagh,  jetzt  zu  Ulster  gehörig. 

•'')  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  Metr.  Dindshenchas  III,  460. 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  IV,  476. 

s)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  483. 

^)  (Hol  übersetzt  in  den  St.  Galler  Glossen  69  a  9  lodix  „Decke". 

'')  „der  Böse  von  Ai"  (in  B:  Olca  Ai). 

")  „um  mit  Amairgin  largiunnach  zu  kämpfen'',  setzen  die  Prosen 
hinzu;  C  weiter:  „als  dieser  bei  Finnchaem  ingen  Mägach  geschlafen 
hatte". 


II,  52.    Diimsoiichas  Lecht  Ele.  —  II,  53.    (Jatli  Etair.  5(J5 

schüttelt  und  seine  Stimme  erschallen  läßt,  rennen  Erne  und 
ihre  Genossinnen  entsetzt  auseinander,  und  sie  ertrinkt  mit 
vielen  Andern  in  Loch  n-Krne. 


VI.  Lecht  Ele  („Ele's  Grab").i) 

Ein  nur  in  der  älteren  Fassung  A  (LL  192  b)  enthaltenes  Gedicht 
erzählt  kurz  das  Folgende  auf  fast  unverständliche  Weise  und  ist  vielleicht 
deshalb  von  den  späteren  Bearbeitern  übergangen  worden. 

Fergal  kam  auf  einem  Kriegszug  zu  Ailill  nach  Cruachain; 
sie  hatten  zwei  Schwestern  (zu  Frauen),  Medb  und  Ele,  beides 
Töchter  des  Königs  Eochaid  (Feidlech).  Erc,  ein  Sohn  von 
Eochaid  (Eochu)  und  mit  Ele  von  derselben  Mutter  Dsel  ge- 
boren, folgt  Fergal  aus  Bregia  nach;  sie  leben  aber  in  der 
Wildnis  und  nähren  sich  von  Wild.  Erc  lädt  seine  Schwester 
Ele  zu  sich  ein,  um  vom  Wildbret  zu  kosten.  Nun  sendet 
Eaitte  (sonst  unbekannt)  Botschaft  an  Fergal,  Ele  sei  bei 
seinem  Genossen  (auf  Buhlschaft).  2)  Da  läßt  ihr  Fergal  tene 
tulcha''^)  bereiten;  aber  er  stirbt  dann  selber  aus  Kummer 
über  ihren  Tod. 


Kap.  53.    Cath  Etair. 
„Der  Kampf  von  Etar."^) 

Ich  stelle  hier  ein  par  Geschichten  zusammen,  die  speziell  die  fdi 
dieses  Sagenkreises  betreffen.  In  der  ersten  kommt  zwar  CtiChulainn 
selber  vor,  spielt  aber  keine  hervorragende  EoUe.  Sie  ist  in  LL  (Faks.) 
114b  und  in  Brit.  Mus.,  Harl.  5280  fol.  43  (54) v  überliefert.^) 

Einem  fili  konnte  man  keine  Bitte  abschlagen  ohne  schlimme  Folgen 
(s.  Teil  I  Kap.  21).    Das  wird  nun  bisweilen  so  gedreht,  daß  der  ßi  ab- 


^)  Offenbar  in  Conuaught. 

'^)  So  ist  die  Stelle  wohl  zu  verstehen. 

^)  „Feuer  des  Hügels",  wohl  die  Bezeichnung  eines  Gifts,  nicht  eines 
wirklichen  Feuers,  in  dem  etwa  die  vermeintliche  Ehebrecherin  verbrannt 
wurde.  Vielleicht  dasselbe  wie  hrü  thelclia  in  dem  Gedicht  Eriu  7,  223 
Str.  34,  wenn  hrp  ein  Fehler  für  hreo  „Flamme"  ist. 

*)  Benn  Etair  „das  Etar-Horn"  ist  der  Hill  of  Howth,  der  den 
Meerbusen  von  Dublin  im  Norden  abschließt. 

^)  Nach  LL  mit  Lesarten  von  Harl.  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RO  8,  47 
(mit  Auslassung  zweier  Abschnitte).  Eine  Übersetzung  des  Schlußteils 
auch  bei  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland,  S.  66. 


506  11,53.  Cath  Etair  „Der  Kampf  von  Etar". 

sichtlich  eine  fast  unerfüllbare  Bitte  tut,  damit  der  Andere  durch  Ver- 
weigerung sich  selber  schädige  (s.  oben  Kap.  12,  3  u.  4).  Eine  der  älteren 
Verwendungen  dieses  Motivs  bietet  unsere  Erzählung.  Der  fäi  Athirne,i) 
ihre  Hauptgestalt,  galt  als  Lehrer  von  Amairgin,  dem  ßli  unter  den 
Helden  Conchobors,  bisweilen  auch  als  Sohn  des  ßU  Ferchertne  (s.  Kap.  54  I). 
Sie  wird  dem  11.  Jahrhundert  angehören,  da  sie  sprachlich  kaum  jünger 
ist  und  schon  von  dem  angeblichen  Cinsed  na  h-Artacäin  erwähnt  wird, 2) 
anderseits  bereits  Derbforgaill  als  Frau  von  Lugaid  Eiab  n-Derg  kennt 
(LL  116  a  5.  vgl.  Kap.  35).  Die  Geschichte  von  Mes-Gegra's  Hirn  reicht 
freilich  weiter  hinauf  (s.  Kap.  60);  der  Verfasser  wollte  vermutlich  eine 
Vorgeschichte  dazu  geben  und  benützte  dazu  mehrfach  Aided  ConCulainu 
(Kap.  63). 

Mit  dem  Titel  Cath  Etair  schließe  ich  mich  an  „Cinsed"  an.  Auch 
LL  hat  als  Unterschrift  Cuair.l  Atliirni  ociis  marhad  Mes-Gegra  äo 
Clionall  Cernacli  ocus  cath  Etair  ,.Athirne's  Rundgang  und  der  Tod  Mes- 
Gegra's  durch  Conall  Cernach  und  der  Kampf  von  Etar";  aber  in  Harl. 
fehlt  gerade  das  dritte  Glied,  und  als  Überschrift  hat  LL  vielmehr  Talland 
Etair,  wo  talland,  das  sonst  „Talent,  Begabung"  bedeutet,  schwer  ver- 
ständlich ist.  Unten  S.  512  ist  es  in  der  Form  Allaind  als  Ortsbezeichnung 
gefaßt ;  bedeutet  es  etwa  „Höhle"  ?  Dafür  in  Liste  A :  Forhais  Etair  etwa 
„Belagerung  von,  Angriff  auf  Etar". 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten  von  Stokes' 
Ausgabe. 

1.  (48).  Athirne  Ailgesach  ■^)  war  ein  unbarmherziger 
Forderer.  Er  macht  auf  Conchobors  Rat,  Irland  die  linke 
Seite  zuwendend,  4)  einen  Rundgang  zunächst  durch  Connaught 
und  kommt  zu  Eochu  mac  Luchtai,  dem  König  von  Slid- 
Connaught.  Dieser  geleitet  ihn  südlich  über  den  Shannon 
nach  Munster  und  stellt  ihm  die  Wahl  aus  seinen  Schätzen 
frei.  Aber  Athirne  erbittet  sich  das  einzige  Auge,  das  der 
König  hat.  Unverzüglich  drückt  der  es  mit  dem  Finger 
heraus,  übergibt  es  ihm  und  läßt  sich  dann  von  seinem 
Diener-  zum  Wasser  führen,  um  sein  Gesicht  zu  waschen. 
Da  der  Diener  sagt:  „Das  Loch  {derc,  d.  i.  die  Augenhöhle) 
ist  rot  (derg)  von  deinem  Blut",  heißt  der  See  seither  Derg- 
derc.  Für  diese  Freigebigkeit  schenkt  Gott  Eochu  seine 
beiden  Augen   wieder.    Das  wird  in  zwei  Strofen  besungen. 


^)  Athirne  als  Appellativum  bedeutet  „Kalb". 
-)  RC  23,  308.  321.  327  (Str.  22.  23). 

**)  „der  ailges  '  unverweigerliche  Bitten '  zu  tun  pflegt*' ;  s.  oben  S.  69. 
*)  Die  Wendung    nach   links    bringt  Unglück    und   bedeutet  Feind- 
schaft. 


11,53.  Cath  Etair  „Der  Kampf  vou  Etar'^  o07 

2.  (48  —  52).  Atliirne  kommt  zum  König  von  Munster, 
Tigerna  Tetbuillecli;  der  muß  ihm,  um  seine  Ehre  zu  retten, 
seine  Frau  für  die  Nacht  überlassen,  obschon  sie  in  dieser 
Nacht  niederkommt.  Dann  wendet  sich  der  Dichter  nach 
Leinster.  Die  Bewohner  von  8üd-Leinster  bieten  ihm  in 
Ard  Brestine  („Höhe  von  Brestine")  im  Süden  von  Mag  Fea 
beliebige  Schätze  an,  wenn  er  ihr  Land  nicht  betrete.  Sie 
wissen,  ein  Volk,  das  ihn  tötete,  dem  würde  Pfandnahme  ver- 
sagt sein.i)  Aber  Athirne  möchte  gerade  dadurch,  daß  er 
Schande  auf  sie  häuft,  bewirken,  daß  sie  ihn  erschlagen,  weil 
sie  dann  die  Rache  der  Ulter  auf  sicli  zögen.  Er  sagt  daher, 
sie  dürften  nie  mehr  ihr  Angesicht  unter  den  Galen  erheben, 
wenn  sie  ihm  nicht  das  trefflichste  Kleinod  gäben,  das  in 
dem  Hügel  sich  befinde  und  das  niemand  kenne.  Die  so  be- 
drängte Menge  betet  zum  Herrgott  um  Hilfe.  2)  Da  wirft  ein 
Pferd,  das  auf  dem  Hügel  getummelt  und  auf  den  Hinter- 
beinen herumgerissen  wird,  eine  große  Erdscholle  auf.  Sie 
fliegt  dem  König  Fergus  Fairce  mac  Nuadat  Necht  gerade  in 
den  Schoß,  und  er  entdeckt  darin  eine  Spange  von  80  Unzen 
Gold.  Atliirne  tut  in  Versen  und  Prosa  kund,  daß  sie  einst 
im  Mantel  von  Maine  mac  Durthacht,  seinem  mütterlichen 
Oheim,  gesteckt  habe  und  bei  der  Niederlage  der  Ulter  in 
der  Schlacht  von  Brestine  in  die  Erde  gekommen  sei. 

3.  (52).  Er  erhält  sie  geschenkt  und  zieht  w^eiter  zum 
König  von  (ganz)  Leinster,  Mes-Gegra,  dem  Bruder  von  Mes- 
Raeda  mac  Dathö^)  („Sohn  der  zwei  Stummen");  ihre  Eltern 
waren  ohne  Sprache  gewesen.  Von  diesem  verlangt  er  seine 
Frau  für  die  Nacht,  oder,  wenn  er  ihn  erschlage,  werde  ewig 
Schande  auf  Leinster  liegen  und  die  Ulter  würden  ihn  rächen. 
Die  Ulter  seien  ihm  gleichgültig,  erwidert  Mes-Gegra,  aber 
seine  Ehre  wolle  er  bewahren;  einem  andern  Ulter  würde  er 
seine  Frau  niemals  geben.  So  werde  er  nicht  rasten,  ent- 
gegnet Athirne,  bis  ein  Ulter  seinen  Kopf  und  seine  Frau 


^)  Das  heißt,  jedes  Kechtsverfahreu  wäre  künftig  unmöglich,  da  ein 
solches  in  der  Eegel  mit  Pfandnahme  beginnt. 

-)  Das  ist  eine  der  wenigen  Sagen,  welche  Einmischung  von  Christ- 
lichem nicht  vermeidet.  Sie  steht  überhaupt  deutlich  unter  dem  Eintiuß 
der  Heihgenlegende,  auch  in  der  Art  ihrer  Wunder. 

^)  Siehe  Kap.  51. 


508  11,53.  Cath  Etair  „Der  Kampf  von  Etar". 

davonführe.  Auch  dadurch  läßt  sich  der  König  nicht  auf- 
bringen, sondern  seine  Frau  Buan  teilt  mit  Athirne  das 
Lager.  Ein  Jahr  lang  zieht  dieser  in  Leinster  herum  und 
bringt  so  150  Frauen  von  Edelleuten  zusammen,  um  sie  in 
sein  Land  mitzunehmen. 

4.  (52  —  54).  Nun  sendet  er  seinen  Diener  nach  Ulster, 
man  solle  ihm  entgegenkommen.  Denn  er  sieht  voraus,  daß 
die  Lemsterer,  sobald  er  ihr  Land  verlassen  habe  und  sie 
ihm  also,  ohne  ihre  Ehre  zu  verletzen,  etwas  anhaben  können, 
versuchen  würden,  ihm  seine  Beute  wieder  abzujagen.  Nördlich 
von  Äth  Cliath  (Dublin)  nehmen  die  Leinsterer  und  Athirne 
von  einander  Abschied,  geben  sich  aber  nicht  den  Segen. 
Kaum  hat  Athirne  bei  Ainech  Laigen  die  Grenze  über- 
schritten, als  die  Leinsterer  ihm  folgen,  um  ihre  Frauen 
zurückzuholen.  Von  der  andern  Seite  kommen  jedoch  die 
Ulter  herbei,  und  sofort  entspinnt  sich  die  Schlacht.  Aber 
die  Ulter  werden  geschlagen,  ziehen  sich  längs  des  Meeres 
zurück  und  werden  in  Etar  belagert.  Acht  Tage  lang  haben 
sie  nichts  zu  trinken  und  zu  essen  als  Seewasser  und  Erde. 
Athirne  hat  zwar  700  Kühe  bei  sich;  aber  lieber  als  daß  er 
auch  nur  einem  Schwerverwundeten  einen  Tropfen  Milch  gäbe, 
läßt  er  sie  über  den  Fels  hinunterrinnen.  Auch  König  Con- 
chobor  erhält  nichts  von  ihm,  sondern  nährt  sich  nur  von 
dem,  was  ihm  Leborcham  jeden  Abend  auf  ihrem  Rücken  von 
Emain  Macha  herbeischleppt. 

5.  (54).  Leborcham  war  die  Tochter  eines  Sklaven  und 
einer  Sklavin  Conchobors.  Sie  war  sehr  häßlich;  ihre  Kniee 
waren  nach  hinten,  ihre  Fersen  nach  vorn  gerichtet,  i)  Sie 
pflegte  ganz  Irland  in  einem  Tag  zu  durchwandern  und 
Conchobor  Abends  im  Craebruad  Alles,  was  vor  sich  ging,  zu 
berichten.  Außer  dem  gemeinsamen  Anteil  erhielt  sie  dann 
einen  Laib  von  60  Broten. 

6.  (54 — 56).  Tag  und  Nacht  wurde  um  die  Etar -Burg 
gekämpft,  von  der  die  Leinsterer  behaupten,  sie  aufgeworfen 
zu  haben.  Im  Wall  befand  sich  „CüChulainns  Lücke";  diese 
zu    schließen,    weigert    sich    CüChulainn,    außer    durch    die 

0  Vgl.  Kap.  31  §  7.  Das  Bild  kommt  von  den  Teufeln  mit  Bocks- 
beinen. 


11,53.  Oath  Etair  „Der  Kampf  von  Etar".  509 

Schlachtreilie.  Doch  verbietet  ihm  Conchobor,  die  Bur^  zu  ver- 
lassen^  bis  die  (übrigen)  Ulter,  die  er  durch  Leborcham  aufbieten 
läßt,  zu  Land  oder  auf  Booten  eingetroffen  seien.  CüChulainns 
siebenjähriger  Zielisohn  Mes-Dead  mac  Amairgin  geht  täglich 
zu  der  Hürde  vor  der  Burg  und  erlegt  stündlich  neun  Feinde. 
Auch  wenn  die  Leinsterer  dreimal  täglich  die  aus  Ulster  ein- 
getriebenen Geiseln  vorführen,  erobert  er  sie  in  Zweikämpfen 
zurück.  Da  überfallen  ihn  300  Leinsterer  auf  einmal,  und  er 
erliegt  der  Übermacht.  CüChulainn  hört  seinen  Schrei,  0 
stürzt,  gefolgt  vom  Heere,  hinaus  und  jetzt  werden  in  blutigem 
Kampf  die  Leinsterer  geschlagen.  Doch  errichten  sie  eine 
rote  Mauer  gegen  die  Ulter,  da  es  für  diese  ges  ist,  eine 
solche  zu  überschreiten.  Beiderseits  fallen  Viele,  von  den 
Ultern  außer  Mes-Dead  noch  Brianän  Brethach,  Connla, 
Beothach,  Conaed  mac  Mornai  u.  a. 

7.  (LL  115  b — 116  b).  2)  Leborcham  eilt  nach  Norden,  um 
Mugain  Aitenchaithrech,  der  Frau  Conchobors,  und  den  andern 
Ulterfrauen  (die  aufgezählt  werden) 3)  Kunde  zu  bringen,  da 
sie  um  ihre  Männer  in  schwerer  Sorge  sind.  In  retorischer 
Sprache  1)  führt  sie  alle  die  Helden  auf,  die  sie  im  Kampf 
gesehen  hat,  und  heißt  die  Frauen  sich  auf  ihren  Empfang 
vorbereiten. 

8.  (56 — 60).  Conall  Cernach  folgt  allein  den  Leinsterern, 
um  seine  in  der  Schlacht  gefallenen  Brüder  Mes-Dead  und 
Laegaire'^)  zu  rächen.  Sein  Weg  wird  genau  beschrieben  bis 
zu  seiner  E'ahrt  von  Näs  (Naas)  nach  Claenud  (Clane).  Die 
Leinsterer  haben  sich  in  ihre  Ländereien  zerstreut,  nur  Mes- 
Gegra  und  sein  Wagenlenker  sind  bei  der  Liffey-Furt,  die 


^)  Er  äußert  dieselben  Worte  wie  Sualdaim  in  der  Tain  bo  Cnailnge 
Z.  2976,  oben  S.  199. 

2)  Von  Stokes  ausgelassen ;  die  Lesarten  von  Harl.  kenne  ich  daher  nicht. 

'')  Das  Verzeichnis  ist  vom  Interpolator  von  Fled  Bricrenn  in  LU 
aufgenommen ;  s.  oben  S.  462. 

*)  Die  junge  Form  dhmgsius  zeigt,  daß  die  Altertümlichkeit  anderer 
künstlich  ist. 

'")  Dieser  vorher  nicht  genannt.  Wie  Conall  um  die  „rote  Mauer" 
herumgekommen  ist,  erfahren  wir  nicht;  der  Verfasser  scheint  sie  inzwischen 
vergessen  zu  haben. 


510  11,53.  Cath  Etair  „Der  Kampf  von  Etar". 

Casäii  Claenta  („Clsenud-Pfad")  heißt,  zurückgeblieben.  Der 
Wagenlenker  hat  sich  schlafen  gelegt.  Mes-Gegra  sieht  eine 
kopfgroße  Nuß  auf  sich  zuschwimmen  und  ißt  die  Hälfte  des 
Kerns.  Dann  weckt  er  seinen  Diener,  der  sich  wegen  eines 
schlimmen  Traums  im  Schlaf  erhoben  hat.  Als  er  diesem 
(neckend)  sagt,  er  habe  ihm  eine  etwas  kleinere  Hälfte  der 
Nuß  übrig  gelassen,  haut  der  ihm  ergrimmt  die  entgegen- 
gestreckte Hand  ab;  aber  wie  er  sieht,  daß  es  die  volle  Hälfte 
ist,  stürzt  er  sich  voller  Reue  in  sein  Schwert.  Mes-Gegra 
muß  nun  seinen  Wagen  selber  anspannen  und  legt  die  ab- 
gehauene Hand  hinein.  In  diesem  Augenblick  kommt  Conall 
von  Osten  zur  Furt  gefahren  und  ruft  ihn  an;  er  fordert  von 
ihm  seine  Brüder.  Auf  die  Erwiderung  Mes-Gegra's,  er  habe 
ihre  Köpfe  nicht  im  Gürtel,  kommt  es  zum  Zweikampf;  um 
aber  einen  ungleichen  Kampf  mit  dem  Einhändigen  zu  ver- 
meiden, läßt  sich  Conall  den  einen  Arm  an  den  Leib  binden,  i) 
Sie  hauen  aufeinander  ein,  daß  sich  das  Wasser  rötet;  aber 
Conall  bleibt  Sieger,  und  der  sterbende  Mes-Gegra  spricht: 
„Lege  meinen  Kopf  auf  deinen  Kopf  und  meine  Würde  zu 
deiner  Würde".  Als  Conall  den  Kopf  des  Gegners  auf  einen 
Stein  am  Ufer  stellt,  fließt  ein  Blutstropfen  durch  den  Stein 
hindurch  in  den  Boden,  und  der  Kopf  rollt  nach  dem  Wasser 
zu.  Aber  Conall  legt  ihn  auf  seinen  Kopf,  so  daß  er  ihm 
über  den  Eücken  rollt;  und  während  er  bis  dahin  Conall 
eisen  („der  Schiefe,  Gebückte")  geheißen  hat, 2)  ist  er  von 
Stund  an  gerade. 

9.  (60 — 62).  Als  nun  Conall  in  seinem  eigenen  Wagen 
und  sein  Wagenlenker  in  dem  Mes-Gegra's  zurückfahren,  be- 
gegnen sie  in  Ober -Eine  Buan,  der  Frau  Mes-Gegra's,  mit 
fünfzig  Genossinnen  (die  die  Leinsterer  aus  der  Gewalt 
Athirne's  befreit  hatten).  Conall  bemerkt  ihr,  Mes-Gegra 
habe  ihr  befohlen  ihn  zu  begleiten,  und  verweist  als  Zeichen 
auf    dessen   Wagen;    aber    sie   glaubt   ihm   nicht,    weil   der 


^)  Der  Auftritt  ist  der  Erzählung  Aided  ConCulaiun  (Kap.  63  §  8) 
nachgebildet. 

2)  Dabei  werden  die  drei  Makel  der  verliebten  Ulter  Frauen:  Blindheit 
(Einäugigkeit),  Schiefheit  und  Stammeln  nach  Serglige  ConCulainn  (Kap.  34 
§  2)  aufgezählt.  Den  Namen  Conall  (Ha'u  haben  dann  auch  Andere  aus 
unserer  Sage  übernommen,  s.  ZCP  8,  72  f.  349. 


I 


II,  53.  Cath  Etair  „Der  Kampf  von  Etar". — DiniiseiicliaH  Loch  Dergderc.     511 


Wagen  ein  Geschenk  sein  könne,  und  erst  als  er  Mes-Gegra's 
Kopf  vorweist,  gibt  sie  zu,  daß  sie  diesem  in  der  Tat  nicht 
mehr  gehöre.  Ha  der  Kopf  bald  rot,  bald  weiß  wird,  erklärt 
sie  es  daraus,  daß  Mes-Gegra's  gegen  Atliirne  geäußerte  Be- 
hauptung, nie  werde  ein  Ulter  sie  davonführen  können,  ihn 
beunruhige.  Sie  bittet  Conall,  bevor  sie  ihn  begleite,  um 
Frist,  ihren  Gatten  zu  beklagen,  und  stößt  dann  einen  so 
mächtigen  Klageruf  aus,  daß  sie  tot  hinsinkt.  Indem  ein 
Haselstrauch  (coli)  durch  ihr  Grab  hindurch  gewachsen  ist, 
heißt  der  Ort  jetzt  Coli  Buana.  Der  Wagenlenker  vermag 
Mes-Gegra's  Kopf  nicht  zu  tragen;  so  befiehlt  ihm  Conall, 
nur  das  Gehirn  mitzunehmen  und  es  mit  Kalk  zu  einem  Ball 
zu  formen.  Als  sie  so  nach  Emain  heimkehren,  frohlocken 
die  Ulter  über  den  Tod  des  Königs  von  Leinster. 

Die  Handschrift  Harl.  5280  läßt  ein  poetisches  Zwiegespräch  folgen, 
das  Conall  Cernach  mit  einer  Fee  hatte,  während  er  mit  Mes-Gegra  in 
Casän  Clsenta  kämpfte.  0  „Wer  hat "  fragt  die  Fee  „  zuerst  die  Welt  ver- 
derbt?" —  „Eva",  ist  Conalls  Antwort.  —  „Welches  war  die  erste  (Toten)- 
klage,  die  du  gehört  hast?"  —  „Die  Klage  von  zngen  Mugcede  zwischen 
Line 2)  und  Leo  Thuaga."  —  „Wer  ist  der  erste  Mann,  den  du  getötet 
hast?"  —  j.Fuata  in  Fid  Garbrais."^)  —  Endlich  versichert  Conall,  Casän 
ohne  Mes-Gegra's  Kopf  nicht  zu  verlassen. 

Anhang:  Dinnsenchas. 
I.  Loch  Dergderc. 

Ein  Gedicht  der  alten  Sammlung  (A),*)  das  erst  der  Bearbeiter  C  in 
Prosa  auflöst,  '^)  folgt  in  der  Etymologie  dieses  See-Namens  im  wesentlichen 
dem  obigen  Text  (§  1).  Es  führt  zunächst  den  Stammbaum  von  Eochaid 
mac  Luchta,  der  hier  König  von  Cläre  ^)  oder  Nord -Munster  heißt,  bis  auf 
die  ersten  Galen,  die  Irland  besiedelten,  zurück.  Der  Dichter  aus  Ulster, 
der  sein  einziges  Auge  verlangt  und  erhält, ')  ist  hier  jedoch  nicht  Athirne, 


0  Gedruckt  von  Stokes,  EC  8,  63. 

2)  In  Ulster,  Grafschaft  Antrim. 

3)  Worauf  sich  die  zwei  letzten  Antworten  beziehen,  ist  nicht  bekannt. 
*)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  Metr.  Dindshenchas  III,  333. 

")  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  KC  15,  461. 

ö)  Im  obigen  Text  ist  diese  Landschaft  nördlich  des  Shannon  zu 
Süd  -  Connaught  gerechnet. 

')  Die  Prosa  C  sagt,  es  sei  für  die  „Henne  von  Boirche",  welche  die 
gelehrten  Dichter  {^ceis)  aus  dem  Westen  (lies:  Osten?)  weggeführt  hatten, 
gegeben  worden. 


512  II,  53.   Dinnsenchas  Äth  Cliath  Cualann. 

sondern  Ferchertne  niac  Athgiö.  i)  Ein  einziger  Mann  unter  Hundert  sucht 
für  den  geblendeten  König  Wasser,  um  die  blutige  Augenhöhle  zu  waschen, 
findet  aber  keines.  Da  reißt  der  König  Binsen  aus  dem  Boden  und  eine 
Quelle  stürzt  ihnen  nach  (die  dann  den  See  bildet).  Darum  wurde  später 
die  Schlacht  von  Finnchorad  (zwischen  Eochaid  mac  Luchta  und  den  Ultern) 
geschlag-en,  in  der  der  König,  der  durch  Gottes  Gnade  seine  zwei  Augen 
wieder  erhalten  hatte,  fiel.  — 

Die  Annalen  der  Vier  Meister  berichten  zum  J.  1057,  in  diesem  Jahr 
sei  der  Kopf  von  Eochaid  mac  Luchta  in  Finnchorad  gefunden  worden; 
der  war  so  groß,  daß  die  größte  Gans  durch  die  Augenhöhle  und  durch 
die  Markhöhle  des  Rückgrats  gegangen  wäre. 

Über  die  fabelhafte  Schlacht  von  Finnchorad  s.  oben  S.  364f.  Das 
Dinnsenchas- Gedicht  ist  also  jünger  als  Cath  Ruis  na  RTg  und  erst  im 
12.  Jahrhundert  entstanden.  Vielleicht  hat  der  Verfasser  dieser  Sage  den 
merkwürdigen  Fund  gekannt  und  darum  die  Erzählung  einer  großen 
Schlacht  bei  Finnchorad  geplant. 


IL   Ath  Cliath  Cualann. 

Erst  die  jüngere  Prosa  C  hat  der  älteren  Etymologie  von  Äth  Cliath 
Cualann  „Hürdenfurt  von  Cualu"  (wo  heute  Dublin  steht)  eine  zweite  auf 
Grund  unserer  Erzählung  beigefügt.  2) 

Als  die  Leinsterer  unter  Mes-Gegra  Athirne  Ailgesacli 
nach  der  Burg  von  Etar  geleiteten,  spreiteten  sie  Hürden 
(über  den  Liffey)  unter  die  Füße  von  Athirne's  Schafen, 
damals  als  sie  die  Ulter  in  Ällaind  Etair^)  belagerten  und 
Mes-Dedad  (so!)  mac  Amargin  durch  die  Hand  Mes-Gegra's  fiel. 


Kap.  54.    Weitere  Geschichten  von  Athirne. 

Der  längeren  Erzählung  von  Kap.  53  läßt  der  Schreiber  von  LL 
(Faks.)  117a  —  118b  drei  kürzere  folgen,  die  alle  von  Athirne  handeln; 
sie  sind  auch  anderwärts  überliefert. 


*)  Es  fällt  auf,  daß  auch  im  alten  Text  Leborcham  in  ihrer  Meldung 
an  die  Frauen  (§  7)  unter  den  Ultern  Athirne  nicht  nennt,  wohl  aber 
Ferchertne,  den  fili  des  Königs  (Conchobor).  Doch  wäre  es  zu  kühn  daraus 
zu  schließen,  daß  es  eine  ältere  Erzählung  gegeben  habe,  in  der  Ferchertne 
die  Rolle  von  Athirne  spielte.  Eher  kann  die  Stelle  der  Anlaß  für  unsern 
Dichter  gewesen  sein,  Ferchertne,  der  ihm  bekannter  sein  mochte  als 
Athirne,  an  seiner  Statt  einzuführen. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15, 328. 

=')  Vgl.  den  Sagen titel  Talland  Etair  oben  S.  50G. 


II,  54.    Weitere  Geschichten  von  Athirne.  513 

I.    Athirne  vom  Geiz  geheilt. 

Von  Handschriften  ist  mir  außer  LL  117  a  nur  Brit.  Mus.,  Harl.  5280 
fol.  49  (alt  39) V  bekannt.*)  Athirne  zeigt  sich  hier  ebenso  unliebenswürdig" 
wie  in  Cath  Etair. 

Athirne  Ailgesach  mac  Ferchertne  war  der  ungastlichste 
Mann  in  Irland.  Er  hatte  vom  Elfen  ]\Tider  (Midir)  von  Bri 
Leith  durch  Fasten  die  drei  „Kraniche  der  Ungastlichkeit " 
erlangt;  der  erste  sagte  immer:  „Komm  nicht!",  der  zweite: 
„Geh  weg!",  der  dritte:  „Vorbei  am  Haus!",  damit  keiner 
bei  ihm  einkehre  oder  ihn  anbettle.  Wer  sie  sah,  konnte  an 
dem  Tag  in  gleichem  Kampf  nicht  bestehen.  Und  niemals 
speiste  Athirne,  wenn  andere  ihm  zusehen  konnten. 

So  geht  er  einmal  mit  einem  zubereiteten  Schw^ein  und 
einer  Flasche  Met  in  den  Wald  und  richtet  sich  dort  die 
Mahlzeit  zurecht.  Da  kommt  ein  Mann  und  nimmt  ihm 
Schwein  und  Met  weg,  weil  er  es  sonst  allein  verzehren 
würde.  Auf  die  Frage  nach  seinem  Namen  nennt  er  sich: 
Sethor  Ethor  Othor  Sele  Dele  Dreng  Gerce  Mec  Gerce  Gerr 
Ger  Dir  Dir.  Da  Athirne  nicht  im  Stande  ist,  ein  Yer- 
wünschungslied  (cer)  mit  diesem  Namen  zu  bilden,  kann  er 
ihm  sein  Schwein  nicht  wieder  abnehmen.  2) 

Es  ist  wahrscheinlich,  daß  der  Mann  von  Gott  gekommen 
war.  Von  da  an  war  Athirne  nicht  ungastlicher  als  ein  anderer. 

IL   Athirne  wird  Lehrer  von  Amorgein  (Amorgene). 

Älter  ist  wohl  die  folgende  Anekdote.  In  der  ursprünglichen  Fassung 
von  Cormacs  Glossar  (ca.  900),  wie  sie  das  Buch  von  Hy- Maine  und  Lebor 
Brecc  bewahren,  ist  s.v.  690  Greth  ein  Spruch  angeführt,  den  Amorgene 
zum  Diener  Athirne's  geäußert  hat.  Der  Anlaß  dazu  ist  kurz  in  andern 
Handschriften  des  Glossars,')  ausführlicher  mit  einigen  Abweichungen  in 
LL  117b  erzählt.    LL  berichtet: 

Ecet  Salach  („der  Schmutzige"),^)  der  auch  Echen  hieß, 

der  kunstfertigste  aller  Schmiede,  hatte  einen  Sohn  Amorgein. 


^)  Hgg.  u.  übers,  von  mir,  ZCP  12,  398. 

^)  Damit  die  cer  wirksam  ist,  muß  der  volle  Name  des  Verwünschten 
darin  vorkommen ;  s.  Buch  von  Ballymote  (Faks.)  299  b  19. 

3)  Nach  GBL  hgg.  von  K.  Meyer,  Anecdota  from  Ir.  Mss.  IV,  57,  übers, 
bei  Stokes,  Cormac's  Glossary  transl.  by  O'Donovan,  S.  86. 

*)  „von  Buas  (dem  Bush -Flusse)"  sagt  Cormac. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Köuig"?age.  33 


514  II,  54.   Weitere  Gescliichten  von  Athirne. 

Der  sprach  nicht  bis  zu  seinem  14.  Jahr;i)  er  war  sehr 
häßlich  und  unreinlich,  sein  Bauch  wuchs  wie  ein  Ledersack, 
sein  Haar  war  struppig,  der  Rotz  floß  ihm  aus  der  Nase  in 
den  Mund,  usw.'-^)  Er  nährte  sich  am  liebsten  von  gekochtem 
Quark,  unreifen  Beeren,  verbrannten  Ähren,  Knoblauch- 
Schossen,  tauben  Haselnüssen. 

Wie  er  sich  eines  Tags  allein  mit  Ecets  Tochter,  die 
schön  gekleidet  auf  einem  Stuhl  sitzt,  im  Haus  befindet, 
kommt  Athirne's  Diener  Greth,  um  ein  Beil  ins  Feuer  zu 
legen,  ^)  und  sieht  das  Scheusal.  Erschreckt  über  seinen  un- 
sanften Blick,  gibt  er  ihm  auf  die  dreimalige  Frage:  In-ith 
Greth  gruth  „ißt  Greth  Quark?"  keine  Antwort,  und  Amorgein 
bietet  ihm  in  einem  retorischen,  alliterierenden  Spruch  (wobei 
z.  B.  die  tauben  Nüsse  „hohle  Steine"  genannt  werden)  seine 
weitere  Speise  an.  Entsetzt  stürzt  Greth  aus  dem  Hause, 
fällt  über  die  Brücke  in  den  Schmutz,  tritt  so  vor  Athirne 
und  berichtet  ihm  das  Erlebte;  er  warnt  ihn,  das  Kind  werde 
ihn  (als  Dichter)  um  seine  Würde  bringen,  wenn  es  nicht 
beseitigt  werde.  Inzwischen  ist  Ecet  heimgekehrt  und  ver- 
nimmt von  seiner  Tochter,  daß  und  was  sein  Sohn  gesprochen 
hat.  Sofort  befürchtet  er,  daß  Athirne  ihm  nach  dem  Leben 
trachten  werde,  sendet  seine  Tochter  mit  ihm  zur  Herde  auf 
Sliab  Mis,  bildet  das  Kind  aus  Thon  nach  und  legt  diese 
Puppe  wohlgekleidet  neben  sich.  In  der  Tat  kommt  Athirne 
mit  seinem  Diener,  steckt  das  fertige  Beil  auf  den  Stiel  und 
gibt  damit  dem  vermeintlichen  Kind  einen  Streich. 4)  Dann 
flieht  er,  verfolgt  von  Ecets  Leuten,  sammelt  seine  Habe  in 
seinen  Hof  und  wird  darin  eingesclüossen.  Aber  die  Ulter 
stiften  Frieden.  Athirne  muß  Buße  zahlen,  das  Kind  als 
Ziehsohn  aufnehmen  und  es  die  Dichtkunst  lehren.  Als  er 
alt  wird,  geht  die  Würde  des  ollam  auf  Amorgein  über. 


1)  Unten,  im  Bericht  des  Dieners:  „4.  Jahr".    In  GBL:  „T.Jahr". 
■-)  GBL  sagt  nnr,  er  sei  nicht  größer  als  fausthoch  gewesen. 
^)  „lim  ein  Darlehen  zu  nehmen"  GBL. 

*)  In  GBL  kommt  Athirne  mit  einer  Holzhaue;  das  Kind  ist  durch 
einen  hekleideten  Holzklotz  vertreten. 


I 


IT,  54.    Aigfideclit  Athirni.  —  11,55.    Tunhniarc  Luaine.  •^>15 

III.   Aigidecht  Atliiini  (,, Atliirne  als  Gast"). 

Das  Stück  steht  außer  in  LL  118a,  wo  es  die  Fortsetzunof  von  11 
bildet,  in  Brit.  Mus.,  Haiieian  5280,  fol.  77  (alt  6G)r  und  in  K.  Ir.  Ac, 
23.  ^'.  10,  S.  15.^)  Eine  Sage  kann  man  es  nicht  nennen;  sondern  eiu 
Dichter,  der  die  vier  Jahreszeiten  und  verschiedene  Haustiere  besingen 
wollte,  hat  das  in  eine  kurze  Erzählung  gekleidet. 

Athirne  besucht  im  Herbst  seinen  Ziehsohn  Amargin. 
Als  er  am  andern  Tag  aufbrechen  will,  hält  dieser  ihn 
zurück,  indem  er  die  Fährlichkeiten  des  Herbstes  besingt, 
ebenso  später  die  des  Winters  und  des  Frühjahrs.  Erst  im 
Sommer,  der  gleichfalls  poetisch  geschildert  wird,  läßt  er  ihn 
ziehen.  Als  er  ihm  aber  einen  Stier  schlachten  will,  lehnt 
es  Athirne  ab,  indem  er  ein  Preislied  auf  den  Stier  singt; 
ebenso  das  Schlachten  einer  Ziege  und  eines  Schafs.  Erst 
ein  Schwein  nimmt  er  an;  auch  das  Feuer,  auf  dem  es  ge- 
kocht wird,  wird  besungen.    Dann  kehrt  Athirne  heim. 


Kap.  55.    Tochiiiarc  Luaine  ocus  aided  Athirni. 
„Das  Werben  um  Luaine  und  Athirne's  Tod." 

Die  Erzählung  findet  sich  in  drei  Handschriften  des  14. — 15.  Jahr- 
hunderts: GBL  (Faks.)  177  a,  BB  (Faks.)  257  a  2)  und  Triu.  Coli.  (Dublin) 
H.  2. 17,  S.  464:b;  die  obige  Überschrift  nur  in  den  beiden  letzten.  Die 
Sage  ist  nach  Stil  und  Sprache  jung-  und  geht  gewiß  nicht  über  das 
13. — 14.  Jahrhundert  hinauf;  sie  fehlt  denn  auch  in  beiden  Sagenlisten. 
Die  Erfindungsgabe  des  Verfassers  ist  sehr  dürftig,  auch  die  zahlreichen 
Gedichte  ohne  besonderen  Kunstwert. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Paragrafen  von  Stokes' 
Ausgabe. 

1.  (1 — 5).    Nach  Derdriu's  Tod  3)  w^ar  König  Conchobor 

tiefbetrübt  und  durch  nichts  aufzulieitern.     Darum  bereden 

ihn  die  Ulter,  ein  edles  Mädchen  in  Irland  suchen  zu  lassen, 


^)  Nach  den  beiden  ersten  Handschriften  hgg.  u.  übers,  von  K.  Mej'er, 
Eriu  7,1;  die  dritte  von  mir  gedruckt  ebd.  196.  Es  ist  zweifelhaft,  ob 
der  Titel  Aigidecht  Artuir  in  der  Sagenliste  A  ein  Versehen  für  A.  Athirni 
ist  oder  eine  verlorene  Sage  bezeichnet;  s.  dazu  K.  Meyer,  Festschrift 
Windisch  63,  der  sich  für  das  Zweite  entscheiden  möchte. 

'^)  Nach  diesen  zwei  Hss.  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  24,  270,  aber 
mit  Auslassung  der  meisten  poetischen  Stücke. 

'^)  Siehe  Kap.  25.   Auch  im  Folgenden  wird  au  diese  Sage  angeknüpft. 


516 


II,  55.   Tochmarc  Luaine  ocus  aided  Athirni. 


das  Derdriu  aufwöge.  Er  sendet  seine  zwei  Botinnen  aus, 
Leborcliam  ingen  Ai  ocus  Adairce  und  Leborcham  Rannacli 
Ingen  Uangamna.  Die  ungewöhnliche  Häßlichkeit  und  Ge- 
fräßigkeit der  beiden  wird  in  vier  langen,  großenteils  allite- 
rierenden Abschnitten  geschildert,  i)  Aber  lange  durchstreifen 
sie  Irland  vergeblich,  bis  endlich  die  erste  Leborcham  die 
schönste  unter  den  damaligen  Jungfrauen  der  Welt  im  sni 
von  Domangen  mac  Dega'^)  in  Ulster  findet;  es  ist  Domangens 
Tochter  Luaine,  und  ihr  Vater  ist  bereit,  sie  für  einen  an- 
gemessenen Werbepreis  {tochra)  Conchobor  zu  geben.  Zu 
diesem  zurückgekehrt,  preist  ihm  Leborcham  in  ausführlicher, 
alliterierender  Schilderung  die  Schönheit  des  Mädchens,  das 
sie  mit  den  schönsten  Frauen  der  Sage  vergleicht.  Conchobor 
geht  selber  hin  und  entbrennt  bei  ihrem  Anblick  in  heftigster 
Liebe,  verlobt  sich  mit  ihr  und  kehrt  nach  Emain  zurück. 

2.  (6  —  12).  Zu  dieser  Zeit  kommt  Manannän  mac  Athgnü, 
der  König  von  Man  und  den  Inseln  der  Nordländer,  mit  einer 
großen  Flotte,  um  Ulster  zu  verheeren  und  so  die  Söhne 
Uisnechs  zu  rächen.  Denn  er  ist  ihr  Freund  gewesen  und 
hat  die  Kinder  von  Noisi  und  Derdriu,  den  Knaben  Gaiar 
und  das  Mädchen  ^b  Grene  („Sonnen-Anblick"),  aufgezogen. 
Der  Verfasser  unterscheidet  vier  zu  verschiedener  Zeit  lebende 
Manannän^):  1.  Manannän  mac  Alloit,  ein  Druide  der  Tuatha 
De  Danann,  dessen  eigentlicher  Name  Oirbsen  war.  Er 
wohnte  auf  der  Aran- Insel,  die  Emain  Ablach  („die  an 
Apfelbäumen  reiche")  heißt,  fiel  in  der  Schlacht  von  Cuilenn 
durch  Uilenn  Abratruad  und  liegt  unter  Loch  n- Oirbsen  be- 


^)  Eben  um  diese  verkünstelten  Schilderungen,  die  durch  Kap.  53  §  5 
angeregt  sind,  anzubringen,  hat  wohl  der  Verfasser  die  Leborcham  der 
älteren  Sagen  verdoppelt. 

2)  So  mehrfach  im  Folgenden  (Dega  auch  durch  den  Reim  gesichert); 
hier  Domanchenn  viac  Degad  geschrieben. 

^)  Bei  dieser  Spaltung  des  alten  Meergottes  und  Elfs  Manannän 
benützt  er  zu  1.  den  an  das  Dinnsenchas  Ba  in  LL  170  b  angehängten 
Abschnitt  über  Loch  n-Oirbseu  (RC  16,  276);  zu  2.  das  Dinnsenchas  von 
Tuag  Inbir  (ebd.  150);  zu  3.  Cormacs  Glossar  s.v.  896  Manannän.  Der 
vierte  ist  seine  eigene  Erfindung.  —  Dieser  Abschnitt  über  die  \ier 
Manannän  ist  dann  aus  unserer  Geschichte  ausgezogen  worden  und  selb- 
ständig überliefert  in  den  Handschriften  Trin.  ('oll.  (Dublin)  H.  3.  17. 
Sp.  790  f.  und  Ldinburg,  Advocates'  Library  No.  V  fol.  8r,  b. 


11,55.    Das  Werben  um  Luaiiie  und  Athirne's  Tud.  'AI 

graben.  2.  Maiiannän  mac  Cirp,  der  König  der  Inseln  und 
von  Man,  der  zur  Zeit  von  Conaire  mac  Etirsceoil  lebte  und 
um  Tuag  ingen  Oonaill  Collamracli  freite.  3.  Manannän  mac 
Lir,  der  Handel  trieb  zwischen  Irland,  Man  und  Schottland, 
ein  trefflicher  Steuermann;  weil  er  gutes  und  schlechtes 
Wetter  voraussah,  verehrten  ilm  die  Heiden  als  Gott  und 
Sohn  des  Meeies.  4.  Eben  Manannäu  mac  Athgnö  (Athgnai). 
Er  hatte  die  Maie  Uisnig,  die  von  Man  aus  nach  Schottland 
gefahren  waren  und  IG  Jahre  drüben  verweilten,  unterstützt. 
Sie  hatten  dort  Gnäthal  mac  Mörgainn  erschlagen  und  seine 
drei  Söhne  latach,  Triatach  und  Maine  Lämgarb  aus  dem 
Lande  vertrieben.  Diese  hatten  sich  dann  zu  Conchobor  be- 
geben und  an  der  Seite  von  Eogan  mac  Durthacht  die 
(zurückgekehrten)  Maie  Uisnig  umgebracht.  —  Gegen  den 
plündernden  Manannäu  versammeln  sich  nun  die  Ulter.  Da 
aber  ein  Kampf  f'onchobors  gegen  Noisi's  Sohn  ungerecht 
wäre,  schließt  man  einen  Vergleich,  den  der  fili  Böbaran,  der 
Ziehvater  Gaiar's,  in  einem  längeren  Gedicht  vermittelt: 
Noisi's  Sohn  Gaiar  erhält  ein  Wergeid  für  seinen  gemordeten 
Vater  und  die  Dreitausendschaft  Liathmain, ')  das  Gebiet  von 
Dubthach  Dseltengthach,  der  mit  Fergus  (und  den  Connachtern) 
im  Kriege  gegen  Ulster  steht;  dagegen  der  Mord  von  Noisi's 
Brüdern  xA.nnle  und  Ardän  wird  als  durch  die  Kränkung  Con- 
chobors  (durch  die  Entführung  von  Derdriu)  aufgewogen  be- 
trachtet.   So  trennt  man  sich  friedlich. 

3.  (13 — 16).  Athirne  Ailgesach  und  seine  zwei  Söhne 
Cuindgedach  und  Apartach  hören  von  der  Verlobung  Luaine's 
mit  Conchobor  und  gehen  zu  ihr  hin,  um  Geschenke  zu  er- 
bitten. x\ber  Luaine's  Anblick  entflammt  sie  so,  daß  sie  er- 
klären, ohne  Vereinigung  mit  ihr  nicht  leben  zu  können.  Da 
sie  ihre  Anträge  wie  ihre  Drohungen  abweist,  singen  die  Drei 
Verwünschungsformeln  gegen  sie,  so  daß  sich  eine  schwarze, 
eine  rote  und  eine  weiße  Pustel  auf  ihren  Wangen  erhebt, 
das  bedeutet  „Schande",  „Schmach"  und  „Schimpf". 2)  Aus 
Scham  darüber  stirbt  Luaine,  und  Athirne  flieht  nach  Benn 
Athirni  („Athirnes  Hörn")  über  dem  Boyne-Fluß. 


^)  d.  i.  Liamain  (Liau,  Liou),  südwestlich  von  Dublin. 
•^)  Vgl.  Kap.  56  II  §  l. 


518  II,  56.   Nede  mac  Adnai. 

4.  (17—27).  Conchobor,  der  Sehnsucht  nach  seiner  Ver- 
lobten hat,  zieht  mit  Conall  Cernach,  CiiChulainn,  Celtchair, 
Blai  Brugaid,  Eogan  mac  Durthacht,  Cathbad  und  Sencha 
zur  Burg"  von  Domangen.  Eben  klagen  die  Bewohner  um 
Luaine's  Tod,  und  Conchobor  ergreift  gleicher  Schmerz  wie 
beim  Tode  Derdriu's.  Seine  Edeln  raten  ihm,  Athirne  nebst 
seinen  Leuten  zu  töten.  Luaine's  Mutter  Be-Guba  erklärt, 
sie  und  ihr  Mann  würden  den  Tod  ihrer  Tochter  nicht  über- 
leben, und  schildert  in  poetischer  Rede  die  Missetat,  sowie 
die  kommende  Rache  der  Ulter.  Allein  Cathbad  warnt, 
Athirne  werde  sie  mit  Verwünschungsformeln  bekämpfen  ;i) 
trotzdem  raten  Conchobors  Begleiter,  Athirne's  Hof  zu  zer- 
stören. Vergebens  sucht  Conchobor  Be-Guba  und  Domangen 
in  einem  poetischen  Zwiegespräch  zu  trösten;  dieser  erklärt, 
daß  ein  Druide  ihm  profezeit  habe,  er  werde  an  demselben 
Tag  wie  seine  Tochter  sterben,  aber  auch,  Athirne  werde 
durch  Conchobor  und  seine  Leute  umkommen.  So  hält  man 
die  Totenklage  um  Luaine,  feiert  die  Leichenspiele  und  pflanzt 
einen  Stein  auf  das  Grab.  In  einer  poetischen  Wechselrede 
mit  Celtchair  preist  Conchobor  die  Gestorbene  und  meldet 
den  Tod  ihrer  Eltern.  Dann  ziehen  die  Ulter  nach  Benn 
Athirni,  töten  Athirne's  Töchter  und  verbrennen  ihn  selbst 
in  seiner  Burg.  Über  den  Tod  dieses  gelehrtesten  und  spruch- 
mächtigsten Weisen  sind  die  Dichter  von  Ulster  sehr  betrübt, 
und  in  zwei  Gedichten  beklagt  ihn  sein  Ziehsohn  Amairgin 
und  ruft  Wehe  über  seine  Mörder. 

Kap.  50.    Nede  mac  Atluai. 

Ebenso  locker  wie  Athirne  ist  der  fili  Nede  mac  Adnai  mit  unserm 
Sagenkreis  verknüpft.  Doch  hat  man  ihm  in  einer  gewissen  Zeit  gerne 
Texte  in  der  dunkeln  Dichtersprache  in  den  Mund  gelegt.  Zwei  haben 
sich  ganz  oder  teilweise  erhalten. 

L   Immacaldam  in  da  thuar(ad). 
„Die  Unterredung  der  zwei  .  .  ." 

Die  Form  und  Bedeutung  des  letzten  Wortes  des  Titels,  der  übrigens 
in  den  meisten  Handschriften  fehlt,  steht  nicht  fest.     Imacallaim   in  da 


*)  Das  gent  nicht  in  Erfüllung. 


II,  5ü.    IiumacalJam  in  da  thuar(ad).  519 

thuanid  hat  Rawl.  öO'i  (Faks.)  S.l()7b,67;  die  beste  Hand.schrift  voiiConnacs 
(ilossar  (Land  610  s.v.  1207  Tetlira):  imi  iimnacaldaim  in  da  ihäaru  (luar 
Hy-Maine),  das  Buch  von  Hy-Maine  s.  v.  303  cothuth :  in  da  thuara ;  GBL 
und  Lebor  Brecc  au  beiden  Stellen  iji  (oder  na)  da  thuarJ) 

Von  diesem  Text  g-ibt  es  —  abgesehen  von  zwei  Abschriften  des 
18. — 19.  Jahrhunderts  —  1 1  Handschriften,  von  denen  aber  nur  sechs  voll- 
ständig sind.  Von  den  beiden  ältesten  (12.  Jh.)  enthält  ihn  Oxford,  Rawl. 
B.  502  fol.  60r  (Faks.  107b)  g-anz:  in  LL  (Faks.)  18'Ja  fehlt  der  Schluß. 
Die  übrigen  gehören  dem  14. — 16.  Jahrhundert  an.  Es  sind  GBL  (Faks.) 
S.  241b;  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  2.  17,  8.185—187,  192—194  (Fragm.); 
H.2.  12  (Schachtel)  Nr  8;  H.  2.  15,  S.  71;  Brit.  Mus.,  Egerton  88,  fol.76r,b; 
R.  Ir.  Ac,  23.  Q.  6,  iS.  55  —  56,  53-54  (falsch  gebunden,  Fragm.).  In  den 
zwei  Sammelbänden  Trin.  Coli.  (Dublin)  11.3.18  steht  der  Text  vollständig 
S.  513-555,  ferner  ein  Fragment  S.  152  — 157  und  ein  Stück  des  Textes 
mit  den  Glossen  (in  gleich  großer  Schrift)  S.  056— 060.  Die  Einleitung 
zeigt  in  GBL  und  in  Eg.  88  die  gleiche  Erweiterung;  diese  zwei  Hand- 
schriften gehören  also  zusammen.  -)  Überall  ist  der  Text  durchglossiert. 
Eine  genügende  Ausgabe  fehlt.  Stokes  hat  ihn  nur  nach  Rawl.  502  und 
LL  mit  ausgewählten  Lesarten  von  GBL  in  RO  26,  4  gedruckt  und  über- 
setzt mit  Auslassung  einiger  Abschnitte  und  ohne  das  Handschriften- 
verhältnis zu  untersuchen  und  so  den  ursprünglichen  Text  herzustellen. 3) 

Es  handelt  sich  um  keine  eigentliche  Sage,  sondern  hauptsächlich 
um  ein  Gespräch  in  möglichst  dunkeln,  unverständlichen  Ausdrücken.  Wie 
viele  der  Glossen  bis  in  die  Zeit  hinaufgehen,  da  man  diese  Kunstsprache 
noch  wirklich  verstand,  wäre  erst  zu  untersuchen;  manche  Erklärungen 
sind  deutlich  nur  geraten,  ünterredner  ist  außer  Nede  der  ßi  Ferchertne. 
Dieser  gehört  ursprünglich  der  OüRoi-Sage  an  (Kap.  39  —  43),  wird  aber 


1)  Nur  die  junge  Handschrift  unseres  Textes  23.  Q.  6  (16.  Jh.)  S.  55 
gibt:  Accall(amh)  an  da  suadh  :i.  N(ed)e  -j  Fer{chert)ie) ,  no  an  da  duar 
.i.  in  da  foc{al)  .i.  foc{al)  fri  foc{al),  no  in  da  tuar  .i.  in  da  tairng{er)iaiy 
d.  ro-tairngair{eadh)  a  techt  7  ro-tairngairsid  gacli  n-eolus  rompo  7  dia 
n-eis  „die  Unterredung  der  zwei  Weisen  (suadh),  nämlich  Nede's  und 
Ferchertne's,  oder  an  da  duar,  d.  i.  der  zwei  AVorte,  d.  i.  Wort  gegen  Wort, 
oder  in  da  tuar,  d.  i.  der  zwei  Verkündiger  (Profeten) ,  d.  i.  ihr  Kommen 
war  verkündet  und  sie  verkündeten  alle  Kunde  des  Vergangenen  und  des 
Zukünftigen".  Diese  Deutung  von  tuar  ist  natürlich  ganz  willkürlich. 
Darnach  ist  der  Text  oft  Agallam  in  da  suad  genannt  worden,  z.  B.  von 
O'Curry,  d'Arbois  u.  a.  —  Über  ein  anderes  Wort  tuarad  s.  Windisch, 
IT  III  2,  547  u.  548. 

2)  Auch  23.  Q.  6,  wo  die  Einleitung  fehlt,  scheint  zu  ihnen  zu 
gehören. 

3)  Ich  nahm  1887  Abschrift  von  allen  Handschriften,  aber  leider  meist 
nur  von  der  Einleitung  und  dem  Text,  nicht  von  den  Glossen,  die  für  die 
Klassifizierung  wichtig  sind. 


520  II,  56.   Immacaldam  in  da  tlmar(ad). 

auch  öfters  als  Dichter  Conchobors  angesehn,  zu  dessen  Zeit  die  Einleitung 
das  Gespräch  stattfinden  läßt.*) 

Der  Text  ist,  wie  oben  bemerkt,  in  Cormaes  Glossar  s.  v.  cothuth 
(cothud)  und  Tethra  namentlich  erwähnt,  außerdem  sicher  benutzt  s.  vv. 
80  adhae  othna,  137  holg  helce,  237  caill  criiJimon,  322  colamna  ais, 
1018  orc  treitli,  1149  semind,  127-4  uinc{h)i  etha,  1275  ucht  n-osnai.^)  Er 
war  also  um  900  schon  vorhanden.  Wenn  aber  Stokes  mit  Kecht  die 
Stelleu  §  247  con-iuratar  guit  häin  „weiße  Stammler  werden  zusammen- 
g-ehauen  werden"  und  §  191  fer  n-duhga  „der  Männer  mit  schwarzen 
Speren"  auf  die  Wikinger  bezieht,  so  geht  er  nicht  über  das  9.  Jahr- 
hundert hinauf.  Das  ist  mir  auch  sonst  wahrscheinlich;  vgl.  daß  Echde 
Echbel  der  CüRoi-Sage  (Kap.  39)  zu  einem  Kochu  Eclibel,  einem  Weisen 
in  Schottland,  geworden  ist  (§  1). 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Paragrafen  von  Stokes' 
Ausgabe. 

1.  (I — VI).  Adna  mac  U(i)thir^)  aus  Connaught  war 
Dichtermeister  {ollam)  von  Irland.  Sein  Sohn  Nede  ging 
nach  Schottland  hinüber,  um  gelehrte  Dichtkunst  (ecse)  zu 
lernen  bei  Gruibne  Eces,  C'rech  Duile"*)  und  Eochu  Echbel, 
und  blieb  bei  diesem  bis  zu  seiner  vollen  Ausbildung.  Als 
er  eines  Tages  am  Meeresstrande  wandelt,  hört  er  ein  Klagen 
in  der  Woge.  Er  spricht  über  sie  einen  Spruch;  da  wird 
ihm  kund,  daß  es  die  Totenklage  um  seinen  Vater  ist,  daß 
dessen  Amtskleid  ittiignecli)'')  dem  fili  Ferchertne  gegeben 
worden  ist/)  und  daß  dieser  die  o^km -Würde  erhalten  hat. 
Als   er   das  Eochu  Echbel  berichtet,   entläßt  der  ihn  nach 

1)  Außerdem  wird  ein  Ferchertne  in  Orgain  Dinn  Kig  (ZCP  3, 1)  in 
die  Zeit  von  Labraid  Loingsech  versetzt.  Daher  unterscheiden  Spätere 
drei  Ferchertne;  s.  ZCP  3,  15,  wo  na  teora  Fercliertne  zeigt,  daß  das 
Wort  seinem  grammatischen  Geschlecht  nach  Femininum  ist  wie  cerd 
„Kunst",  von  dem  es  abgeleitet  ist.  Zimmers  Ansicht,  Ferchertne  sei 
eigentlich  der  spätlateinische  Grammatiker  Virgilius  Maro  (Sitz.-Ber,  der 
Berliner  Ak.  1910,  S.  1056  ff.),  ist  natürlich  Fantasie. 

'-)  Bei  den  andern  Stichwörtern  Cormaes,  die  Stokes  in  seiner  Aus- 
gabe S.  6  anführt,  scheint  mii-  die  Herkunft  aus  unserm  Text  teils  unsicher, 
teils  durch  Cormaes  Text  ausgeschlossen 

8)  So  in  den  meisten  Handschriften,  nur  in  LL  Uth{fd)ir;  UWi-  in 
H.  2. 15,  Eg.  88. 

*)  Diese  zwei  IS  amen  fehlen  nur  in  LFi  und  H.  2.  15  (daraus  ge- 
flossen?). 

•')  Unten  im  Cicspräch:  tugen. 

'^)  Nach  dem  Schlußabschnitt  der  Einleitung  (X)  haben  Ailill  und 
!Medb  es  ihm  gegeben. 


II,  56.    Imiuacaldam  iu  da  tbuar(ad).  521 

Hause,  da  er  an  Kenntnissen  jetzt  selber  ein  ollam  sei.  Kr 
macht  sich  mit  seinen  drei  Brüdern  Lugaid,  Cairpre  und 
Cruthine  auf  den  Weg,  kommt  aber  zu  einem  Bofist  (holg 
helce),  und  da  sie  nicht  wissen,  woher  dieser  seinen  Namen 
hat,  keliren  sie  auf  einen  Monat  zu  Eochu  zurück,  wo  sie 
erfahren,  daß  das  Wort  von  bei  „Mund"  und  ceo  „Nebel" 
kommt.  Noch  zweimal  erleben  sie  Ähnliches,  da  sie  das 
zweite  Mal  zu  einer  Binse  (seminn),  das  dritte  zu  gas  sanais 
(„Schoß  eines  .  . .?")  kommen  und  jeweils  in  monatlichem 
Studium  die  Lücke  ihrer  etymologischen  Kenntnisse  aus- 
füllen, i)  Endlich  sind  alle  ihre  Fragen  beantwortet,  und  sie 
fahren  von  Port  Rig  in  Cantire  übers  Meer  zunächst  nach 
Seimne  und  Latharna  (Magee  und  Lame)  und  gelangen  so 
auf  einem  Weg,  der  genau  beschrieben  wird,  nach  dem  „Elfen- 
hügel" von  Emain  Macha.-)  Dabei  hat  Nede  einen  silbernen 
Zweig  über  sich  als  Abzeichen  des  anruth  (Dichter  zweiten 
Grades),  während  der  ollam  einen  goldenen,  die  unteren 
Dichtergrade  nur  einen  kupfernen  Zweig  zu  haben  pflegten. 
2.  (VIT — X).  Auf  der  Burgwiese  von  Emain  begegnet 
ihnen  Bricriu.  Er  verspricht,  Nede  gegen  Entgelt  die  ollam- 
Würde  zu  verschaffen.  Nachdem  ihm  dieser  einen  purpurnen, 
mit  Gold  und  Silber  verzierten  Leibrock  geschenkt  hat,  gibt 
Bricriu  vor,  B'ercliertne  sei  gestorben;  doch  könne  ein  Un- 
bärtiger die  ollam -Würde  nicht  erlangen.  Nede  spricht  einen 
Spruch  über  ein  Büschel  Gras,  so  daß  es  jedermann  für 
seinen  Bart  hält,  setzt  sich  auf  den  o^?am -Stuhl^^)  und  nimmt 
das  Amtskleid  (tuignech)  um  sich;  das  ist  in  der  Mitte  mit 
Flügeln  weißer  Vögel  bedeckt,  unten  mit  finnruine  gesprenkelt 
und   der  obere  Teil  vergoldet.  4)    Ferchertne  ist   aber  nicht 

^)  In  GBL  und  Eg\  88  sind  diese  Episoden  weiter  ausgesponnen  und 
nach  der  ersten  eine  neue  eingeschoben,  in  der  sie  eine  weiße  Kuh  in 
einem  Sumpfe  finden,  aber  nicht  herausbringen  können,  und  bei  der  ein 
Spruch  angebracht  ist,  der  sich  in  einer  alten  irischen  Verslehre  (IT  III 
1,  36  §  18)  erhalten  hatte. 

2)  In  den  alten  Sagen  liegt  Emain  Macha  nicht  auf  einem  Elfen- 
hügel; aber  später  wird  das  dann  häufig  wiederholt. 

^)  Dem  Bischofsstuhl  nachgebildet. 

*)  Nach  Cormacs  Glossar  s.  v.  1231  tu(i)gen  besteht  das  Gewand  der 
tili  vom  Gürtel  abwärts  aus  den  Bälgen  weißer  und  bunter  Vögel,  auf- 
wäi'ts  aus  Hälsen  und  Schöpfen  von  Enterichen. 


K 


22  II,  56.   Immacaldam  in  da  thuar(ad). 


tot,  sondern  nur  nordwärts  zu  seinen  Dicliterscliülern  ge- 
gangen. Als  ihn  Bricriu  bedauert,  daß  er  seine  ollam-Würde 
verloren  habe,  indem  ein  Jüngling  sich  ihrer  bemächtigt 
habe,  eilt  er  zornig  ins  Königshans  von  Emain,  tritt  in  die 
Mitte  zur  Fleischgabel,  und  nun  entspinnt  sich  ein  Gespräch 
in  möglichst  dunkler,  geheimnisvoller  Dichtersprache  zwischen 
ihm  und  Nede. 

3.  Nach  einleitenden  Worten  geben  sie  sich  so  gegen- 
seitig Antwort  auf  die  Fragen:  Woher  bist  du  gekommen? 
Wie  heißt  du?  Welche  Kunst  übst  du?  Wohin  strebst  du? 
Auf  welchem  Weg  bist  du  gekommen?  Wessen  Sohn  bist  du? 
(§  1—147).  Dann  fragt  Ferchertne,  ob  Nede  etwas  zu  ver- 
künden Avisse,  und  Nede  entwirft  das  Bild  einer  goldenen  Zu- 
kunft von  höchster  Fruchtbarkeit  und  allgemeinem  Gedeihen 
(148 — 173).  Auf  die  Gegenfrage  schildert  aber  Ferchertne 
die  furchtbare  Zeit  des  Weltendes,  wo  alles  Gute  und  Eechte 
in  sein  Gegenteil  verkehrt  sein  und  als  dessen  Schluß  das 
jüngste  Gericht  kommen  wird  (174 — 266).  Diese  Schilderung 
enthält  ein  wertvolles  Sittenbild  des  damaligen  Irlands,  da 
man  aus  ihr  ersieht,  was  man  zu  jener  Zeit  für  gut  und 
recht  hielt.  Daß  hier  viel  Christliches  beigemengt  ist,  ist 
dadurch  gerechtfertigt,  daß  es  sich  um  eine  Profezeiung 
handelt,  freilich  auch  dadurch  verursacht,  daß  solche  Profe- 
zeiungen,  die  in  Irland  sehr  beliebt  waren,  meist  von  Geist- 
lichen verfaßt  und  manchmal  einem  Heiligen  in  den  Mund 
gelegt  waren.') 

Erschüttert  wirft  sich  Nede  vor  Ferchertne  auf  die  Knie 
und  erkennt  ihn  als  seinen  Meister  („als  Gott")  an.  Aber 
Ferchertne  heißt  ihn  ruhig  sein;  er  werde  ein  großer  Dichter 
werden.  Und  indem  ihn  Nede  seinen  „Vater  an  Alter"  nennt, 
schließt  das  Stück  (267  —  280). 

Anhang. 

lu  dem  (jungen)  Kommentar  zum  Gesetzestext  8euchas  Mör"'*)  wird 
berichtet,  das  Richtertum  (brethemnas)  habe  früher  den  ßi  zugestanden 
bis  zur  Imaccdlam  in  da  tiiar.    Da  die  Sprache  von  Ferchertne  und  Nede 

^)  Die  GegenübersteUung  eines  goldenen  Zeitalters  und  der  schreck- 
lichen Endzeit  rindet  sich  auch  in  Cath  Maige  Tured  (s.  Teil  IV). 
2)  Ancient  Laws  and  Institutes  of  Ireland  1,  18. 


II,  56.    Nedc  und  C'aier.  523 

uiac  Adiia  mic  üithir  unverständlich   war,   benahm  ihnen  l'onchobur  das 
Richtertuin  außer  in  Dingen,  die  die  fill  angehn. 

Eine  Einleitung  zur  Amra  Oholuim  Chille ')  erzählt  dagegen  in  Prosa 
und  Versen,  daß  —  gleichwie  später  zu  (volum  C'ille's  Zeit  —  schon  früher 
alle  Dichter  (wegen  ihrer  großen  Ansprüche)  aus  Irland  ausgewiesen 
wurden,  und  daß  damals  Oonchobor,  ('üChulainn  und  die  übrigen  Ulter  sie 
zurückhielten  und  sieben  Jahre  lang  beköstigten  und  mit  Geschenken 
überhäuften. 

IL   Nede  und  Caier. 

Cormacs  Glossar  s.  v.  698  gaire  führt  eine  Verwünschungsformel  (cvr) 
an,  die  Nede  gegen  Caier  geäußert  habe. 2)  In  der  jüngeren  Fassung  des 
(ilossars  in  GBL  ist  die  Geschichte  ausführlicher  erzählt.  Vielleicht  ist 
diese  VerAvünschung  älter  als  unser  Text  I  und  hat  eben  dazu  geführt, 
Mede  zu  einem  Meister  der  Dichtkunst  zu  machen. 

1.  Nede,  Sohn  von  Adnae  mac  Gutiiair,^)  war  von  seinem 
Oheim  Caier  mac  Guthair,^*)  König  von  Connaught,  an  Sohnes- 
statt angenommen  worden.  Caiers  Frau  verliebt  sich  in  Nede 
und  schenkt  ihm  eine  silberne  Kugel,  kann  aber  seine  Ein- 
willigung erst  erreichen,  als  sie  ihm  das  Königtum  als  Caiers 
Nachfolger  verspricht.  .  Sie  rät  ihm,  eine  cer  auf  Caier  zu 
dichten,  indem  ein  beschimpfter  Mann  nicht  König  bleiben 
könne.  Da  Nede  das  für  untunlich  hält,  weil  Caier  ihm 
nichts  abschlagen  werde, ^)  bestimmt  sie  ihn,  den  König  um 
das  Messer  zu  bitten,  das  ihm  aus  Schottland  gebracht  worden 
ist.  In  der  Tat  muß  dieser  es  verweigern,  da  es  geis  für  ihn 
ist  es  wegzugeben,  und  Nede  spricht  nun  eine  cer  in  dunkeln 
Ausdrücken,  die  folgendermaßen  gedeutet  werden: 

Schlimmes,  Tod,  Kurzlebigkeit  dem  ('aier, 

Spereisen  des  Kampfes  sollen  Caier  treffen, 

Caier  soll  aussterben,  Caier  soll  abfaliren,  ('aier  unter  den  Boden, 

unter  Meere (?),  unter  Steine  Caier! 

Da  fühlt  Caier,  als  er  sich  früh  Morgens  an  der  Quelle 
wascht,  daß  drei  Blasen,  eine  rote,  eine  grüne  und  eine  weiße, 
auf  seinen  Wangen  gewachsen  sind,  das  sind  „Schande"  und 


1)  In  Rawl.  502;  hgg.  von  Stokes,  RC  20,  42  f. 

2)  In  verderbtem  Zustand  findet  sie  sich  auch  in  einer  Verslehre  des 
11.  Jahrhunderts  (IT  III  1,  97  §  155). 

3)  Gutheir  im  Buch  von  Hy-Maine,  üithir  nur  in  Lebor  Brecc. 
*)  Nur  eine  verweigerte  Bitte  berechtigt  zur  Kr. 


524  II,  57.   Conchobors  Haushalt. 

„Schmach"  und  „Mangel".  Damit  ihn  niemand  so  sieht,  ent- 
weicht er  nach  Dtin  Cermnai  zu  Cacher  mac  Etarsceli,  und 
Nede  wird  König. 

2.  Nach  einem  Jahr  reut  es  Kede,  daß  er  so  mit  Caier 
verfahren  ist.  In  dessen  Wagen  und  begleitet  von  seiner 
Frau  und  seinem  Jagdhund  fährt  er  nach  Diln  Cermnai.  An 
der  Beschreibung  (des  Spähers)  0  erkennt  Caier,  wer  naht. 
Er  flieht  auf  den  Felsen  hinter  der  Burg;  aber  die  Hunde 
spüren  ihn  auf,  und  wie  er  Nede  erblickt,  stirbt  er  vor 
Scham.  Da  kocht  und  flammt  der  Fels  auf,  und  ein  ab- 
springender Splitter  schlägt  Nede  ein  Auge  aus.  Darauf 
spricht  dieser  einen  retorischen  Spruch,  von  dem  aber  nur 
die  vier  ersten  Wörter  angeführt  sind. 

Dieselben  auch  s.  v.  300  cuic\  ein  weiteres  Bruchstück  s.  v.  446 
Dkmcecht  Auch  450  dokluine  (doedurne)  wird  daher  stammen:  ut  Nede 
mac  Adnai  dixit:  Indsa  glam  de  doiduine  ,.untunlich  ist  die  Verwünschung 
eines  guten  Menschen".  Der  ganze  Spruch  ist,  so  viel  ich  weiß,  nirgends 
erhalten. 


Kap.  57.    Conchobors  Haushalt. 

Aus  den  älteren  Sagen,  die  auch  uns  vorliegen,  hat  sich  ein  Späterer 
(wohl  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts)  ein  fantasievolles  Bild  von 
Conchobors  Königtum  und  der  Pracht  seines  Haushalts  gestaltet,  das  in  LL 
(Faks.)  106 a  vorliegt;^)  ein  Abschnitt  daraus  (§  5  —  8)  auch  im  Buch  von 
Lismore  (wohl  15.  Jh.),  fol.  i25v, a.^)  Was  er  Neues  bringt  —  außer  den 
dieser  Zeit  geläufigen  Übertreibungen  —  betrifft  namentlich  Fergus  mac 
Böig  (oder:  mac  Rosa).  Dieser  Held  bildet  in  der  Täin  bö  Cuailnge  das 
Haupt  der  aus  Ulster  Verbannten  und  tritt  in  der  großen  Schluß-Schlacht 
Conchobor  selber  entgegen.  Dadurch  wurden  Erzähler,  die  ihre  Sagen  in 
die  Zeit  vor  seiner  Verbannung  verlegten,  bewogen,  ihm  einen  Conchobor 
ungefähr  gleichen  Bang  zuzuschreiben  (vgl.  Fled  Bricrenn,  Kap.  46).  Unser 
Verfasser  will  nun  diese  seine  Bangstellung  erklären. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Paragrafen  von  Stokes" 
Ausgabe. 


*)  Die  Handschrift  hat  hier  etwas  ausgelassen. 

'^)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Eriu  4,  18  unter  dem  Titel  Scühf  Con- 
chobair  male  Nessa  „Tidings  of  Conchobar  son  of  Ness".  Er  betrachtet 
den  Text  wohl  mit  Unrecht  als  unvollständig. 

3)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Lives  of  Saiuts  from  the  Book  of  Lis- 
more (1890)  S.  aXXIV. 


IL  57.   Couchobors  Haushalt.  525 

1.  (1  —  4).  Zunächst  wird  die  Geschichte  von  Nes,  der 
Tochter  von  Eochu  Sälbuide,  König  von  Ulster,  und  wie  sie 
mit  Cathbad  mac  Kosa  Conchobor  zeugt,  ziemlich  genau  nach 
Compert  Conchobair  (Kap.  14  II)  erzählt.  Nur  stirbt  hier  die 
Mutter  nicht  bei  seiner  Geburt;  er  kommt  zur  selben  Stunde 
zur  Welt  wie  Jesus  Christus,  und  sieben  Wahrsager  haben 
das  sieben  Jahre  vorher  profezeit. 

2.  (5—12).  Später  war  Nes  Witwe,  und  Fergus  mac  Rosa, 
jetzt  König  von  Ulster,  begehrt  sie  zur  Frau.  Sie  willigt 
aber  nur  ein,  wenn  er  ihrem  siebenjährigen  Sohn  Conchobor 
auf  ein  Jahr  das  Königtum  von  Ulster  abtritt.')  Während 
dieses  Jahres  weist  sie  ihren  Sohn  und  seine  Zieheltern  an,  sie 
sollten  jeden,  zweiten  Mann  berauben  und  es  dem  andern  zu- 
teilen, ferner  ihr  eigenes  Gold  und  Silber  unter  die  Krieger 
von  Ulster  verteilen.  Als  nach  Verlauf  des  Jahres  Fergus 
die  Geiseln  zurückfordert, 2)  verweigern  es  die  Ulter,  die  es 
kränkt,  daß  er  sie  als  Brautgeschenk  dahingegeben  hat;  was 

\  Fergus  verkauft  und  Conchobor  gekauft  habe,  solle  diesem 
verbleiben.  So  wird  Conchobor  zum  Hochkönig  von  Ulster 
an  Fergus'  Statt  ausgerufen.  Er  wird  hochgeehrt;  jedes 
mannbare  Mädchen  muß  zuerst  das  Lager  mit  ihm  teilen;'-*) 
wo  er  zu  Gaste  ist,  überläßt  ihm  der  Mann  seine  Frau  für 
die  Nacht.  Er  ist  der  beste  Richter,  der  nie  ein  falsches 
Urteil  fällt;  er  ist  der  tapferste  Held,  wird  aber  in  den 
Schlachten  von  allen  Kriegern  geschützt,  daß  er  nicht  in 
Gefahr  gerät. 

3.  (13).  Der  Haushalt  Conchobors  besteht  aus  365  Ge- 
nossen, von  denen  jeder  einen  Abend  des  Jahrs  für  den 
Unterhalt  sorgt,*)  so  daß  jedermann  ein  Schwein,  ein  Rind 
und  ein  Faß  erhält.  Doch  für  Fergus  mac  Roig  genügt  das 
nicht;  er  verzehrt  das  Siebenfache,  hat  aber  auch  die  Stärke 
von  700  Männern.  Er  ist  so  groß,  daß  der  Abstand  vom  Ohr 
bis  zum  Mund  7  Fuß  beträgt,  der  zwischen  seinen  Augen 
7  Zoll.    Seine  Nase,  sein  Mund,  sein  Glied  sind  7  Zoll  lang, 


1)  Vgl.  Kap.  47. 

'^)  Die  Köuigsherrschaft  beruht  auf  Geiselstellung. 

3)  Siehe  Kap.  31  §  17. 

*)  Vgl.  Kap.  46  §1. 


526  II,  57.    Oonchobors  Haushalt. 

sein  Hodensack  so  groß  wie  ein  Melilsack.  Er  braucht  sieben 
Frauen,  wenn  er  seine  Flidais  nicht  hat.i)  Dafür  muß  er 
aber  auch  die  Andern  eine  Woche  lang  bewirten. 

4.  (14 — 24).  Dagegen  am  samuin-Fest,  drei  Tage  vor 
und  drei  nach  samuin,'^)  ist  Conchobor  selber  der  Wirt;  denn 
jeder  Mann  von  Ulster  besucht  es,  sonst  befällt  ihn  der  Tod. 
Conchobor  hat  in  Emain  drei  Häuser:  im  Crsebruad  ver- 
sammeln sich  die  Fürsten,  im  Craebderg-^)  werden  die  ab- 
geschlagenen Köpfe  (der  Feinde)  und  die  Beutestücke  auf- 
bewahrt, im  Teite  Brecc^)  die  prachtvollen  Waffen:  Spere, 
Schilde  und  Schwerter,  auch  die  Trinkhörner  und  Becher. 
Die  Schilde  der  einzelnen  Helden,  beginnend  mit  Conchobors 
Öchain,  werden  mit  Namen  aufgezählt;  dann  ein  par  Haupt- 
helden und  ihre  Taten.  Zuvörderst  Fergus  mac  Roig,  der  in 
der  Täin  bö  Cuailnge  drei  Hügel  köpfte,  die  drei  Formsela 
Mide  („oben  Kahlen  von  Mide");"^)  sodann  Conall  Cernach  mac 
Amargin  larngiunnaig,  der  jeden  Tag  einen  Connachter  tötet, 
und  der  das  Schwein  des  Mac  Datliö  zerlegte; ß)  CüChulainn 
mac  Sualtaim  meic  Becaltaig  usw.  und  sein  Bruder  Dolb  mac 
Becaltaig;')  seine  Schwester  Ethne,  die  Frau  Elcmaire's,  von 
den  Elfen  ;S)  seine  Mutter  Dechter  ingen  Cathbad.  Seine 
Wutverzerrung  wird  beschrieben,  in  der  er  gleichermaßen 
auf  Freund  und  Feind  einhaut,  und  seine  des  aufgezählt,  die 
er  bei  Scäthach  Buanann  ingen  Ardgeimme  in  Letha  (auf 
dem  Festland)  gelernt  hat.«)  In  Conchobors  Haus  sind 
150  Euhebetten,  auf  jedem  drei  Pare;  mitten  im  Haus  das 
prächtige  Euhebett  Conchobors, lo)  auf  dem  dreißig  Krieger 
zechen.     Wenn   er   die  silberne  Gerte  mit  drei  Goldkugeln 


0  Vgl.  Tarn  bö  Flidais  (Kap.  23). 

2)  Siehe  Kap.  34  §  1. 

^)  Dieser  Name  ist  dem  alten  Crcehruad  nachgebildet;  beide  bedeuten 
„rotzweigig". 

*)  Siehe  Kap.  34  §  3.  ")  Siehe  oben  S.  214. 

")  Siehe  Kap.  51. 

')  Siehe  Kap.  7  §  7. 

«)  Vgl.  Kap.  34,  wo  aber  Ethne  Ingubai  CüChulainns  Frau  ist. 

«)  Vgl.  Kap.  31  u.  33.    Die  Liste  ist  der  in  GBL  125  b  44ff.  selbständig 
überlieferten  sehr  ähnlich. 

*")  Es  wird  im  Anschluß  au  Fled  Bricrenn  (Kap.  45)  beschrieben  (mit 
Mißverständnisseil). 


II,  57.  Schlacht  von  ifinach  Macha.  ~  II,  58.  Cath  Leitrech  Ruide.     o27 

schüttelt,  verstummt  Alles  im  Haus.  In  der  Mitte  des  Hauses 
stellt  auch  das  immer  volle  Faß  Gergs,  öl  n-guala  genannt.^) 
Auch  Bricriu  mac  Carbada  (Uill),  der  Mann  der  großen  Auf- 
wartung, ist  dort  mit  seinen  acht  Brüdern  (deren  Namen  auf- 
geführt v^erden)  und  viele  andere  wunderbare  Leute. 

Anhang:  Die  Schlacht  von  ^nach  Macha. 

Das  jüngere  Cöir  Anmann  bietet  unter  den  Etymologien  von  Ulaid 
(Ulter)  folgende  Erzählung, 2)  die  hier  Conchobors  wegen  angeschlossen 
sein  möge. 

Daball  Dianbuillech  („der  Rasch -Schlagende"),  Sohn  des 

Hochkönigs  von  Skandinavien  (Lochlainn),  kam  mit  zahllosem 

Heer,   um  Irland   zu    erobern.     Conchobor   und   die  übrigen 

Nachkommen  Rudraige's  stellten  sich  ihm  auf  ^nach  Macha 

(„Versammlungsplatz  von  Macha")  entgegen.    Aber  Genann 

Gruadsolus  mac  Cathbaid  bemerkt  ihnen,  sie  seien  gering  an 

Zahl  und  unbärtig;  sie  sollten  Wolle  um  ihr  Gesicht  binden, 

um  den  Feinden  schreckhafter  zu  sein.    Sie  tun  so,  und  die 

Überseeischen  werden  geschlagen.     Daher  der  Name   Ulaid, 

der  als  ulchada  liatha  „graue  Barte"  gedeutet  wird. 

Kap.  58.    Cath  Leitrecli  Ruide  (Ruige). 
„Die  Schiacht  von  Letir  Ruide.^' 

In  Texten  der  späteren  Zeit  ist  unser  Sagenkreis  völlig  in  die  ,.Ge- 
schichte"  Irlands  und  in  die  Königsage  einbezogen;  Conchobor  und  Medb 
leben  zur  Zeit  des  Oberkönigs  Eochaid  Feidlech,  und  ihre  Schicksale 
werden  mit  den  seinigeu  verflochten.  Man  kann  daher  schwanken,  ob  sie 
besser  in  Teil  IV  oder  hier  besprochen  werden.  Doch  seien  hier  drei  Er- 
zählungen dieser  Art  angefügt,  von  denen  sich  die  erste  unmittelbar  auf 
Kap.  57  (vde  Conchobor  die  Königswürde  gewann)  bezieht;  auch  die 
andern  setzen  diese  Geschichte  voraus.  3) 


1)  Siehe  Kap.  26. 

2)  IT  III,  2  S.  387  f.  §  245.  Nach  Stokes  findet  sich  die  Etymologie 
und  somit  wohl  auch  die  Geschichte  auch  in  Oxford,  Land  610,  fol.  106 v. 
Vgl.  auch  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue,  S.  54f.  Keating  hat  diesen 
Bericht  aufgenommen  (ed.  Dinneen  II,  216  Z.  3349  ff.). 

^)  Dagegen  der  ähnlich  junge  Text  Caithreim  Conghail  Cläiringnigh 
(ed.  Mac  Sweeney,  Ir.  Texts  Soc.  V,  1904),  der  gleich  willkürlich  mit  den 
Namen  der  alten  Sage  umspringt,  spielt  in  der  Zeit  des  früheren  Königs 
Lugaid  Luaigne  und  wird  besser  in  der  Königsgeschichte  behandelt. 


528  II,  58.   Cath  Leitrech  Ruide. 

Von  Handschriften  ist  die  cälteste  Edinburg,  Advocates'  Library  No.V 
fol.  Ib,  die  Mackiunon  (Katalog  S.  79,  vgl.  129)  noch  dem  14.  Jahrhundert 
zuschreiben  möchte.  Andere,  sicher  datierte  stammen  erst  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert;^) ich  besitze  eine  Abschrift  des  noch  nicht  gedruckten  Textes  nur 
aus  Brit.  Mus.,  Egerton  106  (1715  geschrieben),  S.  96  (fol.  50  v).  Außer  in 
der  ältesten  Handschrift,  die  nach  Mackinnons  kurzen  Angaben  von  den 
späteren  etwas  abzuweichen  scheint,  findet  er  sich  immer  zusammen  mit 
der  jüngeren  Fassung  von  Cath  Euis  na  R\g  (Kap.  28).  Doch  ist  der  Stil 
wohl  zu  verschieden,  als  daß  es  sich  um  denselben  Verfasser  handeln 
könnte.  Das  Machwerk  gehört  noch  dem  13.  Jahrhundert  an,  wenn  die 
Handschrift  D.  4.  2,  die  in  Compert  Conchobair  (Kap.  14  II)  auf  unsern 
Text  Bezug  zu  nehmen  scheint,  um  1300  geschrieben  ist;  es  schwelgt  in 
Aufzählungen  von  Personen-  und  Ortsnamen  und  knüpft  an  die  Notiz  der 
älteren  Königslisten  an,  daß  der  König  Fachtna  Fäthach  durch  Eochaid 
Feidlech  gefallen  sei. 

Von  der  Zeit  von  Conall  Collamrach  bis  zu  der  von 
Eochaid  Feidlech  war  das  Hochkönigtum  von  Irland  bei  den 
Nachkommen  von  Eber  und  Ir.  Der  Hochkönig  Fachtna 
Fäthach  mac  Rudraige^)  befand  sich  auf  einem  Rundgang 
durch  Ulster.  Dort  war  (herrschte)  Fergus  mac  Rosa  Ruaid 
als  Halb -König  von  Ulster;  Fintain,  Sohn  von  Niall  Niam- 
glonnach  mac  Rudraige,  in  Dün  Da  Benn;  Leite,  Sohn  von 
Fergus  mac  Leite,  in  Nord -Ulster;  Conall  in  Caill  Chonaill; 
Subaltach  mac  Roich  3)  in  Muirtheimne.  Indessen  rückt  Eochaid 
Feidlech  mit  einem  großen  Heer  ein,  plündert  das  „Fünftel" 
und  nimmt  des  Königs  Geiseln  in  Temair  in  Besitz.  Das  wird 
Fachtna,  der  nördlich  von  Emain  weilt,  gemeldet,  und  er 
fordert  die  Ulter  auf  gegen  Eochaid  zu  ziehen,  der  sich  in 
Cöiced  Genainn  („Genanns  Fünftel"  =  Connaught)  befindet. 
Man  sammelt  ein  Heer:  sechs  Schlachthaufen  der  „wahren" 
Ulter,  drei  von  Allmuraig  („Überseeischen"),  zehn  von  franzö- 
sischen Söldnern  aus  des  Königs  Gefolge  und  zieht  auf  einem 
genau  beschriebenen  Wege  über  den  „Elfenhügel"  von  Emain, 
schließlich  Loch  Lsegaire  entlang  und  schlägt  auf  der  Wiese 
von  Dün  Lsegalre  das  Lager  auf.  Die  versammelten  Helden 
werden  aufgezählt,  außer  den  oben  genannten  Fürsten  auch 
Uislenn    mac    Congail    (Jhläringnig,^)    ^Engus   mac   Fergusa, 


1 


0  Siehe  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue,  S.  72. 

'^)  Rudraige  war  Nachkomme  von  Ir. 

^)  CüChulaiuns  Vater. 

*)  Der  Vat<;r  der  Maie  Uislenu  (Kap.  25). 


i 


Tl,  59.   ('ocad  Ferg-usa  ocns  (Jonchobair.  620 

Lsegaire  Buadacli,  Irgalach  mac  Neill  Niamglonnai^  und  viele 
andei'e.  Eochaid  Feidlech  teilt  seine  Heeresmarlit,  und  in 
dem  erbitterten  Kampf,  der  nun  anhebt,  umschließt  er  Fachtna 
Fäthach  „wie  Geisblatt  den  Baum  umschlingt"  und  schlägt 
ihm  den  Kopf  ab.  Wie  die  Ulter  den  König  fallen  sehen, 
heißen  sie  Fergus  mit  seinem  8child  ihnen  den  Rücken 
decken  Aber  von  Eochaid  angefeuert,  drängen  die  Feinde 
nach;  Lugaid  mac  Lugdach  und  Eochaid  mac  Finnamair 
holen  die  AVeichenden  ein,  und  als  sich  Monach,  Duani)  und 
Ferchorb  diesen  stellen,  fallen  alle  fünf  bei  Coi'ann.  Wieder 
folgt  eine  lange  Aufzählung  aller  derer,  die  auf  beiden  Seiten 
außer  Fachtna  auf  der  Wahlstatt  geblieben  sind. 

Nun  wird  Eochaid  Feidlech  in  Temair  zum  König  aus- 
gerufen, und  über  die  „Fünftel"  werden  Provinzialkönige 
(cöicedaig)  eingesetzt,  über  Ulster  Fergus  mac  Rosa.  Dieser 
regiert  sieben  Jahre,  bis  er  sich  in  Nesa,  die  Tochter  von 
Eochaid  Sälbuide,  verliebt.  Sie  verschafft  ihrem  Sohne  Con- 
chobor,  den  sie  von  Fachtna  Fäthach  hat,  auf  dieselbe  Weise 
das  Königtum,  wie  in  Kap.  57  erzählt  ist.  Conchobor  als 
König  führt  heftig*  Krieg  gegen  Eochaid  Feidlech,  um  seinen 
Vater  zu  rächen,  bis  jener  ihm  das  Wergeid  für  ihn  zahlt. 

„Bis  hierher  die  Schlacht  von  Letir  Ruide  (Ruige)", 
schließt  der  Text,  ohne  daß  dieser  Ortsname  —  wenigstens 
in  der  mir  bekannten  Handschrift  —  vorher  genannt  wäre. 

Kap.  59.    Cocad  Fergusa  (Ferguis)  ocus  Conchobair. 
„Der  Krieg  zwischen  Fergus  und  Conchobor.'^ 

In  den  Handschriften  des  18.  Jahrhunderts,  die  die  Erzählung  von 
Kap.  58  enthalten, 2)  findet  sich  noch  ein  Text  von  einem  ähnlichen 
Spätling,  doch  wohl  nicht  von  ihrem  Verfasser  selber.  Er  v^^eicht  in  der 
Art  insofern  etwas  ab,  als  er  bei  den  langen  Listen  von  Ortsnamen  oft 
auch  kurze  Bemerkungen  über  ihre  Herkunft  nach  der  Weise  des  Prosa- 
Dinnsenchas  hinzufügt,  setzt  auch  voraus,  daß  das  Wergeid  für  Fachtna 
Fäthach  noch  nicht  bezahlt  ist.  Eine  gedrängte  Inhaltsangabe  des  an  Er- 
findung armen  Berichtes  mag  genügen,  der  allerdings  vielleicht  ein  ziemlich 
zutreffendes  Bild  der  trostlosen  Zustände  im  damaligen  Irland  gibt. 


^)  Weiter  oben  Buän. 

2)  Siehe  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue,  S.  91.     Ich  referiere  nach 
derselben  Handschrift,  Egerton  106,  S.  98  (fol.  51  v). 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königstxg-e.  34 


530  il,  59.    Coca<l  Ferg-usa  ocus  Conchobair. 

Fachtiia  Fäthach  war  in  der  Schlacht  von  Letir  Ruide 
ißiogh)  gefallen.  Als  dann  Fergus  durch  Conchobor  aus  dem 
„Fünftel"  Ulster  verdrängt  wird,  setzt  sich  König  Eochaid 
Feidlech  mit  Fergus  in  Verbindung  und  gibt  ihm  seine  Tochter 
Clothra  zur  Frau.  Darauf  zieht  Fergus  mit  700  Mann  auf 
—  wie  immer  —  genau  beschriebenem  Wege  nach  Ulster  bis 
nach  Benn  Boirche,  wo  Laimechtach  mac  Loich  und  Eogain 
Mör,  Sohn  von  Eochaid  Sälbuide,  beim  Gelage  versammelt  sind. 
Beide  fallen,  andere  Gebiete  werden  verAVÜstet;  aber  Nesa 
(Conchobors  Mutter)  in  Cnoc  Mör  zu  töten,  lehnt  Fergus  ab, 
weil  es  sich  um  Frauen  handle.  Bei  der  Rückkehr  durch 
Muirtheim.ne  fügt  ihnen  zwar  Subaltach  (CüChulainns  Vater) 
beträchtlichen  Schaden  zu;  doch  langt  Fergus  mit  seiner 
Beute  triumfierend  in  Temair  an  und  übergibt  sie  Eochaid 
Feidlech  als  Brautpreis  für  seine  Tochter. 

Dieser  Kriegszug  hat  eine  Reihe  weiterer  zur  Folge. 
Conchobor  vernimmt  die  Kunde  in  Räith  Derg,  wo  er  bei 
Eochaid  mac  Conuing  Buidi  zecht,  und  bricht  nun  seinerseits 
mit  den  Ultern  auf  verwüstet  Mide,  Uisnech  und  Bregia  — 
wieder  werden  alle  einzelnen  Ortschaften  aufgezählt  —  und 
kehrt  siegreicli  zurück.  Da  fordert  Eochaid  Feidlech  in 
einem  Gedicht  seine  Leute  zur  Rache  auf.  Sie  ziehen  bis 
Räith  Lsegaire,  das  jetzt  Räith  Luigne  heißt,  und  erlegen 
verschiedene  Helden.  Aber  beim  Rückzug  drängen  die  Ulter 
nach,  und  Eochaids  Bruder  Mal  mac  Roig  fällt  durch  Celtchair 
mac  Uitliechair.  In  dem  anschließenden  Kampf  wird  Eochaid 
Feidlech  selber  schwer  verwundet;  er  wird  nach  Temair  ge- 
tragen und  dort  lange  gepflegt.  Das  ist  nun  wieder  für 
Fergus  mac  Roig  der  Anlaß,  nachdem  er  sich  bei  seinem 
Neffen  Subaltach  in  Muirtheimne  aufgehalten,  nordwärts  zu 
ziehen  und  Dun  Sobairche  und  den  Süden  des  „Fünftels"  zu 
verheeren.  Nach  seiner  Rückkelir  versammelt  Eochaid  Feid- 
lech die  Männer  Irlands,  um  die  Ulter  seiner  Königsmacht 
zu  unterwerfen.  Als  man  bei  Dubglais  na  n-Druad  ein 
Lager  bezogen  hat,  kommen  aber  als  Unterhändler  von  den 
Ultern  die  flli  Cathfad,  Mes-Degad  und  Aimirgin,  und  der 
Friede  wird  endlich  unter  folgenden  Bedingungen  geschlossen: 
Eochaid  Feidlech  gibt  (Jonchobor  als  Wergeid  für  seinen  Vater 
zwei   Dreitaasendscliaften   am    Ufer   des  Boyne- Flusses   und 


II,  60.    Ferclnütred  Medba  oder  (Jath  Boinne.  531 

seiue  Toclitei'  zur  Frau.  Fergus  erhält  Land  in  Ulster  von 
Tuath  Inbir  bis  Träig  Baile  meic  Buain,  die  Thronfolger- 
schaft in  Ulster  und  den  „Heldenbissen"  (curadmir)^)  in  Emain. 


Kap.  60.    Ferchuitred  Medba  oder  €ath  ßoiune. 

,,Me(lbs  Anteil  an  Männern"  oder  ,,die  Schlacht  am  Boyne-Fluß'^ 

Der  dritte  Text,  der  iing-efähr  der  gleiclien  Zeit  angehören  mag,  ist 
in  zwei  Handschriften  erhalten,  im  Buch  von  Lecan  (15.  Jh.),  fol.  351v 
lind  in  Oxford,  Eawl.  B.  512  (14.— 15.  Jh.),  fol.  Ir.^)  In  der  ersten  hat  er 
den  Titel  Cath  Boimie,  in  der  zweiten  Ferchuitred  Medba.  Der  Name 
ferchuitred  „Männerteil"  ist  der  Täin  bo  Cuailnge  (Kap.  6  §  87)  ent- 
nommen, wo  er  die  von  Ailill  aufgebotenen  Helden  bezeichnet.  Der  Ver- 
fasser des  Titels  hat  ihn  aber  als  den  „Anteil  an  Männern"  gedeutet,  den 
Medb  in  ihren  verschiedenen  Ehen  hatte.  3) 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten  von  O'Neill's 
Ausgabe. 

1.  (174 — 176).  Eochaid  P'eidlech  mac  Finn,  König  von 
Irland  (sein  voller  Stammbaum  wird  gegeben),  hatte  vier 
Söhne,  erstens  die  „hellen  Drillinge'*  Bres,  När  und  Lothar, 
die  in  der  Nacht,  bevor  sie  in  der  Schlacht  von  Druim  Criad 
gegen  ihren  Vater  fielen,  mit  ihrer  eigenen  Schwester  (den 
späteren  König)  Lugaid  Riab  n-Derg  zeugten,  sodann  Conall 
Änglonnach,  von  dem  die  Conaille  in  Bregia  abstammen.-*) 
Auch  hatte  er  mehrere  Töchter:  1.  Ele,  die  zuerst  Fergal 
mac  Mägach  zum  Gatten  hatte,  ^)  und  nach  der  BrI  Ele  in 
Leinster  genannt  ist,  die  dann  aber  mit  Sraibgenn  mac  Niuil 
von  den  Erainn  verheiratet  war,  dem  sie  Mata,  den  Vater  von 
Ailill  mac  Mata,  gebar.  2.  Mumain  Aitenchaithrech,  die  Frau 
von  Conchobor  mac  Fachtna  Fäthaig  und  Mutter  von  Glaisne 
mac  Conchobair.  3.  Eithne,  zweite  Frau  desselben  Conchobor 
und  Mutter  von  Furbaide;  der  hat  seinen  Namen  daher,  daß 


1)  Vgl.  Kap.  45. 

2)  Nach  B.  von  Lecan  mit  den  Varianten  von  Rawl.  512  hgg.  u. 
übers,  von  Joseph  O'Neill.  Eriu  II,  173;  die  zweite  Hs.  vollständig  ge- 
druckt von  K.  Meyer,  Anecdota  from  Ir.  Mss.  V,  17. 

3)  Der  Text  ist  von  Keating  (ed.  Dinneen  II  S.  184  ff.  und  196)  mit 
verwertet. 

*)  Vgl.  Kap.  70. 

•0  Siehe  Kap.  52  VI. 

34* 


532  II,  60.   Ferchuitred  Medba  oder  Cath  Boinne. 

er  aus  dem  Leib  seiner  Mutter  herausgeschnitten  wurde  (for- 
had  „Ausschneiden"),  als  sie  in  dem  nach  ihr  genannten  Wasser 
Eithne  ertrunken  war.  i)  4.  Clothra,  die  Mutter  von  Cormac 
Connloinges  mac  Conchobair.^)  5.  Derbriu,  nach  der  Derbriu's 
Schweine  genannt  sind.^)  6.  Medb  von  Cruachain,  ebenfalls 
Frau  von  Conchobor  und  Mutter  von  Amalgaid;  aber  sie 
verließ  Conchobor  aus  Übermut  und  begab  sich  nach  Teraair 
zum  König  von  Irland  (ihrem  Vater).  Daß  Eochaid  Feidlech 
so  viele  seiner  Töchter  Conchobor  gab,  war  das  Wergeid 
dafür,  daß  er  dessen  Vater  Fachtna  Fäthach  bei  Letir  Ruide 
erschlagen  hatte.*)  Aber  daß  Medb  ihren  Gatten  verließ, 
war  die  Ursache  der  Täin  bö  Ciiailnge. 

2.  (176 — 178).  Damals  hatte  Tinne  mac  Conrach  Cais 
von  den  Domnannaig  das  Königtum  von  Connaught  inne. 
Aber  auch  Eochaid  Dala  und  Fideic  (Fidic)  mac  Feie  von 
den  Gamanrad  machten  Anspruch  darauf,  und  der  Letztere 
wandte  sich  deshalb  durch  Vermittlung  Medbs  an  Eochaid 
Feidlech  in  Temair.  Das  erfuhr  Tinne,  lauerte  ihm  auf,  und 
jenseits  des  Shannon  wurde  Fideic  durch  (Tinne's  Bruder) 
Monodar  mac  Conrach  und  die  übrigen  Clann  Conrach  er- 
schlagen; das  war  die  erste  Ursache  des  Kriegs  zwischen 
diesen  und  den  Gamanrad.  Eochaid  Feidlech  vertrieb  deshalb 
Tinne  in  die  Einöde  und  setzte  seine  Tochter  Medb  an  Königs 
Statt  in  Cruachain  ein.  Später  fand  sich  jedoch  Tinne  auf 
Besuch  (also  friedlich)  bei  Medb  ein.  In  Cruachain  wurden 
nun  die  Festversammlungen  {cenach)  Irlands  abgehalten,  an 
denen  die  Fürstensöhne  teilzunehmen  pflegten,  die  mit  Con- 
chobors  „Fünftel"  im  Krieg  lagen.  Auch  Sraibgenn  mac 
Niuil  und  sein  Sohn  Mata  kamen  dahin. 

3.  (178—180).  Als  einst  alle  „Fünftel"  das  Fest  von 
Temair  bei  Eochaid  Feidlech  feierten,  fehlten  Medb  und 
Tinne.  Eochaid  ließ  sie  durch  seine  Botin  Serbluath  holen. 
So  wurden  nun  anderthalb  Monate  lang  Pferderennen  dort 
abgehalten.    Als  man  auseinanderging,  lauerte  Conchobor  der 


0  Siehe  Kap.  70,  Anhang  2. 

2)  Das  Buch  von  Lecan  bemerkt,  daß  nach  andern  Nesa,  Tochter  von 
Eocliaid  Sälbuide,  seine  Mutter  war. 

3)  Siehe  Kap.  52  IV. 
*)  Siehe  Kap.  58. 


II,  60.    Fercliuitred  Medba  oder  Cath  iioinne.  533 

Medb  auf,  und  wie  sie  sich  zum  Bad  im  ßoyne-Fluß  begab, 
vergewaltige  er  sie.  Da  zogen  der  König  von  Irland  und 
Tinne  mac  (bnrach  und  Eochaid  Dala  gegen  (^onchobor  zu 
Felde,  und  Tinne  forderte  ihn  zum  Zweikampf  heraus.  Aber 
Tinne's  Bruder,  Monodar  der  Große  mac  Conracli,  der  sich 
eben  bei  Conchobor  befand,  trat  für  diesen  ein  und  fällte 
Tinne  im  Zweikampf.  Da  Alle  sagten:  „Gut  ist  diese  Ge- 
walttat (echty\  hieß  Monodar  von  da  an  Mac  Cecht. ')  Nun 
wurde  Eochaid  Feidlech  von  Conchobor  am  Boyne-Fluß  ge- 
schlagen, und  Siaibgenn  mac  Niuil  und  sein  Sohn  Mata  fielen 
in  dieser  Schlacht.  Aber  Eochaid  Dala  geleitete  Medb  und 
die  Connachter  siehe]-  quer  durch  Mide  und  über  den  Shannon 
hinüber. 

4.  (180—184).  Auf  das  Betreiben  der  Domnannaig,  der 
Dal  Druithi  und  der  Fir  Chraibe,  zu  denen  Eochaid  Dala 
gehörte,  wurde  dieser  nun  König  von  Counaught,  indem  ihn 
Medb  zum  Gemahl  nahm  unter  der  Bedingung,  daß  er  ohne 
Eifersucht,  ohne  Furcht  und  ohne  Geiz  sei. 2)  Als  er  eine 
Zeit  lang  König  gewesen,  kam  der  Knabe  Ailill  mac  Mata 
von  den  Erainn  zu  Medb  (seiner  mütterlichen  Muhme),  um 
bei  ihr  erzogen  zu  w^erden.  Er  wurde  ein  gewaltiger  Krieger. 
und  Medb  verliebte  sich  in  ihn  und  vereinigte  sich  mit  ihm. 
Der  nun  doch  eifersüchtige  Eochaid  Dala  wollte  ihn  v^er- 
treiben,  und  da  Medb  das  verhinderte,  forderte  er  ihn  zum 
Zweikampf;  aber  durch  Medbs  Veranstaltung  fiel  Eochaid 
Dala  in  diesem  Kampf,  und  Ailill  wurde  König  von  Con- 
naught.  Das  war  er  zu  der  Zeit,  als  Conaire  der  Große 
König  von  Irland  wurde,  und  als  die  Täin  (bö  Cuailnge)  vor 
sich  ging. 

5.  (184).^)  Medb  gebar  Ailill  die  Maine.  Doch  war  das 
nicht  der  ursprüngliche  Name  der  Söhne,  sondern  Maine 
Aithremail  hieß  eigentlich  Feidlimid,  Maine  Mäithremail  — 
Cairpre,  Maine  Andai  —  Eochaid  (Eocho),  Maine  Tai  (Mingor) 


^)  Mac  Cecht  wird  also  als  maec-echt  gefaßt.  Er  ist  der  Hauptheld 
der  Conaire -Sage  (Kap.  81). 

2)  Vgl.  Kap.  9  §  1. 

3)  Dieser  Abschnitt  findet  sich  auch  in  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  17, 
Spalte  784;  die  Verteilung  der  Namen  zeigt  in  den  Handschriften  einige 
Schwankungen.    Zu  den  Maine  vgl.  Kap.  6  §  4. 


534  II,  61.   Aided  Choiichobiiir  „Couchobors  Tod". 

—  Fergiis,  Maine  Mörgor  —  Cet,  Maine  Milscothach  —  Sin, 
Maine  Mö-epert  —  Däire.  Als  Medb  zur  Schlacht  von  Finn- 
chorad  rüstete, i)  fragte  sie  ihren  Druiden,  durch  welchen 
ihrer  Söhne  Conchobor  fallen  könne.  Auf  dessen  Bescheid, 
daß  dies  nur  durch  einen  Maine  geschehen  werde,  taufte  sie 
alle  ihre  Söhne  in  „Maine"  um.  Sie  glaubte,  der  Druide 
spreche  von  Conchobor  mac  Fachtna  Fäthaig;  aber  es  war 
vielmehr  der  Sohn  des  Königs  von  Schottland,  Conchobor  mac 
Artuir  meic  Bruidi  meic  Düngail^)  gemeint ,  der  dann  in  der 
Tat  durch  Maine  Andai  fiel. 


Kap.  61.    Aided  Chonchobuir. 
„Conchobors  Tod." 

is'achdem  wir  die  Geschichte  der  Helden  unseres  Sagenkreises  bis  zu 
ihren  späten  Ausläufern  verfolgt  haben,  wenden  wir  uns  zu  den  Erzählungen, 
die  von  ihrem  Tod  berichten,  und  beginnen  mit  dem  Untergang  des  Königs 
Conchobor  selber. 

Wohl  schon  im  8.  Jahrhundert  erzählte  man,  Conchobor  sei  durch 
Mes-Gegra's  Hirn  umgekommen,  das,  nachdem  dieser  durch  Conall  Cernach 
gefallen,  mit  Kalk  gemischt  und  so  zu  einem  Stein  geformt  worden  sei 
(s.  Kap.  53  §  9).  Darauf  spielt  schon  Fled  Bricrenn  (Kap.  45)  an,  wo  Conalls 
Frau  von  ihrem  Gatten  rühmt:  „Er  kehrt  schön  zu  mir  zurück  mit  Sieges- 
zeichen, mit  Köpfen  und  bringt  harte  Kalke  der  Bekämpfer  Ulsters'' 
(IT  I  262,  19).  Auch  Orthanach  ua  Coilläma  (f  ca.  839)  und  Flaunacäii 
mac  Cellaich  (f  896)  erwähnen  Conchobors  Tod  durch  Mes  Gegra's  Hirn. ') 
Im  10.  Jahrhundert  und  gewiß  schon  früher  galt  ein  Stein  auf  dem  Grabe 
des  heiligen  Buite,  des  Gründers  des  berühmten  Klosters  Monasterboice 
iMainistir  Buiti),*)  als  Mes-Gegra's  Hirn;  er  hatte  dem  Heiligen  als  Kopf- 
kissen gedient.  Vermutlich  hat  eben  das  Aussehen  dieses  als  Reliquie  ver- 
ehrten Kalksteins,  der  irgendwie  an  ein  Hirn  erinnerte,  zu  der  ganzen 
Sage  geführt.  Daß  sie  klösterlichen  Kreisen  entsprungen  ist,  zeigt  sich 
wohl  auch  in  dem  Versuch,  den  sie  macht,  den  berühmtesten  König  der 
Sage  in  den  Himmel  zu  retten.  Alles  das  ist  in  einem  Gedicht  besungeu, 
das  in  LL  150  a  wohl  mit  Recht  Cinsed  ua  h-Artacäin  (f  975)  zugeschrieben 
ist.^)  Es  setzt  im  wesentlichen  die  unten  an  erster  Stelle  gegebene  Sage 
voraus;  nur  scheint  hier  Cet  das  Gehirn  ins  dem  Kampf  um  Ailbe  (Kap.  51) 

0  Vgl.  üben  S.  304f.  -)  Vgl.  oben  S.  866f. 

')  ZCP  11,  109  Str.  7;  GBL  125  a  40. 
*)  Bei  Drogheda. 

•')  Nach  LI/  und  R.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  fol.  54  r  hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer, 
The  death-taleo  ul  the  Ulster  heroes,  S.  18  f. 


II,  61.    Aided  Clioiichobuir  „Coiichobor.s  Tod".  535 

nach  Hause  zu  briugeu.  Nach  diesem,  sowie  nach  dem  iäischlich  gleich- 
falls (yinsed  zugeschriebenen  Gedicht')  ist  Conchobor  in  Letir  Lamraigi 
gestorben  und  begraben.  Sagenliste  A  hat  neben  dem  Titel  Äided  Con- 
chohair  auch  Täin  bö  liois  „das  Wegtreiben  der  Rinder  von  Ros",  der 
wohl  dieselbe  Sage,  vielleicht  in  anderer  Fassung  bezeichnet. 

Die  Sage  zerfällt  gewissermaßen  in  zwei  Akte:  erstens  wie  Mes- 
(iegra's  Hirn  in  Oonchobors  Kopf  geriet  —  das  scheint  ziemlich  einheitlich 
erzählt  worden  zu  sein  —  und  zweitens,  wie  Conchobor  an  den  Folgen 
starb.  Der  festbleibende  Kern  dieses  zweiten  Teils  ist  eine  lange  Äußerung 
Conchobors  unmittelbar  vor  seinem  Tod  in  schwer  verständlicher,  retorischer 
Sprache,  daher  verderbt  überliefert.  Sie  wird  zuerst  schriftlich  fixiert 
worden  sein.  Ihre  Einkleidung  schwankte  aber,  und  schon  unsere  älteste 
Handschrift,  LL  im  12.  Jahrhundert,  weiß  drei  verschiedene  Fassungen 
aufzuzählen. 


Die  vollständigste  Erzählung  findet  sich  in  LL  (Faks.)  123  b  und,  im 
Anfang  übereinstimmend  und  wohl  mittelbar  daraus  geflossen,  in  Edinburg, 
Advocates'  Library  Nr.  XL,  S.  2;  den  Schlußteil  ändert  diese  Handschrift, 
hauptsächlich  auf  Grund  von  Cinaeds  Gedicht,  dem  sie  den  Bericht  über 
„Buite's  Kopfkissen"  entnimmt. 2)  Die  noch  nicht  benutzte  Handschrift 
ebenda  Nr.  V  fol.  7  v  stimmt  nach  Mackinnon's  Katalog  S.  131  mit  dieser 
zweiten  Redakzion  überein  und  läßt  den  in  XL  unleserlichen  Anfang  er- 
gänzen.   Auch  Keating^)  ist  ihr  gefolgt. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Paragrafen  von  Meyers 
Ausgabe. 

1.  (1 — 4).  Als  einst  die  ülter  in  Emain  Macha  trunken 
waren,  erhob  sich  geAvaltiger  Wettstreit  zwischen  Conall 
(Cernach),  CüChulainn  und  Laegaire.^)  Da  läßt  sich  Conall 
das  Hirn  Mes-Gegra's  bringen  —  denn  die  Ulter  pflegten 
das  Gehirn  ihrer  im  Zweikampf  erschlagenen  Feinde  heraus- 
zunehmen und  mit  Kalk  zu  Bällen  zu  formen, 5)  um  sie  beim 


0  ßC  23,  304.  318.  323. 

-)  Nach  LL  hgg.  u.  übers,  von  O'Curry,  Lectures  on  the  Mss.  Materials, 
S.  637  (die  Übersetzung  wiederholt  bei  Eleanor  HuU ,  The  Cuchullin  Saga 
in  Ir.  Literature,  S.  265);  nach  LL  und  Edinb.  XL  von  K.  Meyer,  The 
death-tales  of  the  Ulster  heroes,  S.  2  (R.  Ir.  Ac,  Todd  Lecture  Series  XIV, 
1906).  Weitere  Übersetzungen  bei  d'Arbois,  L'epopee  celtique  en  Irlande, 
S.  368  und  bei  mir,  Sagen  aus  dem  alten  Irland,  S.  69. 

3)  ed.  Dinneen  II,  198  ff.  (Z.  3065). 

*)  Das  Motiv  aus  Fled  Bricrenn  (Kap.  45). 

°)  Wie  oft,  hat  hier  ein  späterer  Erzähler  ein  einzelnes  Geschehnis 
einer  frühereu  Sage  zum  „Brauch"  gestempelt. 


536  II,  61.    Aided  Chonchobuir  „Conchobors  Tod". 

Wettstreit  als  Zeichen  in  die  Hand  zu  nehmen  —  und  Con- 
chobor  gibt  zu,  daß  die  beiden  andern  eine  solche  Heldentat 
nicht  ausführen  könnten.  Das  Hirn  wird  dann  auf  seine 
Bank  zurückgelegt.  Als  am  andern  Tag  sich  Alle  zu  ihren 
Spielen  zerstreut  haben,  spielen  die  Narren  bei  Emain  mit 
Mes-Gegra's  Hirn  Ball.  (Der  Connachter)  Cet  mac  Mägach, 
der  sich  eben  auf  einem  Streifzug  durch  Ulster  befindet, 
kommt  mit  drei  abgeschlagenen  Köpfen  von  Ulter  Kriegern 
über  die  Wiese  von  Emain,  hört  die  Narren  vom  Hirn 
sprechen  und  entreißt  es  einem  von  ihnen.  Da  er  weiß,  daß 
Mes-Gegra  geweissagt  war,  er  werde  sich  nach  seinem  Tod 
rächen,  trägt  er  es  nun  immer  im  Gürtel  bei  sich,  wenn  ein 
Zusammenstoß  mit  Ultern  stattfindet. 

2.  (5—8).  Einst  treibt  Cet  den  P'ir  Rosi)  Vieh  weg. 
Die  Ulter  mit  Conchobor  verfolgen  ihn;  aber  die  Connachter 
kommen  ihm  zu  Hilfe,  und  es  entspinnt  sich  eine  Schlacht. 
Auf  Anstiften  Cets  bitten  die  Connachter  Frauen  Conchobor, 
bei  Seite  zu  treten,  daß  sie  seine  Schönheit  bewundern 
können. 2)  Da  er  ihnen  willfährt,  mischt  sich  Cet  unter  sie, 
legt  Mes-Gegra's  Hirn  in  die  Schleuder  und  schießt  es  zu 
zwei  Dritteln  in  Concliobors  Kopf,  so  daß  er  zu  Boden  stürzt. 
Das  geschah  an  der  Furt  von  Däire  Da  Bseth ,  wo  noch 
heute  die  zwei  Steinpfeiler,  die  zu  Häupten  und  Füßen  Con- 
chobors standen,  zu  sehen  sind.  Die  Connachter  werden  zu- 
nächst bis  zum  Weißdoi'u  von  Ard  na  Con  zurückgedrängt; 
dann  schlagen  sie  aber  die  Ulter  bis  zur  Furt  zurück,  und 
Conchobor  ruft,  ei'  werde  dem  das  Königtum  von  Ulster 
geben,  der  ihn  heim  trage.  Sein  Diener  Cenn  Berraide 
(„Geschorener  Kopf")  nimmt  ihn  auf  den  Rücken  und  gelangt 
bis  nach  Ard  Achad  auf  Sliab  Fuait;  dort  bricht  ihm  aber 
das  Herz.  Daher  (die  spottende  Redeusart):  „Cenn  Berraide's 
Königtum  über  Ulster".  Die  Ulter  werden  schließlich  ge- 
schlagen. 

3.  (9 — 12).  Conchobors  Arzt  Fingen,^)  der  schon  aus 
dem  Rauch,  der  aus  einem  Haus  aufsteigt,  ersieht,  wie  viele 
und  was  für  Kranke  darin  liegen,  eröffnet,  das  Herausnehmen 

^)  Nördlidi  iler  unteren  Hoyne. 

-)  Vgl.  Kap.  6  §  61.  0  Vgl.  Kap.  6  §  7U. 


II,  61.    Aided  Chonchobuir  „Conchobors  Tod".  537 

des  Steins  aus  des  Königs  Kopf  würde  seinen  sofortigen  Tod 
zur  Folge  haben;  lasse  man  ihn  darin,  so  könne  er,  wenn 
auch  nicht  untadelig,  weiter  leben.  Da  die  Ulter  sich  für 
dieses  entscheiden,  wird  der  Kopf  mit  goldenem  Faden  ge- 
näht, weil  C'onchobors  Haar  goldene  Farbe  hat.  Aber  er 
darf  sich  nicht  schnell  bewegen,  nicht  erzürnen,  nicht  reiten, 
sich  nicht  um  ein  Weib  erregen  usw.  So  sitzt  er  noch  sieben 
Jahre  ruhig  da,  bis  Christus  von  den  Juden  gekreuzigt  wird. 
Das  gewaltige  Beben,  das  da  über  Himmel  und  Erde  und 
alle  Geschöpfe  kommt,  erklärt  ihm  sein  Druide  als  durch  das 
schreckliche  Unrecht  verursacht,  das  dem  unschuldigen  Sohn 
Gottes  angetan  werde,  der  mit  Concliobor  an  demselben  Tag, 
dem  achten  vor  den  Kaienden  des  Januars,  geboren  sei,  wenn 
auch  nicht  im  gleichen  Jahr.  Da  glaubt  Conchobor  —  er 
und  Moranni)  sind  die  beiden  einzigen  Iren,  die  vor  dem 
Kommen  des  Glaubens  nach  Irland  an  Gott  geglaubt  haben 
—  und  äußert  die  lange  rethoric.  Er  scheint  darin  zu  be- 
klagen, daß  er  Christi  Kreuzigung  nicht  rächen  könne,  ob- 
schon  er  bereit  wäre,  dafür  in  den  Tod  zu  gehn. 

Damit  bricht  die  Erzählung  in  LL  ab  und  unterläßt  zu  berichten, 
daß  dabei  Mes-Gegra's  Hirn  aus  seinem  Kopf  fällt  und  er  stirbt.  Doch 
füg't  sie  zwei  Abschnitte  bei:  zunäch^  (13)  —  als  Abweichung  vom 
Obigen  — ,  daß  Bachrach,  ein  Druide  aus  Leiuster,  Conchobor  die 
Kreuzigung  Christi  verkündet  habe;  dann  (14),  daß  dies  vielmehr  der 
Konsul  Altus  getan  habe,  der  von  Oktavian  (Ochtmün)  gesandt  war,  den 
Tribat  von  den  Galen  einzutreiben. 

Die  Kedakzion  in  Edinb.  XL  fügt  den  Druiden  Bachrach  gleich  oben 
in  die  Erzählung  ein.  Die  unverständliclie  rethoric  ist  weggelassen;  dafür 
spricht  Conchobor  aus,  er  würde  tausend  Bewaffnete  zur  Rettung  Christi 
erschlagen,  greift  erst  nach  seinen  zwei  Speren  und  zerbricht  sie  beim 
Schwingen,  dann  zum  Schwert  und  fällt  damit  den  ihn  umgebenden  Wald, 
so  daß  er  Mag  Lamraige  („das  Lamraige-Feld")  daraus  macht.  Da  bei 
diesem  zornigen  Wüten  Mes-Gegra's  Hirn  herausspringt,  stirbt  er.  Jeder- 
mann hält  ihn  darum  für  des  Himmels  teilhaftig.  Sterbend  verspricht  er 
das  Königtum  dem,  der  ihn  nach  Hause  trage,  und  hier  erst  ist  die 
vorher  übersprungene  Anekdote  von  Cenn  Berraide  eingeschoben.  Es  folgt 
die  Notiz  über  „Buite's  Kopfkissen"  und  die  Verkündigung,  es  werde  einst 
südwärts  nach  Leinster  entführt  werden  und  so  Leinster  die  Obergewalt 
bringen. 

0  Der  weise  Richter  jener  Zeit,  s.  Kap.  13  IL  über  den  Grund, 
weshalb  man  ihm  den  Christenglauben  zusprach,  s.  eine  Vermutung 
ZCP  11,  74. 


538  II,  61.    Aided  (.'honchobuir  „Coiicliobors  Tod". 

B 

Wohl  nur  scheinbar  liegt  die  Quelle  für  deu  in  LL  am  Ende  ,§  14) 
erwähnten  Bericht  in  der  Fassung-  von  R.  Ir.  Ac,  23.  N.  10  (16.  Jh.)  S.  1') 
vor.  Die  Änderung-  von  Oktavian  in  Tiberius  zeigt,  daß  ein  Späterer  am 
Werke  war;  er  wird  wohl  eher  seine  Erzählung  aus  der  älteren,  wie  sie 
in  LL  vorliegt,  erst  herausgeschält  haben. 

Altus  pflegte,  um  Schätze  auszutauschen,  von  Tibir  mac 
Augaist  zu  Conchobor  niac  Nesa  zu  kommen;  denn  die  Könige 
der  Römer  hatten  ihre  Beamten  (rechtairi),  wie  in  der  Mitte 
der  Welt,  so  auch  auf  den  Inseln  des  Westens  und  Ostens. 
Dieser,  der  gläubig  war,  berichtete  Conchobor  von  der  Kreuzi- 
gung Christi  und  gewann  auch  ihn  dem  Glauben.  Conchobor 
versichert,  wenn  er  in  der  Nähe  gewesen  wäre,  so  hätten  die 
Juden  seine  Macht  zu  fühlen  bekommen,  und  bricht  in  die 
rethoric  aus,  und  da  er  sich  dabei  so  heftig  bewegt,  als  wolle 
er  sich  für  Christus  in  den  Kampf  stürzen,  springt  Mes-Gegra's 
Hirn  aus  seinem  Kopf  und  er  stirbt.  Das  Blut,  das  heraus- 
strömt, tauft  ihn,  und  so  sagt  man,  er  sei  der  erste  Heide 
gewesen,  der  ins  Himmelreich  gekommen  sei. 

C 

Das  Liber  Flavus  Fergusiorum  (R.  Ir,  Ac.)  fol.  lOSal'^)  kennt  und 
verschmilzt  A  und  B. 

Bochrach,  der  fiU  und  Druide  von  Leinster,  kommt  zu 
einer  großen  Versammlung  der  Ulter  auf  Mag  Muirtheimne. 
und  als  ihn  Conchobor  nach  Neuigkeiten  aus  Albion  und  Leih 
Moga  („Süd-Irland") -0  fragt,  berichtet  er  Christi  Kreuzigung 
und  Auferstehung.  Auch  der  von  Tibir  gesandte  Altus  er- 
zählt ihm  von  Christus,  so  daß  er  glaubt.  Oder  aber  (vgl.  LL): 
(vonchobor  fragte  Cathbad  (seinen  Druiden),  weshalb  die  Sonne 
sich  verdunkle  und  der  Mond  sich  in  Blutfarbe  wandle,  und 
da  er  es  erfuhr,  stürzte  er  sich  (in  Kampfeswut)  bis  an  die 
Zähne  ins  Meer  und  sang  die  rethoric  (von  der  nur  der  An- 
fang angeführt  wird). 

Das  tJbrige  wie  in  B. 

0  Hgg-  ^i-  übers,  von  K.  Meyer,  a.  a.  0.  S.  12. 
2)  Hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  a.  a.  0.  S.  14. 

'■^)  Meyer  vermutet  wohl  mit  Recht  ein  Versehen  für  Lctha  „das 
Festland". 


11,  (32.    Eclitra  Ferguaa  maic  Lete.  539 

D 

Die  Haudschrift  R.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (ca.  1300)  fol.  o4r')  schickt  dorn 
(»ben  iS.  534  erwähnten  Gedicht  von  Ciu^ed  iia  h-Artacäin  eine  kurze  Ein- 
leitung- voraus.  Darin  wir<l  wesentlich  nach  A  (Redakzion  Edinb.  XL' 
berichtet.  Neu  ist  nur,  daß  der  Schmied  Muma  um  das  aus  Conchobors 
Kopf  hervorragende  Hirn  eine  schmückende  Hülle  schafft;-)  ferner  sind 
zAvei  Strofen  aus  einem  Gedicht  von  Flann  (gewiß  Flann  Mainistrech, 
t  1056)^)  angefügt,  wonach  Conchobors  Grab  73  Fuß  maß.*) 


Kap.  62.     Echtra  Fergusa  maic  Lete.  ^) 
„Das  Abenteuer  von  Fergus  mac  Lete." 

Fergus  mac  Le(i)te  pflegt  in  den  Aufzählungen  der  Ulter  Helden 
selten  zu  fehlen.  Königslisten  machen  ihn  zum  König  von  Ulster,  solche, 
die  das  Königtum  von  Fergus  mac  Roig  oder  mac  Rosa  (s.  Kap.  57)  an- 
erkennen, zu  dessen  unmittelbarem  Vorgänger. 0)  In  der  Täin  bö  Cuailnge 
(Z.  3269)  ist  er  dagegen  sein  Ziehbruder.  Dort  begrüßt  Fergus  mac  Roig 
sein  eigenes  Schwert  als  „caladcolc,  Schwert  Leite's"  (Z.  3568),  Avoraus 
man  aber  kaum  schließen  darf,  daß  beide  Fergus  ursprünglich  eine  Person 
waren.  Von  besonderen  Taten  des  Fergus  mac  Lete  wissen  die  älteren 
Sagen  nichts  zu  berichten;  erst  der  späte  Text  Caithreim  Conghail 
Cläiringnigh  ^)  benutzt  ihn  als  Folie  für  seinen  Haupthelden  Congal 
Cläringnech  (s.  Teil  IV). 

Seit  dem  11.  Jahrhundert  wird  aber  über  seinen  Tod  Wunderbares 
berichtet,  und  da  seine  Sage  gerade  nur  in  seinem  Tod  besteht,  sei  diese 
Geschichte  hier  vorangestellt.  D'Arbois  de  Jubainville  **)  hat  gesehen,  daß 
sie  erst  durch  einen  fantasievollen  Kommentator  aus  dem  alten  Gesetzes- 
text Senchas  Mör  herausgelesen  ist.  Sie  wird  in  dem  fälschlich  Cinted  ua 
h-Artacäin  zugeschriebenen  Gedicht  erwähnt  in  der  Strofe:  „Fergus  mac 
Lete,  der  ein  Krieger  war,  ging  gegen  das  Untier  (beist)  au  —  es  war 


^)  Hg'g'-  u.  übers,  von  K.  Meyer,  a.  a.  0.  S.  18. 

'^)  In  einem  kurzen  Abschnitt  der  Oxforder  Handschrift  Land  6tO 
fol.  42 V,  der  die  Geschichte  in  ein  par  Zeilen  zusammenfaßt,  heißt  der 
Schmied  Mumu  (hgg.  von  K.  Meyer,  ZCP  13,  7). 

3)  Das  ganze  Gedicht  findet  sich  nach  einer  Mitteilung  von  K.  Meyer 
in  Oxford,  Land  610  fol.  74  r. 

*)  Zu  der  übermenschlichen  Größe,  die  man  den  Helden  der  Vorzeit 
zuschrieb,  vgl.  Fergus  Kap.  57  §  3,  den  Kopf  von  Eochaid  mac  Luchta 
Kap.  53,  Anhang  I,  und  von  Conall  Cernach  Kap.  69. 

^)  Dieser  Titel  nur  in  Sagenliste  B. 

«*)  z.  B.  Rawl.  502  (Faks.),  S.  157,  5. 

')  Hgg.  von  MacSweeney,  Ir.  Texts  Soc.  V  (1904). 

«)  ZCP  4,456;  vgl.  auch  dens.,  Etudes  de  Droit  Celtique  II,  10  ff. 


540  II,  62.   Echtra  Fergusa  maic  Lete. 

ein  tüller  Sprung-  — ,  so  daß  sie  gemeinsam  fielen  auf  dem  roten  Fertais 
Rudraigi".^)  Ebenso  in  den  Annalen  Tigernachs  (f  1088)  ein  par  Jahre 
vor  Christi  Geburt:  Fergus  mac  Leu  qui  conflixit  contra  hestiam  hi  („in") 
Loch  Buclraige  et  ihi  clemersus  est,  regnauit  in  Emain  Macha  annis  XII.'^) 
Im  Senchas  Mor  war  in  einem  (fiktiven)  Eechtsstreit  Fergus  Fer- 
g'lethach  („der  Gras- Abweidende")  als  handelnde  Person  eingeführt.  Der 
Kommentator  hat  diesen  mit  Fergus  mac  Lete  identifiziert')  und  erzählt 
folgende  Geschichte.*) 

A 

Eines  Tages  schlafen  König  Fergus  mac  Lete  und  sein 
Wagenlenker  in  ihrem  Wagen  am  Meeresstrande.  Da  kommen 
Zwerge,  nehmen  ihm  das  Schwert  und  machen  sich  daran, 
den  Wagen  ins  Meer  zu  ziehn.  Wie  Fergus'  Füße  das  Wasser 
berühren,  wacht  er  auf  und  kann  drei  Zwerge  erhaschen.  Sie 
müssen  ihr  Leben  damit  erkaufen,  daß  sie  ihm  die  Fähigkeit 
geben,  unter  Wasser  zu  gehn.  Das  geschieht  durch  Kräuter, 
die  sie  in  seine  Ohren  legen;  nach  andern  durch  einen  Mantel, 
den  ihm  einer  der  ZAverge  schenkt.  Nur  das  Wasser  von 
Loch  Rudraige  müsse  er  vermeiden. 

Eines  Tages  geht  aber  Fergus  doch  in  den  Loch  Rudraige 
und  sieht  darin  das  Wasser -Untier  (als  muirdris  bezeichnet), 
das  sich  bald  zusammenzieht,  bald  wie  ein  Schmiedebalg  auf- 
bläht. Vor  Schrecken  verzerrt  sich  sein  Mund  bis  an  seine 
zwei  Nackensehnen, •^)  und  er  eilt  ans  Ufer,  wo  sein  Wagen- 
lenker sein  schlimmes  Aussehn  bestätigt,  aber  ihn  beredet. 
es  werde  sich  während  des  Schlafes  wieder  geben.  Nachdem 
Fergus  eingeschlafen  ist,  erstattet  der  Wagenlenker  den 
AV eisen  in  Emain  Macha  Bericht,  da  ein  König  mit  einem 
Makel  wohl  nicht  geduldet  würde. ^)    Diese  beschließen,  man 


0  RC  28,  SOtt.  319.  323.  Fertais  Budraigi  ist  die  Landzunge  zwischen 
der  innern  und  äußern  Bucht  von  Dundrum  {Loch  Budraigi). 

'')  RC  16,  404. 

3)  Auch  den  Cond  Cstchorach  des  Textes  stellt  er  dem  König  Conn 
Cetchathach  gleich,  ohne  sich  dadurch  stören  zu  lassen,  daß  dieser  nach 
der  Sageugeschichte  Jahrhunderte  später  als  Fergus  mac  Lete  geleht  hat. 

*)  Anc.  Laws  and  Institutes  of  Ireland  I,  70  ff. 

'")  Diese  Verzerrung  hat  der  Kommentator  aus  dem  schwer  verständ- 
lichen  Text   herausgelesen:    Dorn  .  .  do-ceirr    ina  firinde   sich  i  tignuis 
Fergusa,  auf  dessen  wirkliche  Bedeutung  hier  nichts  ankommt. 
'  «)  Vgl.  K».p.  56  II  §  1. 


II,  62.    Das  Abenteuer  von  Fergus  mac  Lete.  541 

solle  Fergus  in  sein  Haus  bringen,  nachdem  man  alle  ge- 
meinen Leute,  die  ihm  sein  Aussehen  vorlialten  könnten, 
daraus  entfernt  habe,  und  solle  ihn  immer  auf  dem  Rücken 
liegend  baden,  damit  er  nicht  im  Wasser  sein  Spiegelbild 
sehe.  Das  gelingt  drei  Jahre  lang*.  Als  aber  einmal  eine 
Magd  bei  der  Zurüstung  des  Bades  zu  langsam  ist,  schlägt 
sie  Fergus  mit  der  Pferdegerte.  Darüber  erzürnt,  wirft  sie 
ihm  sein  schmähliches  Aussehn  vor.  Er  haut  sie  mit  dem 
Schwert  in  zwei  Stücke  und  begibt  sich  in  den  Loch  Rudraige. 
Das  Wasser  wallt  auf,  aber  er  zeigt  sich  noch  mit  dem  Kopf 
des  Untiers  in  der  Hand  über  den  Wogen ;  dann  verschwindet 
er  im  Wasser  und  stirbt,  und  einen  Monat  lang  war  der  Loch 
rot.i)  Eine  Strofe  faßt  das  Geschehnis  zusammen;  der  Orts- 
name heißt  in  ihr  Fertas  Btidraidh[e]. 

B 

Der  Glossator  des  Gesetzestextes 2)  hat  die  etwas  dunkle  Stelle: 
Ferais  Fergus  ferechtus  Finech  i-lLoch  Miulraide  di  marhad  a  märcinfa 
(iu  willkürlicher  Deutung)  so  gefaßt:  „Fergus  verübte  eine  Mannes- 
Gewalttat  gegen  das  Weib  und  Untier  Sinech  ('die  Zitzenreiche')  von 
Loch  Rudraidhe,  um  es  für  seine  gewaltigen  Verschuldungen  zu  töten"; 
er  hat  also  das  ihm  dunkle  Fniech^)  in  Sinech^)  umgedeutet.  Dieser  Name 
erscheint  nun  auch  im  folgenden  Text. 

Ein  junger  Bearbeiter  der  Sage  (13.— 14.  Jh.?)  hat  sie  nämlich  in 
Märchengestalt  umgeformt,  wobei  er  auch  das  Schwert  caladcholg  (s.  oben 
8.  539)  verwendet.  Diese  Fassung  liegt  in  zwei  Handschriften  des  15.  bis 
16.  Jahrhunderts  vor,  in  Brit.  Mus.,  Egerton  1782,  fol.  30  v  und  Harleiau  432, 
fol.  5.^)  Der  Verfasser  scheut,  um  seine  Leser  zu  unterhalten,  vor  Ob- 
szenitäten  nicht  zurück;  er  hat  offenbar  auch  Kap.  49  gekannt.  Seine 
Erzählung  führt  den  Titel: 

Imthechta  Tuaithe  Luchra  ocus  aided  Fergusa 
„Die  Wanderung  der  Tuath  Luchra  und  Fergus'  Tod". 
Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  O'Grady's  Seiten  in  Bd.  I. 


^)  In  Budraige  faßt  also  der  Verfasser  ntd-  als  „rot";  vgl.  rü,  Plur. 
roid,  „Pflanze  zum  Rotfärben". 

2)  Anc.  Laws  I,  68.    Er  fußt  wohl  auf  dem  Kommentar. 

3)  D'Arbois  (s.  0.)  sieht  darin  „den  mit  Sippe  (fine)  Versehenen". 
*)  Shwch  kommt  als  Name  einer  Fee  Kap.  79,  1  vor. 

^)  Die  dritte  Handschrift,  die  d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue,  S.  112f. 
nennt,  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3. 18,  enthält  den  Text  nicht.  Der  Text  ist 
nur  nach  Eg.  1782  hgg.  und  übers,  von  O'Grady,  Silva  Gadelica  1,238; 
II,  269. 


542  11,  62.   Imtheclita  Tuaithe  Luchra  ocns  aided  Fergusa. 

1.  (238 — 239).  Fergus  mac  Leite  mic  Rudraige  war 
König  über  die  Claiina  Rudraige  (die  Heldengeschlechter  von 
Ulster)  und  rüstete  in  Emain  Macha  ein  großes  Gelage.  Zur 
gleichen  Zeit  tat  das  Gleiche  lubdän  mac  Abdäin,  der  König 
der  Tuath  Luchra  und  der  Lupracän  („Zwerge"),  als  dessen 
Gebiet  später  Mag  Faithlinn  (und  Mag  Line)  genannt  wird. 
Von  seinen  Kriegern  umgeben,  läßt  dieser  sich  von  seinen 
Leuten  bestätigen,  daß  kein  König  besser  sei  als  er  und  kein 
„starker  Mann"  besser  als  der  seinige,  Glömar  mac  Glais. 
So  prahlt  er,  es  würde  schwer  sein,  an  diesem  Abend  Ge- 
fangene von  ihnen  zu  erbeuten.  Da  lacht  sein  ollam  Eisirt 
auf  und  erwidert  auf  seine  Frage,  er  kenne  ein  „Fünftel"  in 
Irland,  von  dem  jeder  einzelne  Mann  im  Stande  wäre,  Geiseln 
von  allen  vier  Schlachthaufen  der  Tuath  Luchra  einzutreiben. 
Erzürnt  läßt  ihn  lubdän  festnehmen.  Aber  der  Dichter  profe- 
zeit,  das  werde  er  büßen  müssen;  er  werde  fünf  Jahre  in 
Emain  Macha  als  Gefangener  sein  und  sich  dann  mit  aus- 
erwählten Schätzen  loskaufen  müssen.  Auch  werde  der  Sohn 
des  Königs  von  Munster,  Cobthach  Gas  („der  Lockige"),  und 
der  des  Königs  von  Leinster,  Eochaid  mac  Neid,  deshalb 
fallen  ;i)  und  in  Prosa  und  Versen  sagt  er  noch  andere  Dinge 
voraus,  die  später  wirklich  eintreffen.  Er  erbittet  sich  vom 
König  drei  Tage  Frist,  damit  er  aus  Emain  Macha  ein 
Zeichen  holen  könne,  daß  er  die  Wahrheit  gesprochen  habe. 

2.  (239 — 241).  Eisirt  v/ird  freigegeben,  kleidet  sich  in 
prächtige  goldgeschmückte  Seidengewänder  und  wendet  sich 
unmittelbar  nach  Emain.  Dort  schüttelt  er  seinen  Dichter- 
stab aus  finnruine\  der  heraustretende  Pförtner  ist  verwundert, 
einen  kleinen  Mann  zu  erblicken,  dem  das  Gras  bis  zum 
Oberschenkel  reicht,  und  meldet  es  drinnen  Fergus.  Der 
ollam  von  Ulster,  namens  ^d,^)  ist  auch  ein  Zwerg,  der  auf 
den  Handflächen  der  Männer  Platz  findet;  aber  Eisirt  ist  so 
klein,  daß  er  seinerseits  auf  der  flachen  Hand  ^ds  Raum 
hat.  Von  diesem  läßt  er  sich  ins  Haus  tragen  und  nennt 
sich  dem  König.    Fergus  befiehlt  seinen  Schenken,  dem  Zwerg 


^)  Diese  Profezeiiing-  erfüllt  sich  —  wenigstens  in  der  veröffentlichten 
Handschrift  —  nicht.     Auch  bleibt  der  König*  nur  ein  Jahr  gefangen. 
-}  Der  Nume  aus  Kap.  GG. 


II,  62.    Die  Wanderung-  der  Tuatli  Luchra  und  Fergus'  Tod.      548 

ZU  trinken  zu  geben;  aber  der  weigert  sich,  von  ihrem  Essen 
oder  Trank  zu  genießen.  Da  läßt  ihn  Fergus  ins  Trinkhorn 
werfen,  daß  er  darin  heruniscliwimmt.  Die  ollam  von  Ulster 
befreien  ihn  aber  auf  seine  Aufforderung  daraus,  und  nun 
enthüllt  er,  nachdem  Fergus  ihm  Straflosigkeit  zugesichert 
hat,  den  Grund  (den  Frevel),  weshalb  er  den  Trunk  ab- 
gelehnt hat,  in  einem  Gedicht:  Fergus  habe  Umgang  mit  der 
Frau  seines  Hausmeiers,  anderseits  sein  Ziehsohn  Umgang 
mit  der  Königin  selber.  Fergus  gesteht  jenes  ein,  und  nun 
weigert  sich  Eisirt  nicht  länger,  mitzuschmausen.  Er  trägt 
ihnen  ein  Preislied  auf  König  lubdiin  mac  Abdäin  vor,  das 
sie  so  entzückt,  daß  sie  ihn  überreich  mit  Kostbarkeiten  be- 
lohnen; aber  er  erklärt,  das  hätten  die  Leute  seines  Herrn 
nicht  nötig,  und  fordert  die  ollant  und  Dichter  von  Ulster 
auf,  zwei  Drittel  davon  für  sich  zu  nehmen,  ein  Drittel  unter 
die  Boten  und  die  Gaukler  zu  verteilen. 

3.  (241 — 243).  Nach  drei  Tagen  und  Nächten  nimmt 
Eisirt  Abschied,  und  ^d  der  ollam  beschließt  ihn  zu  be- 
gleiten. Da  er  ihm  sein  langsames  Wandern  vorwirft,  be- 
ginnt Eisirt  so  schnell  vorauszulaufen,  daß  Md  ihn  mäßigen 
muß.  Als  sie  auf  Träig  na  Trenfer  („Strand  der  Starken") 
angekommen  sind  und  ^d  erklärt,  nicht  übers  Meer  schreiten 
zu  können,  verheißt  ihm  Eisirt  das  Pferd  lubdäns.  Und  als- 
bald sehen  sie  etwas  über  die  Wogen  herankommen,  das  ^Ed 
für  einen  rotmähnigen  Hasen  hält;  aber  Eisirt  erklärt,  daß 
das  lubdäns  gelbes  Pferd  sei  mit  grünen  Füßen,  Purpur- 
mähne usw.  Er  steigt  auf  und  versichert  Md,  daß  es  sie 
beide  tragen  könne,  und  so  reiten  sie  über  das  Weltmeer 
nach  Mag  Faithlinn.  Dort  fragen  lubdän  und  seine  Leute 
Eisirt,  weshalb  er  einen  Riesen  (Fomöir)  mitbringe.  Aber 
er  erklärt,  daß  ^d  in  Ulster  nur  ein  Zwerg  sei  und  wie 
ein  Kindlein  auf  der  Hand  getragen  werde. 

4.  (243 — 245).  Eisirt  erlegt  nun  seinerseits  lubdän  die 
Verpflichtung  (gesa)  auf,  noch  in  der  gleichen  Nacht  nach 
demselben  Land  zu  fahren  und  von  dem  dort  bereiteten 
„Herren -Brei"  zu  kosten.  Betrübt  meldet  lubdän  das  seiner 
Frau  Be-Bö,  und  beide  reiten  auf  dem  gelben  Pferd  nach 
Emaiu  Macha.  In  der  Halle  (bruiden)  finden  sie  dort  in  der 
Tat  den  großen  Kessel  mit  einem  Brei -Rest.    Aber  lubdän 


544  II,  62.   Imthechta  Tuaithe  Luchra  ocus  aided  Fergusa. 

kann  nur  auf  den  Rand  des  Kessels  gelangen,  indem  er  sich 
auf  das  Pferd  stellt,  und  beim  Versuch,  den  silbernen  Löffel 
zu  erreichen,  der  unten  im  Brei  steckt,  gleitet  er  aus,  und 
der  zähe  Brei  hält  ihn  fest.  Vergebens  rät  er  seiner  auf 
ihn  wartenden  Frau,  allein  zu  den  Tuath  Luchra  zurück- 
zukehren; sie  weigert  sich,  und  die  jetzt  herzukommenden 
Scharen  entdecken  lachend  den  Gefangenen  und  bringen  ihn 
zu  Fergus.  Und  obschon  er  sich  ihm  als  König  der  Tuath 
Luchra  nennt,  schickt  ihn  Fergus  zum  gemeinen  Gesinde 
hinaus  und  läßt  ihn  bewachen.  Unterdessen  vereinigt  sich 
Fergus  mit  seiner  Frau  Be-Bö,  und  da  er  ihr  die  Hand  auf 
den  Kopf  legt  in  der  Befürchtung,  sein  Glied  könnte  oben 
herausdringen,  beruhigt  sie  ihn  mit  einem  obszenen  Witz. 
Dem  wieder  eintretenden  lubdän  berichtet  Fergus  das  Voll- 
brachte; aber  dieser  setzt  sich  mit  einer  derben  Redensart 
darüber  weg  und  bittet  um  bessere  Behandlung  mit  dem 
Versprechen,  ohne  Fergus'  Willen  nicht  zu  entweichen.  Er 
erhält  in  der  Tat  ein  treffliches  Gemach;  doch  kann  es  sich, 
wie  er  in  einem  Gedichte  singt,  mit  seinem  eigenen,  kostbar 
ausgeschmückten  nicht  messen.  Und  da  der  Diener,  der  ihm 
ein  Feuer  anzündet,  auch  Geisblatt  hineinstecken  will,  hält 
er  ihn  davon  ab,  den  „König  der  Bäume"  zu  verbrennen, 
weil  das  Unglück  bringe.  In  einem  längeren  Gedicht  schildert 
er,  welche  Hölzer  man  nicht  zum  Anfeuern  verwenden  darf 
wie  Apfelbaum,  Schwarzdorn,  Weide,  Hasel  usw.,  und  welche 
dazu  gut  sind  wie  Vogelbeerbaum,  Dornen,  Eiche,  Erle,  Stech- 
palme, Birke  u.  a. 

5.  (246).  Die  Ulter  erfreuen  sich  an  den  klugen  Reden 
lubdäns.  So  lacht  er  einst,  als  er  die  Frauen  so  sorgfältig 
iliren  Kopf  waschen  und  putzen  sieht;  sie  bedienten  Fergus 
doch  mit  dem  unteren  Körperteil,  meint  er.  —  Ein  anderes 
Mal  lacht  er,  als  er  einen  der  Söldner  sich  beklagen  hört, 
daß  seine  neuen  Schuhe  zu  dünn  seien.  Denn  er  weiß,  daß 
er  sie  nicht  überdauern  wird;  in  der  Tat  wird  er  noch  vor 
der  Nacht  erschlagen.  —  Oder  wieder  lacht  er,  als  er  einen 
Mann  das  Kleid  seiner  Frau  vom  Staub  reinigen  sieht;  denn 
es  hatte  ihr  eben  als  Unterlage  gedient,  als  sie  sich  mit 
einem  andern  Mann  vereinte.  —  Auch  lacht  er,  als  das  Ge- 
sinde bei  der  Äußerung  seiner  Pläne  vergißt,  „so  Gott  will" 


II,  62.   Die  Wanderung  der  Tuath  Luchra  und  Fergus'  Tod.     545 

liinzuzusetzen;  denn  nur  Gott  kennt  und  bestimmt  das  Ge- 
lingen. 

6.  (246 — 248).  Eines  Tages  erscheinen  nun  die  sieben 
Sclilachthaufen  der  Tuath  Luchra  vor  Emain  Macha  und  ver- 
langen ihren  König  heraus;  dafür  solle  das  große  Feld  von  Emain 
jährlich  von  selbst  reiche  Weizenfrucht  tragen.  Als  Fergus  es 
verweigert,  drohen  sie,  die  Kälber  der  Ulter  zu  den  Kühen 
zu  lassen,  so  daß  die  Kinder  keine  Milch  erhielten.  Aber  ob- 
schon  sie  das  wirklich  ausführen,  gibt  Fergus  nicht  nach ;  auch 
nicht,  als  sie  in  der  Nacht  alle  Wasserfälle  und  Flußmündungen 
(die  Fischplätze)  mit  ihren  Exkrementen  verunreinigen;  eben- 
sowenig, als  sie  alle  Öfen  zum  Korntro.cknen  und  alle  Mühlen 
des  „Fünftels"  verbrennen  und  als  sie  alle  Ähren  abschneiden. 
Als  sie  aber  gar  drohen,  den  Frauen  und  Männern  in  der 
Nacht  das  Haar  abzuscheren,  schwört  Fergus,  dann  werde  er 
lubdän  umbringen.  Da  bittet  lubdan  selber,  zu  seinen  Leuten 
hinausgelassen  zu  werden,  und  er  bestimmt  sie,  den  an- 
gerichteten Schaden  wieder  gut  zu  machen  und  heimzukehren, 
damit  er  nicht  umkomme.    Sie  tun  es  widerwillig. 

7.  (248 — 250).  Nachdem  lubdän  fast  ein  Jahr  bei  Fergus 
verweilt  hat,  bietet  er  ihm  —  im  Anschluß  an  Eisirts  Weis- 
sagung —  an,  frei  unter  seinen  Schätzen  den  Lohn  für  seine 
Befreiung  zu  wählen.  Diese  Schätze  sind,  wie  er  in  einem 
Gedicht  singt:  ein  Sper,  der  im  Kampf  Hundert  erlegt;  ein 
Schild,  dessen  Träger  nicht  verwundet  wird;  ein  Schwert, 
das  alle  irischen  übertrifft;  ein  Mantel,  der  immer  neu  bleibt; 
das  von  seiner  Großmutter  gewebte  Hemd,  das  jedem  paßt; 
sein  Gürtel,  der  vor  aller  Krankheit  schützt;  sein  Helm, 
dessen  Träger  niemals  kahl  wird;  sein  purpurner  Seidenrock 
mit  unvergänglicher  Farbe;  sein  Kessel,  der  selbst  Steine  zu 
fürstlicher  Speise  verkocht;  sein  Faß,  das  dem  darin  Badenden 
dreifache  Lebenszeit  gewährt;  seine  Keule,  die  zehn  Mann  im 
Kampfe  schützt;  seine  Reitgerte,  die  alle  Frauen  in  ihren 
Besitzer  verliebt  macht;  sein  timpän,  das  von  selber  spielt; 
seine  Schere,  die  dem,  der  sie  in  der  Hand  hält,  ein  Liebchen 
verschafft;  seine  goldene  Nadel,  die  den  Ungebildetsten  zum 
geschickten  Sticker  macht;  zwei  seiner  Schweine,  die,  wenn 
man  sie  Abends  schlachtet,  am  nächsten  Tag  wieder  lebendig 
sind;  seine  Halfter,  die  eine  schwarze  Kuh  zur  weißen  macht; 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Könifjfsag-c,  3^ 


546  II,  62.  Imthechta  Tuaithe  Liichra  ocus  aided  Fergusa. 

seine  Schuhe  aus  finnruine,  die  über  Meer  und  Land  zu 
schreiten  gestatten. 

Eben  kehrt  ^Ed  von  den  Tuath  Luchra  zurück  und 
schildert  in  einem  Gedicht  die  märchenhafte  Pracht  des 
Zwergenlands  und  die  Kleinheit  seiner  Bewohner;  ihr  stärkster 
Mann  hat  die  Kraft,  mit  einem  Hieb  eine  Distel  zu  köpfen. 
Fergus  aber  wählt  aus  lubdäns  Schätzen  die  zuletzt  er- 
wähnten Schuhe  und  entläßt  ihn  nach  Hause. 

8.  (250—252).  Diese  Wahl  trifft  er  aus  folgendem  Grunde. 
Als  er  einst  in  Loch  Eudraige  mit  einem  Genossen  badete, 
brachte  das  „die  Sinech"  genannte  Untier  des  „Loch's"  das 
Wasser  in  Wallung  und  erhob  sich  wie  ein  Regenbogen.  Sie 
flüchteten  schwimmend  ans  Land;  aber  Fergus,  der  seinen 
Begleiter  zuerst  hinaussteigen  ließ,  wurde  noch  von  dem 
Atem  des  Untiers  erreicht,  so  daß  sich  sein  Gesicht  vom 
Mund  bis  zur  Nackengrube  krumm  zog.  Doch  wußte  er  es 
selber  nicht,  und  man  hielt  ihm  alle  Spiegel  fern.  Als  er 
sich  aber  einmal  mit  der  Königin  beim  Bade  stritt  und  ihr 
mit  der  Faust  einer  Zahn  zerschlug,  schalt  sie,  er  täte  besser, 
sein  verzerrtes  Gesicht  an  der  Sinech  zu  rächen.  Da  sah  er 
in  einem  Spiegel,  wie  er  aussah,  und  darum  wählte  er  lubdäns 
Schuhe.  Er  versammelt  nun  das  „Fünftel"  der  Ulter  mit 
ihren  Schiffen  und  fährt  nach  Loch  Kudraige;  aber  das  sich 
erhebende  Untier  zerschmettert  die  Schiffe,  daß  sie  sinken. 
Da  zieht  Fergus  lubdäns  Schuhe  an  und  springt  in  den  „Loch". 
Ihm  entgegen  kommt  zähnefletschend  das  Untier  mit  150  Beinen 
an  jeder  Seite  und  150  Klauen  an  jedem  Fuß,  das  sich  150  Fuß 
in  die  Höhe  strecken  kann.  Fergus  besingt  die  Sinech  in  einem 
als  rosgad  bezeichneten  retorischen  Gedicht,  und  dann  beginnt 
der  furchtbare  Kampf,  bei  dem  bald  der  Sand  obenauf  schwimmt, 
bald  das  Meer  milchweiß  wird  oder  wieder  sich  mit  blutigem 
Schaum  bedeckt.  Schließlich  flieht  das  Untier  vor  Fergus' 
gewaltigen  Streichen;  er  holt  es  jedoch  ein,  zerhackt  es  mit 
seinem  trefflichen  Schwert  caladcholg  in  kleine  Stücke  und 
bringt  sein  Herz  in  den  Hafen  des  Meerbusens.  Aber  auch 
er  ist  schwerverwundet,  und  das  Tier  hat  ihm  mit  einem 
Biß  das  Herzblut  abgezapft.  Er  besingt  noch  seine  Tat,  weiß 
aber,  daß  er  sterben  muß,  und  befiehlt  den  Ultern,  sein  Schwert 
für  einen  Krieger  aufzuheben,  der  seiner  würdig  sei;  der  werde 


11,  63.    Brislech  mor  Maige  Mnirtheimne.  547 

Fergus  mac  Rosa  Ruaid  heißen.  Das  wiederholt  er  in  einem 
poetischen  Zwiegespräch  mit  dem  Dichter  ^d,  und  das  Leben 
verläßt  ihn.  Man  gräbt  sein  Grab,  schreibt  seinen  Namen  in 
Ogom  darauf  und  hält  die  Leichenspiele  ab. 

Von  den  Gräbern  {uUta)  aus  Stein,  die  sie  errichteten, 
haben  die  Ulter  ihren  Namen. 


Kap.  63.    Brislech  mör  Maige  Muirtheimne 

„Das  große  Fällen  von  Mag  Muirtheimne" 

oder:  Aided  ConCulainn 

„CüChulainns  Tod''. 

Das  Ende  eines  Helden  zu  erzählen,  dem  von  Kindheit  an  ein  früher 
Tod  bestimmt  ist,  bietet  keine  lockende  Aufgabe  für  einen  Sagendichter, 
weil  ihm  das  emozionelle  Moment  gewissermaßen  vorweggenommen  ist; 
die  Ilias  schließt  den  Tod  des  Achilleus  aus.  Etwas  dankbarer  wird  der 
Stoff,  wenn  an  den  Tod  eine  gewaltige  Rachehandlung  geknüpft  wird  wie 
im  Nibelungen-  und  im  Rolandslied.  Auch  unser  irischer  Text  hat^jSich 
dieses  Mittels  bedient.  Eine  gewisse  Schwierigkeit  besteht  ferner  darin, 
wie  man  einen  Helden,  den  die  Sage  sonst  stets  als  unbesiegbar  darstellt, 
nun  doch  unterliegen  lassen  soll.  Im  Nibelungenlied  geschieht  es  auf 
heimtückische  Weise,  im  Rolandslied  durch  Verrat,  in  der  irischen  Sage, 
ihrem  primitiven  Charakter  entsprechend,  durch  Zauberei. 

Ob  schon  in  alter  Zeit  eine  ausführliche  Erzählung  von  CüChulainns 
Tod  vorlag,  ist  daher  zweifelhaft;  aber  natürlich  hatte  mau  seit  jeher  be- 
stimmte Vorstellungen  über  sein  Ende.  Die  älteste  war  wohl  die,  auf  die 
in  einem  Gedicht  von  Orthauach  ua  Coilläma  (f  ca.  839)  hingewiesen  wird : 
„Erc  mac  Coirpri  trennte  CüChulainn  den  Kopf  ab".^)  Das  gehört  dem 
im  wesentlichen  verlorenen,  nur  aus  Anspielungen  bekannten  Sagenkreis 
von  Coirbre  Nia-Fer,  König  von  Temair,  an.  Nach  der  älteren  Täin  bö 
Cuailnge  Z.  221  hatte  seine  Frau  Fedelm  Noichride  ein  Liebesverhältnis 
mit  CüChulainn;  sein  Sohn  Erc  kommt  dort  zwar  den  Uitern  zu  Hilfe 
(Z.  3064  ff.  3360  ff.),  aber  ohne  Wissen  des  Vaters  (3373),  den  er  nicht 
liebt.    Coirbre  Nia-Fer  selber  wurde  später  von  CüChulainn  erschlagen; 


*)  Erc  mac  Cairpri  .  .  deornais  do  ChoinChulainn  cenn.  Es  ist  die 
10.  Strofe  des  Gedichts:  A  chüiced  chain  Cairpri  cruaid,  über  dessen  Hand- 
schriften man  K.  Meyer,  Über  die  älteste  irische  Dichtung  I,  S.  23  ver- 
gleiche; ihm  verdanke  ich  den  Wortlaut.  Dieselbe  Angabe,  daß  Erc  das 
Haupt  CüChulainns  abschlug,  steht  in  dem  Gedicht,  das  (natürlich  fälschlich) 
Dubthach  ua  Lugair,  einem  Dichter  des  5.  Jahrhunderts,  zugeschrieben  wird: 
Andsti  immarhäig  ri  Lagnib  LL  45  a  Str.  6. 

35* 


548  11,  63.   Brislech  mor  Maige  Muirtheimne. 

das  hat  noch  der  Verfasser  von  Cath  Kuis  na  Kig  (Kap.  28)  verwertet; , 
vgl.  auch  unten  Fassung  A  §  7.    Die  Auffassung  wird  wohl  die  gewesen  | 
sein,  daß  Erc,  obschon  er  mit  CüChulainn  eng  befreundet  ist,  sich  ge- 
zwungen sieht,  ihn  zu  töten,  weil  er  seinen  Vater  rächen  muß. 

Andere  werden  ähnlich  erzählt  haben,  daß  nach  dem  Tode  CüRoi's 
durch  CüChulainn,  der  mit  seiner  Frau  ebenfalls  in  einem  Liebesverhältnis 
stand  (Kap.  41  A.  B) ,  CüRoi's  Sohn  Lugaid  seinen  Vater  an  CüChulainn 
rächte. 

Später  wurden  dann  die  beiden  Rächer  zusammengefaßt  und  ihnen 
als  Dritte  im  Bunde  die  nachgeborenen  Kinder  des  Mannes  beigegeben, 
den  CüChulainn  nach  der  älteren  Täin  als  Einzelkämpfer  zuletzt  nebst 
seinen  Söhnen  erschlagen  hat  (Kap.  6  §  68).  Er  heißt  dort  Gaile  Dana, 
wird  aber  in  unserm  Text  CalatTu  genannt,  eine  Form,  die  dann  der  Be- 
arbeiter C  der  Täin  aufgenommen  hat.  Das  Abschlagen  von  CüChulainns 
Kopf  ist  dabei  Lugaid  zugefallen. 

Die  so  gestaltete  Geschichte  liegt  uns  in  zwei  Fassungen  vor,  deren 
zweite  (B)  eine  junge  Bearbeitung  der  andern  (A)  ist.  Die  ältere  ist  uns 
leider  nicht  vollständig  erhalten,  indem  in  der  einzigen  Handschrift,  LL 
(Faks.)  119  a  — 123  b,  der  Anfang  durch  Blattausfall  verloren  gegangen 
ist.^)  Keinen  genügenden  Ersatz  bieten  einige  Exzerpte,  die  aus  einer 
vollständigen  Handschrift  zu  lexicologischen  Zwecken  gemacht  worden 
und  in  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  18,  S.  601—603  erhalten  sind;  denn  aus 
dem  verlorenen  Teil  Ltammen  nur  neun  der  kurzen  Zitate.  Immerhin  sind  , 
die  Lesarten  auch  für  den  weiteren  Text  teilweise  von  Wert.  2)  Der  Titel 
ist  in  LL  mit  dem  Anfang  verloren.  Aber  die  Exzerpte  schließen  mit 
der  Angabe:  in  brislech  cosin  „bis  hierhin  das  Brislech";  das  zeigt,  daß 
schon  diese  ältere  Fassung  den  Titel  Brislech  mör  Maige  Muirtheimne 
führte  wie  die  spätere  Bearbeitung  B.  Dagegen  in  beiden  Sagenlisten 
wird  die  Sage  Aided  ConCulainn  genannt;  ob  genau  unser  Text,  ist 
freilich  nicht  sicher. 

Denn  sein  Alter  ist  nicht  ganz  leicht  zu  bestimmen.  Unzweifelhaft 
enthält  er  alte  Teile;  denn  aus  dem  Abschnitt  „die  Geisterrede  Cü- 
Chulainns" (§  9)  finden  sich  zwei  Zitate  in  Cormacs  Glossar  s.  v.  26  Ali, 
und  959  Nia.  Er  war  also  im  9.  Jahrhundert  schon  vorhanden ,  und  daß 
manches  ins  8.  Jahrhundert  hinaufgeht,  machen  verschiedene  Formen  wahr- 
scheinlich. 3)  Aber  der  Text  ist  nicht  einheitlich;  es  finden  sich  Wider- 
sprüche. So  reizt  Leborcham  selber  CüChulainn  zur  Ausfahrt  an;  wie  er 
sie  aber  unternimmt,  tritt  sie  ihm  entgegen  und  sucht  ihn  zurückzuhalten 
(§  2.  3).  Vom  Pferd  CüChulainns,  dem  Liath  Macha,  heißt  es,  es  sei  nach 
seiner  Verwundung  in  den  See  Linn  Leith  gegangen  (§  6) ;  aber  nachher  (§  7) 


^)  Einen  Auszug  aus  dieser  Handschrift  hat  Stokes,  RC  3, 175  heraus- 
gegeben und  übersetzt.  Das  Ganze,  doch  mit  Auslassung  der  „retorischen" 
Abschnitte,  übers,  von  d'Arbois,  L'epopee  celtique  en  Irlande,  S.  330. 

2)  Alle  diese  Exzeqite  hab  ich  gedruckt:  Zu  ir.  Hss.  II,  13. 

3)  Siehe  Pokorny,  ZCP  13,  123. 


II,  G3.    Das  große  Fällen  von  Mag  MuirtLeiiime.  519 

beschirmt  es  den  sterbenden  (JüChulainn,  trifft  dann  Conall  Cernach  (§  8), 
kehrt  mit  ihm  aufs  Schlachtfeld  zurück  und  erscheint  später  bei  Emer,  um 
von  ihr  Abschied  zu  nehmen  (§  10).  Das  stimmt  schlecht  zusammen.  Der 
Text  ist  reich  an  retorischen  Partien;  vielleicht  gab  es  ursprünglich  keine 
ausgeführte  Erzählung,  sondern  nur  retorics  mit  kurzen  Einleitungen. 
Die  sind  dann  wohl,  vielleicht  nicht  auf  einmal,  zusammengearbeitet 
worden;  Einzelnes  scheint  mir  auf  Umbildung  noch  im  11.  Jahrhundert  zu 
weisen. 

Die  Erfindung  im  Einzelnen  ist  ziemlich  dürftig.  Die  Täin  bö 
Cuailnge  ist  nicht  nur,  wie  in  den  meisten  dieser  Sagen,  ausgiebig 
benutzt,  sondern  es  wird  eigentümlicherweise  mehrfach  auf  dieses  Muster 
direkt  hingewiesen.  Daß  unsere  Sage  das  Vorbild  für  den  Kampf  von 
Conall  Cernach  mit  Mes-Gegra  in  Oath  Etair  (Kap.  53)  geliefert  hat,  ist 
dort  bemerkt  worden. 

Fassung  A. 

Teils  nach  den  erhalteneu  Exzerpten,  teils  nach  der  jüngeren  Be- 
arbeitung kann  man  die  Haupttatsachen  des  verlorenen  Anfangs  etwa 
folgendermaßen  bestimmen.  Die  Frau  Calatins,  der  mit  seinen  27  Söhnen 
durch  CüChulainn  gefallen  war  (Kap.  6  §  68),  war  bei  dem  Tod  ihres 
Mannes  schwanger  und  gebar  dann  in  einer  Geburt  drei  Söhne  und  drei 
Töchter.  Die  Söhne  erlernen  Zauberei,  darunter  den  Zauber  toiügud  „An- 
saugen", durch  den  man  Abwesende  lierbeiführen  kann.  Den  Töchtern 
blendet  jemand  (Medb?)')  das  linke  Auge,  und  sie  werden  Hexen.  Sie 
brennen  alle  darauf,  ihren  Vater  zu  rächen.  Auch  Erc,  der  Sohn  von 
Coirbre  Nia-Fer,  und  (JüRoi's  Sohn  Lugaid,  der  hier  mac  tri  con  „Sohn 
der  drei  Hunde  (eil)"  heißt,'*)  vereinigen  sich  mit  ihnen  zur  Rache,  da 
auch  sie  ihre  Väter  durch  CüChulainn  verloren  haben.  Die  Söhne  Calatins 
schmieden  drei  Spere,  wozu  sie  „eine  Woche",  d.  h.  je  einen  Tag  von 
sieben  Jahren  brauchen,  und  der  unheilvolle  Maine ^)  befestigt  die  Eisen 
an  die  Sperschäfte.  Dann  erst  bieten  Erc  und  Lugaid  ihre  Mannen  auf, 
und  die  vier  „Fünftel"  Irlands  (d.  h.  alle  außer  Ulster)  rücken  in  Mag 
Muirtheimne,  CüChulainns  Gebiet,  ein.  Dieser  befindet  sich  aber  in  Emain 
Macha,  wo  die  übrigen  Ulter  (wie  in  der  Täin  bö  Cuailnge)  in  ihrem 
Schwächezustand  (ces)  liegen.*)    Und  die  Ulter  beschließen,   CüChulainn 

1)  Siehe  Fassung  B.  Die  Königin  tritt  aber  in  dem  erhaltenen  Teil 
von  A  nirgends  auf. 

2)  Zwei  dieser  cü  sind  jedenfalls  CüRoi  und  CüChulainn,  der  wohl 
als  Lugaids  Ziehvater  galt.  Das  Bansenchas  schreibt  dafür  mac  Ter-Con 
und  deutet  es  als  „Sohn  von  Ter  und  Cü(Roi)",  indem  es  Ter  zu  Lugaids 
Mutter  macht  (BB  284  a  45). 

3)  Der  tritt  später  nicht  mehr  auf. 

*)  Ob  sich  Conall  Cernach,  CüChulainns  Ziehbruder,  außer  Landes 
befindet  wie  in  B,  oder  ob  er  nur,  wie  die  Andern,  kampfunfähig  ist,  ist 
nicht  deutlich  zu  ersehen. 


550  11,  63.   ßrislech  mor  Maige  Muirtlieimue. 

dürfe  Emain  nicht  verlassen,  bis  sie  ihn  begleiten  könnten.  Für  die  Söhne 
Calatins  handelt  es  sich  also  darum,  ihn  durch  ihre  Zauberkunst  trotzdem 
herbeizulocken.  Anfangs  gelingt  es  ihnen  nicht  (vgl.  B).  Wohl  am  zweiten 
Tag  vermeint  CüChulaiun,  draußen  Klagegeschrei  von  Frauen  und  Kindern 
zu  vernehmen,  und  er  will  hinausstürmen. 

1.  (LL  119  a).  Da  treten  ihm  die  fünfzig  Fürstinnen  mit 
entblößten  Brüsten  entgegen,  wie  dies  bei  seinen  Knaben- 
taten zuerst  geschehen  war,i)  und  es  werden  drei  Fässer  mit 
kaltem  Wasser  gebracht.  So  gelingt  es,  ihn  an  diesem  Tag 
vom  Kampf  abzuhalten.  Lugaid  wirft  den  Söhnen  Calatins 
vor,  ihr  Zauber  tosügiid  sei  wirkungslos.  Sie  vertrösten  ihn 
aber  auf  den  nächsten  Tag. 

•  2.  (119  a  — b).  An  diesem  formen  sie  zauberische  Heer- 
haufen, die  Macha,  die  Gegend  um  Emain,  unter  Feuer  zu 
setzen  scheinen,  und  CüChulainn  vernimmt  ihr  Geschrei.  (Das 
Spruchweib)  Leborcham  fordert  ihn  in  retorischer  Rede  auf. 
Mag  Muirtheimne  zu  befreien. 2)  Er  weist  es  ab;  er  sei  nicht 
gesonnen,  als  einzelner  den  Kampf  aufzunehmen.  So  höhnt 
ihn  Conall  Cernach's  Frau,  Mab  ingen  Cheltchair:  ohne  Conalls 
Schutz  wagten  die  Ulter  eben  keinen  Kampf.  Er  entgegnet, 
daß  er  seine  Ehre  wahren  werde  und  den  Tod  nicht  scheue, 
und  springt  nach  seinen  Waffen.  Aber  wie  er  den  Mantel 
umwerfen  will,  fällt  der  Dorn  heraus  und  durchbohrt  ihm 
den  Fuß.  Trotzdem  nimmt  er  seinen  Schild  und  heißt  Lseg 
den  Wagen  anspannen.  Doch  der  erwidert,  weder  das  ganze 
„Fünftel"  Ulster  noch  er  selber  vermöge  den  Liath  Macha 
an  den  Wagen  zu  bringen.  Als  sich  CüChulainn  selbst  dem 
Pferde  nähert,  kehrt  es  ihm  die  linke  Seite  zu;  auch  hat  die 
Morrlgu^)  den  Wagen  in  der  Nacht  in  seine  Teile  zerlegt, 
um  CüChulainn  an  der  Todesfahrt  zu  hindern.  Auf  dessen 
Zureden  kommt  der  Liath  Macha  zwar,  läßt  aber  blutige 
Tränen  auf  seine  Füße  rinnen. 

3.  (119  b — 120  a).  CüChulainn  springt  auf  den  Wagen 
und  sprengt  auf  die  südwärts  führende  Straße  von  Midluachair. 
Da  tritt  ihm  Leborcham,  die  Tochter  von  Aue  und  Adarc, 

1)  Siehe  Kap.  6  §  17. 

'^)  Man  würde  eher  erwarten,  daß  er  zunächst  Macha  befreien  soll. 

•'')  Souso  Mornga{i)n  (Däraonin). 


U,  63.   Das  grüiie  Fälleu  von  Mag  Muirtheimue.  551 

zwei  Sklaven  Coiichobors,  entgegen  und  suclit  ihn  zurück- 
zuhalten, indem  sie  in  retorischer  Sprache  die  unheilvollen 
Folgen  seines  Todes  schildert,  i)  Auch  die  Frauenschar  schließt 
sich  ihr  an,  und  der  Wagenlenker  Lseg  stimmt  ihnen  bei. 
Aber  CüChulainn  weist  sie  ab,  und  da  die  Frauen  einen 
Jammerruf  erheben,  verkündet  er  in  profetischer  Rede,  was 
ihm  bevorsteht,  und  geht  dabei  in  eine  Schilderung  des  Welt- 
endes über.    Abermals  brechen  die  Frauen  in  Klagen  aus. 

4.  (120  a).  CüChulainn  kehrt  zunächst  im  Haus  seiner 
Ziehmutter  ein,-)  das  an  der  Straße  liegt,  erhält,  wie  immer 
wenn  er  vorbeikommt,  einen  Trunk  und  nimmt  Abschied  von 
ihr.  Auf  der  Straße  weiterfahrend,  trifft  er  in  Mag  Mogna 
die  drei  links -blinden  Hexen,  die  an  Spießen  von  Vogelbeer- 
baum einen  Schoßhund  unter  Zaubersprüchen  braten.  Für 
CüChulainn  ist  es  ges,  an  einem  Herd  vorüberzugehn  ohne 
von  der  Speise  zu  kosten;  aber  auch,  von  dem  Fleisch  seines 
Namensgenossen  (cü  „Hund")  zu  essen.  Er  will  darum  vorbei- 
fahren und  lehnt  die  Einladung  einer  der  Hexen  ab.  Da  sie 
ihm  aber  vorwirft,  er  verschmähe  es  nur,  weil  sie  ihm  so 
wenig  zu  bieten  habe,  fährt  er  hin,  und  sie  reicht  ihm  mit 
der  linken  Hand  ein  Schulterblatt  des  Hundes.  Er  nimmt 
es  und  legt  es  unter  seinen  linken  Schenkel;  seine  Hand  und 
sein  Schenkel  verlieren  dadurch  ihre  Kraft. 

5.  (120  a — b).  Sie  fahren  weiter  südwärts  um  Sliab  Fuait 
herum  und  Laeg  profezeit  ihm  den  Tod  vieler  Feinde;  aber 
CüChulainn  sieht  Unheil  voraus.  Als  sie  in  die  Sehweite  des 
feindlichen  Lagers  auf  Mag  Muirtheimne  kommen,  macht  Erc 
auf  den  nahenden  Wagen  auf  merksam.  3)  Man  wirft  unter 
Erc  einen  Erdhügel  auf,  umgibt  ihn  mit  Schilden  und  ordnet 
sich  in  drei  Schlachthaufen.    In  einer  langen  retorischen  An- 


^)  Über  den  Widerspruch  dieses  Auftretens  der  Leborcham  mit  dem 
obigen  (§  2)  s.  S.  548. 

'^)  Sonst  Finnchsem,  hier  aber  nicht  genajint. 

3)  In  den  Exzerpten  ist  es  eine  retorische  Schilderung  alten  Stils  von 
dem  bevorstehenden  Kampf.  In  LL  ist  eine  der  seit  Fled  Bricrenn  (Kap.  45) 
üblichen  Schilderungen  von  CüChulainns  Wagen  und  Gestalt  an  die  Stelle 
getreten,  sehr  ähnlich  der  im  Kampf  mit  Fer-Diad  enthaltenen  (Täin  bö 
Cuaünge  2548  ff.). 


552  II,  63.   Brislech  mör  Maige  Muirtheimne. 

spräche  heißt  er  sie  auf  der  Hut  sein  und  rät  ihnen,  sich  zu 
einer  einzigen  Schar  zu  vereinigen  und  sich  ringsherum  und 
gegen  oben  mit  den  Schilden  zu  decken;  an  jeder  Ecke  solle 
sich  ein  kämpfendes  Par  aufstellen  und  daneben  ein  Spruch- 
manu,  um  mit  einer  ailges  CüChulainn  seinen  eigenen  Sper 
und  dann  die  ihm  zugeworfenen  Spere  abzuverlangen.  Man 
tut  so.  CüChulainn  vollführt  sein  torannchles  („Donner- 
Kunststück"),  um  Mag  Muirtheimne  von  den  Heerscharen  zu 
säubern,  trifft  auf  die  Feinde  und  wütet  mit  Sper,  Schild  und 
Schwert  so  gegen  sie,  daß  die  halben  Schädel,  Arme  und 
Beine  und  die  zerspellten  Knochen  das  Feld  bedecken.  Da 
erblickt  er  das  eine  kämpfende  Par,  und  der  Spruchmann 
ruft  ihm  zu,  es  wäre  eine  Schande  für  ihn,  wenn  er  es  nicht 
trennte.  Er  schlägt  beide  Streitende  mit  der  Faust  auf  den 
Kopf,  daß  ihnen  das  Hirn  durch  Ohren  und  Nase  heraus- 
dringt. So  sei  allerdings  der  Streit  dauernd  geschlichtet, 
meint  der  Spruchmann  und  erbittet  sich  von  CüChulainn 
seinen  Sper.  Auf  dessen  Entgegnung,  er  brauche  ihn  nötiger 
als  er,  droht  er  eine  Verwünschungsformel  {oer)  auf  ihn  zu 
singen.  Da  CüChulainn  sich  noch  nie  wegen  Kargheit  hat 
schmähen  lassen,  wiiit  er  ihm  den  Sper  zu,  das  untere  Ende 
voran,  so  daß  er  dem  Spruchmann  den  Kopf  durchbohrt  und 
noch  neun  Mann  hinter  ihm. 

6.  (120  b  —  121b).  Wieder  sprengt  CüChulainn  durchs 
feindliche  Heer.  Da  ergreift  Lugaid  einen  der  drei  vor- 
bereiteten Spere,  und  die  Söhne  Calatlns  verheißen,  daß  ein 
Fürst  durch  ihn  fallen  werde.  Der  Wurf  trifft  Laeg  mac 
Kiangabra,  dessen  Eingeweide  sich  auf  die  Wagendecke  er- 
gießen. Nach  einem  retorischen  Spruch,  von  dem  nur  die  An- 
fangsworte angeführt  werden,  nimmt  er  Abschied  von  seinem 
Herrn;  dieser  zieht  den  Sper  aus  ihm  heraus  und  muß  nun 
selber  seine  Rosse  lenken.  So  trifft  er  auf  das  zweite  Kämpfer- 
par  und  zerschmettert  Beide  an  einem  Fels.  Auf  die  Bitte 
des  dabeistehenden  Spruchmanns  nach  seinem  Sper  erwidert 
er,  er  brauche  für  sich  an  einem  Tage  nur  eine  ailges  zu 
erfüllen.  Aber  da  jener  mit  einer  Schmähung  aller  Ulter 
droht,  schleudert  er  ihm  auch  diesen  Sper  auf  dieselbe  Weise 
und  mit  derselben  Wirkung  wie  oben  zu.  Wieder  sprengt  er 
weiter.    Nun   nimmt  Erc  mac  Coirbri   den  zweiten  der  di-ei 


II,  63.    Ddü  große  Fällen  vou  Mag-  Muirtheiiuiie.  553 

Spere,  und  wie  die  Söhne  Calatins  abermals  den  Fall  eines 
Fürsten  verheißen,  wirft  er  ihnen  vor,  das  hätten  sie  schon 
bei  Lugaids  Sperwurf  getan.  —  Es  sei  ja  auch  der  Fürst 
unter  den  Wagenlenkern  Irlands  gefallen,  erwidern  sie:  Lag 
mac  Riangabra.  Ere  schleudert  und  trifft  das  Pferd  Liath 
Macha.  CüChulainn  zieht  den  Sper  heraus,  und  der  Liath 
Macha  verläßt  ihn  mit  dem  halben  Joch  und  geht  in  das 
Linn  Leith  („Wasser  des  Liath"),  aus  dem  er  einst  zu  Cü- 
Chulainn gekommen  war.  So  muß  CüChulainn  mit  einem 
Pferd  weiterfahren  und  stützt  dabei  das  leere  Jochende  mit 
seinem  Fuß.  Mit  dem  dritten  Kämpferpar  verfährt  er  wie 
mit  den  beiden  andern;  dem  Spruchmann  schleudert  er  den 
erbetenen  Sper  erst  zu,  als  dieser  sein  Geschlecht  zu  schmähen 
droht,  und  tötet  damit  außer  ihm  dreimal  neun  Mann.  Nun- 
mehr ergreift  Lugaid  den  dritten  Sper;  wieder  profezeien 
die  Söhne  Calatins  den  Fall  eines  Fürsten  und  halten  dem 
[^  Hinweis  Lugaids  auf  ihre  frühere  Verheißung  entgegen,  es 
sei  ja  durch  Erc  der  Fürst  der  Pferde  Irlands,  der  Liath 
Macha,  gefallen.  Diesmal  trifft  Lugaid  CüChulainn  selber, 
und  der  Inhalt  seines  Unterleibs  tritt  auf  die  Decke  des 
Wagens  aus.  Da  verläßt  ihn  das  andere  Pferd,  der  Dub 
Sainglenn,  mit  der  Hälfte  des  Jochs  und  geht  in  den  Loch 
n-Dub  („schwarzen  See")  im  Gebiet  der  Müscraige  Tire,  aus 
dem  er  einst  gekommen  war.    Der  See  kocht  auf. 

7.  (121b).  Einsam  steht  CüChulainns  Wagen  auf  dem 
Plan.  Der  Held  spricht  den  Wunsch  aus,  aus  dem  nahen 
See  einen  Trunk  tun  zu  dürfen,  und  die  Feinde  bewilligen 
es,  falls  er  zu  ihnen  zurückkehre.  Sollte  er  das  nicht  können, 
erwidert  er,  werde  er  sie  rufen.  Er  sammelt  seine  Ein- 
geweide in  seinen  Busen,  geht  nach  dem  See  (Loch  Lämraith 
auf  Mag  Muirtheimne),  streift  sie  mit  der  Hand  ab  und  trinkt 
und  wascht  sich.  Dann  steigt  er  hinaus,  ruft  die  Feinde 
heran,  kann  aber  noch  ein  gutes  Stück  auf  dem  Lande  ihnen 
entgegengehn;  erst  als  sein  Blick  sich  verdunkelt,  bindet  er 
sich  mit  dem  Gürtel  an  einen  Steinpfeiler,  um  aufrecht  zu 
sterben.  Die  Feinde  ringsum  wagen  nicht  heranzutreten,  weil 
sie  ihn  noch  am  Leben  glauben,  bis  Erc  erklärt,  es  sei  eine 
Schmach,  ihm  den  Kopf  nicht  abzuschlagen  als  Rache  für 
den   Kopf   seines  Vaters   Coirbre   Nia-Fer,   den  CüChulainn 


554  II,  63.   Brislech  mör  Maige  Muirtheimne. 

fortgetragen  und  am  Halse  von  Eochaid  (Airem)i)  begraben 
habe.  Doch  da  kommt  der  Liath  Macha^)  und  schützt  seinen 
Herrn,  so  lange  die  Seele  noch  in  ihm  ist.  Dann  macht  er 
drei  „rote  (blutige)  Anstürme"  gegen  die  Feinde,  und  tötet 
fünfzig  mit  Bissen  und  dreißig  mit  jeder  Hufe.  Erst  als  sich 
eine  Krähe  auf  die  Schulter  CüChulainns  setzt,  er  also  sicher 
tot  ist,  faßt  Lugaid  sein  Haar  von  hinten  und  trennt  ihm 
den  Kopf  ab;  dabei  fällt  aber  CüChulainn  das  Schwert  aus 
der  Hand  und  schneidet  Lugaids  Rechte  ab.  Zur  Rache  wird 
auch  CüChulainns  rechte  Hand  abgeschnitten  und  nebst  dem 
Kopf  nach  Temair  abgeführt.  Hier  werden  ein  par  Strofen 
aus  einem  Gedicht  über  die  Todesarten  der  ülter  (aideda 
Ulad)  zitiert,  das  Cenn-Fselad  mac  Ailella  (f  679)3)  zu- 
geschrieben wird;  in  diesem  wird  die  Menge  der  Feinde  auf- 
gezählt, die  CüChulainn  vor  seinem  Tode  gefällt  hat,  und 
berichtet,  daß  sein  Kopf  in  Temair  nun  seinerseits  an  dem 
kopflosen  Rumpf  von  Coirbre  Nia-Fer  beigesetzt  wurde. 

8.  (121b  —  122  b).  Die  südwärts  abziehenden  Heerscharen 
kommen  an  den  Lifey.  Dort  bleibt  Lugaid,  dem  sein  voller 
Gürtel  schwer  wird,  mit  seinem  Wagenlenker  zurück,  um  zu 
baden,  während  die  Übrigen  heim  ziehn.  Er  fängt  einen 
Salm  zwischen  seinen  Schenkeln,  reicht  ihn  seinem  Wagen- 
lenker, und  dieser  macht  ein  Feuer  an,  um  ihn  zuzubereiten. 
Indessen  haben  sich  die  Ulter  von  ihrem  Schwächezustand 
erholt  und  ziehen  von  Emain  Macha  nach  dem  Sliab  Fuait. 
Einst  hatte  Conall  Cernach  gerühmt,  wenn  CüChulainn  ge- 
tötet würde,  werde  er  ihn  vor  dem  Abend  rächen;  CüChulainn 
hatte  erwidert,  er  würde  Conall  rächen,  bevor  sein  Blut  er- 
kaltet wäre.  So  kommt  Conall  vor  allen  Andern  daher.'») 
Er  trifft  den  blutenden  Liath  Macha,  der  sich  auf  dem  Weg 


*)  Nia-Fer  die  Hs.  Daß  das  ein  Verseheu  für  Eochaid  Aii-em  ist,  zeigt 
die  Bemerkung,  dessen  Kopf  befinde  sich  in  Sld  Nenta;  s.  Kap,  78,  Ende. 

'^)  Über  dieses  Wiedererscheinen  des  Liath  Macha  s.  oben  S.  548  f. 

»)  Vgl.  Annais  of  Ulster,  a.  678  (=  679):  Cenn-F(Elad  mac  Aileüa 
maic  Boitäiyi  sapiens  pausauit.  Ist  das  Gedicht  wirklich  so  alt  —  der 
Genitiv  Niod-Fer  ist  wenigstens  altertümlich  — ,  so  ist  es  das  älteste 
Zeugnis  der  CüChulainn -Sage. 

*)  „in  seinem  Wagen''  heißt  es  hier;  aber  nachher  erscheint  er  als 
Keiter. 


II,  63.    Das  große  Fällen  von  May  Muirtheimne.  555 

nach  Linn  Leith  befindet;  aus  seinem  Anblick  errät  Coiiall, 
daß  Lugaid  mac  ConRui  seinen  Ziehbruder  CüChulainn  ge- 
tötet hat,  und  folgt  dem  Pferde  zum  Schlachtfeld;  dort  erkennt 
er  den  Rumpf  CüChulainns  daran,  daß  es  seinen  Kopf  auf 
dessen  Brust  legt.  Er  mißt  mit  seinem  Fuß  die  Fußspur  und 
erklärt  es  als  die  „Spur  eines  großen  Mannes"  {airbe  rofir); 
darum  bestimmt  ein  Druide,  daß  der  Ort  künftig  Airbe  Rofir 
heißen  werde.  Dem  feindlichen  Heere  folgend,  nähert  sich 
Conall  der  Stelle,  wo  Lugaid  badet.  Dessen  Wagenlenker 
beschreibt  den  herankommenden  Reiter  (in  der  stereotypen 
Weise)  und  Lugaid  erkennt  daraus  Conall  Cernach  auf  Derg 
Druchtach  „der  roten  tauigen  [Stute]".  Er  möchte  ihn  un- 
bemerkt vorbeilassen;  aber  Conall  erblickt  seitwärts  den 
Rauch,  den  er  erst  als  „Rauch  eines  Salms",  dann  als  „Rauch 
eines  Wagenlenkers",  schließlich  als  „Rauch  eines  Fürsten" 
erkennt.  So  ruft  er  Lugaid  als  seinen  Schuldner  an,  weil  er 
seinen  Gefährten  erschlagen  habe,  und  erklärt,  seine  Schuld 
jetzt  einfordern  zu  wollen.  Lugaid  erwidert,  er  würde  mehr 
Ruhm  gewinnen,  wenn  er  erst  nach  seiner  Rückkehr  nach 
Munster  mit  ihm  kämpfte.  Damit  wäre  Conall  auch  einver- 
standen, wenn  er  nur  nicht  in  Gesellschaft  Lugaids  dahin 
ziehn  müßte.  Da  gibt  der  ihm  einen  andern  Weg  an.  Er 
holt  dann  Lugaid  auf  Mag  Argatrois  wieder  ein  und  trifft 
ihn  mit  seinem  AVurfsper,  indem  er  seinen  Fuß  gegen  einen 
Steinpfeiler  stemmt,  der  seither  Coirthe  Lugdach  („Lugaids 
Steinpfeiler")  heißt.  Der  Verwundete  begibt  sich  auf  Ferta 
Lugdach  („Lugaids  Grabhügel"),  wohin  ihm  Conall  folgt. 
Nun  bittet  Lugaid  um  „gerechten  Kampf";  da  er  nur  noch 
eine  Hand  habe,  dürfe  auch  Conall  nur  eine  gebrauchen.  In 
der  Tat  wird  diesem  der  Arm  an  die  Seite  gebunden.  Lange 
Zeit  kämpfen  sie  so,  aber  ohne  Entscheidung.  Da  wirft  Conall 
einen  Blick  nach  seiner  Stute,  der  „Roten  Tauigen",  die  einen 
Hundskopf  hat,  und  diese  reißt  Lugaid  ein  Stück  aus  dem 
Leib,  so  daß  sich  ihm  die  Eingeweide  um  die  Beine  wickeln. 
Da  er  sich  beschwert,  das  sei  kein  gerechter  Kampf,  erwidert 
Conall,  er  habe  sein  Wort  nur  für  sich  gegeben,  nicht  für 
unvernünftige  Tiere.  So  sieht  Lugaid,  daß  er  unterliegen 
muß.  Er  heißt  ihn  seinen  Kopf  zum  eigenen  Kopf  hinzu- 
nehmen, sein  Königtum  zum  eigenen  Königtum,  seine  Waffen- 


556  II,  63.   Brislech  inor  Maige  Muirtheimne. 

kunst  zur  eigenen  und  der  beste  Held  in  Irland  sein.  Dann 
schlägt  ihm  Conall  den  Kopf  ab,  kehrt  damit  zurück  und 
trifft  die  übrigen  Ulter  bei  Roiriu  in  Leinster.  i)  Dort  legt 
man  den  Kopf  auf  einen  Stein,  vergißt  ihn  aber  und  wird  es 
erst  inne,  als  man  in  Moistiu'^)  anlangt.  Da  Conall  das  für 
eine  nicht  „mittelmäßige  Missetat"  (mid-bine)  erklärt,  heißt 
die  Furt  dann  Äth  Midbine.  Als  man  zum  Kopf  zurück- 
kehrt, hat  er  den  Stein  zum  Sieden  gebracht  und  ist  durch 
ihn  hindurchgesunken. 

9.  (122  b  —  123  a).  Die  triumfierenden  Ulter  verschmähen 
es,  vor  Ende  der  Woche  nach  Emain  zurückzukehren.  Aber 
die  Seele  CüChulainns  erscheint  dort  den  fünfzig  Fürstinnen 
in  seinem  Geisterwagen  {siaburcharimt)  in  der  Luft.  Daran 
schließt  sich  nun  eine  Reihe  retorischer  Stücke,  zunächst  die 
Voraussagung  des  heiligen  Patricius,  des  Apostels  von  Irland, 
durch  CüChulainn;  dann  dessen  „Geisterrede"  (siaburchohra), 
erst  über  seinen  und  Lsegs  Tod,  dann  unter  dem  Titel  de 
aduenfu  Christi  eine  Profezeiung  Christi.  3) 

10.  (123  a  —  123  t).  Der  Liath  Macha  kommt  um  von 
Emer,  der  Frau  CüChulainns,  Abschied  zu  nehmen,  und  legt 
seinen  Kopf  in  ihren  Schoß.  4)  Dann  geht  er  dreimal,  ihr  die 
rechte  Seite  zuwendend,  um  sie  herum,  ebenso  dreimal  um 
Dün  Imrid  und  Dun  Delga.^)  Eine  lange  retorische  Toten- 
klage Emers  um  CüChulainn  schließt  das  Stück;  wir  erfahren 
daraus,  daß  der  Held  an  einem  Mittwoch  am  ersten  Tage 
des  Herbstes  gefallen  ist.ß) 


0  In  der  Grafschaft  Kildare. 

2)  Die  Ortsnamen  schwanken:  Chis  (wo  Mastiu)  LL,  Carnn  Ui  Neil 
H.  3.  18  (was  aber  bei  Cork  zu  liegen  scheint). 

3)  Diese  zwei  Stücke  sind  sehr  alt. 

*)  Ebenso  tut  der  Schimmel  des  heiligen  Columba  vor  dessen  Tod 
(Adomnans  Vita  Columbae  III,  23). 

^)  Die  Burg  von  CüChulainns  Zieheltern  und  seine  eigene. 

'^)  Den  Tod  CüChulainns  an  einem  Mittwoch  erwähnt  schon  Flanuacän 
niac  Cellaich  (f  896)  in  seinem  Gedicht  GBL  125  b  14.  Eben  unser  Stück 
wird  für  ihn  der  Anlaß  gewesen  sein,  auch  andere  Ereignisse  der  Sagen 
auf  bestimmte  Wochentage  zu  verlegen. 


f.r 


II,  63.   Das  große  Fällen  von  Mag  Miürtheimne.  oo  i 

Fassung  B. 

In  A  wird  CüChulainns  Tod  nur  an  Lugaid  allein  gerächt,  der  ihn 
enthauptet  hat.  Aber  gewiß  wurde  früh  schon  angenommen,  daß  die 
Strafe  auch  seine  andern  Hauptgegner,  namentlich  Erc  ereilte.  Es  muß 
im  10.  Jahrhundert  ein  Bericht  davon ,  vielleicht  in  poetischer  Form ,  vor- 
handen gewesen  sein;  Cinsed  ua  h-Artacäin  (-{-975)  erwähnt  Erc's  Tod 
durch  Conall  Gemach  in  dem  unten  in  Anhang  1  analysierten  Gedicht 
über  Acall\^)  ebenso  der  Dichter  Mac  Coise  (f  990).^) 

In  Tigernachs  Annalen^)  lautet  der  ursprüngliche  Eintrag  (kurz  nach 
Christi  Geburt)  im  Anschluß  an  A:  Mors  ConChulaind  fortissimi  lierois 
Scottorum  la  („durch")  Lugaid  Mac-tri-con  et  la  Ercc  mdc  Coirpri  Isiad- 
Fer  et  la  tri  maccu  Calattin  de  Chonnachtaib  (mit  der  Bemerkung,  Cü- 
Chulainn  sei  mit  27  Jahren  gestorben).  Aber  der  Interpolator  (wohl  des 
13.  Jh.'s)  fügt  am  Rande  bei:  1.  3Iors  Emiri  uxoris  ConCulaind,  und 
2.  „der  Tod  von  Erc,  dem  Sohne  Corpre's,  des  Königs  von  Temair,  und 
von  Lugaid  mac  ConRoi  durch  Conall  Cernach,  und  der  Einfall  in  die  vier 
'Fünftel'  Irlands  durch  die  sieben  Maine  von  Ulster".  Diese  Gestaltung 
der  Sage,  die  etwa  dem  12.  Jahrhundert  angehören  wird,  ist  nicht  auf  uns 
gekommen;  in  den  erhaltenen  Sagen  sind  die  sieben  Maine  immer  Söhne 
von  Ailill  und  Medb,  also  keine  Ulter. 

Aber  in  späterer  Zeit  hat  ein  Bearbeiter,  in  dem  ich  nach  Stil  und 
Sprache  den  „Modernisator"  etwa  des  15.  Jahrhunderts  zu  erkennen  glaube 
(s.  oben  S.  73),  die  Fassung  A  nach  seinem  Geschmack  umgebildet 
und  in  der  erwähnten  Richtung  ergänzt.  Sein  Werk  ist  in  zahlreichen 
Handschriften  des  17.  — 19.  Jahrhunderts  überliefert,  von  denen  manche 
d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue  unter  den  Titeln  Brislech  mor  Maige  Mur- 
themne,  Dergruathar  Chonaill  Chearnaig,  auch  unter  Aided  ConCiäainn 
aufzählt;  vgl.  auch  Mackinnon,  Katalog  S.  116  f.  Die  älteste,  noch  auf 
Pergament,  also  wohl  im  15.  — 16.  Jahrhundert  geschriebene  ist  die  un- 
vollständige in  Edinburg,  Advocates'  Library  No.  XLV  (Mackinnon,  S.  157  f.). 
Das  Lied,  in  dem  Conall  Cernach  die  Köpfe  der  von  ihm  Erschlagenen 
aufzählt  (manchmal  Laotdh  na  gceann  „das  Lied  der  Köpfe"  genannt), 
findet  sich  für  sich  schon  in  dem  Buch  des  Dekans  von  Lismore,  also  im 
Anfang  des  16.  Jahrhunderts.*) 


*)  Auch  das  pseudo-Cinsed'sche  Gedicht  bringt  ihn  (RC  23,  306. 
320.  325). 

2)  Siehe  ZCP  6,  269  Str.  9. 

3)  RC  16,  407. 

*)  ed.  MacLauchlan,  S.  58;  bei  Cameron,  Rel.  Celt.  1,66.  Auch  jüngere 
Gestaltungen  bei  Campbell,  Leabhar  na  Feinne,  S.  15  ff.  und  Cameron  a.  a.  0. 
1,113.-  114;  11,365.  Weitere  Handschriften  (18.  — 19.  Jh.)  bei  d'Arbois, 
Essai  d'un  catalogue,  S.  159  s.  v.  Laoidh  na  g-ceann.  Andere  zugehörige 
Gedichte  aus  dem  „Turner  Ms."  des  18.  Jh.s  (Edinb.  XIV)  bei  Cameron 
II,  360—364. 


558  11,  63.   Brislech  mür  Maige  Muirtheimne. 

In  den  Handschriften  ist  die  Erzählung  gewöhnlich  in  zwei  Teile 
zerlegt:  I.  Brislech  mör  Maige  Muirtheimne,  11.  Vergruathar ^)  Chonaill 
Ch^rnaig  „der  rote  (blutige)  Ansturm  Conall  Cernach's".^)  Die  schwer 
verständlichen  retorischen  Stücke  der  älteren  Fassung  sind  hier  natürlich 
weggelassen,  aber  die  Geschichte  sonst  weit  ausgesponnen,  auch  mit  Be- 
nützung anderer  Sagen,  wie  des  Brislech  in  der  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  6 
§  56,  namentlich  60) ,  der  Sage  vom  Tode  Conchobors  (Kap.  61)  u.  a.  An 
kindlichen  Übertreibungen  läßt  sie  nichts  zu  wünschen  übrig. 

Ich  gebe  nur  den  Hauptverlauf  wieder. 


I.   Das  große  Fällen  von  Mag  Muirtheimne. 

1.  Nach  den  Schlachten  von  Finnchorad,  von  Ros  na  Rig^) 
und  von  Gäibeach  Gäiride^)  kommen  die  Ulter  triumfierend 
nach  Emain  Macha,  CüChulainn  nach  Dün  Delgän;  seine 
größte  Tat  war  gewesen,  daß  er  Cailitln  und  seine  27  Söhne 
erschlug.  Dessen  Weib  war  aber  schwanger  und  gebar  nach 
dem  Tod  ihres  Mannes  drei  Söhne  und  drei  Töchter  auf 
einmal.  Die  Königin  Medb  Muachäin,^)  Tochter  von  Eochaid 
Feidlech,  sucht  sie  auf,  läßt  den  Kindern  den  rechten  Fuß 
und  die  linke  Hand  abschneiden  und  erzieht  sie  17  Jahre 
lang  als  Zauberer  und  Hexen.  Dann  ruft  sie  ihnen  ins  Ge- 
dächtnis, daß  CüChulainn  mac  Sualtaig  ihren  Vater  erschlagen 
hat,  und  schickt  sie  in  die  Welt,  um  Zauberei  (Druidenschaft) 
zu  lernen.  Das  tun  sie  erst  drei  Jahre  in  Schottland  und 
zwei  bei  den  „Sachsen";  dann  gehen  sie  nach  Babylon  und 
suchen  alle  Druiden  von  Osten  bis  Westen  auf.  Schließlich 
kommen  sie  in  die  Hölle  und  sind  zwei  Jahre  bei  Vulkan 
(Bolcän).    Der  verfertigt  ihnen  drei  Schwerter  Lot,  Äg  und 


')  Der  Ausdruck  dergruathar  fand  sich  in  Fassung  A  §  7,  auf  den 
Liath  Macha  bezogen. 

2)  Nach  modernen  Handschriften  gedruckt  (von  Hogan  und  J.H.Lloyd), 
der  zweite  Teil  voran,  im  Gaelic  Journal  XI  (1901)  und  XVII  (1907);  Teil  II 
auch  besonders  von  J.  H.  Lloyd  unter  dem  Titel:  Dearg-Ruathar  Chonaill 
Chearnaigh  (mit  Wörterbuch),  Dublin  1907.  —  Der  Schluß  von  Teil  I  und 
der  Anfang  von  II  in  Mil  na  mBeach  [Dublin  1911]  S.  48  ff.  als  Aidlieadh 
ConCiüainn  (nach  zwei  modernen  Handschriften). 

8)  Siehe  Kap.  28. 

*)  So  im  Gaelic  Journal.  Gemeint  ist  die  Schluß -Schlacht  der  Täin 
bö  Cuailnge  bei  Gäirech  und  Ilgairech  (Irgairech).  Die  Namen  schwanken 
in  den  Handschriften  vielfach. 

^)  Wohl  zu  lesen  Cruachan  „von  Cruachain". 


II,  63.   Das  große  Fällen  von  Mag  Muirtheimne.  559 

Urchrad  und  drei  Spere  Gsed,  Leod  und  Letrad  und  profezeit, 
daß  drei  Könige  durch  diese  fallen  werden:  CüChulainn  der 
König  der  Krieger  Irlands,  Lseg  mac  Riangabra  der  König 
der  Diener  und  Liath  Maclia  der  König  der  Pferde.  Sie  kehren 
auf  „Wolken  des  Windes"  nach  Medbs  Burg  Cruachain  zurück. 

2.  Medb  erblickt  sie  von  ihrem  grianän  (ursprünglich 
„Söller")  aus,  begrüßt  sie,  erfährt,  was  sie  gelernt  haben, 
und  bewirtet  sie  drei  Tage  und  Nächte  trefflich.  Sie  sammelt 
ein  Heer  und  läßt  Lugaid  mac  ConRoi,  den  König  von  Munster 
zu  sich  laden;  und  da  sie  ihn  an  den  Tod  seines  Vaters  durch 
CüChulainn  erinnert,  verspricht  er,  die  Fürsten  von  Munster 
zum  Rachezug  aufzubieten.  Andere  Boten  holen  Mac-Niad 
und  Conchubar,  die  Söhne  von  Finn  mac  Rosa,  aus  Leinster 
und  Erc  mac  Cairbri,  und  auch  sie  mahnt  Medb  daran,  daß 
sie  ihre  Väter  durch  CüChulainn  verloren  haben.  So  ver- 
sammeln sich  vier  „Fünftel"  Irlands  bei  Cruachain,  feiern 
dort  drei  Tage  und  Nächte,  rücken  dann  auf  näher  be- 
schriebenem Wege  in  drei  Tagen  bis  Tailtiu  und  verwüsten 
nun  Mag  Breg,  Mide,  Tethfa,  Cermna,  Cuailnge  und  Cnogba. 
Die  aus  Ulster  verbannten  Fergus  mac  Roig  und  Cormac 
Conloinges  und  die  ganze  „schwarze  Verbannung"  i)  hat  Medb 
aber  zu  Hause  gelassen,  damit  sie  nicht  hinderlich  wären. 

Die  Ulter  sind  in  ihrem  Schwächezustand  {ces  noinden). 
König  Conchubar  läßt  aber  CüChulainn  in  Dün  Delgän  durch 
seine  Botin  Lebarcham  ausrichten,  nach  dem  Rate  von  Cathfad, 
Genann  Gruadsolais,  Aimirgin,  Ferchertne  dem  fili  und  Andern 
solle  er  vor  Medbs  Heer  und  vor  den  Listen  der  Kinder 
Cailitins  auf  der  Hut  sein  und  ihnen  nicht  allein  entgegen- 
treten, sondern  sein  Land  verlassen  und  zu  Conchubar  kommen; 
dort  einzufallen  würden  die  Feinde  nicht  wagen.  CüChulainn, 
der  eben  auf  einer  erfolglosen  Vogeljagd  ist,  willigt  ein;  auch 
seine  Frau  Eimer  ingen  Fergail  Monad  (so!)  verläßt  zu 
Wagen  Dün  Delgän,  und  ihr  Vieh  flüchtet  auf  Sliab  Chuilinn 
in  Ulster.  Als  sie  nach  Emain  Macha  kommen,  freuen  sich 
die  dortigen  Frauen,  und  Conchubar  befiehlt  diesen  und  Cathfad 
und  Genann  mac  Cathfad  und  allen  ollatn,^)  CüChulainn  sorg- 

^)  Duhhloingeas,  s.  oben  S.  338. 

2)  Diese  Dichter  und  Druiden  sind  vom  Schwächezustand  also  nicht 
befallen. 


560  II,  63.   Brislech  mür  Maige  Muirtheimne. 

sam  zu  hüten,  weil  profezeit  sei,  er  werde  durch  Medb  und 
die  Kinder  Cailitlns  fallen.  Sie  schlagen  ihr  Lager  rings- 
herum auf  und  unterhalten  CüChulainn  und  Eimer  aufs  Beste. 

3.  Die  Feinde  kommen  nach  Äth  Ala  in  Muirtheimne 
und  plündern  Mag  Muirtheimne,  Dun  Delgän  und  Machaire 
Chonaill.  Und  als  Medb  die  Kinder  Cailitlns  an  ihr  Ver- 
sprechen erinnert,  CüChulainn  binnen  drei  Tagen  in  ihre 
Nähe  zu  bringen,  eilen  die  drei  Töchter  Cailitius  —  sie 
werden  als  Hexen  und  hadha  „Dämoninnen"  bezeichnet  — 
auf  Flügeln  des  Windes  nach  der  Burgwiese  von  Emain. 
Sie  bilden  aus  Stengeln,  Gras  und  Blättern  Zauberheere,  die 
die  Umgegend  zu  verwüsten  scheinen.  Wie  das  CüChulainn 
sieht,  will  er  aufspringen;  aber  Genann  umschlingt  ihn  mit 
den  Armen,  hält  ihn  so  auf  dem  Sitze  zurück  und  redet  ihm 
zu,  es  handle  sich  nur  um  Blendwerk.  Auch  als  Cailitlns 
Tochter  Badb  in  Yogelgestalt  auf  CüChulainns  grianän  kommt 
und  ihm  von  der  Verwüstung  von  Muirtheimne  usw.  vorsingt, 
weiß  Genann  ihn  zu  beschwichtigen:  wenn  er  nur  sieben 
Tage  warte,  werde  der  Zauberspuk  vergehn;  bis  dahin  werde 
auch  Conall  Cernach,  der  eben  im  Ausland  weilt,  zurück  sein 
und  ihm  beistehn.  Alle  sind  weiter  bemüht,  CüChulainn  zu 
unterhalten. 

4.  Am  andern  Tag  kommen  die  drei  Söhne  Cailitlns  und 
gestalten  ihrerseits  Zauberheere.  Niam  ingen  Cheltchair, 
Conalls  Frau  und  CüChulainns  Geliebte,  die  ihn  an  diesem 
Tag  in  ihre  Obhut  genommen  hat,  möchte  ihn  in  das  „Tal 
der  Tauben"  (Glenn  na  m-hodar)^)  führen,  wo  man  nichts 
vom  Schlachtenlärm  hört.  Und  als  CüChulainn  sich  weigert, 
vielmehr  in  Emain  Macha  seinen  Wagen  zur  Ausfahrt  will 
anspannen  lassen,  erinnert  sie  ihn  an  sein  Versprechen,  ohne 
ihre  Einwilligung  den  „Männern  Irlands"  nicht  entgegen- 
zutreten. So  läßt  er  sich  halten..  Auch  der  älteste  Sohn 
Cailitlns,  der  in  Vogelgestalt  ihn  aufzuhetzen  versucht,  richtet 
gegen  sie  nichts  aus. 

5.  Am  dritten  Tag  beschließt  man,  CüChulainn  dadurch 
ins  „Tal  der  Tauben"  zu  bringen,  daß  Cathfad  ihn  dorthin 
zu  einem  Gelage  einlädt.    Widerwillig  folgt  er,  begleitet  von 

')  Dieser  Ortsname  stammt  aus  der  Einleitung  zum  Senchas  Mör 
(Anc.  Laws  I,  2). 


II,  63.    Das  g-roße  Fällen  von  Mag-  Muirtlieiinne.  501 

Niam,  während  Kimer  zurückbleibt.  So  suchen  die  Kinder 
Cailitins  ihn  erst  vergeblich,  entdecken  dann  aber  seine  Pferde, 
die  Lseg  im  Glenn  weidet.  Nun  lassen  sie  alle  Ränder  des 
Tals  durch  ein  laut  lärmendes  Zauberheer  besetzen;  doch  ge- 
lingt es  Cathfad,  CüChulainn  zu  beruhigen,  es  sei  nur  Blend- 
werk. Cailitins  Tochter  Badb  macht  sich  aber  an  Niam 
heran,  führt  sie,  scheinbar  um  etwas  mit  ihr  zu  bereden,  von 
CüChulainn  weg,  nimmt  dann  selber  ihre  Gestalt  an,  kehrt 
so  zu  ihm  zurück  und  fordert  ihn  auf,  die  Verwüstung  seines 
Gebiets  Mag  Muirtheimne  zu  rächen.  So  glaubt  er  nun,  die 
Einwilligung  von  Niam  zu  haben,  und  schämt  sich,  daß  ein 
Weib  ihn  mahnen  müsse.  Cathfad  und  die  Andern  vermögen 
ihn  nicht  mehr  zurückzuhalten;  selbst  als  die  wirkliche  Niam 
zurückkehrt  und  Alles  für  Lüge  erklärt,  glaubt  er  ihr  nicht. 

6.  Nur  nach  langem  Sträuben  und  unterstützt  von  Cü- 
Chulainn kann  Lseg  die  zwei  Pferde,  Liath  Macha  und  Dub- 
fseilenn,^)  einfangen  und  anschirren.  Als  CüChulainn  auf  den 
Wagen  springt,  fallen  seine  Waffen  von  ihm  ab,  was  als 
übles  Vorzeichen  angesehen  wird.  Wie  er  gegen  Emain 
Macha  zufährt,  erscheinen  ihm  wieder  Zauberheere  und  er 
glaubt,  Craeb  Ruad  (die  Festhalle)  in  Brand  zu  sehen.  Ver- 
geblich versichern  Cathfad  und  Eimer,  das  Alles  sei  nur  Spuk; 
er  ist  entschlossen,  gegen  die  vier  „Fünftel"  auszufahren.  Da 
brechen  die  Frauen  in  Wehklagen  aus.  Er  wendet  sich,  von 
Cathfad  und  den  fili  begleitet,  zunächst  zu  seiner  Mutter 
Deithchide^)  in  Dün  Deithchide,  um  Abschied  zu  nehmen. 
Dreimal  reicht  sie  ihm  einen  Becher  (bollän)  mit  Milch,  drei- 
mal ist  er  voll  Blut.  Da  zerschmettert  er  ihn  an  einem  Stein 
(daher  der  Name  des  Hügels  Tulach  an  Bolläin)  und  erkennt, 
daß  er  nicht  lebend  zurückkehren  wird.  Umsonst  bitten  ihn 
seine  Mutter  und  Cathfad,  da  die  übrigen  Ulter  in  ihrem 
Schwächezustend  liegen,  auf  Conall  Cernach  zu  warten;  auch 
daß  er  zwei  schöne  Mädchen  ein  blutiges  Hemd  waschen  sieht, 
hält  ihn  nicht  ab.  Er  verbietet  Cathfad,  ihm  weiter  zu  folgen, 
und   fährt   nach  Äth  na  Forfaire   auf  Sliab  Fuait.    Da   er 


*)  „Die  schwarze  Möve";  in  den  alten  Sagen:  Dub  Saiugienn. 
2)  DaWiene  bei  Mackinuon,  Katal.  148.    Die  Deichtine,  Dechtir{e)  der 
alten  Sage. 

Thurneyeen,  Die  irische  Helden-  und  Königfsage.  36 


562  II,  63.    Brislech  mör  Maige  Muirtheimne. 

neben  der  Straße  einen  Rauch  sieht,  meint  er,  er  rühre  von 
Irl ändern  her,  findet  aber  die  Kinder  Cailitlns  in  fürchter- 
licher Zaubergestalt  mit  je  einem  Auge,  einem  Arm,  einem 
Bein.  Da  wendet  er  die  linke  Seite  des  Wagens  gegen  sie 
und  will  vorbei.  Als  Badb  einen  Bratspieß  ihior)  nach  seiner 
Stirn  wirft,  fängt  er  ihn  zwar  auf  und  schleudert  ihn  auf 
sie  zurück.  Aber  ein  Blutstropfen,  der  vom  Spieß  auf  seinen 
Kopf  gefallen  ist,  benimmt  ihm  und  dem  Liath  Macha  die 
Hälfte  ihrer  Kraft.  Der  Spieß  hat  Badb  durchbohrt,  und  so 
kommt  sie  zu  den  „Männern  Irlands".  CüChulainn  singt  ein 
düsteres  Lied  über  die  Zauberkunst  der  Kinder  Cailitins,  die 
ihm  den  Sieg  benehme. 

7.  Als  er  weiter  fährt,  kommt  ihm  der  Spruchmann  Cü- 
Chuilesgi)  mit  fünfzig  Dichtern  entgegen  und  verlangt  von 
ihm  die  Erfüllung  einer  Bitte.  Auf  seine  Zusage  erbittet 
er  sich  seinen  Sper.  Ob  er  ihn  mit  der  Spitze  oder  mit 
dem  Ende  voraus  wolle?  fragt  CüChulainn.  „Quer"  ist  die 
Antwort.  Der  also  geschleuderte  Sper  tötet  den  Bitter 
und  27  Dichter.  CüChulainn  hindert  aber  Lseg,  den  Sper 
wieder  zu  holen,  da  man  ein  Geschenk  nicht  zurücknehme; 
so  fahren  sie  ohne  Sper  weiter.  Lugaid  mac  ConRoi,  der  auf 
ihn  aufmerksam  gemacht  wird  und  nach  ihm  ausblickt,  be- 
schreibt auf  die  übliche  Weise  den  Wagen,  die  Pferde  und 
den  Helden  und  ruft  die  Männer  Irlands  auf;  denn  fürchterlich 
werde  CüChulainn  toben.  Die  Feinde  stellen  sich  in  Schlacht- 
ordnung, und  Medb  übergibt  Lugaid,  Mac-Niad  und  Erc  die 
drei  von  Vulkan  geschmiedeten  Spere.  Wie  CüChulainn  die 
Männer  Irlands  erblickt,  heißt  er  Lseg  die  Pferde  antreiben 
und  die  linke  Seite  des  Wagens  gegen  die  Feinde  kehren. 
Er  selber  gerät  in  Wutverzerrung  und  macht  seine  „Donner- 
Kunststücke",  und  der  Wagen  reißt  rings  um  das  feindliche 
Heer  die  Erde  so  auf,  daß  es  nicht  entrinnen  kann.  Ein 
Wall  von  getöteten  Menschen,  Pferden  und  Hunden  türmt 
sich  auf,  ohne  daß  CüChulainn  verwundet  wird,  und  in  der 
Nacht  lassen  die  von  ihm  geschleuderten  Steine,  die  Lseg  ihm 
sammelt,  die  Gegner  nicht  schlafen.    Nachdem  er  es  so  die 


^)  Dieser  Name  ist  durch  Mißverständnis  von  cainte  co  coUuaisc  „ein 
Spruoliniann  mit  einer  Hasel jn;erte(?)"  der  Fassung  A  entstanden. 


11,63.    Das  große  Fällen  von  Mag-  Muirtheimne.  563 

sieben  Tage  der  Woche  getrieben,  schleudert  Mac-Niad  auf 
Medbs  Anreizung  den  Sper  nach  ihm,  verwundet  ihn  an  der 
recliten  Schulter  und  durchbohrt  das  Pferd  Liath  j\Iacha. 
Und  während  CttChulainn  den  Sper  herausziehn  will,  wirft 
Erc  den  seinen,  reißt  damit  ein  Stück  von  CüChulainns  linker 
Schulter  und  verwundet  Laeg  schwer.  Als  aber  CüChulainn 
den  Sper  aus  ihm  herauszieht,  fliehen  die  Feinde.  Er  ent- 
sendet (in  Prosa  und  Versen)  Laeg  zu  den  Ultern  und  zu 
Eimer  und  verspricht,  ihn  zu  rächen.  So  nimmt  Laeg  ilb- 
schied,  bleibt  aber  noch  in  der  Nähe,  um  seine  Taten  zu  be- 
obachten. CüChulainn  richtet  ein  furchtbares  Blutbad  zu- 
nächst unter  den  Dienern  und  dem  Troß  der  Irländer  an  (als 
Eache  für  seinen  Diener),  dann  auch  unter  den  Kriegern,  von 
denen  die  eine  Hälfte  fällt,  die  andere  verwundet  wird.  Nun 
schleudert  aber  auch  Lugaid  seinen  Sper;  der  durchbohrt  das 
Pferd  Dubfseilenn  und  verwundet  CüChulainn  tödlich.  Dieser 
spannt  nun  den  ganzen  Wagen  an  den  gleichfalls  verwundeten 
Liath  Macha,  fährt  damit  unter  die  Irländer  und  springt  ab; 
die  Feinde  flüchten  nach  allen  Seiten.  Ein  Rabe  will  von 
den  aus  seinem  Leib  hervorgequollenen  Eingeweiden  fressen; 
da  zuckt  CüChulainn  seinen  Darm  unter  ihm  weg  und  lacht, 
sein  letztes  Lachen!  Da  die  Schatten  des  Todes  ihn  zu  um- 
nebeln beginnen,  geht  er  zum  nahen  See,  um  sich  zu  waschen 
{tUnnachad)\  daher  heißt  der  See  Lochän  an  TönnacJitha.  Der 
herbeieilende  Laeg  behandelt  seine  Wunden,  und  das  ganze 
Wasser  wird  rot.  Eine  Fischotter  (im  Irischen  „Wasser- 
Hund"),  die  von  seinem  Blute  trinken  will,  tötet  CüChulainn 
mit  einem  Steinwurf.  Nun  weiß  er  aber,  daß  er  sterben  muß; 
denn  ihm  ist  profezeit,  daß,  wie  das  Töten  eines  Hundes  (des 
Hundes  Culann's)  seine  erste  Heldentat  war,  das  auch  seine 
letzte  sein  werde.  Laeg  führt  ihn  auf  seinen  Wunsch  zu 
einem  Fels,  gibt  ihm  den  Schild  in  die  linke,  das  Schwert  in 
die  rechte  Hand,  damit  die  Irländer  nicht  zu  nahen  wagen, 
und  so  stirbt  der  Held,  den  Eücken  an  den  Fels  gelehnt. 
Laeg  sieht,  daß  das  Pferd  Dubfaeilenn  sich  wieder  aufrafft;  er 
zieht  den  Sper  aus  ihm  heraus  und  reitet  auf  ihm  über  Sliab 
Fuait  nach  Emain  Macha. 


36* 


564  II,  63.    Dergruathar  Chonaill  Cheruaig. 

IL    Der  rote  Ansturm  Conall  Cernach's. 

1.  Drei  Tage  und  Nächte  wagen  sich  die  Männer  Irlands 
nicht  an  CüChulainn  heran,  den  der  Liath  Macha  umkreist; 
sie  befürchten  eine  Hinterlist.  Endlich  fliegt  Badb,  die  Tochter 
Cailitlns  (in  Krähengestalt)  über  ihn,  stößt  drei  Schreie  aus 
und  läßt  sich  auf  seinem  Schild  nieder.  Da  erst  treten  die 
Andern  heran,  und  da  sie  ihm  das  Schwert  nicht  entwinden 
können,  zerhauen  sie  die  Sehnen  seiner  Hand;  das  fallende 
Schwert  schneidet  dreißig  unter  ihm  befindlichen  Knaben  die 
rechte  Hand  ab.  Nun  trennt  ihm  Lugaid  das  Haupt  vom 
Eumpf,  und  nach  längerer  Beratung  beschließt  man,  daß  Erc 
es  nach  Temair  als  dem  Nabel  Irlands  verbringen  solle.  Da- 
rauf zerstreut  man  sich,  läßt  aber  aus  Angst  vor  Conall 
Cernach  Kriegsleute  als  Deckung  hinter  sich  zurück. 

2.  Eimer  späht  von  ihrem  grianän  aus,  sieht  einen  ein- 
zelnen Eeiter  langsam  nahen,  und  da  sie  Lseg  auf  dem  Dub- 
fseilenn  erkennt,  weiß  sie,  daß  CüChulainn  tot  ist.  Laeg  meldet 
den  Tod  des  Heldei  der  Frauenschar  und  den  fili  und  ollam, 
die  in  laute  Klagen  ausbrechen.  Er  begibt  sich  mit  Eimer 
nach  Dün  Delgän,  das  sie  niedergebrannt  finden,  und  Eimer 
errichtet  über  CüChulainns  Leiche  ein  schönes  Zelt,  das  ihre 
Frauenschar  jammernd  umgibt.  Sie  sendet  Lebarcham  aus, 
Conall  Cernach  in  der  „großen  Welt"  zu  suchen.  Diese  er- 
kennt in  einem  eben  in  Cuailgne  landenden  Fahrzeug  das 
Schiff  Conalls,  genannt  Engach,  und  teilt  dem  aussteigenden 
Helden  das  Ende  CüChulainns  mit.  Er  läßt  seine  zwei  Pferde, 
Dergdrachtach  und  Conchenn  („Hundskopf")  anspannen  und 
geißelt  das  letztere  so  heftig,  daß  es  in  gewaltsamem  Sprung 
zusammenbricht.  Da  legt  er  das  ganze  Joch  dem  andern  auf 
und  fä}irt  nach  Mag  Muirtheimne,  wo  die  unzähligen  Leichen 
liegen.  Den  von  einem  Sper  durchbohrten  Liath  Macha,  der 
ihm  begegnet,  fordert  er  auf,  sich  ins  Joch  zu  fügen.  Aber 
das  Pferd  hat  den  ganzen  Tag  vergeblich  nach  CüChulainns 
Kopf  gesucht;  es  wendet  sich  von  ihm  weg  und  ertränkt  sich 
in  Linn  Leith. 

3.  Conall  Cernach  klagt  über  der  Leiche  CüChulainns, 
verweigert  aber  Eimer's  Bitte,  ihn  zu  begraben;  zuvor  müsse 
er  gerächt  werden.    Er  fährt  nach  dem  (verlassenen)  Lager 


nßf: 


11,  G3.    Der  rote  Aiisturin  CunaJl  Cernach'.s.  56 

der  Irländer  und  weiter  nach  Glenn  Bolchäin.  Dort  sielit 
ihn  Connla  mac  Crimthainn  kommen  und  beschreibt  ihn  seinem 
Ziehbruder  Lugaid  mac  ConRoi,  der  liinter  dem  Heere  zurück- 
geblieben ist,  um  den  Abzug  zu  decken.  Zwischen  den  zwei 
feindlichen  Helden  entspinnt  sich  dann  ein  poetisches  Zwie- 
gespräch. Lugaid  rühmt  sich,  CüChulainn  enthauptet  zu 
haben,  und  verpflichtet  sich,  Conall  in  Airgetros  zu  erwarten. 
Auf  dem  Wege  dahin  kommt  Conall  nach  Glaise  Breg,  trifft 
dort  150  Krieger  um  Maine  Mö-eipirt,  den  Sohn  von  Medb 
und  Oilill,  und  erlegt  sie  alle  nach  kurzem  Kampf.  Maine's 
Kopf  steckt  er  auf  eine  Weidenrute  (gad). 

4.  In  Temair  prahlt  der  badende  Erc  mac  Cairbre  gegen 
den  Ulter  Cenn  Biorraide,i)  der  sich  zur  Deckung  Feidlem's, 
der  Tochter  Conchubars,^)  dort  befindet,  die  Ulter  hätten  nun 
keinen  Rächer  mehr.  Da  Cenn  Biorraide  das  nicht  gelten 
läßt,  so  lange  Conchubar,  Fergus  und  Conall  Cernach  am 
Leben  seien,  treibt  er  ihn  mit  einem  Steinwurf  aus  dem 
Palast  (bruighean).  Der  Vertriebene  ist  sehr  erfreut,  auf 
Conall  zu  stoßen,  und  kehrt  mit  ihm  nach  Temair  zurück. 
Auf  einer  Wiese  sehen  sie  dort  Mal  und  Miodna,  zwei  An- 
führer (taoisech),  mit  dem  Kopfe  CüChulainns  Ball  spielen. 
Conall  schlägt  ihnen  nach  kurzem  Wechselgespräch  die  Köpfe 
ab  und  steckt  sie  auf  dieselbe  Rute.  Cenn  Biorraide  wird, 
obschon  er  Conall  ungern  verläßt,  mit  CüChulainns  Kopf  zu 
Eimer  geschickt.  Diese  drückt  den  Kopf  an  ihre  Brust, 
trinkt  von  seinem  Blut  und  singt  ein  Klagelied;  nie  werde 
sie  einen  andern  Gatten  nehmen.  —  Und  er  nie  einen  andern 
Herrn,  sagt  Lseg. 

5.  Ant  Conalls  Aufforderung  kommt  Erc,  begleitet  von 
150  Kriegern,  aus  Temair  heraus.  Alle  Krieger  fallen  bis 
auf  Erc;  endlich  unterliegt  aber  auch  er,  und  sein  Kopf  wird 
auf  die  Rute  gesteckt.  Dann  erschlägt  Conall  die  ganze 
Mannschaft  von  Temair,  darunter  schließlich  —  beim  vierten 
Tor  —  den  Führer  von  Eres  Hausgesinde,  Muiredach  mac 
Fergusa.  Auch  dessen  Kopf  kommt  auf  die  Rute;  ebenso 
später  der  von  Colla  mac  Fathamain.    Weiter  fahrend  sieht 


^)  Die  Gestalt  aus  Kap.  61. 

'^)  Sie  ist  Eres  Mutter,  die  Witwe  von  Cairbre  Nia-Fer. 


560  II,  63.   Diuuseiinchas  Acall. 

Conall  einen  Rauch;  er  geht  ihm  nach  und  findet  so  die  gräu- 
lichen Kinder  Cailitlns;  auch  ihre  sechs  Köpfe  gesellen  sich 
zu  den  andern.  Dann  holt  er  die  Leute  Lugaids  ein,  darunter 
Connla.    Alle  fallen,  Connla's  Kopf  wird  an  die  Rute  gesteckt. 

6.  In  Mag  Airgetrois  erwartet  ihn  Lugaid.  Um  diesem, 
der  nur  eine  Hand  besitzt, i)  gleich  zu  sein,  läßt  sich  Conall 
die  rechte  Hand  festbinden,  und  sie  hauen  mit  den  Schwertern 
aufeinander  ein.  Als  aber  ein  Hieb  Lugaids  zufällig  Conalls 
Fessel  durchschneidet,  weigert  er  sich,  sich  ein  zweites  Mal 
fesseln  zu  lassen.  Lugaid  unterliegt  und  verliert  seinen  Kopf; 
desgleichen  Glinne  mac  Degaid.  Ferner  fällt  schließlich  Mac- 
Niad  mac  Rosa,  der  König  von  Leinster,  bei  seiner  Burg. 

7.  Mit  all  den  Köpfen  an  der  Weidenrute  kehrt  Conall 
Cernach  nach  Dün  Delgän  zum  Leichnam  CüChulainns  zui'ück. 
Im  Wechsel gesang  berichtet  er  Eimer,  was  er  ausgerichtet 
und  wem  die  Köpfe  gehört  haben  („das  Lied  der  Köpfe"). 
Da  sie  ihn  bittet,  sie  mit  ihrem  Mann  zusammen  zu  be- 
statten, gräbt  er  ein  tiefes  Grab.  Eimer  legt  ihren  Mund 
auf  den  CüChulainns  und  stirbt.  Conall  legt  beide  in  das 
Grab,  errichtet  einen  Stein  mit  Ogam- Inschrift  darüber,  und 
die  Totenklage  wird  abgehalten. 

Anhang:  Aus  dem  Dinnsenchas. 
1.  Dinnsenchas  von  Acall. 

Ein  Gedicht  von  Cinsed  ua  h-Artacäin  (f  975),  in  dem  er  sich  selber 
und  den  damaligen  Wikingerkönig'  von  Dublin,  Amlaib  (Olaf),  nennt,  ist 
in  das  metrische  Dinnsenchas  (A)  aufgenommen  worden.  2)  Die  Strofen 
sind  etwas  in  Unordnung  und  in  den  Handschriften  verschieden  gestellt. 
Es  behandelt  die  Etymologie  von  Acall.  3) 

Acall  war  die  Tochter  von  Coirpre  Nia-Fer  und  Feidlem 
Noichruthach  und  die  Schwester  Eres;  ihr  Mann  war  Glan 
mac  Carbad.  Sie  war  ein  treffliches  Weib  und  verweigerte 
Eochu,  dem  jungen  Krieger  Coirpre's,  eine  heimliche  Zu- 
sammenkunft.   Als  Conall  Cernach  als  Rache  für  CüChulainn 


0  Das  ist  in  dieser  Erzählung  nicht  motiviert. 
•-)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical  Dindshenchas  I,  46. 
^)  Nur  in  LL  immer  AchaU.    Es  ist  der  „Hill  of  Skreen''  bei  Tara 
(Temair). 


II,  C4.  Siaburchariiat  CuuCulaiiiu  „Cül'liulaimis  Gei.steiwagen".     567 

Erc  den  Kopf  abschlug  und  ihn  nach  Temair  brachte,  brach 

ihr  das  Herz  vor  Kummer J)   Die  Ulter  mit  Oonchobor  liielten 

ein  Wettrennen  für  sie  ab,  und  ihr  Grab  gab  dem  Orte  den 

Namen.  Südlich  von  Temair  ist  Duma  n-Eirc  „Eres  Grabhügel". 

Es  werden  dann  noch  einige  Ereignisse  erwähnt,  die  später 

in  Acall  stattfanden,  aber  mit  der  Sage  nichts  zu  tun  haben. 

Die  ältere  Prosa  (B)  hat  den  Inhalt  des  Gedichts  nicht  aufgenommen, 
wohl  aber  die  jüngere  C  unter  dem  Titel  Duma  n-Eirc.^) 

2.  In  der  Prosa  C  wird  unter  den  Lokalitäten  von  Temair  auch 
Cürus  cinn  ocus  meide  ConCulainn  „die  Anordnung  (Lage)  von  CüChulainns 
Kopf  und  Hals"  genannt,  ferner  nordöstlich  davon  ,,der  Plan  von  CüChulainns 
Schild";  er  ist  flach,  hat  aber  in  der  Mitte  ein  Hügelchen,  die  Füllung  von 
CüChulainns  Schildbuckel  mit  Erde.^) 

Das  knüpft  an  die  obige  Fassung  A  an,  wo  berichtet  wird,  daß 
außer  CüChulainns  Kopf  und  Hand  von  seinen  Besiegern  auch  „die  Fläche 
seines  Schildes  voll  Erde"  nach  Temair  gebracht  wurde. 


Kap.  64.    Siaburcharpat  ConCulaiuii. 

„CüChulainns  Geisierwagen." 

Isach  Kap.  63  Fassung  A  §  9  zeigte  sich  CüChulainn  gleich  nach 
seinem  Tode  in  seinem  „Geisterwagen"  (siahurcharpat')  über  Emain  Macha 
und  hielt  dort  eine  profetische  „Geisterrede"  (siaburchobra).  Das  hat 
einem  andern  Erzähler  den  Anlaß  gegeben,  CüChulainn  mit  der  christ- 
lichen Legende  zu  verknüpfen,  indem  er  ihn  auf  seinem  Geisterwagen  zur 
Zeit  des  Apostels  der  Iren  im  5.  Jahrhundert,  des  heiligen  Pätraic  (Patricius) 
erscheinen  läßt.  Die  Geschichte  verwendet  alle  Kunstmittel  —  retorische 
Stücke,  Beschreibungen  und  eigentliche  Gedichte  —  und  geht  nach  ihrer 
Sprache  schwerlich  über  das  10.  Jahrhundert  hinauf. 

Die  Handschriften  bilden  zwei  Klassen.  Die  eine  ist  nur  durch  LU 
(Faks.)  113 — 115  vertreten.  Aber  nur  die  beiden  ersten  Seiten  sind  von 
der  alten  Hand  (M)  geschrieben;  der  Schluß  (S.  115)  steht  auf  einem  Blatt, 
das  vom  Interpolator  eingeschoben  ist.*)  Die  andere  Klasse  bilden  zwei 
Handschriften  des  16.  Jahrhunderts:  Brit.  Mus.,  Egerton  88  fol.  14r  und 
Additional  33993  fol.  2v  (unvollständig).^)  Hier  sind  die  einleitenden  Sätze 

^)  Dieser  Tod  von  Äicell  ingen  Cairpi  ist  auch  Anc.  Laws  JII,  84  erwähnt. 

■')  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  289. 

3)  RC  15,  287  §  30.  31. 

*)  Nach  dieser  Handschrift  hgg.  und  übers,  von  J.  O'Beirne  Crowe, 
Journal  of  the  R.  Historical  and  Archseological  Association  of  Ireland  I 
(1871)  S.  374. 

^)  Nach  diesen  zwei  Handschriften  gedruckt  von  K.  Meyer,  Anecdota 
from  Ir.  Mss.  III,  48. 


568     11,64.  Siabuicharpat  ConCulainii  „CuChiüaiuus  Geister  wagen". 

gekürzt,  und  die  —  nur  in  Eg.  88  bewahrten  —  Gedichte  zeigen  einige 
Abweichungen  von  LU.  Aber  manche  Fehler  sind  allen  drei  Handschriften 
gemeinsam;  sie  gehen  also  alle  auf  ein  schon  fehlerhaftes  Original  zurück. 
Da  mir  Crowe's  Ausgabe  nicht  vorliegt,  bezeichnen  meine  ein- 
geklammerten Zahlen  die  Seiten  und  Zeilen  von  Meyers  Abdruck. 

1.  (S.  48  Z.  5).  Pätraic  kommt  nach  Temair,  um  Laegaire 
mac  Neill,  den  König  von  Irland,  zum  Glauben  zu  bringen. 
Der  will  aber  an  ihn  und  Gott  nur  glauben,  wenn  er  Cü- 
Chulainn  auf  erwecke,  so  wie  er  in  den  Erzählungen  ge- 
schildert sei,  so  daß  er  ihn  sehen  und  sprechen  könne.  Ein 
Bote  von  Gott  befiehlt,  sie  sollten  bis  zum  folgenden  Tag 
auf  dem  Walle  der  Burg  Temair  verweilen;  dort  werde  Cü- 
Chulainn  zu  ihnen  kommen,  i) 

[2.  (48,  5  —  51,  11).  Nachdem  CüChulainn  dem  König 
Laegaire  erschienen  war,  kam  dieser  zu  Pätraic,  erklärte 
aber,  die  Erscheinung  nur  beschreiben  zu  können,  wenn 
Pätraic  seinen  Mund  segne.  Der  weigert  sich  aber  das  zu 
tun,  bevor  ihm  der  König  zu  Willen  sei,  und  segnet  nur  die 
Luft,  die  aus  seinem  Munde  hervorgeht.  Nun  erzählt  Laegaire, 
in  Bruig  Maie  ind  Öic^)  habe  er  einen  kalten  Wind  ver- 
spürt, der  ihm  beinahe  das  Haar  vom  Kopf  gerissen  habe, 
und  Benen^)  habe  ihm  erklärt,  das  sei  der  Wind  der  Hölle, 
die  für  CüChulainn  geöffnet  worden  sei.  Einen  schweren 
Nebel  und  dann  eine  große  Rabenschar  in  der  Luft  habe 
Benen  als  den  Atem  von  Männern  und  Pferden  und  als  die 
von  den  Pferden  aufgeworfenen  Schollen  gedeutet.  Dann 
habe  er  durch  den  Nebel  Pferde  und  zwei  Männer  in  einem 
Wagen  gesehen.  Und  es  folgt  nun  eine  lange  Beschreibung 
der  zwei  Pferde,  des  Wagens,  des  Helden  CüChulainn  und 
seines  Wagenlenkers  Lseg,  wie  sie  seit  Fled  Bricrenn  (Kap.  43) 


1)  Dieser  Abschnitt  findet  sich  außer  den  Anfangsworten  nur  in  LU. 
Er  stimmt  nicht  zu  §  2,  wonach  Laegaire  die  Erscheinung  zunächst  an 
einem  andern  Orte  hat;  darum  ist  er  wohl  in  den  andern  Handschriften 
unterdrückt.  Die  Ortsbestimmung  (Temair)  bezieht  sich  vermutlich  auf 
die  zweite  Erscheinung  (§  3).  Es  war  also  in  der  gemeinsamen  Quelle 
die  Einleitung  unpassend  verändert  oder  wohl  eher  der  §  2  nach  einer 
andern  Fassung  —  vielleicht  vom  „Kompilator"  (Teil  I  Kap.  8)  —  ein- 
geschoben worden. 

2)  Dem  alten  Elfenbezirk  am  Boyne-Fluß. 

8)  Der  heilige  Benignus,  der  später  Pätraics  Nachfolger  wurde. 


II,  64.  Siaburchaipat  CouCiilaiiin  „(JiiChulaiiiiis  Geisterwagerr'.     5ü9 

in  den  Sagentexten  üblich  war.i)  Auf  die  Frage  Pätraics. 
ob  er  jetzt  an  Gott  glaube,  erwidert  er,  gar  zu  kurz  sei  sein 
Zusammentreffen  mit  CüChulainn  gewesen.  „Gott  vermag" 
erwidert  Pätraic  „CüChulainn  abermals  zu  dir  zu  senden".] 

3.  (51,12—53,27).  Während  sie  dort^)  sind,  sehen  sie 
einen  Wagen  durch  die  Ebene  heranfahren,  auf  ihm  Lseg  mac 
Riangabra  und  CüChulainn,  der  seine  —  einzeln  aufgezählten  — 
des  vollführt.  CüChulainn  begrüßt  Pätraic  und  bittet  ihn  in 
einer  (am  Ende  von  §  4  wiederkehrenden)  Strofe,  ihn  zu 
seinen  Gläubigen  in  die  Länder  der  Lebenden  mitzunehmen. 
Lsegaire  aber  rät  er,  an  Gott  und  den  heiligen  Pätraic  zu 
glauben,  damit  nicht  die  Erde  über  ihn  komme  (ihn  ver- 
schlinge). Denn  er  sei  kein  Gespenst,  sondern  wirklich  Cü- 
Chulainn mac  Soalta.3)  Da  Lsegaire  schweigt,  fragt  er  ihn, 
wer  jetzt  durch  Bregia  fahre,  wer  ihre  Furten  hüte,  mit  wem 
die  Frauen  entwichen,  wen  die  Jungfrauen  liebten;  das  Alles 
sei  er  einst  gewesen.  —  Wenn  wirklich  ein  cü  („Hund")  da 
sei,  erwidert  Lsegaire,  solle  er  etwas  von  seinen  Taten  be- 
richten. Und  da  CüChulainn  seine  Waffentaten  rühmt,  meint 
er,  das  seien  nicht  die  Taten  eines  Hundes,  sondern  eines 
Wagenfahrers,  was  CüChulainn  in  einer  halb  poetischen  Rede 
bestätigt.  Als  er  nun  weiter  seine  Eigenschaften  aufzählt, 
verlangt  Lsegaire,  er  solle  etwas  von  den  großen  Gefahren 
kundtun,  die  er  überstanden  habe. 

4.  (54,  1 — 56,  24).  Nun  folgt  ein  langes  Gedicht  in 
mehreren  Abteilungen.  Zuerst  schildert  CüChulainn  im  All- 
gemeinen seine  Kriegstaten.  Dann  erzählt  er,  er  sei  einst 
gegen  Lochlainn  (Skandinavien)  ausgezogen  und  habe  fünfzig 
Kämpfe  bestanden.  Einen  Krieger  von  30  Ellen  Höhe  habe 
er  erschlagen  und  enthauptet,  dann  an  jedem  Tage  350  Mann 
getötet  und  schließlich  einen  Tribut  von  700  Talenten  Silber  4) 
auferlegt.  Auf  einem  andern  Kriegszug  sei  er  in  das  Land 
des  Scäth  („Schattens",  aber  hier  als  Eigenname)  gekommen, 

1)  Diese  Beschreibung  ist  in  Tochmarc  Emire  (Kap.  31)  benützt. 

2)  Offenbar  auf  dem  Wall  von  Temair ;  s.  §  1,  woran  §  3  unmittelbar 
anschließt. 

3)  Subalche  Add.  83993. 

*)  „nebst  700  Talenten  Gold"  fügt  eine  nicht  in  den  Vers  passende 
Erweiterung  bei.    Die  „Talente"  sollen  jedenfalls  das  Ausland  markieren. 


570     II,  64.  Siaburchariiat  CüiiCulaiim  „CuChiüaiuns  Geisterwagen", 

habe  die  Burg  mit  sieben  Wällen,  auf  denen  eiserne  Palli- 
saden  mit  neun  abgesclilagenen  Köpfen  standen,  erstürmt, 
indem  er  mit  einem  Tritt  die  eisernen  Tore  einstieß;  drinnen 
zehn  aus  einer  Grube  hervorbrechende  Schlangen  zwischen 
seinen  Fäusten  in  Stücke  zerrieben,  i)  desgleichen  drachen- 
artige Bestien,  die  gegen  ihn  herabfielen.  In  der  Burg  war 
ein  gewaltiger  Kessel,  in  dem  mehr  als  dreißig  Rinder  (zum 
Kochen)  Platz  fanden.  Diesen  Kessel  füllten  drei  Kühe 
(täglich)  mit  ihrer  Milch. 2)  Er  erbeutete  den  Kessel,  die 
Tochter  des  Königs  und  viel  Gold  und  Silber  und  belud  da- 
mit die  drei  Kühe,  die  durchs  Meer  schwammen.  Doch  ging 
sein  Schiff  durch  Sturm  unter,  und  er  rettete  seine  Genossen, 
indem  sie  sich  an  ihn,  den  Schwimmenden,  anklammerten.  — 
Alles  aber,  was  er  zu  Wasser  oder  Land  erduldet  habe,  sei 
leichter  als  eine  Nacht  in  der  Hölle.  Als  Lugaid  ihn  ge- 
tötet habe,  hätten  ihn  die  Teufel  in  die  Hölle  geführt;  er 
habe  sich  zwar  mit  dem  cletine  (Wurfsper),  dem  gce  holga 
und  seinen  andern  Waffen  gewehrt,  aber  der  Teufel  habe 
ihn  mit  einem  Finger  in  die  glühenden  Kohlen  gestoßen. 
Alle  die  Krieger,  die  Conchobar  umgaben,  würden  in  der 
Hölle  von  den  Teufeln  jämmerlich  gegeißelt  außer  dem  König 
selbst; 3)  aber  alle  Galen,  die  an  Pätraic  glaubten,  kämen  in 
den  Himmel.  Auch  die  Ulter  würden  es  tun,  sollte  auch 
Laegaire  selber  den  Glauben  nicht  annehmen. 4)  Pätraic  sei 
es,  der  ihn,  seine  Pferde  und  seinen  Wagen  nach  langer  Zeit 
auf  erweckt  habe.  —  Er  wiederholt  dann  seine  Bitte,  der 
Heilige  möge  ihn  mit  zu  den  Gläubigen  nehmen,  und  seine 
Ermahnung  an  Lsegaire,  zu  glauben,  weil  sonst  die  Erde  über 
ihn  komme. 

So  geschieht  es;  die  Erde  kommt  über  Laegaire,  und  Cü- 
Chulainn  „wird  der  Himmel  angekündigt". 

^)  Da  es  in  Irland  keine  Schlangen  gab,  wurden  Schlangenabenteuer 
immer  ins  Ausland  verlegt;  vgl.  Täin  bö  Fraich  (Kap.  16  §  5). 

'')  Die  drei  milchreichen  Kühe  und  der  Kessel  sind  der  Sage  von 
CiiRoi  (Kap.  39)  entlehnt.  Spätere  Bearbeiter  dieser  Sage  haben  sie  auch 
damit  identifiziert  (Kap.  41.  42). 

^)  Dieser  ist  im  Himmel  nach  Kap.  6.1 . 

*)  Diese  Predigt  (^iiChulainns  ist  in  LU  in  mehr  Strafen  ausgeführt 
als  in  Eg.  88.  Da  dieses  Stück  in  LU  vom  Interpolator  geschrieben  it;t. 
wird  es  sich  miinlestens  teilweise  um  spätere  Erweiterungen  handeln. 


II,  65.    Aided  ('liultchair  „Celtcluus  Tud".  oli 

Das  interpolierte  LU  fügt  115a  hinzu  —  um  Ubereinstinimung  mit 
der  sonstigen  Legende  zu  erzielen  — ,  Lsegaire  habe  dann  Pätraic  geglaubt. 
C'riCbulainn  habe  900  (soll  wohl  heißen:  9  mal  50)  Jahre  in  der  Erde  ge- 
legen bis  zu  seiner  Auferweckung.  Es  schließt  mit  einem  Stammbaum 
von  Lücgaire  und  zwei  verschiedenen  von  CüChulainn  mac  Soaldaim. 


Kap.  05.    Aided  Cheltchair  maic  Uthechair  (Uthidir). 
„Der  Tod  von  Celtchar  mac  Uthechair  (oder  Uthidir)." 

Den  Tod  Conchobors  und  CüChulainns  als  der  zwei  Hauptgestalten 
des  Sagenkreises  habe  ich  vorangestellt,  obschon  manche  der  folgenden 
(leschichten  nach  der  Sagenchronologie  früher  fallen.  Diese  gehören  nicht 
zu  den  ältesten  Sagenbestandteilen  und  teigen  alle  etwas  epigonenhaften 
Charakter,  gleichen  sich  auch  in  der  Erzählungsart,  so  daß  sie  wohl 
wenigstens  großenteils  denselben  Verfasser  haben.  Doch  waren  sie  schon 
im  9.  Jahrhundert  vorhanden ,  indem  sie  Flannacän  mac  Cellaich  (f  896) 
in  seinem  Gedicht  GBL  125  a  27  ff.  erwähnt  und  auf  die  einzelnen 
Wochentage  verteilt.  Auch  der  angebliche  Cinsed  ua  h-Artacäin  kennt 
sie  natürlich.^) 

Die  Haupthandschrift  für  diese  Sagengruppe  (Kap.  65 — 70)  ist  Edin- 
bürg,  Advocates'  Library  No.  XL,  S.  1 — 12.^)  Wie  schon  mehrfach  bemerkt, 
ist  der  Inhalt  dieser  Handschrift  großenteils  (mittelbar)  aus  LL  geflossen. 
In  seinem  jetzigen  Zustand  enthält  LL  freilich  bloß  Aided  Chouchobuir 
(Kap.  62)  und  Aided  Medbe  (70),  von  Aided  Cheltchair  auf  118  b  (Faks.) 
nur  den  Anfang;  gewiß  haben  aber  auch  die  Sagen  von  Kap.  66  —  69  in 
der  darauf  folgenden  Lücke  gestanden.  Im  17.  Jahrhundert  wird  es  noch 
weitere  Handschriften  gegeben  haben;  Keating  hat  mehrere  dieser  Er- 
zählungen für  seine  Geschichte  Irlands  verwertet. 

Unser  Text,  der  in  Edinb.  XL  S.  9  und  in  LL  118b  (unvollständig) 
steht, ^)  heißt  in  Sagenliste  A  Aided  Celtchair,  in  LL  Aided  Cheltchair 
m{ai)c  Uth-.  Ob  in  Edinb.  .  .  .  maic  Uthechair  im  Titel  vollgeschrieben 
ist,  wie  K.  Meyer  druckt,  weiß  ich  nicht;  der  Genitiv  des  Vaternamens 
heißt  bald  so,  bald  Uthidir.  Aber  am  Ende  steht  ausführlicher  (nach 
Meyer):  Aded  Bläi  Briugad  ocus  Congoncnis  ocus  Celtchair  maic  Uithechair 
„der  Tod  von  Blai  dem  briuga  und  von  Conganchnes  und  Celtchar  mac 
Uithechair". 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Paragrafen  in  Meyers 
Ausgabe. 

0  RC  23,  803  ff. 

2)  K.  Meyer,  The  Celtic  Magazine  12,  208  schreibt  diesen  Teil  der 
Handschrift  dem  l-l.  Jahrhundert  zu.  Da  aber  ein  späterer  Text  (Mesca 
Ulad),  der  S.  68  die  Jahreszahl  1538  enthält,  gleichfalls  auf  LL  zurückgeht, 
fragt  es  sich,  ob  nicht  Alles  erst  dem  16.  Jahrhundert  angehört. 

^)  Nach  beiden  Hss.  hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  The  death-tales  of 
the  Ulster  heroes,  S.  24. 


572  II,  65.    Aided  Cheltcliair  „Celtchars  Tod". 

1.  (1 — 3).  Blai  der  hriuga^)  in  Ulster  besaß  sieben 
Herden  von  140  Rindern  und  sieben  Pflüge.  Es  war  geis 
üür  ihn,  eine  Frau  nicht  zu  beschlafen,  die  ohne  ihren  Gatten 
sein  Gästehaus  besuchte.  Brig  Brethach,  die  Frau  Celtchars, 
tat  dies  dennoch,  und  obschon  er  ihr  vorwarf,  daß  sie  ihn, 
den  „Senior"  (senöir),  in  diese  Lage  bringe  —  er  mußte  mit 
ihr  schlafen.  Das  war  Celtchar  kund,  und  er  ging  seinem 
Weibe  nach.  Und  da  Blai  sich  zu  Conchobor  ins  Königshaus 
begeben  hatte,  folgte  er  ihm  dahin.  Obschon  Blai  sich  über 
das  Brettspiel  (fidchell)  lehnt,  an  dem  Conchobor  und  Cü- 
Chulainn  spielen,  durchbohrt  ihn  Celtchar  mit  dem  Sper,  der 
hinten  im  Wandgeflecht  stecken  bleibt,  und  ein  Blutstropfen 
fällt  von  der  Spitze  des  Spers  auf  das  fidchell  Da  man  beim 
Abmessen  flndet,  daß  er  näher  bei  Conchobor  als  bei  Cü- 
Chulainn  liegt,  fällt  jenem  die  Rache  für  den  ermordeten 
Blai  zu. 

2.  (3 — 7).  Celtchar  ist  nach  der  Tat  zu  den  Desi  in 
Munster  entkommen.  Die  Ulter  befürchten,  daß  nun  auch 
die  Desi  um  seinetwillen  fallen  werden,  sind  aber  der  Ansicht, 
der  Verlust  des  einen  Mannes  (Blai)  sei  schon  genug.  Con- 
chobor willigt  ein,  daß  man  Celtchar  ins  Land  zurückkehren 
lasse,  und  schickt  ihm  den  eigenen  Sohn  als  Bürgen  zu;  denn 
damals  haftete  in  Ulster  der  Sohn  nicht  für  die  Schuld  seines 
Vaters.  Als  Celtchar  die  Botschaft  hört,  äußert  er,  die  Bürg- 
schaft seines  Sohns  sei  „dünn"  (seim).  Ein  Druide  bestimmt, 
daß  dies  der  Name  des  Sohns  und  seines  Geschlechts  sein 
solle;  daher  stammen  die  Semiiine  bei  den  Desi.  Celtchar 
wird  aber  als  Wergeid  für  Blai  auferlegt,  daß  er  die  Ulter 
von  den  drei  schlimmsten  Drangsalen,  die  sie  befallen  würden, 
befreien  müsse. 

3.  (8 — 9).  Conganchnes  („Hornhaut")  mac  Dedad  kommt 
nach  Ulster,  um  für  seinen  Bruder  (genauer:  Brudersohn) 
CuRoi,  Sohn  von  Däire  mac  Dedad,  Rache  zu  nehmen,'^)  und 
verwüstet  das  Land.  Lanze  und  Schwert  prallen  von  ihm 
ab  wie  von  Hörn.  Celtchar,  dem  Conchobor  aufträgt  ihn  zu 
beseitigen,  überlistet  ihn.    Er  gibt  ihm  seine  Tochter  Niab 


')  Siehe  oben  S.  77. 
')  Siehe  Kap.  39  ft'. 


II,  65.    Aided  Cheltchair  „Celtchars  Tod".  573 

(Niam  Edinb.)  zur  Frau  und  jeden  Abend  eine  Mahlzeit  für 
Hundert.  Die  Frau  entlockt  ihm  das  Geheimnis,  wie  er  ge- 
tötet werden  könne:  mit  glühenden  Eisenspießen  durch  seine 
Fußsohlen  und  Unterschenkel.  So  heißt  sie  ihren  Vater  zwei 
große  Spieße  rüsten,  ein  Heer  sammeln  und  einen  Schlafspruch 
über  Conganchnes  sprechen.  Dann  werden  die  glühenden 
Spieße  mit  Hämmern  in  seine  Sohlen  und  sein  Knochenmark 
getrieben,  und  über  dem  abgehauenen  Kopf  des  also  Getöteten 
wird  ein  Steinhaufe  errichtet,  zu  dem  jeder  der  anwesenden 
Männer  einen  Stein  beiträgt,  i) 

4.  (10).  Eine  Witwe  findet  einen  jungen  Hund  in  einer 
hohlen  Eiche  und  zieht  ihn  auf.  Als  dieser  LucMonn  („der 
Mausbraune")  ■^)  groß  geworden  ist,  mordet  er  aber  ihre  Schafe 
und  Rinder,  dann  ihren  Sohn  und  sie  selbst.  Er  pflegt  tags- 
über in  Glenn  na  Mörmuice  („Tal  des  großen  Schweins")  zu 
schlafen,  während  er  jede  Nacht  Ulster  verwüstet.  Celtchar, 
der  ihn  aus  dem  Wege  schaffen  soll,  macht  durch  einen 
Erlenblock  ein  Loch  von  der  Länge  seines  Arms  und  siedet 
ihn  mit  duftenden  Kräutern,  Honig  und  Fett  ab,  so  daß  er 
weich  und  zäh  wird.  Damit  begibt  er  sich,  bevor  Luchdonn 
Morgens  heimkehrt,  in  seine  Höhle,  und  wie  der  Hund  mit 
erhobener  Nase  nach  dem  Block  schnüffelt,  wirft  er  ihm  ihn 
hin;  er  beißt  hinein,  und  seine  Zähne  bleiben  in  dem  zähen 
Holz  haften.  Nun  zieht  Celtchar  den  Block  an  sich,  steckt 
die  Hand  durch  das  Loch  und  reißt  dem  Untier  das  Herz 
durch  das  Maul  heraus;  dann  haut  er  ihm  den  Kopf  ab. 

5.  (11 — 12).  Nach  einem  Jahr  hören  Hirten  im  Stein- 
haufen von  Conganchnes  das  Winseln  junger  Hunde.  Sie 
graben  ihn  auf  und  finden  einen  dunkelgrauen,  einen  ge- 
sprenkelten und  einen  schwarzen  Hund  darin.  Der  ge- 
sprenkelte wird  Mac  Dathö  geschenkt  und  erhält  den  Namen 
Ailbe,3)  der  dunkelgraue  dem  Schmied  Culann;  den  schwarzen, 


*)  Der  Tod  vou  Conganchnes  durch  Celtchar  wird  auch  in  Scel  mucce 
Maie  Dathö  (Kap.  51  §  3)  erwähnt.  Das  ist  wohl  die  Quelle  für  unsern 
Verfasser. 

2)  So  als  Kompositum  zu  fassen,  wie  die  Alliteration  im  Dinnsenchas 
von  Alend  (Metr.  Dindshenchas  1180,21)  zeigt,  das  ihn  erwähnt;  nicht 
luch  donn  „die  braune  Maus"  (so  Meyer). 

3)  Siehe  Kap.  51. 


574  II,  66.    Aided  L?eg-airi  „Lsegaire's  Tod". 

genannt  Daelchü  (,, Mistkäfer-Hund")  behält  Celtchar  für  sich.i) 
Der  läßt  sich  aber  nur  von  Celtcliar  selber  anfassen.  Als 
man  ihn  einmal  in  dessen  Abwesenheit  aus  dem  Hause  läßt, 
kann  mau  ihn  nicht  mehr  einfangen.  Er  wendet  sich  gegen 
das  Vieh  und  tötet  jede  Nacht  ein  Lebewesen  in  Ulster. 
Celtchai'  begibt  sich  mit  100  Kriegern  in  die  Schlucht,  wo  ei' 
sich  aufhält,  und  ruft  ihn  dreimal.  Da  kommt  der  Hund  und 
legt  sich  ihm  zu  Füßen.  Zur  Strafe  für  seine  Missetaten 
durchbohrt  ihm  Celtchar  mit  der  Lanze  Lün  das  Herz.  Als 
er  aber  die  Lanze  in  die  Höhe  hebt,  rinnt  ein  Blutstropfen 
auf  ihn  herab  und  durch  ihn  hindurch  bis  zum  Boden,  so 
daß  er  stirbt.  Man  hält  die  Totenklage  um  Celtchar  und 
erri eiltet  einen  Stein  auf  seinem  Grab.  2) 

Kap.  66.    Aided  Laegairi  Buadaig. 
„Der  Tod  Lsegaire  des  Siegreichen.'' 

In  Sagenliste  A :  Aided  Loegaire.  Die  einzige  Handschrift  ist  Edin- 
burg  XL  S.  8  (s,  Kap.  65).^)  Auch  Keating  hat  die  Erzählung  aufgenommen, 
nur  den  Zauber  des  fäi  weggelassen.*) 

^d  mac  Ainninne,^)   Conchobors  ßi,  hat  Umgang  mit 

der  Königin  Mugain  Aitinchairchech.^)    Als  das  ruchbar  wird, 

läßt  ihn  Conchobor  ergreifen,  bewilligt  aber  ^ds  Bitte,  durch 

1)  Daß  die  drei  Hunde  „iß^  Schädel"  von  Conganchnes  gefunden 
wurden,  erwähnt  dann  das  Dinnsenchas  C  von  Sliab  Callan  (Kap.  10,  2). 
Der  Interpolator  der  Täin  bö  Cuailnge  in  LU  61a  bestreitet  aber  in  einer 
Randnote,  daß  Culanns  Hund  „im  Hirne"  von  Conganchnes  gewesen  sei; 
denn  Conganchnes  sei  lange  nach  der  Täin  gekommen,  CüRoi  zu  rächen. 
Culanns  Hund,  den  der  siebenjährige  CüChulainn  erschlagen  habe,  sei 
vielmehr  aus  Spanien  gebracht  worden.  —  So  ernst  nimmt  er  diese  Er- 
zählungen ! 

*)  Celtchars  Lanze  Lnn  (Lüm)  spielt  dann  in  den  Sagen  eine  gewisse 
Rolle,  vgl.  Kap.  47  §  6  und  81  §  129  (Stokes).  Der  angebliche  Cina^d  ua 
h-Artacäin  lokalisiert  den  Tod  Blai's  im  Süden  von  .Enach  Macha,  den 
Celtchars  östlich  von  Dan  Lethglaise  ^Downpatrick),  RC  23,  308.  320.  325. 

3)  Hgg.  und  übers,  von  K.  Mej^r,  The  death-tales  of  the  Ulster 
heroes,  S.  22. 

*)  ed.  Dinneen  II  S.  210.  Auch  K.  Meyer  hat  Keating's  Fassung  nach 
zwei  Handschriften  a.  a.  0.  abgedruckt,  ohne  sie  als  solche  zu  erkennen. 

^)  mac  Ainninn  Keating;  ebenso  in  einer  Glosse  zu  Cinaeds  Gedicht, 
RC  23,  325. 

")  Sonst  Mugain  Äiienchaithrech.    Bei  Keating:  Maghain. 


11,  67.    Aided  Fergusa  „Fergiis"  Tod".  575 

Ertränken  gestraft  zu  werden.  Über  jeden  See  und  jedes 
Wasser,  zu  dem  man  ihn  fülirt,  spricht  Mä  jedoch  einen 
Spruch,  so  daß  kein  Tropfen  darin  zu  finden  ist.  Erst  als 
man  zum  Loch  Lai^  beim  Haus  von  Laegaire  Buadacli 
kommt,  vermag  er  keinen  Spruch  zu  äußern.  Während  man 
Anstalten  trifft,  ihn  zu  ertränken,  meldet  Loegaire's  Haus- 
meier seinem  Herrn  die  Schande,  daß  man  einen  fili  gerade 
bei  ihm  ertränken  wolle.  Indem  deshalb  Laegaire  mit  dem 
Schwert  aus  dem  Haus  springen  will,  schlägt  er  den  Kopf 
an  den  Täriahmen,  daß  ihm  der  hintere  Teil  des  Schädels 
abgerissen  wird  und  das  Hirn  sich  über  seinen  Mantel  er- 
gießt. Doch  kann  er  vor  seinem  Tod  noch  dreißig  dei'  Er- 
tränkenden erschlagen,  und  ^Ed  entkommt. 


Kap.  67.    Aided  Fergusa  maic  Roig  (Roich). 
„Der  Tod  von  Fergus  mac  Roig." 

Auch  in  Sagenliste  A  genannt.  Auch  hier  ist  die  einzige  Handschrift 
Ediub.  XL  S.  5  (s.  Kap.  65).^)  Von  Keating-  modernisiert.  3)  Die  dürftige 
Erzählung-  ist  auf  Longas  mac  n-Uislenn  (Kap.  25)  mit  aus  Täin  bö  Fraich 
(Kap.  16)  entlehnten  Motiven  aufgebaut. 

Nachdem  Fergus  als  Bürge  für  die  Maic  Uisnig  nebst 
den  andern  Bürgen  Dubthach  Dseltenga  und  Cormac  Conn- 
loinges  in  seiner  Ehre  verletzt  worden  war,  lebte  er  vier- 
zehn Jahre  in  der  Verbannung  in  Connaught  bei  Ailill  und 
Medb  und  ließ  während  dieser  Zeit  Zittern  und  Jammern  in 
Ulster  nicht  zur  Euhe  kommen;  er  erschlug  Conchobors  Sohn 
Fiachra,  ferner  Geirge  mac  Illeda  und  Eogan  mac  Durthacht 
und  führte  den  Raub  der  Einder  (von  Cuailnge)  aus.  Über- 
haupt war  er  mehr  unterwegs  als  zu  Hause.  Sein  G-enosse 
in  Ailills  Haushalt  war  dessen  Bruder  Lugaid  Dalleces  („der 
blinde  Dichter").^) 

1)  So  Edinb.;  in  der  Glosse  zu  Cinaeds  Gedicht  in  Egerton  1782: 
Loch  Läig  (RC  23,325  Str.  14),  bei  Keating:  Loch  Laoghaire.  Letzterer 
liegt  in  der  Grafschaft  Tyrone. 

2)  Hgg-.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  The  death-tales  of  the  Ulster 
heroes,  S.  32. 

3)  ed.  Dinneen  II,  208. 

*)  Lugaid  Dalleces  ist  in  Corraacs  Glossar  s.  v.  323  Coire  Brecäin 
genannt. 


576  II,  67.    Aided  Fergusa  „Fergus'  Tod". 

Als  man  einst  am  See  von  Mag  Ai  die  Spiele  abhält  und 
das  ganze  Heer  in  ihm  badet,  fordert  Ailill  den  Fergus  auf, 
ebenfalls  ins  Wasser  zu  gehn  und  die  Männer  unterzutauchen. 
Obschou  Fergus  verächtlich  meint,  sie  seien  nicht  geschickt 
im  Wasser,  und  Medbs  Herz  „es  nicht  erträgt",  steigt  er  so 
hinein,  daß  Kies  und  Steine  vom  Boden  des  Sees  zur  Ober- 
fläche kommen.  1)  Medb  aber  geht  ihm  nach  und  heftet  sich 
an  seine  Brust,  indem  sie  die  Beine  um  ihn  schlingt,  und  er 
trägt  sie  so  rings  um  den  See.  Darüber  wird  Ailill  eifer- 
süchtig. Und  als  Medb  her  ausgestiegen  ist,  sagt  er  zu 
(seinem  blinden  Bruder)  Lugaid:  „Schön  ist,  was  der  Hirsch 
und  die  Hirschkuh  im  See  treiben".  —  „Warum  erlegt  man 
sie  nicht?"  fragt  Lugaid,  der  nie  einen  Fehlwurf  tut.  — 
„Wirf  du  für  uns  nach  ihnen"  bittet  Ailill.  Lugaid  läßt  sich 
einen  Sper  und  seinem  Gresicht  die  richtige  Richtung  geben, 
und  nachdem  Ailill  seinen  Wagen  hat  in  die  Nähe  bringen 
lassen,  trifft  Lugaid  den  ihm  die  Brust  zuwendenden  Fergus 
so,  daß  der  Sper  zum  Rücken  hinausdringt.  „Der  Wurf  hat 
getroffen!"  ruft  Lugaid.  —  „Ja,  Fergus'  Brust"  sagen  die 
Umstehenden.  Da  bricht  Lugaid  in  Klagen  aus,  daß  er 
seinen  unschuldigen  Genossen  getötet  hat.  Ailill  auf  seinem 
Wagen  und  das  ganze  Heer  fliehen  nach  allen  Seiten.  Fergus 
zieht  den  Sper  heraus  und  trifft  damit  den  Jagdhund,  der 
zwischen  den  Stangen  von  Ailills  Wagen  läuft.  Er  kann 
noch  ans  Land  steigen  und  gibt  auf  dem  Hügel  neben  dem 
See  2)  den  Geist  auf.    Dort  ist  noch  sein  Grab. 


^)  Man  muß  sich  wohl  denken,  daß  alle  Schwimmenden  dadurch 
untersinken. 

*)  Der  See  heißt  beim  angeblichen  Cinaed  (RC  23,  308.  321.  327)  und 
auch  sonst  FinnJoch  „der  weiße  See"  (s.  Kap.  12, 1). 


i 


II,  68.    Aided  Ceit  maic  MEgach.  577 

Kap.  68.    Aided  Ceit  maic  Mägacli 
..Der  Tod  von  Cet  mac  Mägach'' 

oder:  Orgaiii  Belehon  (Belcon)  Breifne 
,,Das  Morden  Belchu's  von  Breifne''. 

Der  erste  Titel  findet  sich  in  der  einzigen  Handschrift,  Edinb.  XL 
fS.  70  (y-  Kap.  65),  der  zweite  in  beiden  Sagenlisten,  A  und  B.^)  Ent- 
weder auf  einer  etwas  anderen  Fassung  oder  eher  auf  ungenauer  Er- 
innerung beruht  die  Strofe  19  des  fälschlich  Cinaed  ua  h-Artacäin  zu- 
geschriebenen Gedichts  ^) :  „Beim  Gastmahl  Belc(h)u's  wurde  die  erste 
Verwundung  von  Cet  mac  Mägach  unternommen";  der  Schluß  der  Strofe: 
„Belchu  von  Breifne  mit  seinen  Kindern  wurde  durch  die  Künste  Conalls 
erschlagen"  stimmt  dagegen  zur  Überlieferung.  Keating*)  hat  die  Er- 
zählung ohne  nennenswerte  Änderungen  übernommen. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  Meyers  Paragrafen. 

1.  (1—5).  Cet  mac  Mägach,  der  häufig  Ulster  mordend 
durchstreift,  5)  befindet  sich  einmal  mit  dreimal  neun  Köpfen, 
die  er  Ultern  abgeschlagen  hat,  auf  dem  Heimweg.  Conall 
Cernach  verfolgt  seine  Spur  im  Schnee  und  holt  ihn  bei  einem 
leeren  Hause  ein,  in  welchem  Cet  und  sein  Wagenlenker  sich 
Speise  zubereiten,  während  ihr  Wagen  draußen  steht.  Conall 
wagt  es  aber  nicht,  mit  dem  furchtbaren  Krieger  anzubinden, 
trotzdem  ihn  sein  Wagenlenker  darum  tadelt;  er  schneidet 
nur  eine  Strähne  aus  der  Mähne  von  Cets  Rossen,  steckt 
einen  Wisch  auf  den  Wagen  und  kehrt  ostwärts  nach  Ulster 
zurück.  Als  Cet  heraustritt,  ist  er  geneigt  mit  Conall  Freund- 
schaft zu  schließen,  weil  er  seine  Rosse  geschont  hat;  aber 
sein  Wagenlenker  überzeugt  ihn,  daß  er  einen  solchen  Schimpf 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  The  death-tales  of  the  Ulster  heroes, 
S.  36.  Nach  O'Curry,  Lectures  on  the  Ms.  Materials,  S.  590  Anm.  209,  wäre 
die  Sage  auch  in  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  2.  17  erhalten.  Das  scheint  aber 
ein  Versehen;  die  Handschrift  enthält  nur  Kap.  69. 

2)  B  hat  außerdem  den  Titel  Togail  hrmdtie  Belcon  Brefiie  ,,7iQx- 
störung  der  Halle  Belc(h)u's  von  Breifne".  Die  Zerstörung  dieser  Halle 
wird  in  unserer  Sage  nicht  ausdrücklich  erwähnt;  eine  andere  Fassung  ist 
aber  wohl  kaum  damit  gemeint. 

3)  RC  23,  308.  321.  326. 

*)  ed.  Dinneen  II  S.  206.    Nach  zwei  jungen  Handschriften  auch  bei 
K.  Meyer,  a.  a.  0.  S.  40. 
0  Vgl.  Kap.  61  §  1. 
Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königfsagfe.  37 


578  n,  68.   Aided  Ceit  maic  Mägach. 

unmöglicli  auf  sich  sitzen  lassen  könne.  So  ziehen  sie  Cet 
nach  und  holen  ihn  bei  Äth  Ceit  („Cet's  Furt")  ein.  Nach 
kurzem  Zwiegespräch  hauen  die  zwei  Helden  aufeinander  los, 
daß  das  Getöse  die  ganze  Einöde  durchdringt,  bis  jeder  auf 
seiner  Seite  der  Furt  hinfällt,  Cet  tot,  Conall  nur  schwer 
verwundet  und  ohnmächtig. 

2.  (6 — 8).  Als  Conall  aus  seiner  Ohnmacht  erwacht, 
heißt  er  seinen  Wagenlenker  die  Pferde  nach  Ulster  retten; 
und  da  dieser  Conall  nicht  auf  den  Wagen  zu  heben  vermag, 
nimmt  er  Abschied  von  ihm  und  fährt  ab.  Conall  hat  sich  aber 
einst  gerühmt,  nie  werde  ein  einzelner  Connachter  ihn  töten, 
und  wünscht  sich  daher  eine  Wunde  von  einem  zweiten.  Der 
Erste,  der  herbeikommt,  Belchu  von  Breifne,i)  hält  Beide  für 
tot  und  freut  sich  für  Irland,  daß  die  zwei  „Schlachthunde" 
gefallen  seien.  Erst  als  Conall  ihm  befiehlt,  das  auf  ihn  ge- 
stützte Sperende  wegzunehmen,  sieht  er,  daß  dieser  noch  lebt, 
verweigert  aber  ihn  zu  töten,  obschon  ihn  Conall  ein  elendes 
altes  Weib  schimpft,  sondern  schleppt  ihn  nach  Haus,  um 
erst  nach  seiner  Wiederherstellung  mit  ihm  zu  kämpfen. 

3.  (8  —  9).  Als  aber  Ärzte  Conall  gesund  gepflegt  haben, 
befürchtet  Belchu,  er  könnte  entkommen  und  Schlimmes  an- 
richten; er  verabredet  mit  seinen  drei  Söhnen,  er  wolle  in 
der  folgenden  Nacht  das  Haus  offen  lassen,  dann  sollten  sie 
Conall  in  seinem  Bett  ermorden.  Aber  Conall  hat  es  be- 
merkt. Als  Belchu  das  Haus  unverschlossen  läßt,  zwingt  er 
ihn,  sich  in  sein  eigenes  Bett  zu  legen.  Belchu  schließt  nun 
zwar  das  Haus;  aber  nachdem  er  eingeschlafen  ist,  öffnet  es 
Conall  wieder,  und  die  eindringenden  Söhne  ermorden  mit 
ihren  Wurfsperen  den  eigenen  Vater.  Da  stürzt  sich  Conall 
mit  dem  Schwert  auf  sie  und  verspritzt  ihr  Hirn  an  den 
AVänden.  Mit  den  vier  abgeschlagenen  Köpfen  kehrt  er  vor 
dem  Morgen  nach  Hause  zurück. 


*)  Landschaft  in  den  heutigen  Grafschaften  Leitrim  und  Cavan. 


II,  69.    Aided  Ailella  ocus  Conaill  Cernaig.  579 

Kap.  09.    Aided  Ailella  ocus  Conaill  Cernaig. 
,,Der  Tod  von  Ailill  und  Conall  Cernach.'' 

In  Sagenliste  A  einfach  Aided  Conaill  Cernaig  betitelt.  Für  diese 
iSag-e  steht  uns  neben  der  —  stellenweise  unleserlichen  —  Handschrift 
Edinb.  XL  S.  3  (s.  Kap.  65)  noch  der  Sammelband  Trin.  Coli.  (Dublin) 
H.  2.  17,  S.  475b  zu  Gebote,  im  Wortlaut  nur  unwesentlich  abweichend.*) 
Diese  Erzählung  ist  nicht  in  der  Form  des  9.  Jahrhunderts  auf  uns  ge- 
kommen; namentlich  die  einleitenden  Teile  sind  deutlich  jung,  jünger  als 
die  Redakzion  0  der  Täin  bö  Cuailnge ,  also  nicht  älter  als  das  12.  Jahr- 
hundert. Die  Einleitung  (§  1 — 3)  fehlt  zwar  in  H.  2.  17;  aber  die  Hand- 
schrift geht  nicht  etwa  auf  eine  ältere  Fassung  zurück,  denn  der  Text 
beginnt  mit:  Laa  n-and  didiu  „Eines  Tages  nun".  Es  bat  also  nur  ein 
Schreiber  den  Anfang  weggelassen ;  der  Text  hat  überhaupt  im  allgemeinen 
eher  Jüngern  Wortlaut  als  in  Edinb.  Keating  war  die  Geschichte  zu  un- 
züchtig, er  hat  sie  nicht  aufgenommen. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten  und  Zeilen  in 
ZOP  I. 

1.  (S.  102 — 103, 14).  Zunächst  werden  die  Kriegstaten 
von  Conall  Cernach  gegen  die  Connachter  aufgezählt.  Weil 
sie  seine  Brüder  erschlagen  hatten,  war  er,  seit  er  den  Sper 
erhalten,  nie  ohne  den  Kopf  eines  Connachters,^)  und  es  gab 
unter  ihnen  niemand,  dem  er  nicht  den  Sohn  oder  Bruder 
oder  Vater  getötet  hatte.  Er  erschlug  drei  Söhne  von  Ailill 
und  Medb,  auch  Belchu  von  Breifne  mit  seinen  drei  Söhnen,  3) 
die  sieben  Maie  Mägach:  Anluan,  Döcha,  Mog-Corp  {Magcurp 
Hs.),  Finn,  Scannlän,  Cet  und  Ailill; 4)  ferner  Ailill  mac  Eosa 
Ruaid,  den  Sohn  der  Mata  Muiresc,  der  nach  Leinster  ging, 
um  das  Königtum  zu  erstreiten,  dann  König  von  Connaught 


^)  Nach  beiden  Handschriften  hgg.  u.  übers,  von  K.  Meyer,  ZOP  1, 102. 

2)  Siehe  Kap.  51  §  4. 

3)  Siehe  Kap.  68. 

*)  Eine  Strofe  in  Egerton  1782,  fol.  52  r,  a  (gedruckt  ZCP  1, 109)  zählt 
ebenfalls  die  von  Conall  erschlagenen  7  Maie  Mägach  auf,  hat  aber  für 
Firm  den  älteren  Namen  En,  für  Mog-Corb:  Mug-Corh  (LU  in  der  Täin 
Z.  3  Moc-Corh,  Eg.  Modh-Corh)  und  statt  des  Deminutivs  Scannlän: 
Scannal]  in  LL  (Z.  168),  das  Ailill  wegläßt,  Bascell  neben  IScaMal 
und  die  Form  Mac-Corb.  —  Die  SagenKsten  A  und  B  enthalten  den 
Titel:  Orgain  mac  Mägach  „das  Erschlagen  der  Maie  Mägach";  doch  ist 
ein  solcher  Text  nicht  überliefert.    Zum  Tode  von  Anluan  s.  Kap.  51   §  4. 

37* 


580 


II,  69.    Aided  Ailella  ocus  Conaill  Cernaig. 


wurde  nach  seiner  Mutter  i)  und  eine  Landschaft  nach  ihr 
Muiresc  nannte.  — 

2.  (103, 15—104,2).  Conall  befällt  nach  dem  Tode  seiner 
Ziehbrüder  Conchobor  und  CüChulainn  Altersschwäche  und 
Aussatz,  und  er  sinnt  nach,  wer  ihn  pflegen  und  nähren 
könnte;  nur  Ailill  und  Medb  scheinen  ihm  dazu  im  Stande 
trotz  der  Feindschaft,  die  zwischen  ihnen  besteht.  Er  wird 
auch,  als  er  allein  nach  der  Burg  von  Cruachain  kommt,  von 
dem  Herrscherpar  willkommen  geheißen,  und  Medb  läßt  ilim 
ein  Haus  abseits  auf  dem  Walle  der  Burg  errichten.  Er 
erhält  (jeden  Abend)  ein  Schwein,  ein  Rind,  einen  Hammel, 
ferner  was  Medb  und  Ailill  übrig  lassen,  nebst  12  Laib  Brot 
und  einem  Kessel  Fleischbrühe,  verschlingt  aber  Alles  auf 
einmal.  Doch  gräbt  er  den  Burgwall  an  und  sättigt  sich 
jede  Nacht  draußen  in  Connaught,  kehrt  jedoch  vor  dem 
Morgen  heim.  Während  eines  Jahres  lebt  er  so  und  unter- 
hält die  Connachter  mit  den  Erzählungen,  wie  er  ihre  Söhne, 
Brüder  und  Väter  erschlagen  habe.  Sie  lassen  ihn  ihre  Sper- 
schäfte  schnitzen,  und  er  bringt  das  jeweils  vor  Tages- 
anbruch fertig. 

3.  (104,  3 — 12).  Medb  brauchte  zu  ihrer  Befriedigung 
dreißig  Männer,  wenn  sie  (den  damals  schon  ermordeten) 
Fergus  nicht  hatte.  Ihr  Gatte  Ailill,  ein  Mann  ohne  Eifer- 
sucht, ohne  Furcht,  ohne  Geiz, 2)  war  gleichalterig  mit  ihr; 
wenn  er  aber  beim  Spiel  war  und  sie  ihn  durch  ihren  Diener 
rufen  ließ,  hieß  er  sie  warten,  bis  das  Spiel  aus  sei.  Dagegen 
pflegte  er  sich  mit  andern  Frauen  zu  treffen.  Darüber  un- 
willig, nahm  sie  Conall  Cernach  in  ihren  Haushalt  auf,  damit 
er  sich  verbürge,  daß  Ailill  solches  ohne  ihre  Einwilligung 
nicht  tue. 

4.3)  (104,13  —  106,3).  In  der  Frühe  eines  Maimorgens 
trifft  sich  Ailill  mit  einer  Frau  neben  dem  Gehöfte,  während 
Conall  auf  dem  Wall  ein  Spereisen  einfügt.  Die  aus  dem 
Hause  tretende  Medb  sieht,  wie  sich  ein  Haselzweig  neben 


*)  Der  Verfasser  dieser  Einleitung  hält  also  Ailill  mac  Mägach  und 
Ailill  mac  Mata  Muirsce  für  zwei  verschiedene  Personen. 

'^)  Das  stammt  aus  der  Redakzioi.»  C  der  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  9  §  1). 
-')  Hier  beginnt  H.  2.  17. 


11,69.   Der  Tod  vuii  Ailill  und  Conall  (Jeniach.  581 

dem  Pare  bewegt, i)  und  sie  schilt  Conall:  er  sei  jetzt  „Conall 
der  Tropf";  denn  als  er  „Conall  der  Siegreiche  {Cernachy- 
gewesen  sei,  hätte  niemand  seine  Bürgschaft  so  zn  verletzen 
gewagt.  Indem  sich  Conall  vor  sich  selbst  damit  entschuldigt, 
daß  er  (seinen  Landsmann)  Fergus  räche, 2)  zielt  er  mit  dem 
Sper  nach  Ailill  und  durchbohrt  ihn. 3)  Der  König  wird  von 
seinen  Leuten  weggetragen  und  beschuldigt  ihn  der  Tat.  Er 
leugnet  anfangs;  doch  als  auch  Medb  beistimmt,  erklärt  er 
es  als  Eache  für  Fergus.  Trotzdem  will  Ailill  seiner  Ehre 
nichts  abbrechen,  sondern  heißt  ihn  fortgehn,  bevor  er  sterbe; 
denn  gleich  nach  seinem  Tode  würden  die  Connachter  ihn 
totschlagen. 0  Als  Conall  erklärt,  ihm  genüge,  wenn  er  nur 
den  Wagen  vor  dem'  Gehöfte  besteigen  könne,  stirbt  Ailill 
nicht,  bis  das  ausgeführt  ist.  Dann  aber  schießen  die  Con- 
nachter nach  (dem  flüchtenden)  Conall,  und  auch  er  tötet 
manche  von  ihnen.  Er  kommt  an  eine  Furt.  Nun  ist  es 
yeis  für  ihn,  eine  Furt  zu  verlassen,  bevor  ihr  Wasser  wieder 
rein  („geseiht")  ist.  Da  aber  Minenarbeiter  weiter  oben  Erz 
waschen  und  das  schmutzige  Wasser  zu  ihm  herabfließt,  hält 
er  sich  zu  lange  auf  und  wird  eingeholt.  Nachdem  er  manche 
Connachter  erschlagen,  enthaupten  ihn  die  drei  Ruadchoin 
(„roten  Hunde"  oder  „Wölfe")  aus  Martine  von  den  Fir  Maige, 
die  zu  den  Erainn  (in  Munster)  gehören,  sich  aber  in  Ailills 
Haushalt  befinden.-^)  Sie  nehmen  den  Kopf  als  Rache  für 
(ihren  von  den  Ultern  erschlagenen  Fürsten)  CüRoi^)  mit 
sich,  und  Medb  besingt  „das  bleiche  Haupt"  in  einer  Strofe. 
Es  war  so  groß,  daß  vier  Leute  darin  fidchell  spielen  konnten 
oder  ein  Par  auf  seinem  Lager  darin  Platz  fand.  Den  Ultern 
aber  ist  verheißen,  es  einstmals  wieder  ostwärts  zu  nehmen 
und,  wenn  sie  das  mit  Milch  gefüllte  (?)  ausgetrunken  haben, 
ihre  frühere  Kraft  wieder  zu  erlangen.  7) 


0  Vgl.  Kap.  25  III  §  8.  ^  vgl.  Kap.  67. 

^)  „Oder  er  tötete  ihn  aus  einem  leeren  Haus  durch  das  Dach  hinauf" 
fügt  Edinb.,  nicht  H.  2. 17  hinzu;  wohl  der  Rest  einer  andern  (älteren?) 
Fassung. 

*)  Ailill  betrachtet  Conall  trotz  allem  als  seinen  Gast,  für  dessen 
Leben  er  einstehn  muß. 

'")  Vgl.  die  drei  Ruadchoin  aus  Cualu,  Kap.  81  §  12. 

")  Siehe  Kap.  39  ff. 

^)  Das  heißt  wohl:  von  ihrem  Schwächezustand  {ces)  geheilt  zu  werden. 


582  II,  69.   Dinaseuchas  Mag  Luirg.  —  Cöir  Anmaim. 

Anhang. 
1.   Dinnsenchas  von  Mag  Luirg. 0 

Ein  Gedicht  der  Dinnsenchas  -  Sammlung-  A,'-)  dessen  Inhalt  kurz  in 
der  Prosa  Ba^)  und  Bb,*)  ausführlicher  in  C^)  wiedergegeben  ist,  hält 
sich  eng  an  diesen  Text. 

Nachdem  der  alte  Conall  König  Ailill  mac  [Rosa]  Ruaid 
in  Cruachain  getötet  hat,  flieht  er.  Das  Heer  (der  Connachter) 
folgt  seiner  Spur  (lorg)  über  Mag  Luirg,  das  danach  benannt 
ist,  bis  Mag  Siecht  in  ßreifne;  dort  fällt  er  bei  Äth  na 
Mianna  („Furt  der  Minenarbeiter")  durch  die  drei  Ruadchoin 
aus  Martin(e),ß)  die  seinen  Kopf  mit  sich  nach  dem  Gebiet 
von  Berre  (von  Corco-Laige  B)  nehmen  als  Rache  für  CüRoi. 

Nur  Ba  (LL)  ändert  Ruadchoin  in  Buadchind  „Rotköpfe",  wohl  im 
Anschluß  an  das  in  derselben  Handschrift  (S.  45  a)  befindliche  Gedicht,  das 
Dubthach  ua  Lugair  zugeschrieben  ist;')  dieses  läßt  sowohl  Lugaid  (Riab 
n-Derg)  als  Oonaire  (s.  Kap.  81)  und  Conall  durch  die  drei  Rtiadchüid 
umkommen.  Sonst  erscheinen  diese  speziell  als  die  Mörder  Lugaids,  s. 
oben  S.  427. 

2.   Aus  Cöir  Anmann. 

Hier  mag  auch  beigefügt  werden,  was  der  Verfasser  des  jüngeren 
Cöir  Anmann  als  Etymologie  von  Conall  Cernach  gibt.®)  Vgl.  den  Titel 
Compert  Conaill  Cernaig  „Empfängnis  von  Conall  Cernach"  in  Sagen- 
liste B. 

Finnchaem  ingen  Chathbaid,  die  Frau  von  Aimirgin 
largiunnach,  hatte  keine  Kinder.  Ein  Druide  verspricht,  ihr 
für  guten  Lohn  zu  einem  Sohn  zu  verhelfen,  führt  sie  zu 
einer  Quelle,  singt  Sprüche  darüber  und  heißt  sie  sich  waschen; 
dann  werde  sie  einen  Sohn  gebären,  der  der  pietätsloseste 


*)  Moylurg  in  Grafschaft  Koscommou  ((Jonuaught). 
'•*)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynu,  The  Metrical  Dindshenchas  UI,  396. 
«)  LL  166  b. 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  Ötokes,  Folk-Lore  III.  495. 
5)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  EC  15,  472. 

^)  „von  den  Fir  Fene"  setzt  C  hinzu  statt  Fir  Maige  oben  in  der 
Erzählung. 

0  H&&-  von  O'Curry,  I^ectures  ou  the  Ms.  Materials,  482. 
«)  IT  III  2,  392  §  251. 


II,  70.    Aided  Meidbe  „Der  Tod  der  Medb".  583 

Sohn  gegen  seine  Mutter  (d.  h.  gegen  die  Connachter)')  sein 
werde.  Sie  trinkt  gleichzeitig  aus  der  Quelle  und  verschluckt 
dabei  einen  Wurm,  so  daß  der  Knabe  im  Mutterleib  einen 
Wurm  in  der  Hand  hat,  2)  der  ihm  die  Hand  durchbohrt  und 
eckig  macht  (?  rus-cernaig).  Bei  der  „heidnischen  Taufe"  des 
Kindes  wiederholen  die  Druiden  die  den  Connachtern  unheil- 
volle Weissagung.  Sein  Mutterbruder  Cet  mac  Mägach  be- 
mächtigt sich  daher  des  Knaben  und  tritt  ihn  mit  der  Ferse 
auf  den  Hals,  ohne  doch  das  Mark  zu  zermalmen.  Da  dies 
die  Mutter  einen  „hündischen  Betrug"  (conda  in  feil)  nennt, 
erhält  er  den  Namen  Con-all  Claenbräigdech  („schiefhalsig")^) 
Cernach.  Cernach  heißt  er  wegen  einer  Ecke  (cern)  an  der 
einen  Kopfhälfte,  die  er  beim  Streit  um  eine  Frau  in  Schott- 
land durch  einen  Schlag  erhalten  hat. 

Weitere  Etymolog-ien  von  Cernach,  die  beigefügt  werden  (§  252),  sind 
für  die  Sagengeschichte  ohne  Belang. 


Kap.  70.    Aided  Meidbe. 
,,Der  Tod  der  Medb.'' 

Handschriften:  LL  (Faks.)  124b  und  Edinburg  XL  0.6  (s.  Kap.  65).*) 
Diese  Erzählung  ist  viel  jünger  als  die  zuletzt  besprochene  Sagengruppe; 
sie  fehlt  in  der  Sagenliste  A  unter  den  aideda  und  ist  auch  den  oben 
S.  571  genannten  Dichtungen  unbekannt.  Sie  fußt  in  ihrem  ersten  Teil 
auf  einem  Gedicht  von  Cüän  ua  Lothchäin  (f  1024),  das  in  der  Dinnsenchas- 
Sammlung  A  erhalten  ist,^)  aber  seinem  Inhalt  nach  besser  in  Teil  IV  be- 
sprochen wird.  Unser  Text  gehört  bereits  zu  denen,  die  die  Ulster -Sage 
möglichst  mit  der  Königsage  verschmelzen  und  wird  aus  dem  11. — 12.  Jahr- 
hundert stammen.  Auch  Keating  hat  ihn  verarbeitet,  natürlich  mit  Ver- 
meidung der  unzüchtigen  Stellen.^) 

1.  (Der  König  von  Irland)  Eoch(u)  Feidlech,  der  Sohn 
Finns  und  Bruder  von  Conall  Änglonnach  und  Eoch(u)  Finn, 


^)  Finnchsem  ist  hier  als  Schwester  des  Connachters  Cet  mac  Mägach 
angesehen. 

2)  Das  Motiv  aus  Kap.  14  II. 

3)  Anderwärts  Conall  Clcen,  s.  oben  S.  418. 

*)  Nach  dieser  Handschrift  übersetzt  von  K.  Meyer,  The  Celtic  Maga- 
zine 12,  211. 

^)  LL  151a,  BB  395  a;  die  Prosa -Auflösung  in  RO  IG,  148. 
")  ed.  Dinneen  II  S.  212. 


584  II,  70.    Aided  Meidbe  „Der  Tod  der  Medb". 

hatte  drei  Söhne:  Bres,  När  und  Löthur,  genannt  die  „hellen 
Drillinge",  und  drei  Töchter:  Eithne  Uathach  („die  Schreck- 
liche"), Medb  von  Cruachain  und  Clothru  von  Cruachain. 
Clothru  war  Königin  von  Connaught.  Die  Drillinge  wollten 
ihrem  Vater  das  Königtum  entreißen,  und  vergeblich  suchte 
Clothru  sie  davon  abzubringen.  Da  ging  sie  ihnen  entgegen 
und  fragte  sie,  ob  sie  Nachkommenschaft  hinterließen,  da  sie 
wahrscheinlich  in  dem  ungerechten  Kampf  fallen  würden. 
Als  sie  es  verneinten,  forderte  sie  sie  auf,  sich  mit  ihr  zu 
vereinen.  Da  beschlief  sie  einer  nach  dem  andern,  und  ihr 
Sohn  ist  (der  spätere  König)  Lugaid  Riab  n-Derg.  „Nun 
habt  ihr  genug  Unrecht  verübt",  sagte  sie,  „ohne  daß  ihr 
noch  mit  eurem  Vater  zu  kämpfen  braucht".  Das  verhinderte 
die  Drillinge  „am  Schlachtensieg",  i) 

2.  Clothru  residierte  auf  Inis  Clothrann  („Clothru's  Insel") 
im  Loch  Rl.^)  Man  sagt,  daß  (ihre  Schwester)  Medb  sie  um- 
brachte, und  daß  man  ihren  Sohn  Furbaide  mac  Conchobair 
mit  Schwertern  aus  ihrem  Leibe  schnitt.  Dann  ergriff  Medb 
die  Herrschaft  über  Connaught  und  nahm  Ailill  zum  Mit- 
herrscher; sie  saß  gleichfalls  auf  Inis  Clothrann.  Es  war 
geis  für  sie,  sich  nicht  jeden  Morgen  am  Quell  draußen  zu 
Avaschen.  Als  einst  Furbaide  nach  Inis  Clothrann  kam,  stellte 
er  einen  Pfahl  von  der  Höhe  Medbs  auf  den  Stein,  auf  dem 
sie  sich  zu  waschen  pflegte,  band  ein  Seil  an  sein  oberes 
Ende  und  spannte  es  nach  beiden  Ufern  des  Loch  Ri.  Dieses 
Seil  nahm  er  mit  nach  Haus;  wenn  sich  nun  die  Knaben  der 
Ulter  im  Spiel  übten,  spannte  Furbaide  sein  Seil  zwischen 
zwei  Pfosten  und  übte  sich  so  lange  im  Schleudern,  bis  er 
den  Apfel  auf  der  Spitze  des  entfernteren  Pfostens  zu  treffen 
wußte. 

3.  Einst  fand  eine  große  Versammlung  der  Ulter  und 
der  Connachter  beiderseits  des  Loch  Ri  statt.  Als  Medb 
früh  Morgens  zum  Waschen  herauskam,  bewunderten  Alle 
ihre  Gestalt.    Wie  Furbaide,  der  eben   ein  Stück  Käse  aß. 


1 


*)  Nach  dem  zu  Gründe  liegenden  (xedicht  bedeutet  da*  nicht,  dali 
sie  auf  den  Kampf  verzichten,  sondern  daß  sie  darin  unterliegen  und  um- 
kommen. 

'^)  Lough  Ree  am  Sliannon,  an  der  Ostgreuze  von  Connaught. 


II,  70.   Medbs  Urab.  —  Diunseuchas  ('ani  Furbaide.  585 

erfulir,  wer  es  sei,  legte  er  den  Käse  in  seine  Schleuder  und 
traf  Medb  so  in  die  Stirn,  daß  sie  starb.  Das  war  die  Rache 
für  seine  Mutter. 

Anhang. 
1.   Medbs  Grab. 

Im  Dinnseuclias  A  (LL  203  b)  steht  ein  Gedicht  von  drei  Strofen  auf 
den  Grabhügel  Medbs  {fert  Medbe),  die  in  ihrem  Leben  so  schön  war,  daß 
jeder  Mann,  der  sie  ansah,  zwei  Drittel  seiner  Tapferkeit  verlor.  Wohl 
weil  es  keinen  Ortsnamen  erklärt  nnd  nichts  Besonderes  erzählt,  ist  es 
von  den  Prosa -Fassungen  übergangen. 

2.   Dinnsenchas  von  Carn  Fnrbaide 

(„Furbaide's  Steinhaufe"). 

In  einem  Gedicht  von  Cüän  ua  Lothchäin  (f  1024),^)  das  im  Dinn- 
senchas A  aufbewahrt  ist, 2)  ist  Furbaide  nicht  der  Sohn  Clothru's,  sondern 
ihrer  Schwester  Eithne.  Dem  folgt  auch  das  fälschlich  Cinsed  ua  h-Artacäin 
zugeschriebene  Gedicht 3):  „Auf  Sliab  Uillenn  (Uillinn)  mit  den  vielen 
Schluchten  wurde  Furbaide  erschlagen;  Lugaid  Eeo  n-Derg  erschlug  ihn 
dort  als  Rache  für  Clothru  von  Cruachain". 

Eithne,  die  Schwester  von  Medb  und  Clothru,  ging  ins 
„Fünftel"  (Ulster)  und  wurde  von  Conchobor  schwanger.  Zu 
ihrer  Niederkunft  wollte  sie  sich  nach  Cruachain  begeben; 
aber  Lugaid  (der  Sohn  der  Clothru)  kam  ihr  bis  Mag 
Silenn  (?)4)  entgegen,  ertränkte  sie  (in  dem  nach  ihr  be- 
nannten Bach  Eithne)'^)  und  schnitt  ihr  das  Kind  aus  dem 
Leibe.  Das  war  Furbaide  Fer  Benn  („der  Mann  der  Hörner"); 
er  hieß  so,  weil  er  zwei  Hörner  am  Kopfe  hatte.  Als 
17  jähriger  Jüngling  riß  er  in  der  Schlacht  von  Hgairech 
(in  der  Täin  bö  Cuailnge)  eine  Lücke  von  300  Mann.  Dann 
ging   er   seine   Mutter   rächen   und   tötete   Clothru.     Darum 

^)  Cioan  W Loghan,  prime  poet  of  Ireland  .  .  .  was  killed  hy  one  of 
the  land  of  Teaffa.  Annais  of  Clonmacnoise,  a.  1022  (=  1024).  Über  diesen 
Dichter  vgl.  O'Curry,  Manners  a.  Customs  II,  137. 

2)  Der  Verfasser  ist  nur  LL  199  a  genannt.  Es  ist  meines  Wissens 
nicht  gedruckt  und  liegt  mir  außer  in  LL  nur  im  Faksimile  von  BB 
324  a  29  vor. 

3)  EC  21,  306.  319.  324. 

*)  Die  Handschriften  gehen  auseinander. 

^)  Engl.  Inny,  zwischen  Longford  und  Westmeath. 


586  II,  71.   Bruiden  Da-Choc». 

folgte  ihm  Lugaid  und  erschlug  ihn  auf  dem  Gipfel  von  Sliab 
Uilenn.  Als  er  seinen  Kopf  nach  Conchobors  Haus  trug, 
verlor  er  einen  Zahn  daraus.  Den  fand  später  üilenn  Fsebur- 
derg  („der  Rotklingige"),  der  Sohn  von  Finn  ua  Baiscni,  der 
von  fernher  gekommen  war  und  dort  begraben  liegt. 

Die  Prosa  B  (nur  Bb  erhalten), V)  die  einen  knappen  Auszug  als  Er- 
klärung des  Bachnamens  Eithne  bringt,  hat  verstanden  oder  es  so  ge- 
dreht, daß  Eithne  in  dem  Bach  nicht  gewaltsam  ertränkt  wird,  sondern 
beim  Baden  ertrinkt.  Sie  läßt  die  Rachehandlungen  von  Furbaide  und 
Lugaid  daher  weg. 

Prosa  C"^)  hält  sich  wieder  ans  Gedicht.  Sie  motiviert  Lugaids  Tat 
damit,  daß  Clothru's  Druide  ihr  profezeit  hatte,  sie  werde  durch  den  Sohn 
ihrer  Schwester  sterben  (das  würde  freilich  nicht  erklären,  daß  er  gerade 
das  Kind  durch  Herausschneiden  rettete).  Zum  Steinhaufen  (carn)  über 
Furbaide's  Grab  trägt  jeder  Begleiter  Lugaids  einen  Stein  bei. 

3.  Ein  Gedicht  in  Brit.  Mus.,  Egerton  1782  fol.  44r,a,3)  (j^g  dem  Tode 
der  sieben  Maine,  der  Söhne  von  Ailill  und  Medb,  je  eine  Strofe  widmet, 
läßt  dagegen  Furbaide  Fermenn*)  und  Maine  Mäithremail  sich  beim  Tode 
der  Medb  in  den  Landstrichen  von  Colt  gegenseitig  umbringen.  Offenbar 
ist  das  so  zu  verstehen,  daß  Maine  seine  Mutter  rächen  wollte,  die  Fur- 
baide (nach  Aided  Meidbe)  getötet  hatte. 


Kap.  71.     Bruiden  Da-Chocae. 
„(Die  Zerstörung  der)  Halle  Da-Choca's."^) 

Mindestens  seit  dem  9.  Jahrhundert  besteht  die  Sage,  daß  Conchobors 
Sohn  Cormac  Connloinges  (Connlongas)  in  der  Festhalle  des  Schmieds  Da- 
Choca  umgekommen  ist.  Sie  wird  von  Orthanach  ua  Coilläma  (f  ca.  839) 
erwähnt;^)  die  zwei  Sagenlisten  A  und  B  betiteln  sie:  Togail  („Zerstörung") 
bruidne  Da-Choca.  Aber  die  alte  Sage  ist  verloren;  der  erhaltene  Text 
entspricht  ihr  nicht  im  Wortlaut. 

Er  findet  sich  namentlich  in  zwei  Handschriften:  Trin.  Coli.  (Dublin) 
H.  3.  18   (16.  Jh.)   S.  708   und   H.  1.  17  (1765  geschrieben),   fol.  1.^)     Die 


0  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  III,  476. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  38. 

3)  Gedruckt  von  K.  Meyer,  ZCP  9,  175. 

*)  Diese  Form  auch  sonst  bisweilen  für  Fer  Beun. 

^)  Bruiden  „Festhalle"  scheint  in  dem  jungen  Text  (am  Schluß)  wie 
öfters  für  „Zerstörung  der  hniiden"  gebrauclit.  Bruiden  Da-Chocae 
jetzt  Breenmore  in  Grafschaft  Westmeath. 

«)  ZCP  11,  109,  11. 

')  Jsach  beiden  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  21,  149.  312.  388,  aber 
mit  Auslassung  der  zahlreichen  Gedichte.     Eine  dritte  Handschrift,  die 


II,  71.    Zerstöruug  der  Halle  Da-Choca's.  587 

zweite  ist  etwas  ausführlicher;  doch  scheint  es  sich  in  der  Kegel  um 
spätere  Zusätze  zu  handeln.  Die  Erzählung  macht  einen  sehr  jungen 
Eindruck;  die  Motive  sind  bekannten  Sagen  entlehnt  und  möglichst  ge- 
häuft; es  sind  fast  lauter  Weissagungen  und  Kampfschilderungen  der 
späteren  Art.  So  wäre  man  geneigt,  sie  etwa  in  die  Zeit  von  Oided  mac 
n-Uisnig  (Kap.  25  II)  und  älinlichen  Machwerken  zu  setzen.  Aber  das  in 
der  Einleitung  zu  Kap.  72  Bemerkte  und  der  Umstand,  daß  schon  das 
Bansenchas  die  Episode  von  Scenb  ingen  Sceithinie  (§  2)  und  von  Craiphtine 
verwertet,^)  rät  wohl,  sie  nicht  über  den  Anfang  des  13.  Jahrhunderts 
herabzurücken.  Ja,  schon  das  angeblich  von  Cinaed  ua  h-Artacäin  ver- 
faßte Gedicht 2)  entspricht  ungefähr  ihrem  Inhalt:  „In  Bruiden  Da-Choc(a) 
wurde  das  Grab  von  Cormac  Connlongas  gegraben.  Dieselbe  Bruiden^) 
Da-Choca  —  bei  ihr  sind  junge  Männer  gefallen;  der,  der  (blut)rot  bei 
ihr  war,  Cacht  mac  Finguini,  wurde  erschlagen.  Der  Stein,  der  im  obern 
Teil  der  bruiden  ist"*)  —  ein  Stein,  der  viele  Scharen  überragt  —  Lugaid 
Lämderg  hat  ihn  geworfen  auf  Illann  mac  Fergusa."  ^)  Aber  diese  Strofeu 
sind  nun  keinesfalls  aus  unserem  Texte  gezogen,  sondern  bilden  umgekehrt 
seine  Grundlage ;  denn  eine  von  ihnen  wird  in  ihm  angeführt  (unten  §  6). 
Es  ist  überhaupt  fraglich,  ob  seinem  Verfasser  die  alte  Sage  noch  selber 
vorlag,  so  daß  er  sie  nur  modernisiert  hätte.  Näher  liegt  vielleicht  die 
Annahme,  daß  er  zu  dem  alten  Titel  einen  neuen  Inhalt  erfunden  hat, 
wobei  er  die  par  Andeutungen  über  den  Tod  von  Cormac  Connlongas, 
die  auch  uns  noch  vorliegen,  verwertete.  Zu  seinen  Quellen  vgl.  noch 
unten  §  2  (Cormacs  Glossar)  und  Anhang  1. 

Ein  altes  Gedicht,  das  sich  schon  in  der  Handschrift  von  Druim 
Suechta  (Teil  I  Kap.  3)  fand,  worin  in  möglichst  dunkler  Sprache  einige 
Nahrungsmittel  beschrieben  werden,  wurde  Von  einigen  (aber  nicht  in 
jener  alten  Handschrift)  dem  Schmied  Da-Choca  bei  der  Bewirtung  Cormacs 
in  den  Mund  gelegt;  vgl.  K.  Meyer,  Hibernica  Minora,  S.  46. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  meiner  Analyse  entsprechen  den  Para- 
grafen  in  Stokes'  Ausgabe;  B  bezeichnet  die  Handschrift  H.  1. 17,  aus  der 
ich  aber  nur  erheblichere  Abweichungen  anführe. 

1.  (1 — 5).  Nach  Conchobors  Tod  halten  die  Ulter  Rat, 
wem  sie  das  Königtum  von  Ulster  übertragen  wollen.    Die 


d'Arbois,  Essai  d'un  catalogue  243,  nennt:  R.  Ir.  Ac,  28.0.21  (19.  Jh.),  ist 
wohl  eine  Abschrift  einer  der  obigen.  Ich  habe  keine  der  Handschriften 
eingesehen. 

1)  BB  284  a  24  ff. 

2)  EC  23,  304—306.  318  f.  324. 

^)  Das  überfällige  In  vor  bruiden  ist  zu  streichen. 

*)  Es  ist  Ua  fall  zu  lesen,  nicht  Lia  Fäil  als  Name,  wie  Stokes 
druckt  und  übersetzt.  Der  Lia  Fäil  ist  in  Temair,  nicht  in  Bruiden 
Da-Choca. 

^)  Der  Stein  ist  auch  in  der  späten  Mongän- Geschichte,  Eriu  8,.  150, 
erwähnt. 


588  II,  71.   Briüdeu  Da-Chocse. 

einen  sind  für  Fergus  mac  Roich;  aber  der  hat  als  Ver- 
bannter Ulster  zu  viel  Böses  zugefügt.  Andere  sind  für  den 
(gleichfalls  verbannten)  Cormac  Connloinges  mac  Conchobair, 
Conall  Cernach  dagegen  für  einen  andern  Sohn  Conchobors, 
seinen  eigenen  Ziehsohn  Cüscraid  Menn  Macha.i)  Man  ent- 
schließt sich  endlich  doch,  den  fili  Aimirgin,  Imrinn  mac  Cath- 
baid  und  Uathechtach  mac  Feradaig  mit  vielen  Wagenfahrern 
nach  Connaught  zu  senden,  um  Cormac  zu  holen;  sie  treffen 
dort  Ailill,  Medb  und  Fergus.  Der  eben  bei  Sid  Nennta  iar 
n-Uisciu  jagende  Cormac  wird  herbeigerufen,  und  Medb  er- 
innert ihn  an  alle  die  Wohltaten,  die  er  bei  ihnen  empfangen 
hat,  und  erwartet  dafür,  daß  er  ihnen  nur  Gutes  antun  weide. 
Das  verspricht  Cormac  und  sammelt  seine  in  Connaught  ein- 
quartierten Leute. 

2.  (6 — 22).  Cormacs  Leben  ist  durch  viele  geis  bedroht: 
er  darf  nicht  die  hohlköpfige  Harfe  von  Craiphtine  hören, 
nicht  die  Vögel  von  Mag-Dä-Cheo  hetzen,  nicht  über  ein 
eschenes  Joch  fahren,  nicht  mit  den  Vögeln  in  Loch  Lö 
schwimmen,  sich  nicht  mit  einer  Frau  bei  Sen-Äth  Mör  treffen, 
nicht  die  „schiefen  Tiere"  {clcenmila)  von  Mag  Sainb  jagen, 2) 
nicht  trockenen  Fußes  durch  den  Shannon  gehn  noch  Bruiden 
Da-Chocse  aufsuchen.  3)  Am  andern  Morgen  bricht  Cormac 
mit  dreimal  hundert  Kriegern  und  ihren  Frauen,  Hunden  und 
Dienern  auf;  die  Pracht  der  drei  Scharen  wird  beschrieben 
(nach  dem  Muster  der  Täin  bö  Cuailnge,  Kap.  6  §1,  aber 
variiert).  Die  Druiden  profezeien  Mißerfolg.  Auch  jagen 
Cormacs  Hunde  auf  Mag  Sainb;  er  hetzt  die  Vögel  von  Mag- 
Dä-Cheo,  das  heute  der  Loch  na  n-En  („Vogelsee")  ist,  und 
der  Harfner  Craiphtine  kommt  und  spielt  ihm  auf,  um  ihn 


^)  B:  Einen  Kampf  wegen  dieser  Streitfrage  verhindert  Cüscraid,  da 
er  nicht  will,  daß  die  Ciann  Rudraige  (die  Helden  Ulsters)  sich  gegen- 
seitig umbringen.  Und  Genann  Gruadsolus  verkündet,  daß  Conchobor 
selber  Cormac  Connloinges,  den  Ziehsohn  Fergus",  zu  seinem  Nachfolger 
bestimmt  habe. 

'')  Siehe  Kap.  81  §  5.  7. 

*)  B  hat  das  erste  und  letzte  geis  nicht;  dafüi*:  „er  darf  keinen 
Hirsch  mit  goldenen  Hörnern  mit  Hunden  jagen,  nicht  vom  Regen  von 
Cluain  Finnabrach  betroffen  werden,  nicht  von  einem  „Fünftel"  ins  andere 
streifen.    Doch  spielen  die  zwei  ersten  die.ser  geis  im  Folgenden  keine  Rolle. 


II,  71.   Zerstörung  der  Halle  Da-Ohoca's.  589 

ZU  verderben.  Denn  seine  Frau  Scenb,  Tochter  des  Druiden 
Sceitliirne,  hat  dreimal  bei  Äth  Luain  (Athlone)  mit  Cormac 
ein  Stelldicliein  gfehabt,  wobei  sie  die  drei  Bäume  Brön 
(„Kummer"),  Dub  („Düster")  und  Daur  Dlbeoil  („die  stumme 
oder  mundlose  Eiche")  pflanztet)  Dann  zerbricht  Cormac, 
da  er  quer  über  ein  Holz  fährt,  sein  Joch,  wonach  Fid  Cungae 
(„Jochholz")  heißt,  und  man  legt  ein  eschenes  Joch  unter  (so!) 
seinen  Wagen.  Er  geht  in  den  Loch  Lö  und  schwimmt  dort 
mit  den  Vögeln  des  Sees.  2)  Bei  Druim  n-Airthir  am  Ufer 
von  Äth  Luain  spannen  die  Scharen  ihre  Wagen  aus  und 
sehen  ein  rotes  Weib  Wagenbestandteile  und  eine  Rüstung 
in  der  Furt  waschen;  so  oft  sie  ihre  Hand  senkt,  wird  das 
AVasser  rot  von  Blut,  so  oft  sie  sie  hebt,  bleibt  kein  Tropfen 
Wasser  in  der  Furt,  so  daß  sie  trockenen  Fußes  hindurch- 
gehn.  Da  Cormac  sie  nach  ihrem  Beginnen  fragen  läßt,  ant- 
wortet sie  „auf  einem  Fuß  und  mit  einem  Auge"  (in  einem 
Gedicht),  sie  wasche  die  Eüstung  eines  Fürsten,  der  sterben 
werde  usw.=^)  Dann  sehen  sie  eine  wundervoll  gekleidete 
Frau  nahen  [es  ist  Scenb].  Die  Einladung  Cormacs,  sie  zu 
begleiten,  lehnt  sie  ab;  vielmehr  möchte  sie  ihn  warnen; 
Craiphtine  habe  ihn  seine  geis  verletzen  lassen,  damit  sie 
sich  nie  mehr  treffen  könnten.  Nach  zwei  Liedern  nimmt 
sie  Abschied  von  ihnen,  und  Cormac  erwacht.  4) 

3.  (23—29).  Eben  lagern  sich  Connachter,  die  in  Ulster 
Weiber  und  Vieh  geraubt  haben,  auf  Mag  Deirg.  Die  Ulter 
wollen  sie  hindern,  ihren  Raub  in  Sicherheit  zu  bringen; 
aber  Cormac  verbietet   es,   weil   man  Medb   nicht   kränken 


^)  Das  steht  schon  in  Cormacs  Glossar  1159,  wo  aber  die  Frau,  die 
sich  mit  Cormac  Connloinges  trifft,  Serb  heißt  (und  nicht  Frau  von 
Craiphtine  ist).  Für  sich  findet  sich  der  Artikel  auch  Brit.  Mus.,  Egerton 
1782  fol.  52r,a,  wo  dieselbe  Strofe  angehängt  ist  wie  in  unserm  Text. 
Der  letzte  Kedaktor  der  Sage  scheint  seinen  Stoff  von  überall  her  ge- 
sammelt zu  haben. 

*)  B:  Craiphtine  hatte  150  Jünglinge  in  Vögel  verwandelt  und  mit 
„Giftsprüchen"  in  ihren  Flügeln  nach  Loch  Lö  geschickt,  die  sie  dann 
über  den  Scharen  schüttelten.  Als  sie  aber  beim  See  schliefen,  tötete 
Scenb  in  Gestalt  eines  Raubvogels  sie  alle  bis  auf  einen. 

^)  B:  Cormac  hat  dann  selber  mit  ihr  ein  poetisches  Zwiegespräch, 
worin  sie  deutlicher  sagt,  sie  wasche  seine  und  seiner  Freunde  Rüstung  usw. 

*)  Es  sollte  also  wohl  vorher  heißen,  daß  er  die  Frau  im  Schlafe  sieht. 


590  II,  71.   Bruiden  Da-Chocse. 

dürfe.  Da  schilt  Dubthach,  die  Ulter  täten  übel,  einen  zum 
König  zu  nehmen,  der  die  Feinde  plündern  lassen  wolle.  So 
rüsten  sich  die  Ulter  Krieger  —  es  wird  eine  lange  Liste 
aufgezählt  —  dennoch,  ziehen  wieder  trockenen  Fußes  über 
die  Furt,  und  ein  blutiger  Kampf  erhebt  sich.  Viele  fallen, 
namentlich  auf  Seite  der  Connachter,  und  eine  große  Reihe 
von  Ortsnamen  werden  auf  die  der  dort  Gefallenen  zurück- 
geführt. Als  die  Ulter  sich  wieder  gesammelt  haben,  sagt 
(der  Connachter)  Lonfiach  mac  Lämfatae,  der  sie  als  Zieh- 
bruder Cormacs  bis  dahin  begleitet,  aber  nun  im  Kampf  zwei 
Brüder  verloren  hat,  diese  Missetat  gegen  Ailill  und  Medb 
werde  sich  gegen  sie  selbst  wenden.  Da  stößt  Dubthach  mit 
dem  Sper  nach  ihm,  und  Lonfiach  verläßt  sie  zornig  und 
kehrt  zu  Ailill  und  Medb  zurück. 

4.  (30 — 37).  Die  Ulter  ziehn  weiter  der  Heimat  zu  und 
gedenken,  müde  und  verwundet  wie  sie  sind,  im  nahen  Haus 
des  Schmieds  Da-Chocae  und  seiner  Frau  Luath  ingen  Loma 
Luin  bei  Sliab  Malonn  zu  übernachten.  Aimirgin  widerrät 
es  nach  dem,  was  vorgefallen  sei,  da  die  Fir  Malonn  noch 
zum  Gebiet  von  Ailill  und  Medb  gehören.  Aber  Dubthach 
meint,  es  habe  keine  Gefahr;  denn  Fergus  würde  sie  im  Not- 
falle nicht  ohne  Warnung  lassen.  In  der  Halle  (bruiden), 
die  ähnlich  geschildert  wird  wie  die  des  Mac  Dathö  in 
Kap.  51, ')  und  die,  wie  die  andern  bruiden,  der  „roten  Hand'' 
(d.  h.  dem  Mörder)  Asyl  gewährt,  heißt  sie  Da-Chocae  und 
seine  Frau  willkommen,  und  sie  setzen  sich.  Da  tritt  ein 
schwarzes,  grauhaariges  Weib  herein,  lehnt  sich  mit  der 
Schulter  an  den  Türpfosten  und  singt  ihnen  ein  Unheil  ver- 
kündendes Lied.  2) 


*)  In  B  werden,  wie  dort,  alle  sechs  bruiden  Irlands  aufgezählt. 

2)  Diese  Szene  ist  aus  Kap.  81  (§  17)  geschöpft,  das  überhaupt  in 
diesem  Teil  ausgiebig  benutzt  ist.  B  spinnt  die  Beschreibung  des  Weibes 
weiter  aus  und  nennt  es  eine  badb  „Dämonin".  Den  zu  Hause  gebliebenen 
Ultern  bleibt  Corraac  zu  lange  aus.  Nach  Cruachain  gesandte  Scharen 
erfahren  dort,  daß  er  nach  Sen-Äth  aufgebrochen  sei,  jagen  ihm  nach, 
linden  auf  dem  Schlachtfeld  von  Mag  Deirg  seine  Spuren  und  nähern  sich 
der  bruiden.  Dort  erspäht  sie  Genann,  und  die  ülter  in  der  bruiden 
werden  wieder  hochgemut  durch  diesen  Zuwachs.  Die  Rangfolge,  die 
man  in  der  bruiden  einnimmt,  wird  genau  beschrieben. 


II,  71.   Zerstörung  der  Halle  Da-Choca's.  591 

5.  (38 — 47).  Inzwischen  ist  Lonfiach  bei  Ailill  und  Medb 
angelangt  und  hat  Bericht  erstattet.  Medb  beschließt,  (Jormac 
solle  in  dem  Hause,  in  dem  er  übernachte,  überfallen  werden. 
Zuvor  aber  will  sie  Fergus  umgarnen;  sie  stellt  ihm  vor,  was 
das  für  ihn  heiße,  daß  der  Sohn  des  Mannes,  der  ihn  aus 
Ulster  vertrieben  habe,  dort  statt  seiner  König  werde,  i)  So 
auf  gestiftet,  läßt  Fergus  in  der  Tat  die  Connachter  un- 
gehindert abziehn.  Tausend  wohlbewaffnete  Krieger  unter 
Führung  von  Lonfiach  und  andern,  namentlich  aufgeführten 
Edeln  brechen  auf.  Suamach  mac  Sämgubse,  der  „Historiker" 
(senchaid)  und  Lehrer  Cormacs,  singt  ein  Lied  über  die  schmäh- 
liche Verräterei  Lonfiachs.^)  Die  gegen  die  hruiden  an- 
rückenden Connachter  senden  Späher  voraus,  darunter  Mog- 
Corb  [und  Corb  Gaille  B].^)  Zurückgekehrt,  schildern  diese 
zunächst  ein  Haus  voll  trefflich  bewaffneter  Krieger;  Lonfiach 
erkennt  sie  als  das  Hausgesinde  und  die  Söldner  Cormacs. 
Ferner  ein  Haus  oben  auf  dem  Hügel  voll  prächtig  ge- 
kleideter Frauen  nebst  Knappen,  Hunden  an  Ketten  und 
Musikanten;  das  ist,  wie  Lonfiach  erkennt,  die  Frauenschar 
der  Königin  Niam,  Tochter  von  Celtchar  mac  üithechair.'*) 
In  einem  dritten  Haus,  am  Hügelabhang,  endlich  haben  sie 
lauter  Fürsten  und  Prinzen  mit  glänzenden  Waffen  und  Ge- 
wändern erblickt,  in  der  Mitte  einen  herrlichen  Mann  mit 
gegabeltem  Bart;  ihn  erkennt  Lonfiach  als  Cormac  selber. 5) 
Die  Connachter  lagern  sich,  um  das  Ende  der  Nacht  zum 
Angriff  abzuwarten. 

6.  (48 — Q6).  In  der  hruiden  sieht  der  schlafende  Aimirgin 
Im  Traum,  wie  die  Connachter  das  Haus  zerstören.  Dadurch 
lus  dem  Schlaf  aufgeschreckt,  verkündet  er  die  Vision  in 
:etorischer  Rede  und  heißt  die  Männer  zu  den  Waffen  greifen. 

'^Schon  umringen  auch  die  Feinde  mit  gewaltigem  Geschrei 


^)  In  B  wird  Fergus  berauscht. 

2)  In  B  profezeit  statt  dessen  ein  Druide  Medbs  in  drei  Strofen  die 
Niederlage  ihrer  Leute. 

3)  Das  Motiv  aus  Kap.  81  §  20. 

*)  Sonst  ist  Niab  oder  Niam  meist  als  Frau  von  Conall  Ceruach 
gedacht. 

^)  In  B  hat  dieser  den  hellen  Illann  Finn  und  den  dunkeln  Dubthach 
Dael  Ulad  neben  sich. 


592  11,  71.   Briüden  Da-Chocae. 

das  Haus.  Ihnen  ist  Suamach  mac  Sämgubae  gefolgt,  um 
seinem  Schüler  Cormac  Warnung  zu  bringen;  da  er  aber  den 
Angriff  schon  im  Gang  sieht,  bricht  ihm  das  Herz  auf  Druim 
Suamaig.i)  Man  steckt  die  hruiden  in  Brand.  Als  Lonfiacli 
das  sieht,  bereut  er,  was  er  getan  hat,  und  geht  zu  Cormac 
über,  um  an  seiner  Seite  zu  kämpfen;  aber  Dubthach  schlägt 
ihm  den  Kopf  ab.-^)  Lugaid  Lämderg  („Rothand")  wirft  einen 
gewaltigen  Stein  auf  Illann  mac  Fergusa  und  tötet  ihn;  aber 
Fiachae  mac  Fir  Febe  schleudert  den  Stein  zurück  und  zer- 
schmettert Lugaid.  Noch  mehrfach  fliegt  der  Stein  hinüber 
und  herüber,  so  daß  auf  jeder  Seite  sieben  Mann  fallen,  bis 
ihn  endlich  Dubthach  über  die  hruiden  hinaus  schleudert,  so 
daß  er  sich  heute  in  der  Quelle  von  Cell  Lasra  befindet. 
Aimirgin  singt  ein  Lied  darauf,  und  die  darauf  bezügliche 
Strofe  aus  Cinseds  Gedicht  (s.  oben  S.  5S7)  wird  zitiert. 3) 
Dann  beschließt  Cormac  (in  Prosa  und  Versen)  aus  der 
bruiden  auszubrechen  und  die  Schlacht  draußen  zu  liefern. 
In  dem  blutigen  Kampf,  der  sich  dabei  entspinnt,  zer- 
schmettert er  mit  dem  Stein,  der  heute  in  der  mittleren 
hruiden  steht,  den  Schild  von  Mog-Corb,  so  daß  dieser  nieder- 
stürzt, und  bevor  er  sich  wieder  erheben  kann,  erschlägt  er 
ihn,  unterstützt  von  Cacht  mac  Ilguine.  Die  Zwei  erlegen 
auch  Eochaid  Bec  mac  Echdach  Ronn^^)  und  Maine  Antacaid 
mac  Maine  Mörgair  und  kehren  zur  hruiden  zurück,  wo  nur 
noch  wenige  ihrer  Genossen  am  Leben  sind.  Die  Namen 
einer  Reihe  von  Helden,  die  nun  beiderseits  fallen,  werden 
aufgezählt  nebst  den  Ortschaften,  die  nach  ihnen  benannt 
sind.  Schließlich  treten  sich  vier  Ulter  und  vier  Connachter 
gegenüber:  einerseits  Cormac  Connloinges,  Dubthach,  Aimirgin 
und   Cacht   mac  Ilguine,   anderseits  Cet   mac  Mägach,   sein 

^)  Zu  dieser  Episode  s.  Anhang-  1.  Statt  dessen  läßt  hier  B  Genann 
in  der  hruiden  auf  die  Feinde  aufmerksam  machen  und  voraussagen,  "wie 
Wenige  auf  beiden  Seiten  am  Leben  bleiben  werden. 

2)  B  läßt  hier  Genann  das  Gedicht  sprechen,  das  die  andere  Hand- 
schrift oben  §  5  Suamach  in  den  Mund  legt.  Ferner  machen  in  B  Fergna 
mac  Finnconna,  Fiacha  mac  Firaba  (=  Fir  Febe),  Dubthach  und  Illann 
Finn  mac  Fergusa  einer  nach  dem  andern  einen  Ausfall,  töten  viele  Feinde 
und  löschen  das  Feuer,  das  aber  jedesmal  von  neuem  angelegt  wird. 

')  B  schildert  hier  die  gewaltigen  Feuer,  die  angefacht  werden. 

*)  Vgl.  Kap.  46  §  3. 


II,  71.    Dinnöenchas  Druim  Suamaich.  593 

Bruder  Ailill  Ardägacli,  sein  Sohn  Maine  und  Buanann  mac 
Damäin.  Dubthacli  erlegt  Buanann,  Aimirgin  den  Maine; 
Cacht  und  Ailill  fällen  sich  gegenseitig.  Als  aber  noch  Corb 
Gaillni  den  Conn achtern  beispringt,  unterliegt  Cormac  Conn- 
loinges  seinem  und  Cets  gemeinsamem  Angriff.  In  einem 
Gedicht  werden  diese  Geschehnisse  besungen.  Das  Buch  von 
Druim.  Snechta^)  meldet,  Cet  habe  Cormac  das  Haupt  ab- 
geschlagen, und  sein  Neffe  Anlön  mac  Döichi  habe  es  mit 
nach  Äth  Luain  genommen;  aber  Andere  sagen,  Aimirgin 
habe  Cormacs  Enthauptung  verhindert  und  Cet  dabei  dreimal 
verwundet.  Da-Choca  selber  fällt  in  seiner  bruiden;  seiner 
Frau  Luath  bricht  das  Herz  bei  Loch  Luathae.  Schließlich 
entkommen  von  den  tausend  Connachtern  nur  fünf,  von  den 
dreihundert  Ultern  nur  drei:  Aimirgin,  Dubthach  und  Fiachge 
mac  Fir  Febe;  Imrinn  mac  Cathbad  war  schon  in  der  Nacht 
vor  dem  Angriff  entwichen.  Aimirgin  begräbt  Cormac,  schüttet 
einen  Grabhügel  auf  und  hält  eine  poetische  Totenklage.  Ein 
Gedicht  über  die  Gefallenen  faßt  das  Geschehene  zusammen. 
7.  (67 — 72).  Fergus,  der  in  Cruachain  zurückgeblieben 
ist,  wird  von  seinem  Diener  Ergarb  {Fer  Gairh  B)  gemeldet, 
die  Maine  und  die  Maie  Mägach  seien  aufgebrochen,  um 
Cormac  zu  überfallen.  Er  läßt  seinen  Wagen  anspannen, 
fährt  hinter  ihnen  drein,  findet  aber  in  der  bruiden  nur  noch 
die  drei  genannten  Ulter  am  Leben.  Über  dem  Leichnam 
seines  Ziehsohns  Cormac  bricht  er  in  Klagen  aus  und  ver- 
gießt blutige  Tränen.  Die  Leichen  seiner  Söhne  Illann  Finn 
und  Fiachra  Caech  und  die  seiner  Freunde,  die  er  auf  dem 
Schlachtfeld  findet,  beachtet  er  daneben  kaum.  Ein  poetisches 
Zwiegespräch  mit  Aimirgin  beschließt  das  Ganze. 

Anhang. 
L  Dinnsenchas  von  Druim  Suamaich. 

Die  Episode  von  Suamach  (oben  §  6,  vgl.  5)  findet  sich  im  Prosa- 
Dinnsenchas  B'^)  und  C,^)  wobei  dann  C  das  fehlende  Gedicht  ergänzt, 
ohne   darin  Neues   zu   bringen.     Sie   ist  zweifellos  nicht  etwa  aus  dem 


^)  Siehe  Teil  I  Kap.  3.    Hier  ist  es  natürlich  ein  fiktives  Zitat. 

2)  Ba  in  LL  166  a,  Bb  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  III,  508. 

3)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  81. 
Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König-sag-e.  38 


594  II,  72.   Cath  Airtig  „Die  Schlacht  von  Airtech". 


i 


obigen  Text  gezogen,  sondern  dieser  hat  umgekehrt  das  Dinnsenchas  B 
benutzt. 

Suamach  inac  Samgubai  (Sainguhai  LL)  war  Historiker 
(senchaid)  und  Ziehvater  von  Cormac  Connloinges,  und  Cainn- 
lech  ingen  Gaimgelta  aus  dem  Geschlecht  von  Conall  Con- 
ganchnes  („dem  Hornhäutigen")  seine  Ziehmutter.  Als  Cormac  ^ 
von  Cruachain  Ai  wegzog,  um  das  Königtum  von  Ulster  an- 
zutreten, blieb  Suamach  zurück,  weil  er  wußte,  daß  Cormac 
fallen  würde,  bevor  er  König  geworden.  Dann  ging  er  ihm 
aber  nach,  um  ihn  abzuhalten,  den  Zug  auszuführen.  Als  er 
jedoch  nach  Tulach  Der  („Tränenhügel")  kam,  der  nach  den 
Tränen  hieß,  die  (der  Elf)  Dagda  dort  um  seinen  Sohn  Cermait 
vergossen  hatte,  sah  er  Bruiden  Da-Choca  schon  in  Flammen 
stehn;  da  brach  ihm  das  Herz.  Daher  wird  der  Hügel  jetzt 
Druim  Suamaich  („Suamachs  Bergrücken")  genannt.  Die 
Ziehmutter  vernahm  die  Kunde,  daß  ihr  Ziehsohn  verbrannt 
sei,  in  Möin  („Moor")  Cainnliche,^)  das  nach  ihr  benannt  ist. 

Der  Verfasser  von  Bruiden  Da-Chocse  läßt  Caiunlech  ingen  Gaim- 
geltse,  Cormacs  Ziehmutter,  schon  bei  dem  ersten  Kampf  zwischen  Ulteru 
und  Connachtern  (Stokes  §  28)  bei  Muine  („Busch")  Cainnli(ge)  fallen. 

2.  Anders  über  den  Tod  von  Cormac  Connloinges  berichtet  ein  Ge- 
schichtchen, das  auf  einem  Pergamentblatt  der  Handschrift  Trin.  Coli. 
(Dublin)  H.  4.  22,  S.  45  verzeichnet  ist.  2) 

Ein  Mann  geht  bei  Emain  Macha  auf  die  Jagd  und 
erlegt  drei  Hasen.  Als  er  sie  braten  will,  singt  eine  Stimme 
vom  Fels  herab  ein  Preislied  auf  die  drei  Toten  und  enthüllt 
ihm,  daß  es  drei  Söhne  Conchobors:  Cormac  Connloinges, 
Cairpre  und  Cüscraid  Menn  Macha  waren,  die  in  Gestalt  von 
Hasen  nach  dem  sid'^)  gingen.  Entsetzt  flieht  der  Jäger  von 
dannen. 

Kap.  72.    Cath  Airtig. 
„Die  Schlacht  von  Airtech.^' 

Der  Text,  mit  dem  wir  diese  Sagengruppe  abschließen,  bildet  sagen- 
geschichtlich die  Fortsetzung  von  Kap.  71.  Aber  er  ist  nicht  von  dem- 
selben Verfasser.    Gegenüber  jener  ausgeschmückten,   mit  Gedichten   ge- 


*)  In  C  Ard  („Höhe")  Caimüig  (Caintüech). 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  Bergin,  Eriu  7,  242. 

")  fiith  uAceilfi  die  Handschrift,  etwa  ==  ml  n-ÄcaiUe? 


11,72.    (.'ath  Airtig  „Die  Schlacht  von  Airtech".  595 

spickten  Erzählung  erscheint  er  wie  eine  dürre  Zusammenfassung,  die 
geschichtlichen  Charakter  tragen  will.  Doch  hängen  beide  enge  zusammen. 
Das  Gebiet  der  Fir  Malonn  (Malann),  in  dem  nach  Kap.  71  Bruiden  Da- 
Chocae  lag,  spielt  in  beiden  eine  Rolle;  beide  haben  die  Gestalt  von  Cets 
Bruder:  Ailill  Ardägach,  der  freilich  in  beiden  fällt,  und  auch  in  den 
retorischen  Abschnitten  finden  sich  Anklänge.  Vielleicht  ist  unser  Text 
durch  den  Satz  in  Kap.  71  §  1  angeregt,  Conall  Cernach  habe  gleich  nach 
Conchobors  Tod  seinen  Ziehsohn  Cüscraid  Menn  Macha  zum  König  von 
Ulster  machen  wollen.  Daß  er  ziemlich  jung  ist,  zeigt  sich  auch  darin, 
daß  keine  der  beiden  SagenKsten  Cath  Airtig  nennt.  Doch  war  er  dem 
Interpolator  von  LU  und  der  Annalen  Tigernachs  (Teil  I  Kap.  9)  bekannt. 
Dieser  ergänzt  darnach  (§  8,  Best)  den  Schluß  von  Täin  bö  Flidais  (Kap.  23 
S.  320  Anm.  1)  und  schiebt  in  die  Annalen  ein^):  „Die  Schlacht  von  Artech 
(wurde)  durch  Cüscraid  mac  Conchobair  über  das  'Fünftel'  Connaught^)  (ge- 
wonnen). Cüscraid  kam  durch  Mac  Cecht  um.  Alsbald  fiel  Mac  Cecht  durch 
Conall  Cernach  bei  Crannach  Maie  Cecht  ('Mac  Cecht's  Baumgruppe').' 
Das  letztere  wird  zwar  in  unserer  Sage  nicht  berichtet,  konnte  aber  —  mit 
Ausnahme  des  Ortsnamens  —  Bests  §  10  entnommen  werden  mit  Bei- 
ziehung des  Gedichts  des  augeblichen  Cinred  ua  h-Artacäin,  wo  es  Strofe  16^) 
heißt:  „Der  gewaltsame  Tod  Cüscraids  durch  Mac  Cecht  mit  der  Xwn  (Lanze) 
Celtchar's  —  blutig  (war)  die  Tat  — ;  es  fiel  Mac  Cecht  darauf  durch  Conall 
mac  Amargein".^)  Da  der  Interpolator  wohl  kaum  nach  der  Mitte  des 
13.  Jahrhunderts  tätig  gewesen  ist,  ist  also  auch  unser  Text  und  zugleich 
der  von  Kap.  71  so  weit  hin  aufzurücken.   Künstlerischen  Wert  hat  er  nicht. 

Er  ist  in  zwei  Handschriften  erhalten ,  im  Buch  von  Lecan  (15.  Jh.) 
fol.  169  V  (S.  342  a)  und  in  der  jüngeren,  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3. 18  (16.  .Th.) 
,S.  724,  die  die  drei  ersten  Paragrafen  mit  den  retorics  ausläßt.^) 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  Bests  Paragrafen. 

1.  (1 — 3).  Nach  dem  Untergang  Cormacs  in  Bruiden 
|Da-C[h]oc9e  versammeln  sich  die  Ulter  und  bieten  das  König- 
tum Conall  Cernach  an.  Er  lehnt  es  wegen  seiner  Alters- 
schwäche ab  und  heißt  sie  es  seinem  Ziehsohn  Cüscraid  Menn 
Macha  geben.  Der  wird  zum  König  ausgerufen  und  erhält 
ihre  Geiseln.  In  retorischer  Sprache  klagt  Conall  um  den 
^Tod  Conchobors  und  schildert  seine  eigene  Hinfälligkeit;  er 


1)  RC  16,  410. 

2)  Es  wird,  wie  im  Text  (Best  §  10.  12.  17),  als  coiced  ol  n-ecmachi 
bezeichnet. 

3)  RC  23,  308.  320.  326. 

*)  Den  Tod  Cüscraids  erwähnt  schon  Flannacän  mac  Cellaich  (f  896) 
GBL  125  b  11 ;  aber  ein  alter  Text  ist  nicht  erhalten.  Über  die  Lanze  lün 
s.  Kap.  65  §  5. 

•')  Nach  beiden  Handschriften  hgg.  u.  übers,  von  Best,  Eriu  8,  170. 

38+ 


596  II,  72.    Cath  Airtig  „Die  Schlacht  von  Airtech«. 

gibt  dann  Cüscraid  —  in  der  tradizionellen  Weise  —  Regeln 
für  sein  Königtum  {Tecosc  Cüscraid)A) 

2.2)  (4 — 8).  Cüscraid  teilt  nun  Conall  Cernach,  den 
Söhnen  Conchobors  und  Andern  der  Clann  Rudraige  ihr  Ge- 
biet zu.'O  Die  Edeln  der  Ulter  beschließen,  mit  (dem  nach 
Connaught  verbannten)  Fergus  Frieden  zu  schließen  und  ihn 
heimzuberufen.  Dieser  nimmt  es  an,  obschon  Königin  Medb 
ihn  abzuhalten  sucht,  indem  sie  ihm  für  seine  bei  der  hruiden 
gefallenen  Söhne  Fiachrae  Csech  und  Illann  Finn  AVergeld 
(cumala)  verspricht.  Er  kommt  mit  großem  Gefolge  und  mit 
seiner  Frau  Flidais  nach  Ulster  und  verlangt  und  erhält  das 
Gebiet  von  Cuailngne  und  Muirtheimne  und  „Brug  mnä 
Elcmair'V)  die  einst  Sualdam  mac  Eoich  und  CüChulainn 
gehört  haben.  Als  jedoch  Flidais  bei  Träig  Baile  gestorben 
ist,  kehrt  er  zu  Ailill  und  Medb  zurück  und  findet  dort  den 
Tod  durch  Ailills  „einzige"  Eifersucht.  ^'') 

3.  (9—18).  Dann  entstand  ein  großer  Krieg  zwischen 
Ailill  und  Medb  und  den  Ultern  um  das  Gebiet  von  Malann. 
Medb  hatte  es  Corchobor  abgetreten  als  Ersatz  für  die  Ver- 
wüstungen bei  der  Täin  (bö  Cuailnge),  forderte  es  jedoch 
nach  seinem  Tod  zurück;  aber  die  Ulter  wollten  es  ohne 
Kampf  nicht  aufgeben.  Durch  diesen  Krieg  fielen  viele  Ulter 
um  Cüscraid,  Conall  Cernach,  Aimirgin  mac  Ecit  Salaig  und 
um  die  Söhne  Conchobors:  Follamain  und  Furbaide.*^)  Aus 
ihm  erwuchs  auch  der  Tod  von  Cet  mac  Mägach  und  der 
übrigen  Maie  Mägach  nebst  Ailill  mac  Mata,  Mac  Cecht  und 


*)  Vgl.  Kap.  34,  Zwischenstück. 

2)  Hier  beginnt  die  Handschrift  H.  3.  18. 

^)  Wie  Best  (S.  170)  zu  der  Vermutung  kommt,  darin  könnte  alte 
Überlieferung  stecken,  sehe  ich  nicht,  zumal  da  erfundene  Gestalten  wie 
Lama,  nach  welchem  Lamraige  benannt  sein  soll,  sich  unter  den  mit  Land 
Versehenen  befinden. 

*)  „Das  Land  von  Elcmars  Frau",  d.  h.  der  Boann  (s.  Kap.  76), 
preziöser  Ausdruck  für  das  gewöhnliche  Bru(i)g  na  Boinne. 

^)  Siehe  Kap.  67.  Das  hat  der  Interpolator  in  Täin  bö  Flidais  ver- 
wertet. 

")  „fallen  um"  bedeutet  sonst  im  Irischen,  daß  die  Genannten  in  der 
Mitte  der  Andern  fallen;  aber  hier  scheint  es  nur  die  Gefolgsleute  zu  be- 
treflen.  Oder  ist  gemeint,  dnli  infolge  dieses  Kriegs  jene  später  ihren 
Tod  fanden? 


11,78.    Der  Sagenkreis  von  Etain  und  ('onaire  Mur.  597 

Belchu  von  Breifne.  —  Die  Ulter  rücken  in  Connaught  ein 
und  kommen  in  das  Gebiet  von  Airtecli;i)  ihnen  stellen  sicli 
die  „drei  Connaughts"  entgegen,  d.  h.  die  Domnannaig,  die 
Fir  Crseibe  und  die  Tuatha  Taiden  mit  ihren  Anführern  Mac 
Cecht,  Cet  mac  Mägach,  Maine  Aithremail  u.  a.  Nur  die 
Handschrift  H.  3.  18  hat  hier  —  in  den  hergebrachten  Aus- 
drücken —  eine  Beschreibung  der  Schlacht,  an  der  teil- 
zunehmen Ailill  und  Medb  durch  die  Connachter  verhindert 
werden.  Es  folgt  eine  Aufzählung  der  Helden,  die  auf  beiden 
Seiten  fallen  und  durch  wen  sie  fallen,  darunter  Ailill  Arda- 
'  gach  und  Scannal,  zwei  Maie  Mägach,  durch  Conall  Cernach; 
die  Übrigen  sind  meist  Söhne  der  in  den  älteren  Sagen  ge- 
nannten Helden.  Die  Connachter  werden  geschlagen;  Aimirgin 
verfolgt  sie  und  fällt  dabei  in  Imlech  Ai^j  zugleich  mit  seinen 
zwei  Gegnern,  die  beide  Eithiar  heißen.  =^)  Da  errichten  die 
Connachter  eine  „rote  Mauer";  denn  über  eine  solche  hinaus 
pflegten  die  Ulter  nicht  zu  verfolgen.  4)  Diese  Schlacht  von 
Airtech  hat  den  Untergang  der  Domnannaig  zur  Folge.  Die 
Ulter  ziehen  in  großem  Triumf  nach  Hause,  und  in  H.  3.  18 
spricht  Genann  mac  Cathbad  zum  Schluß  ein  Gedicht,  von 
dem  jedoch  nur  der  erste  Vers  zitiert  ist.^) 

Kap.  73.    Der  Sagenkreis  von  Etäin  und  Conaire  Mör. 

Die  folgenden  Sagen  sind  durch  Genealogie  so  eng  mit- 
einander verbunden,  daß  fortwährend  von  einer  auf  die  andere 
verwiesen  werden  müßte,  und  daß  sie  daher  am  besten  im 
Zusammenhang  besprochen  werden.  An  sich  würden  Kap.  74 
bis  76  dem  mythologischen  Sagenkreis  und  mehrere  der 
folgenden  der  Königsgeschichte  angehören,  die  sonst  Teil  IV 
vorbehalten  bleibt.  Über  die  Verknüpfung  der  Conaire -Sage 
mit  der  Ulter  Sage,  die  nicht  ursprünglich  ist,  s.  Kap.  81. 


^)  Im  Buch  von  Lecan:  „von  Airtech  Uchtlethan  ('dem  Breitbrüstigen  ) 
mac  Tomantin  usw.  von  den  Domnannaig". 

2)  „das  gegenseitige  Fällen  von  Ai". 

3)  Der  Tod  von  Ethier  Mör  („dem  Großen")  und  Ethier  Bec  („dem 
Kleinen")  durch  Amargin  in  Imlech  Ai  ist  dem  Gedicht  von  „Cinaed" 
(RC  23,  306.  319.  324)  entnommen,  dessen  Quelle  uns  unbekannt  ist. 

*)  Das  ist  aus  Kap.  53  §  6  entlehnt. 

=)  Kaum  ist  das  Gedicht  die  Quelle  des  Prosaberichts. 


598       11,74.  Tochmarc  Etaiiie  „(Das  erste)  Werben  um  Etaiu". 

Kap.  74.    Tochmarc  Etäine. 
„(Das  erste)  Werben  um  Etäin." 

LU  enthielt  ursprünglich  drei  Erzählungen  unter  dem  Titel  „Das 
Werben  um  Etäin".  ^)  Aber  nur  die  mittlere  ist  vollständig  erhalten 
(Faks.  129  b  — 130  b) ,  von  der  ersten  nur  der  Schluß  (129  a— b)  und  von 
der  dritten  fehlt,  da  von  Blatt  131 — 132  nur  noch  die  eine  Spalte  erhalten 
ist,  ein  größeres  Stück  aus  der  Mitte  und  das  Ende.  Leider  ist  gerade 
nur  die  mittlere  Erzählung  in  einer  zweiten  Handschrift,  GBL  175a  — b, 
überliefert ;  2)  auch  ist  sie  allein  von  dem  späteren  Bearbeiter  in  Eg.  1782 
(s.  Kap.  83)  benutzt.  In  der  ersten  und  dritten  sind  —  von  der  Haupt- 
hand, nicht  vom  Interpolator  —  fremde  Stücke  eingeschoben;  da  ein 
solches  (in  der  dritten)  das  Buch  von  Druim  Snechta  (Teil  I  Kap.  3) 
zitiert,  rühren  sie  nicht  vom  „Kompilator"  (Teil  I  Kap.  8)  her,  dem  jene 
alte  Handschrift  unbekannt  war.  Auch  die  Zusammenstellung  der  drei 
Texte  darf  man  ihm  wohl  nicht  zuschreiben;  die  Art,  wie  vom  einen  auf 
den  andern  Bezug  genommen  wird,  stimmt  nicht  zu  seiner  sonstigen 
Arbeitsweise.  Man  darf  sie  der  Sprache  nach  wohl  dem  9.  Jahrhundert 
zuweisen;  aber  ihre  Verarbeitung  wird  etwa  der  zweiten  Hälfte  des  elften 
angehören. 

Der  unvollständige  Text  des  ersten  Werbens  um  Etäin  ^)  kann  einiger- 
maßen durch  Exzerpte  in  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3. 18,  S.  605  ergänzt  werden, 
die  jemand  zu  lexikologischen  Zwecken  aus  einer  vollständigen  Handschrift 
genommen  hat.*)  Sie  lassen  den  Anfang  der  Erzählung  ziemlich  deutlich 
erkennen ;  dagegen  bleibt  die  Mitte  teilweise  dunkel,  zumal  auch  in  andern 
Texten  sich  nur  wenige  Anspielungen  darauf  finden. 

Die  Geschichte  bestand  —  abgesehen  von  einem  alten  Einschub, 
worüber  unten  —  aus  zwei  Teilen,  von  denen  eigentlich  nur  dem  zweiten 
der  Titel  „Das  Werben  um  Etäin"  zukommt.  Der  erste  gliedert  sich  um 
jeine  öfters  erzählte  Anekdote,  wie  der  Elf  ^Engus  Mac  (ind)  Oc  iii  den 
Besitz  seiner  Elfenwohnung  (sid)  in  Bruig  na  Boinne  oder  Bruig  Maie 
ind  Ö(i)c   gekommen   ist.  5)     Er   erhält   sie   nämlich   von   ihrem   Besitzer 


0  Er  findet  sich  auch  in  beiden  Sagenlisten. 

2)  Über  eine  junge,  wohl  nicht  selbständige  Handschrift  der  dritten 
Erzählung  s.  Kap.  78. 

»)  Hgg.  von  Windisch ,  IT  1, 130,  übersetzt  von  Leahy,  The  Heroic 
Romances  of  Ireland  I  (1905)  S.  7. 

*)  ^SS-  von  Stern,  ZCP  5,  522,  der  dort  über  die  ganze  Sage  handelt. 

^)  Bruig  na  Boinne  „die  Landschaft  am  Boyne-Fluß",  d.  h.  der 
Bezirk  um  den  großen  vorhistorischen  Grabhügel  Newgrange:  vgl.  über 
ihn  das  Gedicht  von  Cinaed  ua  h-Artacäin  in  Metrical  Dindshenchas  II,  10  ff. 
Der  Elf  ^ugus  heißt  häufig  Mac  Öc  „der  junge  Knabe",  daneben  auch 
Mac  ind  Öc.    Diese  sonderbare  Nameusform  kommt  vielleicht  daher,  daß 


II,  74.  Tochmarc  Etaine   „(Das  erste)  Werben  um  Etain".        '"iOO 

zunächst  auf  „Tag  und  Nacht";  als  dieser  ihn  aber  nach  Verlauf  eines 
Tags  und  einer  Nacht  hinausweisen  will,  entgegnet  er,  „Tag  und  Nacht" 
sei  gleich  „immer"  und  behält  damit  Recht. 

1.  Der  Dagda  („der  gute  Gott"),  auch  Eocliaid^)  genannt, 
ist  in  die  Frau  Elcmar's  (oder  Elcmair's),  eines  fürchterlichen 
elfischen  Wesens  [des  Besitzers  des  Bruig]  verliebt.  Diese 
wäre  ihm  gern  zu  Willen,  fürchtet  sich  aber  vor  der  Macht 
ihres  Gatten.  Da  sendet  ihn  der  Dagda  auf  Botschaft  zum 
Elfenfürsten  Bres  mac  Elathan  in  Mag-Inis  (Leeale  in  Graf- 
schaft Down)  und  verzögert  durch  verschiedene  Zauberkünste 
seine  Rückkehr,  indem  er  ihm  z.  B.  Hunger  und  Durst  be- 
nimmt, auch  die  Dunkelheit  der  Nacht  zurückhält,  so  daß  er 
nicht  inne  wird,  wie  lange  er  unterwegs  ist.  Unterdessen 
genießt  der  Dagda  die  Liebe  seiner  Frau.  Sie  gebiert  ihm 
einen  Sohn  [eben  ^ngus  Mac  Öc],  ist  aber  bei  der  Heimkehr 
Elcmars  bereits  wiederhergestellt,  so  daß  er  nichts  von  dem 
Vorgefallenen  merkt. 

2.  [Der  Knabe  ^ngus  wächst  fern  von  seinen  Eltern 
bei  Midir,  dem  Elf  von  BrI  Leith,  heran.]  2)  Als  aber  einmal 
Triath  von  den  Fir  Bolg  ihn  höhnt,  man  kenne  von  ihm 
weder  Vater  noch  Mutter,  beklagt  er  sich  bei  Midir  darüber 
[und  zwingt  ihn,  ihm  seine  Herkunft  mitzuteilen].  Auf  seine 
Bitte  begleitet  ihn  dann  Midir  zum  Dagda,  damit  er  ihn  als 
Sohn  anerkenne.  Dieser  nimmt  die  beiden  gut  auf  und  fragt 
nach  dem  Begehr  des  ihm  unbekannten  Jünglings.  [Midir 
tut  ihm  kund,  wen  er  vor  sich  hat,  und  bemerkt],  es  wäre 
unrecht,  wenn  er  seinen  Sohn  ohne  Land  und  Herrschaft 
ließe.  [Der  Dagda  gibt  daher  ^Engus  den  folgenden  Rat] :  Am 
samuin  sei  ein  friedliches  Fest  der  Irländer  im  Bruig;  da 
werde  sich  Elcmar  unbewaffnet,  nur  mit  einer  gegabelten 
Haselgerte  versehen,  im  Bruig -Hügel  befinden.  ^Engus  solle 
ihn  bewaffnet  überfallen  und  mit  dem  Tode  bedrohen;  dann 
werde  er  ihm  versprechen,  was  er  nur  wolle.    ^Engus  befolgt 


im  Genitiv  {Bruig)  Maie  ind  Öic  der  Artikel  ind  eingeschoben  werden 
konnte;  darnach  scheint  der  Nominativ  Mac  ind  Öc  und  dann  bisweilen 
auch  der  Genitiv  Maie  ind  Öe  gebildet. 

^)  In  andern  Texten  Eoehaid  oUathair  „der  große  Vater";  er  ist 
König  der  elfischen  Tuatha  De  Danann  (Donann). 

■^)  „  9  Jahre  lang "  nach  dem  Gedicht  Kap.  76  C,  „7  Jahre"  nach  D. 


L 


600        II,  74.  Tochmarc  Etäine  „(Das  erste)  Werben  um  Etaiii". 

den  Rat,  und  Elcmar  muß  sich  verpflichten,  ihm  die  Herr- 
schaft über  sein  Gebiet  auf  „Tag  und  Nacht"  zu  überlassen. 
[Als  ^ngus  dann  erklärt,  damit  habe  er  sie  ihm  auf  immer 
abgetreten,  beklagt  er  sich  beim  Dagda.  Doch  der  weist  ihn 
ab]:  „Du  hast  dein  Land  hingegeben,  weil  dir  dein  Leben 
lieber  war  als  dein  Land".  [Seither  ist  Mac  Öc  Herr  des 
Bruig.] 

3.  Der  zweite  Teil  beginnt:  Nach  einem  Jahr  kam  Mi  dir, 
mit  seinem  Ziehsohn  Mac  Öc  zu  reden.  [Nun  kommen  aber 
solche  Lücken,  daß  der  Gang  der  Erzählung  im  Dunkel  bleibt. 
Etwas  oder  jemand]  erregt  einen  Streit  bei  den  Knaben  im 
Bruig.  [Im  folgenden  Bruchstück]  kommt  [jemand]  zu  Ailill, 
dem  Vater  der  schönen  Etäin  Echraide,  zur  Werbung  um  die 
Jungfrau.  Aber  Ailill  weist  ihn  ab,  weil  der  Freier  und  sein 
Vater  zu  mächtig  seien;  er  könnte  seine  Tochter  nicht  schützen, 
wenn  sie  sie  unwürdig  behandelten.  [Daraus,  daß  die  Macht 
des  Vaters  hervorgehoben  wird,  geht  hervor,  daß  Mac  Öc, 
der  Sohn  des  Dagda,  der  Freier  ist.  -Tatsächlich  wird  aber 
vielmehr  Midir,  der  vielleicht  als  Werber  für  ihn  erschienen 
war,  der  Mann  von  Etäin.  Er  sagt  in  der  zweiten  Erzählung, 
Kap.  77,1)  zu  ihr]:  „Ich  habe  für  dich  die  besten  Felder  und 
Wasser  Irlands  und  so  viel  Gold  und  Silber  zurückgelassen, 
als  dir  [an  Gewicht  oder  an  Masse]  gleichkam".  [Midir  und 
Mac  Öc  müssen  sich  darüber  entzweit  haben.  Das  spätere 
Gedicht  Kap.  76  C 2)  sagt,  Mac  Öc  habe  Midir  ein  Auge  aus- 
geworfen, und  das  interpolierte  Gedicht  in  unserm  Text 
(s.  unten),  Etäin  habe  „das  Auge  des  Fürsten  aus  der  Quelle 
von  Loch  Da  Lig"  geheilt.] 

4.  [Aber  Midir  behält  Etäin  nicht  auf  die  Dauer.  Ein 
Weib  namens  Fuamnach,  das  nach  andern  Berichten  gleich- 
falls seine  Frau  ist,  bewirkt  ihre  Trennung.  Nach  Gilla 
Mo-Dutu  (1147)  LL  137  a  29,  der  offenbar  unsern  Text  kennt, 
ist  Fuamnach's  Eifersucht  sowohl  ihr  als  Etäin  schlecht 
bekommen.  Und  Midir  sagt  zu  Etäin  in  der  folgenden  Ge- 
schichte], 3)  fithnaise^)  Fuamnaige  (die  ihr  von  Fuamnach  an- 

0  IT  I  127,  24  =  ZCP  5,  525. 

2)  Metr.  Diüdsheucbas  II  24,  93  ff. 

3)  IT  I  127,  28  =-  ZCP  5,  525  f. 

*)  Zu  diesem  Wort  vgl.  O'Davoreu's  Glossar  946. 


11,71.  Tucluiiarc  Etäine   „{^ah  erste)  Werben  um  Etaiu".         'iOl 

gehexte  Krankheit)  und  die  Sprüclie  des  Druiden  Bresal 
Etarläm  (Echarlmn  Hs.)  hätten  sie  getrennt.  Ein  Windstoß 
führt  die  offenbar  sehr  reduzierte'  Ktäin  auf  einem  fuamain 
(wohl  „Halstuch")')  durch  die  Luft  davon,  und  Fuamnach 
glaubt  sie  damit  für  immer  los  zu  sein.  [Aber  Mac  Öc  findet 
sie  irgendwie.  Er  begrüßt  sie]:  „Willkommen,  wandernde, 
leidenreiche  Etäin,  die  viel  Gefahren  bestanden  hat".  [Er 
nimmt  sie  mit]  nach  Haus,  2)  bekleidet  sie  mit  einem  Purpur- 
gewand und  verfertigt  für  sie  ein  grianän  (eigentlich  „Söller") 
mit  hellen  Fenstern  „zum  Hinausgehn"  (es  wird  nachher  als 
„gläsernes  grianän^^  bezeichnet).  3)  Dieses  führt  er  immer  mit 
sich,  wohin  er  auch  geht,  und  schläft  jede  Nacht  darin;  er 
pflegt  Etäin,  daß  sie  wieder  Körper  gewinnt,  und  sie  wächst 
durch  den  Duft  und  die  Blüten  der  kostbaren  Pflanzen,  die 
das  grianän  füllen. 

5.  Als  Fuamnach  von  diesem  Wohlergehen  Etäins  Kunde 
erhält,  beredet  sie  Midir,  Mac  Öc  zu  sich  zu  berufen,  um  mit 
ihm  Frieden  zu  schließen;  sie  selber  wolle  Etäin  suchen  gehn. 
Während  aber  Mac  Öc  dieser  Einladung  folgt,  eilt  Fuamnach 
auf  einem  Umweg  nach  dem  Bruig  und  läßt  wiederum  Etäin 
durch  einen  Windstoß  auf  dem  fuamain  aus  ihrem  grianän 
fortführen;  so  schwebt  sie  sieben  Jahre  durch  Irland  hin,  und 
der  Wind  macht  sie  schwach  und  elend.  Endlich  setzt  er 
sie  in  Ulster  auf  dem  Dach  eines  Hauses  ab,  in  dem  eben 
die  Ulter  zechen.  Sie  fällt  (durch  das  Oberlicht)  in  den 
goldenen  Becher,  der  vor  der  Frau  des  Kriegers  Etar  von 
Inber  Cichmaine  steht;  diese  verschluckt  sie  beim  Trinken, 
und  so  wird  sie  später  als  ihre  Tochter  geboren  und  erhält 
den  Namen  Etäin  ingen  Etair. 

6.  Als  Mac  Öc  bei  Midir  die  Fuamnach  nicht  vorfindet 
und  dieser  von  ihm  erfährt,  daß  Etäin  in  Irland  sei  und  von 


1)  Fuamuin  wird  in  Togail  bruidne  Ui  Derga  (Kap.  81,  Stokes  §  100 d) 
zwischen  grua'l  „Wange"  und  rose  „Auge",  in  Fled  Bricrenn  (Kap,  45, 
W^indisch  §  47)  fuaiintin  find  fuinechda  zwischen  drech  „Gesicht"  und  hrat 
„Mantel"  genannt.  Eben  als  Besitzerin  des  fuamain  wird  Fuamnach  ihren 
Namen  haben. 

'•*)  Hier  beginnt  der  lückenlos  erhaltene  Schlußteil ,  IT  I  130,  21  bis 
131,9;  132,7—17. 

3)  Das  grianän  mit  den  Fenstern  ist  vielleicht  dem  in  Fled  Bricrenn 
(Kap.  45  §  1)  nachgedichtet. 


G02       11,74.  Tochmarc  Etaiue  „(Das  erste)  Werben  um  Etain". 

ihm  gepflegt  werde,  ahnt  Beiden  Schlimmes.  Der  nach  Haus 
eilende  Mac  Öc  findet  in  der  Tat  das  grianän  leer.  Er  folgt 
aber  der  Spur  Fuamnachs/  holt  sie  im  Hause  des  Druiden 
Bresal  Etarläm  in  ^nach  Bodbgnai  ein  und  schlägt  ihr  den 
Kopf  ab,  den  er  mit  zum  Bruig  nimmt. 

Der  Erzähler  fügt  zum  Schluß  hinzu,  dieser  Bericht  stimme  nicht 
zu  einer  Strofe,  die  sich  in  dem  Gedicht  von  Flann  Mainistrech  (f  1056) 
über  den  Tod  der  Tuatha  De  Danaun  findet.^)  Nach  ihr  ist  Fuamnach 
zusammen  mit  Midirs  Enkel  Sigmall  (Siugmall)  durch  Manannän  in  BrT 
Leith  verbrannt  worden.  2)  Flann  hat  also  anscheinend  unsere  Geschichte 
nicht  gekannt. 

Im  obigen  Text  findet  sich  eine  Interpolazion  (IT  131,  9  bis  132,  7, 
auch  durch  ein  Exzerpt  in  K.  3.  18  vertreten).  Darnach  betrug  der  Ab- 
stand von  der  ersten  Zeugung  Etäins  durch  Ailill  bis  zur  zweiten  durch 
Etar  1012  Jahre. ^)    Besonders  aber  wird  erzählt: 

Als  Etäin  am  Ufer  von  Inber  Cichmuine  („Cichmuine- 
Mündung")  in  der  Nähe  von  Sid  Ban  Finn  {^^sid  der  weißen 
Frauen")  heranwuchs,  badete  sie  einst  inmitten  ihrer  fünfzig 
edeln  Gefährtinnen.  Da  sehen  sie  einen  blonden  Reiter, 
prächtig  angetan,  auf  dunkelbraunem  Pferd  aus  dem  Wasser 
aufs  Feld  kommen.  Er  hält  einen  Augenblick  still,  um  sie 
anzusehen,  und  alle  sind  sofort  in  ihn  verliebt.  Nun  singt 
er  ihnen  ein  Lied  von  fünf  Strofen,  worin  auf  verschiedene 
Sagenelemente  angespielt  wird,  die  uns  sonst  nicht  überliefert 
sind.  Darnach  hat  Etäin  früher  das  Auge  des  Königs  aus 
der  Quelle  von  Loch  Da  Lig  geheilt  (s.  oben  §  3).  Um  ihret- 
willen wird  der  König  Eochaid  von  Mide  (Eochaid  Airem, 
ihr  späterer  Gatte)  die  Vögel  von  Tethba  verjagen  und  seine 
zwei  Pferde  in  Loch  Da  Airbrech  ertränken.  Von  dem  wissen 
wir  sonst  nichts.    Dagegen  daß  er  in  Kampf  mit  den  Elfen 


1)  z.  B.  LL  11  b  20. 

'■^)  Ein  alter  Glossator  (LU  und  H.  3.  18.  stimmen  überein)  hat  das 
mißverstanden  und  meint,  Fuamnach  und  Midir  seien  verbrannt  worden, 
während  letzterer  nach  Flann  vielmehr  durch  Elcmaire  gefallen  ist.  Die 
auch  sonst  manchmal  mißdeutete  Strofe  lautet:  „Die  tolle  Fuamnach,  die 
Midirs  Weib  war,  Si(u)gmall,  ein  Hügel  mit  alten  Bäumen  (Epitheton 
ornans):  in  BrT  Leith  —  es  war  volle  Absicht  —  wurden  sie  durch 
Manannän  verbrannt".  Siugmall  hatte  nach  demselben  Gedicht  Nechta(i)u, 
den  Mann  der  Boann,  umgebracht. 

^)  Vgl.,  daß  Adam,  nach  dem  Saltair  na  Eauu  Z.  1097,  tausend  Jahre 
und  sechs  Stunaeu  im  Paradiese  lebte  vor  seiner  Austreibung. 


U,  74.   Diinisencbas  Cnogba.  60o 

geraten  Avird,  entspricht  dem  auch  uns  Bekannten  (s.  unten 

Kap.  78).    Dann  verschwindet  der  Reiter. 

Da  er  sein  Lied  schließt:  „Sie  ist  später  unsere  Etäiu",  ist  er 
offenbar  ein  Elf  aus  dem  sul  von  Bri  Leith,  aber  nicht  Midir  selber,  da 
dieser  von  ihm  „der  König"  genannt  wird. 


Anhang. 
1.  Dinnsenchas  von  Cnogba.i) 

Ich  füge  dieses  Dinnsenchas  hier  bei,  weil  es  in  seiner  späteren  Um- 
gestaltung eine  gewisse  Parallele  zu  der  obigen  Liebesgeschichte  von 
Midir  und  ^ngus  bildet.    Es  findet  sich  zunächst  in  Bb.^) 

In  Englicc  ingen  Elcmaire  war  ^Engus  Mac  ind  Öc 
verliebt,  konnte  sie  aber  nicht  erlangen.  Bei  Spielen,  die  in 
der  5amwm- Nacht  zwischen  Cletech  und  dem  sld  des  Bruig 
abgehalten  wurden,  und  zu  denen  sich  auch  die  Elfen  Irlands 
einzufinden  pflegten,  versehen  mit  einem  Proviant  von  Hasel- 
nüssen, wurde  sie  aus  der  Kinderschar  entführt  durch  die 
drei  Söhne  von  Dercc  (Derg)  mac  Ethamain  aus  Sld  Finda- 
brach.  Die  Kinder  eilten  ihr  nach  bis  zu  diesem  Hügel;  hier 
hielten  sie  die  Klage  um  sie  und  nährten  sich  dabei  von 
ihren  Nüssen.    Daher  Ciiogba.  =  cnö-guha  „Nuß- Klage". 

Diese  fade  Geschichte  ist  ins  Dinnsenchas  C  zunächst  nicht  auf- 
genommen worden.  Nur  in  einer  kleinen  Gruppe  von  Handschriften  3)  ist 
das  nachgeholt  und  auch  eine  andere  Etymologie  von  Cnogba  nach  dem 
Dinnsenchas  von  Näs*)  beigefügt.  Daran  ist  dann  ein  längeres  Gedicht 
gehängt,  als  dessen  Dichter  sich  in  der  letzten  Strofe  Flann  nennt,  den 
eine  Handschrift  (R.  Ir.  Ac,  D.  IL  2)  fälschlich  mit  Flann  mac  Lonäin  (f  920) 
identifiziert;  das  Gedicht  ist  vielmehr  jung  und  gibt  unter  anderm  die 
Geschichte  in  folgender  Gestalt^): 

./Engus  Mac  in  Öc,  Sohn  des  Dagda,  liebt  Englec  ingen 
Elcmair;  aber  sie  ihrerseits  liebt  Mider.  Als  ^Engus  einst 
am  samuin  zum  Spiel  nach  Ceru  Cermna  gegangen  ist,  ent- 
führt Mider  indessen  Englec  in  das  Sid  Fer  Femin.  Da 
iEngus  sie  auf  dem  Hügel,   auf  dem  er  sie  verlassen  hat, 


^)  Der  Hügel  Knowth  in  Grafschaft  Meath. 

'^)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  111,506. 

3)  Hgg.  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical  Dindshenchas  III,  483. 

*)  RC  15,  316  f. 

^)  Hgg.  u.  übers,  von  Gwynn,  a.a.O.  S.  40,  Zeile  13—36. 


604  II,  75.    De  gabäil  int  sTda. 

nicht  mehr  vorfindet,  wirft  er  die  Haselnüsse,  die  er  und  sein 

Heer  als  Proviant  bei  sich  haben,  auf  den  Boden  und  klagt. 

Daher  Cnogba. 

2.  Auf  einen  ähnlichen  Streit  um  ein  Weib,  aber  zwischen  Mac  Öc 
und  dem  Druiden  Bresal  (der  hier  den  Beinamen  Büfaid,  nicht  Etarläm 
führt),  weist  eine  ganz  knappe  Notiz  in  Tochmarc  Emire  (Kap.  31  §  40 
Meyer).  Sie  besagt  nur,  zwischen  Mac  Öc  im  std  des  Bruig  und  Bresal 
im  Osten  des  Bruig  habe  „die  Einzige"  {^nhen  oder  JEnbe),  die  Frau 
des  Schmieds,  gestanden.  —  Über  diese  Sage  ist  sonst  nichts  bekannt. 


Kap.  75.    De  gabail  int  sida. 
„Über  die  Besitzergreifung  des  Sids.^' 

Ich  reihe  hier  andere  Fassungen  der  Mac -Öc- Anekdote  und  der 
Schicksale  seiner  Mutter  gleich  an. 

Eine  kurze  Geschichte,  die  zu  den  „Vorerzählungen  zur  Täin  bö 
Ouailnge"  gerechnet  wird  (s.  Kap.  11),  ist  in  LL  (Faks.)  245  b  und  in 
R.  Ir.  Ac,  D.  4.  2,  fol.  50  a  2  erhalten,  i)  Sie  ist  sprachlich  recht  alt 2)  und 
gehört,  wenn  sie  auch  nur  in  Sagenliste  B  genannt  ist,  mindestens  dem 
9.  Jahrhundert  an. 

Auch  nachdem  die  Maie  Miled  (die  Vorfahren  der  Galen) 
die  Herrschaft  in  Irland  gewonnen  hatten,  war  die  Macht  des 
Königs  der  Tuatha  Dea  {Tuatha  De  Donann  D.  4.  2),  der  in 
LL  erst  Dagän,  nachher  Dagda,  in  D.  „der  große  Dagda  mac 
Eithlenn"  genannt  ist,  noch  groß.  Denn  die  Tuatha  D. 
brachten  die  Maie  Miled  um  Getreide  und  Milch,  bis  sie 
mit  ihrem  König  Freundschaft  schlössen. 

Zu  der  Zeit,  da  der  Dagda  König  über  die  Tuatha  D.  ge- 
worden war,  verteilte  er  die  sid  unter  sie:  Lug  mac  Ethnenn 
(Eithlenn)  bekam  das  Sid  Rodrubän  {Fodrubäin  D),  Ogma 
das  Sid  Aircheltrai.  Der  Dagda  selber  behielt  Sid  Leithet 
Lachtmaige,  Oia  Sid  (Oo  Cualann  D),  Cnocc  Bäine  und  zuerst 
auch  das  std  des  Bruig  für  sich.  Nachdem  er  so  Alles  ver- 
teilt hat,  kommt  sein  Sohn  Mac  Ooc,  der  Ziehsohn  Midii-s 
von  Bri  Leith  und  des  Wahrsagers  Ninnid,  zu  ihm  und  ver- 
langt Landbesitz.  Aber  es  ist  nichts  mehr  übrig.  Da  bittet 
er  ihn,  ihm  seine  Wohnung  („den  Bruig"  D)  auf  Tag  und 


*)  Nach  der  zweiten  Handschrift  hgg.  von  K.  Meyer,  Cath  Fiuntraga 
(1885),  S.  Xllf. 

'^)  Vgl.  zweisilbiges  oac,  ooc,  den  Imperativ  coUä. 


\ 


II,  76.    DiniiKenchas  Boanii  II.  005 

Nacht  zu  überlassen;  das  wird  ihm  gewährt.    Da  aber,  wie 

Mac  Ooc  sagt,  Tag  und  Nacht  „die  ganze  Welt"  ist,  kann 

er  nicht  mehr  daraus  vertrieben  werden,  sondern  bleibt  für 

immer  darin. 

Nur  LL  (246a)  fügt  —  in  jüngerer  Sprache  —  die  „Wunder"  dieser 
Feenwolmung  hinzu:  drei  ewig  fruchttragende  Bäume,  ein  immer  lebendes 
Schwein^)  und  ein  gekochtes  Schwein,  das  ebensowenig  abnimmt  wie  ein 
mit  Bier  gefülltes  Gefäß.  2) 

Nur  im  Vorbeigehn  erwähnt  auch  das  oben  S.  598  Anm.  5  angeführte 
Gedicht  von  Cinsed  ua  h-Artacäin  (f  975),  daß  nach  (in  LU:  vor)  der 
Schlacht  von  Mag  Tuired  der  Dagda  und  „die  große  Frau"  beim  Brug 
Meic  ind  Öc  zu  schlafen  pflegten.^) 


Kap.  76.    Aus  dem  Dinnsenchas. 

A.  Boann  IL 

In  Kap.  74  ist  die  Geliebte  des  Dagda  ohne  JS'amen;  später  wurde 
Boann,  der  Boyue-Fluß,  oder  vielmehr  die  Frau,  die  ihm  nach  damaliger 
Anschauung  den  Namen  gegeben  hat,  dafür  angesehn.  Diese  Auffassung 
finden  wir  zuerst  in  einem  Gedicht,  in  dem  Msel-Sechlainn  mac  Domnaill 
(f  1022)  angeredet  wird,  und  das  nach  Gwynn  durch  Erwähnung  von 
Mselmorda  mac  Murchada  in  Z.  53  ff.  auf  ein  Ereignis  des  Jahres  1012  an- 
spielt, also  etwa  um  diese  Zeit  verfaßt  ist.  Es  ist  nur  in  einige  Hand- 
schriften des  jüngeren  Dinnsenchas  C  aufgenommen.*) 

Der  Name  der  Boann  (Bö-finn)  wird  daraus  erklärt,  daß 
sie  durch  die  Vereinigung  der  Bäche  Bö  Guairi  (jetzt  Black- 
water)  und  Finn  (jetzt  die  obere  Boyne)  entstehe;  sie  wird 
der  Jordan  (Eorthanän)  Irlands  genannt,  dessen  Name  in 
ordan  „Würde  und  an  „hehr"  zerlegt  wird. 

Boann,  Frau  von  Nechtan,^)  kommt  (auf  Besuch)  zu 
Elcmaire;  dort  umwirbt  sie  der  Dagda.  Sie  halten  die  Sonne 
neun  Monate  lang  zurück,  und  so  gebiert  sie  noch  an  dem- 
selben Tag  einen  Sohn,  der,  weil  sie  den  Umgang  mit  dem 


^)  Statt  fo  chossaib  1.  for  chossaib. 

'^)  Eine  —  davon  unabhängige  —  poetische  Beschreibung  des  Teg 
(„Haus")  Meic  ind  Occ  hat  K.  Meyer,  ZOP  8, 108,  nach  zwei  Handschriften 
herausgegeben. 

a)  Metr.  Dindshenchas  II,  10  Z.  21  ff. 

*)  Als  „Boand  II"  hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical 
Dindshenchas  III,  34. 

^)  Die  Boyne  entspringt  an  dem  Hügel  STd  Nechtaiu. 


606  II,  76.    Diunsenchas  Boann  I. 

Dagda  als  ihre  „einzige  Kraft"  (mn-gus)  bezeichnet  hat, 
^ngus  genannt  wird.  Dann  eilt  sie  zu  der  von  den  drei 
Mundschenken  Flesc,  Lese  und  Luam  bewachten  Quelle  (in 
Sid  Nechtain),  um  sich  zu  waschen  und  die  Spuren  ihrer 
Schuld  zu  tilgen.  Aber  die  Quelle  erhebt  sich  über  sie  und 
ertränkt  sie.    (So  ist  der  Fluß  Boann  entstanden.) 


B.   Boann  I. 

Ein  anderes  Gedicht,  das  schon  zur  ursprünglichen  Dinnsenchas- 
Sammlung  A  gehört,  ist  nach  den  Buchstabenresten  des  Titels  in  LL  von 
dem  Dichter  Cüän  ua  Lothchäin  (f  1024)  verfaßt.  ^  Es  fußt  deutlich  auf 
dem  eben  erwähnten,  dessen  zweiten  Teil  es  weiter  ausführt. 

Zunächst  werden  alle  die  Namen,  die  die  einzelnen  Ab- 
schnitte der  Boyne  in  Irland  tragen,  aufgezählt,  dann  der 
Fluß  aber  nicht  nur  mit  dem  Jordan  (wie  oben),  sondern  mit 
allen  möglichen  andern  Flüssen:  dem  Tiber  der  Eömer,  dem 
Tigris  „im  Paradies"  usw.  identifiziert.  2) 

Nechtan  mac  Labrada,  der  Gatte  Boanns,  hatte  in  seiner 
Burg  eine  heimliche  Quelle,  die  außer  seinen  Mundschenken 
Flesc,  Lam3)  und  Luam  niemand  anblicken  konnte,  ohne  die 
Augen  zu  verlieren.  Einst  ging  Boann  aus  Übermut  dreimal 
um  die  Quelle  herum,  um  ihre  Macht  zu  erproben.  Da  brachen 
drei  Wogen  daraus  hervor  und  vernichteten  ihr  ein  Auge,  ein 
Bein  und  einen  Arm.  Um  diese  Schmach  zu  verbergen,  eilte 
sie  zum  Meere;  aber  das  Wasser  kam  immer  hinter  ihr  drein. 
So  ist  der  Fluß  Boann  entstanden.  Nur  nebenbei  wird  er- 
wähnt, daß  Boann  dem  Dagda  den  ^Engus  geboren  hatte; 
ihr  Tod  ist  nicht  in  Beziehung  dazu  gesetzt.  Dagegen  wird 
die  Etymologie  Bö-Finn  V.  77  ff.  wiederholt  und  hinzugefügt, 
daß  Boanns  Schoßhund  Dabilla  ebenfalls  weggeschwemmt 
worden  und  an  den  Steinen  in  zwei  Stücke  gegangen  sei; 
daher  die  zwei  Steine  im  Loch  in  Ost-Bregia  und  der  Name 
Cnoc  Dabilla  („Dabiila -Hügel"). 


*)  Als  „Boand  I"  hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical 
Dindshenchas  III,  26. 

2)  Fünfzehn  Namen  der  Boyne  zählt  ähnlich  auch  ein  Gedicht  auf, 
das  K.  Meyer,  ZCP  8,  105  f.,  aus  Laud  610  fol.  116  v  herausgegeben  hat. 

^)  Lefic  nii^  in  den  Handschriften,  die  auch  Gedicht  A  enthalten. 


II,  76.   Dinusenchas  ßruig  Maie  ind  Oc.  607 

Die  beideu  Prosa -Bearbeitungen  fügen  nichts  Neues  hinzu;')  nur 
heißt  der  zweite  Mundschenk  Lese  (nicht  Lam)  wie  in  Gedicht  A,  und  in 
Bb  wird  Nechtan  mac  Labrada  meic  Namat  genannt  (s.  unten  0)  und 
die  Dabilla- Geschichte  weggelassen;  0  identifiziert  Cnoc  Dabiila  mit  Sliab 
in  C(h)otaig. 

c 

Ein  anderes  seit  jeher  zum  Dinnsenchas  gehöriges  Gedicht,  das  einem 
sonst  unbekannten  Macnia  mac  ^ngusa  zugeschrieben  wird,'^)  wird  nicht 
viel  jünger  sein;  daß  er  das  Gedicht  B  kennt,  zeigt  die  Erwähnung  von 
Boanns  Hund. 

Es  ist  eine  Art  Führer  durch  den  Bruig  Maie  ind  Oc 
und  nennt  die  einzelnen  dort  befindlichen  Orte.  Im  Übrigen 
erzählt  es  äußerst  sprunghaft.  Der  Dagda  hat  sich  dort  eine 
Burg  geschaifen.  Zu  ihm  kommt  die  Frau  von  Mac  Nämat^) 
(die  Boann),  gefolgt  von  ihrem  Hund.  Später  findet  dann 
Midir  von  BrI  Leith  dort  bei  der  Furt  Mac  ind  Oc  und  zieht 
ihn  neun  Jahre  lang  auf.  Dann  wird  dieser  zu  seinem  Vater 
geführt  und  bereitet  ihm  „ betrüglicher  Weise"  eine  „Zu- 
rüstung"  (ein  Gastmahl);  daher  Duma  Treisc  („Haufen  der 
Abfälle").  Er  verweist  den  Dagda  aus  seiner  Burg,  4)  so  daß 
dieser  nach  Ochain  kommt.  In  der  Schlußstrofe  (93  ff.)  wird 
noch  erwähnt,  daß  Mac  Oc  das  Auge  Midirs  zerstört  habe, 
wonach  Röot  („Wurf")  benannt  sei.^) 

Das  Gedicht  ist  erst  in  der  Prosa  C  benutzt,«)  die  —  mißverständlicher- 
weise? —  auch  Firt  m-Boinne  „den  Grabhügel  der  Boann"  im  Bruig  ansetzt. 


^)  Die  ältere  (nur  Bb  erhalten)  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore 
III,  500,  die  jüngere  (0)  HC  15,  315.  Jener  steht  ein  Abschnitt  in  Tochmarc 
Emire  (Kap.  31  §  41  Meyer)  im  Wortlaut  so  nahe,  daß  er  unzweifelhaft 
aus  ihr  geschöpft  ist. 

'^)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical  Dindshenchas  II,  18. 

^)  Hier  ist  also  Näma  der  Vater  Nechtans. 

*)  So  muß  man  wohl  —  nach  den  andern  Erzählungen  —  dlomais 
Dagda  .  .  .  asa  dün  übersetzen,  obschon  dlomaid  gewöhnlich  mit  do  kon- 
struiert wird. 

^)  Vgl.  Kap.  74  §  3.  Das  Dinnsenchas  C  erwähnt  den  Namen  Kout 
Süla  Midir,  ohne  eine  Erklärung  zu  geben;  es  kennt  also  wohl  die  alte 
Sage  nicht  mehr. 

•5)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RO  15,  292. 


608  II,  76.    Angebliclier  Cinaed  ua  h  -Artacain. 


D.  Ein  Cinaed  ua  li-Artacäin  zugeschriebenes  Gedicht. 

Gegen  Schluß  des  poetischen  Dinnsenchas  in  LL  (Faks.)  208  b  steht 
ein  Gedicht,  das  von  den  Prosabearbeitungen  B  und  C  nicht  verwertet  ist, 
also  ihnen  offenbar  unbekannt  war  und  nicht  zur  ursprünglichen  Sammlung 
gehört.  Den  Anfang  hat  der  Schreiber  zunächst  ausgelassen  und  dann 
209  b  nachgetragen.  In  der  letzten  Strofe  nennt  sich  CincBcl  als  Dichter 
und  eine  Randnote  identifiziert  ihn  mit  Cinaed  ua  h- Artacain  (f  975).^) 
Allein  die  Sprachformen  sind  viel  zu  jung  für  einen  Dichter  des  10.  Jahr- 
hunderts ;  es  wiederholt  sogar  ein  Mißverständnis,  das  dem  Prosabearbeiter 
(Bb)  des  Gedichts  von  Cüän  ua  Lothchäin  (oben  B)  untergelaufen  ist.'^) 
Der  Dichter  gehört  also  etwa  in  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts.  Er  ver- 
einigt mit  dem  „ersten  Werben  um  Etäin"  (Kap.  74)  die  Berichte  der 
obigen  Gedichte  A,  B  und  C.     So  ergab  sich  folgende  Erzählung: 

1.  Der  Dagda,  der  auch  hier  Besitzer  des  Bruig  ist, 
entbrennt  in  Liebe  zu  Boann,  der  Frau  Nechtans,  als  sie  zu 
ihrem  Bruder  Elcmaire  auf  Besuch  kommt.  Dreimal  wirbt 
er  bei  diesem  um^  sie,  erhält  sie  aber  nicht,  sondern  Elcmaire 
versichert,  er  werde  (um  sie  zu  hüten)  stets  im  s'id  bleiben, 
solange  sie  bei  ihm  weile. 

2.  Von  drei  Druiden,  die  über  den  Fluß  von  Äth  Gabla 
kommen,  gibt  einer  dem  Dagda  den  Eat,  er  solle  Elcmaire 
mit  Botschaft  in  die  Ferne  schicken;  und  da  der  Dagda  be- 
fürchtet, er  werde  keine  Nacht  außer  seinem  Hause  ver- 
bringen wollen,  verspricht  jener,  die  Sonne  neun  Monate  lang 
am  Himmel  aufzuhalten;  nur  müsse  man  Elcmaire  dort,  wohin 
er  geschickt  werde,  gut  bewirten.  Nach  einigem  Zögern 
nimmt  Elcmaire  den  Auftrag  an,  da  er  nicht  auswärts  zu 
schlafen  braucht,  und  wird  zum  König  von  Mag-Inis  gesandt, 
bei  dem  er  um  eine  Frau  für  den  Dagda  werben  soll.  Dort 
wird  ihm  Wein  und  Met  vorgesetzt.  Unterdessen  schläft  der 
Dagda  bei  Boann.  Und  als  nach  neun  Monaten  die  Sonne 
untergeht  und  Elcmaire  heimkehrt,  bemerkt  er,  daß  die 
Kräuter  ihre  Farbe  gewechselt  haben.  Das  Par  verabredet, 
das  Vergehen  zu  verheimlichen.  Draußen  auf  dem  Hügel  im 
Bruig  befallen  die  Wehen  die  Frau;  sie  nennt  das  geborene 


0  ^SS-  ^-  übers,  von  Lucius  Gwynn,  Eriu  7,  210,  der  aber  die  Fälschung 
nicht  als  solche  erkannt  hat.  Besserungsvorschläge  von  K.  Meyer,  Uuiversity 
of  Illinois  Studies  in  Language  and  Literature  II  (1916)  S.  38. 

*0  Das  Nähere  s.  ZOP  10,  438  ff.;  vgl.  11,  1G7. 


II,  7G.    Angeblicher  Oinsed  ua  h-Artacain.  609 

Knäblein  ihre  „einzige  Kraft"  (cen-gus),  und  da  der  Dagda 
sagt:  „das  ist  ein  junger  Knabe"  (öc  in  mac),  wird  es  ^Engus 
Mac  Öc  genannt.  Aber  Boann  will  es  nicht  nach  Hause 
nelimen,  und  als  Elcniaire  heimkehrt,  trennen  sie  sich  aus 
Angst  nach  Süden  und  Norden  und  lassen  das  Kindchen  auf 
dem  Felde  liegen.  Der  zufällig  des  Weges  kommende  Midir 
flimmt  es  zu  sich. 

3.  Sieben  Jahre  wächst  ^Ehgus  in  BrI  (Leith)  auf  und 
hält  sich  für  das  Kind  Midirs,  bis  ihm  eines  Tages  seine 
Spielgenossen  vorwerfen,  man  kenne  seine  Herkunft  nicht. 
Da  er  darüber  voll  Scham  und  Kummer  ist,  entdeckt  ihm 
Midir,  sein  Vater  sei  der  König  von  ganz  Irland;  er  ver- 
spricht ihm,  ihn  als  Zeuge  zum  Dagda  zu  begleiten  Er 
führt  auch  Bier  und  Speise  mit,  um  diesem  ein  Gelage  zu 
rüsten.  Die  Irländer  strömen  zu  diesem  Fest  zusammen,  und 
wer  nicht  in  der  Burg  des  Dagda  Platz  findet,  bleibt  draußen 
beim  Wall.  Nachdem  Midir  den  Knaben  vorgestellt  hat,  wird 
er  gefragt,  was  er  sich  als  Lohn  für  das  Gelage  ausbitte. 
Schon  vorher  hat  ^Engus  ihn  angewiesen,  in  diesem  Fall  den 
Bruig  selber  zu  fordern.  Aber  den  will  der  Dagda  nicht 
um  alle  Schätze  der  Welt  abtreten.  Da  bittet  er,  ihn  ihm 
wenigstens  auf  „Tag  und  Nacht"  zu  überlassen;  dazu  ver- 
pflichtet sich  der  Dagda  bei  Sonne  und  Mond.  Als  er  die 
Beiden  aber  am  Anfang  des  zweiten  Tages  hinausweisen 
will,  wird  ihm  klar  gemacht,  „Tag  und  Nacht"  bedeute  „auf 
immer",  und  er  ist  um  seine  Burg  betrogen. 

4.  Als  zweiter  Teil  ist  auch  hier  die  Herkunft  des 
Namens  Boann  angeschlossen:  Boann,  die  Frau  von  Nechtan 
mac  Nämat,  war  vierzig  Jahre  alt,  als  sie  JEngus  dem  Dagda 
gebar.  Ihr  Mann  hatte  es  aber  bemerkt;  allein  sowohl  der 
Dagda  als  die  Frau  leugnen  es  ab.  Da  soll  sie  sich  durch 
den  Besuch  der  Segais  -  Quelle  reinigen,  die  jeden  bestraft, 
der  nach  einer  Lüge  zu  ihr  tritt.  Sie  geht  es  ein  und 
schreitet  dreimal,  der  Quelle  die  linke  Seite  zuwendend,  um 
sie  herum.  Da  bricht  das  Wasser  aus  der  Quelle  hervor 
und  erreicht  die  vergeblich  bis  zum  Meer  hin  Fliehende 
Daher  trägt  der  so  entstandene  Fluß  ihren  Namen. 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König"sagfe.  39 


I 


610 


n,  77.    Das  zweite  Werben  um  Etain. 


E 

Die  Boann- Geschichte  wird  auch  in  dem  Text:  Airne  Fingein 0 
(s.  Teil  III)  erwähnt.  Die  enthüllende  Fee  verkündet  dort,  daß  in  dieser 
Nacht  ein  Fluß  aus  Sid  Nechtaiu  nordöstlich  bis  ins  Meer  strömen  werde 
hinter  der  Frau  von  Mac  Nechtain  (so!)  her.  Das  sei  eine  Quelle,  die  im 
Geheimen  von  Nechtans  Mundschenken  Flesc,  Lese  und  Luam  behütet 
worden,  ihnen  aber,  weil  ihr  ges  verletzt  wurde,  entlaufen  sei.  Die  Eigeiv 
Schäften  des  neuen  Flusses  werden  gepriesen. 

In  einer  jungen  Erzählung:  Altrom  tige  da  medar  „das  Aufziehen 
im  Hause  der  zwei  Maße"  im  Buch  von  Fermoy,  fol.  111 — 116, 2)  die  eine 
Elfengeschichte  mit  der  christlichen  Legende  verbindet,  ist  die  Episode 
von  der  Besitzergreifung  des  Bruig  aufgenommen  und  umgestaltet.  Hier 
ist  ^Engus  der  Ziehsohn  von  Elcmar,  dem  Besitzer  des  Bruig,  und  ist  es 
der  Elf  Manannän  mac  Lir,  der  ihm  dazu  verhilft,  sich  desselben  zu  be- 
mächtigen. Sonst  hat  die  Geschichte  mit  den  oben  besprochenen  keine 
engere  Verwandtschaft  (s.  Teil  IV). 


Kap.  77.    Das  zweite  Werben  um  Etain. 

über  die  Handschriften  s.  Kap.  74 ;  ^)  über  die  Ähnlichkeit  der  Ge- 
schichte mit  Plutarchs  Demetrius ,  Kap.  34 ,  u.  a.  vgl.  Gaidoz ,  Miscellany 
K.Meyer,  S.  94f.  Sie  ist  auch  in  der  in  Kap.  83  besprochenen  Kompilazion 
verwertet. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  entsprechen  Windischs  Paragrafen. 

1.  (1 — 5).  Finn  mac  Finnloga  hatte  drei  Söhne:  Eochaid 
Feidlech,  Eochaid  Airem  und  Ailill  Änguba.  Als  Eochaid 
Airem  König  von  Irland  wurde,  besaß  er  zwei  Burgen,  Dün 
Fremain  in  Mide  und  namentlich  seine  Lieblingsburg  Dün 
Fremain  in  Tethba  (Teffia),  und  die  fünf  „Fünftel"  Irlands 
waren  ihm  Untertan  mit  ihren  Königen  Conchobor  mac  Nesa, 
Mes-Gregra,  Tigernach  Tetbannach,  CüRui  und  Ailill  mac 
Mata  Muirisce.  Als  er  aber  die  Männer  Irlands  zum  Fest 
von  Temair  entbietet,  um  ihre  Abgaben  und  Pflichten  auf 
fünf  Jahre  zu  bestimmen,  weigern  sie  sich  einstimmig,  sich 
bei    einem   König   ohne   Königin   zu   versammeln.-»)     Darum 


0  Anecdota  from  Ir.  Mss.  II,  1  §  2. 

2)  Analysiert  von  Todd,  Proceedings  of  the  R.  Ir.  Academy,  Irish  Mss. 
Series  I,  45,  und  von  d'Arbois,  Le  cycle  mythologique  irlandais,  S.  276. 

8)  Nur  nach  LU  hgg.  von  Windisch,  IT  1,117;  übersetzt  von  mir, 
Sagen  aus  dem  alten  Irland,  S.  77  und  von  Leahy,  Heroic  Romanoes  of 
Irelaud  1,23—27. 

*)  Sie  fürjhten  wohl  für  ihre  Frauen. 


11,77.    Das  zweite  Werben  um  Etain.  611 

sendet  er  Boten  aus',  ihm  die  schönste  Frau  von  ganz  Irland 
zu  suchen,  die  noch  kein  Mann  kenne.  Sie  finden  Ktäin, 
Ktars  Tochter,  bei  Inber  Cichmaine,i)  und  da  sie  allen 
Wünschen  des  Königs  entspricht,  nimmt  er  sie  zur  Frau. 

2.  (6  —  8).  Als  er  dann  aber  das  Fest  von  Temair  ab- 
hält, verliebt  sich  sein  Bruder  Ailill  Anguba  in  Ktäin  und 
starrt  sie  fortwährend  an.  Doch  schämt  er  sich  seiner  Liebe 
und  gesteht  sie  ihr  nicht  ein;  aber  diese  Bezwingung  seiner 
Natur  macht  ihn  krank  und  bringt  ihn  dem  Tode  nahe. 
Kochaids  Arzt  Fachtna,  der  ihn  untersucht,  merkt  wohl,  daß 
eine  der  zwei  tödlichen  Krankheiten,  die  Ärzte  nicht  heilen 
können,  ihn  befallen  hat,  Liebe  oder  Kif ersucht;  aber  auch 
ihm  schämt  sich  Ailill  die  Wahrheit  zu  bekennen.  So  läßt 
ihn  Kochaid,  als  er  eine  königliche  Rundfahrt  durch  Irland 
antritt,  in  Fremain  in  Tethba  zurück  und  trägt  Ktäin  auf, 
für  die  letzten  Khren  des  Bruders  zu  sorgen:  daß  ihm  ein 
Grab  gegraben,  die  Totenklage  gehalten  und  sein  Vieh  ge- 
schlachtet 2)  werde. 

3.  (9 — 13).  Schon  dadurch,  daß  sie  nun  jeden  Tag  Ailill 
besucht,  bessert  sich  aber  sein  Zustand,  und  da  er  sie  fort- 
während ansieht,  merkt  sie  etwas  und  fragt  ihn  eines  Tags 
nach  der  Ursache  seiner  Krankheit.  „Sie  kommt  von  der 
Liebe  zu  dir"  antwortet  er.  —  „Schade,  daß  du  so  lange 
nicht  gesprochen  hast"  erwidert  sie;  „du  wärest  längst  ge- 
sund". Nun  kommt  sie  jeden  Tag  ihm  Kopf  und  Hände  zu 
waschen  und  Speise  vorzuschneiden;  so  fühlt  er  sich  nach 
dreimal  neun  Tagen  so  gut  wie  gesund.  Und  da  er  sie  fragt, 
wann  sie  ihm  das  noch  zu  Teil  werden  lasse,  was  ihn  völlig 
gesund  machen  werde,  bestellt  sie  ihn  auf  die  Nacht  auf  den 
Hügel  über  dem  Gehöfte,  um  das  Haus  des  Herrschers  von 
dieser  Sünde  rein  zu  halten. 

Aber  Ailill  verschläft  das  Stelldichein  und  erwacht  erst 
zur  dritten  Stunde  des  folgenden  Tags.  Ktäin  trifft  an  seiner 
Stelle  einen  Mann,  der  ihm  völlig  gleicht  und  sich  über  seine 
Schwächung   durch   die  Krankheit   beklagt.     Sie   redet   ihm 

1)  Siehe  Kap.  74  §  5. 

2)  Das  ist,  so  viel  ich  sehe,  die  einzige  Spur  dieses  alten  Brauchs  in 
den  Sagen. 

39* 


612  II,  78.   Das  dritte  Werben  um  Etäin. 

freundschaftlich  zu  in  der  Meinung,  Ailill  vor  sich  zu  haben. 
Als  sie  aber  in  dessen  Haus  tritt,  sieht  er  sie  traurig*  an 
und  berichtet  sein  Mißgeschick.  Sie  vertröstet  ihn  auf  die 
nächste  Nacht.  Aber  obgleich  er  ein  großes  Feuer  vor  sich 
anzündet  und  seine  Augen  mit  Wasser  netzt,  geht  es  ihm 
wie  in  der  ersten,  und  auch  Etäin  trifft  denselben  Mann. 
Als  sie  diesen  aber  in  der  dritten  Nacht  nochmals  vorfindet, 
beklagt  sie  sich,  daß  er  sich  in  das  Stelldichein  dränge,  das 
sie  nicht  aus  sündlicher  Begierde  verabredet  habe,  sondern 
um  den  Mann  zu  heilen.  Aber  der  andere  erwidert,  es  wäre 
schicklicher  für  sie,  sich  mit  ihm  zu  treffen;  denn  als  sie 
noch  Etäin  Echraide,  Tochter  Ailills,  geheißen  habe,  sei  er 
ihr  Gatte  gewesen.  Er  nennt  sich  als  Midir  von  Bri  Leith 
und  erzählt,  wie  teuer  er  sie  einst  erworben  habe,  und  wie 
sie  durch  Fuamnach  und  Bresal  Etarläm  getrennt  worden 
seien  (s.  Kap.  74).  .  Aber  auf  die  Frage,  ob  sie  mit  ihm 
kommen  wolle,  antwortet  sie:  „Ich  werde  nicht  den  König 
von  Irland  verkaufen  für  einen  Mann,  dessen  Geschlecht  ich 
nicht  kenne".  Midir  tut  ihr  nun  weiter  kund,  daß  er  die 
Liebesleidenschaft  in  Ailill  Änguba  entzündet,  ihm  aber  auch 
die  Kraft  und  Begier  benommen  habe,  damit  er  ihre  Ehre 
nicht  schädigen  könne,  und  fragt,  ob  sie  dann  mit  ihm  gehen 
werde,  wenn  Eochaid  selber  es  sie  heiße.  Dann  sei  es  ihr 
recht,  erwidert  sie. 

4.  (14).  Als  sie  nach  Haus  kommt,  findet  sie  Ailill  völlig 
gesund  und  erfreut,  daß  das  ohne  Schädigung  ihrer  Ehre  habe 
geschehen  können.  Auch  Eochaid,  der  von  seiner  Rundfahrt 
zurückkehrt,  ist  froh  seinen  Bruder  am  Leben  zu  finden, 
und  sehr  zufrieden  mit  Allem,  was  Etäin  getan  hat. 

Kap.  78.    Das  dritte  Werben  um  Etäin. 

Die  Lücken  dieser  dritten  Erzählung  in  LU  werden  leider  durch  die 
Exzerpte  in  H.  3.  18  (s.  Kap.  74)  nicht  ausgefüllt,  da  kein  einziger  ihrer 
Sätze  aus  den  fehlenden  Teilen  stammt;  nur  zwei  in  LU  unleserliche 
Wörter  werden  durch  sie  ergänzt.  Auch  in  diesem  Stück  findet  sich  ein 
Einschub;   er  ist  auch  durch  ein  Exzerpt  in  H.  3.  18  vertreten,  also  alt.') 


^)  Das  Bruchstück  ist  hg-g.  u.  übers,  von  Leahy,   Heroic  ßomances 
of  Ireland  II,  l43  und  I,  27-32. 


II,  78.   Das  dritte  Werben  um  Etäin.  61-3 

Eine  kurze  Analyse  dieser  Erzählung*  teils  nach  LU,  teils  nach  einer 
jungen,  gleichfalls  unvollständigen  Handschrift,  die  William  Monk  Mason 
gehörte  und  von  deren  Verbleib  ich  nichts  weiß,  gibt  O'Curry,  Manners 
and  customs  II,  192 — 194.  Sie  scheint  aber  auch  nicht  mehr  enthalten  zu 
haben  als  LU;  doch  w^ar  die  Geschichte  mit  dem  Dinnnenchas  von  Räith 
Esa  (Kap,  79,  2)  verschmolzen,  falls  das  nicht  O'Curry  zur  Last  fällt,  was 
sehr  wohl  möglich  ist. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten  bei  Leahy[[^Bd.  IL 

1.  (151  — 154).  König  Eochaid  Airem  steht  an  einem 
schönen  Sommermorgen  auf  und  überblickt  von  dem  Wohn- 
haus (sosad)  in  Temair  das  in  voller  Blüte  stehende  Mag- 
Breg.  Wie  er  sich  umsieht,  steht  neben  ihm  ein  unbekannter 
junger  Mann,  dessen  goldblondes  Haar  bis  auf  die  Schultern 
fällt,  mit  blauen  strahlenden  Augen,  einem  Purpurmantel  und 
einem  „fünf spitzigen"  Wurfsper  und  reichgeschmückten  Schild. 
Verwundert,  weil  er  ihn  am  Abend  vorher  in  Temair  nicht 
gesehen  hat  und  diesen  Morgen  das  Tor  noch  nicht  geöffnet 
ist,  fragt  er  ihn,  wer  er  sei  und  was  er  begehre.  —  Er  sei 
Midir  von  BrI  Leith,  ist  die  Antwort,  und  wünsche  mit  ihm 
fldchell  zu  spielen.  Eochaid  warnt  ihn,  er  sei  ein  guter 
Spieler;  auch  befinde  sich  sein  fidchell  im  Haus  der  Königin, 
die  noch  schlafe.  Allein  der  Fremdling  hat  ein  anderes  bei 
sich:  das  Brett  aus  Silber,  überstrahlt  von  Edelsteinen,  die 
Spielsteine,  die  sich  in  einer  aus  Bronzeketten  geflochtenen 
Tasche  befinden,  aus  Gold.  Der  König  erklärt,  nur  um  einen 
Einsatz  spielen  zu  wollen.  Midir  verspricht  ihm,  wenn  er 
verliere,  fünfzig  schwarzgraue  Pferde. 

Mitten  in  ihrer  Beschreibung  beginnt  die  erste  Lücke.  Eochaid 
gewinnt.  Midir  verlangt  ein  zweites  Spiel  und  verliert  abermals.  Am 
Anfang  des  zweiten  Bruchstücks  sehen  wir  ihn  mit  seinen  Elfen  be- 
schäftigt, in  einer  Nacht  einen  Stein  weg  durch  das  Lämraige  -  Moor  zu 
bauen,  eine  Aufgabe,  die  ihm  Eochaid  vermutlich  gestellt  hat,  weil  er  sie 
für  unausführbar  hält.^)  Offenbar  ist  ausgemacht  worden,  daß  niemand 
der  Arbeit  zusehen  dürfe;  aber  der  Hausmeier  des  Königs  belauscht 
die  Elfen. 

Die  Ochsen,  welche  Erde,  Kies  und  Steine  auf  das  Moor 
fahren,  tragen  das  Joch  am  Nacken,  während  die  Irländer  es 
bis  dahin  an  der  Stirne  der  Zugochsen  befestigt  haben.    Der 


')  Ob  Midir  etwa  auch  die  drei  andern  unten  in  der  Interpol  azion 
genannten  Aufgaben  löste,  läßt  sich  nicht  entscheiden. 


614 


IL  78.    Das  dritte  Werben  um  Etaiu. 


König  macht  das  dann  nach  und  führt  deshalb  den  Namen 
Eochaid  Airem  „der  Pflüger".  Beim  Bau  des  Steinwegs 
murmelt  die  Menge  den  Spruch:  „Leg  in  die  Hand  —  wirf 
in  die  Hand  —  herrliche  Ochsen  —  in  den  Stunden  nach 
Sonnenuntergang  ~  überschwer  die  Forderung  —  nicht  weiß 
man,  wem  Nutzen,  wem  Schaden  bringt  der  Steinweg  durchs 
Lämraige-Moor".  Hätte  man  nicht  zugesehen,  so  gäbe  es 
jetzt  in  der  Welt  keinen  besseren  Steinweg;  so  aber  blieb 
eine  Lücke. 

2.  (154 — 155).  Der  Hausmeier  kommt  dem  König  das 
Wunder  zu  berichten.  Und  während  sie  darüber  sprechen, 
sehen  sie  Midir  selber  nahen,  hochgeschürzt  und  übel  aus- 
sehend, mißmutig  über  die  Schwere  der  Arbeit.  Abermals 
verlangt  er  zu  spielen;  den  Einsatz  solle  der  Sieger  nach- 
träglich bestimmen.  Und  diesmal  gewinnt  er.  Er  hätte  das 
schon  lange  gekonnt,  bemerkt  er,  und  verlangt  als  Gewinnst, 
seine  Arme  um  Etäin  schlingen  und  ihr  einen  Kuß  geben  zu 
dürfen.  Da  verstummt  Eochaid,  bestellt  ihn  dann  aber  auf 
den  Tag  nach  Verlauf  eines  Monats. 

[Hier  ist  das  Folgende  eingeschoben: 

3.  (155 — 159).  Schon  ein  eJahr  vorher  hat  Midir  Etäin 
umworben  und  ihr  das  Lied  gesungen:  „0  weißes  Weib,  wirst 
du  mit  mir  kommen  in  das  wunderbare  Land?",  sieben  Strofen, 
in  denen  er  die  Schönheit  des  Landes  und  der  Bewohner  des 
Elfenreichs  schildert,  wo  das  Bier  berauschender  ist  als  in 
Irland,  wo  Ströme  von  Met  und  Wein  fließen,  wo  man  Liebes- 
genuß hat  ohne  Sünde,  wo  man  den  Menschen,  die  unter 
Adams  Sünde  leiden,  unsichtbar  bleibt;  dort  werde  sie  ein 
goldenes  Diadem  tragen  und  (immer)  frisches  Schweinefleisch 
und  frische  Milch  haben,  i)  Aber  umsonst;  Etäin  erklärte 
sich  nur  für  einverstanden,  wenn  er  sie  von  ihrem  Hausherrn 
selber  erwirke.  Darum  ließ  sich  dann  Midir  auf  das  fidchell- 
Spiel  mit  Eochaid  ein. 

Darauf  heißt  es  weiter:  „Als  Midir  mit  seinen  Leuten 
die  Bedingungen  der  [einen]  Nacht  erfüllte,  nämlich  den 
Steinweg  und  die   Säuberung  Mide's  von  Steinen  2)   und  die 


*)  Außer  bei  Leahy  übersetzt  von  O'Curry,  Manners  a.  Customs  II,  192; 
Zimmer,  Zs.  für  deutsches  Altertum  33,  279 ;  Stern ,  ZOP  5,  532. 
'^)  Der  fruchtbare  Boden  von  Mide  hat  wenig  Steine. 


II,  78.    Das  dritte  Werben  um  Etäin.  015 

Binsen  von  Tethba  und  den  Wald  über  Breifne,  da  war 
Folgendes  der  Spruch  seiner  Leute,  wie  das  Buch  von 
Druim  Snechta  sagt".  Es  folgt  eine  ausführlichere,  aber 
weniger  verständliche  Fassung  des  oben  übersetzten  Spruchs 
der  Elfen.  Sicher  aus  jener  Handschrift  des  8.  Jahrhunderts 
stammt  nur  sie  und  wohl  die  vier  Leistungen  Midirs;  ob 
auch  das  Vorhergehende,  i)  ist  zweifelhaft.] 

4.  (159 — 161).  Nach  Ablauf  des  Monats  versammelt  Eochaid 
die  Helden  und  besten  Krieger  Irlands  bei  Temair,  stellt  sie 
außen  um  die  Burg  und  innen  ums  Haus  und  im  Haus  auf, 
in  dem  er  sich  mit  Etäin  befindet,  und  läßt  die  Burg  fest 
verschließen.  Aber  am  Abend,  da  sie  sich  beraten,  steht 
Midir  plötzlich  mitten  im  Haus,  noch  schöner  anzusehen  als 
sonst.  Während  Alle  staunend  verstummen,  begrüßt  ihn 
Eochaid,  und  er  fordert  seinen  Gewinnst,  wie  auch  er  alle 
seine  Verpflichtungen  erfüllt  habe.  Und  da  der  König  er- 
widert, er  habe  es  sich  noch  nicht  überlegt,  erklärt  Midir, 
Etäin  selber  habe  ihm  versprochen,  Eochaid  zu  verlassen. 

[2)  Etäin  errötet.  Aber  Midir  meint,  das  habe  sie  nicht 
nötig.  Seit  einem  Jahre  werbe  er  mit  den  schönsten  Schätzen 
um  sie;  aber  sie  habe  erklärt,  nur  mit  Eochaids  Einwilligung 
ihm  zu  folgen.] 

Etäin  sagt,  wenn  Eochaid  sie  verkaufe,  könne  er  sie  mit- 
nehmen. Aber  der  König  bestreitet,  sie  hingeben  zu  wollen; 
bewilligt  sei  nur,  daß  Midir  sie  mitten  im  Haus  umarme. 
„So  soll's  geschehen"  sagt  dieser,  nimmt  seine  Waffen  in  die 
linke  Hand  und  die  Frau  unter  die  rechte  Achsel  und  ent- 
schwebt mit  ihr  durch  das  Oberlicht  des  Hauses.  Auf  diese 
Weise  beschimpft,  springen  der  König  und  seine  Leute  auf 
und  sehen  zwei  Schwäne  Temair  umkreisen  und  die  Kichtung 
nach  Sid  ar  Femun  einschlagen.  Auch  er  bricht  mit  den 
Scharen  der  Irländer  nach  Sid  ar  Femun  auf,  das  hier  Sid 
Ban  Finn  gleichgesetzt  wird.  Die  Irländer  raten,  ein  sid 
nach  dem  andern  zu  zerstören,  bis  man  ihm  seine  Frau  aus- 
liefere.   Sie  zerstörten  . . . 


1)  So  Zimmer,  KZ  28,  593. 

'^)  Auch  hier  ist  deutlich  ein  Einschub  hineinverwoben  von  demselben 
Bearbeiter  wie  oben. 


616  II,  79.    Dinusenchas  Ra(i)th  Criiacliau. 

Damit  bricht  die  Handschrift  ab.  Aus  den  späteren  Bearbeitungen  (s.  u.) 
ergibt  sich  mit  Sicherheit,  da3  Etäin  in  der  Tat  von  Eochaid  zurückerobert 
wurde  und  zwar  aus  Bri  Leith.  Wahrscheinlich  war  auch  die  folgende 
Kache  der  Elfen  berichtet,  bei  der  Si(u)gmall,  Midirs  Enkel,  die  Burg 
Fremain(n)  über  Eochaid  in  Brand  steckte  und  seinen  Kopf  mit  nach  Sld 
Nen(n)ta  nahm.  Daher  stammt  wohl  die  Notiz  im  Lebor  Gabäla  ^)  zur 
Regierung  von  Eocho  Airem:  „Siugmall  verbrannte  ihn  in  Fremainn". 
Und  das  Cennfaelad  mac  Ailella  zugeschriebene  Gedicht 2)  meldet:  y,Heute 
ist  Eochaids  Kopf  in  Sid  Nenta  iar  [n]-Usciu"\  Die  Rache  für  diese  Tat 
Siugmails  scheint  wieder  eine  andere  (verlorene)  Sage  berichtet  zu  haben, 
deren  Titel  Orgain  Side  Nennta  „die  Zerstörung  von  Sid  Nennta"  uns 
die  Sagenlisten  A  und  B  aufbewahren. 


Kap.  79.    Aus  dem  Dinnsenchas. 

1.   Rä(i)th  Cruachan. 

Ein  Gedicht,  das  zum  alten  Bestand  des  Dinnsenchas  (A)  gehört, 3) 
variiert  die  letzterwähnte  Sage,  um  eine  Etymologie  für  den  Namen  des 
berühmten  Herrschersitzes  in  Gonnaught,  Cruachain  oder  Cruachu  in  Mag 
Ai,  zu  geben. 

Als  Eochu  Airem  in  Fremainn  ein  Fest  mit  Pferde- 
kämpfen (ecJi-thressa)  feiert,  entführt  ihm  Midir  mit  Gewalt 
seine  Frau  Etäin  samt  ihrer  Dienerin  Crochen  (V.  49:  Cruachu). 
Er  bringt  sie  zunächst  zum  sid  der  Sinech,  das  ihm  rechtlich 
gehört,  und  bleibt  dort  neun  Tage  bei  festlichen  Gelagen. 
Als  Crochen  ihn  fragt,  ob  das  seine  Wohnung  sei,  verneint 
er  es  —  seine  Wohnung  sei  näher  bei  der  Sonne  (öst- 
licher?) — ,  bewilligt  ihr  aber  nicht  nur  auf  ihre  Bitte,  daß 
der  Hügel  ihren  Namen  trage,  sondern  überläßt  ihr  den 
ganzen  Wohnsitz  „als  Lohn  für  die  Wanderung";  seither 
heißt  er  Cruachu. 

Midir  geht  mit  Etäin  nach  Bri  Leith.  4)  Diesen  Aufent- 
halt entdeckt  ein  Druide  dem  König  Eochu  und  fordert  ihn 
auf,  mit  einem  Heere  dahin  zu  ziehen;  so  werde  er  Etäin 
zurückerobern. 


0  z.B.  LL  23a. 

'^)  Oben  Kap.  63  A  §  7,  LL  121  b,  Zeile  4  von  unten. 

^)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical  Dindshenchas  III,  348. 

*)  Das  hier  Bri  Lsith  meic  Celtchair  heißt. 


11,70.    J)iiiHseii(;haH  Rä(i)tb  Ena.  »)17 

Das  ist  der  Anfang*  des  Werben.^  um  Etäin,  scliließt  der  Dichter 
(und  die  Prosa  wiederholt  es);  er  scheint  also  die  Wiedergewinnung  Potains 
durch  Eochu  unter  diesem  Titel  zu  verstehen. ') 

In  dea*  Prosia- Wiedergabe  stimmen  Ba  (LL  170a)  und  Redakzion  C^) 
genau  ülierein..  lAe/Dibierin  heißt  t^er  Cruachu  oder  Crochen  Chrüderg^) 
l^ieüiutivfce'^5^  nb'l'^l^Btog,  aus  der  sie  entweichen,  wird  als  Fremainn 
ti'I^sftfai  JÖflJuilölMüfeiäiiaÄt..  Sinech,  die  Fee  von  Cruachu,  ist  mit  Midir 
hf)i^m([^\-,/j\\tk^^^i^'§\^'i\  ^pfliff^'  (d.  i.  acht  Tage)  halten  sie  sich  bei  ihr  auf. 
Hiec  tut!,Etäiii,di*TFr^;je(jjftb  das  Midirs  W^ohnsitz  sei;  und  da  er  es  ver- 
neint, tr.ii^t  Crochen,  welchen  Vorteil  der  Besuch  dieses  sid  denn  habe. 
„Daß  es  deinen  Namen  tragen  wird",  erwidert  Midir.  Er  geht  mit  Etäin 
nach  BrT  Leith,  bis  es  von  Eochu  Airem  über  ihm  zerstört  wird.*) 

Die  Fassung  Bb,^)  in  der  die  Überschrift  31  ag  üruachan  lautet,  er- 
läutert, Crochan  (so!)  habe  darum  Cröderg  geheißen,  weil  ihr  Kopf  nebst 
Wimperu  und  Augenlidern  blutrot  gewesen  sei.  Es  fügt  auch  die  in  Ba 
fehlende  Schlußstrofe  bei. 

In  LL  (170  a — b)  ist  eine  Bemerkung  über  die  verschiedenen  be- 
rühmten Grabstätten  außer  Cruachain  beigegeben;  sie  schließt  mit  dem 
Anfang  des  Gedichts  von  Torna  Eices:  Atä  fot  su  ri  f[imi  Fäll].^) 

2.   Rä(i)tli  Esa. 

Die  schöne  Etäin  galt  als  Ahne  von  Mes-Buachalla,  der  Mutter  des 
Königs  Conaire  Mör,  Die  Verbindung  beider  wurde  auf  verschiedene 
Weise  hergestellt.  Am  nächsten  an  das  Vorhergehende  lehnt  sich  ein 
Gedicht  an,  das  gleichfalls  schon  der  ursprünglichen  Dinnsenchas- 
Sammlung  augehört.')  Es  ist  in  einer  Handschrift,  R.  Ir.  Ac. ,  B.  IL  2, 
Cinaed  ua  h-Artacäin,  in  einer  andern,  Trin.  Coli.  (Dublin),  H.  3.  3  Mac- 
Niadh  mac  Aonacan  (vgl.  Macnia  mac  .Engusa,  Kap.  76  C)  zugeschrieben, 
beides  vermutlich  irrig. 

Eine  Prosaauflösung  gibt  erst  Redakzion  C.^)  Sie  hält  sich  genau  ans 
Gedicht,  gibt  nur  als  Zahl  der  angeboteneu  Frauen  3  mal  20  statt  3  mal  50 
uud  läßt  den  Schlußabschnitt  (mit  Sigmall)  weg. 

Esa  war  die  Tochter  von  Eochaid  Airem  und  Etäin; 
„hundert  Stück  von  jeder  Art  Vieh  wurden  mit  ihr  (oder: 

^)  Nur  im  Buch  von  Lecan  ist  eine  Strofe  angehängt,  wonach  Cro(i)chen 
die  Mutter  der  Königin  Medb  gewesen  wäre. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  463. 

^)  Ebenso  bei  Gilla  Mo-Dutu  (1147)  LL  138  a  und  darnach  im  Ban- 
senchas  (BB  283  b  28). 

*)  Über  die  Verarbeitung  dieses  Gedichts  nebst  der  Prosaauflösung' 
in  Eg.  1782  s.  Kap.  83. 

^)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  III,  492. 

«)  Siehe  Aided  Nathi  (Teil  IV). 

"')  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynu,  The  Metrical  Dindshenchas  II,  2. 
*    «)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15, 290. 


618  II,  79.    Diuuseuchas  Rä(i)th  Esa. 

durch  sie)  gebracht",  i)  Als  Midir  Etäin  gegen  den  Willen 
Eochaids  aus  Fremainn  weggeführt  ist,  wächst  Esa  neun  Jahre 
lang  in  Bri  Leith  als  Midirs  Ziehtochter  2)  bei^Wein  und 
Met  auf.  Codal  Crlnchosach  („mit  den  morschen  Füßen") 3) 
zeigt  Eochaid  an,  daß  sich  Midir  (uivjH^t#i^r-ii^.Ä^,iA^5itli 
befinden.  Da  zieht  der  König  mit  dßBnfSdkafeÄttriAnds  dort- 
hin und  belagert  es  neun  Jahre,  zunäöMt  vergeblich.  End- 
lich an  einem  Mittwoch  kommen  f Ülifz!'^ '  ilf iiner  aus  dem 
std  und  bieten  ihm  3  mal  50  Frauen  zur  Auswahl  an,  die  alle 
genau  wie  Etäin  aussehen.'*)  Der  König  vergreift  sich  und 
wählt  seine  eigene  Tochter  Esa;  mit  ihr  zeugt  er  Mes- 
Buachalla,  die  Mutter  von  Conaire  Mör.  Dann  zieht  er  aber- 
mals gegen  Bri  Leith;  diesmal  muß  ihm  Midir  seine  wirk- 
liche Frau  herausgeben  und  außerdem  als  Buße  (eneclann) 
vier  Werke  ausführen:  einen  Steindamm  über  das  Lämraige- 
Moor,  einen  Wald  über  Breifne,  die  Reinigung  Mide's  von 
Steinen  und  „Binsen  über  Tebtha  (=  Tethba)",  Seiner 
Tochter  gestattet  Eochaid,  sich  selber  einen  Platz  aus- 
zusuchen; so  erhält  sie  Räith  Esa,  von  wo  aus  sie  das  sld 
des  Bruigs,  den  Geisel -Hügel  {Duma  n-GialT)  in  Temair  und 
Dün  Crimthainn  auf  dem  Vorgebirge  von  Howth  sehen  kann. 
Nach  einiger  Zeit  kommt  Midir  abermals  in  derselben 
Sache  zu  (gegen?)  Eochaid  und  bittet  Sigmall,  den  Sohn 
seiner  Tochter  Ögniad,  der  in  Sid  Nenta  wohnt,  um  Unter- 
stützung. 5)  [Durch  Sigmall]  wurde  Etäin  nebst  dem  Kopf 
von  Eochaid  Airem  westwärts  nach  Sld  Nenta  gebracht  und 
ist  nie  mehr  zurückgekehrt. 


*)  Der  Prosaist  versteht  den  Satz  so,  daß,  nachdem  Etäin  durch 
Midir  geraubt  war,  die  Tochter  ihm  das  Vieh  zugeführt  habe.  Eher 
meint  wohl  der  Dichter,  daß  zugleich  mit  Esa  (und  ihrer  Mutter)  das 
Vieh  von  Midir  erbeutet  wurde,  vielleicht,  daß  das  Kind  erst  im  sxd  auf 
die  Welt  kam. 

'^)  Es  ist  zu  lesen:  Midir  clalta,  mit  vorangestelltem  Genitiv. 

^)  In  der  Prosa  mit  der  Variante  CrnicJilcJwch  „mit  den  zerfallenden 
Brüsten".  Bei  O'Ciirry,  Manners  a.  Customs  II,  193,  ist  es  der  Druide 
Dallän  (nach  dem  Sliab  Dalläiu  heißt) ;  vgl.  Kap.  83  §  1. 

*)  Zu  den  gleich  aussehenden  Feen  s.  Täin  bö  Fraich  (oben  S.  290). 

*)  Ich  lese  mit  den  meisten  Handschriften:  Gäid  Midir  ,  .  .  immo 
Ics  n-dian  co  n-dernta  Sigmall  und  verstehe :  „Midir  bat  Sigmall  in 
Betreff  seiner  raschen  Förderung,  daß  sie  ausgeführt  werde". 


11,80.  De  Sil  Uoiiairi  Moir  „Vom  Sameu  (Joiiaire  des  Grüßen".      619 

Kap.  80.    De  sil  Conairi  Möir. 
„Vom  Samen  Conaire  des  Großen." 

;,f,.,.,Di^jj|, Munster  siedelnden  Müscraige  betrachteten  sich,  da  es  Müscraige 
auch  in.  Mag  Breg  gab,  als  von  dort  eingewandert  und  als  Abkömmlinge 
Von  !K8nig  Conaire  Mör.  Coirpre  Müsc.  ihr  spezieller  Stammvater,  gilt  in 
(It'ii  älteren  Genealogien  als  Sohn  Conaire's.  Erst  als  Conaire  sagen- 
geschichtlich in  eine  frühere  Zeit  verschoben  wurde  (s.  Kap.  81),  wurde 
Coirpre  zum  Teil  durch  mehrere  Zwischenglieder  von  ihm  getrennt,  oder 
man  ließ  erst  einen  seiner  Nachkommen  auswandern.  In  einer  Genealogie 
der  Müscraige,  die  in  drei  Handschriften:  BB  (Faks.)  139b,  Buch  von 
Lecan,  fol.  228a  und  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  2.  7,  Spalte  90  erhalten  ist,») 
wird  die  Einwanderung  m  den  Süden  Gnäthal  mac  Conruith  zugeschrieben, 
der  im  sechsten  Glied  von  Coirpre  abstammt.  Dabei  wird  erzählt,  wie 
Conaire  das  Königtum  gewann.  Der  Haupttext  weist  mit  seiner  alter- 
tümlichen, kaum  veränderten  Sprache  vielleicht  noch  ins  8.  Jahrhundert; 
daran  angehängt  sind  Notizen  in  jüngerer  Sprache.  Im  Anfang  ist,  was 
anderwärts  von  Eochaid  (Eochu)  Airem  erzählt  wird,  seinem  Nachfolger 
Etarscele  zugeteilt. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Zeilen  in  Gwynn's 
Ausgabe. 

1.  (5 — 14).  Es, 2)  Tochter  von  Eochu  Airem  und  Etäin 
und  Frau  des  Königs  Etarscele^)  Mör  maccu-Iair.  war  in  das 
std  von  Bri  Leith  entführt  worden.  Ihr  Mann  eroberte  sie 
mit  fünfzig  Ulter  Kriegern  zurück,  und  sie  gebar  eine 
Tochter  Mes-Buachalla.'»)  Die  wurde  groß  und  häßlich,  pflegte 
die  sid  und  die  Meere  mit  Hexenkunst  zu  besuchen  und  diente 
auf  den  Gebirgen  Sliab  Gerg  und  Sliab  Fuait  als  Hirtin 
(i  m-höchailius,  das  soll  ihren  Namen  erklären);  als  solche 
wird  sie  von  Etarscele  (also  dem  Mann  ihrer  Mutter)  ge- 
schwängert, verhehlt  aber  zunächst,  von  wem  diese  Schwanger- 
schaft (und  dann  ihr  Sohn  Conaire)  herrührt. 

2.  (15 — 31).  Nachdem  Etarscele  durch  Nuadu  Necht 
(König  von  Leinster)  zu  Gunsten  von  Lugaid  Riab  n-Derg 


*)  Hgg.  u.  übers,  von  Lucius  Gwynn,  Eriu  6, 130. 

2)  E{a)ssa  nur  im  Buch  von  Lecan,  im  Anschluß  an  Kap.  79,  2,  wo 
wegen  der  Etymologie  von  Räith  Esa  der  Name  umgebildet  ist. 

3)  Der  Name  wird  bald  so,  bald  EtarscBl,  Eterscd,  Gen.  Etersceoü 
geschrieben. 

*)  Im  Nominativ  in  diesem  Text  manchmal  Mesbüchail,  MeshuacliaU 
genannt. 


020      II,  80.  De  sil  Conairi  Möir  „Vom  Samen  Conaire  des  Großeu". 

erschlagen  worden  war,  wurde  doch  Lngaid  vorerst  nicht 
König.  Die  Leinsterer  und  das  Geschlecht  von  Conn  Cetcha- 
thach  waren  zur  Königswahl  in  Temair  versammelt.  Dort 
war  ein  Wagen  mit  noch  nie  eingespannten,  gleichfarbigen 
Pferden;  die  bäumten  sich  und  der  Wagen  ließ  ^ctx'  'uicht 
aufsteigen,  der  nicht  König  werden  sollte.  Auf  dexn  Wagen 
war  ein  Gewand  (eine  casiäa),  die  für  den  nicht  fichtigen 
König  viel  zu  weit  war.  Auch  befanden  sich  dort  zwei 
Steine,  Bloc  und  Blugne,  so  eng  aneinander,  daß  kaum  der 
Rand  der  Hand  zwischen  ihnen  Platz  hatte;  die  rückten  aus- 
einander und  ließen  den  Wagen  hindurch,  wenn  der  richtige 
König  darin  war.  Ebendort  auch  der  Steinpfeiler  Fäl,  „die 
verpa  von  Stein"  ;i)  der  brüllte  nur  gegen  das  Wagengestell 
des  Königs,  der  anzunehmen  war.  Alle  diese  Zeichen  hatten 
sich  aber  Lugaid  Riab  n-Derg  versagt. 

3.  (32—63).  Nun  entdeckt  Mes-Buachalla  auf  Sliab 
Gerg  ihrem  Sohn  Conaire,  daß  sein  Vater  Etarscele  der 
Große  gewesen  ist,  und  daß  eben  über  seinen  Nachfolger  in 
Temair  beraten  wird.  „Hätf  ich  nur  Männer"  meint  dieser, 
„um  das  Königtum  zu  erkämpfen!"  Da  verschwindet  sie  und 
kehrt  alsbald  mit  Heerscharen  zurück.  Den  großen  Kriegern 
voran  schreitet  sie  über  Mag  Breg  auf  Temair  zu,  das  Kleid 
bis  auf  den  Gürtel  heruntergelassen,  ihr  langes  schwarzes 
Haar  aufgelöst,  angetan  mit  schwarzer  Rüstung  (trelam);  vor 
ihr  her  Druiden,  Spruchmänner,  Hornbläser  usw.  Ihnen  halten 
die  in  Temair  Versammelten  nicht  Stand,  sondern  lassen  den 
Wagen  und  die  Königsschätze  im  Stich.  Der  Wagen  nimmt 
Conaire  an,  die  easula  paßt  ihm,  die  beiden  Steine  weichen 
auseinander  und  der  Fäl  brüllt.    „Fäl  hat  ihn  angenommen!" 


*)  Den  Namen  hat  er  von  seiner  Gestalt,  die  bei  Petrie,  History  a. 
Antiqnities  of  Tara  Hill,  S.  162,  abgebildet  ist.  Er  hieß  im  19.  Jahr- 
hundert hocl  Fhearghais  „Penis  des  Fergus"  (ebd.  159).  Dieser  Fäl  wird 
dann  auch  sonst,  z.  B.  im  jüngeren  Dinnsenchas  (RC  15,  281  §  13)  erwähnt. 
Das  Lebor  Gabäla  (LL  9  a)  berichtet,  die  (dämonischen)  Tuatha  De  Donann 
hätten  ihn  nach  Temair  gebracht.  Aber  (YiChulainn  habe  ihn  so  angeblickt, 
daß  er  unter  ihm  und  unter  seinem  Ziehsohn  Lugaid  nicht  brüllte.  Über- 
haupt habe  er  von  da  an  nie  mehr  gebrüllt  außer  unter  Conn  (Cetchathach). 
Dann  sei  sein  Kern  (cride  „Herz")  ans  ihm  gesprungen  nach  Tailtiu 
(Teltown),  woselbst  sich  Crid^  Fäil  befinde. 


II,  81.   Togail  bruidiie  Ui  Dergse.  G21 

rufen  seine  Scharen.  Da  können  aucli  die  Versammelten 
keinen  Widerstand  mehr  leisten,  sondern  erkennen  ihn  als 
p]tarscele's  Sohn  an  und  stellen  ihm  Geiseln.  Neun  Tage 
lang  unterhält  er  sein  Heer.  Indem  es  ihm  als  airmit  (=  ges) 
hinterläßt,  nie  die  Sonne  über  sich  in  Temair^)  unter-  oder 
aufgehn  zu  lassen,  verschwindet  es  dann,  man  weiß  nicht, 
wohin. 

In  jüngerer  Sprache  ist  hinzugefügt: 

4.  (G4  —  74).  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  es  die  Elfen 
von  Bri  Leith  gewesen  sind,  die  ihm  zu  Hilfe  kamen,  weil 
seine  Großmutter  (Es)  früher 2)  bei  ihnen  geweilt  hatte,  und 
daß  sie  bei  ihnen  schwanger  geworden  war,  so  daß  Mes- 
Buachalla  zu  ihnen  gehörte,  s)  Nach  andern  aber  ist  Etar- 
scele's  Frau  schon  schwanger  in  das  std  von  BrI  Leith 
entführt  worden,  nur  kam  erst  dort  die  Seele  in  die  Leibes- 
frucht. Und  ihre  Mutter  (Es)  lehrte  Mes  -  Buachalla  die 
Hexenkunst.  Etarscele,  von  dem  diese  schwanger  wurde, 
war  also  ihr  eigener  Vater,  und  darum  hielt  sie  aus  Scham- 
gefühl geheim,  von  wem  sie  es  war.  Conaire  haben  so 
Gespenster  zur  Königsherrschaft  gebracht. '*) 

Kap.  81.    Togail  bruidne  Ui  Dergae  (Da-Derga). 
,;Die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergse  (oder  Da-Derga).^^ 

Der  Tod  des  jugendlichen  Königs  Conaire  Mör  ist  nächst  der  Täin 
bö  Cuailnge  die  ausgeführteste  Sage  des  älteren  Kreises.  Unter  ihnen 
allen  könnte  dieser  am  ehesten  ein  historisches  Ereignis  zu  Grunde  liegen; 
aber  es  ist  völlig  in  Sage  aufgelöst,  wie  denn  auch  die  Namen  der  be- 


^)  In  BB  und  Lee.  a  Temraig,  wonach  Gwynn  ZOP  10,  218  „out  of 
Tara"  übersetzt;  das  kann  aber  a  nicht  heißen.  Es  ist  vielmehr  offenbar 
gemeint,  daß  der  König  täglich  vor  Sonnenaufgang  aufbrechen  und  erst 
nach  Untergang  heimkehren  soll.    Vgl.  die  Nachahmung  in  Kap.  48  §  1. 

'^)  Statt  rimnotliach  ist  riamotha  zu  lesen,  als  Adverb  gebraucht  wie 
iarmotha  EC  20,  38. 

3)  Vgl.  Kap.  83  Einleitung. 

*)  Is  e  in  Conairi  sin  iarum  ri  be)'tatar  siabrai  hi-rrige.  Dieser  Satz 
ist  offenbar  parallel  dem  in  Togail  bruidne  Da-Derga  §  25  (Stokes)  stehenden : 
Is  e  ri  insin  loingside  siabrai  din  bith  „dies  ist  der  König,  den  Gespenster 
aus  der  Welt  verbannt  haben"  (in  LU  geändert)  und  wird  ihm  nach- 
gebildet sein. 


622  II,  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergae. 

teiligten  Personen  außer  dem  des  Königs  selbst  und  seines  Hauptgegners 
in  den  verschiedenen  Fassungen  vielfach  wechseln.  Nur  darin  stimmen 
sie  tiberein,  daß  der  Überfall  und  Tod  in  der  Halle  von  Ua  Derga  oder 
Da-Derga*)  stattfand;  sie  war  durchströmt  vom  Bache  Dotter  (Dothair) 
und  lag  an  einer  Stelle,  die  jetzt  wohl  von  dei^  südlichen  Stadtteil 
Dublins  bedeckt  ist.  Diese  alte  Sage  enthält  als  tragisches  Motiv,  daß 
die  Ziehbrüder  (comalta)  des  Königs  selber  gezwungen  sind,  seinen  Unter- 
gang mit  herbeizuführen.'-^)  In  der  einen  Fassung  ist  es  noch  vertieft, 
dadurch  daß  der  König  seine  comalta,  die  eigentlich  den  Tod  verdient 
haben,  nur  mit  Verbannung  bestraft  und  so  eine  Schuld  auf  sich  lädt,  die 
sein  Tod  büßt. 

Schon  aus  dem  8.  Jahrhundert  haben  wir  ein  par  ungeordnete  Notizen 
darüber,  die  im  Buch  von  Druim  Snechta  (s.  Teil  I  Kap.  3)  gestanden 
haben  und  in  ursprünglicher  Form  in  drei  Handschriften  überliefert  sind,^) 
während  LU,  dem  wir  das  Zeugnis  verdanken,  daß  sie  aus  jener  alten 
Handschrift  stammen,  sie  umgestaltet  und  erweitert  hat  (s.  Kap.  83).  Sie 
zeigen,  daß  die  Sage  ihre  wesentliche  Gestalt  schon  damals  erhalten  hatte. 
Ich  stelle  die  par  Sätze,  ihrer  Wichtigkeit  wegen,  vollständig  hierher, 
wenn  sich  auch  ihr  volles  Verständnis  dem  Leser  erst  auf  Grund  der 
Analyse  des  späteren  Textes  erschließen  wird. 

Conaire,  Sohn  der  Mes-Buachalla,  der  wurde  in  der 
bruiden  des  Ua  Dergse  erschlagen.  Er  ist  es,  der  in  der 
Dämmerung   über  Bregia   zu  ihr  kam,'»)    nachdem  ihm  alle 


1)  Bruiden  (a)ui  Derga{e)  ist  offenbar  der  ältere  Name  (so  im  Buch 
von  Druim  Snechta  und  in  Sagenliste  A);  ua  Dergae  heißt  „Enkel  der 
roten  (Frau)".  Bruiden  Da-Derga  wird  im  Anschluß  an  bruiden  Dn- 
Chocce  (Kap.  71)  daraus  umgebildet  sein.  Doch  kommen  noch  andere 
Formen  vor;  der  angebliche  Cinaed  ua  h-Artacäin  (RC  23,  304.  318.  323) 
hat  bruiden  Da-Berga  und  das  findet  sich  auch  sonst  (s.  RC  12,  457  f.). 
Eine  weitere  Variante  Da-Gerga  oder  Da-Gherg  (ebd.)  beruht  auf  Einfluß 
der  Ortsnamen  Sliab  Gerg  und  Glenn  Gerg  und  auf  dem  Gleichklang  von 
leniertem  d  und  g.  Der  volle  Sagentitel  lautet  in  Liste  A:  Togail  bruidne 
Vi  Derga,  in  B:  Togail  bruidne  Da-Derga,  ebenso  in  unsern  Hand- 
schriften.    Nur  LU  hat  99  a:  Orgoin  bruidne  Ui  Dergce. 

2)  Vgl.,  daß  in  der  Täin  bö  Cuailnge  Fergus  gegen  seinen  Ziehsohn 
CüChulainn  im  Felde  steht. 

8)  Nach  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  3.  18,  S.  556  a  hgg.  von  Nettlau, 
RC  14,  151,  nach  R.  Ir.  Ac,  23.  N.  10,  S.  72  und  Brit.  Mus.,  Egerton  88, 
fol.  13r,  b  von  mir.  Zu  ir.  Hss.  1,27;  übers,  von  Lucius  Gwynn,  ZCP  10, 
218.  219. 

*)  In  is  e  doda-feith  {dodieich,  dofeith)  trogain  [ocus  ba  he  bort 
trogain]  tar  Brega  sehe  ich  die  in  []  gesetzten  Wörter  als  in  den  Text 
gedrungene  Glosse  an.  Der  Glossator  scheint  das  veraltete  Verb  do-feith 
„er  kommt"  nicht  gekannt  und  dafür  bert  eingesetzt  zu  haben  (er  dachte 
wohl  an  to-fcd-  „führen"). 


II,  81.   Die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergae.  623 

Wohnsitze  verwüstet  erschienen  waren.  Er  traf  zuerst  auf 
die  Bruiden  Ui  Dergse,  so  daß  er  in  ihr  übernachtete  und 
so  daß  er  in  ihr  erschlagen  wurde.  Maine  Milscothach  macc-ui 
Aurbaith  1)  und  Ge;:,  macc-ui  Necae^)  und  die  drei  Maicc-Ui 
ToisicJi-'),  die  erschlugen  ihn  nach  dem  Beschluß  von  Aingcel^) 
ua  Conmaic.  Sie  richteten  ihre  Plünderung  auf  sie-')  (die 
bruiden),  nachdem  sie  mit  Aingcel  in  Albion  sein  impid^^)^) 
erschlagen  (oder  geplündert)  hatten.  Ger  macc-ui  Necae  wurde 
ihm  als  Bürgschaft  gegeben,  daß  sie  jede  Raubmörderei,  die 
er  in  Irland  wähle,  mit  ihm  ausführen  würden.  So  oft  Maine 
Milscothach  sagte,  es  sei  ein  Jammer,  jeden,  der  im  Hause 
war,  zu  erschlagen,  hielt  sich  Aingcel  an  die  Ehre  und  das 
Wort  von  Ua  Necse.')  Dreimal  fünfzig  war  ihre  Zahl  bei 
der  Raubmörderei.  Sie  gingen  [zuerst]  nach  Albion,  um  ihre 
Räuberei  auszuführen,  weil  Conaire's  Gewalt  nicht  zuließ, 
daß  sie  sie  in  Irland  ausübten.  Zwischen  Cualu^)  und  Albae^) 
ist  die  Bruiden  Ui  Dergae. 

Die  Erhaltung  der  ausführlicheren  Gestalt  der  Sage  verdanken  wir 
dem  „Kompilator"  (Teil  I  Kap.  8).  Die  tJberlieferung  seines  Textes  ist 
eine  besonders  gute,  indem  die  Handschrift,  die  den  ganzen  lückenlos 
enthält,  GBL  (Faks.),  S.  91,  glücklicherweise  dem  ursprünglichen  Wortlaut 
sehr  getreu  geblieben  ist.  Ein  zweiter  Zweig  der  Überlieferung,  der  hie 
und  da  leise  modernisiert,  wird  einerseits  durch  K.  Ir.  Ac,  D.  4.  2  (c.  1300, 
falsch  gebunden)  fol.  85 — 91.  65.  63^°)  vertreten,  anderseits  durch  zwei 
größere  Bruchstücke  in  zwei  aneinanderschließenden  Handschriften:  Brit. 
Mus.,   Egerton  92  (15.  Jh.),  fol.  18  mit  §  1—54  (Anfang)  und  §  71  (Ende) 


^)  Arhait  Eg.,  H,  mac  Carbad  LU. 

'^)  Nica,  Nicca,  Niccao  H  hier  und  unten. 

3)  Toigse  LU,  Tairrsüjh  N,  ha-Thaisi  H. 

*)  Im  Gen.  Aiggceile  Eg.,  Incheile  H,  Ingceöü  LU. 

^)  Zu  lesen  forrce  statt  fotru  Eg.,  forro  N.,  forai  H. 

*)  impidJie  nur  N.  Aber  impide  „Fürbitte,  Bitte"  gibt  hier  wohl 
keinen  Sinn.  Nach  den  jüngeren  Fassungen  hätten  sie  seine  nächsten 
Verwandten  erschlagen.  Oder  ist  mit  Gwynn  zu  übersetzen:  „nachdem 
sie  nach  Wunsch  in  Albiou  geplündert  hatten"? 

')  So  wird  Ger  macc-ui  Necse  hier  in  allen  Handschriften  genannt. 

^)  Ein  hauptsächlich  in  der  Grafschaft  Wicklow  liegender  Bezirk  von 
Arklow  bis  zum  Liffey,  der  Äth  Cliath  (Dublin)  einschließt. 

^)  Wenn  Alhce  {Aulpau,  Alb-)  hier  wie  sonst  Albion  oder  Schottland 
bedeutet,  ist  das  eine  sonderbare  geographische  Bestimmung. 

")  Nach  Stokes  (der  ungenaue  Angaben  macht)  und  L.  Gwynn  fehlt 
darin  ein  Blatt  mit  §  133—162  (Mitte). 


624  II,  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergse. 

bis  100,  fortgesetzt  im  Buch  von  Fermoy  (R.  Ir.  Ac),  §  101—136  (Anfang), 
einschließlich  §  137,  der  hier  vor  136  steht.  Näher  bei  GBL  stehen  nach 
Stokes'  Varianten  zwei  Bruchstücke  in  Trin.  Coli.  (Dublin)  H.  2. 17,  Sp.  479, 
die  §  15 — 39  und  62 — 111  enthalten.  Nur  der  Anfang  ist  erhalten  in 
Brit.  Mus.,  Additional  33993,  fol.  4  —  5*)  und  in  «iijem  jüngeren  Teil  von 
GBL  (Faks.),  S.  432  (§  1—8).*^)  •  ■    . 

Von  dieser  im  wesentlichen  einheitlichen  Überlieferung  weicht  unsere 
älteste  Handschrift,  LU  (Faks.)  S.  83,  in  der  der  Anfang  bis  §  21  ver- 
loren gegangen  ist,  etwas  ab;  sie  hat  sich,  abgesehn  von  dem  hinten  an- 
gefügten Abschnitt  aus  der  Handschrift  von  Druim  Snechta,  allerlei  kleine 
Zusätze  erlaubt.  Der  spätere  Interpolator  (H)  hat  nur  wenig  geändert; 
er  hat  namentlich  an  der  Hand  der  erweiterten  Fassung  von  Kap.  83  in 
die  Schilderung  von  Conaire's  Gefolge  einige  Abschnitte  eingeschoben, 
s.  unten  §  112 — 125  (Stokes).  Leider  hat  Stokes,  obgleich  schon  Nettlau 
auf  die  Unursprünglichkeit  von  LU  aufmerksam  gemacht  hatte,  gerade 
diese  Handschrift  seiner  Ausgabe^)  zu  Grunde  gelegt,  aus  den  andern  nur 
eine  Auswahl  von  abweichenden  Lesarten  gegeben. 

Eine  Verschmelzung  dieser  Sage  mit  andern  Texten  werden  wir 
Kap.  83  kennen  lernen.  Aber  schon  sie  ist  nicht  einheitlich.  Mit  der 
Frage,  aus  was  für  Stücken  sie  sich  zusammensetzt,  hat  sich  zuerst 
Zimmer,  KZ  28,  554  ff". ,  beschäftigt ;  doch  mußte  seine  Antwort  schon 
darum  unbefriedigend  ausfallen,  weil  er  nur  die  eine  Handschrift  LU 
kannte.  Es  fiel  daher  Nettlau  (RC  14,  144  ff.)  nicht  schwer,  ihn  zu  wider- 
legen. Dieser  hat  zuerst  alle  Handschriften  beigezogen  und  auch  sonst 
möglichst  viel  auf  diesen  Sagenkreis  Bezügliches  zusammengestellt,*) 
wurde  aber  durch  die  Fülle  des  von  ihm  gesammelten  Stoffs  gewisser- 
maßen erdrückt,  so  daß  er  zw^ar  Vieles  richtiger  gesehen  hat,  aber  nicht 
in  allen  Punkten  bis  zur  Klarheit  durchgedrungen  ist.^)    So  hat  er  z.  B. 


1)  Nach  meinen  Notizen  §  1—12,  nach  L.  Gwynn  (ZCP  10,  219 2)  1—18. 

2)  Exzerpte  aus  diesem  Sagentext  zu  lexikologischen  Zwecken  stehen 
auch  in  Trin.  Coli.  (Dublin),  H.  3.  18,  S.  528  —  533. 

3)  RC  22,  9.  165.  282.  390.  Auch  selbständig  erschienen  als  Togail 
Bruidne  Da  Derga,  The  Destruction  of  Da  Derga's  Hostel.    Pajis  1902. 

*)  On  the  Irish  text  Togail  Bruidne  Da  Derga  and  connected  stories, 
RC  12,  229.  444;  13,  252;  14,  137.  Stokes,  der  zwar  von  „Nettlau's  able 
articles"  spricht  (RC  22, 11),  hat  sie  offenbar  nicht  gelesen.  Er  gibt  weder 
eine  Antwort  auf  Nettlaus  Frage  (14,  148) ,  ob  die  Bruchstücke  in  Eg.  92 
und  im  Buch  von  Fermoy  ursprünglich  einer  Handschrift  angehörten, 
noch  benutzt  er  seine  Varianten,  noch  hätte  er,  wenn  er  die  mannigfachen 
von  Nettlau  angeschnittenen  Probleme  gekannt  hätte,  sagen  können,  nach 
all  dem,  was  über  die  Sage  geschrieben  worden  sei,  genüge  eine  Auf- 
zählung der  Stellen,  wo  sie  zitiert  werde  (RC  22,  11). 

^)  Hinderlich  war  ihm  auch,  daß  er  zunächst,  wie  Zimmer,  den  An- 
hang in  LU  für  den  echten,  unverfälschten  Text  des  Buches  von  Druim 
Snechta  hielt.  Erst  am  Schluß  seiner  Abhandlung  (RC  14,  151)  gibt  er 
als  Addendum  len  alten  Text  nach  H.  3.  18  (s.  oben). 


II,  81.    Die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergae.  625 

(las  Verhältnis  der  Kompilazion  in  Egerton  1782  (Kap.  83)  zu  den  andern 
Quellen  nicht  deutlich  erfaßt.     Das  hat  erst  Lucius  Gwynn  getan.*) 

In  der  Verteilung  unseres  Textes  auf  zwei  Quellen  scheint  mir 
Nettlau  dagegen  im  wesentlichen  das  Richtige  getroffen  zu  haben.  Daß 
zwei  verschiedene  Quellen  vorliegen,  geht  aus  Folgendem  hervor.  Das 
Bündnis  der  verbannten  Iren  mit  dem  brittischen  Seeräuber  Ingcel  wird 
zweimal  (§  2'2  und  44 ff.)  erzählt.  Die  Gabe  des  scharfen  Gehörs,  des 
weiten  Blicks  und  der  ,. Abschätzung"  haben  in  §  9 f.  Fer  Le,  Fer  Gar  und 
Fer  Rogein,  dagegen  in  §  49  Maine  Milscothach  und  Maine  Andoe.  In 
§  9.  10.  19  sind  es  drei  maic-ui  Duinn  DBsa,  in  §  110  fünf  matc  Duinn 
JJssa  und  in  §  41  haben  die  maic  Duinn  Desa  500  Mann  unter  sich,  sind 
also  wohl  ebenfalls  in  der  Fünfzahl  gedacht.  Auch  ihre  Namen  waren 
verschieden,  wenn  auch  der  Kompilator  hier  zum  Teil  ausgeglichen  hat 
(und  einzelne  Handschriften  darin  noch  weiter  gegangen  sind);  in  §  9 
heißen  sie  Fer  L5,  Fer  Gar  und  Fer  Rogein,  in  §72  sind  die  Fünf,  die 
mit  Ingcel  in  der  Mitte  des  Kreises  stehen  und  offenbar  die  maic  Duinn 
D?'Sa  darstellen,  Fer  Gel,  Fer  Gair,  Fer  Rogel,  Fer  Rogain  iind  Lomna 
der  Narr,  der  auch  sonst  (§  72  ff. ,  102  g)  als  mac  Duinn  Dssa  bezeichnet 
ist.  Dagegen  in  §  110,  wo  Oonaire's  Untergang  durch  die  fünf  maic 
Duinn  DEsa  profezeit  wird,  heißen  diese  Fer  Cuailnge,  Fer  Le,  Fer  Gar, 
Fer  Rogel,  Fer  Rogain.  Das  braucht  nicht  eine  dritte  Fassung  zu  sein; 
Fer  Le  wird  der  Kompilator  wegen  §  9  für  Fer  Gel ,  wohl  auch  Fer  Gar 
für  Fer  Gair  eingesetzt  haben;''')  Lomna  der  Narr  war  hier  nicht  zu 
nennen,  weil  er  nach  seiner  eigenen  Profezeiung  gleich  zu  Anfang  des 
Kampfes  fallen  muß.  Um  die  Fünfzahl  voll  zu  erhalten,  mag  schon  ein 
Früherer  hier  Fer  Cuailnge  hinzugefügt  haben;  solche  Zahlen  pflegen  ja 
in  den  Sagen  fest  zu  bleiben,  auch  wenn  ein  Glied  ausfällt. 3)  Auch  die 
Zieh  Väter  von  Conaire  in  §  102  d:  Dris  und  Snithe  sind  von  den  in  §  8 
genannten  ganz  verschieden.  Conaire's  Sohn,  Le-fri-Flaith,  ist  nach  §  105 
ein  weinendes  Knäblein ,  das  von  Schoß  zu  Schoß  genommen  und  §  148 
von  Mac  Cecht  unter  dem  Arm  weggetragen  wird,  während  er  §  31  ff.  zu 
Pferd  eine  Botschaft  ausrichtet.  Diese  und  einige  weitere  Anzeichen 
weisen  auf  zwei,  aber  nicht  auf  mehr  Quellen.  Sie  verteilen  sich  wohl 
im  wesentlichen  folgendermaßen:  A  =  §  1—37.  58—66,  ß  =  §  38—57. 
67 — 167.  Dabei  sind  natürlich  die  Zusätze  in  LU  auszuscheiden.  Aber 
schon  der  Kompilator  hat  kleine  Änderungen  und  Ausgleichungen  vor- 
genommen, auch  gelegentlich  Einzelnes  aus  dem  einen  Text  in  den  andern 
eingefügt;  das  ist  z.B.  sicher  für  §  130,  wo  zwei  parallele  Beschreibungen 
einfach  hintereinander  gesetzt  sind;*)  Ähnliches  s.  unten  bei  der  Analyse. 


»)  The  recension  of  the  saga  „Togail  Bruidne  Da  Derga",  ZCP  10, 209. 

2)  Den  §  72  hatte  er  dagegen  unangetastet  gelassen,  weil  sie  dort 
nicht  ausdrücklich  als  maic  Duinn  Desa  bezeichnet  waren. 

2)  Auch  in  der  Täin  bö  Cuailnge  bleiben  die  Söhne  von  Ailill  und 
Medb  „die  sieben  Maine",  auch  wenn  gelegentlich  einer  getötet  wird. 

*)  Siehe  Zimmer,  KZ  28,  568. 
Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königsagfe.  40 


626  II,  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergse. 


1 


Zu  den  Ausgleichungen  gehört  z.  B.  das  Folgende.  Nach  A  (§  22)  ist 
Ingcel  selbdritt ;  dagegen  hat  er  in  §  44  (B)  nur  einen  Bruder  Eiccel  bei 
sich;  aber  in  §  80,  der  zu  B  gehört,  erscheinen  zwei  Brüder,  Ecell  und 
Uartaid  na  Dlbergoß  („das  Stierkalb  der  Räuberei").  Der  Kompilator 
hatte  hier  wohl  den  Widerspruch  mit  §  22  entdeckt  und  den  zweiten  Bruder 
hinzuerfunden;  er  tritt  dann  auch  in  §159  (GBL)  auf.  Die  Handschrift  LU 
hat  schon  in  §  44  einen  zweiten  Bruder  ergänzt,  den  sie  aber  Tulchinne 
nennt;  eine  Glosse  (vom  Interpolator  H?)  hat  dann  in  §  159  diesen  Tul- 
chinne mit  Dartaid  na  Dibergae  identifiziert ;  im  alten  Text  ist  T{a)ulchinne 
vielmehr  Conaire's  Narr  (§  110  f.). 

In  der  Verteilung  auf  die  zwei  Quellen  kann  ich  mich  Nettlau  nur 
in  betreff  der  Paragrafen  38  —  40  nicht  anschließen.  Diese  Episode  von 
Fer  Caille  kann  nicht,  wie  er  will,  zu  A  gehören.  Erstens  ist  sie  mit  B 
fest  verknüpft,  nicht  nur  dadurch  daß  Fer  Caille  in  der  späteren  Auf- 
zählung in  §  136  vorkommt  —  das  könnte  leicht  eingeschoben  sein  — , 
sondern  namentlich  indem  die  Profezeiung  des  Untergangs  Conaire's  durch 
die  fünf  maic  Buinn  Desa,  die  für  B  charakteristisch  sind  (s.  oben),  gerade 
ihm  in  den  Mund  gelegt  ist  (§  110).  Zweitens  stimmt  sein  Erscheinen  zu 
keinem  der  gesa  Conaire's  in  A,  obschon  der  Kompilator  eines  derselben 
etwas  dahin  umgemodelt  hat.  Es  lautet  §  16:  ni-tae  däm  oenmnä  no 
oenfir^)  i  tech  fort  iar  fuinead  n-grene  „es  soll  nicht  eine  aus  einer 
einzelnen  Frau  oder  einem  einzelnen  Manne  bestehende  Gesellschaft  zu 
dir  ins  Haus  kommen  nach  Sonnenuntergang".  Aber  Fer  Caille  und  seine 
Frau  treten  gar  nicht  zu  Conaire  ins  Haus,  sondern  holen  ihn  auf  dem 
Weg  dahin  ein.  Ferner  weist  die  Reihenfolge  oenmnä  nö  oenfir  gerade 
in  der  konservativsten  Handschrift  darauf  hin,  daß  nö  oenfir  erst  vom 
Kompilator  hinzugesetzt  ist,  eben  um  Fer  Caille  mitzubezeichnen.  Ur- 
sprünglich war  mit  der  „einzelnen  Frau"  offenbar  Cailb  (61 — 63)  gemeint, 
die  in  der  Tat  nach  Conaire  zur  bruiden  kommt,  und  auf  die  Conaire 
auch  das  ges  —  in  seiner  ursprünglichen  Form  —  bezieht :  Is  gess  damsaj 
däm  oenmnä  do  airitin  iar  fuin(iud)  grene  (§  63)  „es  ist  ges  für  mich, 
eine  aus  einer  einzelnen  Frau  bestehende  Gesellschaft  nach  Sonnenuntergang 
aufzunehmen".  Die  Fer -Caille -Episode  in  B  war  die  Dublette  zur  Cailb- 
Episode  in  A,  die  Beschreibung  der  zwei  Weiber  §  38  und  61  stimmt  zum 
Teil  wörtlich  überein.  Der  Kompilator  hat  jene  vorangestellt  vor  die  andern 
Auszüge  aus  B,  weil  es  der  Gang  der  Erzählung  so  verlangte ;  unmittelbar 
daran  angehängt  hat  er  dann  weitere  Teile  von  B  (§  41  ff.). 

Diese  zwei  Quellen  des  Kompilators,  Fassung  A  und  B,  sind  nun 
nicht  zwei  voneinander  unabhängige  Entwicklungen  der  ältesten  Form, 
wie  sie  den  Notizen  der  Handschrift  von  Druim  Snechta  zu  Grunde  liegt. 
Sie  setzen  vielmehr  zunächst  eine  gemeinsame  Umbüdung  voraus;  denn 
die  maicc-ui  Toisig  (oder  ähnlich)  jener  sind  durch  die  drei  maic-ui  Duinn 
Desa  (A)   oder   die   fünf  maic  Duinn  l)esa  (B)  verdrängt.     Diese  um- 


*)  So  GBL,   gewiß  ursprünglich;   andere  Handschriften:    oenfir  m> 
oenmnä. 


II,  81.    Die  Zerstörung  der  Halle  von  IIa  Dergae.  627 

gestaltete  Form  hat  sich  dann  —  wohl  durch  mündliche  Überlieferung  — 
in  die  zwei  Fassungen  gespalten,  die  beide  etwa  im  9.  Jahrhundert  nieder- 
geschrieben und  dann  im  11.  kompiliert  worden  sind.  Die  Fassung  A  ist 
jedenfalls  jünger  als  Amra  ConRoi  (Kap.  40,  s.  unten  zu  §28).*)  B  steht 
sehr  stark  unter  dem  Einfluß  der  Täin  bö  Cuailnge;  sie  hat  einige  Helden 
wie  (Jonall  Cernach,  Cormac  Connlongas,  Muinremur  mac  Gerrginn,  Sencha 
mac  Ailella,  Dubthach  Dael  Ulad  aus  der  Ulter  Sage  übeniommen.  Damit 
hat  sie  aber  die  ganze  Sagenchronologie  in  Verwirrung  gebracht.  Denn 
ursprünglich  lebte  Conaire  um  mehrere  Generazionen  später  (das  hatte 
Fassung  A  beibehalten,  s.  unten  zu  §  4) ;  er  war  Schwiegersohn  des  Königs 
Conn  Cetchathach,  den  die  gelehrte  Annalistik  ins  2.  Jahrhundert  n.Chr. 
setzte,  und  sein  Sohn  Coirpre  Müsc,  der  Stammvater  der  südlichen  Müscraige, 
wanderte  um  jene  Zeit  nach  Munster  aus  (vgl.  Kap.  80  und  84).  2) 

Vermutlich  war  der  Anfang  in  A  ausführlicher,  in  B  der  folgende 
Teil;  darum  hat  sich  der  Kompilator  zuerst  vornehmlich  an  jenes,  dann 
an  dieses  gehalten.  So  wie  die  Kompilazion  jetzt  ist,  bildet  weitaus  den 
Hauptteil,  gewissermaßen  das  Glanzstück,  die  Aufführung  der  um  Conaire 
in  der  hruiden  Versammelten  (§  75 — 140).  Nun  ist  aber  dem  Iren  Fer 
Rogain,  der  die  Einzelnen  nach  Ingcels  Beschreibung  erkennt,  auch  Seher- 
gabe verliehen;  er  weiß  genau  zu  melden,  was  jeder  im  Kampfe  aus- 
richten und  ob  er  fallen  oder  mit  dem  Leben  davonkommen  wird.  Dadurch 
wird  jedoch  die  Erzählung  schwer  geschädigt;  denn  als  der  Kampf  dann 
wirklich  angeht,  bleibt  nichts  mehr  zu  berichten  übrig,  weil  alles  schon 
vorausgesagt  ist.  Auch  einzelne  Handschriften,  die  diese  zunächst  auf- 
fallende Lücke  zu  füllen  suchen,  geben  es  bald  auf,  weil  sie  tatsächlich 
nichts  Neues  hinzufügen  können;  der  Verfasser  des  Glanzstücks  (B)  hat 
damit  eben  das  Folgende  entwertet.  Gewiß  hatte  auch  A  und  vermutlich 
schon  die  Druim-Snechta- Fassung  eine  ähnliche  Schilderung;  sie  hatte 
aber  dort  vielleicht  noch  nicht  alles  überwuchert.  3) 

In  der  folgenden  Analyse  habe  ich  die  Zusätze  von  LU  in  die  An- 
merkungen verwiesen.  Die  eingeklammerten  Zahlen  bezeichnen  die  Para- 
grafen  in  Stokes'  Ausgabe. 

Fassung  A. 

1.  (1 — 3).  Der  König  von  Irland  Eochaid  Feidlech^) 
traf    einst    auf   dem   Festplatz   von   BrI   Leith   neben   einer 

^)  Auch  die  älteren  Stücke  scheinen  jünger  als  das  Glossen -Irisch, 
vgl.  z.  B.  ciamrmn  „obgleich  wir  sind"  in  einer  retoric  (§  35)  für  älteres 
ce  nu-dan  oder  nu-tan. 

2)  Umgekehrt  spielt  dann  auch  ein  Hauptheld  unserer  Erzählung, 
Mac  Cecht,  eine  Rolle  in  def  Ulter  Sage. 

3)  Keating  (ed.  Dinneen  II,  232)  erwähnt  nur  ganz  kurz  den  Tod 
von  Conaire  Mör  in  der  Bruighean  Da  Bhearg  durch  Aingceal  Caoch. 

*)_Oben  Kap.  77 — 79  ist  vielmehr  sein  Bruder  Eochaid  Airem  der 
Mann  Etäins. 

40* 


628  II,  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergse. 

Quelle  ein  herrliches  Weib  in  prachtvollen  Gewändern,  einem 
Hemd  von  grüner  Seide,  einem  purpurnen  Mantel  usw.,  das 
eben  im  Begriff  war,  sich  aus  einem  silbernen,  mit  Gold  und 
Karfunkeln  verzierten  Gefäß  zu  waschen  und  dazu  ihr  gold- 
farbenes Haar,  zwei  Flechten  von  je  vier  Strängen,  auflöste. 
Ihre  unvergleichliche  Schönheit  wird  im  Einzelnen  beschrieben; 
es  ist  das  ausgeführteste  Idealbild  einer  Frau,  das  wir  in  der 
irischen  Literatur  besitzen.  Der  König  entbrennt  sofort  in 
Liebe  zu  ihr  und  begehrt  ihren  Beischlaf.  Sie  nennt  sich 
als  die  zwanzigjährige  Etäin,  Tochter  Etairs  des  Königs  der 
Pferdeschar  (na  eochraide),^)  von  den  Elfen.  Vergebens  hätten 
die  edelsten  Elfen  um  sie  geworben;  denn  seit  sie  sprechen 
könne,  liebe  sie  Eochaid  auf  Grund  der  über  ihn  gehörten  Be- 
richte; ihn  habe  sie  aufgesucht  und  nach  den  Beschreibungen 
auch  sofort  erkannt.  Eochaid  verspricht  ihr,  auf  jedes  andere 
Weib  um  ihretwillen  zu  verzichten,  und  zahlt  7  cumal  als 
Brautpreis  (tinnscra). 

2.  (4).  Nach  dem  Tod  Eochaids  verstößt  Cormac,  der 
„Mann  mit  den  drei  Gaben",  der  in  einer  Glosse  als  König 
von  Ulster  bezeichnet  ist,  Eochaids  Tochter". 2)  Der  Grund 
ist,  daß  sie  unfruchtbar  geblieben  ist  mit  Ausnahme  einer 
Tochter,  die  sie  ihm  geboren  hat,  nachdem  ihr  ihre  elfische 
Mutter  (Etäin)  einen  (Zauber-)  Brei  gegeben  hatte.  Sie  hatte 
sich  gleich  darüber  beklagt,  daß  sie  nur  ein  Mädchen  gebären 
solle;  aber  ihre  Mutter  hatte  sie  getröstet,  ein  König  werde 
diese  Tochter  aufsuchen. 

3.  (5 — 10).  Cormac  nimmt  wieder  eine  Frau  3)  und  will 
die  Tochter   der   früheren   nicht   der  Mutter   zum  Aufziehn 


0  Vgl. ,  daß  Etäin  im  „Zweiten  Werben  um  Etäin"  Kap.  77  §  3  als 
Tochter  Ailills  Etäin  Echraide  heißt. 

2)  Das  merkwürdig  Sprunghafte  der  Erzählung  zeigt,  daß  der  Kompi- 
lator  hier  allerlei  ausgelassen  hat.  In  der  Tat,  wer  ist  dieser  Cormac? 
O'Flaherty  (Ogygia,  S.  271)  identifiziert  ihn  mit  Cormac  Connloinges, 
dem  Sohne  Conchobors,  gewiß  mit  Recht.  So  wird  verständlich,  weshalb 
der  Kompilator  gekürzt  hat;  denn  in  Fassung  B,  der  er  nachher  folgen 
wollte,  ist  Cormac  Connlongas  als  jugendlicher  Begleiter  bei  Conaire 
(§  75  ff.),  kann  also  nicht  sein  mütterlicher  Großvater  sein  wie  hier. 

^)  So  hat  es  wohl  ursprünglich  gelautet  {Do-ber  Cormac  iarum  arisi 
mnai).     Der   Kompilator    hat    daraus    gemacht:    „C.   nahm   seine   Frau 


I 


11,  81.   Die  Zerstörung  der  Halle  vou  Ua  Derg«.  <)2Ü 

Überlassen,  sondern  sie  soll  sterben.  Aber  die  zwei  Knechte, 
die  sie  in  eine  Grube  werfen  sollen,  lassen  sich  durch  das 
Lächeln  des  Kindleins  rühren  und  legen  sie  in  eine  Kälber- 
hürde der  Hirten  von  Eterscele  mac-ui  lair,  König  von  Temair 
(d.  h.  Oberkönig  von  Irland).  Diese  ziehen  es  auf,  und  es 
wird  eine  schöne  Jungfrau,  geschickt  in  Stickerei.  Sie  machen 
für  sie  ein  Haus  aus  Flechtwerk  ohne  Türe,  nur  mit  einem 
Fenster  und  Oberlicht  versehen;  ihr  Name  ist  Mes-Buachalla 
(„Zögling  der  Hirten").  0  Leute  von  Eterscele  vermuten  in 
dem  Haus  einen  Vorratsraum  der  Hirten;  einer  von  ihnen 
sieht  durch  das  Oberlicht  hinein,  erblickt  die  wunderschöne 
Jungfrau  und  erstattet  sofort  dem  König  Bericht.  Eterscele 
ist  profezeit,  eine  Frau,  deren  Geschlecht  man  nicht  kenne, 
werde  ihm  einen  Sohn  gebären.  Er  erkennt  diese  Frau  in 
ihr  und  befiehlt,  das  Haus  zu  erbrechen  und  sie  ihm  zu- 
zuführen. Aber  in  der  Nacht,  bevor  das  geschieht,  sieht  sie 
einen  Vogel  durch  das  Oberlicht  kommen;  der  legt  sein 
Vogelkleid  ab  und  bemächtigt  sich  ihrer.  Er  eröffnet  ihr, 
was  ihr  bevorstehe,  auch  daß  sie  schwanger  von  ihm  sei  und 
einen  Knaben  gebären  werde;  der  werde  Conaire  heißen  und 
solle  keine  Vögel  jagen. 

Sie  wird  zum  König  gebracht  und  ihm  angetraut.  Er 
gibt  ihr  7  cumal  und  ebensoviel  ihren  Ziehvätern,  die  sie  be- 
gleiten; außerdem  macht  er  diese  zu  Edelleuten  {airig),  so 
daß  sie  rechtaide  „herrenrechtliche"  werden;  daher  heißen 
|sie  die  zwei  Feidlimid  Eechtaide.'^)  Sie  gebiert  dann  dem 
König  einen  Sohn,  eben  Conaire  mac  Mese-Buachalla, 
und  erbittet  sich  die  Erfüllung  eines  dreifachen  Wunsches, 
nämlich  daß  ihr  Sohn  von  drei  Hauswesen  aufgezogen  werde: 


(a  mnai)  wieder,  nämlich  Etäin."  Aber  das  muß  ein  Mißverständnis  sein. 
Wozu  hätte  er  sie  dann  erst  verstoßen,  und  weshalb  soll  ihre  gemein- 
schaftliche Tochter  sterben?  Auch  daß  die  Tochter  Eochaids  wieder  Etäin 
hieß  wie  ihre  Mutter,  ist  unwahrscheinlich.  Oben  Kap.  80  heißt  Etäins 
Tochter  Es  {Esa  Kap.  79,  2);  hier  dürfte  sie  ursprünglich  ohne  Namen 
gewesen  sein. 

*)  Die  Verwendung  des  altbekannten  Sagenmotivs  ist  offenbar  eben 
durch  diesen  Namen  veranlaßt. 

2)  Fedelmid  (Feidlimid)  Rechtaid,  Sohn  vou  Tuathal  Techtmar,  gilt 
in  den  Stammbäumen  als  Vater  des  Königs  Conn  Cetchathach. 


630  11,  81.    Togail  bruidne  Ui  Dergse. 

von  den  Ziehvätern,  die  sie  selber  aufgezogen  hätten,  von 
den  zwei  Maine  Milscothach i)  und  von  ihr  selber;^)  diesen 
dreien  sollten  die  Irländer  Alles  geben,  was  sie  für  den  Knaben 
spenden  wollten.  So  wächst  der  Knabe  heran  zusammen  mit 
Fer  Le,  Fer  Gar  und  Fer  Rogein,  den  drei  maic-ui  Desa  des 
Kriegers  (fennid).  Mit  ihnen  teilt  er  jede  Speise,  trägt  gleiche 
Kleider  und  Waffen  wie  sie,  und  sie  haben  Pferde  von  gleicher 
Farbe.  Conaire  besitzt  drei  Gaben  3):  die  Gabe  des  (scharfen) 
Gehörs,  des  (weiten)  Blicks  und  der  Abschätzung, 4)  und  er 
lehrt  Jeden  seiner  Ziehbrüder  eine  derselben. 

4.  (11 — 13).  Nach  dem  Tod  Eterscele's  wurde  von  den 
Iren  das  tarb-feis  („Stierschiafen")  abgehalten.  Das  bestand 
in  Folgendem:  ein  Stier  wurde  geschlachtet;  ein  Mann  aß 
sich  daran  satt  und  trank  die  Fleischbrühe;  dann  legte  er 
sich  hin,  und  man  sang  das  „Gold  der  Wahrheit"  über  ihn. 
Der  Mann,  den  er  im  Schlafe  sehen  würde,  der  sollte  König 
sein;  log  er,  so  erstarben  seine  Lippen.  Diesmal  sah  der 
„Mann  des  Stierschlafens"  einen  nackten  Mann,  der  nach  der 
Nacht  den  Weg  nach  Temair  kommen  würde,  einen  Stein  in 
der  Schleuder. 

Conaire  befindet  sich  mit  seinen  drei  Ziehbrüdern  beim 
Sport  zu  Wagen  im  Liffey.-^)  Als  seine  Ziehväter  ihn  auf- 
fordern, zum  tarbf eis  zu  gehn,  erwidert  er,  er  werde  Nachts 
hinkommen,  und  läßt  die  Andern  allein  abziehn.  Sein  Wagen- 
lenker lenkt  seinen  Wagen  nach  Äth  Cliath  (Dublin).  Da 
sieht  er  wunderbar  große,  weiße  oder  gesprenkelte  Vögel.  Er 
verfolgt  sie,  bis  die  Pferde  müde  sind;  aber  die  Vögel  bleiben 
immer  genau  eine  Wurfweite  entfernt.  Da  springt  er  ab, 
braucht  seine  Schleuder  gegen  sie  und  folgt  ihnen  bis  zum 
Meer.    Als  sie  sich  aufs  Wasser  niederlassen,  geht  er  auf  sie 


^)  Der  Maine  Milscothach  der  Druim-Snechta- Fassung  scheint  hier 
verdoppelt,  vielleicht  im  Anschluß  an  die  zwei  Ziehväter  in  B  (unten  22 
§102):  vgl.  auch  zu  12. 

'^)  Zu  den  vielen  Zieheltern  vgl.  Kap.  13  II,  das  wohl  das  Muster  ist. 

^)  Vgl.,  daß  oben  (2)  sein  Großvater  Cormac  der  „Mann  der  drei 
Gaben"  genannt  ist. 

*)  Zu  airdmius  vgl.  Täin  bö  Cuailnge,  Z.  294  und  die  dortigen  drei 
huada  CüChulainns  (oben  S.  127). 

^)  So  die  Hss.;  zu  lesen  „am  Liffey"V    Doch  s.  unten. 


b 


II,  81.    Die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergae.  631 

ZU,  um  sie  zu  greifen. i)  Da  werfen  sie  ihr  Vogelkleid  ab 
und  wenden  sich  mit  Lanzen  und  Schwertern  gegen  ihn. 
Aber  einer  von  ihnen  schützt  ihn  und  spricht:  „Ich  bin 
Nemglan,  der  König  der  Vogelschar  deines  Vaters,  und  dir 
war  verboten,  nach  Vögeln  zu  schießen;  denn  hier  ist  keiner, 
der  dir  nicht  durch  seinen  Vater  oder  seine  Mutter  verwandt 
wäre". 2)  Das  habe  er  bisher  nicht  gewußt,  erwidert  Conaire. 
Er  wird  aufgefordert  nach  Temair  zu  gehen,  denn  er  werde 
König  werden. 

5.  (14 — 16).  An  jeder  der  vier  nach  Temair  führenden 
Straßen  warten  drei  Fürsten  mit  einem  Gewand,  um  den 
profezeiten  nackten  König  zu  bekleiden.  Da  sieht  man  ihn 
auf  der  Straße,  auf  der  seine  Ziehväter  sich  befinden,  einher- 
kommen; er  wird  mit  dem  Königskleid  angetan,  auf  einen 
Wagen  gesetzt  und  nimmt  die  Geiseln  in  Pflicht.  Aber  die 
Leute  von  Temair  sind  enttäuscht,  daß  ihnen  ein  unbärtiger 
Jüngling  durch  das  tarhfeis  bestimmt  ist.  Doch  er  entgegnet, 
das  sei  kein  Schimpf,  da  er  von  Vater  und  Großvater  her 
(Jas  Recht  habe,  die  Geiseln  von  Temair  in  Pflicht  zu  nehmen; 
er  werde  Weise  befragen,  um  selber  weise  zu  werden.  Alles 
das  hatte  ihn  der  Mann  am  Wasser  sprechen  gelehrt;  der 
hatte  ihm  auch  gesagt,  welches  seine  airmit^)  oder  ges  seien: 

L  Er  solle  nie  so  kommen,  daß  er  Temair  die  rechte, 
Bregia  die  linke  Seite  zukehre. 

IL  Er  solle  die  clcenmila  („schiefen  Tiere")  von  Cerna 
nicht  jagen. 

III.  Er  solle  nie  die  neunte  Nacht  außerhalb  Temaii'S 
zubringen. 


1)  Nachdem  er  sich  entkleidet  hat,  wie  aus  dem  Folgenden  hervorgeht. 
Weniger  wahrscheinlich  ist,  daß  oben  „im  Liffey"  richtig  ist,  und  daß  er 
von  Anfang  an  nackt  gedacht  ist. 

2)  Man  hat  diese  Erzählung  oft  als  Überbleibsel  eines  uririschen 
„Totemismus"  erklärt.  Daza  scheint  sie  mir  zu  jung;  auch  wissen  andere 
Versionen  von  Conaire's  Königswahl  nichts  davon.  Sie  scheint  mir  einfach 
aus  dem  weit  verbreiteten  Märchenmotiv  abgeleitet,  daß  ein  Mann  in 
Vogelgestalt  die  eingeschlossene  Prinzessin  besucht.  In  der  Tat  spielen 
die  Vögel  im  Folgenden  gar  keine  Rolle  mehr. 

^)  Hier  airmitiu,  wohl  verschrieben. 


632  II,  81.   Togail  bruidue  Ui  Derg«. 

IV.  Er  solle  in  keinem  Haus  übernachten,  dessen  Feuer 
nach  Sonnenuntergang  nach  außen  strahle  und  in  das  man 
von  außen  hineinsehen  könne. 

y.  Es  sollen  ihm  keine  drei  Eoten  zum  Haus  eines  Eoten 
{derg)  vorangehn. 

VI.  Es  solle  in  seinem  Reich  keine  Räuberei  stattfinden,  i) 

VII.  Es  solle  nicht  Gesellschaft,  die  aus  einem  Weib 
[oder  einem  Mann]  2)  bestehe,  nach  Sonnenuntergang  zu  ihm 
in  ein  Haus  kommen. 

VIII.  Er  solle  nicht  zu  dem  Streit  zweier  seiner  Knechte 
hinlaufen. 

6.  (17 — 21).  Conaire's  Herrschaft  ist  eine  reich  gesegnete. 
Der  Fischfang  gibt  reichlichen  Ertrag,  die  Eicheln  zur  Schweine- 
mast liegen  jeden  Herbst  kniehoch.  Totschlag  hört  in  Irland 
auf,  und  die  Stimme  des  einen  klingt  dem  andern  wie  Musik. 
Von  Mitte  Frühling  bis  Mitte  Herbst  bewegt  kein  Wind  den 
Schwanz  der  Kühe;  Gewitter  und  Stürme  gibt  es  nicht.  Aber 
seine  Ziehbrüder  murren,  daß  ihnen  Raub,  Diebstahl  und 
Männermord  benommen  ist,  wie  sie  ihr  Vater  und  ihre  Groß- 
väter geübt  haben.  Sie  stehlen  nun  einem  Mann  jedes  Jahr 
ein  Schwein,  ein  Kalb  und  eine  Kuh,  um  zu  sehen,  wie  Conaire 
dabei  verführe.  Wenn  sich  der  Mann  dann  klagend  an  Conaire 
wendet,  verweist  der  ihn  an  die  drei  maic-ui  Duinn  Desa, 
die  sie  weggetrieben  hätten.  Aber  so  oft  der  Beraubte  mit 
diesen  verhandeln  will,  trachten  sie  ihm  nach  dem  Leben; 
doch  kehrt  er  nicht  zum  König  zurück,  um  ihn  nicht  scham- 
rot zu  machen.  Mit  der  Zeit  dehnen  jene  ihre  Räuberei  aus, 
indem  sie  3  mal  50  Söhne  von  Edelleuten  um  sich  scharen. 
Als  sie  diese  einst  in  Connaught  „werwolfen"  (fcelad)  lehren, 
erblickt  sie  ein  Schweinehirt  der  beiden  Maine  Milscothach  3) 
und  flieht  entsetzt.  Sie  verfolgen  ihn;  aber  auf  sein  Geschrei 
kommen  ihm  die  Leute  der  Maine  zu  Hilfe  und  nehmen  die 
Räuber  gefangen.  Man  bringt  sie  zur  Verurteilung  nach 
Temair  vor  Conaire,  und  dieser  entscheidet:  jeder  von  ihnen 


1)  Das  ist  wohl  vom  Kompilator  nach  B  (§  40)  eingefügt. 

2)  Das  Eingeklammerte  Zusatz  des  Kompilators,  s.  oben  S.  626. 

3)  Einmal  steht  in  den  Hss.  der  siugularische  Gen.  Milscothaig,  wohl 
eher  ein  Schreibüeliler  als  ein  Überrest  der  älteren  Auffassung. 


II,  81.    Die  Zerstörung  der  Halle  vuii  (Ja  Derg*.  633 

solle  von  seinem  Vater  getötet  werden,  nur  seine  eigenen  Zieli- 
brüder  am  Leben  bleiben.  Obschon  man  diesen  Spruch  an- 
nimmt, widerruft  er  ihn  selber,  da  er  für  ihn  kein  „Lebens- 
wurf" (aurchor  scegail)  wäre:  keiner  soll  gehenkt  werden, 
sondern  Alle  sollen  in  Begleitung  von  älteren  Männern 
(„Senioren")  nach  Albion  gehen  und  dort  ihre  Räuberei 
ausüben. 

7.  (22—23).  So  geschieht  es.  Auf  der  See  treffen  sie 
auf  den  Sohn  des  Königs  der  Britten,  Ingcel  Caech  („den 
Einäugigen")  mac-ui  Conmaicne,  selbdritt,i)  ebenfalls  von 
„Senioren"  begleitet.  Sie  schließen  ein  Bündnis  und  begleiten 
ihn,  um  mit  ihm  zu  räubern.  Das  Unglück  führt  ihnen  ge- 
rade Ingcels  Eltern  und  sieben  seiner  Brüder  in  den  Weg, 
die  einer  Einladung  des  Fürsten  seines  Stammes^)  folgen, 
und  diese  werden  alle  in  derselben  Nacht  erschlagen.  Als 
Gegenleistung  hat  Ingcel  nun  Anspruch  auf  eine  Räuberei  in 
Irland;  so  stechen  sie  wieder  in  See. 

8.  (24 — 26).  In  Conaire's  Reich  herrscht  Friede,  außer 
daß  zwei  Coirpre  in  Nord -Munster  3)  in  Streit  geraten  und 
ohne  Conaire  nicht  versöhnt  werden  können.  Da  sie  ihn 
nicht  selber  aufsuchen,  geht  er  —  trotz  des  ges  —  zu  ihnen 
hin,  stiftet  Frieden  und  bleibt  bei  jedem  von  ihnen  fünf 
Nächte.^)  Darauf  schlägt  er  den  Weg  nach  Temair  ein. 
Aber  wie  er  am  Hügel  Uisnech  Midi  vorbeikommt,  sieht  er, 
daß  das  Land  der  üi  Neill  rings  um  ihn  her  von  Heer- 
scharen und  nackten  Männern  geplündert  wird,  so  daß  es 
ein  „Feuerhimmel"  ist.  Sein  Gefolge  erwidert  auf  seine 
Frage,  offenbar  sei  sein  Gesetz  gebrochen  worden;  man  müsse 
die  Richtung  nach  Nordosten  einschlagen.  So  wenden  sie  die 
rechte  Seite  Temair,  die  linke  Bregia  zu  und  jagen  die 
„schiefen  Tiere  von  Cerna",  was  aber  erst  nachträglich  ent- 


^)  Nur  LU  ändert:  ua  Conmaic  mit  dreimal  Fünfzig. 

2)  Dieser  Stammesfürst  ist  also  verschieden  vom  König  der  Britten, 
Ingcels  Vater. 

3)  Sie  sind  als  seine  Ziehbrüder  bezeichnet,  wohl  aus  Versehen;  im 
ges  VIII  sind  es  zwei  Knechte  (mogaid). 

*)  Verletzung  von  ges  III,  wonach  er  nicht  länger  als  acht  Tage  von 
Temair  abwesend  sein  darf. 


634  II,  81.    Togail  bruidne  Ui  Dergae. 

deckt  wird.i)    So  ist  Conaire  der  König,  den  Gespenster  aus 
der  Welt  verbannt  haben.  2) 

9.  (27 — 29).  Rings  von  Furchtbarem  umgeben,  sehen  sie 
nur  zwei  mögliche  Wege,  die  Straße  von  Midluachair  nach 
Norden  und  die  von  Cualu  nach  Süden.  Diese  schlagen  sie 
ein,  dem  Küstenstrich  folgend.  Wo  soll  der  König  über- 
nachten? Es  sei  häufiger  gewesen,  meint  der  Kriegsmann 
Mac  Cechi  mac  Snaide,^)  daß  die  Iren  ihn  zur  Nacht  auf- 
gesucht hätten  (wegen  seiner  Gastlichkeit)  als  daß  er  nach 
einer  Herberge  umherirrte.  Conaire  erinnert  daran,  daß  er 
in  dieser  Gegend  einen  Freund  habe,  den  Leinsterer  Da-Derga, 
dem  er  viele  Geschenke  gegeben  habe  4)  und  auch  künftighin 
geben  wolle;  der  würde  wohl  nicht  betrübt  sein,  ihn  und 
sein  Gefolge  aufzunehmen,  wenn  er  den  Weg  zu  ihm  wüßte. 
Mac  Cecht  ist  landeskundig  und  weiß,  daß  die  Straße  gerade 
durch  sein  Haus  hindurchführt;  dieses  hat  sieben  Türen  und 
zwischen  je  zwei  Türen  sieben  Euhebetten,  aber  nur  einen 
Türflügel;  denn  nur  die  Türe  wird  verschlossen,  gegen  die 
gerade  der  Wind  stellt.^)  Er  will  dahin  vorausgehn,  um  ein 
Feuer  für  den  König  anzuzünden. 

10.  (30 — 37).  Als  Conaire  dann  auf  der  Straße  weiter 
zieht,  sieht  er  drei  Männer  vor  sich  her  reiten;  ihre  Kleider 
und  Mäntel  sind  rot,  ebenso  ihre  Schilde,  ihre  Spere,  ihr 
Haar  und  ihre  Pferde.  Hinter  drei  Eoten  zum  Hause  eines 
Eoten  {derg)  zu  gehn  ist  aber  ges  für  ihn.«)  Wer  will  sie 
auffordern,  sich  hinter  ihn  zu  begeben?  —  Sein  Sohn  Le 
Fer  Flaith'')  meldet  sich  dazu,  treibt  sein  Pferd  an,  kann 


0  ^&l-  9^^  I  ^iid  n.  Was  die  clcenmila  Cernai  sind,  weiß  offenbar 
der  Erzähler  selbst  nicht  mehr.    Vgl.  oben  S.  588. 

2)  Zu  diesem  Satz ,  den  LU  etwas  abändert,  vgl.  oben  S.  621  Anm.  4. 
Die  plündernden  Heere  sind  nur  Gespensterspuk. 

^)  Er  nennt  den  König  dalta  „Ziehsohn",  obschon  er  oben  nicht 
unter  seineu  aite  genannt  ist;  nur  GBL  hat  das  unterdrückt.  Vielleicht 
ist  es  nur  als  Anrede  des  Jüngeren  durch  den  Alteren  gemeint. 

*)  Die  Aufzählung  dieser  Geschenke  ist  Amra  ConRoi  (Kap.  40)  nach- 
gebildet, einiges  direkt  daraus  übernommen. 

^)  Das  bedeutet  äußerste  Gastfreundschaft. 

^)  Siehe  oben  ges  V. 

')  Le  Fer  Flaüh  scheint  die  Form  des  Namens  in  A  gewesen  zu 
sein,  LE-fri-Fiaith  in  B,  obschon  beide  in  den  Handschriften  wechseln. 


II,  81 .    Die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergae.  f>35 

sie  aber  nicht  einholen,  sondern  sie  bleiben  immer  genau  eine 
Wurfweite  entfernt.  Er  ruft  ihnen  zu,  sie  sollten  dem  K()nig 
nicht  voranreiten.  Aber  einer  der  Männer  singt  nach  rück- 
wärts einen  dunkeln,  Unheil  verkündenden  Spruch  und  reitet 
weiter.  Der  Knabe  wartet  auf  die  Übrigen  und  erstattet 
Bericht.  Da  läßt  Conaire  den  Reitern  drei  Ochsen  und  drei 
gesalzene  Schweine  anbieten,  und  so  lange  sie  zu  seinem 
Hausgesinde  gehörten,  solle  niemand  zwischen  ihnen  lagern 
vom  Feuer  bis  zur  Wand,  i)  Jedoch  sie  machen  nicht  Halt, 
sondern  wieder  singt  einer  einen  Spruch  zurück.  Wie  der 
Knabe  ihn  dem  König  meldet,  steigert  dieser  sein  Angebot 
auf  sechs  Ochsen  und  sechs  gesalzene  Schweine,  den  Überrest 
seiner  eigenen  Mahlzeit  und  Geschenke  am  andern  Morgen. 
Umsonst;  auch  der  Dritte  singt  einen  Spruch,  diesmal  einen 
halbwegs  verständlichen:  „0  Sohn  der  Vögel  (?),  ein  großer 
Bericht!  Müde  die  Pferde,  die  wir  reiten.  Wir  reiten  die 
Pferde  von  Donn  Detscorach^)  von  den  Elfen.  Obschon  wir 
leben,  sind  wir  tot.  Große  Zeichen!  Sättigung  der  Raben! 
Unterhalt  der  Krähen!  Schlachtenlärm!  Klingenbefeuchtung! 
Erlenschilde  mit  zerbrochener  Stirnseite  nach  Sonnenunter- 
gang!" =^)  Damit  reiten  sie  davon.  Der  König  und  seine  Be- 
gleiter sind  unfroh  und  angsterfüllt.  „Alle  meine  ges  haben 
mich  heute  gefaßt!"  klagt  Conaire.  Die  Roten  reiten  vor 
ihm  zum  Hause,  binden  ihre  Pferde  an  der  Tür  au  und 
nehmen  drinnen  ihren  Sitz  ein. 

Fassung  B. 

11.  (38 — 40).  Conaire  hält  mit  seinen  Scharen  auf  Äth 
Cliath  (die  Furt  durch  den  Liffey  bei  Dublin)  zu.  Da  holt 
ihn  ein  häßlicher  Mann  mit  einem  Arm,  einem  Auge  und 
einem  Bein  ein,  dessen  kurzes  schwarzes  Haar  so  struppig 
ist,  daß  ein  darüber  ausgeschütteter  Sack  Äpfel  stecken  bliebe. 
Er  trägt  einen  gegabelten  Eisenstock  und  auf  dem  Rücken 
ein  „gesengtes"  Schwein,  das  immerfort  quiekt.    Ein  ebenso 


0  Sie  sollen  ein  Ruhebett  für  sich  allein  haben. 

2)  „Der  Dunkle  mit  Zahn -Ausfall."     Donn  ist  der  alte  Todesgott 
der  Iren. 

3)  Die  Sprüche  sind  in  Eg.  1782  (Kap.  83)  vielfach  verändert. 


086  II,  81.   Togail  bruidue  Ui  Dergae. 

liäßliclies  Weib  mit  großem  Mund  begleitet  ihn,  dessen  Scham 
bis  zu  seinem  Knie  reicht.  Er  begrüßt  den  König:  ihm  bringe 
er  sein  Schwein;  er  heiße  Fer  Caille  („Wald-Mann")  und 
seine  Frau  Cichuil.  —  Jede  andere  Nacht,  sagt  Conaire,  sei 
er  ihnen  zu  Willen,  aber  diese  sollten  sie  ihn  meiden.  Doch 
Fer  Caille  verweigert  das;  er  geht  mit  dem  Weib  und  dem 
quiekenden  Schwein  zum  Haus.  Dies  war  aber  geis  für 
Conaire.  i) 

12.  (40  Ende — 43).  Ebenso  war  geis  für  ihn,  daß  in 
seinem  Reich  Räuberei  getrieben  würde.  Aber  die  Maie 
Duinn  Desa  mit  500  Mann,  abgesehn  vom  Troß,  räubern.  Des- 
gleichen der  Krieger  Fen-dar-Crinach  („Wagen  über  Reisig") 
im  Norden  mit  ebensoviel  Mann.  Ferner  die  übermütige  Schar 
der  sieben  Maine,  der  Söhne  von  Ailill  und  Medb:  Maine 
Aithremail,  Maine  Mäithremail,  Maine  Mingor,  Maine  Mörgor, 
Maine  Andoe,  Maine  Milscothach,  Maine  Cota-gaib-uili,'^) 
jeder  mit  mehreren  hundert  Mann.  Auch  drei  waffengeübte 
Männer  aus  Leinster,  die  drei  Ruadchoin^)  von  Cualu,  ver- 
einigen sich  mit  ihnen  zum  Rauben  und  haben  240  Mann  und 
Berserker  („eine  rasende  Schar")  bei  sich.  So  treibt  ein 
Drittel  aller  Irländer  Räuberei.  Aber  Conaire's  Macht  ist 
so  groß,  daß  er  sie  alle  aus  Irland  verjagt.'*) 

13.  (44 — 47).  Als  sie  auf  die  hohe  See  kommen,  treffen 
sie  auf  die  zwei  Maic-ui  Conmaicne,  Ingcel  Csech  und  Eiccel,^) 
von  den  Britten.  Ingcel  ist  ein  großer  schreckhafter  Mann; 
sein    einziges,    pechschwarzes   Auge    ist    so    breit    wie   eine 


^)  Über  Zugehörigkeit  uud  Stellung  dieses  Abschnitts  s.  oben  S.  626. 

2)  Den  Maine  Milscothach  („den  Honigblütigen"  oder  „-wortigen"), 
den  schon  die  Druim-Snechta- Fassung  kennt,  hat  B  mit  den  sieben  Maine 
der  Täin  bö  Cuailnge  und  der  Ulter  Sage  vermengt;  es  hat  ihn  an  die 
Stelle  von  Maine  (as)  mö  epert  gesetzt.  Der  Kompilator  hat  aber  diesen, 
der  ihm  ausgelassen  schien,  als  letzten  wieder  beigefügt,  obschon  es  so  acht 
statt  sieben  Maine  sind.  In  einer  Glosse  zur  Täin  bü  Cuaünge  (Kap.  6  §  4 
Z.  181)  ist  dann  Maine  Mö- epert  mit  Maine  Milscothach  identifiziert. 

3)  Vgl.  zu  diesen  Kap.  69  §  4  mit  Anhang  1. 

*)  „um  ihre  Eäuberei  jenseits  der  See  auszuüben  und  dann  zurück- 
zukehren", fügt  wohl  der  Kompilator  hinzu. 

^)  LU  ändert:  „drei  Maic-ui  Conmaic"  und  fügt  Tulchinue  hinzu, 
s.  oben  S.  626. 


II,  81.   Die  Zerstörung"  der  Halle  von  Ua  Dergae.  637 

Ochsenliaut  und  liat  dreii)  Pupillen.  Er  räubert  mit  300  Mann, 
da  er  aus  dem  Land  der  Schotten  und  Britten  vertrieben  ist. 
Es  scheint  zu  einer  Seeschlacht  kommen  zu  wollen,  wobei  die 
Iren  überlegen  wären.  Aber  Ingcel  schlägt  vor,  sich  lieber 
zum  Rauben  in  Britannien  und  Irland  zu  vereinigen.  Das 
wird  angenommen,  und  man  stellt  sich  gegenseitig  Sicherungen; 
die  drei  Bürgen,  die  Ingcel  von  den  Iren  erhält,  sind  Ger, 
Gabur  und  Fer  Rogain.^)  Das  Los  entscheidet,  daß  man 
zuerst  nach  Ingcels  Land  fährt.  Dort  in  Albion  führen  sie 
ihre  Raubmörderei  aus.-^)  Darauf  wenden  sie  sich  nach  Irland. 
14.  (48-7-54).  Eben  zieht  Conaire  mac  Etersceli  auf  der 
Straße  von  Cualu  nach  der  bruiden,  als  sie  sich  der  Küste 
Irlands  nähern  und  mit  ihren  Schiffen  die  Höhe  von  Etair 
(Hill  of  Howth)  erreichen.  Sie  lassen  die  Segel  nieder  und 
drängen  sich  zusammen,  um  nicht  gesehen  zu  werden.  Als 
Späher  erbieten  sich  Maine  Milscothach,  der  die  Gabe  des 
(scharfen)  Gehörs,  und  Maine  Andoe,  der  die  Gaben  des 
(weiten)  Blicks  und  der  Abschätzung  besitzt.  Neun  Mann 
hoch  ersteigen  sie  Benn  Etair.  Maine  Milscothach  hört 
„Pferdegetrappel  unter  einem  König",  Maine  Andoe  sieht 
die  Pferde  und  beschreibt  sie  und  nennt  alle  Wasser  und 
Mündungen,  die  sie  durchqueren.  Er  schildert  auch  die 
Waffen  und  Gewänder,  die  er  auf  den  Wagen  erblickt,  und 
„das  Vieh",  das  vorausgeht,  das  sind  3 mal  50  Pferde.^)  Er 
„schätzt",  daß  es  Conaire  mit  den  Scharen  der  Irländer  sein 
müsse.  Sie  kehren  aufs  Meer  zurück,  um  Bericht  zu  er- 
statten. Die  Räuberflotte  zählt  3  mal  50  Boote  und  5000  Mann. 
Sie  ziehen  die  Segel  hoch  und  fahren  nach  Tracht  Fuirbthi 


1)  Nur  Egerton  1782  (Kap.  83)  liest  „sieben"  in  tJbereiustimmuug 
mit  §  58. 

2)  Ger  ist  aus  der  ältesten  Fassung  beibehalten;  Fer  Rogain,  ein 
Mac  Duinn  Desa,  ist  B  mit  A  (Fer  Bogein)  gemein.  LU  verwandelt  hier 
Ger  in  Fer  Gair  und  schreibt  über  Gabor:  „oder  Fer  Lee",  um  Über- 
einstimmung mit  §  9  (A)  zu  erzielen. 

3)  LU  führt  näher  aus,  daß  dabei  Ingcels  Eltern  und  sieben  Brüder 
erschlagen  werden ,  nach  A  (§  23).  Ähnlich  war  gewiß  ursprünglich  auch 
in  B  erzählt. 

*)  Diese  doppelte  Beschreibung  von  Pferden  zeigt  wohl,  daß  der 
Kompilator  hier  auch  aus  A  schöpft. 


638  II,  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergse. 

(am  rechten  Ufer  der  Liffey  -  Mündung).  Als  sie  landen, 
schlägt  eben  Mac  Cecht  in  Bruiden  Da-Derga  Feuer,  und 
durch  das  Getöse  der  sprühenden  Funken  werden  ihre  Boote 
aufs  hohe  Meer  zurückgeworfen.  Auf  die  Frage  Ingcels,  was 
das  bedeute,  antwortet  Fer  Rogain,  entweder  sei  es  der 
Spruchmann  Luchdonn  in  Emain  Macha,  der  die  Hände  zu- 
sammenschlage, weil  man  ihm  die  Speise  wegnehme,  oder  der 
Schrei  des  Luchdonn  in  Temair  Löchra,  oder  aber  Mac  Cecht, 
der  Feuer  schlage,  um  dem  König  von  Irland  zum  Über- 
nachten ein  Feuer  anzumachen.  An  jedem  Funkengesprühe 
könnte  man  hundert  Kälber  und  zwei  halbe  Schweine  braten. 
„Möge  es  diesen  (den  König)  nicht  herführen!"  sagen  die 
Maie  Duinn  Desa,  „das  wäre  ein  Jammer!"  —  „Der  Raub- 
mord, den  ich  euch  geboten  habe,  war  für  mich  nicht  weniger 
Jammer"  erwidert  Ingcel;  „mir  wäre  es  erfreulich". 

15.  (55 — 57).  Indem  sie  wieder  ans  Ufer  fahren,  stoßen 
ihre  3  mal  50  Boote  mit  solchem  Dröhnen  ans  Land,  daß  alle 
Lanzen  in  Bruiden  Da-Derga  klirrend  von  den  Wandhaken 
fallen.  Conaire  meint,  entweder  habe  sich  der  Erdboden  um- 
gedreht, oder  der  Leuidän  (Leviathan),  der  die  Welt  umgibt, 
berühre  seinen  Schwanz,  um  die  Welt  umzustülpen,  oder  die 
Barke  der  Maie  Duinn  Desa  stoße  ans  Land.  Er  bedauert, 
daß  seine  lieben  Ziehbrüder  nicht  mehr  bei  ihm  seien;  dann 
brauchte  er  sie  nicht  zu  fürchten. 

Da  kommt  er  auf  der  Wiese  der  bruiden  an.  Als  Mac 
Cecht  den  Lärm  (der  Ankommenden)  hört,  denkt  er.  Feinde 
hätten  seine  Leute  angegriffen,  und  springt  mit  solchem  Ge- 
polter nach  seinen  Waffen,  als  ob  Hundert  ein  Donner -c^es 
ausführten,  i) 

Fassung  A. 

16.  (58).  In  der  Barke,  in  der  die  Maie  Duinn  Desa 
fahren,  steht  vorn  der  schreckliche  „Löwe"  Ingcel  Caech 
mac-ui  Conmaicne.^)  Das  einzige  Auge  an  seiner  Stirn 
ist    so    breit   wie    eine    Ochsenhaut    und    hat    sieben    pech- 


^)  „Das  hatte  keinen  Isutzen"  setzt  LU  hinzu.    Ob  dieses  Absätzchen 
zu  B  oder  A  gehört,  läßt  sich  kaum  ausmachen. 
^)  LU  ändert:  Conmaic. 


II,  81.   Die  Zerstörung  der  Halle  vou  Ua  Dergas.  630 

schwarze   Pupillen;   seine   Fäuste   sind   so    groß    wie   Ernte- 
körbe, uswJ) 

17.  (59  —  03).  Conaire  tritt  mit  seinem  Gefolge  in  die 
bruiden;  Alle  nehmen  ihren  Sitz  ein,  auch  die  drei  Roten 
[und  Fer  Caille].^)  Da-Derga  kommt  mit  3  mal  50  Mann, 
deren  eigentümliche  Tracht  (kurze  Hosen  usw.)  beschrieben 
wird,  und  die  alle  Schlehdorn -Knüttel  mit  Eisenbändern 
tragen.  Er  begrüßt  Conaire;  er  wäre  ihm  auch  willkommen, 
wenn  er  die  Scharen  der  Irländer^)  mit  sich  brächte.  Aber 
nach  Sonnenuntergang  erscheint  ein  schreckliches  langbeiniges 
Weib,  dem  das  Schamhaar  bis  zum  Knie  reicht,  und  das  den 
Mund  an  der  Seite  des  Kopfes  hat.  An  den  Türpfosten  ge- 
lehnt, richtet  es  seinen  bösen  Blick  auf  Conaire  und  seine 
Knappen.  Wenn  sie  eine  Wissende  sei,  sagt  Conaire,  was 
sehe  sie?  —  „Daß  weder  Haut  noch  Fleisch  von  dir  von  hier 
herauskommen  wird,  außer  was  die  Vögel  in  ihren  Klauen 
davontragen",  ist  die  Antwort.  Er  lehnt  das  Vorzeichen  ab 
und  fragt  nach  ihrem  Namen.  „Cailb",  antwortet  sie.  Und 
da  ihm  der  Name  sehr  kurz  vorkommt,  erklärt  sie,  sie  habe 
noch  viele  andere,  und  singt  „auf  einem  Fuß  und  einer  Hand" 
und  in  einem  Atem:  „Samon,  Sinann,  Seisclenn,  Sodb,  Saiglenn, 
Samlocht,  Caill,  Coli,  Dlchaem,  Dichiuil,  Dithim  (oder  Dichim), 
Dichuimne,  Dichruidne,  Dairne,  Därlne,  Deruaine,  Egem, 
Agam,  Ethamne,  Gnim,  Cluiche,  Cethardam,  Nith,  Nemain, 
Noinden,  Badb,  Blosc,  Bloar,  Hu8e(th),  Mede,  Mod.")  Sie  will 
als  Gast  eingelassen  werden.  Aber  da  es  für  Conaire  ges  ist, 
ein  einzelnes  Weib  nach  Sonnenuntergang  aufzunehmen,  läßt 
er  ihr  einen  Ochsen,  gesalzenes  Schweinefleisch  und  den  Rest 
seiner  Mahlzeit  anbieten,  wenn  sie  die  Nacht  anderswo  ver- 
bringe. —  Wenn  der  König  auf  die  Mahlzeit  und  das  Lager 
einer  einzigen  Frau  angewiesen  sei,  erwidert  sie,  werde  sie  sich 

^)  Diese  Parallelbeschreibung  zu  §  44  (B)  stammt  im  wesentlicheu 
sicher  aus  A,  wenn  auch  einzelne  Ausdrücke  wie  „Barke"  und  der  Schluß- 
satz: „die  Fünftausend  landeten  in  Tracht  Fuirbthe"  durch  das  bisher  be- 
nützte B  veranlaßt  sind. 

2)  Dieser  natürlich  vom  Kompilator  nach  B  eingefügt. 

^)  formna  fer  n-Erenn.    In  B  (§  52)  hat  er  sie  wirklich  bei  sich. 

*)  In  LU  und  Eg.  1782  zum  Teil  etwas  abweichend.  Zu  den  langen 
oder  vielfältigen  Namen  dieser  überirdischen  Wesen  vgl.  Kap.  21,  Kap.  54  I, 
ZCP  12,  402. 


640  11,81.   Togail  bruidne  Ui  Dergae. 

an  jemand  anders  wenden,  der  noch  Ehre  habe.    Da  befiehlt 
Conaire  sie  trotz  allem  einzulassen.   Aber  Alle  erfaßt  Grauen. 

18.  (64 — 66).  Die  Räuber  landen  und  kommen  nach  Leca 
Cinn  Siebe  („den  Steinen  des  Bergkopfs").  Die  hruiden  war 
immer  offen,  i)  Für  Conaire  pflegte  jede  Nacht  ein  gewaltiges 
Feuer  angezündet  zu  werden,  das  man  „Eber  des  Waldes" 
(torc  caille)  nannte;  am  Feuer  waren  sieben  Öffnungen,  und 
wenn  man  einen  Stamm  herauszog,  gab  es  eine  Feuergarbe, 
wie  wenn  ein  Eichenhaus  brennte.  Vor  jeder  Tür  der 
hruiden  stehen  sieben  Wagen  Conaire's;  durch  deren  Räder 
hindurch  können  die,  die  von  den  Schiffen  ausspähen,  ins 
Haus  hineinsehn.  Was  das  für  eine  große  Helle  sei,  fragt 
Ingcel.  —  Es  müsse  wohl  das  Feuer  für  einen  König  sein, 
meint  Fer  Rogain;  „möge  Gott  ihn  in  dieser  Nacht  nicht  her- 
führen!" Er  schildert  die  Trefflichkeit  von  Conaire's  Herr- 
schaft in  ähnlicher  Weise  wie  es  oben  (§  17)  geschehen; 
Conaire  hat  sogar  sieben  Wölfe  an  der  Wand  seines  Hauses 
als  Geiseln  dafür,  daß  kein  Wolf  mehr  als  ein  Stierkalb  im 
Jahre  raubt,  und  ein  Bürge,  Mac  Locc,  vertritt  sie  vor 
Gericht.  Es  wäre  ein  Jammer,  wenn  Conaire  in  seinen  jungen 
Jahren  gemordet  würde.  —  Aber  da  Ingcel  seine  Eltern,  seine 
sieben  Brüder  und  den  König  seines  Stammes  geopfert  hat, 
scheint  ihm  der  König  als  Gegenleistung  nur  recht  und  billig. 
Und  die  Bösewichter  um  ihn  her  rufen:  „Das  ist  wahr! 
Das  ist  wahr!" 

Fassung  B. 

19.  (67).  Die  Räuber  eilen  von  Tracht  Fuirbthln^)  weg, 
indem  jeder  einen  Stein  mitnimmt,  um  einen  Steinhaufen  zu 
errichten.  Denn  das  war  die  Sitte  der  Kriegsbanden:  handelte 
es  sich  um  einen  Begegnungskampf,  so  stellte  man  einen 
Steinpfeiler  auf;  handelte  es  sich  aber  um  einen  Raubüberfall, 
so  machte  man  einen  Steinhaufen.  Das  geschieht  etwas  vom 
Hause  entfernt,  damit  sie  nicht  bemerkt  werden.  3) 


^)  Es  folgt  eine  Etymologie  von  bruideii,  der  LU  noch  eine  zweite 
beifügt. 

3)  So  GBL;  FtärbtJmi  LU;  oben  §53.  58  Fuirhthi,  Fuirbtlie. 

8)  LU  (alte  Hand  M)  setzt  hier  Eigenes  hinzu  (§  68.  69) :  Einer  der 
Gründe  für  das  Steinehäufen  war,  daß,  wer  heil  aus  dem  Kampfe  kam, 


n,  81.   Die  Zerstörung  der  Halle  von  üa  Dergae.  641 

20.  (70—74).  Dort  halten  sie  Rat.  Und  da  In^cel  hört, 
daß  Bruiden  Ui  Dergaei)  zu  allernächst  sei,  und  ihn  dünkt, 
daß  dort  hervorragende  Leute  eingezogen  sind,  geht  er  selber 
als  Späher  hin,  da  es  sich  ja  um  die  ihm  gebührende  Schuld 
handle.  Mit  einer  seiner  drei  Pupillen  blickt  er  durch  die 
Wagenräder  nach  dem  König  und  seiner  Umgebung,  eilt  aber, 
da  er  bemerkt  wird,  zu  seinen  Gefährten  zurück.  Die  bilden 
einen  Kreis,  in  dessen  Mitte  außer  ihm  die  andern  Anführer 
Fer  Gel,  Fer  Gair,  Fer  Rogel,  Fer  Rogain  und  Lomna  der 
Narr  treten.  Ingcel  ist  von  seiner  Besichtigung  des  Hauses 
befriedigt.  Die  Versammlung  scheine  ihm  prächtig;  selbst 
wenn  kein  König  darunter  sei,  nehme  er  es  als  volle  Gegen- 
leistung an.  Aber  Conaire's  Ziehbrüder  erinnern  daran,  sie 
hätten  ausgemacht,  keine  Raubmörderei  auszuführen  ohne  zu 
wissen,  wen  sie  betreffe.  Ob  er  das  Haus  gut  angesehen 
habe?  —  Er  habe  nur  rasch  einen  Rundblick  getan,  erwidert 
Ingcel;  aber  der  genüge,  daß  er  es  als  Ausgleich  seiner  Schuld 
annehme.  —  Das  glaube  er  wohl,  sagt  Fer  Rogain;  ihr  Zieh- 
väterchen, der  Hochkönig  von  Irland  Conaire  mac  Etersceli 
(Etirsceoil),  sei  darin. 

21.  (74  Mitte —  81).  Diese  Sätze  dienen  als  Einleitung 
zum  Hauptteil,  der  Beschreibung  aller  Insassen  der  hndden, 
die  sich  in  die  Form  eines  Wechselgesprächs  zwischen  Ingcel, 
Fer  Rogain  mac  Duinn  Desa  (der  einer  der  Ingcel  gestellten 
Bürgen  ist)  und  Lomna  dem  Narren  kleidet.  Die  erste  dieser 
Beschreibungen  sei  als  Beispiel  wörtlich  hier  angeführt: 

„Wen  hast  du  auf  dem  Kriegersitz  2)  des  Hauses  dem 
König  gegenüber  gesehen?"  fragt  Fer  Rogain.  —  „Ich  habe 


einen  Stein  wieder  wegnahm,  so  daß  so  viele  Gefallene  waren  als  Steine 
übrig  blieben.  Also  sind  damals  so  viel  Käuber  gefallen,  als  sich  Steine 
im  Steinhaufen  von  Leca  in  Ui  Cellaig  befinden  (vgl.  Kap.  82,  2).  Und  die 
Maie  Duinn  Desa  zündeten  ein  großes  Feuer  an  als  Warnung  für  Conaire. 
Das  war  das  erste  Warnungsfeuer,  nach  dessen  Muster  bis  heute  solche 
angezündet  werden.  Einige  sagen,  der  Überfall  der  bruiden  habe  in  der 
sawwm- Nacht  stattgefunden  (vgl.  Kap.  82, 2)  und  daher  kämen  die  Feuer 
und  die  Steine  am  samuin  (1.  November). 

1)  Diese  Namensform  nur  hier;  es  wird  die  ursprüngliche  von  B  sein. 

2)  isin  fochlu  feinnida.  Zunächst  bedeutet  fochla  den  Sitz  des  Wagen- 
fahrers zur  Linken  des  Lenkers,  aber  auch  den  Sitz  gleich  neben  der  Türe 
der  Halle  (s.  Ancient  Laws  IV  338, 15). 

Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  König-sage.  41 


642  n,  81.   Togail  briüdne  Ui  Dergse. 

einen  großen  Mann  mit  bläulichem  Antlitz  gesehen",  erwidert 
Ingcel.  „Er  hat  einen  klaren,  leuchtenden  Blick,  schöne 
gleichmäßige  weiße  Zähne,  ein  unten  schmales,  oben  breites 
Gesicht,  schönes  goldenes  Flachshaar,  einen  schönen  Über- 
wurf um  sich,  ein  mtlech^)  von  Silber  in  seinem  Mantel  und 
ein  Schwert  mit  Goldknauf  in  der  Hand,  einen  Schild  mit 
einem  fünffachen  goldenen  Rad  auf  sich,  einen  fünf  spitzigen 
Wurfsper  in  seiner  Hand,  ein  würdiges,  schönes,  purpurnes 
Gesicht.  Der  Mann  ist  bartlos,  züchtigen  Sinnes."  —  „Und 
wen  hast  du  dort  weiter  gesehen?"  —  „Ich  habe  dort  drei 
Männer  westlich  und  drei  Männer  östlich  und  drei  Männer 
vor  demselben  Mann  gesehn.  Du  würdest  meinen,  sie  haben 
eine  Mutter  und  einen  Vater;  sie  sind  alle  gleichen  Alters, 
gleich  würdig,  gleich  schön,  einander  ähnlich.  Sie  tragen 
hinten  langes  Haar,  haben  alle  grünliche  Mäntel,  tanaslaidi'^) 
von  Gold  in  ihren  Mänteln,  bronzene  Krummschilde;  gerippte 
Wurfspere  hängen  über  ihnen.  Jeder  von  ihnen  hält  ein 
Schwert  von  (Wallroß-)  Zahn  in  der  Hand.  Alle  treiben  den- 
selben Sport:  jeder  nimmt  die  Spitze  seines  Schwerts  zwischen 
zwei  Finger  und  biegt  es  um  einen  Finger,  und  die  Schwerter 
strecken  sich  dann  von  selber  wieder.  Bestimme  (wörtlich: 
identifiziere)  das,  Fer  Rogain!"  sagt  Ingcel. 

„Diese  Bestimmung  ist  für  mich  nicht  schwer",  sagt  Fer 
ßogain;  „das  ist  Cormac  Connlongas  mac  Conchobair,  der 
beste  Krieger,  der  sich  hinter  einem  Schild  in  Irland  birgt. 
Züchtig  gesinnt  ist  der  Jüngling.  Weh  über  das,  was  er 
heut  Nacht  fürchtet!  Er  ist  ein  Kriegsmann  an  Waffen- 
kunst, ein  bring u  an  Landbesitz.  Jene  Neun  um  ihn  herum 
sind  die  drei  Düngus  und  die  drei  Daelgus  und  die  drei 
Dängus,  die  neun  Genossen  (oder  Lehnsleute)  von  Cormac 
Connlongas  mac  Conchobair.  Nie  haben  sie  Männer  er- 
schlagen, weil  diese  im  Nachteil  waren,  und  nie  haben  sie 
sie  am  Leben  gelassen,  weil  sie  im  Vorteil  waren.  Gut  ist 
der  Held  in  ihrer  Mitte,  Cormac  Connlongas.  Ich  schwöre, 
was  mein  Stamm  schwört:  9  mal  10  Mann  werden  durch 
Cormac  bei  seinem  ersten  Ansturm  fallen  und  9  mal  10  Mann 


^)  Eine  bestimmte  Art  Brosche,  etwa  mit  Tier -Arabesken  (tml). 
2)  Wörtlich  „Dünnschlag",  eine  andere  Art  Broschen. 


1 


II,  81.    Die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergse.  643 

durch  seine  Leute,  abgeselm  davon,  daß  jede  Waffe  von  ihnen 
einen  Mann  fällen  wird  und  jeder  Mann  einen  Mann,  und 
daß  Cormac  gleiche  Tat  vollbringen  wird  wie  jeder  Einzelne 
vor  der  hruiden.  Und  er  wird  sich  des  Siegs  über  einen 
König  oder  einen  Kronprinzen  oder  einen  Räuberhäuptling 
rühmen  können,  und  es  wird  ihm  gelingen  zu  entkommen 
mit  allen  seinen  Leuten,  wenn  auch  verwundet." 

„Weh  dem,  der  diese  Eaubmörderei  verüben  wird",  sagt 
Lomna  der  Narr,  „schon  um  dieses  einen  Mannes  willen, 
Cormac  Connlongas  mac  Conchobair.  Ich  schwöre,  was  mein 
Stamm  schwört",  sagt  Lomna  mac  Duinn  Desa,  „wenn  ich 
mit  meinem  Kat  durchdränge,  würde  man  diese  Eaubmörderei 
nicht  unternehmen  schon  um  dieses  einen  Mannes  willen 
und  wegen  der  Schönheit  (?  lecket)  und  Trefflichkeit  dieses 
Kriegers".  —  „Du  dringst  nicht  durch",  sagt  Ingcel;  „Wolken 
des  Unvermögens  senken  sich  auf  dich".  Es  folgt  ein  nicht 
wiederzugebendes  Wortspiel  mit  den  Namen  der  zwei  Bürgen 
Ger  und  Gabor,  indem  ger  „scharf"  und  gabor  „Pferd"  be- 
deutet: „Das  scharfe  Wort  (=  Gers  Wort)  wird  in  Gefahr 
geraten;  an  die  zwei  Wangen  (=  an  die  Ehre)  des  Pferdes 
(==  Gabors)  wird  man  sich  halten  mitsamt  dem  Eide  Fer 
Rogain's,  der  ihn  erröten  machen  wirdJ)  Eine  schlimme 
Rede  ist  dir  entschlüpft,  Lomna",  sagt  Ingcel;  „du  bist  ein 
schlechter  Krieger,  und  man  kennt  dich".  Die  folgenden 
Worte  sind  nicht  ganz  klar,  sie  scheinen  den  Vorzug  des 
Todes  durch  Waffen  zu  betonen;  dann  fährt  er  fort:  „die 
Historiker  werden  nicht  erzählen,  daß  ich  von  dem  Mord 
abgestanden  sei,  ehe  ich  ihn  vollzogen  habe".  —  „Schilt 
unsere  Ehre  nicht,  Ingcel",  sagen  Ger,  Gabor  und  Fer  Rogain. 
„Das  Morden  wird  ausgeführt  werden,  falls  nicht  der  Erd- 
boden darunter  einbricht,  daß  wir  alle  dabei  umkommen".  — 
„Ganz  recht!  Für  dich,  Ingcel,  ist  nichts  zu  schelten",  sagt 
Lomna  mac  Duinn  Desa;  „du  hast  den  Nachteil  des  Mordes 
nicht.  Du  wirst  den  Kopf  des  Königs  eines  fremden  Volkes 
davontragen,  und  ihr  drei  Brüder  2)  Ingcel,  Ecell  und  Dartaid 


1)  Ingcel  will  sagen,  daß  die  drei  Bürgen  mit  ihrer  Ehre  für  die 
Ausführung  des  Eaubmords  einstehen. 

2)  Über  diese  Dreiheit  s.  oben  S.  626. 

41* 


644  II,  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergsß. 

na  Dibergae  werdet  aus  dem  Morden  entkommen.  Für  mich 
ist  es  weniger  leicht",  sagt  Lomna  der  Narr.  „Weh  mir  vor 
Allen!  Weh  mir  nach  Allen!  Mein  Kopf  ist  der  erste,  der 
heut  Nacht  nach  einer  Weile  zwischen  den  Stangen  der 
Wagen  wird  hin-  und  hergeworfen  werden.  Dreimal  wird  er 
in  die  hruiden  geschleudert  und  dreimal  wieder  hinaus.  Weh 
dem,  der  hingeht!  Weh  dem,  mit  dem  man  geht!  Weh  dem, 
zu  dem  man  geht!  Dem  Tod  verfallen  sind,  die  gehen,  dem 
Tod  verfallen  die,  zu  denen  sie  gehen!" 

„Es  gibt  nichts,  was  mir  nicht  zukäme",  sagt  Ingcel, 
„da  ihr  meine  Mutter  und  meinen  Vater  und  meine  sieben 
leiblichen  Brüder  mit  meinem  Beistand  gemordet  habt.  Es 
gibt  nichts,  was  ich  seitdem  nicht  tragen  (auf  mich  nehmen) 
werde".  —  „Selbst  wenn  das  Blut^)  aus  dir  flösse",  sagen 
Ger,  Gabor  und  Fer  Rogain,  „das  Raubmorden  wird  heut 
Nacht  mit  dir  vollbracht  werden".  —  „Weh  dem,  der  sie 
(die  Irländer)  unter  die  Hand  der  Feinde  bringt!"  sagt  Lomna. 

22.  (82 — 140).  Dieser  oder  ein  ähnlicher  Epilog  wii'd 
jeder  Einzelbeschreibung  angehängt.  Und  Ingcel  fährt  fort 
aufzuzählen,  wen  er  auf  jedem  Euhebett  (imda)  der  Halle 
einzeln  oder  mit  andern  vereint  gesehen  hat,  und  Fer  Eogain 
erkennt  sie  jeweils  und  sagt  ihre  Taten  voraus,  auch  ob  sie 
fallen  oder  entkommen  werden.  Für  diesen  ganzen  Teil  hat 
B  den  Rahmen  geliefert,  wenn  auch  der  Kompilator  deutlich 
manches  aus  A  mit  aufgenommen  hat.  Es  werden  so  ge- 
schildert: 

§  82 — 83.  Drei  Cruithnich  („Pikten"),  Dubloinges  mac 
Trebuait,  Trebuait  mac-ui  Loinsce,  Curnach  mac-ui  Fiaich, 
die  als  Verbannte  bei  Conaire  leben. 

§  84.  Die  neun  besten  Pfeifer  der  Welt,  2)  die  von  den 
Elfen  aus  Sld  Breg  zu  Conaire  gekommen  sind. 

§  85 — 86.  Tuidle,  der  Vorsteher  des  Hausgesindes  mit 
dem  „Hausgesinde -Stab",  auf  dessen  Rede  Alles  schweigend 
lauscht,  und  der  die  Sitze  und  die  Speise  verteilt.  Auf  seinem 
struppigen  Haar  würden  Holzäpfel  stecken  bleiben.  3) 


*)  fln  bare  „der  Wein  der  Sperschäfte"  ? 
'^)  Die  Namen  variieren  in  den  Handschriften. 
")  Vgl.  oben  §  11  (A). 


II,  81.    Die  Zerstüruiig  der  Halle  vou  Ua  Dergse.  645 

§  87 — 90).  Nun  der  fürchterliche  Krieger  Mac  Cecht 
mac  Snaide  Techid.  Er  liegt  rücklings  auf  seinem  Ruhebett, 
und  Ingcel  glaubt  drei  Leute  zu  sehen,  da  er  seine  Kniee 
mit  den  Unterschenkeln  für  zwei  besondere  Männer  hält.  In 
seiner  Schilderung  mischen  sich  zwei  Berichte  (B  und  A); 
denn  während  er  zuerst  berichtet,  daß  der  Schild  des  Ge- 
sehenen so  groß  ist,  daß  die  Streu  für  40  Kranke  darauf 
Platz  fände,  daß  seine  Lanze  vom  Boden  bis  zum  Dach  reicht 
und  sein  Schwert  30  Fuß  mißt,  glaubt  er  nachher  den  „Pfeiler 
eines  Königshauses"  zu  sehen,  und  Fer  Rogain  muß  ihn  ihm 
erst  als  die  Lanze  des  Gewaltigen  deuten.  Aus  Schrecken 
vor  diesen  Schilderungen  flieht  man  3  futhairhe  weit  zurück, 
bis  die  drei  Bürgen  Ger,  Gabor  und  Fer  Rogain  wieder  vor- 
geführt werden. 

§  91 — 92.  Die  drei  zarten  Jünglinge  Oball,  Obllne  und 
Coirpre  Müsc,i)  Söhne  Conaire's,  mit  seidenen  Mänteln,  deren 
goldgebes  Haar  bis  auf  die  Schultern  fällt,  aber  sich  bis  zum 
Ohrläppchen  hebt,  wenn  sie  die  Augen  nach  oben  richten. 
Fer  Rogain  ist  über  ihre  Anwesenheit  so  ergriffen,  daß  er 
seinen  Mantel  mit  Tränen  netzt  und  ein  Drittel  der  Nacht 
kein  Wort  hervorbringen  kann. 

§  93 — 94.  Drei  Fomöiri  (Riesen)  mit  drei  Zahnreihen, 
von  denen  jeder  einen  Ochsen  und  ein  gesalzenes  Schwein 
als  Anteil  erhält.  Mac  Cecht  hat  sie,  als  sich  kein  Fomöire 
zum  Zweikampf  mit  ihm  stellen  wollte,  als  Geiseln  zu  Conaire 
gebracht,  daß  die  Fomöiri  Kornfrucht  und  Milch  in  seinem 
Reich  nicht  verderben.  Sie  haben  daher  keine  Waffen,  sondern 
werden  ihre  Heldentaten  mit  Fäusten  und  Tritten  vollführen, 
bis  sie  fallen. 

§  95 — 96.  Drei  braungelockte  Männer,  Mal  mac  Telbainn, 
Muinremur  mac  Gerrginn  und  Birderg  mac  Ruaid.  Als  Sport 
werfen  sie  die  Schwerter  in  die  Luft  und  die  Scheiden  hinter- 
drein oder  umgekehrt,  so  daß  sie  in  der  Luft  ineinander  fahren. 

§  97 — 98.  Conall  Cernach,  der  schönste  Krieger  Irlands 
und  daher  beim  König  besonders  beliebt,  der  alle  sieben 
Türen  der  bruiden  verteidigen  wird.    Er  hat  eine  weiße  und 


*)  LU  setzt  dafür  Corpri  Finnmör  ein,  da  Coirpre  Muse  manchem 
der  Späteren  nicht  mehr  als  Sohn  Conaire's  galt,  s.  oben  S.  619. 


646  II,  81.   Togail  bruidiie  Ui  Dergse. 

eiüe  rotgesprenkelte  Wange,  ein  blaues  und  ein  schwarzes 
Auge,  einen  so  dichten  goldfarbenen  Haarschopf,  daß  darauf 
ausgeschüttete  Haselnüsse  darin  stecken  blieben. 

§  99 — 102.  Conaire  Mör  mac  Etersceoil,  i)  der  Hochkönig 
von  Irland,  der  schönste  Mann  der  Welt,  ohne  Makel  und 
Fehl.  Er  wird  ein  zarter  Jüngling  (mcethöclach)  genannt,  wie 
oben  (§  91)  seine  drei  Söhne;  seine  Jugend  wird  auch  §  102 
hervorgehoben.  Sein  Ruhebett  ist  das  prächtigste,  mit  einer 
silbernen  Decke  überzogen;  sein  Mantel  ist  wie  der  Mai- 
Nebel,  in  allen  Farben  schillernd,  und  ein  goldenes  Rad,  das 
vom  Kinn  bis  zum  Nabel  reicht,  dient  ihm  als  Brosche.  Er 
befindet  sich  zwischen  zwei  weißen  Männern  mit  weißen 
Mänteln,  seinen  Ziehvätern  Dris  und  Snithe.  Auch  hier  ist 
die  Beschreibung  aus  B  und  A  gemischt.  Denn  zuerst  wird 
er  in  seiner  ganzen  Herrlichkeit,  sogar  in  poetischer  Form 
geschildert.  Dann  schläft  er,  indem  er  die  Füße  in  den 
Schoß  des  einen  Begleiters,  den  Kopf  in  den  des  andern  legt, 
und  erwacht  dreimal  aus  dem  Schlaf,  wobei  er  jedesmal 
profetische  Worte  i^ber  den  nahenden  Untergang  singt.  Fer 
Rogain  sagt  voraus,  Conaire  würde  auch  allein  die  hruiden 
gegen  alle  Feinde  halten  können,  bis  ihm  Hilfe  aus  den  ent- 
ferntesten Strichen  von  Irland  käme,  falls  man  ihn  nicht  des 
Trankes  beraube. 

§  103 — 104.  Die  zwölf  „Rückendecker"  des  Königs:  drei 
Lonn  („Grimmige")  vom  Liffey,  drei  Art  („Bären")  von  Äth 
Cliath,  drei  Bodar  („Taube")  von  Buaidnech,  drei  Trenfer 
(„Starke")  von  Cuilne  auf  silbernen  Matten  (cliath)  rings  um 
den  König  mit  gezückten  Schwertern. 

§  105 — 106.  Das  siebenjährige  Knäblein  Conaire's,  L6-fi'i- 
Flaith.  Es  wird  von  Schoß  zu  Schoß  genommen  und  sitzt 
dann  weinend  auf  einem  silbernen  Stuhl  mitten  im  Haus, 
umgeben  von  150  andern  Knaben  gleichfalls  auf  silbernen 
Stühlen.  Sein  Haar  zeigt  drei  verschiedene  Farben:  Grün, 
Purpur,  Gold,  woraus  Fer  Rogain  schließt,  daß  es  dem  Tode 
verfallen  ist,  und  blutige  Tränen  weint.  Es  hielt  fünfzehn 
Binsenenden  in  der  Hand,  jedes  mit  dem  Dorn  eines  Weiß- 
dorns versehen,   und   „da  wir"   sagt  Ingcel  „fünfzehn  Mann 


')  So  oder  Eterscd  liier  in  deu  Hss. 


II,  81.   Die  Zerstörung-  der  Halle  von  Ua  Dergaj.  647 

waren,  stach  es  jedem  das  rechte  Auge  aus,  mir  selber  eine 
meiner  sieben  Pupillen".^) 

§  107 — 108).  Die  sechs  Schenken  Uan,  Braen,  Banna, 
Delt,  Drucht,  Daithen;^)  sie  stammen  von  den  Elfen  und  be- 
wegen sich  schneller  als  ein  Wasserrad. 

§  109 — 111.  Der  Narr  T(a)ulchinne  mit  einer  Glatze 
und  weißem  Haar  (Kakerlak?)  und  goldenen  Ohrringen.  Als 
ihn  der  Bück  einer  der  drei  Pupillen  Ingcels  trifft,  läßt  er 
die  neun  Goldkugeln,  die  neun  Silberschilde  und  die  neun 
Schwerter,  mit  denen  er  jongliert,  zweimal  klirrend  zu  Boden 
fallen,  was  ihm  noch  nie  begegnet  ist.  Er  befragt  Fer  Caille, 
wer  denn  draußen  sei,  und  erhält  die  Antwort:  Fer  Cuailnge, 
Fer  Le,  Fer  Gar,  Fer  Rogel  und  Fer  Rogain,^)  die  fünf  Maie 
Duinn  Desa,  die  Ziehbrüder  Conaire's,  die  dessen  Verderben 
beschlossen  haben.  4) 

')  Mindestens  dieser  Satz,  aber  wohl  noch  mehr,  stammt  aus  der 
andern  Fassung.  Denn  Ingcel  ist  als  Späher  nach  B  allein;  auch  die 
7  Pupillen  weisen  auf  A  (§  58). 

2)  Die  drei  letzten  Namen  auch  in  der  interpolierten  Täin  bö  Cuailnge 
(Kap.  8  III  §  2  Z.  1678). 

3)  Zu  diesen  Namen  vgl.  oben  S.  825. 

*)  Hier  schiebt  der  Interpolator  in  LU  14  (kürzere)  Nummern  (§  112 
bis  125)  ein,  von  denen  sich  acht  auch  in  Egerton  1782  (s.  Kap. 83)  finden: 
112.  die  drei  Schweinehirten  Dub  („Schwarz"),  Donn  („Dunkelbraun")  und 
Dorcha  („Dunkel"),  die  maicc  Maphir  aus  Temair;  113.  die  drei  Wagen- 
lenker Cul,  Fercul  und  Forcul,  Söhne  von  STdbe  („Deichsel")  und  Cuing 
(„Joch");  114.  Cüscraid  Menn  Macha,  König  Couchobors  Sohn,  der  als 
Geisel  bei  Conaire  ist  und  von  acht  Hütern  bewacht  wird;  115.  neun 
Unter -Wagenlenker,  die  bei  den  in  113.  Genannten  in  der  Lehre  stehen; 
116.  neun  „Sachsen":  Ösalt,  Ösbrit  Langarm  und  Lindas  (in  Eg.  1782: 
Oult)  mit  je  zwei  Genossen;  117.  drei  Ritter  (ritiri):  Echdruim,  Echrinn, 
Echruathar,  die  maic  Argatroin  (Argatroir  Eg.);  118.  drei  Richter:  Fergus 
Ferde,  Fer  Fordae  und  Domaine  Mossud;  119.  neun  Harfner  mit  goldenen 
Daumen-  und  Ohrringen;  120.  drei  Kunststücke -Macher:  Cles,  Clislne  und 
Clesamun,  die  maic  Naffir  Rochlis;  121.  drei  „Schmäher":  Dris,  Draigen 
und  Aittit,  die  maic  Sceith  Foilt;  122.  die  drei  Badb,  drei  Nackte,  die 
mit  Stricken  um  den  Hals  am  Dach  hangen,  das  sind  Leute,  „die  jederzeit 
getötet  werden";  123.  drei  Herdbesorger,  wozu  hier  der  Dagda  (der  Elfen- 
könig) herabgewürdigt  erscheint,  mit  seineu  zwei  Ziehsöhnen  Seig  und 
Segdae,  die  maic  Rofir  ^nbero;  124.  drei  fiU:  Sui,  Rodui  und  Fordui,  die 
maic  Maphir  Rochetail;  ihre  Stäbe  (hunsach)  hangen  über  ihnen  an  der 
Wand;  125.  zwei  „Ruhehüter",  die  neben  dem  König  stehen:  Bun  und 
Meccun  (vgl.  Kap.  6  §  70  S.  191),  die  zwei  mac  Maffir  Thuill. 


648  II,  81.    Tog-ail  bruidne  Ui  Dergae. 

§  126.  Die  neun  Wächter  des  Königs  mit  Schwertern 
und  „Schlagschilden",  ohne  deren  Erlaubnis  niemand  dem 
königlichen  Ruhebett  nahen  kann;  es  sind  die  drei  Mochmat- 
nach  („Frühmorgendlichen")  von  Mide,  die  drei  Buageltach 
von  Bregia  und  die  drei  Sostach  von  Sliab  Fuait. 

§  127.  Die  zwei  fetten,  faßähnlichen  Tafelwärter  des 
Königs,  Nia  und  Bruithne,  die  so  rasch  wie  ein  Wasserrad 
aneinander  vorbei  vom  Feuer  zum  königlichen  Ruhebett  laufen. 

§  128 — 129.  Zunächst  bei  Conaire's  Ruhebett  drei  ge- 
waltige ergrauende  Krieger,  deren  Glieder  so  dick  sind  wie 
die  Lenden  eines  andern  Mannes:  Sencha  mac  Ailella,  Dub- 
thach  Dsel  Ulad  und  Goibnenn  mac  Luirgnig.  Dubthach  hat 
die  furchtbare  Lanze  von  Celtchar  mac  Uthidir,  namens 
Lü(i)n,^)  in  der  Hand,  die  in  der  Schlacht  von  Mag  Tured 
gefunden  wurde.  Wenn  sie  für  Blutvergießen  reif  ist,  muß 
man  sie  in  einen  Kessel  mit  Gift  tauchen,  soll  sie  nicht  auf- 
flammen und  den  eigenen  Herrn  töten;  sonst  aber  tötet  jeder 
Stoß  einen  Feind  von  einem  Tag  zum  andern,  und  jeder  Wurf 
streckt  einen  Fürsten  oder  Führer  nieder. 

§  130—131.  Drei  gräuliche  Fir  Falga,  die  CüChulainn 
in  Forhais  Fer  Falga-)  am  Leben  gelassen  hat,  obschon  sie 
dabei  fünfzig  Krieger  töteten.  Sie  sind  nur  mit  den  Haaren 
ihres  Leibes  bekleidet  und  tragen  Eisenprügel  mit  eisernen 
Ketten,  die  in  eiserne  Klötze  ausgehn.=^) 

§  132 — 133.  Da-Derga  selber  mit  rotem  Haar  und  roten 
Wimpern;^)  er  sorgt  für  Alle  im  Haus  so  eifrig,  daß  seine 
Füße  schmutzig  sind.  Seine  Begleiter  sind  seine  zwei  Zieh- 
söhne Muredach  und  Coirpre,  Söhne  des  Königs  von  Leinster; 
der  eine  hat  dunkles,  der  andere  helles  Haar. 

[§  134.'^)  Die  drei  „Roten",  drei  Kämpen  (niid)  von  den 
Elfen.    Für  eine  Lüge  (Falschheit),  die  sie  begangen  haben, 


1)  Vgl.  Kap.  65  §  5.  '')  Siehe  Kap.  37. 

^)  In  §  130  stehen  zwei  vollständige  Schilderungen  nebeneinander; 
die  zweite  beginnt  mit  Tri  doiidfir  möra.  Hier  ist  also  Fassung  A  einfach 
neben  B  gestellt. 

*)  Das  ist  aus  seinem  Namen  geschöpft,  weil  derg  „rot"  heißt. 

'•")  Dieser  Abschnitt,  der  in  der  Fassung  des  Schlusses  etwas  von  den 
vorhergehenden  ubweicht,  ist  entweder  aus  A  herübergenommen  oder  vom 


II,  81.   Die  Zerstörung  der  Halle  von  Ua  Dergse.  649 

hat  der  Elfenkönig  als  Strafe  bestimmt,  daß  sie  dreimal  von 
dem  (oder:  mit  dem)  König  von  Temair  erschlagen  werden. 
Dieses  Mal  wird  das  letzte  sein.] 

§  135.  Die  drei  Pförtner,  die  mit  Knütteln  bei  der  Tür 
auf  dem  Boden  sitzen;  sie  heißen  Ecliur,  Tochur  und  Tec- 
mang,  Söhne  von  Ersa  und  Comla  („Türpfosten  und  Tür- 
flügel"). 

§  136.  Fer  Caille  und  seine  Frau  Cichuill,  über  dem 
Feuer  sein  gesengtes,  fortwährend  quiekendes  Schwein. 

§  137.  3  mal  9  Räuber  (dtherg)  von  den  Britten,  unter 
den  drei  Maie  Baitse,  in  dreifarbigen  Kapuzenmänteln. 

§  138.  Die  drei  Spaßmacher  Msel,  Mlithe  und  Admlithe. 
Selbst  wenn  jemand  die  Leiche  seiner  Mutter  oder  seines 
Vaters  vor  sich  hätte,  könnte  er  nicht  traurig  bleiben;  und 
der  König  lacht  jedesmal,  wenn  sein  Blick  sie  streift. 

[§  139.  Die  drei  Trankträger  Dub,  Donn  und  Dobor 
(oder  Dorchae),  Söhne  von  Laa  und  Adaig  („Tag  und  Nacht"); 
jeder  hat  eine  Schale  mit  Wasser  vor  sich  und  darauf  ein 
Büschel  Brunnkresse. 

§  140.  Der  links  blinde  När  mit  dem  bösen  Blick,  der 
Schweinehirt  des  Elfs  Bodb  aus  Sld  ar  Femin;  er  hält  einen 
Schweinskopf  über  das  Feuer,  der  fortwährend  quiekt.  Noch 
bei  jedem  Gelage,  bei  dem  er  war,  ist  Blut  vergossen 
worden,  i)] 

23.  (141 — 147).  Nun  heißt  Ingcel  die  Krieger  aufbrechen; 
mit  Kriegsgeschrei  umringen  sie  die  bruiden.  Lomna  dem 
Narren,  der  zuerst  hineintritt,  schlagen  die  Pförtner  den 
Kopf  ab,  der  dreimal  ins  Haus  hinein-  und  wieder  hinaus- 
geschleudert wird.  Conaire  tötet,  noch  bevor  er  sich  wappnet 
600  Feinde.  Aber  die  hruiden  wird  dreimal  in  Brand  ge- 
steckt und  dreimal  gelöscht.  Nachdem  Conaire  seine  Waffen 
ergriffen  hat,  erschlägt  er  im  ersten  Ansturm  abermals 
600  Mann,  und  die  Räuber  fliehen.    Fer  Rogain  wiederholt. 


Kompilator  beigefügt,  da  die  drei  Roten  bei  ihm  nach  9  und  17  nicht 
fehlen  konnten. 

^)  Offenbar  eine  Dublette  zu  §  136,  also  aus  A  aufgenommen ;  ebenso  — 
der  Fassung  nach  —  vermutlich  §  139. 


650  II,  81.   Togail  bruidue  Ui  Dergae. 

daß  der  König,  wenn  man  ihm  die  Tatkraft  nicht  benehme, 
unbesiegbar  sei.  Da  zaubern  ihm  die  Druiden,  die  sich  bei 
den  Räubern  befinden,  furchtbaren  Durst  an.  Er  kehrt  ins 
Haus  zurück  und  bittet  Mac  Cecht  um  einen  Trunk.  Aber 
der  erwidert,  er  sei  zum  Schutze  des  Königs  gegen  seine 
Feinde  da;  er  möge  sich  an  seine  Schenken  und  Trankträger 
wenden.  Doch  auch  diese  können  sein  Verlangen  nicht  be- 
friedigen, weil  alles  Trinkbare  beim  Löschen  des  Hauses  aus- 
gegossen worden  ist.  Auch  der  die  hruiden  durchfließende 
Bach  Döthair  spendet  keinen  Trunk.  Nochmals  wendet  sich 
der  König  an  Mac  Cecht,  da  er  vor  Durst  sterbe.  Dieser 
läßt  nun  den  Übrigen  die  Wahl,  ob  sie  den  Trunk  holen 
oder  den  Schutz  des  Königs  übernehmen  wollen.  Conall 
Cernach  heißt  ihn  selber  nach  dem  Tranke  gehn,  da  er  von 
ihm  verlangt  werde.  ^ 

24.  (148.  154—156).  Mac  Cecht  nimmt  den  kleinen 
Prinzen  Le-fri-Flaith  unter  die  Achsel,  ergreift  Conaire's 
goldenen  Becher,  der  so  groß  ist,  daß  man  einen  Ochsen  und 
ein  gesalzenes  Schwein  darin  sieden  könnte,  und  den  eisernen 
inher"^)  des  Kessels,  bahnt  sich  damit  einen  blutigen  Weg 
durch  die  Feinde  und  läuft  nach  der  nahen  Tipra  Cuirp 
(„Corp's  Quelle");  aber  er  findet  in  ihr  nicht  so  viel  Wasser, 
um  den  Becher  zu  füllen.  3)  Da  sucht  er  alle  großen  Flüsse 
und  loch  von  Irland  ab  —  die  namentlich  aufgezählt  werden  — ; 
aber  nirgends  trifft  er  genügend  Wasser,  bis  er  zur  Quelle 
Üarän  n-Garad  in  Mag  Ai  (Connaught)  kommt;  die  kann  sich 

^)  LU  und  Egerton  1782  ändern  den  Wortlaut,  aber  jedes  für  sich. 
LU  fügt  hinzu,  von  da  an  habe  immer  Fehde  zwischen  Mac  Cecht  und 
Conall  bestanden. 

'^)  Die  Bedeutung  von  inber,  indher  ist  nicht  ganz  sicher;  vielleicht 
der  Spieß  oder  die  große  Gabel,  womit  man  das  zu  kochende  Fleisch 
hielt;  nach  §  82  jedenfalls  dicker  als  ein  Lanzenschaft.  Vgl.  K.  Meyer, 
Glossar  zu  The  Vision  of  Mac  Conglinne  und  zu  Oäin  Adamnäin  s.  v. 

3)  LU,  das  Tipra  Casra  für  Tipt'ci  Cuirp  liest,  ergänzt  hier  (§  149 
bis  153)  den  in  der  älteren  Erzählung  fehlenden  Kampf  bei  der  hruiden. 
Es  schildert,  wie  Conall  Cernach,  Cormac  Connlongas,  die  drei  Pikten,  die 
neun  Pfeifer  die  von  Fer  Rogain  vorausgesagten  Heldentaten  verrichten, 
bricht  aber  bald  ab,  weil  es  überflüssig  wäre  fortzufahren.  Zuletzt  sind 
nur  noch  Conall  Cernach,  Sencha  und  Dubthach  um  den  König,  und  als 
dieser  an  Durst  stirbt,  retten  sie  sich  schwer  verwundet  aus  der  hruiden. 


II,  81.   Die  Zerstörung-  der  Halle  von  Ua  Dergue.  G51 

nicht  vor  ilim  verbergen,  und  er  füllt  den  Becher.    Aber  Le- 
fri-Flaith  entgleitet  ihm  [und  ertrinkt  im  Wasser]. 

25.  (157).  Noch  vor  dem  Morgen  kommt  er  zur  hruiden 
zurück  und  sieht,  wie  eben  zwei  Männer  [dem  verdursteten] 
Conaire  den  Kopf  abschlagen.  Den  einen  enthauptet  er,  dem 
andern,  der  mit  des  Königs  Haupt  davon  eilt,  zerschmettert 
er  den  Eücken  mit  einem  nachgeschleuderten  Steinpfeiler. 
Nun  gießt  er  das  Wasser  in  Conaire's  Hals  und  Schlund,  und 
der  Kopf  spricht:  „Ein  guter  Mann  ist  Mac  Cecht,  ein  treff- 
licher Mann  ist  Mag  Cecht;  er  bringt  Trunk,  schützt  den 
König,  vollführt  Gewalttat!"  Dann  verfolgt  Mac  Cecht  die 
fliehenden  Feinde. 

26.  (158 — 159).  Mit  Conaire  waren  nur  neun  Mann^) 
gefallen  [die  Übrigen  hatten  sich  alle  durchgeschlagen].  Da- 
gegen von  den  Räubern  entkam  kaum  einer,  der  Bericht  er- 
statten konnte,  nur  Fünf  von  den  Fünftausend,  nämlich  Ingcel 
und  seine  zwei  Brüder  Ecell  und  Dartaid  na  Dlberga.2) 

27.  (162).  Mac  Cecht  liegt  noch  am  dritten  Tage  ver- 
wundet auf  dem  Schlachtfeld,  als  er  eine  Frau  vorbeigehn 
sieht  und  sie,  nachdem  sie  ihre  Scheu  überwunden  hat,  fragt, 
ob  er  eine  Mücke  oder  Ameise  in  seiner  Wunde  habe.  Tat- 
sächlich ist  es  ein  mähniger  Wolf,  der  sich  bis  an  die  Schultern 
hineingefressen  hat  und  nun  von  der  Frau  am  Schwanz  heraus- 


^)  In  der  Kompilaziou  Egerton  1782  in  „15"  geändert.  In  Fer  Rogain's 
Profezeiungen  sind  außer  Conaire  Sieben  genannt,  die  fallen  werden:  seine 
zwei  Ziehväter  (§102),  einer  seiner  Söhne  (§92),  der  Hausmeier  Tuidle 
(§  86)  und  die  drei  Fomöiri  (§  94). 

2)  Der  Widerspruch,  daß  fünf  Männer  gezählt,  aber  nur  drei  genannt 
werden,  fällt  wohl  dem  Kompilator  zur  Last,  der  sicher  den  Dartaid  na 
Diberga  beigefügt  hat  (s.  oben  S.  626);  vielleicht  waren  ursprünglich  hier 
keine  Namen  aufgeführt.  Eg.  1782  nennt  noch  „die  zwei  Roten  (Btiad) 
von  Koiriu",  die  Conaire  zuerst  verwundet  hatten  (aber  Bnad  Eoirenn  ist 
nach  der  ältesten  Fassung  des  Lebor  Gabäla  vielmehr  der  Mörder  des  viel 
späteren  Königs  Coirpre  Lifechar);  es  läßt  dann  Mac  Cecht  und  Conall 
Cernach  auf  die  Feinde  einhauen  und  sie  zerstreuen  und  ihre  Schiffe  ver- 
brennen. —  LU  identifiziert  seinen  Tulchinne  (§  44)  mit  Dartaid  na  Diberga 
und  meldet  (§  161),  nach  Andern  seien  Vierzig  oder  Fünfzig  von  den  In- 
sassen der  hruiden  ums  Leben  gekommen,  während  von  den  Räubern  drei 
Viertel  fielen,  so  daß  nur  ein  Drittel  (so!)  entkam.  Ferner  berichtet  Avohl 
der  Interpolator,  der  hier  etwas  beigefügt  hat,  Ingcel  sei  nach  Albion 
zurückgekehrt  und  habe  das  Königtum  seines  Vaters  übernommen  (§  160). 


652  n,  81.   Togail  bruidne  Ui  Dergse. 

gezogen  wird,  wobei  er  noch  ein  Maul  voll  mitnimmt,  i)    So 
wäre  Mac  Cecht  auf  dem  Schlachtfeld  beinah  gestorben.  2) 

28.  (165 — 167).  Conall  Cernach  kommt  verwundet  mit 
dem  halben  Schild  und  den  Stummeln  seiner  Spere  nach 
Tailtiu  und  trifft  am  Tor  seinen  Vater  Amorgin.  „Schnelle 
Hunde  haben  dich  gejagt",  meint  dieser.  Ob  er  Kunde  von 
Bruiden  Da-Derga  bringe,  und  ob  sein  Herr  lebe?  —  Auf 
die  Antwort,  der  sei  tot,  muß  er  den  Vorwurf  hören:  feige 
sei  der  Mann,  der  lebend  entkomme,  indem  er  seinen  Herrn 
bei  den  Feinden  sterben  lasse.  Aber  Conall  zeigt  seine 
Wunden:  selbst  sein  Schildarm  ist  von  fünfzig  Speren  durch- 
bohrt, der  andere,  ungedeckte  hat  doppelt  so  viel  Wunden 
und  hängt  nur  noch  durch  die  Sehnen  mit  dem  Leibe  zu- 
sammen. Da  muß  auch  Amorgin  gestehen:  „Dieser  Arm 
hat  heut  Nacht  gekämpft,  mein  Söhnchen!",  und  Conall  be- 
stätigt es:  er  habe  manchen  „Gifttrunk  eingeschenkt"  vor 
der  hruiden.^) 


1)  Die  Handschrift  D.  4.  2  läßt  Mac  Cecht  den  Wolf  mit  einem  Faust- 
schlag töten.  Seine  Freunde  tragen  den  Verwundeten  fort,  und  er  wird 
geheilt. 

2)  LU  (§  163—164)  fügt  hier  ein,  Le-fri-Flaith  sei  unter  der  Achsel 
von  Mac  Cecht  gestorben  (es  hat  vielleicht  übersehen,  daß  er  ihm  nach 
§  156  entfallen  war,  da  er  dort  nicht  mit  Namen  genannt,  sondern  nur  als 
„der  Knabe"  bezeichnet  ist);  der  Interpolator  ergänzt  (im  Anschluß  an 
Kap.  83,  s.  da),  er  sei  durch  die  Hitze  und  den  Schweiß  Mac  Cecht's  um- 
gekommen. Ferner  schleppt  nach  LU  Mac  Cecht  den  toten  Conaire  bis 
nach  Temair,  wo  er  begraben  wird.  Er  selber  geht  nach  Connaught  in 
sein  eigenes  Gebiet  und  wird  dort  in  Mag  m-Brenguir  („Feld  des  stinkenden 
Eiters")  geheilt,  das  davon  den  Namen  hat. 

^)  LU  (§  168)  fügt  hinzu ,  jeder  der  entkommenen  Räuber  habe  von 
dem  Steinhaufen  einen  Stein  weggenommen;  also  seien  so  viele  gefallen, 
als  Steine  im  Steinhaufen  von  Leca  seien  (s.  oben  §  68  und  unten  S.  654). 


II,  82.   Dinnsenchas  Belach  Conglais.  653 


Kap.  82.    Aus  dem  Dinnsenchas. 

Mehrere  Stücke  des  Dinnsenchas  knüpfen  an  unsere  Sage  oder  ihre 
Namen  an. 

1.  Belach  Conglais.  0 

Ein  vierstrofiges  Gedicht  der  Dinnsenchas -Sammlung  A'^)  faßt  Belach 
Conglais  als  „Paß  des  Hunde -Glas"  und  erzählt  äußerst  schlecht,  kaum 
verständlich  Folgendes. 

Der  Jäger  Glas,  der  Sohn  Donn's,  der  Enkel  Desa  des 
Räubers, 3)  kam  mit  Conaire's  Meute  an  diesen  Ort  und 
kämpfte  mit  Zauberschweinen,  den  roten  mucca  Dreibrinne;*) 
er  ViBrlor  mit  den  andern  Jägern  dabei  das  Leben,  und  die 
Eber  schleppten  ihn  nach  Bri  Leith,  indem  sie  ihn  zer- 
fleischten. 

Erst  die  jüngere  Prosa  C  hat  das  Gedichtchen  folgendermaßen  ver- 
wertet^): 

Glas  war  einer  der  sieben  Maie  Duinn  Desa  und  wuchs 

als  Ziehsohn  des  Königs  Eterscel  Mör  in  Temair  auf;  er  war 

Führer    der  Hundemeute    sowohl    unter   Eterscel    als   unter 

Conaire.     Als    seine   Brüder    mit   Ingcel   (oder   Aingel)    auf 

Räuberei  zogen,  kam  er  auf  die  Ebene  von  Temair  und  traf 

ein  Wildschwein,  das  vor  ihm  her  nach  diesem  Paß  lief;  dort 

fiel  das  Schwein,  die  Hunde  und  Glas  selber. 

Zur  Stütze  dafür,  daß  es  sieben  Maie  Duinn  Desa  gegeben  habe, 
werden  einige,  gegen  Schluß  nicht  ganz  verständliche  Verse  angeführt, 
die  sich  außer  im  Dinnsenchas,  das  sie  nach  seiner  Angabe  aus  Duil 
sloindti  Laigen  „dem  Glossar  der  Namen  von  Leinster"  schöpft,  auch 
LU  87—89  finden,  von  einer  späteren  Hand  am  oberen  Rande  beigefügt.^) 
Danach  hatte  Per  Gair  die  Gabe  des  (weiten)  Blicks,  Per  Lee  die  des 


^)  Der  Ortsname  kommt  zweimal  in  Irland  vor,  einmal  gleich  dem 
heutigen  Baltinglass  in  Leinster,  Grafschaft  Wicklow,  dann  in  Munster 
(bei  Cork).    Das  erstere  ist  hier  gemeint. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical  Dindshenchas  HI,  150. 

^)  Der  Verfasser  hat  mac-ui  Duinn  Dtsa  der  alten  Sage  in  mac 
Duinn  ua  Dssa  zerlegt. 

*)  Über  diese  Schweine  s.  Kap.  52  HI  und  IV. 

^)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  421. 

«)  Beste  Ausgabe  von  Stokes,  RC  22, 394  f.  (Togail  Bruidne  Da-Derga, 
S.  155f.). 


654  II,  82.   Dinnsenchas  Lecga  und  Mag  Life. 

(scharfen)  Gehörs,  Fer  Rogain  (Rogair)  die  der  „Abschätzung",  Lomna 
formte  Sprüche,  Fer  Eogair  (Rorogair)  war  Held  in  den  Schlachten,  Geifer 
(=  Fer  Gel)  für  den  Zweikampf  geschickt,  Glas  war  der  Jäger.  Die 
Siebenzahl  ist  also  gewonnen,  indem  man  den  Glas,  den  unser  Gedicht  er- 
funden hat,  mit  den  Namen  vereinigte,  die  an  verschiedenen  Stellen  des 
Sagentextes  (namentlich  §  9  und  72)  vorkamen;  nur  ist  an  die  Stelle  des 
Fer  Rogel  unserer  Überlieferung  (§  72  und  100)  hier  Fer  Rogair  oder 
Rorogair  getreten. 

2.   Lecga. 

Das  Gedicht   des   älteren  Dinnsenchas   (A),  das  Edw.  Gwynn,   The 

Metrical   Dindshenchas   III,  110    als   Bend  Etair  II  herausgegeben   hat, 

etymologisiert  eine  ganze  Reihe  von  Ortsnamen  aus  der  Umgegend  des 
Hill  of  flowth,  darunter  (V.  77  ff.)  auch  Lecga. 

Als  in  der  5am«^m- Nacht  die  drei  Söhne  von  Conmann 

mac  Conmaicc  (von  denen  Y.  95  Iiigcel  genannt  ist)  und  die 

drei  Ui  Duinn  Desa  zur  Zerstörung  des  Hauses  des  Eoten 

{Berg)  zogen,  kamen  sie  von  Long  Laga  an  der  Woge  des 

Kaltmäuligen   (üairbeoil)^)    vorüber   nach    Glenn   Da   Gruad, 


über  Gabar,  über  Suan,  über  Sencharaid  nach  Oe  Cualann 
und  weiter  nach  Cuilenn,  über  Crecca,  über  Sruthar  nach 
Lecga, 2)  das  bis  danin  Sliab  Sobail  meic  Sengainn  geheißen 
hatte.  Lomna  der  Narr  rät,  jeder  Krieger  solle  dort  einen 
„Handstein"  lassen  und  nach  dem  Kampf  je  einen  weg- 
nehmen; dann  werde  man  wissen,  wie  Viele  gefallen  seien. 
Daher  der  Name  Lecga  „Steine". 

Nur  die  jüngere  Prosa  C^)  gibt  einen  kurzen  Auszug  aus  dem 
Gedicht,  wobei  ihr  das  Versehen  begegnet,  daß  sie  von  den  drei  meic 
Conminn  meic  Conmaic,  den  drei  ui  Desa  spricht,  als  ob  es  dieselben 
Leute  wären. 

Da  LU  (oben  §  68.  69.  168)  das  Gedicht  schon  gekannt  und  aus  ihm 
geschöpft  hat,  gehört  es  mindestens  dem  11.  Jahrhundert  an. 

3.  Mag  Life  „Liffey-Ebene". 

Von  den  sechs  Schenken  Conaire's  in  §  160  heißen  drei  Banna,  Delt 
und  Drucht.  Daraus  hat  ein  Dinnsenchas -Dichter  einen  Namen  gemacht 
und  erzählt  in  drei  Strofen  folgendes  Geschichtchen.*) 

^)  Sonst  Sescenn  („Sumpf")  Uarbeoil  genannt.  In  der  kymrischen 
Sage  von  Kulhwch  und  Ol  wen  zu  Esgeir  Oervel  verunstaltet;  s.  Rhys- 
Evans,  The  Text  of  the  Mabinogion  loi,  2;  112,  14;  135,  18;  13G,  28. 

2)  Hier  (V.  17  und  92)  Sliab -Lecga  „Berg -Lecga"  genannt. 

8)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  330. 

*)  Ilgg.  u.  üoers.  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical  Dindshenchas  TI,  CO. 


II,  82.   Dinnsenclias  Mag  m-Breg  und  Es  Ruaid.  655 

Life,  die  Tochter  Canaim's  mit  den  hundert  Booten,  er- 
hielt von  Conaire's  Schenken  Deltbanna  mac  Druclita  als 
Geschenk,  daß  die  Ebene  nach  ihr  benannt  wurde.  Sie  starb 
am  Kindsbett  im  Hafen  i)  von  Ärann,  und  Deltbanna  über- 
lebte den  Kummer  um  sie  nicht. 

Die  ältere  Prosa  Ba  (LL  159  a)  erwähnt  den  Tod  der  Beiden  nicht, 
fügt  aber  hinzu,  daß  Deltbanna  Curchach  („der  Bootreiche")  aus  Bodb's 
STd  ar  Femin  stammte,  und  daß  der  Schenke  den  Irländern  so  lange  nicht 
ausschenkte,  bis  sie  den  Namen  seiner  Frau  für  die  Ebene  annahmen. 

Bb'^)  hat  diesen  Zusatz  nicht,  ebensowenig  C.^)  Dieses  macht  aus 
Canann  Curchach  einen  C.  Cruühnech  („den  Pikten")  und  schlägt  als 
zweite  Etymologie  vor,  die  Frau  habe  Fea  geheißen  und  das  Li  bedeute 
li  „Farbenglanz"  und  komme  daher,  daß  ihr  die  Ebene  schön  ge- 
schienen habe. 

4.  Mag  m-Breg  „Ebene  von  Bregia". 

An  den  Narr  Tulchinne  (§  111),  den  er  aber  als  Druiden  (drui)  statt 
als  Narr  (drüth)  faßt,  knüpft  der  Verfasser  des  älteren  Prosa -Dinnsenchas 
(nur  Bb  erhalten)*)  an,  um  eine  seiner  zwei  Erklärungen  von  Mag  m-Breg 
zu  geben.    Sie  kehrt  mit  unwesentlichen  Änderungen  in  C  wieder.^) 

Tulchain(n)e,  der  Druide  von  Conaire  Mör,  kam  mit 
Dil,  der  Tochter  von  Lugmannair,  aus  Tir  Falga  (Ttr  Fer 
Falga  C);^)  er  brachte  den  Stier  Brega  mit,  den  Dil  über 
Alles  liebte,  weil  er  am  gleichen  Tag  wie  sie  geboren  war, 
und  erbat  sich  {ro-gäid)  von  der  ihm  befreundeten  Morrigan 
die  Erlaubnis,  sein  Vieh  auf  diese  Ebene  zu  treiben,  die  zu- 
erst Mag  n- Olgaide  {Mag  m-Bolgaide  C)  hieß,  dann  aber,  weil 
der  Stier  Brega  sie  so  gern  hatte,  Mag  m-Breg  genannt  wurde. 

5.  Es  Ruaid  (Assaroe,  Grafschaft  Donegal). 

Nur  der  Name  von  Maine  Milscothach  ist  benützt  in  dem  zweiten 
Teil  des  Dinnsenchas  -  Gedichts  über  den  Wasserfall  Es  Ruaid.') 


*)  oder  Port  Ägmar  als  Eigenname?    So  faßt  es  Gwynn. 

2)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  III,  473. 

3)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  BC  15,  303. 

*)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  III,  470. 

^)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  62.  Das  hier  daran  angehängte  — 
ungedruckte  —  Gedicht  kenne  ich  nicht,  da  BB  nach  S.  406  eine  Lücke  hat. 

6)  Siehe  Kap.  37. 

')  LL  213  a  34,  BB  392  a  8.  Im  Dinnsenchas  von  Loch  n-Dechet 
(Metr.  Dindsh.  III,  410)  wird  vielmehr  ^Ed  Ruad  mac  Baduirun  ein  \ia 
Mane  Milscothi  genannt  (V.  14). 


656  II,  82.   Dinnsenchas  Tuag  Inbir  und  Rath  Cnamrosa. 

Ruad  ingen  Maini  Milscothaig  war  in  Mdi  Srönmar 
(„Großnase")  mac  Imchada^  verliebt  und  kam  aus  Mag  Maen 
auf  dem  zinnernen  Schiff  des  fili  Abcän,^)  Irland  die  linke 
Seite  zuwendend,  um  ihn  aufzusuchen.  Als  sie  in  die  Fluß- 
mündung einfuhr,  wußte  sie  nicht,  wem  sie  gehörte,  wünschte 
aber  sie  zu  besitzen.  Da  versank  sie  in  Schlaf  und  fiel  über 
Bord  unter  dem  dumpfen  Jammern  des  sid.  So  gab  sie  Es 
Ruaid  den  Namen. 

Schon  die  ältere  Prosa  B^)  macht  Maine  Milscothach  zu  einem  Sohn 
von  Donn  Desa,  was  zwar  nicht  genau  zur  Togail  stimmt,  aber  als  ]\Iiß- 
verständnis  leicht  begreiflich  ist,  und  den  Geliebten  der  Euad  zu  ^d  mac 
Labrada  Lesbricc  meic  Roga  Rodaim.  Die  Jungfrau  kommt  mit  dem 
Wind  von  Mac  Glaise  Glaine  bis  ^nach  Fer  Fidgae;*)  sie  zieht  allein  ihr 
bronzenes  Segel  auf,  fährt  in  die  Flußmündung  und  wird  von  ^Ed,  der  sie 
nicht  kennt,  auf  seinem  „Sitz"  (suide)^)  erblickt.  Da  hört  sie  ein  dumpfes 
Klagen  in  der  Mündung,  das  noch  niemand  gehört  hat,  und  erklärt,  das 
werde  die  herrlichste  Mündung  von  Irland  sein.  Ihr  Ertrinken  berichtet 
die  Prosa  nicht,  erst  der  angehängte  Vierzeiler. 

C^)  hat  dann  ihr  Einschlafen  und  ihren  Tod  nach  dem  Gedicht 
ergänzt. 

6.  Tuag  Inbir  und  Loch  n-Echach. 

Ein  Dinnsenchas -Gedicht,  das  einem  Bard  Maile  zugeschrieben  ist,') 
verknüpft  mit  der  Sage  von  Eochaid  mac  Maireda  eine  von  Tuag,  der 
Ziehtochter  von  Conaire  Mör,  der  Tochter  seines  Bruders  Conall  Collamrach ; 
s.  darüber  Teil  IV. 

7.  Räth  Cnämrosa. 

Ein  anderes  Dinnsenchas -Gedicht,  8)  dessen  Inhalt  nur  die  jüngere 
Prosa  C^)  wiedergibt,  enthält  drei  Erklärungen  dieses  Ortsnamens.  Die 
erste,  die  Cnämrosa  als  Genitiv  von  cnäm-fros  „Regenschauer  von 
Knochen"  faßt,  knüpft  an  die  Conaire- Sage  an.  Der  Dichter  hat  die 
Episode  von  §  148.  156  frei  verwendet. 


^)  Labrada  in  BB  im  Anschluß  an  die  Prosa. 
2)  Zu  diesem  Zwerg  vgl.  Kap.  49. 

^)  Ba  in  LL  165  a  4 ;  Bb  hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  Folk-Lore  III,  505. 
*)  Vgl.  Glas  mac  Cais  im  erwähnten  Dinnsenchas  von  Loch  n-Dechet. 
^)  Zu  Suide  2tJda  Euaid  s.  das  Dinnsenchas  von  Loch  n-Dechet  (auch 
RC  15,  475). 

«)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  16,  31. 

')  LL  152  b,  BB  396  a  23  (wo  die  letzten  Strofen  unterdrückt  sind). 
*)  ^SS'  ^i-  übers,  von  Edw.  Gwynn,  The  Metrical  Dindshenchas  III,  128. 
^)  Hgg.  u.  übers,  von  Stokes,  RC  15,  333. 


II,  83.   Die  Kompilazion  in  Egerton  1782.  657 

Mac  Cedit  mac  Slaide  Seclied  kommt  verwundet  von  der 
hruiden  nach  dem  Tal  Corra  Eidnige.  indem  er  Conaire's 
Söhnchen  Le-fri-Flaith  im  Buckel  seines  Schildes  trägt. 
Aber  sein  Blut  und  seine  Hitze  haben  den  Knaben  getötet,  so 
daß  er  nur  noch  ein  aus  einem  „Knochen -Regen"  bestehendes 
Häuflein  ist.  Mac  Cecht  begräbt  ihn  dort  in  dem  abgehauenen 
Buckel  seines  Schildes;  daher  Räth  („Burg")  Cnämrosa  (in 
Leinster). 

Kap.  83.    Die  Kompilazion  in  Egerton  1782. 

Die  Sätze  aus  der  Handschrift  von  Druim  Snechta  (oben  S.  622  f.)  finden 
sich  in  LU  (von  der  alten  Hand)  in  etwas  veränderter  und  namentlich  be- 
deutend erweiterter  Gestalt  hinter  dem  Text  von  Kap.  81.^)  Zunächst 
werden  als  „Vorerzählungen"  (remscsla)  von  Orgain  bruidne  Ui  Dergae 
genannt:  Tesbaid  Etäine  ingine  Ailello  „das  Fehlen  von  Etäin,  der  Tochter 
Ailills",  Tromdäm  Echdach  Airemon  „die  schwere  Schar  (die  lästigen 
Gäste)  von  Eochaid  Airem",  Aisneis  Side  Maie  Öic  do  Midir  Breg  Leitli 
ina  sid  „die  Weisung  des  sid  von  Mac  Öc  durch  Midir  von  Bri  Leith  in 
seinem  sid".  Davon  beziehen  sich  wohl  der  erste  und  der  dritte  Titel  auf 
die  Kap.  74  als  „das  erste  Werben  um  Etäin"  bezeichnete  Erzählung,  der 
zweite  auf  „das  dritte  Werben  um  Etäin"  (Kap.  78),  da  in  diesem  die  den 
Steinweg  bauenden  Elfen  sich  als  trom-däm  zu  bezeichnen  scheinen  (LU 
132 all).  Ferner  wird  beigefügt:  „Conaire  mac  Etersceli  mac-ui  leir^) 
gehörte  zu  den  Erainn  in  Munster.  Seine  Mutter  Mess-Buachallo  war  die 
Tochter  der  Tochter  von  Eochaid  Airem  und  Etäin,  3)  so  daß  Eochaid  sein 
mütterlicher  (Ur-)  Großvater  war.  Da  nun  Eochaid  das  sid  von  BrT  Leith 
erbrochen  hatte,  um  Etäin  herauszubekommen,  so  sind  die  Gespenster- 
heere, die  Conaire  auf  Mag  Breg  erschienen  und  seinen  Untergang  ver- 
schuldeten, die  Elfen  von  Bri  Leith  gewesen,  die  sich  so  an  dem  Urenkel 
rächten."*)  —  So  ist  eine  direkte  Beziehung  zwischen  jenen  alten  Er- 
zählungen und  der  Conaire -Sage  hergestellt,  auch  Eochaid  Airem  an  die 
Stelle  von  Eochaid  Feidlech  der  Togail  gesetzt.  Die  ges  werden  Conaire 
nach  diesem  Text  von  dem  Druiden  Niniön  verkündet. 

Ein  Bearbeiter  der  Sage  hat  diese  erweiterte  Druim -Snechta -Notiz 
gekannt  und  verwertet,  wie  einige  wörtlich  herübergenommene  Sätze  be- 
weisen.^)   Sein  Werk  ist  uns  nur  in  der  einen  Handschrift,  Brit.  Mus., 


1)  Hgg.  von  Stokes,  RC  22,  401  ff.  (Togail  Bruidne  Da  Derga,  S.  162). 

*)  maic  hl  leir  Eg.,  viaic  maic  ler  LU. 

3)  LU  schreibt  versehentlich  „die  Tochter  von  Eochaid  Airem  und 
von  der  Tochter  Etäin's" ;  Eg.  hat  das  Richtige,  wie  weiter  unten  auch  LU. 

*)  Vgl.  Kap.  80  §  4. 

5)  Gedruckt  von  Stokes,  RC  22,392  =  Togail  Bruidne  Da  Derga 
S.  153  (zu  §  26). 

Thurneysen,  Die  iriache  Helden-  und  Königrsage.  ^2 


1 

658  II,  83.    Die  Kompilazion  in  Egerton  1782.  ^ 

Egerton  1782  fol.  106—123  (und  in  der  Abschrift  des  18.  Jahrhunderts  in 
Trin.  CoU.  [Dublin],  H.  1. 14,  S.  26)  erhalten,  glücklicherweise  ziemlich  voll- 
ständig, indem  nur  ein  Blatt  aus  der  Beschreibung  der  Insassen  der  bruiden 
(§82 — 90)  und  am  Schlüsse  zwei  Sätze  von  §  167  fehlen.  Ich  nenne  es 
Fassung  E.^)  Das  Ziel  des  Bearbeiters  ist,  die  Geschichte  von  Etäin  mit 
der  Zerstörung  der  hruiden  zu  verschmelzen.  Doch  lag  ihm  von  den  drei 
„Werben  um  Etäin"  nur  noch  das  zweite  vor;  er  hatte  also  eine  ähnliche 
Handschrift  vor  sich  wie  GBL,  mit  dessen  Text  der  Togail  der  seinige 
sich  nahe  berührt. 2)  Er  kennt  außerdem  das  Dinnsenchas  von  Räth  Cruachau, 
Gedicht  und  Prosa  (Kap.  79, 1),  ferner  das  von  Räth  Cnämrosa  (Kap.  82,  7), 
das  er  zur  Erweiterung  von  §  156  (Tod  von  Le-fri-Flaith)  verwertet  und 
wohl  auch  Lecga  (Kap.  82,  2),  da  er  die  Räuber  §  141  von  Sescenn  Uarbeoil 
nach  der  hruiden  aufbrechen  läßt.  Er  hat  auch  eine  Königsliste  benutzt, 
ähnlich  etwa  der  in  den  Land -Synchronismen  (ZOP  9,  472  f.)  oder  im  Lebor 
Gabäla,  der  er  die  Notizen  über  Eochaids  Königtum  und  Tod  (IT  I  130, 11) 
und  über  die  Regierung  von  Eterscel,  Nuadu  Necht  und  Conaire  (Togail 
§  12)  entnimmt. 

Zunächst  noch  ein  par  Worte  zu  der  Frage,  wie  sich  E  zu  dem 
Interpolator  (H)  von  LU  verhält,  der  in  die  Beschreibung  der  Insassen  der 
hruiden  14  Abschnitte  (§  112 — 125  oben  S.  647)  eingeschoben  hat,  die  teilweise 
auch  in  E  stehen.  ^)  In  E  fehlt  nach  der  Mitte  von  §  82  ein  Blatt.  Das 
nächste  beginnt  mit  dem  Schluß  einer  Beschreibung,  der  die  Namen  nicht 
mehr  enthält,  nur  erkennen  läßt,  daß  es  sich  um  eine  Mehrzahl  handelt. 
Dann  folgen  lauter  Abschnitte,  die  nicht  zum  alten  Text  gehören  und  die 
sich  nur  teilweise  beim  Interpolator  H  wiederfinden  (die  fehlenden  be- 
zeichne ich  mit  a,  h).  Die  Reihenfolge  ist  in  E  (abweichend  von  LU): 
§  124.  113.  114.  114a.  114b.  118.  115.  117.  117a.  116.  119;  daran  schließen 
unmittelbar  91—111  und  126  ff.  des  alten,  nicht  interpolierten  Textes.  Der 
ganze  Einschub  steht  also  hier  an  einer  früheren  Stelle  als  in  LU.  Er 
enthält  drei  Abschnitte,  die  LU  fehlen  (114  a.  114  b.  117  a),  und  einen  (114) 
in  ganz  anderer  Fassung.    Davon  schildert  114  b*)  die  neun  Mannen  von 

^)  Eine  vollständige  Ausgabe  fehlt.  Den  Anfang  drucken  Ed.  Müller, 
RC  3,  350  unter  dem  Titel  Sccla  Aililla  7  Etaine  (mit  Übersetzung)  und 
Windisch,  IT  1,117  als  Tochmarc  Etäine ,  ohne  anzumerken,  daß  es  nur 
die  Anfangskapitel  einer  längeren  Erzählung  sind.  Das  daran  ansetzende 
Stückchen  gibt  L.  Gwynn,  ZCP  10,  213  f.  Von  dem  folgenden  Teil  bringt 
Stokes  nur  manche  Abweichungen  von  der  Togail  teils  unter  dem  Text, 
teils  im  Anhang  seiner  Ausgabe,  einiges  auch  Nettlau,  RC  13,  252  ff.;  die 
letzten  Zeilen  (von  Ende  §  157  an)  drr.ckt  vollständig  L.  Gwynn,  ZCP 
10,  221  f.  —  Über  die  Quellen  und  das  Verfahren  des  Bearbeiters  s.  Lucius 
Gwynn,  The  two  versions  of  Tochmarc  Etäine  ZCP  9,  353 ff.;  10,  212 ff., 
der  zuerst  die  Sachlage  richtig  auseinandergesetzt  hat. 

'')  Siehe  L.  Gwynn,  ZCP  10,  214  f. 

'^)  Über  diesen  Teil  von  E  gibt  Stokes  ganz  ungenügende  Auskunft. 
Dagegen  orientiert  ziemlich  genau  Nettlau,  RC  13,  252  ff.,  besonders  254  ff. 

*)  Vgl.  Nettlau  S.  256  Nr.  12;  abgedruckt  253. 


II,  83.    Die  Kompilazion  in  Egerton  1782.  ^  650 

Cormac  Connlongas:  drei  ^ugus,  drei  Diangus  und  drei  Angus,  die  bereits 
vorher  (§  76)  auch  in  E  vorgekommen  sind;^)  §  117a*):  drei  rlydamna 
(„zur  Tronfolge  Berechtigte")  auf  drei  Ruhebetten  mit  je  zwei  Zieh- 
brüdern: Dublongus  mac  Drethuail  von  den  Britten,  Dermit  Armit^)  und 
Cermait;  das  erinnert  an  §82  —  83,  wo  einer  der  drei  Pikten  Dubloinges 
mac  Trebuait  heißt.  §  114*)  nennt  Cüscraid  Meun  Macha  wie  H;  aber  er 
ist  in  E  begleitet  von  dem  grauhaarigen  Sencha  mac  Ailella  und  von 
Dubt[h]ach  mac  Lugdach  mit  der  Lanze  {(jcii)  Buacheltchair/')  die  noch- 
mals im  alten  Abschnitt  128 — 129  wiederkehren.  Hieraus  ergibt  sich,  daß 
offenbar  H  Dubletten,  an  denen  E  keinen  Anstoß  nahm,  bei  seiner  Inter- 
polazion  ausließ.  Etwas  anders  steht  es  mit  114a.^)  Der  Abschnitt  ent- 
hält die  Schilderung  der  drei  Druiden  Feiss,  Feisse,  Feassemon  maic  Meissen 
Melimbuir.  Der  fehlt  allerdings  bei  H;  aber  dieser  bringt  dafür  in  §  120, 
der  seinerseits  in  E  fehlt,  die  drei  Kunststücke  -  Macher  {clesamnaig)  Cless, 
Clissine,  Clessamun  maic  Naffir  Rochlis.  Offenbar  beruht  die  Differenz 
auf  der  in  Handschriften  häufigen  Verwechslung  von  druid  „Druiden"  und 
drüith  „Narren"  (die  nach  §  109—111  auch  Kunststücke  machen).  Das 
hatte  dann  eine  Änderung  der  Namen  zur  Folge;  die  Namen  der  Druiden 
variieren  fes  (fis)  „das  Wissen",  die  der  clesamnaig:  des  „Kunststück". 

Daraus,  daß  E  in  diesen  neuen  Abschnitten  nicht  weniger  als  drei 
Dubletten  zum  ursprünglichen  Text  enthält,  geht  hervor,  daß  sie  nicht 
Erfindungen  dieses  Redaktors  sein  können;  es  muß  ihm  mindestens  für 
diese  Beschreibungs-Paragrafen  eine  Parallelquelle  vorgelegen  haben,  der 
er  sie  entnahm.  Das  wird  durch  den  unvollständigen  Abschnitt  bestätigt, 
mit  dem  das  Blatt  hinter  der  Lücke  beginnt.')  Er  enthält  das  übliche 
Schlußgespräch  zwischen  Ingcel,  Fer  Rogein  und  Lomna  dem  Narren  in 
solcher  Ausführlichkeit,  wie  das  im  sonstigen  Text  nur  bei  der  allerersten 
Beschreibung  (§  79)  vorkommt.  Mit  Recht  hat  daraus  Nettlau  geschlossen, 
daß  es  der  Schluß  des  ersten  Paragrafen  der  Einschiebuug  ist;  das  aus- 
gefallene Blatt  hat  also  außer  seinem  Anfang  und  dem  Ende  von  §  82 
nur  Abschnitte  des  alten  Textes  (83  —  90)  enthalten,  nicht  etwa  auch 
121—123  und  125,  die  H  mit  einschiebt,  die  aber  in  unserm  E  fehlen. 
Inhaltlich  deckte  sich  der  größtenteils  verlorene  Paragraf  offenbar  mit 
dem  ersten  von  H  (112),  beschrieb  also  die  drei  Schweinehirten.  Der  Satz 
in  H:  cBin-mair  nud-n-ainsed,  mairg  nod-n-g^na,  ar  hä  md  büaid  a 
n-anacaü  oldas  a  n-gona   entspricht   dem  Anfang  von  E:   .  .  .  ainset, 


0  Sie  heißen  im  alten  Text  Duugus,  Daelgus  (Dulgus),  Dangus;  nur 
E  nennt  sie  dort  Dselgus,  Diangus,  Ängus. 

2)  Nettlau  254,  vgl.  256  Nr.  16. 

")  Ein  sonderbarer  Doppelname. 

*)  Nettlau  255  Nr.  10;  Stokes,  RC  22,  398  =  Togaü  S.159. 

^)  Vgl.  zu  dieser  Namensform  itid  luin  baceltchair  (mit  tid  über  ac) 
§  129  in  GBL,  in  luin  bä(n)  Celtchair  in  Eg.  1782. 

8)  Nettlau  256  Nr.  11;  Stokes,  RC  22,  398  =  Togail  S.159. 

')  Nettlau  255  Nr.  7. 

^2' 


660  11,  83.   Die  Kompilazion  in  Egerton  1782. 

mairg  noda-gena,  ar  ha  mo  o  huaid  a  n-anacaü  öldas  huaid  a  n-gona; 
nur  hat  H  das  folgende  Gespräch,  wie  andere  Duhletten,  weggelassen. 

Enthält  E  die  besprochenen  Abschnitte  offenbar  in  ursprünglicherer 
Gestalt  als  LU  (H)  und  können  sie  ihrem  Inhalt  nach  nicht  Erfindungen 
des  Redaktors  von  E  sein,  so  fragt  sich,  welcher  Art  seine  Quelle  war. 
Man  könnte  zunächst  vermuten,  da  unser  Haupttext  der  Togail  in  diesem 
Teil  im  wesentlichen  der  Fassung  B  folgt,  E  habe  hier  etwa  aus  A  er- 
gänzt. Das  ist  aber  dadurch  ausgeschlossen,  daß  Conchobors  Sohn  Cüscraid 
Menn  ais  zarter  Jüngling  geschildert  ist,  also  die  Begebenheit  in  deren 
Lebzeiten  fällt,  während  A  diese  in  eine  viel  spätere  Zeit  setzt  (s.  Kap.  81 
Einleitung).  Es  hat  also  E  vielmehr  eine  andere  Parallel -Fassung  der 
Sage  (oder  dieses  Teils  der  Sage)  vorgelegen,  und  zwar  eine  ziemlich 
geringwertige,  ganz  ähnlich,  wie  die  Interpolazionen  der  Täin  bö  Cuailnge 
(Kap.  8)  und  von  Fled  Bricrenn  (Kap.  45)  eine  solche  voraussetzen,  vielleicht 
von  demselben  Verfasser.  Ob  E  sie  auch  sonst  benutzt  hat,  ob  also  seine 
sonstigen  Änderungen  des  älteren  Textes  wenigstens  teilweise  auf  ihr  be- 
ruhen, entzieht  sich  unserm  Urteil.^) 

Hat  nun  der  Interpolator  H  selbständig  aus  dieser  Quelle  geschöpft  oder 
nur  aus  einer  älteren  Handschrift  der  Kompilazion  E?  Für  jenes  könnte 
sprechen,  daß  er  den  Einschub  an  etwas  anderer  Stelle  vornimmt  als  E, 
nämlich  vor  §  126  statt  vor  91.  Aber  das  erklärt  sich  leicht  daraus,  daß 
er  hier  (LU  zwischen  S.  92  und  95)  sein  Pergamentblatt  (93  —  94)  am 
leichtesten  einheften  konnte.  Ferner  könnte  man  anführen,  daß  H  vier 
Abschnitte  (121—123.  125)  mit  einschiebt,  die  in  E  keine  Entsprechung 
haben.  Anderseits  hat  aber  L.  Gwynn^)  auf  eine  Stelle  aufmerksam  ge- 
macht, wo  H  wohl  sicher  E  selber  benutzt.  In  §  163  hat  der  LU-Text: 
At-bath  dano  Le-fri-Flaith  mac  Conaire  fo  oxail  Maicc  Cecht  „nun  starb 
Le-fri-Flaith  mac  Conaire  unter  der  Achsel  von  Mac  Cecht".  Dahinter 
hat  H  etwas  ausradiert  und  schreibt  dafür:  ar  ro-leg  bruth  ocus  aUus  in 
müed  /i5  „denn  die  Hitze  und  der  Schweiß  des  Kriegers  löste  ihn  auf". 
Das  ist  deutlich  aus  E  §  156  geflossen,  wo  es  heißt:  bruth  in  miled  ros- 
marb  „die  Hitze  des  Kriegers  hatte  ihn  getötet"  an  einer  Stelle,  die  nach 
dem  Zusammenhang  dem  Dinnsenchas  von  Räth  Cnämrosa  entnommen  ist. 
Hat  aber  H  hier  aus  E  geschöpft,  so  wird  er  gewiß  auch  die  andern  Ab- 
schnitte, die  sich  in  E  wiederfinden,  dieser  Kompilazion  und  nicht  ihrer 
Quelle  entlehnt  haben.  §  121—123  und  125,  die  er  mehr  hat,  muß  er  dann 
selber  hinzugefügt  haben,  um  sein  Pergamentblatt  voll  auszunützen.  Der 
dritte  Einschub  von  H  (§  160),  wonach  Ingcel  schließlich  die  Königs- 
herrschaft  seines  Vaters  in  Albion  angetreten  hat,  findet  sich  aber  in  E 
nicht,  es  müßte  denn  dort  ganz  am  (verlorenen)  Schluß  gestanden  haben 
und  nur  von  H  an  einer  früheren  Stelle  beigeschrieben  worden  sein. 

Für  die  Zeit  der  Kompilazion  E  steht  also  nur  fest,  daß  sie  jünger 
als  Dinnsenchas  B  und  älter  als  der  Interpolator  H  ist.    Sie  wird  wohl 


*)  Nur  das  Gespräch  in  §  79  hat  E  deutlich  nach  dem  ersten  Einschub.s-^ 
Paragrafen  umgestaltet  (Stokes,  RC  22,  395  f.  =  Togail  S.  156  f.). 
2}  ZCP  10,  215  f. 


II,  83.   Die  Kompilazion  in  Egerton  1782.  Otil 

irgendwo  im  12.  Jahrhundert  anzusetzen  sein;  der  Redaktor  könnte  der- 
selbe sein  Avie  der  von  Tochmarc  Emire  (Kap.  31  Fassung  III).  Al.s  bloßer 
Kompilator  erscheint  er  aber  hier  nicht,  sondern  als  Erzähler  und  Dichter, 
der  die  vorgefundenen  Texte  erweitert  und  ausschmückt  und  Gedichte  jeder 
Gattung  einzustreuen  liebt;  freilich  auch  nicht  als  großer  Künstler,  sonst 
würde  er  nicht  so  viele  Dubletten  aufgenommen  haben. 

1.  Die  Kompilazion  beginnt  mit  einem  Stammbaum  von 
P^ochaid  Airem,  der,  wie  in  den  erweiterten  Druim-Snechta- 
Notizen,  auch  für  den  Eochaid  Feidlech  der  Togail  eintritt,  i) 
Daran  reiht  sich  ein  etwas  ausgeschmückter  Text  des  „zweiten 
Werbens  um  Etäin",  doch  so,  daß  die  Schilderung  der  Schön- 
heit Etäins  aus  der  Togail  §  1 — 3  wörtlich  in  diese  Erzählung 
aufgenommen  ist  (Windisch  §  3 — 5).  In  der  folgenden  Ge- 
schichte von  Ailills  Liebe  zu  Etäin^)  führt  dieser  den  Bei- 
namen Anglonnach  oder  ^nglonnach,')  weil  diese  Liebe  zu 
der  Frau  seines  Bruders  seine  einzige  Missetat  (cen-glonn) 
gewesen  ist.  Hieran  knüpft  sich  die  Räth-Cruachan-Erzählung: 
Der  Elf  Mider  entführt  Etäin  mitten  aus  einer  Festversammlung 
Eochaids  zu  Fremainn;  ihre  Dienerin  Crochen  Chröderg  gibt 
Mag  Cruachan  und  Räith  Cruachan  den  Namen;  Mider  selber 
geht  mit  Etäin  nach  Bri  Leith.^)  Vergebens  forschen  die 
Boten  Eochaids  und  der  König  selber  nach  ihr,  bis  der  Druide, 
der  hier  Dälän  heißt  und  nach  dem  Sliab  Dälän  benannt  ist 
(Wi.  §  18),  ihm  auf  Grund  der  „Schlüssel  der  Gelehrsamkeit" 
und  eines  auf  Eibenstäbe  geschnitzten  Ogoms  den  Aufent- 
haltsort verraten  kann.  Da  zieht  Eochaid  mit  den  Iren  vor 
das  sid,  fordert  vergeblich  die  Auslieferung  Etäins  und  er- 
obert sie  mit  Gewalt  zurück,  so  daß  sie  von  da  an  an  seiner 
Seite  ein  geehrtes  Dasein  führt.  Er  regiert  im  Ganzen 
12  Jahre,  bis  ihn  das  Feuer  in  Fremainn  verzehrt.  Ihre  ge- 
meinsame Tochter  heißt  wieder  Etäin  ;^)  deren  Tochter  ist 
Mes-Buachalla,  die  Mutter  von  Conaire  Mör  mac  Etersceuil. 


^)  Nur  einmal  (IT  1, 123  V.  26)  ist  dem  Kedaktor  in  einem  eigenen 
Gedicht  Eochaid  Feidlech  in  die  Feder  gekommen. 

'^)  Sie  wird  als  Sei-gUge  Ailella  ocus  tochmarc  iJtäine  „das  Kranken- 
lager Ailills  und  das  Werben  um  Etäin"  bezeichnet. 

3)  Im  alten  Text  Änguha. 

*)  Hier  wie  im  Dinnsenchas  Bn  Leith  meic  Celtchair  genannt. 

^)  Vgl.  Togail  §  5. 


662  II,  83.    Die  Kompilazioii  in  Egerton  1782. 

Darum  kürzten  diesem  die  Elfen  von  Mag  Breg  und  Mider 
von  Bri  Leith  das  Leben. 

Nun  kommt  der  Anschluß  au  die  eigentliche  Togail  Da-Derga; 

2.  Cormac  nimmt  Eochaids  Tochter  zur  Frau,  verstößt 
sie  aber,  weil  sie  nur  ein  Mädchen  gebiert,  und  will  dieses 
töten  lassen.  Die  Knechte,  die  es  in  einer  Grube  ertränken 
sollen,  setzen  es  aber  in  einer  Höhle  in  einem  Eichwald  aus, 
in  dem  Hirten  von  Eterscel  mac-ui  lair  die  Schweine  mästen. 
Zwei  von  ihnen  finden  das  Kind  und  sagen:  „Das  ist  die 
große  Mastfrucht  (mes)  der  Herrschaft"  usw.  (Daher  ihr 
Name  Mes-Buachalla).  Dann  folgt  die  Erzählung  dem  Text 
von  §  6  an  ziemlich  genau  mit  unwesentlichen  Abweichungen 
im  Wortlaut.  Die  drei  Gaben  des  Blicks,  des  Gehörs  und 
der  Abschätzung  werden  auf  Fer  Gair,  Fer  Eogein  und  Fer 
Le  verteilt,  so  daß  also  der  Redaktor  die  in  Kap.  82, 1  er- 
wähnten Verse,  wenn  nicht  gar  die  Prosa  C  kennt.  Conaire's 
ges  werden  unmittelbar  an  die  Begegnung  mit  dem  Vogel- 
Mann  (§  13)  angeschlossen,  die  Sprüche  der  drei  Roten  (§  32. 
34.  35)  ziemlich  verändert,  ebenso  die  Episode  von  Cailb 
(§  61 — 63)  etwas  umgestaltet.  In  der  Beschreibung  der  In- 
sassen der  bruiden  findet  sich  die  oben  besprochene  Lücke 
(nach  §  82,  Mitte),  dann  die  Einschubs -Paragrafen,  darauf 
der  Schluß  der  Beschreibung  (§91—111.  126—140),  nur  daß 
§  137  mit  den  drei  Maie  Baitse  von  den  Britten  ausgelassen 
ist,  vielleicht  wegen  seiner  Ähnlichkeit  mit  dem  neu  ein- 
geschobenen §117a.  Dann  (§141)  ziehn  die  Räuberscharen 
der  drei  Ui  Desa  und  der  drei  Ui  Conma[i]c  von  Sescenn 
Huarbeoil  nach  der  bruiden  und  erheben  ihr  Kriegsgeschrei. 
Der  Beginn  des  Kampfs  und  der  Brand  der  bruiden  wie  im 
alten  Text,  wenn  auch  nicht  mit  denselben  Worten.  Hübsch 
ist  die  Episode  ausgestaltet,  in  der  Mac  Cecht  in  ganz  Irland 
kein  Wasser  für  Conaire  finden  kann.  Auch  die  Quelle  Huarän 
n-Garad  will  sich  vor  ihm  verbergen;  aber  eine  auffliegende 
Wildente  verrät  sie.  Das  löst  bei  Mac  Cecht  ein  Loblied 
auf  die  Ente  und  dann  auf  die  Quelle  aus,  in  der  er  sich 
wascht  und  die  ihm  Wasser  für  Conaire's  Becher  spendet 
(§  156).  Mag  Cnämros,  wo  Mac  Cecht  den  unter  seiner  Achsel 
erlegenen  Le-fri-Flaith  begräbt,  wird  vom  Erzähler  in  diese 
Gegend   verlegt.    Der  Spruch,  mit  dem  nach  der  Rückkehr 


11,84.    De  maccaib  Conairi  „Von  Conaire's  8ühiien".  GG3 

Mac  Cecht's  der  abgeschlagene  Kopf  Conaire's  seinen  Dank 
ausspricht,  wird  erweitert  (§  157),  die  Namen  der  lebend  ent- 
kommenen Räuber  um  die  zwei  „Roten"  von  Roiriu  ver- 
mehrt, i)  Dann  läßt  E  Mac  Cedit  und  Conall  Cernach  tapfer 
mit  den  Räubern  kämpfen  und  ihre  Schiffe  in  Brand  stecken 
(zu  §  160).  Die  Szene  von  Mac  Cecht  mit  dem  Wolf  und 
zwischen  Conall  Cernach  und  seinem  Vater  Amargin  wird 
wie  im  alten  Text  erzählt  bis  zu  den  fehlenden  zwei  Schluß- 
sätzen. 

Kap.  84r.    De  maccaib  Conairi. 

„Von  Conaire's  Söhnen." 

Wie  in  der  Einleitiiiig  zu  Kap.  81  erwähnt,  war  in  der  Sagen- 
Chronologie  dadurch  Verwirrung  entstanden,  daß  der  Bearbeiter  B  der 
Sage  von  Conaire  Helden  aus  dem  Ulter  Sagenkreis  zu  seinen  Zeit- 
genossen und  Begleitern  gemacht  hatte.  Ursprünglich  galt  als  Frau  von 
Conaire  Särait,  die  Tochter  von  Conn  Cetchathach  („dem  Hundert- 
kämpfigen''),  dem  Oberkönig  von  Irland,  den  man  ins  zweite  Jahr- 
hundert n.  Chr.  setzte.  Nach  Conaire's  Tod  wurde  Särait  Frau  von  Nemed 
mac  Srobcinn  im  Gebiet  der  Ui  Liathäin  (in  Munster).  Conaire's  und  ihr 
Sohn  Coirpre  Müsc  und  seine  zwei  Brüder  wurden  die  Stammväter  der 
Müscraige  im  Süden. 

Ein  nur  in  LL  (Faks.)  292  a  überlieferter  Text  2)  stellt  verschiedene 
Versuche  zusammen,  die  Zeitrechnung  wieder  einzurenken,  ähnlich  wie 
der  in  Kap.  80  besprochene  Bericht. 3)  Wir  sehen  daraus,  daß  man  sich 
unter  anderra  dadurch  half,  daß  man  Conaire,  Särait,  Conn,  zum  Teil  auch 
Ingcel  verdoppelte.  Conaire,  der  Sohn  von  Eterscel  und  Mes-Buachalla, 
wäre  darnach  der  Mann  von  Särait,  der  Tochter  von  Conn  mac  ^nläraa 
Gäba  (oder:  Caiphe),*)  gewesen,  dagegen  Conaire,^)  Sohn  von  Mug  Lama, 
der  Gatte  einer  andern  Särait,  Tochter  von  Conn  Cetchathach.  Beide 
Conaire  wurden  nach  einigen  durch  einen  Ingcel  umgebracht,  wobei  der 
spätere  als  Urenkel  des  älteren  angesehen  wurde;  andere  ließen  den 
zweiten  Conaire  auf  andere  Weise  umkommen.'^) 


1)  Siehe  oben  S.  651  Anm.  2. 

■^)  Hgg.  u.  übers,  von  Lucius  Gwynn,  Eriu  6, 144 ;  Besserungsvorschläge 
von  mir,  ZCP  11,  30. 

3)  Der  dortige  Anhang  in  jüngerer  Sprache  berührt  sich  nahe  mit 
unserem  Text. 

*)  Der  Name  des  Vaters  ist  aus  der  Täin  bö  Cuailnge  (Kap.  G  §  65) 
geschöpft. 

^)  Conaire  Ccem  „der  Liebliche"  genannt. 

«)  Er  fiel  durch  Erc  ua  h-Echach  Domlen  nach  Eriu  6,  147,  9;  durch 
Nemed  mac  Srobciuu  (den  späteren  Mann  seiner  Frau)  nach  Gilia  Ctemäin 


664  11,84.   De  maccaib  Conairi  „Von  Conaire's  Söhnen". 

Der  Text  ist  hier  erwähnt,  weil  er  sich  ein  sprachlich  sehr  altes 
Stück  —  leider  mit  fehlendem  Schluß  —  einverleibt  hat,  das  man  „die 
Rache  an  Ingcel"  betiteln  könnte,  i) 

Nachdem  Conaire  in  der  Bruiden  Da-Derga  durch  Ingcel 
Caech  von  den  Britten  und  die  drei  maic-ui  Desa:  Fer  Gair, 
Fer  Rogain  und  Fer  Le  getötet  worden  war,  lebten  seine  drei 
Söhnet)  bei  Temuir  in  Fene- Erbland  (d.  h.  ohne  Herren -Rang) 
im  „Fünftel"  von  Coirpre  Nio-Fer.  Ihre  Mutter  (Särait)  befand 
sich  aber  (in  zweiter  Ehe)  bei  Neraed  mac  Srobcinn,  einem 
königlichen  bring a  und  König  der  Erainn,  dessen  Gebiet  bei 
den  Ui  Liathäin  (in  Süd-Munstei')  sich  bis  zu  Belach  Feda  Mäir 
erstreckte,  und  nach  dem  Ard  Nemid  benannt  ist.  Conaire's 
Bruder  Eogan  der  Große  3)  kam  einst  seine  Neffen  in  Temuir 
zu  besuchen  und  berichtete  ihnen,  daß  Ingcel  Csech  von  Nemed 
beherbergt  werde.  Coirpre  Müsc  erwidert,  sie  hätten  vor- 
gehabt, Ingcel  in  Albion  aufzusuchen;  um  so  besser,  wenn  er 
selber  nach  Irland  komme!  Und  er  sendet  seinen  Bruder  Fiacha 
Riata  in  einem  Tage  zu  Nemed.  Der  wird  dort  willkommen 
geheißen,  schon  als  Sohn  der  Königin  (Ros  Riatai  südlich  von 
Ard  Nemid  ist  nach  ihm  benannt)  und  findet  Ingcel  wirklich 
vor.  Dieser  hat  einen  „starken  Mann"  bei  sich,  und  keinem 
in  Nemeds  Haus  einkehrenden  Gast  wird  Speise  und  Trank 
ausgeteilt,  bevor  er  mit  dem  gerungen  hat.  Auch  an  diesem 
Abend  fragt  Ingcel,  ob  ein  Gast  angekommen  sei.  Nemed 
will  es  leugnen;  aber  Fiacha  meldet  sich  selber.  Er  ringt 
mit  dem  starken  Mann  und  schleudert  ihn  dergestalt  gegen 


(R.  Ir.  Ac. ,   Todd  Lecture  Series  ni,  204  Str.  2)  und  im  Anschluß  daran 
im  Lebor  Gabäla. 

»)  Bei  Gwynn  Zeile  13—74. 

2)  Im  alten  Stück  sind  zwei,  Coirpre  Müsc  und  Fiacha  (Fiachra) 
Riata  (wechselnd  mit  Rigfota  „mit  dem  langen  Vorderarm"),  genannt.  In 
der  jüngeren  Einleitung  und  im  Schluß:  Coirpre  Müsc,  Coirpre  Rigfota 
und  Coirpre  Baschain  („mit  der  schönen  Handfläche").  Die  Kamen  von 
Coirpre  Müsc's  Brüdern  wechseln  auch  sonst,  s.  Togail  §  92. 

^)  Er  wird  als  wac  Etersceoü  maic  Eogain  bezeichnet,  dagegen 
S.  147  Z.  2  heißt  Eterscel  ua  leir.  Vgl.  Stammbäume  wie  Rawl.  502 
S.  162  d  26  ff. :  Cnirpre  m.  Conaire  Moir  m.  Etersccla  vi.  Eogain  in.  Ääella 
Ain  m.  H[i]cir.  Sie  sind  bekanntlich  so  entstanden,  daß  man  die  alte 
Stammesbezeichnung  macti-  (in  macu-Iciv)  seit  dem  8.  Jahrhundert  als 
mac  ui  „Sohn  des  Enkels"  auffaßte  und  daher  Zwischenglieder  einschob. 


11,84.    De  maccaib  Conairi  „Von  Conaire's  Söhnen".  665 

den  Kessel  des  Hauses,  daß  er  den  Oberarm  am  hinteren 
Kesselhaken  bricht  und  das  Rück^at  am  inber^)  des  Kessels. 
Das  sei  kein  Spiel,  meint  Ingcel;  man  habe  verräterischer 
Weise  seinen  Feind  ins  Haus  gelassen.  Aber  Särait  erwidert, 
sie  würde  es  nicht  bedauern,  wenn  ihr  Sohn  Ingcels  Haupt 
davon  trüge;  aber  auch  wenn  er  selber  dabei  umkäme,  wäre 
es  wohl  verdient.  Da  verlangt  Fiacha  von  Nemed,  Ingcel 
müsse  das  Haus  verlassen.  Da  aber  Nemed  entgegnet,  niemand 
habe  über  Zulassung  oder  Entlassung  aus  seinem  Haushalt 
zu  bestimmen,  sagt  ihm  Fiacha  auf;  innerhalb  fünfzehn  Tagen 
würden  Conaire's  Söhne  ihm  bei  Belach  Slige^)  eine  Schlacht 
liefern.  —  Sie  sollten  schnell  machen,  meint  Nemed;  und 
wenn  sie  ihn  nicht  träfen,  könnten  sie  ihm  das  Haus  an- 
zünden. 

Mit  dieser  Botschaft  eilt  Fiacha  so  schnell  nach  Temuir, 
daß  er  davon  den  Namen  Fiacha  Riata  erhält  {riad  „Fahrt"). 
Coirpre  Müsc  tauscht  Dergthene,  dem  Stammvater  der  Eoga- 
nacht  und  Däl  Cais,  die  Herrscherwürde  gegen  filidecJit  (das 
Amt  des  Dichters)  ab.''')  Vereint  mit  dem  König  von  Cashel 
(dem  oben  erwähnten  Eogan?)  und  seinen  Streitkräften  liefern 
Conaire's  Söhne  bei  Belach  Feda  Mair  die  Schlacht,  an  der 
auch  Dergthene  teilnimmt;  Ingcel  fällt  und  Nemed  wird  ge- 
schlagen. Dann  richtet  (der  fili)  Dergthene  an  Coirpre  Müsc 
die  Frage,  wie  er  sich  an  Nemed  rächen  werde.  Er  ant- 
wortet in  einem  nur  halb  verständlichen  retorischen  Spruch: 
„Mit  Sperspitzen  in  weißen  Brüsten"  usw. 

Damit  bricht  das  alte  Stück  ab.  Die  folgende  Auseinandersetzung, 
welche  Gebiete  von  Munster  die  einzelnen  Söhne  Conaire's  in  Besitz  ge- 
nommen hätten  usw.,  gehört  nicht  mehr  zur  alten  Erzählung. 


0  Vgl.  oben  S.  650  Anm.  2. 

2)  Scheint  nicht  verschieden  von  Belach  Feda  Mäir. 

3)  Das  soll  für  die  Müscraige  den  Vorrang  vor  den  mit  ihnen  in 
Munster  siedelnden  Eoganacht  und  Däl  Cais  begründen.  Ähnlich  berichtet 
der  Text  Kap.  80  in  einem  oben  nicht  analysierten  Abschnitt :  die  Frau 
von  Gnäthal,  dem  Abkömmling  von  Coirpre  Müsc,  der  nach  diesem  Bericht 
erst  nach  Munster  auswandert,  sei  in  Art  /Enfer  (den  Sohn  von  Conn 
Cetchathach)  verliebt  gewesen  und  habe  ihren  Mann  beschwatzt,  Art  das 
Königtum  für  fiUdecht  abzutreten.  Daher  sei  „Gnäthals  Trauer  in  Temair" 
gekommen;  denn  Gnäthal  habe  7  Jahre  nicht  mehr  gelacht  (Eriu  6, 136).  — 
Das  ist  dieselbe  Geschichte,  aber  für  die  Müscraige  ungünstig  gewendet. 


666  11,85.   Rückblick. 

Ein  anderer  Text,  der  in  Teil  III  zu  besprechen  ist,*)  berichtet,  daß 
Neined  durch  C'oirpre  Rigfota  bei  der  Schlacht  von  Grutine  in  den  Armen 
seiner  Frau  Särait  getötet  worden  sei.  Keating^)  hat  dann  diesen  Bericht 
mit  unserer  Geschichte  verschmolzen. 


Kap,  85.    Rückblick. 

Nachdem  bisher  die  Erzählungen  der  zwei  Sagenkreise 
vornehmlich  nach  ihrer  stofflichen  Zusammengehörigkeit  vor- 
geführt worden  sind,  seien  hier  wenigstens  die  hervor- 
ragenderen unter  ihnen,  namentlich  die  prosaischen,  in  einem 
chronologischen  Überblick  zusammengefaßt.  Für  das  Dinn- 
senchas  und  die  Zeit  seiner  verschiedenen  Fassungen  darf 
ich  mich  mit  dem  Hinweis  auf  Teil  I  Kap.  13  begnügen. 

Ziemlich  am  Anfang  der  Sagengestaltung,  die  für  uns 
noch  erkennbar  ist,  stehen  die  beiden  ausführlichsten  Er- 
zählungen, die  vom  Wegtreiben  des  Stiers  aus  Cuailnge  und 
die  wohl  dadurch  angeregte  vom  Tod  des  Königs  Conaire; 
ihr  Bestehen  in  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  wird 
durch  die  Profezeiung  der  Scäthach  (Kap.  30)  und  durch  die 
Notizen  des  Buchs  von  Druim  Snechta  (Kap.  81  S.  622f.)  be- 
zeugt. Aber  sie  sind  uns  nicht  in  ursprünglicher  Form  über- 
liefert, sondern  in  je  zwei  Ausläufern,  die  etwa  dem  9.  Jahr- 
hundert angehören  werden  und  die  dann  gegen  Mitte  des 
11.  Jahrhunderts  vom  „Kompilator"  zusammengearbeitet  worden 
sind  (Kap.  3,  6  und  81).  Es  ist  kein  Zweifel,  daß  durch  sie 
—  ich  möchte  sagen  —  ein  neuer  Schwung  in  die  Sagen- 
erzählung gekommen,  daß  jedenfalls  das  Niederschreiben  von 
Sagen  durch  sie  angeregt  und  gefördert  worden  ist.  Über 
sie  hinauf  reicht  mit  einiger  Sicherheit  nur  „CüChulainns 
Empfängnis"  (Kap.  13,  Fassung  I).  In  die  alte  Periode  geht 
auch  die  Sage  vom  Tode  CüRoi's  hinauf,  wie  die  Anspielung 
in  Forfes  Fer  Fälchae  (Kap.  37)  und  die  alte  „Totenklage  um 
CnRoi"  (Kap.  40)  erweist;  aber  ob  der  erhaltene  Text  (Kap.  39) 
jene  erste  Niederschrift  wiedergibt,  läßt  seine  jämmerliche 
IJberlieferung  nicht  sicher  entscheiden.  Die  Sage  ist  schon 
im    8.  Jahrhundert    mit    Forfes    Fer    Fälchae    verschmolzen 


^)  LU  54  a;  Anecdota  from  Ir.  Mss.  I,  20. 
2)  ed.  Dinneen  II  S.  276  ff. 


11,85.   Rückblick.  0(37 

worden;  doch  haben  wir  von  dieser  Gestaltung  nur  sekundäre 
Niederschläge  (Kap.  41  B). 

An  die  alte  Sage  von  Conaire's  Tod  werden  sich  un- 
mittelbar die  Berichte  über  seinen  Regierungsantritt  (Kap.  80) 
und  über  die  Rache  an  seinem  Mörder  (Kap.  84)  angeschlossen 
haben.  Namentlich  hat  aber  die  Täin  hö  Cuailnge  eine  große 
Nachkommenschaft  gezeugt;  so  die  den  Höhepunkt  der  älteren 
irischen  Erzählerkunst  darstellenden  Geschichten  vom  Kranken- 
lager CüChulainns  (Kap.  34,  Fassung  A,  aber  im  11.  Jahr- 
hundert etwas  erweitert)  und  die  in  alter  Gestalt  überlieferten 
von  Bricriu's  Gastmahl  (Kap.  45,  Fassung  I),  vom  Schwein 
des  Mac  Dathö  (Kap.  51)  und  das  Bruchstück  der  „Trunken- 
heit der  Ulter"  (Kap.  47,  Fassung  A),  die  man  wohl  noch  dem 

8.  Jahrhundert  zuschreiben  darf.  Dahin  mögen  auch  die 
kurzen  Sagen  von  der  Besitzergreifung  des  sid  (Kap.  75),  von 
Conchobors  Empfängnis  (Kap.  141),  vielleicht  auch  Ces  Ulad 
(Kap.  27  A)  gehören,  sowie  die  ältesten  Stücke,  namentlich 
die  „retorischen"  Abschnitte,  die  in  den  „Tod  CüChulainns" 
(Kap.  63  A)  aufgenommen  sind,  dessen  überlieferte  Gestaltung 
aber  kaum  vor  das  11.  Jahrhundert  fällt. 

In  den  Übergang  zum  9.  Jahrhundert  möchte  man  dann 
etwa  das  gut  geratene  Stück  „die  Verbannung  der  Söhne 
Uisliu's"  (Kap.  25 1)  und  die  andere  Fassung  von  CüChulainns 
Empfängnis  (Kap.  13  II)  setzen,  auch  die  farbenfrohe  Tain  hö 
Fraich  (Kap.  16)  und  die  Vorgeschichte  der  Stiere  der  Täin 
(Kap.  15,  ältere  Fassung);  ferner  etwa  die  Sprüche  Nede's 
(Kap.  56  II)  und  die  retoric  im  „Tode  Conchobars"  (Kap.  61), 
auch  die  Fassung  I  des  „Werbens  um  Emer"  (Kap.  31),  die 
aber  teilweise  im  11.  Jahrhundert  Änderungen  erfahren  hat. 

Ins  9.  Jahrhundert  möchte  ich  die  ziemlich  minderwertigen 
Täin  hö  betitelten  Sagen  von  Kap.  19  —  21  und  die  vom  Tode 
von  Celtchar,  Lsegaire,  Fergus  mac  Roig  und  Cet  (Kap.  65 
bis  68)  datieren;  weiter  die  überlieferte  Gestalt  vom  „Werben 
um  Etäin"  (Kap.  74.  77.  78),  auch  die  Geschichte  von  Senchän 
Torpeist  (Kap.  12  S.  2551)  und  die  Immacaldam  in  da  tJiuar(cid) 
(Kap.  56 1).     Daran   schlössen   sich  etwa  im  Übergang  vom 

9.  zum  10.  Jahrhundert  Täin  hö  Flidais  (Kap.  23),  iEngus' 
Traumgesicht  (Kap.  18)  und  die  erste  Fassung  vom  Tode  des 
Sohnes  CüChulainns  (Kap.  33 1). 


668  11,85.   Rückblick. 

Wohl  nicht  vor  dem  10.  Jahrhundert  sind  entstanden: 
die  zweite  „Bricriu's  Gastmahl"  betitelte  Sage  (Kap.  46), 
Nera's  Abenteuer  (Kap.  22),  CüChulainns  Geisterwagen  (Kap.  64) 
und  das  Gedicht  vom  „Werben  um  Ferb"  (Kap.  26)  mit  der 
ersten  Prosa -Auflösung.  In  den  Übergang  zum  elften  darf 
man  dann  etwa  die  zweiten  Fassungen  von  „Conchobors 
Empfängnis"  (Kap.  14  II)  und  von  Ces  Ulad  (Kap.  27 B) 
setzen. 

Der  ersten  Hälfte  des  11.  Jahrhunderts  gehören  an:  der 
Kampf  CüChulainns  mit  Fer  Diad  (nur  bruchstücksweise  über- 
liefert, Kap.  7)  und  die  junge  Episode  in  der  läin  bö  Cuailnge 
von  CüChulainns  Sichelwagen  (Kap.  6  §  56 — 61),  die  den  über- 
hand nehmenden  Hang  zu  Übertreibungen  verrät.  Gegen  die 
Mitte  des  Jahrhunderts  fällt  die  Tätigkeit  des  „Kompilators" 
(Teil  I  Kap.  8),  die  zwar  für  die  künstlerische  Gestalt  der 
Sagen  unheilvoll,  aber  für  ihre  Erhaltung  wichtig  war.  Dem- 
selben Jahrhundert  möchte  ich  ferner  die  rohe  Erzählung  vom 
„Tod  Derbforgaills "  (Kap.  35),  die  Geschichte  von  Senbecc 
(Kap.  49),  den  „Tod  von  Fergus  mac  Lete"  (Kap.  62  A),  die 
grausame  „Schlacht  von  Etar"  (Kap.  53),  auch  die  andere 
Geschichte  von  Athirne  (Kap.  54 1)  zuschreiben. 

Rund  um  1100  mag  der  Verfasser  gelebt  haben,  der  zu 
berühmten  alten  Sagen  Parallel -Erzählungen  ersann,  indem 
er  die  alten  Motive  variierte;  seine  Werke  sind  uns  nicht 
selbständig  erhalten,  sondern  alsbald  zur  Interpolazion  und 
Erweiterung  der  alten  Texte,  seiner  Muster,  verwendet  worden, 
so  besonders  der  Täin  hö  Cuailnge  (Kap.  8)  und  des  „Gast- 
mahls Bricriu's"  (Kap.  45,  Fassung  II);  vielleicht  stammen 
auch  die  in  die  Beschreibung  von  Conaire's  Leuten  ein- 
geschobenen Abschnitte  von  ihm  (Kap.  83). 

Wohl  noch  im  ersten  Viertel  des  12.  Jahrhunderts  wirkte 
der  Mann,  der  für  den  Stil  der  ganzen  Folgezeit  von  größtem 
Einfluß  sein  sollte,  der  Bearbeiter  C  der  bereits  interpolierten 
Täin  hö  Cuailnge  (Kap.  4.  6.  9)  und  der  „Trunkenheit  der 
Ulter"  (Kap.  47,  Fassung  B),  der  in  der  Einleitung  zu  jener 
Sage  (Kap.  9)  und  in  der  „Schlacht  von  Kos  na  Rig"  (Kap.  28, 
Fassung  A)  auch  seine  eigene  Erfindergabe  bekundet.  Etwa 
in  dieselbe  Zeit  fällt  der  „Tod  von  Ailill  und  Conall"  (Kap.  69), 
die  Bearbeitung  der  Schweinehirten -Sage  (Kap.  15,  Egerton- 


It,  85.   Rückblick.  6G9 

Fassung)  und  die  Schilderung  von  Conchobors  Haushalt 
(Kap.  57);  auch  das  Gedicht  über  CuRoi's  Tod  (Kap.  41  C) 
ist  vor  der  Mitte  des  Jahrhunderts  entstanden.  Etwa  der 
Mitte  mag  die  ausführliche  Bearbeitung  des  „Werbens  um 
Ferb"  (Kap.  26,  Fassung  II),  die  Kompilazion  der  zwei 
Fassungen  des  „AVerbens  um  Emer"  (Kap.  31,  Fassung  III), 
auch  „Golls  Tod"  (Kap.  48)  entstammen.  Und  demselben 
Jahrhundert  gehören  die  lesbarste  Gestaltung  der  CüRoi- 
Sage  (Kap.  42)  und  die  Kompilazion  der  Conaire-Sage  (Kap.  83) 
an.  Geschichtclien  wie  das  von  Tuir  Glesta  (Kap.  36)  kann 
man  etwa  in  den  Übergang  zum  13.  Jahrhundert  setzen  und 
dem  Anfang  dieses  Jahrhunderts  die  Erzählungen  zuschreiben, 
die  nun  schon  ein  sehr  starkes  Sinken  des  künstlerischen 
Könnens  bekunden,  wie  die  Schlacht  von  Letir  Ruige  (Kap.  58), 
den  Kampf  von  Fergus  und  Conchobor  (Kap.  59),  die  Schlacht 
an  der  Boyne  (Kap.  60),  auch  den  Tod  von  Cormac  Conn- 
longas  (Kap.  71)  und  die  Schlacht  von  Airtech  (Kap.  72),  das 
Werben  um  Luaine  (Kap.  55),  die  Umgestaltung  der  alten 
Frsech-Sage  zum  „Werben  um  Treblann"  (Kap.  17)  und  die 
zweite  Fassung  des  „Kundwerdens  der  Täin"  (Kap.  12). 

Dem.  13.  bis  14.  Jahrhundert  gehört  dann  eine  neue  Stil- 
richtung an,  die  möglichste  Länge  der  Erzählungen  anstrebt  und 
ältere  Sagen  vielfach  entschieden  dem  Märchen  annähert,  mit 
dem  sie  ja  freilich  seit  jeher  im  Austausch  gestanden  haben;  vgl. 
die  Umarbeitungen  des  „Todes  der  Söhne  Uisnechs"  (Kap.  25 II) 
nebst  der  Fortsetzung  III,  die  die  Sage  Täin  hö  Flidais  er- 
weitert, ferner  die  „Wanderung  der  Tuath  Luchra"  (Kap.  62  B) 
und  die  „Wanderung  der  schweren  Schar"  (Kap.  12,  4). 

Spätestens  dem  15.  Jahrhundert  gehören  die  wenigen 
Balladen  dieses  Sagenkreises  an,  wie  die  von  Fraech  (Kap.  16 IV), 
von  Conlsech  (Kap.  33 IV)  und  die  fragmentarische  Kap.  34 II. 
In  dieses  Jahrhundert  wird  auch  die  Tätigkeit  des  „  Modern  i- 
sators"  fallen,  der  die  „Schlacht  von  Ros  na  Rig"  neu  ge- 
staltete (Kap.  28  B),  auch  die  CüCliulainn-Sage  von  Kap.  32 
nebst  ihrer  Fortsetzung  (Kap.  33  V),  und  der  dem  Tod 
CüChulainns  und  Conalls  Rache  eine  neue  Fassung  gab 
(Kap.  63  B). 

Wie  noch  der  Historiker  Keating  im  17.  Jahrhundert 
bisweilen  an  den  alten  Sagen  ein  wenig  weiterdichtete  und  sie 


670 


11,85.   Rückblick. 


zureclitschnitt,  zeigt  z.  B.  seine  Erzählung  von  CüRoi  (Kap.  42, 
Ende). 

Daß  diese  Datierungen  großenteils  nur  annähernde  sind, 
brauche  ich  nach  dem,  was  ich  in  Teil  I  und  bei  den  ein- 
zelnen Sagen  ausgeführt  habe,  nicht  mehr  zu  betonen.  Trotz- 
dem wird,  so  vertraue  ich,  der  Leser,  der  diesem  Faden  folgt, 
von  der  Entwicklung  der  irischen  Sagen  nach  Inhalt  und  Stil 
kein  allzu  schiefes  Bild  gewinnen. 


I 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


Seite  11.  Das  Buch  von  MacDonagh,  das  ich  seither  habe  einsehen  können, 
enthält  keine  Geschichte  der  irischen  Literatur. 

21  Anm.  1.  Airec  menman  Uraird  maic  Coise  ist  in  Anecdota  II 
nicht  von  K.  Meyer,  sondern  von  Mary  E.  Byrne  herausgegeben. 

24.  Eine  Sagenliste,  die  von  der  in  Senchus  Mör  nur  unbedeutend 
abweicht,  steht  in  Edinburg,  Advocates'  Library  VII  No.  3 
fol.  7r,b. 

29   Zeile  5.    Statt  „öfters"  lies  „zweimal". 

46  Kap.  14.  Das  Gedicht  findet  sich,  wie  mir  Fräulein  Dr.  Annie 
Power  mitteilt,  auch  —  in  bedeutend  umfangreicherer  Gestalt  — 
im  Buch  von  Lecan  395  a.  Wie  sich  diese  Fassung  zu  der  von  LL 
und  zum  Bansenchas  verhält,  bleibt  noch  zu  untersuchen.  Der 
Dichter  nennt  sich  dort  Str.  184  Gilla  Mo-Dubda  und  bezeichnet 
sich  als  von  Ard  Brecan  kommend  (tainic  o  Ärd  Brecan  hrigach) ; 
es  ist  also  zweifellos  derselbe  wie  der  in  Anm.  1  genannte. 

115  Anm.  2.  Eine  englische  Übersetzung  von  LL  mit  Beiziehung 
von  LU  gibt  Joseph  Dünn,  The  ancient  Irish  epic  tale  Täin  B6 
Cüalnge  „The  Cualnge  Cattle-Raid".  London  1914  (mir  nicht 
vorliegend). 

199   Z.  2  und  202  Anm.  2.    Statt  Bäith  n-Airthir  lies  Bäith  Airthir. 

254  Nr.  4.  Der  Titel  hnthecht  na  Tromdäime  ist  der  von  Connellan's 
Ausgabe  nach  jungen  Handschriften.  Im  Buch  von  Lismore 
lautet  er  Tromdam  Guaire  „Guaire's  lästige  Gäste"  und  wird 
so  auch  von  Manus  O'Donnel  (ZOP  9,  242)  zitiert. 

257   Anm.  1.    Statt  „Kap.  55"  lies  „Kap.  56". 

262  Z.  14.    Statt  Cyiodha  lies  Cnogha. 

263  §  9.  Zu  dem  Witz,  der  erste  Prozeß  sei  aus  tauben  Küssen  ent- 
standen ,  vgl.  den  Satz  in  den  Gesetzen  (Anc.  Laws  IV,  36) : 
„Wer  zu  scharfsinnige  Urteile  fällt,  ist  (gleich)  Nuß -Schalen 
ohne  Kern." 

295   Z.  5.    Statt  „von  der"  lies  „von  dem". 

324   Z.  18.    Statt  ro-derdestrar  lies  ro-derdrestar. 


672  Nachträge  und  Berichtig-iingen. 

Seite  330  Z.  27  ff.  Ein  ähnliches  Lied  Deirdri's  ist  hei  Camerön,  ßeliqiiiae 
Celticae  II,  806  aus  dem  „Book  of  Clanranald"  (17.— 18.  Jh.) 
gedruckt. 

344   Z.  22.    Statt  „Caladbolg"  lies  „Caladcolg". 

380   letzte  Zeile  des  Textes,  433  A.  2  und  439  Z.  29.    Statt  „Kap.  63" 

lies  „Kap.  64". 
384   Z.  5.     Vielleicht   ist  die  Form  Forgall  Man  ach,   die  in   den 

Hss.  mit  Monach  wechselt,  die  ältere,  falls  sie  nicht  durch  den 

irischen   Stammesnamen   Fir  Manach   hervorgerufen    ist;    vgl. 

Pokorny,  ZCP  11, 170.  182. 

403.  Als  Anhang  zu  Kap.  32  hätte  ich  die  junge  Anekdote  erwähnen 
sollen,  die  den  Namen  des  Zirkels,  luathrinne  lutli,  von  luaith 
„Asche"  und  rinn  „Spitze"  herleitet.  Sie  steht  Trin.  Coli.  (Dublin) 
H.  3. 17,  Spalte  664  (hgg.  von  Best,  Eriu  5,  72,  übers,  von  O'Curry, 
Manuers  a.  Customs  II,  329). 

Alle  Ulter  lassen  sich  silberne  Schilde  machen,  jeden  mit 
verschiedener  Zeichnung.  CüChulainn,  der  aus  der  Lehre  von 
Buanann  und  Scäthach  kommt,  sieht  sie  verfertigen  und  ver- 
langt von  dem  Schilddecker  Mac  Endge  eine  besondere  Zeichnung 
für  sich.  Aber  dessen  Kunst  ist  erschöpft  und  CüChulainn  be- 
droht ihn  daher  trotz  Conchobors  Schutz  mit  dem  Tod.  In  dieser 
Not  kommt  ein  Mann  zu  Mac  Endge  und  heißt  ihn  die  Werkstatt 
einen  Fuß  hoch  mit  Asche  bestreuen.  Dann  erscheint  derselbe 
Mann  im  Oberlicht  des  Hauses  mit  einer  zweizinkigen  Gabel 
und  zeichnet  mit  der  einen  Spitze  in  die  Asche.  „So  macht  es 
Dubdetba"  (wohl  Dub  debtha  „der  Schwarze  des  Streites",  der 
Teufel),  sagt  er.  Der  darnach  gezeichnete  Schild  CüChulainns 
wird  Dubän  genannt. 

406   Anm.  3  und  422  Anm.  2.    Statt  „Kap.  62"  lies  „Kap.  63". 

417   Z.  4  v.u.    Lies  BB  283b. 

506.  Zu  Talland  (Ällaind),  das  doch  wohl  eine  Ortsbezeichuung  ist, 
vgl.  Muir  Tallann  (Talläin),  träig  mara  im  Thallaind  in  dem 
ossianischen  Gedicht  IT  I,  163. 

534  Z.  23.  Orthanach  ua  Coilläma  erwähnt  a.  a.  0.  nicht  den  Tod 
von  Conchobor  durch  Mes-Gegra's  Hirn,  sondern  den  Tod  von 
Mes-Gegra  durch  Conall  (Cernach)  bei  Äth  Clcen,  was  bei  dem 
jüngeren  Erzähler  oben  S.  510  als  Casän  Clcenta  erscheint. 

540   Anm.  5  und   541  Z.  20.     sich  b'^deutet  wohl   „und  sie",   fin^ch 

vielleicht  „und  (seine)  Sippe" ;  vgl.  ZCP  13,  299. 
566   Z.  12.    Statt  7nac  Bosa  lies  7nac  Finn. 
630  Z.  5.    Statt  maic-ui  Desa  lies  maic-ui  l)uinn  DSsa. 


Verzeichnis. 


1.   Irische  Personen-,  Grötter-  und  Stammesnamen. 

(m.  =  mac;  i.  =  ingen;  a.  =  andere[r];  v.  =  verschiedene.) 

I  ^ngus  m.  ^da  Abrät  419. 


Abcan  (ua  h-Ebric)  490.  656. 

Abram  m.  Romrach  366. 

Acall  (Aicell)  i.  Cairpri  566  f. 

Accuis  175. 

Achtlann  i.  Duil  Dermait  471.  473. 

Adaig  649. 

Admlithe  649. 

Adna  m.  U(i)thir  (Uthidir,  Gutheir, 

-air)  68.  274.  520.  523. 
^b  Grene  516. 
JSd  Abrät  419  f.  422. 
-^d  Anglonnacb   m.  Connaid  Buidi 

371. 
^d  Csem  m,  Conaill  Cernaig  367. 
iEd  Finn  72 ;  a.  m.  Fergua  25«  f. 
^d  Gusdan  49. 
.Ed  (m.  Aininne,  -inn)  542  f.  546  f. 

574  f. 
.^d  m.  Cartbaig  38. 
iEd  m.  Crimtbainn  34.  36.  72. 
/Ed  m.  Duach  Duib  255—258. 
iEd  m.  Ecbtaig  347. 
MdL  m.  Riangabra  471. 
iEd  m.  Rigduinn  395  f. 
iEd    Ruad    401  f. ;    a.   m.  Baduirnn 

655. 
iEd  Sronmar  m.  Imchada  (m.  Labrada 

Lesbricc)  656. 
^nbe  (-ben)  604. 
iEnfer  Aife  233.  404.  406. 
Mugviä  659. 
^ngus  Gele -De  14.  58. 


iEngus  ra.  ^Engobanu  7.  12.  14. 
iEngus  m.  xEuläime  (-läma)  Ga(i)be 

(Gabaid)  184  f.  297.  318.  336.  343  f. 

348.  367  ;_m.  Läma-Gabuid  496. 
iEngus  m.  Echtaig  343.  346. 
iEngus  m.  Fergusa  528. 
^ngus  m.  Mail-Düin  491. 
yEngus  m.  Mis-Gedra  345. 
iEngus  Mac  Öc  (M.  ind  Öc,   m.  in 

Dagda)  26.  62.  249.  251.  301—303. 

479.  490.  503.  598—607.  609  f.  667. 
^Engus  m.  Riangabra  471. 
^Engus  m.  Ümöir  492  f. 
^ngus  Turbech  242. 
Aife  (v.)  221.  225  f.  229.  378.  388. 

391.   400.  403.  406 f.   409.  411  f.; 

i.  Ardgeme  404  f. 
Aife  i.  iEda  Ruaid  402. 
Aife  i.  Sogain  445. 
Aignin  s.  Aingen(e). 
Ailbe  i.  Cathbad  334. 
AiüU  370;  a.  600.  602. 
Aiüll    Änguba    610—612.   661;    A. 

Anglonnacb,  xEn-  661. 
Ailill  Ardägach  m.  Mägach  593.  595. 

597. 
Ailill  (Oilill)  Dub  340. 
Ailill  Fesroiunech  (Fesfonnad)  320. 
Aüill  (Oilill)   Finn   318  —  320.  336. 

338—349.  443. 
Aüill  (Oilill)  m.  Fir-Dä-Locli  346. 


Thurneyscn,  Dio  irische  Helden-  und  Köni{?sag-e. 


43 


674 


Verzeichnis  1.  Irische  Personeunameu  usw. 


Ailill  (Oilill)  m.  Mäg-ach  oder  m.  Mata 

(Muir[i]sce,  Miirisc  245)  12.  65.  90. 

92  u.  häufig;  m.  Matach  378;  m. 

Rosa  Ruaid  92.  243.  245.  278.  376. 

579  f.  582;  Oirioll  295. 
Ailill  Miltenga  (m.  Carbad)  206.  336. 

468.  _ 
Ailill  Olomm  171. 
Aimirg-in  s.  Amairgin. 
Aingcel  ua  Conmaic  623;   Aingceal 

Caoch  627.    Vgl  Ing-cel. 
Aingen(e)  311  f.  315  f.,  Aignin  317. 
Ainnle  s.  Aiinle. 
Airard  (Urard)  m.  Coise  21.  67.  140. 

557. 
Airden  318. 

Airgialla  (Oir-)  76.  255—257.  338. 
Airgoen  318. 
Airidech  357. 

Airmger  m.  Acarnamat  300. 
Airnbertach  430. 

Äirne  m.  Duib  Dochlaid  342.  345. 
Airtech  Uchtlethan  m.  Tomautin  587. 
Aitherne  s.  Athirne. 
Aittit  m.  Sceith  Foilt  647. 
Alamiach  150. 
Älinn  376. 
Altus  537  f. 

Amairgin  Glünmär  m.  Milid  474. 
Amairgin  (Aimirgiu)  ra.  Amalgada 

42. 
Ama(i)rgin  (Amorg[e]in ,  -gene,  Ai- 

mirgin,  Aiiner-)  m.  Ecit  Salaig  93. 

106.   198  f.   205  f.   210.   271—273. 

293.  298.  336.  371.  373.  506.  513— 

515.  518.  530.  559.  588.  590  f.  593. 

596  f.  652.  663;  m.  Cais,  m.  Fecc 

198;  A.  largiiannach  504.  582. 
Amalgaid  m.  Conchobair  354.  532. 
Amlaib  68;  a.  566.  i 

Amlaib  (Alaib)  ua  (m.)  Inscoa  366.   I 
_  368. 

Ane  i.  Uatha  320. 
Augus  659. 
Änle  241. 

Anlön  m.  Döichi  593. 
Auluan  m.  Mägach  119.  497.  579. 


An(n)le  (Ainnle)  m.  Uisnig  325.  329. 

333  f.  476.  517. 
Äuruth  Mör  373. 
Anu  (Ana)  63. 
Aodh  O'Dalaigh  32. 
Ardän  m.  Uisnig   325.  829  f.  333  f. 

476.  517. 
Arrachtän  m.  Onsclainn  258. 
Art  646. 

Art  .Enfer  4.  245.  665. 
Artür  366. 
Asa  274;  vgl  Nes(a). 
Asal  m.  Ümöir  501. 
Athirne  (-airne,  Aitherne)  Ailgesach 

206.  371.  373.  489.  506  —  508.  511 

—515.  517  f.  668. 

Bachrach  537,  Bochrach  538. 

Badb  647;  s.  auch  Bodb. 

Bailcne  391. 

Bäine  431. 

Bänänaig  64.  145.  180.  224. 

Banna  647.  654. 

Bard  Maile  38.  656. 

Bare  366.  368. 

Bascall  (-eil)  m.  Mägach  119.  579. 

Bebinn  s.  Biefinn. 

Be-Bö  543  f. 

Becfoltach  272. 

Bechuille  318. 

Befiun  286,  Bebinn  140.  296. 

Be-Guba  415.  518. 

Belchu  Breifne  577—579.  597. 

Be-Neit  63.  210.  213. 

Benen  568. 

Beothach  509. 

Bernas  431. 

Berngal  Brec  356.  358. 

Be-Theite  318. 

Bethe  m.  Bäin  178. 

Bice  m.  Lfegairi  292. 

Bir  498. 

Birderg  (Birr-)  m.  Ruaid  336.  645. 

Biri  391. 

Blai  Br(i)uga(id)  94.  271  f.  468.  495. 

518.  571  f.  574,  m.  Fiachna  480. 
Bläth  m.  Colbai  234. 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


675 


Bläthine  433  —  435.  438. 

Bläthnat  436  —  439.  441  f.,   i.  Minn 

458  f. ;  Blänaid  443  f. 
Boann  286-288.  290.  297.  300—302. 

385.  387.  596.  602.  605-609. 
Böbaran  517. 
Böbulge  162. 

Boc(c)änaig  64.  145.  177.  181.  224. 
Bochrach  s.  Bachrach. 
Bodar  646. 
Bodb  {Elf)  62.  277—282.  284.  301  f. 

649. 655,  B.  Derg  mac  in  Dagda  446. 
Bodb,  Badb  {Bäynonin)  63. 132.  210. 

212.  311.  354.  386,  Flur.  560;  Badb 

i.  Cailitin  561  f.  564. 
Bolcän  558. 
Bolg  m.  Buain  412. 
Bömailce  176. 
Borrach  m.  Annti  329  f. 
Bran  17  f. 
Bran  m.  Dathe  165. 
Brsen  647 ;  a.  B.  m.  Big  Caille  192. 
Brea  m.  Belgäin  475. 
Breg  m.  Midi  282. 
Breicne  s.  Bricriu. 
Breislenna  339.  347. 
Brenainn  253. 
Bresal  Beolach  49. 
Bresal  Bödibaid  293. 
Bresal  Bötaid  604. 
Bresal  Brec  293. 
Bresal  Brouncain  49. 
Bresal  Etarläm  601  f.  604.  612. 
Bres  m.  Ech(d)ach  531.  584. 
Bres  m.  Elathan  599. 
Bres  m.  Firb  (Fuirb)  166. 
Brian  63. 

Brianän  Brethach  509. 
Bricriu    (Bricne,    -ni)    Nemtheuga 

(-thengtha)  m.  Carbad  (-ada,  -atha, 

-aid,  Garbada)  93.  132.  170.  216  f. 

271  f.  316.  319.  337.  339.  340—344. 

348  f.  355.  383.  394.  447.  450-454. 

456.  464.  467  f.  477.  481.  488.  496. 

521  f.  667 f.;  m.  Carbada  Uill  527; 

Bricne  (Breicne)  m.  Cairbre  (Cinn- 

leith)  217.  409  f. 


BrTg  Brethach  572. 

Brigid  i.  Onithcherne  260.  262.  265. 

Brigit  12. 

Brion  314.  316. 

Brod  353  f.  356—358. 

Brodor  Fiüit  366. 

Brodor  Roth  366. 

Bniachda  m.  Baisgil  320. 

Bruchur  488. 

Brudni  192. 

Bruitbne  648. 

Buageltach  (-aig)  458.  648. 

Buaigliu  316. 

Buan  {masG.)  170. 

Buan  {fem.\  v.  353.  —  508.  510.  — 

B.  i.  Säraera  (Samäera)  465.  467. 
Buanann  (fem.)  672. 
Buanann  m.  Damäin  593. 
Buchet  503. 
Buide  m.  Bäin  161  f.  246.  466;   m. 

Bäin  Blai  163,  Bläith  246. 
Buinne  Borbruad  m.  Fergusa  330 — 

332.  336. 
Buinne  Finn  m.  Fergusa  489. 
Buite  534  f.  537. 

Bun  191.  —  m.  Maffir  Thuill  647. 
Buri  Borbbriathrach  356.  358. 

Cacher  m.  Etarsceli  524. 

Cacht  m.  Finguini  587,    m.  Ilguine 

592  f. 
Csemdele  109.  147. 
Cser   Ibormeith    (Cair   Heabarbaith) 

249.  302. 
Csemin  446. 
Cai  79. 

Caier  m.  Guthair  (-eir)  523  f. 
Cailb  626.  639. 
CailitTn  s.  CalatTn. 
Cailte  m.  Crunnchon  48. 
Caine  Cainbrethach  480. 
Cainuer  Derg  346. 
Cainnlech  i.  Gaimgelta  594. 
Cairbre,  Cairpre  s.  Coirpre. 
Cairell  Coscarach  m.  Connaid  Buidi 

371. 
Ca(i)thmenn  443. 

43* 


m 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw, 


Calad  175. 

Calatm  (Cailitin)  Dana  117.  187  f. 

199.    548—550.    552  f.    557—562. 

566. 
CaUTn  (CaiUin)  252.  254.  267. 
Calunovic-  90. 
Cana  Cluadmör  264. 
Canann  (Curchaeh,  Cruithnech)  655. 
Cano  (Canad)  Gall  366  f. 
Carr(a)  Liath  346. 
Carra  m,  Carra  Congna  347. 
Casmsel  264. 

Cathach  Catiitchenn  i.  Dimöir  356  f. 
Cathbad  (-bath,  -fad,  -faid)  92.  134 

—136.  200.  206.  273—276.  324  f. 

329.   333  f.   336.   356.   365  f.   371. 

373.   386.   394  f.  410.  465.  475  — 

477.  518.  530.  538;  m.  Rosa  525. 
Cat  m.  Forgaül  386.  392.  394. 
Cat  m.  Ilsuanaig  391. 
Cat  m.  Scäthaig-e  390.  399  f. 
C(a)ulan(n)  90.  133—135.  247.  249. 

270.  573. 
Caur  (Cur)  m.  Da-Läth  (-Löth)  164  f. 

196. 
Ceitinn  s.  Keating. 
Celechar  29. 
Celg  m.  Rorarach  366. 
Celtcha(i)r  m.  Uthidir  (Cuthidir,  U(i)- 

thechair,    Cu(i)the(o)chair,    Uthir) 

94.  104—106.  121.  128.  163.  191. 

202.  204.  206.  245  f.  274.  367.  383. 

410  f.  468.  476  f.  479  f.  490.  496  f. 

518.  530.  571—574.  595.  648.  667; 

C.  Mör  205;  Cealltachair  371. 
Cenn  Berraide  536  f.,  Biorraide  565. 
(^eun-Faelad  m.  Ailella  42.  554.  616. 
Cerniait  659. 

Cermait  (Milbel)  479.  594. 
Certän  348  f. 
Cet  534. 
Cethern  (-im)  m.  Fin(u)tain  61.  104. 

191—193.  246.  405.  468.  498. 
Cet  m.  Mägach  94  f.  119.  270  f.  298. 

346.  350.  464.  493.  496  f.  534.  536. 

577—579.  583.  592  f.  595-  597. 667. 
Cet  m.  Rom  räch  366. 


Ciarän   (m.  int  Sair)   28.   253.   262. 

267.  282. 
Ciarraige  (-i)  Ai  318  f.  469. 
Cichuil(l)  636.  649. 
Cimbe  Cetharchenn  493. 
Cinsed  ua  h-Artacäin  20  f.  35.  38  f. 

183.  219.  323.  381.  403.  427.  436. 

446.  5C6.  534  f.  539.  557.  566.  571. 

574.   576  f.   585.   587.   595.   597  f. 

605.  608.  617.  622. 
Ging  493. 
Ciri  391. 

Clann  Conrach  532. 
Clann  (-na)  Dedad  (Degad,  -aid)  76. 

239.  309.  319.  345.  432.  442—444. 

446.  478—480. 
Clann  (-na)  Deirg  369  f. 
Clanna  Fidaig  339. 
Clann  (-na)  Rudraige  92.  319.  542. 

588.  596. 
Cles  m.  Naffir  Rochlis  647.  659. 
Clesamun    m.    Naffir    Rochlis    647. 

659. 
Clisine  m.  Naffir  Rochlis  647.  659. 
Clö  438. 

Clothra  i.  Conchobair  367. 
Clothru  (-ra)  i.  Ech(d)ach  242.  427. 

530.  532.  584—586. 
Cobthach  Cas  542. 
Cobthach  Cnesgel  356—358. 
Cochor  Crufe  (Cochar  Cruibne)  390. 
Codal  Crinchosach  (-chTchech)  618. 
Cöirche  Ceolbinn  264. 
Coirpre  (Cairpre),  v.  533.  —  633.  — 

648. 
Coirpre  Baschain  m.  Conairi  664. 
Coirpre  (Coirbre)  Catchenn  78. 
Coirpre  (Cairbre)  Ceinnliath  341. 
Coirpre  (Cairpre)  Cromm  282. 
Ccirpre  (Cairpre)  Cuanach  438.  442. 
Coirpre  Cunnail  472  f. 
Coirpre  Finnmör  m.  Conairi  645. 
Coirpre  Lifechar  651. 
Coirpre  m.  Adnai  521. 
Coirpre  (Cairpre)  m.  Conchobair  435. 

439.  442.  594. 
Coirpre  (Cairpre)  m.  Durthacht  371. 


Verzeichnis  1.  Irische  Persoiieimamen  usw. 


677 


(.üirpre  (Cairpre)  in.  Fedelmtheo  183. 

323. 
Coirpre  Müsc  619.  627.  645.  663  — 

665. 
Coirpre  (Cairpre,  -bre)  Nia-Fer  (Nio-, 

Niaid-)  [m.  Rosa  Ruaid]  125.  243. 

296—299.   337.   364  f.  367.  369  f. 

370—376.    386.    390.    492  f.    547. 

553  f.  565  f.,  vgl  Erc. 
Coirpre  Rigfota  m.  Conairi  664.  666. 
Col  565. 

Colla(ch)  208.  215. 
Colla  m.  Fathamain  565. 
Colum  Cille  255.  258.  523. 
Comla  649. 
Consed    (Connad,   -ud)    m.  Morna(i) 

205  f.  498.  509. 
Conaille  (Muirtheimne)  91.  145. 148  f. 

152.  190  f.  406.  429. 
Conaire  211. 

Couaire  Caem  m.  Mog'a  Lama  663. 
Conaire  Mör  m.  Etersceli  (-sceoil)  4. 

18.  26. 112. 127.  225.  282.  335.  337. 

353.  421.  517.  533.  582.  597.  617— 

622.  624-637.  639—641.  644—647. 

649—658.  661—663.  665—669. 
Conall    Anglonnach    468,    m.  Iriail 

Glünmäir  479. 
Conall  Anglonnach  m.  Echdach  531. 
Conall  Anglonnach  m.  Finn  583. 
Conall  Csel  m.  .Engusa  493. 
Conall   Cernach    (m.  Amairgin)    91. 

93  f.   106  f.   122.    129.    133.   135  f. 

163.  198  f.  207.  211.  214.  231.  233. 

245.  268  f.  272  f.  291—293.  297— 

299.  329.  333.  347.  361.  365-367. 

371—374.   383.   387  f.   392  f.  397. 

403.  405.  408.  410—412.  417—419. 

433.   451—453.   455—458.  460— 

468.  475.  479.  489  f.  493.  497.  509 

—  511.  518.  526.  528.  534  f.  539. 

549  f.  554—557.  560  f.  564—566. 

577—583.  588.  595  f.  627.  645.  650 

—652.  663.  668  f.  672,  C.  Cleen  510, 

Clsenbräigdech  583. 
Conall  CoUamrach  528.  656. 
Conall  Conganchnes  594. 


Conall  m.  Gleo  Glais  487—489. 

Conchenn  i.  Ceit  464. 

Conchenn  m.  Dedad  501. 

Conchinn  445. 

Conchobor   (-chubar)   ri    Fearmaige 

371. 
Conchobor  m.  Artuir  366.  534. 
Conchobor  (-chubar)  m.  Düire  366. 
Conchobor  (-chubar)  m.  Finn  559. 
Conchobor  (-chubar)  m,  Nesa  65.  89  f. 

92  u.  häufig;  m.  Cathbad  353;  m. 

Fachtna   Fäthaig   204.   243.    382. 

403.  409.  475.  479.  531.  534. 
Condere   (Conaire)    m.  Echach   405. 

410. 
Congal  Cläringnech  539. 
Conganchnes    m.  Dedad    247.   496. 

571-574. 
Conlai  404 f.,   Conlui  391,   Conlaech 

404.  408-412.  426.  669. 
Conmaicne  16.  281. 
Conmann  m.  Conmaicc  654. 
Conn  503. 

Conn  Cetchathach  4.  540.  620.  627. 

629.  663.  665. 
Conn  Cetchorach  540. 
Conn  Coscarach  356  f. 
Connachta  76. 
Connla  509. 

Conula  C£el  Corrbacc  471.  473. 
Connla  m.  Crimthainn  565  f. 
Conn    m.   iEnläma    Gäba    (Caiphe) 

663. 
Conn  m.  Forgaill  385. 
Conn  na  m-Bocht  29. 
Connra  265. 
Connra  m.  Tinne  297. 
Conn  Side  472. 
Corann  (Coro)  502  f. 
Corb  Gaillni  (Gaille)  591.  593. 
Corb  Liath  m.  Tasig  305  f. 
Coro  500. 

Corcair  i.  T  Chosgraidh  47. 
Corco-Baiscinn  308. 
Corco-Laigdi  (-Laige)  247.  582. 
Cormac  192. 
Cormac  Anglonnach  475. 


678 


Verzeichuis  1.  Irische  Personennameu  usw. 


Cormac  Connlongas  (-loinges)  m.  Con- 

chobair  94.  98.  119  f.   122.  128  f. 

133.    161.    165.   167.   203  f.    213  f. 

326.  336.  339.  341—344.  403.  412. 

475.  532.  559.  575.  586—594.  627  f. 

630.  642  f.  650.  659.  662.  669. 
Cormac  m.  Airt  4. 
Cormac  m.  Cuileu(n)äin  19  f.  38.  500. 
Cormac  Maiio  Ogath  192. 
Coro  s.  Corann. 

Cotreb  m.  Feicge  (GSgge)  190. 
Craiphtine  587—589. 
Crech  Duile  .520. 
Crimthann  m.  Fintain  194. 
Crimthann   Nia  Näir(e)   483  f.,   vgl. 

Crumthann. 
Cri(o)mthann  rT  Fearmaige  371. 
Crinlait  264. 
Cro(i)chen  (Crochan)  Chröderg  309. 

616  f.  661. 
Crom  Darail  478. 
Crom  Deröil  478—480.  482. 
Cromm  m.  Carbada  486. 
Cronn  109.  147. 
Cruachu  616  f. 

Cruachuin  m.  Ruadluim  496. 
Cruaid  175. 

Crufe  (Cruifne)  m.  Ilsuanaig  391. 
Cruinn  m.  Agnomain  361.  363. 
Cruithentuath  75. 
Cruithnich  644. 

Crumthann  Niath-Kair  482  —  484. 
Crunnchu  m.  Agnomain  361.  363. 
Crunniuc  361  —  363. 
Cruthine  m.  Adnai  521. 
Cüän  ua  Lothchäin  20.  38.  42.  583. 

606.  608. 
Cuar  m.  Ilsuanaig  391. 
Cuar  m.  Scäthaige  390.  399  f. 
Cü-Chuilesg  562. 
CüChulainn  (-Chaulainn  270)  m.  Su- 

aldaim  (Sualtaim,  Soaldaim,  -taim, 

Soalta,  Subaltaim,  Sualtaig,  Sub- 

altaig)    61.   83  f.   90  f.    u.  häiißg; 

vgl.  Setanta. 
Cuilenn  347. 
Cuillion  330. 


Cuillius  108.  149.  152. 

Cuindgedach  m.  Athirni  517. 

Cuing  647. 

Cul  m.  Sidbe  647. 

Culann  s.  Caulann. 

Cumal  426. 

Cur  s.  Caur. 

Curir  Ulad  361. 

Curnach  mac-ui  Fiaich  641. 

CüRoi   (-Baui,  -Rui)   m.  Däiri  (-e) 

68.  93.  158  f.  198  f.  222.  238.  837. 

376.    420.    431—446.    449.    458  f. 

461.  463.  477—482.  498.  501.  519 f. 

548  f.   570.    572.   581  f.   610.   666. 

669  f. 
Cüscraid  (Causcraid,  Cumscraid)  Menn 

Macha  m.  Conchobair  94. 121.  132. 

203—205.  207.  412.  418.  497.  588. 

594-596.  600.  647.  659. 
Cutra  493. 

Daball  Dianbuillech  527. 

Da-Choca  495.  586  f.  590.  593. 

Da-Derga  s.  Ua  Dergae. 

Dsel  505. 

Dsel  Dermait  467.  470—473. 

Daßl  Duiled  258.  263. 

Dselgiis  642.  659. 

Dagän  604. 

Dagda    62.    288.    301  f.    594.    599  f. 

604—609,  m.  Eithleuu  479.  604. 
DagrT  241. 

Daige  (Däig)  m.  Dega(d)  370  f. 
Däü  493. 
Dair  179. 
Däire  534. 
Däire  Donn  371. 
Däire  (m.  Dedad)  207.  222.  572,  vgl. 

CüRoi. 
Däire  m.  Fedlimthe  337. 
Däire  m.  Fiachua(i)  (Fiachrach,  -raig) 

205  f.   218.  242.  244—246.  282  f. 

310.  373. 
Daithen  647. 
Daithene  s.  Deichtine. 
Dälän  s.  Dallän. 
Däl  Cais  665. 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


r)70 


Dal  Druithi  533. 

Däl  Fiatach  361.  445. 

Dali  480. 

Dallän  (Dälän)  618.  661. 

Dallän  m.  Forgaill  (D.  Forguil)  65. 

255.  257  f. 
Dali  Mathgamhna  65. 
Däl  Riada  163,  D.  Kiata  282. 
Dam  DTlenn  234. 
Dam  Dreimend  234. 
Danann  318. 
Dängus  642.  659. 
Dara  Derg  346. 
Dartaid  303.  305  f.  308  f. 
Dartaid  na  DTbergae  (-a)  626.  643  f. 

651;  a.  Dartad  na  Dlbeirge  339. 
(maqi-)  Decceddas  91. 
Dechter(e),  Dechtir(e)  s.  Deichtine. 
Dedorn  438. 
Deichtine,     Deichdene,     De(i)chter, 

-tir(e)    90.    131.    268  —  272.    386. 

413.  493,  i.  Cathbad  526,  Deith- 

chide,  Daithene  561. 
Deirdri  s.  Derdriu. 
Deis  Bec  477. 
Delbseth  m.  Eithlenn  479. 
Delt  647.  654. 
Deltbanna    (Curchach)    m.   Druchta 

655. 
Deogmairi  163. 
Dera  421. 
Derbforgaill   (i.  Ruaid)   393.  423— 

428.  506.  668,  Derborcaill  462. 
Derborgaill  i.  Taidg  47. 
Derbriu  s.  Drebriu. 
Derdamna  i.  lubdän  260. 
Derdriu    (Deirdri)    322.    324—334. 

515—518.  671. 
Derg  239. 

Derg  m.  Ethamain  603. 
Dergthene  665. 
Dermail  412. 
Dermit  Armit  659. 
Dernu  176. 
Derothor  175. 
Desi  42.  572. 
Diancecht  502. 


Diangus  659. 
Diarmait  429. 
Diarmait  Duanach  374. 
Diarmait  m.  Cerbaill  42.  254. 
Diarmait  m.  Conchobair  184. 
Diarmait  m.  Congalaig  35. 
Diarmait  m.  Donnchada  m.  Murchada 

35. 
Dil  i.  Lugmannrach  655. 
Diliu  m.  Gärach  142. 
Dinann  318. 
Dobor  m.  Lai  649. 
Döchse    (-a)    m.  Mägach    119.    184. 

196  f.  579. 
Dolb  230  f.,  m.  Becaltaig  526. 
Domaine  Mossud  647. 
Domangen  m.  Dega(d)  516.  518. 
Domma(d)  76. 

Domnall  Derg  Drechlethan  357  f. 
Domnall  Duaibuide  339.  348  —  351. 
Domnall  m.  Congalaig  ua  Conchobair 

35. 
Domnall  m.  Muirchertaig  21. 
Domnall  Mildemail  388. 
Domnannaig  241.  296.  532  f.  597. 
Donann  307. 
Donn  (Detscorach)  635,  m.  Echach 

Ollathar  299. 
Donn  m.  Lai  649. 
Donn  m.  Maphir  647. 
Dorcha  m.  Maphir  647. 
Dorchu  m.  Tinne  297. 
Dordmair   i.  Domnaill   Mseil-Teimil 

397. 
Dorn  Ibair  (Doirn-Iubra)  ua  Cip(p) 

Gobann  (Gabaun)  368  f.  372. 
Dornmar  Ceoil  458. 
Dornoll  i.  Domnaill  388. 
Dornu  176. 

Draigen  m.  Sceith  Foilt  647. 
Drebriu  (-renn,  Derbriu)  242.  502  - 

504.  653. 
Dris  625.  646. 
Dris  m.  Sceith  Foilt  647. 
Drostan  392. 
Drucht  647.  654. 
Drüst  m.  Seirb  379.  392. 


680 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


Duan  (Buan)  529. 

Dub  239. 

Dubän  m.  Ingamna  357. 

Dub-Da-Le(i)the  25.  378. 

Dub  Debtha  (Dubdetba)  672. 

Dub  Dogair  348. 

Dubhaltach  m.  Firbisigh  252. 

Dubloinges  m.  Trebuait  644.  659. 

Dubloini^secb  m.  Tribnait  337. 

Dublongus  m.  Drethuail  659. 

Dub  m.  Alatruim  402. 

Dub  m.  Lai  649. 

Dub  m.  Maphir  647. 

Dubros  m.  Alatruim  402. 

Dubthach  Dsel  Ulad  (Dseltenga,  -ad, 

-thengthach)    94.  124  f.  182—184. 

203.  206.  241.  318  f.  321.  323.  326. 

335  —  338.     341—344.    348.    407. 

409  f.    412.    457.    460.    468.    480. 

482  f.    517.    575.    590-593.    627. 

648.   650,   m.  Lugdach  183.  383. 

659. 
Dubthach  Laigis  i.  Eogam  337. 
Dubthach  m.  Carbad  336. 
Dubthach  (ua  Lugair)  67.  547.  582. 
Dunann  307. 
Düngal  141. 
Düngas  241'. 
Düngus  642.  659. 
Dünlaing  316. 

Dünlaith  314,  a.  Dünlaith(e)  307. 
Dünlaith  i.  Murcertaig  46  f. 
Dunmed  307. 
Durrthach  ua  Fiaich  337. 

Eber  528. 

Ecell  (Eiccell)  626.  636.  643.  651. 

Ecet  Salach  93.  513  f.,  vgl.  Aniairgin. 

Echbel  m.  Dedad  496. 

Echde  Echbel  433.  500.  520. 

Echdruim  647. 

Echen  513. 

Echrinn  647. 

Echruathar  647. 

Echtgal  (Echtach,  Echdar)  i.  Uatha 

320. 
Echur  m.  Ersann  649. 


Edar  m.  Edgseid  336. 

Eimer  -(e)ir  s.  Emer. 

E(i)rr  125  f.  128 ;  s.  auch  Err. 

E(i)rrge  Echbel  205  f.  337.  433.  476. 

479. 
Eis  Enchenn  391  f.  401. 
Eisin  Chinne  401. 
Eisirt  542  f.  545. 
E(i)thne  Aitencaithrech  417. 
E(i)thne  i.  Ech(d)ach  242.  531.  585, 

E.  Uathach  584. 
Eithne  i.  Kiangabra  471. 
E(i)thne  Inguba(i)  414—419.  526. 
Eithniu  (Eithne)  62.  415. 
Eitne  337. 

Elcma(i)r(e)  360.  415.  526.  596.  599  f. 
_  602.  605.  608—610. 
Ele  i.  Ech(d)ach  242.  505.  531. 
Emer  (Eimer,  -meir)  i.  Forgaill  Ma- 

nach  (Monad  369.  559)  376  f.  380. 

384—395.  397.  404  f.  410.  412— 

416.   419.   421  f.   424  f.   426.   429. 

453.  462.  476.  487.  549.  556  f.  559 

—561.    563  —  566.    667—669;    E. 
_  Foltchain  223.  475. 
Emine  m.  Ninene  252. 
En  (.En)  211. 
En  m.  Mägach  119.  579. 
Englicc  (-glec)  i.  Elcmair(e)  603. 
Enna  m.  Donnchada  m.  Murchada  35. 
Eochaid  (Eocho)  533 ;  s.  auch  Eochu. 
Eochaid  (Eochu,  -o)  Airem  554.  602. 

610—619.  627.  657  f.  661  f. 
Eochaid  (-chu)  Bec  m.  Coirpri  243. 

304  f.  308. 
Eochaid  Bec  m.  Echdach  Renn  592. 
Eochaid  Dala  532  f. 
Eochaid  Eolach  374. 
Eochaid  Eolach  ua  CerTu  26  f.  38. 

499. 
Eochaid    (Eochu,   -o)    Feidlech   55. 

242.  270.  355.  452.  503.  527—533. 

558.  583.  610.  627—629.  657.  661. 
Eochaid  Glas  472  f. 
Eochaid  Gusmar  345. 
Eochaid  (-chu)  luil  419  f.  424. 
Eochaid  m.  Conuing  Buidi  530. 


Verzeichnis  1.  Irische  Personen iiaiiien  usw. 


681 


Eochaid  m.  Dar-Finn  438. 
Eochaid  m.  Finnamair  529. 
Eochaid  (-chu;  m.  Luchta(i)  345.  365. 

367.  369.  478.  506.  512.  539. 
Eochaid  m.  Maireda  656. 
Eochaid  m.  Neid  542. 
Eochaid  m.  Riangabra  471. 
Eochaid  m.  Rosa  372.  374. 
Eochaid    (-chu)    Ollathair   62.    599, 

vgl.  Dagda. 
Eochaid  (-chu)  Ronn  469  f.  473. 
Eochaid  (-chu)  Sälbuide  (m.  Löich) 

273  —  275.  525.  529  f.  532.  566. 
Eochu  566;  s.  auch  Eochaid. 
Eochu  Bairci  389. 
Eochu  Belbuide  500. 
Eochu  Cenngarb  m.  Celtchair  475. 
Eochu  (-chaid)  Echbel  257.  443.  520  f., 

vgl.  Echde. 
Eochu  Finn  m.  Finn  583. 
Eogain  Mör  m.  Echdach  Sälbuidi  530. 
Eogauacht  (Caisil)  317.  665. 
Eogan  Finn  m.  Fingin  345. 
Eogan  Inbir  419.  424. 
Eogan  in.  D(a)urtliacht  94.  121.  128. 

132.    205.    323.    326  f.   337  f.   371. 

373.  453.  468.  489.  496.  517  f.  575. 
Eogan  Mär  m.  Etersceoil  664  f. 
Eraise  176. 
Erainn  209.  432.  438  f.  444.  481.  483. 

493.  531.  533.  581.  657.  664. 
Erb  s.  Ferb. 

Ercenn  tri  m-brugaid  206. 
Erc  m.  Coirpri  Niad-Fer  125.  202. 

207.  298.  365.  375.  420 f.  547—549. 

551—553.  557.  552—567. 
Erc  m.  Ech(d)ach  505. 
Ercoil  464  f. 

Erc  ua  h-Echach  Domlen  663. 
Ergarb  593. 
Eris  175. 

Erne  i.  Buirc  Büiredaig  504  f. 
Err  m.  Uraird  248;  s.  auch  Eirr. 
Errge  s.  Eirrge. 
Ersa_649.  . 

Es,  Esa  617—619.  621.  629. 
Esorb  207. 


Etäin    (i.  Ailella,    i.  Etair)   4.   2r)l. 

301.    309.    597f.    600—603.    608. 

610-612.    614—619.    627  —  629. 
_  657.  661.  667.  —  a.  629.  661. 
Etäin  i.  Riangabra  471. 
Etan  i.  Diancecht  490. 
Etan  i.  Riangabra  471.  473. 
Etar  601  f.  611. 
Etarcomol  (-al)  155—158. 
Etarscel(e)  (Eter-)  Mör  mac-ui  lair 

619—621.  629f.  653.  658.  662f., 

vgl.  Conaire. 
Ethne  s.  Eithne. 

Fabric  Fiacail  Neme  356  f. 

Fäcen  m.  Dublongsig  356  f. 

Fachtna  611. 

Fachtna  Fäthach  92.  210.  275  f.  528 
—530.  532;  F.  m.  Seancha  371. 

Fadb  Darach  ua  Omna  369. 

Fadb  ua  h-Iomna(da)  368.  372  f. 

Fallamain  s.  Follaraain. 

Fsebur  281—284. 

Faelbe  Finn  423. 

Faeu-Glinni  m.  Dedad  480. 

Fann  415.  419  f.  422  —  425. 

Fannall  (m.  Nechtan  Scene)  137.  140. 
247. 

Fea  655. 

Feassemon  m.  Meissen  Meliuibuir 
659. 

Feie  (Feig)  m.  Foliomain  (Falla- 
main) 370. 

Fe(i)delm  110.  120.  236. 

Fe(i)delm  Foltchain  360. 

Fe(i)delm  Noichride  125.  202.  452  f. 
454.  462.  547;  F.  Foltchain  462; 
Feidlem  i.  Conchubair  565. 

Fe(i)delm  (Feidlem)  Noichruthach 
(-crothach)  375.  462.  566;  Fedil- 
mid  No(i)chruthach  126.  202.  207. 

Fe(i)delmid  Rechtaid  629. 

Fe(i)dilmid(Feidlimid)  Cilair  Chetaig 
205  f. 

Feidlimid  533. 

Fe(i)dlimid  m.  Daill  65  f.  324. 

Feidlimid  Rechtaide  629. 


082 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


Feiss   u.  Feisse  m.  Meissen  Melim- 

buir  659. 
i'eithen  Bec  u.  Mör  373. 
Fernes  171. 

Fen-dar-CrTnach  636. 
Ferach  139. 

Feradach  Finn  Fechtnach  205  f. 
Feradach  Lämfota  m.  Conchobair  358. 
Ferb  (Eib)  353.  355-359.  668  f. 
Fer  Bseth  m.  Baetäin  166. 
Fer   Bseth  (m.  Fir  Benn)   110.  166 

-168.    220.    225.    234.   241.   377. 

379.  392. 
Fer  Becrach  442. 
Fer    Caille   483;    a.  626.    636.   639. 

647.  649. 
Ferche(i)rtne  68.  72.  206.  351.  411. 

434  f.  437.  439.  442.  444.  479.  506. 

519—522.    559,     F.   m.  .Eugusa 

Beldeirg-  329,  m.  Athgiö  512,  m. 

Dergerdne  359. 
Ferchorb  529. 
Ferchu  Loingsech  187  f. 
Fer  Cuailnge  625.  647. 
Fercul  ra.  Sidbe  647. 
Fer  Demainn  m.  Daraäin  401. 
Fer  Devg  m.  Dolair  339.  345. 
Fer  Det  m.  Damäin  166. 
Fer  Diad  (Dead,  Death)  m.  Damäin 

99.  102.  116—118.  166.  174.  187. 

189  f.    198.    207.    219—236.    238. 

241.  339.  346.  348.  374.  379.  389. 

392.  401-403.  410.  412.  486.  551. 

668. 
Fer  Fordae  647. 
Fer   Gair   625.   637.  641.   653.  662. 

664. 
Fergal  Fianach  374. 
Fergal  (m.  Mäg:ach)  505.  531. 
Fer  Gar  625.  630.  647. 
Fer  Garb  (Gairb,  Ergarb)  350.  593. 
Fer  Gel  625.  641.  654. 
Fergna  DTrech  (Cromm)  280—282. 
Fergna  m.  Finnc(h)onna(Finnchaime) 

206  f.  592. 
Fergne  301. 
Fergiis  534. 


Ferg-us  Fairce  m.  Nuadat  Necht  507. 

Ferg-us  Ferde  647. 

Fergus  Ferglethach  540. 

Fergus  m.  ^nläime  318  f. 

Fergus  m.  Domnaill  363. 

Fergus    m.  Le(i)te    (-i)    205f.    212. 

496.  539—546.  668. 
Fergus  m.  Luach  401. 
Fergus    m.  Eoich    (Roig,    m.  Rosa 

Ruaid)  28.  92.  94.  98.  102.  110. 

119.  121—126.  128—133.  144.  149 

—157.   159  f.   165.  167.  171—173. 

183.  185—189.  191.  196.  200.  204  f. 

207f.  212—218.  222f.  226f.  233. 

237  f.    242.    248.    251—254.    267. 

271—273.  281.  288.  297.  308.  314 

—316.    318—321.   323.   326.   329 

—  332.   335—351.   354.   367.  369. 

383.    395.    410—412.    417—419. 

439.  451  f.  455.  457.  460.  468.  482. 

489.  497.  501.  517.  524—526.  528 

—531.   5'39.  547.  559.  565.  575  f. 

580  f.    588.    590  f.    593.    596.   620. 

667.    669;     F.   m.  Roieh    (Rosa) 

Rodäu(a)i  383. 
Fer   Le   (Lee)   625.   630.   637.   647. 

653.  662.  664. 
Fer  Loga  212.  498. 
Fer  Menn  m.  Dara  Deirg  346. 
Fer  Rogain  625.  627.  637  f.  640-647. 

649  f.  654.  664. 
Fer  Rogair  654. 

Fer  Rogein  625.  630.  637.  659.  662. 
Fer  Rogel  625.  641.  647.  654. 
Fer  Rorogair  654. 
Fer  Te(i)dil  142.  176. 
Fer  Tdithle  (Taidle)  162.  176. 
Fer  Ulad  361. 
Fer  Uillne  (Ulli)  m.  Lugdach  (Luig- 

dech  Mail)  137.  247. 
Fethau  208.  215. 

Fiacha  Fialdäna  Dimraith  184.  238. 
Fiacha  (-chaig)  m.  Conchobair  183. 

205  —  207.  323.  332  f.  335.  337. 
Fiacha    (-chu,    -chae)    m.  Fir   Febe 

(Firaba,  Fir-Eba)  107.  122.   135. 

140.    153  f.    158  f.    164—167.   184. 


Verzei(;hnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


683 


190 f.    238.    336.    502 f.;    Fiachna 

Fuilech  m.  Fir  Febe  238. 
Fiacha  (Fiachra  Caech)  m.  Fergusa 

326.  593.  596. 
Fiacha  (-chu)  m.  Neill  320. 
Fiacha  Mullethan  276. 
Fiacha    (-chu)    Riata    (Rigfota)    m. 

Conairi  664  f. 
Fiachna  Fialdäna  m.  Fir  Febe  238. 
Fiachna  Fuath  472. 
Fiachna  (Fiachra)  m.  Conchobair  205 

—207.  323.  575. 
Fiachna  m.  Däiri  283. 
Fiachna  m.  Fe(i)dilme  323.  326. 
Fial  362  f. 

Fial  i.  Forgail  Manach  384.  386. 
Fiamain  m.  Buidb  Deirg  446. 
Fiamain  (-uin)  m.  Foroi  (-rai)  298. 

379.  389.  445—447. 
Fiannamail  m.  Fergusa  Fordeirg  357  f. 
Fidach  Fergach  (Fiodach  Foltgarb) 

368  f.  373.  375. 
Fideic  (-die)  m.  Feie  532. 
Fingin  (-gen)  61.  191  f.  206.  536. 
Finn  503. 
Finnabair   95.   122.  159.  166.   168  f. 

195  f.  219.  221.  225.  237.  239.  286 

—  291.  449.  455.  464.  —  a.  471. 
Finn  Bec  (Finna,  Inna)  i.  Echdach 

(Sälbuidi)  193. 
Finnchada  163. 
Finnchad   Fer  Renn  m.  Conchobair 

104.  201.  365.  367;  F.  F.  B.  Uma 

m.    Traiglethain     (Fraechlethain) 

201.  475. 
Finnchaem   (v.)   93.  272  f.  419.  551, 

F.  i.  Chathbaid   582 f.,    i.  Echach 

Ronn  469.  473,  i.  Ergi  365,  i.  Mä- 

gach  504. 
Finnchaem  (Fionnchaom)  m.  Conaill 

Cernaig  366. 
Finnemna  270.  427. 
Finngail  381.  387. 
Finnian  (-en)  28. 
Finu  m.  Finnloga  610. 
Finn  m.  Gormäin  20.  34  f.  72. 
Finn  m.  Mägach  579. 


Finn  m.  Rosa  (Ruaid)  172.  243.  337. 

345.  367.  369.  376.  420. 
Finnmör  (fem.)  163. 
Finnmör  m.  Rofir  366.  368. 
Finn   (ua  Baiscni)   4.   59.   79.   394. 

426.  429.  450.  586. 
Flnscoth  i.  ConCulainn  375. 
Fintan  (Finntan)  m.  Bochrai  42. 
Fintan    (-ain,     Finntan)    m.   Neill 

(Niamglonnaig)  194.  246.  374.  475 

—477.  479.  481  f.  528,  vgl  Cethern. 
FTr  362  f. 
Fir  Ardai  271. 
Fir  Bolg  308.  599. 
Fir  Cat  401. 

Fir  Chraibe  (Creeibe)  533.  597. 
Fir  Crannche  163. 
Fir  Fälchae  (Falga)   133.  225.   429 

—431.  436  f.  441.  446.  648. 
Fir  Fene  582. 
Fir  Maige  581  f. 
Fir  Malonn  (-ann)  590.  595. 
Fir  Manach  672. 
Fir  Muirid  (-ig)  395  f. 
Fir  Ol  n-Ecmacht  197.  239,  ü<jl.  76. 
Fir  Ro(i)s  s.  Ros,  Verz.  2. 
Fis  m.  Fochmairc  265. 
Flann  503. 
Flannacän  m.  Cellaich  19.  494.  534. 

556.  571.  595. 
Flann  Fada  m.  Fidaig  347. 
Flaun  Febla  m.  Scannläin  42. 
Flann  m.  Lonäin  72.  603. 
Flann  Mainistrech  25  ff.  38.  56.  256. 

427.  490.  539.  602. 
Flesc  606.  610. 

Flidais  (Foltchain)  122  f.  317—320. 

340  f.   343.   346.   348  f.   351.   526. 

596. 
Fliuchna  438. 
Fochlam  126.  128,  Fochnam  (Fioch- 

namh)  127,    Foichnem  m.  Uraird 

248. 
Fodail  192. 
Foich  125.  128. 

Foil(l)  (m.  Nechtan  Scene)  137.  247. 
Foirc  m.  tri  n-Aignech  165. 


684 


Verzeichnis  l.  Irische  Persoiieiinameu  usw. 


Füllamaiii  (Fall-,  Mall-)  m.  Concho- 

bair  130.  188.  596. 
Follscaide  499. 
Fomo(i)ri  (-müiri,    -muiri,   -moraig, 

-möraig)  64.  353.  356  f.  384  f.  393. 

402.  430  f.  485.  501.  645,  Fomöir 

543,  Fomoir  (Flur.)  445. 
Forais  Fingalach  356. 
Forcul  m.  STdbe  647. 
Fordui  m.  Maphir  Kochetail  647. 
Forgaimen  (-gemen)  145.  163 f.  246. 
Forgall  Monach  (Manach)  381.  384 

--389.    392.   394.   495.   672,    vgl. 

Emer. 
Forgoll  67. 

Foroi  438.  446,  vgl.  Fiamain. 
Fota  176. 

Frsech  Baiscne  192. 
Frgech  m.  ^Engusa  296. 
Fraech  m.  Fidaig  (Idaith)  140.  248. 

285-300.  335.  339.  344.  346-348. 

401.  669;  F.  m.  Fidaig  Foltruaid 

296. 
Frsech  m.  na  teora  n-Aignech  165. 
Frsech  (in.  Uraird)  127.  248. 
Frigrenn  m.  Rubse  Ruaid  431. 
Friuch  277  f. 

Fuamnach  26.  600  —  602.  612. 
Fuata  511. 

Fuidell  m.  Fiadraire  279. 
Fuillenn  331. 

Fulachtach  m.  Eogain  259. 
Fulartach  38. 
Furbaide   Fer   Benn   (Fermenn)   m. 

Conchobair    94.    201.    206  f.    417. 

451.  476.  483.  531.  584—586.  596. 
Furc  m.  Dalläin  363. 

üabal  Glinni  m.  Dedad  480. 

GabrSn  (m.  Ailb)  172.  183. 

(iabur  (fem.)  270. 

Gabur  (-or,  masc.)  637.  643  —  645. 

Gaiar  516  f. 

GaileDäna  106. 188. 199.  207.219.548. 

Ga(i)leöin  (-liöin,  -liaiu)  76.  108. 110. 

122f.  125.  195.  204.  215.  345.  368 

—372.  374  f. 


Gaill  75.  381.  387.  393. 

Gaine  m.  Durthacht  371. 

Gamain  339;   G.  na  Sithgaile  339. 

343  f. 
Gamanra(i)d  (Irrus  Domnann)  297. 

319.  336.  339f.  343-351.  443.  532. 
Garad   Glonnbeimnech   m.  ^Enläime 

Gäibe  338. 
Garaid  426. 

Garbdalb  (Dalb  Garb)  503. 
Garb  Glinne  Eige  485.  487  —  489. 
Garb  m.  Gresach  (Gres-)  320. 
Garmna  464. 
Geirce  (-i)  s.  Gerrchenn. 
Geifer  654. 
Genann  Gad  u.  G.  Glündub  m.  Cath- 

bad  329. 
Genann  (-onn)  Gruadsolus  (-lais)  ni. 

Cathbad  (-fad)  206.  329.  410.  527. 

559  f.  588.  590.  592.  597. 
Geniti   (-aiti)    glinne   64.   145.  177. 

180.  224.  422.  465. 
Gentraige  288. 
Ger   (macc-ni  Necse)  623.  637.  643 

—  645. 
Gerg  (m.  Faiburdil)  353  —  359.  527. 
Germän  Garbglas  224.  234. 
Ger(r)chenn  (Gergenn,   Cerrcen)  ni. 

lUadon,  Gerrce  m.  llladain,  Geirgi 

(-e)  m.  Illeda  323.  575,  vgl  Muin- 

remur. 
Get  430.  436. 

Gilcallum  m.  ynn  ollaig  408. 
Gilla  Csemäin  47.  427.  663. 
Gilla  Com(m)äin  na  Congalaig  16  f. 
Gilla  in  Chomded  ua  Cormaic  270. 
Gilla  Mo-Dutu  (-Dubda,  -Cudu)  39. 

46.   66.   378.   417.  443.  445.  600. 

617.  671. 
Glan  m.  Carbad  566. 
Glais  Airgide  347. 
Glaisne  m.  Conchobair  531. 
Glaisne  (Glas)  m.  Uithechair  206. 
Glais  Sescinn  Uairbeoil  458. 
Glas  m.  Cais  656. 
Glas  m.  Conchobair  206. 
Glas  m.  Delga  (Delgna)  188 f.  199. 


Verzeichnis  1.  Irische  Per?ioneniiamen  nsw. 


685 


Glas  m.  Duinn  Desa  G58f. 
Glinne  m.  Degaid  566. 
Glömar  m.  Glais  542. 
Gnäthal  m.  Conruith  619.  665. 
Gnäthal  m.  Mörgainn  517. 
Go(i)bnenn    m.  Luirguig    122.   336. 

648. 
Gol  175. 

Goll  m.  Carbada  485—487.  489.  669. 
Goll  Oilech  339.  345  f. 
Goltraige  288. 
Gräc(c)  258. 
Grainne  429. 
Grangait  259. 
Greth  514. 
Grian  Banchure  363. 
Grici  475. 
Grigoir  445. 
Gruacc  258. 
Gruc  258._ 
Gruibne  Eces  520. 
Grungat  258. 
Guaire    (Aidne)    m.   Colmäin    253  f. 

258—267. 
Guifi  162. 
Gulbän  Glas  m.  Gräci  475. 

latach  m.  Gnäthail  517. 

Ibor  m.  Riangabra  135  —  137.  139. 

Id  m.  Riangabra  231-233.  452.  467. 

471. 
Idal  s.  Itholl. 
II  u.  Ile  m.  Romrach  366. 
Iliach,  Ilech  (m.  Cais)  196  f.  246. 
Illann    (Finn,    Ilarchles,    Ilair)    m. 

Fergusa  104. 191f.  330—333. 335f. 

489.  587.  591—593.  596. 
Imchath   (-ad)    m.  Fiachna   (Fiach- 

rach)  205.  207.  242.  246. 
Imrinn  (-rim)  m.  Cathbad  (-aid)  206. 

356.  588.  598. 
Indolb  230  f. 
Ingcel  Csech  mac-ui  Conmaicne  (ua 

Conmaic)  625—627.  633.  636—647. 

649.    651.    653.    659  f.    663—665, 

in.  Oonm(a)inn  654;  t^gl  Aingcel. 
Ingeilt  m.  Riangabra  439. 


Ingen  Mugsede  511. 

Ingen  ui  Dulsaine  256. 

Inna  s.  Finna. 

Innel(l)  (m.  Uraird)  125—128.  248. 

lorascoa  366. 

Ir  528. 

Ir  (Hir)  m.  Guinsige  (Uinnside)  443. 

Irard  s.  Urard. 

Irgalach  m.  Maclaig  368.  371. 

Irgalach  m.  Neill  Niaraglonnaig  529. 

Irgus  493. 

Iriel  (Irial)  Gaiscedach  (Gaisgeamnil) 

Glnnmar  m.  Conaill  Cernaig  371. 

373.  375. 
Itholl  (Idal)  191. 
lubdän    m.  Abdäin   542  —  546,    vgl. 

260. 
I(u)bar  (-or)  386.  392.  394. 
luchair  (-or)  u.  lucharba  68. 
luchna  441. 

Keating  52  f.  319.  321.  327  f.  334. 
365.  404.  408.  443.  527.  531.  535. 
571.  574 f.  577.  579.  583.  627.  666. 
669. 

Laa  649. 

Labraid  Loingsech  396.  520. 

Labraid  Luath-Läm-ar-Claideb  419  f. 

422  —  424. 
Laeg  m.  Riangabra  91.  127. 135.  143. 

150.    153.   155  f.   165—168.    173  f. 

177.  179.  191.  208—212.  214.  222f. 

227—229.    231—235.    237.    240  f. 

270  f.    359.    367.    374  f.   384.   387. 

410f.    415.   418—422.   424f.   429. 

439.  444.  452.  454.  456.  465.  467. 

469—472.     477.     484—490.    550 

—553.  556.  559.  561—565.  568 f.; 

m.  Remcobir  384. 
LEegaire  Buadach  m.  Connaid  (-aich) 

ßuidi  94.  196.  203.  205  f.  210.  269. 

371.    373  f.    378.    383.   388.   392  f. 

397.  403.  410.  412.  433.  439.  451  f. 

455—458.  460—468.  475.479.  493. 

496.  529.  535.  574 f.  667. 
Lsegaire  (m.  Amairgiu)  509. 


68G 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


Lsegaire  m.  ^'eill  568 — 571. 

Lseguire  314.  316. 

Lafan  s.  Lopan. 

Laigech  Lämfota  297.  299. 

La(i)gin  41  f.  75.  375. 

Laigsech  (Loig-sech)  Cennmör  (Lenn-) 

297  f. 
Laimechtach  m.  Loich  530. 
Läirene  m.  Rig  Caille  192;  s.  auch 

Lärene. 
Laithrenn  i.  Dathö  500. 
Lam  606  f. 
Lama  596. 

Lamech  Bigamus  264. 
Lärene  (-ine,  LäirTn)  168  f.  192.  379. 

392. 
Läth  m.  Da-Brö  165. 
Leborcham  (Lebar-)  i.  Aui  (Ai)  ocus 

Adairce    95.    138.   208.   324.   331. 

417.    475.    508  f.    512.    516.    548. 

550  f.  559.  564. 
Leborcham  Eannach  i.  Uangamna  516. 
Le-fri-(fer-)Flaith  625.  634.  646.  650 

—  652.  657  f.  660.  662. 
Legän  349. 

Le(i)te  212.  214.  539,  vgl  Fergus. 
Leite  m.  Fergusa  528. 
Leitriach  347. 
Lena    (m.  Mes-Eseda,    -Eeoda)   44. 

499  f.,  vgl  412. 
Lennabair  337.  453  f. 
Lese  606  f.  610. 
Lethan  142—144. 
Lethrenn  172. 
Li  Ban  419  f.  422.  424. 
Life  i.  Canainn  655. 
Lindas  647. 

Lingit  (Linngadän)  493. 
Loch  m.  Luidech  171. 
Loch    (Luach)     Mör    m.   Mo-Femis 

(-Febis,  -Femis,  Emonis,  Nafebis) 

110.  170—174.  176.  220.  236.  240  f. 

345.  379  f.  389;  Loit  Mör  m.  Moga- 

Feibis  401. 
Lochu,  Loch(e)  145  f. 
Lomna    m.   Duiun    Desa    625.    641. 

643  f.  649.  654.  ü59. 


Lon  (Luan)  m.  Gärach  142. 

Lonfiach  m.  Lämfatse  590 — 592. 

Long  (Loing)  m.Ebönis  (Nafebis)  171. 

Lonn  646. 

Lopan  (Lafan)  483. 

Lore  m.  Maistin  282. 

Lothar  146.  —  a.  288. 

Lothar  (-ur)  m.  Ech(d)ach  531.  584. 

Loth  m.  Dabran  165,  vgl  Läth. 

Loth  Mör  m.  Fergusa  496. 

Luach  Mör  (Luagmör)  434  f. 

Luaigne  3691  374. 

Luaine  515—518.  669. 

Luam  606.  610. 

Luan  m.  Löich  379  f.  392;  vgl  436 

u.  Lon. 
Luar  176,  vgl  436. 
Luasce  162. 

Luath  i.  Loma  Luin  590.  593. 
Luchdonn  638. 
Lug  m.  Ethnenn  (E[i]thlenn)  62.  84. 

177  —  179.    181.    270.    415.    604; 

L.  m.  Cuinn  meic  Ethlenn  386. 
Lugaid  Dalleces  65.  575  f. 
Lugaid  Lämderg  587.  592,  m.  Dedad 

336. 
Lugaid  Luaigne  527. 
Lugaid  m.  Adnai  521. 
Lugaid   m.  ConEoi   345  f.  349.  367. 

438  f.    496.    548—550.    552—555. 

557.   559.   562  —  566,    m.  tri   con 

549.  557,  m.  Ter -Con  549. 
Lugaid  m.  Löich  379  f.  392. 
Lugaid  m.  Lugdach  529. 
Lugaid     m.  Nois     Allchomaig     (ui 

Lomairc,    L.  Noes    m.   Alamaicc, 

L.   m.   Solamaig)    107.    150—152. 

156.    158  f.   166—169.   234.   236  f. 

239.  345.  390. 
Lugaid  Eeoderg  (Eiab  n-Derg,  Eeo 

n-Derg)  393.  416.  419.  421.  426 

—428.   462.   467.  469  — 471.  506. 

531.  582.  584—586.  619  f. 
Lupracän  542,  vgl  luchrupän  64. 

Mac  Cecht  495.  533.  595-597.  625. 
627.    638.    650—652.    660.    663; 


Verzeiclinis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


G87 


m.  Snäide  (Techiil)  6H4.   G45,   m. 
Slaide  Seched  657. 

Mac-Corb  s.  Miig-Oorb. 

Mac-Dä-Cherda  71. 

Mac  Da -Reo  495. 

Mac   Datliö    s.  Mes-Rseda   (ii.  Mes- 
Gegra). 

Mac  Endge  672. 

Mac  Ficce  (Feicge)  188-190. 

Mac  Glaise  Glaine  656. 

Mac  Qegge  190. 

Macha  361.  363,  i.  Bruide,  i.  Sain- 
rith  362,  vgl  245. 

Mac  lubar  412. 

Mac  Liac  (Liag)  38.  492. 

Mac  Locc  640. 

Mac  Mecc-Raith  38. 

Mac-Niadh  m.  Aonacan  617. 

Mac  Niad  m.  Finn  345.  559.  562  f. 
566  (672). 

Macnia  m.  ^Engiisa  38.  607.  617. 

Mac  Oc  s.  JEngus. 

Mac  Raith  ua  Paain  38. 

Mac  Roth  106.  152  f.  155  f.  190.  201. 
203—205.  207  f.  244. 
^      Macuel  m.  Miduel  264. 
m      Msel  649. 
P      Msel-Gedic  m.  Fir-Goboc  258.  266  f. 

Msel  m.  Romrach  366. 

Mselmorda  ra.  Murchada  605. 

Mael-Muire  m.  Celechair  29. 

Msel  Muru  Othna  38.  58. 

Msel-Sechlainn  m.  Domnaill  605. 

Maenen  (-an)  143 f. 

Mägach  92,  s.  auch  Ailill. 

Maghain  s.  Mugain. 

Maie  Ärach  142. 

Maie  Baitse  649.  662. 

Maie  (Mac)  Buachalla  162. 

Maicc-ui  Toisich  (-ig)  623.  626. 

Maie  Glaschon  305. 

Maie  Miled  (-id)  296.  474.  604. 

Maie  Naraeh  142. 

Maie  Uisnig  575,  s.  Noisiii. 

Mainchenn  281. 

(7)  Maine  95.   110.   119.  143  f.   150. 
P  158.  171  f.  185.  195.  204.  215.  218. 


309.  342.  345.  354-358.  549.  557. 

586.    593.    625.    636;    s.  auch   die 

Folgenden. 
Maine  Andoe  (-doi,  -dai)  119.  123. 

159.  184.  193.  307.  533  f.  625.  636  f. 
Maine  Antacaid  592. 
Maine  Athramail  (Aithremail)   123. 

192.  237.  307.  533.  597.  636. 
Maine  Cota-gaib(-geib)-u(i)li  (Conda- 

gab-)  123.  192.  307.  636. 
Maine  Gor  307. 
Maine  Lämderg  3.34. 
Maine  Lämgarb  489.  517. 
Maine  m.  Ceit  469.  593. 
Maine  m.  Conchobair  206.  323.  326. 
Maine  m.  Durthacht  507. 
Ma(i)ne  m.  Fedelmtheo  323. 
Maine  Mäthramail  (Mäithremail)  123. 

192.  307.  533.  586.  636. 
Maine  Milbel  307. 
Maine    Milscothach    123.    307.    534. 

623.  625.  630.  632.  636  f.  655  f. 
Maine  MTngor  123.  307.  533.  636. 
Maine   Mö-epirt   (-epert)   123.   307. 

478.  534.  565.  636. 
Maine  Mör  353  f. 
Maine  Mörgor  123.  307  f.  353  —  358. 

534.  636. 
Maine  Tai  (Taoi)  119.  533. 
Mal  366.  —  a.  565. 
Mal  m.  Rochraidi  363. 
Mal  m.  Roig  530. 
Mal  m.  Telbainn  645. 
Manannän   m.  Lir   13.  26.  62.   180. 

334.    419.    424  f.    517.    602.    610  j 

m.  Athgnö,  m.  Allöit,  m.  Cirp  516  f. 
Mann  Muresci  m.  Däiri  241. 
Manns  O'Dounel  255.  671. 
Maolän  366. 
Marbän  254.  259  —  267. 
Mata    92;    m.  Sraibginn   531—533; 

Mata  Muiresc  579;    Mäta  Murise 

i.  Magach  243;  s.  Ailill. 
Mathgamain  65. 
Mebul  (-Ol)  175  f. 
Mecon    191;    a.   Meccnn    m.   Maflir 

Thuill  647. 


688 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


Medb  (i.  Ech[(i]ach)  90  u.  häufig. 

Medb  Lethderg-  245. 

Medb  Neitig  (Neidech)  260.  263. 

Meislir  140. 

Mel  (masc.)  51.  —  (fem.)  503. 

Meli  446.  —  a.  M.  m.  Alatruim  402. 

Menn  439—438.  441.  443. 

Menn  ra.  Sälchada  (-chalca,  -cholcän, 

-cholgän)  194.  205.  207.  369.  497. 
Menn  m.  Uithechair  206. 
Mes-Buachalla  (-o)  617  —  622.  629. 

657.  661—663;  M.-Böchail,  -Bua- 

chail  619. 
Mesca  i.  Buidb  500. 
Mes-Dead    (-Dedad,     -Degad)    m. 

Amairgin  373.  475.  509.  511.  530. 
Mes-Deda  u.  Mes-Delmon  m.  Dathö 

500. 
Mes-Gegra    m.  Dathö   499  f.    506  f. 

509—512.  534—538.  549.  610.  672. 
Mes- Lasch  142. 
Mes-Läigi  142. 
Mes-Lethan  142  f. 
Mes-Linni  142. 
Mes-Lir  140.  142. 
Mes-ßaeda    Mac    Dathö    247.   495  f. 

498—500.  507.  526.  573.  667. 
Mes-Eeoda  500. 
Mes-Seda  ni.  Dathö  500. 
Mianach  483. 
Micheal  Ö  Cleirigh  48. 
Midir  (-er)  62.  363.  299  f.  513.  599 

—604.  607.  609.  612—618.  661  f. 
Miodna  565. 
Mlithe  649. 
Mochmatnach  648. 
Moda  Minaamad(ad)  341  f. 
Mog-(Moc-)Corb  s.  Mug-Corb. 
Moirenn  337. 
Moitect  49. 
Monach  529. 
Mongach  347. 
Monga  MTlech  297. 
Mongän  (m.  Fiachna)  17 f.  67.  278. 
Monodar  m.  Oonrach  532  f. 
Moranii  64.  272.  537. 
Moranu  Mananua».h  443. 


Morc  m.  teora  n-Aignech  (Maignech) 

165. 
MorrTga(i)n     (-iTgu)     (i.   Ernmais, 

i.  .Eda  Ernmais)  63.  64.  96.  104. 

144.    169  f.    173—175.    209.    242. 

311.  314  f.  550.  655. 
Mugain     Aitenc(h)aithrech     (Etan-, 

-chairchech)    93.    139.    242.    353. 

355.  359.  417.  447.  452.  509.  574; 

Mumain  531,  Maghain  574. 
Mugairne  234. 
Mug-Corb  (Mog-,  Moc-,  Mac-,  Modh-) 

m.  Mägach  119.  579.  591  f. 
Mu(i)lchi  (Mulcha)  142—144. 
Muile  m.  Romrach  (Muille)  366. 
Muincenn  347. 
Muinne  176. 
Mu(i)nremur   (-or,    -ar)   m.  Ge(i)rr- 

c(h)inn  (-ginn,  Errcinn,  Eirrginn) 

94.  205  f.  238.  241.  337.  407.  460  f. 

468.  496.  497.  627.  645. 
Mu(i)redach  648. 
Muiredach  m.  Cormaic  396. 
Muiredach    (Muridach)     m.    Feicge 

(Gegge)  190. 
Muiredach  m.  Fergusa  565. 
Muiredach  Menn  m.  Oilella  338.  343. 

347.  349.  351. 
Mu(i)redach  Muinderg  361. 
Muirenn  i.  Chuain  Chuillidi  258-260. 
Muirge(i)n  252  f. 
Muiriath  396. 
Muirne  Molbthaide  348. 
Muma  539. 
Mumain  s.  Mugain. 
Muniu  539. 
Murthemne  162. 
Müscraige   619.    627.   663.   665,   M. 

Tire  553. 

Nad -  (Nath-) Cranntain   (-Crandain, 

-Cardü)  158-161. 
Naisi  s.  Noisiu. 
När  649. 

När  m.  Ech(d)ach  531.  584. 
Kerhta(i)n    300.    602,    m.   Labrada 

606  f.,  m.  Nämat  607.  609. 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


689 


Nechta   Segne    137 f.;    Nechtan   Sc, 

Necht  i.  Sc.  247. 
Nede  m.  Adnai  68.  518  —  524.  667. 
Nem  480. 

iN'emain  (-on)  03.  124.  177.  203.  210. 
Nemed  m.  Srobcinu  663  —  665. 
Nemglau  631. 
iNemthes  438. 
Nera  (m.  Nuatair,  Nuado,  Niadnil  usw.) 

126  f.  238.  311—317.  3B8.  668. 
Nes(a)   (i.  Ech[diach    Sälbuidi)    150. 

273.  275  f.  525.  529  f.  532,  s.  auch 

Conchobor. 
Nia  648. 
Niab  (Niam)  i.  Celtchair  550.  560  f. 

572  f.  591. 
Niall  Cennfinn  m.  Conchobair  358. 
Niamchsem  258. 
Nia- Segamain  317. 
Niniön  657. 
Ninnid  604. 
Nochta  345. 
Noisiu  (-si,  -se,  Naisi)  m.  Uisnig  324 

—327.   329  —  334.   379.  389.  401. 

476.  516. 
Nuadu  (-a)  Necht  347.  619.  658. 
Nnagel  i.  Ergi  357.  359. 

Ochall  (-Uli,  -aill)  0(i)chne  277—282. 

284. 
Ochtauin  537. 

Oball  u.  OblTne  m.  Conairi  645. 
Ogma  604. 
Ögniad  618. 
Öic  Bethra(i)  308. 
0  lehne  191. 
Oilill  s.  Ailill. 
Oirbsen  516. 

Oircne  Aithemaiu  258.  264. 
Oirgialla  s.  Airgialla. 
Oissin  (-en)  m.  Finn  48. 
Olc(a)  Ai  504. 
011  191. 
Ollgseth  355  f. 
Ollmör  Ardeigis  258 
Onga  i.  Airthig  Uehtlethain  417. 
Örläm  m.  Ailella  140—142.  248.  305  f. 
Thurneysen,  Die  irische  Helden- 


Orthanach  ua  CoillUma  19.  427.  534. 

547.  586.  672. 
Osalt  u.  Osbrit  647. 
Oult  647. 

Pätraic  567—570. 
Partraigi  (beca)  127. 
Pisearcarla  866. 

Poll   (Puill?)    m.  Fidaig   436.    439. 
441. 


R3Bn  148. 

Kaitte  505. 

Rann  192. 

Räthann  (Raithen)  465.  467. 

Recartaig  Dedad  369. 

Redg  162.  164. 

Redg  Rotbel  474. 

Regamon  306-308. 

Reochaid  s.  Rochaid. 

Reuin  143. 

Ri  s.  Roae. 

Riangabar  471.  473,  vgl  Laeg. 

Richis  484. 

Rig  m.  Carbada  486. 

Rinn  280  —  284. 

Rinn  m.  Niuil  234. 

Rose  109.  147,  Roi  (Ri)  148. 

Roan  109.  147. 

Rocha(i)d  (Reochaid)  m.  Faithemain 

106.  196.  205  f.  239.  246,  R.  Rig- 

derg  195. 
Rodui  m.  Maphir  Rochetail  647. 
Roi  s.  Rose. 
Roimid  479. 
Röneu  384. 
Ros  s.  Rus. 
Roth  372. 
Ruad  392  f. 

Ruadehinn  372  f.  427.  582. 
Ruadchoin  581  f.  636. 
Ruad  i.  Maini  Milseothaig  656. 
Ruad  m.  Forniuil  234. 
Ruadri  35. 

Ruad  Roirenn  651.  663. 
Ruan  366. 
Rucht  277  f.  283. 
und  König'sag'e.  44 


690 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


Rudraige    92.    189.    343.    354.   528, 

vgl.  Clann(a)  R. 
Rumui  Deriar  421. 
Runce  277.  283. 
Rus  (Ros)  m.  Dedad  438.  493. 
Rus   (Ros)   m.  Fiachna   (Fiachrach) 

205  f.  242.  246. 

Sadb  Snlbai-  464. 

Säithemail  m.  Subaltaig  178. 

Saiach  176. 

Sämera  (Samser)  465.  467. 

Särait  663  —  666. 

Scannal  (Scannlän)  m.  Mägach  119. 

579.  597. 
Scannlach  (Sg-)  138  f. 
Scäth  283;  a.  569. 
Scäthach  111.  129.  167  f.  220—222. 
224  f.  227  —  230.  233  f.  276.  376  f. 
379.  382.  388-392.  396—401.  406 
—  408.  412.  666.  672;  Sc.  Uanann 
(Buan-)  i.  Ardge(im)me  404.  526, 
Sc.  i.  Buanuinne  397. 
Scel  m.  Barneni  (Bardini)  383. 
Scenb  i.  Sceithirne  47.  192.  587.  589. 
Scen(n)  Menn  (Scenmenn)  386.  394. 
Sciath  283. 

Seibar  (-or)  386.  392.  394. 
Scota  270. 
Sedana  s.  Setanta. 
Sedlang    (Seg-)   m.  Riangabra   452. 

467.  471. 
Segdar  m.  Rofir  ^nbero  647. 
Seig  m.  Rofir  ^Enbero  647. 
Semuiue  572. 

Senach  Siaborthe  419.  424. 
Senbecc  ua  h-Ebricc  490  f.  668. 
Sencha  m.  Ailella   (Oiliolla)  72.  94. 
205.  210.  271  f.  324.  329.  368.  371. 
375.  417.  451—454.  456.  460.  462. 
466.    4751".    478.    480—483.    489. 
518.  627.  648.  650.  659;  m.  Coscra 
405. 
Senchän    Torpeist    111.    252  —  267. 

667,  S.  Ciaräin  253. 
Senfiacail  438.  442. 
Sengarmall  500. 


Senlsech  Arad  496. 

Serb  i.  Sceithirni  589. 

Serbluath  532. 

Serdai  393. 

Sescnen  m.  Forduib  489. 

Setanta  (-se)  90.  129.  134.  270.  272, 
Sedana  270;  vgl.  CüChulainn. 

Senoll  (-al)  Uathach  190. 

Senoll  Uathad  488. 

Sgamalus  139. 

Sgiathan  139. 

Siaburchenn  m.  Slisremuir  356  f. 

Sldbe  647. 

Sigmall  s.  Siugmall. 

Silenn  122. 

Simon  179. 

Sin  534. 

Sinech  541,  a.  616  f. 

Siogra  366._ 

Sithar  m.  Edgseid  336. 

Si(u)gmall  280.  602.  616—618. 

Siugraid  Soga  366. 

Smuc(h)aille  m.  Bacduib  284. 

SnTthe  625.  646. 

Soda  207. 

Sortadbud  Sort  366. 

Sostach  648. 

Sraibgenn  m.  Niuil  531 — 533;  vgl. 
Nemed. 

Srian  270. 

Srübchaille  m.  Srebchaille  258. 

Srüb  Da(i)re  m.  Fe(ra)daig  165.  225. 

Srüb  Gaile  m.  Eolith  165.  225. 

Sualda(i)m  (-altaim)  90  f.  97.  99. 
104.  124.  126.  133.  199.  230  f. 
270  f.  457.  509.  596,  Subaltach 
90.  125.  429.  528,  Sualtach  Sidech 
125,  Sualatach  246,  m.  Roich  (Roig) 
270.  429.  528,  m.  Becaltaig  199. 
246;  vgl.  CüChulainn. 

Suamach  m.  Sämgubai  591  f.  594. 

Suanach  m.  Sälgobann  336. 

Suanän  Salchenn  487  f. 

Suantraige  288. 

Subaltach  s.  Sualdaim. 

Sui  m.  Maphir  Rochetail  647. 

Suibne  Geilt  57. 


Verzeichnis  1.  Irische  Personennamen  usw. 


GOl 


Tairbert  431. 

Tamun  (-on)  185. 

T(a)ulchinne  026.  647.  055. 

Tea  i.  Luig-dech  47. 

Tear  443. 

Tecmang^  ni.  Ersann  649. 

Ter  549. 

Tethra  384  f. 

Tibir  m.  Augaist  538. 

Tigernach  31.  95.  540.  557.  595. 

Tigernach  Tetbannach  345.  420.  610, 

Tigerna  Tetbuillech  507. 
.  Tinnel  m.  Boclachtnai  475. 
Tinne  m.  Conrach  Cais  532  f. 
Tochur  m.  Ersann  649. 
Torbach  m.  Gormäin  29. 
Torna  345. 
Torna  JEices  617. 
Torna  m.  Tinne  445. 
Traig  176. 

Traigthren  105.  211.  240. 
Traigthren  m.  Traiglethain  323.  326. 
Tratraige  273. 
Treblann  296  —  300.  669. 
Trebuait  mac-ui  Loinsce  644. 
Tredornän  438. 
Treg  503. 
Treis  503. 

Trendorn  Dolann  332. 
Trenfer  646. 

Triatach  m.  Gnäthail  517. 
Triath  599. 

Tribnait  mac-ui  Loingsig  337. 
Triscoth  (-od),  Triscata(i)],  Tricudul 

206.  241.  479.  481.  483. 
Truaill  Banba  m.  ConRoi  192. 
Tuachell  (-chaill,  Tuathchail)  137  f. 

247. 
Tuag  i.  Conaill  Collamrach  517. 
Tuatha  De  (Dee)  Danann  (Don-)  63. 

190.  224.  318.  474.  479.  481.  502. 

516.  599.  602.  604.  620. 


Tuathal  Techtmar  029. 
Tuatha  Taiden  339.  597. 
Tuath  Luohra  541  f.  544  —  540.  009. 
Tubalcain  204. 
Tuidle  644.  651. 
Tuir  Glesta  428  f.  669. 
Tuirill  58. 

Tulchinne    626.    036.    651 ;    s.  mich 
Taulchinne. 

Ua    Dergse,    Da-Derga    621  f.    634. 

639.  648. 
Ualu,  Ual(a)  (Hual)  142.  147. 
Uaithne  Uchtsolus  344.  347. 
Uan  647. 

Uan(chenn)  Arritech  206.  479. 
Uarda  348. 
Uar  Galmär  433. 
Uathach    221.   225.   229  f.   234.   388 

—390.  398.  400;  «.  397. 
Uathechtach  m.  Feradaig  588. 
Uath  m.  Imomain  466. 
Ucha  i.  Oxa  500. 
Ui  Cellaig  29. 
Ui  Echach  218. 
Ui  Failgi  430. 
Ui  Fiachrach  Aidne  308. 
Uilenn  Abratruad  516. 
Uilenn  Fseburderg  586. 
Ui  Liathäin  663  f. 
Ui  Maine  282.  467.  469. 
Ui  Neill  633. 
Uisliu  323.  667;  Uislenn  m.  Congail 

Chläringnig  528;  vgl.  Koisiu. 
Uisnech  323.  412.  489,  vgl.  Noisiu. 
Ulaid  75.  91.  527.  547. 
Ulbecän  389. 

Uma  m.  Remanfisig  476.  479. 
Urard    (Irard)    m.  Änchinne    (Ain- 

chinue|d],   -chinged)  126.  248;  s. 

auch  Irard. 


44* 


692 


Verzeichnis  2.  Ortsnamen. 


2.    Ortsnamen. 


Acall  (Achall)  566  f. 

Adarca  luchna  41.  436. 

^nach  iEngusa  617. 

^nach  Bodbgnai  602. 

^nach  Fer  Fidgae  656. 

iEnach  Macha  527.  574. 

Ai   153    187,   vgl.  Mag  Ai  it.  Crna- 

chain. 
Aidne  493. 

Ailbine  382.  385.  394—396. 
Ailech  40.  431. 
AiUenn  12. 
Ainech  Laigen  508. 
Aine  305. 
Airbe  (Foirbe)  Rofir  406.  411.  422. 

555. 
Airdd  141. 
Aird  Echdi  433. 
Aird  ua  n-Ech(d)ach  292. 
Airecor  n-Arad  195. 
Airgetros  565. 
AirgiaUa  (Oir-)  76. 
Airtech  (Ar-)  594  f.  597.  669. 
Alend  573. 

Allaind  (Etair)  506.  512.  672. 
Almu  38. 
Ane  Cliach  477. 
Ange  385. 
Arann  655. 
Ard  Achad  536. 
Ard  Aignech  240. 
Ard  Brestine  507. 
Ard  Cainnlig  (-ech)  594. 
Ard  Chain  504. 
Ard  C(h)uilenn  125  f. 
Ard  in  Dirma  185. 
Ard  Macha  12  f.  89.  252.  314.  316. 

363.  470. 
Ard  (m-)Breccan  46.  671. 
Ard  na  Con  536. 
Ard  (na)  Sailech  331. 
Ard  Nemid  664. 
Ard  Roich  238. 
Armenia  144. 
Äth  Airthir  Midi  202. 


Ath  Ala(d)  177.  187.  560. 

Ath  an  Cluithi  343. 

Ath  Bannslechta  428. 

Äth  Bec  406. 

Ath  Bömailce  162.  176. 

Ath  Briuin  308. 

Äth  Buide  (m-Buidi)  162  f. 

Ath  Cl8Bn  672. 

Ath  CHath  (Cualann)  218.  267.  508. 

512.  623.  630.  635.  646. 
Äth  Cüath  Medraidi  (-aige)  308. 
Ath  Carpait  Fergusa  501. 
Äth  Carpat  144. 
Ath  Cathail  Druim-fri-Fid  298. 
Ath  Ceit  578. 
Ath  Cet  Chuüe  176. 
Ath  Cinn  Con  498. 
Äth  Coltna  120.  123. 
Ath  Comair  270. 
Ath  Crö  176. 
Ath  Cruithin  162. 
Ath  Cuillne  108.  152.. 
Ath  Da  Ferta  184—186.  218.  310  f. 
Ath  Darteisc  s.  Ä.  Tarteisc. 
Äth  Derg  341. 
Ath  Düine  152. 
Äth  Feidli  197. 
Ath  Fen  339.  341  f.  345  f.,  Äth  Fenna 

(Fene)  319. 
Ath  Fene  202. 
Ath  Ferthain  469. 
Äth  Fir  Diad  (Dead)  188—190.  208  f. 

219. 
Ath  Froich  37.  140. 
Ath  Fuait  140. 
Ath    Gabla    (n-G.)    44.    126.    247  f. 

608. 
Ath  Gerach  271. 

Ath  Grencha  (-e,  Grene)  128.   170. 
_  240.  247. 
Ath  Guül  489. 
Ath  Imföit  394. 
Ath  inna  n-Dünlaithe  307. 
Äth  Irmidi  202. 
Äth  Lecau  350  f. 


Verzeichnis  2.  Ortsnamen. 


693 


Äth  Lethan  (for  Nith)  143.  271. 

Äth  Liac  Find  58. 

Äth  Luain  76.  216.  218.  245.  284. 

_  498.  589.  593. 

Ath  m-Bercna  120. 

Äth  Medba  164. 

Äth  Meislir  140. 

Äth  Methe  n-Euin  142. 

Äth  Midbine  556. 

Äth  Moga  120.  469. 

Äth  Mör  216,  v(jl.  Ä.  Luain. 

Äth  na  Forfaire  561. 

Äth  na  Mianna  582. 

Äth  na  n-Dunmed  307. 

Äth  Omna  248. 

Äth  Scenmenn  394. 

Äth  Süssen  120. 

Äth  Solomset  164,  vgl.  A.  Tolam  Set. 

Äth  Srethe  144. 

Äth  Tamuin  185. 

Äth  Tarteisc  (Dar-)  170.  172. 

Äth  Tire  Möir  176. 

Äth  Tolam  Set  162. 

Ath  Traigid  174. 

Äth  tri  mac  Gärach  (Garchon)  142. 

Bacca  214. 

Baracb  Airgdigi  276. 

Belach  Conglais  653. 

Belach  Euin  184. 

Belach  Feda  Mäir  664  f. 

Belach  m-Barnini  (Bardini)  383. 

Belach  Muini  in  t-Siriti  466. 

Belach  na  Fert  502. 

Belach  n-Ane  140. 

Belach  SHge  665. 

Belat  Ailiuin  148. 

Belut  488. 

Belut  Gabrän  172. 

Benn(a)  Boirche  291.  441.  444.  530. 

Benn  Athirni  517  f. 

Benn  Büguine  320. 

Bennchor  292  f. 

Benn  Etair  505.  637.  654. 

Benn  Gulbäin  meic  Ungairb  475. 

Bernas  Bö  n-Ulad  149. 

Bernas  m-Bau  Cuailngi  147. 


Bernas  Tire  .Eda  431 . 

Bernas    (-ais)     Täna    Bö    Cuailnge 

(Medba)  148. 
Berre  582. 
Bile  498. 
Bile  Buada  422. 
Bile  Medba  164. 
Boann  (Boyne)    39.   86.   194.   359  f. 

369  f.  372.  375.  382.  394.  490.  517. 

530  f.  533.  536.  605  f.  609. 
Bö  Guairi  605. 
Boirche  511;  v(jl.  Benna  B. 
Botha  147  f. 

Bre  (Brea)  287.  290.  293.  341. 
Bregia  89.  226.  269.  370  f.  377.  458. 

505.  530.  569.  606.  622.  631.  633. 

648.  655;  vgl.  Mag  Breg. 
Bregmag  s.  Mag  Breg. 
Breifne  2^7.  307.  339.  347.  495.  582. 

615.  618. 
Breslech  Mör  177. 
Brestine  507. 
Bri  Dumae  206. 
ßrl  E(i)rrgi  206.  433.  476.  479. 
Bri  Ele  531. 
BrI  Leith  26.  62.  248.  300.  363.  699. 

602—604.  607.  609.  612  f.  616  — 

619.  621.  627.  653.  657.  661  f.;  B. 

L.  meic  Celtchair  616.  661. 
Bruach   Äirne  488. 
Brn(i)g  Maie  ind  Ö(i)c,  B.  na  Boinue 

62.   269  f.   302  f.   385  f.   513.   568. 

596.  598-604.  607—610. 
Buaidnech  646. 
Bua(i)s  205  f. 
Buill  341. 

Caill  Chonaill  528. 

CaiU  Cuan  309. 

Cain-Bile  143.  148. 

Cairthenn  Cluana-Da-Dam  223. 

Callann  205  f. 

Carman  (-un)  79.  500. 

Carn  Conaill  492  f. 

Carn  Fraich  248.  293—296. 

Carn  Furbaide  585  f. 

Carn  mac  m-(meic  in)Buachalla  161  f. 


694 


Verzeichnis  2.   Ortsnamen. 


Garn  Mail  39.  43. 

Carnn  Ui  Keit  556. 

Carn  Treoin  445. 

Carrac  Lethdeirg-  44. 

Casän  Cl^nta  510  f.  672. 

Cathair  Codail  445. 

Cathair  ConRoi  431  f.  434.  437.  440  f. 

458. 
Cell  Chormaic  50. 
Cell  Lasra  592. 
Ceis  Chorainn  502—504. 
Ceuannos  137. 
Cenn  Abrät  (Febrat)  484. 
Cenn  Bera  439.  442.  444,  vgl  Cinn  B. 

214. 
Cenn  Tire  246. 

(Jenn  Träga  Tursguir  (Certäin)  348. 
Cenn  Trachta  424. 
Cermna  559. 
Cerna  385.  631.  633. 
Cera  Cermna  603. 
Cethe  156.  176. 
Cimloch  493. 

Cingit  (Cinnit,  -id)  Ferchon  187. 
Cinn  Bera  s.  Cenn  B. 
Clsenud  509. 

Clärtha  (Cläthra)  21.  203. 
Cle(it)tech  41.  385.  603. 

Clithar  Bö  Ulad  177. 

Clin   304  —  306.  308,   C.  Mail  meic 
Ugaini  477. 

Cluain  Carpat  147  f. 

Cluain  Ferta  Brenainn  253. 

Cluain  Finnabrach  588. 

Cluain  Frseich  294  f. 

Cluain  maccu-  (meic)  Kois  28.  253. 

Cluichri  (Cluithri)  149. 

Cnoc  Bäine  (m-B.)  431.  604. 

Cnoc  Dabilla  606  f. 

Cnoc  Forgaimen  (-gemen)  164. 

Cnoc  Mör  530. 

Cnogba  559.  603  f.,  Cnogda  262. 

Cnucha  45. 

Cöiced  Genainn  528. 

Cöiced  (n-)Ol  n-Ecmacht  78.  595. 

Coirthe  Lugdach  555. 

Coli  Buana  511. 


Colt  586. 

Coltain  121.  123. 

Colptha  488;    s.  auch  Glais  C;    a. 

Colptha,  Colbda  147. 
Commor  Cinn  Con  499. 
Conchobor  274  —  276.  386. 
Conloch  350. 
Corann  529. 

Corcmodruad  Nin(n)uis  307,  Corcom- 
ruad  214.  Andere  Corco-  s.  Verz.  1. 
Corra  Eidnige  657. 
Corra-for-Achud  469. 
Correnna  (Coranua)  194.  207. 
Cotail  238. 

Crsebruad  (Crseb  Ruad)  93  u.  häufig. 
Crannach  Maie  Cecht  595. 
Crannach  Mu(i)rthemni  163. 
Cranne  Nath-Coirpthe  162. 
Crecca  654. 
Cremthainne  275. 

CrTch  Conaill  148,  vgl.  Conaille  Verz.  1. 
CrTch  Corainn  351,  vgl.  Corann. 
Crich  Cuillenn  125. 
CrTch  MargTni  (Inairgi)  144. 
Crich  Bois  s.  Ros. 
Cro(i)nech  163.  237.  240. 
Crot  Cliach  301. 
Cruachain  (Cruachu)  Ai  12.  62.  90 

u.  häufig. 
Cruachain  Conalad  496. 
Cruachän  Aigli  475. 
Crüföit  395. 
Cuailnge  (Cuailgne,  Cuailngne)  "97. 

121.    143.    145  f.    148.    163.    205. 

218.    242.    244—246.    282.    285. 

299.  310.  316.  367.  559.  564.  575. 

596.  666. 
Cualu  495.  581.  623.  634.  636  f. 
Cuan  Glaise  Sleibe  Breag  369  f. 
Cuib   (Cuigh)   106.   109.  161  f.  205. 

207.  216.  218.  242. 
Cüil  Airthir  151  f. 
Cuilenn  308.  516.  654,  C.  Cinn  Düin 

(Düne)  176  f. 
Cuilne  646. 

Cnil  Sibrille  (-i)  122.  127. 
Cüil  Silinne  (Sibrinne)  122.  125. 


Verzeichnis  2.   OrtHiiamen. 


695 


Daire  Baiiib  409. 

Daire  Da  Bseth  5;36. 

Dälach  493. 

Daminis  46.  354.  359. 

Dedil  (Dedlib)  142. 

Delga    (-ain)    Mu(i)rtheimne    152  f. 

162.  175  f.,  vgl.  Dün  D. 
Dinngua  Medba  164. 
Dinn  M8enä(i)n  143. 
Dinn  Meille  162. 
Dinn  Muinne  176. 
Dinn  Örläim  141. 
Dinn  Rig  369. 
DTsert  Lochait  141. 
Dofolt  386. 
Döthair  622.  650. 
Drobais  469. 
Drong  Asail  Abrät  245. 
Druim  Baiscne  141. 
Druim  Caiu  122. 
Druim  Criaich  (Criad)  270.  531. 
Druim  En  148.  154. 
Druim  Fene  148.  152. 
Druim  n-Airthir  589. 
Druim  n-As(s)ail  38.  501. 
Druimne  Breg  385. 
Druim  Suamaig  (-aich)  592—594. 
Druim  Tairb  218. 
Dub  469. 
Dubchoire  146. 
Dubglais  na  n-Druad  530. 
Dubinis  504. 

Dublinn  Ätha  Ferthain  469. 
Dublinn  Fraeich  290. 
Dumad  Däig  370. 
Dumae  Selga  503. 
Duma  Ferbe  359. 
Duma  n-Eirc  567. 
Duma  n-Gränarda  248. 
Duma  Torna  345. 
Duma  Treisc  607. 
Dün  iEngusa  493. 
Dün  Binni  (-e)  446  f. 
Dün  Cermnai  524. 
Dün  Cinn  Coros  176,  vgl.  175. 
Dün  Coistinne  296. 
Dün  Colptha  487. 


Dün  Crimthainn  44.  484.  618. 

Dün  Cromm  245. 

Dün  Cuilne  304. 

Dün  Cuirc  500. 

Dün  Da  Benn  193  f.  475.  477.  484. 

528. 
Dün  Da  Lethglais  479;  vgl.  D.  Leth- 

glaise. 
Dün  Deithchide  561. 
Dün   Delga   (-ca),   D.  Delgä(i)n   91. 

331.    367  f.    370.    408.    410.    412. 

419.  426.  429.  463.  470.  475.  477. 

487.  489.  492.  556.  558—560.  564. 

566. 
Dün    Fremain(n)    610  f.    616—618. 

661. 
Dün  Imrith  (-id,  Imbrith)  93.  273. 

309.  419.  556. 
Dün  Inbir  425. 
Dün  Lsegaire  528. 
Dün   Lethglaise   13.  104.  121.  206. 

276.  574. 
Dün  mac  Nechtain  Scene   43.   136. 

247. 
Dün  Mä(i)sc  41.  43. 
Dün  Monaig  429. 
Dün  Mörgain  340. 
Dün  Ollaich  (AUaig)  maic  Briüin  293. 
Dün  Rudraige  92.  94.  333.  408.  450. 

452.  463. 
Dün  Sobairche  161.   163.  200.  299. 

530. 
Dün  Tren  334. 
Durlus   (n-Guaire)   253.   259  f.   265. 

267. 

Echtga  41.  43. 

Edmon(n)  (-muinu)  269.  385. 

Eidnech  280. 

Eithne  62.  532.  585. 

EUann  205. 

Emain  422. 

Emain  Ablach  516. 

Emain  (-muin)  Macha  12  f.   89.  360 

u.  häufig. 
Enloch  252. 
Ertir  Leaga  161. 


696 


Verzeichnis  2.  Ortsnamen. 


Es  Ruaid  48.  143.  465.  467.  655  f. 

Etan  Tairb  218. 

Etar  (-air)  505.  508.  637.  668. 

Faffand  41. 
Fäinglenn  341. 
Fedan  ChoUna  299. 
Fedan  Chuailnge  476.  479. 
Fernmag-   (Fearmag)    94.   206.   338. 

371.  489.  496. 
Ferta  Fingin  192. 
Fertais  Locha  Echtra  (-rann)  136. 
Ferta(i)s  Rudraigi  (-aidhe)  540  f. 
Ferta  Lugdach  555. 
Ferta  na  h-Ingine  299. 
Fert  Sciach  (Sceth)  208. 
Fesse  385. 

Fleh  m-Buana  466  f. 
Fid  Cungse  589. 
Fid  Düin  126. 
Fidga  422,  vgl  Mag  F. 
Fid  (Fiod)  Gaible  369.  873.  375. 
Fid  Garbrais  511. 
Fid  Manach  469. 
Fid  Mörthruaille  149. 
Fine  513. 
Finn  605. 
Finnabair  121. 146. 149. 152,  F.  Siebe 

196. 
Finncarn  na  Foraire  331. 
Finnchorad  (Fionn-)  364  f.  373.  512. 

534. 
Finnglais  218.  431.  436  f.  439  f.  442 

444.  492. 
Finnlethe  218. 
Finnloch  246.  252  f.  576;  Findloch 

Gera  41. 
Fochain  s.  Ochain. 
Focherd  (-chaird)  108  f.  163  f.  166— 

168.  175.  240. 
Foirbe  s.  Airbe. 
Forcha  475. 
Formsela  s.  Maela. 
Fornocht  141. 
Fremain(n)  s.  Dün  F. 
Fuiliarnn  (Fuil  lairn)  188  f. 
Fuinche  152. 


Gabar  654. 

Gäirech  (-ig)  181.  195.  202  f.  210  f. 

246  f.,  vgl.  Gäibeach  Gäiride  558. 
Glais  Chrau  177. 
Glais  Colptha  (-e,  Colbda)  147. 
Glais  Cruindchon  150. 
Glais  Cruinn  146  f.  150.  282  f.  316. 
Glais  e  Breg  565. 
Glais  Gatlaig  148. 
Glascharn  504. 
Glenn  Bolchäin  565. 
Glenn  Cainneire  346. 
Glenn  Cruain  248. 
Glenn  Da  Gruad  654. 
Glenn  Däil  148. 
Glenn  Däilimda  147  f. 
Glenn -Da -Locha  12.  34. 
Glenn  Domain  (-mun)  196. 
Glenn  Fir  Baith  166  f.  169. 
Glenn  Flesca  267. 
Glenn  Fochaine  154. 
Glenn  Gat  146. 
Glenn  Gatlaig  148. 
Glenn  Ge(i)rg  352  f.  356.  622. 
Glenn -in -Scäil  259—261.  267. 
Glenn  m-Breogain  385. 
Glenn  na  h-Uathaige  397. 
Glenn  na  m-Bodar  560  f. 
Glenn  na  Samaisce  145.  245  f. 
Glenn  Eige  485.  487  f. 
Glenn  Täü  148. 
Glonn-Ath  394. 
Gort  m-Büraig  218. 
Gränaird  124. 
Greig  Mhör  400. 
Grellach  Böbulge  162. 
Grellach  Böguine  162. 
Grellach  Culgairi  310. 
Grellach  Dolair  176. 
GreUach  Dollaid  (-uid)  176.  186.  310. 

385. 
Grellach  Sruthra  248. 
Gris  556. 
Grutine  666. 
Guala  Mulchai  143  f. 
Guiph  161,  vgl  Cuib. 


Verzeichnis  2.   Ortsnamen. 


697 


i  255. 

Ilgairech  s.  Irgairech. 

Imlech  239.  241. 

Imlech  AI  597. 

Imlech  Glendararach  195. 

Imlech  n-Darba  303.  306. 

Imlech  Salaig  176. 

Imorach  Smiromrach  190. 

Impail  (Immail,  Imel)  s.  Räith  I. 

Inber    Cichmaine    (-miiine)    601  f. 

611. 
Inber  Dunann  (Donann)  307. 
Inber  m-Bici  (Biene)  292  f. 
Inber  n-Ailbine  44. 
Inber  n-Domnann  307. 
Inber  Scene  247. 
Inber  Seimne  367  f. 
Inber  Umaill  504. 
Inis  Banba  74. 
Inis  Clothrann  584. 
Inis  Cuilinu  (-lenni)  331. 
InisElga,  I.  Fäil,  I.  Fötla  (Födla)  74. 
Inis  Glas  245. 

Inis  na  Conchada  Amide  305. 
Inis  Eachlainn  331. 
Insi  Cadd  366. 
Insi  (Innsi)  Faichi  133. 
Insi  Gaid  460. 
Insi  Orc  366,  a.  460. 
Iraird  (Urard)  Cu(il)lenn  124  f.  141. 

202  f.  218.  247  f. 
Irgairech  (Ilgairech,  -ig)   181.  195. 

202  f.  210  f.  246.  585. 
Irrus  Domnann  221.  297.  305.  319. 

349.  443. 
Iruath  192.  211. 

Laith  Guifi  161  f. 
Lämraige  596.  613  f.  618. 
Läthairne  (-arna)  433.  475.  521. 
Leca  (Lecga)  652.  654.  658.  L.  Ginn 

Siebe  640. 
Lecan(n)  245.  350. 
Leccain  Siebe  Fuait  192. 
Lecc  Tollcind  41. 
Lecht  iEnfir  Aife  44.  407. 
Lecht  Ele  505. 


Lecht  Medba  39.  585. 

Lege  39. 

Lemain  483. 

Leodüs  366  f. 

Leo  Thuaga  511. 

Lerga  153.  177  f. 

Lerg  Lechtach  439. 

Letha  75.  252.  404.  526.  538. 

Lethbera  Luair  176. 

Leth  Moga  538. 

Letir  Lamraigi  535. 

Letir  (Letri)  Luasce  162. 

Letir    Ruide    (Ruige,    Riogh)    527. 

529  f.  532.  669. 
Lia  Fiachrach  meic  Fir  Febe  239. 
Lia  Linngadäiu  493. 
Liamain  (Liathm-)  245.  517. 
Lia  ><uallan  147. 
Liasa  Liac  148. 
Liathdruim  298. 
Lia  Ualonn  147. 
Lie  Mör  143. 
Life  (Liffey)    509.   512.   554.    630  f. 

646.  654. 
Line  205  f.  511. 
Linn  Feic(c)  (Feig)  140-  370  f. 
Linn  Formait  234. 
Linn  Leith  462.  548.  553.  555.  564. 
Linn  Luachaiune  368. 
Lochän  an  Tonnachtha  563. 
Loch  Bei  Dracon  301  f. 
Loch  Ce  45.  187. 
Loch  Cuan  393.  427. 
Loch  Cutra  493. 
Loch  Da  Airbrech  602. 
Loch  Da  Lig  600.  602. 
Loch  Dergderc  365.  506.  511. 
Loch  Digi  (Derige)  245  f. 
Loch  Duib  Sainglenn  463. 
Loch  Echtra  136. 
Loch  Eitche  329  f. 
Loch  Fidaig  296. 
Loch  Gabar  44. 
Loch  Garman  42. 
Loch  Guala(i)  354.  359. 
Loch  Laegaire  (Laoghaire)  528.  575. 
Loch  Lai  (Laig)  575,  vgl.  L.  Loig. 


698 


Verzeichnis  2.   Ortsuamen. 


Lochlainn   334.  366.  395.  427.  429. 

527.  569. 
Loch  Lämraith  553. 
Loch  Lein  38. 

Loch  Leitriach  347.  349.  351. 
Loch  Lö  593. 
Loch  Loig  316. 
Loch  Luathse  593. 
Lochmach  122. 
Loch  Mai  295. 
Loch  n-Airne  342.  345. 
Loch  na  n-En  588. 
Loch  n-Dechet  655  f. 
Loch  n-Dnb  553. 
Loch  n-Echach  656. 
Loch  n-Erne  45.  504  f. 
Loch  n-Oirbsen  43.  516. 
Loch  Reuin  143  f. 
Loch  El  584. 
Loch  Riach  38.  43.  280. 
Loch  ßudraigi   (-e,   -raidhe)    540  f. 

546. 
Loch  Sreoid  144. 
Long  Laga  654. 
Luachra  Dedad  496. 
Luglochta  Logo  (-a)  384  f.  393. 
Luibnech  484. 
Luimnech  39.  42.  284.  435. 

Macha  210.  550. 

Machaire  Conaille  (Chonaill)  148. 560. 

Msela  Mide  214.  216,    Formsela  M. 

526. 
Mseläna  Atha  Luain  216. 
Mag  Ai(i)  (n-Ai)  44.  90.  158.  216. 

244.  503.  576.  616.  650. 
Mag  Argatrois  (Airget-)  555.  566. 
MagBreg  (m-Breg,  Bregmag,  Brech-) 

40  f.  89.  137.  144  f.  454.  492.  559. 

613. 619  f.  655.  657.  662;  ?Y/^-Bregia. 
Mag  Caille  Fallamain  298. 
Mag  Clochair  238. 
Mag  Cnämros  662. 
Mag  Coba  161. 
Mag  Corainn  503. 
Mag    Cruachau    41.   509.   617.   661, 

vgl.  M.  Ai. 


Mag  Deirg  589  f. 

Mag  Ene  407. 

Mag  FaithHnn  542  f. 

Mag  Fea  507. 

Mag  Femin  39. 

Mag  Fidga  420. 

Mag-Inis    (-nais)    206.    273.    275  f. 

599.  608. 
Mag  Lamraige  537,  vgl.  Lämraige. 
Mag  Lena  44.  498  f. 
Mag  Life  42.  654  f. 
Mag' Line  542. 
Mag  Luada  422. 
Mag  Luirg  582. 
Mag  Main  (Maen)  493.  656. 
Mag  Mannachta  241. 
Mag  m-Breg  s.  M.  Breg. 
Mag  m-Bolgaide  655. 
Mag  m-Brenguir  652. 
Mag  Meli  419. 
Mag  Mesca  500. 
Mag  Mogna  551. 
Mag  Muceda  140. 
Mag  Mucrime  501  f. 
Mag  Mu(i)rtheimne  (-i)  90.  98.  130. 

135.  144.  150.  153.  163.  177.  199  f. 

208.  218.  273.  275.  314.  320.  385. 

410.  417.  419.  429.  477.  538.  549  f. 

551-553.  558.  564. 
Mag  Murisci  41. 
Mag  n-Ai  s.  M.  Ai. 
Mag  na  n-Dumach  298. 
Mag  n-Dermach  45. 
Mag  n-Gosa  271. 
Mag  n-Ini  358. 
Mag  n-Itha  (M.  Itha)  44.  475. 
Mag  n-Olgaide  655. 
Mag  Raigni  39.  42. 
Mag  Rois  438. 
Mag  Sainb  588. 
Mag  Siecht  582. 
Mag  Slicech  463. 
Mag  Tarbga  41.  245. 
Mag  Trego  (-a)  124.  504. 
Mag  Tuag(a)  214. 
Maige  Ailbe  494.  498. 
Mainistir  Buiti  534. 


I 


Verzeichnis  2.   Ortsnamen. 


699 


Mainistir  Droichit  Atha  48. 
Malann  596;  vgl.  Fir  M.  Verz.  1. 
Mana  (Insel  Man)  62.  255  f.  266.  356. 

429  f.  437.  443.  517. 
Martin(e)  581. 
Mastiu  556. 

Methe  156.  176,  vgl  Methe  Tog  142. 
Mide   44.    76.   204  f.  208.  282.   337. 

364.    369—371.    420.    438.    492. 

498.  530.  559.  602.  610.  614.  618. 

648. 
Midluachair  149.  242,  vgl.  Slige  Mid- 

Inachra. 
Moduirn  206. 
Möin  Cainnliche  594. 
Möin  Coltna(Coiltne,  Choltni,Chöiltra) 

123.  125. 
Muccelta  504. 
Mucfinn  245. 
Miüd  Loga  185. 
Miün-Chille  385. 
Muinchinn  245. 
Muine  Cainnlige  594. 
Miiirbolg  367  f. 
Miür  Camais  264. 
Muired  396. 
Muiresc  92.  580. 
Muir  Tallann  (-äin)  672. 
Mu(i)rtlieimne    148.    167.    187.   407. 

485.  493.  528.  530.  560.  596,  vgl. 

Mag  M. 
Muir  Torrian  366. 
Mnmu  76. 

Näs  265.  509.  603. 
Neim  305. 
Nemed  206. 
Nuachongbä(i)l  34. 

Oa  (Oo)  Cualann  604.  654,  Oia  Sid 

604. 
Ochaine  (Ochain,  Fochain)  152—155. 
_  157.  160.  435.  607. 
Ochtur  Lui  192. 
Odba  43. 

Oirgialla  s.  Airgialla. 
Orcel  385. 


Port  Lärge  218. 
Port  RTg  521. 
Pupall  Medba  164. 

Rae  Ban  394. 

Räith  Airthir  199.  202.  (671). 

Räith  Bec  500. 

Räith  Cathbad  275. 

Räith  Clö  214. 

Rä(i)th  Cnämrosa  40.  656  —  658.  660. 

Räith  Conchobair  maic  Nesa  276. 

Rä(i)th  Cruachan  41.  312  f.  317.  493. 

616.  658.  661,  vgl.  Cmachain. 
Räith  Derg  530. 
Räith  Esa  613.  617—619. 
Räith  Imbuaid  353. 
Räith  Impail  (Immil),  Immail  (Irael) 

196.  205.  479. 
Räithm  (Rethean)  372. 
Räithin  Cinn  Bera  214. 
Räith  Ini  353.  355.  359. 
Räith  Lsegaire  530. 
Räith  Luigne  530. 
Rä(i)th  Mör  43. 
Räith  Mörgain  340.  3i6.  349. 
Räith  Sualdaim  199. 
Rämann  492. 
Redgach  492. 
Reid  Locha  145. 
Renna  na  Boinne  194.  206. 
Reriu  41. 
Rigdonn  195.  205. 
Rige   (RTge)   Laigen  375,    vgl.  Ri 

Lagen  37. 
Rinn  Bera  493. 
Roe  Fota  178. 
Roi  Arad  195.  197. 
Roi  Dedonn  217. 
Roiriu  556.  651. 
Röot  (Rout  Süla  Midir)  607. 
Ros,  Crich  Rüis,  Fir  Ro(i)s  157.  163. 

186  f.  193.  200.  271.  275.  386.  536. 
'   Ros  Commäin  16. 
Ros  na  Rig  (RTog)  363  f.  369  f.  372. 

668  f. 
Ros  Riatai  664. 
Roth  {Geyi.)  242. 


700 


Verzeichnis  2.   Ortsnamen. 


Saili  Imdorchi  (-tlii)  145. 

Sciggire  366. 

Sechair(e)  148. 

Segain  148. 

Segais  490.  609. 

Seig  Mossad  43. 

Seimne  433.  475.  521. 

Sen-Äth  Mör  588.  590,  vgl  Ath  Luain. 

Sencharaid  654. 

öescenn  (Sesgan)  Ua(i)rbeoil  (Huar-) 

259.  458.  654.  658.  662. 
Sge  na  h-Enche  ar  Murthemni  176. 
Sfd  Aircheltrai  604. 
STd   al   (ar,   fer)   Femen  (-in,   -un) 

62.  277  f.  801.  446.  608.  615.  649. 

655. 
STd  Ban  Finn  602.  615. 
STd  Breg  644. 
STd  Cruachan  62  f.  277  f.  290.  810  f. 

313. 
STd  Cuilne  304. 
STd  Fidaig  296. 
STd  Findabrach  603. 
Sid  Finnchada  500. 
STd  Froich  (Fraich)  37.  140.  248. 
STd-in-Broga  296,  vgl  Bruig. 
STd  Leithet  Lachtmaige  604. 
STd  Kechtain  300.  605  f.  610. 
STd  Nen(n)ta  iar  n-U(i)sciu  (fo  uiscib) 

280.  282.  554.  588.  616.  618. 
STd  Rodrubän  (Fodrubäin)  604. 
STd  Truim  270  f. 
STd  Uamain  302. 
STl  206. 
Sinann  (-aind,  Shannon)  39.  44. 121  f. 

279  f.  284.  477.  532. 
Sinir  279. 
Siech  ta  126  f. 
Slemain  Midi  205. 
Sliab  Bladma  42. 
Sliab  Breg  429.  463. 
Sliab  Cain  484. 
Sliab  Callan(n)  246.  574. 
Sliab   C(h)uil(l)inn   144  —  146.   161  f. 

242.  385.  559. 
Sliab  Dalän  661. 
Sliab  Dal  m-Buinne  882. 


Sliab  Edlicon  475. 

Sliab   Fuait   39.  90.   130.  136.  138. 

190  f.  204.  206.  223.  269.  271.  331. 

385.  394.  454.  468.  487.  536.  551. 

554.  561.  563.  619.  648. 
SHab  Gerg  352.  619  f.  622. 
Sliab  in  Chotaig  607. 
Sliab  Leitriach  340. 
Sliab  Malonn  590. 
Sliab  Mis  514. 
Sliab  Monaid  500. 
Sliab  Mondairn  136. 
Sliab  n-Adarca  217. 
Sliab  Sobail  meic  Sengainn  654. 
Sliab  Uil(l)enn  (-inn)  585 f. 
Slige  Midluachra  89.  122.  161.  218. 

425.  550.  634. 
Srairommair  190.  193.  209. 
Snäm  Da  En  39. 
Snäm  Maige  Tairbirt  481. 
Snäm  Räthainn  (Raithin)  465.  467. 
Solchoid  443. 
Srüb  Brain  (Broin)  87  f.  440  f.  443  f. 

491  f. 
Sruim  Innse  Oiliolla  368. 
Sruthair  239. 

Sruthair  in  lethe  (Fiunlethe)  218. 
Sruthar  654. 
Sruthar  Cuilünne  248. 
Sruthar  Gartchon  248. 
Sruth  Derg  350. 
Suan  654. 
Suca  287.  293.  341. 
Südiam  366. 
Tailne  385. 
Tailtiu  197-199.  203.  208.  292.  559. 

620.  652. 
Talland  (Etair)  512.  672. 
Tämlachtai  Orläim  141. 
Tarbga  217.  245.  504,  vgl  Mag  T. 
Taul  Tairb  218. 
Telach  Mairc  162. 
Tech  Midchuarta  93. 
Tech  n-Duinn  299. 
Temair  Chuailnge  144. 
Temair  Löchra  (Luachra)  819.  369. 

478.  480-484.  496.  688. 


Verzeichnis  3.  Irische  Ausdrücke,  Tiernamen  usw. 


701 


Temair  (-uir)  Midi  12  f.  41  f.  44.  76 

und  hmißg. 
Temair  na  h-Ardda  480. 
Tenmag-  Trögai^e  422. 
Tete  (Teite)  Brec(c)  419.  526. 
Tethba  (-fa,  Tebtha)  248.  559.  602. 

610  f.  615.  618. 
Tipra  Casra  650. 
Tipra  Cuirp  650. 
TTr-Dä-Glas  34. 
TTr  Falga  655. 
Tir  Marceni  145. 
TTr  Mör  (Tarteisc)  172.  174. 
TTr  na  Sorcha  180. 
Töithli  176. 

Tonn  Chlidna  41.  45.  333.  368.  372. 
Tonn  Eudraige  333.  368.  372. 
Tonn  Tuaige  (-de)  Inbir  333.  368. 

372,  vgl  Tuag-  I. 
Tor  Boidb  162. 
Tor  Bregoind  460. 
Tracht  Bennchuir  292. 
Tracht  Est  404.  406. 
Tracht  Fuirbthi  (-in,  -en)  637.  639  f. 
Träig  Baue  (in  B.)  320.  403.  406. 

429.  470.  475.  531.  596,  T.  B.  mic 

Buain  368. 


Traig  Esi  406. 

Träig  na  Folad  403. 

Traig  na  Trenfer  409.  543. 

Träig  Töla  475. 

Tromma  218. 

Titag   (Tuath)   Inbir   40.    516.    531. 

656. 
Tuaim-Da-Gualann  260. 
Tnga    in    Tamuin    (im    Thamun) 

185. 
Tulach  an  Bolläin  561. 
Tulach  Cnämraid  248. 
Tulach  Der  594. 
Tulach  na  Carpat  298. 
Tulach  na  Maile  351. 
Tul  Tuinne  284. 

Uaig  Buane  465. 

Uanub  385. 

Uarän    (n-)Garad   (-aid)   282  f.  316. 

650.  662. 
Uathne  484. 
Uisnech  (Midi)   323.   337.  438.  530. 

633. 
Umall  504. 

Umarrith,  Umasruth  162.  164. 
Urard  s.  Iraird. 


3.  Irische  Ausdrücke.  Namen  von  Tieren,  Watten  usw. 


abac  „Zwerg"  64. 

ser  69  f.  u.  häufig. 

Äg  (Schwert)  558. 

Aübe  (Hund)  495.  498  f.  534.  573. 

ailges  69  f.  434.  506.  552. 

airm;b)ert,  airmit(iu)  80.  200.  621. 

631. 
ammait  „Hexe"  70. 
aradach  (Faß)  457.  467  f. 

Baiscne  (Hund)  141. 
Banbän  (Schwein)  503. 
bard  (Barde)  66. 
Beltine  (I.Mai)  386 f. 
Bled  (Meertier)  283. 
Bloc  (Stein)  620. 
Blöd  (Meertier)  283. 


Blugne  (Stein)  620. 

brandub  (Brettspiel)  84.  471. 

Brega  (Stier)  655. 

briugu  (-a)  bruga  (-aid)  77  u.  häufig. 

Brögarbän  (Schwein)  503  f. 

bru(i)den  „Halle"  79  u.  häufig. 

buanbach,  -fach  (Brettspiel)  84.  155. 

208.  359.  383. 
bunsach  83.  130.  287. 

Caelcheis  (Schwein)  502  f. 
Cainnel  Cüscraid  (Schwert)  204. 
cäinte  „Spruchmanu"  70. 
Caladcolc  (-cholg),  Caladbolg  (Schwert) 

114f.   212f.   344   (671).  539.   541. 

546. 
CaUann  (Hund)  246. 


702 


Verzeiclmis  3.  Irische  Ausdrücke,  Tiernamen  usw. 


cathair  „Burg,  Stadt"  82. 

Cennchsem  (Spielbrett)  331. 

ces,   ces  noideu  (Schwäche)  97.  120. 

124.  173.  202.  359—361.  363.  549. 

581;  ces  noinden  360  f.  559. 
des  „Kunststück"  91  u.  häufig. 
cletine  83  ii.  häufig. 
Cnämrad  (Pferd)  248. 
Conbel  (Hund)  487  f. 
Conchenn    (Pferd)    564;    Coinchenn 

(Ungeheuer)  412. 
corrguinech  „Zauberer"  70. 
Coscrach  (Schwert)  333. 
Cräin  Crln  (Schwein)  503. 
crot  „Harfe"  66. 
Crua(i)dTn     (Catutchenn,     Cadat-) 

(Schwert)  374  f.  486.  488. 
Cruan  (Pferd)  248. 
Cruinniuc  (Wurm)  283. 
cual  g3e  (cualgse)  207.  213. 
Cülgias  (Sper)  333. 
cumal  77.  82.   153.   171.  243  f.  412. 

459.  484.  596.  628. 

Dabiila  (Hund)  606. 

dsel    „Mistkäfer"   94;   Dsel,   Daelchü 

(Hund)  246.  574. 
Derg  Druchtach  (Pferd)  555.  564. 
Donn  Cuailnge,  Dub  C.  (Stier)  97  f. 

216-218.    242.    244—246.    276. 

282  f.    311.    314—317.    353.    355. 

364.  369.  377. 
drui  „Druide"  70. 
Duaibsech  (Sper)  374  f. 
Dubän  (Schild)  672. 
Dubgilla  (Schild)  255.  257. 
Dub  Sainglenn  (Pferd)  91.  269.  454. 

463.  553.  561;  Dubf?eileun  561. 563  f. 
dün  „Burg"  81. 

eces  „gelehrter  Dichter"  67. 

eirr  „Wagenfahrer"  84.  93. 

Eite  (Vogel)  283. 

Engach  (Schiff)  397.  564. 

Erc  (Kuh)  320;  Erca  Echd(a)i  432 
—434.  436  f.  439;  Erca  luchna(i) 
436—439.  441;  E.  luchba  437. 


Fäl  (Stein)  620. 

fäith  „Weissager"  71  (fäithliaig  ebd.). 

fian(n)    „Kriegsbande"    8.   48.    78 f.; 

fennid  78. 
fidchell,  fithchell  (Brettspiel,  Schach) 

80.  84  u.  häufig. 
fili  „Dichter"  66  f.  80  u.  häufig. 
Finnbennach  Ai  (Stier)  98.  185.  216 

—218.  243.  245  f.  276.  282  f.  316  f. 

349.  377. 
finnruine  (Metall)  83.  120.  182.  243. 

287.  456.  471.  521.  542.  546. 
fTr  fer  81. 
Fraechan  (Schwein)  503. 

Gse    Bulga    (Bolga,    Bolcae;    Gädh 

Builg)  (Sper)  173  f.  220  f.  229.  231 

—236.  401.  406 f.  410-412.  430f. 

472.  570. 
Gsed  (Sper)  559. 

gentraiges  (Melodie)  491;  vgl.  288. 
ges,   geis   80  f.  137.   173.  253.  265. 

314.  330.  340f.  385.  394.  408—410. 

454.  477.  485.  509.  523.  551.  572. 

581.  584.  588  f.  610.  626.  631.  633. 

635  f.  639.  657.  662;  gesa  543. 
goltraiges  (Melodie)  491;  vgl.  288. 

larngualae  (Faß)  383. 

imbas  for-osn(d)ai  (Zauber)  71.  120. 

imbolg,  -c  (Lichtmeß)  84.  178.  200. 

223. 
imda  „Buhebett"  79. 
Ingen  (Vogel)  283. 
Irusän  m.  Arusän  (Kater)  262. 
lubrach  (Schiff)  330. 

lecerd  71. 

Leod  und  Letrad  (Spere)  559. 

Liath  Macha  (Pferd)  91.  200  f.  269. 

434.  454.  462  f.  465.  548.  550.  553  f. 

556.  559.  561—564. 
Lot  (Schwert)  559. 
luan  (Ion)  läith  130.  180.  239. 
Luchdonn  (Hund)  573. 
luchrupän  „Zwerg"  64. 
Lü(i)n  (Lanze)  480. 574. 595.  648. 659. 


Verzeichnis  4.  Texte  und  Sagentitel 
mennchrot  „Harfe"  (10. 


703 


noinden  (noen-)   Ulad  97.  133.  146. 
151.  238.  360  f.  468. 

Ochain   (-chaoin)  (Schild)  213.  333. 

372.  374.  526. 
og-om  (-am,  -um)  85.  125  f.  136.  140. 

158.  547.  566.  661. 
ollam  „Dichtermeister"  68 f.  u.  häufig. 
Öl  n-Guala(i)   (Faß)  354.  356.  359. 

527;  vgl.  larngualae. 

räith  „Burg"  81. 

reclitaire  „Hausmeier"  79. 

retoric  (rithlearg)  54. 

Reng  und  Riachaill  (Katzen)  262. 

rose,  roscad  54. 


samuin  (-ain)  „1.  November"   63.  84 

u.  1  läufig. 
scelaige  „Erzähler"  65  f. 
senchaid  „Historiker"  67. 109. 147. 591 . 
sTd    „Elfenhügel",    Bewohner:    sTde 

62 f.;  s.  auch  Verz.  1. 
Sinech  (Untier)  546. 
suantraiges  (Melodie)  491;   vgl.  288. 

j  teinm  laeda  (Zauber)  71. 
timpän(Seiteninstrument)  66  u.häußg. 
Treilech  (Schwein)  503. 
trenfer  „starker  Mann"  79. 
tricha  cet  „Dreitausendschaft"  76  f. 

u.  häufig. 
Tuinniac,  Tummue  (Wurm)  283. 

Uaithne  (Harfe)  288. 
Urchrad  (Schwert)  559. 


4.   Texte  und  Sagentitel. 


Acallam  Fiun  ocus  OisTn  403. 

Acallam  na  Senörach  45.  48. 

Agallam  in  da  suad  519. 

Aided  s.  auch  Oided. 

Aided  ^nfir  Aife  404  ff.  485.  667. 

Aided  Ailella  ocus  Oouaill  Cernaig 

579  ff.  668. 
Aided  Bläi  Briugad  ocus  Congoncnis 

ocus  Celtchair  maic  Uithechair  571. 
Aided  Ceit  maic  Mägach  577.  667. 
Aided    Cheltchair    maic    Uthechair 

247.  571  ff.  667. 
Aided  C(h)onaill  Cernaig  579. 
Aided  Chonchobuir  534  ff.  571.  667. 
Aided   C(h)onCulainn  90.  107.   188. 

449.  506.  510.  547  ff. 
Aided    Chonlaeich    mic    ConCulainn 

408  ff.  669. 
Aided    ConRoi  I    60.    431  ff.    439  f. 

461.  666. 
Aided  ConRoi  II  440  ff.  445.  492.  669. 
Aided  Derbiorgaill  668. 
Aided  Echach  maic  Maireda  31. 
Aided  Fergusa  maic  Leti  260. 
Aided   Fergusa   maic  Roig  (Roich) 

65.  323.  575  f.  667. 


Aided  Fiamaiu  446. 

Aided  Fir  Dead  102.  219. 

Aided  Guill  meic  Carbada  ocus  aided 

Gairb  Glinne  Rige  347.  402.  485  ff. 

669. 
Aided  Lsegairi  Buadaig  574  f.  667. 
Aided  Lugdach  Riab   n-Derg  ocus 

Derbforgaill  382.  393.  426  ff. 
Aided  Meidbe  571.  583  ff. 
Aided  Nathi  617. 
Aigidecht  Artuir  23.  515. 
Aigidecht  Athirni  515. 
Airec    menman   Uraird   maic   Coise 

21.  671. 
Airecor  n-Arad  197. 
Airne  Fingein  314.  610. 
Aislinge  .Enguso  249.  278.  300  ff.  667. 
Aislinge  Conchobair  249.  351. 
4islinge  Cormaic  Connlongais   201. 

203 
Aislinge  Pubthach  203. 
Aislinge    in    Maic    Oic    248  f.    251. 

301. 
Aislinge  n-Aimirgiu  93.  181.  198. 
Aisneis    STde    Maic    Oic    do    Midir 

Breg  Leith  657. 


704 


Verzeichnis  4.  Texte  und  Sagentitel. 


Aithed  Bläthnaite  ingine  Puill  maic 

Fidaig  la  CoinCulainn  436. 
Aithed  Derdrinne   (-drenn)  re  macc 

llisleiin  (re  maccaib  Usnig)  322. 
Aithed    Emere     le    Tuir    n-Glesta 

428  ff. 
Aithed  Mugaine  re  Fiamain  447. 
Altrom  tige  da  medar  610. 
Amra  Choluim  Chille  255.  523. 
Amra  ConRoi  435.   436.   439  f.  442. 

444.  627.  634.  666. 
Auraiccept  Morainn  416. 

Bsethreim  Ulad   co  Temair  Luachra 

473  ff. 
Baue  Chuinn  Chetchathaig  17. 
Baile  in  Scäil  27. 
Banchath  Rochada  239. 
Bänchomrag  Fergusa  187. 
Bangleo  Rochada  195.  239. 
Bansenchas    Erenn    46  f.    378.    415. 

417.  443.  549.  587.  617.  671. 
Brafiang  Scöine  23. 
Brinna   Ferchertne   437  ff.  440.  444 

-446. 
Brislech  mör  Maige  Muirtheimne  73. 

103.  547  ff.  667.  669. 
Bruiden  Da-Chocse  16.  45.  47.  586 ff. 

669. 
Bruigen  Seinbic  490. 

Caithreim  Conghail  Cläiringnigh  527. 

539. 
Caladgleo  Cethirn  23.  190. 
Cath  Aichli  24. 
Cath  Airtig  31.  594  ff.  669. 
Cath  Boinne  365.  531  ff.  669. 
Cathbuada  ConRoi  444. 
Cathcarpat  ConCulainn  449. 
Cath  Etair  427.  462.  505  ff.  513.  549. 

608. 
Cath  Finnchorad  364  f.  512.  534.  558. 
Cath  Gabhra  394. 

Cath  Leitrech  Ruide  ;Ruige)527  ff.  669 
C'ath  Maige  Mucrime  276.  502. 
Cath    Maige   Tured   112.   386.    430. 

522.  605.  648. 


Cath  Muighe  Rath  73.  364.  447. 

Cath  na  maccraide  364. 

Cath    Ruis    na   Rig   33.   73.   363  fl. 

473.  512.  528.  548.  558.  668  f. 
Cennach  ind  ruanada  447.  460. 
Ces  Ulad  359  ff.  382.  387.  667  f. 
Cocad  Fergusa  ocus  Conchobair  529  ff. 

669. 
Cogadh  Gaedhel  re  Gallaibh  367. 
Cöir  Anmann  48  ff.  76.  94.  176.  354. 

421.  496  f.  527.  582  f. 
Compert   Celtchair    maic   Uthechair 

274.  276. 
Compert  Conaill  Cernaig  276.  582. 
Compert    Conchobuir    249  f.    273  ff. 

525.  528.  667  f. 
Compert    ConCulainn    17.    30.    173. 

178.   249  f.   268  ff.   274.  382.  386. 

413.  418.  666  f. 
Comracc  ConCulainn  re  Senbecc  ua 

n-Ebricc  a  Segais  400  f.  668. 
Cophur  s.  De  chophur. 
Cormacs    Glossar    13.    19  f.   43.   63. 

67  f.   71.  79.  255.  266.   277.  432. 

435.    513.   516.   520  f.   523  f.  548. 

575.  587.  589. 

De  chophur  in  da  mucado  124.  246. 

249  f.  276  ff.  316.  667  f. 
De  comairle  Connacht  usw.  249. 
De  gabäil  int  sTda  248—251.  604  f. 

667. 
De  maccaib  Conairi  663  ff.  667. 
Dergruathar  Chonaill  Chernaig  557  f. 

564  ff. 
De  Sil  Conairi  Möir  619  ff.  667. 
Dinnsenchas    31.    36  ff.    48.   51.   58. 

245  ff.   276.   278.   284.  287.  293  f. 

296.  308  f.  316.  320.  360.  363.  365. 

381  f.  387.  395.  406.  431.  436.  438 

-441.   443.  466  f.  484.  491  ff.  498 

-505.  511  f.  516.  529.  566.  573  f. 

582  f.  585  f.  593  f.  600.  603  f.  605  ff. 

613.  616  ff.  620.  653  ff.  658.  660  f. 

666. 
Dinnsenchas  Lf jgen  37. 
Duil  sloindti  Laigen  653. 


Verzeichnis  4.  Texte  und  Sagentitel. 


705 


Echtra  Bresail  43. 

Echtra  Conlai  17. 

Echtra  CouRui  444. 

Echtra  Fergusa  raaic  Lete  539  ff.  668. 

Echtra  Fiamain  447. 

Echtra  Macha(e)  17.  382.  387. 

Echtra  Nerai   217.    238.  246.  249  f. 

311  ff.  668. 
Esnada  Tige  Buchet  503. 

Faillsigud     täna    bö    Cuailnge    42. 

249  f.  251  ff.  669. 
Feis  Emna  321. 

Feis  tige  Becfoltaig  249  f.  271  ff. 
Feiire  ^Enguso  14.  252.  444. 
Ferchuitred  Medba  365.  531  ff. 
Fiacalgleo  Fintain  194. 
FTs  Conchobair  351  ff. 
Fled  Bricrenn  32.  60.  231.  281.  287. 

321.    335.    337.    382—384.    397  f. 

400.  416.  430.  441.  443.  446.  447  ff. 

467.  473.  485.  494.  509.  524.  526. 

534  f.  551.  568.  601.  660.  667  f. 
Fled    Bricrenn     ocus    longes    mac 

n-Duii  Dermait  416.  467  ff.  668. 
Fochonn  loingse  Fergusa  meic  ßoig 

249  f.  321  f. 
Foglaim  ConCulainn  73.  396  ff.  669. 
Foras    feasa    ar   Eirinn   s.  Keating 

Verz.  1. 
Forbais  Aide  24. 
Forbais  Duin  Binne  23.  447. 
Forbais  Etair  506. 
Forfes  (Forbais)  Fer  Fälchae  (Falga) 

17.  24.  429  ff.  436  f.  441.  443.  648. 

666. 

Gineamain  ConCulainn  268. 

Imraacaldam  in  da  t.huar(ad)  518  ff. 

667. 
Imram  Brain  17.  37.  491. 
Imram  Mseile-Düin  72.  112. 
Imram  Snedgosa  ocus  Maic-Riagla  58. 
Imroll  Belaig  Eoin  110.  184. 
Imslige      Glennamnach     (Glendom- 

nach)  165.  181.  196. 
Imslige  Glinne  Domain  196. 


Imthechta     Tuaithe     Luchra     ocu.s 

aided  Fergusa  541  ff.  669. 
Imthecht  na  Tromdaime  254  ff.  669. 

671. 
In    carpat   serda   ocus   in   Bre.slech 

mor  Maige  Murthemne  103. 
In  tromlongas  timchell  i  Connach- 

taib  364. 

Laoidh  na  gceann  557.  566. 

Lebor  Gabäla  16.  34  f.  44.  47  f.  318. 

492.  616.  620.  651.  658.  664. 
Liadain  ocus  Cuirithir  60.  71. 
Longas  mac  n-Uislenn  (n-Uisnig)  65. 

124.  183.  250.  322  ff.  352.  575.  667. 
Longes  n-Ulad  321. 

Mellgleo  (n-)  Iliach  23.  196. 
Merugud  Uilix  maicc  Leirtis  50. 
Mesca  Ulad  33.  36.  44.  60.  183.  206. 
209.   241.   243.   439  f.  457.  473  ff. 

485.  667  f. 

Oided  chloinne  Lir  73.  327. 
Oided  chloinne  Tuirenn  73.  327. 
Oided  mac  n-Uisnig  73.  327  ff.  587. 

669. 
Oidhe  Chloinne  Uisneach  327  ff. 
Oileamuin  ConCulainn  agus  oigheadh 

Chonnlaoich  397. 
Oislige  (Oslaige)  Amairgin  198. 
Orgain  Belc(h)on  Breifne  23.  577. 
Orgain  bruidne  XJi  Dergae  622.  657. 
Orgain  cathrach  ConRoi  432. 
Orgain  cathrach  Mail  Milscothaig  21. 
Orgain  Dinn  Big  520. 
Orgain  (-cain)  üüine  Binne  23.  447. 
Orgain  Düine  Sobairche  164. 
Orgain  Fiamuin  meic  Forui  447. 
Orgain  mac  Mägach  579. 
Orgain  Maie  Dathö  494. 
Orgain  Side  Nennta  616. 

Remscela  Täna  bö  Cuailnge  248  ff'. 
Riamdrong  ConCulainn  for  Tartesc 

176. 
Ruadrucce  Minn  194. 


Thurneysen,  Die  irische  Helden-  und  Königsag'e, 


i5 


706 


Verzeichnis  4.  Texte  und  Sagentitel. 


Sagenliste  A  21  f.  67.  102.  285.  303. 

306.   311  f.   317.   321  f.    351.   360. 

378.  432.  436.  444.  446  f.  515.  535. 

571.  577.  579.  586.  598.  616.  622. 
Sagenliste  B    21  ff.    256.    268.    276. 

285.  301.  303.  306.  309,  311  f.  321. 

351.  378.  414.  432.  436.  444.  447. 

539.  577.  579.  586.  598.  604.  616. 

622. 
Saltair  na  Rann  14.  58.  103.  435. 
Sanas  Corraaic  s.  Cormacs  Glossar. 
Scela  Ailella  ocus  Etaine  658. 
Sc5la  Conchobair  maic  Nessa  524  ff. 
Scel  mucce  Maic  Dathö  194.  494  ff. 

573.  667. 
Senchas    dinn   Brenn    42,    s.  Dinn- 

senchas. 
Senchas    (-iis)    Mür    67.    500.   522  f. 

540  f.  671. 
Serc  Gormlaithe  do  Niall  Glnndub  24. 
Serglige  Ailella  ocus  tochmarc  Etäine 

661. 
Serglige  ConCulainn  ociis  senet  Emire 

30-32.  225.  286.  398.  404.  413  ff. 

453.  467.  471.  494.  513.  667. 
Siaburchapat  ConCulainn  27.  32.  139. 

380.  382.  884.  433.  439—441.  444. 

449.  567  ff.  668. 
Sirrabad  Sualdaim  104.  199. 

Täin  be  Aingen  250.  311. 

Täin  bö  Cuailnge  9.  13.  23  f.  29—34. 

37.  51.  60  f.  70.  78  f.  89.  93.  95. 

96  ff.  u.  häufig. 
Tain    bö    Dartada    243.   249  f.   278. 

303  ff.  306.  308.  318.  352.  354.  667. 
Täin  bö  Flidais  31.  122.  249  f.  317  ff. 

335  f.  595.  667.  669. 
Täin  bö  Flidaise  II  334  ff. 
Täin  bö  Fraich  27.  107.  249  f.  278. 

2S5ff.   303.   311.   352.   354  f.  449. 

570   575.  618.  667. 
Täin  bö  Munad  i  n-Albain  250. 
Täin  bö  Regamain  23.  250.  3(>«  ff.  667. 
Täin  bö  Regamna  23.  174.  242.  249  f. 

309  ff.  312.  315  f.  667. 
Täin  bü  Kois  535. 


Täin  teora  n-Erc  Echdach  432. 

Talland  Etair  506. 

Teacht  Chonnlaoich  go  h-Eirinn  407. 

Tecosca  Cormaic  416. 

Tesbaid  Etäine  ingine  Ailello  657. 

Tigernachs    Annalen    s.   Tigern  ach 

Verz.  1. 
Tochestol  Ulad  104.  201. 
Tochim  na  m-buiden  106.  203. 
Tochmarc  Ailbe  182.  398. 
Tochmarc  Cruinn  ocus  Macha  361  ff. 
Tochmarc   Emire    25.    27. .  31.    129. 

249.  274.  286.  354.  361.  366.  377  ff. 

396.  398.  404.  416.  427.  446.  449. 

569.  604.  607.  661.  667.  669. 
Tochmarc  Etäine  17.  26.  296.  598  ff. 

610  ff.  612  ff.  617.  657  f.  661.  667. 
Tochmarc  Fsefe  378. 
Tochmarc  Ferbe  23.  58.  249  f.  335. 

351  ff.  668  f. 
Tochmarc  Luaine  ocus  aided  Athirni 

515  ff.  669. 
Tochmarc  mnä  Cruinn  23.  360. 
Tochmarc  Treblainne  296  ff.  669. 
Tochomlad  longsi  Fergusa  a  h-Ultaib 

321. 
Tochostul  fer  n-Erenn  105.  211. 
Togail  bruidne  ßelcon  Breifne  23.577. 
Togail  bruidne  Briain  (Broin)  meic 

Briuin  312. 
Togail  bruidne  Da-Choca  22.  586. 
Togail  bruidne  Ui  Derg?e  (Da-Derga) 

10.  17.  22.  25  f.  32.  123.  274.  310. 

336.  353.  416.  421.  430.  601.  621  ff. 

666. 
Togaü  Troi  33.  61.  113.  352. 
Tomaidm  Bri  23. 
ToruigheachtDiarmuda  agus  Grainuc 

295. 
Tri    Thruaighe    na    Sgealaigeachta 

327. 
Tromdäm  Echdach  Airemon  256.  657. 
Tromdäm  Guaire  671. 

Verba  Scäthaige  17.  376  f.  378.  392. 

666. 
Vita  Tripartita  14. 


Verzeichnis  5.  Handschriften. 


707 


5.    Handschriften. 


Bibliothek  der  R.  Irish 
Acadeiny,  Dublin, 

23.  E.  25  (LU)  —  14.  17.  25  f.  27  ff. 

45.    100  ff.    235  f.    247.    268.   271. 

303  ff.  317  ff.  378  ff.  413  ff.  447  ff. 

473  ff.  490.  509.  567  ff.  574.  595. 

598  ff.  605.  610  ff.  622  ff.  653  f. 

657.  658  ff.  666: 
23.  M.  44  —  408. 
23.  N.  10  -  17.  21.  268.  377.  378  ff. 

430  f.  515.  538.  622. 
23.  N.  14  —  408. 
23.  0.  21  —  587. 
23.  P.  2  (Buch  von  Lecan)  —  16.  39. 

44  f.  49.  51  f.  273  f.  248.  498  f. 

531  ff.  595  ff.  617.  619  ff.  671. 
23.  P.  12  (BB)  —  34.  45-47.  49. 

51.  95.  252.  273.  274  ff.  513.  515  ff. 

583.  585.  587.  619  ff.  655  f. 
23.  P.  16  (Lebor  Brecc)  —  252.  513. 

523. 
23.  Q.  6  -  519. 
B.  IL  2  —  617. 
B.  III.  1  —  499. 

B.  IV.  1  —  335  ff. 
ß.  IV.  2  —  34.  360. 

C.  I.  2  —  360. 
0.  6.  3  —  115. 

D.  IL  1  (Buch  von  Hy- Maine)  499. 
513.  523. 

D.  4.  2  -  50  f.  249.  251  ff.  268.  271. 

274.  300.  309.  321.  378  ff.  426  ff. 

428  f.  490  f.  528.  534.  539.  604  f. 

623  ff. 
Buch    von    Fermoy   —   296.   360  ff. 

378.  610.  624  ff. 
Liber  Flavus  Fergusiorum  —  317. 

538. 

Bibliothek  des  Trinity  College, 
Dublin. 

H.  1.  13  —  32.  116.  268.  274.  277. 
285.  300.  306.  317.  322.  352.  377. 
430. 


H.  1.  14  —  32.  100.  658. 

H.  1.  16  —  328  ff. 

H.  1.  17  —  495.  586  ff. 

H.  2.  7  —  619  ff. 

H.  2.  12  —  220  ff.  519. 

H.  2.  15  -  519. 

H.  2.  16  (GBL)  —  19.  .30.  34.  51. 

73.  84.  99  ff.  220  f.  250.  273  274  ff. 

285.  303  ff.  306  ff.  309  ff.  311  ff. 

317.  322  ff.  335  ff.  360  n.  404  ft'. 

435.  440  ft".  467  ff.  490.  494.  513  f. 

515  ff.  519  ff.  526.  534.  556.  598. 

623  ff.  658. 

H.  2.  17  —  117.  515.  519.  577.  579  ff. 

624  ff. 

H.  2.  18  (LL)  —  20.  22.  26.  33  ff. 

37  L  46.  50.  58.  113  ff.  247.  248  ff. 

251  ff.  255  f.  270.  277  ff.  284.  285  ff. 

293.  300.  306.  309.  311.  317  ff.  321  f. 

322  ff.  351  ff.  360  ff.  364  ff.  387. 

426  ff.  449.  466.  473  ff.  484.  485  ff. 

493.  494  ff.  500  f.  505  ff.  512  ff.  516. 

519  ff.  524  ff.  534  ff.  548  ft".  582. 

583  ff.  585  f.  571.  600.  604  f.  608  f. 

617.  655  f.  663  ff.  671. 
H.  3.  3  ~  492.  499.  617. 
H.3. 17  -  22.  406  f.  447  ft".  516.  672. 
H.  3.  18  —  49.  255.  273.  277.  306  ff. 

361  ff.  426  ff.  435.  490.  494  ff.  519. 

541.  549.  586  ff.  595  ft".  598  ff. 

612  ff.  622.  624. 
H.  4.  22  —  17  f.  268.  273.  413  ff. 

429  ff. 

Franziskaner  Kloster,  Dublin. 
Nr.  16  —  220  ff. 

Buch  von  Lismore  52.  254  ff.  524. 

671. 

British  Museum,  London. 

Additional  18748  —  116. 
Additional  30512  —  445. 
Additional   33993   —    303  ft\   306  ff. 
567  ff.  624  ff. 


708 


Verzeichnis  5.  Handschrifteu. 


Egerton  88  —  16  f.  268.  377.  430. 

432  ff.  435.  440  ff.  519.  567  ff. 

622. 
Eg-.  92  -  378  ff.  623  ff. 
Eg.  93  —  117.  447  ff. 
Eg.  106  -  221.  397  ff.  528.  529  ff. 
Eg.  114  —  32.  100. 
Eg.  209  -  116. 
Eg.  1781  —  45. 
Eg.  1782  —  20.  32.  100  ff.  107.  235  ff. 

249  f.  251  ff.  268.  274  ff.  277  ff.  285. 

300  ff.  303  ff.  306  ff.  309.  311  ff. 

317  ff.  322  ff.  352  ff.  377.  427.  430  f. 

436.  446.  490.  541  ff.  579.  586. 

598.  6 17.  625.  647.  657  ff. 
Harley  432  —  541. 
Harley  5280  —  21.  359  f.  360  ff. 

378  ff.  430.  494  ff.  499  f.  505  ff. 

513.  515. 

Advocates'  Library,  Edinburg. 

Nr.  I  -  49. 

Nr.  V  —  516.  528.  535. 

Nr.  VII  —  47.  49.  671. 

Nr.  XVI  —  40  ff. 

Nr.  XXXVI  —  494. 

Nr.  XXXVII  (Buch  des  Dekans  von 

Lismore)  —  52.  291  ff.  407  f.  425. 

557. 
Nr.  XXXVIII  —  396  f. 
Nr.  XL  -  36.  285.  378.  447  ff.  474  ff. 

485  ff.    535  ff.  571  ff.   574  f.   575  f. 

577  f.  579  ff.  583  ff. 


Nr.  Lm 
Nr.  LVI 


327  ff.  334  ff. 

328  ff. 


Bodleiana,  Oxford. 

I  Rawlinson  B.  502   —  31.  32  f.   281. 

I  426  f.  519  ff.  539.  664. 

I  Eawl.  506  —  40  ff. 

i  Rawl.512   —  21.   273.   377.   378  ff. 

I  490  f.  494  ff.  531  ff. 

:  Land  610    —    19  f.    43.    55.    437  ff. 

:  444  f.  498  f.  527.  539. 
i 

i  Festländische  Bibliotheken. 

!  Brüssel  6131—3  -  47. 

j 

I  Leiden,  Cod.  Vossianus  lat.  qu.  7  — 

I  447  ff. 

j  Rennes 


45.  247, 


Verschollene  Handschriften. 
Buch    von    Druim    Snechta(i)    1 5  ff. 

26.  37.  60.  67.  72.  111.  268.  377. 

429  f.  587.  593.  599.  615.  622.  624. 

626.  657.  666. 
Dub-Dä-Leithe's  Buch  25.  378. 
Lebor  bude  Släni  30.  414. 
Lebor    Glinne    Da    Locha    titul    na 

Nuachongbäla  34. 
Luirech  lairn  273. 
Saltair  Chaisil  (Chormaic)  19. 
Edinburg ,       Advocates'       Library, 

Nr.  XXXII  —  32.  101.  250.  251  ff. 

428. 
Hs.  von  William  Monk  Mason  613. 


Dnick  von  Karras,  Kröber  &  Nietschmann  in  Halle  (Saale). 


I 


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